Plus ohne Minus


Einladung zur neuen Homepage: burkhardbudde.de (ohne Minus!) Die alte Website ist an ihre Grenzen gestoßen (Ladezeiten und Mobile Optimierung). Deshalb werden alle Artikel von mir ab sofort auf der neuen Website burkhardbudde.de veröffentlicht.



Moment mal


Faszination Kirche


Kann die Kirche faszinieren?


Ein Mensch klopft im Traum an die Tür einer Hauskirche, die Schwarzbrot anbietet. Aber die religiösen Regeln und moralischen Überzeugungen sind für ihn knüppelhart. Und einige Brocken bleiben ihm im Halse stecken.


Dann klopft er an die Tür einer Nischenkirche, die Kuchen mit Sahne anbietet. Aber die schönen Dienstleistungen im 

religiös würdigen Rahmen befriedigen nicht wirklich seine Bedürfnisse. Er braucht auch seelische Nahrung für seinen 

Alltag.


Wenig später klopft er an die Tür einer Allerweltskirche, die ein traumhaftes Kuchenbuffet anbietet. Aber vergeblich hält er Ausschau nach etwas unverwechselbar Kostbarem. Er sucht Außeralltägliches, das mehr ist als nur eine Kopie von Originalen, die es auch anderswo gibt.


Schließlich klopft er an die Tür einer Behördenkirche, die unter dem Türschild „Kirche“ auf Öffnungszeiten hinweist. Aber er kann nicht warten, da sein Hunger nach Liebe, Freiheit und Gemeinschaft zu groß ist. Und eine Organisation mit Ämtern, Hierarchien, Gremien ist ihm unheimlich; Würdenträger scheinen ihm unnahbar, Funktionäre zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und viele ihrer politischen oder moralischen Zensuren mag er auch nicht.


Da klopf jemand an seine Tür. Er wird wach, reibt sich die Augen und hört den Ruf Jesu „Ich bin das Brot des Lebens“. Er fragt sich: Ist das Hören und Vertrauen im Blick auf diese Stimme ein Türöffner, um seinen Hunger nach Sinn und Liebe, Gemeinschaft und Erneuerung im Leben zu stillen? 


Kann dieses geistliche Brot ihm Kraft schenken, Halt und Orientierung geben, ja rundumerneuern – in allen Krisen, Konflikten und Umbrüchen? So dass er gestärkt Verantwortung für sich selbst und den Nächsten, auch für „seine Kirche“ und „seine Mitwelt“ wahrnehmen kann?


Es wird ihm immer deutlicher: Nicht die Kirche rettet den Gottesglauben. Wohl aber kann die Stimme Jesu die Kirche retten - bewegen und erneuern. Als sich bewegende Institution und zugleich institutionalisierte Bewegung kann die Kirche Jesu Christi suchenden und fragenden, zweifelnden und ringenden, ja klopfenden Menschen Raum geben, möglichst glaubwürdig und empathisch. Damit die Faszination Grund-, Gottes- und Christusvertrauen geweckt wird - die Liebe zu Gott und den Menschen.


Burkhard Budde


Wait a minute



Fascination Church


Can the church fascinate?


In a dream, a person knocks on the door of a house church that offers black bread. But the religious rules and moral convictions are rock-hard for him. And a few lumps get stuck in his throat.


Then he knocks on the door of a niche church that offers cakes with cream. But the beautiful services in a religiously dignified setting do not really satisfy his needs. He also needs spiritual nourishment for his everyday life.


A little later he knocks on the door of a church that offers a fantastic cake buffet. But he looks in vain for something unmistakably precious. He is looking for something that is more than just a copy of originals that can be found elsewhere.


Finally, he knocks on the door of a church of authorities, which indicates opening hours under the door sign "Kirche". But he cannot wait, because his hunger for love, freedom and community is too great. And an organization with offices, hierarchies, committees is uncanny to him; dignitaries seem unapproachable to him, functionaries too busy with themselves. And he does not like many of their political or moral censorship either.


Someone knocks at his door. He wakes up, rubs his eyes and hears the cry of Jesus "I am the bread of life. He asks himself: Is hearing and trusting this voice a door opener to satisfy his hunger for meaning and love, community and renewal in life? Can this spiritual bread give him strength, support and orientation, even renewal - in all crises, conflicts and upheavals? So that he can take responsibility for himself and his neighbor, also for "his church" and "his fellow world"?


It becomes more and more clear to him: It is not the church that saves faith in God. But the voice of Jesus can save the church - move and renew it. As a moving institution and at the same time an institutionalized movement, the Church of Jesus Christ can give space to people who seek and ask, doubt and struggle, even knock, as credibly and empathetically as possible. So that the fascination of basic trust in God, God and Christ is awakened - the love for God and people.


Burkhard Budde


Moment mal


Echo des Herzens


Ein kleines Wort kann Türen öffnen. Es streichelt die Seele, entkrampft eine Beziehung und bewegt die Gefühle. „Danke“, flüstert das niedliche Mäuschen in das Ohr des sturen Querkopfes. Der strahlt plötzlich über beide Ohren und gibt seinem Enkelkind ein weiteres Stück Schokolade.


Allerdings wird das „Zauberwort“ schnell entzaubert, wenn es nicht ehrlich gemeint ist oder mit Berechnung daherkommt. „Der bedankt sich ja nur, damit ich weiter nach seiner Pfeife tanze“, spottet einer nach einem überschwänglichen Dankeswort hinter vorge haltener Hand.


Doch ein möglicher Missbrauch des Wortes „Danke“ sollte nicht den rechten Gebrauch verhindern.


Denn vergessener Dank führt schnell in den leeren Raum 

eines kühlen Anspruchsdenkens, maßloser Forderungen und zu „Selbstverständlichkeiten“, die nicht selbstverständlich bleiben müssen. Demgegenüber öffnet ein Echo des dankbaren Herzens auf etwas Schönes, Gutes, Wahres, Hilfreiches oder Überraschendes die Tür zum Raum wachsenden Vertrauens einer Beziehung.


Undankbare Menschen machen sich das Leben selbst schwer, werden häufig einsam und verbittern immer mehr. Dankbare Menschen ohne schlechte Hintergedanken und ohne gleichgültige Kopflosigkeit jedoch geben sich selbst und anderen neuen Sauerstoff, der eine Beziehung belebt und 

bewegt.


Dankbare Köpfe, die mit dem Herzen denken, können sogar visionäre Weiterdenker sein: 


Ist meine Lebenszeit nicht einmalig? Jedoch stets gefährdet und vergänglich? Nicht einfach wiederherstellbar, vermehrbar 

oder einklagbar? Und deshalb so kostbar?


Ist meine Lebenszeit nicht ein einzigartiges Geschenk? Da ich mir das Leben nicht selbst gegeben habe? Meine Eltern, den Zeitpunkt, den Ort meiner Geburt nicht selbst ausgesucht habe? Da ich seit meiner Geburt stets auf Unterstützung anderer angewiesen bin und bleibe?


Und könnte es nicht sein, dass der Geber meiner Lebenszeit mir aufgegeben hat, vor ihm und mit ihm, vor dem Nächsten und mit dem Nächsten mein Leben zu bedenken und zu durchdenken, den Umgang mit der Gabe zu beantworten und zu verantworten – nicht leichtsinnig, auch nicht panisch, aber in Vernunft und in Liebe, im verantwortlichen Einsatz persönlicher Freiheit und in gegenseitiger Rücksichtnahme?!


Und könnten diese Fragen nicht Klopfzeichen an die Tür des Glaubens sein, die von innen her – vom Geist Gottes selbst – geöffnet wird, um in den Raum eines glücklichen Lebens zu gelangen?!


Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 24.19.2020 in 

Ostwestfalen und Lippe)


Wait a minute


Echo of the heart


A small word can open doors. It caresses the soul, relaxes a relationship and moves the emotions. "Thank you," whispers the cute little mouse into the ear of the stubborn pigheaded man. He suddenly beams over both ears and gives his grandchild another piece of chocolate.


However, the "magic word" is quickly disenchanted if it is not meant honestly or comes with calculation. "He only thanks me so that I can continue to dance to his tune," mocks one after an exuberant word of thanks behind his back.


But a possible misuse of the word "thank you" should not prevent its proper use.


For forgotten thanks quickly lead into the empty space of a cool sense of entitlement, excessive demands and "self-evident things" that do not have to remain self-evident. In contrast, an echo of the grateful heart for something beautiful, good, true, helpful or surprising opens the door to the space of growing trust in a relationship.


Ungrateful people make life difficult for themselves, often become lonely and embittered more and more. Thankful people without bad ulterior motives and without indifferent headaches, however, give themselves and others new oxygen, which enlivens and moves a relationship.


Grateful minds who think with the heart can even be visionary thinkers:


Isn't my lifetime unique? Yet always endangered and fleeting? Not easily recoverable, reproducible or enforceable? And therefore so precious?


Is my lifetime not a unique gift? Because I have not given myself life? My parents, the time, the place of my birth not chosen by myself? Because since my birth I have always been and remain dependent on the support of others?


And could it not be that the giver of my lifetime has given me the task to think and think through my life before him and with him, before my neighbor and with my neighbor, to answer and take responsibility for the handling of the gift - not recklessly, not panicky, but in reason and in love, in responsible use of personal freedom and in mutual consideration?


And couldn't these questions be knocking signs at the door of faith, which is opened from within - by the Spirit of God Himself - to enter the space of a happy life?


Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt on 24.19.2020 in Ostwestfalen and Lippe)

      


Helmstedt – Zeuge einer großen Zeit, die begeistert

Von  Burkhard Budde


Begeisterte können begeistern. 

Zum Beispiel Meike Jenzen-Kociok, die seit 1994 als Buchhändlerin im „Herzen Deutschlands“ tätig ist und Führungen durch die kleine Stadt mit großer Geschichte anbietet. Sie ist von den Reizen der Stadt Helmstedts, die zwischen Elm und Lappwald bzw. dem nördlichen Harzvorland und dem Norddeutschen Tiefland liegt, begeistert. Und immer noch fasziniert von den über 400 Professoren- und Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die das Stadtbild Helmstedts prägen und häufig mit informativen Gedenktafeln und beeindruckenden Fassaden gestaltet sind. 

In der Tat öffnet die reizvolle Universitätsgeschichte der Stadt, die der Besucher beim Anblick des „Juleums“, des Aulagebäudes der ehemaligen Universität im palastartigen Renaissancestil aus den Jahren 1592 bis 1597 zunächst nur erahnen kann, die Tür zur älteren deutschen Geistesgeschichte.

Herzog Julius zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von 

Braunschweig-Wolfenbüttel (1528-1589) hatte 1570 das Pädagogikum in Gandersheim gegründet. Diese Musterschule für die Ausbildung von Geistlichen wurde 1574 nach Helmstedt verlegt, zu einer Hochschule erweitert und konnte 1576 als protestantische Universität „Academia Julia“ eingeweiht werden. 1568 hatte Herzog Julius die Reformation im Herzogtum Braunschweig eingeführt und strebte daraufhin eine neue Führungsschicht mit Theologen, Juristen, Medizinern und Lehrern im neuen Glauben an.


Erbprinz Heinrich Julius (1564-1613) wurde im Alter von 12 Jahren der erste Rektor und zugleich auch Student der neuen Universität. Vom damals bedeutendsten deutschen Baumeister Paul Franke aus Weimar wurde das schönste Universitätsgebäude seiner Zeit im Stil der Renaissance geschaffen. Schnell entwickelte sich mit zunächst vier Theologen, fünf Medizinern, sechs Juristen und neun Philosophen sowie 15 000 Studenten, die bis zum Jahr 1635 eingeschrieben waren, ein geistiges Zentrum mit überregionaler Bedeutung - die Nummer drei hinter Wittenberg und Leipzig  im Blick auf die Besucherzahl. In Deutschland gab es damals 18 Universitäten.


Nach Helmstedt, eine damals 3000 Bürger zählende Stadt, – in das „Athen der Welfen“ (Platons antike philosophische Akademie wird auch als Mutter aller Universitäten bezeichnet) - kamen protestantische Studenten von den Niederlanden bis zum Baltikum. Die Studenten wurden gegen Entgelt  - ein „Zubrot“ für die Professoren - in Professorenhaushalten untergebracht.


Bekannte Persönlichkeiten wirkten in Helmstedt; zum Beispiel der Humanist Johannes Caselius (1533-1613), der eine Schule der Philosophie gründete; der Theologe Georg Calixt (1586-1656), der als Wegbereiter der Ökumene gilt; der Mediziner und Publizist Hermann Conring (1606-1681), der als Begründer der Wissenschaft der deutschen Rechtsgeschichte angesehen wird; der italienische Philosoph und Dominikanermönch Giordano Bruno (1548-1600), der die Lehre des Kopernikus – die Erde dreht sich als Planet um die eigene Achse und bewegt sich wie die anderen Planeten um die Sonne - vertrat und deshalb im Jahr 1600 als Ketzer auf einem Scheiterhaufen in Rom ermordet wurde.


Auch Studenten, die später berühmt wurden, waren auf dieser Universität mit anerkannten Professoren, die sich zudem durch eine praxisnahe Ausrichtung der Lehre auszeichnete sowie durch erste gedruckte Vorlesungsverzeichnisse; zum Beispiel der Physiker Otto von Guericke aus Magdeburg (1602-1686), der insbesondere durch seine Experimente zum Luftdruck mit den Halbkugeln bekannt wurde; der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß aus Braunschweig (177-1855), dem „Ersten unter den Mathematikern“.


Kaiser Napoleon Bonaparte (1769-1821) ließ in der napoleonischen Ära (1806-1813) bzw. im neu geschaffenen Königreich Westfalen, das sein Bruder Jérôme regierte, durch eine Verfügung in Paris im Jahre 1809 die Universitäten Helmstedt und Rinteln aufheben, die sein Bruder dann 1810 besiegelte. Offensichtlich sollte nicht nur Geld gespart, sondern auch das Geistesleben in Deutschland geschwächt werden.


Etwa 233 Jahre bestand die Universität. Geblieben sind die Bibliothek mit etwa 35 000 historischen Titeln (viele Werke sind nach der Auflösung in die herzogliche Bibliothek nach Wolfenbüttel gekommen), ein Kreis- und Universitätsmuseum, Gebäude und Werke, glanzvolle Steinmetzarbeiten im Spätrenaissancestil von unschätzbarem Wert. In Erinnerung bleiben auch Namen von Wissenschaftlern, die Programm sind, Weichen gestellt haben, auf deren Rücken die Nachwelt steht, die die Gegenwart deshalb besser verstehen und weiter – besonnener und demütiger - in die Zukunft sehen kann. Und Wilhelm Raabe (1831-1910), der mehrere Jahre in Wolfenbüttel lebte, hat mit seiner Novelle „Die alte Universität“ (1858) die bedeutende Universitätsgeschichte literarisch festgehalten.

Begeistert von Helmstedt ist auch Regionalhistoriker Manfred Gruner aus Bad Harzburg. Zum begeisternden Gesicht der Stadt zählt er das Rohr`sche Renaissancehaus mit seinen faszinierenden Schnitzereien am Markt (Papenberg 2), in dem Herzog Julius bei seinen Besuchen wohnte und das als Hoflager des Herzogs diente. Dort können offene Augen auf Entdeckungsreise gehen: Die Wappen u.a. von Herzog Heinrich d.J. und Herzog Julius. Aber auch die allegorischen Darstellungen der sieben freien Künste – Lehrfächer der philosophischen Fakultät - Rhetorik, Geometrie, Dialektik, Arithmetik, Musik, Astronomie, Grammatik wecken die Phantasie des Betrachters. Und die Pietas („Frömmigkeit“) ist zusätzlich eingefügt. Zum schönsten Fachwerkhaus in Helmstedt aus dem Jahr 1567 gehören auch Frauengestalten, die Tugenden und Laster symbolisieren sowie religiöse öffentliche Bekenntnisse (übersetzt): „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Wenn du dem Herrn deine Werke anvertraust, so werden deine Planungen gesegnet sein. Im Jahre des Herrn 1567“.


Der Helmstedter Historiker und Herausgeber eines Magazins, Henning Schwannecke, ist zudem begeistert von den Lübbesteinen, die ältesten vorgeschichtlichen Denkmäler der Region, Begräbnis- und Kulturstätten, die zwischen 3500 und 3000 v. Chr. westlich vor Helmstedt angelegt worden sind. Er nennt zudem die Paramentenwerkstatt im Helmstedter Kloster St. Marienberg, die von Mechthild von Veltheim geleitet wird, wo der Funke der Begeisterung für Handwerkskunst überspringen kann. Ferner sollte das im Jahr 1994 eröffnete Zonengrenz-Museum in Helmstedt aufgesucht werden - ein Ort des Gedenkens an das „Tor im eisernen Vorhang“ sowie an die Brücke zwischen Ost und West. Und die Klöster Ludgeri, Marienberg, Mariental, die Kirchen der Stadt und der Hausmannsturm geben spannende Einblicke in eine fremde Welt, die bis heute prägende Spuren hinterlassen haben.

Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert ist stolz auf seine „Bildungsstadt“ mit früherer Universität sowie mit der ersten Lateinschule Deutschlands, die von der Bürgerschaft ab 1362 geführt wurde. Das Thema „Bildung“ sei noch heute eine der Visitenkarten Helmstedts. Und die gegenwärtigen Stärken der Stadt? Jetzt ist der Bürgermeister in seinem Element und beschreibt die „Zentralität“ (die zentrale Lage mit guten Verkehrsanbindungen), das „Wachstum“ (durch Zuzug bleibt die Einwohnerzahl stabil) sowie die „wirtschaftliche Entwicklung“ (es gibt mehr Berufseinpendler als Auspendler; die Stadt kann sich zwischen den Oberzentren Wolfsburg, Braunschweig und Magdeburg als eigenständiger und unabhängiger Wohn-, Handels- Dienstleistungs- und Gewerbeort besser „positionieren“, wobei die gemeinschaftliche Entwicklung von Landkreis und Kommunen „für alle gut ist“). Und im Jahr 2022 wird zum Beispiel mit der Ansiedlung eines bekannten Internetbetriebes gerechnet.


Ein Tourist, der Helmstedt nur im schnellen Tempo konsumiert, kehrt beeindruckt nach Hause zurück. Ein Besucher jedoch, der die Sehenswürdigkeiten bewusst wahrnimmt und historisch nachzuempfinden versucht, wird von der Stadt fasziniert berichten. Denn der Genius loci, der Geist des Ortes, begeistert durch historische Bildung, in der Wahrnehmung, Information, Kenntnis und Deutung zum Erlebnis verschmelzen.   


(Veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster am 25.10.2020)



Moment mal


Vergebung auf Augenhöhe III


Der Praxistest steht immer bevor. „Ich bin vergebungsbereit“, sagt eine Person. Aber was heißt das konkret? Löst sich diese positive Grundhaltung im Konfliktfall auf – wie eine schöne Brausetablette im Wasser?


Wie bei einer Person mit zornig blickenden Augen, die sich als „Opfer“ fühlt und den „Täter“ beleidigt und schlechtmacht. Oder die mit zugekniffenen Augen wahllos und undifferenziert alles – auch Unappetitliches – in einen Topf wirft. Und plötzlich alte Kamellen aufs Butterbrot schmiert, die in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Situation stehen. Oder die allen – auch sich selbst – Sand in die Augen streut, weil (Selbst-)Täuschungen wohl „Enttäuschungen“ erträglicher machen. Oder die den Stachel im Auge des Anderen „glasklar“ sieht, aber den Dorn im eigenen Auge „geflissentlich“ übersieht. Oder die mit offenen Augen lächelt, aber eiskalt nachträgt und dadurch die eigene Seele vergiftet – obwohl man „natürlich“ vergebungsbereit ist.


Leider gibt es kein Rezeptbuch der Vergebung für alle Fälle. Auch Alleswisser und Allesversteher können keine einfache Lösung in einem konkreten Konflikt aus dem Hut zaubern.

Wohl aber scheint Jesus mit seiner Botschaft von der Vergebung in einem wichtigen Punkt Recht zu haben: Wer in der Gewissheit lebt, dass der liebende Schöpfer bedingungslose Neuanfänge schenkt, kann auch sich selbst und seinen Mitgeschöpfen leichter Neuanfänge ermöglichen – trotz oder gerade wegen aller Unzulänglichkeit, Fehlerhaftigkeit und Vorläufigkeit.


Vielleicht auf dem Weg mit mehr Empathie, um Gefühle, Absichten und die konkrete Situation besser verstehen zu können, ohne gleich ins Wort zu fallen, zu beurteilen oder zu verurteilen. Damit begründetes Vertrauen wieder wachsen kann.


Um sich dann auf Augenhöhe – mit gegenseitiger 

Wertschätzung, Fairness und Wahrhaftigkeit – wieder in die Augen zu sehen. Damit mit empathischer und zugleich argumentativer Klarheit im Kontext gesprochen werden kann – mit dem Versuch einer gemeinsamen Lösung bzw. eines nachhaltigen Kompromisses.


Auf jeden Fall – so Jesus - lädt der Schöpfer, der seine Geschöpfe mit liebenden Augen sieht und ihnen Freiheit sowie Verantwortung zutraut, zum Fest gemeinsamen Lebens ein.

Burkhard Budde


Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 17.10.2020 in Ostwestfalen und Lippe


Wait a minute


Forgiveness at eye level III


The practical test is always imminent. "I am ready to forgive," says one person. But what does that mean in concrete terms? Does this positive basic attitude dissolve in case of conflict - like a nice effervescent tablet in water?


Like a person with angry eyes who feels like a "victim" and insults and bad-mouths the "perpetrator". Or who, with her eyes closed, randomly and undifferentiatedly lumps together everything - even the unappetizing - in one pot. And suddenly old slats are smeared on the bread and butter that have no connection to the current situation. Or which throws sand into the eyes of everyone - including oneself - because (self-)deception probably makes "disappointments" more bearable. Or who sees the sting in the other person's eye "crystal clear", but "deliberately" overlooks the thorn in her own eye. Or who smiles with open eyes, but bears it coldly and thereby poisons one's own soul - although one is "naturally" ready to forgive.


Unfortunately there is no recipe book of forgiveness for all cases. Even omniscientists and omniscientists cannot conjure a simple solution out of a hat in a concrete conflict.


However, Jesus seems to be right in one important point with his message of forgiveness: The one who lives in the certainty that the loving Creator gives unconditional new beginnings can also make new beginnings easier for himself and his fellow creatures - despite or even because of all inadequacy, faultiness and temporaryity.


Perhaps on the way with more empathy, in order to better understand feelings, intentions and the concrete situation, without immediately speaking out, judging or condemning. So that justified trust can grow again.


In order to then look each other in the eye again at eye level - with mutual appreciation, fairness and truthfulness. To be able to speak with empathic and at the same time argumentative clarity in context - with the attempt to find a common solution or a sustainable compromise.


In any case - according to Jesus - the Creator, who sees his creatures with loving eyes and entrusts them with freedom and responsibility, invites us to a celebration of life together.


Burkhard Budde

 

Published also on 17.10.2020 in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe


Liebenburg – Ort mit überraschendem Fingerzeig

Von Burkhard Budde


Im Harzvorland zwischen Goslar und Salzgitter sowie in der Nähe von Wolfenbüttel gibt es einen kleinen beschaulichen Ort, der jedoch Niedersachsengeschichte geschrieben hat. Die Rede ist von der Gemeinde Liebenburg mit einem Schloss, das der Fürstbischof Clemens August von Hildesheim (1700 bis 1761) ab 1754 als barockes Jagd- und Sommerschloss errichten ließ und zu dem eine Barockkirche gehört.

Zuvor stand auf dem Burgberg die „Lewenburg“, die der Bischof Siegfried der II von Hildesheim 1292 bauen ließ, um sein Bistum gegen die Herzöge von Braunschweig und Wolfenbüttel zu schützen. Die damals stärkste Burg im Harzvorland erlebte verschiedene Herrschaften - neben den Hildesheimer Bischöfen den Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, der auf der Burg seine Geliebte Eva von Trott in den Jahren 1541 bis 1542 versteckte, aber auch im Dreißigjährigen Krieg die Feldherren Wallenstein und Tilly, die die Burg längere Zeit als Hauptquartier nutzten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts zerfiel die Burganlage immer mehr; heute sind noch drei ehemalige Wehrtürme zu sehen sowie einige Burgmauern und ein alter Burggang.

Als einer der schönsten Aussichtstürme des nördlichen Harzvorlandes gilt der Hausmannsturm mit Blick auf den Brocken.


Auch wegen der Schlosskirche lohnt sich ein Besuch Liebenburgs. Der Barockmaler Joseph Gregor Wink, 1710 in Deggendorf in Niederbayern geboren und 1781 in Hildesheim gestorben, hat die Schlosskapelle 1758 mit Fresken – u.a. Episoden aus dem Leben des Heiligen Clemens, der von 88 bis 97 nach Christi Papst von Rom war - so plastisch und präzise sowie farbenprächtig und leidenschaftlich glühend gestaltet, dass sie zum Staunen Anlass gibt. Es existiert wohl kein weiterer Freskenmaler dieser Qualität in der norddeutschen Kunstszene des 18. Jahrhunderts. Die Schlosskirche „Mariä Verkündigung“ ist heute zugleich katholische Pfarrkirche, wird liturgisch genutzt und atmet wie im 18. Jahrhundert die besondere Nähe des Himmels auf Erden.


Eine weitere Rarität im erlebbar spirituellen Kontext sind die Werke des Malers und Grafikers Gerd Winner, der 1974 das Schloss Liebenburg als Wohn- und Künstlerhaus erworben hat, nachdem es 17 Jahre lang leer gestanden hatte. Als Gerichtsgebäude mit Gefängniszellen diente das Schloss bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Nun wirkt der Ehrenbürger von Liebenburg in Liebenburg und darüber hinaus.

Seine Biografie  – er ist Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges in Europa - erzählt spannende Geschichten und gehört mit seinen vielfältigen Werken bereits zur Kunstgeschichte u.a.  mit seinen Grafikzyklen „London Transport“. „London Docks“, „Roadmarks“, „New York Times Square“, aber auch – gemeinsam mit seiner 1998 verstorbenen Frau Ingema Reuter - mit dem „Haus der Stille“ als begehbaren Raum zur Meditation und Reflexion auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen 1997; das „Haus der Stille“ wurde im Jahr 2000 zur Weltausstellung übergeben. 

In Braunschweig – hier 1936 geboren und zur Schule gegangen, besonders geprägt durch die Zerstörung der Heimatstadt 1944 - fand er in seinem Kunstlehrer Gottlieb Mordmüller ein Vorbild sowie einen Förderer. Von 1956 bis 1962 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Prof. Werner Volkert, wo er „hautnah“ den Kalten Krieg erlebte; anschließend war er freier Maler und Graphiker. 

In London lernte er die Siebdrucktechnik kennen; während eines Arbeitsaufenthaltes entstanden hier die Siebdruckserien bzw. die Grafikzyklen. In der Stadt Heinrichs des Löwen, wo ein Atelier für Siebdruck aufgebaut wurde, begann die Zusammenarbeit mit dem Siebdrucker Hajo Schulpius. 1972 erhielt Winner einen Lehrauftrag an der Münchner Kunstakademie; 1975 einen Ruf als Professor für Malerei und Graphik. 1974 hatte er das Schloss Liebenburg vom Land Niedersachsen erworben, um eine Siebdruckwerkstatt sowie sein Atelier aufzubauen. 

Das Pendeln zwischen seinen Arbeitsplätzen in Berlin und London sowie die Fahrten durch den „Korridor“ von Berlin in den Westen war auch wegen der Schikanen der DDR-Grenzbehörden immer schwieriger geworden.


Die Liebenburg wurde für ihn ein „Ruhepol“ bzw. eine „Fluchtburg“ und die Liebenburger Natur „Inspirationsquelle“, wenn er mehrere Wochen in New York gearbeitet hatte, und eine besondere „Wirkstätte“ gemeinsam mit dem Siebdrucker, wenn in München die vorlesungsfreie Zeit begonnen hatte, obwohl der Künstler auf die Metropolen als „geistige Quellen für Kreativität“ nicht verzichten möchte. Vor allem jedoch, so Gerd Winner im Gespräch, sei Religion eine „permanente Urkraft“ – wichtig für sein Wirken. Auch stehen Martina Winner, mit der er seit 1999 verheiratet ist sowie der Sohn Marian Maximilian, in der geschichtsorientierten, künstlerischen und spirituellen Tradition des anerkannten Künstlers.


Die Stahlskulpturen Winners, die seit 2009 im Schlosspark zu sehen sind, haben ihre Basis – ohne Sockel – direkt in der Natur. Und frisches, wachsendes Gras wird als Zeichen neuen Lebens sichtbar; das Material schafft die Verbindung zur Arbeitswelt. Vor allem jedoch sind es die nach oben gerichtete „Pfeile“, die als Symbol der Auferstehung verstanden werden können.



Oder eine kreisförmige Bodenskulptur, die ein vierteiliges Labyrinth zeigt, kann auf die vier Lebensphasen sowie auf die vier Evangelien, auf den „existentiellen Weg zu Gott“ (Winner) hinweisen. Darüber hinaus stehen die Skulpturen im Zusammenhang mit der internationalen Straße des Friedens von Paris nach Moskau und haben damit auch eine überregionale Bedeutung.


Oder in der stählernen „Himmelsscheibe“ am Hang des Parks - der aufgehenden Sonne entgegengerichtet - durchdringen sich in abstrakter Form Alpha und Omega, Zeichen von Anfang und Ende, so Winner, aber wohl auch von ewigem Leben, eine Hoffnung auf Neuanfänge ohne Ende - durch Gott und zu ihm hin.


Und seine Zeichnungen? In mehrschichtigen Reflektionen und Durchdringungen, erläutert Gerd Winner, verschmelzen die persönlichen Eindrücke und Erlebnisse mit den Folgen des Leidens. Und „in der Summe richten sich meine Anfragen zur Passion der Menschen direkt und indirekt an die Passion Christi“, gibt der Künstler zu bedenken.


Winner-Kunst mit religiösen Perspektiven gibt an vielen Orten - in Braunschweig (z.B. in den Dominikaner Kirchen St. Albertus Magnus), Salzgitter-Bad („Jakobsleiter“, „Schwerter zu Pflugscharen“), Wolfenbüttel („Turm der Technik“) und darüber hinaus.

Im Jahr 2002 gestaltete Gerd Winner den „Christuskopf“ an der Stirnseite des Altenpflegeheimes Bethanien in Braunschweig. „Wir haben vorher darüber gesprochen“, erinnert sich der Künstler im Gespräch mit dem Verfasser dieses Artikels, der ihn damals mit dem Vorstand in Liebenburg besucht hatte. Es sollte kein abstraktes Kunstwerk entstehen, sondern eines, das die Menschen mitnimmt, dass sie neu und persönlich anrührt, menschlich zu bleiben und in Bewegung versetzt. Damit in dem Haus der Diakonie christliche Nächstenliebe erfahrbar bleibt, mutige Schrittmacher der Liebe gestärkt werden sowie Spuren des Göttlichen und letzte Geborgenheit entdeckt werden können.

Winners verstorbene Frau Ingema Reuter hatte einen Entwurf des Christuskopfes angefertigt. Und Gerd Winner hat das Kunstwerk „posthum“ technisch, aber auch als „geistliches Programm“ vollendet.


Doch die Fragen an den Schmerzensmann, der mit seinem Geist der schöpferischen Liebe neues Vertrauen und Hoffnung schenken möchte, bleiben. Und der Betrachter muss die Botschaft angesichts von Konflikten und anderen Herausforderungen immer wieder neu entschlüsseln. 

Und der Künstler kann mit seiner Kunst dabei helfen – ohne pädagogischen Zeigefinger, wohl aber mit spirituellem Fingerzeig.


(Veröffentlicht auch  im Wolfenbütteler Schaufenster am 18.10.2020) 


Moment mal

Provozierender Neuanfang II


Fesselt der Neid? Verhindert der Tunnelblick Neuanfänge?


Der ältere Sohn ist stinksauer auf seinen Vater. Für seinen jüngeren Bruder, der aus der Ferne zurückgekehrt ist, wo er sein Erbe „mit Dirnen“ verprasst hat, wird zum Dank noch ein Fest ausgerichtet. (Etwa) mitfeiern? Nein, danke!


Der Vater ergreift – wie beim jüngeren Sohn – wieder die Initiative und versucht auch seinen älteren Sohn zum Mitfeiern zu überzeugen. Er erntet aber nur schwere Vorwürfe: Die Feier sei ungerecht. Für ihn, der seinem Vater viele Jahre lang gedient und auf ihn gehört habe, habe es nie eine Feier gegeben.


Wieder – wie beim jüngeren Sohn – reagiert der Vater überraschend: Er verurteilt auch ihn nicht, hält ihm keine Moralpredigt, redet ihm nicht ins Gewissen. Er lädt ihn vielmehr zum Nachdenken und Weiterdenken ein, ja zum spontanen Weit-Genug-Denken: „Du bist allezeit bei mir. Alles, was mein ist, ist dein.“

Und in der Tat: Wer in einer guten Gemeinschaft lebt, hat Halt, findet Sinn und kann gerade deshalb beweglich sein, sogar sich mitfreuen, mitfeiern. Wenn der verlorene Bruder wiedergefunden worden ist, vor allem noch lebt, wieder auflebt.


Was für ein Vater. Er befreit beide Söhne von ihren Fesseln – der Bindungsunfähigkeit („ Jüngerer Sohn“) und der Unbeweglichkeit („Älterer Sohn“).


Und dieser Vater erinnert an Jesus selbst, der diese Geschichte erzählt, der Tischgemeinschaft mit Zöllnern und „Sündern“ hatte und deshalb von den frommen Gutmenschen der damaligen Zeit heftig kritisiert wurde.


Und diese Botschaft ermutigt, die vielen Fesseln wie Neid und Angst, aber auch Verletzungen und „Ungerechtigkeiten“ zu sprengen, indem an die bedingungslose Liebe geglaubt wird, die die Freiheit wirklich frei macht und nur Neuanfänge kennt.

Burkhard Budde


(auch veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 10.10.2020 in Ostwestfalen und Lippe)


Wait a minute


Provocative New Beginning II


Does envy captivate? Does tunnel vision prevent new beginnings?


The older son is furious with his father. In gratitude for his younger brother, who has returned from afar, where he has squandered his inheritance "with prostitutes," another celebration is held. Celebrate with them? No, thanks!


The father takes the initiative again - as with the younger son - and tries to convince his older son to join in the celebration. However, he only receives serious reproaches: the celebration is unjust. For him, who had served his father for many years and listened to him, there had never been a celebration.


Again - as with the younger son - the father reacts surprisingly: He does not condemn him either, does not preach morality to him, does not talk into his conscience. Rather, he invites him to reflect and think further, yes, to spontaneously think far enough: "You are with me always. Everything that is mine is yours."


And indeed: Whoever lives in a good community has stability, finds meaning, and precisely for this reason can be mobile, even join in the joy, celebrate. When the lost brother has been found again, above all still lives, revives.

What a father. He frees both sons from their fetters - the inability to bind ("Younger Son") and immobility ("Elder Son").


And this father reminds us of Jesus himself, who tells this story, who had table fellowship with publicans and "sinners" and was therefore severely criticized by the pious do-gooders of the time.


And this message encourages to break the many fetters like 

envy and fear, but also injuries and "injustices" by believing in unconditional love, which really makes freedom free and only knows new beginnings.

Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt on 10.10.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


Ja, Dankbarkeit

Artikel in DIE WELT

 

Dankbarkeit ist eine kostbare Mangelware, die leider häufig in Nischen der Kommunikation versteckt wird. Sie ist kein kostenloser Luxus, der einfach ins Schaufenster einer Begegnung gestellt wird. Sie sollte nicht als kostspielige Gegenleistung in einer Beziehung angesehen werden, berechnend oder kalkulierend sein. Als Echo des Herzens erinnert sie vielmehr an persönlich Wichtiges und sozial Bedeutsames und vergisst nicht das wahrhaft Gute und Richtige, das Nötige und Mögliche, das alle immer wieder im Leben als Gabe und Aufgabe empfangen.

 

Im Schlaraffenland gibt es Zauberwörter, aber keine Ernte. Im Land der fleißigen und tüchtigen Menschen wird gearbeitet, gesät sowie geerntet. Doch Wachstum und Gedeihen, das Überraschende und Nochkommende in der einmaligen Lebenszeit – viele Früchte des Lebens – sind nicht einfach machbar und vermehrbar, sondern nur als Geschenk dankbar annehmbar.

 

In Dankbarkeit der Autorin gegenüber, aber auch dem Geber aller guten Gaben - dem Schöpfer allen Lebens, der das Herz beschenkt und den Kopf sowie Hände bewegt.

 

Burkhard Budde

 

(Leserbrief, gekürzt erschienen in DIE WELT am 9.10. 2010 bezogen auf den Kommentar „Dankbarkeit ist ein großes Gefühl“ von Andrea Seibel am 5. 10. 2010) 


Moment mal

Überraschender Neuanfang I


Soll man (etwa) Dummheiten oder Ungerechtigkeiten vergeben? Größenwahn oder Minderwertigkeitsgefühle (einfach) verzeihen?


Eine neue Spur zeigt das Verhalten eines Vaters auf, der seinen beiden Söhnen, die glücklich sein wollen, vertraut und ihnen ohne Wenn und Aber die Freiheit über ihr eigenes Leben schenkt. Der jüngere Sohn sucht sein Glück durch einen maßlosen Egotrip in der Ferne, der ältere durch einen ängstlichen Anpassungstrip in der Nähe des Vaters.


Die Rede ist von der Geschichte vom „Guten Vater und seinen beiden Söhnen“, die Jesus erzählt hat und die im Lukasevangelium überliefert ist.


Der jüngere Sohn, der in der Ferne offenbar „Mist“ gebaut hat, erinnert sich an seinen „guten Vater“ und kehrt „reumütig“ zu ihm zurück. Als ihn sein Vater aus der Ferne sieht, läuft er ihm – in der damaligen Zeit eigentlich „unter der Würde“ eines Vaters – entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Dann – nachdem sein Sohn sein Anliegen vorgetragen hat, nämlich nur ein normaler Mitarbeiter seines Vaters sein zu wollen – lässt der Vater ein Fest feiern. Und der Sohn erhält noch ein Festgewand („Ehrengast“!), einen Ring („Vollmacht“!) und Schuhe („Freier Mann“!). Denn, so begründet der Vater sein Verhalten, sein „verlorener Sohn“ sei tot gewesen, wiedergefunden und wieder lebendig geworden.


Was für eine Überraschung! Der Vater verstößt seinen Sohn nicht, rechnet nicht mit ihm ab, hält ihm keine Standpauke. Und stellt ihm auch keine Bedingungen. Er würdigt vielmehr seine freiwillige Rückkehr - weil er sich an ihn erinnert hat, ihm vertraut und zu ihm zurückgekehrt ist.


Die bedingungslose Annahme des Vaters ist das Ende der Flucht des Sohnes vor der Gemeinschaft mit dem Vater. Und der Anfang der Frucht, sich von den Fesseln der Bindungsunfähigkeit zu befreien, seine neu gewonnene Freiheit in Verantwortung vor dem Vater wahrzunehmen, der ihm einen Neuanfang schenkt.


Ob dieses Beispiel verfeindeten, verletzten oder voneinander entfremdeten Menschen hilft, einander zu vergeben oder zu verzeihen?


Vielleicht warten wir zunächst die Reaktion des älteren Sohnes ab, über die das nächste „Moment mal“ berichtet.


Burkhard Budde 


(Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 3. 10 2020 in Ostwestfalen und Lippe.)


Wait a minute

Surprising new beginning I


Should one (perhaps) forgive stupidities or injustices? Forgive megalomania or feelings of inferiority (simply)?


A new trace shows the behavior of a father who trusts his two sons, who want to be happy, and gives them freedom over their own lives without any ifs and buts. The younger son seeks his happiness through an excessive ego trip in the distance, the older one through an anxious adaptation trip near the father.


We are talking about the story of the "Good Father and his two sons", which Jesus told and which is handed down in the Gospel of Luke.


The younger son, who has obviously "messed up" in the distance, remembers his "good father" and returns to him "repentant". When his father sees him from a distance, he runs toward him - in those days actually "beneath the dignity" of a father - falls around his neck and kisses him. Then - after his son has expressed his wish to be just a normal employee of his father - the father has a party celebrated. And the son receives a festive garment ("guest of honor"!), a ring ("power of attorney"!), and shoes ("free man"!). For, so the father justifies his behavior, his "prodigal son" had been dead, found again and come back to life.


What a surprise! The father does not repudiate his son, does not settle accounts with him, does not give him a lecture. Nor does he impose any conditions on him. He rather appreciates his voluntary return - because he remembered him, trusted him and returned to him.


The unconditional acceptance of the father is the end of the son's flight from communion with the father. And the beginning of the fruit of freeing himself from the fetters of bondage, of exercising his newly won freedom in responsibility before the Father, who gives him a new beginning.


Will this example help people who are enemies, injured or alienated from one another to forgive or forgive each other?

Perhaps we will first wait for the reaction of the older son, which the next "Moment mal" will report about.


Burkhard Budde 


(Published also in the Westfalen-Blatt on 3. 10 2020 in East Westphalia and Lippe.)


Glück beglückt

Tag der Deutschen Einheit


Der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 macht Menschen glücklich, die unglücklich waren: Wer unter der DDR-Diktatur mit ihrer Willkürherrschaft, der Unfreiheit, dem Stacheldraht und Schießbefehl sowie sozialistischer Umerziehung gelitten hat, ist heute besonders dankbar für ein Leben in Würde, für gelebte Demokratie, echte Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Medien.

Und an einem Tag wie diesem besonders glücklich.


Eine autoritäre Welt mit ideologischen Scheuklappen, totalitärem Denken, einer Angst- und Bespitzelungskultur gehört der Vergangenheit an, die aber besonders im Blick auf die Opfer der Verletzung der Menschenrechte noch perspektivisch aufgearbeitet werden muss. Denn wenn das Benennen von Unrecht unter den Teppich gekehrt oder politisch verharmlost wird, schafft man den Nährboden für neues Unrecht.


Es gibt nach der Wiedervereinigung keine heile Welt, aber eine heilbarere – als Daueraufgabe aller Demokraten, die die Gemeinsamkeiten mehr betonen als die Unterschiede, um das Unvollkommene und Unvollendete besser überwinden zu können – nicht um alles gleich zu machen, aber um das gleichwertig Unterschiedliche produktiv für das Ganze fruchtbar zu machen, um die Einheit in Vielfalt auf dem Fundament eines offenen Patriotismus im Geiste des Grundgesetzes anzustreben.

Der Brocken, der höchste Berg Norddeutschlands, der 28 Jahre militärisches Sperrgebiet war, ist immer noch Symbol dieser Sehnsucht – nach Freiheit und Weite, Begegnung und gemeinsamer Zukunft.

Auch Prof. Dr. Reza Asghari (r.) freute sich über die vielen fröhlichen Menschen auf dem „Vater Brocken“, die gemeinsam an die geglückte Wiedervereinigung dachten.

Burkhard Budde


Königslutter:

Wunderbarer Brunnen der Geschichte

Von  Burkhard Budde


Ein Blick lohnt sich: Kein flüchtiger, auf keinen Fall ein böser, auch kein gleichgültiger oder überheblicher. Aber ein neugieriger und kritischer Blick in wunderbare Brunnen spannender Geschichte und Geschichten ermöglicht immer wieder neue Entdeckungen in der Tiefe des Lebens, die man nicht so schnell vergisst.

Die Kleinstadt Königslutter, die am Nordrand des Elms liegt und das Tor zum Naturpark „Elm-Lappwald“ ist, bietet solche Brunnenerlebnisse.


Da ist zum Beispiel der Brunnen der Erd- und Naturgeschichte:


Im Geopark- Informationszentrum An der Stadtkirche 1 in Königslutter befindet sich eine Gesteinssammlung, die „steinreich“ ist. Der Kaufmann Otto Klages, gestorben 1982, hat sie – über zweitausend „erzählende Steine“ - 1972 seiner Vaterstadt Königslutter übergeben. Aus tiefer Ehrfurcht vor dem Leben, das Jahrmillionen im Kern der versteinerten Kruste eingeschlossen war, sammelte Klages leidenschaftlich Fossilien, Steine und Mineralien. Vor allem in der Landschaft zwischen dem Harz und dem Flechtinger Höhenzug wurde er fündig. Aus der Tiefe dieses „Brunnens“ konnte so die Vielfalt des Lebens vergangener Zeiten - 290 Millionen Jahre Erdgeschichte – das Licht der Gegenwart erblicken.

Ingrid Ehrlichmann, seit 10 Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin dieses Museum, das gleichzeitig das Eingangsportal zum UNESCO „Geopark Harz. Braunschweiger Land. Ostfalen.“ ist, weiß, dass es kaum ein vergleichbares Gebiet in Europa gibt. „Die Gegend ist einmalig. Die gesamte Erdgeschichte liegt vor den Füßen. Wir leben in dieser Region auf einem Schatz“, sagt die Naturliebhaberin mit leuchtenden Augen. Durch Salzaufstieg im Untergrund sowie durch Meeresvorstöße sei eine einzigartige Landschaft entstanden. Und ihr Lieblingsberg? Frau Ehrlichmann muss nicht lange nachdenken: „Das Naturschutzgebiet Heeseberg bei Jerxheim im Landkreis Helmstedt mit den Steinbrüchen, den Adonisröschen und der Hünenburg bei Watenstedt.“


Und bei diesem Lebensraum kann man sich vorstellen, dass Homo erectus und Homo sapiens – überhaupt die Vorfahren der Menschen aus der Steinzeit – ihre Spuren hinterlassen haben, etwa bei Salzgitter-Lebenstedt (50 000 Jahre altes Jägerlager der Neandertaler) oder bei Schöningen/Paläon 1 (Speere aus der Zeit vor 300 000 Jahren).


Ein weiteres Beispiel ist der Brunnen der Kultur- und Musikgeschichte:


Im Museum Mechanischer Musikinstrumente (MMM) Vor dem Kaiserdom 3-5 arbeitet seit 2004 Britta Edelmann als Museumsleiterin.

Die Sammlung von internationalem Rang informiert über 250 Jahre Geschichte mechanischer Musikinstrumente bzw. über ihre kulturgeschichtliche und technische Entwicklung. Stolz berichtet Frau Edelmann, dass alle etwa 235 Instrumente – darunter eine Spieluhr, die die Größe eines 1 Cent-Stückes hat und eine Karussellorgel mit einer Größe von 3X 4 Meter – „funktionieren und mit dem Klang vergangener Jahrhunderte die Ohren des Besuchers zum Besuch in eine fremde Musikwelt einladen.“  Im ausgehenden 18. Jahrhundert ließen Adel und vermögendes Bürgertum sich vor allem durch Flötenuhren unterhalten. In bürgerliche Wohnzimmer kamen kleine Walzenspieldosen, Tischdrehorgeln sowie erste elektrische Klaviere zum Einsatz. In privaten Salons und Vergnügungsetablissements waren Orchestrien beliebt, die ein ganzes Orchester zu imitieren versuchten. Und auf Jahrmärkten im 19. Jahrhundert hörte man Leierkästen bzw. Drehorgeln.

Auch die studentische Aushilfe im Museum, Anna Dziatzka (27), ist begeistert von der musealen Präsentation: „Große und kleine Ohren lernen, neu zu hören, die alte Zeit ohne Musikknopf im Ohr besser zu verstehen und die Gegenwart bewusster zu erleben“.


Der Regionalhistoriker Manfred Gruner aus Bad Harzburg erinnert an den Braunschweiger Kaufmann Jens Carlson, dem das Museum die einmalige Sammlung zu verdanken hat. Der hatte zunächst Kaufangebote aus Japan und den USA sowie aus Braunschweig, akzeptierte jedoch schließlich das Angebot aus Königslutter, um die ehemalige Wassermühle neben dem Kaiserdom zur neuen Heimat der Exponate zu machen.


Ein weiteres unverwechselbares Beispiel ist der Brunnen der Stadt- und Kirchengeschichte:


Der Kaiserdom – eigentlich die Stiftskirche St. Peter und Paul - gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Romanik in Deutschland. 1135 stiftete Lothar von Süpplingenburg - Herzog von Sachsen, 1125 König, 1133 Kaiser - ein Benediktinerkloster mit der Klosterkirche St. Peter und Paul als Grablege für sich und seine Familie sowie als Zeichen seiner Macht im Quellgebiet der Lutter. Als Lothar III zwei Jahre später starb, wurde er in einer unvollendeten Kirche beigesetzt. Erst um 1170 wurde der Bau unter seinem Enkel Heinrich dem Löwen fertiggestellt. Vor allem der nördliche Teil der klassischen romanischen bzw. kreuzförmigen Pfeilerbasilika mit seinen zehn Säulen, die ganz unterschiedlich gestaltet sind, gehört zu den Besonderheiten in Norddeutschland.


Und welche Überraschungen kann der Besucher beim Blick in diesen „Brunnen“ noch erleben?


Im Rahmen dieses Artikels können nur einzelne Entdeckungen geschildert werden:


Beim Blick auf das „Löwenportal“, dem Hauptzugang in die Kirche, fallen die reich verzierten Säulen auf, aber auch zwei Löwen; der linke mit einem menschlichen Opfer, das er fest in seinen Pranken hält; der rechte mit einem Widder, den er scheinbar schützt oder „nur“ festhält. Der König der Tiere – hier ein Symbol für brutale Macht oder für empathische Fürsorge?


Beim Blick auf den „Jagdfries“, eine 1135 von Steinmetzen aus Oberitalien aus der Schule des Baumeisters Nikolaus von Verona gestaltete Bildfolge an der Außenseite des Kaiserdoms, die den Kampf der Jäger mit den Hasen zeigt, fällt besonders die Szene in der Mitte der Apsis auf:

Zwei Hasen, die grimmig blicken, fesseln den Jäger, der eben noch den erlegten Hasen am Stock davon trug. Verdrehte Rollen? Wird der Jäger zum Gejagten, der Gejagte zum Jäger? Kann die Jagd nach Macht, Geld und Ruhm im Spannungsfeld von Himmel, Erde und Unterwelt überhaupt vom „gefesselten“ Menschen gewonnen werden? Gibt es Scheinsiege der starken Schwachen oder der schwachen Starken? Siegt am Ende der „Teufel“ in den Hasen oder der „Löwe von Juda“, Christus? Es bleibt eine rätselhafte Symbolik, die jedoch die Phantasie beflügelt.


Beim Blick auf die „Kaiserliche Grablege“, die mit ihrer barocken Grabplatte aus dem Jahr 1708 bzw. mit ihren Liegefiguren an Kaiser Lothar III (gest. 1137), an seinen Schwiegersohn Herzog Heinrich den Stolzen (gest. 1139) und an die Kaisergemahlin Richenza (gest. 1141) erinnert, fallen die Herrschaftszeichen wie Reichsapfel, Zepter und Krone auf. Und erinnern damit auch an die ehrgeizigen und unbedingten Machtansprüche einer vergangenen Zeit, in der es keine Demokratie oder Menschrechte gab, wohl aber viel Pioniergeist sowie einen von der Frömmigkeit geprägten Willen, Macht zu erhalten und zu vermehren, um sich im Brunnen der Geschichte zu verewigen, obwohl alles vergänglich und endlich ist und bleibt.


Beim Blick auf die „Kaiser-Lothar-Linde“, die auf dem Gelände des ehemaligen Klosterhofes – heute des AWO Psychiatriezentrums – steht und ein geschätztes Alter von 800 bis 1000 Jahren hat – vielleicht auch von Kaiser Lothar bei der Grundsteinlegung der Kirche selbst gepflanzt worden ist – fallen der Stammumfang von fast 13 Metern sowie die Krone mit einem Durchmesser von 30 Metern auf. Die Sommerlinde ist trotz des Alters „vital, kräftig im Wuchs und verzeichnet einen jährlichen Kronenzuwachs“, wie der Landkreis über das „einzigartige Naturdenkmal“ schreibt. Weckt dieser Lebensbaum nicht Ehrfurcht vor dem Alter, vor der Natur, vor dem Leben als Teil der Natur? Anlass zum Staunen und dem Schöpfer auf die Spur zu kommen?


Beim Blick auf das Mahnmal „Weg der Besinnung“, das im Berggarten westlich des Kaiserdoms zu sehen ist und 2002 vom Königslutteraner Bildhauer Günter Dittmann geschaffen wurde, fällt es dem aufmerksamen Besucher wie Schuppen von den Augen: Das Mahnmal soll nicht nur an die „Euthanasie“- Maßnahmen während der NS-Diktatur erinnern, bei den zwischen 1939 und 1945 mindestens 130 000 Kinder und Erwachsene ermordet wurden. Es soll die Verantwortung wecken, nie wieder wegzuschauen mitzuwirken, wenn wie ab 1934 in den damaligen Neuerkeröder Anstalten und in der damaligen Landes-Heil- und Pfleganstalt Königslutter kranke Menschen umgebracht wurden: „Wir wollen hinschauen, wenn Unrecht geschieht und uns einmischen.“ Ein Appell an die Menschlichkeit und Würde, der eine bleibende Bedeutung behält.


Fernab vom Trubel, von der Hektik und der Lautstärke kann man in Königslutter in viele „Brunnen“ schauen. Manfred Gruner nennt u.a. noch das dreigeschossige „Leidenfrosthaus“ mit zweigeschossigem mittigen Erkern auf hohen Säulen dem Jahr 1674, den Markt als Zentrum der Stadt mit Häusern aus dem 16. Und 17, Jahrhundert oder die Pfarrkirche St. Sebastian und St. Fabian hinter den beiden Rathäusern.


Brunnen können verschüttet, vergessen, versteckt oder ignoriert werden. Wunderbare Brunnen jedoch, die viel zu erzählen wissen, sind nicht nur ideale Orte der Stille, Treffpunkte von Gemeinschaften, sondern auch sprudelnde Quellen, aus denen neue Erkenntnisse und Einsichten sowie Erfahrungen geschöpft werden können. Und wer tief genug in die Tiefe eines solchen Brunnen blickt und geistig bohrt, kann sogar sich selbst, vielleicht auch neuen Lebenssinn entdecken.  


(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 4.10.2020)


Moment mal


Gefährliche Quallen


Im Meer tauchen plötzlich Quallen auf. Manche sind harmlos, andere giftig. Viele ekeln sich vor diesen hirnlosen Wesen, sind achtsam, um keine Bekanntschaft mit ihnen zu machen. Vorsorge ist ja auch besser als die Gesundheit zu gefährden.


Im Meer des Lebens gibt es auch „glibberige Schwimmer“, die zwar gefährlich, aber transparent und  kontrollierbar sind. Leider darüber hinaus „Quallen“, die unsichtbar, jedoch an Leib und Seele schmerzhaft erfahrbar sind, und sich schnell vermehren können.


Was tun? Ein Lachs antwortet: „Du übertreibst. Solche Quallen hat es schon immer gegeben.“ Ein Goldfisch erwidert: „Was nützt so ein Vergleich, wenn ich hier und jetzt vernichtet werde.“ Ein Haifisch meint: „Die Quallen sind doch harmlos, wenn man genau hinsieht. Und die Zahl der Opfer ist in unserer Umgebung erträglich.“ Eine Forelle widerspricht: „Weil fast alle von uns diszipliniert sind und Abstand von den Quallen halten, hat es noch keine Katastrophe gegeben.“ Und ein Hecht sagt: „Zahlen sind mir zu abstrakt, das individuelle Schicksal ist mir wichtiger.“


Viele machen sich Gedanken über die Quallen. Viele wünschen sich, nicht von Quallen getötet zu werden, besonders wenn sie vorsichtig gewesen sind. Viele ahnen jedoch, dass auch sie selbst bei aller Umsicht tödliches Opfer werden können. Und alle sehnen sich nach einem sicheren und friedlichen, freien und glücklichen Leben, ohne zu meinen, den anderen durch Selbstgerechtigkeit fressen zu müssen oder sich von ihm durch Selbstlosigkeit fressen zu lassen.


Quallen haben kein Gehirn und können nicht zur Verantwortung gezogen werden, wohl aber „quallenartige Menschen“, die das Gift der Unvernunft verspritzen und sich selbst sowie unschuldige Menschen gefährden.


Deshalb gilt für Menschen mit Gehirn und Herz: In den Stürmen des Lebens sind Bojen klugen Verhaltens, die im Recht verankert sind, lebenswichtig. Ebenfalls ein innerer Kompass der individuellen Würde, der die Eigenverantwortung und Rücksichtnahme stärkt. Auch unsichtbare Quellen des Glaubens, die dem Leben aller dienen. Weil sie immer wieder für frisches Wasser zuversichtlichen Grundvertrauens – auch neuen Gottvertrauens – sorgen. Und für verantwortungsvolle Vernunft im Einsatz gegen Quallen. Sowie für Fische, die noch nicht geboren sind.


Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 26.92020)

 

Wait a minute


Dangerous jellyfish


Jellyfish suddenly appear in the sea. Some are harmless, others are poisonous. Many are disgusted by these brainless creatures, are careful not to make any acquaintance with them. Precaution is better than endangering one's health.


In the sea of life there are also "slippery swimmers", which are dangerous, but transparent and controllable. Unfortunately, there are also "jellyfish" which are invisible, but painful to the body and soul, and can reproduce quickly.


What to do? A salmon answers: "You are exaggerating. Such jellyfish have always existed." A goldfish replies: "What good is such a comparison if I am destroyed here and now. A shark replies, "The jellyfish are harmless if you look closely. And the number of victims is bearable in our environment". A trout contradicts: "Because almost all of us are disciplined and keep distance from the jellyfish, there has not yet been a catastrophe." And a pike says: "Numbers are too abstract for me, the individual fate is more important to me."


Many people are concerned about the jellyfish. Many wish not to be killed by jellyfish, especially if they have been careful. Many suspect, however, that even they themselves can become a deadly victim, despite all caution. And all of them long for a safe and peaceful, free and happy life, without thinking that they have to eat the other person through self-righteousness or to let themselves be eaten by him through selflessness.


Jellyfish have no brains and cannot be held accountable, but they are "jellyfish-like people" who spray the poison of irrationality and endanger themselves and innocent people.

Therefore the following applies to people with brains and hearts: In the storms of life, buoys of wise behavior anchored in law are vital. Also an inner compass of individual dignity that strengthens personal responsibility and consideration. Also invisible sources of faith, which serve the life of all. Because they always provide fresh water of confident basic trust - also new trust in God. And for responsible reason in the fight against jellyfish. And for fish that have not yet been born.


Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe on 26.92020)


Moment mal


Kluge Appelle


Sind Appelle immer nur heiße Luft, zu allgemein, zu unverbindlich? Oder wie Süßholzraspeln, um andere Menschen zu streicheln, vor allem zu gewinnen? Aber ohne allzu großen Erfolg?!


Bei manchen Mitmenschen gehen selbst dringende Appelle ins eine Ohr hinein und wenig später durch das andere Ohr wieder heraus. Wie bei einer Stichflamme gibt es beim Hören nur ein kurzes (Auf-)Flackern; dann ist alles wieder beim Alten.


Bei anderen Menschen entfachen flammende Appelle nur ein Strohfeuer: Gefühle werden zwar bewegt, aber trotz der anfänglichen Begeisterung dringen sie nicht tief, weit und lang genug ins Bewusstsein vor. Und können das eigene Denken nicht durchdringen.


Auch ist es möglich, dass unverbindliche Appelle einen geistigen Schwelbrand verursachen, der glimmt, aber nicht zum Brennen kommt. Weil der Hörer kein Vertrauen in den Appellierenden hat. Es fehlt einfach genügend Sauerstoff, Offenheit und Glaubwürdigkeit. Und vielleicht existieren auch schlechte Erfahrungen mit ähnlichen Appellen oder ähnlichen Appellierenden.


Klar, wer seine Ohren mit Vorurteilen zustopft, hört nichts. Und wer nur das hört, was er hören will, weil es ihn bestätigt, hört nichts Neues. Aber einmal ehrlich: Kann man nicht auch Appelle hören, die dem eigenen und fremden Leben dienen (könnten), die einleuchten, nachvollziehbar und damit notwendig sind?


Kluge Appelle an die Vernunft – den gesunden Menschenverstand – und zugleich an das Gewissen – an das menschliche Herz – können Not wenden. Sie entzünden gleichsam ein inneres Lagerfeuer, das die Kälte einer Seele erwärmt, die Dunkelheit des Geistes erleuchtet und träge Füße des sozialen Miteinanders bewegt.


Und die Liebeserklärung Gottes „Jeder Mensch ist unendlich geliebt“, die nicht täuschen oder überrumpeln will, kann durch notwendige Appelle an die Menschlichkeit und unantastbare Würde einen Flächenbrand  auslösen - politische Verantwortung sowie den Kampf um mehr Freiheit und Gerechtigkeit.


Burkhard Budde


(auch veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 19.9.2020)


Wait a minute


Clever appeals


Are appeals always just hot air, too general, too non-binding? Or like sweet talk to caress other people, especially to win? But without too much success?!


In some people, even urgent appeals go in one ear and out the other a little later. As with a tongue-in-cheek flame, there is only a brief (up-)flickering when listening; then everything is as it was before.


In other people, flaming appeals only ignite a straw fire: feelings are moved, but despite the initial enthusiasm, they do not penetrate deep, far and long enough into consciousness. And cannot penetrate their own thinking.


It is also possible that noncommittal appeals cause a mental smouldering fire that smoulders but does not burn. Because the listener has no confidence in the person making the appeal. They simply lack sufficient oxygen, openness and credibility. And perhaps there are also bad experiences with similar appeals or similar appellers.


Of course, if you plug your ears with prejudices, you won't hear anything. And those who only hear what they want to hear because it confirms them, hear nothing new. But let's be honest: Can't we also hear appeals that (could) serve our own and other people's lives, that are plausible, comprehensible and therefore necessary?


Clever appeals to reason - to common sense - and at the same time to conscience - to the human heart - can turn trouble around. They ignite, as it were, an inner campfire that warms the coldness of a soul, illuminates the darkness of the spirit and moves sluggish feet of social togetherness.


And God's declaration of love "Every human being is infinitely loved", which does not want to deceive or take people by surprise, can trigger a conflagration through necessary appeals to humanity and inviolable dignity - political responsibility as well as the fight for more freedom and justice.


Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe on 19.9.2020) 


  • Moment mal
  • Bewegendes Spiel
  • Nur ein Spiel unterschiedlicher Haltungen? Ein Gartenzwerg - der nur gute oder schlechte Mitspieler kennt, lebt in einer scheinbar heilen Welt. Rumpelstilzchen - will unerkannt bleiben,  aber nichts eingestehen, verstehen und wissen. Herkules - der als heldenhafter Spielmacher auf der Bühne erscheint, fordert zwar mehr Brot für alle, denkt aber nur an sein eigenes gefülltes Weinglas. Eine Primadonna - die unbedingt die Hauptrolle haben will, spricht hinter den Kulissen verächtlich über andere.
  • Verwundert fragt sich ein Zuschauer: Ist das nicht alles ein mieses Spiel?
  • Im wirklichen Leben, das mehr als Spielerei ist, gibt es zum Glück  auch Mitspieler, die über den Gartenzaun hinaus blicken können, die ihren Namen nicht verheimlichen und Gesicht zeigen, die versuchen glaubwürdig zu sein.
  • Es gibt im Spiel des Lebens die Chance auf eine gemeinsame Kultur: 
  • Höflichkeit als Visitenkarte gehört dazu, damit eine Begegnung gelingt. 
  • Freundlichkeit als Kitt, damit Wertschätzung erlebbar ist. 
  • Gesprächsbereitschaft als Brücke, damit eine Beziehung erfahrbar ist. 
  • Bereitschaft zur Empathie als Türöffner, damit Verstehen möglich wird.  
  • Bereitschaft zur Fairness als Wegweiser, damit Wege zur Wahrheit gesucht werden. 
  • Bereitschaft zur Verantwortung als Schlüssel, damit der Raum zur Verständigung aufgeschlossen wird.
  • In diesem spannenden Spiel, in dem jeder Spieler mal Gewinner mal Verlierer sein kann, werden alle gebraucht, sind alle aufeinander angewiesen und alle miteinander unterwegs.
  • Und bequeme Schwarzweißmalerei, liebgewordenes Schubfachdenken und denkfaule Gewohnheiten können leichter überwunden werden, wenn sich alle ihrer Geschöpflichkeit, Fehlerhaftigkeit, Verletzlichkeit und Endlichkeit bewusst bleiben.
  • Die Energie des christlichen Glaubens kann Haltungen verändern:
  • Wer freiwillig vor dem lebendigen Gott auf die Knie geht, wird von seinem Geist der Liebe aufgerichtet. Und kann vor Menschen aufrecht gehen – auf Augenhöhe, mit Rückgrat und mit dem Rückenwind der liebenden Vernunft.
  • Burkhard Budde
  • (veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 12.9.2020)
  • (Kunstwerk - s.o.- ist von Marion Dollenberg, WF)
  • Wait a minute
  • Moving game
  • Just a game of different attitudes? A garden gnome - who only knows good or bad players - lives in a seemingly intact world. Rumpelstiltskin - wants to remain unrecognized, but wants to admit, understand and know nothing. Hercules - who appears on stage as a heroic playmaker, demands more bread for everyone, but thinks only of his own filled wine glass. A prima donna - who absolutely wants to have the leading role, talks contemptuously about others behind the scenes.
  • In astonishment a spectator asks himself: Isn't all this a lousy game?
  • In real life, which is more than just a game, there are fortunately also players who can look beyond the garden fence, who do not hide their name and show their face, who try to be credible.
  • In the game of life there is the chance of a common culture: politeness as a business card is part of it, so that an encounter is successful. - Friendliness as putty, so that appreciation can be experienced. - Willingness to talk as a bridge, so that a relationship can be experienced. - Willingness to empathy as a door opener, so that understanding becomes possible. - Readiness for fairness as a signpost, so that ways to the truth are sought. - Readiness for responsibility as a key, so that the space for understanding is opened up.
  • In this exciting game, in which every player can be a winner or a loser, everyone is needed, everyone depends on each other and everyone travels together.
  • And comfortable black-and-white painting, cherished drawer thinking and lazy habits can be overcome more easily if everyone remains aware of their creatureliness, flawedness, vulnerability and finiteness.
  • The energy of Christian faith can change attitudes: Whoever voluntarily kneels before the living God is lifted up by his Spirit of Love. And can walk upright before people - at eye level, with backbone and with the tailwind of loving reason.
  • Burkhard Budde


Walkenried: Kirchlicher Konzern mit Verfallsdatum?

Von Burkhard Budde


Von einem kirchlichen Konzern, der einmal mächtig, prächtig, und ruhmreich war, sind (fast) nur noch Reste und Trümmerhaufen übriggeblieben, die jedoch sehenswert sind. Der weitvernetzte Arbeitgeber der Region, der vielen Menschen Brot und Lohn sowie soziale Sicherheit gab, hatte viele Gönner und Förderer. Und Gutgläubige, die sich von der Konzernspitze täuschen ließen, sowie Neider und Konkurrenten, die den Reichtum des Konzerns nicht ertragen konnten. Das Kloster Walkenried, ein expandierendes und florierendes Wirtschaftsunternehmen in seiner Blütezeit, war vor allem erfolgreich, weil Mönche noch besser, einflussreicher, cleverer, kapitalintensiver, effizienter und radikaler sein wollten als andere. Zur bitteren Ironie der Erfolgsgeschichte des „Weißen Konzerns“ – das Ordenskleid der Mönche war weiß, ursprünglich grau - gehörte, dass gerade dieses Erfolgskonzept ein Verfallsdatum trug.


Aber der Reihe nach: Mönchsvater des abendländischen Mönchstums war der Heilige Benedikt von Nursia (um 480-574). Sein Leitbild für Mönchsgemeinschaften lautete „Bete und arbeite“ („ora et labora“), das mit einem religiösen Leben in „Armut, Keuschheit und Gehorsam“ verknüpft war. Da jedoch im Laufe der Zeit aus diesen Quellen immer seltener geschöpft wurde und sich die großen Reichsklöster der Benediktiner zu politischen und wirtschaftlichen Magneten entwickelt hatten, wurde der Ruf nach Reformen, nach Spiritualität im Geiste des Mönchsvaters – insbesondere im Blick auf das Ideal radikaler Armut um der Nachfolge Christi willen - lauter.


Das war die Stunde der Reformer, die 1098  in Frankreich in Cîteaux (deutsch „Zisterz“) das Mutterkloster aller Zisterzienser gründeten. Die Erneuer des Mönchstums waren in die Einöde geflüchtet, um Reichtum und Politik hinter sich zu lassen, Verzicht und Askese zu üben, körperlich zu arbeiten und zu beten – ganz im Einklang mit den Idealen Benedikts.

Explosionsartig und wirkmächtig breitete sich der neue Reformorden zwischen 1124 bis 1151 aus. Er war straff organisiert und seine Verfassung „Charta caritatis“ prägte alle folgenden Ordensgründungen. Etwa 79 Tochterklöster hatte allein Bernhard von Clairvaux gegründet, als er 1153 starb. In ganz Europa gab es 343 Klöster, die zu diesen Zisterziensern gehörten. Die erste Zisterze in Deutschland war 1123 das Kloster Kamp oder Altencampen am Niederrhein; schon bald wurden 14 Tochter- und etwa 50 Enkelklöster gegründet (darunter 1127 Ebracht in Bayern, 1135 Amelungsborn im Weserbergland, 1145 Riddagshausen in Braunschweig, 1146 Michaelstein in Blankenburg).

Doch es dauerte nicht lange, dass die guten Regeln des Mönchsvaters aus dem 6. Jahrhundert wieder in den Hintergrund traten und das alte Lied von Macht immer lauter gesungen wurde.


Und Walkenried am Rande des Südharzes? Das drittälteste Zisterzienserkloster in Deutschland und später reichste Kloster in Niedersachsen – der Klosterkonzern als Eckpfeiler aller Wirtschaft im Nordharz - wurde 1127 von der Gräfin Adelheid von Klettenberg gestiftet.


Jürgen Henkel, Museumsführer von Walkenried, erläutert die Geschichte des Klosters: „1129 kamen die ersten Mönche vom Kloster Kamp, um mit dem Bau des Klosters zu beginnen, der nach 10 Jahren fertiggestellt werden konnte“. Zum ersten Konvent gehörten zwölf Mönche und ein Abt („die Mindestbesetzung“). Sumpfgebiete wurden trockengelegt, Felder und Fischteiche (insgesamt etwa 60) angelegt. Fisch war wegen des Fleischverbotes ein Hauptnahrungsmittel für die Mönche.


Die „Gottesmänner“, berichtet Jürgen Henkel stolz, seien die „Urväter der Oberharzer Wasserwirtschaft“ gewesen. Um 1220 ist im Harz wahrscheinlich von den Mönchen die Technik des Antriebs von Schmelzöfen mit Hilfe von Blasebälgen mit Wasserkraft eingeführt worden, die seit 1200 in Oberitalien praktiziert wurde. Auf jeden Fall sollen „göttlich inspirierte Männer von Verstand“ Vorreiter im Blick auf Förderung und Verarbeitung des Kupfererzes des Rammelsberges, sowie des silberhaltigen Bleierzes und des Eisenerzes des Oberharzes gewesen sein.


In der Zeit der höchsten Blüte im 15. Jahrhundert gehörten zum Machtzentrum des Klosters u.a. viele Ländereien, acht Mühlen, Grubenbesitz am Rammelsberg, Hüttenbesitz im Ober- und Unterharz, Anteile an den Salzgütern zu Lüneburg, Weinberge in Franken bei Würzburg, aber auch Privilegien, Zoll- und Steuerfreiheit sowie Schenkungen. Selbstständige „Profit-Center“ an 30 Orten außerhalb des Klosters, den Grangien - (lat. granum= Korn) urspr. Getreidespeicher, dann umfriedeter Hofbezirk, später landwirtschaftlicher Gutskomplex - sorgten für Gewinne und Überschüsse. Und auch die Erlöse von Begräbnissen und von Erbbegräbnissen für den Adel wurden in die Erhaltung von Gebäuden oder in Grundbesitz investiert. 


Die Mönche, die Ordensleute und zugleich Unternehmer waren, jedoch persönlich kein Geld haben durften, hofften als Lohn auf das göttliche Himmelreich und arbeiteten zu Lebzeiten für die Vergrößerung des Klosterparadieses. Allerdings – wie in der damaligen Gesellschaft üblich – im Rahmen der „Stände-Ordnung“. Museumsführer Jürgen Henkel: „Es gab eine Zweiklassengesellschaft. Etwa bis zu 100 Priestermönche, die dem Adel angehörten, hochgebildet waren, weil sie schreiben und lesen konnten, und in der Verwaltung oder als Steinmetze arbeiteten. Und auf der anderen Seite etwa 250 Laienbrüder aus dem Volk, die ungebildet waren und auf dem Feld oder im Steinbruch arbeiten mussten.“ Die Priestermönche arbeiteten im schlichten Kapitelsaal des Klosters nicht – wie vielleicht manche Besucher zunächst denken - an der Vervielfältigung der Bibel, sondern wohl akribisch an der Buchhaltung des Konzerns.


Laienbrüder – auch Arbeitsmönche oder Konversen genannt – und Priestermönche beteten jedoch getrennt in der Klosterkirche. Mit dem Bau der Klosterkirche wurde 1206 begonnen und nach 84 Jahren Bauzeit 1290 eingeweiht. Sie ist 100 Meter lang gewesen, 50 Meter breit und 23 Meter hoch, mit Gewölbe und Dach 35 Meter hoch, „denn Gottes Anwesenheit sollte weit sichtbar sein“, meint Jürgen Henkel. Und erläutert, was das Markenzeichen beim Kirchenbau war: Zum Beispiel beim Chor ein gerader Abschluss, zahlreiche Altäre, keine Krypta unter dem Chor, schlichte Westfassade, kleiner Dachreiter, besonders jedoch der doppelschiffige Kreuzgang, die Lichtdurchflutung und der Hallencharakter. Da die Mönche in Armut lebten, wurden Verzierungen gemieden. In der Ruine der gotischen Kapelle, die zu dem Krankenhaus des Klosters gehörte, ist jedoch ein Gesicht zu sehen.


Stolz zeigt Jürgen Henkel den Kopf, aus dessen Mund Ranken wachsen, „die das Gebäude umschlossen und geschützt haben.“ Die steinernen Handwaschbecken mit Rohrverbindung zur Erde - gleich in der Nähe – sind ohne Schmuck -, dennoch hatten sie Symbolkraft durch das Wasser bei rituellen Waschungen: „Von der Erde kommt es - leihe es, nutze es und gebe es zurück.“


Die Klostergeschichte ist Teil der Kirchen- und Weltgeschichte, wozu auch der Bauernkrieg, die Reformation und der Dreizigjährige Krieg gehören. Die Geschichte des Konzerns kennt kein „Happy End.“ Am 3. Mai 1525 fand der Hass der Bauern gegen die „verhassten Pfaffen“ und den „übermüthigen Adel“ ein Ventil in dem Kloster, so Chronisten. 800 Bauern kamen ins von den Mönchen verlassene Kloster, um es zu plündern und die Kirche zu beschädigen. Von da an ging es mit dem eines der mächtigsten Unternehmen Nord- und Mitteldeutschlands bergab. Und die beschädigte Klosterkirche zerfiel immer mehr.

Regionalhistoriker Manfred Gruner fasst das Ende des Klosters kurz zusammen: 1546 Einführung der Reformation. 1593 Ende der Schirmherrschaft der Grafen von Hohnstein; Beginn der Schirmherrschaft der Herzöge von Braunschweig. 1618-1648 mehrmaliger Besitzerwechsel. 1648 Säkularisierung des Klosters, das zum Steinbruch des Dorfes wird.


Aber es gibt Hoffnung:


Seit 2006 existiert das „ZisterzienserMuseum“ Kloster Walkenried – eine wahre Bildungsstätte für Menschen, die aus der Geschichte lernen wollen. Und sei es, dass sich auch alles ganz anders entwickeln kann, als man denkt und plant.

Seit 2006/2008 laden der sanierte Kreuzgang und die sanierte Klosterruine des ehemaligen Zisterzienserklosters zu einer historischen Reise ein, um eine Ahnung von der künstlerischen Pracht und der Bedeutung religiöser Botschaften einer untergegangenen Zeit zu vermitteln.


Nicht ohne Grund steht das Erbe der Mönche seit 2010 auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. Vergangenheit und Gegenwart sind miteinander perspektivisch verschmolzen und sollen erhalten bleiben.


Mauerreste und Trümmerhaufen, die nicht auf der Müllhalde des Vergessens entsorgt werden, wecken Erinnerungen und Hoffnungen auf Neues. Steine aus der Walkenrieder Kirche befinden sich u.a. in sechs Kirchen der Umgebung, im benachbarten Jagdschloss der Herzöge von Braunschweig (1725-1727) und in vielen Privatgebäuden.


Alle Steine – ob sichtbar oder versteckt - sprechen immer noch eine Botschaft, die kein Verfallsdatum kennt: Aus Trümmersteinen können neue Häuser entstehen. Und Häuser des Lebens sollten nicht nur schöne Fassaden haben oder wirtschaftliche Schätze vermehren. Werke von Menschen – auch Konzerne - sind vergänglich, letztlich vergeblich. Und häufig eitel, wenn sie sich selbst erhöhen oder selbst erniedrigen.


Geistig-geistliche Fundamente jedoch bleiben. Und schenken Zuversicht und Mut, in der jeweiligen Zeit auf neuen Wegen nach dem schöpferischen und liebenden Willen Gottes  zu suchen.


„Corona – Was kommt danach?“


Austausch mit China


Tang ist Inhaber des China Restaurants „Golden Palast“ in Bad Harzburg. Und Chinese, der sich mit seiner Frau und seinen Mitarbeitern täglich den Corona-Herausforderungen stellt. Auch Tang nimmt am 8. September 2020 an der Veranstaltung „Corona - Was kommt danach?“ im Harzburger Hotel Seela teil. Eingeladen hatte das Deutschen Kontaktbüro in Bad Harzburg für die chinesische Stadt Dongguan, die 80 Kilometer von Hongkong entfernt in Südchina liegt und in der über 10 Millionen Menschen leben.


Bürgermeister Ralf Abrahms (62), seit 2002 Bürgermeister von Bad Harzburg, freut sich über die Tagung in seiner Stadt, die eine „alltagstaugliche Infrastruktur“ habe, seit einigen Jahren einen Aufschwung erlebe und deshalb von der Einwohnerzahl her nicht schrumpfe. Er persönlich habe eine „Affinität“ zu China, besonders durch seine Hochzeitsreise im Jahr 1992, aber auch durch eine Rundreise im letzten Jahr.


Der Arzt Helmut Schwesinger hat fast drei Jahre in China gearbeitet. Dongguan sei eine der ersten Städte in China gewesen, die sich Fremden gegenüber geöffnet habe. Im Blick auf den Umgang mit Corona sei China - nach anfängliche Schwierigkeiten - bislang mit seiner Strategie, Maßnahmen zu erläutern und nicht ständig zu ändern, erfolgreicher als andere Staaten. Von China könne man zum Beispiel auch beim Thema Präventionsmedizin lernen.


Deutschland, so Schwesinger, sei einmal die Apotheke der Welt gewesen; heute jedoch durch schwierige politische sowie bürokratische Rahmenbedingungen nur noch „verlängerte Werkbank ausländischer Pharmaunternehmen.“ Und Verbote wie medizinische Infos von Patienten nicht per E-Mail verschicken zu dürfen, seien nicht vernünftig. Moderne Wege wie beispielsweise „Online-Sprechstunden für Patienten“ seien wichtig, um Herausforderungen angesichts von Corona besser meistern zu können.


Der Investor Dieter Köhler – besonders bekannt wegen seiner Pläne, den Harzburger Hof wieder aufzubauen – spricht von der neuen Erdung der Menschen, vom Wertewandel, vom neuen Reiseverhalten, aber auch von Veränderungen innerhalb der Wirtschaft: „Produktion verlagert sich dorthin, wo sie gebraucht wird.“ Er beklagt ein typisch deutsches „Jammern auf hohem Niveau“ und die Angst vor dem wirtschaftlichen Risiko: „Der Deutsche liebt kein Risiko“.


Dr. Thomas Stumpf, Dipl.-Ingenieur und langjähriger Geschäftsführer der Goslarer Fels-Werke, spricht von der „größten Krise in Friedenszeiten“, die zwar mit finanziellen Maßnahmen gemildert worden sei, aber nicht „mit populistischer Fortsetzung der Maßnahmen“ weitergeführt werden dürfe. Der wirtschaftliche Einbruch habe allerdings positive Auswirkungen auf das Klima, besonders wenn die investierten Mittel klimafreundlich und nachhaltig umgelenkt würden.


IT-Manager Ulf Barth betont, dass „Homeoffice“ funktioniere und auch in der Zukunft für Städte wie Bad Harzburg eine Chance darstelle. Bei der Digitalisierung sei Bad Harzburg aktuell „gut aufgestellt“.


Auf dem fernen China gibt es mit Hilfe der Übertragung eines Kongresses in Dongguan chinesische Stimmen, die simultan übersetzt werden, zum Beispiel die vom örtlichen Parteichef Weidong Liang, der vor allem über die wirtschaftliche Situation seiner 14 Millionen Stadt spricht. Viele spezifisch chinesische Gedanken sind auch über europäische Ohren interessant und bedenkenswert, zum Beispiel, dass nach der alten Phase „Von der Armut zum Wohlstand“ es in der neuen Phase auf „Qualitative Entwicklung und Effizienzsteigerung“ und nicht allein auf Geschwindigkeit ankomme. Und der „innere Kreislauf“ der Wirtschaft den „internationalen Kreislauf“ ergänzen soll.


Eine Diskussion über die Vorträge im Vorfeld der Live-Übertragung gibt es wohl aus Zeitgründen nicht. Es wäre spannend gewesen, die Meinung der China-Kenner und -Freunde zum Beispiel auch zu den Themen Wirtschaft und Menschenrechte, Investitionsschutzabkommen mit der EU, Huawai oder Honkong zu erfahren. Aber vielleicht ist das bei der nächsten Konferenz möglich.


Denn vorrangig muss Corona Pandemie an vielen Stellen der Erde bekämpft, wenigstens eingedämmt oder präventiv angegangen werden - auch in Bad Harzburg.  

Burkhard Budde


Das Corona-Virus wie ein Dieb?!


Kampf des Rechtsstaates


Wie soll der Dieb, der Leben „stiehlt“, ja zerstört, bekämpft werden? Das Corona-Virus ist wie ein Dieb plötzlich aus dem Dunkeln aufgetaucht – unsichtbar, unbekannt und unberechenbar. Und es verbreitet weltweit Angst und Schrecken, gefährdet Gesundheit und Sicherheit aller, Frieden und Wohlstand.


Was soll und kann ein liberaler Rechtsstaat tun? Den Dieb gewähren lassen? Das wäre unmenschlich, unsolidarisch und unverantwortlich. Den gefährdeten Bürgern mit Appellen zur Vorsicht mahnen oder mit der Moralkeule einschüchtern? Ihnen Fesseln in Form von Gesetzen und Verordnungen anlegen, damit sie durch braven Gehorsam geschützt werden? Sie in ein enges Korsett von Vorschriften einschnüren, das die Luft zur Eigenverantwortung und zu Kompromissen in konkreten Situationen nimmt?


Patwntrezepte  gibt es nicht, wohl aber notwendige Versuche, „Regelgerechtigkeit“ für alle zum gegenseitigen Schutz und Nutzen zu suchen. Das bedeutet, immer wieder eine verantwortungsbewusste Balance zwischen bundeseinheitlichen Standards und landesspezifischen Umsetzungen zu finden, die vor Ort sachgerechter, bürgernäher und schneller entschieden werden können.


Denn wenn überall der gleiche, aber falsche Weg beschritten würde, könnte der Dieb überall sein Unwesen treiben. Wenn aber flexibel und entschlossen sowie zugleich einheitlich und geschlossen gehandelt wird, haben „Diebe“ und „geheime Mächte“ auf Dauer keine Chance.

Burkhard Budde


(Leserbrief erschienen am 9.9.2019 in der Goslarschen Zeitung - zum Artikel von Chefredakteur Jörg Kleine „Über Kleinstaaterei und geheime Mächte“ GZ vom 29. August 2020)

 


Im Garten des Lebens


Die Königin der Blumen stellt sich als Erste vor: „Meine Schönheit beflügelt die Gefühle. Mit meinem Duft betöre ich die Sinne. Und ich spreche auch dann, wenn ich nichts sage.“


Nach der Rose kommt ein Kaktus zu Wort: „Meine Macht liegt in meinen Stacheln. Meine Blüten sind zwar selten zu sehen, aber dann machen sie Geduldige froh. Und ich bin selbst pflegeleicht, weil alle wissen, woran sie bei mir sind.“


Auch andere Blumen im Garten des Lebens weisen auf ihre Besonderheiten hin. Zum Beispiel auf ihr Wurzelwerk - auf ihre Leistungen, aber auch auf ihre Werte -, mit dem sie Dürrezeiten leichter überstehen können. Oder auf ihre verzweigten Ranken - auf ihre Netzwerke -, die wichtig fürs Wasserfinden und fürs Überleben sind. Und darüber hinaus noch Schutz für andere bieten.


Aber es gibt darüber hinaus Blumen, die verschämt schweigen. Die zum Beispiel flach wurzeln, ständig Angst und Sorgen haben, und deshalb bei Trockenheit – Krisen und Hilflosigkeit – besonders leiden. Die meinen, dass ihnen Zuwendung fehle und sie nicht geliebt würden: Weil sie nicht so schön und anerkannt wie Rosen oder nicht so streitsüchtig und mächtig wie Kakteen seien.


Doch im Garten als Sehnsuchtsort des Glücks aller gibt es nicht nur Gartenzwerge, die die Nase rümpfen und nur „gute“ oder „schlechte“ Beete kennen, Verlierer und Überlebenskünstler, sondern auch Gärtner, die jenseits von panischer Ordnungssucht und leichtfertigem Wildwuchs ihre Mitverantwortung für den ganzen Garten mit den vielen unterschiedlichen Blumen wahrnehmen.


Sie hoffen auf Neuschöpfung: Denn im Sommer des Lebens wird die Blütenpracht bewundert. Im Herbst einer Krise jedoch erschöpfen die Blüten. Und im Winter einer Dauerkrise verwelken sie. Aber im Frühjahr neuen Lebens wachsen sie wieder und blühen auf. Weil ihre Samenkörnen nur „geschlafen“ haben.


Der Eigentümer des Gartens – Gott selbst – will Christen und Nichtchristen ermutigen, diese Hoffnung tatkräftig zu leben, weiter in Liebe und Vernunft pflanzen. Und auf Frucht hoffen.

Denn Gott stellt sich vor - in Jesus Christus als Liebhaber neuen Lebens.

Burkhard Budde

In the garden of life


The queen of flowers is the first to introduce herself: "My beauty inspires feelings. With my fragrance I beguile the senses. And I speak even when I say nothing." After the rose, a cactus speaks: "My power lies in my thorns. My blossoms are rarely seen, but then they make patient people happy. And I myself am easy-care, because everyone knows where they are with me."


Other flowers in the garden of life also point out their special features. For example, to their roots - to their achievements, but also to their values - with which they can survive periods of drought more easily. Or to their branched tendrils - to their networks - which are important for finding water and for survival. And also offer protection for others.


But beyond that, there are flowers that are bashfully silent. For example, those that root shallowly, are constantly afraid and worried, and therefore suffer particularly during drought - crises and helplessness. They think that they lack attention and are not loved: Because they are not as beautiful and recognized as roses or not as quarrelsome and powerful as cacti.


But in the garden as a place of longing for happiness for all, there are not only garden gnomes who turn up their noses and only know "good" or "bad" beds, losers and survival artists, but also gardeners who, beyond panicky orderliness and frivolous uncontrolled growth, take their share of responsibility for the whole garden with its many different flowers.


They hope for a new creation: because in the summer of life the splendor of the flowers is admired. In the autumn of a crisis, however, the flowers are exhausted. And in the winter of a permanent crisis they wither. But in the spring of new life they grow again and blossom. Because their seeds have only "slept".


The owner of the garden - God himself - wants to encourage Christians and non-Christians to live this hope actively, to continue planting in love and reason. And hope for fruit.

For God presents himself - in Jesus Christ - as the lover of new life.

Burkhard Budde

 

Stadt Hornburg – Dornröschen im Harzvorland


Von Burkhard Budde


Muss Dornröschen - noch oder wieder - wachgeküsst werden? Für Manfred Gruner (77) gehört „sein Dornröschen“ zur „historischen Puppenstube“ Norddeutschlands. Die Rede ist von der Stadt Hornburg im nördlichen Harzvorland, die zu den schönsten Kleinstädten Niedersachsens gehört.


Bereits als Zehnjähriger lernte Manfred Gruner die mittelalterliche Altstadt mit ihren etwa 400 Fachwerkhäusern auf dem Weg zu Verwandten von Braunschweig nach Osterode am Fallstein kennen. Hornburg war eine Zwischenstation; von hier ging es zu Fuß weiter, zunächst über die Hornburger Wasserstraße, die erst 1875 überwölbt worden war, weil seit dem 16. und 17. Jahrhundert ein Abzweig des „Ilse“-Flüsschens zum Antrieb von Mühlen den Ort durchfloss und der Weg begehbar und befahrbar werden sollte.

Der junge Manfred war fasziniert vom historischen Flair der reichlich verzierten Fachwerkstadt - auch wenn er damals nicht wissen konnte, dass die Fächerrosetten an den Häuserfassaden aus der Blütezeit der Fachwerksymbole stammen, nämlich der Renaissancezeit, Mitte des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts. Und dass diese typische Kunst, die die Freude am Leben zum Ausdruck bringt, nur im Harzvorland existiert sowie bis ins Ostfälische – zum Beispiel bis nach Höxter – ihre Spuren hinterlassen hat.

Und heute? Manfred Gruner, ehemaliger Rektor in Braunschweig und Stadtheimatpfleger für ganz Braunschweig, ist immer noch - sowie immer wieder neu - begeistert von dem Ort, der einem großen Kunstmuseum mit spirituellen Quellen unter freiem Himmel ähnelt, indem etwa 3000 Einwohner leben.


Denn tatsächlich kann fernab vom stressigen Trubel – als wäre die Zeit (fast) stehengeblieben - vergangene Schönheit und Pracht „en détail“ entdeckt werden. Aber auch bleibende Botschaften und Erfahrungen aus alter Zeit stellen die Gegenwart in ein neues reflektierendes Licht. Das „romantische Stadtwerkstädtchen am Harz“ – die Stadtrechte wurden 1460 verliehen – wirkt wie ein „Ruhepol“, ja wie ein „mystischer Ort“ im Ilsetal am Fuße des Fallsteins in der „Toskana des Nordens“, wie Bürgermeister Andreas Memmert im Hornburger Gästeführer einleitend schreibt. Und Regionalhistoriker Manfred Gruner, der seit 2011 in Bad Harzburg lebt, spricht darüber hinaus nicht nur von der „Gemütlichkeit“ des Ursprünglichkeit und Authentizität atmenden Hornburgs, sondern auch von den vielen historischen Entdeckungen und Zeitreisen, die den Besucher überraschen und neugierig machen.

In Dornröschens Puppenstube gibt es beispielsweise das Neidhammelhaus, das 1563 erbaut wurde und seinen Namen dem am Haus angebrachten „Neidkopf“ verdankt. Der steckt die Zunge aus dem Mund, um die Hausbewohner – wie früher gedacht wurde - sowohl vor bösen Geistern als auch vor Neidern zu beschützen. Der Bauherr, der Stadtkämmerer Valentin Mitgau, ließ darüber hinaus sein Haus mit einem religiösen Spruch in niederdeutscher Sprache verzieren: „Godt Fruchten is de wisheit de rike maket unde bringet alle gudt mit sick. Se Erfullet dat gantze hus mit erer gave unn alle gemack mit orem schatte. Jhesus Sirach am ersten capittel Anno dm 1563.“ Vermutlich hat ein Buchstabendreher dafür gesorgt, dass es nicht „Furchten“ heißt, sondern „Fruchten“. Dann heißt der Spruch übersetzt:  "Gott fürchten ist die Weisheit, die reich macht und bringt alles Gute mit sich. Sie erfüllt das ganze Haus mit ihrer Gabe und alle Gemächer mit ihrem Schatze. Jesus Sirach, erstes Kapitel. Im Jahr 1563.“ Auch eine Lilie in einer Rosette erzählt etwas von der Frömmigkeit der damaligen Zeit, vom Glauben an den gnädigen Gott und an Jesus als das Licht der Welt, aber auch von der Marienverehrung und der Gnade Gottes. Und auch das ans Haus angebrachte Familienwappen mit einem Lebensbaum als Symbol für das Leben sowie mit einem Herz mit Amors Pfeil als Symbol für die Liebe spricht Bände: Menschen damals bekannten sich zu ihren Weisheiten und Gewissheiten, zu ihren Wünschen und Ängsten, zu ihrer Religion und Frömmigkeit, aber auch zu ihrem Reichtum und zu ihrem Glück. Dass sich dabei Gottesfurcht und Aberglaube mischten, war für sie offensichtlich kein Problem.

Am Marktplatz „unserer“ Puppenstube befindet sich – um ein weiteres Beispiel zu nennen – das heutige Schuhaus Apelrote aus dem Jahr 1609. Die untere Balkeninschrift warnt vor Hochmut und ermutigt zur Demut: „Wir Menschenkinder trachten nach hohen dingen. Und wenn wir solches thun erwerben. So legen wir uns nieder und sterben. Anno 1609.“

Und das 1560 erbaute Storchenhaus mit seiner reichen Renaissanceornamentik, vor allem mit dem Storch als Fruchtbarkeitssymbol will offensichtlich Mut zum Leben machen und Hoffnung auf Neuanfänge wecken.

Das Schulhaus der ehemaligen jüdischen Gemeinde, Renaissance-Haus Damm Nr. 20, wurde 1569 erbaut. Im Hof gab es seit 1766 eine barocke Synagoge, die jedoch 1925 abgetragen wurde, als das letzte jüdische Gemeindeglied gestorben war. Die Inneneinrichtung kann heute im Jüdischen Museum des Braunschweiger Landesmuseums „Hinter Aegidien“ besichtigt werden.


Wer weitere Entdeckungen in Dornröschens Puppenstube erleben will, sollte zudem die ev. Kirche Beatae Mariae Virginis von 1614 besuchen – wenn sie denn trotz Corona geöffnet ist. Sie ist der älteste evangelische Kirchenbau im Braunschweiger Land und vermutlich nach Entwürfen von Paul Francke entstanden, der die Hauptkirche BMV in Wolfenbüttel baute. Und sie hat mit ihren seltenen barocken Wandmalereien eine besondere Anziehungs- und Ausstrahlungskraft. Die fünf Engelsfiguren des Orgelprospektes aus dem Jahr 1710 sind deutschlandweit einmalig.

Und die Burg Hornburg, Wahrzeichen der Stadt, gab den Anlass, dass sich Menschen um die Burg herum ansiedelten und die Stadt Hornburg entstand. Vermutlich wurde die Burg in der Zeit Karls des Großen (742-814) wegen der Feldzüge gegen die Sachsen gegründet. 1181 war sie Ausgangsort von Kaiser Barbarossa (1122-1190) im Kampf gegen Heinrich den Löwen (1129-1195). Mehrmals wurde sie zerstört (1113, 1179, 1430), war Grenzburg der Halberstädter Bischöfe und wurde 1645 - im Dreißigjährigen Krieg – von kaiserlichen und schwedischen Truppen endgültig zerstört. 1922 wurde sie teilweise als privater Wohnsitz rekonstruiert. 


Stolz ist der Bürgermeister von Hornburg darauf, dass der erste deutsche Reformpapst, Papst Clemens II (1046-1047), in Hornburg 1040 geboren wurde. Im Heimatmuseum der Stadt wird an ihn in besonderer Weise gedacht. Aber auch die Hornburger katholische Kirche, die seinen Namen trägt, ehrt ihn als den größten Sohn Hornburgs, der auf den Namen Suidger getauft wurde. Zunächst Priester, dann Kaplan, schließlich Bischof von Bamberg. Als Bischof und als sein Kanzler begleitete er 1046 König Heinrich III. (1016-1056) nach Rom, wo drei Päpste gleichzeitig auf Petri Stuhl regierten. Als die Päpste abgesetzt worden waren, wurde 1046 der Niedersachse, der Sohn Konrads von Hornburg und Marsleben sowie Amulradas, einer Schwester des Erzbischos Walthard von Magdeburg, der Nachfolger Petri. Clemens päpstliche „Papstkrone“ (Tiara) brachte ihm angesichts der Intrigen der römischen Geistlichen und des Adels kein Glück, sondern nur die „Dornenkrone“. Er kämpfte gegen den Sittenverfall der Geistlichkeit sowie gegen die „Simonie“, die Übertragung von geistlichen Ämtern an Laien durch Zahlung von Geld, aber nur nach neun Monaten und sieben Tage Amtszeit wurde er „mit einem Welschen Süpplin (Süpplein) davongeholfen“, wie die Chronisten berichteten. Im Dom zu Bamberg fand er endlich seine letzte Ruhestätte.


Die Fachwerkstadt Homburg ist zugleich eine historische Hopfenstadt, ja die Hopfenproduktion und der Handel mit Hopfen hatte im 16. Jahrhundert die wirtschaftliche Blütezeit der Stadt und damit auch die Entstehung der Renaissance-Ackerbürgerstadt (Bauernhof in der Stadt und Ländereien vor der Stadt) mit ihrer traufenständigen Bauweise und ohne Baulücken erst möglich gemacht. 1803 gab es noch 69 Braustellen. Um 1870 wurde jedoch das Geschäft mit dem Hopfen eingestellt.


Heute ist Hornburg eine stolze Fachwerk- und Hopfenstadt sowohl mit Liebe zur Geschichte als auch mit Liebe zur Natur, einem „Grünen Band“, einem „Erlebnispfad“ sowie einem „Garten für die Sinne“.


Und dieser Kontext, die äußere Hülle als Seele des Inneren, so Manfred Gruner, schließt moderne Technik ein. Denn wer wolle heute noch ständig mit der Öllampe herumlaufen?!

Aber immer können Geheimnisse der Puppenstube neu erlebbar werden. Wenn man sich öffnet und Dornröschen, das auf den Besucher wartet, persönlich mit Kopf und Herz wachküsst.


Moment mal im Westfalen-Blatt


Kostbare Perlen


Manche Menschen können wie schöne Perlen sein, faszinieren und Herzen erfreuen. Solche kostbaren Perlen gehören nicht in ein Schmuckkästchen. Sie sollten allerdings auch nicht abheben. Die wahre Perle überzeugt anders – zum Beispiel mit Empathie, Vernunft und Verantwortung.

Perlen entwickeln sich jedoch unterschiedlich.


Eine Perle – ein Mensch - denkt nur an die Gegenwart, entsorgt mit einer Handbewegung „alte Hüte“ sowie die Lebensleistungen anderer, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken.


Eine andere Perle instrumentalisiert Vergangenes, vergleicht Unvergleichbares, be- und verurteilt alles und jeden einzig und allein nach eigenen Maßstäben.


Wieder eine andere Perle verklärt die „gute alte Zeit“. Sie verpasst die Züge neuer Möglichkeiten, die den Horizont erweitern und vertiefen.


Perlen, die sich als Glieder einer gemeinsamen Kette verstehen, sehen ihre Gegenwart eingebunden in die Geschichte. Vergangenheitsbewältigung bedeutet für sie, sich ein eigenes und differenziertes Bild von historischen Quellen zu machen, auch von Zusammenhängen, Mehrdeutigkeiten, Widersprüchen, Brüchen sowie Entwicklungen. Um Vergangenes besser zu verstehen, vor allem daraus zu lernen und neue Wege für die Zukunft finden zu können.


Keine Perle ist selbst die Kette, nur endlicher Teil eines unendlichen Ganzen. Jede Perle ist geschaffen und vergänglich, auch die Schönste und Prachtvollste. Aber jede Perle birgt auch etwas Neues in sich.


Wie Perlen an einer Kette haben Christen ihre Erfahrungen aneinandergereiht: Der Schöpfer allen Lebens sucht auch oder gerade verlorene oder kaputte Perlen, weil er sie bedingungslos liebt und ihnen neues Leben im Geiste Christi schenken möchte.


Könnte es sein, dass Gott wie eine unsichtbare Kette wirkt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenhält, um Perlen sowie ihre Mit- und Nachwelt noch heute schöpferisch zu erneuern?!


Burkhard Budde


(Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt

am 29.8.2020 in Ostwestfalen und Lippe)

 


Moment times in the Westfalen-Blatt


Precious pearls


Some people can be like beautiful pearls, fascinate and delight hearts. Such precious pearls do not belong in a jewelry box. However, they should also not take off. The real pearl convinces differently - for example with empathy, reason and responsibility.


Pearls develop differently, however.


A pearl - a human being - thinks only of the present, disposes with a hand movement "old hats" as well as the life achievements of others to put itself in the right light.


Another pearl instrumentalizes the past, compares incomparable things, judges and condemns everything and everyone solely according to its own standards.


Yet another pearl transfigures the "good old days". It misses the traits of new possibilities that broaden and deepen the horizon.


Pearls, who see themselves as links in a common chain, see their present integrated into history. Coming to terms with the past means for them to form their own and differentiated picture of historical sources, including connections, ambiguities, contradictions, breaks as well as developments. To understand the past better, above all to learn from it and to find new ways for the future.


No pearl is itself a chain, only a finite part of an infinite whole. Every pearl is created and transient, even the most beautiful and splendid. But every pearl also contains something new within itself.


Christians have strung their experiences together like pearls on a necklace: the Creator of all life also or especially seeks lost or broken pearls because he loves them unconditionally and wants to give them new life in the spirit of Christ.


Could it be that God acts like an invisible chain, holding together past, present and future to creatively renew pearls as well as their fellow men and posterity even today?


Burkhard Budde

 


(Also published in the Westfalen-Blatt on 29.8.2020 in Ostwestfalen and Lippe)

 

     

Musik weckt Lebensgeister


Ein junger Mann singt spontan einen Ohrwurm. Er ist überglücklich. Die emotionalen Dämme sind gebrochen. Eine Frau hört einen alten Song, erinnert sich wehmütig an die erste große Liebe und den  ersten Kuss. Ein Mann sitzt im Konzert und gerät mit glänzenden Augen ins Schwärmen. Ein Pianist spielt ein Werk eines Komponisten und interpretiert es neu.


Musik ist mehr als eine schöne Berieselung, die großzügig einkaufen, beschwingt konsumieren oder bewegt kommunizieren lässt. Sie schafft auch nicht einfach eine romantische Gänsehaut, um mit Herzklopfern einem Menschen näher zu kommen. Sie ist auch mehr als eine Seelenmassage einer Gruppe, damit der einzelne nicht so schnell aus der Reihe tanzt.


Musik kann vielmehr so etwas wie die universale Sprache der Gefühle sein.


Die richtige Musik im richtigen Augenblick bringt einen Menschen, dessen Geschmack getroffen ist, in Bewegung. Und in Begegnung mit seiner eigenen Seele.

Bei Liebeskummer beispielsweise wird sie zu einem Trostpflaster, bei geschlucktem Ärger zu einem befreienden Ventil, bei Einsamkeit zu einem sozialen Kitt, bei Hoffnungslosigkeit zu einer Quelle neuer Kraft, bei Krankheit zu einem Therapeutikum.


Nicht die Noten, Texte, Instrumente sind das Entscheidende, wohl aber ereignet sich im Vollzug der Musik – im Hören, Mitsingen, Mitmachen oder Interpretieren – ihr Geheimnis.


Und Türen zu neuen Erlebnissen und Erfahrungen werden aufgeschlossen.


Vielleicht auch zum Raum neuen Grund- und Gottvertrauens - trotz aller Krisen, wenn in der Finsternis der Seele auf eine unsichtbare, aber singende „Nachtigall“ gehört wird: „Dein Schöpfer lässt sein geliebtes Geschöpf nicht im Stich“. Und Lebensgeister wie Vertrauen und Zuversicht, Verantwortung und Rücksichtnahme werden neu geweckt.

Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt

am 22.8.2020 in Ostwestfalen und Lippe)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt

 

Music awakens spirits

A young man spontaneously sings a catchy tune. He's overjoyed. The emotional barriers have been broken. A woman listens to an old song, remembers wistfully the first big love and the first kiss. A man sits in concert and goes into raptures with shining eyes. A pianist plays a work by a composer and reinterprets it.

 

Music is more than just a beautiful sprinkling that allows you to shop generously, consume exhilarated or communicate in a moving way. Nor does it simply create romantic goose bumps to get closer to a person with palpitations of the heart. It is also more than just a soul massage for a group, so that the individual does not get out of line so quickly.

 

Music can rather be something like the universal language of feelings.


The right music at the right moment sets a person whose taste is met in motion. And in encounter with his own soul. In lovesickness, for example, it becomes a consolation, in anger swallowed it becomes a liberating valve, in loneliness it becomes a social cement, in hopelessness it becomes a source of new strength, in illness it becomes a therapeutic agent.

 

It is not the notes, lyrics, instruments that are the decisive factor, but rather the execution of the music - in listening, singing along, participating or interpreting - that is the secret. And doors to new experiences and adventures are opened.

 

Perhaps also to the space of new basic and God-confidence - despite all crises, when in the darkness of the soul an invisible but singing "nightingale" is listened to: "Your Creator does not abandon his beloved creature". And life spirits such as trust and confidence, responsibility and consideration are awakened anew.

 

Burkhard Budde

 

(also published in the Westfalen-Blatt on 22.8.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


Das Leben kann wie ein Aquarium sein, in dem sich viele Goldfische, aber auch Haifische tummeln, die ihr Unwesen treiben. Manchmal schlummert in einem Goldfisch ein Haifisch. Aber manchmal lebt auch in einem Haifisch ein Goldfisch.

Alle Fische brauchen frisches Wasser zum Leben. Ein Aquarium ohne Wasser bedeutet für alle der Anfang vom Ende, ein Aquarium mit dem Wasser der Spiritualität die Chance zum umfassenden sowie schöpferischen Neuanfang ohne Ende.

Doch welche Fische, die noch nicht geboren sind, werden mitten unter uns leben?

                                                                      Burkhard Budde  

Sehr geehrte Damen und Herren,


ich freue mich, dass mein Roman “Haifische im Aquarium. Mitten unter uns” jetzt im Books on Demand-Verlag in Norderstedt erschienen ist.


Andreas Klein, die Hauptfigur des Romans, der die Herausforderungen eines kirchlichen Unternehmens im Spannungsfeld von Ethik und Monetik schildert, gerät in eine Schlangengrube:


Macht- und Intrigenspiele, aber auch Eitelkeiten und Eifersüchteleien, Inkompetenz und Größenwahn verhindert immer mehr ein ganzheitliches Management, das Wirtschaftlichkeit, Soziales und Christliches als Einheit versteht. Der Protagonist ganzheitlichen Denkens scheitert, aber im Scheitern leuchtet eine Hoffnung auf umfassende, auch spirituelle Erneuerung auf.


Der Wechsel von fiktiven Anekdoten und ethischen Reflexionen, die Mischung von Ironie und Satire, die Prophezeiungen in den Parabeln, Fabeln und Träumen, machen die fiktionale und literarische Komposition des Romans zu einem spannenden Erlebnis, das die Seele des Lesers bewegen möge.


Das wünsche ich jedenfalls allen Lesern


Burkhard Budde


P.S. Über ein Echo sowie eine Weiterempfehlung des Romans würde ich mich sehr freuen.

Bestellungen sind in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BoD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. möglich. Es kostet 9,99 Euro (E-Book 3,49).

 

Life can be like an aquarium, in which many goldfish, but also sharks, which do their mischief, cavort. Sometimes a shark slumbers inside a goldfish. But sometimes a goldfish lives in a shark.

All fish need fresh water to live. An aquarium without water means the beginning of the end for everyone, an aquarium with the water of spirituality the chance for a comprehensive and creative new beginning without end.

But which fish, which are not yet born, will live among us?                                                                                                    Burkhard Budde


I am pleased that my novel "Sharks in the Aquarium. Mitten unter uns" has now been published by Books on Demand in Norderstedt.


Andreas Klein, the novel's main character, who describes the challenges of a church enterprise in the field of tension between ethics and monetics, gets caught in a snake pit: power games and intrigues, but also vanities and jealousies, incompetence and megalomania increasingly prevent a holistic management that understands profitability, social issues and Christianity as a unity. The protagonist of holistic thinking fails, but in failure a hope for comprehensive, also spiritual renewal shines out.


The alternation of fictional anecdotes and ethical reflections, the mixture of irony and satire, the prophecies in the parables, fables and dreams, make the fictional and literary composition of the novel an exciting experience that may move the soul of the reader.


At least that is what I wish to all readers

Burkhard Budde


P.S. I would be very happy about an echo and a recommendation of the novel.

Orders can be placed in any bookstore as well as on the Internet at the BoD Book Shop, Amazon, Thalia, Lovelybooks, etc. It costs 9.99 Euro (e-book 3.49).


Bad Gandersheim –

Türöffner zur Geschichte und zum Harz


Von  Burkhard Budde

Sie muss eine ungewöhnliche Frau gewesen sein: Bescheiden, fromm und zugleich selbstbewusst, weltoffen. Sie lebte in alten Traditionen und wirkte gleichzeitig als mutige und kluge Pionierin. Roswitha von Gandersheim (um 935 bis um 980) gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des Mittelalters, die mit ihrem Werk – christliche Legenden, antike Dramen und historische Werke - anderen Frauen und natürlich auch Männern Türen zur Literatur geöffnet hat. Die „erste deutsche Dichterin“, die wohl aus einer sächsischen Adelsfamilie stammte, lebte bereits als Kind im Frauenstift Gandersheim, wo sie eine Ausbildung erhielt, ein religiös geprägtes Leben führte und literarisch tätig war.

Eine kleine Kostprobe: „Daher, o Leser, wer du auch seiest, wenn du nur gerecht und gottesfürchtig bist, lass dich nicht verdrießen, diese Blätter wohlwollend aufzunehmen, obwohl kein Gelehrter ihnen Ansehen verleiht. Weise Gott zu, was vielleicht richtig ist, meiner Nachlässsigkeit aber alle Fehler. Tadele nicht, sondern übe Nachsicht, denn des Tadels Kraft verliert dort seinen Sinn, wo der Fehler in Demut bekannt wird.“ (Roswitha an die Leser ihrer Legenden; aus dem Lateinischen übersetzt von Kurt Kronenberg) Später wurden im Kanonissenstift Gandersheim während der Mahlzeiten aus den Werken der Roswitha vorgelesen. Seit 1959 finden die Gandersheimer Domfestspiele auch im Gedanken an ihr Werk statt; seit 1973 gibt es in Bad Gandersheim den „Roswitha Preis“ (Literaturpreis); seit 1975 wird in der „Roswitha-Stadt“ auch der „Roswitha-Ring“ (Schauspieler-preis) verliehen. Roswitha hinterlässt als Vorbild und Beispiel weiterhin Spuren.

Wer in die „kleine Stadt inmitten der sanften Hügel des Harzvorlandes“ (Bürgermeisterin Franziska Schwarz) kommt, der findet jedoch auch viele historische Türen, die zu spannenden Entdeckungsreisen einladen, um die Wiege der ottonischen Dynastie – Könige und Kaiser des Reiches im 10. und frühen 11. Jahrhundert - kennenzulernen.


Um 800 kämpfte Karl der Große mit „eiserner Zunge“ gegen die Götter der Sachsen und für die Bekehrung der „Heiden“. Es gab erzwungene Massentaufen, aber auch freiwillige Taufen – zum Beispiel gehörte die sächsische Adelsfamilie der Liudolfinger dazu.


852 gründeten Graf Liudolf und seine Gemahlin Oda auf dem Hügel Brunshausen – heute zwei Kilometer von der Altstadt Bad Gandersheim entfernt - ein geistliches Frauenstift. 856 wurde die Stiftskirche in der heutigen Altstadt gebaut, wo im Jahr 881 die Stiftsdamen ihr neues Quartier fanden. In der folgenden Zeit wuchs um diese Kirche herum die Stadt Gandersheim. Und als erstes sächsisches Geschlecht kamen die Nachkommen Liudolfs und Odas auf den Königsthron – die Ottonen.


Gandersheim hat in der Zeit der Ottonen Reichsgeschichte geschrieben; ihre Handschrift hinterlassen haben auch Frauen – zum Beispiel die Gemahlin Kaiser Ottos II, Theophanu, die das Stift in Gandersheim mehrmals besuchte. Oder die Tochter Ottos II, Adelheid, die zugleich Äbtissin der bedeutenden Frauenstifte Gandersheim, Quedlingburg und Gernrode war.


Einige wichtige Daten und Ereignisse im Blick auf den Klosterhügel Brunshausen: Um 1100 wird ein Benediktinerkloster errichtet; ein Frauenkonvent zieht 1206 ins Kloster ein, das vom Gandersheimer Reichsstift dominiert wird. Seit dem 13. Jahrhundert vergrößert sich der Einfluss welfischer Herzöge auf Gandersheim. 1568 setzt Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel die Landesreformation durch, aber erst 1586 wird der Konvent evangelisch bzw. ein ev. Damenstift. 1714 wird ein Sommerschloss mit barocker Gartenanlage für die Gandersheimer Fürstäbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen gebaut. 1810 kommt es im Zuge der Säkularisation zur Aufkösung des Klosters und wird Teil der Domäne Clus.


Zur Geschichte Brunshausen gehört auch, dass das Sommerschloss im Juli 1944 als „Kinderpflegstätte“ genutzt wurde, an der osteuropäische Zwangsarbeiterinnen gezwungen wurden, ihre Säuglinge abzugeben, und dass vom Oktober 1944 bis 4. April 1945 dort ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald war, von dem aus Häftlinge im Rüstungsbetrieb der Heinkel-Werke eingesetzt wurden. Ein Ort des Schreckens, der nicht vergessen werden darf, damit sich Menschenverachtung und Gewalt nicht wiederholen.

Ein Blick durch die Tür auf die Gegenwart: Seitdem im Jahr 2006 in Bad Gandersheim das „Portal zur Geschichte“ in der Stiftskirche und im ehemaligen Kloster Brunshausen geöffnet ist, können Kirchenschätze des ehemaligen Reichsstiftes an authentischen Orten erlebt werden. 1995/97 waren Teile des Schatzes des Frauenstiftes bei Renovierungsarbeiten in der Stiftskirche wiederentdeckt worden. Die wohl wertvollsten Objekte der Sammlung sind ein Bergkristallgefäß mit der Hl.-Blut-Reliquie (um 1000), ein Tragaltar (11.Jh.), ein Kästchen aus Süditalien (12.Jh) sowie wertvolle Stoffe (9.Jh.).

Maria Julia Hartgen, seit 2016 Museumsleiterin von „Portal zur Geschichte“, ist stolz auf die Ausstellung „Starke Frauen – Feine Stiche“. Byzantinische Seide, kostbare Paramente und die Biographien der „Starken Frauen“ stehen im Zentrum der Präsentation in Brunshausen.


Auch weist die Museumsleiterin gerne auf die Ausstellung „Barocke Sammelleidenschaft“ hin. Die Intention der Bauherrin Fürstäbtissin von Sachsen-Meiningen wird aufgegriffen: Auch vor 300 Jahren war hier schon ein frühes Museum mit Kunst- und Naturalienkammer eingerichtet worden. „Die farbenprächtigen Wandmalereien sind die größte Überraschung: ägyptische Pyramiden, der Maidān von Isfahan, Persepolis, aber auch römische Architekturen und der Tempel von Jerusalem entführen auch heute noch in weite Fernen“, weiß Maria Julia Hartgen zu berichten. Und genauso aktuell sei auch noch der Hinweis des 18. Jahrhunderts: „Beschau hier jedes Stück, wohin Dein Aug Dich führt, doch halt die Hand zurück und lass es unberührt!“

 

Franziska Schwarz öffnet gleichsam die Tür für weitere Perspektiven: „Bad Gandersheim ist gleichwohl ein bekannter Kurort. Ortsspezifisches Heilmittel ist die Sole“. Gekurt werde in den drei Kliniken mit ständig mehr als 600 Patienten aus allen Teilen Deutschland insbesondere gegen Rheuma, Gelenkerkrankungen und Erkrankungen der Atmungsorgane. Und die vielen Freizeitangebote wie Campingpark, Wohnmobilstellplatz, Segel-und Motorflugplatz sowie Rad- und Wanderwege machten die Stadt zusätzlich attraktiv.

Die Bürgermeisterin nennt dann noch eine besondere Attraktion, die im Jahr 2022 stattfinden wird: die Landesgartenschau Niedersachsen, wobei das Element „Wasser“ eine „wesentliche Rolle einnehmen wird.“


Und der Leser gestatte noch eine persönliche Anmerkung: Sehr gerne denke ich an die Zeit mit Dr. Thomas Labusiak zurück, der von 2007 bis 2010 Museumsleiter von „Portal zur Geschichte“ war und mit dem ich in dieser Zeit als Vorsitzender des Trägervereins eng zusammengearbeitet habe. Der im Jahr 2017 viel zu früh verstorbene Thomas Labusiak verstand es als einer von der „großartigen Vergangenheit Gandersheim“ Begeisterter andere Menschen bei der Schatz- und Spurensuche zu begeistern. Fernab vom Trubel und Stress hat er auch mir die Tür zur Zeitreise in die Vergangenheit geöffnet, die für die Gegenwart Bleibendes zu berichten hat.

Thomas Labusiak war ein besonderer Mensch und Historiker; ich bin dankbar, ihn kennen- und schätzen gelernt zu haben.


(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 23. August 2020)


Moment mal


Bewegende Träume


Mit Schweißausbrüchen wird er wach. Ein Albtraum hat ihn gequält. Ein Lehrer ist zwar schon lange tot, er selbst ist in Rente. Dennoch: In seinen nächtlichen Träumen taucht der Schulmeister immer wieder auf – als einer, der vor dem „Herrn Direktor“ buckelt, den Willen einzelner Schüler jedoch, die er auf dem Kieker hat, brechen will. Vor allem als einer, der seine Seele mit Füßen tritt, indem er behauptet: „Du bist und bleibst ein Versager“. Und mit seinem Rohrstock bedrohlich dazu wedelt. Gut, dass dieser Traumspuk auch vorüber geht. Und ein neuer Tag beginnt!


Ein anderer wird mit Glanz in den Augen wach. Ein Vogel, so träumte er, war seinem Käfig entkommen. Und genießt jetzt neue Perspektiven: Gefährliche Raubtiere sehen aus der Ferne ganz „artig“ aus. Die kleinkarierten Löcher der grauen Mäuse verschwinden aus seinem Horizont.  Eitle Pfauen, die ihm zu verstehen geben, dass sie etwas Bedeutsameres seien, werden unwichtig und klein. Gut, dass es auch solche Träume gibt, dass keiner im Käfig eigenen Denkens und Erlebens sitzen bleiben muss, sondern dass jeder neue Sichtweisen entwickeln und neue Erfahrungen sammeln kann!


Manche meinen, Träume seien nur Hüter des notwendigen Schlafes; nur Mülleimer, um seelischen Abfall zu entsorgen; nur Ventile, um aufgestaute Ängste loszuwerden; nur Relaisstationen für unbewusste Vorgänge und Sehnsüchte. Vielleicht haben die vielen unverstandenen und unkontrollierbaren Träume mit Erinnerungsfetzen, alten Wiederholungen oder auch neuen Szenen  den Sinn, wieder fit für den Alltag zu werden.


Träumende entdecken manchmal, dass Gott durch Träume zu ihnen sprechen kann; zwar mit verschlüsselten Botschaften, die aber bedeuten können: „Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Ich schenke dir Zuversicht und Kraft.“ Nur ein unerfüllbarer Wunschtraum aus dem Jenseits? Oder doch ein Weckruf, endlich aufzustehen? Weil dieser Traum ein Wink des Himmels ist, mögliche Albträume auf Erden mutig und klug zu bekämpfen?


Und der Traum vom  gerechten  Leben in Freiheit und Verantwortung kann morgen oder übermorgen zur Wirklichkeit werden.


Burkhard Budde


Osterwieck – wertvolle Perle unter kostbaren Perlen

Von Burkhard Budde


Lust auf eine Reise in die Vergangenheit?! Am liebsten sucht Manuela Hennig einen Ort auf, an dem sie wunderschöne „große Dinge“, aber auch faszinierende „kleine Dinge“ entdecken kann. Manuela Hennig, die aus Thüringen stammt und seit 1989 in der Stadt Osterwieck in Sachsen-Anhalt im nördlichen Harzvorland lebt, spricht begeistert von der Stephanikirche mit ihrer Doppelturmanlage aus romanischer Zeit im 12. Jahrhundert, dem Wahrzeichen der „Einheitsgemeinde“ (etwa 11.300 Einwohner) mit ihren beeindruckenden Fachwerkhäusern in der Altstadt.  

Das Mitglied der Kantorei Osterwieck übertreibt nicht: St. Stephani ist der erste große reformatorische Stadtkirchenbau. Und lädt als Denkmal christlicher Mission im Nordharzer Raum zu einer lohnenden sowie lustvollen Reise in die Geschichte ein.


Der romanische Bau war 1495 durch ein Unwetter bzw. durch das folgende Hochwasser der Ilse, einem Zufluss der Oker, baufällig geworden. Der Chor der Kirche wurde in den Jahren 1515 bis 1517 im spätgotischen Stil erneuert, das romanische Kirchenschiff in den Jahren 1552 bis 1557 abgerissen und nach „protestantischen Vorstellungen“ neugebaut (die Reformation war in Osterwieck um 1535 eingeführt worden).


Etwa 1000 Osterwiecker Bürger – u.a. Steinbrecher, Fuhrleute, Steinmetze, Grobschmiede, Kalkbrenner, Maurer – sollen bei diesem Bauprojekt geholfen haben. Die überwältigende Pracht im Inneren der Kirche ist so authentisch erhalten geblieben, dass sie noch heute erlebbar ist:

Es gibt – wie Manuela Hennig zu Recht sagt – „große Dinge“ zu bewundern wie den bronzenen Taufkessel (um 1300) , dem ältesten erhaltenen Kunstwerk aus dem mittelalterlichen Vorgängerbau.

- Den gotische Schnitzaltar (um 1484), dem wandelbaren Altaraufsatz mit einer „Festtagsseite“, die die Marienkrönung zeigt, und einer „Passionsseite“ mit der Leidensgeschichte Christi.

- Die Renaissance-Kanzel mit den Evangelisten, Aposteln, Engeln und den Darstellungen der klassischen Tugenden sowie mit der Figur des hl. Stephanus (aus barocker Zeit), der die Kanzel trägt und das Osterwiecker Stadtwappen – die Rose - sowie ein Buch – mit Steinen als Zeichen seines Martyriums – in seinen Händen hält.

- Das Chorgestühl im Stil der Spätrenaissance (um 1620). - Der Schlussstein (HIC LAPIS ANGULARIS EST CHRISTUS; übersetzt: „Dieser Eckstein ist Christus“), der das „neue“ protestantische Kirchenverständnis („Allein Christus“) zum Ausdruck bringt.

Auch wird der interessierte Besucher sofort in den Bann gezogen, wenn er die Nordempore, die Gildenprieche  und die Ratsempore (für die Ratsherren und Vorsteher der Sieben Gilden in Osterwieck bis 1575) betrachtet, die 1585 mit 32 Bildern aus dem Alten und Neuen Testament gestaltet wurden. Und er staunt nicht schlecht über die v. Gustedt`schen Adelsprieche (1773) sowie über die Halberstädter Voigt-Orgel (1866).


Aber in den „kleinen Dinge“ steckt eine einzigartige Begeisterungsmöglichkeit, die zugleich Köpfe besonders nachdenklich machen und Herzen besonders bewegen können: Die Osterwiecker Bürger zeigten im Zuge der Reformation und des Langschiffneubaus von St. Stephani nicht nur ein solidarisches Zusammengehörigkeitsgefühl in ihrer Stadt und für ihre Kirche als Mittelpunkt der Stadt, die auch für die wirtschaftliche Existenz vieler wichtig war, sondern zugleich eine Spürnase für Schönes und Wahres, Bleibendes und Elementares. Und für authentisch Menschliches in Krisenzeiten und Außeralltäglichem:

In 129 Inschriften an Wänden und Pfeilern, auf Bögen und Brüstungen, auf 240 Sandsteinreliefs, Wappen und vielen Epitaphien haben sich Osterwiecker sowie Freunde und Förderer der Stadt verewigt.


Kunst und Erinnerungskultur bedeuteten für viele Stadt- und Landbewohner nicht das missverstandene Beschwören eigener Bedeutsamkeit, schon gar nicht eine gleichgültige Haltung gegenüber den Vorfahren, der Mit- und Nachwelt, sondern ein Spiegel ihrer (Glaubens-) Überzeugungen, ein Kommentar ihrer eigenen (Lebens-) Geschichte sowie eine Quelle ihrer Hoffnung auf Nicht-Vergessen-Werden.


Eine Mutter beispielsweise betrauert auf einem Epitaph drei Kinder. Hintergrund ist der Dreißigjährige Krieg. Zu sehen ist u.a. Christus am Kreuz, drei Frauen sowie Johannes, Maria und Maria Magdalena, darunter die klagende Mutter – geweint und geklagt wird um die drei Kinder, aber auch über Christi Kreuzestod. Texte der Tafeln sprechen noch deutlicher: „Mein Sohn Johan Abrh…ist uf diese welt gebohren in wulffenbüttel…ungefehr eineinhalb …hat ihn der Allerhöchste von dieser betrübten welt…zu sich in sein freudenreich gefordert undt ist alhier in osterwic begraben…Er woll…am jüngsten tage eine frelige auffersthung geben undt verleihen.“

Wer sich so in der offenen Bürgerkirche noch zu seinen Lebzeiten (!) verewigt, ist nicht eitel, sondern bleibt durch die Hoffnung auf den Ewigen auf dem Teppich – und schenkt damit vielleicht auch der Nachwelt Trost?! 

Auch die historische Altstadt mit ihren etwa 400 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, die reich verziert sind, zeigt viele Spuren tiefer Frömmigkeit und reformatorischer Gesinnung.

So taucht zum Beispiel der Kampfspruch der Reformation „verbum dm manett in eterum“ (= “Des Herren Wort bleibet in Ewigkeit“) am „Eulenspiegelhaus“ in der Schulzenstraße 8 auf. In der Stadt, die auch die „Fachwerkstatt der Reformation“ genannt wird, gibt es 41 Hausinschriften mit reformatorischen Botschaften.

138 Fassaden der Häuser, die bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges erbaut worden sind, spiegeln zudem Stilgeschichte wider:


Elemente der Romanik (Zeit von etwa 1000 bis 1250 mit frühchristlichen und byzantinischen sowie spätantiken Bauelementen wie Rundbögen, Pfeiler, Säulen und Wölbung), der Gotik (in Deutschland von vor 1200 bis nach 1500 mit Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe gleichsam himmelhoch aus dem Boden wachsend),

der Renaissance (vor allem in Italien von etwa 1420 bis 1600 mit der Erhaltung und Fortsetzung antiker Kunstelemente sowie mit der Harmonisierung von Bauteilen und der Bevorzugung naturalistischer Bauornamente),

des Barock (von etwa von 1600 bis 1780 mit kraftvollen Formen und kurviger Linienführung, mit Pracht und Prunk als neues Raumerlebnis),

des Klassizismus (von etwa 1770 bis 1830 als Gegenbewegung zum Barock mit „edler Einfalt“ und „stiller Größe“).

Sämtliche niedersächsische Fachwerkstile aus 500 Jahren – u.a. charakteristische Fächerrosetten, Balkenköpfe in Walzenform, Stockschwelle in Schiffskehlenform – sind zu sehen, beispielsweise in der „Alten Vogtei“ aus dem Jahr 1533 in der Schulzenstraße 3.

In Mode waren zur Zeit der Renaissance (in Deutschland von etwa 1580 bis 1640) lateinische Verse sowie Zauberknoten, Runen und Lebensbäume.


Manfred Gruner, Historiker aus Braunschweig, hat schon zu DDR-Zeiten Osterwieck kennen- und schätzen gelernt. Die Altstadt – die „Perle von Sachsen-Anhalt“ - wirke heute „wie Phönix aus der Asche“. Manfred Gruner empfiehlt einen Besuch im Heimatmuseum am Markt 1, dem früheren Rathaus aus dem Jahr 1265, mit Umbauten in den Jahren 1554 bis 1560. Denn auch im Museum gibt es viele Dinge, die etwas zu erzählen haben, zum Beispiel vom Osterwiecker Rat, von den sieben Gilden, vom Ledergeld, von Waffen und natürlich von der Reformationszeit. Und jeden ersten Sonnabend im Monat wird um 11 Uhr - vom Markt 11 ausgehend - eine Stadtführung angeboten, um die Stadt noch besser entdecken zu können.


Und dann wird sicherlich berichtet, dass Kaiser Karl der Große im Jahr 780 in „Ostrewic“ (wic= Handelsplatz) – wohl zunächst „Saligenstede“ genannt – eine Kirche und ein Missionszentrum gegründet haben soll, das 804 nach Halberstadt verlegt wurde. Und sicherlich werden viele weitere kleine Zeitreisen unternommen.

Und manche Besucher werden beim Rundgang durch die Fachwerkstadt oder beim Eintauchen in die Aura der Kirche den historischen, aber auch spirituellen und ästhetischen Geist vergangener Zeiten wahrnehmen, der gerade aufgeklärte Zeitgefährten bewegen kann, ihren kritischen Drive mit historischer Verantwortung zu verbinden - um nicht in der Gegenwart durch Geschichtsvergessenheit abzuheben, sondern stets dankbar, menschlich sowie erneuerungsfähig, ja neugierig zu bleiben.

Manuela Hennig drückt es so aus: „Mich begeistert diese Stadt einfach. Und ich entdecke immer wieder etwas Neues.“


(Veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 16.8.2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt


Der bewegte Wanderer


Warum er denn so gerne wandere? wird ein Mann gefragt, der gerade in seine Wanderkarte schaut. Er blickt erstaunt auf und antwortet: Immer, wenn er sich unter freiem Himmel bewege, fühle er sich frei. Und dann fügt er noch hinzu: Ich habe keinen Aufpasser, der alles kontrolliert. Keine Spaßbremse, die alles madig macht. Keine Fee, die alles für mich macht. Keinen Götzen, der alles von mir fordert.


Der Fragende versteht nicht so recht. Der Wanderer schildert seine Erfahrungen: Wenn er auf das Singen der Vögel lausche, höre er auch etwas Wichtiges über sich selbst. Wenn er über die Schönheit der Blumen staune, dann sehe er auch etwas Prächtiges in seinem Leben. Überhaupt, wenn er das Werden und Vergehen in der Natur beobachte, dann könne er auch eine unsichtbare und schöpferische Hand entdecken. Deshalb suche er Orte der Stille, gehe manchmal wie auf Zehenspitzen durch den Wald, wolle ungestört, unbeobachtet und unkontrolliert etwas Frieden und Geborgenheit erleben.


Aber wenn die Natur Stress mache, weil plötzlich der Nebel den Blick verstelle, dunkle Wolken und ein gefährliches Gewitter die Gefühle verändere? Oder wenn er an einer Wegkreuzung stehe und sich verlaufen habe, er eine Entscheidung fällen müsse - was dann?


Langsam wird deutlich: Ein Wanderer in Schönwetterzeiten, vor allem jedoch ein Wanderer, der durch schwere Zeiten gut hindurchkommen will, lebt von verschiedenen Begabungen, die wie unterschiedliche Geschwister sind. Sie verstehen sich nicht immer, kämpfen manchmal sogar gegeneinander, aber sie werden alle gebraucht, wenn ein Mensch (über-) leben will:

Die rationale Begabung des Menschen kann die Wanderkarte lesen, analysieren und neue Wege begründen.

Die poetische Begabung nimmt die Ästhetik der Bäume, Tiere und Pflanzen wahr, die auf keiner Karte verzeichnet ist.

Und die intuitive Begabung erahnt, dass der ganze Mensch mit all seinen Sinnen etwas finden kann, was er vielleicht gar nicht gesucht hat, aber als Gottes Gabe und Liebe spürbar ist:

Eine Sonne, die den Nebel der Sorgen und Ängste vertreibt. Einen Himmel im Menschen, der Freiheit und Freude schenkt.

Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 8.8.2020 in Ostwestfalen und Lippe)



Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


The moving wanderer


Why does he like to hike so much? a man is asked who is just looking at his hiking map. He looks up in amazement and answers: Whenever he walks under the open sky, he feels free. And then he adds: "I don't have a supervisor who checks everything. I have no buzzkill to put a damper on everything. No fairy to do everything for me. "No idol who demands everything of me.


The questioner doesn't quite understand. The wanderer describes his experiences: When he listens to the birds singing, he hears something important about himself. When he is amazed at the beauty of the flowers, he also sees something magnificent in his life. In general, when he observes the coming and going of nature, he can also discover an invisible and creative hand. That is why he looks for places of silence, sometimes walking through the forest as if on tiptoe, wants to experience some peace and security undisturbed, unobserved and uncontrolled.


But what if nature causes stress, because suddenly the fog blocks the view, dark clouds and a dangerous thunderstorm change the feelings? Or if he stands at a crossroads and gets lost, he has to make a decision - what then?


Slowly it becomes clear: a hiker in good weather, but especially a hiker who wants to get through difficult times well, lives from different talents, which are like different brothers and sisters. They do not always get along with each other, sometimes even fight against each other, but they are all needed if a person wants to (survive):

The rational talent of man can read the map of trails, analyse it and create new paths.

The poetic talent perceives the aesthetics of the trees, animals and plants, which are not recorded on any map.

And the intuitive talent foresees that the whole human being can find something with all his senses that he may not have been looking for, but which can be felt as God's gift and love: a sun that dispels the mist of worries and fears. A heaven in man that gives freedom and joy.

Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt on 8.8.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


YOU SILENCE I BIRD

im Wolters Kulturgarten
in Braunschweig am 6.8.2020
mit neuen Songs und viel Schwung.

Der Indie-Pop-Abend im Einklang mit den "Corona-

Spielregeln" war wieder ein Gewinn für Freunde des musikalischen Dialoges zwischen Natur und Kultur.




Der Musikfreund konnte sich mit Hilfe der universellen Sprache der Gefühle im freiheitsliebenden Kleid der Indie-Pop-Musik bewegt bewegen lassen.

Danke!

Burkhard Budde


Wernigerode – ein Magnet, der begeistert

Von  Burkhard Budde


Welches liebevolle Prädikat soll man diesem beeindruckenden Magneten geben, der trotz oder gerade wegen seines Alters immer noch, sogar immer mehr ausstrahlt und anzieht? Die „Bunte Stadt am Harz“? Das „Venedig des Nordens“?  Die „Stadt mit dem Neuschwanstein des Harzes“? Die „Stadt mit exotischer Note“? Der „Diamant mit vielen historischen Perlen“? Wie auch immer: Es gibt in Wernigerode am Nordrand des Harzes auf jeden Fall eine Vielzahl von faszinierenden Magneten, die selbst Neugierige noch neugieriger machen.

Diese unstillbare Neugier kannten bereits große und unvergessene Dichter, die erlebnis- und zugleich wissensdurstig waren. Und deshalb den Ort Wernigerode in Sachsen-Anhalt, der sich in zwei Tälern erstreckt und in den Harz hineinreicht, aufsuchten;

zum Beispiel 1777 Johann Wolfgang Goethe, unermüdlicher Schöpfer deutschsprachiger Dichtung mit Meisterwerken der Weltliteratur;

1860 Wilhelm Raabe, Schriftsteller aus dem Weserbergland, der mehrere Jahre in Wolfenbüttel und in Stuttgart, etwa 40 Jahre in Braunschweig lebte und 1873 in Bad Harzburg während eines Sommeraufenthaltes die Geschichte „Zum Wilden Mann“ schrieb;

1880 Theodor Fontane, Schriftsteller, der eine Liebeserklärung im Blick auf den zum Kur- und Erholungsort gewordenen Wernigerode verfasst hat: "Ich liebe diesen Ort so, dass ich, ich will nicht sagen, hier sterben, aber hier begraben sein möchte." (gestorben und begraben ist Fontane allerdings 1898 in Berlin)

Oder 1907 Hermann Löns, Natur-, Heide- und Heimatdichter, der die Bezeichnung Wernigerode als „Die bunte Stadt am Harz“ prägte und dem 1929 ein Gedenkstein im Stadtteil Hasserode errichtet wurde.


Neugierig auf diese Stadt ist in diesem Jahr auch erneut der Autor dieses Artikels. Die Stadt mit den Harzbergen als Silhouette, die sich gleichsam in die Natur hineinkuschelt, und das „Schloß Wernigerode“, das auf einer Anhöhe rund 100 Meter oberhalb der Stadt liegt, dessen Glanz und Würde man bereits aus der Ferne erahnt, weckt die Lust auf neue Abenteuer: Welche Geheimnisse schlummern hinter den historischen Mauern und in kulturellen Häusern schlummern und können neu entdeckt werden?

Doch beim diesjährigen Ausflug in die Stadt mit etwa 34 000 Einwohnern gibt es zunächst eine andere Überraschung. Aus der Ferne grüßt das Riesenrad „Grand Soleil“ der Familie Göbel. Gerne wird dieser Gruß erwidert. Denn in 48 Meter Höhe gewinnt man einen Überblick: Man sieht die mittelalterliche Stadt, aber auch ihre zeitgeschichtliche Bauentwicklung, vor allem jedoch die Vorharzlandschaft und den Oberharz.

Anschließend geht es mit der Schlossbahn vom Schlossparkplatz Anger zum „Schloß Wernigerode“, dem Wahrzeichen der Stadt, die 1121 erstmals urkundlich erwähnt wird. Unterwegs berichtet der Fahrer der modernen E-Bahn, dass die Stadt im letzten Jahr etwa zweieinhalb Millionen Tagesgäste gehabt hat. Aber dann verzaubert das Schloss selbst die Gäste. Es ist von Gärten eingerahmt und bietet mit seiner Aura noch einen anderen einmaligen Ausblick auf Stadt und Umgebung als ein Riesenrad. 

Und manche scheinen sich auch für die Bau- und Eigentümergeschichte zu interessieren:

Zunächst „Castrum Wernigerode“ (1213),

Grafenburg (1268 belehnt Markgraf von Brandenburg den Grafen Konrad von Wernigerode mit der Burg),

Burg des Erzbischofs von Magdeburg als Lehnsherrn (1381), Residenz der Familie zu Stolberg-Wernigerode (1429 war das  Geschlecht der Wernigeröder Grafen erloschen und Wernigerode kommt zur Grafschaft Stolberg),

Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648),

Umbau zum Barock- und Residenzschloss (1671-1676), wieder Sitz der Grafen zu Stollberg-Wernigerode (ab 1710), Repräsentationsschloss als historistisches Gesamtkunstwerk im neogotischen Stil (1862-1885 durch den Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode, Stellvertreter Otto von Bismarcks und Vizekanzler des Deutschen Reiches, sowie durch den Architekten Carl Frühling, auf den auch die Terrassengestaltung des Weingartenbereichs am Schloss zurückgeht),

Museum (seit 1930) mit überraschenden Erlebnissen und Einblicken in die Wohnkultur des deutschen Hochadels im 19. Jahrhundert (weitere Infos: www.schloss-wernigerode.de)

Manfred Gruner, Braunschweiger Historiker, ist seit Mitte der 1950er Jahre immer gern in Wernigerode gewesen. Besonders „gruselig“ erlebte er im damaligen „Feudalmuseum“ des Schlosses die Folterkammer, die heute nicht mehr zur Besichtigung freigegeben ist.


Auf dem ältesten Teil von Wernigerode, dem „Klint“, steht das Gebäude der St.-Sylvestri-Kirche. Benediktinermönche aus dem Kloster Corvey bauten der Legende nach an dieser Stelle eine Kapelle, die den Mittelpunkt der Siedlung Wernigerode bilden sollte. Ein Umbau in eine dreischiffige, kreuzförmige romanische Basilika erfolgte im 10. Jahrhundert, ein weiterer Umbau in eine frühgotische Basilika anlässlich der Gründung eines Chorherrenstiftes 1265, schließlich ein Umbau im neugotischen Stil mit der Errichtung eines neuen Turms in den Jahren 1880 bis 1886, erzählt Manfred Gruner.


Der höchste Punkt von Wernigerode ist übrigens der Brocken (gerundet 1141 Meter hoch), da das Brockenplateau zum Stadtgebiet von Wernigerode gehört. Und der bekannteste Mann der Stadt ist der „Brocken-Benno“, der in Wernigerode lebt und der zu seinem 88. Geburtstag am 20. Mai 2020 zum 8.888 Mal auf den Brocken stieg.

Der bunte, ausstrahlende und anziehende Magnet Wernigerode bietet eine Fülle von offenen Geheimnissen, die jeden liebenswürdigen Neugierigen begeistern können; zum Beispiel das Rathaus als eine Perle des mittelalterlichen Fachwerkhauses am Marktplatz; das „Kleinste Haus der Stadt“ mit nur zehn Quadratmetern Wohnfläche; der Miniaturenpark „Kleiner Harz“ im Bürgerpark, der mehr als 80 kulturhistorische Bauwerke des Harzes zeigt; die Harzer Schmalspurbahnen, die mit Dampf betrieben werden und auch von Wernigerode aus starten, wenn man zum Brocken will; das Harzplanetarium. Oder die vielen Museen, Kirchen, Galerien, Wandertouren, die kulturellen und gastronomischen Angebote (nähere Infos erteilt gerne die Tourist- Information, www.wernigerode-tourismus.de).

Manfred Gruner übrigens genießt zudem mit seiner Frau Hella bei Besuchen der Stadt, der ehemaligen „DDR-Vorzeigestadt“, die guten Einkaufsmöglichkeiten auf den Flaniermeilen Westernstraße und Breite Straße. Und er empfiehlt, sich den Wohltäterbrunnen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus genauer anzusehen. Er entstand im Stil der Neogotik, ist in einer Eisengießerei zu Ilsenburg gegossen worden und befindet sich seit 1848 auf dem Platz. Er stellt eine Erinnerung an Menschen dar, die sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben. „Wappenschilde am oberen Beckenrand verweisen auf Namen von Angehörigen des Grafengeschlechts und Adligen der Stadt, während am mittleren Beckenrand Namen von Bürgern und Bürgerinnen aufgeführt sind“, erläutert Gruner. Namen sind eben mehr als Schall und Rauch, auch Programm, manchmal stehen sie auch für Taten, die wegen ihrer bleibenden Qualität bis heute sichtbar sind und  neugierig machen.


Immer bleibt die unstillbare Neugierde, die immer größer wird, wenn man sich diesem Magneten nähert. Denn wer einmal in Wernigerode ist, muss nicht begeistert werden – der ist es schon. Und darum könnte das Prädikat dieser Stadt auch heißen „Ein bunter Magnet, der begeistert.“


(Veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 9.8.2020)


Geistlicher Impuls


Licht in der Schlangengrube


Neugierig blickt ein kleiner Hund in eine dunkle Schlangengrube. Und erschrickt. Etwas Unheimliches und Rätselhaftes, Vieldeutiges und Gegensätzliches blitzt in den Augen der Schlangen auf.


Eine grimmig blickende Schlange, die aber wohl Mitleid mit der kleinen Kreatur hat, richtet den Oberkörper auf und zischt: „Fall nicht in die Grube! Hier wird Gift gespritzt sowie auch schnell und überraschend zugebissen“. Und es werde genau gerechnet, akribisch und detektivisch auf- und abgerechnet, besonders bei noch offenen Rechnungen. Was nicht fair ausgetragen worden sei, werde fies nachgetragen.


Eine andere Schlange, die sich gerade gehäutet und erneuert hat, mischt sich ein und faucht: „Da übertreibst du aber. Es geht nur darum, sich geschickt anzupassen und keine Blöße zu zeigen. Dann wirst du überleben und auch fette Beute machen.“ Und sie kriecht und schleicht sich mit ihrer gespaltenen Zunge stolz davon. Und hinterlässt auf ihrem Weg schleimige Spuren voller Gier.


„In dieser Grube“, flüstert eine scheue Schlange dem Hund gleichsam ins Ohr, „findest du Unheil, aber auch Heil; Unglück, aber auch Glück; Dummheit, aber auch Weisheit – stets schöpferisch Unerschöpfliches. Spring und sieh selbst.“


Gerade will der kleine Hund in die Grube springen, als er die Rufe seines Halters hört. Und er ruft zum Abschied noch in die Grube: „Ich muss los. Kommt doch auch zu meinem Halter, der alle Geschöpfe unendlich liebt. Und jedes einzelne Geschöpf mit liebenden Augen sieht.“ Da müssen alle Schlangen spontan lachen. Manche lauter. Manche in sich hinein.


Aber eine hört auf zu lachen, als sie oberhalb der Grube einen Sonnenstrahl sieht, der ein wenig Licht in die Grube wirft. Diese Schlange reibt sich den Schlafsand aus den Augen und denkt über einen liebenden Blick nach, gleichsam über den Schöpfer aller Kreaturen. Und wird neugierig auf Neuanfänge innerhalb und außerhalb der Grube, auf einen ewigen Lichtstrahl in zeitlicher Finsternis.


Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 1.8.2020 in Ostwestfalen und Lippe)


Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


Light in the snake pit


Curiously a small dog looks into a dark snake pit. And scared. Something eerie and mysterious, ambiguous and contradictory flashes in the eyes of the snakes.


A grim-looking snake, who is probably taking pity on the little creature, raises its upper body and hisses: "Don't fall into the pit! Poison is sprayed here and also bitten quickly and surprisingly". And it is precisely calculated, meticulously and detective-like, especially when there are still outstanding bills. Anything that was not carried out in a fair manner was badly resenacted.


Another snake, which has just shed its skin and renewed itself, interferes and hisses: "You're exaggerating. It's all about skilfully adapting and not showing any nakedness. Then you'll survive and make a great plunder too." And she crawls away proudly with her forked tongue. leaving behind slimy traces of greed.


"In this pit," whispers a shy snake in the dog's ear, as it were, "you will find misfortune, but also salvation; misfortune, but also happiness; stupidity, but also wisdom - always creatively inexhaustible. Jump and see for yourself."


The little dog is about to jump into the pit when he hears the cries of his owner. And he calls out into the pit to say goodbye: "I must go. Come to my owner, who loves all creatures infinitely. And who sees every single creature with loving eyes." All snakes have to laugh out loud. Some laugh louder. Some inside themselves.


But one of them stops laughing when it sees a ray of sunlight above the pit, which throws a little light into the pit. This snake rubs the sleeping sand out of its eyes and thinks about a loving look, as it were about the creator of all creatures. And becomes curious about new beginnings inside and outside the pit, about an eternal ray of light in temporal darkness.


Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt on 1.8.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


Faszination Bergstädte im Oberharz

Von  Burkhard Budde


Die Sehnsucht ist groß. Und sie wird mächtiger, wenn man asphaltierte Wege verlässt und die Natur hautnah erlebt. Sinnliche Erfahrungen des Ursprünglichen und Elementaren, nach der sich viele Menschen sehnen, können beim Gehen im Freien, beim Spaziergang oder bei der Wanderung durch Mutter Natur, erlebbar werden. Und begeistern.


Denn unter der Oberfläche gewachsener Kultur- und Techniklandschaft schlummert in der Tiefe wilde Natur, die vom neugierigen Besucher entdeckt werden kann. Und umgekehrt berührt die Natur den staunenden Besucher - zum Beispiel mit einem Sonnenstrahl, der durch ein Blätterdach fällt, und die Nase des Wanderlustigen zärtlich streichelt. Oder mit dem harzig, würzigen Waldgeruch, der langsam  in seine Nase kriecht.


Der Wanderer - früher auch der Pilger, der Handwerksbursche oder der Schausteller -, der zu Fuß aufbricht, bewusst eine Auszeit vom Alltag nimmt, will entschleunigen, sich erholen oder ablenken, Energie tanken oder Freundschaften stärken, Regionen erwandern oder sich einfach über kleine Dinge in der Natur freuen. Er will und muss nicht alles mit dem Kopf begreifen, aber er kann versuchen, alles ganzheitlich und sinnlich wahrzunehmen: Die brennende Sonne, den erfrischenden Regen, die entspannende Ruhe. Und die eigene Unruhe und seinen eigenen Stress zu bewältigen.

Aber wo gibt es solche natürlichen Wellnessoasen, die in der Natur fit für den Alltag machen oder einfach zweckfrei ein beglückendes Freiheitserlebnis vermitteln? Viele Rückzugs- und Erholungsorte sind bekannt und anerkannt. Doch nicht jeder kennt die Bedeutung der Bergstädte im Oberharz: Von Wiesen, Wäldern und Bergen umgeben, mit ihren Flüssen, Teichen und Seen, Talsperren und historischen Besonderheiten wie Bergwerksmuseen und Gruben sind alle sieben Bergstädte Oasen faszinierender Einheit von Kultur und Geschichte sowie Technik und Natur.

Die Bergstadt Bad Grund (etwa 8238 Einwohner), die erstmals 1317 als Forstort urkundlich erwähnt wurde und damit die älteste der Bergstädte ist, war wegen des Erzbergbaus bereits um 1450 zu einem Berg- und Hüttenort geworden. Heute gehört der seit dem 19. Jahrhundert anerkannte Kurort mit dem einzigen Moorbad im Harz zu den Harzer „Leuchttürmen“. Und seine Schachtanlage Knesebeck (mit dem einzigartigen Hydrokompressorenturm) zum Weltkulturerbe.


Darüber hinaus nennt Volker Höfert, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, als weitere Besonderheit die Iberger Tropfsteinhöhle mit dem Museum im Berg. Überhaupt sei Bad Grund fernab vom Massentourismus ein „überschaubarer, ruhiger Urlaubsort“. Und die Heilklimawege sowie die Wander- und Bike-Routen seien besonders zu empfehlen.

In der Bergstadt Lautenthal (etwa 1513 Einwohner), die 1538 als Bergmannssiedlung gegründet und 1580 Stadt wurde, ist nach Ortsbürgermeister Hartmut Arndt das alte Aussehen „größtenteils unverfälscht erhalten“ geblieben. Teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Denkmalsschutz, damit dieser Charakter – anfangs gab es einen langgestreckten Straßenmarkt im Tal der Laute, die neben dem Fluss der Innersten die Stadt durchfließt - nicht verloren geht. An die alte Zeit erinnern auch der historische Marktplatz mit der Barock-Kirche aus dem Jahr 1659, das Bergbaumuseum „Lautenthals Glück“ sowie ein etwa vier Kilometer langer Bergbaulehrpfad auf dem Kranichsberg, der an dem „Lautenthaler Kunstgraben“ (Teil des Weltkulturerbes Oberharzer Wasserwirtschaft) entlang führt. Und der Ortsbürgermeister hat noch einen Tipp: Stellplätze für Wohnmobile neben dem beheizbaren Freibad mit Liegewiese und Spielplatz.

Die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld (etwa 14.561 Einwohner) - mit dem offiziellen Titel „Berg- und Universitätsstadt“ -  wurde wohl als erste Besiedlung im heutigen Zellerfeld Anfang des 13. Jahrhunderts durch Mönche des Benediktinerklosters „Cella“ geschaffen. 1431 wurde das Kloster geschlossen. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte eine zweite Besiedlung durch Sächsische Einwanderer aus dem Erzgebirge, die von den braunschweigischen Herzögen für den Bergbau im Oberharz gewonnen werden konnten. Zellerfeld erhielt 1529 Stadtrechte; 1554 bekam auch Clausthal die Bergfreiheit. Beide Bergstädte, die zunächst selbstständig waren, wurden 1924 zusammengeschlossen. Seit 1930 wird im Stadtgebiet kein Bergbau mehr betrieben.


Die heutige Stadt, so Bürgermeisterin Britta Schweigel, „punktet“ neben dem ältesten Bergwerksmuseum Deutschlands mit der Marktkirche zum Heiligen Geist auf dem Marktkirchenplatz, die 1642 geweiht wurde, der größten erhaltenen Holzkirche in Deutschland - umringt von historischen Gebäuden wie „Rathaus“ und „Oberbergamt“. Die Bürgermeisterin betont mit berechtigtem Stolz das „internationale Flair und das multikulturelle Studentenleben“ ihrer Stadt. Es gibt etwa 4000 Studenten, etwa 1000 Mitarbeiter und etwa 80 Professoren an der Uni. Und natürlich „unberührte Natur“, wo „ruhiges Wandern in beschaulichen Wäldern“ sowie an vielen Teichen entlang möglich ist.

Die Bergstadt Wildemann (etwa 786 Einwohner), 1529 auch von Bergleuten aus dem Erzgebirge gegründet, 1534 zur Stadt erhoben, schlängelt sich mit vielen Bergmannshäusern entlang der Innersten. Am Rande des Ortes liegt der Bergbauernhof „Klein Tirol“. Geworben wird insbesondere mit einer der bedeutendsten erhaltenen Anlagen des Oberharzer Silberbergbaus, der 1924 zum Erliegen kam, nämlich dem Bergwerk „19-Lachter-Stillen“ mit der „Grube Ernst August“.

Die Bergstadt Altenau (etwa 1758 Einwohner), die 1617 Stadtrechte erhielt, auch vom Bergbau geprägt ist, liegt mitten im Harz - zum Gipfel des Brockens, der mit 1142,2 Meter Höhe der höchste Berg des Mittelgebirges ist - sind es zwölf Kilometer. In Altenau entspringt die Oker, die die stark bewaldete Stadt mit zahlreichen Tälern und Hügelkuppen durchfließt. Besondere Attraktionen sind die Holzkirche St. Nikolai (errichtet 1669), der Kräuterpark (2004 eröffnet), die Thermen- und Saunalandschaft „Kristall Heißer Brocken“ (Neubau 2007) und „Die Altenauer Runde“, die zu Fuß den heilklimatischen Kurort bzw. die „Fünf-Täler-Stadt“ mit Dammgraben, dem Hütten- und Okerteich (Teil des UNESCO Weltkulturerbes) von der schönsten Seite entdecken lässt. Und wenn man will, kann man sich anschließend mit Altenauer Bier erfrischen, das es seit 400 Jahren gibt.

Die Bergstadt Sankt Andreasberg (etwa 1601 Einwohner), die 1535 Stadtrechte erhielt, war eine blühende Bergmannssiedlung. Um 1575 gab es in und um Sankt Andreasberg über 300 Gruben. Vor allem 1527 waren auch hier Bergleute aus dem böhmischen und sächsischen Erzgebirge sowie aus dem Mansfelder Land zum höchstgelegenen Ort des Harzes gekommen. Der Glockenturm auf dem Glockenberg (627 Meter hoch), das Wahrzeichen der Stadt, wurde 1688 errichtet, 1835 abgerissen und neu gebaut.

Stolz sind die Sankt Andreasberger im Naturpark Harz am Rande des Nationalparks Harz auf die Sternwarte Sankt Andreasberg (eröffnet 2014), auf die Dachdeckerschule (seit 1966), vor allem jedoch auf die Grube Samson (Teil des UNESCO-Weltkulturerbe zusammen mit dem Bergwerk Rammelsberg, der Goslarer Altstadt und der Oberharzer Wasserwirtschaft), in der die weltweit einzige, noch betriebsfähige Fahrkunst und zwei Wasserräder von neun Meter und zwölf Meter Durchmesser zu sehen sind. Und auf die Grube Catharina Neufang, die Einblick in den Bergbau um 1500 gibt. Aber auch das weltweit einmalige Kanarienvogelmuseum gehört zu den Schätzen der Bergstadt. Der „Harzer Roller“, der unter Tage vom geruchlosen Kohlenmonoxid am schnellsten betroffen war und dadurch die Bergleute warnen konnte, wurde früher von Bergleuten gezüchtet und verkauft, um eine zusätzliche Einnahmequelle zu haben.

Für besonders Wissbegierige bietet sich das Nationalparkhaus Sankt Andreasberg mit seinen Infos über Geologie, Ökologie und Bergbau an. Für besonders Erlebnishungrige können die Sommerrodelbahn sowie das Skigebiet Matthias-Schmidt-Berg genannt werden. Und für Goethe-Fans wird interessant sein, dass sich der Dichterkönig in Andreasberg 1777 über den Bergbau informierte und 1783 entlang des Rehberger Grabens wanderte. (Und sich übrigens auch 1777 in Altenau und überhaupt im Harz aufhielt.)

Wer – wie Goethe oder wie ein Natur-und Kulturfreund unserer Tage - den Oberharz besucht, wird es nicht bereuen: Er kann sich an der frischen Luft erfreuen, schöpferische Ruhe in einer idyllischen Landschaft und in verwegenen Wäldern finden, aber auch die Spuren der Vorfahren freundlicher Harzer entdecken, die als Pioniere des Bergbaus hart gearbeitet, vor allem die Weichen für die Zukunft gestellt haben.


Und wer mit allen Sinnen die Natur- und Kulturwelt „erwandert“, kann sich ihrem Bann nicht entziehen. Und seine Sehnsüchte können gestillt werden.


P.S.

Dass einst freie Bergstädte heute nicht mehr „frei“ sind, sondern sich mit anderen Städten „gefunden“ haben – dass beispielsweise Sankt Andreasberg zu Braunlage gehört – sei nur angemerkt: Doch wen kümmert das schon, wenn er die Freiheit in der Bergwelt erlebt?!


(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 2.8.2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

Die Denke bedenken?!


Gefreut haben sich schon viele über großzügiges, geärgert über pingeliges Denken. Entsetzt sind viele, wenn das Denken nur um sich selbst kreist, boshaft oder intrigant geprägt ist; erleichtert, wenn einer seine verkrustete Denke erneuert, beweglich und lernfähig ist.


Jeder Mensch kann in eine zermürbende Reflexionsmühle geraten: Ist ein Mitmensch ein Heuchler, der sich geschickt verstellt? Ein Intrigant, der hinterhältig ist? Ein Rächer, der es anderen heimzahlt? Ein Ahnungsloser, der sich über den Tisch ziehen lässt? Ein Langweiler, der gedankenfaul ist? Bin ich selbst etwa ungeliebt („Keiner mag mich!“), ein Opfer („Alle sind gegen mich!“), ein Versager („Ich mache alles falsch!“), ein Fiesling („Gehe ich über Leichen?“).


Solche oder ähnliche finstere Gedanken sind wie schweres Gepäck, das ermüdet, unbeweglich, lustlos und unzufrieden macht. Und manche Befürchtung wird dann wie von Geisterhand erfüllt. Denn was gedacht wird, muss zwar nicht stimmen, kann aber das Verhalten und die Handlung bestimmen.


Zum Glück können negative Gedanken im Kopf mit positiven Gedanken in Schach gehalten, gesteuert oder überwunden werden: zum Beispiel der Gedanke, der Angst macht, mit einem Gedanken, der Vertrauen stärkt und Mut weckt – natürlich nur, wenn der Betroffene immer wieder neu das Steuer verantwortungsbewusst in die Hand nimmt.


In einem offenen und weiten Raum des Denkens ist sogar Platz für die Sehnsucht nach der Macht der Liebe. Am Gedanken, dass ich ein „Gedanke Gottes“ bin und dass Gott selbst ein „glühender Backofen voller Liebe“ (Luther) ist, kann ich mich erwärmen, die Gewissheit erfahren, bedingungslos geliebt zu sein, ohne abzuheben oder blind fanatisch zu werden. Vor allem kann dieser „liebende Gedanke“ einem Menschen die Kraft zum Um- und Neudenken schenken.


Diese Haltung ist erlebbar. Und trainierbar: Zum Beispiel mit der positiven Perspektive gegenseitiger Wertschätzung; der konstruktiven Perspektive empathischer Achtsamkeit; der eigenständigen Perspektive unabhängiger Mündigkeit.

Auf jeden Fall lohnt es sich, die Denke kritisch zu bedenken.

Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 25.7.2020 in Ostwestfalen und Lippe)


Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


Thinking?!



Many have been delighted by generous thinking, but annoyed by fussy thinking. Many are horrified when the thinking is only about itself, malicious or scheming; relieved when one renews his encrusted thinking, is flexible and capable of learning.


Every person can get into a gruelling reflection mill: Is a fellow human being a hypocrite who cleverly disguises himself? A schemer who is devious? A revenger who gets back at others? An unsuspecting man who lets himself be taken over? A bore who is lazy in thought? Am I myself unloved ("Nobody likes me!"), a victim ("Everyone is against me!"), a failure ("I do everything wrong!"), a meanie ("Will I kill myself?").


Such or similar dark thoughts are like heavy baggage that makes you tired, immobile, listless and dissatisfied. And some fears are then fulfilled as if by magic. For what is thought may not be true, but it can determine behavior and action.


Fortunately, negative thoughts in the head can be kept in check, controlled or overcome with positive thoughts: for example, the thought that makes you afraid, with a thought that strengthens trust and inspires courage - of course, only if the person concerned takes the wheel responsibly again and again.


In an open and wide space of thinking there is even room for the longing for the power of love. The thought that I am a "thought of God" and that God himself is a "glowing oven full of love" (Luther) can warm me up, I can experience the certainty of being unconditionally loved without taking off or becoming blindly fanatical. Above all, this "loving thought" can give a person the strength to rethink and rethink.


This attitude can be experienced. And trainable: For example with the positive perspective of mutual appreciation; the constructive perspective of empathic mindfulness; the independent perspective of independent maturity.

In any case, it is worthwhile to critically consider the thinking.

Burkhard Budde


(also published in the Westfalen-Blatt on 25.7.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


Einzigartiger Fingerabdruck der Stadt Goslar

Von Burkhard Budde

Eine einzigartige Stadt am Rande des Harzes lädt zu einer faszinierenden Reise ein. Es geht um keine 08/15-Reise, die mit Stress und Langeweile kämpft und nur wenig vom Alltagsleben ablenkt. Auch ist an keine Luxusreise gedacht, die superteuer, status- und genussverliebt angeboten wird. Die Reise nach Goslar in eine Stadt mit etwa 51 000 Einwohnern, vor allem mit 1800 Fachwerkhäusern, Plätzen und Altstadtgassen, ist vielmehr eine Begegnung mit einem unverwechselbaren Fingerabdruck insbesondere deutscher Kultur und Geschichte – für erlebnishungrige und zugleich geistoffene Besucher.


Diese Erlebnisreise in die Welt der Vorfahren befreit nicht nur von den Fesseln einer genervten und getriebenen Seele, sondern auch von der bedrückenden Enge des oberflächlichen und bequemen Geistes. Sie kann die Gegenwart verstehbarer und erlebbarer, aber auch gegenwärtige Herausforderungen für die Welt der Nachfahren verantwortbarer machen.

Der Markplatz in Goslar


Die Reise führt in das „Nordische Rom“ – im Mittelalter war die Stadt mit Königspfalz, Kaiserresidenz, Silberbergbau, mit 47 Kirchen, Klöstern und Kapellen ein pulsierendes Zentrum der Macht und des Glaubens; in eine Weltkulturerbestätte der UNESCO, wozu die Altstadt gemeinsam mit dem ehemaligen Erzbergwerk Rammelsberg am Stadtrand gehört. Die Reise führt vor allem zum „Geist des Ortes“, zum genius loci, der beim Eintauchen in die Aura Goslars sowie beim Betrachten historischer Details geweckt wird. Und zu einem unvergesslichen Erlebnis verschmilzt: durch Wahrnehmung - ohne einfache Ablenkungsmanöver, durch faire Erinnerung - ohne einseitige Gegenwartsfixierung, durch neues Wissen - ohne sture Überheblichkeit sowie durch eigene Deutung - ohne blinde Gefolgschaft einer Interpretation.


Und welche „Augenöffner“ kann der Oberbürgermeister dieser ehemaligen kaiserlich freien Reichsstadt (von 1340 mit der Verleihung des Heerschildrechts durch Kaiser Ludwig des Bayern bis 1802 mit der preußischen Besetzung) empfehlen? „Ein absolutes Muss, um Goslar kennenzulernen, ist ein Spaziergang durch die historische Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und mittelalterlichen Bauten,“ meint OB Dr. Oliver Junk (Foto: Stadt Goslar/Klingebiel) und fügt hinzu: „Anschließend bietet es sich an, durch die Wallanlagen zu schlendern, die 2018 umgestaltet wurden und mittels Infostelen Erklärungen und geschichtliche Hintergründe zu den Teichen, der Stadtbefestigung und bergbaulichen Anlagen bereithalten.“


Da im 15. Jahrhundert das Raubritter- und Fehdewesens sein Unwesen trieb, wurden die Befestigungen der aufstrebenden und blühenden Stadt, die besonders aus Berg-, Hütten- und Forsteinkünften zu Wohlstand gekommen war, immer wichtiger. Bis heute spiegeln Häuser, das Rathaus, die Gilde- und Bürgerhäuser im Zentrum der Stadt diesen Wohlstand wider, die von 1267 bis 1566 zum Städte- und Kaufmannsbund der Hanse gehörte, aber auch Handel (mit Kupfer und Silber, Bier, Schiefer, Vitriol bzw. Galitzenstein) mit Städten der Region trieb. Die Bürgerstadt, die im 14. Jahrhundert ein Holzröhrensystem hatte, mit dem alle Häuser mit fließendem Wasser versorgt werden konnten. Die bis 1511 alleiniger Besitzer aller Gruben am Rammelsberg war. Die Auseinandersetzungen mit den Braunschweiger Herzögen vor allem wegen der Rechte am Rammelsberg hatte, ab 1568 mit Herzog Julius, der als Schutzherr von Goslar das Unterharzer Berg- und Hüttenwesen umgestalten ließ. Wie viele andere Städte erlebte die stolze Handelsstadt Goslar in der nachmittelalterlichen Zeit einen Verlust der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit durch das Erstarken der Territorialstaaten.


Aber zurück zur Gegenwart. Oliver Jung hat noch einen persönlichen Tipp: „Mein Geheimtipp ist der Blaue Haufen. Er bietet einen Blick auf Goslar von unten und von oben.“ Und in der Tat: Am Rammelsberg gibt es Bergwiesen, wo sich der sogenannte „Blaue Haufen“ aus ehemals blauschwarzem und heute mit Gras und Gebüsch überwucherten Schiefer-Hügel aus dem Jahr 1572 befindet. Hier muss sich ein Lichtloch zum 88 Meter tiefen Schacht befunden haben, um die Bergleute im Stollen mit Frischluft versorgen zu können. Heute ist diese „erlebnisreiche Schnittstelle zwischen unsichtbarer Vergangenheit und sichtbarer Gegenwart“ ein bevorzugter Platz vieler Jugendlicher.


Lutz und Heidrun Pfeifer vor ihrem "Glas & Holz" Studio


Nicht nur Bürger, Kaufleute, Händler und Ministerialadel, haben die Stadt geprägt, sondern zunächst haben Könige und Kaiser die Weichen gestellt. Und viele historische Spuren hinterlassen.


Zum Beispiel König Heinrich (919-936): 922 wurde Goslar im Tal der Gose, ein Nebenfluss der Oker, als eine Marktsiedlung gegründet.


Oder Kaiser Otto I (936-973): 968 begann der Bergbau im Rammelsberg.


Oder Kaiser Heinrich II (1002-1024): Die Königspfalz wurde von Werlaburgdorf bei Schladen an der Oker nach Goslar verlegt. Die Kaiserpfalz (Kaiserhaus) sowie der Dom (Stiftskirche Simon und Judas) wurden errichtet; vom Dom ist nur noch die Vorhalle unterhalb der Kaiserpfalz erhalten. Goslar wurde zur Lieblingspfalz und zum Zentrum des Reiches.


Die Kaiserpfalz


Oder Kaiser Friedrich I (1152-1190): Der Staufer hatte Konflikte mit einem Welfen, dem Herzog von Sachsen Heinrich dem Löwen, der ihm die Unterstützung beim Italienfeldzug verweigerte, weil der Kaiser ihm Goslar mit dem Rammelsberg nicht übertragen wollte. Der Löwe, der Goslar kriegerisch nicht erobern konnte, wurde am Ende vom Kaiser geächtet.


Oder Kaiser Otto IV (1198-1218): Der Welfe, Sohn Heinrichs des Löwen, konnte 1206 Goslar erobern. Er starb 1218 auf der Harzburg.


Schließlich Kaiser Friedrich II (1212-1250): Der Welfe hielt 1219 den letzten großen Reichstag in Goslar ab. Und es kam zum Ausgleich zwischen Welfen und Staufern; aber es begann auch das Ende des hochmittelalterlichen Kaisertums.


Die Marktkirche


Und wie denkt heute Propst Thomas Gunkel aus Goslar über seine Stadt mit so viel Geschichte und Geschichten, mit so viel Kultur und Traditionen? Was empfiehlt der Kirchenmann? Ein „Muss“ ist für ihn der Besuch der Marktkirche, der ehemaligen Klosterkirche Neuwerk sowie der Frankenberger Kirche und der St. Annenkapelle. In der Altstadt ist für ihn das historische Rathaus ein „Highlight“, das allerdings wegen Restaurierungsarbeiten wohl erst im Laufe des nächsten Jahres wiedereröffnet wird. Im Blick auf das Museum im Rammelsberg sollten Besucher zwei Tage einplanen, weil das Museum zwischen mittelalterlichem und neuzeitlichem Teil unterscheidet.


Und dann freut sich Thomas Gunkel noch auf ein „Kleinod“, das voraussichtlich ab Frühjahr 2021 „entdeckt“ werden kann: Im Besitz der Marktkirche bzw. in der reformations-zeitlichen Bibliothek befindet sich das älteste Gemeinde-Gesangbuch, von dem es nur noch ein Exemplar gibt, das sogenannte Erfurter Ferbefaß-Enchiridion, sowie das September-testament, ein Druck, den Martin Luther nach der Übersetzung des Neuen Testamentes auf der Wartburg anfertigen ließ.


Kinder, die Hoffnungs- und zukünftigen Verantwortungsträger der Gesellschaft, können einen Spielplatz im Garten des St. Annenhauses oder den Steinbergspielplatz nach einer Wanderung durch das Trüllketal zum Steinberg kennenlernen, empfehlen Gerald de Vries, Goslarer Propsteikantor, und seine Frau Franziska. Zudem sei die Lohmühle mit Zinnfigurenmuseum und Zwinger mit Mittelaltermuseum  auch für Kinder geeignet. Und für den Kantor an der Marktkirche ist selbstverständlich auch die Besteigung des Nordturms der Marktkirche ein „Leuchtturm“.


Dem schließt sich Lokalhistoriker Manfred Gruner gerne an: „Nach 232 Stufen aufwärts steht man 56 Meter über dem Erdboden in einem sechseckigen Raum des Turm der Marktkirche und hat einen herrlichen Blick über die Dächer bis ins Harzvorland.“ Einen weiteren „herrlichen Ausblick auf die Stadt“, so Manfred Gruner, bietet der Maltermeisterturm, etwa zwei Kilometer südlich der Altstadt am Rande des Rammelbergs. Wohl im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut, diente er einst als Wachturm und läutete durch Glockengeläut zum Schichtbeginn im Bergwerk. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wohnte der Maltermeister im Turm, der für die Verwaltung des Grubenholzes zuständig war.


Und noch zwei Tipps hat Manfred Gruner: Von der Gaststätte auf dem Steinberg westlich der Altstadt gibt es ebenfalls einen wunderschönen Blick auf Goslar. Oder vom Sudmerbergturm („Sudmerberger Warte“), der 12,1 Meter hoch ist und als Rundturm 5,6 Meter Durchmesser hat, fällt der Blick auf die Stadt, das Harzvorland und zum Brocken.

Um bei der Fülle der Schätze der Altstadt jedoch nicht den Überblick zu verlieren, empfiehlt sich eine Führung (Infos: Touristen-Information am Marktplatz). 



Aber selbst ein erster Stadtbummel durch die Gassen mit ihrem alten Straßenpflaster und mit dem Schmuck an den Fachwerkhäusern motiviert, den Ort mit den vielen historischen Details selbst sprechen zu lassen, den „Geist der Stadt“ kennenzulernen und mit ihm in einen lebendigen Dialog zu treten.


(veröffentlicht auch am 26.7.2020 im

Wolfenbütteler Schaufenster)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt


Kampf um den Kuchen


Emotionen kochen hoch. Einer scheint Angst zu haben, nur ein kleines Stück abzubekommen. Ein anderer fürchtet, nicht das größte Stück zu ergattern. Einer will sich nicht mit Krümeln zufrieden geben. Ein anderer versucht die Rosinen herauszupicken. Manche Augen sprechen Bände. Selbst ein freundliches Lächeln auf den Lippen und schöne Seifenblasen aus dem Mund können es nicht verbergen: Diffuse Angst, zu kurz zu kommen oder gar vergessen zu werden, sondern auch Gier, Neid und Bosheit spiegeln sich in den blitzenden Augen wider. Ob in der Tiefe der erregten Seelen auch Minderwertigkeitsgefühle, Allmachtphantasien, alte Verletzungen, offene Rechnungen oder gar Dummheit eine Rolle spielen? Und was ist mit den Teilnehmern, die  am Kampf nicht teilnehmen oder anders kämpfen wollen, die keine Kraft und keine Nerven, keinen Lautsprecher und keine Fürsprecher haben?


Aber der Reihe nach: Die Eltern haben ihre Kinder – etwas verfremdet formuliert, aber jeder weiß wohl, was gemeint ist – zum „Kaffeetrinken“ eingeladen. Es gibt einen „großen Kuchen“, aber auch einen „großen Hunger“. Vielen läuft das Wasser im Mund zusammen. Nur wenige nehmen am Katzentisch Platz, merken es gar nicht oder wollen es lieber nicht wahrnehmen. Die meisten können den Mund nicht voll genug bekommen.


Vater sagt: „Es soll fair und gerecht zugehen.“ Und die Mutter ergänzt: „Weil wir euch alle gleich lieb haben. Und unsere Familienbande auch später nicht zerstört werden soll.“ Aber was ist „gerecht“? fragen sich die Kinder heimlich. Wenn alle die gleichen Chancen auf ein Stück des Kuchens haben? Wenn der Bedürftige mehr erhält als der Versorgte? Wenn breite Schultern, die schon ein Kuchenbuffet besitzen, weniger bekommen, weil sie mehr tragen können als diejenigen, die über keinen Kuchen verfügen? Wenn derjenige, der beim Herstellen des Kuchens in der Küche geholfen, mit einem leckeren Stück belohnt wird? Wenn auch an die gedacht wird, die nicht erschienen sind, aber noch dazukommen werden?


Zank und Unfrieden, Selbstgefälligkeit, Selbstgerechtigkeit und Selbstverliebtheit liegen in der Luft. Da sagen die Eltern fast wie aus einem Mund: „Bevor wir über unsere Vorstellungen mit euch besprechen, lasst uns das tun, was auch eure Großeltern schon getan haben. Und auch eure Kinder tun sollten.“


Und die Mutter spricht ein Tischgebet. Und Großvater sagt laut „Amen“, was übersetzt heißt „So sei es.“


Ob die Kinder die Botschaft verstanden haben? Die Einladung, vor der Schlacht am „Kuchenbuffet“ innezuhalten, über den Tellerrand der eigenen Bedürfnisbefriedigung in sich hineinzuhören, alle Teilnehmer als von Gott Gewürdigte wertzuschätzen? Sich zu vergewissern, dass Gesundheit und Frieden im Zweifel wichtiger sind als schnelle Befriedigung im Machtkampf um Vorteile zu Lasten oder auf Kosten anderer? Dass alle nur Gäste auf Erden sind – und Gott der Geber des Lebens aller ist? Ein Leben, das nicht nur materielle, sondern auch geistige Nahrung sowie beglückende und solidarische Gemeinschaft besonders in Krisenzeiten braucht.

Burkhard Budde


Veröffentlicht auch am 20. Juli 2020 im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe


Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


Battle for the cake


Emotions are running high. One of them seems afraid he's only gonna get a little piece. Another is afraid of not getting the biggest piece. Another won't settle for crumbs. Another tries to pick out the raisins. Some eyes speak volumes. Even a friendly smile on the lips and beautiful soap bubbles from the mouth cannot hide it: diffuse fear of being left out or even forgotten, but also greed, envy and malice are reflected in the flashing eyes. Whether in the depths of the aroused souls also feelings of inferiority, fantasies of omnipotence, old injuries, open accounts or even stupidity play a role? And what about the participants who do not want to participate in the fight or want to fight differently, who have no strength and no nerves, no loudspeaker and no advocates?


But in order: The parents have invited their children - somewhat alienatedly formulated, but everyone knows what is meant - to "drink coffee". There is a "big cake", but also a "big hunger". For many, the water in their mouths is running down. Only a few take a seat at the cat table, don't even notice it or prefer not to notice it. Most of them cannot get their mouth full enough.


Father says, "Let it be fair and just." And mother says, "Because we love you all equally. And we don't want to see our family ties destroyed in the future." But what is "fair"? the children ask themselves secretly. When everyone has an equal chance of getting a piece of the pie? When the one in need gets more than the one being cared for? When broad shoulders who already have a cake buffet get less because they can carry more than those who do not have a cake? When the person who helps to make the cake in the kitchen is rewarded with a delicious piece? When even those who did not show up but will be added to it are remembered?

Quarrelling and discord, complacency, self-righteousness and self-indulgence are in the air. Almost as if from one mouth, parents say: "Before we discuss our ideas with you, let us do what your grandparents did. And your children should do as well."


And the mother says grace. And Grandpa says "Amen,"

which translates as "So be it."


I wonder if the children understood the message. The invitation to pause before the battle at the "cake buffet", to listen to themselves beyond their own needs, to appreciate all the participants as being worthy of God? To make sure that health and peace are more important than quick satisfaction in the power struggle for advantages at the expense or to the detriment of others? That all are only guests on earth - and that God is the giver of life for all? A life that needs not only material but also spiritual nourishment as well as a happy and solidary community, especially in times of crisis.

Burkhard Budde


Also published on 20 July 2020 in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe


Vom Zauber der Stadt Bad Harzburg

Von Burkhard Budde

Warum den Blick wehmütig in die Ferne schweifen lassen, wenn der Zauber beglückenden Erlebens in der Nähe liegt? Bad Harzburg am Nordrand des Harzes mit viel und lebendigem Charme muss nicht vom Besucher aus einem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden. Das Tor zum Nationalpark Harz mit einer sagenhaften Bergwelt ist keine Schlaf- und Geisterstadt mit einzelnen Touristen, die sich wie Gespenster in der Bummelallee, einer attraktiven Fußgängerzone, lustlos hin und her bewegen. Die ehemalige Enklave, die zum Landkreis Wolfenbüttel gehörte und als dessen „Bell Etage“ galt, heute zum Landkreis Goslar zählt, ist zwar kein Bienenkorb mit emsigem Treiben, das stresst und nervt, aber auch keine letzte Zufluchtsstätte für alte und einsame Herzen, die hier ihren Lebensabend verbringen wollen.


Was aber zählt zum Zauber dieser Stadt, die aufgrund der Verkehrsanbindung über die B4/B6/A36 und der A369 sowie der Zugverbindungen von und nach Braunschweig (über Wolfenbüttel) und von und nach Hannover ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie aus der Region und darüber hinaus geworden ist?


„Eine weit und breit einzigartige Attraktion, die eine Magnetwirkung hat“, so Bad Harzburgs Bürgermeister Ralf Abrahms, „ist der Baumwipfelpfad.“


Der im Jahre 2015 eröffnete Pfad, der etwa ein Kilometer lang ist und 22 Meter über dem Boden schwebt, habe bereits über eine Millionen Besucher angelockt. Aus guten Gründen: Er gibt auf dem Weg durch die Baumwipfel Einblicke in die Natur, speziell in das Kalte Tal. Und Ausblicke auf die Berge, speziell auf den Burgberg, dem 485 Meter hohen Hausberg Bad Harzburgs.


Von dem Burgberg, der nicht nur über den Baumwipfelpfad oder auf Wanderwegen, sondern auch mit einer nostalgischen Kabinenseilbahn, die 1929 in Betrieb genommen wurde, gut zu erreichen ist, ist auch der Propst von Bad Harzburg Jens Höfel begeistert. „Vom Berg aus hat man auf die Stadt und auf das nördliche Harzvorland einen grandiosen Ausblick.“

Beeindruckend sind auch die Reste der Harzburg, die König Heinrich IV. um 1065 zum Schutz gegen die Sachsen errichtet hatte. Und ein Turm, der an Kaiser Otto IV erinnert, Sohn Heinrichs des Löwen und Neffe von Richard Löwenherz, der 1218 auf der Harzburg gestorben ist. Zudem befindet sich auf dem Burgberg-Plateau -unübersehbar – ein großer Obelisk, die Canossa-Säule, die 1877 zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck ( 1815 bis 1898) aufgestellt wurde sowie – etwas versteckt – der Uhlandstein , eine Erinnerung an den Dichter Ludwig Uhland (1787 bis 1862), der Abgeordneter im ersten gesamtdeutschen Parlament, der Frankfurter Nationalversammlung, gewesen ist und Bad Harzburg besucht hatte. Und wer die Symbiose von Natur und Geschichte auch mit dem Gaumen so richtig genießen will, kann ins Gast- und Logierhaus „Plumbohms“ einkehren und sich verwöhnen lassen.


Wer vom Berg aus wandern will – zum Beispiel zu den Rabenklippen mit dem Luchs-Schaugehege und der Waldgaststätte „Rabenklippe“ oder ein Stück des „Kaiserwegs“, benannt nach dem Fluchtweg Heinrichs IV 1074 von der Harzburg in verschiedene Zufluchtsorte – kommt an der Krodo-Statue des Kunsthandwerkes Volker Schubert mit den Symbolen Rad (ewige Sonne?), Korb mit Blumen (Fruchtbarkeit?), Rockschoß (Lebensatem?), Fisch (Wiederauferstehung?) vorbei. Nach der Überlieferung soll hier 1492 eine Statue des Sachsengottes Krodo gestanden haben.


Und dann sind es nur noch einige Schritte zur aktuellsten Attraktion Bad Harzburgs, zum Turm auf dem Antoniusplatz, zur Baumschwebebahn am Burgberg, die am 1. August eröffnet werden soll und dann die vierte „Fly-Line“ Anlage dieser Art in Deutschland ist. Der etwa einen Kilometer lange und fünf Minuten dauernde Höhenflug der Flieger, die an einer Schiene bzw. an sogenannten Laufkatzen hängen, um durch einen Steilhang hinunter ins Kalte Tal zu kommen, endet am Hinterausgang des Baumwipfelpfades. Testflieger sprechen von einem atemberaubend intensiven Erlebnis.


Und was empfiehlt Gästeführer Manfred Gruner? Für ihn steht Bad Harzburg für „Wandern –Wellness – Wohlfühlen“. Wer das erleben will, dem rät er zum Beispiel vom Burgberg zur Eckertalsperre oder „für ganz Kräftige“ den Weg zum Brocken zu wandern. Auch den „WasserErlebnisWeg“, der sich am Fluss Radau und am Kalte-Tal-Bach befindet, sowie die „AdventureGolf-Anlage (Minigolfplatz mit 18 Bahnen) im Herzen des Kurparks sollten Gäste kennenlernen. Sein „Geheimtipp“ ist jedoch der Jungbrunnen in der Stadtmitte, der vom Quedlingburger Künstler Jochen Müller gestaltet wurde und den Jugendwahn, aber wohl auch den Größen- und Machbarkeitswahn humorvoll auf die Schippe nimmt. „Die Figuren“, schmunzelt Manfred Gruner, „zeigen sehr schön die Auswirkungen der guten Luft und des Mineralwassers in Bad Harzburg, denn alle sind wieder jung und klein geworden.“


Noch ein Ausflugstipp: Bad Harburg hat einen „zweiten Kurpark“, einen reizvollen Golfplatz mit 18 Spielbahnen in traumhaft schöner Lage. Direkt daneben befindet sich ein Wildgehege, wo Hirsche, Rehe, Kitzen und Ziegen zu sehen sind. Über die reizvollen und idyllischen Gestütswiesen mit den Pferden auf den Koppeln kommt man schließlich zum Cafe Goldberg (Ortsteil Schlewecke). Und wird mit einem weiten Ausblick auf das Harzer Land – einschließlich Pferderennbahn - belohnt, so dass auch der Abstand der Seele vom Alltag größer wird.


In diesem Jahr wird in Bad Harzburg wegen Corona manche Einrichtung geschlossen bleiben, zum Beispiel die Sole-Therme mit der Sauna-Erlebniswelt, die Trink- und Wandelhalle und das Silberbornbad. Und Veranstaltungen wie das Lichterfest oder die Galopprennwoche werden nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt.

Aber es lohnt sich immer, sich vom Charme der Stadt verzaubern zu lassen. Kaum einer weiß, dass die Bäderarchitektur in den Bergen entstanden ist und nicht an der Ostsee. Zahlreiche Bauten und Villen im Bäderstil um 1900 – überdachte Veranden und Erker, verteilt über das ganze Gebäude, als Schutz für die Gäste, die die klare Bergluft genießen sollten - sind in der Kurstadt noch zu finden, zum Beispiel an der Amsbergstraße, am Hindenburgring oder auch an der Papenbergstraße 4, früher das Hotel „Schlemm“. Früher gehörte die kleine Kurstadt mit ihrer repräsentativen Architektur zu den renommiertesten Kurorten Deutschlands und war ein attraktives Sommerziel für Adelige und das gehobene Bürgertum, um dem damaligen Lärm, der bedrängenden Enge und der schlechten Stadtluft zu entfliehen.


Heute gibt es noch weitere Beweggründe, nach Bad Harzburg zu kommen.


Da ist das ehemalige Hotel Parkhaus an der Herzog-Wilhelm-Straße, auch im Bäderstil der Zeit errichtet und 1896 eröffnet, in dessen Garten von 1901 bis 1935 eine Synagoge für jüdische Kurgäste und Bewohner der Stadt stand. Und jüdische Spuren sind immer zugleich aktuelle Mahnung und ständiger Weckruf, sich gegen Hass und Gewalt und für Demokratie und Menschlichkeit einzusetzen, insbesondere wenn man an den 11. Oktober 1931 denkt, als sich 2000 Angehörige von Hitlers SA und andere paramilitärische Verbände im Kalten Tal trafen und anschließend im Kurhaus die „Harzburger Front“ bildeten, damit rechtsradikale und nationalistische Kräfte gemeinsam die erste deutsche Demokratie zerstören konnten, um ihre menschenverachtende Ideologie in die Tat umzusetzen.


Da ist aber auch die neugotische Lutherkirche, die 1901 bis 1903 nach Plänen des Bad Harzburger Baumeisters Gustav Heine erbaut wurde und dessen ursprüngliche Ausmalung des Braunschweigischen Hofmalers Adolf Quensen (1851 bis 1911) zur Zeit restauriert wird.


Oder das Romantik Hotel Braunschweiger Hof, das die Braunschweigische Eisenbahn-Gesellschaft 1872 gründete und das seit 1894 im Familienbesitz ist. Und in dem auch die Goethe-Gesellschaft Bad Harzburg (gegründet 1947), die Deutsch-Französische Gesellschaft Bad Harzburg (seit 1972) und die Deutsch-Dänische Gesellschaft Harz (seit 1989) tagen.


Oder das Schacht- und Quellenhaus mit einer Förderanlage für vier Heilquellen an der Herzog-Julius-Straße, der Keimzelle des Heilbades. 1569 wurde die erste Solequelle mit dem „Wunderwasser“ entdeckt. Sie erhielt ihren Namen „Juliushaller“ nach dem Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1568 bis 1613), dem der Ort ein Salzwerk verdankte. Bis heute „sprudeln“ in Bad Harzburg drei Quellen, die „Krodo-Quelle“ seit 1894, die „Johann-Albrecht-Quelle“ seit 1907 und die „Barbarossa-Quelle“ seit 1931 – vor allem zur Freude der etwa 23 000 Einwohner der Stadt (Stand 31.12.2019) und der vielen (Kur-)Gäste, natürlich auch immer gut und belebend für die Gesundheit aller.


Bürgermeister Ralf Abrahms


Ralf Abrahms empfiehlt darüber hinaus „Cafe Winuwuk“ mit dem „Sonnenhof“, ein „Gesamtkunstwerk – wie eine Dependance der Künstlerkolonie Worpswede.“ Hier gebe es nichts Eckiges, sondern nur Rundes und Rustikales mit vielen künstlerischen Einlagen. „Es wird echte Kaffeehauskultur gepflegt.“


Aber auch das Hofcafe Schwalbennest“ im über 1000 Jahre alten Ortsteil Bettingerode liegt dem seit 2002 amtierenden Bürgermeister am Herzen. Hier - am Ziel- und Ausgangspunkt vieler Fahrradtouren - vor imposanter Kulisse der Harzer Berge gebe es nicht nur selbstgebackenen Kuchen, sondern auch zahlreiche Schwalben.


Kultur ist auch für Jens Höfel wichtig. Er genießt es, in einem der vielen Straßencafes in der Bummelallee in der Stadtmitte – besonders bekannt ist das Cafe Peters „an der Ecke“ mit seiner über 100 Jahre alten Tradition - zu sitzen und „das Leben um mich herum zu beobachten“. Und das kann spannend entspannend sein und ein bewegt bewegendes Gefühl beglückender Freiheit vermitteln.


(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster am 19.Juli 2020)


Kommentar


Bringt’s die Quote?


Warum will sich die freie CDU freiwillig an eine Frauenquote fesseln? Eine gefesselte Partei ist wie ein Mensch mit Fußfesseln: Er kann sich kaum bewegen, nicht einmal in die Höhe springen, wenn Applaus von falscher Stelle aufbraust. Und es wird peinlich, wenn er Stimmungen um der Stimmen willen hinterherläuft. Und „gefesselt“ herumlaufen, kann ihm selbst schaden und kontraproduktiv wirken.


Eine bewegungs- und handlungsfähige Volkspartei, die aus dem Geist der Freiheit und Verantwortung, der Gerechtigkeit und Solidarität, der Integration und Nachhaltigkeit lebt, wird Fesseln vermeiden und solche sprengen, die einen Automatismus und Zwang hervorrufen, letztlich bevormunden und entmündigen sowie neue Ungerechtigkeiten schaffen. Nur wer keine Fesseln trägt, kann in einer konkreten politischen Situation neue Lösungswege im Blick auf die Bewältigung einer Aufgabe finden und gehen, ohne dabei bindungs- und grundsatzlos werden zu müssen.


Eine mutige und eigenständige Partei, die sowohl pragmatisch als auch programmatisch unterwegs ist, leidenschaftlich und argumentativ für ihre Ziele und Politikangebote kämpft, wird ohne Fesseln begründete Bindungen eingehen. Damit werden Willkür überwunden und Machtkämpfe produktiv gebändigt – zum Beispiel Bindungen an einen ethischen Kompass, an das Selbstverständnis der Partei, aber auch an Frauen-, Jugend-, Talentförderung. Wer sich bindet, kann leichter abwägen und begründet sowie individuell und zugleich aufgabendienlich entscheiden.


Wichtiger als die „schöne“ Fessel der Frauenquote oder das Denken in Quoten und Gruppen ist die Bindung an konkrete Politiker, die unabhängig vom Geschlecht oder Alter, Ansehen oder Aussehen, von der Herkunft oder von der Zugehörigkeit, vom Status oder vom Titel sich glaubwürdig bewegen können – auch um Krisen zu bewältigen, um Menschen für einen politischen Kurs zu gewinnen und um Politik „kunstvoll“, d.h. zum Wohle des Gemeinwohls zu gestalten.


Burkhard Budde

Liebeserklärung an den Harz

Von Burkhard Budde – Teil 1 -


Die Sehnsucht ist groß - nach einer Auszeit vom Stress oder von der Langeweile, von den Wechselbädern der Gefühle oder der Tretmühle des Alltags. In diesem Jahr gibt es wegen Corona viele Sehnsüchtige, die sich nicht in die Röhre eines Flugzeuges zwängen und dabei das Gefühl von Käfighaltung und Angst vor Ansteckung nicht loswerden, sondern die die Freiheit und das Abenteuer vor der eigenen Haustür suchen.

Warum auch nicht? Zwar kann man als Heimaturlauber – übrigens selbst in den eigenen vier Wänden - „böse Überraschungen“ erleben, aber man kennt sich in der Nähe besser aus als in der Ferne und fühlt sich deshalb grundsätzlich sicherer.


Der Urlaubshungrige oder Erholungsbedürftige muss nicht sensationssüchtig in die weite Welt hinausschwärmen, um dort die Leere und den Stress anzutreffen, vor dem er dachte, geflüchtet zu sein. Oder auch nicht den Kampf um Anerkennung ertragen und erleiden oder selbst zelebrieren, um nicht beliebig zu erscheinen.


Der Heimaturlaub birgt vielmehr besondere Chancen, mit offenen Augen Neues zu sehen, faszinierende Erlebnisse zu haben und zauberhafte Entdeckungen zu sammeln. Immer mehr Neugierige strömen deshalb in ihre Heimat – zum Beispiel in den Harz. Und ihre Neugierde, die sich zwischen Aufdringlichkeit („Ich will alles ganz genau wissen!“) und Fingerspitzengefühl („Ich will alles ganz genau verstehen!“) bewegt, ist begründet.


Das Mittelgebirge mit dem Brocken als höchsten Berg Norddeutschland (1141 Meter) bietet viele Natur- und Kulturerlebnisse - auch in der Sommerfrische. Hier sind „Radesel“ unterwegs; biken oder andere Outdoor-Aktivitäten können ins Auge gefasst werden.


Vor allem jedoch kann jeder Natur- und Kulturliebhaber durch einsame Wälder wandern, sich im Auf und Ab der Forstwege sowie auf den federnden Waldpfaden körperlich erholen, seelischen Stress abbauen, den Kopf frei bekommen, über Gott und die Welt nachdenken, meditieren oder sich inspirieren lassen. Und Gemeinschaft erleben, in der nicht selten die besten Gespräche zustande kommen, weil spontanes und gegenseitiges Vertrauen geschenkt wird, im zweckfreien Austausch Gedanken und Gefühle wachsen und reifen können.


Aber auch wundersame Begegnungen sind möglich – mit Vögeln, die den Wanderer zwitschernd begrüßen und begleiten, mit Bäumen, die ihn rauschend umarmen und streicheln. In Tagträumen mag sich ein Gast, der zum liebenden Freund des Waldes geworden ist, am liebsten wie ein scheues Reh verstecken, wie ein junger Vogel fliegen, wie ein starker Baum an plätschernden Bächen mit frischem Wasser verwurzeln oder wie die prächtige Knospe einer einzigartigen Blume entwickeln. Und in all dem duftenden und geheimnisvollen Geschehen lächeln und blinzen die Sonnenstrahlen durch die Wolken sowie die Blätter des bewegten und bewegenden Waldes hindurch.

 


Auch der Dichter Heinrich Heine (1797 bis 1856) war im Harz zu Fuß unterwegs. Sein Buch „Die Harzreise“ (1824) motiviert mit romantischen Tönen zum Streifzug durch malerische Täler und Orte wie Osterode, Lerbach, Clausthal-Zellerfeld und Goslar - Städte mit liebevollen Details und kulturhistorischen Überraschungen. In Heines Beobachtungen tummeln sich neben dem Staunen über die Schönheit der Natur und Kultur Herzschmerz und Spott, Witz und Nörgelei – ganz wie im echten Leben eines Entdeckers unserer Tage, der ohne Scheuklappen und ständigem Blick auf sein Smartphone seine Wege bewusst geht und neben seiner Besserwisserei auch neue Entdeckungen wahrnimmt und genießt.


Hier im Harzer Wald beeindruckt die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt; hier – nur hier in Norddeutschland – gibt es Moore, Bergfichtenwälder, Felsen und Blockhalden; leider auch viele Spuren des Klimawandels wie die Waldschäden und das Waldsterben, die jedoch den Blick auf die Schönheiten grandioser Landschaften nur wenig trüben können. Der Wanderer verspürt die Eigendynamik eines Urwaldes, der sich unbeeinflusst entwickelt, sieht aber auch das Engagement der Forstwirtschaft, die ökologisch ausgerichtet ist. Und bei manchem entsteht ein Verantwortungsgefühl für das Ganze, dass Mensch und Natur, Politik und Gesellschaft in einem Boot sitzen, möglichst im Gleichschlag und im Ausgleich der Interessen in eine Richtung rudern sollten. Und das Klima- und Naturschutz auch Menschen- und Tierschutz bedeutet, um nachhaltige sowie gemeinsame Perspektiven zu haben.



Seit dem 1. Januar 1994 gibt es den Nationalpark Harz in Niedersachsen, benachbart vom Nationalpark Hochharz in Sachsen-Anhalt. Und beide liegen mitten in Deutschland, während alle anderen Nationalparke in Deutschland an den Außengrenzen liegen. Kann von dieser Mitte nicht auch ein versöhnendes Herz hörbar für die Politik und Gesellschaft kräftig schlagen, das vor allem Menschen mit ihrer besonderen Verantwortung nicht an dem Ast des Lebens sägen, auf dem sie selbst sitzen?! Sondern den alten Wald-Wild-Konflikt – die unterschiedlichen Sichtweisen der Förster und der Jäger – nicht durch Selbstregulierung, sondern durch eine gemeinsame Strategie im Blick auf einen Waldumbau zugunsten eines Mischwaldes und eines natürlichen Gleichgewichtes zu bewältigen?! Nicht nur das Reh mit seinen zarten Gliedern und Kulleraugen hat seine Unschuld verloren, weil junge Laubbäume mit jungen Trieben ganz oben auf seinem Speiseplan stehen, sondern auch eine Monokultur, die sich nur als Produktionsstandort für Holz versteht und mit Hilfe des Klimawandels zum Waldsterben einlädt.


Früher – viele Hundert Jahre lang – gehörte der Harz mit seiner Holzverkohlung, vor allem mit seinem Bergbau und der Erzverhüttung zu den bedeutendsten Industrieregionen im deutschen Sprachraum. Etwa 50 Prozent des Silbers stammte ab Mitte des 16. Jahrhunderts aus den Bergwerken des Harzes. Offiziell endete der Harzer Bergbau erst im Jahr 2007.


Geblieben sind jedoch viele Spuren der mittelalterlichen Wasserbautechnik und einmalige Sehenswürdigkeiten des Weltkulturerbes – zum Beispiel das Wasserregal, das zum größten Teil vom 16. bis 19. Jahrhundert erbaut wurde, und heute den Rang einer Welterbestätte hat.


Das Wasserregal („Regal“ bedeutet Recht, königliches Hoheitsrecht, auf Bergbau und Wasser) ist ein Energiegewinnungs- und Verteilersystem. Dazu gehören 150 Stauseen und Teiche (z.B. der Oderteich, der 1720 erbaut wurde und bis ins 19. Jahrhundert größte Talsperre Mitteleuropas war), 500 Kilometer lange Gräben, 30 Kilometer künstliche Wasserläufe, Stollen, Schächte und Wasserräder. Das Meisterwerk ermöglichte den Abbau von Silber, Blei und Kupfer in Bergwerken, die hoch im Gebirge lagen, um die tiefgelegenen Schächte und Stollen zu entwässern, indem mit Wasser Pumpen und Räder angetrieben wurden.


„Wasserknechte“ mussten nicht länger im Schweiße ihres Angesichts das Wasser aus der Tiefe entsorgen. Ein System, eine geniale Verbindung von Natur und Technik, kam Menschen zugute. Es hat noch heute mit den Harzwasserwerken eine lebensspendende Funktion.

Im Einklang mit der Natur werden neue Sehnsüchte nach einem Wald geweckt, der die Seele verzaubern kann. 


Aktuelle Probleme werden zwar nicht einfach weggezaubert, aber der Wald wird als Kulturlandschaft erlebbar – als beglückende Freiheit neu entdeckt.

 

-         Der folgende zweite Teil handelt vom „Tor zum Oberharz“, Bad Harzburg -

(veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster am 12.7.2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt


Störrischer Esel?


Ob mit oder ohne Maske: Nicht sein Gesicht, seine Stimme oder seine Hände, sondern seine Füße verraten ihn. Er scheint sich nicht von der Stelle bewegen zu können. Gerne erzählt er wie ein Wasserfall, kann aber nicht aktiv zuhören. Manchmal vernimmt er zwar einleuchtende Argumente, bleibt aber trotzdem stur bei seiner Meinung. Er nörgelt an allem und jedem herum, wagt jedoch selbst selten Neues. Einen offenen und intensiven Gedankenaustausch scheut er. Und regt sich tierisch auf, wenn sein Verhalten kritisiert wird. Kaum zu glauben, aber er verhält sich wie ein störrischer Esel auf einem Gebirgspfad.


Warum kommt der Esel nicht vom Fleck? Ist es die schwüle Luft einer diffusen Angst, die Last einer ehrlichen Auseinandersetzung nicht (er-) tragen zu können? Die unbekannte Ruhe vor einem gefährlichen Sturm, der in den tiefen Abgrund der Sinnlosigkeit und Ohnmacht treibt? Oder die glühende Hitze einer zwanghaften Regulierungswut, die die Luft zur Eigenverantwortung und Verhältnismäßigkeit nimmt? Die eisige Kälte eines autoritären Perfektionsdrills, der andere gerne bloßstellt und demütigt, um von eigenen Mängeln abzulenken?


Braucht der Esel einen Tritt in den Allerwertesten? Widerspruch und Widerstand? Eine Möhre, die verlockend riecht? Muss er ein Anderer werden?


Ein Esel wird nie zu einem Hund, zu einer Katze oder zu einem Hahn. Doch alle (vier) werden im Leben und für das Leben gebraucht – trotz ihrer Eigenarten und Widrigkeiten, ihres (hohen) Alters und ihrer (fehlenden) Leistungsfähigkeit. Keiner ist nutzlos. Wenn alle das einbringen, was sie  besonders gut können und gelernt haben, kann gemeinsame Not mutig und clever in einen gemeinsamen Neuaufbruch mit langfristigen Perspektiven verwandelt werden. Selbst ein störrischer Esel ist wegen seiner Trittsicherheit gerade im unwegsamen Gebirge der gemischten Gefühle und (Un-) Gewissheiten Teil einer solchen Lösung. Auf dem breiten Rücken seiner Erfahrungen ist viel Platz – z.B. für einen getretenen Hund, für eine vertriebene Katze und einen ungeliebten Hahn, die sich nicht länger alles gefallen lassen wollen.


Ob Hund, Katze oder Hahn, steckt nicht in jedem Menschen auch ein „störrischer Esel“ – und umgekehrt?! Ob mit oder ohne Schminke: ein leidenschaftliches Herz, ein kluger Kopf und helfende Hände können die Füße bewegen, um neue  Lebensräume zu erschließen. Und warum nicht auch den Raum des Gott- und Christusvertrauens, der die Türen zum neuen Selbst-, Grund- und Fremdvertrauen aufschließt, um nicht auf der Stelle zu treten, sondern gemeinsam Zukunft in der Gegenwart zu gewinnen?!


Burkhard Budde


(veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 11.7. 2020 in Ostwestfalen und Lippe)


Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


Stubborn donkey?


With or without mask: it's not his face, voice or hands, but his feet that betray him. He seems unable to move from the spot. He likes to talk like a waterfall, but cannot actively listen. Sometimes he hears plausible arguments, but still sticks to his opinion. He nags about everything and everyone, but rarely dares to try anything new himself. He avoids an open and intensive exchange of ideas. And he gets very upset when his behaviour is criticised. Hard to believe, but he behaves like a stubborn donkey on a mountain path.

 

Why doesn't the donkey get away? Is it the sultry air of a diffuse fear of not being able to bear the burden of an honest argument? Is it the unknown calm before a dangerous storm that drives into the deep abyss of senselessness and powerlessness? Or the glowing heat of a compulsive regulatory frenzy that takes the air of self-responsibility and proportionality? The icy cold of an authoritarian perfectionist drill that likes to expose and humiliate others in order to distract from its own shortcomings?


Does the donkey need a kick in the ass? Contradiction and resistance? A carrot that smells tempting? Does he need to become an other?


A donkey never becomes a dog, a cat or a rooster. But all (four of them) are needed in life and for life - despite their peculiarities and adversities, their (high) age and their (lack of) ability to perform. None of them is useless. If all of them bring in what they are particularly good at and have learned, common need can be courageously and cleverly transformed into a common new beginning with long-term perspectives.


Even a stubborn donkey is part of such a solution because of its sure-footedness, especially in the impassable mountain of mixed feelings and (im)certainties. On the broad back of his experiences there is a lot of space - e.g. for a kicked dog, a driven away cat and an unloved rooster, who no longer want to put up with everything.  


Whether dog, cat or rooster, is not in every person also a "stubborn donkey" - and vice versa?! Whether with or without make-up: a passionate heart, a clever head and helping hands can move the feet to open up new living spaces. And why not also the space of trust in God and Christ, which opens the doors to new self-confidence, basic trust and trust in others, in order not to tread on the spot, but to win the future together in the present?


Burkhard Budde


(published in the Westfalen-Blatt on 11.7. 2020

in Ostwestfalen and Lippe)

 

Kommentar

 

Träumen, ohne die Realität zu vergessen

Was gehört zu einem "gerechten Frieden“?

 

Träumen, politische Visionen haben, ist erlaubt. Und wichtig.

Die NATO, ein defensives Bündnis, träumt von einer Welt ohne Nuklearwaffen. Und setzt sich u.a. für Rüstungskontrolle und Abrüstung ein.


Politiker im Deutschen Bundestag träumen von einer Welt des Friedens in Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Und unterstützen deshalb das Konzept der nuklearen Abschreckung der NATO sowie die nukleare Teilhabe Deutschlands, gemeinsame Verfahren und Beschlüsse zur Nuklearpolitik. Damit der Frieden erhalten und Aggressionen abgeschreckt werden können.


Träume können aber auch den Blick für die Wirklichkeit verstellen. Wenn zum Beispiel Politiker in Deutschland  davon träumen, „Frieden ohne nukleare Waffen in Deutschland“ im Alleingang zu schaffen. Denn könnten beim Wegfall von Nuklearwaffen Aggressoren nicht verführt werden, mit konventionellen Waffen zu drohen und gezielt militärisch vorzugehen, um ihren Machtbereich zu erweitern? Die Bedrohung durch den Putinismus ist leider keine Träumerei, sondern Realität, z.B. – durch angstmachende Drohungen – im Zusammenhang mit der völkerrechtswidrigen  Okkupation der Krim sowie – durch bedrohliche Fakten -  mit der Aufrüstung neuer nuklearer Waffensysteme.


Papst Franziskus träumt davon, dass alle Atomwaffen verboten werden. Und kann offensichtlich die Strategie der nuklearen Abschreckung nicht länger tolerieren. Das erinnert mich an eine Karikatur: Zwei Igel sind im Gespräch. Im Hintergrund ist ein Fuchs zu sehen. Der eine Igel sagt: „Ich lege meine Stacheln ab. Sie provozieren nur.“ Was gut gemeint ist, muss nicht richtig sein, sondern kann gerade das bewirken, was nicht beabsichtigt worden ist. Es wäre  tragisch, wenn ausgerechnet „Friedensstifter“, die sich für Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen, Unfrieden verursachten, weil sie zwar eine notwendige ethische „Distanz“ zu Atomwaffen und überhaupt zur Gewalt, aber kaum realistische „Nähe“ zur Macht der Mächtigen und ihrer totalitären Idee haben, denen eine christliche oder humanitäre Ethik nur als Mittel zum Zweck, als Etikettenschwindel dient. 

Franziskus sollte an die Folgen seiner populären Aussagen denken, da der alte Pazifismus mit seiner militanten Prinzipienreiterei keine Renaissance erfahren sollte. Denn ein „staatlicher Pazifismus“ ist kein politisches Modell einer nachhaltigen Friedensordnung in individueller Würde und selbstbestimmter Freiheit.


Zum „gerechten Frieden“ gehören das Recht und die Pflicht des demokratischen Staates (und der NATO), sich und andere gegen Aggressionen zu verteidigen. Ferner zählen dazu politische Entscheidungen (wie das Konzept der nuklearen Abschreckung), die rechtmäßig und demokratisch legitimiert sind, die nachvollziehbare Gründe für die Bedrohung des Friedens und der Freiheit benennen können, die humane Ziele wie den Schutz der Freiheit im Auge haben, die politische Mittel wie Rüstungskontrolle und Abrüstung einsetzen, die einen erfolgversprechenden Weg zugunsten eines gerechteren und sicheren Friedens ermöglichen.


Wenn die Kirchen dazu beitragen, dass sich möglichst viele Menschen für den inneren und äußeren Frieden empathisch und klug einsetzen, dialogbereit und zugleich wehrhaft sind, wird vielleicht auch die spirituelle Tür zum persönlichen Seelenfrieden geöffnet, der im Wechselspiel mit den vielen anderen Arten des Friedens steht. Und ein Albtraum könnte vermieden werden, weil die Vision eines gerechteren Friedens in Würde und Freiheit, mit Wehrhaftigkeit und Rechtstaatlichkeit eine reale Chance behält.

Burkhard Budde 

Bislang nicht veröffentlichter Leserbrief zum Artikel „Auf ethische Distanz zu Atomwaffen“ von Thomas Jansen (F.A.Z. vom 24.6.2020)


Autokonzert in Wolfenbüttel


"You Silence I Bird"

beim SummerTime Festival in Wolfenbüttel am 4. Juli 2020

lädt mit originellen Songs zur bewegten Besinnung und zur besinnlichen Bewegung ein.

In der Corona- Zeit genau die richtige Dosis für die Seele.


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt


Das unbekannt Unbekannte


Langsam geht die Sonne unter. Das Farbenspiel am Horizont berührt das Herz. Ein Erlebnis von beeindruckender Harmonie. Doch wie aus heiterem Himmel, lautlos und unvorhersehbar, taucht das unbekannt Unbekannte auf. Die Idylle ist abrupt zu Ende. Fromme Tauben suchen schnell das Weite, kopflos. Verlogene Schlangen spritzen ihr Gift noch weiter, herzlos. Angsthasen, scheue Rehe und graue Mäuse flüchten in Panik, grundlos. Das Brüllen zahnloser Tiger ist unüberhörbar, ohne Vernunft und Verstand.


Ein eitler Pfau und eine selbstverliebte Katze streiten. „Du hast keine Ahnung von der Gefahr und redest dummes Zeug“, beleidigt der Pfau die Katze. Die Samtpfote, die zunächst um den heißen Brei herumgeschlichen ist, zeigt ihre Reizzähne: „Und du plusterst dich als Lebensretter auf. In Wahrheit geht es dir nur um deinen Ruhm und deine eigene Unsterblichkeit.“


In diesem Augenblick verschwindet die Sonne - völlig. Und Finsternis herrscht - grenzenlos. Doch beide Streithähne nutzen diese Gelegenheit - zum Nachdenken: Sollten sie jetzt völlig ausrasten und sich bis aufs Blut bekämpfen? Den anderen lächerlich machen? „Ein Typ wie du kennt sich ja bestens aus!“ Den anderen verwirren? „Gibt es noch andere Themen, über die wir sprechen können?“ Dem anderen Paroli bieten? „Dann passen wir ja gut zusammen!“ Den anderen ins Leere laufen lassen? „Vielleicht hast du ja Recht!“ Oder einfach schweigen - still leiden? Oder sich wie ein begossener Pudel verhalten - vom Acker machen?

Während noch beide im Nebel ihrer Gedankenblitze stochern, hören sie das Lied einer Nachtigall: „Wisst ihr eigentlich, dass ihr beide unendlich geliebt seid, nur ein Leben habt und im Leben aufeinander angewiesen seid? Dass ihr euch um neue Erkenntnisse streiten sollt, jedoch ohne den anderen zu verletzen, weil keiner den Stein der Weisheit besitzt? Streitet mit Anstand und Fairness! Haltet auch Abstand zu euch selbst, um innere Freiheit und neue Nähe zu gewinnen. Damit die unbekannte Bedrohung bekannter und bewältigt werden kann.“


Nur ein Engelsgesang einer Nachtigall? fragen sich beide. Da endet die Nacht und die Sonne geht auf – über dem Pfau, der Katze und allen anderen. Und einigen fällt es wie Schuppen von den Augen: Ist nicht durch Gottes unbegreiflich solidarische Liebe ein Neuanfang möglich? Die heute noch Kraft zur Versöhnung und zur Verantwortung vermittelt, um besonders wehrloses Leben zu schützen - bis Gott selbst letzten Sinn im erweiterten Horizont des Glaubens schenkt.

Damit der Kampf gegen das unberechenbare Virus, gegen das (noch) unbekannt Unbekannte, nicht untergeht.


Burkhard Budde  

(auch veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 4.7.2020

in Ostwestfalen und Lippe)


Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


The unknown unknown



Slowly the sun sets. The play of colours on the horizon touches the heart. An experience of impressive harmony. But as if out of the blue, silently and unpredictably, the unknown appears. The idyll comes to an abrupt end. Pious pigeons quickly seek the distance, headless. Lying snakes spray their venom even further, heartlessly Scared rabbits, shy deer and gray mice flee in panic, for no reason The roar of toothless tigers is unmistakable, without reason.


A vain peacock and a self-indulgent cat fighting. "You have no idea of the danger and you talk rubbish," the peacock insults the cat. The velvet paw, which at first sneaks around the hot porridge, shows its fangs: "And you puff yourself up as a life-saver. In truth, all you care about is your own fame and immortality."


At that moment, the sun disappears - completely. And darkness reigns - boundless. But both squabblers use this opportunity - for reflection: Should they now completely freak out and fight each other to the death? Make a fool of the other? "A guy like you knows his way around." Confuse the other one? "Is there any other subject we can talk about?" Stand up to the other guy? "Then we're a good match!" Let the other one get nowhere? "Maybe you're right!" Or just keep quiet - suffer in silence? Or act like a watered poodle - get out of the way?


While they are still both poking around in the mist of their flashes, they hear the song of a nightingale: "Do you know that you are both infinitely loved, have only one life and depend on each other in life? That you should fight for new knowledge, but without hurting the other, because neither of you has the stone of wisdom? Fight with decency and fairness! Also keep your distance to yourself to gain inner freedom and new closeness. So that the unknown threat can be known and dealt with."


Just the angelic song of a nightingale? both ask themselves. There the night ends and the sun rises - over the peacock, the cat and everyone else. And for some it falls like scales from their eyes: Isn't a new beginning possible through God's incomprehensible love and solidarity? A love that still today conveys strength for reconciliation and responsibility, in order to protect especially defenceless lives - until God himself gives last meaning in the broader horizon of faith.

So that the fight against the unpredictable virus, against the (still) unknown, does not perish.

Burkhard Budde  

(also published in the Westfalen-Blatt on 4.7.2020 in Ostwestfalen and Lippe)


Kommentar

 

Bedeutung des „C“ im Namen der CDU

 

Zum Essay „Das C ist nur Selbstbetrug“ von Thomas Schmid (DIE WELT vom 26. Juni 2020)

 

Ihr historisch fundierter, politisch erhellender und zugleich provozierender Artikel beschäftigt sich mit dem „C“ im Namen der CDU – für mich kein „Selbstbetrug“, sondern ein  „Stachel im Fleisch“ der CDU: Soll in Zukunft das „C“ in Programmatik und Pragmatik, im parteipolitischen Macht- und Wettkampf, verschwiegen, ignoriert, vergessen, im Blick auf fromme Zielgruppen instrumentalisiert oder gar aus Namen entfernt werden? Weil das „Christliche“ angesichts einer verweltlichten und multikulturellen Gesellschaft für die Gesamtpartei mehr Nachteile als Nutzen bringt?

  

Das „C“ als ständige Erinnerung an die unverlierbare und unantastbare Würde eines jeden Menschen bleibt jedoch wichtig. Wie sonst könnte der Würdeanspruch ausnahmslos und grenzenlos verpflichtend bleiben, wenn es nicht den „transzendenten Bezug“ gäbe? Nicht ohne Grund spricht auch das Grundgesetz von der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“, um schleichende oder offene Entwürdigung zu verhindern. Und um ein freies und an das Grundgesetz und die Gesetze gebundenes Leben in Würde und Freiheit zu ermöglichen.

 

Auch das „christliche Menschenbild“ als innerer und äußerer Kompass bleibt wichtig. Wenn ein politisches Ziel verwirklicht werden soll, das dem Bürger- und Gemeinwohl dient, reicht der Wille zur Macht nicht aus. Verantwortungsbewusste Politiker brauchen einen Kompass, der hilft, sich im Wald mit den vielen Wegen und Herausforderungen nicht zu verlaufen. Der christliche Kompass ist dabei kein Rezept, kein Dogma, keine Moral, kein Gesetz, wohl aber ein Angebot an Christen und (!) Nichtchristen - zum Beispiel im Sinne des Apostel Paulus alles zu prüfen und das Gute zu behalten (1.Thess 5,21), sich von Zwängen und Ängsten befreien zu lassen (Gal 5,13) sowie in der geschenkten Freiheit Verantwortung wahrzunehmen (1.Kor 6,12). Christliche (Feindes-) Liebe ist nicht nur eine persönliche Kraft- und Sinnquelle des Gottvertrauens, die zum Einsatz für Versöhnung und Gerechtigkeit ermutigt und befähigt sowie eine freie und souveräne Mündigkeit mit Rückgrat stärkt. Sie bietet auch argumentationsstarken und selbstständig denkenden Nichtchristen geistige Perspektiven an, um das politische Alltagsgeschäft besser entgiften und produktiv bewegen zu können.

 

Und überhaupt: Das Bild, das ich mir von einem Menschen mache, beeinflusst auch mein Verhalten zu ihm. Eine Schachfigur behandele ich anders als ein Mensch mit Fleisch und Blut. Und wenn nicht, erinnert das „C“, der Stachel im Fleisch der CDU, jeden Tag beim Blick in den Spiegel der geistigen Wahrheit und politischen Verantwortung für das Ganze daran, nicht sich selbst oder andere zu betrügen, sondern glaubwürdig zu bleiben. Und unabhängig vom Applaus oder von der Karriere ist es besser, mit einem Stachel zu leben, als ohne Kompass im Meer des Lebens würdelos unterzugehen.

 

Burkhard Budde

 

Eine weitere Schönheit in Bad Harzburg

Ein Park für „Liebende“


Diese beeindruckende Schönheit, die anzieht und ausstrahlt, ist offen für alle. Sie ist für denkende Menschen mit Herzblut gleichsam ein Sehnsuchtsort nach Natürlichkeit. Und doch ist sie nur eine Illusion von Natur. Denn sie ist durch Menschenhand kulturell ästhetisch gestaltet.

Die Rede ist vom „Casinopark“ – viele sprechen auch vom „Stadtpark“ - in Bad Harzburg. Besucher können mit all ihren Sinnen die Atmosphäre und die Einmaligkeit - den genius loci – verspüren. Der Rückzugsort in der Mitte des pulsierenden Lebens der Stadt lädt zur Stille, zur Kontemplation und Inspiration ein; er beflügelt das Denken und bewegt Gefühle. Aber auch spontane Begegnungen, Kommunikation und Austausch sind möglich.

Der Park, die grüne Freiluftwohnung mit grünen Böden und Wänden, ist zwar kein Lustgarten, aber auch kein Irrgarten mit vielen Verwerfungen; kein Schrebergarten, aber auch Kleingarten mit Gartenzwergen, Spießigkeit und kleinkarierter Regulierungswut.

Der Park im Kur- und Heilbad gibt vielmehr auch verwüsteten Seelen die Chance, neu gestreichelt, ja gepflegt zu werden, sich selbst kulturell neu zu gestalten, sich wie von zärtlicher Zauberhand beseelen zu lassen. Denn der Park ist selbst Sinnbild einer alles bewegenden Seele.

Die einzelne Seele, die sich im Dornröschenschlaf befindet, sich jedoch von dieser Schönheit wachküssen lässt, wird zugleich befreit und beglückt.


Burkhard Budde


P.S. Gedankt sei Berit Nachtweyh, die in der Goslarschen Zeitung vom 27. Juni 2020 auf diese „grüne Keimzelle für die Entwicklung“ von Bad Harzburg hingewiesen hat. Die Journalistin erinnert in ihrem Artikel an den Bremer Konsul Hermann Heinrich Meyer (gestorben 1898), der seit 1854 jährlich eine mehrmonatige „Sommerfrische“ in der Stadt verbrachte und deshalb die Villa Radau (später Casino, dann das heutige Ärztehaus) errichten ließ.

Im Auftrag des Konsuls wurden die umliegenden Wiesen und Äcker im „Kupferbruch“ durch den Gärtner Johann Friedrich Ebert aus Braunschweig in einer Grünanlage verwandelt; ab 1859 vom Gartenarchitekten Christian Schaumburg, ein Landschaftsgärtner des Königreichs Hannover, zu einer englischen Gartenanlage.

Ferner ergaben die Recherchen von Berit Nachtweyh aus dem Nachschlagewerk „Fülle des Schönen-Gartenlandschaft Harz“ von Christian Juranek,  dass der Teich, der heute noch erhalten ist, ebenfalls auf Schaumburg zurückgeht.

Und der Casinopark 1977 als Kulturdenkmal ausgewiesen wurde.


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

Vier Fenster

 

Ein alter Freund hat seine Einstellung grundlegend geändert. „Wissen“ und „Glauben“, behauptete er viele Jahre lang, seien wie Feuer und Wasser. Jetzt aber habe  er die Brille seines alten Weltbildes abgelegt und blicke mit neuen Augen durch die Fenster seines Hauses. Und entdecke Neues: Im Unfertigen und Unvollkommenen, im Vorletzten und Begrenzten sowie in den Naturgesetzen gebe es eine geheimnisvolle Ahnung vom sinnstiftenden Ganzen des Lebens.


Da er merkt, dass ich ihn nicht verstehe, führt er mich zu den Fenstern seines Hauses. Eins ermöglicht einen Blick auf eine Straße, auf der viele Fahrzeuge fahren. „Ist diese Mobilität zufällig oder gibt es Gesetzmäßigkeiten?“ fragt er mich. Bevor ich anfange zu grübeln, gibt er selbst die Antwort. Alles sehe zufällig und willkürlich aus. Aber in Wahrheit sitze hinter jedem Steuer eine Person, die eine bewusste Entscheidung getroffen habe. Und könnten nicht auch Naturgesetze das Ergebnis des intelligenten Schöpfers allen Lebens sein?


Durch das nächste Fenster können wir eine bunte Schmetterlingswiese sehen. „Schmetterlinge“, wird mir erläutert, „leben nicht lange. Aber sie sind Verwandlungskünstler. Als Ei, Raupe und Puppe wandelten sie ständig ihre Gestalt, erleben sie Sterben und neues Leben“. Plötzlich werde ich gefragt: Könnte dieses Naturbeispiel nicht zu einem Grundvertrauen in die Botschaft von der Auferstehung Jesu durch die schöpferische Kraft Gottes ermutigen? Doch ich schweige verlegen.


Ein drittes Fenster öffnet den Blick auf einen Garten, in dem ein Walnussbaum steht. Der erinnere ihn an seine naturwissenschaftliche Tätigkeit, so mein Freund. Durch Beobachtung und Experimente habe er bereits viele Nüsse des Wissens gesammelt, geknackt, sie erforscht, um zu neuen Erkenntnisse zu gelangen. Überhaupt werde der Kuchen der Wissenschaft immer größer – aber gleichzeitig auch immer komplexer. Er sei ständig im Wandel begriffen. Und die Triebfedern Unsicherheit und Irrtum, aber auch die Haltung persönliche Demut und Verantwortung gehörten für ihn bei der Suche nach dem Sinn und Unsinn wissenschaftlicher Wahrheiten dazu – als untrennbare und dynamische Einheit.


Und er zeigt auf seinem Schreibtisch, wo neben „Wissensliteratur“ „Glaubensliteratur“ liegt, die Bibel mit der Aussage: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie ich erkannt bin.“ (1.Kor.13,12) Und dieses Fenster des Glaubens und des Wissens öffnet den Blick für die einzigartige Liebe Gottes, die nicht stichfest bewiesen, aber auch nicht einfach widerlegt werden kann, jedoch persönlich erfahrbar und erlebbar ist – im zuversichtlichen und wissenden Vertrauen auf Gottes Möglichkeiten.

Burkhard Budde 


(veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 27.Juni 2020 in Ostwestfalen und Lippe)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt


Four windows


An old friend has changed his attitude fundamentally. "Knowledge" and "belief", he claimed for many years, were like fire and water. But now he has taken off the glasses of his old world view and looks through the windows of his house with new eyes. And discover something new: in the unfinished and imperfect, in the penultimate and limited, as well as in the laws of nature, there is a mysterious inkling of the meaningful whole of life.


Since he realizes that I do not understand him, he leads me to the windows of his house. One allows a view of a street on which many vehicles are driving. "Is this mobility random or are there laws?" he asks me. Before I start to ponder, he gives the answer himself. Everything looks random and arbitrary. But in reality behind each wheel there is a person who has made a conscious decision. And couldn't the laws of nature be the result of the intelligent creator of all life?


Through the next window we can see a colorful butterfly meadow. "Butterflies", I am told, "do not live long. But they are masters of transformation. As egg, caterpillar and chrysalis, they constantly change their shape, they experience death and new life". Suddenly I am asked: Could this example of nature not encourage a basic trust in the message of the resurrection of Jesus through the creative power of God? But I am embarrassed to remain silent.


A third window opens the view of a garden in which a walnut tree stands. It reminds him of his scientific activity, my friend said. Through observation and experiments he had already collected many nuts of knowledge, cracked them, researched them in order to arrive at new insights. In general, the cake of science is getting bigger and bigger - but at the same time it is becoming more and more complex. It is constantly changing. And the driving forces of uncertainty and error, as well as the attitude of personal humility and responsibility, are part of it for him in his search for the meaning and nonsense of scientific truths - as an inseparable and dynamic unit.


And he shows on his desk, where besides "literature of knowledge" there is "literature of faith", the Bible with the statement: "Now I recognize in part, but then I will recognize, just as I am recognized. (1.Cor.13,12) And this window of faith and knowledge opens the view for the unique love of God, which cannot be proven beyond all doubt, but also cannot be simply refuted, but which can be personally experienced and lived - in confident and knowing trust in God's possibilities.

Burkhard Budde 


(published in the Westfalen-Blatt on 27. June 2020 in Ostwestfalen and Lippe)

  


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

Ein „toller Typ“?!

Bei Not in Deckung gehen? Lieber die Augen verschließen? Einen Bogen machen? Die Marschrichtung auf keinen Fall ändern? Selbstverliebt in eine Spaßkultur eintauchen? Selbstgerecht Systemkritik üben? Oder Selbstlos in sein Unglück stürzen? Sind etwa „Mitgefühl“, „Mitleid“ und „Mitleiden“ Türöffner, um eine Not zu bewältigen?

 

Die Liebe zum notleidenden Nächsten sei wie ein Fixstern am Himmel der Werte, der in der Nacht der Herzenskälte leuchtet, sagte eine Lehrerin mit strahlenden Augen. „Das ist doch Bullshit“, antwortete ein Schüler und erntete zustimmendes Lachen seiner Klassenkameraden. Die Lehrerin, tapfer lächelnd, fand die Bemerkung gar nicht lustig, auch wenn sie bestimmt nicht böse gemeint war. Hat Nächstenliebe wirklich keinen Bezug zur Realität? Ist sie so abstrakt, dass (fast) alle sie „gut“ finden, weil sie ganz unterschiedlich interpretiert werden kann? Und so unkonkret, dass sie nur als Werbemaßnahme oder Täuschungsmanöver taugt?

 

Die Lehrerin ging in die Offensive, erarbeitete mit den Schülern eine Geschichte zur Bewusstseinsbildung, die biblische Geschichte vom Barmherzigen Samariter (Lukas 10, 25-37). Manche waren erst trotzig („Wieder Bullshit“), wurden dann aber immer neugieriger. Und entdeckten Neues und Hilfreiches, meinten am Schluss: „Ein toller Typ.“

 

Warum? Der „Barmherzige“ ging spontan aus seiner Deckung, hatte offenbar keine Vorurteile. Jedenfalls hat er keine Bedingungen an seine Hilfsbereitschaft geknüpft, nicht nach Herkunft, Religion, Geldbeutel, Titel, Status gefragt, sondern sein Herz sprechen lassen. Er hielt keine frommen oder politischen Reden, sondern er war einfach solidarisch, d.h. er hat wohl so gehandelt, wie er selbst in einer Not behandelt werden wollte.

 

Allerdings waren seine persönlichen Hilfsmöglichkeiten begrenzt; er tat deshalb das Nötige im Möglichen, stellte Weichen im Blick auf Hilfe zur Selbstständigkeit, nahm fremde (professionelle?) Hilfe in Anspruch, gab vor allem ein persönliches Opfer (Geld) und versprach sogar, mögliche Mehrkosten zu bezahlen.

 

Die Schüler waren beeindruckt von diesem Vorbild: Kein kompetentes „Ass“, aber auch kein ichbezogenes „Aas“; kein selbstsüchtiger Herrscher im Dienergewand, aber auch kein Dienstmädchen, das ihr Selbst opfert; kein Kammerdiener, der nur am Verdienst interessiert ist, sich selbst bedient oder dienert, um Erfolg zu haben. Vielmehr ein mitfühlender und kluger Mensch, dem ein notleidender Mitmensch zum Nächsten geworden war, so dass er half, dessen Not zu wenden.

 

Vielleicht, merkte noch ein Schüler an, sollten die „politischen Samariter“ unserer Zeit auch die Wege und die Verhältnisse so gestalten, dass „Überfälle“ möglichst nicht passieren können. Wie wahr, denn auch das Wasser der Liebe und Vernunft braucht stabile Gefäße, mit denen es transportiert wird. Und der Träger der Gefäße braucht selbst die schöpferische Liebe Gottes, damit er Kraft zum Tragen hat und in Verantwortung lieben kann - mit brennendem Herzen, kühlem Kopf und offenen Händen.

 

Burkhard Budde

(veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 20.6.2020 in Ostwestfalen und Lippe)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt

 

A "great boy"?!

 

Take cover in case of need? You prefer to close your eyes? Stay away? Never change your direction of march? Dive into a culture of self-indulgence and fun? Self-righteous criticism of the system? Or plunge selflessly into his misfortune? Are "compassion", "pity" and "compassion" door openers to overcome a need?

 

Love for one's needy neighbor is like a fixed star in the sky of values that shines in the night of the cold heart, said one teacher with radiant eyes. "That's bullshit", replied one pupil and reaped approving laughter from his classmates. The teacher, bravely smiling, didn't find the remark funny at all, even though she certainly didn't mean any harm. Does charity really have no relation to reality? Is it so abstract that (almost) everyone finds it "good" because it can be interpreted in many different ways? And is it so unspecific that it is only suitable as an advertising measure or deception?

 

The teacher went on the offensive, worked out a story with the pupils to raise awareness, the biblical story of the Good Samaritan (Luke 10:25-37). Some were defiant at first ("bullshit again"), but then became more and more curious. And discovered something new and helpful, and in the end said: "A great boy."

 

Why? The "Merciful" spontaneously came out of his shell, apparently without prejudice. In any case, he didn't attach any conditions to his helpfulness, didn't ask about origin, religion, purse, title, status, but let his heart speak. He did not make any pious or political speeches, but he was simply in solidarity, i.e. he probably acted as he himself wanted to be treated in an emergency.

 

However, his personal possibilities for help were limited; he therefore did what was necessary in the possible, set the course for help for independence, took in foreign (professional?) help, gave above all a personal sacrifice (money) and even promised to pay possible additional costs.

 

The students were impressed by this example: no competent "ace", but also no self-centred "carrion"; no selfish ruler in a servant's garb, but also no maid who sacrifices her self; no valet who is only interested in earning money, serves or serves himself in order to succeed. Rather a compassionate and intelligent person to whom a fellow human being in need had become a neighbor, so that he helped to turn his misery around.

 

Perhaps, another student remarked, the "political Samaritans" of our time should also shape the ways and conditions in such a way that "assaults" cannot happen. How true, because the water of love and reason also needs stable vessels with which it is transported. And the carrier of the vessels needs God's creative love himself, so that he has strength to carry it and can love in responsibility - with a burning heart, a cool head and open hands.

 

Burkhard Budde

(published in the Westfalen-Blatt on 20.6.2020 in Ostwestfalen and Lippe)

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Ein Kuckuckskind

 

Zum Artikel „Nord-CDU steht zur sozialistischen Verfassungsrichterin“

in die WELT vom 16. Juni 2020

ein Leserbrief in die WELT vom 19. Juni 2020

„Vielen Dank für den Artikel, der erklärt und aufklärt, aber auch hoffentlich freiheits- und verfassungsliebende Demokraten mit Rückgrat wachrüttelt.

 

Die „Argumentation“ der Verantwortlichen überzeugt nicht: Solche personalpolitischen „Paketlösungen“ mit einem „Kuckucksei“ fördern nicht die parlamentarische Demokratie mit ihren demokratischen Institutionen. Wenn ein „Kuckuckskind“ erst einmal geschlüpft ist, kann es das demokratische „Nest“ von Vielfalt und Freiheit, Toleranz und Fairness, Wehrhaftigkeit und Verfassungstreue, sowie Geschichts-, Bürger- und Opferorientierung gefährden.

 

CDU und SPD sind bei dieser faulen Paket- und Kompromisslösung mit negativen Signalen, aber auch mit einer falschen personalpolitischen Weichenstellung unglaubwürdig geworden.

 

Manus manum lavat („Eine Hand wäscht die andere“) fördert nur die Faust in der Tasche und führt zur „Veräppelung“ der Bürger.

 

Eine kämpferische überzeugte und überzeugende Politik mit tragfähigen und zukunftsweisenden Kompromissen auch in Personalfragen zugunsten des Landes und der Demokratie sieht anders aus.“

 

Burkhard Budde

 


Erinnern – gedenken – lernen -

für Freiheit kämpfen

DDR-Volksaufstand am 17. Juni 1953


In etwa 700 Orten waren etwa eine Millionen Menschen in der damaligen DDR auf die Straße gegangen, um spontan gegen die politische und wirtschaftliche Situation im Unrechtsstaat der SED-Parteidiktatur – es gab keine wirkliche Gewaltenteilung und keine demokratischen Bürgerrechte - zu streiken.

Daraus entwickelte sich der DDR- Volksaufstand mit den Rufen nach Freiheit und Einheit vom 17. Juni 1953. Er wurde von Panzern der Sowjetarmee blutig niedergeschlagen; etwa 10 000 Demonstranten wurden festgenommen; mehr als 1500 Demonstranten erhielten Haftstrafen und einige Demonstranten wurden zum Tode verurteilt.

40 Jahre lang versuchte die sozialistische Diktatur dem Volk einzureden, dass man gegen den „Klassenfeind“ mit Spionage und Bespitzelung kämpfen müsse und stolz auf den „sozialistischen Fortschritt“ sein könne. Viele Menschen mussten sich verbiegen, um nicht aufzufallen oder wie politisch andersdenkende Aktivisten ins Zuchthaus zu kommen, ausgewiesen oder freigekauft zu werden. Die Staats- und Planwirtschaft bzw. der „sozialistische Fortschritt“ ruinierte das Land.

Aber viele Menschen im Osten Deutschlands hatten einen langen Atem, einen klugen Kopf und gewaltfreie Leidenschaft und erkämpften sich mit dem Fall der Mauer die „Freiheit in Würde und Verantwortung“.

Burkhard Budde


Von Gott geschenkte Würde

Veröffentlichung im ideaSpektrum


„Und Gott schuf den Menschen

zu seinem Bilde“ (1.Mose 1, 27 a)


Wolken hatten seine Seele verdunkelt. „Bin ich etwa nur ein Mensch zweiter Klasse?“ fragte er sich. Weil ich in einer Stadt lebe, in der ich nicht geboren bin? Weil ich ein anderes Gesangbuch und ein anderes Parteibuch habe als viele andere in meinem Umfeld? Weil ich weniger leiste, verdiene, besitze, anerkannt bin als andere? Weil ich alt und krank bin? Weil ich meine Hautfarbe und mein Aussehen nicht ändern kann? Und ich nicht mein Rückgrat auf dem Altar des Erfolges opfern will?


Die Würde jedoch auch dieses Menschen ist wie die Sonne, die zwar missachtet oder ignoriert werden kann, aber nicht außer Kraft zu setzen ist. Sie ist unverlierbar und unzerstörbar. Denn wer kann die Sonne vernichten, die der ewige Schöpfer geschaffen hat? Wer die angeborene und vom Schöpfer geschenkte Würde eines Menschen? Wer wagt es, sich an die Stelle des Schöpfers der Sonne

und Stifters der Würde zu setzen?


Die Sonne – die geschenkte Würde - ist unerreichbar weit weg, aber sie ist in ihren Strahlen – z.B. im Blick auf das Recht auf Leben in Würde und das Recht auf Freiheit in Verantwortung – so nah, dass sie jeden einzelnen Menschen erleuchten und erwärmen können.


Seit Jesus Christus, der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist (Kol 1,15ff), können Christen die bedingungslose Liebe Gottes entdecken, die die Vernunft vernünftig macht, Kraft und Mut schenkt, Entwürdigung zu bekämpfen. Keiner ist Mensch zweiter Klasse, alle sind Kinder Gottes, die unantastbar gewürdigt sind, damit das Leben aller Menschen Würde und Gleichwertigkeit erfährt. Und eine leidende Seele Flügel bekommt, den Sonnenschein entdeckt, wieder froh wird.


Burkhard Budde

(veröffentlicht im ideaSpektrum am 17. Juni 2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt


Kein Mensch zweiter Klasse


Ein Mensch wünscht sich ein Leben in Würde. Und die Achtung seiner Würde im Leben.


Er klagt, mal heimlich, mal offen, über die Entwürdigung, die er erfährt. „Ich bin wie Luft behandelt worden“. Keiner habe mit ihm gesprochen und Interesse an seinem Leben gezeigt. „Ich fühlte mich wie eine Maschine.“ Keiner habe Rücksicht auf sein Gefühls- und Seelenleben genommen. „Wie ein Werkzeug werde ich eingesetzt.“ Solange ich gebraucht werde und funktioniere, werde ich beachtet, wenn nicht, missachtet und beiseite gelegt.


„Bin ich etwa ein Mensch zweiter Klasse?“ Weil ich in einem Land lebe, in dem ich nicht geboren bin? In einer Stadt arbeite, in der ich nicht meine Jugendzeit verbracht habe? Aus einer Familie stamme, die nicht zur „Elite“ gehört? Mitglied einer Gemeinschaft bin, in der viele andere ein anderes Gesangbuch, Parteibuch oder Zertifikat haben? Weil ich weniger leiste, weniger verdiene, weniger besitze, weniger anerkannt bin als andere? Weil ich alt und krank bin? Weil ich meine Hautfarbe und mein Aussehen nicht ändern kann? Weil ich Amts- und Würdenträger sowie Aktivisten durchschaut habe, die unter ihrem Gewand nur ihre Interessen, aber auch ihre Würdelosigkeit verstecken? Und ich meine Würde und meine Überzeugungen nicht auf dem Altar des Erfolges opfern will?

Die Würde auch dieses Menschen ist wie die Sonne. Wolken der Benachteiligung, der Diskriminierung und Ausgrenzung können sie zwar verdunkeln, aber nicht außer Kraft setzen. Sie ist als ein absolutes Lebensgeschenk unverlierbar, unbegrenzbar und unverfügbar, auch unverdienbar und letztlich undefinierbar. Sie ist wie die Sonne unerreichbar weit weg, aber in ihren relativen Strahlen wie das Recht auf Leben und das Recht auf Freiheit so nah, dass das Leben und die Freiheit durchleuchtet und erwärmt sowie konkretisierbar und verantwortbar werden – in Schönwetterzeiten, insbesondere jedoch auch in gefährlichen Sturmzeiten.


Aber wie kann die Würde ausnahmslos und grenzenlos verpflichtend bleiben? Verhindern, dass die Vernunft nicht zum unvernünftigen Götzen wird? Dass jeder einzelne Mensch überall und immer mit einer angeborenen Würde würdig leben kann? Es gibt eine unsichtbare und unvergängliche sowie schöpferische und ganzheitliche Lebenskraft in aller Vernunft und Emotionalität, die die „Würde“ von persönlichen Vorstellungen befreit: Die Liebe Gottes, die wie die Sonne ist, die auch die Sonne geschaffen hat, die das Leben jedes Menschen unbedingt würdigt, schafft, erhält, erneuert und vollendet.


Und spricht das Grundgesetz deshalb nicht zu Beginn von der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“, um schleichende oder offene Entwürdigung zu verhindern?! Und um ein freies und an das Grundgesetz sowie an die Gesetze gebundenes Leben in Würde zu ermöglichen?! Und um für die unantastbare Würde aller Menschen sowie die Gleichwertigkeit allen menschlichen Lebens zu kämpfen und Verantwortung zu zeigen?!

Burkhard Budde

(veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 13.6.2020 in Ostwestfalen und Lippe)

 

Spiritual impulse

 

No second-class citizen


A human being wishes for a life in dignity. And respect for his dignity in life.

He complains, sometimes secretly, sometimes openly, about the degradation he experiences. "I have been treated like air". No one has spoken to him and shown interest in his life. "I felt like a machine." No one showed any consideration for his emotional life or his soul. "I am used like a tool." As long as I am used and function, I am respected, if not, disregarded and put aside.


"Am I a second-class human being?" Because I live in a country where I was not born? Working in a city where I didn't spend my youth? Coming from a family that is not "elite"? Am a member of a community where many others have a different hymnal, party book or certificate? Because I do less, earn less, own less, have less recognition than others? Because I am old and ill? Because I cannot change my skin colour and appearance? Because I have seen through officials, dignitaries and activists who hide under their robes only their interests, but also their dignity? And I do not want to sacrifice my dignity and my convictions on the altar of success?


The dignity of this person is like the sun. Clouds of disadvantage, discrimination and exclusion can darken it, but they cannot override it. As an absolute gift of life, it is captive, unlimited and unavailable, also undeservable and ultimately indefinable. Like the sun, it is unreachably far away, but in its relative rays, like the right to life and the right to freedom, it is so close that life and freedom are illuminated and warmed up and become concrete and responsible - in good weather, but especially in dangerous storm times.


But how can dignity remain binding without exception and without limits? Prevent reason from becoming an unreasonable idol? That every single human being everywhere and always can live in dignity with an innate dignity? There is an invisible and imperishable as well as creative and holistic life force in all reason and emotionality that frees "dignity" from personal ideas: The love of God, which is like the sun, which also created the sun, which necessarily appreciates, creates, maintains, renews and completes the life of every human being.


And does the Basic Law therefore not speak at the beginning of the "responsibility before God and man" in order to prevent creeping or open degradation?! And to make possible a free life in dignity, bound to the Basic Law and to the laws? And to fight and show responsibility for the inviolable dignity of all people and the equality of all human life?

Burkhard Budde


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

„Kluges Köpfchen“

 

Ein „kluges Köpfchen“ betet. Einer, der das beobachtet, schüttelt den Kopf. Ein anderer verdreht die Augen; einer macht große Augen. Wieder einer nickt verhalten, ist erstaunt, wird neugierig: Wie ist es möglich, dass einer, der nicht auf den Kopf gefallen ist, betet? Ist das Gebet nicht ein Selbstgespräch, eine Selbsttäuschung, eine Selbstbeschäftigung? Vielleicht eine Flucht in eine Scheinwelt? Eine Beruhigungspille für gestresste Nerven? Vielleicht eine fromme Komödie, um eine Feier mit entleerten Formeln zu verzieren? Oder nur ein religiöser Kitt, um eine bunte Gemeinschaft zusammen zu schweißen?

 

Fragen wir einmal das „kluge Köpfchen“ selbst, warum es zum unsichtbaren Gott betet.

 

Er sei kein Magier, erläutert der Beter. Der ewige Gott sei keine endliche Person, die er beeindrucken, beeinflussen oder für seine Wünsche einspannen könne. Er sei auch keine Puppe und der souveräne Gott kein Marionettenspieler, an dessen Fäden er hängen würde.

 

Er verstehe sich vielmehr als Vertrauender. Um das „Unfassbare“ fassen zu können, denke er nicht nur „gescheit“ über Gott nach, sondern er spreche vielmehr mit Gott und gehe dadurch mit ihm eine Beziehung ein. Er leide in einer Krise manchmal auch an Gott, aber er bewege sich im Gebet hin zum Willen und in die Hand Gottes – ganz im Sinne Jesu, von dem im Garten Gethsemane überliefert worden sei „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und dann fügt das „kluge Köpfchen“ noch hinzu: „Mir wird auch Trost geschenkt. Ich entdecke, wie der Himmel mein Leben berührt und ich in meiner Krise nicht allein bin. Und anschließend kann ich viel gelassener, besonnener und zuversichtlicher weiterleben.“

 

Der Beter hat auch bedacht, wie verletzlich, begrenzt und vergänglich sein Leben ist und wie er auf die Hilfe seiner Mitmenschen und auf die Hilfe Gottes angewiesen ist. Er weiß, dass er auf die Nase fallen kann. Aber auch, dass Gott ihn nicht richtet, sondern wieder aufgerichtet.

 

Im Gebet gibt es eben keine Kopfnüsse, wohl aber kann auch ein Beter ein „sturer Kopf“ sein, dessen Kopf voller Vorurteile, Feindbilder, Ressentiments, Ängste und Verletzungen ist und erst entleert werden muss. Damit neue göttliche Lebensenergie in seinen Körper strömt, um sein gebrochenes Herz mit Liebe zu heilen, seinen ahnungslosen Kopf mit Vertrauen zu erneuern, seine verschlossenen Hände in Vernunft und Verantwortung zu öffnen.

 

Und „weise Köpfe“, die an Jesus Christus glauben, werden Gott bitten, gehört und erhört zu werden: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. Hilf mir, aus meiner Krise herauszukommen. Schenk mir neues Leben, damit ich in deinem Geiste der schöpferischen Liebe lebe“.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht am 6. Juni 2020 im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt

 

"Clever boy"

 

A "wise boy" is praying. One who observes this shakes his head. Another twists his eyes; one makes big eyes. Another one nods modestly, is amazed, becomes curious: how is it possible that someone who has not fallen on his head prays? Isn't prayer a self-conversation, a self-deception, a self-occupation? Perhaps an escape into an illusory world? A sedative pill for stressed nerves? Perhaps a pious comedy to decorate a celebration with empty formulas? Or just a religious putty to weld together a colourful community?

 

Let's ask the "wise boy" himself why he prays to the invisible God.

 

He is not a magician, explains the prayer. The eternal God is not a finite person whom he can impress, influence or harness for his wishes. He is also not a puppet, and the sovereign God is not a puppet master on whose strings he would hang.

 

He rather sees himself as a confidant. In order to be able to grasp the "incomprehensible", he not only thinks "cleverly" about God, but he rather talks to God and thereby enters into a relationship with him. In a crisis he sometimes also suffers from God, but he moves in prayer towards the will and into the hand of God - completely in the sense of Jesus, by whom in the Garden of Gethsemane "But not as I want, but as you want. And then the "wise man" adds: "I too am comforted. I discover how heaven touches my life and I am not alone in my crisis. And afterwards, I can live much more serenely, calmly and confidently."

 

The prayerful person also considered how vulnerable, limited and transitory his life is and how he is dependent on the help of his fellow men and on the help of God. He knows that he can fall on his face. But also that God does not judge him, but rather straightens him up again.

 

In prayer, there are no head butts, but a prayerful person can also be a "stubborn head", whose head is full of prejudices, enemy images, resentments, fears and injuries and must first be emptied. So that new divine life energy flows into his body to heal his broken heart with love, to renew his unsuspecting head with trust, to open his closed hands in reason and responsibility.

 

And "wise heads" who believe in Jesus Christ will ask God to be heard and answered: "Your kingdom come. Your will be done. Help me to get out of my crisis. Give me new life so that I may live in your spirit of creative love".

 

Burkhard Budde

 

(Published on 6 June 2020 in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe)


Essay

Der „Zauber“ des Gebets

Kann etwas Entzaubertes wieder verzaubert werden? Das fortlaufende Gespräch mit Gott ist zwar keine Zauberei, wohl aber geht von ihm ein unbegreiflicher „Zauber“ aus. Das Gebet gehört zum persönlichen Fingerabdruck eines jeden Gläubigen sowie zum unvertretbaren Auftrag der Kirchen. Es ist die menschliche Antwort auf die universelle Botschaft des Gottes, der zuvor durch die Propheten, vor allem durch Jesus sowie durch viele folgende Zeugen zu den Menschen gesprochen hat und durch seinen Geist noch heute spricht.

 

Aber der Reihe nach: Wie entsteht dieser religiöse Zauber, der die Vernunft nicht lähmt, auch nicht unvernünftig, sondern im Lichte des Glaubens vernünftig macht?

 

Einer betet „vernünftig“: Das Gebet ist für ihn keine Schmerztablette, die seine gestressten Nerven einfach beruhigt. Kein leises Pfeifen in der Dunkelheit seiner Orientierungslosigkeit, um seine Ängste zu vertreiben. Auch kein alter Zopf, der vergangene Zeiten verklärt und in eine Märchenwelt hineinführt. Keine fromme Komödie, um eine Feier mit entleerten Formeln zu verzieren. Kein religiöser Kitt, um eine bunte Gemeinschaft zusammenzuschweißen. Er betet nicht zu sich selbst, führt kein Selbstgespräch, sondern er betet zum unsichtbaren Gott.

 

Er will dabei kein Magier sein. Er weiß, dass der ewige Gott keine endliche Person ist, die er beeindrucken und beeinflussen oder für seine Zwecke einspannen kann. Dass der souveräne Gott kein Automat ist, in den man die Münze einer Bitte hineinwirft, um das Gewünschte sofort herauszubekommen.

 

Er will dabei keine Puppe sein. Er weiß, dass der freie Gott kein Marionettenspieler ist, an dessen Fäden er hängt, sondern ihm die Freiheit zur Partnerschaft mit ihm schenkt. Und deshalb den „Missbrauch der Freiheit“ durch den Menschen – die Freiheit zum Bösen - in Kauf nimmt, um dem Menschen den „rechten Gebrauch“ – die gewollte Freiheit zur Liebe – zu ermöglichen. Denn Gott handelt nicht unsinnig, gibt und nimmt nicht zugleich die Freiheit.

 

Der Beter ist vielmehr Vertrauernder. Er leidet in einer Krise, manchmal auch an Gott, aber er bewegt sich im Gebet hin zum Willen und in die Hand Gottes – ganz im Sinne Jesu, von dem im Garten Gethsemane das Gebet überliefert worden ist „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und erfährt durch das Geschenk der Gewissheit der allgegenwärtigen und mittragenden Hand Gottes Trost, Zuversicht und Kraft. Und wird selbst verändert.

 

Er entdeckt, dass im Lichte des Kreuzes Jesu Unheil und Heil, Ohnmacht und Macht Gottes, endliches Handeln des Menschen und unendliches Handeln Gottes sinnstiftend zusammengehören. Dass Erde und Himmel untrennbar sind. Dass es auf der Erde keine Mosaiksteine ohne die Einheit und Ganzheit des himmlischen Mosaiks gibt; aber auch kein Mosaik ohne einzelne Steine, selbst wenn sie rissig, brüchig oder voller Spannungen sind.

Dass das Gebet die Augen für einen geistlichen Kompass öffnet, um immer neue Perspektiven und Überraschungen zu entdecken, sowohl in Irrgärten als auch in Labyrinthen, weil Gott selbst, aber auch und gerade durch Menschen in verschiedenen Situationen handelt.

Und dass der Beter mit Kopf und Herz und offenen Händen Gott bitten kann, gehört und erhört zu werden: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. Maranatha – keine Zauberformel, wohl  aber eine faszinierende Bitte um neues Leben, um ein Wunder: „Unser Herr, komm!“

Burkhard Budde


Kreuz mit dem Kreuz?

Symbol des Heils in der Heillosigkeit?!

Streit wegen des Kreuzes: Auf der Kuppel des wiedererrichten Berliner Schlosses soll es wieder sichtbar werden. Als Erinnerung an die Verbindung von Königsherrschaft und Gottesgnadentum? An Friedrich Wilhelm IV, der 1795 in Berlin geboren, 1861 in Potsdam gestorben, von 1840 bis 1861 König von Preußen war? Warum nicht?! Der König aus dem Haus der Hohenzollern war ein gläubiger Herrscher, der seine Frömmigkeit lebte und konfessionsübergreifend wirkte. Dass er damals einen „christlichen Staat“ anstrebte, kann man ihm heute nicht vorwerfen. Aber man kann das Kreuz auf dem Schloss als sichtbares Zeichen der Versöhnung Gottes und der Feindesliebe Jesu jenseits aller Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen interpretieren. Und selbst wenn diese Botschaft nur noch „Geschichte“ wäre, würde sie nicht anstößige Deko, sondern bliebe Erinnerungsgeschichte, die durch Bildung auch eine Quelle der Selbstvergewisserung darstellt und damit bedeutsam für die Gegenwart und Zukunft ist.

 

Und das Kreuz in der gegenwärtigen Corona-Krise. Auch ein Zankapfel? Kann das christliche Kreuz zur Bewältigung der beispiellosen Pandemie helfen? Für viele ist das Kreuz Jesu ein „Ärgernis“, eine „Torheit“ oder eine „Zumutung“. Für Christen kann es allerdings eine Quelle der „Weisheit“ sein, die das unverwechselbare Gesicht sowie den unvertretbaren Auftrag der Kirche Jesu Christi sichtbar macht.

 

Auf die Frage Jesu am Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34), bekam Jesus keine Antwort. Auch heute bekommen Christen und Nichtchristen auf die „Warum-Frage“ nach der Corona-Krise keine Antwort. Es wird deshalb naiv oder gefährlich spekuliert: Ist sie eine „Strafe Gottes“, eine „Rache der Natur“, eine „Folge der Globalisierungsmöglichkeiten“, eine „Konsequenz eines ungerechten oder selbstbezogenen Lebensstiles“?

Die offene Frage nach dem „Warum“ und nach dem „versteckten Sinn“ bleibt jedenfalls theologisch betrachtet offen. Und muss ausgehalten und eingestanden werden.

 

Jesus kannte jedoch einen Adressaten seiner „Warum-Frage“. Er brachte dadurch – trotz allem und wider den Augenschein – sein Grund- und Gottvertrauen zum Ausdruck, indem er am Kreuz hinzufügte: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist« (Lukas 23, 46) Ihm wurde eine letzte Gewissheit geschenkt, dass Gott als Urheber und Urmitte allen Lebens auch der Ursinn und das Urziel des Lebens ist. Und ein hoffnungsloser Mensch auf letzten Sinn in aller scheinbaren Sinnlosigkeit, auf Gott selbst, hoffen kann.

 

Jesus Ende war der Anfang neuen Lebens. Der persönliche und gemeinschaftliche Glaube an Jesu Auferstehung, an seine schöpferische Neugeburt im Geiste der schöpferischen Liebe Gottes, kann Menschen als Gott- und Christusvertrauende noch heute bewegen, sich der Perspektive des mitleidenden und selbstleidenden Vaters Jesu in einer Krise zu öffnen und anzuvertrauen. Und sich für die unantastbare Würde aller, vor allem sich für die Schwächsten und Schwachen in empathischer Vernunft im Rahmen des Nötigen im Möglichen einzusetzen.

Jeder kann ein modisches Kreuz an einer Halskette anlegen, um sich zu schmücken. Oder ein Amtskreuz ablegen, um „tolerant“ zu wirken. Oder ein Erinnerungskreuz aus dem öffentlichen Raum verbannen, um Applaus eines aktuellen Zeitgeistes zu erheischen. Auch kann man vor Ahnungslosen und Achtlosen zu Kreuze kriechen. Oder mit sich selbst über Kreuz liegen, wenn das Kreuz zum Kreuz geworden ist. Aber das christliche Kreuz kann auch zum Symbol des ewigen Heils in der weltlichen Heillosigkeit werden, weil es eine Lebensquelle der Gotteskraft ist, aus der Christen täglich schöpfen können.

Burkhard Budde       

 

 

 


Unauffällig auffällig -

Bad Harzburg mit besonderer Ausstrahlung


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

Komm, Schöpfergeist!

 

Du bist die Quelle des Lebens.

Schenk mir Kraft, aus ihr zu schöpfen.

Der Atem des Lebens.

Schenk mir Kraft zur Hoffnung auf neues Leben.

Das Licht des Lebens.

Schenk mir Kraft, die Geister zu unterscheiden.

Die Liebe des Lebens.

Schenk mir Kraft zum Vertrauen,

mit Dir und vor Dir zu leben.

 

Erfülle mein Herz mit Freude, damit dunkle Wolken verschwinden.

Meinen Kopf mit Klugheit, damit sich dichter Nebel lichtet.

Bewege meine Hände zärtlich, damit ich Lasten loslasse.

Meine Füße maßvoll, damit ich Lasten tragen lerne.

 

Öffne meine Augen für das Helle in der Finsternis.

Mein Ohr für Dein Wort, damit ich Deine Stimme höre.

Meinen Mund für Deine Wahrheit, damit ich mich zu Dir bekenne.

 

Gott, Schöpfergeist.

Du bist der Geist Christi.

Mach im Namen Gottes wahr,

was Du schaffen, bewahren und erneuern willst.

Und vergiss Deine Welt, meinen Nächsten und mich nicht.

 

Burkhard Budde

 

(veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 30.5.2020)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt

 

Come, Creative Spirit!

 

You are the source of life.

Give me strength to draw from it.

The breath of life.

Give me strength to hope for new life.

The light of life.

Give me strength to know the spirits.

The love of life.

Give me strength to trust,

to live with you and in front of you.

 

Fill my heart with joy so that dark clouds disappear.

Fill my head with wisdom, so that thick fog will clear.

Move my hands tenderly to release burdens.

My feet in moderation so I learn to bear burdens.

 

Open my eyes to the light in the darkness.

My ear for Your word so that I may hear Your voice.

My mouth for Your truth, that I may confess You.

 

God, Creator Spirit.

You are the Spirit of Christ.

Make true in the name of God,

what you want to create, preserve and renew.

And do not forget your world, my neighbour and me.

 

Burkhard Budde

 

(published in the Westfalen-Blatt in East Westphalia and Lippe on 30.5.2020)

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Sprache als Zuchtmeister?

Leserbrief in die WELT zum Thema „Sprache und Moral“

 

Über „Sprache und Moral“ schrieb Chefredakteur Dr. Ulf Poschardt in die WELT einen Kommentar (DW 26.5.2020). Er nahm Bezug u.a. auf ANNE WILL im Ersten vom 24. Mai, in der Anne Will „genderte“. Ulf Poschardt kritisierte, dass die „gebildete Mittelschicht die Sprache zu einem Zuchtmeister ihrer Nutzer machen will.“ Es würden „neue kühle Parallelgesellschaften“ entstehen, „entworfen von „linken“, zumeist steuerfinanzierten Elfenbeinturmbewohnern.“

 

In die WELT vom 29. Mai ist diesem Thema folgender Leserbrief von mir erschienen:

 

„Vielen Dank an Ulf Poschardt  für die inhaltlich und sprachlich überzeugende Argumention. Leider tummeln sich immer mehr sprachliche „Zuchtmeister“ im Gewand der Emanzipation in der Medienlandschaft und in der Öffentlichkeit, ernten noch von ihren applaudierenden Fans unkritische Huldigungen und von den kritischen Geistern häufig leider falsche Zurückhaltung oder resignierendes Schweigen.

Doch der stete Tropfen sprachlicher Vernunft höhlt vielleicht doch eines Tages den Stein der Einsicht vieler: Zum Beispiel dass Steuerzahler Steuerzahlerinnen mitmeinen kann. Dass das Neutrum im Deutschen nicht sexualisierbar ist. Und dass „Oberhäuptling“ sexusneutral ist, d.h. Frauen und Männer sowie das „dritte Geschlecht“ gleichermaßen bezeichnet.

Politische und andere Oberhäuptlinge mit erhobenem Zeigefinger können auch mit einem Lächeln auf dem Gesicht nicht ihre eigenen Probleme mit Sprache und Andersdenkenden weglächeln. Sprache als Medium und Teil der Gesellschaft kann als Instrument zum Kochen des eigenen Süppchens missbraucht werden. Wenn dann freie und erwachsene Menschen mit sprachlichen Einheitskochrezepten erzogen werden sollen, dann sollte man ihnen allein deshalb argumentativ widersprechen, weil sonst sprachliche Klöße im Hals steckenbleiben und die Liebe zur Sprache und ihrer Ästhetik sowie der Geschmack auf den bildhaften Reichtum der Sprache geopfert werden.“

 

Burkhard Budde

 

(DW 29.5.2020)


Essay zum Pfingstfest

 

Unschuldig angeklagt

 

Wer ist verantwortlich? Eine Gerichtsverhandlung soll Klarheit verschaffen. Einzelne Zuschauer sind gekommen. Einer wirkt neugierig. Einer zugeknöpft. Einer scheint aufgewühlt zu sein. Einer gähnt – vor Langeweile? Ein Richter eröffnet die Verhandlung und stellt fest, dass niemand auf der Anklagebank sitzt.

 

Ein Staatsanwalt trägt die Anklagepunkte vor. Der Angeklagte, der das Haus gegründet habe, kümmere sich nicht wirklich um das Haus. Die Tür sei mal offen, mal verschlossen. Die Frage der Schlüsselgewalt sei ungeklärt. Bewohner würden Dienstleistungen und Events anbieten, die immer weniger Menschen in Anspruch nähmen. Viele Mitarbeiter, die an ihrer eigenen Unentbehrlichkeit arbeiteten, kreisten nur um sich selbst. Sie säßen nicht selten in Sitzungen hinter verschlossenen Türen und seien mit Machtspielen beschäftigt. Im Schaufenster des Hauses könne man über „Toleranz und Vielfalt“ staunen; im Innern allerdings gebe es viele Selbstgespräche, häufig eine tolerante Kultur der Intoleranz. Die Kernaufgaben Gottesdienst, Seelsorge, Bildung und Diakonie kämen zu kurz. Und bunte Talare seien noch kein Ausweis von geistlicher Vollmacht, Allerweltsweisheiten noch kein Ausweis einer Botschaft, die von geistigen und moralischen Fesseln befreie. Das Haus sei zu einem menschlichen Kartenhaus ohne geistliches Fundament geworden. Dass zeigten besonders predigende Bewohner, dessen persönliches Leben eine Gegenpredigt darstelle. Der Angeklagte, der es zwar schwer habe, überhaupt ins eigene Haus durch den Türspalt zu gelangen, gehöre aber dennoch wegen seiner Gesamtverantwortung auf die Anklagebank.

 

Ein Verteidiger warb um Verständnis für den „unsichtbaren“ Angeklagten. Er könne zwar Wolken düsterer Gefühle vertreiben, aber nicht verletzende Steine der Selbstgerechtigkeit, Selbsterhöhung und Selbstsucht. Er könne zwar Wasser des Lebens anbieten, aber keinen Stein zwingen, der im Wasser liegt, sich zu öffnen, um nicht innerlich trocken und unbeweglich zu bleiben. Nichtsdestotrotz habe der Angeklagte besonders in Krisenzeiten schon viel Gutes und Sinnvolles bewirkt: Köpfe zurechtgestutzt, die behaupteten, die Krise sei eine Strafe des Hausherrn, Rache des Wohnortes oder des Bewohnerstils, Folge der Ungerechtigkeit; den Herzschlag erhöht, wenn gleichgültige Ahnungslosigkeit oder kalte Menschenverachtung herrschte. Vor allem habe der Angeklagte Menschen die Kraft zur Unterscheidung der Geister durch den Maßstab der Liebe sowie neue Zuversicht und neues Vertrauen geschenkt. Weil durch den Angeklagten durstige Bewohner anderen durstigen Menschen glaubwürdig weitergesagt hätten, wo es geistliches Quellwasser im Haus und darüber hinaus gebe.

 

Der Richter sagte in seiner Urteilsbegründung: Das vom Angeklagten gegründete Haus war, ist und bleibt eine Dauerbaustelle. Als „kyriakä“ (Haus des Herrn) und als „ekklesia“ (Schar der Herausgerufenen) ist es nicht von dieser Welt, aber es existiert in dieser Welt und sollte für diese Welt da sein. Als Organisation gibt es in diesem Haus Menschen mit gemeinsamen Zielen, Regeln und eine Mitgliedschaft. Als Institution, als Geschöpf des Wortes des Hausherrn, ermöglicht dieses Haus zugleich seinen Aufbau, Umbau und Neubau, der jedoch stets vom Auftrag des Hausherrn zu legitimieren ist. Maßstäbe bei der Suche nach dem Willen des Hausherrn sind das Gott- und Christusvertrauen, die geschwisterliche Liebe der Hausbewohner sowie die solidarische Weltverantwortung.

Jeder Hausbewohner braucht den Generalschlüssel des Angeklagten, um in das wahre Innere des Hauses zu gelangen, um selbst erneuert zu werden, damit von diesem Haus im Häusermeer neues Leben ausgeht, Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit sowie eine zu versöhnende Vielfalt in der Einheit aller.

Wenn Hausbewohner den Generalschlüssel missachteten, trage der Angeklagte keine Verantwortung. Er sei freizusprechen. Als Heiliger Geist werde er weiterhin Unfreie zur Liebe in Würde und Verantwortung befreien können. Und viele gebrochene Herzen trösten.

Burkhard Budde


Mehr wissen – besser verstehen

Pfingsten

 

Zum Namen:

Pfingsten (= „fünfzigster Tag“), ein christliches Fest, das 49 Tage nach Ostern gefeiert wird und an die Ausgießung bzw. Aussendung des Heiligen Geistes sowie an die Gründung der Kirche erinnert.

 

Zur Geschichte:

Das dritte Hochfest der Kirche (neben Ostern und Weihnachten) stammt aus jüdischer Tradition:

Nach dem „Passahfest“ (Erinnerung an den Auszug aus Ägypten bzw. an die Befreiung aus der Sklaverei) wurde am 50. Tag das jüdische „Wochenfest“ („Chag schawuot“) als Erntedankfest nach der Weizenernte, auch als Pilgerfest, später als Erinnerungsfest an die Gesetzgebung auf dem Berg Sinai („Zehn Gebote“) fröhlich tanzend (=“Chag“) gefeiert.

Als die Apostel und Jünger Jesu zum Wochenfest (auch „Pentekoste“ = „50.Tag“) in Jerusalem versammelt waren, sind sie nach dem Bericht der Apostelgeschichte vom Heiligen Geist erfüllt worden: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apg. 2,2-4)

 

Zum christlichen sowie eigenständigen Fest des Heiligen Geistes mit Taufen wurde Pfingsten im 4. Jahrhundert, zum Hochfest mit eigener Oktav (Pfingstmontag und Trinitatis = Dreifaltigkeitsfest am ersten Sonntag nach Pfingsten) im 7. Jahrhundert.

 

Zur Bedeutung:

Nach der Apostelgeschichte hat der Apostel Petrus in einer Predigt das Pfingstgeschehen heilsgeschichtlich gedeutet sowie als Beweis der Auferstehung und Erhöhung Jesus als Messias: Durch den Propheten Joel habe Gott vorausgesagt, dass er in den letzten Tagen seinen Geist über alles Fleisch ausgießen werde. (vgl. Apg. 2, 16) Und Jesus sei von Gott auferweckt worden und habe den verheißenen heiligen Geist vom Vater empfangen. (vgl. Apg. 2, 32ff) Wer den Heiligen Geist empfangen wolle, müsse umkehren und sich taufen lassen: „Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apg. 2, 38)

Der Heilige Geist als „Kraft aus der Höhe“ bewirkt Einheit in der Vielfalt – ein Gottesvolk, das sich als christliche Kirche - nicht von der Welt, aber in der Welt und für die Welt – versteht und sich zu Jesus Christus öffentlich bekennt. Das Pfingstgeschehen ist deshalb auch die Geburt der offenen und einladenden Kirche des Wortes Gottes als Gemeinschaft der Gott- und Christusvertrauenden sowie die Geburtsstunde der Mission und Diakonie. Und gibt der Kirche ein unverwechselbares Gesicht sowie einen unvertretbaren Auftrag.

Burkhard Budde


Verhältnismäßigkeit und Sinnhaftigkeit im Blick

Leserbrief zum Thema „Corona“ in der Goslarschen Zeitung

 

„Über Corona, Grundrechte und Moral“ schrieb Chefredakteur Jörg Kleine in der Goslarschen Zeitung vom 9. Mai 2020.

In der Ausgabe vom 23. Mai 2020 erschien dazu folgender Leserbrief:

 

„Gerne und zustimmend habe ich Ihren Artikel gelesen. Auf den Punkt gebracht haben Sie das Thema „Fußball“. Auch die „unheilige Allianz“ ist ein wichtiger Aspekt, der zur Transparenz verlogener Nebelkerzen beiträgt. Ihre differenzierte Darstellung der Folgen der Öffnungsklauseln trägt zum kritischen Denken bei.

 

Sie fragten nach der Meinung Ihrer Leser. Kleine Ergänzungen aus meiner Perspektive:

In der Corona-Krise wird immer wichtiger

-         eine Kultur der Eigenverantwortung und der Differenzierung im Rahmen der Gesamtverantwortung des Staates  und liberalen Demokratie,

-         die Philosophie des Vorrangs des Lebens- und Gesundheitsschutzes, der Würde und der Menschenrechte vor partikularen Interessen auf der Grundlage unseres Grundgesetzes,

-         der Ausgleich der Interessen, der Erwartungen, Werte und Ziele durch legitimierte und später auch zur Verantwortung ziehenden Kräfte in einer parlamentarischen Demokratie,

-         sowie die Gewaltenteilung in unserem Staat, d.h. die Kontrolle der Exekutive/ auch der Ministerialbürokratie durch die Judikative und die Medien insbesondere im Blick auf die Verhältnismäßigkeit und Sinnhaftigkeit der jeweiligen Maßnahmen.

Die Lust an der Macht der „Mächtigen“ sowie eine Kultur der panischen Überkontrolle, der Pöbeleien um des eigenen Vorteils willens und der Denunziation aus niederen Beweggründen darf die persönliche und gemeinsame Verantwortung in der jeweiligen konkreten Situation nicht vollends in den Hintergrund drängen lassen“.

 

Burkhard Budde

(GZ 23. Mai 2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

Eine starke Kronzeugin

 

Das Schicksal saß auf der Anklagebank. Es hatte überraschend zugeschlagen. Brutal und hart, unsichtbar und unfair. Der Richter fragte: „Warum?“ Und der Staatsanwalt wies auf die heimtückischen Zerstörungen hin. Es habe zudem keine Zeit gegeben, sich auf diese Schläge vorzubereiten.

 

Da sagte das Schicksal: „Ja, es stimmt. Ich habe das Hamsterrad der Getriebenen und Treiber zum Stillstand gebracht. Die Tretmühle des Glücks ist bei vielen aus dem Tritt geraten. An der Karriereleiter des Erfolgs habe ich kräftig gerüttelt. Mir ist es gelungen, dass der Fahrstuhl des Wohlstandes für alle steckengeblieben ist. Die Rolltreppe, die nach oben führt, hat sich verlangsamt; die Rolltreppe, die nach unten in den Keller führt, beschleunigt. Vor allem wackelt jetzt das Kartenhaus des Lebens vieler bedenklich oder liegt bereits zerstört am Boden.“

 

Doch dann blickte das Schicksal in den Zuschauerraum des Gerichtes, wo eine Kronzeugin saß, ergänzte und wirkte dabei etwas „enttäuscht“: „Ich hatte viel Erfolg. Nur mit einer Person konnte ich nicht so richtig fertigwerden. Spätestens wenn ich sie endgültig in die Wüste der Sinnlosigkeit und Ohnmacht, der Ängste und Mutlosigkeit, des Misstrauens und der Aggressionen vertreiben wollte, trat sie mir mutig und zugleich vernünftig entgegen.“ Neugierig fragte der Richter das Schicksal, wer denn diese Person sei. Und der Staatsanwalt rieb sich die Augen, um die Antwort nicht zu verpassen.

 

Da zeigte das Schicksal etwas verlegen auf die Kronzeugin, holte tief Atem und antwortete: „Es ist die Hoffnung.“

 

Die weiteren Befragungen der Kronzeugin ergaben tatsächlich: Die treue Begleiterin „Hoffnung“ konnte trotz der vielen Schicksalsschläge nicht in die Knie gezwungen werden. Sie hatte die Menschen nicht mit billigen Versprechungen vertröstet, auch nicht mit leichtgläubigem Wunschdenken zum geistigen Selbstbetrug verführt, auch nicht die Flucht in die heile Welt eines Seelenfriedens ermöglicht.

 

Wohl aber hatte die Hoffnung selbst teilgenommen an schmerzlichen Wehen und gleichzeitig in der Erwartung von Neuanfängen – wie eine Gebärende.

 

„Und was war ihr persönlicher Anker?“ fragte der Richter die Kronzeugin. „Leider habe ich Menschen erlebt, die auf dem Meer des Lebens ertrunken sind, obwohl ein Rettungsboot sichtbar und in der Nähe war. Weil sie nicht an mich glaubten“, führte die Kronzeugin aus und stellte sich genauer vor: „Ich bin nur das Band vom Jenseits zum Diesseits, aber dadurch auch die lebendige Hoffnung auf den mitleidenden und selbstleidenden Gott, der nur Neuanfänge kennt. Und der mit seinem Geist der schöpferischen Liebe hilft, das Leben noch im Lebenskampf mit empathischer Vernunft und zuversichtlichem Vertrauen zu verändern“. Und Grund zur Hoffnung gibt.

 

Viele im Gerichtssaal wurden nachdenklich, verließen ihn mit mehr Zuversicht und fingen an, ihr Leben neu zu bejahen.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe am 23. 5. 2020)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt

 

A strong key witness

 

Fate was sitting in the dock. It had struck unexpectedly. Brutal and hard, invisible and unfair. The judge said, "Why?" And the prosecutor pointed out the insidious destruction... And there hadn't been time to prepare for these blows.

 

Then fate said, "Yes, it's true. I have brought the hamster wheel of the driven and driven men to a halt. The treadmill of happiness has gone out of step with many. I have rattled the career ladder of success vigorously. I have succeeded in bringing the elevator of prosperity to a standstill for everyone. The escalator leading up has slowed down; the escalator leading down to the basement has accelerated. Above all, the house of cards in the lives of many is now shaking precariously or lying already destroyed on the ground."

 

But then fate looked into the auditorium of the court, where a key witness was sitting, added and seemed somewhat "disappointed": "I had a lot of success. There was only one person I couldn't really handle. At the latest when I finally wanted to drive her into the desert of senselessness and powerlessness, of fear and despondency, of distrust and aggression, she approached me courageously and at the same time reasonably. Curious, the judge asked fate who this person was. And the prosecutor rubbed his eyes so as not to miss the answer.

 

Then fate, somewhat embarrassed, pointed to the key witness, took a deep breath and replied, "It's hope."

 

Further questioning of the principal witness did indeed reveal that the faithful companion "Hoffnung" could not be brought to her knees despite the many blows of fate. She had not put people off with cheap promises, nor had she seduced them into spiritual self-deception with gullible wishful thinking, nor had she made it possible for them to flee into the ideal world of peace of mind.

 

But hope itself had participated in painful labour pains and at the same time in the expectation of new beginnings - like a woman in childbirth.

 

"And what was her personal anchor?" the judge asked the key witness. "Unfortunately, I have seen people drown on the sea of life, although a lifeboat was visible and nearby. Because they did not believe in me", the crown witness explained and introduced herself more precisely: "I am only the bond from the hereafter to the here and now, but through this also the living hope in the compassionate and self-suffering God who only knows new beginnings. And who, with his spirit of creative love, helps to change life with empathic reason and confident trust while still in the struggle for life". And gives reason for hope.

 

Many in the courtroom became thoughtful, left him with more confidence and began to affirm their lives anew.

 

Burkhard Budde

 

(Published in the Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe on 23. 5. 2020)

 

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

Spiritueller Impuls

 

Garten der Natur

 

lebt und liebt,

wächst und blüht,

verwildert und überwuchert,

leidet und stirbt.

 

Und öffnet doch der Seele

das Labyrinth zur Frucht neuen Lebens,

weil unendliche Energie alle endliche Energie

geheimnisvoll und kräftig durchwaltet.

 

Burkhard Budde

Spiritual impulse

Garden of nature

lives and loves,
grows and blossoms,
wild and overgrown,
suffers and dies.

And yet opens the soul
the labyrinth to the fruit of new life,
because infinite energy all finite energy
mysterious and powerful.

Burkhard Budde

Mehr wissen – besser verstehen

 

Christi Himmelfahrt

Das Fest Christi Himmelfahrt, das am 40. Tag nach Ostern gefeiert wird, erinnert an den endgültigen Abschied und die unwiderrufliche Trennung des gekreuzigten, gestorbenen und auferstandenen Jesus von der Erde in den Himmel, in den unsichtbaren und unerreichbaren Teil der göttlichen Schöpfung.

 

Zur Geschichte:

Jesus wird nach dem Bericht der Apostelgeschichte des Lukas vor den Augen der Jünger von einer Wolke zusehends aufgehoben und „in den Himmel aufgenommen“ – wie zwei Männer in weißen Kleidern den Jüngern anschließend erläutern. (vgl. Apg 1, 9-11)


Die „Entrückung Jesu“ - „Und da er sie segnete, schied er von ihnen.“ (Lk 24, 51) - geschah nach dem Bericht der Apostelgeschichte nachdem Jesus 40 Tage seinen Jüngern erschienen war und ihnen Weisung durch den Heiligen Geist gegeben hatte. „Und er redete mit ihnen vom Reich Gottes.“ (Apg 1, 3b) Die Jünger, Augenzeugen des irdischen Wirkens Jesu, sollten zugleich Zeugen der Auferstehung Jesu sein – in der Öffentlichkeit und „bis an das Ende der Welt“ (Apg 1, 8b). Und der Heilige Geist war als Lebenskraft sozusagen der Motor ihres Zeugendienstes.


Die „Erhöhung Jesu“ – „Und der Herr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur rechten Gottes.“ (Mk 16, 19) – geschah, um am unsichtbaren und sichtbaren Wirken Gottes im Himmel und auf Erden durch den Heiligen Geist teilzuhaben.


Der Evangelist Lukas berichtet, dass die Himmelfahrt Christi am Auferstehungstag in der Nähe Bethaniens sozusagen als Abschluss des Lebens Jesu stattgefunden habe; in seiner Apostelgeschichte ist von der Himmelfahrt erst  nach 40 Tagen am Ölberg die Rede, sozusagen als Anfang der Zeit der Kirche, um sie mit der Zeit Jesu zusammenzuführen.

Zunächst feierten die Christen am Pfingstfest die Himmelfahrt Christi mit; seit 370 wurde es ein eigenständiges Fest 40 Tage nach Ostern.

 

Zur Bedeutung:

Der sichtbare Himmel – englisch „sky“ – kann vom unsichtbaren Himmel – englisch „heaven“ – unterschieden werden. Gleichwohl gibt es einen allumschließenden Zusammenhang: Der naturwissenschaftliche Himmel um einen Menschen herum kann die Augen für die schöpferische Hand Gottes öffnen; der religiöse Himmel in einem Menschen kann eine Triebfeder für die Suche nach den Gesetzen der Natur sein. Kein Himmel hat eine Rückseite oder ist ein Gegenstand, um den man herumgehen kann. Jeder Himmel ist nah und zugleich fern. Der Himmel als Horizont der Erde und die Erde als Abglanz des Himmels sind nicht voneinander zu trennen.


Jesus Christus hat die Tür zum unsichtbaren Reich Gottes im sichtbaren Horizont der Welt geöffnet. Der Geist Christi wohnt nicht nur am unsichtbaren Sitz Gottes oder der Engel, auch nicht nur am Aufenthaltsort der seligen Toten oder am Ort der ewigen Glückseligkeit und des göttlichen Lichtes, sondern er wirkt erfahrbar in der sichtbaren Welt durch das Wort Gottes, die göttlichen Sakramente und seine Zeugen.


Himmelfahrt bedeutet „Jesus ist im Himmel - bei Gott“. Das Fest Christi Himmelfahrt lädt ein, an die unendlichen und grenzenlosen Möglichkeiten Gottes jenseits der endlichen und begrenzten Möglichkeiten der Menschen zu glauben. Und das Wirken des Geistes Christi schon hier auf der Erde zu entdecken. Um sich vom Geist der Liebe von himmlischen Kräften der Vernunft bewegen zu lassen.

Burkhard Budde


Per Fahrrad von Bad Harzburg nach Goslar

 

Blick vom Maltermeister Turm

 

Auf der Panoramaterrasse ; rechts Prof.Dr. Reza Asghari


Der Maltermeister Turm, der um 1500 auf einer Halde 419m ü.NN am Hang des Rammelsberges errichtet wurde,

ist wahrscheinlich die älteste erhaltene Tagesanlage Deutschlands.

 

Von hier aus konnten die Gruben des Rammelsberges überwacht werden. In der Zeit von 1578 bis 1804 diente der „Anläuteturm“ dazu, mit einer Glocke den Schichtbeginn im Bergwerk anzukündigen oder vor Angreifern zu warnen.

Den Namen erhielt der Turm vom Maltermeister, der seit Mitte des 18. Jahrhunderts in ihm wohnte und das für den Bergbaubetrieb benötigte Holz verwaltete. Für eine Tonne Erz benötigte man über einen Kubikmeter Holz; jährlich wurden für die Erzgewinnung im Rammelsberg etwa 6000 Malter verbraucht.

Seit 2004 ist der Maltermeister Turm eine Berggaststätte. Von der Panoramaterrasse gibt es einen faszinierenden Blick auf Goslar – dem alten Bergbauort (979) und der Kaiserpfalz, der Geschichts- und Kulturstadt am Harz mit etwa 51 000 Einwohnern.

 

(Quelle: www.maltermeister-turm.de)


Auf ein Wort

 

Gefährliche Lockrufe

 

Sie sind verlockend, aber auch gefährlich: Lockrufe können sich bezaubernd anhören, aber auch ins Unheil führen. Die „Sirenen“ lockten von ihrer Insel aus Seeleute, die mit ihrem Schiff vorbeifuhren, mit verzückendem Gesang, um sie ins Verderben zu stürzen.

Odysseus jedoch, der legendäre griechische Held, wusste sich zu helfen: Das spätere Vorbild vieler Herrscher, das vorausdachte und nach rettenden Lösungen suchte, verstopfte seinen Begleitern die Ohren mit Wachs und ließ sich selbst an den Mast seines Schiffes fesseln. Und alle überlebten die tödliche Versuchung.

 

„Sirenen“ sind heute keine göttlichen Mischwesen aus Vogel- und Mädchenleibern, wohl aber Lockrufe fanatischer Hassprediger und verlogener Tugendwächter oder auch die Stimmen, die selbstbezogene Menschen in ihrem Innern vernehmen.

Und gefährdeten Ahnungslosen, aber auch Uneinsichtigen, Lernverweigerern und Unvernünftigen werden heute angesichts allgemeiner Gefahren oder aktueller Notsituationen kein Wachs in die Ohren gestopft. Wohl aber zwingt das geltende Recht, sich nicht von „Lockrufen“ übermannen zu lassen, sondern sich „ordnungsgemäß“ und „gesetzeskonform“ zu verhalten.

Kein gegenwärtiger Herrscher kann und sollte zudem Odysseus einfach kopieren: Denn er kannte auch viele Tricks und Täuschungsmanöver, konnte zerstören und sich rächen, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Aber seine vorübergehende Fesselung an einen „Mast“ angesichts von gefährlichen Lockrufen bleibt wohl für alle bedenkenswert.

 

Denn der Lockruf des Geizes (mit griechischem Namen „Avaritia“), nur an sich zu denken, nicht zu teilen, kann sehr einsam und lieblos machen.

Der Lockruf des Neides („Invidia“), immer nur zu vergleichen, andere zu bremsen und sich damit auch selbst zu beschädigen, kann sehr bitter und geistlos machen.

Der Lockruf des Hochmutes („Superbia“), zu meinen nur allein die Wahrheit zu besitzen, sich deshalb über andere zu erheben, kann sehr schwärmerisch und realitätslos machen.

Der Lockruf der Wollust („Luxuria“), sich nur an den Augenblick zu fesseln und nicht auch an die Folgen zu denken, kann sehr egoistisch und hemmungslos machen.

Der Lockruf der Völlerei („Gula“), nur gierig zu sein und sein Selbst zu vergessen, kann sehr krank und maßlos machen.

Der Lockruf des Zorns („Ira“), nur unbeherrscht zu sein und sein Selbst zu verlieren, kann sehr schwach und haltlos machen.

Der Lockruf der Melancholie („Acedia“), nur alles negativ und selbstbemitleidend zu betrachten, kann sehr dünnhäutig und leidenschaftslos machen.

Eine vorübergehende (Selbst-) Fesselung aus guten Gründen – also keine Zwangsfesselung auf Dauer – kann Sinn machen. Aber auch eine freiwillige Bindung aus Einsicht in verschiedenen Situationen schafft Raum für neue Möglichkeiten und Freiheiten: Aus Geiz wird dann teilende Großzügigkeit, aus Neid anerkennende Wertschätzung, aus Hochmut menschliche Demut, aus Wollust leidenschaftliche Zärtlichkeit, aus Völlerei genussvolles Entdecken, aus Zorn empathische Gerechtigkeit, aus Melancholie verantwortungsbewusste Lebensfreude.

 

Auch moderne Sirenen spielen oft nicht mit offenen Karten, sind verlogen und hinterhältig, indem sie sozusagen im Vorübergehen flüstern: „Willst du im Land der Freien als Gefangener leben?“ Wer seine Freiheit jedoch an den Mast der Verantwortung gebunden weiß, kann als gebundener Freier leichter verführerischen und zugleich zerstörerischen Lockrufen widerstehen. Und auf dem Meer des Lebens Kurs halten, frei zur Liebe in Würde und Menschlichkeit sein.

Burkhard Budde

 

(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster

am 17.5.2020)

 


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt

 

Kostbare Lebenszeit

 

Das Zeit- und Lebensgefühl kann gestört werden. Wenn die innere Lebensuhr ungewöhnlich laut oder unheimlich leise sowie gleichzeitig unaufhörlich tickt, verbreitet sie bei vielen Angst und Schrecken. Düstere Gedanken und mulmige Gefühle können dann Antriebskräfte lähmen, wehleidig und traurig machen, manchmal aber auch aggressiv und aufbrausend: Werde auch ich von einer unsichtbaren, unbekannten und unberechenbaren Gefahr bedroht? Wird mir die gewohnte Kontrolle über meine kostbare Lebenszeit genommen?

 

Weder das Lecken eigener Wunden noch die Suche nach Sündenböcken noch Selbstgenügsamkeit noch Panik scheinen weiterzuhelfen. Vielleicht aber ist es ein Versuch wert, sich Zeit für die „Zeit“ zu nehmen. Und zwar ohne Zeitdruck und Vorurteile, sondern mit Offenheit und Neugierde.

 

Stellen wir uns einmal eine Sanduhr vor, die aus zwei miteinander verbundenen Glaskolben besteht. Sand fließt durch den jeweiligen Hals eines Kolbens durch ein Loch in den anderen Kolben. Der Sand – die Lebenszeit - ist ständig in Bewegung und kann auch von „Zeitdieben“ oder „Zeitverschwendern“ nicht angehalten werden. Die Lebenszeit, weil sie unaufhaltsam weniger wird und nicht vermehrt werden kann, bleibt kostbar. In der „Engführung“ verschwindet sie jedoch nicht im Nichts, sondern hier fallen Sein und Nichtsein, Nichtsein und Neusein zusammen.

 

Wenn die Lebenszeit nicht auf gedankenlosen Treibsand gebaut ist, ein jegliches seine Zeit hat, kann ein Mensch auch in der Zeit einer Krise die Gelegenheit beim Schopfe greifen: Zum Beispiel innere Freiheit durch Selbstkritik und Demut zu entwickeln, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden lernen, Mitgefühl und Besonnenheit zu gewinnen. Und vielleicht auch die neue Weisheit zu entdecken, dass der Strom der Zeit keine Art Kreislauf oder Wiederkehr des Immergleichen ist, sondern in eine offene und unbekannte Zukunft mündet. Dass Endlichkeit und Vergänglichkeit jedoch stets Ursprung des Neuanfangs und der Erneuerung sind.

 

Und dass es sinnvoll erscheint, vertrauens- und verantwortungsvoll in der geschenkten und verbliebenen Zeit aktiv, positiv, konstruktiv und kreativ zu warten – auf eine Ewigkeit, in der kein Sandkorn verloren geht und ein Mensch als geliebtes Samenkorn vom Schöpfer der Lebensuhr vollendet wird.

 

Burkhard Budde

 

(erschienen im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe am 16.5.2020)

 

Spiritual impulse

 

Precious lifetime

 

The sense of time and life can be disturbed. If the inner clock of life is unusually loud or incredibly quiet and at the same time ticking incessantly, it spreads fear and fright in many people. Dark thoughts and queasy feelings can then paralyse driving forces, make you snivell and sad, but sometimes also aggressive and quick-tempered: Am I too threatened by an invisible, unknown and unpredictable danger? Will I be deprived of my habitual control over my precious life time?

 

Neither licking one's own wounds nor the search for scapegoats, nor self-sufficiency nor panic seem to help. But maybe it is worth a try to take time for "time". And without time pressure and prejudices, but with openness and curiosity.

 

Let us imagine an hourglass consisting of two glass flasks connected to each other. Sand flows through the respective neck of one flask through a hole in the other flask. The sand - the lifetime - is constantly in motion and cannot be stopped even by "time thieves" or "time wasters". Lifetime, because it is inexorably decreasing and cannot be increased, remains precious. However, in "narrowing" it does not disappear into nothingness, but here being and not-being, not-being and new-being coincide.

 

If life time is not built on thoughtless quicksand, if each one has its time, a human being can seize the opportunity even in the time of crisis: For example, developing inner freedom through self-criticism and humility, learning to distinguish the important from the unimportant, winning compassion and level-headedness. And perhaps also the new wisdom to discover that the stream of time is not a kind of cycle or return of the always the same, but flows into an open and unknown future. But that finiteness and transience are always the origin of new beginnings and renewal.

 

And that it makes sense to wait actively, positively, constructively and creatively in a trusting and responsible manner in the time that is given and remains - for an eternity in which not a grain of sand is lost and a human being is completed as a beloved seed by the Creator of the Clock of Life.

 

Burkhard Budde

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Warum Susanne Gaschke aus ihrer Partei ausgetreten ist

Sie kritisiert auch den Umgang mit ihrem Mann Hans-Peter Bartels


Dazu ein Leserbrief:

 

"Nachdem ich den Artikel „Warum ich aus der SPD austrete“ in DIE WELT vom 7.Mai 2020 gelesen habe, möchte ich der Verfasserin Susanne Gaschke für ihre Offenheit sowie ihren Mut danken:

 

Sie hat aus eigenen leidvollen Erfahrungen keine „Mördergrube“ gemacht, sondern einen persönlichen Beitrag zur notwendigen Transparenz und Erneuerung einer Partei und damit auch unserer Demokratie geleistet.

 

Wenn es (fast) nur noch um persönliche Machtspiele, um Machterwerb und Machterhalt, um Machtinsignien und Machtphantasien geht, wird die Demokratie mit ihren Parteien und Institutionen zu einem abschreckenden Eisberg. Seine glänzende Spitze ist zwar über der Oberfläche zu sehen, darunter bildet sich aber eine unsichtbare gefährliche Masse insbesondere von hemmungsloser Maßlosigkeit, eitler Verlogenheit und gieriger Selbstermächtigung, die sich auf das Sichtbare – das öffentliche Leben - nachhaltig negativ auswirkt.

Spielregeln wie Fairness und Qualifikation werden gnadenlos verletzt, wenn ein geeigneter Akteur nicht brav mitspielt oder dem Spiel der Mächtigen im Wege steht. Und Spielfiguren, die das Spiel mitmachen, weil Karriere und Pfründe locken, werden zu abhängigen Spielbällen von Spielern mit gezinkten Karten.

 

Doch alle Parteien sollten sich vergegenwärtigen: Wer mit öffentlichen Ämtern parteipolitisch spielt, verspielt nicht nur in der Öffentlichkeit Vertrauen und Glaubwürdigkeit, sondern beschädigt sowohl das Amt als auch den Amtsträger. Und verliert auf Dauer und am Wahltag das Spiel, von dem sich Zuschauer und qualifizierte Nachwuchsspieler abwenden und von dem sich aktive Mitspieler verabschieden, die eigentlich für ein faires und gerechtes Spiel zugunsten einer öffentlichen Aufgabe gebraucht werden.

 

„Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken“, heißt ein Sprichwort: Wir brauchen mehr unabhängige, freie und selbstständig denkende Persönlichkeiten wie Hans-Peter Bartels oder wie den verstorbenen Axel Springer oder auch wie die Autorin, die noch Ideale, Prinzipien und Rückgrat haben, Schmerzgrenzen und Anstand kennen, die morgens in den Spiegel schauen können. Und bei denen sich das Prinzip „Verantwortung für das Gemeinwohl“ in der (partei-) politischen Praxis nicht wie Zucker im Tee auflöst – oder den Tee, den politischen Betrieb, ungenießbar macht. Die Person mit ihren Prägungen und Überzeugungen auf der einen Seite und die Sache und Aufgabe auf der anderen Seite vorurteilsfrei unterscheiden können – wie es der Springer-Verlag vorbildlich bei der Einstellung der Journalistin und ehemaligen OB von Kiel Susanne Gaschke praktiziert hat.

 

Gibt es Trost und zugleich Hoffnung? Vielleicht ist doch jede Enttäuschung die Befreiung von einer Täuschung und der gereifte Beginn eines neuen, weil befreiten Lebens. Und die Liebe, die wichtiger ist als alle Karriere und einem Leben auch jenseits einer Partei Erfüllung und Glück schenkt, bleibt."

 

Burkhard Budde

 

(Leserbrief an DW vom 7. Mai 2020;

Ausschnitt veröffentlicht am 11. Mai 2020)


Spiritueller Impuls im Westfalen-Blatt am 9.5.2020

 Der unsichtbare Begleiter


Täuscht die beschauliche Idylle? Ein Schäfer mit Wanderstab, begleitet von seinen Hunden, beobachtet seine Schafe auf einer Weide.

 

Lädt dieses Naturbild zu einem frommen Schäferstündchen ein, um sich vom Schrecken des Alltags zu erholen? Oder gar zu einer lammfrommen Spiegelfechterei, um sich selbst oder andere zu belügen?

 

In Wirklichkeit gibt es nichts, was es nicht gibt: Schafe flüchten vor den Wölfen ins Dickicht der Selbstgenügsamkeit. Andere passen sich an und heulen mit den Wölfen, erkennen nicht die Wölfe in Schafsfellen und stürzen in Abgründe. Oder verwandeln sich innerlich selbst in Wölfe, werden gnadenlos und herzlos.

 

Manche sind achtsam, wenn Lämmer oder andere wehrlose Schafe von „Schwarzen Schafen“ misshandelt werden und schlagen Alarm. Wieder andere spielen sich wie bissige Hunde auf, wenn Schafe aus einer Nachbarherde auf ihrer Wiese grasen wollen.

 

Bei drohender Gefahr verdächtigen sich lammfromme Schafe untereinander, stellen andere gerne bloß, zur Rede oder sogar an den Pranger, wenn sie sich nicht „lammfromm“ oder „perfektionistisch“ verhalten. Am schlimmsten erscheinen jedoch die selbsternannten „Hirten“ der Herde, die den Hirtenmantel einer Übermoral tragen, um darunter ihre eigenen Schwächen und Ängste zu verbergen. Und die am liebsten alte und kranke Schafe oder Schafe mit Beeinträchtigungen aussortieren und in den Fluss treiben würden. Und blöken, den Tod anderer Schafe doch hinzunehmen.

 

Gut, dass es bei diesen Irrungen und Wirrungen einen „Guten Hirten“ gibt: Keinen Zauberer mit Zauberformeln; keine Machtfigur, die lustvoll Macht an Machtlosen zelebriert; keine Moraltante, die ihre Nase hochnäsig in die Angelegenheiten anderer steckt.

 

Sondern einen unsichtbaren Begleiter, der in finsteren Tälern gegenwärtig ist und tröstet; der die Würde schützt, damit sie unantastbar bleibt; die innere Freiheit verteidigt, um sie nicht zu verlieren. Der weiß, dass der Splitter im Auge des anderen schmerzhaft ist. Aber der Balken im eigenen Auge entdeckt werden kann. Der auf Vertrauen, Hoffnung und Liebe setzt, weil er  keine Schreckensherrschaft der Hunde, sondern neues Leben in Würde und Freiheit ermöglichen will.

 

Auch durch Regeln wie „Nähe durch Distanz in Verantwortung“, die vernünftig sind und Sinn stiften, weil sie sowohl der zu versöhnenden Einheit in Vielfalt als auch einem funktionierendem Lebensraum dienen. Und die im Bewusstsein der Verantwortung vor dem „Guten Hirten“ und der Herde gelebt werden, manchmal auch mit Schafsgeduld.

 

Burkhard Budde

 

(veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe am 9.5.2020)

 

Spiritual impulse in the Westfalen-Blatt on 9.5.2020

 

The invisible companion

 

Is the tranquil idyll deceptive? A shepherd with a walking stick, accompanied by his dogs, watches his sheep in a pasture.

 

Does this picture of nature invite you to a pious shepherd's hour to recover from the horrors of everyday life? Or even to a pious fencing match, to lie to yourself or others?

 

In reality there is nothing that does not exist: Sheep flee from the wolves into the thicket of self-sufficiency. Others adapt and howl with the wolves, not recognizing the wolves in sheepskins and falling into abysses. Or transform themselves inwardly into wolves, become merciless and heartless.

 

Some are mindful when lambs or other defenseless sheep are mistreated by "black sheep" and sound the alarm. Still others act up like biting dogs when sheep from a neighbouring flock want to graze on their meadow.

 

In case of imminent danger, lamblike sheep suspect each other, like to expose, confront or even pillory others if they do not behave "lamblike" or "perfectionist". But the worst appear to be the self-proclaimed "shepherds" of the flock, who wear the shepherd's cloak of immorality to hide their own weaknesses and fears. And who would prefer to sort out old and sick sheep or sheep with impairments and drive them into the river. And bleat to accept the death of other sheep.

 

Good thing there's a "Good Shepherd" in all these trials and tribulations: No sorcerer with magic formulas; no power figure who lustfully celebrates power to the powerless; no moral aunt who stuck her nose in the affairs of others.

 

But an invisible companion who is present and consoles in dark valleys; who protects dignity so that it remains untouchable; who defends inner freedom so that it does not get lost. Who knows that the splinter in the eye of the other is painful. But the beam in his own eye can be discovered. The one who relies on trust, hope and love, because he does not want the dogs' reign of terror, but wants to enable new life in dignity and freedom.

 

Also through rules like "closeness through distance in responsibility", which are reasonable and make sense, because they serve both the unity in diversity to be reconciled and a functioning living space. And which are lived in the awareness of responsibility before the "Good Shepherd" and the flock, sometimes also with sheep patience.

 

Burkhard Budde

 

(published in the Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe on 9.5.2020)

 

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Auf ein Wort

 

Mutter ehren?!

 

Es klingelte an der Haustür. „Ja, bitte. Wer ist da?“ ertönte eine weibliche Stimme aus der Sprechanlage, etwas leicht verschnupft und zerkratzt. „Mama, bist Du es?!“ erwiderte eine etwas verlegen klingende Stimme. „Ich möchte dich besuchen.“

 

Seit vielen Jahren herrschte Funkstille zwischen Mutter und Tochter, obwohl sie an der gleichen Straße wohnten. Nur ein Haus trennte ihre Wohnhäuser voneinander. Aber jetzt in der Corona-Krise hatte die Mutter einen Brief an ihre Tochter geschrieben und sie „trotz Corona“ zum Kaffee eingeladen. „Geht gar nicht“, dachte die Tochter, als sie angefangen hatte den Brief zu lesen. „Das hätte sie sich früher überlegen sollen.“

 

Doch dann las sie weiter: „Was habe ich falsch gemacht, dass du kein Lebenszeichen von dir gibst? Ich bitte Dich mir zu verzeihen. Häufig denke ich an deine Geburt zurück. Dein verstorbener Vater und ich waren sehr, sehr glücklich. Später hingst du als unser Nesthäkchen an meinem Rockzipfel und kämpftest um Aufmerksamkeit und Zuwendung. Habe ich dir davon zu wenig geschenkt? Dein Vater und ich haben versucht, dich liebevoll zu erziehen. Wir wollten gute Eltern sein, Vorbilder, aber vielleicht waren wir nur selbstgerechte Moralapostel. Du wirst dich an unseren Satz erinnern „Ehrlich währt am längsten“, als du die Schule schwänzen wolltest. Oder an den Satz „Jede gute Tat findet ihren Lohn in sich selbst“, als du unzufrieden warst, weil keiner deine Einsätze bei der Organisation von Konzerten gelobt hatte. Haben wir versucht, dich in eine falsche Richtung zu ziehen, als wir dir geraten haben, doch einen anderen Beruf zu wählen? Ich bitte dich auch um Entschuldigung, dass ich meinen Mund nicht halten konnte, nachdem du uns deinen jetzigen Mann vorgestellt hattest. Es war falsch von mir. Ich hätte lieber schweigen sollen. Aber ich wollte spontan nur dein Bestes. Wie kann ich es wieder gutmachen?

 

Ich weiß nicht, wie lange ich noch leben werde. Wir können über alles sprechen, wenn du willst. Aber auch alles nach so vielen Jahren einfach auf sich beruhen lassen oder begraben. Und uns in die Augen sehen, weil wir uns ja wegen Corona nicht in die Arme nehmen sollen. Und gemeinsam ein Stück Kuchen essen. Deine Mutter.“

 

Die Tochter war eigentlich mit „Corona“ beschäftigt, hatte Angst, ihren Job zu verlieren und litt darunter, auf viel Gewohntes, Schönes und Beglückendes verzichten zu müssen. Doch die Krise hatte ihr auch die Augen geöffnet, dass auch ihr Leben nicht unendlich, sondern gefährdet ist.

Sie raffte sich auf und antwortete ihrer Mutter in einem Brief: „Ich kann nicht genau beurteilen, ob du etwas falsch gemacht hast. Aber ich selbst habe bestimmt nicht alles richtig gemacht. Ich bitte dich um Entschuldigung. Wenn du sie annimmst, gibt mir ein Zeichen: Stell am Muttertag in das Wohnzimmerfenster eine Vase mit einer Rose. Dann werde ich an der Haustür klingeln.“

 

Als die Tochter klammheimlich und aufgewühlt am Muttertag zu ihrem Elternhaus ging, traute sie ihren Augen nicht: In jedem Fenster des Hauses stand eine Vase mit jeweils einer Rose.

Sie klingelte…Die Tür wurde geöffnet. Und vor der Tochter, die einen Strauß roter Nelken in der Hand hatte, stand ihre Mutter mit einem Strauß roter Rosen.


 

Und die Tochter sprach: „Alles Gute und Liebe zum Muttertag. Ich danke dir für alles, was ich von dir gelernt habe. Du bist und bleibst meine Mutter.“ Und die Mutter antwortete: „Meine liebe Tochter, ich freue mich, dass du gekommen bist. Auch ich habe von dir viel gelernt. Du bist und bleibst ein Geschenk des Himmels.“ Und beide schauten tief in glänzende Augen, die von Tränen schimmerten und aus denen Liebe sprach.

 

Burkhard Budde


„Das Schweigen der Kirchen“


Auf den Leitartikel „Das Schweigen der Kirchen“ von Claudia Becker, der am 27.4.2020 in DIE WELT veröffentlicht worden ist, erschien in der Ausgabe DIE WELT vom 5.5.2020 ein Auszug aus einem Leserbrief von mir:


„Er ist ein Weckruf, religiöse Bedürfnisse und Fragen des Glaubens seitens der verfassten Kirchen in der Öffentlichkeit neu, offensiv und glaubwürdig das heißt auch im Kontext der Corona- Krise zur Sprache zu bringen.

Und wenn das christliche Herz der Amtsträger voll ist, öffnet sich auch leichter der kirchliche Mund.“


Burkhard Budde


Im Deutschlandfunk Kultur vorgestellt:

You Silence I Bird aus Braunschweig

Es ist schon eine besondere Ehre, im Deutschlandfunk Kultur vorgestellt zu werden: Am 4. Mai 2020 konnte man die Braunschweiger Band You Silence I Bird (YSIB) im Feuilleton des Deutschlandfunks musikalisch hören und im Gespräch erleben.

Die Musiker Paul Baumann, Jonas Budde und Moses Köhler bekannten sich zu ihrer Liebe zur Natur, die ihnen bereits viele künstlerische Inspirationen geschenkt hat.

YSIB, so der Kommentator, sollte man sich merken.

Warum?

Weil mit charmanter Leichtigkeit und cooler Freude der Hörer etwas Besonderes entdecken kann: einen unsichtbaren, aber hörbaren Vogel, der in der Stille lockt und sie mit harmonischem Zauber füllt.

Wer den Beitrag von Martin Risel im Internet noch einmal hören will: Deutschlandfunk Kultur – Zu den Live-Streams – Mediathek – 4.5.2020; 16:22.

Es lohnt sich.


Mehr wissen – besser verstehen

 

Mutter achten und ehren?!

 

Zum Namen:

Der Muttertag am 2. Maisonntag erinnert an besondere Frauen, an die Lebensleistung der eigenen Mutter, an eine Feministin und die Frauenbewegung sowie an alle Frauen, die sich für ein Miteinander und Versöhnung einsetzen.

 

Zur Geschichte:

Anna Jarvis (1864-1948), eine unverheiratete und kinderlose Lehrerin und Tochter eines Methodisten Pfarrers aus West Virginia, setzte sich für politische Ziele der Frauenbewegung wie das Frauenwahlrecht ein.

Als ihre ebenfalls politisch aktive Mutter am 9. Mai 1905 starb, warb sie für ein jährliches Gedenken an die Lebensleistung ihrer Mutter, die 1858 „Mother`s Work Days“ für den Kampf gegen hohe Kindersterblichkeit und für bessere sanitäre Anlagen gegründet hatte.

Mit dem ersten Muttertag 1908 – Anna Jaris verteilte nach einem Gottesdienst 500 Nelken, die Lieblingsblume der Mutter - sollte an die „Werke aller Mütter“ gedacht werden, besonders an die soziale und politische Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Es sollte ein Gedenktag, kein Geschenktag sein.

1914 wurde der Muttertag zum amerikanischen Feiertag erklärt (die Mütter Amerikas als „zärtliche Armee“). Ab 1922 engagierte sich der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber für die Feier zu Ehren „der stillen Heldinnen unseres Volkes“. 1933 wurde der Muttertag von den Nationalsozialisten mit ihrem NS-Mutterkult missbraucht (für "Führer, Volk und Vaterland" Kinder bekommen). Nach 1945 wurde er zunächst abgeschafft; in den fünfziger Jahren in der Bundesrepublik wiederbelebt.

 

Zur Bedeutung:

Als Gedenktag ist der Muttertag zugleich ein Tag des Dankes und der Ehrung im Blick auf das Lebenswerk der eigenen Mutter. Dieser Dank ist besonders begründet, wenn eine Mutter nicht nur an die eigene Karriere und nicht nur an die des Kindes gedacht hat, sondern zugleich und vor allem an die individuelle Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes. Wenn Mutter und Vater mit Hilfe eines ethischen Kompasses und im Wissen um Sinn- und Kraftquellen die Erziehung ihres Kindes gemeinsam ernst- und wahrnehmen konnten. Wenn sie ihre Lebenszeit teilten, auf Ego-Trips verzichteten und bei der Bewältigung von Problemen mit gutem Beispiel vorangegangen sind sowie geholfen haben, dass das Kind immer selbstständiger und eigenverantwortlicher werden konnte.

Der Muttertag kann darüber hinaus auch zum Versöhnungstag werden, wenn keine Noten verteilt werden wie „ungerechte Mutter“ oder „undankbares Kind“, auch keine Gefühle mit goldenen Worten vorgespielt werden, sondern von beiden Seiten Herz gezeigt wird, Verstehen, Verständnis und Verständigung eine Rolle spielen, um durch die wertschätzende Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit eine gemeinsame Zukunft zu gewinnen. Doch die Mutter bleibt für ein Kind  stets eine besondere Identifikations- und Leitfigur, die zur eigenen Reifung und zur eigenen (Un-)Mündigkeit beiträgt, weil in jeder Mutter mit widersprüchlichen Mütterbildern eine Frau mit weiblichen Ambivalenzen, vor allem ein geliebter und liebenswerter Mensch steckt.

Burkhard Budde


Neuer Diamant in der Schmucklandschaft?!

Wird der „Harzburger Hof“ gebaut?

1874 wurde das Luxushotel in Bad Harzburg eröffnet. 2003 musste der „Harzburger Hof“ seine Toren schließen. 2017 folgte der Abriss des Gebäudes nach mehreren Bränden.

Wird das Hotel Ende 2022 wieder eröffnet?

Wie Holger Schlegel, Redakteur der Goslarschen Zeitung (GZ), am 29.April 2020 in seiner Zeitung berichtet, will eine Internationale Hotelkette „ins Boot steigen“, so dass im September 2020 mit dem Bau des „Grandhotels Harzburger Hof“ begonnen werden könnte.

Fotos B.Budde

Holger Schlegel meint in seinem Kommentar: „Nach Corona wird der Urlaub in Deutschland wahrscheinlich populärer denn je.“ Und „Bad Harzburg und der ganze Harz können solch ein Hotel gut gebrauchen.“ Schließlich werde es ja nicht von Steuergeldern bezahlt.

 

Dazu mein (ergänzender) Kommentar zum GZ-Kommentar:

 

Lieber Herr Schlegel,

vielen Dank für Ihren Artikel.

 

Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir mehr mutige Beweger, die Perspektiven haben und weniger bremsende Bedenkenträger, die auf der Stelle treten.

Ein Rohdiamant, der in die Schmucklandschaft Harzburgs traditionell und vom Charakter her passt, scheint immer mehr Form und Stil zu bekommen. Wenn der Harzburger Hof rechtzeitig in ein gesamtstädtisches und überregionales Marketingkonzept eingebunden wird, können Synergieeffekte für die Entwicklung der ganzen Stadt entstehen. Wer eine lebendige und wachsende Einheit – kein einfältiges Nebeneinander – anstrebt, sollte eine bunte und zielgruppenorientierte Vielfalt – kein unabgestimmtes Durcheinander – ermöglichen und fördern.

Aus einem Rohdiamanten kann dann ein weiterer geschliffener und leuchtender Diamant werden, der im Zusammenspiel und im Wechselspiel mit den vorhandenen Schmuckstücken ausstrahlt, Menschen aus ganz Deutschland anzieht sowie zum pulsierenden Leben nachhaltig beiträgt.

 

Herzliche Grüße

Ihr

Burkhard Budde


 

Spiritueller Impuls

Quelle des Lebens

 

Ein Fisch in einem großen See hatte gehört, dass es eine Quelle gibt. Sie habe alles geschaffen, erhalte alles und erneuere alles. Wenn es sie nicht gäbe, würde er nicht existieren. Viele seiner Freunde schmunzelten und winkten ab, als er von diesem „Gerücht“ erzählte. „Was ich nicht gesehen habe, existiert nicht“, meinte einer. Und ein anderer ergänzte: „Es gibt Wichtigeres in unserem Leben. Lass dir keinen Bären aufbinden.“

 

Aber der Fisch wollte sich eine eigene Meinung bilden und machte sich auf die Suche nach der Quelle. Neugierig und wissbegierig schwamm er hin und her, um sein Wissen zu vermehren und mit anderen Fischen zu teilen, die auch auf der Suche nach der Quelle waren. Als er immer einsichtiger und klüger geworden war, entdeckte er neben der „Klugheit“ (prudentia) auch die „Weisheit“ (sapientia), Geduld und Demut: Mein Leben ist zerbrechlich und bleibt stets gefährdet, endlich und stets begrenzt, unvollkommen und stets abhängig von anderen Fischen. Und vom Wasser.

 

Auch die „Gerechtigkeit“ (iustitia) wurde ihm wichtig: Dass möglichst alle Lebewesen im See gleiche oder wenigsten gleichwertige Chancen des Lebens erhalten, nach ihren Leistungen und Bedürfnissen behandelt werden und die nachfolgenden Generationen nicht aus dem Auge verloren gehen.

 

Da begegnete ihm die Tugend der „Mäßigkeit“ (temporantia), die ihn an den Teppich der Wirklichkeit erinnerte, damit er nicht als Tugendbold oder als Liebhaber der Machtspiele abhob: Maßstäbe des Miteinanders sollen verhältnismäßig sein; Fragen nach der Notwenigkeit und Nützlichkeit, nach Alternativen, milderen Mitteln, nach Korrigierbarkeit oder Umkehrbarkeit müssen in der konkreten Situation gestellt werden.

 

Aber nicht genug: Da stellte sich noch die „Tapferkeit“ (fortitudo) vor: Er soll sich mutig und zugleich besonnen gegen den Strom der Zeit für die Freiheit und Sicherheit aller, für Gerechtigkeit und Zusammenhalt, einsetzen, damit das Wasser nicht vergiftet wird und nicht alle eines Tages auf dem Trockenen landen. Vor allem soll er die Quelle nicht vergessen, von der alle leben.

"Wie das? Und warum?“ fragte der Fisch die Kardinaltugend. „Weil es ohne diese unterirdische Quelle kein Leben gibt. Und weil du aus dieser Quelle Kraft, Sinn und Zuversicht schöpfen kannst. Du hast sie gefunden. Sie ist in dir und du lebst zugleich von ihr bis du eines Tages zu Gott zurückkehrst.“

 

Burkhard Budde

 (veröffentlicht im Westfalen-Blatt

in Ostwestfalen-Blatt am 1. Mai 2020)


Spiritual impulse

 

Source of life

 

A fish in a large lake had heard that there was a spring. It had created everything, preserved everything and renewed everything. If it did not exist, it would not exist. Many of his friends smiled and waved away when he told about this "rumor". "What I have not seen does not exist", one of them said. And another added: "There are more important things in our lives. "Don't let them pull any punches."

 

But the fish wanted to form its own opinion and set out to find the source. Curious and eager to learn, he swam back and forth to increase his knowledge and share it with other fish that were also looking for the source. As he became more and more insightful and wise, he discovered not only "wisdom" (prudentia) but also "wise saying" (sapientia), patience and humility: my life is fragile and always remains fragile, finite and always limited, imperfect and always dependent on other fish. And on water.

 

Also "justice" (iustitia) became important to him: that as far as possible all living beings in the lake receive equal or at least equal chances of life, are treated according to their achievements and needs and do not lose sight of the following generations.

 

There he encountered the virtue of "moderation" (temporantia), which reminded him of the carpet of reality, so that he did not take off as a paragon of virtue or a lover of power games: Standards of togetherness should be proportionate; questions of necessity and usefulness, of alternatives, milder means, of correctability or reversibility must be asked in the concrete situation.

 

But not enough: there the "bravery" (fortitudo) was still imagined: He should courageously and at the same time calmly stand up against the current of time for the freedom and security of all, for justice and cohesion, so that the water is not poisoned and not all of us one day end up on dry land. Above all, he should not forget the spring from which all live.

 

"How so? And why?" the fish asked the Cardinal virtue. "Because without this underground spring, there is no life. And because you can draw strength, meaning and confidence from this source. You have found it. It is within you and you live from it until one day you return to God.

 

Burkhard Budde

 

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Auf ein Wort

 

Mensch „Mensch“

 

Kennen Sie den Straßenfeger „Schlau“? Die lange Straße liegt voll Laub. „Das schaffe ich nie! Viel zu viel Arbeit!“ denkt „Schlau“. Und wird innerlich unruhig, aufgewühlt und hektisch. Doch dann – nach einer „Erleuchtung“ oder einem „Geistesblitz“?! – fängt er einfach an, mit seinem Besen zu fegen – Schritt für Schritt, gelassen und geduldig, konzentriert und diszipliniert. Es dauert gar nicht so lange, „Schlau“ blickt auf, schaut nach vorne und einmal zurück: Er hat es geschafft. Der Straßenfeger hat wichtige Werte entdeckt und erlebt: Gelassenheit, Geduld und Disziplin. Und konnte deshalb sein Problem besser meistern.

 

Kennen Sie auch den Bergsteiger „Anti“? Er hat sich in einer steilen Bergwand verstiegen. Was kann bzw. was sollte er jetzt tun? Laut um Hilfe rufen? Sich hinkauern und abwarten? Zornig mit dem Fuß auf der Stelle treten? In panischer Angst loslaufen? „Anti“ reagiert intelligent und vernünftig. Vorsichtig – angepasst an die jeweilige konkrete Situation - bewegt er seine Füße, gleichmäßig setzt er einen Fuß vor den anderen. Und nimmt bei jedem Schritt die Möglichkeit eines Absturzes vorweg bis er die Felsspalte überwunden hat. Auch dem Bergsteiger haben Werte geholfen, seine Probleme zu meistern: Vernunft und Intelligenz, Anpassung und Antizipation.

 

Kennen Sie den Lehrer Impro“? Wegen Corona kann kein normaler Unterricht stattfinden. „Impro“ muss sich plötzlich per Videokonferenz mit Kollegen und der Schulleitung ganz neu verständigen: neue Organisations- und Kooperationsformen finden, aber auch über neues Unterrichtsmaterial, Hausaufgaben, Benotung sowie individuelle Beratung bzw. Förderung von Schülern nachdenken. Wichtige Werte sind für den Lehrer jetzt besonders Improvisation, Flexibilität und Kreativität. Und natürlich auch das Dazulernen beim Umgang mit digitalen Instrumenten.

 

Kennen Sie die Familie „Soli“? Auch sie ist wegen Corona besonders herausgefordert. Das Familienleben muss - manchmal auf engstem Raum - neu organisiert werden. Ein Familienmitglied hat Kurzarbeit, ein anderes Homeoffice. Gleichzeitig gilt es, die Hausaufgaben der Kinder zu betreuen bzw. Kinder zu beschäftigen, die nicht in die Kita, auf den Spielplatz oder zu den Großeltern gehen können. Familie „Soli“ – ganz zu schweigen von Alleinerziehenden - erlebt Grenzen der Belastbarkeit und braucht umfassende Unterstützung. Und Werte wie innerfamiliärer und außerfamiliärer Zusammenhalt sowie soziale Empathie und resiliente Widerstandskraft müssen erlebbar werden.

 

Kennen Sie den Bürger „Demu“ und den Menschen „Mensch“? Zusammengefasst: Ich denke vor allem an Politiker, Staatsdiener, Wissenschaftler, Leistungsträger, die angesichts der Korona-Krise jetzt Werte wie „Gesamtverantwortung in Demut“ im Rahmen des Würdeversprechens des Grundgesetzes und des Lebensschutzes wahrnehmen. Dabei ist nicht alles materiell Wünschbare machbar, vertretbar und finanzierbar und ein Ausgleich zwischen Volksgesundheit, Lebensqualität und wirtschaftliche Sicherheit ist auf Dauer anzustreben. Allen hilft jedoch ein Kompass gelebter Werte (siehe oben), aber auch die unsichtbare Quelle der schöpferischen Kraft, die neues Leben verspricht. Und ermöglicht, selbst Mensch zu bleiben.

 

Burkhard Budde


(veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster am 3.5.2020)


Spiritueller Impuls

 

Alarm auf dem Bauernhof

 

Ja, es gibt ihn noch den alten Bauernhof mit menschlichen Gesichtern. Hier schnattern Gänse. Und Hühner flattern aufgeregt hin und her. Der Fuchs sei in der Nähe, hat sich blitzartig herumgesprochen. Selbst der stolze Hahn, der kräftig kräht, scheint nicht zu wissen, was er tun soll. Auch die Katze schleicht um den heißen Brei herum und kann die Situation nicht richtig einschätzen. Eine kleine Maus verschwindet fluchtartig in ihrem kleinen Loch. Im Klima der Verunsicherung tänzelt nervös ein Pferd, knirscht mit den Zähnen, als wäre es in seiner Ehre verletzt worden. Nur eine Kuh frisst ungerührt weiter und versteht wohl die ganze Aufregung nicht. Ein Igel, der nachgedacht hat, verkündet: „Ich lege meine Stacheln ab, die provozieren nur den Fuchs.“ Ein anderer Igel widerspricht spontan: „Meine Stacheln machen mich stark und unverwundbar!“ Da läuft ein Hund vorbei und bellt: „Habt keine Angst. Bleibt dort, wo ihr seid. Ich regle das für euch!“ Manche hören tatsächlich auf seine Stimme. Und entdecken menschliche Nähe durch räumliche Distanz. Doch manche verhalten sich zu Hause auch wie Raubtiere, die in die Enge getrieben worden sind, brüllen, schlagen, vernichten.

 

Da erscheint der Bauer, der um seine wirtschaftliche Existenz, die Sicherheit und den Frieden besorgt ist, und sagt: „Der Fuchs wird noch gefährlicher und brutaler, wenn wir die Nerven verlieren. Wichtig sind jetzt Disziplin, Vernunft und Zusammenhalt. Und Zeit, um Schutzmaßnahmen ergreifen zu können bis der Fuchs von Experten eingefangen oder verjagt ist. Oder wir mit der Gefahr leben können.“

 

Und wer genau hinhört, der vernimmt noch eine menschliche Stimme: „Gott, schenke mir Kraft zum neuen Vertrauen, dass ich annehmen kann, was nicht zu ändern ist. Zur neuen Hoffnung, dass ich etwas verändern kann, weil du bei mir bist. Zur neuen Liebe, weil ich dir überlasse, mir den letzten Sinn meines Handelns zu schenken. Erneuere uns alle auf dem Hof des Lebens, damit wir in Würde und Freiheit vor dir und mit dir leben können.“

 

Burkhard Budde

(veröffentlicht am 27.4.2020 im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen-Lippe)

 

Spiritual impulse


Alarm on the farm


Yes, there is still the old farm with human faces. There are geese cackling. And chickens flutter excitedly back and forth. The fox is close by, and word has spread like lightning. Even the proud rooster, which crows vigorously, seems to know not what to do. Even the cat is sneaking around the hot porridge and cannot assess the situation properly. A little mouse disappears in a hurry in its little hole. In a climate of uncertainty, a horse prances nervously, gnashing its teeth as if its honour had been injured. Only a cow continues to eat without being moved and probably does not understand all the excitement. A thinking hedgehog announces, "I'm shedding my thorns, they only provoke the fox." Another hedgehog spontaneously contradicts: "My spines make me strong and invulnerable!" A dog runs by and barks: "Don't be afraid. Stay where you are. I'll take care of it for you!" Some actually listen to his voice. And discover human proximity through spatial distance. But some also behave at home like predators that have been cornered, roar, beat, destroy.


Then the farmer, concerned about his economic existence, security and peace, appears and says: "The fox will become even more dangerous and brutal if we lose our nerve. What is important now is discipline, reason and cohesion. And time to take protective measures until the fox is caught or chased away by experts. Or we can live with the danger."

And if you listen carefully, you can still hear a human voice: "God, give me strength for a new confidence that I can accept what cannot be changed. To the new hope that I can change something because you are with me. A new love, because I leave you to give me the ultimate meaning of my actions. "Renew us all in the courtyard of life so that we may live in dignity and freedom before you and with you.


Burkhard Budde


Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Auf ein Wort

 

Brauchen wir Werte?

 

Alle stimmen sicherlich zu, wenn es um ökonomische Werte geht. „Ohne Moos nix los“, lautet eine Redewendung. „Kohle, Piepen, Mäuse, Kröten“ sind für Konsum- und Freizeitmöglichkeiten des Einzelnen wichtig. Und es ist besonders bitter, wenn wegen einer unverschuldeten Krise auch noch die berufliche Existenz bedroht oder zerstört wird. Dann sind und werden ökonomische Werte immer wichtiger. Aber auch andere Werte?

 

Ich denke an die Werte, die unsichtbar, aber wahrnehmbar sind. Wie bei einem Eisberg, dessen Spitze auf dem Meer zu sehen ist, können bei einem Menschen die Taten über der Wasseroberfläche beobachtet werden, jedoch nicht die  Menge seiner Werte, die sich unterhalb der Oberfläche befinden und den Eisberg  bzw. die Taten insgesamt prägen.

Allerdings sind solche Werte unterschiedlich deutbar, weil sie als „Container-Begriffe“  mit unterschiedlichen Interpretationen gefüllt werden können. Zum Beispiel kann ein Mensch unter dem Wert „Toleranz“ Gleichgültigkeit oder Beliebigkeit verstehen, ein anderer gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.

Werte sind auch unterschiedlich erlebbar, weil die Lebensbedingungen wie Familie, Schule, Freundeskreis, Ausbildung, Studium und Beruf sowie Medienkonsum immer ein wichtiges Wort mitzureden haben. Im Lotteriespiel des Lebens werden Menschen zu einer bestimmten Zeit in eine bestimmte Situation hineingeboren, die sie jedoch auch im Wechselspiel ein Leben lang mehr oder weniger immer mitbeeinflussen können.

Dass Werte auch unterschiedlich gestaltbar bleiben, zeigt das Beispiel des Wertes „Verantwortung“. Sehr schnell kann sich dieser in Sonntagsreden betonte Wert im Alltag wie Zucker im Tee auflösen, wenn es schwierig wird, die persönliche Verantwortung zu übernehmen.

Natürlich sind Werte zudem unterschiedlich konkretisierbar. Der Wert „Gesundheit“ beispielsweise kann als Norm „Gesund leben“ bedeuten, als Grundsatz „Gleicher Zugang aller zur Notversorgung“, als Regel „Schwere Notfälle zuerst“, im Kontext des Würdeversprechens des Grundgesetzes „Leben in Würde und Freiheit“.

Da Werte, die wandelbar sind und als Instrument von eigenen Interessen missbraucht werden können, benötigen sie als Gegenüber lebenslange Bildung, um urteils- und kritikfähig zu bleiben,

(Un-) Werte unterscheiden sowie sich selbst als Person in konkreten Situationen weiter entwickeln zu können.

 

In Schönwetterzeiten werden Werte häufig vergessen. In Sturmzeiten ökonomischer Herausforderungen werden jedoch folgende Werte und Tugenden immer wichtiger:

Klugheit und Weisheit, d.h. Vernunft- und Antizipationsfähigkeit (Vorwegnahme einer Möglichkeit).

Flexibilität und Kreativität, d.h. Improvisations- und Schaffensfähigkeit.

Resilienz und Solidarität, d.h. Widerstands- und Zusammenhaltfähigkeit.

Demut und Empathie, d.h. Fähigkeit zur Besonnenheit und zum Vertrauen.

Freundschaft und Liebe, d.h. Fähigkeit zur Hilfsbereitschaft in der Not

und zum Umgang mit dem Kompass der „Goldenen Regel“ (Mt 7,12).

 

Werte sind keine Königs- oder Zauberformeln. Aber ökonomische und geistige Werte gehören besonders in Krisenzeiten zusammen, weil sie untrennbare Geschwister eines neuen, glücklichen und gelingenden Lebens sind.

Und christliche Werte können sich in allen anderen lebensdienlichen Werten widerspiegeln.

 

Burkhard Budde


(veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster am 26.4.2020)


Schutz der Würde in Altenpflegeheimen

Leserbrief in der Braunschweiger Zeitung

 

Mit der Begründung „Es ist auch keine Katastrophe, am Ende eines langen Lebens an einer Infektion zu sterben.“ begeben sich die Vorstände der Dachstiftung Diakonie in ethisch gefährliches Fahrwasser. Auch mit der Aussage des Kommentators „Ja, das kann man sehr wohl (schreiben)“, weil Pflegeheime keine Raumkapseln seien, öffnet man gefährliche Schleusen: Ist das Missverständnis nicht vorprogrammiert, dass man es bei „hohem Alter“ und „schwachem Körper“ mit den Schutzmaßnahmen nicht so genau nehmen muss? Wer bestimmt dann wann und wie - nach welchen Kriterien - über wen? Vorstände, die es doch „so gut meinen“ mit den von ihnen „anvertrauten Menschen“, weil ihre „Empathie“ der „Psyche“ der Menschen in Pflegeheimen gilt? Wo bleibt die sonst hochgehaltene Selbstbestimmung, die Patientenverfügung? Engagieren sich Mitarbeiter von Heimen, die sich beispielhaft und vorbildlich um die Bewohner kümmern, „zu engagiert“ um die Sicherheit aller?

 

Wer kommt nach den Heimbewohnern? Welche Gruppe wird demnächst bewertet, auf- und ab-gewertet, vielleicht sogar wegen der „Fürsorge“ ins Abseits oder aufs Abstellgleis gesetzt? Das überzogene „Gruppen-Denken“ missachtet die individuelle Würde eines Menschen, die er nicht verliert – unabhängig von seinem Alter, seiner Krankheit, seiner Pflegebedürftigkeit, seiner körperlichen, geistigen, seelischen oder sozialen Einschränkungen. Die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen kennt keine Titel und Mittel, keinen Status und Geldbeutel, keine Herkunft und Leistung, keinen Gesundheitszustand, die ihn bevorzugen, wohl aber den Schutz seiner Würde sowie die notwendige Hilfe in jeder Situation.

 

Wer die biblische Geschichte vom Barmherzigen Samariter als ein Leitbild diakonischen Handelns wahr- und ernstnimmt, wird dies verstehen (lernen). Allerdings lernen manche Menschen erst, wenn sie selbst betroffen sind, wenn ihnen selbst das Wasser bis zum Halse steht - wie wichtig dann z.B. ein gut geführtes Altenpflegeheim ist, indem sie mit Hilfe von kompetenten und engagierten Mitarbeitern im Geist der empathischen Vernunft sicher und geborgen, ohne Angst vor Diskriminierung in Würde leben können. (Fast) jeder hat dann auch Verständnis, wenn in einer Not- und Ausnahmesituation Außenkontakte vorübergehend nicht oder nur kontrolliert und eingeschränkt möglich sind.

 

Burkhard Budde

 

Ungekürzter Leserbrief „Gefährliches ethisches Fahrwasser“ in der BZ am 18.April 2020 zum Kommentar zum Kommentar „Lasst den Kontakt zu!“ vom 17.April 2020. 


Spiritueller Impuls


Unsichtbare Freundschaft

 

Ein unsichtbarer Feind macht mächtig Angst.

 

Ich suche jetzt, sagt das Herz zum Kopf,

keinen Kumpel, der bei Gefahr einfach verschwindet,

keinen Kameraden, der den Kopf in den Sand steckt,

keinen Kollegen, der mich mit Sprüchen abspeist,

auch keinen Helden, der unvorsichtig und übermütig ist,

keinen Märtyrer, der andere und sich selbst opfert,

keinen Zauberer, der mir Sand in die Augen streut.

 

Wen suchst du dann? fragt der Kopf das Herz.

Ich sehne mich nach einem Freund,

der meine Hilferufe hört und erhört.

 

Da kenne ich einen alten Freund, erinnert sich der Kopf.

Der will nicht, dass man über ihn redet, sondern mit ihm.

Er ist in der Not Feind der Not

und Wegbegleiter durch die Not.

 

Mit dem möchte ich befreundet sein, flüstert das Herz.

Und bei diesem Wunsch spürt das Herz ein Wir-Gefühl.

Und der Mund spricht aus, was wie ein Stein auf dem Herzen liegt:

Gott, du bist der Freund des Lebens, schweige nicht wie ein Grab.

Sondern schenk mir Zuversicht, Kraft, vor allem Liebe,

die nur Neuanfänge in meiner Not kennt.

 

Herz und Kopf entdecken:

Der unsichtbare Freund beginnt,

den unsichtbaren Feind

mit empathischer Vernunft  zu vertreiben.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen am 18.4.2020)

 

Spiritual impulse

 

Invisible friendship

 

An invisible enemy is a powerful source of fear.

 

I search now, says the heart to the head,

not a buddy who just disappears when danger strikes,

not a comrade who buries his head in the sand,

I don't want to have a colleague who's gonna tell me what to do,

nor a hero who is careless and cocky,

not a martyr who sacrifices others and himself,

not a sorcerer to pull the wool over my eyes.

 

Who are you looking for then? the head asks the heart.

I long for a friend,

who hears and answers my cries for help.

 

I know an old friend, the head remembers.

He doesn't want people talking about him,

he wants people talking to him.

He's the enemy of misery in his time of need.

and companions through adversity.

 

I'd like to be friends with him, the heart whispers.

And with this wish the heart feels a sense of unity.

And the mouth speaks out what lies like a stone on the heart:

God, you are the friend of life, do not be silent like a grave.

But give me confidence, strength, above all love,

who only knows new beginnings in my misery.

 

To discover my heart and my head:

The invisible friend begins,

the invisible enemy

with empathic reason.

 

Burkhard Budde

  

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version) 


Leben auf dem Sprung

Hasen als Boten christlicher Botschaft

 

Im dekorierten Kreis,

im Werden und Vergehen ohne Anfang und Ende:

 

Ein Hase richtet sich auf und blickt zurück.

Wird er immer noch verfolgt und getrieben von Ängsten?

 

Ein anderer ruht sich aus und wartet ab.

Hat er immer noch Angst in der Krise vor einer neuen Krise?

 

Wieder einer löst sich vom Grund und setzt zum Sprung an.

Hat er die Angst überwunden?

Aber springt er ins Ungewisse oder in einen Abgrund?

 

Alle drei Hasen sind mit ihren Ohren untereinander verbunden.

Aber hören sie gemeinsam auf die Stimme des Lebens?

 

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;

ich habe dich bei deinem Namen gerufen;

du bist mein!“ (Jesaja 43,1)

 

Das „Dreihasenfenster“,

wieder das Dreieck, gestaltet durch die Ohren der Hasen:

 

Die Botschaft aus der Vergangenheit soll

in der Gegenwart für die Zukunft gelten.

Weil „Gott-Vater“ alles Leben geschaffen,

„Gott-Sohn“ das Leben gerettet,

„Gott-Heiliger Geist“ das Leben erneuert hat.

Der dreieinigende Gott das Leben vollendet.

 

Aber hier springen alle Hasen.

Sollen alle stets auf der Hut,

stets zum Sprung bereit sein?

Aus der Finsternis ins Licht, aus den Ängsten ins Vertrauen,

aus dem Hochmut in die Demut, aus den Zweifeln ins Gewisse,

aus der Unvernunft in die Verantwortung, aus der Bosheit in die Liebe!

 

Burkhard Budde

 

Der „Hasenkreis“ stammt wohl von Georg und Ulrich Roediger

aus dem Jahr 1929;

das „Dreihasenfenster“ am Dom in Paderborn aus dem 16. Jahrhundert.


Frohe und gesegnete Ostern

 

Fest des neuen Lebens

 

Es gab viele krasse Stimmen und deftige Kommentare: „Alles dummes Geschwätz!“ „Alles wirres Zeug!“ „Alles inszenierter Betrug!“ „Alles fromme Täuschung!“ Und selbst engste Freunde fürchteten und entsetzten sich, flüchteten oder blieben zugeknöpft.


Die Botschaft vom auferstandenen Gekreuzigten war keine Wohlfühlbotschaft zum Kuscheln, sondern eine provozierende Zumutung. Jesus, der gefoltert und qualvoll gestorben war, konnte doch nicht einfach aus dem Reich des Todes zurückgekehrt sein?! Vielleicht war sein Leichnam gestohlen worden?!

 

Erst später – in der Begegnung mit dem Auferstandenen – fiel es den Anhängern Jesu wie Schuppen von den Augen. Und Steine der Angst, der Sprachlosigkeit, der Hilflosigkeit und der Sinnlosigkeit fielen von ihren Herzen: Gott hatte ein Machtwort gesprochen und Jesus auferweckt und neu „geschaffen“ – nicht als Gespenst, auch nicht als Wiederbelebter, sondern als der auferstandene Gekreuzigte.

 

„Wie das?!“ fragten sich schon sehr früh kritische Geister. Einer versuchte, mit Hilfe eines Vorganges aus der Natur das geheimnisvolle Unbegreifliche ein wenig begreiflicher und verständlicher zu machen: Das Weizenkorn stirbt, wenn es in die Erde gelegt wird; als Weizenhalm sieht es jedoch ganz anders aus. Und die Frucht des Weizens ist noch größer, schöner, reichlicher. Könnte es nicht – analog dazu - eine Kontinuität in der geschichtlichen Identität des gestorbenen und auferstandenen Jesus geben und zwar durch den Schöpfer – den „Sämann“ – , bei dem Jesus jetzt geborgen ist, wie das auch immer aussehen mag?!

 

Das diesjährige Osterfest als das älteste Fest der Christenheit will an diese Botschaft mit rationalen „Ecken und Kanten“ erinnern. Aber stößt die anstößige Botschaft nicht – wie zunächst damals – auf taube Ohren vieler? Ist die Überlieferung „Christus ist wahrhaftig auferstanden!“ - wenn sie denn überhaupt zur Kenntnis genommen wird - nicht „heiße Luft“, die die Augen aufgeklärter Zeitgefährten blendet, vor allem sie nicht (mehr) erreicht?

 

Und überhaupt: Gibt es angesichts der Corona-Krise nicht Wichtigeres zu bedenken und zu tun? Diese Krise macht deutlich, dass ein Leben ohne Kultur und soziale Kontakte ärmer wird – auch dunkler ohne das Licht des Glaubens. Das Leben wird jedoch reicher und heller, weil die göttliche Wahrheit eine vertrauensvolle Beziehungswahrheit ist, die - wie die Würde oder Liebe - zwar wissenschaftlich nicht bewiesen werden kann, aber als Geschenk persönlich erfahrbar ist. Wenn beispielsweise einer vor dem Nichts seiner enttäuschten Hoffnungen steht, dann kann Ostern als ein Fest der neuen göttlichen Wahrheit eine Wende bringen: Dennoch zu vertrauen und zu hoffen gegen die Angst und Aussichtslosigkeit. Dass der Tod mitten im Leben mächtig, aber das Leben selbst mächtiger ist.

 

Die göttliche Wahrheit ist ein unbegrenzter Schatz an Gewissheiten des Herzens und des Kopfes. Noch heute gibt es österliche Wunder, wenn aus diesem Schatz vertrauensvoll geschöpft wird: Aus der biblischen Erinnerung an die Auferstehung Jesu wird dann eine persönliche Begegnung mit dem Geist Christi, die Menschen berührt, neu- und frohmacht sowie bewegt - zum neuen Leben im Glauben, der durch Krisen trägt, in Hoffnung, die in Krisen beflügelt und in Liebe, die Krisen schöpferisch bewältigt.

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster am 12.4.2020)


Der Powerhase

 

Wer wagt den Sprung?

 Der Hase, der hin und her hoppelt?

Der possierlich und putzig ist?

Der aus dem Hut gezaubert wird?

Der festlich dekoriert im Schaufenster steht?

Und gut schmeckt?

 

Der Hase, der im tiefen Tal seiner Angst sitzt?

Der in der engen Grube seiner Einsamkeit hockt?

Der im Pfeffer liegt?

Der es faustdick hinter den Ohren hat?

Und den Schalk im Nacken?

 

Wer wagt den Sprung?

 Vielleicht der „Feldhase“ von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1502?

Seine übergroßen Löffel sind selbstbewusst aufgestellt.

Seine auffallenden Vorderläufe zeigen überlange Krallen.

Seine überlangen Schnurbarthaare sind in alle Richtungen ausgerichtet.

Sein Brustfell erscheint in einem anderen Licht

als seine Ohren, Hinterläufe, Flanken.

 

Seine kritischen Augen suchen die Augen des Betrachters.

Und dessen Ohren:

Sei kritisch – versuch im Zwielicht Klarheit zu gewinnen.

Sei klug – schlag einen Haken, wenn es sein muss.

Sei weise – denk an die Zukunft, wenn es jetzt ums Überleben geht.

Sei voller Energie – damit der Sprung ins Leben gelingt.

Und bleib achtsam,

damit du den richtigen Zeitpunkt nicht verpasst.

 

Burkhard Budde

 

The Power Phase

 

Who dares the plunge?

 

The rabbit that hops back and forth?

The cute, cute bunny?

That is conjured out of a hat?

Who stands festively decorated in the shop window?

And tastes good?

 

The rabbit sitting in the deep valley of his fear?

Who squats in the narrow pit of his loneliness?

Who lies in the pepper?

Who is as thick as a fist behind his ears?

And the mischief in his neck?

 

Who dares the plunge?

 

Perhaps Albrecht Dürer's "Hare" from 1502?

His oversized spoons are confidently positioned.

His striking front legs show overlong claws.

His overlong whiskers are oriented in all directions.

His pleura appears in a different light

than his ears, hind legs, flanks.

 

His critical eyes seek the eyes of the beholder.

And his ears:

Be critical - try to find clarity in the twilight.

Be prudent - strike a hook if you have to.

Be wise - think of the future when it comes to survival now.

Be full of energy - so that the leap into life is successful.

And remain mindful,

so you don't miss the right time.

 

Burkhard Budde

  

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version) 


Spiritueller Impuls


Fester Faden im Netz

 

In den Ohren so mancher ist

der Ruf nur „fromme Täuschung“.

In ihren Augen spiegelt sich

nur das Netz ihrer Erfolge wider.

In ihre Nasen kriecht

das süße Gift des Hochmutes.

In ihrem Mund oszillieren

Selbstlob und Selbstkritik.

 

Doch ihre Hände fangen an zu zittern,

als ein unheimlich unbekannter Feind

den seidenen Faden ihres Lebens bedroht.

Doch ihr Kopf kann frei zum Denken werden:

Ist es möglich, dass ein Leben zerstört wird,

damit im alten neues Leben entsteht?

 

Und der Ruf verschafft sich Gehör:

„Der Herr ist auferstanden,

er ist wahrhaftig auferstanden“.

Und feiert im schwankenden Netz

den reißfesten Faden nach oben

auf dem Weg ins Leben –

in Würde und Freiheit.

 

Burkhard Budde


(veröffentlicht im Westfalen-Blatt am 10.4.2020)


Spiritual impulse

Fixed thread in the net

In the ears of many a man
the cry is only "pious deception."
In their eyes is reflected
only reflects the web of their success.
Crawling up their noses
the sweet poison of pride.
Oscillating in her mouth
self-praise and self-criticism.

But her hands start to tremble,
as an eerily unknown enemy
the silken thread of their lives.
But her head can become free to think:
Is it possible for a life to be destroyed
so that new life can be created in the old one?

And the call makes itself heard:
"The Lord is risen,
he is risen indeed".
And celebrates in the wavering net
the tearproof thread upwards
on the road to life -
in dignity and freedom.

Burkhard Budde

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Spiritueller Impuls zum Karfreitag


Sieben Kreuz-Perspektiven

Überlieferte Worte Jesu am Kreuz

 

 „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

(Lukas 23,34)

Erste Perspektive:

Neuanfang durch Gott?!

Eine Seele ist gekränkt. Den Unwissenden vergeben?

Gott selbst soll auch den unwissenden Tätern Neuanfänge ermöglichen,

weil Gott das letzte Wort hat und seine Liebe nur Neuanfänge kennt.

 

„Amen, ich sage dir. Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

(Lukas 23,43)

Zweite Perspektive:

Neues Leben durch Christusvertrauen?!

Eine Seele ist betrübt. Der Stimme Jesu vertrauen?

Gott selbst verspricht durch diese Stimme neues Leben im Tod,

weil das Urbild seinem Abbild Glückseligkeit schenkt.

 

„Frau, siehe, dein Sohn!...Siehe, deine Mutter!“

(Johannes 19,26 f.)

Dritte Perspektive:

Neue Gemeinschaft durch den Geist Christi?!

Eine Seele sehnt sich nach Gemeinschaft. Die Hinweise Jesu ernstnehmen?

Gott selbst stiftet eine Gemeinschaft im Glauben an Jesus Christus,

weil alle Kinder Gottes sind und persönliche Verantwortung vor Gott tragen.

 

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ 

(Markus 15,34 und Matthäus 27,46)

Vierte Perspektive:

Neue Bewegung durch Hinwendung zu Gott?!

Eine Seele ist verzweifelt. Geht der Schrei Jesu ins Leere?

Gott selbst bleibt der Adressat der Fragen nach dem Warum,

weil der letzte Sinngeber den versteckten Sinn in aller Sinnlosigkeit kennt.

 

„Mich dürstet.“

(Johannes 19,28)

Fünfte Perspektive:

Neue Menschlichkeit durch Menschlichkeit?!

Eine Seele sehnt sich nach Leben. Wird die Sehnsucht gestillt?

Gott selbst ist Mensch geworden, damit Menschen menschlich bleiben

und ein Leben vor Gott und dem Nächsten in aller Menschlichkeit gelingt.

 

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ 

(Lukas 23,46)

Sechste Perspektive:

Neues Grundvertrauen durch Gottvertrauen?!

Eine Seele sehnt sich nach Halt. Hält die Hand Gottes ihr Versprechen?

Gott selbst ist die offene Hand schöpferischen Lebens,

in der ein Mensch sich stets geborgen, gehalten, geführt, erneuert und vollendet weiß.

 

„Es ist vollbracht.“

(Johannes 19,30)

Siebte Perspektive:

Neue Gewissheit durch Christus- und Gottvertrauen?!

Eine Seele hat gekämpft. Hat sie auch gesiegt?

Gott selbst schenkt den Sieg über den Tod durch die Gewissheit,

dass am sichtbaren Ende ein unsichtbarer Neuanfang geschieht,

weil Christus gestorben und auferstanden ist.

 

Burkhard Budde

 

Das Foto zeigt den Christus-Kopf von Gerd Winner aus Liebenburg nach einem Entwurf seiner im Jahr 1989 tödlich verunglückten Frau Ingemar Reuter.

Das Kunstwerk hängt über meinem Schreibtisch in Bad Harzburg.


Spielen Menschen gerade Gott?

Leserbrief zum Leserbrief

 

Eine Leserin der Goslarschen Zeitung schrieb am 7. April 2020 am Ende ihres Leserbriefes zur Corona-Berichterstattung: „Gerade wollen Menschen Gott spielen und kämpfen einen Kampf, den sie nicht gewinnen können. Warum?“ Ein befreundetes Ehepaar aus Bad Harzburg machte mich auf diesen Artikel aufmerksam. Da mich das Thema bewegt – die Überschrift des Leserbriefes lautete „Menschen wollen gerade Gott spielen“- , habe ich am gleichen Tag einen Leserbrief zum Leserbrief geschrieben:

 

„Wer „gerade“ Menschenleben schützen und retten will, spielt nicht Gott, sondern nimmt seine Verantwortung im „Bewusstsein vor Gott und den Menschen“ (Grundgesetz), der Mitwelt und der Nachwelt wahr. Der „Kampf“ wird dankens- und anerkennenswerterweise geführt, das Nötige nach bestem Wissen und Gewissen im Rahmen des Möglichen getan.

 

„Warum?“ Damit keiner in Deutschland  „Herr über Leben und Tod“ wird, Leben – nach welchen fachlichen Kriterien von wem legitimiert? - be- oder abwerten, auswählen, selektieren oder priorisieren muss. Die Würde aller Menschen ist unantastbar. Der Schutz der Würde aller Mensch muss gleich sein – auch der im Blick auf die alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen sowie der der Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen. Keiner darf diskriminiert werden. Und Leben ist nicht gegen Leben aufzurechnen.

 

Leider kann es bei akuter Knappheit der Ressourcen , die es allerdings mit allen Mitteln zu verhindern gilt, in der konkreten Praxis zu tragischen Entscheidungen kommen, da z.B. kein Arzt in der Lage ist, das Unmögliche möglich zu machen. Wenn dieser konkrete, aber faire Kampf nicht gewonnen werden kann, nur eine  „entschuldigende Nachsicht der Rechtsordnung“ bleibt, gibt es doch grundsätzlich weiterhin die notwendige Mitverantwortung aller, neue Wege zu einem Leben nicht zu jedem Preis - ein allgemeines Lebensrisiko bleibt ohnehin und sterblich sind wir alle -, aber in Würde, Freiheit und Solidarität zu ebnen. Und diesen Kampf mit neuer und erneuerter Menschlichkeit kann man nur gemeinsam gewinnen“.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Neues Vertrauen wagen

 

„Warum habt ihr kein Vertrauen?“ sollen Menschen gefragt worden sein, als sie gerade keinen Sonntagsspaziergang machten, sondern übermächtige und bedrohliche Ängste erlebten.

 

War das eine frömmlerische Frage? Sollten die Menschen einfältig und naiv werden, einfach abwarten und ihre Hände in den Schoss legen? Dann gäbe es jetzt einen Grund, nicht weiter zu lesen und sich keine weiteren Gedanken zum Thema Vertrauen zu machen.

 

Oder war das eine provozierende Frage?

Weil Menschen nicht vor lauter Angst erstarren und wie das Kaninchen auf die Schlange schauen sollten?

Weil sie auch nicht wie Don Quichotte vergeblich gegen Windmühlen kämpfen sollten, um als tragische Figuren zu enden?

Weil sie nicht erbost und cholerisch wie Rumpelstilzchen auf der Stelle treten sollten, wenn es keine einfachen Erklärungen gibt und ein Passwort für eine Lösung nicht schnell gefunden werden kann?

Weil sie nicht einfach behaupten sollten, alles sei übertrieben oder gar eine Verschwörung, weil sie wie ein Vogel Strauß den Kopf in den Sand stecken, um die drohende Gefahr ignorieren zu können?

 

Also dann nicht das Bett über den Kopf ziehen und weiterschlafen?!

 

Es bleibt eine notwendige Frage, die wachrüttelt, weil sie die Not wenden will. Im Tal der Tränen zum Beispiel, indem es nichts mehr zu lachen gibt. Im Nebel der Sinnlosigkeit, indem schöne Wörter verschwinden. Im Sumpf der Ohnmacht, aus dem keiner sich alleine herausziehen kann. Im Irrgarten der Selbstsucht, in dem man sich immer nur im Kreise dreht und am Ende erschöpft am Boden liegt. Am Abgrund des Seins, wenn Schwindelgefühle das Leben selbst bedrohen.

 

Dann kann es lebenswichtig werden, neues Vertrauen zu wagen. Diese Mischung aus Wissen und Nichtwissen ist kein jugendlicher Leichtsinn, auch kein trübes Licht am Ende eines Tunnels. Wohl aber ein hoffnungsvolles Licht mitten in den Ängsten des Lebens, das die Furcht vertreibt und Kraft zum Weiterleben gibt. Keiner kann diesen Blick in die Tiefe des Lebens einfach herstellen, herbeilächeln oder herbeireden. Jeder kann jedoch begründetes Vertrauen erfahren – zum Beispiel durch glaubwürdige, empathische, kompetente sowie engagierte Ärzte, Schwestern, Fachleute und Politiker, durch vertrauenswürdige Institutionen und Systeme - auch wenn Vertrauen stets ein Wagnis bleibt.


 

Derjenige, der - wie zu Beginn des Artikels berichtet - die Vertrauensfrage stellte, hatte selbst Angst, brachte aber nicht nur Gott ins Gespräch, sondern sprach auch mit ihm. Am Kreuz schrie er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ Er bekam zwar keine Antwort, keine Erklärungen. Aber ihm wurde Gott- und Grundvertrauen geschenkt: „Meinen Geist befehle ich in deine Hände.“

 

Auch heute noch wissen viele, dass die Absurdität des Lebens nicht ohne Vertrauen auszuhalten ist. Dass ein Gespräch mit Gott den Beter selbst verändert, weil Gott in ihm sein Herz berührt. Viele erleben dabei, dass die Hoffnung auf diesen Immanuel (=“Gott mit uns“) - auf den mitleidenden, selbstleidenden und schöpferischen Vater Jesu - das Herz heller macht und von belastenden Steinen befreit. Und schöpferische Energie schenkt, sein Leben in Liebe, Vernunft und Verantwortung bei allen bleibenden Ängsten und Enttäuschungen in die eigenen Hände zu nehmen.                                                           

 

Burkhard Budde

( veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster am 5.4.2020)


Spiritueller Impuls

 

Vertrauen am Abgrund

 

Die Angst im Nacken.

Strohhalme geben keinen Halt,

Seifenblasen keine Orientierung,

Moralkeulen keine Kraft.

 

Der Abgrund starrt mich an.

Dass aus Gesundheit Krankheit wird, aus Wohlstand Armut,

aus Einschränkung Zwang, aus Kontrolle Fremdbestimmung,

aus Distanz Kälte, aus Nähe Gewalt, aus Angst Panik.

 

Soll ich die Augen verschließen?

„Liebe“ Gewohnheiten verliebt einfach beibehalten?

Mich vor dem Abgrund in meine alte Welt flüchten?

 

Muss ich kopflos werden?

Die Nerven verlieren, weil sie blank liegen und nerven?

Versuchen, über den gefährlichen Abgrund zu springen?

 

Auf der Stelle treten?

Weil ich die Kontrolle über mein Leben zu verlieren scheine?

Am Abgrund hocken bleiben und einfach losheulen?

 

Doch kann ich mich nicht auch

- hin- und hergerissen zwischen Traum und Albtraum -

auf neuem Grund bewegen?!

 

Auf dem „Weg, die Wahrheit und das Leben“.

Und entdecke zuversichtlich Trittsicherheit.

Die schöpferische Quelle in mir und um mich herum.

Das seelische Fundament unter meinen Füßen.

Die soziale Brücke über den Abgrund meiner Ängste.

Den Gott, der selbst gelitten hat, mitleidet, mich neu- und frohmacht.

 

Doch am Abgrund und im Nacken bleibt die Angst

mit ihren Gesichtern und Fratzen.

Aber auf neuen Wegen kluger und demütiger Köpfe

auch das Vertrauen im Herzen auf neues Leben.

 

Burkhard Budde


(veröffentlicht am 4. April 2020 im Westfalen- Blatt in Ostwestfalen)


Wait a minute/ Spiritual impulse

Trust on the brink

The fear in the neck.
Straws won't hold,
Soap bubbles no orientation,
Moral clubs no power.

The abyss stares at me.
That health becomes sickness, prosperity becomes poverty,
from restriction compulsion, from control heteronomy,
from a distance cold, from close up violence, from fear panic.

Should I close my eyes?
Keep "love" habits in love?
Escape from the abyss into my old world?

Must I lose my head?
Lose my nerves because they are bare and annoying?
Try to jump over the dangerous precipice?

Treading in place?
Because I seem to be losing control of my life?
Sit on the edge of the abyss and just start crying?

But can't I also
-torn between dream and nightmare -
move to new ground?!

On the "way, the truth and the life"
And discover confidently surefootedness.
The creative source within me and around me.
The spiritual foundation under my feet.
The social bridge over the abyss of my fears.
The God who himself suffered, pitied, made me new and happy.

But at the abyss and in the neck the fear remains
with their faces and grimaces.
But in new ways of smart and humble minds
also the confidence in the heart for new life.

Burkhard Budde


Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)


Im Angesicht eines Feindes,

den man nicht sieht:

 

Die Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Freiheit wächst, auch nach Normalität und neuer Gemeinschaft.

 


Zwei Bücher mit kurzen Texten sollen Mut machen,

aktuell Bleibendes im Leben,

Verstecktes und Vergessenes,

Verkanntes und Verdrängtes,

Vergebenes und Versöhntes

zu entdecken:

„Annis Welt“ und „Erkennen, anerkennen, bekennen“.

 

Wer neugierig auf neues Leben ist,

findet Bekanntes und Unbekanntes im neuen Licht.

 

Die Bücher können in jeder Buchhandlung

sowie im Internet im BOD Buchshop,

bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

 

Über eine Weiterempfehlung würde ich mich sehr freuen.

 

Herzliche Grüße; bleib(t) gesund und behütet

Ihr/Euer

Burkhard Budde

 

PS: Von den 53 Texten in „Annis Welt“ sind zehn Texte, die Aussagen biblischer „Klassiker“ wie „Vom Barmherzigen Samariter“, „Vom Verlorenen Sohn“, die „Zehn Gebote“, die „Goldene Regel“ in die moderne Zeit übertragen.

 

Burkhard Budde. Annis Welt.

53 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße, biblische Meditationen.

148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-734-7967-84.

 

Burkhard Budde. Erkennen, anerkennen, bekennen.

45 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße, biblische Meditationen.

108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-744-8853-79


Essay

 

Kein Heiliger, aber Alltagsheld

 

Großmutter im Gespräch mit ihrem Enkelsohn: Sie war stolz auf „ihren Polizisten“. Aber manchmal machte sie sich auch Sorgen: „Spiel nur keinen Helden“, sagte sie dann. Und meinte wohl, er solle vorsichtig und vernünftig sein, überlegt handeln, nichts übertreiben oder übermütig werden, vor allem nicht im Alleingang „die Kohlen aus dem Feuer“ holen wollen.


Großmutter, eine gebildete Frau, hielt nichts von einer Helden- und Opferrhetorik, die schnell missbraucht werden könne. Sie hatte schlechte Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus gesammelt, der den „Heldentod“ propagierte, den man als „Selbstopfer“ auf dem „Altar des Vaterlandes“ darzubringen habe.


Ein „Vorbild gelebten Glaubens“ war für sie der Theologe Dietrich Bonhoeffer, der gegen die Nationalsozialisten Widerstand geleistet hatte und deshalb im Konzentrationslager Flossenbürg am 9. April 1945 hingerichtet wurde. Für Großmutter war er zwar kein „heiliger Märtyrer“, den man heute noch anrufen und der zwischen Gott und Menschen vermitteln kann, auch nicht der „evangelische Papst“. Aber Bonhoeffer erschien ihr als ein „protestantisches Vorbild“, an den sich jeder im Leiden erinnern könne.


Nicht selten zitierte sie dann die bekannte Strophe des geistlichen Gedichtes des Widerstandskämpfers, den letzten von ihm erhaltenen theologischen Text vor seiner Hinrichtung: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Ihr Enkel verspürte, welche Botschaft Großmutter mit diesen Worten vermitteln wollte: Die „letzte Geborgenheit“, die Gott im Leiden schenke, könne selbst in der Ohnmacht mächtig wirken, zuversichtlich und gewiss machen, dass Gott im Leiden gegenwärtig sei. Und tröste.



Manchmal tauchten dann bei dem Enkelsohn ein Bild von früher auf: Er sah die Spinne, die sich von oben herab an einem zentralen Faden nach unten fallen ließ, emsig und umtriebig weitere Fäden zu Ästen und Gräsern zog, um ein starkes und dichtes Netz zu knüpfen, mit dem sie viel Fressbares fangen konnte. Die fleißige Spinne hatte Glück und konnte in guter Lage ein beziehungs- und erfolgreiches „Lebenswerk“ aufbauen.


Eines Tages fragte sich die Spinne, die sehr selbstzufrieden auf ihre Leistungen blickte: Ist dieser Faden, der nach oben führt, überhaupt noch nötig, eigentlich überflüssig, vielleicht sogar lästig? Sollte ich ihn nicht entfernen, abbeißen oder etwas dekorieren und dann weiterhin ignorieren?


Als jedoch ein unsichtbarer und unheimlicher Sturm anfing zu toben, die Spinne in ihrem Netz heftig hin- und her schüttelte und sie eine Zitterpartie mit ihrer Beute erlebte, wurde der Spinne der zentrale Faden erneut wichtig: Ohne ihn hätte sie keinen Halt, könnte sie kein Leben in Würde und Freiheit führen. Ohne ihn gäbe es nur noch Zerbrechlichkeit und Sterben, kein wirklich schöpferisches Leben. Ohne den „seidenen Faden“ könnte keiner auf Dauer leben, auch die nicht, die fieberhaft selbstsüchtig und überheblich sind, weil sie glauben, selbst der „Knotenpunkt allen Daseins“ zu sein.


„Außergewöhnlich“, dachte der Polizist bei dieser Geschichte, der sich eigentlich mit allen Herausforderungen bequem in der Jetztzeitkultur eingerichtete hatte. Aber er ließ sich von dieser Geschichte immer wieder neu bewegen, sich Gelassenheit und Grundvertrauen schenken zu lassen, um im Hier und Jetzt ein vielfältiges Netzwerk zu knüpfen, das ihn und andere trägt, Halt gibt und allen hilft, wenn Not gewendet werden soll.


Großmutter schien wohl Recht zu haben: Er muss kein Heiliger, Märtyrer, Moralapostel, Zauberer oder Glaubensheld werden. Er bleibt wie alle anderen „Spinnen“ vergänglich, zerbrechlich und fehlerhaft. Und in seiner Rolle ersetzbar. Aber er kann sein Leben und seinen Beruf besonders wahr- und ernstnehmen, im Möglichen das Nötige tun. Weil er um den „Faden nach oben“ weiß, der ihm seine persönliche Verantwortung, ja das Leben ermöglicht.


Und für Großmutter ist ihr Enkelsohn kein Held mit selbstzerstörerischer Opferhaltung, wohl aber ein „Alltagsheld“, der einem Leben in Würde und Freiheit mit Kopf und Herz dient.           


Burkhard Budde


Würde aller Menschen

 


Leserbrief in der WELT am 31.März 2020

zum Kommentar von Chefredakteur Dr. Ulf Poschardt

„Wer nicht mitmacht“ (DW vom 20.März 2020)

 

Kein Freibrief, sondern Adelsbrief

Freiheit in einer offenen Gesellschaft bedeutet in der Tat keinen gedanken- und hemmungslosen Ego-Trip zulasten anderer Menschen. Grundlage der Freiheit der Person ist kein unverbesserlicher Freibrief ohne Werte, Normen und Regeln, sondern der universelle Adelsbrief der unantastbaren Würde aller Menschen. Die unverlierbare Würde stellt zugleich auch die Grenze der Freiheit von einzelnen Personen dar, wenn die Freiheit, das Leben oder die Würde anderer gefährdet ist.


Weder Nachwächterstaat noch Polizeistaat

Freiheit ohne die Bindung an die Würde wird halt- und maßlos. Freiheit in der Bindung an die Würde hat gute Gründe, sich für die Würde aller einzusetzen, gerade für die Schwächeren in einer Krise: Damit jenseits eines Nachtwächterstaates und eines Polizeistaates ein gesellschaftliches Miteinander und eine Füreinander nachhaltig gelingt, die Corona- Krise als einzigartige und hoffentlich zeitlich begrenzte Herausforderung im Rahmen eines führungsstarken demokratischen Rechtsstaates gemeinsam bewältigt werden kann.

 

Burkhard Budde


Beim Betrachten der Sanduhr

 

In F.A.Z. und WFS

 

Über das Echo auf meinen Artikel „Beim Betrachten der Sanduhr“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) vom 21. März 2020 habe ich mich sehr gefreut. Morgen, am 29. März 2020, erscheinen die Überlegungen auch im Wolfenbütteler Schaufenster (WFS) in der Rubrik „Auf ein Wort“.

 

Eine Auswahl der bisherigen „Rückmeldungen“:

 

Ein Leser aus Bonn schrieb u.a.:

„Ich möchte ergänzend auf Paulus hinweisen „Haben, als hätte man nicht“ (1.Korintgerbrief 7,29ff)…Durch das Distanzbewusstsein öffnet sich ein Raum für mehr Gelassenheit oder auch so: Offen für den Himmel, gelassen gegenüber den Dingen.“

 

Ein Arzt und eine Religionslehrerin aus Bochum in einer gemeinsamen E-Mail.:

„Eine Fackel in dunkler Nacht, die Mut macht.“

 

Ein Leser aus Berlin:

„Ein Highlight. Ich habe den als Foto breit verteilt.“

 

Ein Leser aus Spenge:

„Die Worte zum Thema Lebenszeit haben mich sehr berührt.“

 

Eine Leserin in einer E-Mail ohne Absender, aber mit Namensnennung:

„Den Beitrag schnitt ich aus, um ihn zu kopieren und an Freunde zu versenden.“

 

Ein Leser aus Braunschweig:

„Vielen Dank für den äußerst lesenswerten Beitrag in der F.A.Z.“

 

Eine Kommunalpolitikerin aus Braunschweig:

„Glückwunsch zu Deinem Artikel in der FAZ, der die Stimmung in uns allen sehr gut trifft“.

 

Ein Mann aus Zeven:

„In diesen schwierigen Zeiten ist mir diese Orientierung wertvoll“.

 

Ein Freund aus Braunschweig am frühen Morgen:

„Ich gratuliere zu Deinem heutigen Leserbrief in der FAZ“.

 

Ein Arzt aus Aachen:

„Sie haben nicht zuletzt einen hoffnungsvollen, Trost schaffenden Ausblick gewährt“.

 

Ich danke allen für die Ermutigung, kreativ zu bleiben, für das gemeinsame Mitdenken und die unsichtbare Gemeinschaft - auch den Freunden, die den Artikel per E-Mail-Verteiler weitergeleitet haben sowie denen, die telefonisch oder bei Facebook reagierten.

 

Burkhard Budde


 

Spiritueller Impuls


„Licht im Tunnel“

 

Händeschütteln? Nein, danke! Das wäre unvernünftig.

Händchenhalten? Auf keinen Fall! Höchstens in den eigenen vier Wänden.

Umarmungen? Das wäre schön, weil ich mich nach dir sehne.

 

Aber vielleicht gibt es nichts im Nichts?!

Ich verspüre die Faust in meiner Tasche.

Und mein Zeigefinger mahnt mich vor meinem inneren Auge.

Meine Gedanken schütteln sich.

Mir wird schwindelig.

 

Dennoch dürstet meine Seele nach einer Hand, die mich berührt.

Die mich hält, wenn ich in den Abgrund meiner Ängste falle.

Die mich tröstet, wenn mich meine Sorgen verfolgen.

Die mich aufrichtet, wenn ich verzweifelt am Boden liege.

Die mich führt, wenn ich mich im Nebel meiner Gefühle verlaufen habe.

 


Doch meine Hand ist gefüllt mit Täuschungen und Enttäuschungen.

Mit mächtigen Vorurteilen und ohnmächtigen Erfahrungen.

Ich muss sie erst mutig entleeren und wagen loszulassen.

Und alles, was mich bedrückt, bedrängt, bedroht,

in eine unsichtbare Hand voller Vertrauen mit vollem Risiko legen.

 

Um dann diese unsichtbare Hand ergreifen, um begreifen

und bekennen zu können:

Meine Hand lege ich in deine Hand, mein Gott.

Du hast mich geschaffen. Du kennst mich.

Du wirst mich auch befreien.

Vor allem meiner Seele Licht im Tunnel schenken.

Mich umarmen.

Und mich bewegen, weil ich bewegt bin.

 

Burkhard Budde

 

(veröffentlicht am 28.3.2020 im Westfalen-Blatt)


Momentary/spiritual impulse

"Light in the tunnel"

Shake hands? No, thanks! That would be unreasonable.
Holding hands? Absolutely not! Not unless you're in the house.
Hugs? That would be nice, because I long for you.

But maybe there's nothing in nothing?!
I feel the fist in my pocket.
And my index finger is admonishing me before my inner eye.
My thoughts shake.
I feel dizzy.

Yet my soul thirsts for a hand to touch me.
...to hold me as I fall into the abyss of my fears.
That comforts me when my worries haunt me.
...that lifts me up when I am lying on the ground in despair.
Who guides me when I am lost in the mist of my emotions.

But my hand is filled with deceptions and disappointments.
With powerful prejudices and powerless experiences.
I must first courageously empty them and dare to let go.
And everything that oppresses, oppresses, threatens me,
into an invisible hand of trust at full risk.

Then to grasp that invisible hand, to understand
and to be able to confess:
I commit my hand to your hand, my God.
You created me. You know me.
You will also set me free.
Above all, you will give my soul light in the tunnel.
Embrace me.
And move me because I am moved.

Burkhard Budde


Kommentar

 

Gesundheit das zerbrechlichste Gut

 

Beim Thema „Gesundheit“ hört für viele Menschen der Spaß auf. Das hat gute Gründe: Es geht alle etwas an, weil jeder – auch ein eitler Satiriker mit einer robusten Gesundheit - plötzlich und unverschuldet krank werden kann. Und auf Kosten kranker Menschen Späßchen zu machen, ist takt- und geschmacklos. Dann ist Schluss mit lustig.

 

Beim Thema „Gesundheit“ beginnt für viele Menschen die Bewährungs-probe der Menschlichkeit. Ein kompetenter Arzt eines Krankenhauses beispielsweise soll nicht nur am kranken Organ eines Patienten interessiert sein, sondern am ganzen Menschen; eine kompetente Krankenschwester nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern – wie der Arzt - ebenfalls und gleichzeitig freundlich, höflich, hilfsbereit, vor allem empathisch sein. Das gilt auch für Verwaltungs-mitarbeiter oder Mitarbeiter des hauswirtschaftlichen und technischen Dienstes. Und es gibt sogar besondere Erwartungen an die Geschäftsführung: Keine Erlösmaximierung sowie keine Kostenminimierung um jeden Preis, damit die Menschlichkeit nicht unter die Räder gerät.

 

In der Corona-Krise zeigt sich jedoch, dass idealistische Erwartungen grundsätzlich zwar nicht unwichtig, aber doch „zweitrangig“ werden können. Hauptsache, ein kranker und hilfloser Mensch kann überhaupt medizinisch und pflegerisch so versorgt werden, dass ihm in seiner konkreten Situation geholfen wird. Und dennoch zeigen viele Ärzte, Schwestern, Pfleger und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen trotz eigener Gefährdung wie selbstverständlich glaubwürdige Menschlichkeit - bis zur persönlichen Schmerzgrenze. Sie haben wegen ihres Dienstes am Menschen und für den Menschen gleichsam mit Kopf, Herz und Hand gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung verdient.

 

Vor der Corona-Krise wurden „Halbgötter in Weiß“ angebetet. Von „Wallfahrten zum Spezialisten“ und von Krankhäusern als „Kathedralen des Zeitgeistes“ war manchmal die Rede. Und zu Recht haben Insider des Gesundheitswesen auf die Gefahren eines Spardiktates auf Kosten der medizinischen und pflegerischen Qualität durch „Rationierung“, „Risikoselektion“ und „Rosinenpickerei“ hingewiesen. Und vor einer Überbürokratisierung und einem einseitigen „Kosten-Nutzen-Effizienz-Denken“ durch die Hintertür mit Gesetzen, Verordnungen und Kennzahlen gewarnt. Manche haben auch gefragt: Kann man sich Menschlichkeit nur leisten, wenn sie nichts kostet oder wenn sie finanziert wird? Und wenn im „Schaufenster“ steht „Der Mensch im Mittelpunkt“, sollte dann nicht auch im „Laden“ der Mensch und nicht allein das Budget Maßstab des Handelns sein?

 

In der Krise und durch die Krise wird immer deutlicher: „Gesundheit“ als das zerbrechlichste Gut, das es gibt, braucht auch nach der Krise mehr Geld für die Infrastruktur und das Personal, vor allem gleichzeitig stets Menschlichkeit. Denn ohne die Sehnsucht nach Menschlichkeit und Solidarität wird kein modernes Schiff für das unberechenbare Meer des Gesundheitswesens erfolgreich (aus-)gebaut.


„Politik“ als Steuermann mit bleibender Gesamtverantwortung für diese lebenswichtige und lebensdienliche Daseinsvorsorge muss jedoch auch wirklich steuern, darf die Kommandobrücke nach der Krise nicht verlassen: Zum Beispiel müssen Krankenhäuser gezielt und nachhaltig modernisiert, Kapazitäten als Überschusskapazitäten erweitert, Forschung und Entwicklung gestärkt und mehr digitale Lösungen wie Tele-Medizin genutzt werden. Damit auch die Versorgung der schwächsten Glieder der Gesellschaft gesichert werden kann.

 

Dann hätte der unsichtbare und brutale Feind Corona, der bereits Menschen getötet und Existenzen vernichtet hat sowie die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Grundlagen der Gesellschaft bedroht, viele Menschen auch respektvoller und demütiger gemacht, vor allem verantwortungsvoller und weitsichtiger.

 

Und wichtig würde nicht nur der Abschiedsgruß „Bleib gesund. Pass auf dich auf.“, sondern auch eine vorausschauende Politik, damit ein partnerschaftliches Miteinander und solidarisches Füreinander auch zukünftig gelingt. Und „Gesundheit“ würde weder zur Religion noch zur Nebensache, sondern zur Voraussetzung erfahrbarer Menschlichkeit – zur Einheit von Wohl und Heil.                                                                                                                   Burkhard Budde


Entdeckungen in einer leeren Stadt

Eine Lehre aus der Leere:

Es gibt auch Kontakte ohne Kontakte.

Und stumme Sinngebung steckt im sprechenden Detail. B.B.


Beim Betrachten der Sanduhr


Ich bin dankbar, dass die F.A.Z. in der heutigen Ausgabe meinen Artikel (s.u. Auf ein Wort - Corona-Krise: Kostbare Lebenszeit) abgedruckt hat. Ein Angebot an die Leser, sich in schöpferischer Stille auch von einem spirituellen sowie rationalen Impuls mit eigenem Kopf und eigenem Herzen bewegen zu lassen. Allen ein besinnliches, vor allem gesundes Wochenende wünschend.

Burkhard Budde


To build bridges

 

Für alle, die gerne Brücken bauen

 

zum Mitmenschen und zu Gemeinschaften,

aber auch zu sich selbst und zu Gott,

zur Welt des Denkens und des Wissens,

aber auch der Gefühle und des Glaubens.

 

Books as bridges

 

Für alle, die gerne mit Büchern Brücken bauen

 

B. Budde. Annis Welt.

53 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße,

biblische Meditationen.

148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-734-7967-84.

 

B. Budde. Erkennen, anerkennen, bekennen.

45 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße,

biblische Meditationen.

108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-744-8853-79

 

Zum Selberlesen, Verschenken oder zum Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Die Bücher können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

 

Nicht nur über eine Weiterempfehlung der Bücher würde ich mich sehr freuen, sondern auch über eine Kontaktaufnahme

(E-Mail: burkhard-budde@t-online.de).

Da mich auf meiner Homepage (www.burkhard-budde.de)

 jeden Tag über 100 Personen allein aus Amerika besuchen, würde ich mich auch über E-Mails aus den USA sehr freuen

(in englischer Sprache; antworten würde ich dann in deutscher Sprache).

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Corona-Krise: Kostbare Lebenszeit

 

Ändert sich gerade der Zeitgeist? Bis vor kurzem hatte ich noch den Eindruck, zum Fluss der Zeit gehörten die Strömungen „immer schneller“, „immer kurzlebiger“, „immer gleichzeitiger“, „immer optionaler“, aber auch die punktuellen Turbulenzen „gefühlslos“, „gedankenlos, „unsozial“, „unmenschlich“. Ich stocherte im aufsteigenden Nebel, der sich über das breite Flussbett gelegt hatte, und überlegte: Was ist „Mode“, die sich anpasst und ein kurzes Verfallsdatum hat, was „Motte“, die vergeht und das Licht der Öffentlichkeit scheut, was „Trend“, der bleibt und sich vielleicht durchsetzt, was „Innovation“, die notwendig ist, weil sie dem Leben vieler dient?


Wird durch die Corona- Krise vieles anders? Werden wir uns schlechte Gewohnheiten wie den Ego-Trip und Ellenbogen-Verhalten abgewöhnen und neue Gewohnheiten wie Rücksichtnahme und Fairness, aber auch Flexibilität, Kreativität und neue Sichtweisen angewöhnen? Werden alte Werte demnächst neu gewichtet; entstehen neue Werte, Prioritäten?

In dieser turbulenten und unberechenbaren Zeit sich Zeit zu nehmen oder sich plötzlich neu nehmen zu können, um über die „Zeit“ nachzudenken, kann den Schleier ängstlicher Melancholie, der sich durch Corona auf die Seele, den Geist und das soziales Verhalten gelegt hat, grundlegend lichten. 

Stellen wir uns einmal mit dem inneren Auge eine „Sanduhr“ vor, eine „gläserne Uhr“. Zwei Glaskolben sind miteinander verbunden. Durch den jeweiligen Hals fließt Sand durch ein Loch von einem Kolben in den anderen. Der Sand – die Lebenszeit – ist ständig in Bewegung, keiner kann sie festhalten oder anhalten. Auch diejenigen nicht, die die Zeit ignorieren, „totschlagen“, das Thema „Corona“ verdrängen, verniedlichen oder übertreiben. Die Lebenszeit bleibt kostbar, weil sie „gnadenlos“ weniger wird; kein unberechenbarer Zeitgeist, kein schwärmerischer Genuss, keine hysterische Panikreaktion kann sie vermehren. Aber verschwindet sie einfach ins Nichts oder ins Unbekannte? In der „Engführung“ – im Loch der Uhr – fallen Sein und Nichtsein, Dauer und Werden, Nichtsein und Neusein zusammen.


Wenn die Lebenszeit nicht auf gedankenlosen Treibsand gebaut ist, ein jegliches seine Zeit hat (Prediger 3,1-4), kann ein Mensch auch in einer Krise die Gelegenheit beim Schopfe greifen und sich Zeit zum Weiterdenken und zur Muße nehmen: Um den Kopf frei zu bekommen, das für einen selbst wirklich Wichtige tun zu wollen, Nein- und Jasagen zu lernen, innere Gelassenheit, schöpferische Kraft und Kritikfähigkeit zu gewinnen sowie nutzenfreie Beziehungen pflegen zu können. Und beim Denken entdecken: Dass der Fluss der Zeit keine Art Kreislauf oder Wiederkehr des Immergleichen ist, sondern in eine offene Zukunft mündet, in der nicht nur der Zufall, sondern vor allem auch die Ewigkeit möglich ist. Dass Endlichkeit und Vergänglichkeit stets Ursprung des Neuanfangs und der Erneuerung sind.


Die Zeit ist nicht unabhängig vom Raum zu verstehen. Aber endet die „Raumzeit“ als eine Art Schleife wirklich im „Schwarzen Loch“? Oder dürfen wir – vielleicht hinter dem „Schwarzen Loch“? - auf eine „zeitlose Glückseligkeit“ in göttlicher Geborgenheit hoffen?!


Es kann Sinn machen, aktiv, vertrauens- und verantwortungsvoll in der geschenkten und verbliebenen Zeit zu warten – auf eine Ewigkeit, in der kein Sandkorn verloren geht und der Mensch als geliebtes Samenkorn vollendet wird. Und alles notwendig Politische, Wirtschaftliche, Soziale, Kulturelle und Persönliche jetzt zu tun, was in einer Krise zum Schutz der Gesundheit und des Lebens vorübergehend getan und gelassen werden muss, damit die Krise schrittweise und konsequent überwunden werden kann. Damit nicht irgendein Zeitgeist oder ein Gespenst, aber ein realer und unsichtbarer Feind das Leben beherrscht und schleichend zerstört, sondern Menschen in Gelassenheit, Klugheit und Weisheit ihr Leben vor Gott, der Mit- und Nachwelt verantworten können. Die alle mitten im Fluss der Zeit leben und eine unbekannte Zeitwende erleben – hoffentlich nur auf Zeit.

Burkhard Budde


Essay angesichts der Corona-Krise

 

Alleinsein ohne Einsamkeit

Erleben wir gerade einen Albtraum und gleichzeitig einen Kulturwandel? Wird unser Alltagsleben nicht nur entschleunigt und bescheidener, weil wir zu verzichten lernen müssen, sondern auch bewusster und reflektierter erlebt, weil wir durch den unheimlichen Corona-Angriff mit der Zerbrechlichkeit, Endlichkeit und Hilflosigkeit unseres Lebens wie aus heiterem Himmel konfrontiert worden sind?

 

Gibt es eine wachsende Kultur der inneren Nähe durch äußere Distanz? Können weniger soziale Kontakte wirklich Solidarität zum notwendigen Schutz und wechselseitigen Nutzen ermöglichen und bedeuten?

 

Wird ein humorvoller Stachel – kein Galgenhumor - im sozialen Fleisch bleiben? „Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut“, zitiert eine ältere Dame Verse von Wilhelm Busch, dem „Klassiker des deutschen Humors“ aus dem 19. Jahrhunderts. Sie lebt allein in ihrem Haus, beteuert aber, dass sie sich nicht einsam fühlt, sondern sehr zufrieden ist. In ihrem Fall hätte Wilhelm Busch („Max und Moritz“, „Die fromme Helene“) lieber von „Alleinsein“ statt von „Einsamkeit“ sprechen sollen. Denn wer allein ist, muss nicht einsam sein.

 

Der Leser eines Buches beispielsweise, der allein in seiner Wohnung sitzt, befindet sich in einer anderen Welt, die mit seiner Welt immer mehr verschmilzt. Der Wanderer im Wald, der allein unterwegs ist, kann gezielt seinen Stress vertreiben und fitter wieder nach Hause kommen. Und in den eigenen vier Wänden wird der „Einsame“- besser „Alleinlebende“ - nicht durch „weise Lehren“ (Busch), anstrengende Konflikte oder kleinliche Machtkämpfe gestört.

 

Einsamkeit gibt es jedoch auch in der Zweisamkeit, in einer Gemeinschaft oder Gruppe. Alle Menschen können irgendwo und irgendwann ins Loch der Einsamkeit fallen. Vielleicht haben sie sich die Grube selbst gegraben, indem sie ihren Eigensinn in Sturheit, ihren Ordnungssinn in Ordnungssucht, ihren Geldsinn in Geiz, ihr Wissen in Besserwisserei, ihr Können in Überheblichkeit verwandelten. Und weil sie keinen Humor kennen oder das Lachen verlernt haben, können sie auch nicht über sich selbst lachen, nur gieriger und selbstsüchtiger werden, sich ständig bejammern oder andere zum Sündenbock machen - und vergrößern dadurch nur noch ihre Einsamkeit.

Allerdings: Realitätssinn, positives und konstruktives, selbstkritisches und differenziertes Denken, die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, kleine Schritte sowie ein gesundes Selbstbewusstsein und ein langer Atem können helfen, aus dem Loch der Einsamkeit herauszukommen.

 

Im Alleinsein des Gebetes im stillen Kämmerlein werden sogar Gewissheiten geweckt, die den Beter selbst - ohne theologische Klimmzüge - verändern. Solche Erfahrungen sind kein Klotz am Bein der Vernunft, sondern wie ein Paar Schuhe: Der stille Beter kann sowohl seine „letzte Geborgenheit“ als auch seine „persönliche Verantwortung“ vor Gott und seiner Mit- und Nachwelt entdecken. Und anschließend besser „laufen“: eine neue Kultur der empathischen Vernunft und verantwortungsvollen Solidarität mitgestalten – in Würde, aus Einsicht und mit Augenmaß.

 

Eigentlich eine ständige Möglichkeit aller, die Not zu wenden und ihre Einsamkeit - manchmal auch durch das Alleinsein - zu bekämpfen.

 

Bleiben Sie gesund!

 

Burkhard Budde

 

Viel Gutes auf leisen Sohlen

Ebbecke Stiftung fördert die Tafel

Auf leisen Sohlen geschieht nachhaltig viel Gutes – trotz Coronakrise im Schatten der Sorgen um Gesundheit, Sicherheit, Wohlstand und Zusammenhalt der Gesellschaft.

Ein Beispiel ist die Braunschweiger Tafel ev., die 1996 gegründet wurde und sich seit 2005 an der Goslarschen Straße 93 im früheren „Armenhaus“ der Löwenstadt befindet. Sie gehört zu den ältesten Tafeln in Deutschland, von denen es gegenwärtig etwa 947 gibt.

 

Der Vorsitzender des Braunschweiger Vereins Bernd Assert und die Geschäftsführerin Nicoline Leven stellten ihr Projekt am 12. März 2020 Vertretern der Braunschweiger Ebbecke Stiftung Dr. Burkhard Budde und Heike Otto vor, deren Stiftung seit dem Jahr 2000 soziale Aktivitäten unterstützt und aktuell die Tafel mit 3000 Euro fördert.

 

Jeden Tag kümmern sich etwa 30 ehrenamtliche und zwei hauptamtliche Mitarbeiter darum, dass Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet und an täglich etwa 75 Bedürftige gerecht verteilt werden, berichtete Bernd Assert. Zum Team gehören insgesamt 160 ehrenamtliche Mitarbeiter - auch Fahrer, die die gespendeten Lebensmittel abholen und auch zu etwa 50 sozialen Einrichtungen bringen.

Im Jahr 2019 gab es etwa 18 500 „Kundenbesuche“; häufig Personen mit einer Niedrigrente, Hart IV- Bezieher, Arbeitslose und Flüchtlinge, die sich zuvor bei der Diakonie vorstellen müssen, um dann bei der Tafel einen Finanznachweis vorlegen zu können. Und „dieser Personenkreis, der nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, wird größer“, so Bernd Assert. Und Nicoline Leven ergänzte: „Im Januar hatten wir 25 Neukunden.“

Heike Otto und Burkhard Budde, die die Räumlichkeiten der Tafel mit dem Laden (Lebensmittelausgabe), dem Lager (Qualitätskontrollen) und den Kühlräumen (insbesondere für Milchprodukte) kennenlernten, dankten den Vertretern der Tafel und ihrem Team für die „gelebte Nächstenliebe“, aber auch für den „gelebten Umweltschutz“ sowie für „glaubwürdiges Engagement“ – jenseits des Rampenlichtes vieler politischer (Lippen-) Bekenntnisse und von Eigeninteressen.

 

Und mögliche Auswirkungen der Coronakrise auf die Tafel? Gewisse Sorgen scheint es zu geben. Nicoline Leven: „Dass Kunden aus Angst wegbleiben. Und wir weniger Ware bekommen.“ Doch einig waren sich alle: Gerade in Krisen darf neben der Notwendigkeit des Schutzes, der Eindämmung und der Sicherheit die notwendige und verantwortbare Solidarität nicht unter die Räder geraten. Und helfende Hände sowie kluge und besonnene Köpfe werden gerade in Krisen gebraucht. Damit auch weiterhin in der Zivilgesellschaft auf leisen Sohlen viel Gutes und Richtiges geschieht.


Auf ein Wort

 

Cooler Kopf statt Panik angesichts „Corona“

 

Ängste können einen Menschen in die Tiefe ziehen. Sie fluten die Seele, wühlen sie innerlich auf und lassen das Wasser der bedrohlichen und unberechenbaren Gefühle bis zum Hals und darüber hinaus steigen. Diese Ängste sind wie Ungeheuer, die einem blindwütend im Nacken sitzen, die Vernunft lähmen und fesseln, die Seele spalten und quälen. Sie verbreiten Panik und Hysterie.

 

Ängste, die allgegenwärtig sind und viele Gesichter haben, können jedoch auch wie hilfreiche und besonnene Wegbegleiterinnen sein, die warnen, vor Gefahren schützen und neue Lebensräume erschließen. Die Angst um einen Menschen kann dazu führen, soziale Kontakte zu pflegen; die Angst vor einem Menschen, sie zu vermeiden versuchen; die Angst in Krisensituationen, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Diese Angst ist wie ein Frühwarnsystem und gehört zum Menschsein sowie zum Überleben dazu.

Der Coronavirus hat eine Welle von Gefühlen – auch Ängste - ausgelöst. Sowie offene und versteckte Fragen und Sorgen: Ist meine Gesundheit bereits gefährdet, wenn ich den Atem meines Mitmenschen verspüre? Sind mein Nachbar, mein Kollege, mein Vereins- und Clubmitglied, die ich mag und gerne bei der Begrüßung umarme, plötzlich zu möglichen Gefährdern meiner Gesundheit geworden? Ja, sollte ich dem Nächsten auf der Straße oder sonst wo generell misstrauisch begegnen und mit äußerster Vorsicht nur aus der Distanz „genießen“? Brauche ich ein reißfestes Nervenkostüm? Kann ich überhaupt äußerlich Ruhe bewahren, wenn ich innerlich unruhig bin? Sollte ich meine Ängste in den dunklen Kellerraum meiner Seele verbannen? Sind bereits Wohlstand und Konsum, Freiheit und Sicherheit, Solidarität und Gerechtigkeit gefährdet? Muss ich mit Hamsterkäufen vorsorgen? Wird das Schlimme noch schlimmer?

 

Im großen Meer der Ängste und Sorgen helfen keine neunmalklugen Angst- und Stimmungsmacher, aber auch keine kopflosen Angsthasen und Heulsusen, auch keine billigen Vertröster mit markigen Versprechungen. Da es keine Patentrezepte gegen den Virus gibt, sind Aufklärungen, sachkundige Informationen sowie verhältnismäßiges Verhalten der Verantwortlichen vor Ort notwendig.

Und zudem Verhaltensänderungen jedes Einzelnen auch im Umgang mit seinen Ängsten, damit aus ihnen keine panische (Kurzschluss-) Reaktionen werden: Den Ängsten ins Gesicht sehen, nicht weglaufen oder sich der Ängste schämen; sie zu unterscheiden lernen, nicht alle in einen Topf werfen und vermengen; sie mutig und sachlich bekämpfen, nicht unter den Teppich kehren und ignorieren; einen kühlen Kopf behalten, sich nicht von Ängsten treiben und bevormunden lassen; begründete Perspektiven entwickeln, nicht erstarren oder resignieren, vor allem achtsam und vernünftig bleiben.

 

Die entscheidenden Gegenkräfte gegen Ängste sind nicht Naivität, Gleichgültigkeit oder Dummheit, auch nicht einfach der „Stolz“ auf unser Gesundheitssystem, sondern Vertrauen, Hoffnung und Klugheit – verantwortliches, gelassenes und besonnenes Leben angesichts aller Geschaffenheit, Vergänglichkeit und Unvollkommenheit, aber auch angesichts des Unvorhersehbaren im dunklen, engen, geheimnisvollen und manchmal auch unheimlichen Lebensraum der Ängste. Dann kann Gott- und Christusvertrauen zu einem seelischen Rettungsring werden, um aus der Gefangenschaft der Ängste in die neue Freiheit des Grundvertrauens und der Eigenverantwortung zu gelangen – so wie der unsichtbare Gott seinem Volk zurief „Fürchte dich nicht. Ich bin stets bei dir.“ Denn dieses Vertrauen gibt Halt und Orientierung, holt einen Menschen heraus aus den Untiefen der Ängste ins neue Leben mit brennendem Herzen, coolem Kopf und solidarischen Händen. Und gibt ihm eine Würde, die er trotz seiner Ängste nicht verliert.

Burkhard Budde


Kommentiert

Zukunft der CDU mit der CDU?

 

Der Motor einer Partei ist der konstruktive Wettstreit von Personen und Ideen um den besten Weg in die Zukunft.

Dabei sind Nebelkerzen wie taktische Spielchen oder intrigantes Verhalten gefährlich, Feindbilder nur Steine im Weg. Die offene Gesellschaft mit einer liberalen Demokratie und einem wehrhaften Rechtsstaat braucht weder rechte noch linke Feindbilder innerhalb und außerhalb von Parteien, weder selbstgerechtes Schubladendenken noch nervige Schwarzweißmalerei, weder heimliche Schlechtmacherei noch persönliche Herabsetzung. Wohl aber ist eine offensive und öffentliche inhaltliche Profilbildung zugunsten einer Gesamtpartei notwendig, damit der Wagen einer Partei angesichts von politischen Herausforderungen wie Flüchtlingskrise, Rechtsextremismus und Gesundheitskrise nicht (weiter) ins Rutschen gerät oder sogar vor eine Wand fährt.


Es reicht nicht aus, am Steuer „freundliche Unverbindlichkeit“ (so der Hamburger Politiker Ole von Beust) zu zeigen und ständig nur ängstlich auf Sicht zu fahren. Auch nicht, „unterschiedliche Charaktere“ als Mitfahrer zu haben, die gegensätzliche Vorstellungen vom Fahrziel, vom Fahrweg oder vom Fahrtempo vertreten, sich deshalb ständig streiten und nicht einigen können.


Viele Bürger und viele Parteimitglieder erwarten vielmehr, wahr-, ernst- und mitgenommen zu werden, klare Auskünfte einer Partei – keine Absolutheitsansprüche oder billigen Rezepte - über strategische Ziele und (bestmögliche) Wege dahin zu erhalten sowie mit „besserer“ Überzeugungsarbeit dafür gewonnen zu werden.


Eine Kuschelpolitik, aber auch eine Holzhammerpolitik weckt kein Vertrauen in Politik, Parteien und Politiker. Bürger schenken jedoch (neues) Vertrauen, wenn die Straßen in der politischen Landschaft erkennbar und erfahrbar sind und bleiben. Und Lenker am (partei-)politischen Steuer sitzen, die persönlich integer und unabhängig sind, empathisch und zugleich strategisch Kurs halten - nicht einfach drauflosfahren, einen Schlingerkurs betreiben oder sogar die Hände vom Steuer nehmen (und „durchwinken“).

Der Motor der CDU kommt nicht ins Stottern, sondern bringt die Partei bei allem notwendigen Pragmatismus (wieder) auf die Überholspur, wenn er mit der ursprünglichen Idee des „C“ („Christlich“, Würde, christliches Menschenbild, Menschenrechte), des „D“ („Demokratie“, Freiheit, Sicherheit, Wohlstand) und „U“ („Union“, Integration, Vielfalt in Einheit) neue Energie - kein Sand im Getriebe, sondern Sand aus dem ideologischen Getriebe - erhält.


Und am Steuer kein Heilsbringer, wohl aber eine profilierte und durchsetzungsstarke Persönlichkeit sitzt, die einen klaren Kompass (kein Navi, aber auch kein Ruhekissen) hat und glaubwürdig bleibt, weil sie weder zu den applaudierenden oder pfeifenden Zuschauern noch zu den selbst- und machtsüchtigen Trittbrettfahrern gehört. Sich nicht als Bremser, sondern als Motor kontinuierlicher Erneuerung aus christlicher Verantwortung für das Land versteht.

 

Burkhard Budde


Für mehr Achtsamkeit und Toleranz


Fraktionsvorsitzender Toepffer gegen sprachliche Verrohung


Zunächst gab es ein großes Kompliment: Der Ev. Arbeitskreis der CDU in Niedersachsen (EAK) sei eine „intellektuelle Speerspitze der CDU“, sagte der Vorsitzende der CDU – Landtagsfraktion Dirk Toepffer MdL auf der 39. EAK-Tagung am 7. März 2020 in Hermannsburg. Und tatsächlich versucht der EAK mit seinem Vorsitzenden Pastor Dirk Heuer, das politische Alltagsgeschehen und die politischen Herausforderungen mit Hilfe des christlichen Kompasses sowie christlicher Quellen zu reflektieren und praktisch mit zu gestalten. Toepffer, der von „klugen Gedanken“ sprach, betonte die Bedeutung der Grundsatzarbeit des EAKs für die Gesamtpartei, vor allem jedoch für junge Menschen, die für Argumente aus dem christlichen Glauben heraus zugänglich seien.

„Toleranz und political correctness“ sei ein wichtiges Thema, so Toepffer, weil der sprachlichen Verrohung häufig auch die physische Gewalt folge. Alarmierend seien zudem das permanente Verbreiten von Lügen und Verschwörungstheorien. Angesichts der schnellen Verbreitung von schwer korrigierbaren Botschaften in den sozialen Medien sowie von bewussten Provokationen empfahl er „sprachliche Zurückhaltung und Vorsicht“. Man müsse dem politischen Gegner nicht auf den Leim gehen und mit brüllenden Empörungen auf AfD Äußerungen reagieren, weil sich die AfD sonst in eine Opferrolle begeben könne. Mit „Schaum vor dem Mund“ könne intolerantes Verhalten nicht entlarvt werden. Letztlich sei eine sachliche und inhaltliche Auseinandersetzung besser, da sonst Extremisten die Themen bestimmen würden und wichtige politische Unterschiede bei unverhältnismäßig übertriebenen Reaktionen „flöten“ gehen könnten. „Es darf kein Thema geben, dass wir nicht diskutieren. Denn sonst überlassen wir es den anderen“, meinte der Christdemokrat.

Und was die „politisch korrekte Sprache“ anbelange, sei ihm wichtig, wie Betroffene selbst dächten, ob sie sich bei bestimmten Begriffen wirklich verletzt fühlten. Toepffer sprach sich für mehr Gelassenheit aus sowie für mehr Toleranz auch gegenüber der Mehrheitsgesellschaft.

Pastor Dirk Heuer

Dr.Dorothee Godel, Pastor Dirk Heuer, Dr. Günther Gebhardt (v.l.)


Lachen verbindet

Auch über versalzene Suppen lachen?!

Heute schon gelacht? Vielleicht.

Gestern bereits gelacht? Bestimmt!

Wenn Mann/Frau am 5.März 2020 am Solo-Programm „Lustig, aber wahr“ teilgenommen hatte. Bastian Bielendorfer, stark geprägtes Lehrerkind aus dem Ruhrpott, brachte viele im „Kulturzentrum Pavillon“ in Hannover zum Lachen. Lustvolle Geschichten und lustige Anekdoten gewürzt mit Ironie und Satire sowie dekoriert (fast) immer mit einem Schuss humorvoller Erotik, erzählten vom (eigenen) Alltag. Und massierten – auch mit Hilfe des Kopfkinos – die (eigenen) Lachmuskeln.

 

Das ganze Spektrum des Lebens wurde auf die Schippe genommen – die Zeit der Kindheit und der Schule, der Partnersuche und Familie. Und vieles mehr, auch Politik und „Thüringen“ fehlten nicht. Besonders die Großeltern und der Vater – „die Lehrerdynastie“ – hatten beim humorvollen Komiker lebendige und lebenslange Spuren hinterlassen – nicht nur in seinem bekannten Buch „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“.

 

Und so wurde keiner dümmlich ausgelacht; schwere Gedanken wurden höchstens weggelacht. Auf Kosten anderer wurde nicht einfach gelacht; kleine und große, versteckte und selbstverliebte Wahnsinnige konnten sich jedoch in manchen Spiegeln trefflich wiederentdecken. Und immer schien der Spaßmacher über seine Unzulänglichkeiten sowie sein komisches Verhalten selbst lachen zu können.

Wozu die ganze Show? Nur zur Unterhaltung, zur Ablenkung, zur Unterbrechung des Alltags? Nur um kurzweilige Seelenmassage gegen Geld zu erleben? Bastian Bielendorfer: „Weil Lachen nicht spaltet, sondern verbindet.“

Das könnte eine wichtige „Pointe“ im Leben und für das Leben sein: Weil dann die Alltagssuppe – vielleicht schon durch ein Lächeln – eine Prise Salz bekommt. Und mehr Alltagsmenschen auf den Geschmack kommen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, nicht nur ihr eigenes Süppchen kochen zu wollen, sondern die Suppe gemeinsam auszulöffeln versuchen. Damit man wieder etwas zu lachen hat.

Und wieder gemeinsam befreiend über das ganze Leben lachen zu können, über Lebenslügen, über sich selbst, über Machtansprüche, Heuchelei, eben auch über versalzene Suppen.

Denn alles individuell Lustige ist auch irgendwie und irgendwann für alle wahr – und klar.

 

Burkhard Budde


Kampf um die Delegierten

(Noch) nicht veröffentlichter Leserbrief in F.A.Z.

 

Erlebt ein aufmerksamer Zuschauer, aber auch ein „einfaches Mitglied“ einen unappetitlichen, aber unvermeidbaren Machtkampf um die Führung der CDU?

 

Welche Rolle spielt dabei ein „einfacher Delegierter“ oder ein Delegierter, der zugleich Funktions- und Mandatsträger ist, und auf einmal von allen Seiten umworben wird? Ist ein Delegierter nur ein braver Erfüllungsgehilfe der scheinbar Mächtigen? Ein begeisterter Steigbügelhalter von Personen, die ihn fallen lassen (können), wenn er seine Schuldigkeit getan hat? Ein bequemer Trittbrettfahrer einer „solidarischen“ Stimmung, die ihn vielleicht selbst eines Tages an die Futtertröge der Macht befördert?

 

Politisch unappetitlich ist es, wenn Schablonen die Runde machen. Armin Laschet stehe für „Kontinuität“, Friedrich Merz für „Erneuerung“. Und Norbert Röttgen, für „beides“?! Noch geschmackloser wäre ein Kampf mit Stimmungsmache auf Kosten oder zu Lasten eines „Parteifreundes“ – ob offen oder hinter vorgehaltener Hand spielte dabei kaum eine Rolle.

 

Wenn darüber hinaus andere Parteien oder gesellschaftliche Kräfte ihre Chance sehen (würden), die CDU insgesamt zu diskreditieren, um ihr eigenes Süppchen zu kochen, bliebe dem „mündigen Bürger“ endgültig der „politische Kloß“ im Halse stecken und er entfremdete sich immer mehr von der Politik und noch mehr von der liberalen Demokratie.

 

CDU-Delegierte könnten jedoch auf dem Parteitag ein glaubwürdiges Zeichen einer wehrhaften (Parteien-)Demokratie setzen, indem sie nicht nur „Empfehlungen“ (=machtpolitische Absprachen und klare Erwartungen) mit bedenken, sondern nach bestem Wissen und Gewissen, also unabhängig und selbstständig entscheiden.

 

Dann lösten sich die Werte wie Eigenverantwortung und Mündigkeit, Offenheit und Fairness im Wettstreit um die besten Köpfe (und Ideen) nicht wie Zucker im Tee auf. Und diese Werte, die den politischen Praxistest bestehen, brauchen weder einen Heiligenschein noch einen Holzhammer, weder Schaufenster, wo sie ein „süßes Dasein“ fristen, noch einen Boxring ohne Regeln, wohl aber vertrauenswürdige Persönlichkeiten mit Führungs- und Durchsetzungskompetenz.

 

Und die sollten gleichzeitig sozial, menschlich und geistig verwurzelt sein, um politisch und ethisch auch in praktisch-politischen Fragen nicht ins Schwimmen zu geraten.

 

Rückenwind kann nicht schaden, um unterschiedliche Kräfte zu integrieren. Flügelschläge sind auch wichtig, um eine klare Richtung vorzugeben. Die liberale Demokratie braucht beides – und Persönlichkeiten, die die Werte der Demokratie sowie demokratische Verfahren auch den nachfolgenden Generationen glaubwürdig (vor-) leben.

 

Burkhard Budde


Mehr wissen – besser verstehen

 

Christliche Ethik

 



Ethik (=“Gewohnheit“, „Sitte“ bzw. die philosophische Wissenschaft vom Sittlichen mit den traditionellen Fragen nach dem „höchsten Gut“, dem „richtigen Handeln“ und der „Freiheit des Willens“) kann in vielfältigen Perspektiven unterschiedliche Fragestellungen bearbeiten.

Die Individual- Ethik fragt u.a. zum Beispiel:

Wie ist das Verhalten des einzelnen Menschen zu beurteilen? Welche Werte und Normen leiten ihn?

Die Sozial-Ethik:

Wie sind die Verhältnisse, in denen der Mensch lebt, zu beurteilen? Welche Strukturen und Prozesse gibt es?

Die Gesinnungs-Ethik:

Welche „Denke“ und welche Motivation hat der einzelne Mensch? Wie sieht es mit seinem Gewissen, mit dem „Wahren“, „Guten“ und „Richtigen“ aus?

Die Verantwortungs-Ethik:

Wie kann das „Handeln“ in der Realität eingeschätzt werden? Welche Folgen und Wechselwirkungen können entstehen? Wer (=Subjekt) handelt, vor wem(=Instanz), wann (=Zeit), unter welchen Bedingungen (=Situation), in welchem Ausmaß (=Geltungsbereich)?

 

Christliche Ethik schöpft aus den biblischen Quellen und ist

ein Kompass der Liebe mit verschiedenen Nadeln:

-Nadel der Folgen: aus Dankbarkeit folgt Liebe (vgl. z.B. „Vom Schalksknecht“ Mt 18,21-35)

-Nadel der Forderungen: aus Überzeugung soll Liebe/Weisheit folgen („Goldene Regel“ Mt 7,12)

-Nadel des gelebten Glaubens: der „Begeisterte begeistert“ (Gal 5,25; Röm 11,36a)

-Nadel der verantwortungsbewussten Freiheit: der Christ ist frei zur Liebe (1.Kor 6,12; Mk 2,27a)

-Nadel der Würde: alle Menschen sind Ebenbilder Gottes (1.Mos 1,27a)

 

Christliche Ethik im Geiste Jesu Christi (siehe auch „ Barmherziger Samariter“ Lk 10,25-37 und „Bergpredigt“ Mt 5-7) ist zugleich eine Gesinnungs- und Verantwortungsethik:

Der universelle Stachel der Liebe, der Freiheit und Verantwortung im Fleisch einer konkreten und aktuellen Situation. Christliche Ethik betreibt keine theoretische Prinzipienreiterei oder gedankenlose Schwärmerei, aber auch keinen reinen Pragmatismus. Sie will niemanden bevormunden, aber auch keinen von der eigenen zu begründenden Verantwortung vor Gott und dem Nächsten sowie seiner Mit- und Nachwelt einfach entlasten.

 

Der Kompass christlicher Ethik ist keine moralische Statue, die nur mit dem Finger gen Himmel zeigt. Kein ideologisches Navi, das genau weiß, wo es lang geht. Kein politisches Rezeptbuch, das Glück verspricht und einfache Angebote zur Gestaltung des Lebens macht.

Der Kompass des Evangeliums von der göttlichen Liebe im Geiste Jesu Christi zeigt vielmehr die Richtung auf allen Lebenswegen an. Und Kompassarbeit bedeutet, seine Verantwortung in einer konkreten Situation durch die Beantwortung verschiedener Fragen wahrzunehmen (z.B. Welcher Weg führt am besten zum Ziel? Umwege? Pausen? Tempo? Schritte? Sprünge? Proviant? Team?). Und dabei die Gewissheit geschenkt zu bekommen, dass Gott Wegbegleiter und Wegbereiter, ja der „Grund“ aller Wege ist, der be-wegt.

 

Burkhard Budde


Essay

 

Kann Heuchelei toleriert werden?

 

Heuchelei? Geht gar nicht! Kann nicht toleriert werden! Scheinheiligkeit und Doppelmoral sind wie trojanische Pferde – von außen eine Augenweide, aber im Inneren warten böse Überraschungen. Schon Jesus geißelte Heuchelei, zum Beispiel die der „Schlangen“ und meinte damit bestimmte Schriftgelehrte und Pharisäer, die wie „übertünchte Gräber“ seien – von außen hübsch anzusehen, aber innen „voller Totengebeine“ und „lauter Unrat“. Wer mir jetzt nicht glaubt, weil Jesus für viele doch „die Liebe“ verkörpere, findet von Jesus noch mehr „provozierenden Tobak“ im Matthäusevangelium Kapitel 23, Verse 37-39.

 

Apropos Toleranz. Welche Antwort würden Sie geben? In einer offenen Gesellschaft mit Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt bedeutet Toleranz

a) keine Meinung zu haben, weil das am Bequemsten ist?

b) die eigene Meinung zu verschweigen, weil man einen kritischen Stresstest befürchtet?

c) die eigene Meinung anderen aufzuzwingen, weil man die Wahrheit kennt?

d) die Meinung anderer zu dulden, weil man es sich leisten kann?

d) der Meinung anderer zuzustimmen, weil man Vorteile dadurch hat?

e) die Meinung anderer zu respektieren, weil es sonst keine Entwicklung gibt?

 

Wer etwas nachdenkt, entdeckt vielleicht folgende Gedanken. Der Verzicht auf eine Meinung (a) könnte bedeuten, von anderen zum Spielball missbraucht oder ein Getriebener zu werden. Das Verschweigen (b) der eigenen Meinung zum Beispiel aus Angst vor einer ehrlichen Auseinandersetzung verhindert neue Erkenntnisse und Erfahrungen. Jemandem seine Meinung mit einer Keule aufzwingen (c) zu wollen, schafft nur zerstörerische Gefühle und Gedanken. Die Duldung (d) der anderen Meinung von oben herab ist relativ einfach, wenn man auf einem Hochsitz einer Moral, Religion oder Ideologie sitzt, aber zugleich gefährlich willkürlich. Auch ein schneller Kniefall vor kräftig austeilenden Meinungsmachern in Form von schneller Zustimmung (d), weil die häufig mimosenhaft beleidigt und nachtragend sind, wenn sie selbst kritisiert werden, hat mit Toleranz nichts zu tun.

 

Mein Vorschlag ist die Antwort e): Toleranz ist keine Einbahnstraße, auf der man sich selbst aufgibt. Auch keine Sackgasse, in der man jede Achtung vor sich selbst und anderen verliert. Wohl aber wie eine Brücke, auf der es eine Vielfalt von Sichtweisen gibt, sich alle jedoch gegenseitig respektieren und Unterschiede aushalten; alle ihre Meinungsverschiedenheiten im Wettstreit der Argumente nach Spielregeln und auf Augenhöhe austragen. Und auf der sich jeder frei und fair, eigenverantwortlich und selbstständig eine eigene (neue) Meinung bei der Wahrheitssuche mit dem Ziel eines friedlichen Zusammenlebens bilden kann.

 

Die Brücke der Toleranz ist allerdings nicht mehr tragfähig, wenn „rote Linien“ wie Hass, Volksverhetzung, Beleidigungen überschritten sind. Dann ist das Strafrecht gefordert.

 

Respektvolle Toleranz verzichtet jedoch freiwillig auf Worte, die wie Schläge ins Gesicht sind, unter die Gürtellinie gehen und Andersdenkende von der Brücke zu vertreiben versuchen.

 

Und Heuchelei? Jesus hat sie scharf kritisiert und nicht toleriert, aber die Heuchler nicht einfach verteufelt und sie über das Brückengeländer geworfen, sondern eine Brückenspur

 zum Umdenken und zum Neuanfang – zum Heil und zum Heilwerden - offen gehalten.

Damit viele auf der Brücke voneinander und miteinander lernen, aber auch Haltung gegen Heuchelei, Hass und Intoleranz zeigen können.

Burkhard Budde

 


Mehr wissen – besser verstehen

 



Christliches Menschenbild



 

Das Bild vom Menschen aus christlicher Sicht schöpft aus der biblischen Quelle.


Nach der ersten Schöpfungserzählung (Priesterschrift“ 1.Mos 1,1-2,4a; Elohim=Gott) ist der Mensch

ein Ebenbild Gottes, Abschluss und Krönung der gesamten Schöpfung – nach dem Bild und der Ähnlichkeit Gottes sowie als Mann und Frau durch Gottes analogieloses Tun geschaffen („creatio ex nihilo“ = Schöpfung aus dem Nichts“).  

Nicht Gott hat eine menschliche Gestalt, sondern der Mensch ist von Gott her, repräsentiert Gott und bleibt ihm gegenüber verantwortlich.

„Und Gott sprach. Lasset uns Menschen machen nach unserem Bilde, uns ähnlich.“ (1.Mose 1,26a)

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1. Mose 1,27)


Nach der zweiten Schöpfungserzählung („ Jahwistischen Bericht“ 1.Mose 2,7-3,19; JAHW= Namen des Gottes Israels) ist der Mensch

ein Erdengebilde, aus dem Staub der Erde gebildet, indem Gott ihm den Odem des Lebens (Odem=Atem) in seine Nase blies.

Als Erdling ist der Mensch begrenzt und vergänglich, als „lebendige Seele“ , die er nicht hat, sondern ist, bleibt er mit Gott verbunden.

„Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (1.Mose 2,7)

Die Erschaffung der Frau (=„ischa“), die zum Mann (=“isch“) „passt“, deutet auf die Wesensgleichheit sowie Gleichwertigkeit bei aller Verschiedenheit hin (1.Mose 2,18-25).

 

Der Mensch ist ein gewolltes Geschöpf Gottes.

Er ist kein Zufallsprodukt; es bleibt jedoch letztlich ein Geheimnis, warum er wann, wo, wie und wozu er das Licht der Welt erblickt.


Der Mensch ist ein originelles Geschöpf Gottes.

Er ist kein Fließbandprodukt; jeder Mensch hat einen individuell genetischen Fingerabdruck sowie eine einzigartige und unverwechselbare Sozialisation und Geschichte.


Der Mensch ist ein soziales Wesen.

Er ist von Geburt an kein Einsiedler; jeder Mensch braucht in seiner Unvollkommenheit und Bedürftigkeit andere Menschen zum Überleben, soziale Kontakte und fürsorgliche Solidarität. Und er wird selbst als Teil der Gemeinschaft gebraucht.


Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes, ihm „ ähnlich“.

Er ist kein gottloses Wesen, auch wenn er sich als Gottloser versteht. Der Mensch, der eine unzerstörbare Würde (=„dignitas aliena“=fremde Würde) hat, wird als Abbild seines Urbildes seine „Verantwortung vor Gott“ nicht los. Er bleibt ihm verantwortlich, weil er in einer wesenhaften Beziehung zu ihm steht. „Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ (Röm 11,36)


Der Mensch ist ein  Kunstwerk Gottes, dem Schöpfer zwar entfremdet, ihm jedoch bleibend verantwortlich.

Er ist kein böser Wolf, aber auch kein gutes Schaf; wohl aber schenkt ihm der Glaube an Jesus Christus, der das Ebenbild Gottes ist (2.Kor 4,4), die innere Freiheit zur Liebe, zur gelebten Verantwortung vor Gott und dem Nächsten im inneren Kampf mit Hass, Bosheit, Neid, Lüge und Angst.


Das Kunstwerk aus einer Mischung von Vernunft und Gefühl kann die unsichtbare Hand, die es freiwillig und ohne jede Gegenleistung geschaffen und gewürdigt hat, ausschlagen, ignorieren oder sogar „beißen“. Aber das freie Kunstwerk kann diese Hand auch im Gott- und Christusvertrauen ergreifen, um zu begreifen: Die schöpferische Hand liebt mich unendlich und schenkt mir durch den Geist Christi Neuanfänge.

Burkhard Budde


Essay

 

Auf der Suche nach einem Menschen

 

Es ist viel los auf der Bühne und hinter den Kulissen der Welt: Einer sucht etwas, was er verloren hat. Ein anderer fragt ihn: „Was hast Du denn verloren? Etwa Deine Antriebskräfte, die Dich bewegen?“ Also den Hunger nach Nahrung, körperliches Verlangen, lustvolle Neugierde, Sehnsucht nach Anerkennung und Gemeinschaft? Er antwortet überraschend: „Ich suche einen Menschen.“

 

Auf seiner Suche begegnet er einem Schauspieler, der in unterschiedlichen Situationen verschiedene Masken trägt und seine vielen Rollen erfolgreich spielt. Dann einem Schubladensortierer, der seinen Mitmenschen heimlich Etiketten auf die Stirn klebt und sie dann in Schubladen „Freund“ und „Feind“, „Parteigänger“ und „Parteigegner“, „wichtige“ oder „unwichtige Personen“ einsortiert. Dann einem, der mit seiner weltanschaulichen Schrotflinte losschießt, ohne Person und Sache zu unterscheiden. Einem, der mit seiner Moralkeule droht, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen. Und einem, der wie eine Statue wirkt, unbeweglich, gefühlslos und unflexibel ist sowie nur seine Denke und sich selbst kennt.

 

Der Suchende fragt sich: „Sind alle Menschen nur ein Power-Mix mit vielen zerstörerischen Kräften?“ Also Menschen, die alle irgendwie und irgendwann eitel, gierig, rachsüchtig, maßlos, neidisch, feige, gleichgültig und oberflächlich sind?

 

Da trifft er auf einen, der ihm ein Buch zum Lesen gibt, und sagt: „Botschaften aus diesem Buch können Dir bei Deiner Suche helfen.“ Und er liest: „Gott sprach. Lasset uns Menschen machen nach unserem Bilde, uns ähnlich.“ Und er denkt darüber nach.

 

Ist ein Mensch ein Geschöpf? Dann wäre er nicht sein eigener Schöpfer, sondern ein gewolltes Wesen. Und sein Schöpfer kein Mensch, sondern Gott, vielleicht eine Art kreative Urquelle (?) – denn sonst hieße es ja nicht „Lasset uns…“?!

 

Ist das Geschöpf ein Original? Dann wäre ein Mensch keine Kopie, sondern ein besonderes Kunstwerk - unvergleichbar und unwiederholbar, eben einmalig und einzigartig.

 

Ist das Original ein Ebenbild seines Urbildes, ihm „ähnlich“? Dann würde ein Mensch trotz seiner Vergänglichkeit, seiner Unvollkommenheit, seiner Fehlerhaftigkeit etwas „Göttliches“ widerspiegeln, es in seinem Herzen tragen und es nicht verlieren können. Es könnte zwar ignoriert, aber nicht gewährt oder weggenommen werden. Dann sollte ein Mensch nicht mit einer seelenlosen Maschine verwechselt werden, mit einer Ware, die gekauft oder verkauft werden kann, mit einem Gegenstand, der einfach gebraucht oder verbraucht wird.

 

Und ist dieses Ebenbild ein soziales Wesen, weil Gott „Menschen“ (Plural!) geschaffen hat? Dann wäre ein Mensch nicht als Einzelgänger geschaffen. Er brauche von seiner Geburt an Mitmenschen, um zu überleben – und er werde für seine Mitmenschen (später) gebraucht. Alle geschaffenen Menschen segelten in einem geschaffenen Boot des Lebens – und seien ihrem Schöpfer als seine Ebenbilder bleibend für seine Schöpfung verantwortlich.

 

Als der Suchende in dem Buch liest, dass sich Jesus mit den Verachteten seiner Zeit auseinandersetzte und sogar mit korrupten Zöllnern Tischgemeinschaft hatte, wird ihm klar:

Der Mensch hat eine innere Freiheit. Und zwar durch den Glauben an Jesus Christus als sichtbares Bild des unsichtbaren Gottes, der die bedingungslose Liebe Gottes vorlebte und zur gelebten Verantwortung einlädt: Seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, keinen Menschen zu hassen oder auszugrenzen. Die Mitwelt nachhaltig zu gestalten. Die Vernunft nicht zum Götzen zu machen, wohl aber zur Vernunft zu bringen und zugleich menschlich vor Gott als letzter Verantwortungsinstanz zu handeln.

 

Dem Suchenden fällt es wie Schuppen von den Augen: Ein Verlust der „Verantwortung vor Gott“ (Grundgesetz), der religiösen Verwurzelung der unantastbaren Würde, gefährdete ihre Geltung – ihre ausnahmslose, überall und zu jeder Zeit geltende Achtung.

 

Auf der Bühne des Lebens kann jeder Schaufensterpuppen, Gespenster, Zuschauer, Goldene Kälber, Macht- und Gutmenschen erleben, aber auch die Würde in aller Menschlichkeit wiederfinden. Und den von Gott unendlich geliebten Menschen - in sich selbst.

 

Burkhard Budde

 

Glücksbringer durch Tradition,

Innovation und Gottvertrauen

Einblick: „Glück auf“ – das ist mehr als ein traditioneller Farbtupfer bunter Folklore.

Heute am 23. Februar 2020 erinnerte ein Gottesdienst in der Martinikirche in Sankt Andreasberg am Bergdankfest an die alte Bergbautradition – auch mit dem Bergmännischen Volkslied aus dem Erzgebirge „Glückauf, ihr Bergleut jung und alt“, das irrtümlich als „Harzer Bergmannslied“ bekannt geworden war. 

Das Fest vergegenwärtige lokale Geschichte mit überregionaler Bedeutung, schaffte Identifikationsmöglichkeiten und stärkte das Wir-Gefühl der Andreasberger in ihrer auch für Neubürger offenen Heimat. Das anschließende Tscherperessen (Tscherper ist das Berufsmesser der erzgebirgischen und Oberharzer Bergleute) im Gemeindehaus ließ auch Raum zum lockeren Austausch über gegenwärtige und persönliche Herausforderungen in einer Stadt mit offenem Herzen, viel Natur und geschichtlich geprägter Kultur.


Rückblick: Der alte Bergmannsgruß aus dem 16. Jahrhundert, der sich vom allgemeinen Gruß „Glück zu“ unterschied, brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich „Erzgänge auftun“, damit sich die Arbeit im Bergwerk lohnt und mit Lohn gekrönt werden konnte. Natürlich wurde damit auch die Hoffnung auf eine gesunde Rückkehr aus der Grube verbunden.


Die Grube Samson – seit 2010 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes wegen der letzten funktionsfähigen Fahrkunst der Welt - wurde 1521 eröffnet (geschlossen 1910). Die „Bergfreiheit“ - mit besonderen Rechten wie freies Holz, Acker- und Wiesenbau, Viehzucht und Landwirtschaft, Abgaben- und Jagdfreiheit, Befreiung vom Heerdienst, eigene Gerichtsbarkeit - , die die Grafen von Hohnstein als Lehnsherren ausriefen, sowie insbesondere die zweite „Bergfreiheit“ 1527 lockte Bergleute aus Sachsen, Böhmen, Thüringen und dem Mansfeld in den Oberharz, um nach Silber und anderen Metallen zu schlürfen.


Ausblick: „Glück auf“ und „Glück zu“ sind alte Wünsche, bei aller Planbarkeit, Machbarkeit und Berechenbarkeit sowie bei allen Möglichkeiten, die Notwendigkeit des „Glücks“ nicht zu vergessen. Das „Glück des Tüchtigen“, aber auch das „Glück des Faulen“ spielte nicht nur in der Vergangenheit eine wichtige Rolle, sondern das „Lebensglück eines Menschen“ ist immer noch und immer wieder sowohl im Überglück als auch im Unglück – im Lotteriespiel des Lebens – unsichtbarer Wegöffner, Wegbegleiter und Wegbeweger im Leben. Und öffnet die Augen für die Weisheit Gottes, der sich des Glückes bedienen kann, damit der Mensch demütig, klug und verantwortungsbewusst lebt.


Dann gehören Tradition und Geschichte, Innovation und Gottvertrauen untrennbar zur Gestaltung von Gegenwart und Zukunft, der bunten Vielfalt in der verbindenden Einheit zusammen. Und bei allem dann ein „Glück auf“.


Burkhard Budde


Kommentar zur Situation der CDU

Wie erfolgloser oder erfolgreicher werden?!

  

Was muss die CDU tun, um im Kampf um die Führung ihrer Partei (noch) erfolgloser zu werden? Dazu gehören Truppen sammeln, im Hinter- und Untergrund Gräben der politischen Zwietracht und des Misstrauens schaufeln, nützliche Leichtgewichte gewinnen, die durch Diskreditierung anderer und eigene Machtphantasien dabei helfen, Schwergewichte in die Grube fallen zu lassen. Und selbst hineinfallen, weil die Volkspartei am Ende gespalten und zerstritten ist, alle Kandidaten verletzt sind oder aus der Grube nicht mehr herauskommen, auf jeden Fall nicht und nichts vergessen können. Und sich das Partei- und Wahlvolk auf der Flucht befindet.

 

Wenn die CDU jedoch erfolgreich bleiben oder werden will, hat sie bei der Frage ihrer Führung jetzt die Möglichkeit, Demokratie mit einem fairen Wettbewerb geeigneter Köpfe beispielhaft zu verlebendigen und neues Vertrauen in der Öffentlichkeit zu gewinnen. Dazu gehören weniger Machtfragen (Wieviel Truppen stehen hinter einem Kandidaten?) als Verantwortungsfragen: Welche bewährte und innovative Führungskraft hat ein Kandidat? Kann er integrieren und moderieren, überzeugen und Position beziehen, die Partei zusammenhalten und weiterentwickeln? Welchen ethischen Kompass und politischen Grundpositionen hat er, die er braucht, um im Strom der Herausforderungen und Konflikte nicht unterzugehen? Wie ist er sozial und geistig verwurzelt? Kann er unabhängig und (selbst-)kritisch sein, auch gegen einen Strom der Zeit schwimmen? Ist er vertrauenswürdig im Strom der Zeit?

 

Allerdings: Die CDU braucht mit ihrem Markenkern des christlichen Menschenbildes, der Sozialen Marktwirtschaft, des Verfassungsstaates keinen politischen Heilsbringer, dessen Fallhöhe sehr hoch und absehbar ist, wohl aber eine Führungspersönlichkeit mit Verantwortungswillen, die sich mit dem Markenkern identifizieren kann, ihn im politischen Alltagsgeschäft als Wegweiser ernstnimmt und eine Führungsmannschaft – keine Truppen - um sich sammelt, die weniger nach Karriere schielt, dafür aber für Kompetenz und Engagement, Erfahrung und Glaubwürdigkeit sowie für das Bürger- und Gemeinwohl steht.

 

Burkhard Budde 

Veröffentlicht in die WELT 18.2.2020


Für Kompassarbeit und Nähe zum Menschen

Bundesgeschäftsführer und Generalsekretär beim EAK

 

Eine Partei, besonders eine Volkspartei, ist auch ein Spiegel der Gesellschaft. Die CDU will Vielfalt erkennbar und erfahrbar machen, damit sich in ihr möglichst viele Menschen politisch zu Hause fühlen.

 

Den Evangelischen Arbeitskreis der CDU (EAK), der zu den acht Vereinigungen der CDU gehört, bezeichnete der Landtagsabgeordnete Kai Seefried, Generalsekretär der CDU in Niedersachsen, als „Denkschule“, die wichtig für die „Kompassarbeit“ der Gesamtpartei sei.

 

Auf der EAK-Klausurtagung in Hannover am 15.Februar 2020, die vom Landesvorsitzenden Dirk Heuer geleitet wurde, war auch der EAK-Bundesgeschäftsführer Christian Meißner aus Berlin zu Gast, der neben dem Kompass des christlichen Menschenbildes die „Nähe am Menschen“ als einen zentralen „Schlüssel“ versteht, um neues Vertrauen und Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung zu gewinnen.


 

Und in der Tat: Ohne Kompassarbeit und Menschlichkeit können das Miteinander und Füreinander, aber auch eine konstruktive und faire Streitkultur um den richtigen Weg einer Partei nicht gelingen.

 

Das „C“ im Namen der CDU ist keine Ideologie oder Moral, wohl aber als „lebendige Größe“ (Meißner) Quelle und zugleich Motor der Kompassarbeit. Eine positive gestalterische und innovative Kraft zugunsten des Gemeinwohls entwickelt sich, wenn das „C“ persönlich vorgelebt, politisch sowohl konkretisiert als auch aktualisieret wird.

 

In der Vielfalt muss keiner ins Schwimmen geraten, treiben oder getrieben werden. Vielmehr kann Einheit durch tragfähige Kompromisse zum gegenseitigen Nutzen gestiftet, eine mutige Haltung und Wehrhaftigkeit ermöglicht werden. Und der Zusammenhalt in der liberalen Demokratie bleibt gewahrt, vor allem die universelle Würde, individuelle Freiheit, solidarische Gerechtigkeit und der gesellschaftliche Frieden behalten eine realistische und nachhaltigen Chance.

Burkhard Budde


Essay

 

Höflichkeit statt Gehässigkeit

 

Wie finden Sie diese Liste? Und dass sie immer länger wird? Vor allem dass es bei dieser Liste der taktlosen Unhöflichkeiten um keine Nickeligkeiten und keine Belanglosigkeiten geht?!

 

Sie betreten beispielsweise den Fahrstuhl eines Hauses, wünschen den dort Stehenden freundlich einen „guten Tag“, ernten jedoch nur Schweigen und gleichgültige Blicke. Hat man ihren Gruß etwa nicht gehört oder als Heiratsantrag missverstanden?

 

Oder Sie können während der Zugfahrt nicht abschalten, weil ein Mitreisender lautstark telefoniert, detailliert und begeistert seinem Gesprächspartner am Ende der Leitung die letzte Nacht mit seiner Geliebten schildert. Muss ich das erfahren, fragen Sie sich? Denkt der nur an sich?

Höflichkeit? Rücksichtnahme? Fehlanzeige auch bei Mitmenschen, die hemmungslos gähnen, aufs Geradewohl wild und aggressiv husten und niesen, laut und gierig schmatzen - als wären sie allein auf dieser schönen Welt.

 

In politischen (Sonder-)Welten scheinen Taktlosigkeiten und Unhöflichkeiten Eintrittskarten zum zweifelhaften „Erfolg“ zu werden. Der eine verweigert den Handschlag. Die andere zerreißt demonstrativ ein Redemanuskript mit Inhalten, mit denen sie sich nicht identifizieren kann. Wieder eine wirft Blumen vor die Füße des „undemokratischen“ politischen Gegners, die eigentlich für den Freund gedacht waren. Gehässige Schleusen einer Unkultur werden geöffnet: Politiker, die eine andere Meinung als man selbst vertreten, werden beschimpft und beleidigt. Sie werden gnadenlos gejagt, auf die Anklagebank gesetzt. Die Atmosphäre wird vergiftet, Angst und Schrecken breiten sich aus. Dann doch lieber schweigen, sich zurückziehen, lieber mit dem Mund lächeln, aber die Faust in der Tasche ballen? Lieber den Lautstarken nach dem Mund reden und mit den Wölfen heulen, aber persönlich seine Ruhe haben - als sich in diese Welt der unhöflichen Gehässigkeiten zu begeben?!

Doch wie mit dieser Negativliste, die noch unvollständig ist, umgehen?

 

Kann neue „Höflichkeit“ – „Kultivierung“ - helfen, unhöfliches Verhalten in höfliches Verhalten zu verwandeln? Ist „Höflichkeit“ ein Schlüsselwort für Menschen, die an die unantastbare Würde freier Menschen glauben, um im Frieden miteinander, in Freiheit und Sicherheit, Gerechtigkeit und Solidarität leben zu können?

 

Natürlich kann „Höflichkeit“ zur sozialen Maske werden, wenn erst – in Anwesenheit eines Menschen - geschleimt, dann – in Abwesenheit desselben – gelästert wird, ein „Freund“ oder „Genosse“ trotz innerer Ferne und mit neidischen Augen freundlich geduzt wird.


Aber Höflichkeit“ kann auch als Visitenkarte verstanden werden („ein feiner Kerl“), als Spiegel des Inneren eines Menschen („der ist loyal und mit dem kann man sprechen“), vor allem als Türöffner („mit dem kann man vertrauensvoll zusammenarbeiten“).



Glaubwürdige Höflichkeit, gepaart mit positivem Takt- und Fingerspitzengefühl sowie belebendem persönlichem Charme, poliert nicht die eigene Fassade, auch schwindelt sie nicht mit einem Etikett. Vielmehr ermöglicht sie ein Zusammenleben im gegenseitigen Respekt. Und ein höflicher Mensch ist innerlich frei und souverän, sich auf dem Parkett des Lebens mit aufrechtem Gang und sicherem Auftritt „locker“, besonnen und gelassen, klug und vernünftig zu bewegen – um aus einer Negativliste mit Gehässigkeiten eine Positivliste mit Herzensbildung zu machen.

 

So entsteht aus einer echten Form ein wahres Format. Und der Höfliche bleibt höflich, selbst wenn er keinen Vorteil davon hat oder sein Mitmensch anders denkt. Und wie finden Sie diese Haltung?

Burkhard Budde

www.burkhard-budde.de


Unhöfliche Gehässigkeit

Über die politische Kultur

in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 8.2.2020

 

Wohin soll das führen? Der eine verweigert den Handschlag. Die andere zerreißt demonstrativ ein Redemanuskript mit Inhalten, mit denen sie sich nicht identifizieren kann. Wieder eine andere wirft Blumen vor die Füße des „undemokratischen“ politischen Gegners, die eigentlich für den „Freund“ gedacht waren.

 

Sind das alles spontane Aktionen? Oder sollten sie nur Aufmerksamkeit erheischen, in den Medien Beachtung finden, Stimmungen erzeugen, um Applaus von der „richtigen“ Seite zu ernten?

 

Was folgt als Nächstes? Wüste Beschimpfungen? Übertönendes Geschrei? Handgreiflichkeiten? Vielleicht eine Ohrfeige?

 

Welche Folgen haben solche Blüten auf die politische Kultur unseres Landes? Wenn Tricksereien, Intrigen, Machtkämpfe, Hassbotschaften mit großer Empörung, die man als spontane menschliche Reaktion zunächst verstehen kann, vor allem jedoch mit unhöflicher Gehässigkeit beantwortet werden?

 

Unter mündigen Demokraten, die auf der Grundlage der unantastbaren Würde freier Menschen politisch tätig sind, sollte Einigkeit herrschen:

Hass verhindert und zerstört eine freie und offene, sachliche und faire Auseinandersetzung nach demokratischen Spielregeln mit dem Ziel von tragfähigen Kompromissen und zum Wohle der Allgemeinheit.

Hass polarisiert durch plumpe Aufspaltungen in „Gut“ und „Böse“, verallgemeinert durch undifferenzierte Vorurteile und Feindbilder, skandalisiert durch unverhältnismäßige Überbetonung des Einzelfalls und zerstört durch Neid, Machtgier und Hochmut das gesellschaftliche Klima.

Hass will die Existenz des anderen oder einer Gruppe auslöschen.

 

Niemand sollte seine Augen zuhalten und behaupten, dass es diese Sumpfblüte nur bei rechts- und linksextremen Politikern gebe. Aber keiner sollte mit gleicher Münze heimzahlen, zum Beispiel im Namen der Menschlichkeit und Demokratie den Hassenden hassen, dessen Hass nur befeuert und triumphieren würde.

 

Um den Sumpf des Hasses überall trocken zu legen, helfen weder Samthandschuhe noch Moralkeulen noch Betroffenheitsrituale noch unhöfliches oder unanständiges Verhalten.

 

Vielmehr können selbstständiges und unabhängiges Denken, soziales und kultursensibles Verhalten, politische Überzeugungsarbeit und glaubwürdiger Klartext im fanatisch totalitären Kontext zum Trockenlegen des Sumpfes beitragen.

 

Alle Demokraten tragen nach bestem Wissen und Gewissen eine Verantwortung, dass keiner – auch sie selbst nicht – vergiftetes Wasser trinken müssen.

 

Und alle sollten sich vergegenwärtigen, dass die Sonne der unantastbaren Würde über jeden einzelnen Menschen scheint, selbst über den, der sich würdelos verhält, damit die Blüte des gegenseitigen Respektes und der Menschlichkeit bei allen Kontroversen und Konflikten eine Chance behält.

 

Burkhard Budde

(F.A.Z. vom 8.2.2020; ungekürzt)


Auf ein Wort

 

Kostbare Lebenszeit

 

In der Warteschlange an der Kasse des Supermarktes: Ein alter Mann, der müde vor sich hinstarrt, denkt: „Ich habe keine Zeit“. Auch eine junge Frau, vielleicht eine Studentin, scheint nicht über die lange Schlange begeistert zu sein. Sie wirft schnell einen Blick auf ihr Smartphone und denkt: „Eigentlich habe ich keine Zeit.“ Eine Mutter, die ihr kleines Kind an der Hand hält und gestresst erscheint, denkt: „Ich muss schnell nach Hause. Ich habe doch keine Zeit.“ Ein Mann in einem Nadelstreifenanzug denkt: „Zeit ist Geld. Ich habe wirklich keine Zeit“. Würde er sich am liebsten von der Warterei freikaufen? Ein anderer Mann, der sich brav, aber mit einer Miesepeter-Miene ans Ende der Schlange anstellt, gibt einen Stoßzeufzer von sich und denkt: „Ich stehe unter Termindruck und habe wenig Zeit.“ Würde er das unproduktive Nichtstun am liebsten verdammen?

Ein kleiner fröhlicher Junge, der wohl etwa zehn Jahre alt ist, versucht sich mit seinem Glas Honig sprachlos, aber mit einem treuen Augenaufschlag und einem Lächeln auf den Lippen vorzudrängeln.

 

Alle denken: „Geht gar nicht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Uns lässt auch keiner vor.“

Doch verlieren alle kostbare Lebenszeit, wenn sie ein bisschen länger warten müssen? Haben alle wirklich zu wenig Zeit? Bleibt nicht vielmehr für alle „die Zeit“ gleich? Nur dass jeder in seiner Zeit unterschiedlich mit „der Zeit“ umgeht?

Nehmen wir uns einmal Zeit für das Thema „Zeit“ und stellen uns eine Sanduhr vor. Zwei Glaskolben sind miteinander verbunden. Durch den jeweiligen Hals fließt Sand durch ein Loch von einem Kolben in den anderen. Die „gläserne Uhr“ kann uns auf die Sprünge helfen: Der Sand – die Lebenszeit – ist ständig in Bewegung, keiner kann sie festhalten oder anhalten. Auch diejenigen nicht, die die Zeit ignorieren oder „totschlagen“. Die Lebenszeit bleibt kostbar, weil sie „gnadenlos“ weniger wird; kein unberechenbarer Zeitgeist oder kein schwärmerischer Genuss kann sie vermehren. Aber verschwindet sie einfach ins Nichts oder ins Unbekannte? In der „Engführung“ – im Loch der Uhr – fallen Sein und Nichtsein, Dauer und Werden, Nichtsein und Neusein zusammen.

 

Wenn die Lebenszeit nicht auf gedankenlosen Treibsand gebaut ist, ein jegliches seine Zeit hat (Prediger 3,1-4), kann ein Mensch die Gelegenheit beim Schopfe greifen und sich Zeit zum Weiterdenken und zur Muße nehmen: Um den Kopf frei zu bekommen, das für einen selbst wirklich Wichtige tun zu wollen, Nein- und Jasagen zu lernen, innere Gelassenheit, Kreativität und Kritikfähigkeit zu gewinnen sowie um Feste feiern und nutzenfreie Beziehungen pflegen zu können.

 

Und beim Denken entdecken: Dass der Strom der Zeit keine Art Kreislauf oder Wiederkehr des Immergleichen ist, sondern in eine offene Zukunft mündet, in der nicht nur der Zufall, sondern vor allem auch die Ewigkeit möglich ist. Dass Endlichkeit und Vergänglichkeit stets Ursprung des Neuanfangs und der Erneuerung sind.

 

Die Zeit ist nicht unabhängig vom Raum zu verstehen. Aber endet die „Raumzeit“ als eine Art Schleife wirklich im „Schwarzen Loch“? Oder dürfen wir – vielleicht hinter dem „Schwarzen Loch“? -

auf eine „zeitlose Glückseligkeit“ in göttlicher Geborgenheit hoffen?!

 

Es kann Sinn machen, aktiv, vertrauens- und verantwortungsvoll in der geschenkten und verbliebenen Zeit zu warten – auf eine Ewigkeit, in der kein Sandkorn verloren geht und der Mensch als geliebtes Samenkorn vollendet wird.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Schon einen Liebesbrief geschrieben?!

 

Lieber Leser

– und bei dieser Anrede mögen sich alle angesprochen fühlen, ob weiblich, männlich oder divers -,

 

bitte legen Sie Ihre Hand aufs eigene Herz: Wann haben Sie zum letzten Mal einen Liebesbrief geschrieben? Oder waren Sie bislang zu schüchtern, um einem geliebten Menschen einen Brief mit viel Herz zu verfassen? Oder ziehen Sie digitale Medien vor, wenn Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube machen wollen? Oder ist für Sie das Gespräch geeigneter, Ihre Gefühle zu offenbaren?

Und der Liebesbrief „out“?

 

Manche Ältere erinnern sich noch an die Briefchen während der Schulzeit, die mit Herzen geschmückt waren, die häufig die Nachricht hatten „Willst Du mit mir gehen?“ und unter der Schulbank heimlich herumgereicht wurden. Andere haben ihren Liebesbrief, den sie erhalten haben, mit sich herumgetragen, weil ihr Herz vom Pfeil der Liebesbotschaft „Sei mein“ durchbohrt und verzückt war. Oder Sie haben den wildromantischen Liebesbrief sorgfältig unter Regalbrettern versteckt, weil kein Mensch etwas vom „verbotenen Apfel“ im Paradies der Träume erfahren sollte.

 

In der Schule war – und ist?! - manchmal von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) und Eva König (1738-1778) die Rede, von denen etwa 200 (Liebes-)Briefe erhalten sind. Eva König, eine Hamburger Geschäftsfrau, schrieb beispielsweise einmal an Lessing: „Ich umarme Sie tausendmal in Gedanken, und sehne mich nach dem Tag, da ich es wirklich tun kann.“ Sind das nicht elektrisierende Worte, voller Sehnsucht und Hoffnung?!

 

Doch es gibt auch Bedenken gegen zärtliche Liebesbriefe, die genannt werden sollten, um nicht blind vor Liebe zu werden. Wenn im Brief zum Beispiel übermütig übertrieben wird, kommt der Verdacht auf, dass das Thema „Liebe“ vor allem dem Schreiber dienen soll und weniger dem Adressaten. Wenn mit zu viel Süßholz geraspelt und mit in Klischees gepressten Gefühlen Theater gespielt wird, ist Vorsicht geboten, um nicht abzuheben, sondern auf dem Teppich bzw. vernünftig zu bleiben.

Papier kann missbraucht werden!

 

Aber eben auch als ganz persönliche (An-)Gelegenheit mit der Hand gebraucht werden – um nicht zugeknöpft zu bleiben, sondern sein beglücktes Herz dem ersehnten gemeinsamen Glück zu öffnen. Um aber auch gemischte Gefühle, schwankende Stimmungen, verborgene Bedürfnisse sowie eigene Vorstellungen und Überzeugungen originell und vertrauensvoll zur Sprache zu bringen. Um sich zudem in sein fernes Gegenüber mit bearbeiteten Gefühlen viel sachlicher hinein zu fühlen und hinein zu lieben. Um – vielleicht?! - eine „wahre Begegnung“ vorzubereiten und – vielleicht?! - dann die Herzen einander zu verschenken und auszuliefern.

 

Am 14. Februar wird an den Märtyrer und Bischof Valentin gedacht, der im 3. Jahrhundert n.Chr. in Terni lebte, dem Patron der Liebenden. Manche verschenken an diesem Tag Blumen oder Pralinen an Menschen, die ihnen am Herzen liegen. Und das kann selbstverständlich auch der Ehepartner sein.


Aber warum sollten Sie, lieber Leser, nicht einmal einen Liebesbrief schreiben, in dem sich viele Ihrer Gefühle tummeln können. Und mit so einem Brief können Sie selbstverständlich auch nach dem 14. Februar einem anderen lieben Menschen mit dem Tiefgang Ihrer Gefühle eine überraschende Freude bereiten. Und – vielleicht?! - das Feuer der Liebe (erneut) entfachen.

Burkhard Budde


Mehr wissen – besser verstehen

 

Tag der Liebe und der Liebenden

 



Valentinstag

 

Zum Namen: Der Gedenktag am 14. Februar erinnert an St. Valentin aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., Bischof von Terni in Italien, der später zum Schutzpatron der Liebenden, aber auch der Jugend, der Reisenden und Imker wurde.

 

Zur Geschichte: Vieles liegt im Dunkeln. War Valentin ein Mönch, der Blumen aus dem Klostergarten an Paare verschenkte? Ein Bischof, der heimlich christliche Paare traute, obwohl es verboten war und er deshalb hingerichtet wurde? Ein Heiliger, der einen jungen Menschen von seiner Blindheit geheilt hatte, die dankbare Familie taufte und deshalb den Märtyrertod erlitt? Ein Intellektueller, der den Kaiser durch seine Redekunst so provozierte, dass er ihn an einem 14. Februar töten ließ? Hat Valentin überhaupt gelebt?

Am 14. Februar gab es jedenfalls im antiken Rom einen Feiertag zu Ehren der Göttin Juno, der Schützerin von Ehe und Familie, die mit ihrem leidenschaftlichen Ruf - im Liebesfieber? - auch Tiere aus dem Winterschlaf zur Paarung ermutigt haben soll. An diesem Feiertag wurden Frauen besonders mit Blumen geehrt. Vielleicht hat sich später - durch kirchlichen Einfluss - der Priester Valentin mit seinem guten Ruf und Einsatz für Liebende angeboten, das Thema „Liebe“ am 14. Februar zu „christianisieren“, also mit seiner Person neu zu verknüpfen und zu erklären.

Im 14. Jahrhundert wurde der 14. Februar immer mehr mit der „romantischen Liebe“ gefüllt. Der „Tag der Offenen Herzen“ etablierte sich durch europäische Auswanderer in den USA und dann auch in Kontinentaleuropa.

Heute genießt der Tag weltweit durch viele Zeichen der Liebe und Zuneigung besondere Beachtung. Zum Beispiel in Deutschland (insbesondere durch Blumen), in England (Liebesgedichte), in Italien (Liebesbrief- Wettbewerb), USA und Indien (Grußkarten). In Japan werden Männer  am 14. Februar mit weißer Schokolade beschenkt, am 14. März erhalten dann Frauen „Gegengeschenke“, z.B. eine Einladung zum Essen. In allen Geschenken stecken Botschaften. Schokolade, die selbst gemacht ist, kommt „von Herzen“; die Schokolade, die teuer, aufwendig und in rosa Papier verpackt ist, weist auf die „Beliebtheit des sympathischen Chefs“ hin; die billige Schokolode auf die „Unbeliebtheit des Chefs“.

Zur Bedeutung: Der Tag kann, muss aber kein Tag des ausschließlichen Kommerzes oder des Konsums sein. Er kann, muss aber kein Tag nur für Verliebte und Liebende, für Sehnsüchtige und Romantiker sein. Er kann, muss aber aus der romantischen Liebe keine Ideologie machen und ist deshalb auch kein pauschaler Angriff gegen Singles oder die arrangierte Ehe.

Der Tag der Liebe erinnert vielmehr an eine umfassende Liebe, die den Liebeskummer und das Scheitern der Liebe, aber auch Liebeskümmerer und Neuanfänge mit bedenkt. Der Tag weist vor allem über sich selbst hinaus auf die Liebe hin, die als dynamische Kraft und Chance mitten im Alltag die freie Wahl von Liebes- und Lebenspartnern ermöglicht.

Die Liebe nach Schema F gibt es nicht, da jeder Mensch anders ist. Aber das Bauchgefühl und die Leidenschaft sowie Vertrauen und Verantwortung gehören stets dazu.

Eine Liebeserklärung - in welcher Form auch immer - am möglichen Beginn einer Beziehung kann Falschgold oder Schminke sein, aber auch ein Juwel, wenn Herz gezeigt und zärtlich an eine Herzenstür geklopft wird – in der Hoffnung auf Einlass sowie auf ein Herz und eine Seele.

Burkhard Budde

 

  

Weitere Texte – Aphorismen, Essays, philosophische Denkanstöße, biblische Meditationen – befinden sich in meinen letzten Büchern „Annis Welt“ und „Erkennen, anerkennen, bekennen“. Beide sind im Books on Demand Verlag (Bod) erschienen und eignen sich zum Selberlesen, Verschenken oder Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Sie können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

Über eine Weiterempfehlung würde ich mich sehr freuen – herzlichen Dank!

Annis Welt. ISBN: 978-3-734-7967-84. 53 Texte. 148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Erkennen, anerkennen, bekennen. 45 Texte. ISBN: 978-3-744-8853-79. 108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

www.burkhard-budde.de


Botschaften aus Berlin

Freiheit in Würde und Würde in Freiheit

Die bleibende Botschaft eines Hauses:

Das Berliner Axel-Springer-Haus, das 1959 unmittelbar an der Grenze zum sowjetisch besetzten Sektor Berlins errichtet wurde, war ein mutiger Leuchtturm des freien Westens, der über Grenzen hinweg den Geist der Freiheit ausstrahlte und ein sichtbares Bekenntnis des Verlegers Axel Springers über Zeiten hinweg zum Geist der Selbstbestimmung für alle Menschen.

Die bleibende Botschaft einer Skulptur:

An dem symbolträchtigen Haus befindet sich das Kunstwerk „Balanceakt“ des Künstlers Stephan Balkenhol aus dem Jahr 2009.

Die aus bemalter Bronze, Beton und Teilen der Berliner Mauer bestehende Skulptur erinnert daran, dass Freiheit und Sicherheit, Eigenverantwortung und Solidarität sowie Chancengerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit und Generationengerechtigkeit in einer liberalen Demokratie stets fair und respektvoll, sachlich und wahrheitsgemäß zum gegenseitigen Nutzen und zum Wohle aller ausbalanciert werden müssen.

 

Haus und Skulptur bilden zusammen eine bleibende Verpflichtung:

Sich für Freiheit in Würde und für eine Würde in Freiheit einzusetzen, Mauern zu überwinden, Gräben zuzuschütten und Brücken zu bauen, damit die Menschenrechte auch in Zukunft eine realistische Chance erhalten.

 

Burkhard Budde


Die Welt neu entdecken.

Für Andrea Seibel beginnt ein neues Abenteuer

 

Andrea Seibel war 20 Jahre lang Leiterin des Ressorts Forum und 12 Jahre stellvertretende Chefredakteurin der WELT. Bei ihrem Abschied sagte sie im Berliner Axel-Springer-Verlagshaus zu ihrem neuen Lebensabschnitt: „Jetzt beginnt nach der Kindheit das größte Abenteuer des Lebens. Das Alter.“

 

Viele würdigten die engagierte Persönlichkeit des Qualitätsjournalismus; zum Beispiel:

Mathias Döpfner: „Sie ist eine Institution des unabhängigen und wirklich freien Denkens. Sie ist seit zwei Jahrzehnten die Impresaria für Meinungsklugheit der WELT.“


Ulf Poschardt: „Eine Autorin von Interviews und Gesprächen, die sie in ihrer pointilistischen Fokussiertheit (ja das Geht) absolut einzigartig machen.“



Thomas Schmid: „Die Nadel des Kompasses, den Andrea Seibel mehr als zwei Jahrzehnte lang fest in der Hand hielt, zeigte stets beharrlich in Richtung Freiheit. In Richtung liberale Demokratie.“

Friede Springer wünschte ihr für die zweite Hälfte ihres Lebens die „Erfüllung ihres Traums“.

In ihrer prägenden Abschiedsrede sagte Andrea Seibel Wegweisendes, Beispielhaftes und Bleibendes für den Journalismus; zum Beispiel:

„Meine Neugier war ein gewisses grenzüberschreitendes, spielerisches, eigensinniges Moment.“

„Eigentlich ist unser Beruf ein künstlerischer. Wir kuratieren, orchestrieren, wir schreiben, wir filmen, wir sprechen. Wir sind United Artists.“

„Mehr denn je werden Autoren und Redakteure in Zukunft Leuchttürme ihrer Kreativität und Originalität.“

„Mein Lieblingsmotte… ist: Die Welt neu entdecken.“

Humor und Ironie sind meine besten Wegbegleiter geworden.“

Ich danke Andrea Seibel, dass sie weiterhin journalistisch tätig sein wird, allerdings ohne beruflichen Stress in gelebter Freiheit, der sie verpflichtet bleibt. Und freue mich auf ihre nächsten Artikel.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

„Närrisch“, nicht „normal“ sein?!

 

Einmal in seinem Leben wollte ein Mensch eine Traumrolle spielen. Er wollte endlich raus aus seiner Haut. Aber in welche Haut sollte er schlüpfen? Er wollte richtig auf die Pauke hauen? Aber wie genau sollte er sich austoben? Verliebt, verrückt, vernarrt? Ungewohnt und unvernünftig einfach aus der Reihe tanzen?

 

Auf dem Fest der Sehnsüchte gab es viele Rollen. Brave Bürger, die bieder wirkten, aber ein lockeres Mundwerk und kein Fingerspitzengefühl hatten. Unzufriedene Miesepeter, die alles besser wussten, aber das Beste und die Liebe ständig verpassten. Aufgeblasene Diener, die nach oben buckelten, aber nach unten kräftig traten. Verwegene Haudegen, die Andersdenkende bekämpften, aber keine Selbstkritik und Gnade kannten. Mächtige Könige, die sich als Demokraten ausgaben, aber keinen Widerspruch und keine Kritik duldeten. Bestellte Spaßmacher, die sich auf Kosten anderer amüsierten, aber über sich selbst nicht einmal schmunzeln konnten. Hässliche Hexen und gruselige Teufel, die aber ein gutes Herz hatten. Schöne Engel und zauberhafte Feen, die über das Unmenschliche und über andere Menschen tugendhaft schwebten, aber auch wild pieselten, die Zeche prellten, unflätig waren und Mitmenschen begrapschten.

 

Der Mensch auf der Suche nach seiner Traumrolle nahm einen Luftballon in die eine, eine kleine Geige in die andere Hand. Er zog eine Hose, eine Jacke und Schuhe an, die viel zu groß waren. Seine Haare, die viel zu lang waren, färbte er mit einer knallig roten Farbe. Das Hütchen, das er auf dem Hinterkopf befestigte, war viel zu klein. Auf seine Nase klemmte er eine dicke, kugelrunde Pappnase, wohl die kleinste Maske der Welt.

 

Und dann bewegte er sich, wie er wollte. Manchmal sprang er wie eine lustige Katze, manchmal schlich er wie ein geprügelter Hund. Und dann watschelte er, stolperte und schlug sich anschließend vor Lachen auf seine Schenkel. Überhaupt zeigte er seine Zähne, ohne zu beißen.

 

Unbekümmert und furchtlos, neugierig und spontan hielt er anderen den Spiegel vor, in den er selbst vorher geblickt hatte: Aus Riesen wurden Zwerge. Vögel fraßen Katzen.

 

Alle Lebewesen liefen auf ihren Stelzen und konnten auf die Nase fallen. Alle waren Helden und Antihelden zugleich. Alle waren irgendwie komisch, konnten sich jedoch entwickeln, alle blieben geschaffen, vergänglich und unvollkommen. Alle waren gleich und doch verschieden, frei und doch gebunden. Alle brauchten ein Ventil, um Dampf abzulassen. Alle brauchten eine Maske, um das Gesicht nicht zu verlieren. Alle brauchten Humor, um das Leben zu ertragen.

 

Alle brauchten – eigentlich - auch Gott, weil der auf krummen Linien gerade schreibt. Und Menschen dann auf geraden Linien – nach menschlichen Spielregeln – nicht „normal“, sondern spontan „närrisch“ sein können.

 

Um in einer solchen Haut, die zu allen Rollen dazugehört, befreit lachen und selbstbestimmt sowie verantwortlich vor Gott und dem Nächsten leben zu können.

 

Burkhard Budde


Mehr wissen – besser verstehen

 

Auszeit aus dem Alltag

 



Karneval

 

Zum Begriff:

„Karneval“ kann vielfältig gedeutet werden:

als „carnelevale“ (= “Fleischwegnahme“),

als „carne vale“ (= „Fleisch, lebe wohl“) oder

als „carrus navavalis“ (= „Schiffskarren“).

Erinnert wird dann an den Höhepunkt bzw. an das Ende der Volksbelustigungen vor der vorösterlichen „fleischlosen Zeit“.

Oder an die Festumzüge anlässlich der Wiedereröffnung der Schifffahrt, die im antiken Griechenland im Frühjahr stattfanden und bei der ein bekränztes Schiff auf Rädern ins Meer gefahren wurde.

Eine Deutungshoheit gibt es nicht – oder sollte doch ein närrischer „Naseweis“ auftauchen, ein humorloser Humor mit intellektuellen Stelzen?

 

Zur Geschichte:

Bei der Entstehung des Karnevals könnten unterschiedliche Wurzeln eine Rolle gespielt haben -. zum Beispiel Fruchtbarkeitskulte der Antike (Mythen von sterbenden und auferstehenden Göttern), aber auch vorchristliche Feste bei Frühlingsbeginn (Bräuche, um den Winter oder böse Geister zu vertreiben).

 

Auf dem Konzil von Nicäa 325 n.Chr. wurde Ostern auf den 1. Sonntag nach dem 1. Frühlings-vollmond festgelegt; um 600 wurde die 40tägige Fastenzeit vor Ostern eingeführt, um an die Zeit Jesu in der Wüste zu erinnern.

 

Ein Karnevalsfest in Venedig wurde erstmals 1094 in einer Chronik erwähnt. Verschiedene Formen des Karnevals entwickelten sich an italienischen Fürstenhöfen. Über Italien sowie Frankreich kam die Feierkultur nach Deutschland. Die erste schriftliche Erwähnung einer „Fasnacht“ („Schwärmnacht“; „faseln“ = „Unsinn treiben“) - später „Fastnacht“ („Dienstag nach dem 2. Vollmond im Jahr als Beginn der Fastenzeit) - stammt aus dem Jahr 1293 und befindet sich im Braunschweiger „Schichtbuch“. Das Stadtbuch ist eine Chronik der Braunschweiger Bürgerunruhen („Schichten“). Die früheste Erwähnung im Blick auf das Rheinland stammt aus dem Jahr 1342, wo zunächst Handwerkszünfte die Feste gestalteten, später das Bürgertum.

 

Der Kirche und der Obrigkeit gelang es nicht, das vielfältige karnevalistische Treiben – vor allem die Ausschweifungen - zu verbieten; es wurde „nachsichtig“ geduldet. Erst die Reformation - kirchliche Erneuerungsbewegung von 1517 bis 1648 - konnte den Karneval, insbesondere in Norddeutschland, eindämmen; der Pietismus – protestantische Frömmigkeitsbewegung im 17. und 18. Jahrhundert – bekämpfte ihn aktiv.

 

Im Jahr 1823 fand der erste organisierte „Karnevalszug“ in Köln statt; der erste „Rosenmontagszug“ (= „Maskenzug“) 1838 in Mainz. Die älteste deutsche Karnevalsgesellschaft wurde 1872 in Braunschweig von dem Landtagsabgeordneten Max Jüdel gegründet.

Schoduvel, der Name des heutigen Braunschweiger Karnevalsumzuges, bedeutet „Scheuch den Teufel“ („duvel“= „Teufel“; „Scho“= „Scheuchen“)

 

Zur Bedeutung:

Der Karneval ermöglicht eine organisierte und zugleich spontane Auszeit aus dem Alltag.

Das Fest der Sehnsüchte ist eine schöpferische Kraftquelle,

die integriert (unterschiedliche Menschen kommen zusammen),

die vermenschlicht (Menschen erleben Nähe und Gemeinschaft),

die spielerisch wirkt (Menschen überschreiten Grenzen und schlüpfen in Rollen),

die befreit (Menschen werden „schlechte“ Gefühle los),

die Erkenntnisse schafft (Menschen entdecken ihre Geschaffenheit und Gleichheit, Vergänglichkeit und Unvollkommenheit),

die veredelt (Menschen blicken in einen Spiegel, können über sich selbst lachen, entdecken ihre Phantasien, ihren Hochmut und ihre Gier - und lernen, ihre gemischten Gefühle mit Leichtigkeit und Genuss zu beherrschen.)

Die „fünfte Jahreszeit“ vom 11.11., um 11 Uhr 11 – offizieller Beginn am Dreikönigstag am 6. Januar – bis zum Aschmittwoch als Ende der „Feierei“ schenkt anderen Zeiten Kraft und Flügel.

 

Burkhard Budde


Weitere Texte – Aphorismen, Essays, philosophische Denkanstöße, biblische Meditationen – befinden sich in meinen letzten Büchern „Annis Welt“ und „Erkennen, anerkennen, bekennen“. Beide sind im Books on Demand Verlag (Bod) erschienen und eignen sich zum Selberlesen, Verschenken oder Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Sie können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

Über eine Weiterempfehlung würde ich mich sehr freuen – herzlichen Dank!

Annis Welt. ISBN: 978-3-734-7967-84. 53 Texte. 148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Erkennen, anerkennen, bekennen. 45 Texte. ISBN: 978-3-744-8853-79. 108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

www.burkhard-budde.de



Menschliches Organ ist keine Ware

 

Eine Frage der Selbstbestimmung

 

Die erweiterte Zustimmungslösung bei der Frage der Organentnahme, die jetzt im Bundestag mehrheitlich beschlossen worden ist, ist ein ermutigendes Bekenntnis zum persönlichen Kompass der Selbstbestimmung, die eine Moral-, Politik- und Gesetzeskeule überflüssig macht.

Ohne indirekten Druck und diffuse Angst, sich sozial „falsch“ zu verhalten, können Menschen selbst entscheiden oder nicht entscheiden, ihre Organe abzugeben oder sich zu diesem Thema nicht zu äußern. Menschen in großer Not, die auf ein Organ warten, können von anderen Menschen freiwillig, aus Einsicht und/oder aus Liebe zum Nächsten eine Organspende erhalten.

 

Ein menschliches Organ ist keine Ware, die man einfach bestellen oder von anderen einfordern kann oder durch eine medizinische Hintertür erhält. Die Zustimmungslösung schützt die nicht mehr ansprechbaren Patienten, die in einer Patientenverfügung festgehalten haben, nicht weiter medizinisch behandelt zu werden. Die Gefahr scheint gebannt, dass sie um eines ihrer Organe willen zunächst künstlich am Leben erhalten bleiben.

 

Entscheidend bleibt jedoch, dass durch Information, Aufklärung sowie transparente Verfahren und Strukturen Vertrauen zugunsten einer Organspende wächst, dass das Leben nicht gegen Leben aufgerechnet oder gar gegeneinander ausgespielt wird. Dass für alle Menschen der gleiche Lebensschutz sowie die gleiche Fürsorge gelten. Und dass die unantastbare Würde, die für jeden Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten ohne Ausnahme gilt, die individuelle und ganz persönliche Entscheidung der liebenden Vernunft zur Organspende ermöglicht.

 

Auch und gerade für Dilemmata-Situationen gilt: Im Zweifel für die Würde und Selbstbestimmung, damit die persönliche Verantwortung im Geist der Freiheit und Liebe wahrgenommen werden kann.

 

Burkhard Budde

 

(ungekürzter Leserbrief „Menschliches Organ ist keine Ware“ in der Goslarschen Zeitung vom 21.1. 2020 bezogen auf den Leitartikel „Eine Frage der Selbstbestimmung“ von Jörg Kleine vom 18.1. 2020


Einmal Vogel sein

 

Gedanken in der Ausgabe DIE WELT 20.1.2020

 

Es ist eine wunderschöne Idee, das Leben bzw. Zusammenleben von Vögeln zu beobachten und darüber zu schreiben.

 

Als Teil und „Krönung“ der Schöpfung, die nicht abgeschlossen ist, werden aufmerksame Beobachter daran erinnert und zugleich bewegt, achtsamer, empathischer, auch demütiger und vor allem verantwortungsvoller mit der allen anvertrauten Schöpfung umzugehen.

 

Manchmal träume ich davon, wie ein Vogel fliegen zu können, frei zu sein, loszulassen und verschiedene Perspektiven und Positionen einzunehmen und – wenn es überzeugende Gründe gibt - zu wechseln, um neue Horizonte in der Tiefe und in der Weite zu entdecken.

 

Dann möchte ich wieder kein Vogel sein, der vom Futter existentiell abhängig ist, zu bestimmten Zeiten – besonders in der Kälte und Herzlosigkeit des Daseins - auch von politischen Futtertrögen. Und dann täglich mit widerstreitenden Kräften zu tun hat sowie im Kampf ums Überleben auch auf hungrige Katzen, giftige Schlangen und verlogene Raubtiere treffen kann.

Nichtsdestotrotz kann ein Mensch vom Vogel lernen: Zum Beispiel Gelassenheit und Grundvertrauen, dass das Leben immer wieder neue Möglichkeiten eröffnet. Und dass nicht ein Vogel, sondern nur ein Mensch Verantwortung für die Mitwelt und Nachwelt im Garten des Lebens trägt, in dem Selbstvertrauen und Fremdvertrauen, aber auch Eigenverantwortung und Mitverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe und solidarisches Handeln sowie neue Sinnerfahrungen wachsen können.

 

Burkhard Budde

 

(Leserbrief vom 20. Januar 2020 zum Artikel „Der Garten als Sozialstaat“ von Andrea Seibel vom 15. Januar 2020 in DIE WELT)


Der Zauber des Mantels

 

Ein Kunstwerk versteckt die Vielfalt,

beflügelt die Phantasie,

macht neugierig auf Entdeckungen.

 

Ein Künstler malt mit weißer Farbe,

beruhigt bewegte Seelen,

streichelt zärtlich Gefühle.

 

Ein Sonnenstrahl verzaubert das Auge,

dringt in das Geheimnis der Landschaft,

der der Mantel trotz der Kürze und Flecken passt.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Till in der Welt eitler Affen?

 

Verzeihung, darf ich Ihnen einen „lüttchen Bengel“ vorstellen, der offensichtlich nie erwachsen geworden ist? Als kleiner Junge – er saß hinter seinem Vater auf einem Pferd - soll er den Leuten die Zunge ausgestreckt und seine Hose heruntergelassen haben, um sie mit seinem „Arß“ zu „ehren“. Später – als „pfiffiger Geselle“ - soll er in einer Bäckerei statt „Luffen“ (= Brötchen) „Apen und Ulen“ (= Affen und Eulen) gebacken haben, um sie nach dem Rausschmiss durch den Meister erfolgreich an die Leute zu verkaufen. Als herumstreifender Till Eulenspiegel nahm er mit spitzer Zunge gespaltene Zungen im „Apenheul“, in der Welt voller eitler, gieriger und überheblicher „Affen“, aufs Korn.

 

Der Schlingel erblickte gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Dorf Kneitlingen am Elm im Landkreis Wolfenbüttel das Licht der Welt. Als Schalk starb er 1350 zu Mölln im Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er auch beerdigt wurde und vor allem zum berühmtesten Bürger der Stadt geworden ist.

 

War Till Eulenspiegel, auf den heute auch viele Braunschweiger (Eulenspiegel Brunnen und Haus) und Wolfenbütteler (Eulenspiegel Radweg) sowie Schöppenstedter mit ihrem Eulenspiegel-Museum stolz sind, ein „bissiger Hund“, der Werte, Konventionen und Wahrheiten anderer missachtete und lächerlich machte? Ein „spottender Vogel“, der die persönlichen Schwächen anderer angriff und sich über die Verspotteten lustig machte? Oder eine „täuschende Schlange“, die das Gegenteil ihrer derben Sprüche meinte und die wahre Einstellung verdeckte, um sie entdeckbar zu machen?

 

Ulenspeigel“ wollte offensichtlich mehr, nämlich Staub abwischen („abulen“), um die Wirklichkeit besser sehen zu lernen - und zwar mit der Feder einer Eule („Ule“) - also mit „Weisheit“ - und mit Hilfe eines „Spiegels“ (plattdeutsch „Speigel“) – also mit deftigen Provokationen (der „Spiegel“ des Wildes ist der „Achteste“, das „Gesäß“?!).

 

Der Held einer Lebensgeschichte – 1515 erschien das Buch „Ein kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel up dem Land zu Brunßwick“, das wohl vom Zollschreiber Hermann Bote aus Braunschweig stammt - mochte keine kleinlichen und humorfeindlichen Menschen. Solche „Korinthenkacker“ mit verdrießlichem und verzogenem Mund konnten zwar viel „quarken“, wenn sie auf ihrer Besserwisserei herumritten, aber am liebsten hielt Till ihnen sowie den vornehmen Spießern und abgehobenen Moralpredigern mit seinen Streichen den Spiegel vor, damit sie ihre eigene Dummheit und die Abgründe leichtsinniger Rede entdecken konnten.

 

Wenn es Till Eulenspiegel nicht gegeben hätte, müsste man ihn heute erfinden. Denn ohne diesen närrischen Spiegel könnten ja die Klugen, die Weisen, die Mächtigen nicht erkannt werden?! Und die Wirklichkeit könnte durch verkehrende Narreteien nicht gerade gebogen werden?!

Und überhaupt: „Ulenspeigel“ erinnert nicht nur an den goethischen Ritter Götz von Berlichingen, sondern auch an Goethe selbst: „Ich liebe mir den heit`ren Mann am meisten unter meinen Gästen, wer sich selbst nicht zum besten halten kann, der ist gewiss nicht einer von den besten“.

Verzeihung, wenn ich jemandem bei diesen Worten auf den Fuß getreten habe.

Aber ich habe gerade in den Spiegel gesehen.

Und mich selbst als „erwachsenen Bengel“ entdeckt.

 

Burkhard Budde


Aphorismus

 

Ist Rache süß?

 

Man kann eine Gänsehaut bekommen, wenn die Rufe nach Rache immer lauter werden. Wer seine Ohren nicht zuhält, kann nicht nur im Haifischbecken der Politik und Wirtschaft, sondern auch im Aquarium des beruflichen und gesellschaftlichen Lebens den Ruf nach Vergeltung für Taten hören, die persönlich als demütigend und kränkend empfunden worden sind.

 

Zwei Engel beispielsweise, die sich zerstritten hatten, flüsterten: „Rache ist süß. Bei passender Gelegenheit zahle ich es ihm heim“. Sie durchlitten immer wieder ihre „enttäuschte Liebe“ und ihr „erlebtes Unrecht“ - manchmal mit Verspätungen, manchmal auch bei ganz unterschiedlichen Anlässen. Der Druck im Kessel ihrer brodelnden Gefühle wurde immer größer. Sie suchten ein Ventil, um Dampf abzulassen, Wiedergutmachung sowie Wiederherstellung ihres inneren Gleichgewichts  zu erfahren.

 

Doch beide waren auch heimliche Neider und freuten sich über das Unglück des anderen; listige Theaterspieler, die gerne die Rolle des Guten spielten, die Rolle des Bösen eindeutig dem Gegenspieler zuteilten; geschickte Jäger, die Sündenböcke für ihre eigenen Schwächen und Fehler suchten, um von sich abzulenken und den „Schuldigen“ in die Wüste zu schicken.

Die Engel wurden mit der Zeit immer fieser, giftiger und humorloser. Sie verloren ihre Flügel, ihre idealistischen Vorstellungen und ihre humanen Werte. Am Ende waren es traurige und verbiesterte Gestalten, Angstmacher, die selbst ängstlich und gierig waren, sich aber als Aufklärer und Retter ausgaben. Die eigene Rachsucht rächte sich und zerstörte ihr Innenleben, nicht nur ihr Sozialleben. Musste es so weit kommen?

 

Können sich Engel nicht auch anders entwickeln, wenn sie es denn wollen? Zwei Schurken jedenfalls, die im Köcher ihrer Rachsucht Giftpfeile, Steine und Nebelkerzen hatten, dachten eines Tages weiter als die beiden Engel: Ist ein Leben mit Vergeltung nicht ein Leben im endlosen Dauerstress, weil trotz flüchtiger „Erfolgserlebnisse“ ein Racheakt den nächsten erzeugt? Trägt das „süße Gift“ der Vergeltung nicht eine lähmende Kraft in sich, die langsam gnadenlos und unterschiedslos zerstört? Muss ein Schurke nicht das Wasser eines Tages trinken, das er durch Hass und Feindschaft selbst vergiftet hat? Ist es dann nicht klüger, Konflikte sachlich und wahrhaftig, fair und rechtzeitig, mit friedlichen Mitteln nach gemeinsamen Spielregeln auszutragen? Damit „Verletzungen“ oder „Niederlagen“ nicht ständig nachgetragen oder sogar auf dem Rücken Unschuldiger ausgetragen werden? Und ein Schurke nicht eine Marionette seiner Rachegelüste bleibt?

 

Es gibt – Gott sei Dank! - für schurkenhafte Engel und engelhafte Schurken einen Raum erlebbarer Gnade, der Vernunft und Menschlichkeit, den sie betreten können, um frei von versklavender Rachsucht und frei zur persönlichen Verantwortung zu werden.

 

Eine goldene Ermutigung hilft, den ersten Schritt zu wagen: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Jesus spricht mit diesem weisen Wort, das in der Bergpredigt überliefert ist und das Liebesgebot Gottes zusammenfasst, eine generelle Grundhaltung an, die auf Wechselseitigkeit und Perspektivenwechsel zielt. Sie ist zwar kein einfaches Rezept im Blick auf die lauten und leisen Rufe nach Rache, wohl aber eine offensive und realistische Einladung, einen kühlen Kopf durch aufgeklärte Vernunft zu behalten. Und seine wehrhafte Hand zum Gespräch zu reichen, damit Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit eine Chance bekommt, das Nötige im Möglichen aus christlicher Verantwortung mutig zu tun.

Mit offenen Augen zu vergeben, weil man selbst Vergebung von Gott erfahren hat, statt blind zu vergelten.

Burkhard Budde

 


Mehr wissen – besser verstehen

 

Vergebung statt Rache

 



Rache

 

Zum Begriff:

„Rache“ will ein erfahrenes Unrecht bestrafen, ausgleichen und aufheben, damit eine (Rechts-) Ordnung gewahrt bleibt.

 

Zur Geschichte:

In der Zeit der Nomaden, die keine staatliche Rechtsordnung kannte, sollte bereits die Blutrache für begangenes Unrecht begrenzt werden, um eine Spirale der Gewalt zu verhindern. Man glaubte, dass das Blut – Quelle des Lebens und Sitz der Lebenskraft - eine Stimme habe, die nach Vergeltung rufe. Es entwickelte sich bereits um etwa 1700 vor Christus das Talionsrecht „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, „Maß für Maß“ als eine heilsame Begrenzung einer maßlosen Vergeltungssucht. Der Täter sollte die gleiche Tat bzw. Verletzung erfahren, die er zu verantworten hatte.

 

In der Zeit des Alten Testamentes, in der auch die zerstörerischen Wirkungen unstillbaren Blutdurstes und der ungehemmten Mordgier gesehen wurden, zog der Glaube an Jahwe als den Schöpfer des Menschen und als den Herrn über Leben und Tod seines Ebenbildes universelle Grenzen. Der „Gott der Rache“ (Ps.94,1) bzw. der „Gott der Vergeltung“ (Jer. 51,56) wollte auch angesichts „menschlicher Frevel“ (Ps. 79,10) keinen direkten Eingriff eines „Bluträchers“ in seinen Herrschaftsbereich. Deshalb wurden Schadensersatz im Einklang mit der Höhe und Schwere des Schadens entwickelt sowie Einrichtungen von Asylstätten geschaffen. Die „private Rache ohne Maß“ wurde durch eine „öffentliche Rache mit Maß“ durch den Glauben an die „Rache Gottes“ eingedämmt und zum Schutz des Lebens Einzelner abgelöst, ebenfalls durch das Verbot der Rache innerhalb des Familienverbandes sowie durch die Möglichkeit von Ersatzleistungen zum Beispiel bei Sklaven oder Abhängigen.

 

In der Zeit des Neuen Testamentes wird der jüdische Grundsatz „Maß gegen Maß“ übernommen, aber gleichzeitig geöffnet und durch den Maßstab der allumfassenden Liebe erweitert. Vergeltung und Vergebung gehen ineinander über: Wer richte, werde auch von Gott gerichtet; wer vergebe, dem vergebe auch Gott (vergl. Mt. 7,2). Der Gott aller Menschen, der Gerechten und Ungerechten Regen und Sonnenschein schenke (vergl. Mt. 5,45), könne sogar den Verzicht auf Rache und Ausgleichszahlungen zugunsten einer „besseren Gerechtigkeit“ bzw. einer „besseren Welt“ notwendig machen, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Jesu Aussage in der Bergpredigt zum Talionsgesetz „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel“ (Mt.5,38) radikalisiert das alttestamentliche Denken durch die Entscheidung für oder gegen seine Person, um durch den Glauben an ihn der Feindesliebe (Mt. 5,45) mit Hilfe schöpferischer Vernunft und persönlicher Verantwortung eine Chance zu geben.

 

Zur Bedeutung:

Wer heimzahlt, zahlt mit falscher Münze und betrügt sich selbst. Der Preis ist die schleichende Lähmung und Zerstörung der eigenen Vernunft und eines glücklichen sozialen Lebens. Wer Gleiches mit Gleichem vergilt, Maßloses mit Maßlosem erwidert, öffnet die Türe zur blinden und maßlosen Eskalation der Gewalt im seelischen, geistigen, körperlichen und sozialen Raum. Die Unterbrechung der Spirale aus rein taktischen Gründen oder durch absolute Gewaltlosigkeit ohne eigene Wehrbereitschaft läuft bei brutalster Gewalt ins Leere bei allen klugen Lehren. Ein Rechtsverzicht aus dem Geist der Barmherzigkeit Gottes kann jedoch einen schöpferischen Neuanfang bedeuten.

Ein Leben mit Rachsucht macht Menschen zu unmündigen Marionetten ihrer Rache. Ein Leben ohne Rachsucht im Geiste der Liebe Christi befreit Menschen, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben. Aus erlebter Liebe, die Gott schenkt, wird gelebte Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Aus blinder Vergeltung sehende Vergebung in liebender Vernunft und persönlicher Verantwortung. Um das Böse mit dem Guten überwinden zu können.

Burkhard Budde

Weitere Texte – Aphorismen, Essays, philosophische Denkanstöße, biblische Meditationen – befinden sich in meinen letzten Büchern „Annis Welt“ und „Erkennen, anerkennen, bekennen“. Beide sind im Books on Demand Verlag (Bod) erschienen und eignen sich zum Selberlesen, Verschenken oder Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Sie können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

Über eine Weiterempfehlung würde ich mich sehr freuen – herzlichen Dank!

Annis Welt. ISBN: 978-3-734-7967-84. 53 Texte. 148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Erkennen, anerkennen, bekennen. 45 Texte. ISBN: 978-3-744-8853-79. 108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

www.burkhard-budde.de

 Parabel

 

Die wahre Schönheit

 

„Spiegel, Spiegel an der Wand“, flüsterte ein Mensch heimlich, „bin ich schön?“

Der Spiegel antwortete freundlich: „Was sehen deine Augen? Schau dir deinen Körper genau an!“

 

Aber der Mensch hatte Bedenken, einen scharfen Blick zu riskieren. Würde er nicht schamlos erröten? Ist es nicht eitel, seinen Körper im Spiegel genau zu betrachten? Und wenn der Spiegel lügen sollte, um ihn zu verführen, sein Ego wachsen zu lassen?! Ihm schmeichelte, um ihn bei den vielen körperlichen Baustellen nur zu beruhigen?! Oder sogar diffuse Ängste schüren würde, sich selbst nicht leiden zu können und nicht liebenswert zu erscheinen?! Und was brächte diese Mutprobe, wenn er die Wahrheit über seinen Körper nicht ertragen könnte?!

 

Doch der Spiegel ließ nicht locker. „Was sagt denn dein Herz?“ Der Mensch verdrehte kurz seine Augen, dann hörte er sein Herz schlagen und hauchte im gedämpften Flüsterton: „Ich sehne mich nach Schönheit, die mich ergreift, meine Seele streichelt und mit meiner Phantasie lustvoll spielt.“ Wollte der Mensch etwa nur bewundert werden, den schönen Schein genießen?

 

Der Spiegel jedoch wollte ihn besser verstehen und schlug deshalb vor, den eigenen Kopf zu befragen. Ob etwas als „schön“ oder „nicht schön“ betrachtet werde, sei doch Geschmackssache und subjektiv. Und auch Schneewittchen hinter den sieben Bergen könne nicht der Maßstab der Schönheit sein, weil Schönheit von der jeweiligen Kultur und vom Zeitgeschmack abhänge, also auch relativ sei. Es gebe zwar die flüchtige und schnelllebige „Ware Schönheit“, die aber nicht mit der „wahren Schönheit“ verwechselt werden sollte. Diese Schönheit sei zwar nicht beweisbar, aber selbstbestimmt erlebbar. Sie zeige sich in der inneren Freiheit, sich selbst zu mögen und sich selbst anzunehmen wie man ist.


Auch eine Rose, die eine „gereifte Schönheit“ sei, könne zwar auf den ersten Blick wie eine verwelkende Blüte aussehen, aber auf den zweiten Blick Geschichte und Erfahrungen von innen her zum Blühen bringen. Und sogar neue sexy Knospen hervorbringen.

 

„Ist das nicht schöner geistiger Selbstbetrug?“ fragte der Mensch sehnsüchtig kritisch.

 

Da schaute ihn der Spiegel mit liebenden Augen an. „Du gefällst mir. Du bist einzigartig schön. Du kannst in keine Schablone gepresst werden. Du musst nur wissen, was du willst.“

Und der Mensch blickte in den Spiegel, sah Angewohnheiten, die er wegen seines Körpers ändern wollte, entdeckte seine eigenen Bedürfnisse und wurde immer unabhängiger von den Komplimenten und Urteilen sowie Erwartungen anderer.

 

Sein Körper und seine Seele wurden beste Freunde. Weil es ja weder einen seelenlosen Körper noch eine körperlose Seele gibt. Aber Körper, Seele und der eigene Kopf sich gegenseitig brauchen, um als beste Freunde auf dem Weg zum gemeinsamen Glück voranzukommen.

 

Burkhard Budde

  

Weitere Texte – Aphorismen, Essays, philosophische Denkanstöße, biblische Meditationen – befinden sich in meinen letzten Büchern „Annis Welt“ und „Erkennen, anerkennen, bekennen“. Beide sind im Books on Demand Verlag (Bod) erschienen und eignen sich zum Selberlesen, Verschenken oder Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Sie können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

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Auf ein Wort

 

Beschleuniger der Menschlichkeit

Ist es nur ein Etikett, mit dem sich man sich gerne schmückt, um mit geschwollener Brust auf seine außerberuflichen Aktivitäten hinweisen zu können? Oder ein Feigenblatt, um die schwer auszuhaltende berufliche Leere zu verstecken und zu kompensieren? Sollte es vielleicht eine Honigfalle von Schlitzohren sein, die aufgestellt ist, um Geld zu sparen, Lücken zu stopfen oder um sich selbst aus der Verantwortung stehlen zu können? Und dann scheinheilig dem ehrlich Umtriebigen Honig um seinen Bart zu schmieren?

 

Das Ehrenamt ist ein schillernder Begriff. Seine produktive Tätigkeit kann unterschiedlich motiviert sein und vielfältig interpretiert werden. Aber selbstverständlich ist ein freiwilliger und unentgeltlicher Dienst nicht - in welchen Bereichen der Gesellschaft auch immer. Zu sehr lockt der Rückzug ins bequeme Privatleben oder die zusätzliche Belohnung im Berufsleben durch „vollen Einsatz“. Und manchmal gibt es tatsächlich – zum Beispiel wegen der Kindererziehung - auch keine zeitliche Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Wer es jedoch schafft und die für ihn persönlich sinnstiftende und für andere sinnvolle Tätigkeit gefunden hat, gewinnt und schafft Lebensqualität.

Nicht unbedingt als sozialer Genussmensch, der zwar das große Wort „Sozial“ ständig im Mund führt, aber selbst nur sozial ist, wenn es dem eigenen Vorteil oder den eigenen Interessen dient. Auch nicht als sozialer Ideologe, der meint, die Gerechtigkeitslücken nur mit seinen Weisheiten und Wahrheiten stopfen zu können, Sand ins Getriebe streut und selbst Sand im Getriebe ist. Aber auch nicht als sozialer Erfüllungsgehilfe der Profis oder des Staates, dessen anfängliche Freude am Dienst durch bürokratische und rechtliche Gängelei und durch fehlende Wertschätzung erstickt wird und der wirtschaftlich am Ende noch der Dumme ist.

Si Deus pro nobis, quis contra nos?

(Wenn Gott für uns ist, wer mag gegen uns sein? Röm 8,31)


Wenn es „gut“ läuft, sind Ehrenamtliche gleichwertige, vielleicht sogar manchmal auch gleichberechtigte Partner der Profis – auf Augenhöhe, im gegenseitigen Respekt, zum gegenseitigen Nutzen, im Miteinander und Füreinander zugunsten einer gemeinsamen Aufgabe trotz unterschiedlicher Verantwortungsebenen. Ehrenamtliche nehmen Sand aus dem Getriebe und sind dann Beschleuniger der Menschlichkeit.

Vor allem sind Ehrenamtliche besonders glaubwürdige Zeichen gegen das Misstrauen, die Selbstsucht und die Ellenbogenmentalität in unserer Gesellschaft; und für das Vertrauen, das den Zusammenhalt stärkt, die Solidarität, auf die alle Menschen letztlich angewiesen sind und den Bürgersinn, der dem Gemeinwohl ein besonders menschliches und soziales Gesicht gibt.

 

Die etwa 30 Millionen Ehrenamtlichen in Deutschland brauchen keine neue Stiftung mit hundert hauptamtlichen Stellen und 30 Millionen Euro Kosten im Jahr, die ihren Sitz in der Ferne im mecklenburgischen Neustrelitz erhalten soll. Helfer brauchen das Angebot qualifizierter Hilfe vor Ort, mit kurzen Wegen und schnellen Entscheidungen, damit nicht aus einem attraktiven Ehrenamt noch ein abschreckendes Bürokratenamt von der Stange wird.

 

Burkhard Budde



Mehr wissen – besser verstehen

 

Weisheit der Könige

 



Epiphanias, Dreikönigsfest, Weihnachtsfest

 

Zum Namen:

Epiphanias („Erscheinung“), das „Fest der Erscheinung des Herrn“ am 6. Januar, erinnert an die Erscheinung des Göttlichen im Menschlichen der Person Jesu, ev. und kath. Christen vor allem an die Ankunft der Weisen bzw. der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, orth. Christen an die Geburt Jesu in Bethlehem.

 

Zur Geschichte:

Die biblische Quelle des kirchlichen Festes, Matthäus 2.1-11, berichtet von Weisen aus dem Morgenland, die durch den Stern von Bethlehem zum Geburtsort Jesu geführt worden seien. Dort sei das Jesuskind, der „König der Juden“, von den Weisen angebetet und mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt worden. Über die Anzahl der Weisen – Sterndeuter bzw. Magier? – gibt der Bericht keine Auskunft.

 

Um 300 n. Chr. entstand am 6. Januar „Epiphanias“ als erstes kalendarisch festgelegtes Fest der Kirche. Der 6. Januar war auch im alten Ägypten ein wichtiges Datum, da an diesem Tag an die Geburt des Sonnengottes Aion gedacht wurde, bei der ein Stern am Himmel erschienen sein soll.

 

Zu den Inhalten des kirchlichen Festes gehörten zunächst u.a. die „Geburt Jesu“, „Jesu Taufe“, „Kindheit Jesu“, das „erste Wunder Jesu“. Als im Jahre 423 n.Chr. die röm. Kirche die Feier der Geburt Jesu auf den 25. Dezember legte, wurden in den Westkirchen die Inhalte auf die Epiphaniaszeit mit sechs Gottesdiensten verteilt. Orthodoxe Kirchen feierten bzw. feiern weiterhin am 6. Januar „Weihnachten“.

 

Im Laufe der Geschichte wurden aus „Weisen“ der Bibel „Könige“ der Legendenbildung mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar, die im 14. Jahrhundert die damalige Welt – die drei Kontinente Europa, Asien und Afrika – symbolisierten.

 

Zum heutigen „Fest der Heiligen Drei Könige“ zählt das Brauchtum, dass Kinder als Sternensinger singend von Haus zu Haus gehen, um vor allem für Kinder in Not Spenden zu sammeln. Mit dem Kreidezeichen C+M+B an den Türen der Häuser hinterlassen die Boten der Nächsten- und Fernstenliebe nicht nur die Abkürzungen der Namen der Könige, sondern auch die Abkürzungen des Segenszeichens Christus mansionem benedicat („Christus segne diese Wohnung“).

 



Zur Bedeutung:

Zur Weisheit aller Könige und Mächtigen gehört: Wir kommen und gehen. Unsere Paläste und Türme vergehen. Wir tragen vor Gott und den Menschen eine Verantwortung auf Zeit. Zur Weisheit der Gottvertrauenden gehört darüber hinaus: Gott sitzt im Regiment, ist Sinn- und Kraftquelle allen Lebens und hat das letzte Wort. Mit der Geburt Jesu hat Gott selbst das Licht des Lebens sichtbar entzündet, das die Angst im Leben und vor dem Leben durch Gottes- und Christusvertrauen vertreibt. Der Geist dieser Weisheit kann in jedes Haus des Lebens einziehen, wenn die Tür der Liebe und Vernunft geöffnet wird.

 

Burkhard Budde


Parabel


Empfang des Löwen

 

Er war ganz stolz über die Einladung. Langsam und besonnen, zugleich aufrecht und stilvoll bewegte er sich auf unbekanntem Parkett. Der Pinguin war zum ersten Mal auf einem Löwenempfang.

 

Neugierig und ohne Furcht vor großen und kleinen Tieren erkundete er das neue Terrain. Was konnte ihm schon passieren? Er war kein Frechdachs, der anderen die Show stibitzen wollte, und auch kein dummer Dachs, der ungefiltert aussprach, was andere nur zu denken wagten. Er ruhte in sich, konnte sich aber auch mit seinen Flügeln und seinem Schnabel wehren, wenn es sein musste.

 

Den König der Tiere hatte der Pinguin schon immer bewundert, besonders sein feuriges und leidenschaftliches Brüllen, obwohl er auch gehört hatte, dass er keinen Nebenbuhler neben sich dulde und kritikunfähig sei. Doch der Pinguin dachte positiv: „Vielleicht steckt im Löwen nur ein verspieltes Kätzchen, das meint, seine Ängste und Einsamkeit in seiner Höhle mit viel Show und Fallen verstecken zu müssen?!“ Sei es drum, dachte der Pinguin. Endlich komme ich einmal raus aus dem Hamsterrad des Alltags. Und er sah das bunte und vielfältige Geschehen, sammelte Eindrücke ein, legte sie nebeneinander und entwickelte lose Beobachtungen. Keiner störte ihn dabei, denn keiner sprach mit ihm.

 

Ein schöner Pfau stolzierte an ihm vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Sei es drum, dachte der Pinguin. „Vielleicht sind andere Tiere für ihn wichtiger und hinter seinem schönen Schein steckt nur Gier und Unglück“.

 

Vorsichtig näherte sich der Pinguin einem großen Stehtisch, an dem verschiedene Tiere standen, und hörte ihnen interessiert zu.

 

Da war ein Luchs, den er aus der Presse kannte, und der ein gutes Seh- und Hörvermögen haben soll, und der aufpasste, dass er im Gespräch nicht zu kurz kam. Ob er wirklich die Flöhe husten hören und Wölfe im Schafsfell erkennen kann? fragte sich der Pinguin.

 

Ein Fuchs, auch bekannt wie ein bunter Hund, schien sich der Plauderei geschickt anzupassen; zu schlau, um ein „falsches“ Wort über die Lippen zu bekommen. Ob er wirklich – wie sein schlechter Ruf verbreitet – die Schwächen anderer mit Hinterlist und Heimtücke zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt?

 

Eine Katze mit ihren Samtpfoten schien sich eine Bemerkung zu verkneifen, obwohl sie wohl anderer Meinung als die Alphatiere war. Ob die Katze mit vornehmer Zurückhaltung um den heißen Brei schleicht, um die übrigen Gesprächspartner eigensinnig um den Finger wickeln zu können?

 

Trickreicher erschien dem Pinguin eine Schlange, die offensichtlich ihre Verführungskunst so vervollkommnet hatte, dass sie nur selten Gift durch boshafte Sticheleien verspritzte; vor allem jedoch das Chamäleon, das die Farbe ihrer Meinung je nach Situation wechselte, um sich zu tarnen, nicht aufzufallen und gleichzeitig vom jeweiligen Gegenüber beachtet und geachtet zu werden.

Sei es drum, dachte der Pinguin. Sie schauen sich ja wenigstens an, auch wenn sie mich übersehen. Sie wissen wohl schon im Voraus, wer ich bin und wer ich sein will. Und warum sollten ausgerechnet Einflussreiche, Erfolgreiche, Ruhmreiche, Geldreiche, Schönheitsreiche, die sich Verdienste erworben haben, ein Gespräch über Gott und die Welt mit mir suchen?

 

Sei es drum, dachte der Pinguin. Sei nicht zu empfindlich und humorlos. Kälte und Hitze vertrage ich. Ich kann gut tauchen, ab- und auftauchen, Luft anhalten, teilen und lieben.

 

Da legte plötzlich der Löwe seine Hand auf die Schulter des Pinguins und sagte: „Schön, dass ich Sie sehe und dass Sie gekommen sind. Sie sind ein Gewinn für meinen Empfang.“ Und am liebsten hätte der Pinguin einen Luftsprung gemacht.

 

Burkhard Budde


Zum Jahreswechsel

 

Abenteuer beginnt

 

Neues Jahr, neues Glück!

Guten Rutsch!

Hau bloß nicht auf den Putz!

 

Die Vergangenheit blickt wehmütig zurück,

die Zukunft ist ängstlich bedrückt.

 

Die Gegenwart eilt schnell und flüchtig,

auch verwegen und tüchtig.

 

Im Reisegepäck schlummern alte Scherben,

auch Hoffnung und Mut,

das tut jeder Seele gut.

 

Der Reisende wird vom Leben getrieben,

Aufbruch ist geblieben

und böse Geister werden zerrieben.

 

Es kracht, staubt, raucht.

Prosit lacht verlegen.

Das Abenteuer eines neuen Jahres

beginnt – mit Glück bestimmt.

 

Burkhard Budde

 

Kunstfoto „Quadriga“ von Jörg Scheibe


Jeder Christ muss den Schlüssel finden

 

Leserbrief in DIE WELT

 

Für Franz Alt wollte Jesus hauptsächlich die „Überwindung unserer Ängste“ und die „Erlösung unserer Aggressionen“, und zwar „durch mehr Liebe, mehr Frieden, mehr Gerechtigkeit“ und „durch einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung“.

 

Wer die steilen Thesen aufstellt, Jesus kämpfe in seiner Bergpredigt für eine „universelle Menschlichkeit durch eine Revolution unseres Mitgefühls“ und Jesu großes Thema laute „Mensch sein heißt Mensch werden“, sollte schon Gründe benennen können.

 

Jesus verkündete nach den Quellen der Evangelien mit eigener Autorität und provozierender Vollmacht den Willen Gottes. Der Beweger einer göttlichen Bewegung, der mehr als den Abbau von Ängsten und Aggressionen beabsichtigte, hat auch noch heute durch den Glauben an den Bergprediger eine Bedeutung, die jedoch nicht politisch instrumentalisiert werden sollte (siehe Alts Appelle an die CDU-Vorsitzende).

 

Um die Relevanz der biblischen Botschaft herauszufinden – Jesus forderte eine persönliche Entscheidung, kein unverbindliches Gutmenschentum – helfen biblische Schlüssel, um den innewohnenden Zweck des religiösen Gesetzes zu entdecken und die eigene Verantwortung im sozialen und aktuellen Kontext wahrnehmen zu können - keine persönlich angefertigten Nachschlüssel, die trotz „guter menschlicher Herzen“ (Alt) nicht zum „Reich Gottes“ mitten im „Reich der Welten“ passen.

 

Zu diesen biblischen Schlüsseln zählen das Liebesgebot (z.B. Mt 22,39; nicht die Selbstliebe als Selbstsucht), die Goldene Regel (Mt 7,12; nicht allein der Grundsatz der Gegenseitigkeit), die Menschlichkeit (Mk 2,27; nicht allein das Gesetz oder der Gehorsam); die Barmherzigkeit (Mt 9,13; nicht allein die Hoffnung auf das Jenseits), die Gerechtigkeit (Mt 5,20; nicht der Buchstabe des Gesetzes oder ein neues Gesetz), das Vertrauen (Mt23,23; nicht allein die fromme oder religiöse Leistung), die Vollkommenheit (Mt 5,48, Barmherzigkeit Gottes, nicht ein Vollkommenheitsideal).

 

Der einzelne Christ selbst muss den Schlüssel in die Hand nehmen, um das „Schloss“ in der jeweiligen Situation zu finden und Gottes Willen zu „erschließen“, wobei ein christlicher Politiker sich seiner Gesamtverantwortung für Christen und Nichtchristen bewusst sein sollte.

 

Jesu „Vater“ kann als „liebender Vater“ durch den Christus- und Gottesglauben erfahrbar werden – im Privaten, aber auch durch liebende Vernunft in Politik und Gesellschaft.

 

Burkhard Budde


(Leserbrief zum Essay „Der Eine für Alle“ von Franz Alt DIE WELT vom 24.12.2019; weniger gekürzt als die DW-Veröffentlichung)


Mehr wissen – besser verstehen

 

„Einen guten Rutsch“

 



Silvester

 

Zum Namen:

Silvester erinnert an den Todestag von Silvester I, Bischof von Rom (314-335 n.Chr.), der am 31. 12. 335 in Rom gestorben war und zum Patron des Jahreswechsels wurde.

 

Zur Geschichte:

1691 erklärte Papst Innozenz XII (1691-1700) den 1. Januar zum ersten Tag des Jahres und den 31. Dezember zum Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I, der u.a. wegen seiner Standfestigkeit während der Zeit der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian (284-305) berühmt sowie 314 Bischof von Rom und damit gleichzeitig Papst geworden war.

 

325 war das Erste Allgemeine Konzil von Nicäa, das nach dem Ende der Christenverfolgungen von Kaiser Konstantin (306-337) einberufen wurde (Konstantin: „Der Sohn ist eines Wesens mit dem Vater.“), an dem aber Papst Silvester „aus Altersgründen“ nicht teilgenommen hatte.

 

Zwischen 750 und 850 entstand die „Konstantinische Schenkung“ (Kaiser Konstantin habe dem Papst Silvester I. die Stadt Rom sowie das ganze Abendland geschenkt und erlaubt, die kaiserlichen Insignien zu tragen), die die Grundlage der päpstlichen weltlichen Machtansprüche darstellte, die jedoch im 15. Jahrhundert als Fälschung entlarvt wurde.

 

1582 wurde der Jahreswechsel mit der Kalenderreform des Papstes Gregor XIII (1502-1585) vom 24. Dezember auf den 31. Dezember gelegt. Zuvor gab es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit bis zu sechs unterschiedliche Jahresanfänge.

 

Zur Bedeutung:

Manche sagen zum Jahreswechsel „Prosit“ („Es möge gelingen!“) nach dem Motto „Neues Jahr, neues Glück“. Andere wünschen einen „Guten Anfang des Jahres!“ im Blick auf „Rosch ha schana“, dem Wunsch zum jüdischen Neujahrsfest. Wieder andere „Einen guten Rutsch!“ im Sinne von „Gute Reise“ oder wie Goethe es formuliert hat: „Sonntag rutscht man auf das Land.“

Keine Deutung blickt nur zurück, jede blickt vorwärts. Nach dem Monat der Stille sowie der Advents- und Weihnachtszeit soll für viele Christen und Nichtchristen das neue Jahr insbesondere mit Glückwünschen sowie mit Spektakel zur Vertreibung „alter Geister“ begrüßt werden.

 

Doch der Monat Januar hat nicht ohne Grund seinen Namen von „Janus“, dem zweiköpfigen Gott erhalten: Rückblick und Ausblick lassen sich nicht einfach trennen. Sie bilden eine Einheit, weil Menschen im Strom der Geschichte zwar rückwärts blicken können, jedoch gleichzeitig in eine Zukunft getrieben werden, die offen bleibt, letztlich keiner kennt und die sehr schnell Spuren neuer Vergangenheiten hinterlässt.


Nichtsdestotrotz kann Silvester wenigstens für kurze Zeit eine kleine Insel im flüchtigen, schnellen und schnelllebigen Strom des Lebens sein. Um im Unheimlichen, im Unvorhersehbaren und im Unbegreiflichen nicht unterzugehen, sondern mit Mut und Zuversicht sowie mit Gott- und Christusvertrauen künftige Herausforderungen meistern zu können. Denn sollte Gott selbst, der den Strom des Lebens geschaffen hat, nicht die Macht und Kraft haben, Stürme der Spannungen und Konflikte in einem Menschen und um ihn herum durch den Geist seiner Liebe zu bewältigen und den Gottvertrauenden zur Verantwortung vor ihm, vor der Mit- und Nachwelt zu befähigen?

Burkhard Budde


Aphorismus zum Neuen Jahr

 

Wünsche als Seifenblasen?

 

Geraten auch Begegnungen immer mehr aus den Fugen? Man grüßt sich, aber man spricht nicht mehr miteinander. Man unterhält sich, aber man weiß nichts Genaues voneinander. Man stimmt zu, aber hinterher wird im Club der Heuchler untereinander über den Abwesenden gelästert.

Können daran Wünsche für das neue Jahr oder im neuen Jahr etwas ändern? Oder sind sie nur schillernde Seifenblasen; gut, aber nicht ernst gemeinte Floskeln? Leere Lippenbekenntnisse bzw. sprechende Samthandschuhe, um ein möglichst konfliktfreies Ende einer Begegnung hinzubekommen?

Manche Wünsche, selbst wenn sie nur dahingeworfen sind, können jedoch ein gewisses Schmiermittel des Miteinanders sein – und nicht nur billiger Kitt des Nebeneinanders, des Durcheinanders oder des Gegeneinanders. Voraussetzung ist jedoch, sich persönlich die Wünsche zu Herzen zu nehmen, indem sie das eigene Herz beflügeln und den eigenen Kopf bewegen.

 

Einige Beispiele: Einer wünscht „alles Gute“. Prima! Doch was ist „gut“, was ist „böse“? Und wenn ich das „Gute“ will, aber nicht verwirklichen kann oder sogar das „Böse“ ausgerechnet durch gute Absichten schaffe? Nichts ist gut, meint der Philosoph Kant, „als allein ein guter Wille“. Oder sollte nur Gott gut sein, weil er doch ganz und vollkommen ist, das „Licht des Lebens“? Und warum empfiehlt der Apostel Paulus: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet.“? Vielleicht ist es wichtig, auch nach dem „Richtigen“ im Möglichen der jeweiligen Situation zu fragen, um Folgen und Nebenwirkungen einer „guten Tat“ mit zu bedenken. Immerhin, dieser Wunsch macht nachdenklich.

 

Ein anderer wünscht „viel Erfolg“. OK! Doch was ist „Erfolg“, was „Misserfolg“? Was wie eine Niederlage aussieht, kann in Wahrheit einen Reifungsprozess einleiten und einen „echten“ Erfolg vorbereiten. Und welche Ziele erreiche ich wie auf welchem Weg zum Erfolg? Ziele, das ist das Erfahrungs- und Orientierungewissen erfolgreicher Berater, sollten situationsgerecht, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein. Sicherlich auch Spaß und Wertschätzung ermöglichen, Sinnerfahrungen vermitteln sowie das Selbstvertrauen stärken. Und Mut zum ersten Schritt; Geduld, um schrittweise voranzukommen sowie geschicktes und flexibles Verhalten, um innere und äußere Widerstände zu überwinden, gehören wohl auch dazu. Klingt alles gut. Aber was ist, wenn Umfeld und Rahmenbedingungen den Weg versperren? Immerhin, dieser Wunsch kann wieder nachdenklich stimmen.

 

Auch viele andere Wünsche haben es in sich: zum Beispiel „Gesundheit“ (wenn der Körper und die Seele jedoch durch falschen Ehrgeiz oder Boshaftigkeiten krank werden); „Frieden“ (wenn Vorurteile und Feindbilder jedoch die Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen verhindern), „Glück“ (wenn neue Türen jedoch durch Intrigen und üble Nachrede verschlossen bleiben); ), „Freude“ (wenn das befreiende Lachen jedoch durch Trauer oder Ohnmachtserfahrungen vergeht).

Vielleicht sollte zudem über „Schönheit“ nachgedacht werden, die zwar jedes Geschöpf subjektiv deuten kann, die aber zugleich auf die Weisheit des Schöpfers hinweist.

Die vor allem ermutigt, sich auch „Gottes Segen“ zu wünschen, da der liebende Gott das Leben geschaffen hat und ermöglicht, erhält und trägt, erneuert und vollendet. Damit Menschen in einer aus den Fugen geratenen Welt nicht zum Fluch durch Selbstvergötzung, sondern zum Segen für andere werden können.

Burkhard Budde


 Gesegnete Weihnachten allen Menschen


Allen Freunden,

die mit mir gedanklich verbunden sind,

aber auch allen, die ganz anders denken

und in anderen Welten leben;

 

allen Freunden,

die mit mir an einem Strang ziehen,

aber auch allen, die in eine andere Richtung ziehen

und meine Welten nicht kennenlernen wollen;

 

allen Freunden,

die mit mir lachen und weinen können,

aber auch allen,

die mich anlächeln und zugleich boshaft sind

und ihre Welten als die einzig wahren Welten betrachten –

 

allen Freunden und Nichtfreunden

wünsche ich keine heilen, aber auch keine heillosen Welten,

sondern heilbare Welten,

in denen Menschlichkeit und Liebe,

Vernunft und Verantwortung

wahrgenommen werden,

 

weil die Liebe Gottes

bedingungslos und grenzenlos,

schöpferisch und befreiend,

heilsam und versöhnend ist.

 

Und ich selbst, aber auch alle anderen

von dieser Liebe lebe.

 

Gesegnete Weihnacht!

 

Burkhard Budde


Das Geheimnis der Rose


 

Wer erklärt den Zauber, wenn die Phantasie Nahrung braucht?

Wer klärt die Faszination auf, wenn das Herz vor Hunger schreit?

Wer verklärt die Königin, wenn der Kopf hungrig ist?

 

Wie dem Geheimnis auf die Spur kommen?

Mit Achselzucken oder Kopfschütteln, gleichmütig und gleichgültig?

Mit der Faust in der Tasche, nervös und gereizt?

Oder auf Zehenspitzen, achtsam und aufmerksam?

Mit langem Atem und offenen Augen, beharrlich und neugierig?

Meine Entscheidung.

 

Es ist ein Ros entsprungen.

Ob es mir passt oder nicht.

Mit Wurzeln, die nicht abgeschnitten sind.

Mit einer Knospe, die nicht verschlossen bleibt.

Mit Dornen, die nicht verletzen.

Mit einem Duft, der nicht verführt.

Mit einer Blüte, die nicht analysiert werden kann.

Mit einem Leben, dem das Leben, nicht der Tod blüht.

 

Es ist ein Geheimnis geboren.

Ein Blümelein so klein, so schön, so süß.

 

Ich schließe die Augen.

Bewege es zärtlich in meinem Herzen.

Beuge meine Knie vor der Macht der Liebe.

Bewege es zärtlich in meinem Kopf.

Erlebe die Geburt der Liebe in mir.

 

Ich öffne wieder die Augen,

um die Spuren der Liebe zu sehen.

Und bewegt als Geliebter aufrecht zu gehen.

 

Burkhard Budde


Adventlicher Cocktail

 Der Weihnachtsmarkt als Cocktailparty?
 

In Nasen kriechen Düfte.

In Ohren wandern Würmer.

Augen versinken im Lichtermeer.

Gaumen ergötzen sich.

Seelen werden gekitzelt.

Herzen flackern auf.

Hände berühren sich flüchtig.

Nur der Löwe bleibt an seiner Stelle,

ungerührt und unbestochen.

 

Alles andere wird geschüttelt und gerüttelt,

gerührt und geschlürft.

Zu heiß, zu ungewohnt, der erste Schluck.

Zu süß, zu überwältigend, der zweite Schluck.

Zu klebrig, zu massig, der dritte Schluck.

Zu scharf, zu viel des Guten, der vierte Schluck.

Zu beschwipst, zu glücklich, der fünfte Schluck.

Den Weg zum Genuss gibt es nicht mit Verdruss.

Einfach köstlich, einfach lecker.

Einfach erfrischend, einfach spritzig.

Flüstert die prickelnde Lust.

 

Aber die Stimmung köchelt nur vor sich hin.

Doch die Sehnsucht nach Liebe gibt der Party Sinn:

Der Weihnachtsmarkt bleibt ein zauberhaftes Getränk,

das dem mit Freuden schmeckt, der es köstlich vergiftet kennt.

 

Burkhard Budde


Aphorismus zum Weihnachtsfest

 

Sich zu Weihnachten bekennen?

 

Warum solltest du dich outen? Wenn du dadurch persönliche Nachteile bekommen könntest?

Wenn du dich als Weihnachtsfan, als Weihnachtsgegner oder als Weihnachtsmuffel bekennen würdest, müsstest du wohl kaum mit verdrehten Augen oder mit unverstandenem Kopfschütteln rechnen. Höchstens mit vielsagendem Schweigen oder nichtssagendem Gemurmel, vielleicht noch mit einem spontanen Kommentar „Das sehe ich auch so.“

 

Aber das sähe wohl ganz anders aus, wenn du dich im Gespräch mit einem Kollegen als Christ outen würdest, zum Weihnachtsfest als Fest der Menschwerdung Gottes. Sehr wahrscheinlich erntetest du überraschte Blicke, ein gönnerhaftes Lächeln oder ein überhebliches Naserümpfen.

 

Weihnachten - die geweihte, heilige Nacht – scheint für viele zu einer schönen Kultur ohne religiösen Kern geworden zu sein. Aber macht es Sinn, ein Geburtstagsfest ohne das Geburtstagskind zu feiern? Ist die christliche Botschaft wirklich nur heiße Luft oder ein frommes Spiel?

 

Sicherlich, Weihnachten als reines Familienfest mit Festessen und Bescherung hat einen eigenen Wert. Es stärkt die Familienbande und schafft Ordnung im Gefühlshaushalt. Geschenke z. B. können die Wertschätzung in der Beziehung zwischen Geber und Nehmer widerspiegeln. Auch wenn es während der Feier Enttäuschungen oder Streit gibt, weil ein Reizthema angesprochen worden ist oder die Erwartungen einfach zu hoch geschraubt sind, kann das Weihnachtsfest über die Familie hinaus eine Binde- und Leuchtkraft entwickeln.

Aber muss Weihnachten deshalb als ein religiöses Fest bedeutungslos und „geistlos“ sein oder bleiben? Natürlich kann man den „lieben Gott“ links liegen lassen, ihn vielleicht noch kurz grüßen, indem man Heiligabend einen Festgottesdienst besucht. Doch mit ihm sprechen?! Natürlich kann die Botschaft der Liebe ein Deckmantel sein, unter dem die geballte Faust in der Tasche, gnadenlose Ellenbogen, ein verletzendes Mundwerk sowie eiskaltes und heuchlerisches Verhalten versteckt ist. Und natürlich kann jeder „Gott“ als moralische Spaßbremse, als Notausgang für alle Fälle, als Lückenbüßer für noch fehlende Erkenntnisse (miss-)verstehen. Oder ihn als religiöses Instrument missbrauchen, um seine eigenen Interessen besser verwirklichen zu können.

Aber wenn du neugierig bist, dem Geheimnis von Weihnachten auf die Spur zu kommen, solltest du einmal die himmlische Botschaft vom Reich Gottes auf Erden in dich aufzunehmen, dein eigenes Ich öffnen, dich vom alten Trott und Denken befreien, um Neues – vielleicht ein besonderes Glücks- und Geborgenheitsgefühl in ihren Ängsten und Sorgen - zu erfahren.

 

Das Geheimnis göttlicher Liebe kann keiner – auch ein Theologe nicht -  erklären oder beweisen, wohl aber ist es – manchmal nur auf Zehenspitzen und verbunden mit der Sehnsucht nach Heil – persönlich als liebende Macht in einem Menschen erlebbar, ein wenig vergleichbar mit der erfahrbaren Liebe zweier Menschen.

 

Das Geburtstagskind von damals kann heute zum Geburtshelfer neuen Lebens werden. Durch seinen Geist umfassender Liebe, zu der auch die Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, der Mit- und Nachwelt gehört – vor allem jedoch durch das Vertrauen auf seine spätere Botschaft und sein ganzes Leben. Weil er kein Märchenonkel oder Kriegsheld war, sondern der „Ewige Vater“, ein „Friedefürst“, „Sohn Gottes“, gibt es keine Gründe, den Kopf hängen zu lassen und sich nicht zu outen.

Denn wer sich zu Jesus Christus in Wort und Tat – am besten durch sein Leben - bekennt, der wird vom Geist Gottes anerkannt, nicht im Stich gelassen, sondern bewegt zur sinnstiftenden Liebe.

 

Burkhard Budde

 

Mehr wissen – besser verstehen

 

Menschwerdung statt Menschenvergötzung

 

Weihnachten

Zum Namen: „Weihnachten“ kommt nicht von „Wein-Nacht“, vom Winterfest der heidnischen Germanen, ein Fest mit hohem Bier- und Weinkonsum. Wohl aber von „geweihter Nacht“, in der Jesus geboren wurde, einer Zeit der „geweihten Nächte“ der Heiden um die Wintersonnenwende herum.

 

Zum Ursprung: Die Römer feierten am 25. Dezember die Geburt des Sonnengottes Mithras, den Geburtstag der „unbesiegten Sonne“. Die römische Kirche jedoch gab diesem Tag als „Fest der Geburt Christi“ einen neuen Inhalt: Jesus Christus habe den heidnischen Sonnenkult besiegt, sei die „wahre Sonne“, die „Sonne der Gerechtigkeit“ (Maleachi 3,20), das „Licht der Welt“ (Joh. 8,12).

Als Gegenfest zur Überwindung verschiedener heidnischer Feste wurde Weihnachten in Rom um 350 am 25. Dezember – für die damalige Kirche auch der Jahresbeginn - gefeiert; zuvor im Osten am 6. Januar als Fest der „Menschwerdung des göttlichen Wortes“ bzw. als Fest der „Erscheinung Jesu“ (Epiphanias).

Kaiser Konstantin (306 bis 337 n.Chr.) – bevor er einen Zugang zum christlichen Glauben bekam war er ein Verehrer des Sonnengottes - , hatte das Geburtstagsfest auf den 25. Dezember gelegt, das jedoch erst bei den Westgoten 506 n.Chr. und unter Kaiser Justinians erst 534 zum staatlichen Feiertag erklärt wurde.

 

Zu den Quellen: Nur die Evangelien Matthäus und Lukas erzählen von der Geburt des Gottessohnes; Markus und Johannes sowie die Autoren der biblischen Briefe schweigen im Blick auf die Geburt Jesu.

Lukas berichtet nach der Geburt Jesu von der Verehrung Jesu durch Hirten; Matthäus von der durch Magier mit ihren Geschenken Gold, Weihrauch und Myrrhe sowie von der Rettung Jesu vor der Verfolgung des Königs Herodes.

Alle Evangelien berichten, dass Jesus ein Galiläer war und aus Nazareth stammt. Da Lukas in seinem Evangelium wohl die jüdische Tradition der Herkunft des Messias aus Bethlehem, aus der Stadt und dem Hause Davids, bedacht hat, erzählt er auch von der Wanderung Josephs und Marias von Nazareth nach Bethlehem. Die fand nach Lukas wegen der Schätzung des Quirinius (45v.bis 21 n.Chr., Statthalters von Syrien) statt, die der Kaiser Augustus (Alleinherrscher des Römischen Reiches von 31.v.Chr. bis 14 n.Chr.), angeordnet hatte.

 

Zur Bedeutung: Das Geburtstagskind Jesus ist für seine feiernden Nachfolger auch Geburtshelfer neuer Gewissheiten: Im Blick auf das Kind in der Krippe kam zwar kein „normales Kind“ oder ein „bedeutender Religionsstifter“ zur Welt, auch kein Gott mit einem Schwert oder einem politischen Rezeptbuch, wohl aber ein „Gott mit Herz“ als der befreiende und versöhnende Friedensstifter des ganzen Menschen.

Ein Mensch muss seit dieser Geburt – und das war und ist das Geheimnisvolle der Geburt geblieben - keine Treppe zum Himmel hinaufsteigen, um Gott gnädig zu stimmen, sondern Gott selbst begegnet dem Menschen auf dem Boden der Realität, sogar in menschlicher Armut, Hilflosigkeit und Heimatlosigkeit – bedingungslos, grenzenlos und ausnahmslos durch die Macht seiner schöpferischen Liebe, die in einem Menschen und um einen Menschen Kreise zieht.

 

Die Menschenvergötzung und Selbsterlösung des Menschen enden und die Menschwerdung des Menschen beginnt durch die Menschwerdung Gottes – durch den rettenden Glauben an die Geburt Jesu Christi.

 

Burkhard Budde


Adventlicher Tiefgang und Höhepunkt zugleich

 

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

in Bad Harzburg

Alte Musik, die dem heutigen Advent einen besonderen Tiefgang und zugleich Höhepunkt schenkt: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), das die Geburt Jesu Christi thematisiert und musikalisch verlebendigt.

 

Propsteikantor Karsten Krüger, der die Leitung des Konzertes in der Lutherkirche in Bad Harzburg am 5.12. 2019 hatte, verstand es, die vier Solostimmen, das Göttinger Barockorchester und die Lutherkantorei Bad Harzburg so in das Ganze Werk Bachs – ursprünglich ein Werk für die Feiertage rund um Weihnachten - einzubinden, dass es ein aktualisierter Adventsgenuss mit liturgischer Dimension für viele wurde. Das machte auch der lang anhaltende Schlussapplaus deutlich.

 

Bach wollte andere Texte, die im Oratorium vorkommen, vor dem Vergessen retten. Heute kann das Konzert dazu beitragen, dass Weihnachtstexte - andere Texte als die in den Medien vorkommen - vor allem die Geburtsgeschichte Jesu, nicht vergessen werden.

 

Was wurde noch über Maria berichtet? Sie soll all die Worte des Engels nicht vergessen, sondern behalten und in ihrem Herzen bewegt haben.

Das Weihnachtsoratorium in der Lutherkirche werden viele Teilnehmer nicht vergessen. Und in den adventlichen Rummel mitnehmen, um dann – musikalisch „gut vorbereitet“ - Heiligabend zur schöpferischen Ruhe mit Muße und Andacht zu kommen.

 

Burkhard Budde


Parabel

 

Engel ohne Heiligenschein

 

In einem wunderschönen Schloss lebten wunderschöne Engel. Jeder einzelne Engel hatte eine wunderschöne Aufgabe bekommen.

Der eine Engel, sensibel, aber kein Sensibelchen, arbeitete am himmlischen Thema Zärtlichkeit, damit die Seele aufblüht und in der Tiefe glüht. Ein anderer, sehr gewissenhaft, sollte das Thema Verantwortung bedenken, damit ein kluger Kopf und ein mitfühlendes Herz Rechenschaft über das Verhalten ablegen können. Ein dritter Engel, durch Neugier beflügelt, entdeckte rund um das Thema Freiheit, sich selbst besser zu begreifen und sich begründet zu binden, damit die Grenzen der Freiheit nicht missachtet werden. Ein vierter Engel, der gerne in bunter Gemeinschaft lebte, beschäftigte sich mit dem Thema Toleranz, damit gegenseitiger Respekt, zivilisiertes Verhalten und das Ertragen von Unterschieden möglich werden, ohne dabei die Würde eines Einzelnen zu opfern oder das Einheitsband aller aus dem Auge zu verlieren. Ein fünfter Engel, souverän und zugleich demütig, durchleuchtete das Leben am Thema Kritik, sah in der Selbstkritik und Selbstkontrolle, aber auch im Verstehen anderer Perspektiven wichtige Bedingungen, damit sich eine selbstständige und unabhängige Urteilsfähigkeit entwickeln kann.

Allen Engeln im Schloss war es wichtig, füreinander da zu sein, voneinander und miteinander zu lernen und das Thema Schutz und Fürsorge der Schwächeren ganz oben auf der Tagesordnung zu behalten.

 

Eines Tages kam ein neuer Engel ins Schloss. Er sang ein ganz neues Lied: „Ihr könnt noch schneller, noch besser, noch erfolgreicher an euren Themen arbeiten, wenn ihr nur an euch und weniger an eure Aufgabe denkt. Ihr könnt perfekte Engel werden.“ Langsam wurde das süße Lied, das die Engel immer mehr verzauberte, weil ihrem Ego ständig geschmeichelt wurde, zum verführerischen Ohrwurm. Und das Schloss immer dunkler und kälter.

 

Engel fingen an, sich nur noch um sich selbst zu drehen, von oben herab ihre Kreise zu ziehen, um alles beobachten, ständig bewachen und kontrollieren zu können. Andere Engel meinten selbstherrlich, alles besser zu wissen und zu können, und nervten ihre Mitengel. Natürlich gab es auch Engel, die versuchten, sich aus allem rauszuhalten, um ihre Ruhe zu haben. Aber am Schlimmsten waren die neidgetränkten sowie eitlen Machtkämpfe: Wer hat das Sagen? Wer ist besser und erfolgreicher als ich? Wer wird mehr gemocht und anerkannt?

Die Flügel von Mitengeln wurden gestutzt, damit man selbst leichter durch die Räume des Schlosses fliegen und bewundert werden konnte. Blindheit, Ignoranz und Arroganz gegenüber dem Boden und dem Fundament des Schlosses, das alle trug und das Leben aller erst ermöglichte, breitete sich aus.

 

Da stellte der Schlossherr mit Engelsgeduld ein neues Licht in die Dunkelheit seines Schlosses. Aber die Engel wollten selber das Licht sein, bekämpften das Licht und löschten es.

 

Da warf der Schlossherr alle Engel aus seinem Schloss und sagte: „Von nun an müsst ihr in Hütten und Häusern arbeiten. Auf Glückseligkeit müsst ihr so lange warten, bis euer Glaube an das Christkind die Tür zu meinem Schloss wieder öffnet.“ Und die Engel wurden zu Menschen - zwar ohne Flügel und Heiligenschein, aber mit der frohmachenden Möglichkeit, dem versprochenen Wunder des Schlossherrn zu vertrauen: „Christus, der Retter ist da.“, um im Häusermeer des Lebens neues Leben zu wagen.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Gesichter eines Weihnachtsmannes

 

„Wen suche ich eigentlich?“ fragt sich ein Mensch auf dem Weihnachtsmarkt und beginnt, sich den Sand aus den Augen zu reiben. Alte Bekannte, Kollegen, Kameraden, Freunde, Nachbarn? Etwa einen „freundlichen Maskenmann“ ohne Gesicht und Offenheit, der täuscht, nur mit mir spielen will und mich dann enttäuscht? Wohl kaum! Eine „langweilige Schlafmütze“ ohne Mund und Humor, der träge ist und nur neuen Stress verursacht? Wohl kaum!

 

Suche ich etwa den „sympathischen Weihnachtsmann“, indem ein lustiger Narr, aber kein ungehobelter Flegel steckt? Der – historisch betrachtet – zum ersten Mal 1847 als „Herr Winter“ mit Tannenbaum auf dem Rücken von einem Moritz von Schmind gezeichnet wurde, 1931 zur Werbefigur von Coca Cola mutierte und bis heute als „schmunzelnder Geschenkemann“ mit Falten und Runzeln weltweit vermarktet wird. Den viele auch als „Santa Claus“ mit Bommelmütze auf dem Kopf und Werbezetteln in der Hand kennen.

 

Oder den „strengen Weihnachtsmann“, der als kostümierter Papa mit rotem Mantel und weißem Bart oder als bestellter Mann mit Rute oder Bischofsstab andere, vor allem Kinder, erziehen will, indem ein Sündenregister aus einem großen Buch vorgelesen wird? Aber wer will heute noch so einer lustlosen Figur begegnen, die häufig mit Knecht Ruprecht zusammen andere kleinmachen wollte, um sich selbst groß zu machen?!


Oder den „heiligen Weihnachtsmann“, der als Nikolaus mit Bischofshut und Bibel freundlich und höflich lächelnd erzählt, ermutigt und lobt, vor allem seine Lebenszeit sowie Zeichen der Menschlichkeit und Nächstenliebe schenkt, indem er – zum Beispiel Süßigkeiten oder Überraschungsgeschenke - gibt und abgibt? Der – wieder historisch betrachtet – wohl auf zwei geschichtliche Persönlichkeiten aus dem 6. Jahrhundert zurückgeht, auf einen Bischof Nikolaus von Myra und einen Abt Nikolaus zu Sion – beide offensichtlich Helfer und Retter in der Not, vielleicht sogar auch Wundertäter. Selbst wenn Martin Luther von den Nikolaus-Bräuchen als „kyndisch ding“ nichts hielt und lieber das „Christkind“ als Gabenbringer ansah, blieb der Heilige Nikolaus ein Heiliger für alle Fälle – man kann ja nie wissen, ob man ihn nicht doch braucht, um den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. Der ja zudem Weltliches und Heiliges verbinden kann, ohne als Werbemann verbissen kämpfen zu müssen oder als religiöse Figur keine echte Botschaft zu haben.

Nun, wen sucht der Mensch auf dem Weihnachtsmarkt? Oder was sucht er eigentlich?

Er hat sich viele Sandkörner aus den Augen gerieben. Vielleicht ist ein Sandkorn zum Samenkorn geworden, als es auf den Boden der Sehnsucht nach einem Menschen fiel, der mehr geben will als nehmen, der humorvolle Leichtigkeit mit schöpferischer Vernunft verbindet.

Und ob durch das Nachdenken über die vielen Gesichter des einen Weihnachtsmannes nicht doch auch die Frucht der göttlichen Liebe wachsen kann, ein Mensch einen Menschen findet.

Der sich erbarmt, wenn ich mich erbärmlich fühle oder mich einfach umarmt?!

 

Burkhard Budde



Ein Adventsgruß aus St. Andreasberg


Versteckt und etwas verschlafen,

aber voller Überraschungen liegt St.Andreasberg im Oberharz mit romantisch wilder und winterlicher Natur sowie historisch gewachsener und gestalteter Kultur.

Vom Glockenturm aus, dem Wahrzeichen der Bergstadt, wurden die Bewohner und Gäste mit adventlichen Klängen in das adventliche Geschehen eingestimmt.


Großfamilie wird erlebbar

Das Mütterzentrum in Braunschweig, zu dem ein Second-Hand-Laden für Kinder- und Frauenkleidung gehört, aber auch eine offene Kinderbetreuung, wird von der Braunschweiger Ebbecke Stiftung unterstützt. Die Kinder zeigten stolz den Vertretern der Stiftung, Dr. Burkhard Budde und Heike Otto, die vom Geld angeschafften Spielzeuge und Materialien.

Monika Döhrmann vom Zentrum berichtete, dass täglich etwa 250 Personen – 40 Prozent mit Zuwanderungsgeschichte – ihre Einrichtung besuchen. Mittagstische, Babybasare, Frauenkleiderbörsen, Strickcafe, interreligiöse Feiern, Gesundheitsgespräche, Lernangebote werden durchgeführt – um nur einige Programmpunkte zu benennen.


Alte und junge Menschen sowie junge Familien kommen zusammen – und fühlen sich wie eine Großfamilie.


Auf ein Wort

 

Lust auf Licht oder Unlust am Licht?

 

Lust auf Licht? Eine Person, die sich richtig glücklich fühlt, antwortet: „Ich freue mich auf die Adventszeit mit den strahlenden Lichterketten und den blinkenden Sternen. Jedes Jahr genieße ich es, wenn ich mich mit meinen Freunden auf dem Weihnachtsmarkt treffe, wir gemütlich einen Punsch trinken und entspannt plaudern“.

Wenn die berühmten Lieder „Jingle Bells“ und „Last Christmas“ süß wie die Glöckchen in den Ohren klingen, der unwiderstehliche Duft von gebrannten Mandeln und Räucherkerzen in die Nase kriecht, die frische Bratwurst das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, der Weihnachtsmann mit leckeren Süßigkeiten im Gepäck um die Ecke schaut, dann werden viele Mitmenschen von einer märchenhaften Stimmung eingefangen. Es beginnt für sie die geheimnisvollste Zeit des Jahres. Wie von Geisterhand bewegt erleben sie das Geschenkeshoppen und das romantische Bummeln mit unerwarteten Begegnungen.

Dann, ja dann werden die kleinen, aber auch die großen Augen zum Leuchten gebracht.

Unlust am Licht? Eine Person, die total unglücklich wirkt, fühlt sich verstanden: „Auf Hetze und Stress, auf Friede-Freude-Eierkuchen Stimmung habe ich keine Lust. Es gibt zu viele Armleuchter und lichtscheue Gestalten, die mit ihrer Garstigkeit und muffeligen Gesichtern nur trübes Licht verbreiten und andere auch noch hinters Licht führen“.

Wenn der erleuchtete Markt zum finsteren Jahrmarkt mit Schmuddelecken wird, auf dem sich Lästermäuler mit Dreckschleudern, Maskenträger mit Alphatiergrunzen, Hohepriester mit Dünkel, Saubermänner mit Heiligenschein tummeln, dann wird aus dem warmweißen Licht ein unbarmherziger Scheinwerfer, der blendet, die aufgeklärte Vernunft verklärt und die Freude am Advent vertreibt. Das Irrlicht ichbezogener Finsternis breitet sich aus – eine kalte Finsternis, die selbst Licht sein und sich selbst feiern will.

Dann, ja dann täuscht der schöne Schein, der mächtig und prächtig, selbstverliebt und selbstgerecht mit dem eigenen Ego spielt. Und anderen Sand in die Augen gestreut.

Lust oder Unlust? Das hängt auch von der persönlichen Tretmühle des Alltags ab oder von der Feuersglut des persönlichen Leidens. Aber es gibt für alle Situationen ein besonderes Licht, dass nicht wie eine Glühbirne ein- und ausgeschaltet werden kann. Es ist vielmehr in ein und demselben Menschen entdeckbar und erfahrbar, in dem die Gegensätze Lust und Last kämpfen, sich finstere und helle Gedanken austoben. Gott, der zuallererst das Licht geschaffen hat, ist selbst dieses Licht. Es brennt in einem Menschen, der diesem Schöpfergott vertraut, und ermöglicht mitten im Lichtermeer sowie in aller Finsternis neues Leben:

Menschen, die in diesem Lichte leben, werden von Meinungen anderer unabhängig, können sich eine eigene Meinung bilden und sich selbst kritisch sehen, weil sie nicht das göttliche Licht sind, sondern Gott gegenüber verantwortlich bleiben. Sie müssen sich nicht verbiegen, weil sie mit Gott und sich selbst im Reinen sind. Sie können Interesse an ihrem Nächsten haben, weil sich Gott für sie interessiert. Und sie bekommen Lust auf die schöpferische Liebe Gottes, die Kraft und Neuanfänge schenkt.

Dann, ja dann werden dunkle Köpfe und kalte Herzen heller und wärmer.  Und Menschen wieder froh.

Burkhard Budde


Im bunten Garten der Volks-Parteien

Eine Volkspartei ist wie ein großer Garten mit ganz unterschiedlichen Gewächsen. Manche Blumen sind in der Öffentlichkeit bekannt wie die Orts- und Stadtverbände oder Vereinigungen, andere arbeiten in relativ unbekannten Fachausschüssen. Alle  – Hauptamtliche wie Ehrenamtliche – leisten in der Regel viel für den Aufbau des ganzen Gartens, viele mehr oder weniger auf leisen, aber fachlich kompetenten Sohlen.

 

Es gibt jedoch in jeder Partei, die sich nicht als Klientelpartei, Ein-Themen-Partei oder ideologische Nischenpartei versteht, auch Disteln, die ihre Mitgeschöpfe gefährden; Maulwürfe und Heckenschützen, die im Untergrund oder versteckt am Rande der Organisation ihr Unwesen treiben; verlogene Wasserträger, die nach oben buckeln und nach unten treten; sowie schlafende Schönheiten, die in der Regel nicht an den Parteiveranstaltungen teilnehmen, aber ihren finanziellen Beitrag bezahlen.

 

Darüber hinaus existieren Seilschaften und Netzwerke sowie in der CDU/CSU inoffizielle oder offizielle Interessengruppen wie der „Andenpakt“ ehrgeiziger Männer, die „LSU“ lesbischer und schwuler Menschen in der Union oder die „Werteunion“ als Verein aus Mitgliedern der Unionsparteien und ihnen nahestehender Organisationen.

 

Ist das eine bunte Vielfalt oder doch einfältiger Wildwuchs? Darüber kann man wohl streiten – oder schweigen. Aber man sollte nicht mit dem Rasenmäher der Gleichmacherei oder mit dem Spaten eines autoritären Umgangs einzelne Gewächse einzuschüchtern oder auf Linie zu bringen versuchen.

 

Ein starker und von allen Gruppen und Grüppchen unabhängiger Gärtner bzw. eine starke Führung, die Macht auf Zeit anvertraut bekommen hat und – keine Frage! - von allen kritische Loyalität – keinen blinden „Kadavergehorsam“ - erwarten kann, ist in der Lage, die Vielfalt in der Einheit auszuhalten, um im argumentativen Wettbewerb die besten Lösungen zu finden.

 

Wenn allerdings eine dauerhafte Profilierung einzelner Pflanzen oder Gewächse zu Lasten und nicht zugunsten des ganzen Gartens geschieht, indem zum Beispiel ein totalitären und menschenverachtender Geist den Boden der Glaubwürdigkeit aller vergiftet, sollte über gärtnerische Maßnahmen nachgedacht werden, ohne selbst gleich unverhältnismäßig mit Kanonen auf geierhafte Spatzen zu schießen, um sie aus dem Garten zu verscheuchen.

 

Eine Volkspartei braucht weder Claqueure eines Gärtners noch Gartenverwüster; beide denken in Wahrheit nur an sich. Sondern Gartenmitgestalter, damit sich möglichst viele neue Gartenbesucher mit dem Garten identifizieren und den Gärtnern auf Zeit begründetes Vertrauen schenken können – und vielleicht sogar als neue Pflanze jenseits der Interessen- und Machtkämpfe zugunsten einer demokratischen, offenen, lebendig diskutierenden und zukunftsorientierten Partei, vor allem des Bürger- und Gemeinwohls aktiv werden.

 

Burkhard Budde


Ein Juwel in Braunschweig

 

Unternehmerische Selbstständigkeit wird gefördert

 

Ein besonderes Juwel im Zentrum einer der forschungsintensivsten Regionen Europas ist das „Entrepreneurship Hub“ („Knotenpunkt Unternehmertum“) der TU Braunschweig und Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Die Gründerszene mit viel Gründergeist, innovativen Geschäftsideen und einem hohen Wachstumspotenzial, die Hochschul-Startups („gründen, in Gang setzen“), haben einen zuverlässigen Motor und ein konkretes Gesicht: Prof. Dr. Reza Asghari, dynamischer Leiter des Ökosystems, eines Netzwerkes, das die systematische Transformation von Forschungsergebnissen in innovative Produkte für die freie Wirtschaft betreibt, insbesondere durch High Tech Ausgründungen aus den Hochschulen.

 

Am ersten Tag des Entrepreneurship-Forum am 20.11. 2019 in der TU Braunschweig gab es viele hochkarätige Stimmen, die sich für die Förderung der Gründung von Unternehmen in der Region stark machten.

 

Prof.Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der TU Braunschweig: Gründer brauchten gute Ideen, Mut, Ehrgeiz, Kreativität und Durchhaltevermögen. Sie wünschten sich finanzielle Unterstützung, weniger Bürokratie, kompetente Beratung, gute Netzwerke und mehr Anerkennung.

 

Prof. Dr. Rosemarie Karger, Präsidentin der Ostfalia Hochschule: „Wir sitzen an einer sprudelnden Quelle der Innovation“. Ohne Partner in der Region gäbe es keinen Erfolg.

 

Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Wir leben in einem Land der Tüftler und Ingenieure. Wissenschaft und Unternehmen sind fester Bestandteil des Erfolges. Wir brauchen im internationalen Wettbewerb talentierte und gut ausgebildete Menschen, die ein Herz für Innovationen haben. Wir müssen nicht nur mithalten können, sondern auch Akteure sein, um ethische Maßstäbe setzen zu können.“ Die geplante steuerliche Forschungsförderung ab 1.1. 2020 sei für Startups-Gründer wichtig, aber auch die Sprunginvestitionen-Agentur, die Innovationen „puschen“ wolle, um Ideen für den Markt umsetzen zu können. Schließlich sei der Pakt für Forschung und Innovation attraktiv für den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft. Allerdings gebe es in Deutschland bei der Umsetzung von guten Ideen sowie bei einer geplanten Selbstständigkeit immer noch eine gewisse Trägheit und eine Angst vor dem Scheitern. Die Mobilität, „wegen der gleichwertigen Lebensverhältnisse und der individuellen Freiheit das Rückgrat der Gesellschaft“, müsse gleichzeitig „Umwelt“ und „Verkehr“ beachten – allerdings nicht mit Hilfe einer Politik der Verbote, sondern mit Hilfe neuer Technologien, um auch den Wohlstand erhalten zu können. „Sicher, sauber und vernetzt wird die Mobilität der Zukunft aussehen“, meinte die Ministerin.

 

Helmut Streiff, Präsident der IHK Braunschweig, wies auf die historisch gewachsenen konstruktiven Rahmenbedingungen in der Region Braunschweig hin sowie auf die Aktivitäten der IHK wie den Technologietransferpreis. Die IHK als „Sparringspartner“ junger Leute fördere deren unternehmerische Selbstständigkeit.

 

Prof. Dr. Andreas Dietzel, Dekan der Fakultät für Maschinenbau der TU Braunschweig, sprach die Chancen, aber auch die Risiken der Ausgründungen aus der Uni in die Wirtschaft an. Es müsse einen offenen Austausch über Erfolge und Rückschläge geben, vor allem eine Unterstützung und Förderung mit Hilfe von Netzwerken.

 

Gerold Leppa, Wirtschaftsdezernent der der Stadt Braunschweig, sprach von einem attraktiven Standort als Verdienst verschiedener Akteure. Das Ökosystem müsse gestaltet und nachhaltig stark gemacht werden sowie wettbewerbsfähig bleiben, auch durch „kontrollierte Zufälle“.

 

Einen Impulsvortrag „Volkswagen Group Innovation – Driving the Change for Mobility Innovation“ hielt Dr. Axel Heinrich von der Volkswagen AG.

Gedankt wurden u.a. auch Carsten Müller MdB sowie Christoph Bors von der KAS Niedersachsen für die Unterstützung der Tagung – damit möglichst viele das Juwel in Braunschweig kennenlernen konnten bzw. am zweiten Tag noch können.



Mehr wissen – besser verstehen

 

Ende der Flucht, Anfang der Frucht

Buß- und Bettag,

der Mittwoch vor Totensonntag

 

Wer in eine Sackgasse geraten ist, sollte klugerweise umkehren – wenn er denn vorankommen und seine Ziele erreichen will.

 

Daran erinnert auch der Buß-und Bettag.

 

Seit Beginn der Kirche gibt es diesen Tag. Die ersten Christen bereiteten sich jeden Mittwoch, dem „Tag des Judasverrates“, und jeden Freitag, dem „Tag des Kreuzestodes“, auf den Sonntag, dem „Tag der Auferstehung Jesu“ vor – und zwar durch Fasten, Gebet und Almosen.

 

Im Laufe der Geschichte wurde der Tag für die Kirche immer mehr zu einem Tag der kirchlichen Fürbitte (das Versagen der Gemeinschaft wurde vor Gott gebracht), der öffentlichen Verantwortung (das gesellschaftliche und staatliche Leben wurde im Lichte des Evangeliums kritisiert) und der individuellen Gewissensprüfung (der einzelne Gläubige konnte sein Gewissen vor Gott prüfen und es entlasten).

 

Martin Luther (1483 bis 1546) kritisierte und bekämpfte feste Bußtage wegen der „käuflichen Buße“ angesichts des Ablasshandels (aus Angst vor dem Fegefeuer wurden Ablassbriefe gekauft – etwa zu einem Preis eines Monatseinkommens -, um seine Sünden – ohne wirkliche Buße (?!) – vor allem seine Angst loszuwerden. Luther forderte keine sittliche Leistung, sondern eine neue „biblische Buße“, die Umkehr und Erneuerung des Herzens und des Kopfes, eine „immerwährende Buße“.  

 

1532 wurde erstmalig in Straßburg auf Anordnung des Kaisers ein staatlicher Bußtag angesichts der Bedrohung durch die Osmanenkriege begangen.

1852 wurde der Tag einheitlich für alle Landeskirchen auf den Mittwoch vor Ewigkeitssonntag festgelegt, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, auf Empfehlung der Eisenacher Konferenz ev. Kirchenleitungen.

 

1939 wurde der Bußtag von Adolf Hitler durch Verlegung auf einen Sonntag faktisch abgeschafft; nach 1945 in den meisten Bundesländern als staatlicher Feiertag zum gewohnten Termin wieder eingeführt, seit 1981 bundeseinheitlich.

1995 wurde der Tag auf Beschluss des Bundestages „für die Finanzierung der Pflegeversicherung“ gestrichen; nur in Sachsen blieb er gesetzlicher Feiertag.

 

Wer vor Gott nicht flüchtet, sondern im Gott- und Christusvertrauen vor Gott seine persönliche Verantwortung im Leben wahrnimmt, braucht auch die argumentative Auseinandersetzung mit Menschen nicht zu scheuen, sondern kann mit gutem Beispiel vorangehen – und einen neuen Weg aus einer Sackgasse suchen und finden, nämlich die Frucht des Glaubens und der Liebe, in Würde und mit Vernunft.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort zum Totensonntag

 

Wie lange lebe ich noch?

 

Ich lebe. Aber weiß ich, wie lange noch? Ich sterbe. Aber weiß ich, wie - und vor allem wohin die letzte Reise geht?

Wem diese Fragen zu unbequem oder gar zu gruselig sind, der kann natürlich das Lesen dieses Artikels beenden. Aber er sollte vorab bedenken: Könnte es nicht sein, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Tod zu einem glücklicheren Leben führt, nach dem ich mich immer schon gesehnt habe?

 

Es gibt viele Zeitdiebe und Zeitzauberer, die Unwichtiges zu Wichtigem machen und eine Mücke in einen Elefanten verwandeln. Wenn es ganz schlimm kommt, verlieben sie sich in ihre Freund-Feind-Bilder und bleiben in ihrem selbstgebastelten Schubfach selbstgenügsam sitzen. Eigentlich sind sie wie lästige Fliegen, die plötzlich auftauchen können und in der Regel auch Ärger zur falschen Zeit verbreiten. Vor allem sind sie nicht lernfähig und lernbereit, nicht offen für Erneuerung. Obwohl sie das geöffnete Fenster zur Freiheit des Denkens sehen, bleiben sie an der Fensterscheibe eigener Sturheit und Uneinsichtigkeit kleben.

 

Es erscheint vergebliche Liebesmüh, solche stacheligen Geister einfach zu vertreiben oder zu ihrem Glück zwingen zu wollen. Denn rücksichtslose Elefanten im Porzellanladen des Lebens, die Lebenszeit vergeuden oder zertrampeln, können sich nur selbst ändern – wenn sie es denn wirklich wollen.

Das könnte mit einer Binsenweisheit anfangen, die aber erst in ihr Bewusstsein gehoben werden muss: Die Lebenszeit ist begrenzt. Und das Leben kann abrupt ein Ende finden.

Wenn das stimmt – und trifft es nicht zu, dass selbst der mächtigste Mensch nicht ewig lebt und plötzlich weg vom Fenster sein kann?! - , sollte dann nicht die kostbare und einmalige Lebenszeit anders, neu gefüllt werden? Zum Beispiel mit sinnstiftenden Gesprächen oder mit geistigen Entdeckungen, was wirklich wichtig und unwichtig, wahr oder unwahr, richtig oder falsch ist oder sein kann?

 

Die neuen Liebhaber des bewussten und verantwortungsvollen Denkens, die vor solchen Fragen nicht flüchten oder gedanklich auf der Stelle treten, können immer besser kämpfen als kämpften sie nicht. Hochmut, im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein, und Übermut, auf andere verächtlich herabzusehen, weichen langsam einer überraschenden Demut, um freiwillig und aus Einsicht  Respekt vor Andersdenkenden zu zeigen und um mutig sowie mit Empathie und Vernunft im Gepäck neue Wege zu gehen.

 

Die Angst vor Gesichtsverlust und Ungerechtigkeit sowie die Jagd nach dem „großen“ Geld und eigenen Vorteilen können beerdigt werden. Und neues, begründetes Vertrauen, ja Klugheit und Weisheit stehen auf und begegnen sich.

 

Übrigens ganz im Sinne des Psalmbeters: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“. Sollte dieser „Herr“, der die Mauern in den Köpfen der Menschen mit seiner bedingungslosen und befreienden Liebe überwinden kann, nicht auch einen zauberhaften Ort kennen und ermöglichen, an dem Verstorbene für ewig leben?!

Und kann der Geist dieses souveränen Gottes nicht Menschen in Bewegung versetzen: Im Leben nicht alles auf eine Karte setzen zu müssen, sondern gelassen und besonnen zu bleiben, teilen und loslassen zu können, um eine neue beglückende Lebensqualität zu empfangen?

Weil ein Gottvertrauender seinem gnädigen Lehrmeister das letzte Wort überlässt?!

 

Burkhard Budde


Spuren in den Seelen

Mozart – Konzert in Goslar


Kann es sein, dass Musik im Unbewussten wirkt und Urgefühle bewegt? Und kein emotionales Trümmerfeld hinterlässt? Vielmehr den Erlebnishorizont vertieft, die Zerrissenheit der Seele heilt und sie in den Himmel hebt?


Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), die am Samstag 16.November in der Marktkirche zu Goslar zu hören war, öffnete die Tür zu solchen oder ähnlichen Erfahrungen. Zahlreiche Interpreten des Konzertes für Klarinette und Orchester in A und die Missa in c waren sympathische und empathische sowie wirkmächtige Türöffner: Gerald de Vries (Leitung), Lisa Shklyaver (Klarinette, Magdalene Harer (Sopran), Joowon Chung (Sopran), Markus Schäfer (Tenor), Ralph Beims (Bass)), die Goslarer Kantorei und das Göttinger Barockorchester öffneten den Raum zum musikalischen Reichtum.


Warme Töne, die nicht verletzen; leidenschaftliche Klänge, die nicht bedrängen; leichter Stil, der nicht abhebt; unerwartete Überraschungen, die nicht enttäuschen. Musik, die Spuren in den Seelen der Zuhörer hinterließen – vielleicht auch Geistliches im Unbewussten des Bewusstseins sowie in den Urgefühlen der eigenen Gefühlswelt.


Geistliche Erfahrungen während eines Konzertes, die plötzlich kognitive Grenzen mit musikalischer Leichtigkeit überwinden können.

Warum nicht?!

Burkhard Budde


Adenauer lässt grüßen

 

Ein Urgestein deutscher Geschichte, Original, Motor und Weichensteller:

Konrad Adenauer (1876 bis 1967), von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sowie Mitbegründer der CDU, prägte die Entwicklung des liberalen Staates und der Sozialen Marktwirtschaft u.a. durch eine Politik der Westbindung, der Europäischen Einigung sowie die Einbindung der Bundesrepublik in die NATO – ein politischer Fels in der Brandung der Nachkriegszeit, dem Deutschland viel zu verdanken hat.

 

Prüfer der Auswahltagung „Promotionsförderung“ der Konrad-Adenauer-Stiftung „begegneten“ „the elder“ mit seinem souveränen und gereiften Alter – bei Amtsantritt war Adenauer 73 Jahre alt – vor „kontrastreicher“ Kulisse im Adenauer Haus in Berlin.

 

Eine Promotionsarbeit kann eine spannende Entdeckungsreise sein: Von der Oberfläche in die Tiefe zu gehen, um mit wissenschaftlicher Neugierde Neues, Unbekanntes, Wahres, Wertvolles zu entdecken, und um dann mit dem „Mehrwert“ den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Horizont zu erweitern, gehört zu den besonderen geistigen Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses.



Grab

Gotthold Ephraim Lessings (1729 bis 1781)

in Braunschweig

 

Ein Geschöpf ist vergänglich.

Aber die Rückkehr zum Schöpfer bleibt.

 

Zur Urquelle unantastbarer Würde.

Zur Sinnquelle versöhnender Liebe.

Zur Kraftquelle verantwortungsbewusster Freiheit.

Zur Quelle aller wehrhaften Toleranz.

 

Burkhard Budde


Keine Gans


Er ist anders als eine Gans - er schnattert nicht, lässt sich nicht ausnehmen, schließt nicht die Reihen, bekommt keine Gänsehaut. Er kann aber auch nicht immer den Schnabel halten. Er kann reden, wenn andere schweigen. Er kann schweigen, wenn andere reden. Er ist berechenbar unberechenbar. Er ist wie er ist und erlebt sein Sein wie er geworden ist - ein schöner Papagei.


Essay zum Martinstag

Die Mantelteilung

Nicht nur ein Bettler ist zu sehen, sondern zwei Bettler sind dargestellt; ferner einer mit einem Holzbein sowie ein offensichtlich blinder Mensch. Alle vier Bettler erwarten etwas vom Ritter; sie weisen auf verschiedene Gesichter der Not hin. Im Hintergrund erscheint darüber ein zweiter Ritter, der betet. Offensichtlich ein Hinweis auf die Tat der Nächstenliebe, die im Horizont der Gottesliebe geschieht.


Ritterschlag mitten im Alltag

 

Kann ein Mensch eine Projektionsfläche von Sehnsüchten sein? Zum Beispiel der Sehnsucht nach Menschlichkeit und Zuwendung, nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, nach Freiheit und Sicherheit?

 

Ist ein solcher Mensch Martin von Tours gewesen, der im 4. Jahrhundert seinen Mantel mit einem frierenden Bettler vor den Toren der französischen Stadt Amiens geteilt hat? Und deshalb bis heute ein Vorbild umfassender Liebe ist, in der sich gleichsam Sehnsüchte wie Lichtstrahlen in einem Punkt fokussieren?

 

Auf jeden Fall setzte der bewegte Martin ein bewegendes Zeichen: Großes kann im Kleinen geschehen. Und eine paradoxe Botschaft verbreitete sich: Wer teilt, gewinnt.

 

Allerdings hatte der Soldat, der später zum Bischof berufen wurde, überhaupt einen Mantel – ohne Mantel wäre eine Mantelteilung nicht möglich gewesen – und er teilte ihn mit einem Bettler, einem wirklich Bedürftigen, der offensichtlich nicht täuschte oder seine Armut vortäuschte.

 

Er teilte seinen Mantel nicht mit einem Raub-Ritter, der wegen seiner Scheuklappen nur an den eigenen Vorteil dachte und selbst mehr Mäntel auf Kosten anderer haben wollte.

Auch nicht mit einem Schein-Ritter, der mit einem Heiligenschein hoch zu Ross daherkam und andere aufforderte, ihre Mäntel zu teilen, selbst jedoch vom Leid anderer ungerührt blieb.

Oder gar mit einem Sozial-Ritter, der mit einer politischen Rüstung fest im Sattel saß, gerne Mäntel teilte, die ihm jedoch nicht gehörten, um sich von Bettlern feiern zu lassen.

 

Martins menschliches Verhalten, das manche Gemüter nicht verstehen, lädt zum eigenständigen Nach- und Weiterdenken ein. Warum hat er denn nicht seinen ganzen Mantel abgegeben? Warum nicht nur einen Zipfel? Warum ausgerechnet die Hälfte seines Mantels? Hätte er nicht auch sein Pferd zur Verfügung stellen können? Oder sein Schwert?

 

Martin hat wohl einfach das getan, was in einer konkreten Situation die aktuelle Not wenden konnte – spontan, bedingungslos und ganz persönlich, ohne Konzept oder Diskussion, ohne erhobenen Zeigefinger und auch ohne religiöse Sprüche, aber mit einer menschlichen Grundhaltung: die Bereitschaft, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Nötige zu tun - freiwillig und konkret, aber zugleich vernünftig (sonst hätte er den ganzen Mantel abgegeben und anschließend selbst gefroren).

 

Noch heute gibt es solche Ritter der Nächstenliebe, die allerdings häufig zu Fuß und auf leisen Sohlen unterwegs sind: Mütter und Väter, die nicht nur an die Karriere ihrer Kinder denken, sondern vor allem an deren individuelle Persönlichkeitsentwicklung mit Hilfe eines ethischen Kompasses und durch das Teilen ihrer Lebenszeit mit den Kindern. Oder einfach Menschen, die das Leid anderer teilen, um es zu halbieren; die die Freude anderer teilen, um sie zu verdoppeln. Die geben und vergeben, um Neuanfänge und neues Vertrauen zu ermöglichen und erneuerte Gemeinschaft zu erfahren. Die nicht nur den „sozialen Kuchen“ teilen und verteilen, sondern auch gestalten, Zeit, Kraft, Ideen, auch Geld investieren, um den Kuchen durch vernünftiges Verhalten zu vergrößern, um im Notfall noch solidarischer sein zu können.

 

In der Nacht nach der Mantelteilung soll Martin im Traum Jesus begegnet sein, der mit der Mantelhälfte des Bettlers bekleidet war. Ob tatsächlich in der Nächstenliebe Gottesliebe aufleuchten kann? In der Nächstenliebe wird die heimliche Sehnsucht nach Würde geweckt – nach dem unverlierbaren und unverdienten Ritterschlag Gottes, den jeder Mensch geschenkt bekommen hat, damit er selbst zum Menschen wird, der die Würde anderer achtet, verteidigt und ermöglicht.

Burkhard Budde


Der Martinsaltar aus dem 15. Jahrhundert befindet sich in der Martinskirche in Spenge (Kreis Herford).

 

Nicht anschweigen, sondern argumentieren

Über die Zukunft der Volksparteien

sprach Ministerpräsident a.D. Roland Koch

 

Werden Volksparteien überleben? Zu diesem Thema hatte Christoph Bors, Landesbeauftragter für Niedersachsen der Konrad-Adenauer-Stiftung, nach Goslar ins Hotel „Der Achtermann“ am 4.November 2019 eingeladen, wo 1950 der erste Bundesparteitag der CDU stattgefunden hatte.

 

Ralf Bogisch, Ratsherr der Stadt Goslar, sagte in seinem Grußwort, dass Volksparteien als Groß- oder Massenparteien bzw. als Sammlungsbewegungen zur Generierung von Mehrheiten nicht nur die politische Beteiligung der Mitglieder brauchten, sondern auch die „breite Beteiligung der Bürger“.

 

Frank Oesterhelweg, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages und „bekennender Konservativer“, sprach sich gegen Denk- und Redeverbote aus, für eine klare und offene Benennung von Problemen sowie für einen mutigen Streit der Argumente, um auf dem Boden der gemeinsamen Grundordnung mit Hilfe des Kompasses des christlichen Menschenbildes Lösungen bzw. richtige Wege zu finden. Man könne nicht nach allen Seiten offen sein – und dabei erinnerte der Landtagsabgeordnete aus Wolfenbüttel an ein Wort von Franz Josef Strauß - , weil man dann nicht „ganz dicht“ sei. Eine Zusammenarbeit sowohl mit einer Partei, die einen Nazi in ihren Reihen habe, als auch mit einer Partei, die Rechtsnachfolgerin der SED sei, lehnte Oesterhelweg „klar“ ab.

 

Dr. Roland Koch (61), Ministerpräsident a.D., einst „junger Wilder“ und heute „älterer Herr“, bedauerte, dass in der Politik zu wenig über Inhalte und zu viel über Personen geredet würde. In den Anfängen der CDU seien Inhalte – wie das Bild vom freien Menschen und einer freien Gesellschaft, der Glaube an den Menschen als „Abbild Gottes“ mit einer unantastbaren Würde - die Orientierungen gewesen, die die Partei prägten und den Unterschied zu anderen Parteien ausmachten.

 

In der politischen Landschaft, so Koch, würde zu technokratisch und zu taktisch argumentiert. Das Wertegerüst, das eine Gemeinschaft zusammenhalte, Bindungskraft und Hoffnung gebe und ein Stück Leidensfähigkeit ermögliche, sei jedoch wichtig für eine Volkspartei, wenn sie nicht zu einer Klientelpartei oder Ein-Themen-Partei werden wolle. Die CDU stehe für Freiheit und Sicherheit des Einzelnen sowie für die Verantwortung in der Welt. Mit Zuversicht und einem „Schuss Gottvertrauen“ glaube die CDU an die Zukunft in Freiheit.

 

Kritisch sah Koch auch die Große Koalition. Wenn nicht über Alternativen diskutiert werde, sei es vielen Bürgern egal, wen sie wählten oder sie würden radikal, weil die Mitte beschlossen habe, keine Debatte zu führen. Die Partei, die Debatten organisieren müsse, sollte Profil zeigen und klare Ziele „entlang der eigenen Prinzipien“ vertreten, um andere überzeugen zu können und Begeisterung zu ermöglichen. „Wenn wir uns gegenseitig nur anschweigen, wird uns keiner mehr hören, „meinte Koch und erhielt für die „Goslarer Rede“ anlässlich des Gründungsparteitages der CDU Deutschland von den zahlreichen Anwesenden aus der ganzen Region viel Applaus.

 

Fazit seiner Rede: Profilierte Volksparteien sowie mutige und glaubwürdige Politiker, die unbeirrt und unabhängig von Meinungsumfragen sowie vom Zeitgeist für ihre Ideen und Überzeugungen argumentativ, deutlich und eindeutig kämpfen, haben eine Zukunft. Weil sie das Vertrauen der Wähler geschenkt bekommen und politische Verantwortung auf Zeit für das Gemeinwohl und die liberale Demokratie wahrnehmen können.

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Chaos in einer Schule?

 

Eine besorgte Frau klagte über „chaotische Zustände“ in einer Schule. Eifersüchteleien und Neid, Frust und Ellenbogenmentalität seien doch schlecht für das Klima im Unterricht. Und Lehrermangel, Quereinsteiger mit unzureichender Qualifikation, viel zu große Klassen, häufiger Unterrichtsausfall schlecht für die Qualität des Unterrichts. Und überhaupt die Lehrer...?!

Und wenn dann noch ein schwieriges soziales Umfeld hinzukomme, familiärer Dauerstreit, Scheidung oder Trennung der Eltern, kein ruhiger Platz, um Hausaufgaben erledigen zu können, vor allem kein offenes Ohr der Eltern. Die armen Kinder…?!

 

Richtig, Kinder brauchen „gute Eltern“. Und eine „gute Schule“ „gute Lehrer“. Aber was sind „gute“ bzw. „schlechte“ Lehrer? Die im richtigen Augenblick lächeln können wie Schauspieler? Die nicht ständig verbittert herumlaufen wie Griesgrame? Die den Unterricht nur noch organisieren wie Manager? Die versuchen, es allen – Schülern, Eltern, Kollegen, der Schulleitung - Recht zu machen wie „everybodies darling“?  Die sich auf keinen Fall mehr wie Dompteure „alter Schule“ verhalten und mit dem Zeigestock auf die Finger unruhiger Kinder schlagen? Die aber heute auch nicht die Rolle von Therapeuten einnehmen und mit „Zuckerbrot“ schwierigen Kindern begegnen sollen?

 

Der aktuelle Erwartungsdruck gegenüber Lehrern ist groß und spannungsreich. Da gibt es einerseits Elternhäuser, die an der Bildung ihrer Kinder interessiert sind; anderseits Häuser, die bildungsfern und gleichgültig sind. Manche Lehrer brennen (noch) für ihren Beruf; andere sind angesichts auch schlechter Arbeitsbedingungen (fast) ausgebrannt. Manche mögen ihre Schüler – auch die mit ihren Schwächen – und versuchen, als Wissensvermittler und Pädagogen jeden Schüler nach seinen Möglichkeiten zu fördern. Andere Lehrer haben keinen Spaß mehr, entwickeln Galgenhumor und betrachten besonders selbstbewusste Schüler als ihre Gegner an – und nicht mehr als pädagogische und menschliche Gegenüber.

 

Eine Gesellschaft der Zukunft braucht jedoch in der Gegenwart „gute Schulen“.

Keine Drill-Schulen mit sozialer Kälte, spießiger Moral, ideologischen Scheuklappen und Zwangsbeglückung.

Keine Kuschel-Schulen ohne Disziplin, Regeln und Grenzen sowie ohne Leistungen und Anstrengungen.

Keine Kader-Schulen nur für die Eltern, Lehrer und Wirtschaft, die Kinder an die Hundeleine eigener Interessen bindet.

Wohl aber Schüler-Schulen – ohne Schüler keine Schulen! – zum Lernen von Wissen, Entwickeln von Fähigkeiten, Fördern der Sprache und der Bildung, um Orientierung und Sicherheit zu haben – vor allem im Kopf und nicht nur durch den Computer; mit der Hand schreiben und nicht nur Tastaturen bedienen zu können.

„Gute Schulen“ sind humane Leistungsschulen mit einem Wertekompass der Freiheit und der Verantwortung, der Selbstständigkeit und Kritikfähigkeit, damit der einzelne Schüler seine Persönlichkeit entwickeln kann, urteils-, dialog- und gemeinschaftsfähig wird.


Dann kann sogar aus „Chaoserfahrung“ eine lebendige, sinnstiftende und neu gestaltete Ordnung werden, die Freude am gemeinsamen Lernen auch nach der Schulzeit macht.

 

Burkhard Budde


Spiel mit Klischees

Komiker Kaya Yanar in Hildesheim

 

Rastet er aus? Der Profi-Komiker Kaya Yanar denkt wohl gar nicht daran. Ausrasten scheint nur etwas für „Anfänger“ zu sein.

 

Mit humorvoller Leichtigkeit und sympathischer Selbstironie bewegte sich der bekannte Fernsehmoderator, der besonders durch die Sat.1-Comedysendung „Was guckst du?!“ 2001 in Deutschland bekanntgeworden ist, auf der Bühne der Hildesheimer Halle 39 am 1. November 2019.

 

Zahlreiche Fans „guckten“ in den Spiegel des Programms „AUSRASTEN!für Anfänger“, den der 1973 in Frankfurt am Main geborene und seit 2012 mit seiner Frau in Zürich lebende Star ihnen vorhielt: Ausrastende Klischees aus dem Alltagsleben sowie aus bekannten Lebenslagen wurden entlarvt, übertrieben überzeichnet, mit eigener Phantasie und Vorstellungskraft bewegt und dann mit befreiendem Lachen verscheucht.

 

Besondere Highlights begeisterten die sich immer mehr öffnenden Herzen, wenn Kaya Yanar in scheinbar spontanen Situationen mit Klischees spielte und seine wahre Größe als Komiker zeigte, nämlich selbst „ausrastete“, den Spiegel der Menschlichkeit in sich selbst entdeckte, auch offenbarte und über sich selbst lachen konnte. Er rastete gleichsam ein in die ausgerastete Stimmung vieler, weil aus „Anfängern“ „Profis auf Zeit“ geworden waren - durch einen professionellen Spaßvogel mit - immer noch - kreativem Potenzial.

Burkhard Budde


Zum Reformationsfest 2019

 

Ein Blick in den Spiegel der Erneuerung

 

Hilft der Glaube an die Botschaft der Bibel, Gottvertrauen zu wecken?

Welche Bedeutung hat der Bibelglaube für das eigene Leben?

Ist die Bibel nur ein Geschichtsbuch oder ein Glaubensbuch?

Ist sie ein religiöser Zitatenschatz oder eine geistliche Quelle?

Ist sie eine Moralkeule oder ein ethischer Kompass?

Ist sie ein Gesetzeshammer oder normative Instanz?

 

Hilft der Glaube an Jesus Christus, Gottes Liebe zu entdecken?

Welche Bedeutung hat der Christusglaube für das eigene Leben?

Ist Jesus nur eine historische Figur?

Oder ist er ein menschlicher und zugleich göttlicher Spiegel?

Kann Jesus Christus der Schlüssel zur persönlichen Gewissheit sein?

Dass der lebendige Gott den Menschen aus Liebe geschaffen hat,

ihn mit dem Geist seiner bedingungslosen Liebe erneuert

und ihm die Frucht der ewigen Liebe schenkt?

 

Hilft der Glaube an die Kirche Jesu Christi, Weltverantwortung wahrzunehmen?

Welche Bedeutung hat der Kirchenglaube für das eigene Leben?

Ist die Kirche nur eine Amtskirche mit Gremienwirtschaft und Behördenstruktur,

die sozial tätig ist und gesellschaftliche Zensuren verteilt?

Oder bin ich selbst lebendiger Teil einer vom Geist Jesu Christi bewegten Institution?

Teil einer gemischten Bewegung des biblischen Geistes

der schöpferischen Kraft, der umfassenden Liebe und kritischen Besonnenheit?

Teil einer noch zu versöhnenden Einheit in formenreicher Vielfalt,

die zum neuen Leben im Gott- und Christusglauben einlädt und ermutigt?

Und die im Lichte des Evangeliums gemeinsam Verantwortung

vor Gott, dem Nächsten, der Mit- und Nachwelt wahrnimmt?!

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Handy als verhängnisvolle Liebe?

 

Gibt es sie noch? Die Liebe, die leidenschaftlich und rasend ist? Für manche schon – nur in einer neuen Form, nämlich in Gestalt von technischen Wunderwerken.

 

Dann wird schon mal während der Fahrt auf der Autobahn gleichzeitig das Lenkrad gehalten und es werden SMS beantwortet, auch wenn das verboten ist. Dann wird mit der einen Hand der Kinderwagen geschoben, die Zigarette ganz cool im Mundwinkel gehalten und mit der anderen Hand werden die E-Mails gecheckt. Dann blicken große, aber häufig leere Augen stur und zugleich erwartungsvoll auf den kleinen Bildschirm, während in der Schlange an der Kasse des Supermarktes gewartet wird. Dann kommt kein richtiges Gespräch beim Essen zustande, weil ständig auf den Apparat gekuckt und gleichzeitig mit offenem Mund gekaut und geschmatzt wird. Dann übernehmen kleine Filme auf dem Smartphone die Erziehung unruhiger Kinder ausgerechnet auf dem Spielplatz, wo das Buddeln im Sandkasten möglich wäre. Und die Eltern selbst chatten im Internet mit ihren Spielzeugen.

 

Aber auch die alte „Technik“ war und ist nicht ohne „Leidenschaft“. Das Fernsehen bleibt an, obwohl Besuch gekommen ist. Das Radio ist so laut eingestellt, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Der Fotoapparat hält gnadenlos den Moment fest, der einem anderen Menschen peinlich ist. Die Filmkamera wird trotz eines Unfalls nicht ausgeschaltet.

 

Die Technik, das Handy oder Smartphone, als „amour fou“, als verhängnisvolle „Liebe“? Weil das Streicheln über die Handyoberfläche wichtiger geworden ist als das zärtliche Berühren der Hand des Geliebten oder der Geliebten? Weil Klicks spannender und aufregender geworden sind als der Kick eines unmittelbaren menschlichen Abenteuers? Weil die indirekte Kommunikation nicht so anstrengend ist wie die direkte inhaltliche Auseinandersetzung mit einem Menschen aus Fleisch und

Blut, mit seiner Gestik und Mimik, Haltung und seines Körpergeruchs?

 

„Amour fou“ fasziniert, kann aber auch versklaven und hörig machen. Deshalb gehört die mündige Freiheit zur „wahren Liebe“, damit der Mensch nicht zum Instrument seiner Technik wird und das Menschliche sowie die Vernunft nicht unter die Räder gerät. Der freie Mensch ist frei genug, seine Ängste wahrzunehmen – die Angst, etwas zu verpassen, vor Langeweile und Einsamkeit, vor möglicherweise unbequemen Gesprächen. Aber auch frei genug, sich zu fragen: „Was ist mir im Augenblick wirklich wichtig? Mein Handy oder mein Gegenüber? Was ist das aktuell Nötige im Möglichen?“

 

Nicht alle Bedürfnisse können und müssen sofort und schnell befriedigt werden. Manches Pflänzchen braucht Zeit und Geduld, um zu wachsen und zu reifen. Die Pflanze tragfähigen Vertrauens braucht das Vertraute, zuverlässige und ehrliche Bindungen sowie Entwicklungsmöglichkeiten durch gereifte Neuanfänge.

 

Und am Anfang einer großen oder kleinen Liebe, aber auch sonst ist Achtsamkeit wichtig, die zum kleinen Einmaleins der Höflichkeit gehört. Sich nicht ablenken zu lassen, sondern sich auf das Wichtige und Wesentliche im Leben immer wieder neu zu konzentrieren, den Menschen nicht verachten, sondern beachten und als Menschen wahrnehmen und achten.

 

Dann bleiben technische Wunderwerke sinnvolle Menschenwerke. Weil sie dem Wunder der wahren Liebe mit Vertrauen, Verantwortung, Leidenschaft und Hoffnung sowie mit Respekt und Achtsamkeit dienen (können).

 

Burkhard Budde


Kein Katz- und Maus-Spiel

Zum Verhältnis von Stadt und Land

 

Ist die Stadt wie eine Katze? Und das Land wie eine Maus?

 

Die Katze sieht auf die Maus herab – zum Beispiel wegen der Auszehrung des ländlichen Raums und seiner fehlenden kulturellen Angebote.

Die Maus hält nichts von der Katze – zum Beispiel wegen der hohen Mieten und der vielen Parallelwelten im Ballungsbiet.

 

Die Katze lobt u.a. die kulturelle Vielfalt, moderne Arbeitsplätze und die Gesundheitsversorgung. Die Maus rühmt u.a. die Naturnähe, den günstigen Wohnraum und die Sicherheit.

 

Beide reden nicht um den heißen Brei herum: In Wohnhühnerställen, gesichtslosen Häusern oder gespenstischen Schlafstädten wollen sie nicht leben. Sie wollen auch nicht „gefressen“, sporadisch oder gar nur zufällig vom Land oder Bund „gefüttert“ werden. Aber wie kann es dann (nicht) gelingen, sich nicht weiter auseinander zu entwickeln?

 

Zunächst sollten pauschalisierende Klischees überwunden werden. Jeder Lebensraum hat ein eigenes Gesicht und Profil. In einem gewachsenen Lebensraum sollte mehr politische Selbstbestimmung ermöglicht werden und weniger Gängelei von oben erlebbar sein. Die Bürger vor Ort müssen ihren Bürgersinn entwickeln und gestalten können. Die eigenen Finanzierungsquellen von Städten und Landkreisen sind deshalb nachhaltig zu stärken.

 

Mit Speck - mit Goldenen Zügeln des Geldes oder freundlichen Sonntagreden – fängt man Mäuse, die manchmal auch noch ihren Speck selbst mitbringen und in die Falle der Unselbstständigkeit tappen. Aber mit einer Politik einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung und Vernetzung der Angebote von Stadt und Land sowie mit „kommunizierenden Röhren“ wird intelligente und kreative Freiheit sowie eine gemeinsame Entwicklung zugunsten aller Bürger ermöglicht.

 

Und durch annähernde Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse das Katz- und Maus-Spiel überflüssig.

 

Burkhard Budde

 

(Leserbrief in: Goslarsche Zeitung vom 24.10.2019; bezogen auf den Leitartikel „Aus dem Blick der Großstadtneurotiker“ von Chefredakteur Jörg Kleine in der GZ vom 19.10.2019)


Essay

Angst vor Religionen?


Angst, das weiß (fast) jeder, ist ein schlechter Ratgeber. Und Angstmacherei unverantwortlich, weil alles nur noch schlimmer wird.


Dennoch gibt es eine diffuse Angst vor Religionen, genauer: vor einer kritischen und differenzierten Auseinandersetzung über deren Inhalte in der Öffentlichkeit – obwohl Religionen eine konstruktive, heilsame und integrierende Kraft in der pluralistischen Gesellschaft sein können, allerdings auch eine destruktive, unheilvolle und spaltende Kraft. Selbst Religionsvertreter verkürzen ihre interreligiösen Aktivitäten nicht selten auf Symbolpolitik, auf Spiritualität oder allgemeine Appelle.


Übersehen wird, dass in ein inhaltliches Vakuum leichter fundamentalistische und extremistische Positionen eindringen können, weil nur selten inhaltlichen Widersprüche oder argumentative Widerstände zu erwarten sind.


Gewaltaussagen oder Androhungen von Gewalt beispielsweise, die sich in der Bibel und im Koran befinden, dürfen jedoch nicht verschwiegen oder verharmlost werden. Sie sind vielmehr zu benennen und zu besprechen, damit sie nicht politisch, moralisch oder weltanschaulich missverstanden oder missbraucht werden können. Religiösen Verführern und Sittenwächtern, die im Grunde nur ihr eigenes Süppchen kochen wollen, gehen Menschen nicht so leicht auf den Leim, wenn sie über deren Täuschungsaktionen, insbesondere über den Kontext ihrer religiöser Aussagen informiert und aufgeklärt sind.


Auch in der Öffentlichkeit – nicht nur im Rahmen einer religiösen Bildungsoffensive – ist um des gesellschaftlichen Friedens willen und um der Einheit in der Vielfalt an Vorstellungen ein offener und öffentlicher, möglichst angstfreier und vorurteilsfreier Dialog notwendig; zum Beispiel über folgende Fragen: Wie wird mit religiösen Quellen umgegangen? Werden sie überhaupt wahr- und ernstgenommen, wenn sie zur Gewalt aufrufen? Werden sie wörtlich, historisch kritisch, symbolisch oder (auch) in ihrem literarischen Zusammenhang gelesen? Oder wie in einem Steinbruch gezielt „herausgebrochen“, um eigene Interessen verfolgen zu können? Findet der Leser „strohernde“ Worte, die leer sind? Und oder „göttliche“ Worte, die glaubwürdig sind? Wie wird mit den (scheinbar) widersprüchlichen Aussagen in der gleichen Quelle umgegangen? Welche Möglichkeit gibt es, sich eine eigene Meinung zu bilden? Oder soll nur die Interpretation der „Vorbeter“ „nachgebetet“ werden? Welche Bedeutung haben religiöse Aussagen von damals für die heutige Zeit - persönlich, gemeinschaftlich und gesellschaftlich?


Auch Fragen nach der Religionsfreiheit, nach dem Religionswechsel und einer Religionsabkehr müssen erlaubt sein, nach dem Gewaltmonopol des Staates und der Gewaltenteilung in unserem Staat, nach der Trennung von Staat und Kirche bzw. Moschee sowie nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der individuellen Selbstbestimmung.


Eine anstrengende und kritische Auseinandersetzung im gegenseitigen Respekt ist jedenfalls einer ängstlichen Flucht, religiösen Naivität, Ahnungslosigkeit oder Gleichgültigkeit, aber auch eines religiösen Hochmutes vorzuziehen.


Und Christen sollten sich mutig zu Jesus als den Christus bekennen, weil er als Friedensstifter einen Geist in die Welt gebracht hat, der schöpferische Kraft, umfassende Liebe und kluge Besonnenheit auch für die heutige Gesellschaft mit einem großen Markt an Sinnangeboten verspricht – ohne Panik, aber mit viel Gott- und Grundvertrauen und menschlicher Weisheit.


Burkhard Budde 


„Annis Welt“ auch in der „Welt der Frankfurter Buchmesse“

 

Horst Marquardt, Theologe und Gründer der Evangelischen Nachrichtenagentur idea hat anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2019 im neuen idea Spektrum Spezial das Buch „Annis Welt“ besprochen.

 

Darüber habe ich mich gefreut und danke Horst Marquart sehr

 

(Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.

BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR.

ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.)


Auf ein Wort

 

Hilferufe der Bäume

 

Am frühen Morgen traute sich die Königin des Waldes auf eine Lichtung. Friedlich und unbekümmert äste das scheue Reh, während zwitschernde Vögel laut und variationsreich ein Konzert gaben. Die strahlende Sonne am blauen Himmel schien es zu gefallen und brach ihr Licht durch die Kronen der Bäume, die dicht beieinander standen.

 

Ein Wanderer näherte sich gleichsam auf Zehenspitzen dem Zentrum des Fichtenwaldes, der etwas düster wirkte, aber bei ihm ein Gefühl von Ehrfurcht verursachte. Er war aus seinem vollen Alltag in der Stadt geflohen, weil er es liebte, ungestresst und ungestört, unbeobachtet und unkontrolliert zu sein. Hier im dunklen Wald fühlte er sich klein und verloren, genoss dennoch das Geheimnisvolle der Natur, indem er in sich eine große Sehnsucht nach letzter Geborgenheit und letztem Sinn verspürte.

Beim Wandern durch den Wald grübelte der Wanderer gern, der allein, aber nicht einsam war. Es beflügelte ihn, wenn seine neugierige Seele den verlockenden Dschungel tief in ihm entdeckte oder sein mobiler Geist in einen magischen Raum schöpferischer Fantasie eintrat. Wenn es knackte und raschelte, rauschte und knarrte, hörte er den Herzschlag der Bäume. Und einmal sogar die Stimme einer im dunkelgrünen Kleid leuchtenden Fichte: „Warum darf ich leben? Und meine Eltern und Geschwister müssen sterben?“ Der Wanderer rieb sich den romantischen Staub aus seinen Augen und dachte an die in der Nähe gelegene Mondlandschaft mit kranken Fichten, die mit ihren dürftigen Kronen und vielen kahlen Ästen bei ihm Trauer und Fassungslosigkeit verbreitet hatten. Er wusste, dass Stürme und Trockenheit dem Borkenkäfer frei Hand gegeben hatten.

 

„Sind wir nichts mehr wert?“ fragte die Fichte. „Haben denn die Menschen vergessen wie nützlich wir eigentlich sind?“ Dem Wanderer fiel ein, dass mit dem Holz der Fichten gebaut, geheizt und gekocht worden ist. Dass Geigen, Gitarren und Klaviere aus Fichtenholz hergestellt worden sind. Dass Fichtenwälder den Menschen Arbeit und Brot sicherten und sichern, die Luft reinigen und Wasser speichern. Und dass die Fichte als Weihnachtsbaum vielen Menschen eine große Freude bereitet.


„Mich zu umarmen“, meinte die Fichte noch, „reicht nicht aus“. „Kümmere dich darum, dass dem Wald geholfen wird.“ Auch als Erholungs- und Erlebnisraum, nicht nur als Arbeits- und Wirtschaftsraum. Als Rückzugsraum auf der Suche nach neuem Sinn und neuer Kraft, vielleicht sogar als Rückkehrraum zum Schöpfer allen Lebens.

 

Langsam dämmerte es dem romantischen Wanderer, der immer kritischer und aufgeklärter wurde: Er saß auf dem Lebensast der Schöpfung. Wenn die Hilferufe der Bäume und des Waldes nicht gehört werden, gerät auch sein Leben in Gefahr. Und zur Freiheit eines Menschen, dessen stolze Selbstsucht und gleichgültige Abgeklärtheit nicht in den Himmel wachsen, gehört die geerdete Verantwortung zur Bewahrung und Gestaltung der Schöpfung.

 

Und zu Hause versucht ein bewegter Beweger, sich für den Wald im Rahmen seiner Möglichkeiten mit Kopf und Herz einzusetzen, damit die gefährdete Natur durch nachhaltige Kultur unmittelbar erlebbar bleibt.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Verstiegen im Gebirge?

 

Ein Funke reicht manchmal aus, um ein Feuer zu entfachen. Kaum wurde ein Reizthema angesprochen, erhitzten sich die Gemüter. Der soll erben?! Die verdient so viel Geld?! Ausgerechnet der hat Karriere gemacht?! Ausgerechnet die ist mit diesem Typen zusammen?!

Auch politische Themen wie „Klimapolitik“, „Migration“, „Mobilität“, „Digitalisierung“ oder „Demokratie“ können heiße Diskussionen und deftige Wortgefechte, manchmal sogar Handgreiflichkeiten verursachen.

 

Manche begeben sich dabei auf den Holz- und Irrweg und laufen in die falsche Richtung. Andere befinden sich plötzlich in einer Sackgasse und finden keinen Ausweg. Beide sind klug beraten umzukehren.

 

Doch was kann der Einzelne tun, wenn er sich selbst im steilen Gebirge der Reizthemen verirrt oder verstiegen hat?

 

In Panik geraten, Sprünge wagen? Immer schneller laufen, rastlos grölend umherirren? Gleichzeitig alles Mögliche und Unmögliche versuchen? Sich selbst und anderen Angst machen und apokalyptische Hysterie verbreiten?

Oder lieber die realen Gefahren leugnen, die Luft anhalten und den Kopf in den Sand stecken? Sich als Opfer aufspielen oder im Selbstmitleid versinken, wenn es dann doch für ihn gefährlich eng wird?

Oder lieber als autoritärer Oberlehrer auftreten, sich hochnäsig und besserwisserisch, arrogant und ignorant verhalten? Das Gegenüber mit einem selbstgerechten Wortschwall mundtot machen und Schuldzuweisungen vornehmen, ohne vor der eigenen Tür zu kehren?

Oder lieber trotzig auf der Stelle treten, sich in seine eigenen, aber begrenzten Erfahrungen und Sichtweisen fest verbeißen, unbeweglich bleiben und doch Schwindelgefühle bekommen, die die Zornesröte ins Gesicht treiben? Und nie neue Horizonte und Tiefgang erfahren?

Oder lieber kleine Trippelschritte machen, zwar mit großem Applaus für neue Wege sein, aber nuschelnd und schlurfend persönlich nur das tun, was unbedingt sein muss? Am liebsten sich den Pelz waschen lassen, aber dabei nicht nass werden wollen, um seine eigenen Vorteile zu behalten?

 

Vielleicht sollte der Einzelne, der seine Freiheit liebt, zunächst einen Schritt zurücktreten, Distanz zu sich selbst, seiner Gedanken- und Gefühlswelt gewinnen, sich aus unabhängigen Quellen schlau(er) machen sowie sich (mehr) Zeit zum (selbst-)kritischen Nachdenken nehmen. Um dann Schritt für Schritt, mutig, aber nicht übermutig, mit mobilem Geist und langem Atem, umsichtig und weitsichtig, flexibel und differenziert – je nach Situation und Person – verantwortungsvoll aus dem schmalen Felsspalt des bisherigen Denkens herauszukommen.

 

Voraussetzung ist allerdings neues Selbstvertrauen, das auch durch neues Gottvertrauen ermöglicht werden kann. Denn der lebendige Gott ist kein Schlupfloch einer heilen Welt, in das man sich bequem einnistet und versteckt. Auch kein Fluchtweg in die heillose Welt einfacher Lösungen mit Stammtisch- oder Straßenparolen. Wohl aber kann er wie ein zuverlässiger Wegbegleiter sein, zu dem ein Einzelner (Grund-)Vertrauen entwickelt und der die persönliche Verantwortung stärkt. Denn kein Gespräch mit ihm endet so, wie der Beter es begonnen hat.

 

Reizthemen können zu Zukunftsthemen aller werden. Ein langer Weg, um aus der Enge totalitären Denkens („Ich habe immer Recht und du hast immer Unrecht!“) in die Weite neuen Denkens zu gelangen, beginnt mit dem ersten Schritt – den eigenen Weg kritisch zu hinterfragen, andere Wege grundsätzlich zuzulassen, sich auf neue Wege einzulassen und gemeinsame Wege im gegenseitigen Respekt und mit Überzeugungsarbeit suchen, die für alle begehbar und tragfähig erscheinen.

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort

 

Der Dankbare – weder Kammerdiener noch Betonkopf

 

Ist der Dankbare noch unterwegs? Oder hat er sich versteckt? Stampft er heimlich trotzig auf der Stelle? Weil immer weniger Mitmenschen das alte Zauberwort „danke“ kennen? Und sagt lieber „gerne“?

 

Wer will schon wie ein dummer Kammerdiener erscheinen, der seine Ansprüche nicht kennt und sie nicht einfordert? Und überhaupt: Ist es nicht klug, das zweischneidige Schwert der Dankbarkeit in der Scheide stecken zu lassen? Weil es zwar ein möglicher Türöffner zur Seele eines Mitmenschen ist, aber zugleich auch als Schwäche missverstanden werden kann?

 

Einem unbeweglichen Betonkopf kommt „Merci“ (französisch), „Grazie“ (italienisch), „Obrigado“ (portugiesisch) nur selten über die Lippen, auch wenn er unverdiente Barmherzigkeit, eine schöne Tat erlebt oder eigentlich eine Verpflichtung zum Danken hat. Selbstgerecht und überheblich dreht er gerne jeden Stein um, der auf seinem Weg liegt, und wirft mit spitzen Steinen um sich, um unkritische Zustimmung zu erzwingen. Weil die Mitwelt von seinen maßlosen Maßstäben genervt ist und ihre Ruhe haben will, gibt es keinen Austausch der Ideen und Argumente - nur oberflächliche Begegnungen. Und für den Undankbaren selbstverschuldete und langweilige Einsamkeit.

 

Der ehrlich Dankbare jedoch, der den Dank nicht inszeniert oder instrumentalisiert, betritt den Raum des Denkens. Er erkennt und anerkennt im Spiegel des Lebens, den er denkend blankreibt, sich selbst, seine Vergänglichkeit und Unvollkommenheit sowie die Vergeblichkeit seines Mühens nach Perfektion. Er entdeckt, dass seine unverlierbare Würde und seine Lebenszeit Geschenke sind, seit seiner Geburt, die ohne sein Verdienst geschehen ist. Ihm wird klar, dass alle seine Leistungen und Erfolge nicht ohne „glückliche Zufälle“ – nicht ohne Gott – möglich gewesen sind. Er kann dankbar zurückgeben, was er empfangen hat. Und empfängt in Demut Möglichkeiten neuen Lebens.


 

Der Dankbare, der weit genug denkt, hat die Münze des Lebens gefunden, die einerseits zum Vertrauen auf das Leben und andererseits zum Dank für das Leben einlädt. Er hat zum Leben selbst, zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten gefunden.

 

Mit dem Wort „danke“ streichelt und befreit er die eigene und fremde Seele. Und zaubert auch unterwegs ein Lächeln in zwei Gesichter.

 

Burkhard Budde

 

(Aus: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.

BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR.

ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.)


Politik mit Kompass

Bernd Althusmann und Maria Flachsbarth beim EAK

 

Ein Kompass kann helfen, sich im unübersichtlichen Gelände besser zurechtzufinden. Kann, muss die CDU auf einen Kompass im turbulenten Alltagsgeschäft verzichten? Braucht sie vielleicht einen neuen Kompass? Oder sollte sie den alten Kompass des christlichen Menschenbildes häufiger in die Hand nehmen?

 

Pastor Dirk Heuer spricht sich für einen Kompass des christlichen Menschenbildes aus: „Dazu gehören auch Klarheit und Verlässlichkeit innerhalb und außerhalb der CDU, um neues Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen“, sagte der Landesvorsitzendes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Niedersachsen (EAK) auf der Landesdelegiertenversammlung am 28. September 2019 in Walsrode.

 

Heuer, der einstimmig zum EAK- Landesvorsitzender wiedergewählt wurde, setzte sich für die Demokratie als „Modell der Stunde“ ein, weil sie die „höchste Chance“ bieten würde, Probleme anzusprechen und gehört zu werden sowie Menschenrechte und Wohlstand dauerhaft zu sichern.

 

Zuvor hatte Dr. Bernd Althusmann, Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen und Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisiserung, die Bedeutung des EAK betont. Die Werteorientierung könne ohne EAK leicht in der täglichen Hysterie untergehen.

 

Den schleichenden Verlust der Bindekraft von Institutionen, so Althusmann, dürfe die ganze CDU nicht hinnehmen. Die CDU könne vielmehr mit dem Kompass der Klarheit, der Sicherheit und der Verlässlichkeit Orientierung geben, Handlungsfähigkeit beweisen sowie Herr des Verfahrens sein.

Zum Kompass sowie zur Kern-DNA der CDU zähle zudem die Bewahrung der Schöpfung („Nachhaltigkeit“). Allerdings müssten Ökologie und Ökonomie vereinbar sein, um Wohlstand und Arbeitsplätze zu erhalten, aber auch um zugleich den Klimawandel bewältigen zu können.

 

Althusmann, der den Klimaschutz, die Mobilität und die Digitalisierung  als Zukunftsthemen bezeichnete, sprach sich für eine zusätzliche Offenheit im Blick auf weitere Technologien wie die Wasserstofftechnologie aus. Viel Beifall erntete er, als er sagte: „Wir wollen nicht jeder Mode oder den Grünen hinterherlaufen. Wir sagen nicht einfach nur, dass wir für den Klimaschutz sind, sondern dass wir uns mit Technologien, Digitalisierung und guten Rahmenbedingungen für einen wirksamen Klimaschutz einsetzen“. Und der CDU-Politiker grenzte sich im politischen Wettbewerb „klar ab“ sowohl von Rechtsextremisten als auch von Linksextremisten sowie von parteipolitischen „Schlingerkursen“ ohne Werte-Kompass.

 

Über aktuelle Herausforderungen in der Entwicklungspolitik berichtete die Staatssekretärin im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Dr. Maria Flachsbarth. Auch sie sah den Klimaschutz als eine „Jahrhundertaufgabe“ an und betonte das notwendige Zusammengehen von Wohlstand, sozialer Sicherheit und Klimaschutz. Nachhaltige Entwicklungsziele

seien wichtig, ein „weg vom Projektdenken und hin zur globalen Zusammenarbeit“. Neben der Bekämpfung von Hunger, Armut und Hoffnungslosigkeit müssten z. B. in Afrika auch verlässliche Strukturen im Blick auf Bildung, Ausbildung und Arbeitsplätze sowie rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Investoren bei der Aufbauarbeit mit ins Boot kämen und sich ein Aufschwung selbstständig entwickeln könne.

Zu Beginn der Tagung hatte Landessuperintendent Dieter Rathing in seinem „Geistlichen Wort“ auf notwendige Orte und Umgebungen hingewiesen, wo Werte und Orientierungen verinnerlicht werden könnten. Dabei sei kein „schnelles Wertediktat“ hilfreich, sondern ein „menschliches Gegenüber“. Damit wohl ein Kompass christlicher Ethik – kein politisches oder moralisches Rezeptbuch - im politischen Alltag von Politikern, aber auch von anderen Verantwortungsträgern gesellschaftlicher Gruppen in die Hand genommen wird. Oder wie es Kurt Müller, Vorsitzender des EAK der Region Hannover, beispielhaf

t formulierte: „Christliche Verantwortung statt Klimastreik.“ Was die neuen stv. EAK-Vorsitzenden Harm Adam (Hildesheim) und Johannes Habekost (Walsrode) wie alle anderen Delegierten einstimmig begrüßten.                                

 

Burkhard Budde


„Kunst – neu denken und erleben“

Kunstausstellung mit Werken von Marion Dollenberg

Mit verschiedenen Farben spielt Marion Dollenberg. Sie bringt damit ihre Gefühle, vor allem ihre schöpferische Intuition mit spielerischer Leichtigkeit zum Ausdruck. Und lädt die Betrachter ihrer Kunstwerke ein, in ihre eigene Gefühlswelt einzutauchen, um sich selbst in den modernen Werken neu zu entdecken. Ein bunter, frohmachender Spiegel auf der Leinwand, der die Phantasie und das Denken bewegt, kann so zum äußeren Spiegel der inneren dynamischen Seelenlandschaft werden.

Wer die großflächigen und abstrakten Arbeiten, die in Acryl auf Leinwand entstanden sind, „neu denken und erleben“ will (Marion Dollenbergs Motto und zugleich Motivation), kann dies im St. Elisabeth Krankenhaus Salzgitter tun.

Bei der Ausstellungseröffnung, die am 25. September 2019 stattfand, lernten die Gäste eine Malerei kennen und schätzen, die das Denken, Fühlen und Verhalten beruhigt bewegen kann – auch ein therapeutisches Angebot für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter eines Krankenhauses, die auf innere Sinngebungen angesichts von Krisen- und Grenzsituationen hoffen.

 

Burkhard Budde


Einmischen, Gesicht zeigen

und Verantwortung wahrnehmen

Johanniter mischen sich ein, zeigen Gesicht und nehmen Verantwortung vor Gott und der Gesellschaft wahr. Diese Auffassung vertrat der Oldenburgische Bischof Thomas Adomeit auf dem Rittertag der Hannoverschen Genossenschaft des Johanniterordens, der am 21. und 22. September in Oldenburg stattfand.

 

Etwa 400 Personen – darunter 60 Kinder und Jugendliche – konnte Dr. Joachim von Einem, regierender Kommendator der Genossenschaft mit 13 Subkommenden und etwa 400 Mitgliedern, begrüßen. Die Seligpreisungen Jesu, die in der Bergpredigt im Matthäusevangelium überliefert sind, seien, so von Einem, der aktuelle Wertekanon des Ordens und drücke die Haltung eines „ritterlichen Lebens“ aus.

 

Zum dem evangelischen Johanniterorden gehören weltweit in 18 deutschen und fünf ausländischen Genossenschaften über 4000 Ritter an. Der Orden trägt u.a. Altenhilfeeinrichtungen und Krankenhäuser. Als Ordenswerke existieren der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., der Johanniter-Schwesternschaft e.V. und die Johanniter-Hilfsgemeinschaften.


 

 

Seligpreisungen Jesu

(Matthäus 5,3 bis 12)

 

Die Seligpreisungen, die acht Versprechen Jesu, geben einen Vorgeschmack auf Glückseligkeit.

Der Bergprediger preist Personengruppen „selig“, das heißt „glückselig“:

 

„Die geistlich Armen“: Wer entdeckt, dass er trotz seiner Leistungen vor Gott mit leeren Händen steht, weil alles vergänglich und eitel ist, der kann von Gott reich beschenkt werden – zum Beispiel mit der Gewissheit bedingungsloser Liebe. Das gilt für alle, auch für die wirtschaftlich Reichen.

 

„Die Trauernden“: Wer entdeckt, dass Gott aus einem Tiefpunkt seines Lebens einen Wendepunkt oder Neuanfang machen kann, der wird durch Jesu Botschaft vom Reich Gottes getröstet – der kann wieder vertrauen und das Leben bejahen, lachen und Neues wahrnehmen, muss nicht büßen oder die Toten beklagen.

 

„Die Sanftmütigen“: Wer entdeckt, dass Gott mächtiger als die Mächtigen ist, weil die nicht alles machen können, der erwartet alles von Gott – und muss nicht vor den Machern dieser Welt auf die Knie gehen, kuschen oder flüchten, weil er durch Gottes Macht selbst in seiner Ohnmacht eine reale Chance zum Leben bekommt.

 

„Die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden“: Wer entdeckt, dass Gott allein gerecht ist und alle Menschen mit gnädigen Augen betrachtet, setzt sich für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt ein – für bessere Teilhabe- und Lebenschancen aller, der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt.

 

„Die Barmherzigen“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört die Nächstenliebe, nicht Rührseligkeit oder Selbstaufgabe, sondern persönliches Mitfühlen, Mitdenken, Mithelfen und Mitverantworten, Fürsorge und Mitsorge, Vorsorge und Nachsorge, Hilfe zur Selbsthilfe und zur Verantwortung.

 

„Die reinen Herzens“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört das Vertrauen in Gottes Gegenwart, nicht Genügsamkeit oder Selbstherrlichkeit, sondern eine persönliche Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

 

„Die Friedensstifter“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört der Frieden, nicht Duldsamkeit oder Gleichgültigkeit, sondern der verantwortungsbewusste Einsatz für einen Frieden in Würde, in Freiheit und Gerechtigkeit.

 

„Die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört die Standfestigkeit, nicht Rückgratlosigkeit oder Mutlosigkeit, sondern das Ertragen von Verachtung, Hochmut und Gleichgültigkeit dem Willen Gottes gegenüber.

 

Die Glückseligkeitsversprechen wollen nicht bevormunden; sie wirken auch nicht wie heiße Luft, die schnell verdampft, sondern eher wie eine frische Brise neuen Lebens, die Mut macht, mit Gehirn und Herz auf letzte Glückseligkeit im Reich Gottes und jetzt schon auf den Geist des Bergpredigers im Alltag zu hoffen.

Burkhard Budde

 

 

Auf ein Wort


Bist du Katze oder Maus?

 

Der schöne Stubentiger spielte mit dem niedlichen Nager. Die Maus mit ihren braunen Kulleraugen und kuscheligem Fell wusste nicht so recht, ob sie sich darüber freuen oder ärgern sollte. Immer seltener erlebte sie Gefühle der Lust und Leichtigkeit, immer häufiger Gefühle der Last und Unberechenbarkeit. Schließlich durchlitt sie Ohnmachtsgefühle und Todesängste.

 

Die Katze jedenfalls war stolz auf ihre akrobatische Kunst und schien das Machtspiel zu genießen. Manchmal legte sie eine Pause ein, schien nachzudenken, leckte jedoch eitel ihre Pfoten ab und streifte mit ihnen über ihren Kopf. Dann öffnete sie kurz ihr Maul, aus dem bedrohlich spitze Zähne hervorschauten. Auf leisen Pfoten, leicht geduckt schleichend, ihre Ohren nach vorn gerichtet näherte sie sich wieder der kleinen Maus. Die versuchte noch zu flüchten, als die Katze bereits nach ihr gesprungen war. Nicht selten schauspielerte die Katze auch, tat katzenfreundlich, schleimig, um noch erfolgreicher bei der Jagd nach dem eigenen Vorteil zu sein.

 

Was wäre, wenn die Hausmaus den Spieß umdrehte, ohne gleich selbst zur Katze werden zu wollen? Das Mäuschen müsste ja nicht aus Angst die Ohren anlegen, wegen des Stresses mit den Augen blinzeln – einfach nur mit dem langen Schwanz wedeln und ihre persönliche Verantwortung entdecken. Sie müsste bei Herausforderungen nicht miauen, schnurren, fauchen, auch nicht wimmern oder jaulen – wie die Katze. Oder bei Bedrohung ihres Seins einen Katzenbuckel zeigen, Zähne fletschen, Haare aufstellen. Sie müsste nur sie selbst sein. Und sich Respekt verschaffen, ohne sich fressen zu lassen.

 

Dann würde sie sich nicht in ihr Loch verkriechen, sondern sie könnte selbstbewusst und selbstbestimmt, aber auch neugierig und geschickt auf dem Tisch tanzen, während die Katze um den heißen Brei der Mehrdeutigkeit und Scheinheiligkeit herumschleicht.

 

„Bin ich etwa wie ein verspieltes, aber brutales Raubtier“? fragte der Haushund den Hausvogel als er von dem Katz-und-Maus-Spiel erfuhr. „Und du die graue Maus, die ihr Leben verändern will, aber sich nicht ändern kann? Oder umgekehrt?! Oder können wir etwa Katzen im Mäusegewand und Mäuse im Katzengewand sein?“ Der Vogel zwitscherte leise: „Ich möchte nicht sein, der ich nicht bin. Und möchte bleiben, der ich bin, damit sich meine Stimme im Chor der vielen Botschaften entwickeln kann. Gier, Neid, Rache und Angst lässt nur an die eigene Beute denken und verbiegt das Rückgrat“.

 

Die Maus, die das hörte, sah das anders, hielt sich die Ohren zu und zeigte großzügig ihren Speck, den sie selbst mitgebracht hatte. Die Katze, die mit einem Ohr irritiert die Botschaft des Vogels, mit beiden Augen jedoch den Speck wahrnahm, schnalzte leise mit der Zunge. Und kannte schon ihr nächstes Opfer.

 

Doch der Hund, der zivilisiert schien und nicht in verführerische Fallen tappen wollte, um leere Fallen einen Bogen machte, fraß lieber aus einem vollen Napf. Vor allem jedoch wollte er seine Ruhe und Ordnung haben. Er vertrieb die niedliche Katze und die schöne Maus bellend und fast spielerisch aus dem Haus, bevor er seinen gewohnten Schlaf hielt. Und von einem glücklichen Menschen träumte.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Offen sein für Musik?

 

Ist Musik mehr als eine schöne Berieselung, um beschwingt einkaufen oder konsumieren zu können? Mehr als ein glänzender Rahmen, der einer Veranstaltung eine besondere Würde gibt? Auch mehr als eine verführerische Seelenmassage, damit Liebende eine romantische Gänsehaut bekommen?

Auf jeden Fall ist ein musikalisches Erlebnis keine akustische Materialschlacht oder eine ohrenbetäubende Gröhlerei. Musik ist jedoch auch mehr als eine dekorative Geräuschkulisse, eine untermalende Verzierung oder ein kuscheliges Gemütsmäntelchen.

 

Ein Ohrwurm beispielsweise ist wie eine gute Freundin, die einen Menschen lange begleitet und vielleicht Erinnerungen an die erste große Liebe weckt. Oder Volksmusik lädt ein, aus dem stressigen und heillosen Alltag in die entspannte und heile Welt einzutauchen. Beim Klavierkonzert geraten manche ins Schwärmen und bekommen bei der Interpretation des Musikstückes Herzklopfen, weil sie mit dem Stück vertraut sind.

 

Die „richtige“ Musik für den individuellen Geschmack kann tiefe und überwältigende Gefühle zur Sprache bringen und Menschen sozial und kulturell bewegen. Wenn erst einmal die emotionalen Dämme gebrochen sind, wird spontan im Auto, im Stadion, am Lagerfeuer, aber auch unter der Dusche oder heimlich im Wald gesungen. Wer darüber hinaus die Musiklandschaft insgesamt – z.B. Chormusik, Musik in Gottesdiensten oder Konzerten - kennenlernen will, sich für die universale Sprache der Gefühle unvoreingenommen öffnet, Musik (mit-)macht oder hört und interpretiert, der kann verschiedene Entdeckungen sammeln:

Bei Liebeskummer eine Art Trostpflaster. Bei geschlucktem Ärger eine Art menschliches Ventil. Bei Einsamkeit eine Art sozialer Kitt. Bei Hoffnungslosigkeit eine Art Quelle neuer Kraft. Bei Krankheit eine Art therapeutisches Medikament. Bei Gottesferne eine Art Schlüssel zu neuen Sinnerfahrungen. Oder bei Heilsversprechen bzw. Weltuntergangspanik einen bewegten und bewegenden Ort ästhetischer Reflexion.

 

Ein Zuhörer oder Musiker, der sich danach sehnt, entschleunigt und entspannt zu leben, kann bei einem ausdrucksvollen und gelungenen Musikstück sogar seiner eigenen Seele begegnen. Er hört dann gleichsam eine Stimme in sich – vielleicht eine „Nachtigall“ -, die er nicht sieht, dessen Botschaft er aber erleben kann, weil er nicht weghört, sondern hinhört und dadurch die Grenzen der eiskalten Vernunft und der menschlichen Trägheit überwindet. Er kann für eine gewisse Zeit der Welt des Endlichen entkommen, indem Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen, Trost, Lebensfreude und Glück unmittelbar geweckt werden sowie neue Energie gewonnen wird.

 

Diese Sinnlichkeit entsteht nicht durch Noten oder Texte, wohl aber durch den Vollzug der Musik ereignet sich das Wunder dieser Musik. Und schließt auch die Tür zu Erfahrungen mit dem Schöpfer auf, der sich mit seinem Geschöpf (wieder) vereint, allerdings ohne Leistungen und Bedingungen, nicht als Zwangsjacke der Gefühle, sondern letztlich als Geschenk – wie Liebende, die mit Herz und Kopf erst im Vollzug ihrer Liebe dem letztlich unsagbarem Geheimnis der Liebe auf die Spur kommen.

 

Burkhard Budde


Provokation:

Totholz als Hoffnungsperspektive?!


Ein Stück Totholz – nur eine traurige Provokation?

Das tote Holz dreht sich vor einem Hohlspiegel. Es spiegelt in der Wölbung des Spiegels unentwegt bewegt, spielerisch fantasievoll verschiedene Sphären wider – eine ästhetische Provokation?

Holzteile, morsche und zerbrochene, indirekt beleuchtet, liegen scheinbar sinnlos und gedankenlos auf dem Boden vor dem Totholz – eine meditative Provokation?

Knuspergeräusche eines Klangteppichs dringen ungefragt, aber fragend ins Ohr: Sind Borkenkäfer am Werk, unaufhaltsam fressend und ungebremst fressend? – eine ökologische Provokation?

Wer dieses vielfältig provozierende Kunstwerk „Installation Orbis Ligni“ von Tom Kretschmer (42) aus Berlin, der den Andreas-Kunstpreis 2019 erhalten hat, sehen will, kann das noch bis zum 13. Oktober 2019 in der Ev. Martini-Kirche im Rahmen der 25. Kunstausstellung „NATUR-MENSCH 2019“ in Sankt Andreasberg tun. Und wer es mit nach Hause nehmen will, kann es für 13.700 Euro erwerben (Ein Schnäppchen oder eine monetäre „Provokation“?).

Das Kunstwerk lädt auf jeden Fall ein, über die Philosophie „Natur Natur sein zu lassen“ kritisch zu reflektieren. Warum soll der Mensch im Kreislauf von „Leben, Zerfallen und Werden“ nicht seine kulturelle und politische Verantwortung zugunsten einer Versöhnung von „Natur und Mensch“ wahrnehmen?

Dann wäre „Totholz“ zugleich „Holz für neues Leben“, ohnehin Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen, aber auch Hoffnungsperspektive für Menschen – eine spirituelle Provokation mit einem gemeinsamen Zukunftsversprechen.

Burkhard Budde


Entdeckungen im Licht

 

Fällt ein Stern vom Herzen?

 

Plötzlich sprechen Steine.

In verschiedenen Farben.

Mit leisen Tönen.

Im harmonischen Licht.

 

Licht bringt Leben in Bewegung.

Und neues Leben schenkt neues Licht.

Im Wechsel- und Widerspiel des Lichtes

werden versteinerte Herzen lebendig.

 

Und sehen ihre Dunkelheit,

ihre Angst und ihre Einsamkeit,

ihre Wut und ihre Ohnmacht

in einem neuen Licht.

 

Burkhard Budde

  Martin Luther Kirche in Bad Harzburg am 8. September 2019


Auf ein Wort

Leben steuern, nicht untergehen

 

Wollen in Wahrheit nicht alle überleben? Der eine passt sich geschickt an. Und taucht im Fluss des Lebens unter, weil es brenzlig geworden ist. Ein anderer versucht fluchtartig zum nächsten Ufer zu gelangen. Und bringt sein Scherflein ins Trockene, weil Gefahr im Vollzug ist. Wieder einer kämpft mal gegen die Flut der Anfeindungen, mal gegen die Ebbe der Langeweile. Und findet nicht die Mitte des Flusses, weil er orientierungslos geworden ist.

 

Was kann der Einzelne tun, der selbst Teil des gesellschaftlichen und politischen Hauptstromes ist, auch wenn er die Luft anhält und seinen Kopf unter Wasser hält oder mit geschlossenen Augen einfach dem Massengeschmack hinterherschwimmt? Und meint, er könne doch nichts Ungewöhnliches sehen.

 

Applaus bekommt der Einzelne dann von Meinungsmachern, die die Verbotskeule schwingen, und ihm vorschreiben wollen, was er zu denken, zu reden und wie er sich zu verhalten hat. Und am liebsten wollen, dass ihre Moral die Moral aller wird und das alle ihnen nach dem Mund reden.

Applaus gibt es auch von Sittenwächtern mit ihren Moralkeulen, die sich im Mantel der Toleranz  für Vielfalt einsetzen, aber auf Einfalt ihrer Fans setzen und andere erziehen wollen. Und vor allem den Wettstreit der Argumente im offenen Mainstream zu verhindern versuchen.

 

Aber der Einzelne muss keine gespaltene Persönlichkeit werden, zu einem Schauspieler mit verschiedenen, vor allem gegensätzlichen Gesichtern, wenn er sich nicht vom ohrenbetörenden Applaus einlullen und einschläfern lässt. Keiner muss mit den Wölfen heulen oder sich als Wasserträger des Zeitgeistes schlangenhaft verbiegen und sein Rückgrat verkrümmen. Jeder kann vielmehr auch in sich selbst hineinhören. Und im Innern seine eigene Würde entdecken. Die unverlierbar, weil unantastbar und unzerstörbar ist. Und ihn bewegt, einen bestimmten Kompass in die Hand zu nehmen.

 

Viele kennen diesen Kompass bereits - keine Keule, keine Gebrauchsanweisung, aber auch kein Ruhekissen und keine Droge. Der Volksmund ist klüger als viele meinen: „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Also, wenn du nicht willst, dass man hinter deinem Rücken schlecht oder gehässig über dich redet, dann lass selbst die Finger davon. Wenn du nicht willst, dass man vor deinem Angesicht dich täuscht oder belügt, dann versuch selbst mit offenen Karten zu spielen. Wenn du nicht willst, dass sich in dir und neben dir das Gift des Neides und der Selbstgerechtigkeit ausbreitet, dann lerne lieber mit deinen Gefühlen positiv und konstruktiv umzugehen.

 

Diesen Kompass gibt es auch in einer anderen Fassung: „Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“. Diese „Goldene Regel“, die sich in der Bergpredigt der Bibel befindet und mit der Jesu seine Botschaft zusammenfasst, geht noch über die Weisheit des Volksmundes hinaus. Sie ermutigt alle – nicht nur die Frommen -, sich grundsätzlich aktiv und offensiv zu verhalten, nicht den Mainstream einen „guten Mann“ oder „Vorschwimmer“ sein zu lassen. Maß zu nehmen an eigenen Wünschen, nicht am Zeitgeist eigener oder fremder Süchte. Vielleicht auch das dynamische und komplexe Ganze, die Verantwortung für die Mitwelt und Nachwelt, mehr ins Auge zu fassen.

 

Dieser Kompass ist zwar kein Rezeptbuch, aber er kann helfen, sein Leben nicht - in welcher Teilöffentlichkeit oder im welchen Teilleben auch immer - zu verlieren, sondern sein eigenes Leben zu gewinnen, indem es gesteuert wird – in Würde, in verantwortungsvoller Freiheit und kritischer Vernunft und zugleich im Geiste der allumfassenden Liebe.

Burkhard Budde


Nicht überhörbare Stimmen

YOU SILENCE I BIRD in Braunschweig

Wer das Naturgefühl ins sich selbst wecken will, muss den Vögeln lauschen. Und zuvor den Lärm und die Hektik, den Stress und die Schnelligkeit hinter sich lassen.

 

You Silence I Bird – die Jungs aus Braunschweig, Paul Baumann, Jonas Budde und Moses Köhler –mischen mit ihren Musikstücken, die sie selbst komponieren, die Sehnsucht nach der Nähe zur Natur mit der Liebe zur Kultur, so dass Indie mit Pop ein einzigartiges sowie harmonisches Novum bildet.

Charmant und authentisch, bescheiden und doch selbstbewusst sind die Musiker am 7. September 2019 wieder aufgetreten – in ihrer Heimatstadt im Herzen des Braunschweiger Kulturviertels auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz. Der temporäre Heimatort heißt hier „POP UP VILLAGE“ und lädt mit seinen Workshops, Insights und Diskussionsrunden zum „Mitnehmen, zum Verweilen, zum Bleiben“ ein. Am diesem Samstag zum Hören auf eine Klangwelt mit außergewöhnlichem musikalischem Charakter und eigentlich nicht überhörbaren Stimmen, die eine nachhaltige musikalische Zukunft verdient haben. B.B.


Großes Volksfest im kleinen Ort

Bayerisches Hoffest in Niedersachsen

Frank Oesterhelweg ist ein Politiker, der sich durch Bürgernähe, Verwurzelung in der Region, Naturliebe sowie durch Offenheit und zugleich durch Klarheit in politischen Diskussionen auszeichnet. Bei dem selbstständigen Landwirt, Landtagsabgeordneten und Vizepräsidenten des niedersächsischen Landtages weiß man sehr schnell, woher er kommt, nämlich aus dem reizvollen Werlaburgdorf bei Wolfbüttel - und vor allem was er will, nämlich als überzeugter Demokrat mit einem Werte-Kompass seinem Land und den Bürgern zu dienen.

 

Zum „5. Bayerischen Hoffest der CDU“ hatte Frank Oesterhelweg und Familie gemeinsam mit dem CDU-Kreisverband Wolfenbüttel und dem CDU-Ortsverband Werlaburgdorf die Bevölkerung am 7. und 8. September 2019 auf den Hof in der Nähe der Kirche nach Werlaburgdorf eingeladen.

 

Die Resonanz war überwältigend. Ein großes Volksfest im kleinen Dorf erlebten die Bürger aus Nah und Fern. Auch Trachtenträger waren gekommen, das MTV-Blasorchester Wolfenbüttel, die Blaskapelle „Alpengruß Buching“; die Freiwillige Feuerwehr Werlaburgdorf unterstützte die Alphorn-serenade bei Fackelschein. Landvolk, Jägerschaft und Imker ließen es sich nicht nehmen, über ihre Aktivitäten zu informieren. Ein buntes Programm, Tombola-Preise, der Wettbewerb „Die schönste Tracht“, eine Hüpfburg, aber auch Kaffee und Kuchen erfreuten die jungen und älteren Gäste. Selbst ein Gottesdienst am Sonntag durfte nicht fehlen.

 

Ein Dorf ist nicht nur überlebensfähig, weil es ein großes Potenzial von gelebten Traditionen und gelebter Kultur sowie von landwirtschaftlicher Wirtschaftskraft hat, sondern auch viele gastfreundliche und sympathische sowie kompetente Bürger, die sich mit ihrem Ort und der Region identifizieren, dabei offen und einladend bleiben und sich für ihre menschenfreundlichen Überzeugungen engagieren – wie Frank und Elke Oesterhelweg und viele helfenden Hände beim Bayerischen Hoffest in Niedersachsen.

 

Burkhard Budde


Christlicher Kompass in der Politik

 

Über den „christlichen Kompass in der Politik“ habe ich am 5. September 2019 auf einer gemeinsamen Veranstaltung der CDU, des Evangelischen Arbeitskreises und der Jungen Union Kreisverband Göttingen in der Stadt Göttingen gesprochen.

„Der Kompass der christlichen Ethik sei keine Sahne auf dem Kuchen der Politik und nicht weniger wichtig als „Zahlen“, die stets interpretiert werden müssten. Auch sei der Kompass christlicher Verantwortung kein „Zucker“, der sich im politischen Alltagsgeschäft auflöse und schnell vergessen werde. Der Kompass („Kein politisches Rezeptbuch.“) zeige die politische Richtung an, um bei konkreten Herausforderungen leichter Maß und Mitte, Ausgleich und Lösungen zu finden.

 

Mit dem Kompass des christlichen Menschenbildes könnten Christen und Nichtchristen im Mainstream besser steuern. Beispielsweise sei die „Würde“ des Menschen („Der Mensch als Geschöpf und Ebenbild Gottes“) eine normative, integrierende und wehrhaft gestalterische Kraft. Alle Menschen seien nach diesem Verständnis aus einem Holz geschnitzt, einmalig und unverwechselbar; keiner ein Halbgott, der andere Halbgötter nicht neben sich dulde. Ferner seien alle Menschen vor dem Gesetz gleich, weil - bei allen Unterschieden - gleichwertig und gleichberechtigt und könnten deshalb leichter integriert werden. Schließlich mobilisiere die Würdevorstellung mit ihren biblischen Wurzeln Kräfte gegen Totalitarismus, Extremismus und Gleichgültigkeit sowie Kräfte für Freiheit, Selbstbestimmung, Subsidiarität und Solidarität“.


Musik als Türöffner neuen Lebens

„Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln“

Kann Musik ein Türöffner des Himmels auf Erden sein? Werden Träume von Freiheit und Liebe wahr? Oder zu Alpträumen, weil Gewalt und Rache das kleine Pflänzchen der Hoffnung zerstören?
Die Oper „Nabucco“ von Guiseppe Verdi (1813 bis 1901), die am 4. September 2019 zum letzten Mal auf dem Braunschweiger Burgplatz aufgeführt wurde, spielt in Jerusalem und Babylon im Jahre 587 – in der Zeit der Gefangenschaft der Israeliten in Babylon - und geht unter die Haut: Die Sehnsucht nach Freiheit und Heimat erscheint stärker als brutale Macht und lähmende Ohnmacht und siegt letztlich durch die befreiende und ermutigende Kraft des Gebetes „Va, pensiero“ (Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln“).

Ob der Glaube an Jehova, an Gott, Berge versetzen, Halt und Orientierung geben kann? Und Menschen befreit, die von ihren Ängsten angesichts von unterdrückter Religiosität, atheistischem Materialismus, hochmütiger Gottlosigkeit und missbrauchter Religion gefangen gehalten werden?

Jedenfalls gibt es in der Oper mit glänzenden Darstellern am Schluss demütige Einsicht und Bekehrung – die Möglichkeit, durch eine neue Tür in neue Räume des Lebens einzutreten.

Manchmal sollen solche oder ähnliche Gedanken fliegen – von Mensch zu Mensch und spirituell bewegte Menschen bewegen.

Burkhard Budde 


Auf ein Wort


Wozu Reli?

 

Jeder hat seine eigene Meinung. Zum Glück. „Opa, wie denkst du denn über den Religionsunterricht? Der Vater meiner Freundin hat gesagt, dass Reli nicht so wichtig ist.“

 

Der Großvater kennt die Landschaft mit den verschiedenen Einstellungen: Da reitet einer auf flacher Ebene hoch zu Ross und blickt überheblich auf Reli herab. Da sitzt ein anderer im Garten der Religionen und pickt nur die Rosinen heraus, die seine Vorlieben bestätigen. Da lässt einer die Hintertür seiner Überzeugung offen, um nur nicht bei Andersdenkenden anzuecken. Da macht einer spontan Seitensprünge, um sein persönliches Glück in anderen religiösen Weltanschauungen zu finden. Doch viele gehen den Weg der Denkfaulheit religiösen Inhalten gegenüber, um Liebgewonnenes – religiöse oder unreligiöse Gewohnheiten, die sie geprägt haben - nicht ändern zu müssen.

 

Und überhaupt: Hat die Dampfwalze „modernen“ Denkens das Ärgernis und die Provokation der Religion nicht längst platt gemacht, zum Beispiel den Glauben an neues Leben bei Gott durch die Kreuzigung und Auferstehung Jesu? Und gibt es nicht auch Missbrauch im Irrgarten der Religionen, zum Beispiel Gewalt im Namen Gottes oder demonstrative religiöse Heuchelei, so dass Religionen ihre Glaubwürdigkeit und ihr Erbe verspielt haben?

 

Doch Großvater hat seine eigene Meinung. „Reli ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.“ „Warum“? will Anni wissen. „Wenn er gut ist, dann kannst du dir eine Meinung bilden, die Hand und Fuß hat. Und gehst religiösen Fanatikern nicht auf den Leim“ „Und wann ist Reli für dich „gut““?

Großvater versucht, seine Überzeugung zu verdeutlichen.

 

Der Religionsunterricht – auch religiöse Bildung generell – könne religiöse Traditionen wie christliche Festtage, aber auch kirchliche Rituale wie Trauungen verständlich machen. Ferner könnten in Reli Werte wie die Würde, Liebe, Freiheit und Verantwortung vermittelt werden, die christliche Wurzeln hätten. Auch sei es in diesem Unterricht möglich, über den Einfluss  der unterschiedlichen Religionen auf Geschichte und Kultur, auf Kunst und Musik sowie auf Politik und Gesellschaft nachzudenken, weil man sonst vieles nicht verstehen könne. Vor allem jedoch, so Großvater, könne durch Wissens- und Gewissensbildung die persönliche Unterscheidungs- und Urteilskompetenz der Schüler gestärkt werden.

 

Natürlich hänge viel vom Lehrer ab. Wenn ein Lehrer religiös unmusikalisch und leidenschaftslos sei, könne er keine Schüler gewinnen, sich konstruktiv kritisch und differenziert mit religiösen Musikstücken auseinanderzusetzen, den eigenen Horizont zu vertiefen oder zu erneuern, um sprach- und dialogfähig zu werden.

 

„Mein Lehrer“, meint Annis spontan, „hat mich schon begeistert. Besonders als wir über die Geschichten vom Barmherzigen Samariter und vom Verlorenen Sohn gesprochen haben.“ Da gehe es ja nicht nur um Infos und Meinungen, sondern vor allem um Wahrheiten, die für das Leben wichtig seien. „Oder? Opa?!“

 

Burkhard Budde

(Aus: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.

BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR.

ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.)


Kein museales Erbstück

 

Über die Bedeutung des christlichen Erbes für die Gegenwart - in den Kirchen, vor allem in den kirchlichen Einrichtungen habe ich am 28. August 2019 auf einer Veranstaltung der Kirchengemeinden St.Katharinen und St.Magni in Braunschweig gesprochen.

 

Einige zusammenfassende Impulse bzw. Denkanstöße:

 

„Zum christlichen Erbe der Kirchen und der Diakonie zählt die untrennbare Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Christen können nicht den Nächsten lieben und Gott gegenüber gleichgültig sein – allerdings auch nicht Gott lieben und den Nächsten links liegenlassen. Gottesliebe ist eine ganzheitliche Erfahrung, nämlich in aller Vernunft ein heißes Herz zu bewahren, in allen Gefühlen einen kühlen Kopf zu behalten, in allen Triebfedern die Hände zu öffnen, um sich für Gotteserfahrungen zu öffnen.

 

Auch gehört zum christlichen Erbe die Freiheit zur Moderne im Sinn des Apostel Paulus „Prüfet alles und behaltet das Gute“ (1.Thess 5,21) sowie die Freiheit zur Liebe (Gal 5,13). Nächstenliebe ist eine Grundhaltung und keine Brille, die nur aufgesetzt wird, wenn es sich rechnet oder nichts kostet. Die Ökonomisierung der Theologie – ein Diktat der Wirtschaftlichkeit - muss genauso überwunden werden wie die Christianisierung der Ökonomie, religiöse Schwärmerei. Es muss vielmehr ein fairer Ausgleich und eine ganzheitliche Sichtweise mit christlichem Kompass angestrebt werden.

 

Eine Dienstgemeinschaft, die ebenfalls Teil des christlichen Erbes ist, hat im Rahmen einer Vertrauens- und Verantwortungskultur eine Zukunft, wenn der Vorrang der Liebe, der Vernunft, der Gesamtverantwortung vor Teilverantwortung sowie Gleichwertigkeit gelten. Fürstentümer mit eitlen Pfauen, frommen Schauspielern, eiskalten Machtmenschen und angepassten Angsthasen haben auf Dauer wegen ihrer Unglaubwürdigkeit und des Vertrauensverlustes keine Überlebenschancen.

 

Ein christlicher Kompass des ganzheitlichen Wissen und spirituellen Gewissens jedoch, der vorgelebt wird, zeigt immer wieder neu, wieviel Zukunft in der Vergangenheit liegt.“


Ausgeliefert

Russland erklärt einen Tschetschenen zum Terroristen, belegen sollen das fragwürdige Dokumente.

Der Mann fürchtet Folter – Deutschland will ihn Moskau trotzdem übergeben.

Darüber berichten Marlene Grunert und Friedrich Schmidt in der F.A.Z. vom 10.August 2019.

Heute ist dazu ein Leserbrief von mir veröffentlicht worden:

 

Gute Beziehungen zu Russland

 

Beherrscht der moralische Zeigefinger, der andere bevormunden will, das politische Geschehen? Wohl kaum! Haben immer mehr Macht- und Realpolitiker, die von humanen Werten nur in Sonntagsreden sprechen, das Sagen? Vieles spricht dafür! Triumphiert in Deutschland der politische Geist der Naivität und der Vertrauensseligkeit sowie des Desinteresses und der Apathie an den realen politischen Verhältnissen in Russland? Hoffentlich nicht!

 

Der Artikel von Marlene Grunert und Friedrich Schmidt „Ausgeliefert“ (F.A.Z. vom 10. August) über die bevorstehende Auslieferung eines Tschetschenen an Russland ist ein politischer und zugleich ethischer Weckruf. Wird er von der Öffentlichkeit gehört, ja erhört, auch von den Kirchen und gesellschaftlichen Institutionen zu Herzen genommen, von der Politik aufgenommen, in Politik und durch Politik in eine menschengerechte Lösung umgesetzt? Oder wird die Glaubwürdigkeit westlicher Werte zugunsten einer braven Politik der „höheren Werte“ (der „guten Beziehungen mit Russland“) geopfert? Und lassen sich dann viele lieber Sand in die Augen streuen (es gehe doch um den Kampf gegen „Terrorismus“)?!

 

Welche Verantwortlichen im Auswärtigen Amt sprechen von „belastbaren Zusicherungen der russischen Seite“? Warum glauben wichtige Entscheider einer Auslieferung Aussagen eines russischen Polizeistaates und des Kremls, dem es um Machterhalt und Machtvermehrung einer Günstlingswirtschaft sowie um Kontrolle und Bereicherung geht – und nicht um Menschen und ihre elementaren Menschenrechte.

 

Es sollte in Menschenrechtsfragen, die immer zugleich realpolitische Fragen sind, weder um die Herrschaft der Moral in der Politik gehen, die ohnehin nur mit dem Kopf gegen die Wand der Realitäten laufen würde, aber auch nicht um eine politische Beruhigungspille, die von der russischen Seite der deutschen Seite immer wieder angeboten wird, die manche westlichen Politiker vertrauensvoll schlucken, politisch träumen lässt und rechtlich blendet. Und die auch im Halse stecken bleiben kann, wenn man politische oder rechtliche Verantwortung trägt – auch im Blick auf einen einzelnen Menschen.

 

Wenn es in Russland mit seinem Repressions- und Propagandaapparat keine Garantie der Sicherheit gibt, dafür aber Strafverfolgungsorgane als Instrumente der Politik und nach einer Auslieferung möglicherweise auch Folter, Misshandlungen, Sippenhaft, dann kann die Antwort nur lauten: Verfolgte Tschetschenen sollten eine reale Chance als Asylbewerber erhalten. Und gleichzeitig müssen die illegalen russischen Aktivitäten in Deutschland – Netzwerk des russischen Geheimdienstes zur Überwachung der Tschetschenen usw. – sowie kriminelle Aktivitäten - aus welchem Herkunftsland eine Person auch immer kommt - konsequent mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden. Kooperation und Zusammenarbeit zwischen Staaten gelingt nur insbesondere auf der Basis begründeten Vertrauens, der gemeinsamer Verantwortung, der Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte sowie des offenen und ehrlichen Dialoges über Missstände auf Augenhöhe.

 

Politische Aufklärung, zu der der FAZ-Artikel gehört, bewegt die Gemüter, hoffentlich auch die politische Vernunft mit ethischem Kompass. Und hilft, konkrete Politik im Dienst für die Menschen mit ihren Rechten und Pflichten zu gestalten – und die demokratischen, sozialen und humanen, kulturellen und ökologischen Widerstands- und Erneuerungskräfte in Russland und anderen Unrechtsstaaten zu stärken.

 

Burkhard Budde

(Leserbrief in: F.A.Z. vom 29.August 2019)

 

Auf ein Wort

Fingerabdruck und zugleich Quelle - Geschichte

 

Ein Fingerabdruck ist einzigartig und macht unverwechselbar. Auch die Geschichte trägt einen individuellen Fingerabdruck. Manche winken jedoch ab.


Einer fühlt sich wie ein austauschbares Rädchen im Getriebe, das nur zu funktionieren habe. Aber kann er seine Würde, seine Freiheit, seine Verantwortung und seine Lebensgeschichte einfach so verlieren?!

 

 

Ein Geschäftsführer denkt nur an „schwarze Zahlen“. Firmengeschichte gehöre ins Schaufenster, habe aber keine Bedeutung für den betrieblichen Alltag. Aber trägt die Geschichte eines Unternehmens nicht auch zur Motivation, Identifikation und Inspiration der Mitarbeiter bei sowie zur Glaubwürdigkeit der Firma in der Öffentlichkeit und damit auch zum wirtschaftlichen Erfolg?!

 

Ein Vereinsvorsitzender macht seinen Vorgänger schlecht. Er habe keine Ahnung gehabt. Aber steht der Neue nicht auf den Schultern seines Vorgängers? Will er vielleicht von seinen eigenen Fehlern und Schwächen ablenken? Und ist er nicht selbst eines Tages Vorgänger seines Nachfolgers?!

 

Ein Ausländer, der zum Neubürger geworden ist, interessiert sich nur für die „hellen Seiten“ seines neuen Landes. Aber ist es ehrlich und fair, nur die Rosinen aus der Geschichte herauszupicken? Und bei den dunklen und grauen Seiten einfach den Kopf in den Sand zustecken?

 

Geschichte als Fingerabdruck ist zugleich eine lebensdienliche Quelle. Ohne sie würde der gesellschaftliche Fluss des Lebens austrocknen. Man kann zwar versuchen, diese Quelle auszublenden oder zu verstecken. Zu verklären oder zu beschwören. Zu verdammen oder anzuklagen. Zu verändern oder umzudeuten. Aber man kann auch respektvoll mit ihr umzugehen versuchen: Sie unvoreingenommen wahr- und anzunehmen. Und man wird aus ihr sowohl Gemeinsames und Verbindendes als auch Widersprüchliches und Brüchiges sowie Mehrdeutigkeiten und Entwicklungen schöpfen. Und den Fluss des Lebens besser verstehen lernen, erklären sowie neu gestalten können.

 

Eine historische Erinnerungs- und Gedenkkultur stärkt den Zusammenhalt, weil sie die Augen heilsam öffnen kann. Und lernende Menschen mit Geschichtsbewusstsein schreiben wie von selbst Geschichte, hinterlassen zum Beispiel Spuren neuer Menschlichkeit, neuer Freiheit und neuer Liebe – einzigartige und nie verlierbare Fingerabdrücke für die Mit- und Nachwelt.

 

Burkhard Budde


Lichter am Tage des Lichterfestes

Bad Harzburg feiert

Das Salz- und Lichterfest in Bad Harzburg strahlt auch in diesem Jahr aus und zieht an: Viele Menschen aus der Kur- und Bäderstadt mit ihrer Salzgewinnungsgeschichte sowie aus der Region tauchen in die besondere magische Erlebniswelt ein.     


Zu Herz gehende Stimmung kommt beim Musikvergnügen auf sieben Bühnen auf; Wasser im Mund läuft auf der Schlemmermeile und darüber hinaus zusammen. Es wird gespielt und gelauscht; Begegnungen bewegen die Leichtigkeit geselligen Lebens. Lichtgestalten spenden plötzlich Schatten für die Seele. Und Dunkelmänner treten ins Licht feucht fröhlicher Angebote.

Eine Mischung, die immer wieder zu Herzen geht. Gespannt waren alle auf die Nacht mit dem Glanz tausender Lichter.

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Wie Liebe wachsen kann

 

Zwei Menschen, die sich wie im siebten Himmel fühlten, trafen einen Engel. „Was können wir tun, damit wir glücklich bleiben?“ fragten sie ihn. „Schöpft regelmäßig aus diesen Gefäßen“,  antwortete der Himmelsbote, „dann wird eure Liebe wachsen“. Und er zeigte auf vier Gefäße.

 

Das erste Gefäß war voller Vertrauen. „Wer daraus schöpft“, erläuterte der Engel, „erlebt, wie wichtig es ist, offen und ehrlich, zuverlässig und verschwiegen zu sein, ohne blauäugig zu werden.“

 

Das zweite Gefäß war voller Verantwortung. „Wenn ihr viel Vertrauen geschenkt bekommt, wächst eure Verantwortung“, erläuterte der Engel, „ihr werdet beim Schöpfen aus diesem Gefäß erleben, wie wichtig es ist, sich füreinander  Zeit zu nehmen, auch über kontroverse Fragen zu sprechen, um Antworten und Lösungen zu finden, ohne seinen eigenen Kopf abschalten zu müssen.“

 

Das dritte Gefäß war voller Leidenschaft. „Vertrauen und Verantwortung brauchen die Sehnsucht nach körperlicher Nähe, um die Neugierde auf den anderen nicht zu verlieren“, sagte der Engel und fügte noch hinzu: „Und das Gefühl sinnlicher Lust braucht Vertrauen und Verantwortung, um gemeinsam neue Gefühle der Zärtlichkeit und Geborgenheit zu entdecken, ohne den Respekt vor dem anderen über Bord zu werfen“.

 

Das vierte Gefäß war voller Hoffnung. „Vertrauen, Verantwortung und Leidenschaft können in jeder Beziehung in Krisen geraten“, meinte der Engel. „Darum braucht ihr auch die Hoffnung auf neues Vertrauen, auf neue Verantwortung und neue Leidenschaft“. Und das gelinge nie im Alleingang, sondern nur, wenn beide zu Neuanfängen, zu Kompromissen, zu Vergebung und Versöhnung bereit seien, ohne das einer dabei in die Knie gehen müsse.

 

Die Liebenden dankten dem Engel und schöpften fleißig aus den Gefäßen. Im Laufe der Zeit merkten sie jedoch, dass Liebe schön, aber nicht immer einfach ist. Ein zeitweises Maskenspiel unliebsamer Unaufrichtigkeiten verhinderte, den anderen so anzunehmen wie er ist; ein gelegentliches Versteckspiel hinter bevormundender Moral die persönliche Verantwortung; ein bequemes Pflichtspiel starrer Gewohnheiten das leidenschaftliche Begehren. Und die Hoffnung durch Enttäuschungen und Depressionen konnte ihre Liebe nicht immer beflügeln.

 

Da tauchte der Bote des Himmels mit einer denkwürdigen Botschaft auf: „Eure Liebe ist mehr als ein Spiel. Sie ist geschenktes Leben. Den tieferen Sinn und die verborgene Wahrheit eurer Liebe entdeckt ihr im Vollzug eurer Liebe, indem ihr immer wieder neu liebt. Und indem ihr im vergänglich Endlichen eurer Liebe gemeinsam die unendlich ewige Liebe sucht. Weil die bedingungslose und schöpferische Liebe Gottes, die nur Neuanfänge kennt, euch bereits gefunden hat. Und eure Liebe beseelt und erneuert.“

 

Als beide diese Botschaft in ihren Herzen bewegten, befanden sie sich nicht auf Wolke sieben, wohl aber erlebten sie ein Stück Himmel auf Erden.

 

Burkhard Budde

Auf ein Wort

 

Können Roboter (nicht) lieben

 

Nicht nur der Körper kann trainiert werden. Auch der Geist, die Seele und soziale Beziehungen. Jugendliche diskutierten über das Thema „Pflege im Alter“. „Willst du später etwa von einem Roboter gepflegt werden?“ fragte einer provozierend. „Warum nicht?!“ antwortete ein anderer - ganz cool. Und fügte noch hinzu: „Ein Pflegeroboter ist doch immer für dich da, kann dich ins Bett bringen, dir Medikamente und das Essen holen“. Auch kenne er keinen Stress, sei stets hilfsbereit und zuverlässig. Er könne sogar wie ein Mensch aussehen und sprechen und sich wie ein Mensch verhalten. Ein Roboter sei sogar gleichbleibend freundlich und höflich, weil er nicht bis zur Erschöpfung „ausbrennen“ könne.

 

„Aber kann ein Roboter meine Gefühle wirklich empfinden? Oder täuscht er sie nur vor?“ gab ein weiterer Jugendlicher zu bedenken. „Versteht er mich auch, wenn ich unvernünftig bin oder mehrdeutig reagiere? Wenn in mir unvorhersehbare, unbekannte und eigensinnige Gedanken toben?“

 

Ein weiterer Jugendlicher warf in die immer lebhafter werdende Diskussionsrunde: „Wer trägt die Verantwortung, wenn bei der Pflege etwas schief geht? Und wer bestimmt überhaupt, was eine „gute Pflege“ oder ein „richtiges Verhalten“ ist?“ Ein Pflegeroboter, der auf eine Fließbandpflege („schnell, sauber, satt, sicher“) programmiert sei, verhalte sich jedenfalls anders als eine Pflegekraft, die versuche, eine individuelle und würdevolle Beziehungspflege in einer konkreten Situation zu verwirklichen. Und wie könne ein Pflegeroboter Konflikte bewältigen, die entstehen würden, wenn mehrere Patienten auf einer Pflegestation gleichzeitig Hilfe benötigten? Entscheide er dann „autonom“ -  nach dem Alter, dem Status, dem Geld, nach der „Nervigkeit“ oder der „Pflegeleichtigkeit“ eines Menschen? Und könne der Kollege Roboter nicht neben der Beurteilung des Pflegebedürftigen gleich auch die Überwachung des Kollegen Mensch mit übernehmen?

 

Langsam entstand in der Diskussion ein Meinungsbild. Alle wurden sich einig. Viele Nüsse sind noch zu knacken. Keiner will (später) von einem Roboter mit Menschenmaske menschenunwürdig gepflegt werden, der nur Menschliches imitiert oder nachäfft. Keiner träumt von einer Pflegemaschine, die zwar äußerlich fasziniert, aber unheimlich gefährlich werden kann, wenn sie sich selbst („falsch“) programmiert, („unumkehrbar“) verselbstständigt und die („totale“) Herrschaft über einen Menschen übernimmt.

 

„Im Schlaf- und Pflegezimmer“, meinte zum Schluss ein Jugendlicher, „brauche ich einen liebevollen Menschen aus Fleisch und Blut, keine Maschine mit Münzautomatenlächeln.“ Und einem anderen standen Tränen in den Augen, als er sagte: “Auf meinem Sterbebett wünsche ich mir jedenfalls eine menschliche Hand, die meine Hand hält. Die vielleicht auch mit mir betet, um mein Leben einer unsichtbaren Hand anzuvertrauen.“

 

Ein Mensch kann zum „Computer“, innerlich gefühls- und seelenlos werden; eine Maschine jedoch auch als helfendes Instrument einsetzen. Aber ein Pflegeroboter wird nie Menschenvertrauen – Trost und Liebe - sowie Gottvertrauen – Hoffnung auf einen schöpferischen Neuanfang durch Gottes Gnade – ersetzen können.

 

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort

 

Aus Sturkopf wird Charakterkopf?!

 

Eigentlich ist er ja ein freundlicher Mensch, höflich und auch hilfsbereit. Aber warum ist er in seinem Kopf so unbeweglich? Stichhaltige Argumente überzeugen ihn nicht, Engelszungen können ihn nicht umstimmen. Mancher hat sich schon den Mund fusselig geredet. Die Mauer in seinem Kopf jedoch steht fest, erscheint unumstößlich und unüberwindbar.

 

Diese Sturheit des Sturkopfes geht anderen tierisch auf die Nerven. Mancher, der es gut mit ihm meint, wird schwindelig, weil er sich im Kreis der „guten Argumente“ immer schneller und immer häufiger dreht. Ein anderer tritt verzweifelt auf der Stelle, weil das Pochen auf gegenseitiges Verstehen und gemeinsames Verständnis oder auch das vorsichtige Anklopfen an die Herzenstür offenbar nichts bringt. Wieder andere machen lieber einen Bogen um den „lieben Mitmenschen“, um ihre Zeit nicht unnötig zu opfern. Oder sie packen ihn in Watte, nehmen ihn nicht ernst, wenn sie ihm mit bitterernster Miene zuhören oder mit einem Schauspielerlächeln begegnen.

 

Einer jedoch lässt nicht locker. Er wird nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ selbst stur, indem er immer wieder fragt: Wie kommt ein bisschen Beweglichkeit in einen Sturkopf? In einen Mitmenschen, der vielleicht negative Prägungen, falsche Vorbilder, bittere Enttäuschungen, schlimme Verletzungen, viele Ungerechtigkeiten erlebt, d.h. persönlich wahrgenommen hat. Und nicht allein aus seinem Zirkeldenken herauskommt: Er hat sich zum Beispiel ein festes Bild von einem Menschen gemacht. Er erwartet, dass dieses Bild auch passt. Er übersieht in einer Begegnung mit dem Menschen, was nicht zu diesem Bild passt, und sieht deshalb sein festes Bild bestätigt. Ein Sturkopf entlässt eben nicht so schnell seine Wahrnehmung oder Meinung aus seinem bewährten Schubfachdenken.

 

Dennoch: Wenn (Gegen-) Argumente nicht (sofort) fruchten, könnten dann nicht Gemeinsamkeiten weiterhelfen, gemeinsame Motive, Interessen oder auch Erfahrungen – jenseits einer Mauer oder eines Bildes?

Sind nicht alle Menschen auf Selbstliebe angewiesen, um überleben zu können? Jeder weiß, dass es dumm ist, mit dem Kopf durch die Wand gehen zu wollen, weil man sich selbst verletzt, sehr einsam und unzufrieden wird. Dass ein Kopf, der voller Bitternis, Selbstmitleid und Selbstgerechtigkeit ist, keinen Platz mehr für einen kühlen Durchblick und besonnenen Ausblick hat. Dass ein Dickschädel gemeinsames Lachen und Weinen verpasst, neue Horizonte und neue Erlebnisse, vor allem neuen Sinn und neues Glück.

 

Und sind nicht alle Menschen auf Schöpferliebe angewiesen? Auf die Gewissheit, bedingungslos vom Schöpfer allen Lebens angenommen zu sein, unabhängig vom Rechthaben und Rechtbekommen, von Ängsten und Minderwertigkeitsgefühlen: Um in der geschenkten, vergänglichen und deshalb kostbaren Lebenszeit sich öffnen und entwickeln zu können. Um Kompromisse einzugehen und Lösungen zu finden. Um den eigenen lästigen Sturkopf mit Liebe zu füllen. Um zum schöpferischen Charakterkopf zu werden, der durch gemeinsame Verantwortung den ersten Schritt wagt und alle konstruktiv bewegt.

 

Burkhard Budde

Auf ein Wort

 

Gott(ver)trauen?

 

Kann man Gott (ver-)trauen? Einer hat es beispielsweise gewagt. Und vielfältige Erfahrungen mit Gott gesammelt. Überliefert sind sie im 23. Psalm, im Gesangbuch der Bibel.


„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Um ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“


Ist Gott (wie) ein „guter Hirte“, der eine Herde mit unterschiedlichen Schafen zu betreuen hat? Da flüchtet ein ängstliches Schaf vor dem Wolf und hat doch keine Überlebenschance. Da heult ein angepasstes Schaf mit den Wölfen und findet im Geschrei selbst kein Gehör. Da erkennt ein naives Schaf nicht den Wolf im Schafsfell und wird vom Wolf missbraucht. Da versucht ein übermütiges Schaf den Wolf zu vertreiben und zieht den Kürzeren. Da hat ein ehrgeiziges Schaf sich innerlich in einen Wolf verwandelt, sich von der Herde entfernt, den Hirten aus dem Auge verloren und ist im Dickicht des Lebens steckengeblieben.


Die Reaktion des „guter Hirten“ ist erstaunlich. Er erhebt keine Vorwürfe, hält keine Moralpredigt, gibt allerdings auch keinen Applaus zu Irrungen und Wirrungen. Er schickt nicht seine Hunde, um die Schafe zu disziplinieren. Er ermöglicht vielmehr allen Schafen eine „grüne Aue“ und „frisches Wasser“, ein erfülltes und gefülltes, schönes und quicklebendiges Leben. Ob sie das als „selbstverständlich“ ansehen?


Der „gute Hirte“ – das ist etwas Besonderes, ja Göttliches - bleibt stets glaubwürdig, geht sogar in die Offensive, in dem er seine Herde auf die „rechte Straße“ führt, wo befreites und freies, vergebenes und versöhntes Leben eine neue Chance bekommt sich zu entwickeln. Und wenn auf dem Lebensweg Täler durchschritten werden müssen und sich Abgründe auftun, muss ein Beter nicht hoffnungslos in die Knie gehen, sondern kann weitergehen, weil der „gute Hirte“ für ihn da ist, ihn mit seinem Wanderstab verteidigt, wenn es sein muss. Und ihm Trost durch seine Gegenwart spendet.


„Du bereites vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“


Ist Gott auch (wie) ein Gastgeber, der alle Betenden ohne Bedingungen zu sich einlädt, auch wenn „die Feinde“, die sich selbst weiden, lästern und spotten; der vor allem die Würde seiner Gäste achtet und ihnen unverdiente Geschenke macht?


Der „gute Hirte“, der zugleich der „gute Gastgeber“ ist, lässt sich von wolfsartigen Zerstörungen und Widersprüchlichkeiten, von lammfrommen Spiegelfechtereien und Maskerade nicht beirren. Er bleibt realistisch, bietet seinen Gästen zwar kein romantisches Schäferstündchen, aber dafür - mitten im Lebenskampf - unsichtbaren Schutz, letzte Geborgenheit und letzten Sinn.


Vielleicht kann der Gottsuchende wie der Psalmbeter Gutes und Barmherzigkeit entdecken – und im Gottvertrauen ein Leben lang bleiben.

 

Burkhard Budde

Aus: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.

BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm,

9,99 EUR. ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.

 

Es lohnt sich

Zu den Besonderheiten Bad Harzburgs, dem Tor zum Oberharz, gehört die jährliche Galopprennwoche.

Deutschlands schönste Naturrennbahn ist ein Magnet für junge und alte Menschen - aus der ganzen Region und darüber hinaus.

Natur, Kultur und Sport haben sich zu einem einzigartigen Rendezvous verabredet – mit stilvoller und geselliger Leichtigkeit, gemischt mit spannendem Wettfieber.

Die Pferde sind mehr als ein Hingucker. Sie faszinieren durch ihre bezaubernde Eleganz und sinnliche Kraft, ihre leidenschaftliche Energie, die nur scheinbar zur Ruhe kommt. Wie ein Vulkan temperamentvoll ausbrechen kann steigern die charmanten Vierbeiner ihre Schnelligkeit und ihren Charakter. Die Zuschauer sind hin- und hergerissen - der Atem stockt; nur dieser kurze Augenblick zählt.

Ein Highlight reiht sich an das nächste.
In diesem Jahr findet die 140. Woche vom 20.Juli bis 28.Juli 2019 statt.

Es lohnt sich, dabei zu sein.

Burkhard Budde

  

Auf ein Wort

 

Gegen den Ordnungs- und Kontrollwahn

 

Hat sie wirklich einen Ordnungsfimmel? Ist er tatsächlich in seine Kennzahlen verliebt? Wütet in der Welt der Perfektionisten ein Kontroll- und Gleichheitswahn? Taucht der alte Geist des Prokrustes wieder auf - allerdings heute im Gewand des Gutgemeinten, des Fortschritts und des Erfolges?

 

Doch wer war eigentlich dieser Prokrustes? Ein Riese, so die Antwort einer griechischen Legende, der in seiner Herberge Reisenden eine Unterkunft mit einem Bett anbot, das für ihn Maß aller Dinge war. Passten die Menschen nicht „richtig“ ins Bett, weil sie zu groß oder zu klein waren, „bearbeitete“ der Unhold die Menschen so lange, bis sie „haargenau“ ins Bett hineinpassten. Alle wurden deshalb gleichgemacht.

 

Lauert dieser Geist der Gleichmacherei immer noch in der Mitwelt, vielleicht sogar in jedem Menschen? Oder treibt er bereits sein Unwesen, heimlich oder unverblümt, schleichend oder rasend schnell? Und lassen sich immer mehr Menschen vom Geist des Prokrustes blenden und opfern ihm auf dem Altar des angeblichen Fortschritts ihren gesunden Verstand und ihr Mitgefühl?

 

Sind wir Menschen mit Kopf, Herz, Mund und Händen von allen guten Geistern verlassen, wenn im Zweifel das Bett wichtiger als ein Mensch wird, das Formular wichtiger als die Menschlichkeit ist? Wenn ein Plan mit bevormundenden Kennziffern, mit Ordnungs- und Kontrollzwängen sowie Sanktionsandrohungen die Individualität und Originalität, die Schöpfungskraft und die Entwicklungsmöglichkeiten eines Menschen einebnet und alles vernichtet, was nicht ins Schema F, in das Bett einer neuen und zugleich alten Ideologie passt?

 

Ist der Mensch, der eine unverlierbare und unantastbare Würde besitzt, nicht mehr als eine normierte Massenware von der Stange, mehr als ein kopiertes Fließbandprodukt, mehr als ein billiges Instrument von mächtigen Riesen? Riesen, die Reisende, große und kleine Zwerge, in das Einheitsbett einer unbarmherzigen Ordnung zwingen wollen, indem sie sie mit ideologischer Gewalt versuchen zu analysieren, zu normieren, zu etikettieren, zu kontrollieren und zu instrumentalisieren?

 

Wer als Riese Menschen in einer unbarmherzigen Ordnung entmenschlicht, entwürdigt und entmündigt, erntet Anpasserei und Kleingeisterei sowie Kriechertum. Wer als Scheinriese Menschen in einer willkürlichen Unordnung lässt, macht sie abhängig von der guten Laune oder den cholerischen Zornesausbrüchen der Mächtigen. Wenn jedoch der Geist der Menschlichkeit und Vernunft in eine lebensdienliche Ordnung einzieht, wird immer wieder neu nach einem zu verantwortenden Ausgleich gesucht: Wieviel Gemeinschaft, Sicherheit, Kontrolle ist nötig? Und wieviel Individualität, Freiheit, Vertrauen ist möglich?

 

In einer solchen Ordnung auch mit Plänen und Kennzahlen, die jedoch für den Menschen da ist und nicht umgekehrt, muss sich kein Zwerg hinter einem Riesen verstecken, hinter ihm herlaufen oder sich von ihm versklaven lassen. Jeder Zwerg kann vielmehr den vielen Riesen sein Gesicht zeigen, seine persönliche Verantwortung wahrnehmen, dem Geist des Prokrustes argumentativ Paroli bieten. Und entdecken, dass auch ein Riese in Wahrheit immer nur ein vergänglicher und unvollkommener Zwerg ist, der sich wie alle Menschen nach Barmherzigkeit und Freiheit, nach persönlicher Wertschätzung und Anerkennung seiner individuellen Leistungen sehnt, jedoch aufgrund seiner Macht eine besondere Verantwortung trägt.

 

Burkhard Budde


Eine Dame, die nicht alt wird


In Bad Harzburg ist eine Dame zu sehen, die immer noch so aussieht wie vor 30 Jahren. Am Berliner Platz feierte die Bronzeskulptur „Kurgastdame mit Esel“ am 14. Juli 2019 ihren 30. Geburtstag – gemeinsam mit dem Heimatpfleger Manfred Gruner, seiner Frau Hella, dem ehemaligen Kurdirektor Horst Woick und weiteren Freunden.

Manfred Gruner erinnerte daran, dass die 1989 „geborene“ Skulptur von der Goslarer Bildhauerin Ursula Bacmeister (gestorben 1994) gestaltet wurde. Das Kunstwerk zeigt eine vornehme junge Dame im langen Kleid mit Hut und Sonnenschirm, die im Damensitz auf einem Esel offensichtlich auf den Burgberg transportiert werden soll. Bis 1929 – in diesem Jahr wurde die Seilbahn eröffnet – brachten Esel- und Maultierhalter Kurgäste in der Sommerfrische mit Eseln und Maultieren auf den Burgberg, der eine Höhe von 481 Meter hat. Vom Kurpark aus war und ist eine Höhe von 186 Metern zu überwinden.

 

 

 

 


Die Künstlerin hat sich offenbar inspirieren lassen von der Skizze des Malers Adolph von Menzel (1815 bis 905), die 1868 entstanden ist und die Schwester des Künstlers mit Familie und Eselsführern bei einem Spazierritt in Bad Harzburg zeigt.


Die Dame mit Hut bleibt gut behütet, nicht nur vor Sonnenstrahlen. Der Esel wird nie störrisch. Und die Kurgastdame nie alt, aber sie bleibt für viele Kurgäste immer anziehend und beliebt – als Ausflugsziel mit der Möglichkeit eines Erinnerungsfotos sowie mit der Erinnerung an den Pioniergeist eines aufstrebenden Kurortes.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Nicht allein unterwegs

 

Anni, aufgeweckt und liebenswürdig, wird langsam erwachsen. Ständig entdeckt sie etwas Neues. Manchmal fragt sie ihrem Großvater ein Loch in den Bauch. Großvater, keine Suchmaschine, kennt nicht immer sofort die passenden Antworten. Wenn er dann um eine Erklärung ringt, hat Anni ihn besonders lieb. Und stellt die nächste Frage.

 

„Opa, meine Freundin ist als Baby nicht getauft worden, weil sie über ihre Taufe später selbst entscheiden soll, haben ihre Eltern gesagt“, beginnt sie ein Gespräch. „Wie findest du das?“

Großvater denkt spontan an die Taufe Jesu. Der ist von Johannes dem Täufer im Jordan getauft worden. Der göttliche Geist, so der Bericht im Markusevangelium weiter, sei „wie eine Taube“ auf ihn herabgekommen und er sei von Gott selbst zum „lieben Sohn“ berufen worden.

 

Dann antwortet Großvater seiner Enkeltochter: „Auch Erwachsene können getauft werden“. „Und warum bin ich dann als Baby getauft worden?“ „Bevor ein Mensch ja zu Gott sagen kann, hat Gott ihn bereits bejaht. Und weil das Zeichen der bedingungslosen Liebe Gottes deinen Eltern wichtig gewesen ist. Sie haben ja auch nicht die Entscheidung über deinen Blockflötenunterricht und deinen Schwimmkurs auf dich delegiert, übrigens auch nicht ihre Liebe zu dir, bis du erwachsen geworden bist und „Ja“ dazu sagen konntest“.

 

Doch Anni fragt weiter: „Warum tauft denn die Kirche überhaupt?“ Großvater, der einen guten Religionsunterricht erlebt hat, erinnert sich an den „Taufbefehl Jesu“, der am Ende des Matthäusevangeliums steht: Alle Menschen – weltweit - sollen nach dem Willen Jesu zu seinem Freundeskreis gehören, weil das Reich des auferstandenen Gekreuzigten sowohl den Himmel als auch die Erde umfasst. Alle Jünger Jesu sollen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ getauft werden. Alle sollen seine Forderungen und Überzeugungen wie die Gottes- und Nächstenliebe, ja sogar die Feindesliebe kennen- und schätzen lernen. Und dafür verspricht Jesu, mit seinem Geist „bis an das Ende der Welt“ bei seinen Jüngern und seiner Gemeinde zu sein.

 

Da fällt Großvater noch etwas anderes ein: „Jesus hat Kinder besonders lieb, weil sie auch Vorbilder für Erwachsene sein können.“ Und dann erzählt er Anni das „Kinderevangelium“, die Geschichte im Markusevangelium, wie Jesus die Kinder besonders wertschätzt und segnet. Von einem unselbstständigen und bedürftigen Kind könne ein Erwachsener lernen, wie sehr ein Mensch die Liebe Gottes brauche. Ein Kind könne zudem zeigen, wie wichtig das Vertrauen, aber auch die Offenheit ist, um das Reich Gottes zu entdecken – und zwar mitten in der erwachsenen Welt der Berechnungen, Rangordnungen und Kämpfe.

 

Anni freut sich, dass sie keine Puppe, sondern ein von Gott bedingungslos geliebtes Kind Gottes ist und dies immer bleibt. Und dass sie als Christin auch zu einem Mitarbeiter Gottes geworden ist, weil sie sie die empfangene Liebe weitergibt – wie auch immer, aber immer in persönlicher Verantwortung vor Gott und dem Nächsten sowie im Namen des liebenden Gottes.

 

Burkhard Budde

(Aus: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR. ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.)


Auf ein Wort

 

Auf Urlaub verzichten?

 

Drei Originale verzichten auf ihren Urlaub.

Der spitze Stein denkt gar nicht daran, die Seele baumeln zu lassen. Verbohrt, verbittert und vergiftet bleibt er unbeweglich im Wasser liegen. Frisches, erfrischendes oder auch heilendes Wasser, das ihn umspült, perlt an seiner Oberfläche ab. Am liebsten würde er das ganze Wasser zum Schweigen bringen. Urlaub? Faulenzen? Nur dumpfes Zeittotschlagen!

 

Die listige Schlange hat es offensichtlich nicht nötig, neue Kräfte zu sammeln. Sie geht ohnehin sparsam mit ihren Kräften um. Mal bewegt sie sich ganz langsam, mal blitzschnell. Wichtiger erscheinen ihr die gespaltene Zunge und die Giftzähne sowie ihre Häutungen, ihr neues Schlangenhemd. Sie will nicht auffallen. Im richtigen Augenblick jedoch Gift spritzen und zubeißen, um ihre Opfer verschlingen zu können. Urlaub? Blinder Aktionismus? Nur ein gefährliches Abenteuer!

 

Die stolze Rose sieht keinen Sinn, im Urlaub zur Besinnung zu kommen. Sie ist mit sich selbst genug beschäftigt. Weil sie trotz oder gerade wegen ihrer vielen Dornen - oder fachmännischer gesagt Stacheln – immer schon und überall schöner und attraktiver sein, besser duften und reizvoller sein, mehr bewundert und gemocht werden will als andere Gewächse im Garten des Lebens. Als Königin, die sich zu inszenieren weiß, braucht sie keine für Touristen inszenierte Zeit. Urlaub? Dem eigenen Paradies eine Strecke davon laufen, um Paradiese vielleicht noch zu zerstören? Wozu?

 

Der Verzicht auf den Urlaub hat allerdings einen hohen Preis: Es fehlt nicht nur die Möglichkeit, von Sorgen entlastet und frei zu werden sowie im Leerlauf Zweckfreiheit zu genießen. Auch können die Kräfte langsam versiegen, wenn der eigene Akku nicht von Zeit zu Zeit stressfrei und ohne Hektik aufgeladen wird. Vor allem wird es schwer, neue Selbsterfahrungen zu sammeln – und zwar ohne auf berufliche und andere Rollen fixiert zu sein. Im Urlaub kann ein Mensch – ob spitzer Stein, listige Schlange oder stolze Rose oder… oder… - sich verzaubern lassen, ohne sich selbst zu blenden; sich verwöhnen lassen, ohne zu verkümmern; nachdenken, ohne zu grübeln: Und vielleicht auch entdecken, dass es ein Leben ohne Unbeweglichkeit und Verletzungen, ohne Blendwerk und Heuchelei geben kann. Wenn zum Beispiel der Stein und die Schlange ihre Herzen für Menschlichkeit und ihre Köpfe  für Vernunft entdecken.

 

 

 

 

Und die Rose vielleicht darüber hinaus ihre Vergänglichkeit, weil sie eines Tages abgeschnitten wird, um anderen Menschen eine Freude zu machen. Oder um ohne Worte zu sagen: Auch du bist trotz deiner „Ecken und Kanten“, aber auch ohne sie bedingungslos unendlich geliebt.  

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Keine heiße Luft, sondern frische Brise

 

Ist das achtspitzige Kreuz ein Glückssymbol? Anni und ihr Großvater betrachten das Logo der Johanniter. Die vier Spitzen nach innen sollen an die vier Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung erinnern. Die acht Spitzen nach außen an die acht Seligpreisungen der Bergpredigt, die im Matthäusevangelium überliefert ist.

 

„Was sind Seligpreisungen?“ fragt Anni ihren Großvater. Der verspricht ihr, sich schlau zu machen. Beim nächsten Treffen der beiden hat Großvater einen kleinen Schatz an Wissen sowie seine Deutungen mitgebracht. Also, die Seligpreisungen seien acht Versprechen Jesu, die offensichtlich einen Vorgeschmack auf Glückseligkeit geben wollen. Das will Anni natürlich genauer wissen. Der Bergprediger preise verschiedene Personengruppen „selig“, das heiße wohl „glückselig“:

 

„Die geistlich Armen“: Wer entdecke, dass er trotz seiner Leistungen vor Gott mit leeren Händen stehe, weil alles vergänglich und eitel sei, der könne von Gott reich beschenkt werden – zum Beispiel mit der Gewissheit bedingungsloser Liebe. Das gelte für alle, auch für die wirtschaftlich Reichen.

 

„Die Trauernden“: Wer entdecke, dass Gott aus einem Tiefpunkt seines Lebens einen Wendepunkt oder Neuanfang machen könne, der werde durch Jesu Botschaft vom Reich Gottes getröstet – der könne wieder vertrauen und das Leben bejahen, lachen und Neues wahrnehmen, müsse nicht büßen oder die Toten beklagen.

 

„Die Sanftmütigen“: Wer entdecke, dass Gott mächtiger als die Mächtigen sei, weil die nicht alles machen könnten, der erwarte alles von Gott – und müsse nicht vor den Machern dieser Welt auf die Knie gehen, kuschen oder flüchten, weil er durch Gottes Macht selbst in seiner Ohnmacht eine reale Chance zum Leben bekomme.

 

„Die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden“: Wer entdecke, dass Gott allein gerecht sei und alle Menschen mit gnädigen Augen betrachte, setze sich für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt ein – für bessere Teilhabe- und Lebenschancen aller, der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt.

 

„Die Barmherzigen“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehöre die Nächstenliebe, nicht Rührseligkeit oder Selbstaufgabe, sondern persönliches Mitfühlen, Mitdenken, Mithelfen und Mitverantworten, Fürsorge und Mitsorge, Vorsorge und Nachsorge, Hilfe zur Selbsthilfe und zur Verantwortung.

 

„Die reinen Herzens“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehöre das Vertrauen in Gottes Gegenwart, nicht Genügsamkeit oder Selbstherrlichkeit, sondern eine persönliche Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

 

„Die Friedensstifter“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehöre der Frieden, nicht Duldsamkeit oder Gleichgültigkeit, sondern der verantwortungsbewusste Einsatz für einen Frieden in Würde, in Freiheit und Gerechtigkeit.

 

„Die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehöre die Standfestigkeit, nicht Rückgratlosigkeit oder Mutlosigkeit, sondern das Ertragen von Verachtung, Hochmut und Gleichgültigkeit dem Willen Gottes gegenüber.

 

Anni muss die Seligpreisungen Jesu und Großvaters Auslegungen erst einmal verdauen. Aber eins verspürt sie schon jetzt: Die Glückseligkeitsversprechen wollen sie nicht bevormunden; sie wirken auch nicht wie heiße Luft, die schnell verdampft, sondern eher wie eine frische Brise neuen Lebens, die Mut macht, mit Gehirn und Herz auf letzte Glückseligkeit im Reich Gottes und jetzt schon auf den Geist des Bergpredigers im Alltag zu hoffen.

 

Burkhard Budde

 

(Aus: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugierig auf das Leben.

52 Impulstexte – zum Nachdenken, zur Orientierung, um ins Gespräch zu kommen.

BoD-Books on Demand (Norderstedt). 148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR.

ISBN 978-3-7347-9678-4.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden.)

 

Auf ein Wort

Arme Maus ganz reich


Eine Maus taucht auf. Ist sie eigentlich immer arm (dran)? Sie versteckt sich, wenn sie Gefahr wittert. Sie tanzt auf dem Tisch, wenn die Luft rein ist. Sie springt weg, bespringt andere Mäuse, läuft kreuz und quer, wenn sie die Orientierung verloren hat, verunsichert und verängstigt ist. Sie kann auch neugierig die Ohren aufrichten, wenn sie leise Geräusche lokalisieren will. Eigentlich sucht sie immer Leckerbissen, Streicheleinheiten, Wohltaten und Vorteile, einen guten Rang. Eigentlich sehnt sie sich nach Liebe und Glück.


Kann eine fiese Katze jede Maus mit Speck fangen? Mit großen Worten in kleine, aber gefährliche Fallen locken? In die Falle einfachen Denkens, das komplizierte und komplexe Sachverhalte ignoriert? Schwarz-Weiß-Denkens, das nur die zwei Schubfächer „richtig“ oder „falsch“ beim Einsortieren von Meinungen kennt? Totalitären Denkens, das die eigene Meinung als die einzige Lösung verherrlicht und andere Meinungen nicht duldet? Und bringen etwa Mäuse den Speck für solche Fallen noch mit?


Wenn eine Falle erst einmal zuschnappt, scheint es kein Entrinnen mehr zu geben, wird das unbewegliche Denken noch unbeweglicher. Wer deshalb nicht zu Fall kommen will, muss Fallen vermeiden oder sich aus ihnen so schnell wie möglich befreien. Das kann damit beginnen, dass eine Maus ihr Loch in der Wand, ihr Versteck, ihre eigenen vier Wände, zurückerobert, um sich Zeit zum bewussten, vertieften und erweiterten Denken nehmen zu können. Um in den eigenen Spiegel zu schauen: Bin ich eine Maus oder doch eine Katze? Was will ich (sein)? Was kann, muss, sollte ich tun, um mein Sein und Wollen realistisch wahrzunehmen, mein Denken zu öffnen und zu bewegen, mein Leben neu zu gestalten, um meinem Glück eine neue Chance zu geben?


Keine Maus sowie keine Katze werden gezwungen, ständig aus dem Fenster schauen, um über andere Mäuse oder Katzen herzuziehen und die eigene Verantwortung zu verdrängen. Keiner muss falschen Souffleuren folgen, die nur an sich selbst denken und Gift als Delikatessen ausgeben. Jeder kann vielmehr vom Spielball der vielen Selbstverliebten und Scheinheiligen zum selbstbewussten und selbstverantwortlichen Spieler unabhängigen Denkens werden.

Jede reiche Maus kann verarmen. Und jede arme Maus kann reich werden – an Erfahrungen. Kenntnissen und Einsichten. Durch Beweglichkeit, Aufklärung und den Kampf gegen die vielen (schein-)mächtigen Schwarzen Kater, die Mäuse in die Käfige ihres Denkens, ihrer Absichten und ihrer Interessen einzusperren trachten.


Eine kluge Maus jedoch leistet Katzen und anderen Mäusefängern, die in Wahrheit auch nur Mäuse sind, Widerstand. Sie lässt sich nicht so leicht einfangen. Sie taucht auf, entdeckt und entlarvt die Falle, verschwindet wieder, warnt ihre Mitmäuse, bekämpft das Zerstörerische, bleibt unabhängig und frei – geistig beweglich.

Burkhard Budde

 

Überraschung, die ermutigt

 

Heute spricht mich eine Frau in ihrem Geschäft an: „Sie haben doch das Buch „Annis Welt“ geschrieben?!“ Ein wenig erstaunt, aber zugleich erfreut nicke ich mit dem Kopf. Sie holt eilig das Buch unter dem Tresen hervor, als hätte es nur auf mich gewartet, blättert darin, hält inne und blickt mich wieder an: „Diese Stelle finde ich besonders treffend“. Und dann liest sie mir einige Sätze aus einem Artikel vor.

Gerührt fehlen mir die Worte. Zum Glück überbrückt sie meine Verlegenheit: „Ich bin gespannt auf die nächsten Artikel“, sagt sie lächelnd.

Ich denke auf dem Heimweg über das Erlebte nach: Es ist schon ermutigend, wenn man Menschen mit Botschaften, die einem selbst wichtig geworden sind, erreicht. Und es macht dankbar und froh, wenn Menschen ein Buch mit Gewinn lesen.

Vielleicht – hoffentlich?! - findet das Buch ja weitere Leser – während der Sommer- und Urlaubszeit in einer ruhigen Minute. Oder an einem normalen Tag oder Abend, wenn man sich für einen Artikel Zeit – etwa drei bis fünf Minuten - freischaufelt, weil man auf Annis Welt, die zugleich die eigene sein kann, neugierig ist.

Und natürlich wünsche ich allen Lesern viel Freude, wenn sie Neues entdecken oder wenn sie über einen Text mit anderen Menschen sprechen. Denn die Texte, denke ich, können auch Türöffner eines Dialoges sein. Mit der netten und interessierten Frau aus Bad Harzburg habe ich jedenfalls gerne über Aussagen meines Buches gesprochen und freue mich auf weitere Gespräche mit meinen Lesern.

Ihr/Euer Burkhard Budde

 

Annis Welt. Neugierig auf das Leben

 

Das Buch „Annis Welt. Neugierig auf das Leben“ ist ein Werk für mutige Denker, die an einem konstruktiv-kritischen Dialog der Generationen interessiert sind.

Die 52 Impulstexte laden ein, sich existentiellen Fragen des Lebens und der Tradition zu öffnen und sich eine eigene Meinung über Gott und die Welt zu bilden. Fiktive Gespräche, die Anni und ihr Großvater führen, sollen den Leser neugierig auf ein eigenverantwortliches Leben machen. Beim Lesen der Texte kann es überraschende Entdeckungen geben, nach denen der Leser, der sich sowohl in die Rolle von Anni als auch in die des Großvaters hineinversetzen kann, vielleicht gar nicht gesucht hat.

Die Texte bieten einen ethischen Kompass an und weisen zugleich auf geistig-geistliche Quellen hin. Sie versuchen darüber hinaus christliches Grundwissen und biblische Geschichten mit überzeitlicher Qualität zu vermitteln. Sie eröffnen insgesamt spannende Gespräche zwischen Erwachsenen und Jugendlichen bzw. zwischen Christen und Nichtchristen.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet – man muss nur den Titel und Autor in eine Suchmaschine eingeben - bestellt werden.

 

Burkhard Budde.

Annis Welt.

Neugierig auf das Leben.

BoD-Books on Demand (Norderstedt)

148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR

ISBN 978-3-7347-9678-4

 


Zusammenhalt stärken, Gemeinschaft schützen

Bleibt die Demokratie „sexy“?!


Ist sie noch attraktiv genug, um zu begeistern? Oder gehört sie zu den Auslaufmodellen, die sich langsam verabschieden? Kann sie wieder „sexy“ werden, um sich gegen Angriffe von innen und außen zu wehren? Die Rede ist von der liberalen Demokratie in Zeiten von Populismus und Demokratieverdrossenheit. Antworten suchte der Ev. Arbeitskreis der CDU/CSU (EAK) auf seiner 52. Bundestagung am 19. Juni 2019 in Dortmund anlässlich des Kirchentages.

 

 

 

 

Der EAK-Bundesvorsitzende und parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel MdB sagte, dass der EAK nicht nur ein offenes Forum für politische Grundsatzfragen und eine tragfähige Brücke zwischen Kirche und Politik sein wolle. „Das Christliche ist für uns Maßstab und Orientierung für politische Verantwortung; Auftrag und Verpflichtung, um Polarisierungen, Spaltungsversuchen, Ab- und Ausgrenzungen entgegenzutreten.“ Das „C“ könne, so Rachel, einen „verantwortungsethischen Blick“ schärfen und einen werteorientierten Pragmatismus ermöglichen.

Für Dr. Thomas de Maizère, MdB und Bundesminister a.D., leidet die Gesellschaft nicht an Dialogunfähigkeit, sondern vor allem an fehlenden Taten. Der Bürger wolle die Lösung seiner Probleme. Die Politik müsse in den Spiegel schauen, was sie besser machen könne „und nicht nur aus dem Fenster“. Jugendliche, die sich für den Klimaschutz einsetzten, wollten auch nicht „totgelobt“, sondern in einem ehrlichen Dialog ernstgenommen werden, der zum Beispiel beim Thema Ausstieg aus der Braunkohle auch die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte verantwortungsvoller Politik benenne.


Landesbischof Prof. Dr. Martin Hein aus Kurhessen-Waldeck sprach sich für einen „offenen Wertekommunikationsprozess als Einübung in die Toleranz“ aus. Der Weg der Populisten sei der Weg geschlossener Gesellschaften; die liberale Demokratie werde „sexy“, wenn Menschen gefragt, gehört und beteiligt würden. Der Zusammenhalt in einer pluralen Demokratie ließe sich nicht durch Predigten, Parolen oder Papiere herstellen, sondern nur durch den offenen Weg der Entwicklung und Einübung gemeinsamer Ziele und zwar möglichst vieler.


Serap Güler, Staatssekretärin für Integration in NRW, wies in der Diskussion, die von Ministerpräsidentin a.D. Christine Lieberknecht MdL geleitet wurde, auf die einfachen Antworten der Populisten hin- bezogen „auf ziemlich komplexe Sachverhalte, ohne Lösungen anzubieten“.


Den Hauptvortrag hielt Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Norbert Lammert. Die Digitalisierung sei ein „spektakulärer Einschnitt“ in der Geschichte der Menschheit. Zum ersten Mal seien Ereignisse grundsätzlich an jedem Platz der Welt nachzuvollziehen. Die Menschen seien sich „auf die Pelle gerückt“. Die Gleichzeitigkeit und Unumkehrbarkeit vieler Veränderungen sowie komplizierte, komplexe, unübersichtliche und unbeeinflussbare Situationen hätten Verunsicherungen sowie eine neue Attraktivität für autoritäre Lösungen geschaffen. Die Sehnsucht nach dem „Durchhauen des gordischen Knoten“ sei gewachsen.


Die Achillesferse der Demokratie stehe und falle mit dem Engagement der Bürger, betonte Lammert. Ein autoritärer Staat brauche diesen Einsatz nicht. Eine „rote Linie“ in der politischen Auseinandersetzung  in der Demokratie sei überschritten, wenn der Anspruch erhoben würde, dass die eigene Meinung die einzig richtige Lösung darstelle.


Alle Teilnehmer schienen sich einig: Die Demokratie braucht Demokraten und muss vitalisiert und revitalisiert werden, damit sie in einer globalen Welt „attraktiv“ bleibt – oder wieder wird.


Burkhard Budde


„Wie war es denn?“


Besuch einer fränkischen Stadt in Bayern


„Wie war es denn?“ wurde ich von meiner Mutter gefragt, als ich von einem Besuch der Stadt Würzburg zurückgekehrt war. Was sollte ich ihr erzählen? Dass die fränkische Stadt in Bayern mit ihren vielen Gebäuden im Barock- und Rokokostil „schön“ ist? Dass in ihr – bei strahlendem Sonnenschein auch auf der mittelalterlichen Mainbrücke - das Herz der Weinregion Franken schlägt?

Meine Mutter, so kenne ich sie, will jedoch mehr wissen. Vielleicht sollte ich den Namen Julius Echter von Mespelbrunn nennen, der von 1573 bis 1617 Fürstbischof von Würzburg war und Geschichte geschrieben hat. Er gründete 1576 das Juliusspital als gemeinnützige Stiftung, die noch heute ein Krankenhaus und ein Seniorenstift und andere soziale Einrichtung betreibt. Das Weingut, das dazugehört, ist das größte Silvaner-Weingut der Welt und das zweitgrößte Weingut Deutschlands.

Von Julius Echter erzählen neben dem Juliusspital aber auch die Julius-Universität, die Festung Marienberg, der Bau zahlreicher Kirchen mit Echtertürmen sowie Renaissancebauten im Echter- oder Juliusstil, weil in ihnen gotische Formelemente integriert worden sind.

Auch sollte ich die barocke Würzburger Residenz erwähnen, den Sitz der Würzburger Fürstbischöfe, die die Herrscher sowohl über das kirchliche als auch über das weltliche Reich waren. Das 1781 fertiggestellte Bauwerk wurde Weltkulturerbe, weil es eine gelungene „Synthese des europäischen Barocks“ war und ist - ein strahlender Spiegel des absolutistischen Zeitalters mit seinem Prunk-, Macht-, Status- und Titelgehabe, aber auch mit seinen bleibenden künstlerischen Leistungen und seiner wunderschönen Ästhetik.

Einen weiteren Namen sollte ich meiner Mutter nicht verschweigen: Tilmann Riemenschneider, der Bildhauer und Bildschnitzer sowie Bürgermeister und Freiheitskämpfer, der 1531 in Würzburg starb. Nach dem Ende des Deutschen Bauernkrieges – Bauern und Bürger hatten vergeblich versucht, sich von den feudalistischen Fesseln zu befreien – wurden die Anführer – unter ihnen Riemenschneider – auf der Festung Marienburg, wo der Fürstbischof residierte, eingesperrt und gefoltert. Geblieben sind im kollektiven Bewusstsein der Zivilgesellschaft jedoch vor allem die sichtbaren Werke Riemenschneiders, zum Beispiel die Skulpturen „Adam“ und „Eva“ am Südportal der Würzburger Marienkapelle, die zugleich das Schönheitsideal der damaligen Zeit widerspiegeln.

 

 

 

 

Natürlich kennt meine Mutter auch Walter von der Vogelweide, den berühmtesten Minnesänger des Mittelalters. Doch nur wenige wissen, dass der Sänger („Ich saz ûf eime steine“) im Würzburger Stift Neumünster seinen Lebensabend verbracht hat und dort um 1230 begraben worden sein soll. Hinter dem Stift liegt das Lusamgärtchen, dem ehemaligen Kreuzganghof. Wer Liebeskummer hat, kann auf den Vogelweide Gedenkstein Blumen legen, um seinen Liebeskummer zu lindern. Oder Vögel können aus den Vertiefungen der Gedenksteinoberfläche Körner picken, und erfüllen damit den Wunsch des Sängers, an seinem Grab Vögel zu füttern.

Wer noch mehr in die Tiefe der Geheimnisse der Vergangenheit eintauchen will, kann das Relief am Nordportal der Würzburger Marienkapelle bestaunen und die in Deutschland einzigartige Abbildung des „Gottvaters mit dem Blasrohr“ finden, die eine Antwort auf die Frage geben will, wie der göttliche Samen in die Jungfrau Maria hineingelangt sein könne. Man sieht ein Blasrohr, das Gottvater an seinen Mund hält, das bis ans Ohr der Maria reicht und auf dem das kleine Jesuskind geradezu herunterrutscht. Es bleibt wohl eine Herausforderung, ein Mysterium künstlerisch zu entschlüsseln.

Vielleicht sollte ich meiner Mutter jedoch auch von Erfahrungen berichten, die jeder bei der Beschäftigung mit Geschichte und Geschichten neu entdecken kann: Ist nicht alles vergänglich, wenn alles vergänglich war – Ruhm und Macht, Schönheit und Eitelkeit? Aber musste nicht auch vieles weichen – Willkürliches und Absolutistisches, Menschenverachtendes und Ungerechtes - damit Neues - Rechtsstaatliches und Demokratisches , Humanitäres und Soziales – geschaffen werden konnte? Und wird nicht auch die Gegenwart mit ihren eigenen Chancen und Risiken in der Zukunft zur Vergangenheit? Vor allem: Sollte nicht das geschichtliche und kulturelle Erbe mehr sein als bewundernswerte Illustrationen oder belehrende Werke – vielmehr immer zugleich eine Gelegenheit, sich selbst fit für eine glückliche Zukunft zu machen?!

Burkhard Budde

Auf ein Wort

 

„Bist du glücklich?“

 

Nur Glück gehabt? Ist nicht jeder Mensch auf der Suche nach einem glücklichen Leben? Doch wie kann das Glück entdeckt werden? Und kann verhindert werden, dass es nicht klammheimlich und grußlos verschwindet, nachdem es für einen Augenblick spürbar war?

 

Großvater, der mit seiner Enkeltochter eine Wanderung macht, wird von Anni plötzlich gefragt: „Opa, bist du glücklich?“ „Wie kommst du auf diese Frage?“ entgegnet Großvater erstaunt. „Du wirkst traurig.“ Und tatsächlich fühlt sich der alte Mann todunglücklich, weil er schlimmen Ärger mit einem Nachbarn hat.

 

Aber damit will er seine Enkeltochter nicht belasten und ihr nicht die Freude am gemeinsamen Unternehmen trüben. „Du bist ein guter Menschenkenner. Es gibt Streit mit einem Nachbarn, der nicht kompromissbereit ist. Aber davon erzähle ich dir später“.

Anni hilft ihm aus der Patsche, im Augenblick nicht darüber sprechen zu wollen. „Ich bin jedenfalls glücklich, dass du dir Zeit nimmst und mit mir etwas unternimmst“, strahlt Anni. „Und ich bin glücklich, dass es dich gibt und wir …“ Da stockt Großvater, weil er sagen wollte „über alles sprechen können“. Und dann erzählt er doch seiner Enkeltochter etwas über seinen Konflikt mit dem Nachbarn. Anni hört aufmerksam zu, stellt eine Verständnisfrage, versucht vor allem Großvater mit ihren Vorstellungen zu trösten.

 

Und Großvater erfährt während er spricht, dass es in seiner unglücklichen Situation ein besonderes Glück gibt, eine Enkeltochter mit einem offenen und verständnisvollen Ohr zu haben. Er verspürt Glück im Unglück, weil er seine Gedanken und Gefühle aussprechen kann und zu unterscheiden beginnt, was zurzeit nicht veränderbar ist, aber gemeinsam getragen wird und was demnächst veränderbar und erneuert werden kann.

 

Das Zufallsglück („luck“: „dass ich so eine Enkeltochter geschenkt bekommen habe“) und das Lebensglück („happiness“: „das vertrauensvolles Gespräch mit Anni macht mich glücklich“) gehen ineinander über und über sich hinaus, indem die Seele bewegt und sich der Geist für Neues öffnet und das eigene Verantwortungsgefühl gestärkt wird.

 

Aber auch das kennt Großvater: Besondere Gefühle der Glückseligkeit, die ihm manchmal im Gott- und Christusvertrauen geschenkt werden, Hoffnung auf letzte Geborgenheit und letzten Sinn, selbst in Ohnmachtssituationen. Und die neues Zutrauen und Neuanfänge ermöglichen.

 

Auch darüber sprechen beide: über den „Zufall“, der vielleicht nur eine andere Bezeichnung für „Gottes souveräne Hilfe“ ist, die sich von keiner Moral, keiner Dogmatik, keinem Gesetz, auch nicht von einer Institution oder Tradition festhalten oder einfangen lässt. Aber die vielleicht – manchmal auch nach einer langen Zeit mit viel Geduld, langem Atem, Schweigen, Zweifel oder Klagen - durch den persönlichen Glauben an den lebendigen Gott sowie durch die Gemeinschaft der Gottvertrauenden „wachgeküsst“ wird.

 

Um wieder richtig glücklich sein zu können.

 

Burkhard Budde 


Schlussstrich oder Aufarbeitung und Bildung?

Treffen der Opferverbände am symbolträchtigen Ort

 

Augen schließen? Und einen Schlussstrich ziehen? Augen öffnen? Und sich die Vergangenheit genau ansehen? Oder mit Scheuklappen herumlaufen, die Vergangenheit verklären und dabei auf die Nase fallen? Opfer der DDR-Diktatur können durch ihre persönlichen Erfahrungen die Augen vieler – besonders der jungen Menschen, die die Willkürherrschaft nicht kennengelernt haben - schärfen.

 

Beim 5. Treffen der Opferverbände Niedersachsen und Sachsen-Anhalt am 12. Juni 2019 in Salzgitter forderte Harmut Büttner, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Sprecher des Niedersächsischen Netzwerkes für SED- und Stasiopfer, die Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit in Ost und West, weil sie ein gesamtdeutsches Problem darstelle.

 

Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel erinnerte an die Zentrale Beweismittel- und Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter, die von 1961 bis 1992 bestand und vom damaligen Regierenden Bürgermeister in Berlin, Willy Brandt, als Grundlage einer „bundeseinheitlichen und umfassende Strafverfolgung der Untaten der Gewalthaber der SED“ gefordert worden war. Die Erfassungsstelle, so Klingebiel, sei ein Leuchtfeuer der Freiheit sowie ein Hoffnungsschimmer für viele Opfer in den DDR-Gefängnissen gewesen; für den Überwachungsstaat jedoch ein „Dorn im Auge“. Die Erinnerung an das Unrecht in der DDR müsse wachgehalten werden, damit insbesondere junge Menschen aus der Geschichte lernen könnten.

 

In der Zentralen Erfassungsstelle, in der u.a. Zeugenaussagen von DDR-Bürgern, die geflüchtet waren, aber auch Aussagen westdeutscher Zeugen im Blick auf erfolglose Fluchtversuche, dokumentiert wurden, gab es etwa 42 000 Akten. Allein die Existenz der Stelle führte dazu, dass sich Opfer im Gefängnisalltag nicht vergessen fühlten sowie Täter sich vor Meldungen von entlassenen Opfern fürchteten, da Vorermittlungsverfahren eingeleitet wurden, wenn ein „Verdacht auf strafbare Handlungen“ vorlag. Unschuldige Bürger wurden von der Stasi festgenommen, um sie zu Tätern zu machen. Da es keine Beweise gab, wurden „Geständnisse“ entwürdigend erpresst, z.B. mit dem Hinweis auf Zwangsadoption des Kindes eines Opfers.

 

Die DDR kämpfte gegen die Existenz der Erfassungsstelle. Helmut Sauer, von 1972 bis 1994 Bundestagsabgeordneter sowie von 1972 bis 1974 zugleich Ratsherr der Stadt Salzgitter, der sich für die Erfassungsstelle einsetzte, berichtete, dass vor allem die SPD den Forderungen nach Einstellung der Tätigkeit der Stelle gefolgt sei, aber auch in der CDU-Fraktion habe es Personen gegeben, die ein offenes Ohr gehabt hätten.

 

Der ehemalige Oberbürgermeister von Salzgitter und jetzige Ehrenbürger der Stadt, Rudolf Rückert (90), erzählte wie er in den Fokus der Stasi geraten war. Die habe allerdings keinen Erfolg gehabt, weil der „IM“ („Inoffizielle Mitarbeiter“) – sein „Freund“, ein Volkspolizist – keine ideologischen oder persönlichen Schwachstellen finden konnte, um ihn „umzudrehen“.

Aber kann man heute Verständnis für den „Freund“ haben? wurde in der anschließenden Diskussion gefragt. Hatte der „IM“ (immer) eine Wahl? Birgit Neumann-Becker, Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aus Sachsen-Anhalt, wies auf Dilemmata-Situationen hin: „Wie entscheidet man sich dann – mit welchen möglichen Konsequenzen?“

 

Konsens bei allen Teilnehmern: Notwendig bleibt die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dass zusätzlich die geschichtspolitische Bildungsarbeit mit verschiedenen Perspektiven gestärkt werden muss - nicht nur bei Lehrern und Schülern, sondern insgesamt für die demokratische Gesellschaft, wurde darüber hinaus betont.

Denn macht nicht dieses zweite Auge, das geschichtliches und politisches Wissen sowie den Gewissens-Kompass der Würde und Menschenrechte vermittelt, deutlich:

 

Eine Diktatur versucht ideologischen Sand in die Augen seiner „Untertanen“ zu streuen und zerstört dabei die Menschlichkeit. In der DDR soll es etwa 250 000 politische Gefangene gegeben haben, die körperlich – z.B. mit Schlägen – , seelisch – z.B. mit Lügen über die eigene Familie – oder sozial – z.B. durch demütigende Isolationshaft – schwer misshandelt worden sind.

Eine gelebte Demokratie jedoch mit echter Rechtsstaatlichkeit und unabhängigen Medien ermöglicht zwar keine heile Welt, wohl aber das Öffnen der Augen vor Unmenschlichkeit in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart. Und schafft Raum für neue Menschlichkeit sowie individuelle Freiheit und persönliche Verantwortung, der durch Erinnerungskultur und Bildungsarbeit eine gemeinsame Zukunft ermöglicht.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

(K)ein heißer Draht?!

 

Hat sie wirklich (k)einen heißen Draht zu Gott?

Ist die Kirche zu einer Allerweltorganisation geworden, die verwechselbar ist und wie ein Hase hinter dem Zeitgeist eines Igels herläuft? Oder wird sie nur als Nischeninstitution wahrgenommen, die trotz vieler Mittel kaum Anziehungs- und Ausstrahlungskraft sowohl auf die Ränder als auch auf die Mitte der Gesellschaft hat? Lebt sie als Hausgemeinschaft, die sich in der heilen Welt der eigenen vier Wände am liebsten um sich selbst und das eigene Seelenheil kümmert? Ist sie eine Amtskirche, die Gremienwirtschaft, Behörden- und Machtstrukturen sowie den äußeren Schein hochhält, aber den Ball der konkreten Nächstenliebe  und der Spiritualität sowie des Seins flachhält? Also ein lustig-ernster Dienstleister, der gerne gesellschaftliche Zensuren verteilt, aber nicht richtig ernstgenommen wird und als ein sozialer Player vor allem an „Barmherzigkeit bei Barzahlung“, am Erfolg und Nutzen, interessiert ist?

 

Hinter solchen oder ähnlichen Fragen können sich Vorurteile, Verletzungen und Ressentiments verbergen. Aber provokative Anfragen sind keine Majestätsbeleidigung, sondern sie ermöglichen eine umfassende Erneuerungsbewegung, die mit Selbstkritik anfängt.

 

Zukunft gewinnt eine christliche Kirche nicht allein als Verwalterin ihres Erbes, sondern vor allem als Gestalterin, die der Freiheit und Verantwortung aller Gläubigen dient.

Nicht allein als Bewahrerin der Traditionen, sondern als Erneuerin, die Menschen bei der Gottes- und Sinnsuche zur Seite steht.

Nicht allein als Würden- und Amtsträgerin, sondern als Verkündigerin, die das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat glaubwürdig vorlebt.

Nicht allein als Managerin von Religion, sondern als Zeugin, die durch geistliche Tiefe und soziale Weite in die gesellschaftliche Breite überzeugend wirkt.

Nicht als Handlanger oder gar als Besserwisser der Öffentlichkeit, sondern als Partner, der unabhängig und selbstständig Beiträge im Lichte des Evangeliums in den gesellschaftlichen Dialog einbringt.

 

Ein Baum ohne Wurzeln kann auf Dauer nicht überleben. Kirche, die als Institution überleben will, muss sich erneuern, indem sie sich auf ihre Quellen besinnt:

 

Auf die Verkündigung des froh- und neumachenden Evangeliums von Jesus Christus, die durch das Geschenk der Gottesgewissheit persönliche Freiheit in Liebe und Vernunft ermöglicht.

 

Auf die Gemeinschaft der Gläubigen, die bei der Suche nach dem Willen Gottes sich gegenseitig wertschätzt und respektiert, unterstützt und ermächtigt.

 

Auf den Dienst in der Welt und für die Welt, der durch die gelebte Verkündigung der Einheit von Gottes- und Nächstenliebe ein eigenes und unverwechselbares Gesicht in der Verantwortung für die Mit- und Umwelt sowie Nachwelt erhält.

 

Auf den Kompass christlicher Ethik, der durch Bildung und Aufklärung religiöse Ideologien entzaubert und allen Menschen lebensdienliche und gerechte Perspektiven eröffnet.

 

Eine Kirche der Gottes- und Christusgläubigen, die aus diesen Quellen schöpft, lässt sich auf das Abenteuer Menschlichkeit ein, in der Göttlichkeit entdeckt werden kann – die Würde eines jeden Menschen, die als Geschenk Gottes unverlierbar ist.

 

Alle Quellen haben ein Ziel: Die sich ständig erneuernde Kirche, die durch den Heiligen Geist, den Geist der Liebe Jesu Christi, einen heißen Draht zu Gott und zu den Gläubigen behält.

Und offen bleibt für alle Menschen.

Burkhard Budde


Europa braucht Europäer -

und Erneuerung


Aus der Sicht zweier F.A.Z.-Leserbriefe -

das Zusammenspiel der 28 EU-Staaten mit 512,4 Mio Einwohner

 


Auf ein Wort


Kirche „Cooles“ Gefäß?

 

Ist sie wirklich „voll uncool“? Das meint jedenfalls Annis Freundin. Doch Anni überlegt noch: „Opa, wozu ist denn Kirche da?“ Der Großvater, der neben Anni auf einer Parkbank sitzt, erzählt ihr ein Gleichnis:

 

Am Rande eines großen Parks, in dem sich viele durstige Menschen befinden, stehen fünf Gefäße. Das eine Gefäß ist ein schöner Hingucker. Doch wenn man hineinsieht, herrscht gähnende Leere. Das zweite Gefäß, auch verziert, ist voll mit Gesetzesbüchern, Moralfibeln und Formularen. Beim genauen Hineinsehen starrt dem Betrachter trostlose Lehre entgegen. Das dritte Gefäß, auf dem ein Kreuz gemalt ist, ist gefüllt mit Wasser. Eine Person, die an die durstigen Mitgeschöpfe im Park denkt, nimmt das Gefäß und geht zu ihnen hin. Unterwegs verliert das Gefäß jedoch eine Menge Wasser, weil es viele Löcher hat. Ein viertes Gefäß ist wie das erste Gefäß leer, aber ganz schlicht. Eine Person, die selbst durstig ist, nimmt es, geht zur benachbarten Quelle und schöpft aus ihr Wasser. Doch das ist nicht leicht, da das Gefäß keinen Boden hat. Und es macht auch keinen Sinn, es weiterzureichen. Ein fünftes Gefäß, nur mit einem Kreuz versehen, ebenfalls leer, aber ohne Löcher und mit festem Boden, wartet auf einen Menschen, der eine Quelle mit sprudelndem Wasser sucht.

 

Anni muss ihren Kopf anstrengen, um das Gleichnis zu verstehen: Klar, Gefäße sind hilfreich, um Wasser aus einer Quelle zu schöpfen. Unabhängig von ihrem Äußeren müssen Gefäße jedoch leer sein oder erst entleert werden. Und auch „dicht“ sein.

 

Ob Großvater die Kirche mit einem Gefäß vergleicht? Mit einem leeren, zu vollen, zu löchrigen oder gar bodenlosen? Ob es Kirche überhaupt als ein ideales Gefäß gibt?

 

„Und wie finde ich die Quelle, Opa?“ „Stell dir vor“, so Großvater, „ein Mensch vertraut der Botschaft Jesu, dass Gott alle Menschen ohne Bedingungen und ohne Vorleistungen liebt, jedem eine unverlierbare Würde schenkt und nur schöpferische Neuanfänge kennt. Wird dessen Herz nicht mit Freude gefüllt?“

 

Aus der Quelle dieser biblischen Botschaft könne ein Mensch schöpfen, den wegweisenden Kompass Jesu kennenlernen, um Orientierung und Halt für den Lebensweg zu finden. Und wenn er dann ein Netzwerk von Gläubigen knüpfe, in dem sich Menschen gegenseitig wertschätzen und unterstützen sowie sich gemeinsam auf die Suche nach dem aktuellen Willen Gottes machten, dann sei ein Mensch nicht allein unterwegs.

 

Und zudem werde auch das Herz dieser Gemeinschaft so gefüllt sein, dass auch Verantwortung für

die Welt wahrgenommen werde, das geschenkte Wasser, das Leben ermögliche und erneuere, weiterzugeben.

 

Und wer könnte dieser Mensch sein? fragt Anni neugierig. „Alle, die aus dieser Quelle trinken. Und sei es nur einen Tropfen“. Jeder sei dann ein sichtbares – wenn auch zerbrechliches und nie fertiges - Gefäß der unsichtbaren – jedoch unvergänglichen und vollkommenen - Liebe Gottes.

 

Prompt merkt Anni an: „Wenn ich an die Botschaft Jesu glaube - und sie erlebe und sie vielleicht sogar vorlebe, dann bin ich Kirche?! Und zugleich ein Gefäß Gottes?! Das ist ja voll cool!“.

Burkhard Budde

 

(aus dem Buch: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugier auf das Leben. Verlag Books on Demand. Norderstedt 2019. Das Buch mit 52 Impulstexten, 148 Seiten, kostet 9.99 Euro, und kann in jedem Buchhandel oder im Internet zum Beispiel bei Books on Demand bestellt werden)


Zum Himmelfahrtstag

 

Glücklich der Mensch,

dem Himmel und Erde begegnen,

dessen Herz und Kopf sich berühren,

dessen Hand und Fuss sich bewegen,

den der Blick zum Himmel glücklich macht.

 

Burkhard Budde

 

 

Seligpreisungen

 

Die Seligpreisungen, die acht Versprechen Jesu, geben einen Vorgeschmack auf Glückseligkeit.

Der Bergprediger preist Personengruppen „selig“, das heißt „glückselig“:

 

„Die geistlich Armen“: Wer entdeckt, dass er trotz seiner Leistungen vor Gott mit leeren Händen steht, weil alles vergänglich und eitel ist, der kann von Gott reich beschenkt werden – zum Beispiel mit der Gewissheit bedingungsloser Liebe. Das gilt für alle, auch für die wirtschaftlich Reichen.

 

„Die Trauernden“: Wer entdeckt, dass Gott aus einem Tiefpunkt seines Lebens einen Wendepunkt oder Neuanfang machen kann, der wird durch Jesu Botschaft vom Reich Gottes getröstet – der kann wieder vertrauen und das Leben bejahen, lachen und Neues wahrnehmen, muss nicht büßen oder die Toten beklagen.

 

„Die Sanftmütigen“: Wer entdeckt, dass Gott mächtiger als die Mächtigen ist, weil die nicht alles machen können, der erwartet alles von Gott – und muss nicht vor den Machern dieser Welt auf die Knie gehen, kuschen oder flüchten, weil er durch Gottes Macht selbst in seiner Ohnmacht eine reale Chance zum Leben bekommt.

 

„Die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden“: Wer entdeckt, dass Gott allein gerecht ist und alle Menschen mit gnädigen Augen betrachtet, setzt sich für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt ein – für bessere Teilhabe- und Lebenschancen aller, der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt.

 

„Die Barmherzigen“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört die Nächstenliebe, nicht Rührseligkeit oder Selbstaufgabe, sondern persönliches Mitfühlen, Mitdenken, Mithelfen und Mitverantworten, Fürsorge und Mitsorge, Vorsorge und Nachsorge, Hilfe zur Selbsthilfe und zur Verantwortung.

 

„Die reinen Herzens“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört das Vertrauen in Gottes Gegenwart, nicht Genügsamkeit oder Selbstherrlichkeit, sondern eine persönliche Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

 

„Die Friedensstifter“. Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört der Frieden, nicht Duldsamkeit oder Gleichgültigkeit, sondern der verantwortungsbewusste Einsatz für einen Frieden in Würde, in Freiheit und Gerechtigkeit.

 

„Die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten“: Zu einem glücklichen Leben im Angesicht Gottes gehört die Standfestigkeit, nicht Rückgratlosigkeit oder Mutlosigkeit, sondern das Ertragen von Verachtung, Hochmut und Gleichgültigkeit dem Willen Gottes gegenüber.

 

Die Glückseligkeitsversprechen wollen nicht bevormunden; sie wirken auch nicht wie heiße Luft, die schnell verdampft, sondern eher wie eine frische Brise neuen Lebens, die Mut macht, mit Gehirn und Herz auf letzte Glückseligkeit im Reich Gottes und jetzt schon auf den Geist des Bergpredigers im Alltag zu hoffen.

Burkhard Budde

 

(aus dem Buch: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugier auf das Leben. Verlag Books on Demand. Norderstedt 2019. Das Buch mit 52 Impulstexten, 148 Seiten, kostet 9.99 Euro, und kann in jedem Buchhandel oder im Internet zum Beispiel bei Books on Demand bestellt werden) 


Auf ein Wort

 

Abenteuer Liebe

 

Ein winziges Menschlein erblickt das Licht der Welt. Vor allem die von der Geburt erschöpfte Mama und der auch auf seine Frau stolze Papa, aber auch die Großeltern, Onkel und Tanten sowie die Freunde erleben ein Fest der Sinne. Ein kleines Wesen, das sich nicht wehren, aber bemerkbar machen kann: Es guckt, quietscht, brabbelt, tastet mit seinen kleinen Fingerchen, leckt und spielt mit der klitzekleinen Zunge. Es nuckelt so gerne an der Brust der Mutter. Macht ein Bäuerchen und pupst – zur Freude aller.

 

Doch noch überwältigender ist ein direkter Augenkontakt, ein faszinierendes Geschenk. Ob dünnhäutig oder dickhäutig: Bei einem lächelnden Blick des Babys tief in die Seele eines Erwachsenen öffnet sich jedes gereifte Herz, schlägt höher und schneller – verzaubert und füllt es mit unbekannten Glücksgefühlen, die nicht einfach versickern oder abperlen.

 

Manchmal kann das Kind auch schreien. Hat es Schmerzen? Ist es (noch) hungrig oder (wieder) müde? Vielleicht auch genervt von den nassen Küssen, von dem gut gemeinten, aber übertriebenen Geknutsche einer lieben Verwandten? Die Mutter – auch der Vater?! -  kennt (wohl) den wahren Grund des Schreiens, redet zärtlich mit dem süßen Kind und wiegt es in einen wohligen Schlaf mit bestimmt vielen süßen Träumen.

 

Manche Gratulanten wollen sofort das Geschlecht und den Namen des Kindes wissen. Andere fragen zunächst nach dem Wohlbefinden von Mutter und Kind. Wieder andere blicken in das Gesicht des Babys und beginnen ein heiteres Raten: „Eindeutig, ganz der Vater.“ „Nein, eine echte…“

 

Aber dem Kind ist das egal. Es bleibt ein einzigartiges und unverwechselbares  Wunder, ist kein produziertes Bilderbuchbaby, auch keine (Teil-)Kopie eines anderen Menschen.

 

Denn dieses Kind hat etwas mit dem Kind in der Krippe zu tun. Wenn Gott in dem Kind in der Krippe Mensch geworden ist, dann hat auch dieses neugeborene Kind eine unverlierbare Würde, in der sich etwas unantastbar Göttliches widerspiegelt. Und die Eltern und Erwachsenen sind verantwortlich für dieses von Gott unendlich geliebte Kind.

 

Denn dieser Zauber ist keine heiße Luft, keine Nebelkerze, keine Hängematte, kein Sand im Getriebe, sondern ein offenes Abenteuer der vertrauenden Liebe und der verantwortungsvollen Leidenschaft.

 

Burkhard Budde

 

(aus dem Buch: Burkhard Budde. Annis Welt. Neugier auf das Leben. Verlag Books on Demand. Norderstedt 2019. Das Buch mit 52 Impulstexten, 148 Seiten, kostet 9.99 Euro, und kann in jedem Buchhandel oder im Internet zum Beispiel bei Books on Demand bestellt werden)


Liebe Freunde und Verwandte,

liebe Weggefährten und Bekannte,

 

ich freue mich, allen mein neues Buch „Annis Welt“ vorstellen zu können.

Es lädt mit 52 Impulstexten und Denkanstößen ein, sich unterschiedlichen Fragen des Lebens und der Tradition zu öffnen und sich eine eigene Meinung über Gott und die Welt zu bilden.

Es macht mit Hilfe fiktiver Gespräche, die Anni und ihr Großvater führen, neugierig, sich mit bekannten, aber auch neuen Themen intensiv und kritisch auseinanderzusetzen.

Und es kann beim Lesen überraschende Entdeckungen ermöglichen, nach denen der Leser, der sich sowohl in die Rolle von Anni als auch in die des Großvaters hineinversetzen kann, vielleicht gar nicht gesucht hat.

 

Die Impulstexte sind für jeden geeignet, der nicht nur oberflächlich leben oder sich einfach treiben lassen will, sondern auch die Tiefe und Weite des Lebens sucht, der neugierig auf das dynamische und wechselseitige Verhältnis von Glauben und Leben ist und einen begründeten ethischen Kompass sucht. Auch können die Texte gezielt in der Bildungsarbeit, im Religions-, Ethik- und Politikunterricht eingesetzt werden. Oder in spannenden Gesprächen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen bzw. zwischen Christen und Nichtchristen.

 

„Annis Welt“ kann in jeder Buchhandlung oder im Internet zum Beispiel bei Books on Demand bestellt werden.

 

Herzliche Grüße

Ihr/Euer

Burkhard Budde

 

Tipp für mutige Denker

 

Burkhard Budde

ANNIS WELT

Neugier auf das Leben

 

Immer aktuell.

Impulstexte.

Die neugierig auf das Leben machen.

Die bewegen, nach Glück und Liebe zu suchen.

Die einladen, sich mit religiösen Fragen

und christlichen Antworten zu beschäftigen.

Jeder Text ist mit dem Herzen geschrieben

und mit dem Kopf durchdacht.

Jeder Leser kann sich in „Annis Welt“ hineinversetzen

und neugierig auf sein eigenes Leben bleiben.

 

BoD-Books on Demand (Norderstedt)

148 Seiten, geb., 12X19cm, 9,99 EUR

ISBN 978-3-7347-9678-4


Berlin im Zeichen von Europa

Baustelle Demokratie?

 

Muss Europa neu gedacht werden? Als Superstaat ohne Europäer? Als Bundesstaat ohne Staatsvolk und ohne gemeinsame Sprache? Als Vereinigte Staaten von Europa? Als Staatenbund souveräner Mitglieder?

 

Oder muss Europa als Staaten-ver- bund mit einem Vertrags-, Solidar-, Werte- und Wirtschaftsrahmen weiterentwickelt und erneuert werden? Weil ein nationales Schneckenhaus im globalen Wettbewerb nicht vorankommt? Ein europäisches Kartenhaus ohne das gemeinsame Fundament der Würde, der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit und der Liberalität keine Zukunft hat? Ein europäisches Bürohaus ein Eigenleben und eine Eigendynamik entwickelt und mündige Bürger und souveräne Staaten nicht mitnimmt?

 

 

 

 

 

Wer in Europa Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Freiheit im globalen Wettbewerb will, vor allem die nachhaltige Weiterentwicklung der Lebensmöglichkeiten aller - ohne Gleichmacherei und Bevormundung – braucht einen gemeinsamen eindeutigen und verbindlichen Aufgabenkatalog, der die nationale von der europäischen Ebene unterscheidet (Subsidiaritätsprinzip, das seit Maastricht gilt). Keine Transferunion, die ungerecht ist, wenn Staaten für unterlassene Strukturreformen anderer Staaten einstehen sollen. Keine Vogel-Strauß-Politik, die die Probleme übersieht. Keine einfache Hau-Drauf-Politik, die die europäischen Institutionen zu lähmen versucht. Keine elitäre Lehrmeister-Politik, die taub für Sorgen und Ängste der Bürger ist.

 

Wohl aber eine Politik der verstehenden Mitte, nicht der Mittelmäßigkeit; des besonnenen Ausgleichs, nicht der Selbstaufgabe – die mit gemeinsamem Profil die Freiheit und Vielfalt eint.

Darum sind die Wahlen zum europäischen Parlament so wichtig – damit kein Vakuum entsteht….

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Europa braucht Europäer

 

Lieber (nicht) wählen gehen? Weil ein abgeschottetes nationales Schneckenhaus bequemer und sicherer erscheint? Das europäische Kartenhaus ohnehin am Zerbröseln sei und bei der nächsten Krise zusammenfalle? Die Türen der Villa der Eliten mit demokratischen Feigenblättern für Ottonormalverbraucher verschlossen blieben? Das Bürohaus der Profi- Europäer ein Eigenleben und eine Eigendynamik mit Überregulierungen am grünen Tisch entwickelt habe?

 

Das europäische Haus mit seinen (noch) 27 unterschiedlichen souveränen Räumen braucht jedoch Europäer, die überall ihre Unionsbürgerschaft (vor-)leben. Sie können durch ihr Engagement frischen Wind in die europäische Gemeinschaft bringen, um die Lebensperspektiven aller in ihren Lebensräumen zu verbessern:

 

Damit die Vertragsgemeinschaft mit (neuem) Leben gefüllt wird; z.B. im Blick auf die vier Grundfreiheiten (freier Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital), das Wettbewerbsrecht und ein gemeinsames Asylrecht.

 

Damit die Solidargemeinschaft mit (neuem) Leben gefüllt wird; z.B. die Sicherheits-, Außen-, Entwicklungs-, Klima-, Energie- und Digitalpolitik gestärkt wird. Die EU-Außengrenzen geschützt werden, um die Türen im Innern des europäischen Hauses offen zu halten. Politische Rosinenpickerei einzelner Nationalegoismen überwunden wird, um gemeinsam, produktiv und nachhaltig, ohne Schulmeisterei und von oben herab, handeln zu können.

 

Damit die Gegliederte Gemeinschaft mit (neuem) Leben gefüllt wird; z.B. die europäische Integration von grenzüberschreitenden Aufgaben nur dann stattfindet, wenn sie überzeugendere Lösungen zum Nutzen aller darstellt. Das EU-Recht, das Vorrang vor nationalem Recht beansprucht und direkt wirkt, notwendige Entscheidungen vor Ort nicht behindert, sondern das Subsidiaritätsprinzip mit Hilfe einer eindeutigen Aufgabenteilung beachtet wird.

 

Damit die Wertegemeinschaft mit (neuem) Leben gefüllt wird; z.B. die Würde und die Menschenrechte, die nicht verhandelbar sind und auch dann gelten, wenn Menschen aus anderen Kulturen nach Europa kommen. Eine falsch verstandene Toleranz mit einer Vogel-Strauß-Politik oder Selbstaufgabe kein Vakuum schafft und dadurch der Intoleranz Aufwind gibt.

 

Damit die Wirtschaftsgemeinschaft mit (neuem) Leben gefüllt wird; z.B. der Stabilitäts- und Wachstumspakt aus dem Jahr 1996 wahr- und ernstgenommen wird. Wachstum auf Pump nicht ohne Strukturreformen erkauft, auf Kosten anderer Nationen oder nachfolgender Generationen angestrebt wird.

 

 

 

 

 

Wie das europäische Haus ausgebaut oder umgebaut wird, ob angebaut oder neugebaut wird, entscheiden die Mitgliedsstaaten und die europäischen Institutionen – bei der Europawahl zum Europäischen Parlament haben jedoch die Bewohner des Hauses das Wort, um Politik zu legitimieren und zu beauftragen. Sie alle sind in Vielfalt geeint – „in pluribus unum“. Und können in der „Einheit in Vielfalt“ Frieden, Sicherheit, Wohlstand, globale Zukunft in der Region gewinnen.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Kampf um den Kuchen

 

Die Emotionen kochten hoch, als der Kuchen verteilt werden sollte.

Einer am Tisch hatte Angst, nur ein kleines Stück vom leckeren Kuchen abzubekommen.

Ein anderer fürchtete, nicht das größte Stück zu erhalten.

Einer war wütend, weil ihm nur Krümel vom Kuchen angeboten wurden.

Ein Teilnehmer ekelte sich bei dem Gedanken, ein „furchtbar saures“ Stück essen zu müssen und nicht die Rosinen, die andere herauspickten.

 

Einer jedoch fiel aus der Reihe.

 

Er saß traurig am Tisch, weil er den ganzen Verteilungskampf nicht verstand. Hatte er es mit eifersüchtigen Egomanen zu tun, die selbstgerecht nur an sich dachten? Mit eitlen Narzissten, die selbstverliebt den Hals nicht voll genug bekommen konnten? Oder mit engagierten Interessenvertretern, die selbstgefällig den Beifall ihrer Klientel erheischen, vor allem von ihr wiedergewählt werden wollten?

 

Je länger er darüber nachdachte, wuchs bei ihm eine neue Einsicht. Klar, den Kuchen kann keiner sowohl essen als auch behalten. Der Kuchen, der nicht automatisch größer wird und nur einmal verteilt werden kann, sollte gerecht verteilt werden.

 

Gerecht erschien es ihm, wenn jeder zunächst unabhängig vom Kuchen die Chance bekam, Verantwortung für sein eigenes Leben wahrzunehmen. Wenn jeder dann das zusätzliche Kuchenstück erhielt, das zu ihm „passte“, ihn zum Beispiel befähigte, seine Not gezielt zu wenden, um (wieder) auf eigenen Füße gehen zu können. Wenn jeder die Solidarität, den Teil des Kuchens (versprochen) bekam, den er zu einem menschenwürdigen Leben braucht, wenn er sich selbst nicht helfen kann. Und wenn starke Schultern, ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend, nicht überfordernd und demotivierend, mehr trugen als schwache, also auch mehr bei der Herstellung des Sozialkuchens beitrugen.

 

Aber auch Fragen kamen auf: Welche Qualität hat der Kuchen und nach welchen Regeln soll er verteilt werden? Wird vor allem an die wirklich Bedürftigen gedacht? Oder sollen ohne Unterscheidungen alle offenen Münder gestopft werden? Ist eine individuelle Befähigung zur persönlichen Eigenverantwortung nicht würdiger als eine soziale Betreuung mit unwürdiger Abhängigkeit? Wie soll gehandelt werden, wenn einer seine Chance nicht nutzt oder partout nicht nutzen will? Kann im Einzelfall ein begründeter Verzicht auf Hilfe nicht auch eine nachhaltige Hilfe sein?

 

Sollten nicht auch bessere Bedingungen für alte und neue Bäckereien geschaffen werden, weil ein „Sozialkuchen“ nur verteilen kann, was vorher produziert worden ist?

 

Und ein bisschen Freude mischte sich in seine Trauer über die Bäcker und Verteiler, die mit gutem Beispiel vorangehen und zugleich leidenschaftlich und besonnen ihre Verantwortung auch für zukünftige Generationen wahrnehmen.

 

Burkhard Budde


Magie der Spenden

 

Leserbrief zum Kommentar „Über eine Milliarde“ von Andrea Seibel, der sich in DIE WELT am 3. Mai 2019 mit den Spenden für Notre-Dame beschäftigt hat:

 

Erinnert fühlte ich mich an eine Spendenaktion, die ich vor Jahren für die Restaurierung eines alten Altars gesammelt hatte. Es gab leise Stimmen hinter vorgehaltener Hand, aber auch lautere, die mahnten, das Geld für „wichtigere Zwecke“ einzusetzen.


Ich habe damals versucht, die Kritiker zu verstehen: In aktueller Not kann Geld für Soziales mehr überzeugen, weil es – gezielt und richtig eingesetzt - die Not schneller wenden hilft.

 

Aber ich habe damals auch versucht, Kritiker für meine Position zu gewinnen: Kann Geld für den Einsatz religiöser Kulturgegenstände oder gar Kirchen nicht helfen, geschichtliches Bewusstsein, ziviles Gemeinschaftsgefühl, geistige Motivation und soziale Verantwortung zu wecken, ja auch indirekt einheitsstiftend und sinnstiftend wirken?

 

Damals bin ich von vielen verstanden worden. Das Geld kam zusammen. Der restaurierte Altar steht wieder an alter Stelle. Und vor dem „Martins-Altar“ versammeln sich regelmäßig Menschen, die an Nächstenliebe, Eigenverantwortung und Solidarität als spirituelle Motoren einer Gesellschaft mit einem menschlichen und sozialen Gesicht erinnert werden.

 

Den Spendern, die freiwillig und mit dem Herzen Geld gegeben haben, kann die Stadtgesellschaft bis heute dankbar sein.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Mütter ehren?

 

Ist der Tag nur eine Einladung zum leeren Gerede mit goldenen Worten, zum lästigen Getue mit vorgespielten Gefühlen, zum kindischen Gebaren mit billigen Pralinen?

 

Anni denkt da ganz anders. Für sie ist der Muttertag kein Tag gehässiger Ignoranz, sondern ein Tag der frohmachenden Dankbarkeit, an dem ihr Herz besonders stark schlägt: Immer noch staunt sie über die nicht selbstverständliche Liebe ihrer Mutter, wie sie gemeinsam Ängste aushalten, wie „Mama“ sie zu verstehen versucht, tröstet und ermutigt, sie gegen unberechtigte Angriffe verteidigt, über Höhen hinweg und durch Täler hindurch begleitet und sie immer selbstständiger und unabhängiger wird.

 

Anni weiß, dass nicht alle Jugendlichen so denken. Ihr Herz friert und fröstelt, wenn sie an ihre Freundin denkt, die ihre Mutter als „ungerechte Kuh“ bezeichnet, die ihre Lieblinge habe und ihr selbst zu wenig Aufmerksamkeit schenke. Oder ein Klassenkamerad, der seine Mutter als „bevormundende Glucke“ wahrnimmt, weil sie sich um alles kümmere und ihm keine Freiräume lasse. Oder ein Mitschüler, der von einer „grauen Maus“ spricht, die kein Rückgrat bei Erziehungsfragen habe und nur nach der Pfeife des „cholerischen Erzeugers“ tanze. Annis Herz überschlägt sich, wenn sie an die „Supereltern“ denkt, die für das Kind jeden Tag durchgetaktet haben, um nur nichts falsch zu machen, um nur nichts Gutes – das Beste erscheint gerade gut genug – für das Kind zu verpassen.

 

Aber es gibt im Bekannten- und Freundeskreis von Anni nicht nur schlechte Noten für Mütter und Eltern. Ihr wird heiß ums Herz, wenn Freundinnen von ihrer Mutter und ihrem Vater sprechen, die ihre Kinder nicht als Projektionsfläche ihrer eigenen Erwartungen betrachten, nicht als Marionetten einer bestimmten Pädagogik, auch nicht als Glückskiller eigener Verwirklichung. Sondern als sinnstiftende Bereicherung und als verantwortungsvolle Aufgabe ihres Lebens - selbst im Bermudadreieck von Beruf, Haushalt und Kind.

 

Auch in diesen Familien gibt es feste Termine, die jedoch flexibel bleiben. Vor allem verbringen Eltern mit ihrem Kind gemeinsame Zeit. Und in den „einfachen Dingen“ wie Malen, Basteln und Backen, Lesen und Verfassen von Reimen, Spazierengehen im Park um die Ecke, Besuch eines Gottesdienstes steckt ein gemeinsames Erlebnispotential.

 

Und der Muttertag? Großvater hat Anni erzählt, dass die Amerikanerin und kinderlose Lehrerin Anna Jarvis 1908, am dritten Todestag ihrer Mutter, den ersten Muttertag aus der Taufe gehoben hat, um die Erziehungs- und Lebensleistungen aller Mütter zu würdigen. Damals zeichenhaft mit roten Nelken für alle lebenden und mit weißen Nelken für alle verstorbenen Mütter.

Die Mutter ehren? Für Anni keine Frage, weil sie den liebenden Blick ihrer Mutter verspürt, den sie in ihr Herz wirft, indem sie sie so annimmt wie sie ist, ihr eigenes Tempo ihrer Entwicklung akzeptiert und sie sinnvoll fördert, ihr Selbstvertrauen schenkt. Und weil sie ihr gesagt hat: „Die Tür zu mir und deinem Vater bleibt immer offen, selbst wenn du Mist gebaut hast.“ Für Anni ein ganz wichtiger Grund, ihr am Muttertag eine Rose zu schenken. Sie weiß, dass sich „Papa“ über dieses Zeichen dankbarer Liebe mitfreuen wird – und natürlich auch die Großeltern.

 

Und es soll sogar Mütter, Väter, Großeltern und Kinder geben, die den Muttertag als Einladung zum Neuanfang und zur Versöhnung verstehen. Und sich damit gegenseitig achten und ehren.

 

Burkhard Budde


Hexenmeister im Alltag

 

Gibt es Zauberer, die sich selbst verzaubern?

 

Die Rede ist nicht von Martin Luther, dem berühmtesten Kind des Harzes, der 1483 in Eisleben geboren wurde.

Auch nicht von Joseph von Eichendorff bzw. seinem „Reisetagebuch“ (1805) oder von Heinrich Heine bzw. seiner „Die Harzreise“ (1824).

Auch nicht von Thomas Müntzer, dem Anführer der aufständischen Bauern im Jahr 1525, der um 1489 im Südharz das Licht der Welt erblickte.

Oder auch nicht von Wilhelm Raabe, der 1874 in Bad Harzburg sein Werk „Frau Salome“ schrieb.

(Leider?) auch nicht von Johann Wolfgang von Goethe, dem berühmtesten Harzbesucher, der im „Faust“ (1808 erschien der erste Teil) die Walpurgisnacht auf dem Brocken weltweit bekannt machte. 

Die Rede ist vielmehr von kleinen und großen Zauberern, die um den 1. Mai 2019 herum sich selbst und andere lustvoll und spielerisch zu verzaubern versuchen. Ein modernes – natürlich immer zugleich auch ein touristisches - Spektakel im alten Outfit rund um die Walpurgisnacht und rund um den Harzer Brocken. Dort, wo früher Hexen und Teufel in der Nacht zum 1. Mai „ganz bestimmt“ zur rauschenden und ausschweifenden Orgie zusammengekommen waren - und darüber hinaus -, da finden noch heute „gruselige“ Events statt.

 

Aber Hand aufs Herz: Die aktuellen Hexenmeister sprengen im „Hexenkessel“ der Gefühle nur selten die Vernunft. Allerdings kann die Phantasie der Beobachter und Mitspieler beim Zelebrieren der Harzer Tradition angeheizt werden, so dass selbst mit ernster Miene Freude aufkommen kann. Eine Bedingung muss jedoch erfüllt sein: Der Reflexionswolf der kritischen Vernunft darf nicht zu sehr gedreht werden. Er sollte wenigstens für kurze Zeit in den eigenen vier Wänden bleiben.

 

Doch eine kleine Prise Vernunft kann ja nie schaden: Vielleicht offenbart das freie Rollenspiel während der Walpurgisnacht die Fratze des Bösen in den Masken der Zauberer. Und bändigt durch einen Blick in einen komischen sowie erkennbaren Zerrspiegel eigene und fremde Teufeleien, Nichtigkeiten und Nickeligkeiten, vor allem Bosheiten, Hass und Sündenbocksuche. Dann würde die Unvernunft sogar verzaubert – zum Guten, weil die Vernunft (später?) vernünftig bliebe.

 

Und wem das Teufelsgebrüll und Hexengekreische „eigentlich“ sinnlos erscheint, der kann sich auf seinen Alltag freuen. Nicht unbedingt auf den Alltag Luthers, Eichendorffs, Heines, Müntzers, Raabes oder Goethes, wohl aber auf den von Hexen und Teufel, die keine erkennbaren Kostüme tragen, die ihr Treiben jedoch hinter dem Rücken und hinter vorgehaltener Hand inszenieren, weil sie nicht auffallen wollen und ohnehin alles besser wissen und können.

Und mit Arroganz und Ignoranz sich immer wieder selbstgerecht, vor allem selbstverliebt anhexen und verhexen.

 

Burkhard Budde


Gerede oder Rede?

 

Ein Bewohner erzählt „schlimme Dinge“ über einen anderen Bewohner: „Ein unmöglicher Kerl. Den kann man in der Pfeife rauchen. Der zieht uns mit seiner Seilschaft über den Tisch.“ Auch Lena, die gerne diskutiert, muss sich diese heißen Sprüche anhören. Wie soll sie sich verhalten? Verstockt schweigen, um nicht missverstanden zu werden? Verlegen lächeln, um Zähne zu zeigen? Nach dem Munde reden, um Ruhe zu haben? Lena verspürt, dass die Atmosphäre im Haus vergiftet ist.

 

„Opa, was sagst du dazu?“ fragt sie ihren Großvater unter vier Augen. Der hat auch keinen Bauchladen mit Patentrezepten umgeschnallt. Der weiß, dass es kein Geheimwissen gibt, dass jeden Nebel lichtet. Dass die nächste Enttäuschung gleich um die Ecke wartet. Dass jede Situation verschieden und ihre Entwicklung unvorhersehbar ist.

 

Aber Großvater hat einen Schatz von Lebenserfahrungen, der Anni wichtig ist. Als Inhalt des Schatzes bei „Gerede“ nennt Großvater verschiedene „Prüfsteine“. Lena hört aufmerksam zu.

 

Erster Prüfstein: „Ist ein direktes Gespräch geführt worden?“.

„Wenn dir jemand etwas „Unmögliches“ über einen „unmöglichen“ Menschen berichtet, dann frage ihn, ob er mit dem Betroffenen schon selbst gesprochen hat“, meint Großvater. Denn im direkten Gespräch könnten Missverständnisse aufgeklärt werden, überraschende Erklärungen oder auch Entschuldigungen helfen, neue Wege des Umgangs miteinander zu finden. Über einen Mitmenschen hinter seinem Rücken herzuziehen und ihn auszugrenzen versuchen, sei einfach, unfair und feige und zerstöre jede Gemeinschaft.

 

Zweiter Prüfstein: „Ist die andere Seite gehört worden?“

Das sei wichtig, um unabhängig und selbstständig herauszufinden, ob die „schlimmen Dinge“ wahr seien oder ob es sich nur um Lügen- oder Lästergeschichten handele. Auch könne es sich um einen Wahrnehmungskonflikt ohne böse Absicht handeln. Und Verständnis könne nur derjenige entwickeln, der einen Blick durch die Brille des anderen wagt.

 

Dritter Prüfstein: „Ist die Verhältnismäßigkeit gewahrt?“

Übertriebenes Reden ohne Maß und Mitte sei vergeudete Lebenszeit. Denn es gebe auch Dinge im Leben, die man tolerieren könne, auch wenn man selbst einen anderen Geschmack habe. Ein toleranter Rosenliebhaber könne auch mit Tulpen im Garten leben. Und ein toleranter Tulpenfan auch mit einer Rosenecke. „Warum sollte man sich dann bis aufs Blut streiten, aus einer Mücke einen Elefant machen oder wie Elefant durch den Garten laufen. Und mit der Lupe das Haar in der Suppe suchen, das man durch sein ständiges Kopfschütteln selbst hineinbefördert hat“? fragt Großvater.

 

Vierter Prüfstein: „Wer ist Nutznießer“?

Welche Absicht könne hinter dem „Gerede“ stehen? Handele es sich um eine Intrige oder um eine Instrumentalisierung für eigene Zwecke? Um ein bewusstes Täuschungsmanöver, um von sich selbst abzulenken? Suche jemand gar keine Lösungen, sondern nur persönliche Anerkennung oder Macht? Sei er vielleicht selbst das Problem?

 

Natürlich stellt Lena viele Rückfragen. Und Großvater weiß auch nicht immer Rat. Aber sie denken beide gemeinsam nach, um Rückwege aus der Sackgasse des „Geredes“ zu finden. Um in den Häusern dem gegenseitigen Respekt sowie der Gesprächs- und Verantwortungskultur eine größere Chancen zu geben.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Jung- und Altbrunnen

 

Viele wollen gerne Erfahrungen sammeln – zum Beispiel beim Fahrradfahren, Autofahren oder Reisen. Sie „erfahren“ ein gestärktes Selbstwertgefühl, größere Zufriedenheit, neue Einsichten und Erkenntnisse.

Aber wie steht es eigentlich mit der Lebenserfahrung? Ist sie noch gefragt oder überflüssig geworden, weil es Wichtigeres gibt? Oder schadet sie sogar dem Fortschritt, wenn sie borniert daherkommt?

 

Großvater beschäftigt sich gerne mit seinem Enkelkind, auf das er sehr stolz ist. Beide spielen miteinander, staunen und freuen sich über die vielen kleinen Wunder, die sie entdecken. Und ärgern sich auch mal über Misserfolge bei gemeinsamen Unternehmungen. Großvater erzählt gerne aus seinem Leben. Anni versteht zwar nicht alles, was er sagt, aber dennoch hängt sie an seinen Lippen. Und für Großvater sind Annis Kommentare und Rückfragen wichtig, weil er dann selbst Altvertrautes erklären oder sogar selbstkritisch hinterfragen muss.

 

Anni ist von Opas Schatzkiste, die voller Lebenserfahrungen steckt, fasziniert. Er nennt negative Beispiele von zwischenmenschlichen Verletzungen, die tiefe Wunden hinterlassen haben, aber nicht heilen können, weil sie nicht bearbeitet werden. Positive Beispiele von Konflikten, die rechtzeitig und fair ausgetragen worden sind, und deshalb keine Rolle im Miteinander mehr spielen.

 

Ein wenig gruselig wird es jedoch für Anni, wenn sie etwas von „Nieten“ im Talar, in der Robe, im weißen Kittel, im Nadelstreifen oder im Blaumann hört. Von schwachen Chefs, die noch schwächere Mitarbeiter, vor allem Jasager fördern. Oder von Machtmenschen, die ihre Mitstreiter um des eigene Erfolgs willen opfern und wie heiße Kartoffeln fallen lassen. „Opa“, sagt Anni ein wenig irritiert, „du erzählst doch Schauermärchen?!“ Großvater gibt zu, dass er übertrieben habe und dass solche Erlebnisse natürlich nicht verallgemeinert werden dürften. Aber es würde schon zutreffen, „dass hinter glänzenden Kulissen häufig nur mit Wasser gekocht wird. Und hinter mancher freundlichen Maske eine verlogene Fratze verborgen sein kann“, versucht Großvater zu erklären. Wichtig sei es deshalb, realistisch zu bleiben, mit dem All-zu-Menschlichen, auch mit Intrigen und Schlechtmacherei zu rechnen, um nicht enttäuscht zu werden und unabhängig zu bleiben.

 

Und dabei denkt Großvater an die Aussage Jesu „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“. „Aber Opa, gibt es nicht auch Menschen, denen ich vertrauen kann wie …“ „Natürlich“, beeilt sich Großvater zu ergänzen, „aber selbst bei einem notwendigen Vertrauensvorschuss sollte niemand blauäugig werden, sondern eine eigenständige und kritische Grundhaltung behalten, auch selbstbewusst Nein sagen können. Und im Zweifel findest du ja bei deinen Eltern immer ein offenes Ohr.“ Anni ahnt, dass das Leben weder ein Hexenwerk noch eine Geheimniswissenschaft ist, sondern ein spannender Schatz an Erfahrungen und Offenbarungen, der ständig vermehrt wird und sich wie von selbst erneuert, wenn man neugierig bleibt.

 

„Dann sollte man aber“, folgert Anni, „möglichst keinen Menschen mit einem Etikett versehen oder ihn in eine Schublade stecken, damit er sich und Eigenes entwickeln kann“. Großvater fühlt sich bei diesem Kommentar von Anni wie in einem geistigen Jungbrunnen und stimmt gerne zu. Und Anni will auf den „Altbrunnen“ ihres Großvaters, auf die verdichtete Lebenserfahrung, nicht verzichten, weil er ihr neue Sichtweisen sowie Gelassenheit und Besonnenheit schenkt. Und weil Anni nicht alle Fehler Großvaters wiederholen und aus eigenen Fehlern lernen will.

 

Großvater und Anni sind schon ein tolles Gespann. Sie stimmen überein, dass beide Brunnen gebraucht werden – nicht nur bei der Erziehung und Persönlichkeitsbildung, sondern auch für den Zusammenhalt einer Gesellschaft mit jungen und erfahrenen Menschen.

Burkhard Budde

  

Eine gesegnete Karwoche sowie ein frohes Osterfest

 

Drei Hasen in einem mit vier Blüten dekorierten Kreis.

Einer richtet sich auf und schaut zurück; zwei seiner Füße haben Halt auf festem Grund.

Ein anderer ruht sich aus und scheint abzuwarten; seine Vorder- und Hinterfüße finden Grund.

Ein dritter Hase setzt zum Sprung an; er löst sich vom Grund.

Alle drei Hasen sind mit ihren Ohren untereinander verbunden.

 

Die drei Hasen, wahrscheinlich 1929 von Georg und Ulrich Roediger gestaltet, erinnern an das Drei-hasenfenster am Dom in Paderborn, das im

16. Jahrhundert entstanden ist. Diese Hasen springen jedoch alle.

 

Gemeinsam ist beiden Kunstwerken, dass ihre Ohren jeweils ein Dreieck bilden.

 

Wollen die Hasen – die „Dreiecke“ – auf „Vater“ („Schöpfer“), „Sohn“ („Erlöser“) und „Heiliger Geist“ („Tröster“) hinweisen, auf ewiges Leben?

Um dem irdischen Leben durch mutige Sprünge des Glaubens und der Liebe Halt und Haltung zu geben?

 

Auf ein Wort

 

Ostern im Auge des Betrachters

 

Ihre braunen Augen funkeln wie Edelsteine, als Lena ihren Großvater anspricht: „Opa, freust du dich auch auf Ostern?“ Ein wenig überrascht blickt er in ihr fragendes Gesicht, lächelt verlegen und schaut dann zu Boden. Viele Gedanken schwirren ihm durch den Kopf. Ist Ostern mehr als ein Fest der Osterhasen? Er weiß, dass gläubige Christen an diesem Tag die Auferstehung Jesu feiern. Aber er weiß nicht, ob der Glaube an die leibhaftige Auferstehung eines Menschen nicht mehr ein Wunsch als Wirklichkeit ist, Vertröstung und vielleicht sogar ein großes Täuschungsmanöver.

 

„Aber Opa, was ist los?“ Großvater muss Farbe bekennen. „Natürlich freue ich mich auf die Festtage mit unserem Familientreffen.“ Doch mit etwas traurigem Blick fährt er fort: „Aber ich bin mir nicht sicher, ob der gekreuzigte Jesus wirklich auferstanden ist.“ Lena schmunzelt: „Ich auch nicht. Aber eine Geschichte aus dem Reli-Unterricht hat mich nachdenklich gemacht.“ Und dann erzählt sie vom „Kind im Mutterleib“ - kurz vor der Geburt. Das Kind hätte nicht glauben wollen, dass es außerhalb des Mutterleibes, in dem es sich geschützt und geborgen fühlte, noch eine andere und größere Wirklichkeit gebe. Eine Welt zum Staunen und Entdecken, zum Tanzen und Genießen. Auch mit Tränen und Lachen, mit Träumen und Enttäuschungen. Und könnte es, Opa, nicht tatsächlich eine Welt geben, in die Jesus hineingestorben - und auferstanden ist?“

 

Der Großvater, fasziniert von den Ausführungen seiner Enkeltochter, öffnet langsam seine Augen. Und blickt gleichsam in sein Inneres. Ja, es hängt immer vom Auge des Betrachters ab, wenn es um die Frage geht, was Wirklichkeit überhaupt ist, denkt er. Die biblische Überlieferung von der leibhaftigen Auferstehung Jesu müsse nicht deshalb unwahr oder Aberglaube sein, weil sie mehr als ein historischer Bericht sei und die Vernunft mit der „Leibhaftigkeit“ provoziere. Großvater denkt noch weiter: Gibt es nicht auch eine Wahrheit, die in Beziehungen entdeckt werden kann?

 

Doch jetzt fragt er nur: „Lena, warum freust du dich denn auf Ostern?“ „Ich glaube nicht, dass Jesus wiederbelebt worden ist oder als Gespenst seinen Freunden erschienen ist. Aber dass er jetzt außerhalb des Mutterleibes lebt und sich in der Welt Gottes aufhält.“ Großvater wird immer nachdenklicher. So hat er das noch nicht gesehen. Wenn Gott selbst - durch seine Neuschöpfung Jesu im Tod - ihm ewige Gemeinschaft geschenkt hat? Gibt es dann nicht einen wirklich echten Grund zu glauben, selbst eines Tages bei Gott zu sein?

 

Langsam – oder plötzlich? - fällt es dem Großvater wie Schuppen von den Augen. Auf jeden Fall wächst bei ihm die Gewissheit, dass es einen unvergänglichen Neuanfang am vergänglichen Ende gibt.

 

Und dass das Fest des Lebens mit Lena und der Familie fröhlich begangen werden kann.

Burkhard Budde


Passion Jesu:

Einladung, über das Leiden nachzudenken

 

Das Foto zeigt den Christus- Kopf

von Prof. Gerd Winner aus Liebenburg.

Der Entwurf stammt von seiner im Jahre 1989 tödlich verunglückten

Frau Ingemar Reuter.

Das Kunstwerk, das über meinem Schreibtisch in Bad Harzburg hängt, erinnert mich stets daran, dass ein Mitleiden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe schöpferische Neuanfänge schenken kann. Und dass der Zweifel im Gottes- und Christusglauben zur geschenkten Gewissheit ewiger Geborgenheit werden kann.

 

Auf ein Wort

 

Warum?

 

Lena und ihr Großvater unternehmen viel und haben viel Spaß miteinander. Aber beim heutigen Ausflug in die Innenstadt wirkt Lena sehr traurig. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ fragt der Großvater. Da fängt Lena an zu weinen. „Ein Klassenkamerad von mir ist tot“, schluchzt sie und mit belegter Stimme erzählt sie, dass er bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt sei.

 

Großvater hört ihr geduldig zu. Plötzlich - wie aus heiterem Himmel - schaut Lena ihn an. „Opa, warum hat Gott das zugelassen?“ Großvater atmet tief durch. Was soll er dazu sagen?! Häufig hat er sich bereits mit dieser Frage beschäftigt, auch bei großen und kleinen Katastrophen. Ist Gott ein ferner Weltenlenker, der ungerührt und tatenlos zusieht? Rächt er sich an einer gottlosen Welt, weil er an ihr leidet? Schläft er? Muss man ihn mit Anklagen wachrütteln? Ist er hellwach, aber hilflos? Oder gibt es ihn gar nicht und sind die Menschen nur einem blinden Zufall ausgeliefert?

 

Großvater ahnt, dass ihn die endlosen Grübeleien über die „Warum-Frage“ nicht weiterbringen, weil er keine Erklärungen finden kann. Im verschlungenen Irrgarten negativer Gefühle und Gedanken, so seine Erfahrung, kann sich ein Mensch nur verlaufen, sich verirren und verwirrt zu Boden gehen. Im tiefen Loch der Ahnungslosigkeit, das man selbst geschaufelt hat, macht es keinen Sinn, tiefer zu graben. Im dichten Nebel des Unbegreiflichen greift man nur ins Leere. Und Trostworte wie „Kopf hoch, es wird schon werden“ können gut gemeint sein, aber helfen nicht wirklich weiter.

 

Lena und Großvater stehen zufällig vor einer Kirche, die geöffnet ist. „Ich weiß es nicht“, murmelt Großvater ein wenig verlegen, „aber lass uns in die Kirche gehen und uns das Kruzifix ansehen“. Als sie eine Zeitlang sprachlos den schmerzverzerrten Jesus betrachtet haben, beginnt Großvater mit für Lenas Ohren „ungewöhnlichen“ Gedanken. Der Mann sei verachtet, verspottet und zu Tode gefoltert worden. Warum? Er hätte es selbst nicht gewusst. Er habe sein Leiden jedoch nicht zur Schau gestellt, auch nicht in sich hineingefressen. Sondern zu Gott geschrien: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ Aber dann doch – dennoch, ohne eine Antwort bekommen zu haben - Gottvertrauen gewagt: „Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist“.

 

Lena versucht zu verstehen. Vielleicht ist das Gottvertrauen wie eine Quelle neuer Zuversicht?! „Aber was ist mit dem Verkehrsunfall oder mit Terroranschlägen und Kriegen?“ „Gott will weder schlimme Verkehrsunfälle noch das Böse“, meint Großvater. Der Mensch sei jedoch keine Marionette Gottes, sondern frei – auch zum unverantwortlichen Handeln oder zum abgründigen Bösen. Aber Gott sei auch keine Marionette des Menschen, fügt er noch hinzu, menschlicher Vorstellungen und Wünsche. „Aber warum lassen Menschen dann Gott so leiden?“ fragt Lena kritisch nach und schaut zum Kruzifix auf. Da läuft eine Träne über das Gesicht des Großvaters: „Vielleicht müssen wir das Unbegreifliche wie den Tod deines Mitschülers aushalten und an den mit- und selbstleidenden Gott zu glauben versuchen bis Gottes Stimme selbst in uns spricht und tröstet. Und uns bei unverantwortlichen oder menschenverachtenden Taten noch mehr für einen gewaltfreien Frieden in Würde, Freiheit und Vernunft einsetzen.“

 

Beide haben über das Gespräch noch lange nachgedacht.

 

Burkhard Budde


Begegnung im kulturellen Rahmen



Anlässlich des Geburtstages von Prof. Dr. Reza Asghari kam es zu vielen Begegnungen im kulturellen Rahmen in Salzgitter- Thiede. Über die herzliche Gastfreundschaft und die originellen Tanzeinlagen freuten sich u.a. Frank Oesterhelweg, Vizepräsident des niedersächsischen Landtages und MdL, Ortsbürgermeister Christian Striese, der Jubilar und Burkhard Budde.

 


Auf ein Wort

Die Saat der Liebe

 

Sich (neu) verlieben? Sich (ganz) öffnen? Oder sich doch lieber die Ohren zuhalten, verschließen oder verstopfen?

 

Eine echte Liebeserklärung, die keinen täuschen oder überrumpeln will, kann überwältigend sein. Wer ihr sein Ohr schenkt, begibt sich auf eine innere Entdeckungsreise. Sie ist der Schlüssel, der zu neuen Räumen gemeinsamen und sinnstiftenden Glücks führt.

 

Ähnliches geschieht im Reich Gottes. Jesus, gleichsam der Sämann dieses Reiches, sät durch die Liebeserklärung Gottes: Du bist unendlich geliebt und dadurch Träger einer unantastbaren Würde, die dir keiner nehmen kann.

 

Dabei bleibt Jesus Realist. Er weiß, dass es Menschen gibt, bei denen seine Botschaft ins

eine Ohr hinein und durchs andere gleich wieder herausgeht. Die Saat fällt bei diesen Menschen auf einen ausgetretenen Weg und die Vögel, die vielen Zufälle, fressen es auf. Die Botschaft ist gleichsam eine Stichflamme, die nur kurz aufflackert, weil der mächtige Zeitgeist keine Chance auf neue Lichterfahrungen zulässt.

 

Jesus sind auch Menschen bekannt, bei denen seine gute Nachricht nur ein Strohfeuer der Gefühle entfacht, das dann aber angesichts der Wurzellosigkeit nicht von Dauer ist. Die Saat fällt auf felsigen Grund mit wenig Erde, wenig geistigem Tiefgang und viel bequemer Oberflächlichkeit.

 

Und auch das gehört für Jesus zur Realität: Seine Liebeserklärung wird von Dornen erstickt, von neuen Gottheiten mit menschlichen Masken, von heuchlerischen Ohrabschneidern und gewieften Täuschern, die die Ohren zudröhnen. Ein geistiger Schwelbrand, der glimmt, aber nicht richtig zum Brennen kommt, weil es zu wenig Sauerstoff gibt, zu wenig Offenheit und Vertrauen.

 

Was für Jesus von seiner Botschaft auf „gutes Land“ fällt, bringt vielfältige Frucht, weil es durch das Ohr ins Herz geht und dort reift. Es entsteht gleichsam ein inneres Lagerfeuer, das die Kälte einer Seele erwärmt, die Dunkelheit des Geistes erleuchtet und die trägen Füße des sozialen Miteinanders bewegt.

 

Was nicht ausdrücklich im Gleichnis vom Sämann in der Bibel steht, kann aber trotzdem gemeint sein: Gehört nicht zu ein und demselben Menschen verschiedene Anteile eines ausgetretenen Weges, eines felsigen Grundes, einer Fülle von Dornen? Und kommt es nicht darauf an, diese verschiedenen Herausforderungen anzunehmen und mit Geduld so zu gestalten, dass sie miteinander versöhnt sind, um „gutes Land“, ein fruchtbares Land zu werden?

 

Wer Ohren hat, die Liebeserklärung zu hören, der höre. Denn er kann sich in die Liebe selbst verlieben, um dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen.

 

Burkhard Budde  


Nashörner auch in Braunschweig?

 

Der Kampf gegen Unmenschlichkeit

 

Nashörner leben überall – auch in der Stadt Heinrichs des Löwen. Ein sichtbares Zeichen gab das Bühnenbild des Schauspiels „Die Nashörner“ von Eugene Ionesco im Braunschweiger Staatstheater am 29.März 2019: Aus der Quadriga, der Wagenlenkergruppe des Braunschweiger Residenzschlosses, wurden Nashörner.

 

Das absurde Theater, das mit Übertreibung und Verzerrung, mit versteckter Komik und ohnmächtiger Sprachlosigkeit provoziert, stellt existentielle Fragen: Gibt es nur zielloses und sinnloses Leben in einer entmenschlichten Welt?

 

Für „Die Nashörner“ das richtige Thema: Ein verzweifelter Mensch, der sich mit immer mehr Nashörnern auseinandersetzt. Persönlich herausgefordert, wenn Menschen zu Nashörnern werden. Wenn ein Nashorn im Menschen selbst Oberhand gewinnt und sein Unwesen treibt. Wenn das Gesetz des Dschungels herrscht und die Menschlichkeit zertrampelt. Wenn die Nashörner Angst verbreiten und Menschen sich anpassen, sich hinter der Masse der Nashörner verstecken und immer nashornartiger werden. Und wenn sich auch das scheinbar Menschliche als das Nashornartige entpuppt.

 

Was bleibt? Wer oder was ist am Ende stärker? Die Nashornexistenz mit ihre Mitläufern und Duckmäusern, mit ihrem Macht- und Allmachtsgehabe, manchmal auch in Gestalt der „logischen“ Besserwisserei? Oder der menschliche Wille zur Freiheit zum Widerspruch und zum Widerstand gegen das Unmenschliche und Entseelte, das Gleichgeschaltete und Totalitäre?

Auch wenn der mutige Mensch, dessen Menschlichkeit letztlich nicht zerstört werden kann, durch eigene Beulen geschwächt ist, kann er die Kämpfe gegen die Schwere und Widersprüchlichkeit des Seins, paradoxerweise durch die Leichtigkeit und Annahme des Seins, vielleicht auch durch Humor und Abstand erträglicher machen, jedoch nicht zu seinen Gunsten überwinden. Zu sehr haben sich die triebhafte Natur und die zivilisierte Kultur vermischt, sind in der Welt humane Werte auf den Kopf gestellt, weil zu viele Nashörner mit dem Kopf gegen die Wand der Menschlichkeit anrennen.

 

Kann die Liebe als Therapeutikum gegen die Furcht einen Ausweg bieten? Oder sollte man doch den Nashörnern unkritisch und blind folgen, um zu überleben?

 

„Ich kann mich nicht verändern“, sagt am Ende des Schauspiels ein Mensch unter vielen Nashörnern. Aber vielleicht ist dieser Tiefpunkt der Wendepunkt zu etwas Neuem, zu einem Neuanfang, ein Licht am Ende des dunklen Nashorntunnels – das Ende vom Ende eines unmenschlichen Lebens?

 

Burkhard Budde


Ein buntes Haus für alle


Das Quartierszentrum Hugo-Luther-Straße 60A in Braunschweig wird jeden Tag von etwa 200 Bürgern aufgesucht. Auf sie wartet ein buntes und sozial anspruchsvolles Angebot - auch die Möglichkeit aus der eigenen Einsamkeit herauszukommen und Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen sowie andere Kulturen, Religionen, Meinungen und Erfahrungen kennenzulernen.


Der Geist dieses Hauses ist nicht von Technokratie oder Bürokratie geprägt, sondern von Menschlichkeit und Solidarität. Es geht bei allen Unterschieden um ein fröhliches und pragmatischen Miteinander sowie Füreinander. Eine soziale Drehscheibe, die anzieht und ausstrahlt, aber auch integriert und versöhnt sowie jedem einzelnen Besucher Sinn stiftet, wenn er einfach "macht", "mitmacht". Und vom Mitmenschen zum Mitbürger wird, der eine "freiwillige Verantwortung" übernimmt.


Die Braunschweiger Ebbecke Stiftung gehört zu den Unterstützern dieses beispielhaften und vorbildlichen Projektes in der Stadt und für die Stadt, das vom Mütterzentrum Braunschweig, Mehr Generationen Haus, "plan-kontor" und der Ev. Kirche im westlichen Ringgebiet seit 15 Jahren getragen wird.


Zum Jubiläum gab es am 29.3.2019 ein Fest u.a. mit Oberbürgermeister Ulrich Markurt und Sozialplaner Hartmut Dybowski. Die Vertreter der Ebbecke Stiftung Geert Grigat, Mercedes Otto und der Unterzeichner erlebten mit Heidemarie Mundlos, Antje Keller, Frank Täubert und vielen anderen Gästen auch eine musikalische Überraschung von Adama Logosu-Teko - Musik, die alle richtig in Stimmung brachte.

Burkhard Budde


Erste Liga großer Sehnsuchtsorte in Deutschland

 

Hamburg im Vergleich

 

Wo leben die Schönen und Reichen, die Mächtigen und Erfolgreichen? Die zufriedensten Menschen in Deutschland soll es in Schleswig-Holstein zwischen Nord- und Ostsee geben. Dann folgt Hamburg. Am Ende der „Zufriedenheits-Skala“ tummeln sich Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Berlin.

Doch was sagen diese Aussagen über eigene Erfahrungen aus, wo auch immer der Einzelne lebt, was auch immer er wann wie erlebt? Den „Gemütlichen“, den „Glücklichen“, aber auch den „Getriebenen“, den „Verbitterten“ sowie den „Trostlosen“, den „Hilfsbedürftigen“ trifft man überall, sogar vor der eigenen Haustür oder im eigenen Haus, wenn man ehrlich in den Spiegel schaut.

Unabhängig von individuellen und subjektiven Perspektiven können Zahlen Sehnsüchte widerspiegeln – und ermutigen, sich persönlich auf die Suche nach ersten Deutungs- oder Erklärungsmöglichkeiten von Sehnsuchtsorten zu machen. Am besten mit Hilfe eines Besuches vor Ort mit offenen Augen und einem Kopf, der nicht mit Vorurteilen, sondern mit Neugier auf Unbekanntes und Ungewohntes sowie Erkenntnisbegierde gefüllt ist. Um dann gewissenhaft und selbstkritisch zu recherchieren, um seine Erfahrungen nicht für alle Zeit als absolute Wahrheit miss zu verstehen.

 

Die Erste Liga der größten Sehnsuchtsstädte in Deutschland (Angaben ohne Gewähr).

Einwohner: Berlin 3,6 Mio., Hamburg 1,8, München 1,5, Köln 1, Frankfurt a.M. 741 000

Einkommensmillionäre: Hamburg 724, München 658, Berlin 476, Köln 330, Düsseldorf 311

Arbeitslosigkeit dieser Liga: Berlin 8,8 %, Köln 8,4, Hamburg 6.8, Frankfurt a.M. 5.9, München 4.3

 

Zahlen sind wie Bauklötze, die auf dem Boden liegen, sich vermehren oder verringern, aber an sich keinen Sinn ergeben. Sie müssen aufgehoben, genau betrachtet, einzeln beseelt, unterschiedlich bewegt und konstruktiv zusammengefügt werden, damit sie ein sinnvolles Gesamtbild ergeben, das stets offen und veränderbar bleibt.

 

Und sein Glück kann man nicht nur im Tor zur Welt, sondern auch an anderen Orten finden. Manchmal muss man es nur beim Schopfe packen.

 

Burkhard Budde


Weichenstellungen durch Heiratspolitik

Gerd Biegel aus Braunschweig in Bad Harzburg

 

Gerd Biegel, bekannter und anerkannter Historiker aus Braunschweig, hebt immer wieder Schätze. In Bad Harzburg begeisterte er die Mitglieder und Gäste der Deutsch-Dänischen Gesellschaft Harz e.V. (seit 1989) mit seinem Vortrag „Dänemark und die Welfen“ am 22. März 2019.

 

Der Schatzsucher, Forscher und Professor, der das Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte leitet, betonte, dass die Welfen - das seit dem 11. Jahrhundert existierende und älteste Hochadelsgeschlecht Europas – nicht nur mit England verbunden war und ist, sondern auch mit Dänemark.

Gerd Biegel, im Alter von 72 Jahren selbst schon wie ein lebendiger Erfahrungs- und Kenntnisschatz, nannte Persönlichkeiten aus der historischen Schatzkiste der Dänen und Welfen. Durch die damals übliche Heiratspolitik als Bindemittel einer aus den Fugen geratenen Zeit wurden vor allem machtpolitische und wirtschaftliche Bande geschaffen oder gefestigt

 

Waldemar I der Große (1131-1182) von Dänemark beispielsweise machte 1166 seinen Sohn Knut VI zum König; dieser heiratete 1177 Gertrud von Sachsen, Tochter des Welfen und Sachsenherzogs Heinrich des Löwen (1129-1195).

 

Oder Helena von Dänemark (1180-1233), jüngste Tochter des dänischen Königs Waldemar I des Großen, gilt als Stammmutter aller späteren Welfen. Die dänische Prinzessin heiratete 1202 in Hamburg den Herzog Wilhelm von Lüneburg (1184-1213) und trug den Titel Herzogin von Lüneburg.

 

Oder die Prinzessin aus dem Haus der Welfen Sophie Amalie von Braunschweig-Calenberg, 1628 im Schloss Herzberg im Harz geboren, heiratete 1643 König Friedrich III von Dänemark und Norwegen (1609-1670). Die Welfin auf dem Thron in Dänemark, die 1685 in Kopenhagen starb, hat durch die Einführung der absolutistischen Monarchie bis heute in dem skandinavischen Land Spuren hinterlassen.

 

Auch wenn eine „politische Brautwerbung“ (Gerd Biegel) wohl ein historischer Schatz für immer bleibt, so kann doch die historische Erkenntnis wachsen, dass Personen – eine politische Führungselite - Programm sind und machen - in welcher Staatsform auch immer. Und dass gehobene Schätze die Gegenwart erhellen und demokratisch und human vermehrt werden können.

 

Burkhard Budde


Keine Liebe ohne Liebe

 

Konzert „Plunderphonia“ in der Elbphilarmonie

 

Kann man sich in eine unbekannte Musik wie in ein scheues Reh verlieben?

 

Der Konzertsaal der Elbphilarmonie, ein neues Wahrzeichen und Publikumsmagnet der Hafenstadt Hamburg, ist nicht mit einem scheuen Reh, wohl aber mit einem Weinberg zu vergleichen, der jedoch auch erobert werden muss.

Alles fängt mit dem Staunen an: Der Arena-Saal ist 30 Meter hoch und hat ein Raumvolumen von 24 000 Kubikmeter. Mit seinen aufsteigenden Terrassen und 27 Hörerebenen wird ein guter (Rundum-)Blick auf die Bühne in der Mitte möglich. Dahinter steckt auch eine „politische“ Idee: Das „Amphitheater der Tonkunst“ (Joachim Gauck) ist für alle Besucher (2000 Plätze) „demokratisch“ gestaltet – und nicht „hierarchisch“ wie ein Schuhkarton mit länglichen Rechtecken.

 

Der akustische Weinberg an der Waterfront hat zehn Jahre Bauzeit gebraucht und 789 Millionen Euro gekostet (das Zehnfache der ursprünglich geplanten Summe; manche sprechen auch von einer Milliarde Euro Gesamtkosten). Dem Besucher, der keine Verantwortung für Fehlplanungen, Missmanagement und die vielen faulen Zankäpfel trägt, sollte das die Freude auf ein Konzert nicht verderben.

Zum Beispiel die „kindliche Freude“ auf das Konzert „Plunderphonia“ des Berliner Musikproduzenten Henrik Schwarz mit dem niederländischen Alma Quartett am 23. März 2019. Aus 700 Streichquartetten der letzten 250 Jahren Musikgeschichte hat der 46 jährige disc jockey (DJ), einer der renommiertesten deutschen Elektroproduzenten, etwa 70 Motive „zitiert“, wie Puzzelsteine zerlegt und dann zu einem neuen Bild zusammengesetzt - zu einem ganz neuen Gesamtwerk, das beim Konzert etwa 90 Minuten dauerte.

 

Dieses akustische Geschehen, bei der Technik und klassische Musik verschmelzen, wirkt wie ein scheues Reh, das über emotionale Wiesen sowie durch Wälder leichter und schwerer Gedanken läuft. Wer keine Geduld aufbringt, nicht offen und neugierig bleibt, wird das musikalische Geschöpf, das sich gerne hinter der musikalischen und elektronischen Faszinationskraft versteckt und geheimnisvoll unbeobachtet bleiben möchte, nicht wirklich kennenlernen. Wer sich jedoch auf die Suche nach einem inneren Abenteuer mit dem scheuen Reh macht, kann das unbekannte Bekannte und gewohntes Unvorhersehbares, das kreative Crescendo eigener Gefühle und Assoziationen neu entdecken lernen.

 

Dann gibt es in welchem Weinberg auch immer kein Unverständnis mehr ohne Bewegung, keine Irritationen ohne Variationen, kein Hören ohne Phantasie, keine Eroberung ohne Wagnis, keine Wahrheit ohne Liebe, keine Liebe ohne Liebe.

 

Burkhard Budde 



(Be)achten?!


Warten auf den Zug…
…der Zeit, der zugleich beschleunigt und entschleunigt,
der nervt und beruhigt.
…des Zeitgeistes, der zugleich entschränkt und beschränkt,
der sich öffnet und verschließt.
…des Augenblicks, der zugleich loslässt und festhält,
der Altes verlässt und Neues verpasst.


Vielleicht auf sich selbst...
...der aus seiner Masse aussteigt,
um in seine Originalität einzusteigen,
...der seine Vergangenheit ergreift,
um seine Gegenwart zu begreifen.
...der seine Weichen stellt mit seinen Signalen.


Um im Zug nicht vergessen,
sondern beachtet und geachtet,
um mit dem Ticket der Menschlichkeit
mitgenommen zu werden.


Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Mutig, nicht trottelig

 

Gehen Menschen immer häufiger in Deckung? Da gerät jemand in Not und wird hilfloses Opfer. Personen, die auf öffentlicher Bühne gerne von „Sozialem Verhalten“ reden und von anderen fordern, verhalten sich ignorant und selbstgerecht.


Nur ein Mensch, der dem Notleidenden begegnet, wendet sich ihm spontan zu. Keiner hat ihn dazu gezwungen. Was er tut, geschieht freiwillig und ohne eine religiöse Begründung oder eine philosophische Erklärung. Er zeigt wie selbstverständlich bedingungsloses sowie schrankenloses Mitgefühl und persönlichen Einsatz. Und leistet erste Hilfe, ohne dafür Geld zu nehmen.


Der Mensch mit Herz kennt die Grenzen seiner Hilfsmöglichkeiten. Er hat deshalb die Weichen im Blick auf Hilfe zur Selbsthilfe gestellt. Und er nutzt die professionelle Hilfe, die notwendig erscheint, damit der Notleidende wieder auf eigene Füße kommt. Stets bleibt er solidarisch. Und er trägt so etwas wie nachhaltige Verantwortung, weil er sich später noch um den Notleidenden, der von Profis betreut wird, kümmern will.


Viele kennen diese Geschichte vom „Barmherzigen Samariter“, die von Jesus im Lukasevangelium erzählt wird. Ob sich der überfallene Mann in der biblischen Beispielerzählung in das Geschehen eingebracht hat oder als Subjekt der Hilfe einbringen konnte, wissen wir nicht. Auch nicht, ob seine Hörer oder später die Leser über notwendige strukturelle Maßnahmen nachgedacht haben, damit niemand so leicht auf dem Weg überfallen werden kann.


Wichtig erscheint jedoch bis in die heutige Zeit, das Nötige im Möglichen menschlich und zugleich vernünftig zu tun. Es reicht nicht aus, fachlich ein kompetentes Ass, menschlich jedoch ein ichbezogenes Aas zu sein. Natürlich auch nicht ein netter Kerl, fachlich jedoch eine Niete zu sein. Sich mit höflichen Floskeln zu schmücken, aber knallhart über Leichen zu gehen.

Gefragt sind keine Diener, die sich auf Kosten anderer selbst bedienen oder dienern, um Erfolg zu haben. Keine Dienstmädchen, die von ihren Herrschaften abhängig sind und ihr Selbst opfern. Keine Onkel Dagoberts, die nur am Verdienen interessiert sind, weil sie geizig und zugleich raffgierig sind. Auch keine Herrscher im Dienergewand. Wohl aber Menschen, die versuchen, in einer konkreten Situation barmherzig und zugleich vernünftig zu sein - die so handeln, wie sie selbst behandelt werden wollen. Und die darüber hinaus die Strukturen aller vorausschauend zu gestalten beabsichtigen.


Keine trotteligen oder schwärmerischen Menschen, sondern mutige und kluge Diener der Allgemeinheit und der Nächstenliebe, denen Vertrauen geschenkt werden kann, auch weil sie aus der Deckung gekommen sind.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Auf der Suche nach Perlen

 

„Ich suche kostbare Perlen“, sagte ein junger Mann. Sein Freund, der gleichzeitig mit seinem iPhone beschäftigt war, hatte ihn erstaunt gefragt: „Äh, warum liest du in einem Buch. Und dann noch in der Bibel?“ „Gehörst du jetzt zu den frommen Gutmenschen?“

 

Doch sein Kumpel ließ sich nicht provozieren. Er antwortete nur: „Hör mal, was hier steht: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde.“ Der Kommentar seines Freundes ließ nicht lange auf sich warten: „Heißer Tobak. Ist nichts für mich. Wer mir blöde kommt, dem komme ich auch blöde.“

 

Manche Aussagen der Bibel sind in der Tat für viele Zeitgenossen schwer verdaulich, besonders die der Bergpredigt im Neuen Testament. Aber das Nachdenken über solche Forderungen Jesu wie der „Feindesliebe“, aber auch generell über biblische Aussagen lohnt sich. Religiöse Texte sind jedoch kein Konsumgut, das man blauäugig betrachtet. Wer jedes Wort wörtlich versteht, fesselt sich selbst, wird geistig unbeweglich, versteckt sich hinter der Form, wird unselbstständig im Denken, macht sich zur instrumentalisierten Marionette von religiösen Eiferern. Um mit den Worten des Apostel Paulus zu sprechen: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“(2.Kor.3,6)

 

Um den Geist im Buchstaben zu entdecken, sollte der Leser im Blick auf den jeweiligen Text den damaligen Zeitgeist mitbedenken, seinen Zusammenhang erhellen und ihn von der zentralen biblischen Botschaft her deuten: Gott selbst füllt die leeren Hände des Menschen mit seiner bedingungslosen Liebe. Der Mensch, der an diese Liebe glaubt, ist frei, sich an Gottes Gnade zu binden und zur persönlichen Verantwortung vor Gott. Der Gläubige kann vor allem im Spiegel des Glaubens an Jesus als dem Christus den selbst- und mitleidenden sowie erlösenden Gott entdecken.

 

Wem das zu „fromm“ oder zu „theologisch“ ist, dem hilft vielleicht die „Goldene Regel“ Jesu: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ (Mt. 7,12) Sie ist konstruktiv und dient dem Leben. Sie ist initiativ und aktiv, nicht gleichgültig und reaktiv. Ihre Richtschnur sind die eigenen Wünsche, nicht Rachegelüste. Es geht dabei nicht nur um einzelne Lebenswege, sondern um eine Grundhaltung auf allen Lebenswegen.

 

Und die „Feindesliebe“? Sie gehört zum eigentlichen Inhalt der „Goldenen Regel“ und stellt das Herz des Anliegens Jesu dar: „Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die Heiden dasselbe?“ (Mt.5,47) Feindschaft gibt es, leider. Aber im Hören auf das Wort Jesu als eine kritische Kraftquelle  der Unterscheidungsfähigkeit und als lebensdienlicher Kompass der

Verantwortung ist es möglich, den Hassenden von seinem Hass zu trennen. Und vielleicht gelingt es dann in der konkreten Situation mit den richtigen Mitteln, das Nötige im Möglichen zu tun, damit die Person von seiner Feindschaft ablässt.

 

Die Botschaft ist im Alltag präsent, wenn zuerst die Perle – die von Gott geschenkte und unverlierbare Würde eines Menschen – gesehen wird, gerade wenn sie in den Schmutz der Würdelosigkeit gefallen ist. Denn die Perle aller Perlen – Jesus Christus selbst – blieb bis zum Ende Perlenfischer, positiv: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk. 23, 34)

 

Burkhard Budde


„Keine Marionette der Gefühle“

Bedeutung des christlichen Kompasses

 

Der Kompass christlicher Liebe, der Freiheit und Verantwortung, der Vernunft und Weisheit, diene der Erneuerung der Gesellschaft, aber auch den Institutionen wie den Kirchen, vor allem jedem einzelnen Menschen.

Diese Meinung vertrat Dr. Burkhard Budde, Theologe und Autor aus Bad Harzburg, auf einer Veranstaltung der Kolpingfamilie am 15. März 2019 in Vechelde.


Religiöse Texte oder die Forderung Jesu, barmherzig zu sein, seien kein Konsumgut, das man blauäugig betrachten solle. Ohne den Einsatz der Vernunft, des kritischen Geistes, werde die Grundhaltung der Barmherzigkeit zur Schwärmerei.


Auch der biblische Barmherzige Samariter habe nicht nur persönliche Achtsamkeit und Mitgefühl sowie vorbehaltlose Hilfsbereitschaft gezeigt, sondern sich auch vernünftig im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe verhalten und „professionelle Hilfe“ organisiert.


Budde. „Der Mensch ist keine Marionette seiner Gefühle, sondern frei, den christlichen Kompass in die Hand zu nehmen, der ihm hilft, aus Notlagen den richtigen Weg in der konkreten Situation zu finden.“


Auf ein Wort

 

Der Mehrwert einer Religion

 

Einer sagte: „Wir glauben doch alle an einen Gott!“ Deshalb müssten alle gläubigen Menschen Bündnispartner sein: Alle glauben an einen unvergänglichen Schöpfer, an eine letzte Verantwortungsinstanz und an eine allumfassende Wirklichkeit.

 

Aber dennoch sollten die unterschiedlichen Vorstellungen über Gott nicht unter den Tisch fallen. Besonders der Jesus- und Christusglaube scheidet die Geister. War er „nur“ ein Rabbi oder „nur“ ein Prophet? Oder „doch“ Gottes Sohn, der auferstandene Gekreuzigte - kein Religionsstifter, sondern Inhalt der christlichen Botschaft; kein Heerführer, sondern Friedensstifter; kein Herrscher, sondern ein Diener, der die Füße anderer gewaschen hat?

 

Doch der einzelne fragt weniger nach einer Identität als nach einer Spiritualität, die ihm auf den Nägeln brennt: Kann mein Glaube – an wen auch immer - mich durch Krisen hindurchtragen, mich gewisser und froher machen, mir im Leben Orientierung und Halt sowie Kraft zur verantwortlichen Vernunft geben?

 

Dieser Glaube kann öffentlich bezeugt und gelebt, befragt und kritisiert werden. In Deutschland gibt es die Religionsfreiheit, die Gewährleistung der „ungestörten Religionsausübung“ (Artikel 4 Grundgesetz).

Allerdings ist sie keine kostenlose Eintrittskarte, um auf dem Spielfeld des säkularen Staates religiös ideologisch oder gar religiös gewalttätig zu agieren. Vorausgesetzt  sind die Achtung der allgemeinen demokratischen Spiel- und Verfahrensregeln, die Gesetze sowie die persönliche Verantwortung.

 

Die Religionsfreiheit ist auch kein Freibrief, andere Rechtsgüter zu missachten. Jeder muss seine Religion wechseln oder sich von ihr abwenden können, ohne mit  Anfeindungen rechnen zu müssen.

Keiner bekommt mit der Religionsfreiheit eine Lizenz, sich über Recht und Gesetz zu stellen – auch kein religiöser Rattenfänger, der eine schöne Vision vom Jenseits vorgaukelt; kein religiöser Sittenwächter, der mit kulturellen Verhaltensweisen andere zu bevormunden versucht; kein religiöser Sittenrichter, der die Welt in Gute und Böse, in Gläubige und Ungläubige einteilt; kein religiöser Marionettenspieler, der seine Mitgläubigen beherrscht, ohne dass sie es vielleicht  merken. 

 

Wer die Freiheit als gezinkte Karte missbraucht, um zu täuschen, weil er seine religiöse Ideologie verbreiten und schleichend zum Durchbruch bringen will, unterschätzt die wehrhafte Demokratie. Die angeborene und unantastbare Würde eines jedes Menschen lässt sich auf Dauer nicht instrumentalisieren oder unterdrücken. Die Liebe zur Freiheit ist stärker; sie ermöglicht aufgeklärte Mündigkeit, eigenes Unterscheidungs- und Urteilsvermögen.

 

Die unverlierbare Würde, auch die individuelle Selbstbestimmung in der Frage der Religion,  der Vorrang des weltlichen Gesetzes über dem religiösen Gesetz, Gleichberechtigung und Gewaltenteilung, sind unverhandelbar.

 

Und wenn die Religionsfreiheit im Dienst dieser Würde als pulsierendes Herz der Demokratie steht, werden sich immer mehr Menschen auch für eine Religion öffnen, ihren spirituellen Mehrwert entdecken und Bündnispartner der Würde in Freiheit sein.

 

Burkhard Budde

 

EU mit Augenmaß weiterentwickeln

David McAllister beim Evangelischen Arbeitskreis der CDU

 

Hat die Europäische Union eine Zukunft? Oder gerät die europäische Idee immer mehr „unter Druck“ – durch Gleichgültigkeit, Skepsis, Bürgerferne, vor allem durch Feindschaft sowie rechten und linken Populismus? Werden die Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019 eine konstruktive Mehrheit ergeben? Der Ev. Arbeitskreis der CDU in Niedersachsen (EAK) suchte auf einer Tagung im Ev. Bildungszentrum in Hermannsburg am 8.bis 10. März 2019 Antworten.

 

Sein Landesvorsitzender, Pastor Dirk Heuer, zeigte sich davon überzeugt, dass zur Wertegemeinschaft der EU insbesondere die individuelle Würde, die Menschenrechte und Wehrhaftigkeit gehört: „Als eine christliche Stimme in der CDU sowie als Brückenbauer wollen wir diese Basis stärken und ausbauen.“  Harm Adam, Landesvorsitzender der überkonfessionellen und überparteilichen Europa-Union Niedersachsen ergänzte: „Wir Deutschen leben nicht auf einer Insel der Seligen. Europa braucht Offenheit und zugleich Sicherheit, Verantwortung und zugleich Solidarität der Mitgliedsstaaten.“ Die niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza sprach von der Bedeutung des Gebotes der christlichen Nächstenliebe auch in der Europapolitik. Zum Frieden in Europa, der kein Selbstläufer sei, gehöre das christliche Verständnis vom Menschen, das helfe, fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut zu bekämpfen.

Als Hauptredner war David McAllister eingeladen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments. Die Gegner Europas, so der Politiker, würden im Europawahlkampf zum Sturm blasen. Es gebe Fundamentalkritik „mit Schaum vor dem Mund“  - von ganz links bis ganz rechts. Dennoch dürfe man die Gegner nicht alle pauschal in einen Topf werfen. Wichtig seien die inhaltliche Auseinandersetzung und die eigene Positionierung.

„Wir müssen außenpolitisch handlungsfähiger und zu einem souveränen Akteur auf der Weltbühne werden sowie stärker mit einer Stimme sprechen“, forderte McAllister. Es gehe darum, „weltpolitikfähig“ (Jean-Claude Juncker) zu werden, nicht nur „global payer“ („Geldgeber“), sondern auch ein „global player“ („Akteur“) zu sein - wegen des größten Binnenmarktes der Welt und wegen der 500 Millionen Menschen als geballte Marktmacht.

 

Zu den sieben Schwerpunkten europäischer Außenpolitik zählte der Christdemokrat den „Westbalkan“ („Die sechs Länder, die sich unterschiedlich entwickeln, brauchen eine glaubwürdige EU- Beitrittsperspektive. Allerdings müssen noch Hausaufgaben wie die Bewältigung der Korruption gemacht werden.“), die „Europäische Nachbarschaftspolitik“ („Ziel ist es, die 16 Nachbarstaaten im Osten und Süden so eng wie möglich unterhalb der Schwelle der Mitgliedschaft an die EU zu binden.“), „Russland“ („Durch eine Politik der Nadelstiche und der Aggressionen, die völkerrechtswidrige Annexion der Krim im Jahr 2014, die russische Intervention in Syrien, die Unterstützung antieuropäischer Parteien und rechtsextremer Bewegungen, den Einfluss auf Wahlen in der westlichen Welt sowie umfangreiche Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land sind Spannungsfelder zwischen der EU und Russland entstanden.“), „Marshallplan mit Afrika“ („Afrika braucht keine Almosen. Afrika braucht eine ausgewogene Partnerschaft.“), „Verteidigung“ („Ziel ist die Etablierung der Europäischen Verteidigungsunion bis 2025.“) „Internationaler Handel“ („Im Interesse unserer Wirtschaft müssen wir den freien und fairen Handel weiter stärken, weitere Handelsabkommen anschließen und die Welthandelsorganisation modernisieren.“) sowie  „Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU“ („London muss jetzt dringend liefern.“)

Am Beispiel des „Brexit “, so McAllister, werde deutlich, dass die Saat von Populisten und Demagogen mit ihren Halbwahrheiten und dem Versprechen einfacher Lösungen „GUBU“ (englisches Akronym für grotesque, unbelievable, bizarre und unprecedented) erzeugen, „eine groteske, unglaubliche, bizarre und unerhörte Situation“. Das sollte allen Bürgern bei der Europawahl am 26. Mai eine Mahnung sein. Es gelte, die EU mit Augenmaß weiterzuentwickeln.

Burkhard Budde

 


Schöne Worte

Leserbrief in DIE WELT vom 8.3.2019

 

Fehlt dem Visionär Macron eine umfassende Vision? Schöne Appelle wie „Europa neu beginnen“ oder schillernde Worte wie  „Freiheit, Schutz und Fortschritt“ reichen nicht aus, um Menschen zu bewegen. Sie sind Containerbegriffe, die unterschiedlich verstanden werden können und in die jeder etwas anderes hineininterpretieren kann.

 

Macrons Vorschläge im Blick auf europäische Unternehmen, einen Innovationsrat mit Steuergeldern, einen gesetzlichen Mindestlohn und eine soziale Grundsicherung in seinem „neuen Europa“ ergeben noch kein sinn- und identitätsstiftendes Gesamtbild.

 

EU-Länder sollten sich nicht ins nationale Schneckenhaus zurückziehen, die EU sollte sich nicht zu einem Bundes- oder Superstaat ohne Bürger entwickeln, auch nicht zu einem Friedens- und Integrationsprojekt nur von politischen und bürokratischen Eliten für diese Eliten. Die europäischen Puzzlesteine sollten vielmehr so zusammengefügt werden, dass ein stimmiges Gesamtbild, ein Staatenverbund von Nationalstaaten, prozesshaft und zugleich zielführend entstehen kann, der die Mehrheit der Bürger mitnimmt.

 

Dazu gehört die Beachtung des Subsidiaritätsprinzips. Warum wird nicht versucht, mit einem eindeutigen Kompetenzkatalog die Eigenverantwortung auf nationaler Ebene und die Gesamtverantwortung auf europäischer Ebene zu regeln?

 

Ferner gehört zu einer gemeinsamen EU-Zukunft weiterhin die Wirtschaftsgemeinschaft (insbesondere offene Märkte, freier Handel, Wettbewerbsrecht, Stabilitätspakt), die Vertragsgemeinschaft (Unionsbürgerschaft, gemeinsames Asylrecht), die Wertegemeinschaft („Würde“, „Menschenrechte“), die Solidargemeinschaft (insbesondere gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik).

 

Träumt Macron von mehr französischem Protektionismus  und überzogenen Sozialstandards? Dann sind Realpolitiker gefordert, die Menschen wachzurütteln und die alte Vision von einem friedlichen Europa in freier Eigenverantwortung der Staaten mit fairem Wettbewerb zugunsten von Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand sowie eines gemeinsamen Auftretens in der und für die Welt politisch neu zu bewegen.

 

Burkhard Budde

(Zum Kommentar „Macron fehlt Liberalität“ von Thomas Schmid (DW 6.3.2019),

der Leserbrief wurde in DW gekürzt)

 

P.S. Empfehlen kann ich den DW Leitartikel „Der Fluch, der auf Europa liegt“ von Clemens Wergin, der ebenfalls in der heutigen Ausgabe DIE WELT erschienen ist.


Religionsfreiheit ist kein Freibrief

Leserbrief in Frankfurter Allgemeine Zeitung 5.3.2019

 

Wer harte Bretter bearbeiten will, sollte klare Vorstellungen vom Sinn seiner Anstrengungen haben, damit ihm nicht die Puste ausgeht:

 

Die personelle Zusammensetzung der Deutschen Islamkonferenz ist eine ureigenste Aufgabe des Einladers, gleichsam des weltanschaulich neutralen Staates. Wenn repräsentative Vielfalt und zugleich fachliche Kompetenz wichtig sind, dann gehören selbstverständlich auch religionskritische Muslime und religionskritische Christen dazu.

 

Die inhaltliche Gestaltung der Konferenz wird erfolgreich, wenn nicht nur ein Austausch von Nettigkeiten stattfindet oder schöne Sprechblasen produziert werden, sondern über die harten Bretter wie „Religionsfreiheit in einem freien Land“ offen und öffentlich, fair und ehrlich, kritisch und konstruktiv gesprochen wird, um eine besseres gegenseitiges Verstehen, ein vertiefteres Verständnis untereinander und eine gemeinsame Verständigung auf dem Weg zur friedlichen Einheit in der religiösen und weltanschaulichen Vielfalt zu erzielen.

 

Die politische Zielsetzung einer solchen Konferenz sollte der Versuch sein, einen Konsens über die Interpretation der Religionsfreiheit in Deutschland im Sinne des Grundgesetzes zu schaffen.

Die Religionsfreiheit scheint der Schlüssel vieler Herausforderungen der sozialen, zivilen und kulturellen Integration zu sein, mit dem der Rechtsstaat als Rahmen aller, die Berufs-, Arbeits- und Freizeitwelt als Perspektive aller, die Sprache, Alltagskultur, Bildung, Geschichte und Traditionen als Bedingung aller eine gemeinsame Zukunft eröffnet.

Ein Konsens könnte zum Beispiel so lauten:

 

Die Religionsfreiheit ist keine kostenlose Eintrittskarte, um auf dem Spielfeld des weltanschaulich neutralen Staates beliebig, willkürlich, religiös ideologisch oder gar gewalttätig zu agieren. Die unabdingbaren Voraussetzungen für die Gewährleitung der ungestörten Religionsausübung (Artikel 4 Grundgesetz) sind vielmehr die Achtung der allgemeinen demokratischen Spiel- und Verfahrensregeln, das Recht und die Gesetze sowie die persönliche Verantwortung.

Sie ist auch kein Freibrief, andere Rechtsgüter zu missachten, Mitspieler oder Gegenspieler zu foulen, zu bedrohen, anzufeinden, verächtlich zu machen, wenn sie ihre Religion wechseln oder sich von ihr abwenden.

 

Keiner bekommt mit der Religionsfreiheit eine Lizenz, sich über Recht und Gesetz zu stellen – auch kein religiöser Rattenfänger, der eine schöne Vision vom Jenseits vorgaukelt; auch kein religiöser Sittenwächter, der mit kulturellen Verhaltensweisen andere zu bevormunden versucht; auch kein religiöser Sittenrichter, der die Welt in Gute und Böse, in Gläubige und Ungläubige einteilt. 

Wer die Religionsfreiheit als gezinkte Karte missbraucht, um zu täuschen, weil er seine religiöse Ideologie verbreiten und schleichend zum Durchbruch bringen will, unterschätzt die wehrhafte Demokratie. Im demokratischen Rechtsstaat lässt sich die angeborene und unantastbare Würde eines jedes Menschen auf Dauer nicht instrumentalisieren oder unterdrücken.

 

Die Würde, auch die individuelle Selbstbestimmung in der Frage der Religion, religiöse Gewaltlosigkeit, der Vorrang des weltlichen Gesetzes über dem religiösen Gesetz, Gleichberechtigung und Gewaltenteilung, sind in einer säkularen Demokratie mit der Trennung von Staat und Religion unverhandelbar.

 

Und wenn die Religionsfreiheit im Dienst dieser Würde, der Freiheit und des Friedens steht, werden sich immer Menschen auch für eine Religion öffnen.

 

Burkhard Budde

Leserbrief zum Artikel „Harte Bretter“ von Reinhard Bingener und Helene Bubrowski

(F.A.Z. vom 26.2.2019).


Auf ein Wort

 

Wenn Naseweis auf die Nase fällt

 

Naseweis winkt ab. Er weiß schon alles. Alles über Kleinigkeiten und Nichtigkeiten, über Wichtiges und Bedeutsames, über Vergangenes und Zukünftiges. Mit feiner Nase spürt er selbst im Nebel des Unbekannten und Geheimnisvollen das auf, was ihm gefällt oder missfällt. Er riskiert eine dicke Lippe, wenn er im Wald keine Bäume mehr sieht. Und überhaupt: Muss er alles wissen? Hat er nicht auch ein Recht auf Nichtwissen? Dann empört er sich lieber, als nüchtern nach- oder weiterzudenken.

 

Auch der Besser- und Alleswisser, der alt geworden ist und ein ideologisches Gewand trägt, meint  alles schon zu wissen. Er ist mächtig, weil seine Dummheit übermächtig ist und andere ohnmächtig zu machen versucht. Er merkt nicht, dass ihm ein Geländer des Wissens, ein Kompass des Gewissens und die Quelle der Menschlichkeit fehlen. Dass er getrieben wird von Ängsten, nicht anerkannt zu werden und sich nicht durchsetzen zu können. Von Vorurteilen, Hochmut und Unwissenheit. Und dass er dadurch den Halt, die Orientierung und die Gemeinschaftsfähigkeit verliert.

 

Eigentlich müsste Naseweis seinem Namen alle Ehre machen. Und „weise“ sein, nicht dumm bleiben oder „nur“ klug werden. Sondern darüber hinaus Erkenntnisse und Einsichten gewinnen, Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen bedenken und einen roten Sinnfaden im ganzen Geschehen entdecken. Und dann das Nötige im Möglichen tun.

 

Aus einem neunmalklugen Naseweis muss kein altkluger Grünschnabel, keine empfindliche Mimose oder  kein schüchternes Mauerblümchen werden. Vielmehr hat jeder wissende Unwissende und jeder unwissende Wissende die Chance, ein mutiger und neugieriger Entdecker zu werden, der aufgeklärt mündig zu leben wagt, sich unabhängig von anderen Meinungen eine eigene Meinung zu bilden, Wissen kritisch hinterfragen, auch selbst recherchieren und abwägen kann.

 

Wer wie ein nie erwachsen gewordener Naseweis auf dem Meer des Lebens mit seinem kleinen Kahn des Wissens  herumschippert und behauptet, dass es nur diesen einen Kahn gebe, darf sich über die Stürme des Lebens nicht wundern, die alles (Un-)Wissen und alle (Un-)Gewissheiten durcheinanderwirbeln und gefährden können. Wer jedoch auf der (Wissens-)Spur des Geheimnisses des Lebens bleibt, kann weise werden: Auch oder gerade weil alles Wissen Stückwerk bleibt, auch oder gerade weil alles Wissen auf der Erde keine Liebe und keine Neuanfänge ersetzen kann, ist weises Wissen besser als unkluges Unwissen.

 

Denn erneuertes und neues Wissen, das sich mit schöpferischer Kraft und phantasievollen Visionen verbündet,  hilft selbst einem Naseweis, nicht auf die Nase zu fallen. Vielmehr aufrecht und wissensdurstig auch die letzte Quelle neuen Vertrauens und neuer Verantwortung zu suchen und ein glückliches Leben nach bestem Wissen und Gewissen zu finden: In, vor und durch Gott, dem Anfang und das Ende aller Weisheit und Liebe.

 

Burkhard Budde


„Ein anrührendes Buch und Fundus der Inspiration“

 

Erstes Echo auf das Buch „Erkennen, anerkennen, bekennen“

 

Der Leser hat das letzte Wort – er behält die Freiheit, sich eine eigene Meinung zu bilden. So heißt es in einem Artikel über das Buch „Erkennen, anerkennen und bekennen“, der im neuen Gemeindebrief der Luthergemeinde Bad Harzburg (März bis Mai 2019) erschienen ist. Der Autor Burkhard Budde, der in Bad Harzburg lebt, habe einen „lebensnahen Ratgeber mit 45 Denkanstößen geschaffen, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben oder ohne ethische Rezepte anzubieten“.

 

Zum bisherigen Echo auf das Buch, das im BoD-Verlag in Norderstedt erschienen ist und in jeder Buchhandlung zum Preis von 6.90 Euro bestellt werden kann gehören verschiedene Stimmen; einige Beispiele:

 

Jörg Kleine, Chefredakteur der Goslarschen Zeitung, schreibt in seiner Zeitung: „Budde hat eine Mission, ohne missionarisch zu wirken: Mitgefühl, Toleranz, Verständnis, Vernunft, Vertrauen sind seine Leitmotive, die er mitten in der Gesellschaft platziert.“

 

Ein Jurist aus Braunschweig meint in seiner Mail: „Ein anrührendes Buch. Sie haben die große Gabe, ihre Leser auf das Wichtige im Leben zu fokussieren.“

 

Ein Historiker aus Braunschweig betont in seinem Brief: „Es sind ungeheure Anregungen und sehr kluge Gedanken darin, aber auch Anstöße, über die es lohnen würde, in Ruhe zu diskutieren.“

 

Ein Professor aus Trier berichtet: „Zum Thema „Neuanfang“ habe ich Sie in meinem Aufsatz zitiert.“

 

Ein Politiker und Staatssekretär aus Berlin bedankt sich: „Das Buch gibt dem Leser Denkanstöße und bietet Hilfestellung bei Fragen des Lebens.“

 

Ein Lehrer aus Wolfsburg ermutigt zum Lesen des Buches: „Menschen, die „mit Werten führen“ wollen, ist dieses Buch ein Fundus der Inspiration. Ich habe hier viele passende Aufhänger für geistliche Ansprachen oder Gesprächsimpulse gefunden. Das Buch ist eine Quelle thematisch vielfältiger Ideen. Wer sein eigenes Leben konstruktiv in die Hand nehmen will, der sollte hier hineinlesen und sich inspirieren lassen.“

 


Auf ein Wort

 

Teufel verscheuchen

 

Den Teufel sollte man lieber verscheuchen. Er nimmt sich so schrecklich wichtig, wertet andere ab, grenzt sie aus und vergiftet das Klima. Vor allem kennt er keinen Humor, ist bierernst und bitterernst, wirkt muffelig und gelangweilt. Als Engel verkleidet öffnet er die Hölle. Doch wer will mit Höllenqualen leben?

 

Einen Engel sollte man lieber bei sich haben. Er hat Verständnis, wenn der aufgestaute Dampf  der Verletzungen ein Ventil braucht, um abgelassen zu werden. Auch dass es im Leben Masken geben muss, um eigene Schattenseiten zu verstecken oder sie selbst in der Fratze zu entdecken. Vor allem liebt ein Engel die Wahrheit, hält einem Menschen liebevoll den Spiegel vor, so dass er sein Status-, Titel-, Macht- und Erziehungsgehabe, aber auch seine unbegründeten Ängste wahrnehmen kann. Als Teufel verkleidet bleibt die Hölle verschlossen. Denn wer wollte nicht über die Abgründe der Hölle fliegen können, sich selbst leicht nehmen, den Überblick gewinnen, seine Geschaffenheit, seine Vergänglichkeit, seine Unvollkommenheit wahrnehmen, um wieder neu zu sich selbst und zum Mitmenschen zu finden, frei zu sein, sich zu entwickeln?



Auf der Bühne des Karnevals des Lebens tummeln sich neben Teufel und Engel auch Clowns.

Einer von ihnen haut ordentlich auf die Pauke, verdreht anderen das Wort im Mund, spricht aber bei Ungerechtigkeiten, wenn andere den Mund halten. Er steht Kopf und stellt die Dinge auf den Kopf. Manchmal haut er sich auf die eigenen Schenkel und lacht über sein eigenes Misslingen. Dann macht er Luftsprünge und fällt auf die Knubbelnase. Und steht wieder auf.

 

Die einzigartige Macht eines Clowns beginnt, wenn ein (Möchtegern-, Schein-) Mächtiger sich ertappt fühlt, sich die Augen reibt, weil er Bekanntes, sich selbst im Clown wiederfindet. Und dann anfängt, den Teufel in seinem Inneren zu vertreiben, um seinen Engelgefühlen eine Chance zu geben: Nicht alles wird auf die Goldwaage gelegt, wenn ein anderer ins Fettnäpfchen tritt. Er kommt nicht ständig  auf moralischen Stelzen daher und schiebt anschließend anderen die Schuld in die Schuhe, wenn er Schiffbruch erlitten hat. Er amüsiert sich nicht länger auf Kosten anderer und kann über seine eigene Wichtigtuerei  schmunzeln.

 

Wenn der allmächtige Gott den Sinn „sinnlosen Treibens“ kennt, dann können doch wohl Engel, Teufel und Clowns, Mächtige und Ohnmächtige, ohnmächtige Mächtige und mächtige Ohnmächtige, über Spaß- und Witzemacher lachen. Und ihre innere Freiheit gegenüber dem Ernst des Lebens gewinnen.

 

Burkhard Budde


Willkommen in „Matzeknopien“

„Matze“ Knop in Hannover

 

 

 

 

Du bist willkommen. Jedenfalls in „Matzeknopien“ bei „Matze“ Knop. Der 1974 in Lippstadt geborene Comedian mit „verfälschter Sprache“ kam am 22.Februar 2019 nach Hannover ins Theater am Aegi „zu dich gefliescht“. Und lud seine Fans ein, über das Land der Träume, der Wünsche und Bedürfnisse mit offenen Grenzen nachzudenken.

Im Land „Matzeknopien“, im Zerrspiegel des ironischen Humors, der sarkastischen Seitenhiebe, der trockenen Parodie, wartet das langersehnte heimliche Glück. Oder wenigstens ist es „dran an mich“, wenn vor allem die Themen Fußball, Geburt, Liebe, Religion und Politik, aber auch die Dialekte vom Sänger, Imitator und Parodisten ganz schön auf die Schippe genommen werden.

Und wen will man schon nach „Matzeknopien“, in die neue Heimat, mitnehmen, wenn es überall, zu jeder Zeit und bei jedem – besser in jedem Menschen – zu finden ist, nämlich im eigenen Herzen. Es ist immer schon da, jedenfalls wenn man Matthias Knop Glauben schenkt. Und heißt den Neubürger ohne Bedingungen, aber mit einem verschmitzten Lächeln willkommen.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 „Wehrhafte Demokratie“ ?!

 

Ist diese Vorstellung ein eitles Hirngespenst oder nur ein naiver Wunsch? Kann eine „wehrhafte Demokratie“ Kräfte mobilisieren, die das Haus der freiheitlichen Demokratie zukunftsfähig machen?

 

Eine Vision muss kein Luftschloss von Ideologen sein, die die Menschheit mit ihrer einzigen Wahrheit (zwangs-)beglücken wollen. Auch kein abgeschiedener Elfenbeinturm von Eliten, die die Menschheit (ent-)täuschen, weil sie doch nur an sich denken.

 

Ich glaube an ein Haus der „wehrhaften Demokratie“, das viele Räume hat. Um die Vielfalt dieser Räume erschließen zu können, bleiben die Verbindungstüren offen, gibt es überall Rechts- und Chancengleichheit, Wechsel- und Entwicklungsfreiheit.

 

Das Haus mit den unterschiedlichen Räumen ist auf einem gemeinsamen Fundament gebaut, „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“, zu dem die unantastbare Würde eines jeden Menschen, die Grund- und Menschenrechte gehören. Die „Würde“ ist unverhandelbar, kein Angebot à la carte, sondern ein universeller und zugleich individueller Anspruch eines jeden Menschen.

 

Die Hausordnung, die für alle gilt, spiegelt sich in den Gesetzen wider, die mehrheitlich verändert, gerichtlich kontrolliert und öffentlich diskutiert werden können. Sie regelt auch die demokratischen Verfahren, die Arbeit der demokratischen Institutionen sowie den Rahmen einer unabhängigen Justiz und Presse.

 

Das Klima in diesem Haus ermöglicht soziale, zivile und kulturelle Integration. Im Idealfall sind alle Bewohner bemüht, sich mit Vertrauen, Respekt, Fairness und Wahrhaftigkeit verantwortungsbewusst friedlich zu begegnen. Sie vermeiden Sonder- und Parallelwelten, vor allem kämpfen sie gegen den Geist des moralischen und religiösen Eifertums, der sich häufig mit Unwissenheit und Überheblichkeit verbündet. Aber auch gegen totalitären Extremismus, heuchlerischen Fanatismus und ängstliches Duckmäusertum.

 

Die Haustüren können geöffnet werden, um Menschen in Not zu helfen, aber auch um mit anderen Häusern zusammenzuarbeiten. Die Türen bleiben jedoch für die verschlossen,  die Hass und Intoleranz, Gewalt und Unfrieden mitbringen, die vor allem das Fundament des Hauses zerstören wollen: Die Würde und die Freiheit des Einzelnen, die Gewaltenteilung, die Trennung von Staat und Religion, Gleichberechtigung…

 

Das Haus insgesamt muss ständig erneuert werden, damit es nicht eines Tages wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Es braucht vor allem viele engagierte Menschen, die von seinen Besonderheiten sowie seiner  Entwicklungsfähigkeit überzeugt, sogar begeistert sind, aber auf dem Teppich täglicher Herausforderungen bleiben. Es braucht demokratische Kräfte – wertorientierte, soziale und wehrhafte -, einen langen Atem, immer wieder frischen Wind durch geöffnete Fenster.

Damit eine demokratische Vision, eine vorweggenommene Zukunft, in Vernunft und Würde entdeckt und gelebt werden kann.

 

Burkhard Budde


„Rote Linien“ einer wehrhaften Demokratie

Diskussion über „Toleranz“ am Ort Lessings

 

Gibt es „rote Linien“ in einer liberalen Demokratie? Frank Oesterhelweg, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages, tritt für eine „wehrhafte Demokratie“ ein, die Grenzen der Toleranz kennt. Auch für Christoph Bors, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer- Stiftung in Niedersachsen, ist „gelebte Toleranz“ im Geiste der Aufklärung in einer wehrhaften Demokratie möglich und nötig.

An der Wirkungsstätte Gotthold Ephraim Lessing, der ab 7. Mai 1770 als Bibliothekar in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel tätig war, wurde am 13. Februar 2019 das „existentielle Thema“ aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Über 200 Teilnehmer waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung gefolgt.

Diskussionsteilnehmer waren nach einer historischen Betrachtung zum Begriff „Toleranz“ von Prof. Dr. Peter Burschel, Direktor Herzog August Bibliothek, Michael Fürst, Präsident Landesverband Jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Dr. Yazit Shammout, Geschäftsführer DANA Senioreneinrichtungen GmbH Hannover sowie Dr. Burkhard Budde.


Zum Valentinstag

 

Liebende

 

Der bewegte Bauch sagt „Si“,

der kühle Kopf „Wie?!“

 

Der Mund haucht: „Ich liebe dich“.

Das Herz flüstert: „Nur dich“.

 

Liebende sind verzückt,

doch nicht ständig  entrückt.

 

Gefangen auf Wolke sieben

gelten nur noch Triebe.

Befreit durch Kopf und Herz

ist Leidenschaft kein Scherz.

 

Vertrautheit ist ihr Glück

und Vertrauen ihr Kick.

Die Liebe, die nicht nur schlummert,

überwindet manchen Kummer.

 

Kostbar und mächtig,

reift sie würdig und bedächtig.

 

Liebende entdecken den Sinn

im Vollzug ihrer Liebe mit Gewinn

 

und das „Bitte, was?!“

als eine schöne Last.

 

Burkhard Budde

  

P.S. Und Valentin? Er soll im dritten Jahrhundert „gute Taten“ vollbracht haben. Zum Beispiel als Mönch Liebespaaren Blumen aus dem Klostergarten geschenkt, als Bischof heimlich Paare christlich getraut, als Person dem Kaiser widersprochen haben. Und er scheint für seine „Taten der Liebe“ hingerichtet worden zu sein.

Und der Valentinstag am 14. Februar 2019? Der erinnert wohl nicht nur an einzelne Vögel, die sich anfangen zu paaren. Sondern vor allem an die „Macht der Liebe“, die Gleichgültigkeit und Ohnmacht, aber auch Hass und Neid überwinden kann. Und an den einzelnen Menschen, in dem ein schlummernder Valentin darauf wartet, geweckt zu werden.


Auf ein Wort

 

„Wasser“ statt „Wein“ ?

 

Etikette kann wichtig sein. Wer Benimmregeln beherrscht, hat auf dem gesellschaftlichen Parkett größere Erfolgsaussichten. Auch Etiketten können sich als nützlich erweisen. Bei der Suche nach einem bestimmten Produkt sind Aufkleber hilfreich.

 

Das schnelle Etikettieren eines Menschen im Meinungskampf ist jedoch problematisch. Einem Menschen - zwar unsichtbar, aber erlebbar – einfach ein beleidigendes Etikett auf die Stirn zu kleben, ist unfair, ungerecht und würdelos. Und ob der Etikettierer selbst gerne mit einem solchen Etikett auf seiner Brust herumlaufen, bewertet, festgelegt, einsortiert und ausgegrenzt würde?!

 

Wer beispielsweise alle Andersdenkenden, obwohl sie sich im Rahmen unseres Grundgesetzes bewegen, einfach als „Rassisten“ etikettiert, verweigert die inhaltliche Auseinandersetzung. Er arbeitet sogar den wirklich unbeweglichen Köpfen in die Hände, die sich über andere Menschen erheben und Gruppen auszuschließen versuchen. Weil für sie dann eine Bezeichnung fehlt, können sie weiterhin im Nebel der Begriff- Losigkeit ihr menschenverachtendes Unwesen treiben.

 

Aber auch Etikettenschwindel sollte rechtzeitig entlarvt werden, damit niemand später böse Überraschungen erlebt. Es gibt große Enttäuschungen, wenn das Etikett auf einer Flasche „Wein“ verspricht, aber sich in der Flasche „Wasser“ befindet. Oder wenn auf dem Türschild „Menschlichkeit“ steht, aber im Innern eines Hauses nur wenig Wertschätzung und Annahme erfahrbar sind. Entweder spiegelt ein Etikett die „Sache“ glaubwürdig wider oder es sollte lieber auf eine Etikettierung verzichtet werden.

 

Das Etikett „Religionsfreiheit“  auf einem schönen Pferd mit Namen Troja ist dann kritisch zu hinterfragen. Welches Verständnis von Freiheit befindet sich im Bauch des Pferdes, welches Verständnis ist gemeint? Etwa nur die Freiheit, sich öffentlich zu einer Religion zu bekennen? Aber nicht auch die Freiheit, sich von einer Religion abzuwenden, sie zu wechseln oder auch ohne Religion leben zu wollen? Dient die „Religionsfreiheit“ nur den eigenen Interessen oder vor allem der individuellen Freiheit aller, auch der Selbstbestimmung der Frau?

 

Eine zentrale Orientierung  gibt das Leuchtfeuer der „unantastbare Würde“ des Grundgesetzes: Alle Menschen sind aus einem Holz geschnitzt, sind gleichwürdig, -wertig und -berechtigt. Die offene Gesellschaft  ist offen für die Vielfalt der Religionen und Nichtreligionen im Rahmen des demokratischen Rechtsstaates, aber sie braucht, um offen zu bleiben, die Einheit und den Vorrang der Grund-, Freiheits- und Menschenrechte. In Wehrhaftigkeit, nicht in der Haltung eines Zuschauers.

 

Mutige Verbündete im Geist der Menschenwürde und der politischen Vernunft verzichten auf ständiges Etikettieren, vor allem auf Etikettenschwindel. Weil sie ihre Werte vor- leben.  

 

Burkhard Budde 


Auf ein Wort

 

„Muss ich ein Kopftuch tragen?“

 

Sophie und ihr Vater fahren zum ersten Mal mit dem Zug in eine große Stadt. Das aufgeweckte Kind ist sechs Jahre alt und immer auf Entdeckungsreise.  Schon am Bahnhof fällt Sophie das bunte, aber auch unbekannte Leben auf.

 

Ein alter Mann, der einen dicken Bart trägt, eilt mit seiner jungen Frau vorbei, deren Gesicht mit einem Tuch eingerahmt ist, so dass man kein einziges Haar nicht sehen kann. Sophie  fragt wissbegierig ihren Vater: „Papa, warum trägt die Frau ein Kopftuch?“ Der Vater, der bei dem Geschiebe und Gedrängle andere Sorgen hat,  antwortet nur kurz: „Weiß ich nicht genau. Hat etwas mit ihrer Kultur zu tun.“ Sophie gibt sich jedoch mit der Antwort nicht zufrieden. „Warum trägt denn ihr Mann kein Kopftuch?" Der Vater scheint jetzt ein wenig genervt zu sein: „Weiß ich auch nicht. Das hat wohl etwas mit der Religion zu tun.“ Sophie denkt kurz nach, dann sucht sie fast ungläubig die Augen des Vaters: „Macht denn Gott Unterschiede zwischen Mann und Frau?“  „Wir müssen jetzt den Bus erreichen“, versucht der Vater abzulenken. „Später können wir darüber sprechen“. Doch Sophie lässt nicht locker: „Muss ich später auch ein Kopftuch tragen?“ Da fällt dem Vater doch eine „gute Antwort“ ein. „Wenn du eines Tages in den Iran oder nach Saudi Arabien fährst, dann musst du ein Kopftuch tragen.“ „Sind das die Länder“, erwidert Sophie, „in die Mama auf keinen Fall reisen will?“

 

Was Sophie gefragt und beobachtet hat, beschäftigt den Vater dann doch. Er macht sich schlau.

 

Ist das Kopftuch ein Zeichen einer „tugendhaften“ Frau, die sich von anderen Frauen abgrenzt? Sind Frauen, die kein Kopftuch tragen, „ehrlos“?

 

Ist das Kopftuch ein Zeichen einer „geschützten“ Frau, die vor Männern, ja vor sich selbst geschützt werden muss, damit sie männliche Phantasien nicht provoziert? Ist eine Frau nur ein sexuelles Objekt, ein Mann nur ein triebhaftes Subjekt?

 

Ist das Kopftuch ein Zeichen einer „gehorsamen“ Frau, die keine „widerspenstigen“ Fragen stellen darf, wenn Männer den Koran wörtlich verstehen, um ihre Macht in der Ehe und Familie nicht zu verlieren oder auf Augenhöhe teilen zu müssen? Darf die Frau nicht selbst bestimmen, was sie auf dem Kopf trägt und was sie im Kopf denkt, sich nicht selbst bestimmen?

 

Oder sollte das Kopftuch ein Zeichen einer „freien“ Frau sein, die sich nicht mit den Versuchungen der modernen Welt auseinandersetzen will (und darf)?

 

Viele Fragen für den Vater. Aber er weiß, dass echte Freiwilligkeit aus Einsicht und ohne Droh- und Angstkulisse sowie bevormundenden Zwang wichtig ist. Und dass es zur unantastbaren und kulturell unverhandelbaren Würde aller Menschen sowie zur individuellen Selbstbestimmung gehört, das Kopftuch ablegen zu können oder nicht aufsetzen zu müssen – integriert in eine Kultur der Freiheit und der Gleichberechtigung. In der sowohl seine Tochter, die Christin ist, als auch muslimische Mitbürger gemeinsam und friedlich leben.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Die Sprache des Häuptlings

 

Hat „er“, „sie“, „es“ den Stein der Oberweisen gefunden? Will der Oberhäuptling damit seinen Ruhm mehren, sein Reich erhalten, festigen und ausbauen? Soll sein Volk erzogen werden? Oder will er nur von anderen Problemen, die er hat, ablenken? Weiß „man“, was man tut, der Sprache mit verordneter „Gendergerechtigkeit“ antut?

 

Stolz, vielleicht auch mit geschwollener Brust, zugekniffenen Augen und offenem Mund, spricht „einer“, „eine“, „eines“ vom „wichtigen Signal“ für das Land. Und Buschtrommeln der Eiferer verbreiten die „geschlechtergerechte Verwaltungssprache“. Die Indianer, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (besser „Mitarbeitenden“?), sollen zum Beispiel nicht länger vom Rednerpult sprechen, sondern von „Redepult“, nicht von Lehrerinnen und Lehrer, sondern von „Lehrenden“ nicht von Stadträtinnen und Stadträten, sondern von „Ratenden“.

 

Ob die Menschen in seinem Reich die Augen verdrehen, den Kopf schütteln, vor allem die neuen, gendergleichen Steine einfach schlucken? Ob die jetzt „Ratenden“ einfach zur Tagesordnung übergehen, weil die spitzen Steine, die ideologisch und politisch Bände sprechen, im Hals steckengeblieben sind und sprachlos machen?

 

Wo liegt denn dieses Reich, das eigentlich durch eine identitätsstiftende  Sprache zusammengehalten werden soll? Im Land der Pferde. Wer hier allerdings hoch zu Ross daherkommt und den weiblichen Gast als „Gästin“ bezeichnen würde, braucht sich nicht zu wundern, dass er bei der Begegnung mit einer selbstbewussten und gleichberechtigten Frau auf die Nase fällt.

 

Und ein Oberhäuptling ohne sprachlichen Stallgeruch, aber mit erhobenem Zeigefinger, der das Sprachgefühl vieler verletzt, kann schnell bei der nächsten Wahl auf die Wiese der Bedeutungslosigkeit geschickt werden. Hier kann er sich sprachlich austoben. Denn auch er hat das Recht auf Denk-, Meinungs- und Sprechfreiheit. Und er wird dann nicht durch eine Anweisung von oben gezwungen, „sprachkorrekt“ sein zu müssen, keine Rücksicht auf Sprachklang und Sprachmelodie  nehmen zu müssen. Vielleicht lernt er jedoch auch, dass z.B. „Lehrer“ die Lehrerin mitmeinen kann,  dass  das Neutrum im Deutschen nicht sexualisierbar ist. Dass „Oberhäuptling“ sexusneutral ist, Frauen und Männer gleichermaßen bezeichnet.

 

Und dass alte sowie lebendige Steine der Erkenntnis neu gefunden werden können. Nicht nur auf einer Spielwiese, sondern mitten im Sprachalltag.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Sind die Gedanken frei?

 

Gibt es Gedankenfreiheit? Oder herrschen Denkverbote? Immer wieder wird versucht, das Denken  zu zensieren oder gar zu unterdrücken. 

 

„Wenn mein Chef, der ein Choleriker ist, seine Sprüche klopft und ausrastet“, verrät ein Mitarbeiter, „halte ich den Mund. Und denke mir nur meinen Teil.“ Und wie denkt der Chef über diesen Mitarbeiter? „Ein Langweiler ohne eigene Meinung“, erzählt er schmunzelnd einem Freund.

 

Die Wahrnehmung der Gedanken eines Mitmenschen ist nicht so einfach. Und zwischen Fremdwahrnehmung und Selbstwahrnehmung  liegen häufig Welten.  Aber dennoch ist die „Denke“ nicht unwichtig. Denn wie einer über einen Menschen denkt, so verhält er sich auch. Sieht ein Geschäftsführer beispielsweise seinen Angestellten vor allem als bloßen Kostenfaktor und nicht auch als kompetenten Partner im Team, das das Geschäft voranbringen soll,  hat das Konsequenzen für sein konkretes Handeln. Und natürlich auch für die Motivation und das Engagement eines Mitarbeiters.

 

Doch bleiben die Gedanken stets frei?

 

Die Gedankenwelt eines Menschen ist eine verrückte Kopfwelt. In ihr wird nicht selten Karussell gefahren, das sich manchmal langsam, mal schneller dreht. Gedanken kommen, bleiben, machen schwindelig, verschwinden, verstecken sich, kehren zurück. Sie verlassen das Karussell, gehen auf Wanderschaft, erleben Höhen und Tiefen, Abgründe und Sackgassen, können sich im Gestrüpp verfangen. Manchmal spielen sie den Staatsanwalt und zugleich den Richter, manchmal den Angeklagten und den Sündenbock. Manchmal sind sie Trittbrettfahrer oder Schwarzfahrer. Immer wieder gibt es Kopfgeburten, die unheimlich sind, weil sie von Trieb- und Ohnmachtsvorstellungen gezeugt sind, vom Verschwörungswahn und peinigenden Erinnerungen getrieben und nur noch Freunde und Feinde kennen.

 

Spätestens jetzt sollte das Denken von den entmündigenden Fesseln befreit werden. Denken kann durch Denken gestaltet und gelenkt werden: „Lass dich nicht auf falsche Gedanken bringen!“ „Denk darüber nach!“ „Denk positiv und wohlwollend.“ Denn wenn einer bewusst denkt, existiert er. Und wenn er existiert, kann er denken, nach- und durchdenken, vor- und weiterdenken, quer- und neudenken.

 

Gefühle können das Denken befeuern. Das Denken, das mehr ist als ein Sammelbecken für unterschiedliche Ideen, kann Gefühle kritisch kultivieren, sie überwachen, deuten und einordnen. Um souverän, selbstständig und frei im Denken zu bleiben. Und um eine Spur der Verantwortung, der Fairness und des Glücks zu hinterlassen.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Tratschen und klatschen

 

Alle kennen diesen Cocktail, der diskret indiskret zubereitet wird. Viele trinken ihn sehr gerne, wo er auch immer serviert wird. Und geben schnell ihren Senf dazu, um ihn noch schmackhafter zu machen.

 

Seine Mischung aus Halbwissen und Halbwahrheit, aus Intimität und Exklusivität, macht den Mund wässrig, den Kopf neugierig und beflügelt die Phantasie. Es schmeichelt der Zunge, wenn beim Sprechen über einen Abwesenden geschenktes Vertrauen und ungesicherte Beredsamkeit oszillieren. Wenn dann alle tratschen und klatschen, klatscht es in der verschworenen Gemeinschaft Beifall. Je häufiger ein Cocktail angeboten und getrunken wird, desto besser scheint er zu schmecken. Und der Cocktail wird nicht kritisch hinterfragt.

 

„Haben Sie schon gehört, dass unsere verheiratete Kollegin wieder einen neuen Freund hat?“ tuschelt einer hinter dem Rücken. „Schon wieder?!“ empört sich seine Gesprächspartnerin, die kein Sozialmuffel sein will. „Ich weiß gar nicht, was die Männer an ihr finden.“ Aber nicht nur Tugendwächter oder Sittenrichter tratschen häufig. Im privaten Kreis versuchen fast alle Menschen, mit Hilfe von Klatsch und Tratsch Dampf abzulassen und Frust abzureagieren: „Ausgerechnet der Typ, der unfähig ist, hat die Stelle erhalten. Und wagt es, mich zu beleidigen und zu demütigen. “

Klatsch und Tratsch gehören schon immer zum Leben der Menschen dazu. Sie sorgen sogar für eine gewisse soziale Kontrolle. Wer Angst vor dem Getuschel hinter vorgehaltener Hand hat, weil er seinen guten Ruf verlieren könnte, verzichtet vielleicht eher auf einen (weiteren) Seitensprung oder auf Missachtung ungeschriebener Gesetze.

 

Einen Schuss Neid, Rechthaberei oder Wichtigtuerei kann ein Cocktail noch vertragen. Wenn jedoch aus dem „normalen“ Cocktail ein ungenießbarer Giftcocktail wird, ist Schluss mit lustig. Üble Nachrede gehört beispielsweise dazu, bewusst Mitmenschen zu verunglimpfen und ihnen mit falschen Tatsachenbehauptungen zu schaden.

 

Ein Maulwurf, der nicht nur über einen abwesenden Menschen lästert, sondern ihn vielleicht auch mit Verleumdungen ruinieren will, braucht argumentativen Widerspruch: Sind seine Quellen wirklich seriös und unabhängig? Cui bono? Wem nützt der Infofetzen? Ist die andere Seite gehört worden? Und wenn es so wichtig und existentiell ist: Warum wird nicht das gemeinsame Gespräch gesucht? Oder der Rechtsweg?

 

Denn dieser unsichtbare Cocktail schadet dem Frieden und zerstört Leben. Manchmal reicht ein Schluck des Giftes aus, um das Denken und Verhalten zu vergiften. Dann lieber die Finger von einem Giftcocktail lassen.

Um im Geist der Wahrheit und der Liebe ein glückliches Leben führen zu können.

 

Burkhard Budde  


Erfahrungsschatz im Machtkampf

 

Kommentar zum Umgang mit einem älteren Politiker

 

Am „Casus Elmar Brok“, der keinen sicheren Platz auf der Europa-Liste der NRW-CDU bekommen soll, sollten alle Parteien lernen, nachdenken und vor allem umdenken.

 

Ein „Casus Belli“, ein politischer Machtkampf hinter den Kulissen um jeden Preis, zerstört immer mehr das Vertrauen der Bürger in die parlamentarische Demokratie. Ein Parteiauswahlverfahren durch eine Minderheit von oben nach unten, von „Bezirksfürsten“ über „Landesfeudalherren“ , ausschließlich nach Quoten und Proporzen bzw. Regionen oder gar nach “Vasallenschaft“, stärkt nur eine Fassadendemokratie.

 

Der Bürger bekommt den Eindruck, dass Machtfragen den Ausschlag geben, im Klartext: Wer setzt sich durch? Wer hat das Sagen? Wer wird gemocht? Wer dient der eigenen Karriere? Wer hat noch eine offene Rechnung zu begleichen?

Natürlich, kein Politiker, welcher Partei er auch immer angehört, kann ohne Macht etwas „machen“. Aber die politische Machtfrage auf Zeit sollte in einem parteipolitischen Machtkampf nicht nur an Recht und Gesetz, sondern auch an die politische Verantwortungsfrage gebunden bleiben: Wer wird bei der Wahrnehmung eines Mandates konstruktiv gebraucht? Wer hat welche Kompetenzen und Qualifikationen, um die Aufgaben, die mit dem Mandat verbunden sind,  am besten zu erfüllen?  Wer verfügt über die notwendigen Erfahrungen und persönlichen Bedingungen, um im Team die politischen Ziele am ehesten zu verwirklichen? Wer ist so frei, unabhängig und glaubwürdig, dass er stets „auf dem Teppich“ der Bürger- und Menschennähe sowie der Selbstreflexion und Selbstkritik  bleibt?

 

Ein „Casus Gravitatis“, ein gewachsener Erfahrungs- und Kenntnisschatz, wird in einer Welt immer wichtiger, die durch zunehmende Dynamik, Unberechenbarkeit und Komplexität, aber auch durch die Suche nach einfachen Lösungen, nach schnellem Klartext ohne Kontext, geprägt ist.

Warum sollte eine zuverlässige Lokomotive mit viel Erfahrung und Innovationskraft aufs Abstellgleis gestellt werden? Wenn sie dafür sorgen kann, dass der Europazug auf neuen Gleisen vorankommt und nicht auf Nebengleise gerät, die nicht zum Ziel führen?

 

Ein 72jähriger kann trotz oder gerade wegen seines Alters, vor allem wegen seiner Erfahrungen einer langen Dienstzeit jüngeren Politikern helfen, Herausforderungen besonnen, sachlich und fair zu meistern, Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und viele Türen zu öffnen sowie nationale und internationale Netzwerke mit zu knüpfen.

 

Kein machtpolitisches Abservieren, sondern Dank, Ermutigung und Vertrauen haben ältere Politiker im Team mit jüngeren verdient, die nicht nur den älteren Teil der Bevölkerung in einem Parlament repräsentieren, sondern eine gemeinsame Zukunft zum Wohle aller mit gestalten.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Offene Blicke statt Scheuklappen

 

Ist da jemand verzaubert, ein anderer verbittert? Über ein und dieselbe Person heißt es „Ein freundlicher und herzlicher Mensch.“ Andere Stimmen behaupten dagegen: „Die Person ist arrogant und gefühlslos.“

 

Spielt bei den unterschiedlichen Wahrnehmungen die jeweilige Sichtweise eine Rolle? Mit der rosaroten Brille sieht ein Betrachter vor allem die schönen Seiten eines Menschen und kann blind vor Liebe werden; mit der negativen Brille sieht er nur die Schwächen und kann ihm Unrecht tun.

 

Zerrbilder über ein und dieselbe Person können bezaubern, aber auch verteufeln. Sowohl ein „perfekter Engel“ als auch ein „fieses Monster“ sind häufig Geburten der eigenen Phantasie. Und hinter einer freundlichen Fassade können sich Abgründe auftun. Der Vorwurf der Arroganz kann auch etwas mit offenen Rechnungen zu tun haben, mit Unwissenheit, mit Minderwertigkeitsgefühlen oder einfach mit persönlichen Enttäuschungen.

 

Die Wirklichkeit der ganzen Person passt nie in ein schwarzweißes Schema. Es gibt bei jedem Menschen viele Grautöne, auch Widersprüche und Spannungen,  ein Auf und Ab, ein Hin und Her, Brüche und Aufbrüche.

 

Die Wahrnehmung einer Person ist stets subjektiv, ausschnittsweise und häufig auch interessengeleitet sowie kulturell geprägt. Sie ist noch lange nicht die ganze Wahrheit über die Person in einer bestimmten Situation. Denn wer kann schon in den Kopf und in das Herz eines Menschen schauen? Und manchmal mischt sich auch die Dummheit ein und behauptet zum Beispiel, in der Menschenmenge keine Menschen gesehen zu haben. Oder ein Neider und Beleidiger nimmt nicht wahr, dass er in den eigenen Spiegel schaut, wenn er eine Person beneidet und beleidigt.

 

Nichtsdestotrotz: Der Zauber kann verfliegen, die Verbitterung weichen. Denn zum Menschsein gehört es, sich vorstellen zu können, ein ganz anderer zu sein. Wenn einer in einer Schublade hockt, kann er – wenn er es denn will - die ideologische oder selbstgerechte Brille, mit der er die Wirklichkeit konstruiert, absetzen. Damit er aus seinem Kästchendenken raus kommt, Raum zu Begegnungen bekommt und sich unabhängig von anderen Stimmen eine eigene Meinung bilden kann. Am besten er spricht selbst mit der betroffenen Person und nicht über sie. Und plappert nicht nach, was er gehört hat.

 

Ohne Scheuklappen oder Augenbinden, ohne Vorurteile und Klischees, sondern mit offenen und nüchternen Blicken, die atemberaubend bezaubernd und menschlich sein können.

 

Burkhard Budde

 

Das Foto zeigt ein Werk der Braunschweiger Künstlerin Marie-Luise Schulz

Zusammenspiel statt Bespaßung


Musik begeisterte


Ein Dreiklang eroberte viele Herzen:

Empathische Ästhetik statt lautes Draufgängertum.
Authentische Inszenierung statt gewohntem Trott.
Wechselseitiges Zusammenspiel statt künstliche Bespaßung.

Das Indiepop-Quartett YOU SILENCE I BIRD (YSIB) war am 30.12.2018 im Braunschweiger "Wintertheater" an der St. Martini Kirche in seinem Element. Paul Baumann, Jonas Budde, Hendrik Garbade und Moses Köhler, die sympathischen Gesichter der Braunschweiger Band, holten "natürlich weg" und zugleich handwerklich kompetent das vor allem junge Publikum ab, nahmen es mit auf ein musikalisches Abenteuer - und verzauberten viele.


Der Singer- Songwriter SON und seine Band erfüllten die angekündigten Erwartungen an diesem bunten Abend: Handgemachte Musik aus der Region, die durch den Verzicht auf "technischen Schnickschnack" sich "entwaffnend ehrlich" eine musikalische Zukunft in der Szene erarbeitet.


Mit einer Charmeoffensive führte Moderator Markus Schultze durch den Abend und ludt mit eigenen musikalischen Beiträgen zum Nachdenken ein, zu sich selbst zu finden und bei sich selbst zu bleiben, selbst wenn der Applaus ausbleiben sollte. An diesem Abend war das jedoch im Spiegelzelt nicht der Fall.


Der Applaus ermutigte vielmehr, auch im Jahr 2019 den Schlüssel zum Herzen vieler mutig in die Hand zu nehmen: Mit dem Dreiklang anspruchsvoller und zugleich seelenöffnender Musik, die unterschiedliche Menschen zusammenführt und verbindet, vor allem bewegt.


Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Als Samenkorn leben?

 

Der Sand rieselt still und langsam, aber unaufhörlich vor sich hin. Alle Sandkörner in der Sanduhr sind miteinander verbunden. Alle sind winzig, vergänglich und endlich. Alle müssen irgendwann durch eine enge Öffnung, von einem Kolben in den anderen.

 

Ein Sandkorn scheint aus der Reihe zu tanzen. Eine hartnäckige Angst sitzt ihm im Nacken. Es wird von einer inneren Unruhe beherrscht. Es will im Strom der Zeit nichts verpassen, nichts verlieren, auch nicht vergessen werden. Eine unsichtbare Jury, die den Daumen nicht nur heben, sondern auch senken kann, bereitet ihm schlaflose Nächte. Doch welche Spuren wird es im Sand hinterlassen?

 

Ein anderes Sandkorn mischt sich manchmal gedankenlos, manchmal herzlos, vor allem verantwortungslos  ein. Es verbreitet unnötigen Ärger, ist  Sand im Getriebe und bringt ein ganzes Uhrwerk aus dem Takt. Immer häufiger setzt es selbst Staub an, ist selbstgerecht und verhindert dadurch eigene und fremde Entwicklungen. Viele sind erleichtert, als es im Unbekannten verschwindet. Können jetzt (noch) alle seine Spuren geheilt werden?

 

„Ich will nicht umsonst gelebt haben“, meint ein weiteres Sandkorn, das zu sich selbst gefunden hat. Es denkt über seine Lebenszeit nach, die es nicht krampfhaft festhalten oder einfach vermehren kann, sondern die unwiederholbar vergeht. Aber gerade deshalb einmalig, wertvoll und kostbar ist - eine geschenkte Zeit, mehr als eine messbare.

Und wenn das so ist: Sollte das Sandkorn dann nicht Zeit-Diebe meiden, die ihm seine Lebenszeit mit Nickeligkeiten stehlen?  Sich mit alten Kamellen belasten, die die Gegenwart nur vergiften? Sich treiben lassen, die Zeit einfach totschlagen? Sich als Getriebener kaputt machen, sich dem Diktat der Termine oder seiner Gier unterwerfen?

 

Wie wäre es mit der Perspektive, bewusster zu leben? - Die begrenzte Zeit sinnvoll zu gestalten statt sie nur zu verwalten. Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden. Neue Schwerpunkte und Ziele zu setzen. Das Nötige im Möglichen zuerst zu tun. - Um wieder glücklicher und froher  sein zu können?!

 

Das Sandkorn denkt noch weiter.

Alles, selbst der Widerspruch von Dauer und Vergänglichkeit, fällt eines Tages zusammen.

Aber muss das unbekannte Ende im trostlosen Nichts enden?

Während sich der obere Kolben der Sanduhr entleert, füllt sich gleichzeitig der untere Kolben.

Und wenn ein Sandkorn an den ewigen Schöpfer aller Zeit (-Uhren) glaubt, kann selbst aus einem Staubkorn ein Samenkorn werden, das neuen Sinn entdeckt.

Und es kann im Treibsand des vergänglichen Lebens Hoffnung auf Ewigkeit wecken.

 

Burkhard Budde

Auf ein Wort

 

Vorsätze als Hauptsätze?

 

Sind Vorsätze nur schöne Seifenblasen, die eine kurze Lebensdauer haben, weil sie bei der Berührung mit der harten Realität platzen und sich in Luft auflösen? Oder verzierte Appelle, die das Wissen und das Gewissen streicheln und beruhigen sollen? Oder ein geistiger Selbstbetrug, um sich das Leben für kurze Zeit leichter und erträglicher zu machen?

 

Gutgemeintes hat am Ende oder zu Beginn eines Jahres in privaten Schneckenhäusern, bei öffentlichen Feiern oder Empfängen Hochkonjunktur. Wunschlisten sind en vogue. Vorsätze werden heimlich oder offen genannt. Hoch und heilig wird alles Mögliche und Unmögliche ehrlich oder schmunzelnd versprochen.

 

Auch wenn das Gutgemeinte schnell gebrochen oder vergessen wird, der Trott des Alltags, die Macht der alten Gewohnheiten oder neue Konflikte triumphieren, können manche Vorsätze sinnvoll sein und bleiben. Besonders wenn sie aus Einsicht freiwillig und in eigener Freiheit und Verantwortung gewonnen worden sind. Und realistische Möglichkeiten des Fortschritts und der Selbstkorrektur bieten.

 

So kann sich zum Beispiel einer den Vorsatz zu Herzen nehmen, seinen Nächsten in Zukunft kritischer und differenzierter zu beurteilen und ihn nicht einseitig und pauschal zu verurteilen. Ihm begründet einen größeren Vorschuss an Vertrauen und Zutrauen zu schenken und ihn nicht in ein Schubfach oder eine Kiste zu sperren oder liegen zu lassen. Ihm konstruktivere Lösungsvorschläge zu machen und ihm nicht ständig die Vergangenheit um die Ohren zu hauen.

 

Oder vielleicht auch den Vorsatz, sich an die eigene Nase zu fassen, nicht hochnäsig auf seinen Mitmenschen herabzusehen, sondern auf Augenhöhe mit ihm zu kommunizieren. Den ersten Schritt zu wagen und nicht beleidigt in der Ecke hocken zu bleiben oder einen großen Bogen um seinen Mitmenschen zu machen. Ihm – wenn es wirklich wichtig ist - argumentativ und eindeutig in der Sache zu widersprechen und sich nicht um des Friedens will bequem anzupassen und sich vielleicht selbst sogar aufzugeben.

 

Wer mit solchen oder ähnlichen Vorsätzen heute schon anfängt, kennt die gutgemeinten Nebensätze, die das Leben nicht wirklich verändern, sondern die Hauptsätze, die das Leben erneuern und gemeinsames Glück verheißen und dabei helfen, seines eigenen Glückes Schmied zu sein. Denn er hat es häufig selbst in der Hand, das Richtige im richtigen Augenblick zu tun – ob aus Vorsätzen tragfähige Hauptsätze in der Zukunft werden.


Und wer scheitert, kann aus der Quelle göttlicher Liebe immer wieder Kräfte zu Neuanfängen schöpfen, weil die Grammatik dieser Liebe alle Neben-, Haupt- und Vorsätze beseelt.

 

Burkhard Budde


„Stille Nacht“ – bewegte bewegende Nacht

 

Heimlich sehnt sich die Kerze nach Licht. Manchmal beneidet sie das Licht, manchmal ärgert sie sich über das Licht, manchmal hat sie Angst vor dem Licht, manchmal ist ihr das Licht auch egal.

 

Aber am Heiligen Abend, wenn sie das Lied „Stille Nacht“ hört, horcht sie auf. Beim „trauten, hochheiligen Paar“ wird ihr ganz warm ums Herz. Beim „holder Knabe im lockigen Haar“ fängt sie an zu träumen. Bei „Christ, der Retter, ist da“ öffnet sie ihre Lippen. Bei „Christ, in deiner Geburt“ verspürt sie ein heilsames Gefühl unbekannter Geborgenheit und neuer Hoffnung  – und fängt an zu leuchten.

 

Begonnen hat der emotionale Siegeszug des Weihnachtshits vor 200 Jahren im Salzburger Land. In der kleinen Stadt Oberndorf erklang  „Stille Nacht“ zum ersten Mal am Heiligen Abend in der St. Nikola Kirche. Hilfspfarrer Joseph Mohr, der das Musikstück geschrieben hatte, spielte Gitarre und sang die Tenorstimme. Der Lehrer und Organist Franz Xaver Gruber, der es in D-Dur für zwei Solostimmen, Chor und Gitarre komponiert hatte, sang den Bass.

 

Bis heute kann das Lied Menschen auf der ganzen Welt unter die Haut gehen.

Sollte Gott über eine Menschheit wachen, die schläft, ihn vielleicht vergessen hat, ignoriert, bekämpft  oder meint, ohne ihn leben zu können?


„Stille Nacht“, vor allem die Botschaft von „Gottes Sohn“, kann erloschene Kerzen ohne Licht entzünden sowie brennende Kerzen menschlicher machen. Und das Lichtermeer still werden lassen, wenn sich der „göttliche Mund“ öffnet, weil die „rettende Stund“ gekommen ist.

Und Traurige können getröstet und wieder froh, bewegungslose Lichtlose zu bewegten Lichtträgern werden.

 

Burkhard Budde

Zum Weihnachtsfest

 

Auf ein Wort

 

Abenteuer Liebe

 

Ein winziges Menschlein erblickt das Licht der Welt. Vor allem die von der Geburt erschöpfte Mama und der auch auf seine Frau stolze Papa, aber auch die Großeltern, Onkel und Tanten sowie die Freunde erleben ein Fest der Sinne. Ein kleines Wesen, das sich nicht wehren, aber bemerkbar machen kann: Es guckt, quietscht, brabbelt, tastet mit seinen kleinen Fingerchen, leckt und spielt mit der klitzekleinen Zunge. Es nuckelt so gerne an der Brust der Mutter. Macht ein Bäuerchen und pupst – zur Freude aller.

 

Doch noch überwältigender ist ein direkter Augenkontakt, ein faszinierendes Geschenk. Ob dünnhäutig oder dickhäutig: Bei einem lächelnden Blick des Babys tief in die Seele eines Erwachsenen öffnet sich jedes gereifte Herz, schlägt höher und schneller – verzaubert und füllt es mit unbekannten Glücksgefühlen, die nicht einfach versickern oder abperlen.

 

Manchmal kann das Kind auch schreien. Hat es Schmerzen? Ist es (noch) hungrig oder (wieder) müde? Vielleicht auch genervt von den nassen Küssen, von dem gut gemeinten, aber übertriebenen Geknutsche einer lieben Verwandten? Die Mutter – auch der Vater?! -  kennt (wohl) den wahren Grund des Schreiens, redet zärtlich mit dem süßen Kind und wiegt es in einen wohligen Schlaf mit bestimmt vielen süßen Träumen.

 

Manche Gratulanten wollen sofort das Geschlecht und den Namen des Kindes wissen. Andere fragen zunächst nach dem Wohlbefinden von Mutter und Kind. Wieder andere blicken in das Gesicht des Babys und beginnen ein heiteres Raten: „Eindeutig, ganz der Vater.“ „Nein, eine echte…“

Aber dem Kind ist das egal. Es bleibt ein einzigartiges und unverwechselbares  Wunder, ist kein Bilderbuchbaby, auch keine (Teil-)Kopie eines anderen Menschen.

 

Denn dieses Kind hat etwas mit dem Kind in der Krippe zu tun. Wenn Gott in dem Kind in der Krippe Mensch geworden ist, dann hat auch dieses neugeborene Kind eine unverlierbare Würde, in der sich etwas unantastbar Göttliches widerspiegelt. Und die Eltern und Erwachsenen sind verantwortlich für dieses von Gott geliebte Kind.

 

Denn dieser Zauber ist keine heiße Luft, keine Nebelkerze, keine Hängematte, kein Sand im Getriebe, sondern ein offenes Abenteuer der vertrauenden Liebe und der verantwortungsvollen Leidenschaft.

 

Burkhard Budde

  

Ein praktischer literarischer Begleiter

auf vielen Wegen des Alltags


Buchempfehlung für den Gabentisch

Chefredakteur Jörg Kleine hat in der Goslarschen Zeitung (12. Dezember 2018) das Buch „Erkennen, anerkennen, bekennen“ als Tipp für ein Weihnachtsgeschenk empfohlen. Er schreibt:

 

„Erkennen, anerkennen, bekennen“ heißt der Titel eines neuen Buches von Burkhard Budde. „Büchlein“, müssten wir besser sagen, und das ist keineswegs despektierlich gemeint: Der promovierte evangelische Theologe und Publizist, wohnhaft in Bad Harzburg, liefert seine „Gedanken aus dem Leben zum Denken und Handeln“ im praktischen Taschenformat.

 

So wird die Sammlung von Gedichten und kurzen Geschichten zu einem Wegbegleiter für viele Fälle – ob als Lektüre in der Bahn, der Mittagspause oder im Sofa. Budde hat eine Mission, ohne missionarisch zu wirken: Mitgefühl, Toleranz, Verständnis, Vernunft, Vertrauen sind seine Leitmotive, die er mitten in der Gesellschaft platziert. Gerade auch in politisch und sozial bewegten Zeiten.

 

Buddes „Parabel vom Brückenbau“ ist wie Lessings „Nathan der Weise“ in Kurzform, „Bibel/Koran“ ein Appell für ein aufgeklärtes gemeinsames Leben mit Gott in einer säkularen Gesellschaft. Gleichermaßen analysiert Budde die Wege zu Freundschaft und Liebe – ewig junge Themen.“

 

Burkhard Budde, Erkennen, anerkennen, bekennen, BoD, Norderstedt, 6,90 Euro

 

Auf ein Wort

 

Lichtblick einer Kerze ohne Licht

 

Eine kleine Kerze flackerte im großen Lichtermeer. Eines Tages lebte sie an einem Strand, der schön gestaltet war, aber auch viele windige Ecken hatte. Manchmal verdunkelte sich ihr Lebensraum und es herrschte Finsternis. Dann wurde es kälter und unheimlicher. Vor allem Neid, Angst, Gier, Lüge und Zwietracht sowie Gemeinheiten trieben ihr Unwesen. Die kleine Kerze störte, weil die Finsternis nicht ins „Zwielicht“ geraten, sondern selber „Licht“, unerkannt bekannt und anerkannt und vor allem erfolgreich sein wollte.

Doch das Licht, das selbst Lichtscheue nicht blendete, aber sie auch nicht verklärte, ließ sich nicht neutralisieren oder instrumentalisieren. Es brannte still, manchmal auch laut, vor sich hin, drang in die Dunkelheit immer mehr hinein und konnte in ihr nicht übersehen werden.

 

Die dunklen Gestalten, die als Lichtgestalten auftraten, fassten einen düsteren Plan: Das Licht muss weg, entweder muss es ins helle Schaufenster gestellt oder in der bedeutungslosen Rumpelkammer versteckt werden. Und den Irrlichtern gelang es – anders als ursprünglich geplant - die kleine Kerze, die sich nicht hinters Licht führen ließ, zu löschen.

 

Traurig und einsam, ohne zu brennen, lebte sie wieder im Lichtermeer. Schuldgefühle quälten sie. Hatte sie etwas falsch gemacht? Sollte Nichts, die Finsternis, alles gewesen sein?

 

Eines Nachts hörte sie die Botschaft von einem Lichtträger, der Ohnmächtige neuen Sinn und neue Freude schenken könne. Nur eine weitere Nebelkerze, ein großes Täuschungsmanöver? Aber wenn es stimmen sollte?

 

Erst neugierig, dann immer mutiger und vertrauensvoller näherte sie sich diesem Licht. Als sie in seiner Nähe eine Geborgenheit, einen inneren Frieden, verspürte, wichen ihre Angst, auch ihre Wut und ihre Bitterkeit. Als sie ihre Würde im Lichte neuen Vertrauens wiederentdeckte, bemerkte sie, dass es in ihr und um sie herum immer wärmer und heller wurde.

Und sie begriff: Die Botschaft von Christus als dem Lichtträger Gottes war auch für sie ein göttlicher Lichtblick, der sie neu entzündet hatte, mitten im Lichtermeer mit den vielen Schatten und Grauzonen, jedoch nicht zu übersehen.

 

Burkhard Budde


Gruß vom Weihnachtsmarkt

 

Unicef-Karten grüßen

Auch in diesem Jahr beteiligen sich wieder Mitglieder des Lionsclubs Braunschweig-Dankwarderode beim Verkauf von Unicef-Karten für gute Zwecke. Auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt am Platz der Deutschen Einheit vor dem Rathaus zeigt das große Kaufinteresse, dass Weihnachtskarten mit schönen und künstlerisch gestalteten Motiven immer noch - oder immer wieder oder ganz neu - für viele Bürger – für Adventsfans, aber auch für Adventsgegner oder Adventsmuffel - attraktiv sind.

Schließlich sprechen originelle, individuell und persönlich verfasste Kartenbriefe viele Herzen besonders an, weil sie Herz zeigen und Herzen bewegen können.

Denn der weihnachtliche Zauber wird auf diese Weise weitergegeben, um  Zeichen der Liebe und des Friedens  zu setzen. Brücken können zeichenhaft und authentisch über Gräben geschlagen, Hände gereicht und vielleicht auch Herzen berührt und verzaubert werden, damit Neuanfänge eine menschliche und zugleich verantwortungsvolle Chance bekommen.

 

Burkhard Budde


Das politische „C“ bei einer christlichen Adventsfeier


Senioren aus Braunschweig, Wolfenbüttel, Wolfsburg und Salzgitter


Das „C“ im Namen der CDU spielte in der politischen Arbeit der Senioren Union der Braunschweiger Christdemokraten schon immer eine große Rolle. Die Vorsitzende Ilse Nickel hatte deshalb zusammen mit ihrem Mann Siegfried Nickel zu einer Adventsfeier mit christlichen Denkanstößen am 4. Dezember 2018 in die Löwenkrone der Stadthalle in Braunschweig eingeladen. Gekommen waren auch Vertreter Senioren Unionen aus Wolfenbüttel (allen voran Monika Bötel), aus Wolfsburg (Erika Kögel) und aus Salzgitter (Hans Verstegen).

Burkhard Budde sprach über  die Sehnsucht vieler Menschen nach Frieden und Liebe, nach dem „göttlichen Kern als Keim neuen Lebens“ in der Adventszeit. Zum Menschsein gehöre sowohl „Natur und Kultur“ als auch „Vernunft und Bildung“. Beide „Füße“, insbesondere „Kultur“, „Vernunft“ und „Bildung“ würden jedoch erst durch „festes Schuhwerk“, durch die christliche Sehnsucht nach Gott, das Nachdenken über Gott und das Reden mit Gott in eine adventliche Bewegung versetzt.


Das „Christliche“, der Glaube an die Menschwerdung Gottes in Jesus, stärke die Erneuerung auch der politischen Kultur durch mehr Menschlichkeit (gewaltfreie, faire, respektvolle und offene Gespräche mit Spielregeln statt Gewalt, selbstsüchtige Ellenbogen und üble Nachrede) sowie die Erneuerung der politischen Bildung durch Herzensbildung (empathische Aufklärung durch Sachkenntnisse, Unterscheidungs-, Kompromiss- und Lernbereitschaft statt ideologische Scheuklappen, Besserwisserei und Volkserziehung).


Karl Grziwa, ehemaliger Ratsvorsitzender der Stadt Braunschweig, forderte in einem Grußwort die ältere Generation auf, sich mehr in die Kommunalpolitik einzumischen und die eigenen Interessen selbstbewusster zu vertreten.  Auch das gehört wohl zur Adventsbotschaft: Christliche Gefühle, so Burkhard Budde, seien keine moralischen Pantoffeln, auch keine schwärmerischen Stöckelschuhe, wohl aber „feste Schuhe“, die Halt, Schutz und Gewissheit böten, damit Nächstenliebe im Namen der Gottesliebe im Rahmen des Möglichen geschehen könne.


Auf ein Wort

 

Päckchen tragen

 

Ein Mensch hatte viele Päckchen zu tragen. Doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er lächelte, auch wenn er  sich über eine andere Person geärgert hatte. Er sagte keinen Ton, wenn er sich verletzt fühlte, weil ihm ständig über den Mund gefahren wurde. Er entfernte sich schnell und möglichst unauffällig, wenn es zu rabiaten Streitereien kam. Er äußerte sich nur in dem Sinne, was wohl sein Gegenüber hören wollte. Er passte sich an, um zu überleben. Manchmal, in den eigenen vier Wänden, konnte er sogar zu einem Ekelpaket werden.

 

In einer Nacht in der Adventszeit hatte er einen Traum. Er hörte das Klingen an der Haustür. Als er die Tür öffnete, war kein Mensch zu sehen. Nur ein hübsch verpacktes Paket, das an ihn adressiert war, lag auf dem Steinboden. Neugierig trug er es ins Wohnzimmer. Schnell wurde es geöffnet. Der Mensch verdrehte die Augen. „Wer kommt denn auf so eine Idee?“ fragte er sich. Das Paket war leer.

Da klingelte es erneut. Neugierig schaute er aus der Tür. Wieder war keine Menschenseele zu sehen. Aber ein weiteres Paket lag da, wieder originell verpackt. Der Mensch rieb sich die Augen. „Wieder ein leeres Paket eines Dummenjungenstreiches?!“ Es sollte noch schlimmer kommen. Vorsichtig entfernte er die Verpackung. Und traute seinen Augen nicht. In dem Paket lagen eine Maske, ein Kaktus und eine Schere.

Verärgert und entrüstet wollte er gerade auf Gott und die Welt schimpfen, als es erneut an der Haustür klingelte. Sollte er überhaupt noch zur Tür gehen, sie öffnen?  „Jetzt reicht es!“ Mit zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Lippen öffnete er die Haustür. Ein kleiner Junge mit einem großen Paket stand da, strahlte ihn an und fragte: “Wie geht es Ihnen heute? Ich habe ein Weihnachtspaket für Sie!“ Der Mensch, erstaunt und überrascht, brummte: „Wenn es kein Monsterpaket  oder ein leeres Paket ist.“ Der Junge antwortete geheimnisvoll. „In diesem Paket sind kleine Päckchen. Und ich kann  helfen, sie zu tragen.“

 

Da wurde der Mensch wach und dachte nach. War er etwa ein leeres Paket voller diffuser Ängste? Oder ein Paket mit provozierenden Inhalten? Wie kann er sein Gesicht ohne Maske zeigen? Wie sich auf Augenhöhe mit schwierigen Menschen begegnen? Wie ein offenes  Gespräch ohne Schere im Kopf führen?

Und gibt es Menschen, die seine Päckchen mittragen? Die helfen, Knoten zu lösen, um neue Inhalte, neues Glück im leeren Paket und neue Liebe im Paket mit Preisschildern, zu entdecken?

Reden Christen nicht von einem Gott, der als Mensch sein Paket selbst zu tragen hatte? Der die Päckchen der Menschen heute im Glauben an Jesus Christus mitträgt, damit sie neue Kraft zum Tragen oder Ertragen erhalten oder ihre Pakete sogar loswerden – in unverlierbarer Würde und liebender Vernunft?!

 

Und der Mensch fing an, selbst zum Päckchenträger für andere zu werden. Er füllte ein Pakt mit Liebe, Vertrauen, Verantwortung und Leidenschaft. Und klingelte an der Tür seines Mitmenschen, der zu seinem Nächsten geworden war.

 

Burkhard Budde  


Begegnung mit dem Bundespräsidenten a.D.

Zu einem Treffen und einem Gedankenaustausch mit dem Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff kam es am Rande einer Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin am 1. Dezember 2018. Mit von der Partie bei der Auswahltagung der Studienförderung war auch Prof.Dr. Dimitris K. Maretis aus Osnabrück.


Die Zeit ist reif

 

Leserbrief zum Thema „Reformen in der Kirche“ in der F.A.Z. (28.11.2018)

 

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Thomas Sternberg hat in anzuerkennender und mutiger Offenheit in der Rubrik „Fremde Federn“echte Reformen“ in der Kirche gefordert. Die katholische Kirche als Teil der Welt braucht offensichtlich zur Aufarbeitung der sexuellen Gewalt in ihren Räumen eine kompetente Kommission und eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit, die unabhängig sind, eine enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen Gerichtsbarkeit insbesondere bei Straftaten, aber auch einen Kampf mit langem Atem mündiger Gläubiger gegen einen gewachsenen Klerikalismus der Geweihten, ein neues Verständnis von Liebe und Sexualität, Verbesserungen ganzheitlicher Hilfen für die Opfer und der Präventionsmaßnahmen für alle Diözesen.

 

Für alle christlichen Kirchen gilt jedoch darüber hinaus, aus den Quellen der reformatorischen Vergangenheit neu zu schöpfen, um die Ecclesia Restauranda nachhaltig zu überwinden und als Ecclesia Reformanda ohne überhebliches Festungsdenken und ängstliches Besitzstandsdenken Zukunft zu gewinnen. Die biblische Quelle, die kein moralisches, religiöses oder politisches Rezeptbuch darstellt, zeigt jedoch als ethischer Kompass die Richtung an: Zum Beispiel Warnung vor falschen Propheten (Mt 7,15ff), kein Zölibat als Zwangsvorschrift (1.Tim 3,1ff), aber auch die „Goldene Regel“ als Ruf in die persönliche Verantwortung (Mt 7,12) und das Doppelgebot der Liebe (Mt 22,37-40).

 

Wollen christliche Kirchen religiöse Bäume ohne geistig-geistliche Wurzeln sein, ohne Gott- und Christusvertrauen und zugleich ohne Welt- und Menschenverantwortung? Zu reinen Wertelieferanten der Gesellschaft werden, die z.B. den eigenen Wert der liebenden Verantwortung diskreditieren, indem er sich in der kirchlichen Praxis allzu oft auflöst wie Zucker im Tee oder aus Tee sogar ein Giftgebräu macht? Zu reinen religiösen Dienstleitern, die nur in bestimmten Situationen und Krisen als Zeremonienmeister oder Seelenmanager gefordert sind? Zu reinen Freizeitanbietern, die im Wettbewerb mit anderen Freizeitanbietern stehen, aber letztlich immer schlechtere Karten als diese haben? Zu reinen Behörden mit christlichem Anstrich, die fast nur mit sich selbst beschäftigt sind und für die das Formular wichtiger ist als der Mensch? Zu reinen Sozialkonzernen, die Nächstenliebe nur auf dem Türschild stehen haben oder den „Glauben“ nur noch ins Schaufenster stellen?

 

Die Zeit ist reif, durch eine geistig-geistliche Rundumerneuerung der Kirchen, durch die Rückbesinnung auf die Quellen, einen Kultur-, Struktur- und Personenwandel einzuleiten. Um dem Evangelium von Jesus Christus und dem Menschen wieder dienen zu können. Nicht im frommen Getto, auch nicht als Zuschauer des Zeitgeschehens, auch nicht als Instrument der Mächtigen, wohl aber als verantwortungsvolle Pioniere in der Welt und für die Welt mit einer unverwechselbaren und einzigartigen Botschaft von Jesus Christus, die dann nicht überhört werden kann, wenn christliche Kirchen glaubwürdiger geworden sind und neues Vertrauen verdienen.

 

Burkhard Budde

 

Leserbrief zur „Fremden Feder“ von Thomas Sternberg „Es ist Zeit für echte Reformen in der Kirche“ (F.A.Z. vom 19.November 2018)

 

Auf ein Wort

 

Kern als Keim neuen Lebens

 

Die Schale einer Nuss scheint eine besondere Bedeutung zu haben. Vielleicht schützt sie etwas Wichtiges vor Hektik und Stress, zum Beispiel im Advent. Oder vor gedankenlosem Konsum und oberflächlichem Kommerz, vor falschen Erwartungen und neuen Konflikten. Vielleicht verbirgt sie auch ein Geheimnis, das neugierig machen und sich offenbaren will.

Ein äußerer Schein kann täuschen und enttäuschen, aber auch ein sinnstiftendes und lebensdienliches Sein widerspiegeln. Können nicht glänzende Oberflächen der Adventsgewohnheiten und Adventstraditionen auch zu einem Tiefenverständnis der Adventszeit einladen?

 

Doch stets bleiben Spannung und Risiko.

Denn es gibt keine Garantie, dass die Nuss nicht taub ist oder nicht taub bleibt, keinen Inhalt hat. Denn es ist auch möglich, dass sich unter der Schale nur gähnende Leere und langweilige Lehre befinden. Und kein erfüllender Sinn, keine treibende Sehnsucht, keine unvorhersehbare Überraschung, kein Kern, der Freude im Leben und auf das Leben trotz der vielen zersplitterten Schalen macht.

 

Doch stets ist eine Anstrengung notwendig.

Denn die harte Schale muss geknackt, die engen und festen Grenzen müssen überwunden werden. Und ein möglicher Inhalt darf möglichst nicht verletzt, gequetscht oder gar zerstört werden. - Dann doch lieber die Decke über den Kopf ziehen und die Nuss ignorieren?! Die eigene Bequemlichkeit mit dem Hinweis entschuldigen, dass das Leben von Boten der Adventsbotschaft so laut spricht, dass man die Botschaft nicht mehr hören kann?

 

Doch der Advent kann die Sehnsucht nach seinem Kern wecken.

Wenn Gott zur Sprache kommt, weil der Vertrauende nach dem Eigentlichen der Adventszeit fragt. Vielleicht beim Gespräch in einer Gemeinschaft. Vielleicht beim Lesen eines Textes. Vielleicht bei dem Besuch eines Konzertes. Vielleicht bei einer Feier.

Wenn vor allem die Vernunft vernünftig bleibt, das Äußere nicht ignoriert, verdächtigt, instrumentalisiert oder maßlos, gefühlslos und ziellos zerstört. Wenn durch das Äußere, das das Innere zum Ausdruck bringt, ein Weg zum Inneren, zum fruchtigen Kern gesucht und gefunden wird. Keiner hat den Kern, die frohmachende Gewissheit der bedingungslosen sowie schöpferischen Liebe Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, gemacht. Er bleibt ein Geschenk.

 

Doch dieser Kern kann entdeckt und persönlich angenommen werden.

Und dann kommen das glühende Herz und der kühle Kopf  auf den Geschmack, sich der letzten Geborgenheit in Gott immer wieder gewiss zu sein, im Geiste Jesu Christi barmherziger und gerechter, aber auch mit verantwortungsvollerem Genuss zu leben.

Als Keim neuen Lebens.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

„Wir haben dich so lieb.“

 

Mutter und Sohn verstehen sich prächtig. Sie, erfolgreiche Anwältin mit klarem Kopf, unreligiös und das Leben liebend. Er, selbstbewusster Theologiestudent mit kritischem Geist, häufig auf der Suche nach Sinn. Fast an jedem Wochenende plaudern beide über Gott und die Welt.

 

Heute erzählt der Sohn etwas über das Seminar „Christliche Bestattungskultur“, das er in der letzten Zeit besucht hat. „Ich muss dabei häufig an Papas Beerdigung denken“. Der war vor drei Jahren verstorben. Die Mutter, forsch und zugleich ein wenig bissig: „Haben wir viel falsch gemacht?!“ Der Sohn verdreht die Augen, bleibt aber ruhig: „Alles Ok, Mama“.

 

Und dann berichtet er, was er gelernt hat. Der Umgang mit einem Verstorbenen, der sich ja nicht mehr wehren könne, sage viel über die humane Kultur einer Gesellschaft aus. Die Mutter versteht nicht so recht. Der Sohn erläutert. Wenn ich einen Toten nur technisch entsorge, lieblos und ortlos, klammheimlich, könne das das Verhalten gegenüber Lebenden widerspiegeln. Umgekehrt sei beispielsweise die Gestaltung des Grabes ein möglicher Spiegel humaner Kultur. Menschen hätten an einer individuell identifizierbaren Grabstätte die Möglichkeit, sich an den Verstorbenen zu erinnern, zu trauern, nicht nur von ihm Abschied zu nehmen, sondern ihm auch Abschied zu geben.

Ein Grab sei sowohl ein Ort der Trennung vom Verstorbenen als auch ein Ort der Verbundenheit mit dem Verstorbenen. Und das habe Auswirkung auf die Kultur der Lebenden.

 

Christliche Bestattungskultur sei beides zugleich, Abschieds- und Erinnerungskultur. Und dann leuchten die Augen des Jungen. Sie sei auch ein Übergangsritual, „sowohl vom Leben in den Tod als auch vom Leben ins neue Leben.“ Und er fügt noch hinzu, dass trotz gut gemeinter Anonymisierungen wegen der Kostenersparnis oder der Arbeitserleichterung, was die Pflege eines Grabes anbelange, der Name eines Menschen aus dem göttlichen Buch des Lebens nicht gelöscht werden könne.

 

Und ein Friedhof, auch das muss er der Mutter noch sagen, ohne sie belehren zu wollen,  sei für ihn nicht nur ein Ort der Ruhe und des Innehaltens, des Gedenkens und Erinnerns, sondern auch ein „heiliger Ort“. Wie das?! Weil die besondere Gelegenheit bestehe, über die eigene Endlichkeit und Vergänglichkeit nachzudenken, aber auch über seine Ratlosigkeit, seine Wut auf Gott und die Welt. Und durch den Protest gegen den Tod, der zum Beispiel durch Blumen, die Sinnbild der Lebendigkeit sind, zum Ausdruck kommt. Oder durch die Hoffnung auf ewigen Frieden durch die schöpferische, wenn auch häufig unbegreifliche Liebe Gottes.

 

Am Totensonntag, dem dunklen Fels in der vorweihnachtlichen Brandung mit Adventsausstellungen und Basaren, beschließen beide, den Friedhof aufzusuchen. Am Grabe stehend, beide wissend, dass ihr Verstorbener nicht einfach verschwunden ist, sprechen Mutter und Sohn zum ersten Mal gemeinsam ein Gebet: „Wir danken dir für all die Zeit…Wir haben dich so lieb.“ Und sie beschließen, dass er endlich den Grabstein in Form eines Kreuzes mit dem Hinweis auf Johannes 11,25 bekommen soll, den er sich gewünscht hat.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

Trost für Trostlose?

 

Ein Mensch weint. Keine Maschine. Kein Gegenstand. Tränen eines Menschen laufen über seine Wangen. Hat er Liebeskummer, eine Enttäuschung erlebt, Ärger in der Familie, in der Schule oder im Beruf? Ist er krank, verletzt, ungerecht behandelt worden, einsam und verlassen?

 

Manche Trauertränen trocknen schnell. Andere kommen immer wieder. Manchmal werden sie unterdrückt, selten vorgetäuscht. Häufig fließen sie im Verborgenen. Eine einzige Träne, die in das Licht der Öffentlichkeit gerät, kann Bände sprechen.

 

Gibt es Trost in der Trostlosigkeit? Vielleicht eine Beruhigungspille, die jedoch den Schmerz nur dämpft oder betäubt? Schöne Sprüche, die auf einem silbernen Tablett serviert werden, aber in Wahrheit nur vertrösten? Heilende Rezepte, die auf dem Markt der Sinnangebote gekauft werden können, aber nicht immer und für jede Situation passen?

Muss der Weinende etwa seine eigene Seele an Rattenfänger verkaufen und in falsche Abhängigkeiten geraten, um getröstet zu werden?

 

Einer, der selbst von einem anderen Menschen getröstet worden ist, empfiehlt die Kunst des Herzens, die Tränen zulässt und bejaht: Hör dem Trauernden einfach zu, wenn er mag. Versuch ihn zu verstehen, Verständnis zu entwickeln. Und mit ihm über seinen Kummer zu sprechen. Oder halte mit ihm eine Weile die Sprachlosigkeit und Ohnmacht aus, bis die Zeit zu einem erhellenden Wort gekommen ist.

 

Ein anderer betont die neue Lebenskraft, die er in seiner Trauer geschenkt bekommen hat. Aus der Quelle der biblischen Botschaft habe er dabei geschöpft: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“. (1. Petrus 5,7) Sorgengespenster hätten seine Seele in Angst und Schrecken versetzt. Aber es sei befreiend gewesen, die Sorgen loszulassen und sie Gottes unsichtbarer Hand anzuvertrauen. Er habe verspürt, dass Gottes Hand selbst leidet, mitleidet, weil sie nass geworden ist, um seine Tränen trocknen zu können.  Jetzt könne er seine eigenen Hände wieder besser gebrauchen. Es sei ihm möglich, zu sorgen als sorgte er nicht, die Verantwortung für sein Leben erneut zu übernehmen. Er sei sich gewiss, dass seine Hand, sein ganzes Leben in Gottes Hand liege.

 

Der Glaube an diese Hand ist für viele Christen kein Trostpflaster, sondern ein Angebot zum neuen Leben. Und Tränen können dazu beigetragen, die Seele zu befreien, zu reinigen, zu bewegen. Und einen Menschen wieder froh zu machen.

Burkhard Budde

  

Eisenbahngeschichte in Bad Harzburg

Historische Fahrt nach Braunschweig


Kaum jemand kennt die Geburtsstunde und den Geburtsort der ersten deutschen Staatseisenbahn. Doch ihr Geburtshelfer, der Braunschweigische Geheime Legationsrat August Philipp von Amsberg (1788 bis 1871), wird immer bekannter.

Die Stadt Bad Harzburg erinnerte mit einer historischen Sonderfahrt zwischen Bad Harzburg am 10. November 2018 an von Amsberg, der Eisenbahngeschichte geschrieben hat und dem auch die erste durchgehende Zugfahrt von Braunschweig nach Harzburg vor 175 Jahren – am 8. November 1843 -  zu verdanken ist. Zwei Dampfloks hatten es möglich gemacht, die eine zog, die andere schob.


Der Bad Harzburger Bürgermeister Ralf Abrahms hatte bei der Jubiläumsfahrt Philipp von Amsberg (den Historiker Manfred Gruner) und Marie von Amsberg (Hella Gruner) mit im Gefolge, aber auch viele Kommunalpolitiker wie Hans-Peter Dreß und Alexander Waldorf sowie Neubürger, ehemalige Braunschweiger.

 

Am Braunschweiger Bahnhof lobte Oberbürgermeister Ulrich Markurt die Harzburger und dankte für die historische, aber auch regionale Verbundenheit.

Für viele Braunschweiger ist Bad Harzburg mit seinen Angeboten und Möglichkeiten im Blick auf Erholung und Gesundheit, Natur und Kultur zu einem Magnet geworden. Und für viele Harzburger bleibt die Löwenstadt ein vielfältiger pulsierender Ort der Wissenschaft und Forschung, der Bildung und der Kultur, aber auch Einkaufsort und Ort der Arbeit.  


Der Braunschweiger Architekt Carl Theodor Ottmer (1800 bis 1843), in Braunschweig u.a. im Blick auf das Schloss und die Bahnhöfe der Ersten Deutschen Staatsbahn im Herzogtum Braunschweig kein Unbekannter, hat seine Spuren auch in Bad Harzburg hinterlassen: 1840 baute er für von Amsberg in Neustadt (später Bad Harzburg) in der Nähe des Bad Harzburger Bahnhofes ein Haus mit einem Garten, der der erste öffentliche Kurpark werden sollte.

Vielleicht für die Harzburger ein weiteres Projekt, um an ihre besondere Geschichte  zu erinnern. Und so könnte die Besinnung auf die Geschichte selbst zur Geburt neuer Entwicklungen werden.

Burkhard Budde



Dumm gelaufen

 

Sie schnattert,

ist vorlaut, auch dumm?

 

Im Gänsestall mit Dreck

bleibt sie häufig keck.

 

Mal bissig und  toll,

im Schwarm lebt sie ohne Groll.

 

Das Schnattern lohnt sich immer,

doch ist sie am Ende auch Gewinner?

 

Eines Tages, ach, oh Wunder,

erlebt sie ihr Wunder.

 

Als Gänsebraten geht sie hin,

bleibt nur für andere ein Sinn.

 

Hat sie nichts gewusst?

 

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort

 

Wenn ein Mächtiger dicht macht

 

Ist Andreas Klein kein Mensch? Hat er nicht auch wie alle anderen Menschen eine unantastbare Würde? Selbst wenn er sich würdelos verhalten haben sollte?

 

Dennoch macht der Mächtige dicht, verschließt die Tür, verweigert ein Gespräch, hört kein Klopfen und kein Klingeln, antwortet auf keine E-Mails und keine Briefe.

 

Ob Andreas Klein – der Name ist ausgedacht – ihm auf den Fuß getreten ist, bewusst oder unbewusst? Ob er ihn für zu unbedeutend hält, dass er ein Gespräch mit ihm als Zeitverschwendung ansieht? Ob er nicht in sein Beuteschema passt, da er ihm nicht (mehr) nutzt, sondern (noch) mehr schadet?

 

Viele Fragen schwirren durch den Kopf von Andreas Klein. Was hat er dem Mächtigen getan? Macht er ihm Angst? Oder ist er ihm einfach zu unbequem, weil er ein unabhängiger und kritischer Geist ist?

Der Mächtige, der es in der Hand hat, Türen zu neuen Räumen zu öffnen oder zu verschließen, kann selbst in die Situation kommen, kein Gehör zu finden. Dann hilft - wie bei Andreas Klein - kein Jammern oder kein Kritisieren, weil keiner die Stimme hört oder hören will. Es hilft auch keine Flucht und keine Abkehr, weil die Stimme dann überhaupt nicht mehr gehört wird und verstummt. Ob jedoch genau das die Noch-Mächtigeren bezwecken?

 

Andreas Klein versteht die Welt nicht mehr; er schwankt hin und her: Der eiskalte Türverriegeler propagiert die offene Tür. Der eitle Zugeknöpfte kann anderen gegenüber freundlich und höflich sein. Der abgehobene Oberlehrer klärt andere über Giftpilze der Polarisierung  auf.  Der arrogante Richter spielt gleichzeitig den Anwalt des guten Geschmacks und der Fairness.

 


Der kleine Klein bekommt eine große Gänsehaut: Die praktische Unkultur der Scheinheiligkeit scheint in der theoretischen Kultur der Liebe zu gedeihen. Viele Feigenblätter des äußeren Scheins sollen die Unkultur der Machtkämpfe schützen, schöne Seifenblasen in Form menschlicher Worte als Beruhigungsmittel dienen. Denn muss nicht die Kasse stimmen? Und wollen Käufer und Anhänger nicht betrogen werden?!

 

Warum bleibt der Mächtige verschlossen? fragt sich Andreas Klein. Ob er noch nicht die Ketten seiner Selbstgerechtigkeit zerrissen hat? Oder hat er als Sklave seiner Selbstverliebtheit die Ketten zerrissen und ist nun auf der Flucht vor sich selbst?

 

Vielleicht ist er auch nur ein Mensch. Und doch hängt seine Würde an einem goldenen Faden.

Wenn nicht da das Angebot der bedingungslosen Liebe Gottes wäre, das auch für Kritiker gilt, die keine Kritik vertragen können.

 

Burkhard Budde


Wohlstand aller durch innovative Köpfe sichern


Gespräch zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft


Eine Hochschule soll nach Meinung vieler Bürger lehren und forschen. „Das reicht jedoch nicht, um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu sein“, meinte der Vizepräsident des niedersächsischen Landtages Frank Oesterhelweg MdL auf einer Veranstaltung der Konrad Adenauer Stiftung am 1. November 2018 im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Eine dritte Aufgabe müsse öffentlich gefördert werden, die „Third Mission“. Gemeint ist damit der systematische Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Wirtschaft und Gesellschaft durch die Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das sei für auch für die Entwicklung der Gesellschaft wichtig, betonte Oesterhelweg.

 

Björn Thümler MdL, Minister für Wissenschaft und Kultur, sagte, dass Wissenschaft und Forschung keine Selbstzwecke seien, „Third Mission“ versuche, eine möglichst breite gesellschaftliche Basis im Blick auf die Akzeptanz der Wissenschaft und Forschung zu schaffen. Es werde deshalb eine Landestransferstrategie entwickelt, zum Beispiel Zielvereinbarungen mit den Hochschulen, Förderung von Unterstützungsstrukturen der Hochschulen, von Kooperationsprojekten von Wirtschaft und Wissenschaft sowie von Wissenschaftskommunikation.


Dass die vielen Millionen Euro Steuergelder gut investiert sind, verdeutlichte Prof. Dr. Reza Asghari. In der Wissensgesellschaft mit der Digitalisierung gehe es angesichts der Globalisierung auch um Wettbewerbsfähigkeit. Beim Fahrzeug, dem „rollenden Rechner“, sei die Software wichtiger als die Hardware geworden. Und nicht die großen Autobauer würden nur die Kleinen „aufessen“, sondern in Zukunft die Schnellen die Langsamen. Auch mache die Verschmelzung von Hardware und Software neue Geschäftsmodelle notwendig. Die Hochschule, die eine Art Schanier zwischen Lehrenden und Lernenden und der Wirtschaft sei, müsse lehren und forschen, aber auch selbst die Aufgabe des Unternehmertums durch Wissens- und Technologietransfer wahrnehmen. „Wir brauchen dabei ein Wissen, das dem Menschen dient“, fordert der Professor für Entrepreneurship, der Start-ups als Bindeglied zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftssystem wissenschaftlich begleitet.

 

Wie die Förderung der Gründerszene praktisch aussehen kann, berichtete u.a. der Braunschweiger Unternehmer Richard Borek in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Christoph Plett MdL geleitet wurde. Visionen, Ideen und kleine Schritte gehörten dazu, Verantwortungs- und Risikobereitschaft sowie ein Lernen angesichts eines „Scheiterns im gesetzten Zeitrahmen“.


Über ihre Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung der Forschungsergebnisse sprachen auch Prof.Dr. Rolf Ernst, Prof. Dr. Gert Bikker und Professor Dr. Bohumil Kasal: „Wem gehören die Patente bei Ausgründungen? Woher kommt das Geld? Wie gelingt die Lizenzübertragung?“ „Gibt es ausreichende Ressourcen?“ „Gefährden teure Rahmenbedingungen wie Arbeitskosten und Steuern sowie die Bürokratie die Qualität der Innovationen, vor allem die Konkurrenzfähigkeit?“ „Wer entscheidet was und wie?“

Es gibt offensichtlich keine Alternative zum Innovationsland Deutschland. Umso wichtiger sind innovative und kreative sowie mutige Köpfe. Und das öffentliche Gespräch zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Da alle in dem Boot des Wohlstands auch in Zukunft leben wollen.
Burkhard Budde


Erneuerung durch Rückbesinnung


Burkhard Budde sprach zur Reformation am Reformationstag


Ohne Erneuerung durch Rückbesinnung gebe es auf Dauer keine Zukunft. Diese Meinung vertrat Dr. Burkhard Budde am Reformationstag  auf einer Veranstaltung der Senioren Union der  CDU Braunschweig. Das Thema seines Vortrages, den der Theologe und ehemalige Leiter des Braunschweiger Marienstiftes  in der Löwenkrone der Stadthalle hielt, lautete „Inspiration oder Provokation zum Reformationstag“.


Eine lebendige Kirche Jesu Christi müsse sich ständig erneuern und reformieren, wenn sie nicht wie ein Baum ohne Wurzeln, eine Behörde ohne Fußvolk, ein Sozialkonzern ohne Glaubwürdigkeit oder eine Nischenkirche ohne Weltverantwortung sein wolle.


Aus dem Brunnen der reformatorischen Geschichte zu schöpfen bedeute, die Bibel nicht als moralisches oder politisches Rezeptbuch, sondern als geistliche Kraft-, Vertrauens- und Sinn-Quelle sowie als ethischen Kompass des Doppelgebotes der Liebe zu verstehen.

Der christliche Glaube habe nichts mit Moral, Schwärmerei oder Gesetzlichkeit zu tun, wohl aber könne er als Gott- und Christusvertrauen den ganzen Menschen von Selbstgerechtigkeit befreien und zur Selbstverantwortung beflügeln.

Jesus Christus, so Burkhard Budde, sei mehr als ein Prophet oder Lehrer, sondern der „menschliche und zugleich göttliche Spiegel des mitleidenden und selbstleidenden Gottes der universellen und schöpferischen Liebe“. Jesus habe Jünger in die Welt gesandt und keine Krieger oder selbstverliebte und selbstgerechte Kirchenvertreter.


Zur umfassenden Erneuerung der Kirchen gehörten ein Kulturwandel („Wertschätzung, Respekt, Kommunikation, Transparenz, Vertrauen, Verantwortung und Einsatz statt Angst, Eitelkeiten, Scheinheiligkeit, Rechthaberei oder Mittelmäßigkeit“), ein Strukturwandel („verliehene Macht auf Zeit als Dienst und Verantwortung gebunden an den Auftrag des Evangeliums sowie an Gesetz und Recht statt Herrschaft im hierarchisch-autoritären System“) sowie ein Personenwandel („Nur Menschen, die selbst vom Geist der Liebe Christi erfüllt sind, können begeistern, überzeugen und glaubwürdig leben oder führen.“)

In der Diskussion, die die Vorsitzende der Senioren Union Ilse Nickel leitete, nahm der Referent auch Stellung zum Thema „sexuelle Gewalt im Raum der Kirche“. Der sexuelle Missbrauch sei ein Missbrauch von Macht. Unterdrückte Sexualität könne jedoch auch ein Nährboden sexueller Gewalt sein. Deshalb müsse offen und angstfrei über die Themen „Sexualität“, „persönliche Verantwortung“, „Umgang mit Opfern“, „Doppelmoral“, „Vertuschung“ sowie über „Klerikalismus“ gesprochen werden. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass der Zölibat als Zwangsvorschrift abgeschafft gehöre.


Wenn die Kirche ein unabhängiger „Brückenbauer“ in der Gesellschaft und für die Gesellschaft bleiben wolle, so Burkhard Budde, müsse sie sich an der „Feindesliebe Jesu“ orientieren und nicht einfach die Feinde ausgrenzen, weil die ausgrenzen. „Vielmehr muss versucht werden, die Personen zu gewinnen, die Hass predigen, damit sie ihren Hass loswerden, indem Wege neuen Denkens und Verhaltens aufgezeigt werden, auf denen eine inhaltliche Auseinandersetzung stattfinden kann.“ Kirchenvertreter, die im Wettbewerb der lautesten Populismus-Schelte ständen und nicht mit gutem Beispiel der Erneuerungsbereitschaft vorangingen, trügen zur Polarisierung bei. 


Auf ein Wort

 

Buch wie ein Schloss?!

 

Lust auf Unbekanntes? Neugierig auf Neues? Kann das Lesen eines Buches eine neue und faszinierende  Welt in der alten Welt erschließen?

 

Manche versuchen, in ein Buch hineinzukriechen wie in eine Höhle. Dort hocken sie ganz allein, sind aber nicht einsam. Wie gebannt, aber nicht gefesselt; verzaubert, aber nicht verführt, verfolgen sie das Geschehen. Der Zufluchtsort dient ihnen, nicht sie dienen diesem Ort. Weil er ihnen Raum für ihre eigene Phantasie bietet, die unzerstörbar erscheint und keine Grenzen kennt.

 

Andere winken ab. Für sie ist das Buch nur wie eine alte Hütte auf einem unzugänglichen Felsen, die nicht mehr bewirtschaftet wird und langsam zerfällt. Videospielen, YouTube-Videos oder Fernsehserien geben sie generell den Vorzug. Die Hütte sei langweilig, nervig, zu weit weg von ihrem Leben, eigentlich überflüssig. 

 

Aber woher kommt dieses Urteil - oder könnte es ein Vorurteil sein? Muss man nicht erst die Welt eines Buches kennenlernen, um zu entdecken, dass alles vom Leser – von einem selbst - abhängt, ob ein Haifisch im Aquarium leben, ein verfaulter Apfel schön, das Unvollkommenheit attraktiv sein kann, das Unmögliche möglich erscheint?

 

Ein Buch kann wie ein Schloss mit vielen Zimmern sein. Es bleibt verschlossen, wenn man es flüchtig und rastlos, oberflächlich und selbstgefällig links liegen lässt. Es öffnet sich, wenn man sich Zeit und Ruhe für eine Begegnung nimmt. Weil man frei und unabhängig von fremden Urteilen sowie der Aufdringlichkeit des Unmittelbaren und den Bevormundungsversuchen anderer sein will. 

 

In manchen Räumen des Schlosses mag billiges Parfüm in der Luft hängen. Und man fragt sich, für wen und wozu der Autor diesen Text geschrieben hat. In anderen Räumen mag man sich über die stickige Luft spießiger Moral  ärgern. Oder über den knarrenden Fußboden unbelehrbarer  Charaktere.

 

Aber ein Schloss kann auch Zimmer mit frischem Wind der Freiheit zum vertieften und kreativen Nachdenken beherbergen. Bekanntes und zugleich Geheimnisvolles können den Leser so berühren, dass Personen zum Leben erweckt werden, mit denen gelebt, gezittert und gelacht wird. Und Energien können freigesetzt werden, die die eigenen Gedanken bewegen, an die man sich später gerne erinnert.

 

Wer vor einem Schloss steht, sollte einfach mal eintreten, um seine eigenen Erfahrungen mit dem Vorstellbaren, Wünschenswerten und Möglichen zu sammeln. Man kann auch eine unbequeme Höhle aufsuchen, um die eigene Wirklichkeit zu öffnen und offen zu lassen. Der Einsatz und der lange Atem, die Offenheit und Neugier, Sensibilität und Reflexion werden belohnt: Schloss oder Höhle wecken befreites und befreiendes Leben für den Alltag. Und können selbst im Unglück Glück schenken.

 

Burkhard Budde  


Macht und Würde

 

Leserbrief in der Tageszeitung DIE WELT

 

Über die Veröffentlichung meines Leserbriefes in DW habe ich mich sehr gefreut:

 

Der Leitartikel von Clemens Wergin beschreibt überzeugend und konkret die Spannung zwischen einer Machtpolitik, die Werte wie die Würde des einzelnen Menschen ignoriert, und einer Wertepolitik, die ohne politische Macht nichts „machen“, d.h. verändern kann.

 

Das politische System Saudi-Arabiens hat sich in Menschenrechtsfragen trotz diplomatischer Kuschel-Politik nicht bewegt. Realpolitiker und Wirtschaftsführer des Westens haben sich mit dem Argument, Saudi-Arabien sei ein Stabilitätsanker in der Region, selbst Sand in die Augen gestreut, um sich zu beruhigen und z.B. die aggressiven Gräueltaten im Jemen übersehen zu können.

 

Wenn Verantwortliche ihre Augen jedoch öffnen und sich die autokratische Monarchie in Saudi-Arabien genauer ansehen, wird es ihnen schwerfallen, die Feudalherren als Partner wahrzunehmen. Sie sind vielmehr ein ernstzunehmendes Gegenüber, mit denen man eine Partnerschaft auf Augenhöhe zum gegenseitigen Nutzen nur anstreben kann, wenn die Würde nicht mit Füßen getreten wird.

 

Denn sonst würde man zwar erfolgreiche (Rüstungs-) Geschäfte machen, aber seine eigene Seele – auch den Würdeanspruch aller Menschen – verlieren. Und damit die Glaubwürdigkeit, die notwendig ist, damit aus einem stabilen Fundament christlicher und humaner Werte kein zynischer Sandhaufen des schönen Scheins und der Beliebigkeit wird.

 

Ethische Spiegelfechterei führt nicht zur Bändigung und Eindämmung brutaler Macht und eiskalter Ideologien, auch keine politische Heuchelei und Selbsttäuschung, um Glaubwürdigkeit und zugleich eigene Interessen wahren zu können. Wohl aber im Zweifel der Vorrang der Würde vor der Macht. Und dann erhält die Würde die Macht, die sie braucht, um die Macht der Despoten zu bändigen. Und der Politiker kann morgens noch in den Spiegel schauen.

 

Burkhard Budde

(DW 27.10.2018)

 


Auf ein Wort

Frisches Wasser für alle Aquarien

 

In einem Aquarium leben viele Fische. Einer von ihnen behauptet, dass es nur dieses eine Aquarium gebe. Aber woher weiß er das? Befinden sich nicht auch Aquarien in Privathäusern oder in chinesischen Restaurants?

 

Ein anderer Fisch vertritt die Meinung, dass Wasser nur eine Einbildung sei, weil er es nicht sehen könne. Aber lebt er nicht im Wasser und vom Wasser, aus dem er stammt und zu dem er auch eines Tages wieder zurückkehrt?

 

Ein ganz fieser Fisch vergiftet das Wasser bewusst; ein ganz dummer unbewusst. Aber müssen beide nicht eines Tages das mit Neid, Hass und Gier verseuchte Wasser selbst trinken?

Viele Fische schwimmen einfach hin und her, ohne groß nachzudenken. Andere sind nur mit sich selbst beschäftigt. Aber haben diese Fische, hat ein Aquarium selbst, ohne (frisches) Wasser eine Zukunft?

 

Immer schon gab es im großen Aquarium des Lebens viele kleine Aquarien, die Einfluss auf das große hatten. Im 16. Jahrhundert war das kirchliche Aquarium durch heuchlerisches Getue, Verdummungsversuche und Geschäftsgebaren besonders großer Fische getrübt. Ein kleiner Fisch - der Mönch Martin Luther - lief deshalb gegen den Verkauf von Ablassbriefen und der Käuflichkeit kirchlicher Ämter Sturm. Gott als das Wasser allen Lebens lasse sich nicht kaufen. Mit Gott und menschlichen Ängsten Geschäfte zu machen, sei Gotteslästerung.

 

Intelligente Bojen, die auf das Wasser selbst hinwiesen und die Erneuerung des Lebens im kirchlichen Aquarium forderten, sollten helfen:

 

Die christliche Bibel zum Beispiel sollte nicht länger ein Buch mit sieben Siegeln bleiben oder ein moralisches Kochbuch der Obrigkeit zur Unterdrückung der Fischschwärme, sondern eine geistliche Quelle sowie ein ethischer Kompass für jeden einzelnen.

 

Die Gnade Gottes sollte nicht länger durch Gängelei oder durch Gewalt machthungriger Würdenträger verwässert werden. Vielmehr sei die geschenkte Gnade als offene Hand Gottes zu verstehen, die die leere oder entleerte Hand eines Menschen bedingungslos – und kostenlos!  - ergreift, damit der sich angenommen weiß und erneuern kann.

 

Der Glaube sollte nicht länger die (Aber-) Gläubigen durch Moralin oder Selbstgerechtigkeit benebeln oder verängstigen, sondern als persönlicher Generalschlüssel zum Verstehen und Erleben des frohmachenden Evangeliums den ganzen Menschen befreien und beflügeln.

 

Und vor allem Jesus Christus sei kein normaler Prophet oder Lehrer gewesen, sondern menschlicher und zugleich göttlicher Spiegel des mitleidenden und selbstleidenden Gottes. Durch den Gekreuzigten und Auferstandenen habe das anonyme Wasser des Lebens einen einzigartigen und konkreten Namen bekommen. 

 

Und was taucht heute im kirchlichen Aquarium  auf oder unter? Gefährliche Haifische, die ihr Unwesen treiben und nur an ihre Macht denken? Auch Goldfische, die in Wahrheit selbstverliebte und reißende Haifische sind; die kleine Fische verführen und zerstören?

 

Doch das Erbe der Reformation bleibt eine erfrischende Provokation: Viele mündige und mutige Fische, die die Bojen der Reformation beachten, können zur Rundumerneuerung beitragen, bei sich selbst und anderen, sowie strukturell. Und ein vielfältiges und friedliches Leben mit einer unantastbaren Würde im Wasser des Lebens möglich machen.

Weil der Ewige durch seine Geschöpfe wirkt, die im Geiste Jesu Christi leben. Und selbst für frisches Wasser in allen Aquarien durch die Quelle seiner unbedingten Liebe sorgt.

 

Burkhard Budde 


Neuer Ratgeber mit 45 Denkanstößen -

jetzt auch als E-Book

 

Das Buch „Erkennen, anerkennen, bekennen“ von Burkhard Budde ist jetzt auch als E-Book in den E-Book-Shops wie dem Amazon Kindle Shop, den Tolino Shops, Apple iBooks oder Google Play erhältlich sowie in vielen anderen Online-Shops und bei über 2.000 Online-Buchhändlern. Der Bod-Verlag aus Norderstedt vertreibt sein Programm über zahlreiche Händler in 30 europäische Länder und über Apple iBooks und Kobo in die USA und nach Kanada.

Das E-Book erscheint mit der ISBN 9783748185840. Es wird für 56 Tage zum Promotionspreis von 1.99 EUR und danach zum Verkaufspreis von 3.49 EUR angeboten.

 

Der lebensnahen Ratgeber mit 45 Denkanstößen will Brücken bauen und Mut zum humanen Miteinander machen, ohne den moralischen  Zeigefinger zu heben oder ohne ethische Rezepte anzubieten. Der Kompass des Autors ist die christliche Freiheit und die soziale Verantwortung. Die Quelle des Autors, aus der der Leser schöpfen kann, nicht muss, ist der christliche Glaube. Der Theologe und Publizist unterscheidet kritisch, führt jedoch zusammen, was seiner Meinung nach zusammengehört: Glaube und Wissen, Liebe und Verantwortung, Vernunft und Menschlichkeit.

 

Von besonderer Brisanz und Originalität sowie bleibender Aktualität sind Themen wie Toleranz (Parabel vom Brückenbau), Nächstenliebe (Martin aktuell), Hass (Gefährlicher Sumpf), Macht (Größe im Kampf), Ökonomie (Prahlen mit Zahlen), Bibel/Koran (Würde bleibt unzerstörbar), Kirche (Geistliche Heimat?). Stets hat der Leser das letzte Wort – er behält die Freiheit, sich eine eigene Meinung zu bilden.

 

Das Buch als Printausgabe kostet 6,90 Euro und kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden ISBN 978-3-744-8853-79.

 

Auf ein Wort

 

Kniefreiheit als Kampfesansage?!

 

Kim ist von prickelnder Schönheit. Mit ihren grünblauen Augen, die verführerisch wirken, strahlt sie einen Kunden an. Charmant lächelnd fragt sie ihn: „Was kann ich für sie tun?“ Der Blick des gestressten Anzugträgers wird auf ihre Jeans gelenkt. „Warum trägt sie Jeans mit Knieschlitzen?“ schießt es ihm durch den Kopf. Dann konzentriert er sich auf sein Anliegen.

 

Später beschäftigen ihn wieder die Knieschlitze. Welche Bedeutung könnten sie haben?  Klar, wichtiger als scheinbar unfertige Klamotten sind innere Werte. Einen eigenen, wenn auch ausgefallenen Stil zu haben, ist besser, als sich einem Modediktat einfach zu unterwerfen. Vor allem kann eine Kleidung doch nicht die Persönlichkeit und Kompetenz eines Menschen ersetzen! Und ein jugendliches Outfit mit verspielter Unangepasstheit  ist sicherlich einem finsteren Outfit, das Angst macht, vorzuziehen. Und hat sich nicht die emanzipierte Frau des 19. Jahrhunderts vom Korsett befreit, damit ihr befreiter Körper frei atmen kann und einengende Bekleidungsvorschriften aus der Mode kommen?

 

Könnte die heutige Kniefreiheit eine neue Kampfesansage sein  - mit dem Kampfesruf „Ich bin so frei, beliebig und  unangepasst zu sein.“ Aber andererseits: Kann das Unfertige nicht auch zum bevormundenden Gesetz und die Trägerin zur Sklavin eines lockeren Trends werden?

 

Schließlich: Ist es wirklich klug, auf öffentlicher Bühne immer die Kleidung zu tragen, die einem  selbst gefällt – unabhängig vom Anlass und einer Zielgruppe?

 

Kleidung kann eine Augenweide, aber auch eine Beleidigung für die Augen sein. Sie redet ohne Worte. Manchmal verkündet sie die Botschaft, zu einer Gruppe dazuzugehören oder sich von anderen unterscheiden und abgrenzen zu wollen.

 

Und Kims Jeans? Vielleicht legt sie unbewusst die Finger in eine unsichtbare Wunde (der Seele), indem sie eine sichtbare, vorgetäuschte Wunde (der Kleidung) zeigt. Denn bleibt ein Mensch angesichts von Optimierungs-, Perfektions- und Selbstdarstellungssucht nicht dennoch oder gerade deshalb voller Risse, unfertig und unvollkommen?

 

Und so könnte die liebenswürdige Kim auf Risse hinweisen, die durch jeden Menschen gehen; jedoch durch Vernunft sowie Barmherzigkeit geheilt werden können.

 

Burkhard Budde


„Erkennen, anerkennen und bekennen.“

Neues Buch von Burkhard Budde

Vielfältige und spannende Themen aus dem bunten Leben verspricht das neue Buch „Erkennen, anerkennen, bekennen“ von Burkhard Budde. Der Autor hat einen lebensnahen Ratgeber mit 45 Denkanstößen geschaffen, ohne den moralischen  Zeigefinger zu heben oder ohne ethische Rezepte anzubieten.

 

Der promovierte Theologe und Publizist will nicht spalten, sondern Brücken bauen und Mut zum humanen Miteinander machen. Sein Kompass ist die christliche Freiheit und die soziale Verantwortung. Seine Quelle, aus der der Leser schöpfen kann, nicht muss, ist der christliche Glaube. Der Autor unterscheidet kritisch, führt jedoch zusammen, was seiner Meinung nach zusammengehört: Glaube und Wissen, Liebe und Verantwortung, Vernunft und Menschlichkeit.

 

Von besonderer Brisanz und Originalität sowie bleibender Aktualität sind Themen wie Toleranz (Parabel vom Brückenbau), Nächstenliebe (Martin aktuell), Hass (Gefährlicher Sumpf), Macht (Größe im Kampf), Ökonomie (Prahlen mit Zahlen), Bibel/Koran (Würde bleibt unzerstörbar), Kirche (Geistliche Heimat?). Stets hat der Leser das letzte Wort – er behält die Freiheit, sich eine eigene Meinung zu bilden.

 

Das Buch, das im BoD Verlag Norderstedt erschienen ist und 6,90 Euro kostet, kann in jeder Buchhandlung oder im Internet im BoD Buchshop bestellt werden (ISBN: 978-3-744-8853-79).


Auf ein Wort

 

Gier macht unfrei

 

Die Maus mit ihrem neugierigen Schnuppernäschen blickte in einen Spiegel. Sie sah ihr glänzendes Fell, ihre braunen Knopfaugen, ihre kurzen Beine und ihren langen Schwanz. War sie nicht schön?

Aber hatte sie in ihrem Leben wirklich das große Los gezogen? In ihrem Herzen sehnte sie sich danach, wahr- und ernstgenommen, vor allem anerkannt, vielleicht sogar aufgewertet zu werden.

 

Immer häufiger schielte die Maus, deren Selbstwertgefühl ständig auf die Probe gestellt wurde, nach anderen Mäusen und Mäuschen, großen und kleinen Tieren, die ihrer Meinung nach ungerecht bevorzugt wurden. Und weil sie ihr Einfühlungsvermögen aufs Eis gelegt hatte, verhinderte sie, wenn sie es gerade konnte, deren Entwicklungen und Anerkennung ihrer Leistungen. Denn ihr Neid mischte sich mit der Angst, zu kurz zu kommen. Am Ende will doch keiner die Dumme sein?!

 

Langsam wurde sie auch noch geizig. Sie wollte unbedingt das besitzen, was sie nicht hatte. Und was sie hatte, wollte sie unbedingt vermehren. Sie dachte nur noch an sich, wurde gefühls- und lieblos, vor allem sehr einsam. Denn wer wollte schon mit einem Geizhals, selbst wenn er gezuckert nett und niedlich, schnuppernd daherkam, das bunte Leben, die kostbare Lebenszeit teilen?

 

Das Unangenehmste  für ihre Weggefährten war jedoch das Rad ihrer versteckten Gier, das durch Neid, Angst und Geiz ständig und immer schneller gedreht wurde. Zwanghaft hielt sich die Maus an diesem Rad fest und wollte zugleich noch mehr ergreifen, was vorhanden war, aber existenziellen Schwindel verursachte. Sie konnte um keinen Preis auf ihre Wünsche verzichten, auch nicht das Rad loslassen, um nach Alternativen zu ihren Wünschen zu suchen. Sie war unfrei geworden, raffgierig und zugleich machtgeil, geldgierig und zugleich ruhmsüchtig.

 

Eines Tages schaute die Maus wieder in einen Spiegel. Sie erschrak. Ihr Bild hatte sich extrem verändert. Aus einer schönen und attraktiven Maus war eine verhärmte und verbitterte graue Maus geworden. Langsam begriff sie, dass selbstsüchtige Gier die Schönheit des Lebens zerstört. Auch die eigene Freiheit und Mündigkeit, vor allem die selbstkritische Selbstannahme, die notwendig ist, um konstruktive Annahme, ja die unbezahlbare und unverdienbare Liebe anderer erfahren zu können.

 

Burkhard Budde



Neues Buch

Burkhard Budde

Erkennen, anerkennen

und bekennen.

Gedanken aus dem Leben

zum Denken und Handeln

 

Ein moderner und lebensnaher Ratgeber mit 45 Denkanstößen zu Themen wie „Liebe“ und „Macht“, „Toleranz“ und „Hass“, „Wahrheit“ und „Neid“, „Trost“ und „Kritik“.

Kein Buch mit erhobenem Zeigefinger oder ethischen Rezepten, wohl aber ein Buch für Neugierige, die mit einem Kompass christlicher Freiheit und sozialer Verantwortung durchs spannungsvolle und vielfältige Leben gehen wollen.

Die Denkanstöße aus dem Leben laden zudem ein, aus der Quelle des christlichen Glaubens Kraft für das Leben zu schöpfen.

Der promovierte Theologe und Publizist will nicht spalten, sondern Brücken schlagen und Mut zu einem humanen Miteinander machen. Er unterscheidet kritisch, führt jedoch zusammen, was zusammengehört: Glaube und Wissen, Liebe und Verantwortung, Vernunft und Menschlich-keit. Und lässt dem Leser die Freiheit, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

 

108 Seiten, gekl., 12 X 19 cm

BoD Norderstedt 2018

6,90 Euro

Bestellungen in jeder Buchhandlung

ISBN: 978-3-744-8853-79

Auf ein Wort

 

Der Dankbare denkt

 

Ist der Dankbare noch unterwegs? Oder hat er sich versteckt? Stampft er heimlich trotzig auf der Stelle? Weil immer weniger Mitmenschen das alte Zauberwort „danke“ kennen? Und sagt lieber „gerne“?

 

Wer will schon wie ein dummer Kammerdiener erscheinen, der seine Ansprüche nicht kennt und sie nicht einfordert? Und überhaupt: Ist es nicht klug, das zweischneidige Schwert der Dankbarkeit in der Scheide stecken zu lassen? Weil es zwar ein möglicher Türöffner zur Seele eines Mitmenschen ist, aber zugleich auch als Schwäche missverstanden werden kann?

 

Einem unbeweglichen Betonkopf kommt „Merci“ (französisch), „Grazie“ (italienisch), „Obrigado“ (portugiesisch) nur selten über die Lippen, auch wenn er unverdiente Barmherzigkeit, eine schöne Tat erlebt oder eigentlich eine Verpflichtung zum Danken hat. Selbstgerecht und überheblich dreht er gerne jeden Stein um, der auf seinem Weg liegt, und wirft mit spitzen Steinen um sich, um unkritische Zustimmung zu erzwingen. Weil die Mitwelt von seinen maßlosen Maßstäben genervt ist und ihre Ruhe haben will, gibt es keinen Austausch der Ideen und Argumente - nur oberflächliche Begegnungen und für den Undankbaren selbstverschuldete und langweilige Einsamkeit.

 

Der ehrlich Dankbare jedoch, der den Dank nicht inszeniert oder instrumentalisiert,  betritt den Raum des Denkens. Er erkennt und anerkennt im Spiegel des Lebens, den er denkend blankreibt, sich selbst, seine Vergänglichkeit und Unvollkommenheit. Er entdeckt, dass seine unverlierbare Würde und seine Lebenszeit Geschenke sind, seit seiner Geburt, die ohne sein Verdienst geschehen ist. Ihm wird klar, dass alle seine Leistungen und Erfolge nicht ohne „glückliche Zufälle“ – nicht ohne Gott – möglich gewesen sind. Er kann dankbar zurückgeben, was er empfangen hat. Und empfängt in Demut Möglichkeiten neuen Lebens.

 

Der Dankbare, der weit genug denkt, hat die Münze des Lebens gefunden, die zum Vertrauen auf das Leben und zum Dank für das Leben einlädt. Er hat zum Leben selbst, zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten gefunden.

 

Mit dem Wort „danke“ streichelt und befreit er die eigene und fremde Seele. Und zaubert auch unterwegs ein Lächeln in zwei Gesichter. 

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

Das Geheimnis der Liebe

 

Geheimnisse lüften?

Die Zwiebel gibt eine klare Antwort. „Selbstverständlich. Ohnehin bleibt nichts verborgen. Und das ist auch gut so.“ Hinter der Maske der Höflichkeit und Freundlichkeit die Fratze der Verlogenheit und Heuchelei zu entlarven. Und im Paradies der Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit die Schlange mit ihren giftigen Bemerkungen und Boshaftigkeiten zu entdecken – das mache Sinn. Doch die Zwiebel, die sich von einer Schale nach der anderen trennt, um selbst alles zu offenbaren, steht plötzlich vor dem Nichts. Ist jetzt alles aus, sinnlos? Oder ist ihr Ende der Anfang von etwas Neuem?

 

Die Nuss, die die Entblätterung der Zwiebel erlebt, fängt an zu weinen und sagt: „ Bei mir gibt es eine glatte, aber auch harte Schale. Ich bin glatt, weil ich durch geschickte Anpassungen Glück erfahren habe. Ich bin zugleich hart, weil ich  auch schmerzhafte Brüche und bittere Enttäuschungen durchleiden musste.“ Doch die Nuss denkt weiter: „Was befindet sich hinter meiner Schale?“ Leere, Fülle? Flüssiges, Überflüssiges? Wertloses, Kostbares? Ungenießbares, Schmackhaftes? Sie erkennt, dass nicht die sichtbare Schale das Entscheidende in ihrem Leben ist, sondern das Innere hinter der Schale. Dass sich hinter einer harten Schale etwas Weiches befinden kann. Vor allem erlebt sie, dass eine Anstrengung von außen notwendig ist, um ihre Schale knacken zu können und dem Geheimnis, dem Kern ihres Lebens, auf die Spur zu kommen. Und das tröstet sie.

 

Darüber freut sich die Rose, die selbst durch ihre Farben und ihren Duft Freude bereitet. „Mein Geheimnis“, so erläutert sie selbstbewusst, „kann keiner einfach analysieren. Aber in der Begegnung mit mir werde ich zu einem offenen Geheimnis.“

Und als der Liebende der Geliebten eine Rose  überreicht, verspüren beide mit allen Sinnen ihren keine geheime Unheimlichkeit, sondern wahre Liebe. Die frei ist, sich in das Geheimnis einzufühlen und sich auf das Geheimnis einzulassen, aber auch das Geheimnis ein Geheimnis sein zu lassen, damit Würde erblüht. Nicht immer ohne Geräusche, ohne Kraft, ohne Hoffnung, aber immer zugleich mit eigenem Kopf und leidenschaftlichem Herz. Und nie ohne Sinn.

 

Burkhard Budde


Sehnsucht der Seele

Vortrag über Joseph Freiherr von Eichendorff

 

Was bleibt? Gibt es etwas, was in jedem Menschen lebt, wenn auch häufig schlummert - selbst in einem Macht- und Maskenmenschen oder einem ungehobeltem Rabauken?  


Am Beispiel von Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 bis 1857) gab Margret Budde, Oberstudienrätin an der Gaußschule in Braunschweig, Einblicke in die menschliche Seele eines Dichters sowie seines Werkes der deutschen Spätromantik, die für alle Menschen bleibende Entdeckungen bedeuten können.

In ihrem Vortrag am 19. September 2018 vor der Goethe-Gesellschaft Bad Harzburg, die von Wilfried Eberts und Marliese Raschick geleitet wird, würdigte sie vor etwa 50 Harzfreunden zunächst das besonders entwickelte Landschaftsgefühl des 17jährigen Dichters im Blick auf seine Schilderung der Rosstrappe im Harz: „Um das Ganze zu genießen, möchte man einen Januskopf mitbringen. Denn die Gegend selber ist janisch. Vorn starren uralte Häupter ewiger Felsen, indes im Rücken die liebliche Jugend bunter unendlicher Täler herauflacht. Gegenüber die ungeheure Felsenmauer…“


Verlebendigt wurden die Ausführungen der Referentin u.a. zur  Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ (1826) und zum Gedicht „Wünschelrute“ (1835)  von Musikstücken wie „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, die von den Anwesenden gesungen und von Superintendent a.D. Johannes Küllig am Klavier begleitet wurden, die Eichendorffs Naturverbundenheit und religiöse Bindungen verdeutlichen.


Die Referentin machte deutlich, dass der Spätromantiker die dichterische Welt als Gegenwelt zur realen Welt versteht und sie gleichzeitig in Beziehung setzt und erlebbar macht  - wohl auch erträglicher, zum Beispiel durch Aussagen seines Gedichtes „Mondnacht“ (1837), die auf manchen Todesanzeigen zu finden sind: „Und meine Seele spannte/Weit ihre Flügel aus,/Flog durch die stillen Lande,/Als Flöge sie nach Haus.“


Denn nicht die rauhe Wirklichkeit mit verlorener Heimat oder Kindheit, mit Ängsten und Kämpfen kann trösten, wohl aber die existenzielle Möglichkeit in der Wirklichkeit. Es ist die Sehnsucht der Seele nach Heimkehr zum Ursprung und Urziel allen Lebens, nach letzter Geborgenheit, die Gott gegenwärtig und bleibend schenkt - die „beflügelt“.  


Würde und Freiheit

Leserbrief in DIE WELT am 19.9.2018

zum DW-Interview

„Dieses muslimische Frustrationskarussell“ vom 17. 9.2018


Das Interview gibt wichtige Einblicke in die muslimische Welt. Ein Karussell, das immer schneller und ohne kritische Auseinandersetzung gedreht wird, kann Frust verbreiten. Veränderung ist möglich, wenn der Einzelne das Karussell verlässt. Die Möglichkeiten dazu sollte der liberale Rechtsstaat ermöglichen und stärken.

Einer jungen muslimischen Frau in Deutschland wurde bewusst, dass es um ihr eigenes Leben geht. Ihre Eltern wollten sie verheiraten, sie sollte das Kopftuch tragen, von ihrem Bruder wurde sie ständig kontrolliert. Nicht ihr Wille, ihre Wünsche und ihre Bedürfnisse zählten, sondern der Wille der Familientradition, der sich untrennbar und unkritisch mit der Familienreligion vermischt hatte. Der Sprung vom Karussell war schmerzlich, aber zugleich befreiend. Sie kann jetzt – auch durch räumliche Trennung – ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in Würde und Freiheit führen.

Und vielleicht eines Tages auch ihrer Familie auf Augenhöhe und angstfrei, gleichberechtigt und gleichwertig begegnen.

                                                                              Burkhard Budde


Auf ein Wort

Aus dem Brunnen schöpfen

 

In einen Brunnen blicken? Ist es nicht attraktiver, auf sein Smartphone zu schauen oder vor dem Fernseher zu sitzen?  Ein Buch, eine Zeitung zu lesen? Seine Blicke in einem Konsumtempel oder in der Natur schweifen zu lassen? Seine Mitmenschen lieber von unten nach oben anhimmeln, auf sie von oben nach unten herabschauen oder ihnen freundlich ins Gesicht sehen?

 

Ein persönlicher Blick in den Brunnen der Geschichte und Geschichten: Um 1968 herum erlebte ich als 15jähriger wie „Heiligtümer“ immer mehr ins Blickfeld geraten. Viele sind stolz auf ihr Auto, das regelmäßig ziemlich pedantisch poliert wird. Ein Urlaub in den Süden gehört zum Pflichtprogramm eines Jahres, zum guten Essen nicht länger nur eine Bratwurst. Der moderne Massenkonsum mit steigendem Wohlstand macht den Kühlschrank, den Staubsauger und den Farbfernseher erschwinglicher. Das Dreigestirn von Sex, Drogen und Beatmusik geistert durch die Kulturlandschaft und weckt Entdeckerlust, aber auch Enttäuschungen. Der Wertewandel ist im vollen Gange. Die einseitige Präge- und Gestaltungskraft der Kirchen sowie autoritärer Strukturen und Personen fängt an zu verdunsten. Die Türen öffnen sich für mehr Demokratie, mehr Gleichberechtigung und mehr Bildungschancen für alle.

 

Beim Deutschen Turnfest in Berlin erlebte ich 1968 eine Großdemonstration gegen den Vietnamkrieg und die USA auf dem Kurfürstendamm.  Den Ruf der Demonstranten mit ihren roten Fahnen „Ho-, Ho-, Ho-, Chi-Minh“, aber auch die geballten Fäuste und die fliegenden Steine können nicht aus meiner Erinnerung gelöscht werden. Es war für mich die Geburtsstunde, den Kompass eines persönlichen Leitbildes zu suchen.

 

Straßendemokratie mit Freund-Feind-Bildern und Intoleranz? Nein danke! Eine autoritäre Demokratie mit Kommandosprache, nervigem Drill und ständiger Kontrolle war auch nicht mein Ding. Eine politisierte Demokratie mit totalitärem Gehabe, humorloser Aufgeblasenheit, egalitären Sprüchen („Freiheit und Vielfalt für alle“!), aber elitärem Verhalten („Wehe, einer widerspricht“) , kam für mich nicht in Frage, weil ich ein Leben jenseits der (Partei-)Politik schätzte und ich mir meine Freunde ohne politische Schubfächer und Etiketten aussuchen wollte.

 

Meine Grundüberzeugung verdichtete sich: Eine offene Gesellschaft mit menschlichem Gesicht und einem Kompass christlicher Werte, die auch Nichtchristen bejahen konnten, wie Würde und Freiheit, Vertrauen und Verantwortung wurde zu meinem Zukunftsmodell auf der Grundlage des liberalen Rechtsstaates und der sozialen Marktwirtschaft.

 

Manchmal hilft ein Blick in den Brunnen der eigenen Geschichte, um sich zu vergewissern, aus der Vergangenheit zu lernen und die Gegenwart besser zu verstehen. Wer darüber hinaus  aus dem Brunnen seiner oder der Geschichte allgemein schöpft, erhält nicht nur neue Orientierung, sondern auch Kraft. Und kann besser die Gegenwart für die Zukunft gestalten.

 

Burkhard Budde


Für ein Mit- und Füreinander

Bremer Bürgermeister a.D. im Harz

Ein leidenschaftliches Plädoyer für ein lebendiges Mit- und Füreinander der Generationen hielt der 80jährige Henning Scherf auf einer Veranstaltung des Lionsclubs Bad Harzburg Walburga am 14. September 2018 im Kloster Wöltingerode. Der promovierte Jurist aus Bremen, der von 1995 bis 2005 Bürgermeister in Bremen war, gründete vor 30 Jahren in dem Stadtstaat das erste Mehrgenerationenhaus als Alten-WG. Hier lebt er seit Gründung mit seiner Ehefrau Luise Scherf.

 

Im Alter, so berichtete der rüstige Festredner, habe er den Sport, das Singen, vor allem das gemeinsame Wohnen neu entdeckt. Die Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen wurden ihm immer wichtiger.

 

Der Politik empfahl er, alles zu tun, Altenghettos zu vermeiden. „Wir brauchen eine gemischte und bunte Gesellschaft, die durch gemeinsame Alltagserfahrungen zusammenhält“, fasste Henning Scherf seine Ausführungen zusammen, ohne die Chancen des Harzes zu vergessen, der für junge und alte Menschen attraktiv, ein Hoffnungsprojekt sei.

Der Erlös des Abends, so die Präsidentin des Lionsclubs Renate Heinemann, ist für die Arbeit des Mehrgenerationenhauses in Bad Harzburg bestimmt, über dessen Arbeit Beate Theermann und Jasmin Sterzl berichteten.


Auf ein Wort

 

Gesicht zeigen

 

Immer, wenn er auf einen Zug warten muss, spielt er Detektiv. Dann sitzt der Mann auf einer Bank und beobachtet fremde Menschen, besonders deren Gesichter.

 

Manche sind jedoch schwer zu erkennen. Ein Jugendlicher in gebückter Haltung starrt wie gefesselt auf sein Smartphone und schenkt ihm keinen Blick. Ob der Smartphon-Besitzer Angst hat, etwas zu verpassen? Ob ein magischer Zauber ihn anzieht und aus der Realität in eine Scheinwelt entführt?

 

Oder die Frau, die sich mit einer Burka verhüllt hat. Ist sie so schön wie ein funkelnder Stern? Warum versteckt sie ihr Gesicht? Will sie sich abgrenzen und verdeutlichen „Ich gehorche Allah!“?  Fühlt sie sich als Opfer der modernen Welt? Hat sie Integration bisher nicht geschafft, weil das ihre Sonder- und Parallelwelt verhindert?

 

Doch viele Passanten zeigen ihr Gesicht. Ein Kind mit einem Eis in der Hand strahlt über das ganze Gesicht. Heimlich bewundert der Detektiv - kein Wegelager, der andere belästigen will -  das schöne Gesicht einer Frau. Verspricht es mehr? Wird es mehr beneidet als verehrt? Als ein finsteres Gesicht mit hängenden Mundwinkeln und zugekniffenen Augen auftaucht, läuft es dem Beobachter kalt den Rücken herunter. Welche Laus ist denn über dessen Leber gelaufen? Ein weiterer Passant zeigt ein unbewegliches Gesicht mit leerem Blick. Kann oder will er keine Gefühle zeigen? Ist er geistig ausgepumpt, seelisch leer?

 

Ein Gesicht, das weiß der Detektiv, kann ein Dolmetscher der inneren Gefühlswelt sein, der das Unsichtbare ins Sichtbare übersetzt und die Gemütslage eines Menschen verrät. Und natürlich spiegelt das Gesicht auch Lebensspuren wider.

 

Aber ein Detektiv findet nur Hinweise, keine Beweise. Er muss deuten und kann sich irren. Denn gibt es nicht auch ein Pokerface, um sich nichts anmerken zu lassen? Ein offenes Gesicht mit Münzautomatenlächeln, das täuscht und hinters Licht führt? Und kann nicht eine Person mehrere Gesichter haben, die wechseln?

 

Dennoch: „Gesicht zeigen und ins Gesicht sehen“ ist eine wichtige Quelle des Vertrauens. Jeder hat ein einziges sowie einzigartiges Gesicht, das mit dem Gesicht der stillenden Mutter eine erste sowie grundlegende Erfahrung gesammelt hat. Liebende Blicke und ein lächelndes Gesicht der Mutter haben Vertrauen ermöglicht. Böse Blicke hätten geängstigt.

 

Und wer in das Angesicht seines Schöpfers blickt, kann - ob nun als Detektiv oder Passant -stets und unabhängig von seinem Gesichtsausdruck seine Einmaligkeit, Würde und Verantwortung entdecken. Und wer gleichgültig oder abweisend wegschaut, wird dennoch mit liebenden Augen angesehen.

 

Burkhard Budde


Wem gehören Organe?

Leserbrief in DIE WELT vom 6. September 2018

Liebe und Vernunft in existentiell persönlichen Fragen wie die einer Organspende sind von der Politik gesetzlich nicht einfach zu lösen oder zu verordnen. Auch nicht durch die große Not potenzieller Empfänger. Oder durch die Hintertür einer Widerspruchslösung, die von einer inhaltlichen Auseinandersetzung in der konkreten Situation schnell entlastet und mit der Selbstbestimmung des Einzelnen nicht gerade fair umgeht.

 

Denn wer schützt den nicht mehr ansprechbaren Patienten, der nicht weiter medizinisch behandelt werden will, dies in einer Patientenverfügung festgehalten hat, aber dessen Organe dann doch um eines Organes willen zunächst künstlich am Leben erhalten bleiben?

 

Wer tritt an die Seite eines schwer verunglückten Patienten, dessen Wille – sein „Nein“ - (noch) nicht bekannt ist, dessen Organ aber dringend gebraucht wird?

 

Wer kämpft um das Leben eines schwerstkranken alten Patienten, wenn ein anderer jüngerer Patient durch sein Organ gerettet werden kann?

 

Leben darf nicht gegen Leben aufgerechnet oder gar gegeneinander ausgespielt werden. Für alle Menschen gilt der gleiche Lebensschutz sowie die gleiche Fürsorge.

 

Die unantastbare Würde, die für jeden Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten ohne Ausnahme gilt, ermöglicht jedoch die individuelle Entscheidung der liebenden Vernunft zur Organspende – allerdings freiwillig, aus Einsicht und aus Mitgefühl.

 

Wer auf die Widerspruchslösung setzt, kann das Gegenteil von dem erreichen, was er bezweckt.

Wer jedoch auf Überzeugungsarbeit mit einem langen Atem setzt und Ängste vor Missbrauch und Manipulation überwindet, kann Erfolg haben. Und aus Liebe zu Menschen, die ein Organ brauchen, wird persönliche Verantwortung.

 

Burkhard Budde

 

(in: Die WELT vom 6.9.2018;

zum Thema “Wem gehört Ihr Herz?” vom 4.9. 2018)


Heimat auch für Heimatlose?

Ebbecke-Stiftung unterstützt Mütterzentrum

 

In der Stadt Heinrichs des Löwen gibt es seit 2004 ein „Dorf in der Stadt“. So jedenfalls bezeichnet Monika Döhrmann das gemeinsame Dach des Braunschweiger Mütterzentrums und des MehrGenerationenHaus in der Hugo-Lutherstraße 60 A.

 

Jeden Tag, berichtet die Geschäftsführerin, besuchen mehr als 200 Personen den „Knotenpunkt für Begegnungen“, die die vielfältigen Angebote wie Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Secondhandladen für Frauen und Kinder, Babygruppen, Offene Kinderbetreuung, Schuldnerberatung, Sozialberatung und Hausaufgabenhilfe nutzen.

Die Vorstandsmitglieder der Ebbecke-Stiftung, Dr. Burkhard Budde und Heike Otto, freuten sich über die vielfältigen Aktivitäten, die nicht nur Begegnungen zwischen jungen und alten Menschen, Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedliche Religionen ermöglichen, sondern auch die Lebens- und Wohnqualität in einem Stadtbezirk durch Menschlichkeit und gegenseitige Wertschätzung, vor allem durch gemeinsame Projekte stärken.

Die Ebbecke-Stiftung hat deshalb dieses Projekt gerne unterstützt.  


Auf ein Wort

 

Träume können „fit“ machen

 

War es nur ein wohliges Gefühl? Mit neuem Glanz in den Augen? Oder ein gruseliges? Mit starken Schweißausbrüchen? Gab es ein rasches Wechselbad von traurigen und fröhlichen Gefühlen? Mit versteckten Botschaften, verpackt in bunten Zerrbildern und Fetzen von Erinnerungen, scheinbar ungeordnet und ohne Zeitgefühl?

Das nächtliche Kino im eigenen Kopf kennt nervige Wiederholungen, aber es ist auch für Überraschungen gut.

 

Einer träumte von Freiheit. Er musste nicht strammstehen und  im Gleichschritt marschieren. Er wurde nicht ständig kontrolliert und zur Ordnung verdonnert. Es wurde nicht versucht, seinen Willen zu brechen. Manchmal  fühlte er sich wie ein freier Vogel, der seinen großen und großzügigen Käfig verlassen, aber auch in ihn zurückkehren konnte, wann immer er wollte.

 

Einer träumte vom Wohlstand. Ihm flogen keine gebratenen Tauben in den Mund, aber er konnte sich ein großes Auto, einen schönen Urlaub und ein Luxusessen leisten. Er freute sich über seinen beruflichen Erfolg und sein eigenes Heim. Manchmal fühlte er sich wie eine fleißige Arbeitsbiene, die funktionierte, indem sie ihre Pflicht tat. Manchmal wie ein gefährliches Raubtier, das aus seinem Käfig ausgebrochen war, um Beute zu machen, immer dreister und rücksichtsloser.

 

Einer träumte von Liebe. Erst versuchte er, den Himmel auf Erden zu schaffen, erntete aber nur die Hölle der Heuchelei. Dann gab er sich der Hölle des Hasses hin und brüllte wie ein Löwe, klagte andere ohne Gründe an, urteilte ohne Unterscheidung und biss ohne Mitgefühl zu, bis er sich in seiner Bosheit verbissen hatte.

 

Doch schließlich erlebte er, wie ein Mensch ihn barmherzig annahm, ohne ihn zu bevormunden; ihm begründet vertraute, ohne naiv zu sein; ihm seine Meinung vernünftig sagte, ohne ihn zu verletzen; ihn um Verzeihung bat, ohne ihn zu erpressen; Verantwortung für ihn und mit ihm für die gemeinsame Entwicklung trug, ohne dass sich einer selbst aufgeben musste. Keiner lief im Büßerhemd freudlos herum, beide konnten vielmehr loslassen, wurden lustvoll eins.

 

Sind Träume nur süße Schäume oder seelische Müllentsorger? Ventile für aufgestaute Sehnsüchte und Ängste? Relaisstationen für unbewusste Vorgänge?

 

Vielleicht sollte man am anderen Morgen die Augen reiben, nachdenken. Und öffnen, neu sehen lernen. Wurde der Film gedreht, um mich, den Träumer,  „fit“ für den Alltag zu machen? Um als Regisseur und Akteur im Film meines eigenen Lebens gestärkt zu sein?  Das Geflimmer der Augenlider wäre dann nicht sinnlos. Und der Traum der Nacht könnte zur erfahrbaren Botschaft des Tages werden.

 

Burkhard Budde   


Auf ein Wort

In eine Grube springen?!

 

Wieder einmal nörgelte der Junge: „Warum darf ich nicht das, was andere in meinem Alter dürfen?“ Der pubertierende Teenager wollte die Nacht zum Tage machen und sein Taschengeld auf den Kopf hauen. Der genervte Vater wehrte ab: „Wenn andere in die Grube springen, musst du nicht hinterherspringen.“

 

Hoppla. Gilt das auch für den Vater, für einen Erwachsenen? Kann nicht eine Grube so faszinieren, hinein- oder hinterherzuspringen, wenn Geld, Erfolg, Macht und Ruhm locken? Auch wenn der Preis hoch ist, charakterlose Anpassung oder rücksichtsloses Verhalten, Dunkelheit und Enge?

 

Ganz schlaue Lebenskünstler fallen zudem in eine Grube, die sie selbst geschaufelt haben. Ihre schamlosen Lügen, an der Grube unschuldig zu sein, verhindern nicht auf Dauer, dass sie entlarvt werden. Heuchlerisches Intrigenspiel rächt sich mächtig, hinterlässt auf jeden Fall Spuren in der eigenen Seele des Intriganten. Wer anderen – auch naiven oder gutmütigen Gemütern - eine Goldgrube des schönen Scheins, aber mit Fesseln gräbt, fällt – eines Tages – selbst hinein.

 

Doch – ob nun unschuldig schuldig, schuldig unschuldig, aus Versehen, aus Dummheit, aus Leichtfertigkeit, aus Berechnung oder aus Angst – welche Möglichkeiten gibt es, in einer Grube zu überleben oder aus ihr wieder herauszukommen?

 

Der eine gräbt in der Grube, findet jedoch nur Dreck, Bosheiten und Gehässigkeiten. Der andere bleibt in der Grube liegen, schimpft auf anonyme Mächte oder auf heuchlerische Fieslinge. Wieder einer redet weltklug daher und behauptet, im Leben außerhalb der Grube zählten nur Titel, Kittel und Mittel. Ein einsamer Rufer schreit um Hilfe und findet doch kein Echo.

 

Dennoch kann ein Tiefpunkt zum Wendepunkt werden. Für Menschen in der Grube des Lebens, die aufstehen, Zutrauen zu sich selbst entwickeln, Altes loslassen und akzeptieren lernen, empfangen und neue Prioritäten setzen. Die vielleicht auch einen Menschen finden, der sie herauszieht, versteht und liebt. Vor allem – und das wollte wohl auch der Vater seinem Sohn vermitteln – die Verantwortung für das eigene Leben wahrnehmen.

 

Und warum sollte man dann im Gleichschritt in eine (neue) Grube, in sein Unglück springen?!

 

Burkhard Budde


„Fit“ für die Zukunft

Salz- und Lichterfest in Bad Harzburg 2018

 

Auch in diesem Jahr gibt es Feierlichkeiten in Bad Harzburg, die mit dem 24. August 1575 begonnen haben. Damals stellte der Herzog Julius zu Braunschweig und Lüneburg mit dem ersten Salzfest die Weichen. Die Solequelle, die schon 1338 urkundlich erwähnt wird, wurde 1575 wieder zugänglich gemacht. Und Herzog Julius wollte, dass am Bartholomäustag immer an dieses Ereignis mit seinem Symbol, der Kerze, erinnert wird.    

Und dieser Tradition bleibt Bad Harzburg bis heute treu. Und gewinnt dadurch Zukunft. Bürgermeister Ralf Abrahms, seit 2002 im Amt, weiß um die Bedeutung der Sole zur Salzgewinnung für die Entwicklung der Stadt. Aber auch um die von König Heinrich IV., der vor 500 Jahren die Harzburg errichten ließ, die 1048 fertiggestellt wurde.

 

Viele Gründe für viele Menschen auch wegen der vielen Attraktivitäten nach Bad Harzburg zu kommen. Geschichtsort, Badeort, Pferdeort, Naturort, aber auch Kultur- und Feierort, lebendige und tragfähige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, auf der man sich kulturell und gesellig „fit“ machen kann für die Zukunft.

Burkhard Budde


Liebe Grüße an wahre Freunde



Geburtstagsblicke

 

Ein Rückblick am Geburtstag

schenkt der Seele Ruhe.

Ist Anlass zum Danken und Denken.

 

Ein Ausblick

der Seele Flügel.

Ist Anlass zum Hoffen und Wünschen.

 

Ein Einblick

der Seele Kraft.

Ist Anlass zur Freude und Entwicklung.

 

Ein Durchblick

der Seele Mut.

Ist Anlass zum Gestalten und Machen.

 

Ein Weitblick

der Seele neue Perspektiven.

Ist Anlass zum Verstehen und Vergeben.

 

Ein Rundumblick

der Seele neue Orientierung.

Ist Anlass zur Demut und Bescheidenheit.

 

Ein Augenblick

der Seele neue Geborgenheit.

Ist Anlass zum Vertrauen durch das Vertraute.

 

Ein liebender Blick Gottes

der Seele eine unsterbliche Würde.

Ist Anlass für viele Blicke liebender Vernunft.

 

Ein Anblick eines Menschen

der Seele Freiheit zur Verantwortung.

Ist Anlass mit Gott zu rechnen.

 

Burkhard Budde  


Die Kuh melken

DIE WELT vom 20. August 2018

Bei der Steuerpolitik verhält es sich ähnlich wie bei einer Kuh, die nachhaltig reichlich und gesunde Milch geben soll. Der Bauer schlachtet sie nicht (Planwirtschaft). Er legt ihr auch keine Steine auf die Weide (Überbürokratie). Auch fesselt er sie nicht dauerhaft (Goldene Zügel).


Ein kluger Bauer (Politiker) führt sie vielmehr auf Wiesen (Rahmenbedingungen), wo sie sich planungssicher und durch steuerliche Anreize zur Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit und Leistungsmöglichkeit gerecht behandelt fühlt. Und damit auch Sinn sowie Identifikationsmöglichkeiten entdeckt, mit ihren Steuern im Blick auf ihre konkrete und individuelle Situation dem Allgemeinwesen aus Einsicht und freien Stücken – vielleicht sogar gerne – zu dienen.

Wer die Kuh jedoch zu sehr belastet, darf sich über schleichende Entfremdung und eine Abwehrhaltung nicht wundern.

 Burkhard Budde

(Leserbrief  zu: „Kirchhof und die Steuern“, Kommentar von Andrea Seibel vom 17. August)


Auf ein Wort

Parabel vom Brückenbau

 

Auf seinem Weg trifft ein Mensch drei fromme Personen. Die eine sagt: „Jahwe ist der wahre Gott. Er ist mein Wegbegleiter, der mich mit Hilfe der Thora über Höhen und Täler meines Lebens führt.“ Die zweite: „Allah ist der wahre Gott. Er ist mein Wegbereiter, der mir mit Hilfe des Korans den Weg zur Quelle des Lebens zeigt.“ Die dritte: „Jesus Christus ist der wahre Gott. Er selbst ist der Weg, der mir mit Hilfe der Aussagen der Bibel neues Leben schenkt.“ Um die Streithähne herum stehen Zuschauer. Einer zeigt seine Zähne und lacht über die Zwistigkeit; ein anderer beißt sich auf die Zunge, um keinen bissigen Kommentar abzugeben; wieder einer verdreht die Augen, weil er den Streit nicht versteht. Die meisten jedoch schütteln kurz den Kopf und gehen dann gleichgültig weiter ihres Weges.

 

Nur der eine Mensch erhebt seine Stimme und fragt die Frommen: „Wie finde ich den Weg über den reißenden Strom?“ Auf die Rückfrage, welchen Strom er denn meine, erzählt er vom Strom des Lebens, der plötzlich und unerwartet alle Bekenntnisse und Formeln, den Glauben und die Vernunft wegreißen kann, um neue Gewissheiten und Einsichten zu schaffen. Doch wer nicht untergehen wolle, müsse eine Brücke über den Fluss bauen, bevor eine reißende Strömung ihr Unwesen treiben könne.

 

Die Frommen verstehen nicht, was er damit sagen will. Der eine erwidert, er hätte jetzt keine Zeit zum Philosophieren. Der andere weist darauf hin, dass er keine Infos über den Brückenbau habe. Der dritte im Bunde reagiert sehr höflich „Wir können in Ruhe darüber sprechen.“ Doch in Wahrheit will er sich nur mit sich selbst beschäftigen.

 

Der Mensch lässt jedoch nicht locker: „Im schnellen Strom des Lebens ist ein Brückenbau möglich.“ Und er spricht von vorbehaltlosem  Erkennen der Gemeinsamkeiten, gleichberechtigtem Anerkennen der Unterschiede und von gemeinsamem Bekennen gegenüber Andersdenkenden.

 

Die Vertreter der Religionen fragen neugierig: „Wie kann das gelingen?“ „Schaut nur mich an!“ lädt der Mensch sie ein. Jeder einzelne - der Rabbiner, der Iman und der Bischof - blickt den Menschen an. Und entdeckt in seinem Gesicht sich selbst, seine Geschaffenheit und Einmaligkeit, aber auch seine Begrenztheit, seine Unvollkommenheit sowie seine Liebesbedürftigkeit – die Brücke der Menschlichkeit, die durch gegenseitige Toleranz für alle begehbar ist, um in den Horizont der Freiheit und des Rechts sowie der Wahrheitssuche zu gelangen.

 

Burkhard Budde


Kultur als Kult

You Silence I Bird bei der Kultviertelnacht in Braunschweig

Auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz in der Stadt Heinrichs des Löwen gab es Kultur zum Anfassen, zum Sehen und zum Hören. Das Open-Air in Braunschweigs Kiez am 18. August 2018 bewegte zudem viele Gemüter bei den rhythmischen Klängen der Indie-Popgruppe You Silence I Bird.

Die bunte Mischung des Programms lockte selbst Passanten, in die vielfältige Kultur mit Livemusik, Gastronomie, DJ-Sets und Projektion Mapping einzutauchen. Und sie konnten eine gemischte Kultur des Viertels als identitätsstiftenden Kult staunend erleben und – sei es auch nur für kurze Zeit – als neue Horizont- und Gefühlserweiterung ganz persönlich wahrnehmen.

Wenn Menschen, die alle Erfahrungsmenschen sind, so miteinander feiern, werden sie sich auch eher gegenseitig tolerieren und füreinander da sein.

Burkhard Budde


Große Demo in kleiner Stadt

Für Freiheit auch in Prag 1968

 

Wie ein Lauffeuer hatte es sich in der westfälischen Stadt Bünde herumgesprochen: In der Nacht zum 21. August 1968 waren Truppen der Sowjetunion, Ungarns, Polens und Bulgariens gewaltsam in die Tschechoslowakei   eingedrungen. Viele Schüler der beiden Bünder Gymnasien wirkten wie geschockt und erschüttert, auch meine beiden Brüder und ich, die wir damals zum Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gingen. Wir  bekamen über die Medien mit, wie Prager Bürger versuchten, Sowjetische Panzer aufzuhalten, indem sie sich ihnen in den Weg stellten. Auch Diskussionen von jungen Leuten mit den Soldaten des Warschauer Paktes waren offenbar zwecklos. Alles schien vergeblich. Gewalt und Ohnmachtserfahrungen triumphierten. Das kleine Pflänzchen „Freiheit“ des „Prager Frühlings“, des „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, wurde brutal zerstört.

 Doch in unseren Schulen der Kleinstadt – damals hatte die Stadt nur 12 000 Einwohner - gab es nicht nur Wut und Empörung, sondern  auch Mitgefühl, politische Widerstands- und Freiheitskräfte. Ein Schüler sagte: „Wir können ja demonstrieren!“ Und der damalige Schülersprecher Rainer Gabriel  griff diesen Vorschlag auf. Kurze Zeit später berichtete er in der Schülerzeitung rückblickend: „Überall fanden wir eine seltene Entschlossenheit vor, fast jeder Schüler war bereit zu demonstrieren.“

 

Und so geschah es denn auch. Die „Stärksten“ der etwa 300 Demonstranten - zu den „Stärksten“ gehörte ich als 15jähriger nicht - trugen Transparente zum Beispiel mit den Aufschriften „Freiheit für die CSSR“ und die „Russen verhandeln mit Panzern“. Vom Marktplatz der westfälischen Zigarrenstadt ging es durch die Innenstadt mit Sprechchören wie „Russen raus aus Prag“ zum „Kleinen Kreml in Bünde“. Ich selbst hatte bislang um dieses Gebiet am Rande der Stadt mit meinem Fahrrad lieber einen Bogen gemacht. Zu unheimlich wirkte auf mich die „Sowjetische Militärmission“ mit ihrer roten Fahne, die durch etwa drei Meter hohe Maschendraht-Zäune hermetisch abgeriegelt war und mehrere Doppelhäuser mit 20 Wohnungen, einem Casino, einer Gemeinschaftsküche und Büroräume  umfasste. Doch dieser für mich „gruselige“ Ort trotz der britischen Offizierssiedlung als Nachbarn, den es seit 1957 bis zur Schließung 1991 als „Aufklärungsort“ im Blick auf militärische Einrichtungen auf Grund der Potsdamer Abkommen 1944  gab, war zugleich ein lebendiger Symbolort. Hier fokussierten sich für uns Schüler  die politischen Kräfte „Freiheit und Menschenrechte“ oder „Unfreiheit und Unrecht“. Wir wollten deshalb den Vertretern der Sowjetunion eine Petition übergeben. Aber in der Militärmission rührte sich nichts. Das Maschendrahttor blieb verschlossen, die Gardinen der Fenster zugezogen. Auch ein „sit-in“ vor dem „Relikt“ des Zweiten Weltkrieges, das es auch in Baden-Baden und in Frankfurt am Main gab – und ähnliche „Stützpunkte“ der USA, Englands und Frankreichs in der damaligen DDR – wurde ignoriert. Ob wir heimlich fotografiert wurden?!

 

 

 

 

 Wie es auch immer war. Politisches Bewusstsein für die unteilbaren Menschenrechte, die Ausdruck einer unantastbaren Würde aller Menschen sind, hatten wir in der Bevölkerung, die unsere demonstrative Solidarität begrüßte, geweckt. Mir selbst wurde es immer wichtiger, politische Verantwortung zu übernehmen. Von den Schülersprechern Rainer Gabriel (1968/ 69) und anschließend Jochen Liedtke (1969/70) konnte ich ganz im Geiste der Erziehung meiner Eltern viel dazulernen, zum Beispiel Mut zum Widerspruch und zur eigenen Meinung, auch Offenheit und Ehrlichkeit, Unterscheidungs- und Urteilsvermögen. 1970/71 schenkten mir meine Mitschüler ihr Vertrauen und ich wurde selbst Schülersprecher in einer bewegten und bewegenden Zeit.

  

Burkhard Budde 


Abenteuer Natur

Die Rabenklippe von Bad Harzburg

Ein faszinierender Fels in felsiger Landschaft inspiriert die Phantasie. Wenn die versteckte Rabenklippe, die in 555 Meter Höhe östlich von Bad Harzburg zu finden ist, spricht, wird sie gleichsam lebendig. Die Gedanken wandern aus der rauhen Wirklichkeit hinaus in die Weite der bewegten Gefühle.

Der „Rawenstein“ (Ausdruck 1587) mit dem Gasthaus (seit 1847), dem Luchsgehege (seit 2000) und vor allem dem einzigartigen Brockenblick (1142 Meter höchster Berg des Harzes) ist eine Oase für die menschliche Seele, die zur schöpferischen oder zweckfreien Ruhe kommen kann. Auch Gespräche werden hier möglich, die abseits vom Trubel, von der Hektik und dem Stress, aber auch jenseits gähnender Langeweile und oberflächlicher Gleichgültigkeit eine besondere nachhaltige Wirkung entwickeln.

Der Fels besteht eben nicht nur aus Granitblöcken, sondern er spiegelt die Urkräfte der Natur wieder, die dem Menschen neue Energien und blühende Visionen schenken.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Stimmen Stimmen?

 

Auf welche Stimme hören wir? Eine haucht ins Ohr „Ich liebe dich.“ Und will doch nur verführen. Eine andere verschafft sich immer häufiger Gehör „Ich liebe nur mich.“ Und vergisst seine eigene Hilfsbedürftigkeit. Eine flüstert immer lauter „Keiner liebt mich.“ Und weckt Unzufriedenheit. Eine versucht einzureden „Es ist alles erlaubt.“ Und führt dabei aufs Glatteis. Wieder eine brüllt „Du hast zu gehorchen“. Und verbreitet Angst. Eine schmeichelt „Dein Erfolg!“ Und trieft vor Neid. Eine keift „Dein Fehler!“. Und pocht auf ihr Recht. Eine mächtige Stimme ruft zunächst „Hurra!“, viele applaudieren. Und dann senkt die gleiche Stimme den Daumen „Weg mit ihm!“ Und viele tuten ins gleiche Horn. Eine hinterhältige Stimme behauptet „Den du anhimmelst und verteidigst, der hält nichts von dir.“, sät damit Zweifel „Sollte die Person das wirklich gesagt haben?“ Und schließlich keimt Misstrauen und Abneigung auf.

 

Versagt in diesem Stimmengewirr die eigene Stimme? Weil sie die Ohren auf Durchzug stellt oder zuhält? Den Schnabel hält, weil sie ohnehin nicht gleichzeitig auf mehrere Stimmen hören kann?

Hilft vielleicht eine mutige Stimme, die klug handelt?

 

Der griechische Held Odysseus widerstand den verführerischen Stimmen der Sirenen, Fabelwesen, die vorbeifahrende Seeleute mit Lockrufen betören wollten, um sie zu vernichten. Er verstopfte die Ohren seiner Männer mit Wachs und ließ sich selbst am Schiffsmast mit Seilen binden. Keiner sollte schwach werden, ins Wasser und damit in sein Unglück springen.

 

Aber reicht das aus, wenn man vor spaltendem und zerstörerischem Süßholz die Ohren verschließt? Oder sich nur an den Mast von Grundsätzen der Solidarität zu fesseln?

 

Jesus, der die Stimme Gottes zu sein beanspruchte, ging einen neuen Weg. Er wollte befreien, nicht fesseln; aufklären, nicht weghören; lieben, nicht heucheln. Sein Maßstab war nicht die Attraktivität und Überzeugungskraft  oder Boshaftigkeit und Verlogenheit einer Stimme, sondern die eigene Verantwortung, die der Mensch vor Gott, in der Bindung vor seinem Schöpfer trägt sowie vor dem Nächsten, der durch die Befreiung von Fesseln eine mündige Stimme bekommen sollte.

 

Die Stimme Jesu ist nicht verstummt. Sie kann auch heute noch das Zweideutige eindeutig entlarven und eine glaubwürde Stimme hörbar machen. Und selbst eine ohnmächtige Stimme durch liebende Vernunft zum Sprechen bringen.

 

Burkhard Budde


Hoch zu Ross und doch sozial

Vielseitigkeitsreiten in Bad Harzburg


Wer selbst begeistert ist, kann andere leichter begeistern. Der Pferdeliebhaber Georg Hohmann vom Verein für Vielseitigkeitsreiten Bad Harzburg e.V., der eine besondere Liebe zum Pferdesport hat, kann bei seinen Mitmenschen Begeisterung für Dressur, Geländeritt und Springen wecken.


Bei seiner Führung während der laufenden Prüfungen sprang bei vielen Teilnehmern der Funke über. Auch für Menschen, die nicht reiten, wurde das Sprichwort lebendig(er) „Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“    

Die Rede ist vom 20. Internationalen Vielseitigkeitsmeeting, das vom 10. bis 12. August 2018 in der Kur- und Pferdestadt Bad Harzburg stattfindet. Georg Hohmann führte am 11. August etwa 30 Personen über die Wiesen des Klosterguts Bündheim und über das Gelände der Rennbahn. Der Pressesprecher des Vereins, der den Wettkampf organisiert, an dem in diesem Jahr 120 Personen aus sechs Nationen teilnehmen, erläuterte mit Kopf und Herz den Geländeritt der Reiter.


Vor einer malerischen und einmaligen Kulisse des Harzes konnte hautnah und nachvollziehbar beobachtet werden wie Pferde mit ihren Reitern die  handwerklich gestalteten Hindernisse in Form von Schwein, Schwänen, Igel und Traktor mit Konzentration und Geschick überwinden konnten. Immer war jedoch Voraussetzung, dass Tier und Mensch eine „soziale Einheit“ bildeten, gemeinsam zueinander und miteinander Vertrauen hatten. Und der Reiter dabei eine besondere Gesamtverantwortung im Wettkampf wahrnahm.


Das Herz der Zuschauer schlug stets mit: Werden beide es schaffen? Sind das Vertrauen und das Können beider stärker als die Furcht vor Herausforderungen? Gibt es plötzlich Unvorhergesehenes, Überraschungen?


Begeisterte und Ergriffene können zudem ihre Erlebnisse und Einsichten in andere Welten rational und emotional übertragen: Auch hoch zu Ross muss kein Mensch auf die Nase fallen. Wenn er sozial bleibt. Und dadurch sein Glück zu zweit im gegenseitigen Vertrauen und auf Augenhöhe entdeckt.

Burkhard Budde


Auf ein Wort


 

Ich habe einen Freund

 

Einer machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ich bin dankbar und froh, dass ich Freunde habe.“ Doch etwas Wasser gehört schon in diesen Wein. Freunde purzeln nicht einfach vom Himmel. Oder können im geschlossenen Kreis, in dem man ähnlich denkt, schimpft und sich oberflächlich zerstreut, nicht einfach gewonnen werden.

 

In der Diskussionsrunde zum Thema „Freundschaft“ berichtete eine junge Frau, dass sie sich an den Schultern ihres Freundes ausweinen könne, „wenn ich die Ellenbogen anderer nicht länger ertragen kann.“ Ein Mann erwiderte: „Meine Freundin hat auch starke Schultern.“ Sie schweige wie ein Grab, wenn er sie darum bitte. Ein weiterer Teilnehmer schilderte, dass sein Freund ihm seine Meinung ungeschminkt sage. Er wisse, woran er sei, vor allem dass er es gut mit ihm meine. Da meldete sich einer zu Wort mit einer weiteren Erfahrung, die eine Prise Weisheit enthielt: „Mir ist wichtig, dass mein Freund mich argumentativ verteidigt, wenn ich schlechtgemacht werde und nicht anwesend bin.“ Und vor allem nicht flüchte oder den Kopf in den Sand stecke, „wenn ich mich in einer Notsituation befinde.“

 

Wohl dem, so kann man tief durchatmen, der einen wahren Freund oder eine wahre Freundin hat! Solche Wegbegleiter durch dick und dünn können auch, müssen jedoch nicht Verwandte oder (Ehe-) Partner sein. Und freundliche sowie höfliche Menschen, die berechnend oder nur an einer nützlichen Beziehung interessiert sind, gehören nicht automatisch zum wahren Freundeskreis. Schon gar nicht korrumpierbare und kaltherzige Menschen, die Freundschaft instrumentalisieren, weil sie nur an ihre eigenen Vorteile denken und von Neid- und Angstgefühlen getrieben sind.

 

Zusammenfassend kann man vielleicht sagen: Zur wahren Freundschaft gehört ein Wir-Gefühl, das Teilen gemeinsamer Grundwerte und Grundüberzeugungen; ein Kopf-Gefühl, das Erleben von Verschwiegenheit und Offenheit, Verstehen und Verständnis, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität; aber auch ein Bauch-Gefühl, das gemeinsame Feiern, ein zweckfreier Umgang ohne Hintergedanken.

 

Menschliche und wahre Freundschaft kann mit einer flüchtigen Bekanntschaft oder beruflichen Kollegialität beginnen sowie in einer zweckgebundenen Kameradschaft wachsen. Freiwillig, ohne Knopfdruck und ohne Zwang.

 

Doch vor allem die Freundschaft zum Liebhaber des Lebens, zu Gott, mit der Gewissheit einer grenzenlosen und bedingungslosen Liebe, bleibt mitten auf Erden ein Geschenk des Himmels. Und befähigt immer wieder zum Vertrauen sowie zur neuen und erneuerten Freundschaft zwischen Menschen.

 

Burkhard Budde


Das Einheitsband der Würde

 

DIE WELT vom 2. August 2018

 

Integration ist ein ständiger Prozess, der alle Menschen immer wieder neu betrifft. Kinder zum Beispiel müssen lernen, sich in die Alltagskultur der Familie zu integrieren, Jugendliche in die Kultur der Gleichaltrigen, Erwachsene in die Unternehmens- oder Berufskultur. Alle Kulturen sind in Deutschland durch das Einheitsband der individuellen Würde, der identitätsstiftenden Grundkultur der Gleichheit aller Menschen sowie der Gleichberechtigung von Mann und Frau miteinander verbunden.

 

Migranten, die häufig eine andere Grundkultur sowie Prägung mitbringen oder sich in Deutschland in der Sonderkultur der Abschottung gegenüber dem westlichen Lebensstils aufhalten, darf man aus ihrer Verantwortung diesem Einheitsband gegenüber nicht entlassen. Ein muslimischer Freund von mir, der sich als liberal versteht und sehr gerne in der offenen Gesellschaft lebt und schon viele soziale und ökonomische Beiträge für die Gesellschaft eingebracht hat, spricht von einer falschen verstandenen deutschen Toleranz, wenn eine Kultur der Würde und der Menschenrechte nicht von allen eindeutig eingefordert und eingeübt wird.

 

Wer meint mit seiner Kultur, seiner Religion, seiner Ideologie oder seiner Politik das alleinige Sagen in der Gesellschaft und im Staat zu haben und Andersdenklende menschenverachtend zu behandeln, zerschneidet dieses grundlegende Einheitsband. Und sät den Geist der Zwietracht, der die Blüten des Hasses, des Fanatismus und der Ausgrenzung schafft. Wer jedoch - wie Andrea Seibel schildert – sich nicht nur einfach als Opfer eines heimlichen oder offenen Rassismus meldet, sondern zur Aufklärung beiträgt, stärkt das zarte Pflänzchen der Integration und Verantwortung. Ob die dauerhafte Integration schon oder noch nicht gelungen ist oder nur eine politische Wunschprojektion bleiben wird, hängt sowohl vom Einsatz des Einzelnen als auch von den Bedingungen vor Ort und der konkreten Situation ab. Wer allerdings darauf verzichtet und das Wachsen der unterschiedlichen Identitäten und (Un-)Kulturen sich selbst überlässt, darf sich über mehr Giftblüten sowie Verwüstungen des Gartens nicht wundern. Wer sich jedoch der realistischen und vernünftigen Auseinandersetzung stellt, schafft einen gemeinsamen Garten vielfältigen und blühenden Lebens. Diese Gärtnerarbeit aller bleibt stets eine Daueraufgabe aller.

 

Burkhard Budde

 

(DW-Leserbrief vom 2.8.2018; ungekürzt)


Auf ein Wort

 

Leben wie eine Katze?

 

Ein Fisch kann nicht gleichzeitig ein Vogel sein. Und umgekehrt. Ein Vogel kann zwar versuchen, die Rolle des Fisches zu spielen. Und ein Fisch die des Vogels. Aber das frische Wasser bleibt das entscheidende Lebenselement des Fisches und die saubere Luft das des Vogels.

Selbst wenn Vogel und Fisch ein faszinierendes Theater jenseits und diesseits der Wasseroberfläche spielen, bleibt es den wachen Augen von Katzen nicht verborgen, dass der Fisch ein Fisch und der Vogel ein Vogel ist.

 

Manche Katzen können sich tierisch amüsieren, wenn Fisch und Vogel auf der Bühne des Lebens beides gleichzeitig oder ein ganz anderer sein und ihre wahre Identität verstecken wollen. Vielleicht weil es ihnen um mächtiges Futter oder um schmeichelnden Applaus geht. Aber manche gestiefelten Zuschauer, die die Nase vom grotesken Rollenspiel voll haben, setzen zum Sprung an, weil sie Fische als Vögel und Vögel als Fische zum Fressen gern haben.

 

Doch warum überhaupt ein absurdes Theater mit (Ent-)Täuschungen spielen? „Ich bin nun einmal so, wie ich bin“, sagte ein junger Mensch ganz bescheiden; fügte dann jedoch noch selbstbewusst hinzu: „Ich kann zwar nicht wie die Fische schwimmen oder wie die Vögel fliegen, aber ich kann ein freies Leben führen, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten entwickeln.“ Warum sollte er, der mit sich selbst und seiner Mitwelt im Einklang zu leben versucht, gleichzeitig oder überhaupt ein anderer sein wollen?

 

Wie eine Katze kann ein Mensch kratzen und beißen, die Seele in Unruhe versetzen und Ärger verursachen. Lecken und beknabbern, sein Ego säubern und polieren. Miauen, die Aufmerksamkeit auf sich lenken, gegen etwas protestieren, wehklagen oder Betroffenheit zeigen. Und Geheimnisse verbergen.

 

Doch er kann auch - wie eine Katze? – neugierig versuchen, bei allen Abhängigkeiten und Widrigkeiten sowie bei aller Unvollkommenheit und Hilfsbedürftigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nicht mit Fäusten und Ellenbogen, sondern mit einfühlsamen Samtpfoten. Indem die Würde aller, die Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit, die vielen Identitäten, jeder einzelne Fingerabdruck, auch der eigene, geachtet wird, eröffnet sich die Möglichkeit gemeinsamen Lebens. Ob nun als Fisch, Vogel oder Katze – oder als Mensch, der allerdings mit einer besonderen Verantwortung.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Dankbares Erinnern

 

Soll der Ehrentag abgesagt oder gar abgeschafft werden? Weil die Geburtstagsfeier zu teuer ist oder zu viel Arbeit macht? Weil die Gesundheit des Geburtstagskindes nicht mitspielt? Oder einfach die Gäste fehlen, keine oder kaum mehr Verwandte oder Freunde da sind?


„Ich feiere meinen Geburtstag schon lange nicht mehr“, sagte eine lebenslustige Powerfrau im Blick auf ihren 70.Geburtstag. Sie wolle nicht jedes Jahr an ihr Älterwerden erinnert werden. Doch hilft es ihr, den Kopf einfach in den Sand zu stecken und die Augen vor dem Alter zu verschließen?

Und muss man sich stets wie ein „junger Gott“ verhalten, es übertreiben und sich überfordern – wie Platon noch im 94.Lebensjahr diskutieren bis man plötzlich tot umfällt? Muss man immer wie ein „junger Spund“ aussehen und seine Torschlusspanik mit Aktivismus überspielen – wie ein Teenager auf der Tanzfläche herumhopsen und sich peinlich lächerlich machen?

Älterwerden muss jedoch nicht bedeuten, in Angst und Schrecken vor Falten, Krampfadern, Haarverlust und Alterskrankheiten zu leben. Oder in ständiger Angst, den Anschluss zu verpassen und auf das Abstellgleis gestellt zu werden. Es ist vielmehr ein Zeichen von persönlicher Freiheit und individueller Würde, sein Lebensalter bewusst und dankbar anzunehmen, Verblühtes und Verwelktes, Dorniges und Giftiges loszulassen, um neuen Blüten Chancen zu geben. Mit liebenden Augen betrachtet können diese zweiten oder dritten Blüten einzigartige Schönheiten sein, die anderen wahre Freude bereiten, tragende Hoffnung vermitteln und heilende Kräfte schenken. Und für den Betroffenen selbst neue Möglichkeiten und befreiende Entdeckungen sinnstiftenden Lebens eröffnen.


„Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt“, bekannte ein 64jähriger Mann, der sich auf seinen „runden Geburtstag“ in stabiler Gesundheit freute. Was er unverdient geschenkt bekommen habe, möchte er wenigstens zeichenhaft mit einer Feier zurückgeben. Er sei dankbar, dass auf seine Familie immer Verlass gewesen sei, seine Freunde zu ihm gehalten hätten, dass Vertrauen und Vertrautes gewachsen sei, dass Täler mit Krisen gemeinsam durchschritten worden wären. All das sei ja nicht selbstverständlich. Und warum solle man dann nicht ein Fest des Dankes und der Freude feiern, das zudem die bunte Gemeinschaft noch stärke und erneuere?!


Es ist wohl wahr: Eine solche Feier, die gleichsam die älter werdende, aber blühende Pflanze mit erfrischendem Wasser der Gemeinschaft begießt, befähigt und ermutigt einen Jubilar, weiter im Möglichen und Notwendigen zu wachsen, immer wieder zu säen und nicht nur zu ernten, neugierig auf das vielfältige Leben zu bleiben.


Ein unsichtbarer Boden jedoch, auf dem alle Pflanzen im Garten des Lebens wachsen, ist der eigentliche Grund aller Existenz. Denn keine Pflanze – ob groß oder klein, alt oder jung, mit vielen oder wenigen Blüten – hat sich auf dem Globus seinen Geburtsort selbst gewählt, im Supermarkt seine Erbanlagen gekauft, im Internet seine Eltern ausgesucht, im Katalog seinen Erfolg ausgesucht. Natürlich gehören zu einem erfüllten und gelingenden Leben auch der persönliche Wille, die Anstrengung, der lange Atem, der Mut, die Eigenverantwortung. Aber der Wurzelgrund sowie die Grundbedingungen sind vorgegeben. Und manche haben zudem Förderer, andere - ohne es zu wissen – allzu viele Neider, die Türen verschließen; manche haben stille Beter, andere feige Heckenschützen, die das Gift der Unwahrheiten oder Halbwahrheiten verbreiten und Entwicklungen verhindern.


Immer jedoch hat das ganze Sein im Schein der Welt das letzte Wort. Deshalb verwelkt keiner einfach, der älter wird, sondern jedem blüht das ewige Sein. Und für Christen, die seit Jesus Christus an die Auferstehung glauben, ist das der eigentliche Grund einer Geburtstagsfeier. Wegbereiter und Wegbegleiter sind dann zur Geburtstagsfeier eingeladen, um in heiterer Leichtigkeit und letztlich in Demut den schöpferischen Grund allen Lebens, den lebendigen Gott, immer mit zu feiern.

 

Burkhard Budde


Kluge Köpfe klug fördern

Dr. Reza Asghari Leiter des neuen „Entrepreneurship Hub“


Der Fluch des Stillstandes, alles beim Alten zu belassen, bedeutet Rückschritt. Erneuerung, das Alte erneuern oder ganz Neues schaffen, kann jedoch zum Segen für alle werden. Deshalb werden, so ein Slogan des neu gegründeten „Entrepreneurship Hub“, kluge Köpfe mit Ideen und Tatendrang gesucht. Und sie werden begleitet, befähigt und unterstützt, wenn die Studierenden und wissenschaftliche Mitarbeiter ein Unternehmen gründen wollen.


Der neue Knotenpunkt („Hub“) für Entrepreneurship, eine Einrichtung der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Technischen Universität Braunschweig, will die Gründungskultur in der Region verbessern. Es gehe, so der Leiter von „Entrepreneurship Hub“ Prof. Dr. Reza Asghari während der Einweihungsfeier am 20. Juli 2018 im Haus der Wissenschaft in Braunschweig, nicht nur um die Vermittlung einer Karriereoption, sondern auch um eine Lebenseinstellung.

Die aktive Teilnahme am Wandel sei grundsätzlich wichtig, um nicht von der Substanz der Vergangenheit zu zehren, und die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft des Landes und der Region zu schaffen. Lehre, Forschung und Coaching, Netzwerkarbeit, Kooperationen würden innovative Werte schaffen, die die Rahmenbedingungen verbesserten, so das Unternehmer – „Entrepreneure und Intrapreneure“ – eine reale Chance mit ihren innovativen Produkten oder Dienstleistungen am Markt bekämen.


Reza Asghari sprach sich für ein Entrepreneurship mit einem menschlichen Gesicht aus sowie für eine soziale Marktwirtschaft, die Lebendigkeit und Zuverlässigkeit verbinde, die jedoch nicht ohne Unternehmer funktioniere – denn „am Ende lebt die Innovation von Personen. Eine Erneuerung lässt sich nicht anordnen.“

 

 

 

 


Unterstützung erhielt das neue Projekt, dessen Pionier und Motor Reza Asghari ist, u.a. vom Präsidenten der IHK Braunschweig Helmut Streiff („Die IHK hat eine Scharnierfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“), von der Präsidentin der TU Braunschweig Prof. Anke Kaysser-Pyzalla (bei der „Sichtbarmachung und der Profilstärkung der Aktivitäten“), von der Präsidentin der Ostfalia Hochschule Prof.Rosemarie Karger (bei der „Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Gründern und Unternehmen der Region“), von der Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kultur Dr. Sabine Johannsen („bei der „Grundlagenforschung und bei allen Transferaktivitäten“), von Prof. Christoph Herrmann („bei nicht so einfachen Rahmenbedingungen“), von Prof. Matthias Pierson (beim Ausbau der Infrastruktur sowie der „kollegialen Kontaktpflege“).



Auch diese leidenschaftlichen Versprechen und Bekenntnisse gehören zur innovativen Kultur, die sich dann bewährt, wenn sie vorgelebt wird. Reza Asghari: „Ein Unternehmertum ohne Begeisterung ist schwierig, weil es Rückschläge gibt.“


Doch dieser neue institutionalisierte Knotenpunkt kann zum Dreh- und Angelpunkt eines neuen Denkens mit erfolgreichem Handeln werden. Weil kluge Köpfe an ihre Ideen glauben, aber auch um die Bedeutung der sozialen Kultur der Menschlichkeit als Voraussetzung ökonomischen sowie nachhaltigen Erfolges wissen. Und kleine Unternehmen von großem Wert sind – für große Unternehmen, aber auch für die Entwicklung der Gesellschaft.


Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Großes im Kleinen

 

Ein kleines Kerlchen – ganz groß?! Es denkt zunächst an sich. Und verschließt häufig sein Herz. Es hält sich für schlauer als andere. Und blickt auf andere herab. Es verachtet den Verlierer. Und überhört den Ruf nach einem Neuanfang. Es ist neidisch auf den Gewinner. Und übersieht seine Knochenarbeit. Es führt sich gerne auf wie ein Zampano. Und täuscht  andere, Unmögliches möglich machen zu können. Mit strahlenden Augen ignoriert es die Begrenztheit und Unvollkommenheit allen Lebens. Und vergisst allzu schnell, dass es selbst auf Hilfe und Gemeinschaft angewiesen ist.

 

Versteckt sich nicht in jedem Menschen so ein kleines Kerlchen?

Zum Beispiel im Wohnzimmer-Samariter, der egalitär redet, aber elitär lebt. Der Wein trinkt, aber Wasser predigt. Im Schlangen-Typ, der sich windet und anpasst. Der jedoch plötzlich Gift versprühen kann, über Abwesende lästert und sie in Misskredit bringt. Im Flüsterer im Engelsgewand, der den Himmel der Gemeinschaft in schönsten Farben preist. Der aber selbst kein Verständnis für Andersdenkende hat und über Leichen geht. Im Macho-Helden, der Frauen als unmündige Objekte ansieht, die man beliebig behandeln kann. Der in seiner Parallel- und Sonderwelt die Spielregeln der Gleichberechtigung, der Toleranz und Partnerschaft nicht gelten lässt. Aber auch im Otto-Normal-Verbraucher, der als Getriebener sein Gesicht in der Masse verliert. Der seine Kopfschmerzen wegen Verletzungen und Kränkungen durch Selbstgefälligkeit, Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid bekämpft.

 

Doch ein kleines Kerlchen - in welchem Menschen auch immer - kann ein kluges Köpfchen entwickeln. Es muss sich nicht von seinen Gefühlen und Gedanken, Prägungen und Vorstellungen ständig und auf Dauer über den Tisch ziehen lassen. Ein kleines Kerlchen, das anfängt erwachsen zu werden, die wirkliche Welt zu entdecken sowie selbst zu reifen, muss nicht nach Perfektion streben, aber es kann immer besser werden. Es muss sich nicht zu einer Gesinnung nötigen lassen, aber es kann einsichtiger werden. Es muss nicht Strammstehen, aber es kann couragierter werden. Es kann eine Grundhaltung entwickeln, die den Geist für neue Sichtweisen offen lässt, das Herz für neue Mitgefühle, die Hand für neue Hilfsbereitschaft, den Kopf für neue Beweglichkeit, die Füße für neue Erfahrungen.

 

Ein lebendiger Mensch - ein kleiner Großer oder ein großer Kleiner - hat jenseits aller Schubfächer zwar für die Dunkelheit seiner Seele keinen Scheinwerfer zur Verfügung, der ohnehin stark blendet. Auch keine Kerze, die nur einen Teil ausleuchtet. Kein Streichholz, das nur vorübergehend brennt. Doch hält er mit einer neuen Grundhaltung so etwas wie ein Nachtsichtgerät in der Hand, mit dem er die Dunkelheit zwar nicht einfach vertreiben, aber bejahen, ergründen und vor allem gestalten kann: Er lernt immer wieder neu, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, dass die Person im Zweifel wichtiger ist als die „Sache“. Und dass das Richtige im richtigen Augenblick geschehen soll.

 

Es ist mutig, auf eigene Kappe gelassen und besonnen, kritisch und urteilsfähig zu leben. Demütig, sich vom Leben selbst, auch vom liebenden Schöpfer allen Lebens, mit neuem Vertrauen, neuer Kraft und neuem Sinn beschenken zu lassen. Vor allem belebend, die wahre Größe eines kleinen Kerlchens zu entdecken, seine unverlierbare Würde und seine eigene Mündigkeit. Damit auch ein kleines Kerlchen durch Menschlichkeit größer wird.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Händchenhalten?!

 

Können Hände sprechen? Eine Frau und ein Mann sitzen schweigend und mit geschlossenen Augen auf einer Bank. Sie genießen die Sonnenstrahlen. Die rechte Hand des Herrn sucht die linke Hand der Dame. Die Finger verhaken sich zärtlich ineinander. Nur ein unschuldiges Händchenhalten? Beide atmen tief durch, scheinen Nähe und Wohlgefühl, Wertschätzung und Geborgenheit zu spüren. Ein zauberhaftes Lächeln huscht über ihre Gesichter.

 

Aus einer zärtlichen Hand kann jedoch auch eine geballte Faust werden. Wütend schlägt ein Vater mit ihr auf den Tisch und schreit seinen Sohn an: „Solange du deine Füße unter meinem Tisch hältst, bestimme ich, wo es lang geht.“ Oder ein Sohn droht seinem Vater mit seiner aggressiven Faust, um ihn einzuschüchtern, damit er sich aus seinem Leben heraushält.

 

Hände sprechen viele Bände, auch wenn sie vielsagend und mehrdeutig sind sowie nicht alles verraten. Ein herzlicher Händedruck kann wie eine Visitenkarte sein, Friedfertigkeit, Offenheit und Gastfreundschaft signalisieren, aber auch täuschen und enttäuschen. Hände können pflegen, aber auch quälen; helfen, aber auch zerstören; trösten, aber auch Salz in die Wunde streuen; applaudieren, aber auch auspfeifen.

 

Zudem geht der erhobene Zeigefinger, der von oben herab belehrt und bevormundet, auf die Nerven. Hinter vorgehaltener Hand üble Nachrede oder Halbwahrheiten zu verbreiten, ist auch nicht gerade fair. Sich die Hände vor Schadenfreude zu reiben, spricht nicht für eine Person. Und wenn Hände nur in den Schoß gelegt werden, weil es bequem ist oder man keinen Ärger haben will, ist auf Dauer auch keine Lösung.

 

Aber was passiert, wenn eine Hand ins Leere zu greifen scheint?

Ein Schiffbrüchiger, der in eine existentielle Krise geraten ist, erlebt Wechselbäder der Gefühle: Den Sog kraftloser Bitterkeit, Windstille einsamer Sinnlosigkeit, aber vor allem die zerstörerischen Wellen der Angst und der Hilflosigkeit. Er klammert sich verzweifelt an Wrackteile seiner bisherigen Erfahrungen und Deutungen. Er fragt, klagt und ruft. Aber er bekommt keine Antworten, keine Erklärungen, vor allem keine Lösung seiner Probleme.

 

Christen behaupten, dass mit dem kleinen Finger des Gottvertrauens die unsichtbare Hand Gottes ergreifbar sei, um zu begreifen: Ein Schiffbrüchiger mit durchbohrten Händen kann einem Schiffbrüchigen mit ohnmächtigen Händen helfen. Weil Jesus Christus selbst einen schöpferischen Neuanfang am Ende seines Lebens erfahren hat, sei er die ausgestreckte Hand Gottes aller Schiffbrüchigen.

 

Aber man muss wohl erst seine Hände leeren und seine Vorstellungen von Gott loslassen, um sie von Gott selbst neu füllen zu lassen. Um dann in einer neuen Gewissheit zu leben: Wir haben vieles in der sichtbaren Hand, das Machen und Verantworten, aber wir selbst sind geborgen in seiner unsichtbaren Hand, durch sein unvergängliches Wirken und seine Handschrift bedingungsloser, schöpferischer Liebe.

 

Und die Sprache der Liebe flüstert selbst beim Händchenhalten, wenn man mit dem Herzen und Kopf dabei ist.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Vor der eigenen Tür kehren

 

Zerstrittene Menschen verbreiten nicht selten Schauermärchen. Aber auch neidische Sonntagsredner, kleingeistige Leichtfüßler, verlogene Maskenträger und machtsüchtige Marionettenspieler setzen „Fake News“ gezielt ein: Falschmeldungen und Unterstellungen, Zuspitzungen und Verallgemeinerungen sowie Verschwörungstheorien machen dann die Runde. Wahrheiten werden verdreht oder verbogen, verdrängt oder versteckt, verkürzt oder verlängert, vergessen oder verzaubert, vergöttlicht oder verteufelt – je nach Person und Situation, nach Interesse und Absicht. Hauptsache man gerät selbst nicht ins Schussfeld, vermehrt sein Ansehen, seine Vorteile und seinen Erfolg. Und kann sich noch lange in seinem Wohlergehen sonnen, denken diese Meinungsmacher, die stolz und selbstgerecht in der ersten Reihe sitzen, den Daumen heben und senken und sich über andere erheben.

 

Ist das alles nur heiße Luft, die sich auf Dauer abkühlt? Kalter Nebel, der sich von selbst auflöst? Lähmendes Gift, das seine Kraft irgendwann doch verliert?

 

Freie Bürger können ihre Köpfe einziehen und schweigen, wenn gehässige Querköpfe und sture Hitzköpfe in die Sahne hauen. Sie können auch nachplappern, was der Nachbar oder Doktor dazu gesagt hat, der Freund oder Partner meint, die Heimatzeitung verbreitet. Oder für bare Münze halten, was sie in den eigenen vier Wänden, in Filter-Blasen oder Echo-Kammern erleben.

Aber bei Fake News, die auf Ehrverletzungen, Verleumdungen und üble Nachrede zielen, steht man am Abgrund der Verlogenheit und Ichsucht, da Menschen verachtet, gedemütigt und entwürdigt werden. Und friedfertige Unwissende oder naive Allesversteher können schnell von Rattenfängern in den Sog von Täuschungen und Lügen gezogen werden.

 

Der eigene Kopf wird jedoch frei, wenn er aus der Schlinge der Manipulationen und Vereinnahmungen gezogen wird, indem er versucht, sich bei „Neuigkeiten“ eine eigene Meinung zu bilden. Kritische Rückfragen müssen dann erlaubt sein, zum Beispiel: Gibt es nur eine oder mehrere Quellen, unabhängige oder interessengeleitete, glaubwürdige oder unzuverlässige, nachprüfbare oder zweifelhafte? Sind die Quellen frei verfügbar; kann jeder grundsätzlich daraus schöpfen? Hat es überhaupt einen Dialog über die Ursachen des Konfliktes gegeben? Ist die andere Seite gehört worden? Kann zwischen Person und Sache unterschieden werden? Ist die Verhältnismäßigkeit gewahrt? Sind unterschiedliche Perspektiven und Wahrnehmungen bedacht worden?

 

Auch die Frage ist wichtig, ob vor der eigenen Tür gekehrt worden ist. Denn zur Meinungsbildung gehören immer zwei: Einer der klingelt, um etwas mitteilen zu wollen. Und einer, der den Türöffner drückt, um sich auf die „Sache“ einzulassen. Sind alle zur Selbstkritik in der Lage?

 

Bei Meinungsbildungsprozessen werden jedenfalls keine Türwächter gebraucht, die zensieren, eine Schere im Kopf haben, Scheuklappen tragen und anderen einen Maulkorb verpassen wollen. Vielmehr sind mehr Türöffner gefragt, die sich gegen fanatische und gehässige Tugendwächter wehren. Die auch Widerstand leisten können, weil sie frei und unabhängig sind, indem sie nach dem Wahrheitsgehalt sowie nach den Gründen einer Mitteilung, die hinter vorgehaltener Hand, mit Gebrüll oder mit Engelsgesang vermittelt wird, fragen.

 

Natürlich, nicht alles Kommunikative und alle Kommunikatoren sind über einen Kamm zu scheren. Aber es darf auch nicht alles Mögliche und Unmögliche einfach unter den Teppich gekehrt werden. Damit ein Märchen ein Märchen bleibt sowie zwei plus zwei gleich vier. Und ein Streit auch über Zahlen sachlich, fair und wahrheitsgemäß geschlichtet werden kann.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Beleidigungen parieren

 

Bis aufs Blut wurde gekämpft. Hühner und Hähne schonten sich nicht. Sie gifteten sich an und sprachen Klartext bis kurz oberhalb der Gürtellinie: „Du redest dummes Zeug“, behauptete der eine. Und der andere erwiderte: „Und du hast keine Ahnung“.

Auch Killersätze wie „Du bist zu alt, um das zu verstehen“ oder „Du bist zu jung, um das beurteilen zu können“ helfen im Eifer eines Gefechtes nicht weiter.


Ob Ratschläge Streithähne überhaupt erreichen? „Du hast folgende Möglichkeiten, auf Beleidigungen wie „Du redest Unsinn“ zu reagieren“, erläutert eine kluge Katze.

Erstens könne der Beleidigte die „Sache“ noch schlimmer machen, als sie in Wirklichkeit sei: „Du wirst erst richtig neugierig, wenn ich noch mehr Unsinn erzähle.“

Zweitens könne die „Sache“ geschickt lächerlich gemacht werden: „Wenn du davon überzeugt bist, wird es bestimmt stimmen.“

Drittens könne die „Sache“ schlagfertig zurückgewiesen werden: „Dann sitzen wir ja in einem Boot und ziehen an einem Strang.“

Viertens könne die „Sache“ verwirrt werden: „Passt dein Einwand zum Thema?“

Fünftens könne der Beleidigte den Beleidiger in der „Sache“ ins Leere laufen lassen: „Dann machen ja die Klugen einen Bogen um mich und reden nicht mehr mit mir“.

Klingt zunächst einmal gut, aber niemand kann stets seine „Contenance“, seine Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung wahren. Auch ein Gemütsmensch kann durch billige Provokationen und falsche Vorwürfe aus der Reserve gelockt werden und über das Ziel eines rationalen Dialoges hinausschießen, d.h. ausfallend werden.


Doch auch sich wie ein beleidigter Pudel in die Ecke zu verkriechen, überlässt dem Beleidiger das schwammige Terrain. Wer nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, mit gleicher Münze heimzahlen oder nur einfach schweigend leiden will, kann auch versuchen, mit Rückfragen zu reagieren: „Was sind deine Gründe für deine Aussage? Ich möchte dich besser verstehen?“


Die Erwartungen sollten allerdings nicht zu hoch geschraubt werden. Streitsüchtige Menschen werden nicht plötzlich goldene Eier legen. Doch die Kunst, nicht Opfer eigener Emotionen wie Angst, Gier, Geltungssucht zu werden, sondern gelassen und besonnen zu reagieren und seine Gefühle in den Griff zu bekommen, ist erlernbar und trainierbar.


Zwar kann keiner gezwungen werden, eine unterdurchschnittliche Haltung zu überwinden: „Nur das ist gut, was ich denke und sage“. Auch nicht eine mittelmäßige Haltung: „Nur das ist gut, was ich verstehe. Und schlecht, was ich nicht verstehe.“ Aber jeder hat die Chance, eine überdurchschnittliche Haltung zu entwickeln: „Auch das kann gut sein, was ich nicht verstehe. Doch ich bemühe mich, es zu verstehen. Damit ich eine Meinung bewusst und begründet bejahen oder verneinen, vor allem sachlich vertreten kann“.


Am besten man versucht, schon beim nächsten Mal in einer Haltung der Gelassenheit und Besonnenheit zu streiten. Damit kein böses Blut fließt, sondern sachliche Übereinstimmungen, Unterschiede oder gemeinsame Lösungen gesucht werden können. Und ein glücklicheres Leben wächst.

Das gilt auch für Katzen und Löwen, nicht nur für Hühner und Hähne. Für Neidhammel, Angsthasen, Pfauen und Schlangen.


Und sind Menschen nicht viel mehr, da sie eine von Gott geschenkte unverlierbare Würde haben?! Sowie eine besondere Verantwortung?!

Burkhard Budde 


Bürger im Bürgerparlament

Begegnung mit Christoph Plett (l.) und Oliver Schatta (2.v.r.)

 

Bürgernähe und Bürgerfreundlichkeit, vor allem einen offenen politischen Gedankenaustausch erlebten die Teilnehmer einer Fahrt in den Niedersächsischen Landtag. Der neue Landtagsabgeordnete Christoph Plett aus Peine hatte erstmals zu der Veranstaltung in die Landeshauptstadt Hannover am 20. Juni 2018 eingeladen, die von seiner Mitarbeiterin Kirsten Geske organisiert worden war.

 

Stolz berichtete Plett von der Elternbeitragsfreiheit in Kindergärten und der Tagespflege, die gerade im Landtag mit den Stimmen von CDU und SPD beschlossen worden war. Das Land, beruhigte Plett besorgte Kommunalpolitiker wegen der zusätzlichen Kosten für die Kreise, Städte und Gemeinden, werde mit einem Härtefallfonds die notwendigen Gelder zur Verfügung stellen. Politisch wichtig sei vor allem, dass junge Familien entlastet würden. Aber auch die Betreuungsqualität in den Einrichtungen müsse gesichert und ausgebaut werden. Deshalb solle eine „dualisierte Erzieherausbildung“ sowie ein „besserer Betreuungsschlüssel“ angestrebt werden.

 

An dem Gespräch, an dem auch der Braunschweiger Landtagsabgeordnete Oliver Schatta und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Peiner Kreistag Hans-Werner Fechner teilnahmen, wurde zudem über FFH-Gebiete, spezielle europäische Schutzgebiete in Natur und Landschaftsschutz, gesprochen. Einig waren sich alle, dass Umweltschutz und wirtschaftliche Verwertung keine Gegensätze sein müssen. Eigentum verpflichte zwar, so Oliver Schatta, aber der Erwerber oder Besitzer eines Waldes dürfe auch nicht gegängelt oder einfach enteignet werden.

Während der Landtagssitzung konnten die Bürger u.a. den Vizepräsidenten des Landtages Frank Oesterhelweg erleben, der die Sitzung souverän leitete und sich für eine Kultur des gegenseitigen Respektes einsetzte, sowie den stv. Ministerpräsidenten Bernd Althusmann hören, der engagiert über den Masterplan zur digitalen Zukunft und den Rechtsanspruch auf schnelles Internet sprach. Lebendige Demokratie wurde als kritisches Frage-Antwort-Spiel sichtbar und hörbar verlebendigt.

 

Beeindruckend war ferner für viele Teilnehmer das Ergebnis des Umbaus des Plenarsaalbereiches – ein Bauprojekt, das 58 Millionen Euro gekostet hat, jedoch den Kostenrahmen von 60 Millionen nicht sprengte. Entstanden ist ein einladender Ort repräsentativer Demokratie, an dem gegenwärtig die Parlamentarier (55 von der SPD, 50 von der CDU, 12 von den Grünen, 11 von der FDP und 9 von der AfD) um die Verbesserung der Gestaltung des Gemeinwohls und der Rahmenbedingungen leidenschaftlich und zugleich (in der Regel?) sachlich ringen, damit Niedersachsen im Wettbewerb mit anderen Ländern und Regionen eine nachhaltige Zukunft behält.

Und um dem Bürger Wohn- und Lebensqualität sowie die Identifikation mit der Demokratie und dem Land Niedersachsen als seine Heimat zu ermöglichen. „Denn“, so drückte es ein Teilnehmer aus, „unsere Kinder sollen sich im Land der vielfältigen Reize so wohlfühlen, dass man sich um Enkelkinder keine Sorgen mehr machen muss“. Und sollte es letztlich und eigentlich nicht immer um dieses Thema im Bürgerparlament der Bürger für Bürger gehen?! Auf jeden Fall können Gespräche mit Bürgern, die als politische Arbeitgeber von Mandatsträgern ernst- und mitgenommen werden und ihre politische Verantwortung auf Zeit nach bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen, diesem Ziel dienen.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Platzkarten nur für Fromme?

 

Die Augen öffnen? Oder schließen? Weil man mit dem inneren Auge besser sehen kann? Da sind zwei Kerzen. Die eine leuchtet still, jedoch froh und frei vor sich hin. Indem sie sich verzehrt, entdeckt sie ihren Sinn, schenkt sie Licht und Wärme. Die andere wirkt erhaben, zugleich selbstsicher und selbstbewusst. Sie ist wunderschön verziert, eine Augenweide. Aber sie brennt nicht, bleibt unbeweglich und stolz.

 

In der Kirche sitzen junge Menschen, die festlich gekleidet sind, wie schöne Kerzen. Sie sollen konfirmiert werden, Ja sagen zu einem Leben mit Gott, dass in ihrer Taufe sichtbar angefangen hat. Es ist ihr großer Tag. Viele wirken ein wenig unsicher, da sie - „so richtig peinlich“ - im Mittelpunkt des Geschehens stehen und viele Augen sie beobachten und mustern. Und sie werden zum ersten Mal Abendmahl feiern.

 

Die Pfarrerin erzählt vom letzten Mahl Jesu mit seinen Freunden vor seiner Kreuzigung. Sie verrät, dass ganz unterschiedliche Typen zu seinem engsten Kreis gehörten. Keine Lichtgestalten, keine Stars oder Superhelden. Wohl aber ein widersprüchlicher „Fels“ mit „großer Klappe, aber nichts dahinter“; ein nerviger „Bedenkenträger“, der nur an das glaubt, was er sieht; zwei eitle „Pfauen“, die um einen Ehrenplatz im Umfeld von Jesus ringen.

 

Jesus umgibt sich ausgerechnet mit solchen Gestalten?! Solche Gestalten braucht er für seine Sache?! Und „schräge Vögel“ sollen ihn gebrauchen?!

 

Auch heute noch? Die Frau in Schwarz hämmert den Konfirmanden und der anwesenden Gemeinde ein: „Keiner wird vom Platz verwiesen. Keiner von Jesus ausgestoßen oder ausgeschlossen.“ Es gebe viel Platz am „Tisch des Herrn“ und vor allem keine Platzkarten nur für Fromme, die „korrekt“ glauben und leben. Jeder könne seine Schuld beim Abendmahl loswerden und Freiheit durch Liebe, d.h. wohl einen persönlichen Neuanfang sowie geistliche Wegzehrung erfahren.

 

Schöne Botschaft für Menschen, die nach göttlichem Licht in ihrer Finsternis suchen! Oder?!

Einer aus der Gemeinde reibt sich die Augen. Gilt die Botschaft der bedingungslosen Liebe auch für Christen in konfessionsverschiedenen Ehen? Vor allem - werden Kerzen, die leuchten, nicht gelöscht und können Kerzen, die nicht brennen, entflammt werden, wenn sie zuvor Bedingungen für die Teilnahme an einer Eucharistiefeier erfüllen müssen – zum Beispiel eine „reifliche Prüfung in einem geistlichen Gespräch“, die „Bejahung des Glaubens der katholischen Kirche“ oder eine „schwere geistliche Notlage“ vorliegen muss?

 

Und können schöne alte Kerzen ein glaubwürdiges Licht in die Dunkelheit von Fragen und Zweifeln bringen, wenn sie selbst nicht zu brennen scheinen? Weil sie päpstlicher als Jesus sein wollen? Weil sie sich hinter dem Kirchenrecht, einer Weltkirche und ihrer eigenen Macht verstecken? Aber wem dient eigentlich das Kirchenrecht? Einer Institution, die mächtig bleiben will? Kirchenleuten, die selbstverliebt sind? Oder der menschenfreundlichen Botschaft Jesu, der selbst beim Austeilen von Brot und Wein nicht zwischen evangelisch oder katholisch unterschieden hat?

 

Da sitzen junge Christen in einer Kirche. Sie sind auf dem Weg, mündig und selbstständig zu werden. Sie versprechen, im Glauben an den liebenden Gott der Freiheit und Verantwortung zu wachsen. Sie hoffen, in der Kirche Jesu Christi einen lebendigen Raum zu finden, in dem sie mit ihrem Herzen die erneuernde und versöhnende Kraft des Evangeliums entdecken. Sie können in ihrem Leben menschliche Lichtträger sein, um göttliches Licht weiterzugeben.

 

Zündet der Lichtfunke des Geistes Jesu Christi, dass selbst eine kleine brennende Kerze eine große Kerze, die noch nicht brennt, entzünden kann, damit es heller und wärmer wird? Und alle ohne Sand in den Augen, dafür aber mit Liebe im Herzen besser und weiter sehen können.

 

Burkhard Budde


Faszinierende Klangwelten

You Silence I Bird bei TUNIGHT

 

Die Technische Universität Braunschweig mit ihren 20 000 Studenten zeigte auch offene Horizonte für Wissenschaftsinteressierte und für Gäste: Die TUNIGHT am 16. Juni 2018 öffnete kulturelle Türen jenseits der 71 Studiengänge, zum Beispiel mit den Auftritten der Hannoveraner Indie-Akustik-Band „You Silence I Bird“ mit Braunschweiger Wurzeln und dem Stuttgarter Trio „Die Nerven“.

 

Zum Abschluss des Musikfestivals lud die Ghetto Bass Band „Symbiz“ das Publikum mit ihrer Musik zum Tanzen ein. Auch auf der Bühne am Okerufer sorgten fünf Bands aus der Region für eine Festivalstimmung.

 

Wie in der Einladung angekündigt entführte You Silence I Bird die Zuhörer mit ihrem sphärischen Sound in ganz besondere Klangwelten. „Hier verschmilzt Retro-Sehnsucht mit Neo-Romantik, Indie mit Pop“, erläutern die jungen Bandmitglieder ihre Musik. Ganz im Geist ihres Debütalbum „Tilia“ wurden die Teilnehmer auf eine Reise durch sattgrüne Wälder und glitzernde Flüsse eingeladen.


Bergsteigerin Merkel

Leserbrief in DIE WELT vom 16. Juni 2018

 

Eine Bergsteigerin, die sich bei einer Bergtour verstiegen hat oder angesichts von Unwettern den Gipfel nicht so schnell erreichen kann, ist gut beraten, kleine und bedachte Schritte zu wagen, um nicht abzustürzen. Große Sprünge können für sie gefährlich sein oder werden - auch für ihre Wegbegleiter und Wegbereiter.

 

Ähnliches gilt auch im Flüchtlingsstreit. Große Sprünge wie europäische Lösungen, bei denen man einen längeren Anlauf braucht, um viele zu überzeugen und mitzunehmen, sind in der EU-Berglandschaft zurzeit nicht möglich. Vorrang sollten deshalb „kleine“ nationale Schritte der eindeutigen Vernunft sein. Denn im Zweifel ist die Sicherheit der Bevölkerung wichtiger als ein faszinierender Blick auf den Gipfel eines Berges.

 

Maßstab bei der Suche nach richtigen und verantwortbaren Wegen kann weder die Machtfrage sein (Wer setzt sich durch?) noch die Imagefrage (Wer verliert sein Gesicht?) noch die Anerkennungsfrage (Wer bekommt Applaus?) noch die Gefühlsfrage (Wer hat genügend Kraft?); vielmehr geht es um die Primärverantwortung im Sinne des Amtseides, den alle führende Bergsteiger - Kanzlerin und Minister – öffentlich abgelegt haben, ob nun mit oder ohne religiöse Formel:

„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

 

Wer sich daran erinnern lässt, hat einen hilfreichen Kompass zur Verfügung, wird im Zweifel eine überzeugende nationale Lösung vorziehen, ohne eine notwendige europäische Gesamtlösung mit einem langen Atem aus dem Auge zu verlieren. Eine Politik jedoch des Machterhalts oder –erwerbes um jeden Preis und auf Kosten der Glaubwürdigkeit kann keine Alternativen zu einer eindeutigen politischen Positionierung in komplexer Landschaft sein, um Schutz, Sicherheit, Wohlstand, Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden für alle zu gewährleisten. Und die persönliche Verantwortung auf Zeit, die Politiker im Dienst an der Allgemeinheit für das Gemeinwohl tragen, lässt sich selbst hinter einem Hauskrach nicht verstecken.

 

Burkhard Budde

 

(Der Leserbrief in voller Länge)


Auf ein Wort

 

Anständig bleiben?!

 

„Bleib anständig“, sagte ein Vater zu seinem Sohn, der offensichtlich im Reisefieber war, beim Abschied auf dem Bahnsteig. Was meinte sein alter Herr damit?

 

Sich anständig zu verhalten, ist für (an-)ständig Denkende offensichtlich keine Glückssache oder ein Himmelsgeschenk. „Anstand“ erscheint mehr zu sein als eine Dekoration, die etwas verschönert oder als ein Luxus, der eine wohlige Stimmung verbreitet. Auch sollte man Anstand nicht verwechseln mit einem Privileg von Frommen, weil es zu ihrer Religion dazugehört. Oder mit einem Feigenblatt der Gewieften, die hoch hinaus wollen. Auch die anständig aufgesetzte Maske der Moralisten und Spießgesellen kann jeder durchschauen, der nicht auf die Nase gefallen ist.

Aber was bedeutet Anstand dann konkret(er)?

 

Vielleicht für einen Touristen, dass er die rechtlichen und kulturellen Spielregeln des Gastlandes wie selbstverständlich beachtet und achtet, beispielsweise eine Straßenverkehrsordnung mit dem Linksverkehr.

Für einen anerkannten Flüchtling oder Migranten, dass er seine moralischen und kulturellen Prägungen und Vorstellungen, die er im Gepäck mitgebracht hat, nicht im neuen Land durchzusetzen versucht, beispielsweise eine frauenfeindliche oder antisemitische Gesinnung. Dass er vielmehr die europäischen Werte wie individuelle Freiheit und Selbstbestimmung, Gleichberechtigung von Mann und Frau respektiert und akzeptiert, aber auch die fremde Sprache lernt und sich der neuen Alltagskultur integrierend anpasst. Und keine Parallel- oder Gegengesellschaften mit Feindbildern und eigenem Recht aufbaut.

 

Anstand spielt in allen Lebensbereichen eine wichtige Rolle. Ein Fußballspieler kann mit Anstand gewinnen oder verlieren, indem er die Leistungen des Gegners anerkennt. Eltern und Kinder, Verwandte und Freunde, Arbeitgeber und Mitarbeiter, Politiker und Gesellschaftsführer zeigen Anstand, wenn sie bei Konflikten auf Gewalt im umfassenden Sinn verzichten, den richtigen Ton wählen und Wertschätzung einer Person gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Und zwar ohne Gegenleistung und unabhängig von Meinungen und Erfahrungen. Zum Anstand gehört auch, den Mund aufzumachen, wenn andere mundtot gemacht werden sollen, die Würde mit fanatischen Hassparolen oder heuchlerischen Engelsgesängen verletzt wird. Anständig ist es, um Entschuldigung zu bitten. Oder Fehler zu erkennen, aus Fehlern zu lernen, um ein neues vertrauensvolles und partnerschaftliches Miteinander zu ermöglichen.

 

Für einen wahrhaft Anständigen gilt, dass er kein glühender Sittenwächter einer Religion, kein zugeknöpfter Knigge-Anhänger einer Gesellschaftsschicht oder berechnender Kofferträger eines Zeitgeistes ist, der gerne bevormundet und gängelt. Auch kein Chamäleon, das seine Farben mit seiner Umwelt im Stand wechselt, um nur seine eigenen Interessen verfolgen zu können. Wohl aber ist der Anständige selbst ein erstes Empfehlungsschreiben für andere sowie für einen rationalen und menschlichen Dialog.

 

Beim Abschied auf dem Bahnhof flüsterte schmunzelnd der Sohn seinem Vater ins Ohr: „Und bau du keinen Scheiß.“ Er wollte wohl bei seiner Rückkehr kein Durcheinander vorfinden. Sondern den Kitt, den die Gesellschaft braucht, um stabil zu bleiben, nämlich gegenseitigen Respekt und Fairness, Takt und Höflichkeit – eben gelebten Anstand in persönlicher Verantwortung.

 

Burkhard Budde 


Charmante Leichtigkeit und coole Freude

You Silence I Bird (YSIB) beim Summertime Festival in Wolfenbüttel

 

YSIB – das sind die jungen Hoffnungsträger Paul Baumann, Jonas Budde, Hendrik Garbade und Moses Köhler. Keine Romantiker, wohl aber Musiker mit ehrlichen Gefühlen, die gleichzeitig mit beiden Beinen auf dem Boden der Realtäten stehen. Und deshalb die Herzen der Konzertbesucher zum Schlagen bringen, damit sie neugierig in den offenen Raum eines lockenden Vogels eintreten.

 

YSIB – das ist eine sympathische Band mit Empathie, die wegen der Liebe zum feinen Akustik-Indie-Pop 2012 in Braunschweig und Hannover gegründet wurde. Und schon einige Erfolge erzielt hat; in der Region keine unbekannte Größe mehr ist und darüber hinaus immer häufiger Resonanz findet. Am 9. Juni 2018 spielte sie beim Summertime Festival in Wolfenbüttel und konnte zeigen, dass sie gereift ist, neue musikalische Akzente und Perspektiven entwickelt hat.

 

YSIB – das ist ein harmonischer Zauber, der den Augenblick streichelt und – für einen Augenblick – die Herausforderungen des Alltags vergessen lässt. Mit charmanter Leichtigkeit und cooler Freude. Eben wie ein Vogel, der nicht grölt und andere Stimmen einfach übertönt, sondern in der Stille freundlich zwitschert und höflich einlädt, zu sich selbst und zum Nächsten zu finden. Eine Stimme, die nicht überhört werden kann.

 

Burkhard Budde


Schätze aus dem Weserbergland

vermehren eigenen Schatz

 

Im eigenen Haus gibt es besondere Schätze, die in der Routine des Alltags leicht übersehen werden können. Meistens sind es die Mitbewohner, die unverwechselbar und einmalig, aber auch vergänglich sind. In der Ferne, weit weg von der Heimat, befinden sich geheimnisvolle Schätze, die das Fernweh wecken. Meistens sind es unbekannte Kulturen, weshalb lange Wege in Kauf genommen werden. Aber auch vor der eigenen Haustür können viele Schätze geborgen werden, wenn man sich weder in seinen eigenen vier Wänden verbarrikadiert noch allein in der Ferne seine Neugier sowie die Sehnsucht nach Grenzüberschreitung stillen will.

Das Weserbergland ist zwar kein Steinwurf von Braunschweig entfernt, aber mit etwa 135 Kilometern ist diese Schatzkammer der Geschichte, Kultur und Kunst für Braunschweiger leicht erreichbar.

Die Schatzsuche des Braunschweiger Lionsclubs Dankwarderode, die Anfang Juni 2018 von Bernd Assert und Dieter Heinrich organisiert worden war, hatte verschiedene Erfolgs- und Entdeckungserlebnisse.


 

Beispiel Fürstenberg im Herzen des Weserberglandes.

Museumsleiter Dr. Christoph Lechelt, ein in Braunschweig geborener Kunsthistoriker, erläuterte stolz die Neukonzeption des Porzellanmuseums Schloss Fürstenberg. Statt einer Epochenausstellung gibt es seit der Wiedereröffnung des Museums im Jahre 2017 eine thematische Struktur, „ohne enzyklopädischen Anspruch“. Natürlich durfte der Hinweis auf Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig-Lüneburg nicht fehlen, der die Burg auf einem Felsen über der Weser um 1600 zu einem Jagdschloss ausbauen ließ. Und vor allem auf den aufgeklärten Herzog Carl I, der seinem Forstmeister Johann Georg von Langen die Gründung einer Porzellanmanufaktur im Jahre 1747 ermöglichte. Bis zum heutigen Tag – bei allem Wandel der Tischkulturen - können Menschen mit einem ästhetischen Porzellan jeden Tag eine intime Beziehung eingehen sowie sich mit Speisen im „weißen Gold“ beim gemeinsamen Essen wohlfühlen oder auch inszenieren.


 

Beispiel Kloster Corvey an den Ufern der Weser nahe der Stadt Höxter.

Aus 1200 Jahren klösterlicher und weltlicher Geschichte sind universelle Schätze gesammelt worden. Georg Moritz, Lehrer und fachkundiger Führer aus Höxter, schaffte es, alte Geschichte mit Geschichten so „westfälisch“ und lebendig miteinander zu verbinden, dass Klostergeschichte spannend wurde – und neugierig machte.

Seit 2014 gehören das Karolingische Westwerk der Abteikirche aus der Zeit Karls des Großen und die Ruinen der 1265 zerstörten Civitas Corvey zum Weltkulturerbe der UNESCO. Angefangen hatte alles im Jahre 822, als Benediktinermönche vom Mutterkloster Corbie an der Somme in Frankreich mit Zustimmung Kaiser Ludwigs des Frommen das Kloster Corvey („Nova Corbeia“) zur Missionierung Sachsens in der Weseraue gründeten, nachdem eine Ordensniederlassung 816 in Hethis (unbekannter Ort im Solling) gescheitert war. Die Klosterschule leitete der Mönch Ansgar, der 831 Erzbischof von Hamburg wurde. Zum bedeutenden Wallfahrtsort wurde Corvey mit der Überführung der Reliquien des Hl. Vitus (Märtyrer um 305 n.Chr. und ein „Nothelfer“) im Jahre 836. Das Kloster wurde im 30jährigen Krieg weitgehend zerstört, bis auf das karolingische Westwerk, das zwischen 873 und 885 erbaut worden war.

Ab 1667 entstand an Stelle des zerstörten Klosters eine barocke Anlage. Aus einem Fürstbistum (seit 1792) wurde 1803 (Säkularisation) ein weltliches Fürstentum, dessen Territorium schließlich 1840 an das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey fiel. Zu erwähnen sei noch, dass zur Fürstlichen Bibliothek etwa 74.000 Bände gehören, die vom Dichter Hoffmann von Fallersleben betreut wurde. Der Hochschullehrer für Germanistik, der 1798 in Fallersleben im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg geboren wurde und 1874 in Höxter starb, schrieb viele Kinderlieder, politische Gedichte, vor allem die deutsche Nationalhymne. Sein Grab befindet sich gleich neben der Kirche.


 

Beispiel Münchhausenstadt Bodenwerder.

Ein Page, in Bodenwerder geboren, zunächst in Bevern, dann in Wolfenbüttel aktiv, wurde 1735 von Herzog Carl I zu dessen Bruder Anton Ulrich nach Rußland geschickt, wo er als Leutnant das russische Kürassierregiment „Braunschweig“ befehligte und schließlich zum Kaiserlichen Russischen Rittmeister befördert wurde. Die Rede ist von Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der nach seinem militärischen Dienst das elterliche Gut in Bodenwerder übernahm. 1786 erscheint das Buch „Wunderbare Reisen… des Freiherr von Münchhausen“, anonym verfasst. Das heutige Museum umfasst etwa 1100 verschiedene Ausgaben in 47 Sprachen des Weltbestsellers („Ritt auf der Kanonenkugel“), der als „Lügenbaron“ in die Lebensgeschichte vieler eingegangen ist, aber wohl eher, ungelogen, für unerschöpfliche Phantasien und faszinierende Traumwelten steht, die als Schatztruhe in Bewegung bleibt und die Seelen vieler immer wieder neu bewegt.

 

Beispiel Schloss Hämelschenburg am Weserberglandweg.

 

Ein ästhetischer Schatz mit Potential sich zu verlieben ist Schloss Hämelsburg, ein Hauptwerk der Weserrenaissance. Zwischen dem Beginn der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg war nicht nur die Weser ein Verkehrsweg für Waren, sondern auch für Ideen, die bis Osnabrück und Wolfsburg hinaus kunsthistorisch durch ein Wiederaufleben eines früheren Modetrends prägend waren. 1588 ließen Jürgen Klencke und seine Frau Anna von Holle das Wasserschloss als Teil des Rittergutes erbauen, natürlich mit einem sehnsüchtigen Blick auf die Antike bzw. Italien. Durch den klugen Einsatz Frau von Holles gelang es, dass Hämelschenburg unbeschadet den Dreißigjährigen Krieg überstand.

 

Aber man muss nicht nach Italien fahren, um Spuren des kulturgeschichtlichen Schatzes zu entdecken. Die Weserregion kennt viele weitere Zeugnisse aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert.

Und die vermehren den eigenen Schatz des Wissens und der Kultur, um die Gegenwart verstehbar sowie für die Zukunft gestaltbar und verantwortbar zu machen. Im Blick auf das eigene Haus, aber auch im Blick auf die Häuser in der Nähe und Ferne. Denn im Haus des Lebens gibt es immer viele Häuser, die zwar nie fertig sind, aber ein gemeinsames sowie wachsendes Fundament haben und mit vielen alten und neuen Schätzen auch eine dynamische Wohn-, vor allem Lebensqualität erhalten.

Burkhard Budde   


Auf ein Wort

 

Kreuze im öffentlichen Raum?!

 

Gibt es einen Kreuzzug gegen Kreuze? Aber wegen des Kreuzes die Klingen kreuzen? Besser vor dem mächtigen Zeitgeist, der am liebsten alle religiösen Zeichen aus der Öffentlichkeit verbannen will, zu Kreuze kriechen? Und kann man sich für das öffentliche Tragen des Kopftuches und gleichzeitig gegen das Aufhängen von Kreuzen in öffentlichen Gebäuden einsetzen?

 

Einzelne Zeitgenossen schaffen es, Doppelmoral als Toleranz aussehen zu lassen oder die Deutungshoheit über religiöse Symbole für sich zu reklamieren. Wieder andere passen sich ängstlich an, indem sie ihr Amtskreuz als Erkennungszeichen ablegen, um nicht anzuecken. Tragen sie es nur dann, wenn sie Hochachtung erwarten (können). Aber erscheint das „äußere Bekenntnis“, das Inneres und Repräsentatives zeichenhaft widerspiegeln sollte, zum Beispiel im Ausland als „Ärgernis“, das es zu verstecken gilt?

 

Dabei kann das Kreuz in der europäischen Öffentlichkeit an einen Baum erinnern, dessen wichtigste Wurzel die Würde eines jeden Menschen ist. Sie hat sich im christlichen Boden des Glaubens an die Gottesebenbildlichkeit des Menschen entwickelt. In jedem Menschen leuchtet dann das Gesicht des unverfügbaren Gottes auf. Keiner verliert dieses Gesicht, weil keiner – weder der Staat noch eine Religion noch eine Weltanschauung noch die Person selbst – der Schöpfer aller ist, letzte Verantwortungsinstanz. Wer sich deshalb für das Kreuz als Zeichen der Würde aller im öffentlichen Raum engagiert, spaltet nicht die Gesellschaft, sondern stiftet Einheit auf der Grundlage des Grundgesetzes, das selbst viele christliche Bezüge, vor allem den Würdebezug kennt.

 

Damit diese Erinnerung lebendig bleibt und an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann, muss der Boden des Verfassungsbaumes gepflegt und gestaltet werden. Er braucht das Wasser der Werte wie Meinungs-, Versammlungs-, Religions-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, der Gewaltenteilung, der Gleichberechtigung und Verantwortung, der Subsidiarität und Solidarität, aber auch Institutionen wie Bildungs- und Kultureinrichtungen und Religionsgemeinschaften.

 

Das Zeichen des Kreuzes in den öffentlichen Gebäuden muss nicht gleichzeitig und exklusiv als ein christliches Heilssymbol wahrgenommen werden, wenn für den einzelnen – den Andersgläubigen oder Nichtgläubigen - eine „flüchtige Begegnung“ möglich ist. Und kirchliche Kreuz- und Würdenträger müssen nicht mit sich selbst über Kreuz liegen. Der Staat des Grundgesetzes ist weltanschaulich neutral, aber nicht wertneutral. Er darf sich von keiner Religionsgemeinschaft oder Weltanschauung vor den eigenen Karren spannen lassen. Und umgekehrt muss sich eine Religionsgemeinschaft auch nicht vom Staat fesseln lassen, wohl aber ist sie an Recht und Gesetz gebunden. Zur Religionsfreiheit gehört es, dass jeder einzelne seine Religion in der Öffentlichkeit im Rahmen der Gesetze leben oder nicht leben darf. Religionswahl,- wechsel,- abkehr oder –verneinung gehört zum Wesen des liberalen Rechtsstaates. Und dieser Staat ist frei, Kreuze als kulturelle Identitätshinweise öffentlich zu fördern.

 

Wer allerdings an dem Ast der staatlichen Freiheit sägt, sollte nicht vergessen, dass er ausgerechnet auf diesem Ast sitzt. Wer demgegenüber die Wurzeln des Baumes pflegt, gewinnt die Einheit vieler Äste sowie die Frucht vielfältiger Freiheit und gegenseitiger Toleranz zugunsten der Entwicklung des gesamten Baumes. Auch den Mut, sich glaubwürdig – ohne Instrumentalisierung und ohne Selbstaufgabe - in der Öffentlichkeit für das Kreuz als Zeichen christlicher und humaner Werte zu bekennen und damit für die Würde aller „Verantwortung vor Gott“ (Grundgesetz) zu übernehmen.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Nach dem Schlusspfiff Anpfiff

 

Beim Anpfiff wird für viele eine Nebensache zur Hauptsache. Fußball-Muffel können das nur schwer nachvollziehen. „Der Profifußball hat doch schon lange seine Unschuld verloren“, sagte einer von ihnen. Vor einem Spiel werde Fair Play beschworen. Im Spiel sei jedoch entscheidend, bei Fouls nicht erwischt zu werden. Und nach dem Spiel würden sich Fans die Köpfe einschlagen. Überhaupt ginge es in Wahrheit beim Profifußball nur um Geschäftemacherei, um wahnwitzige Geldsummen beim Einkauf von Spielern sowie um scheinheilige Funktionäre. Der sportliche Geist gerate immer häufiger unter die Räder der Geld-, der Erfolgs- und Ruhmsucht. Erfolglose Spieler und Trainer würden wie heiße Kartoffeln fallen gelassen, als Sündenböcke in die Wüste oder auf die Reservebank geschickt.


Aber wie denkt, fühlt, verhält sich möglicherweise ein Fußball-Fan, der sich konsequent von Rowdys distanziert? Einer erzählt, warum er ein Fan ist und regelmäßig gerne in die Welt des Fußballs eintaucht: „Ich kann meinen Alltag für eine bestimmte Zeit vergessen. Das Spannendste bei einem Spiel ist die Unberechenbarkeit seines Ausgangs.“ Im Hexenkessel der Gefühle werde er wie ein Kind; sei vom Torschützen verzückt und werde von Jubelszenen entrückt. Wenn eine Masse von einzelnen Fans beim Anfeuern oder Raunen, bei Gesängen und Rufen wie eine Person reagiere, fühle er sich aufgenommen und unsichtbar getragen, einfach leicht und manchmal auch überschwänglich wohlig. Natürlich gebe es auch Wechselbäder. Und Zitterpartien, Tränen. Aber das gehöre nun einmal zu einem Spiel dazu.


Das scheint immer mehr Fußball-Sympathisanten und – Freunden aus allen Schichten der Bevölkerung einzuleuchten. Fußball ist mehr als ein spaßkulturelles Spiel, das mit sportlichen Illusionen versucht, die Fans und Zuschauer über die wahren Motive wie Geld- und Erfolgsmaximierung im Unklaren zu lassen. Auch der Nebel einer fanatischen Heldenverehrung von Fußballgöttern kann gelichtet werden, wenn man seinen Kopf nicht zu Hause lässt. Und von einem Nationalspieler, der bei der Weltmeisterschaft sein Land und nicht nur sich selbst vertritt, kann erwartet werden, dass er seine Vorbildfunktion wahrnimmt und die Nationalhymne mitsingt, selbst wenn er „nur“ Respekt-, Höflichkeits- und Anstandsgründe kennt.


Als Gemeinschaftserlebnis auf Zeit kann Fußball tatsächlich ein wichtiger Teil eines Spiegels des Lebens sein. Auch im normalen Leben gibt es Sieg und Niederlage, Glück und Pech, Fouls und Entgleisungen, Triumphe und Inszenierungen, kopflose Köpfe und herzlose Herzen. Aber überall sind vor allem notwendige Lern- und Entwicklungsprozesse gefordert, wenn ein gemeinsames Leben in Vielfalt und Freiheit gelingen soll: Mit Anstand verlieren oder gewinnen zu können, mit gegenseitigem Respekt, ohne den Beleidigten oder Hochmütigen zu spielen. Und darüber hinaus – weil es zum Glück im wahren Leben nicht stets um Sieg und Niederlage geht - offen und einfühlsam, kompromissbereit und lösungsorientiert zu sein.

Der Schlusspfiff eines Fußballspiels kann der Anpfiff eines neuen Spiels mitten im Leben bedeuten: Mehr Achtung und Verständnis, Höflichkeit und Fairness, Empathie und Kommunikation zu wagen. Vielleicht sogar mit dem Mut zum ersten Schritt. Oder einer ausgestreckten Hand. Damit die Hauptsache - ein glückliches Leben zu führen, ohne um jeden Preis und mit allen Mitteln immer die Nummer eins sein zu müssen oder Recht zu behalten - Hauptsache bleibt.

 

Burkhard Budde


Neue Heimat

Özil und Gündogan beim Präsidenten

 

In ihrem Kommentar „Osmanische Ohrfeigen“ in DIE WELT vom 22. Mai 2018 nimmt Andrea Seibel Stellung zum Verhalten des Bundespräsidenten gegenüber den Fußballspielern Özil und Gündogan und ruft die liberalen Muslime in Deutschland auf, bei den türkischen Wahlen Konsequenzen zu ziehen.

Dazu ist am 23. Mai 2018 ein Leserbrief in DIE WELT erschienen, der ungekürzt folgenden Wortlaut hat:

 

„Es reicht tatsächlich nicht aus, wenn sich der Bundespräsident wie ein „gütiger Onkel“ verhält, der Verständnis für die Fußballspieler Özil und Gündogan zeigt, wenn er sich nicht auch wie ein „gerechter Onkel“ versteht, der zugleich Wege aus selbstverschuldeten Sackgassen aufzeigt und den Grund dieser Wege wie die Werte der Meinungsfreiheit, der Rechtsstaatlichkeit, der Gewaltenteilung und der Gleichberechtigung vertritt. Und der die Bürger dieses Staates, die sich mit ihrem Staat und ihrer Heimat identifizieren können, nicht im Regen der Beliebigkeit und im Nebel der Fragen stehen lässt. Denn ist der Bundespräsident nicht mehr als ein Allesversteher und Alleserdulder? Vielmehr ein lebendiges Symbol sowie eine personifizierte Identifikationsmöglichkeit liberaler und demokratischer Werte unseres Rechtsstaates? Und kein Instrument zweier Spieler, die „wie Türken ticken“, um die Wogen zu glätten?

 

Man kann als Fußballspieler einer Nationalmannschaft nicht Trittbrettfahrer eines demokratischen Zuges sein, um Vorteile zu genießen, und gleichzeitig im autokratischen Zug Erdogans mitfahren oder ihm sogar helfen, seine politischen Ziele zu erreichen. Die richtige Weichenstellung wäre, sich eindeutig für den freiheitlichen Zug zu entscheiden. Und zwar nicht nur aus Höflichkeit der deutschen Heimat sowie den deutschen Fans gegenüber, sondern auch aus neuer Einsicht und gereifter Überzeugung. Es wäre für die Seele vieler Bürger und Fußballfreunde befreiend, wenn sie bei „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mit dem Herzen mitsingen könnten. Dazuzulernen ist nämlich keine Schwäche, sondern eine Stärke.

 

Und es wäre für Erdogan eine Lehrstunde, wenn ihm türkische Wähler in Deutschland bei den nächsten Wahlen in der Türkei einen deutlichen Denkzettel geben würden. Weil sie aus vielen Gründen eine neue Heimat in Deutschland gefunden haben. Und darauf sind liberale Muslime besonders stolz und dankbar.“

 

Burkhard Budde 


Auf ein Wort

 

Flirt oder Liebe?

 

Nur ein harmloser Flirt mit dem Himmel? Superreiche investieren in Superforscher, damit ewiges Leben möglich wird. Es scheinen keine Spinner zu sein, die im Rahmen der digitalen Revolution ein Leben ohne Leiden, Sterben und Tod im Auge bzw. Kopf haben. Angedacht ist offensichtlich, die Daten des Gehirns eines Menschen im Blick auf seine Sprache, sein Wissen, seine Kulturtechniken sowie sein Gedächtnis und seine Erinnerungen hochzuladen und auf eine elektronische Maschine zu übertragen. Das Gehirn könnte dann im Computer bzw. in einem menschenähnlichen Roboter weiterleben. Aber erlebte das neue Wesen, das zuvor durch Genmutationen optimiert und perfektioniert worden ist, wirklich den „Himmel auf Erden“? Und wie sollte mit den armen Schluckern umgegangen werden, mit den noch Fehlerhaften und noch Leistungsunfähigen oder den Unwilligen und Machtlosen? Müssten sie links liegen gelassen oder sogar aussortiert werden? Und wer würde das entscheiden?

 

Alles nur Superwahnvorstellungen von selbsterkorenen Supermenschen?

 

Der normale Mensch, der nicht selbst Gott spielt, quält sich da mit ganz anderen Fragen, wenn es um den Himmel und das ewige Leben geht und er nicht total abgebrüht oder gleichgültig ist.

 

Eine Mutter beispielsweise wusste keine andere Lösung. „Wenn du nicht gehorchst“, sagte sie genervt zu ihrem pubertierenden Kind, „dann kommst du nicht in den Himmel.“ Doch die Tochter wollte gar nicht in den langweiligen Himmel, sondern lieber die Verhältnisse zickig durcheinanderwirbeln. Aber – Hand aufs Herz - ist der Himmel das richtige Instrument, sein Kind zu erziehen?

 

„Im Himmel wartet auf dich eine große Belohnung“, lockte ein religiöser Fanatiker und Rattenfänger einen Jugendlichen, „wenn du dich für unseren Glauben opferst und zum Märtyrer wirst.“ Auch diesen brutalen und menschenverachtenden Missbrauch des „Himmels“ gibt es. Oder der bekannte Missbrauch, wenn mit himmlischen Früchten oder spätere Himmelsgerechtigkeit geworben wird, um im irdischen Jammertal nicht allzu laut zu klagen oder politisch zu rebellieren.

 

Viel menschenfreundlicher sind da andere Himmels- und Glückserfahrungen. Wenn zum Beispiel Liebende sich angenommen und geborgen fühlen. Wenn ihr Himmel die Grenzenlosigkeit und Unendlichkeit ihrer Liebe verspricht - trotz aller grundsätzlichen Vergänglichkeit und Endlichkeit.

 

Der Himmel kann auch eine Folie für Hoffnungen sein. Ein Kind weinte, weil der verstorbene Papa, der lange Zeit im Krankenhaus gelegen hatte, nicht mehr nach Hause zurückkehrte. „Wo ist Papa jetzt?“ „Im Himmel“, antwortete die Mutter verlegen. „Ist der Himmel vielleicht ein Krankenhaus, wo alle Menschen geheilt werden und glücklich sind?!“ schluchzte das Kind und hörte auf zu weinen.

Den Himmel, in dem Menschen zu ihrem Schöpfer zurückkehren, in dem sie unbeschwert und unbegrenzt, aber auch letztlich unbegreiflich weiter existieren, hat Jesus Christus mit seiner Himmelfahrt für Gott- und Christusglaubende geöffnet.

 

Und das Grundvertrauen im Blick auf diesen Ort unbegrenzter Möglichkeiten, letzten Sinnes und Geborgenheit, kann schon hier und jetzt die Kraft geben, das Leiden nach bestem Wissen und Gewissen zu bekämpfen, aber auch in hoffender Liebe anzunehmen, wenn es unabänderlich ist. Damit das Leben nicht zur Hölle wird und der Himmel mit seiner schöpferischen und unendlichen Liebe das letzte Wort behält.

 

Burkhard Budde


Schwert im Stein für Schwertträger

Ein mutiges Zeichen: Ein Schwert steckt in einem Stein. Es ist jetzt auf dem 485 Meter hohen Burgberg zu sehen, dem Hausberg von Bad Harzburg, dem Tor zum Oberharz.


Es erinnert an Otto IV, Sohn Heinrichs des Löwen und seiner Frau Mathilde von England, deutscher Kaiser von 1198 bis 1215, der am 19. Mai 1218 auf der Harzburg starb. Und zwar nicht glorreich mit dem Schwert in der Hand auf einem Schlachtfeld, auch nicht alt und weise im Angesicht seines Schwertes auf einer Burg. Sondern schwach und ohnmächtig an einer Durchfallerkrankung.


Um wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen zu werden – der Welfenkaiser war exkommuniziert worden - , hatte Otto zuvor am 15. Mai in einem „Schuldbekenntnis“ seine Verfehlungen gegenüber der römischen Kirche und dem Papst zugegeben und sich entwürdigend auspeitschen lassen. Gestorben war er wohl an einer „grünen Suppe“ oder an einem Sud - vielleicht aus Bärlauch und Maiglöckchen - , die er im Rahmen einer Trinkkur auf der Harlyburg in Vienenburg zu sich genommen hatte, bevor sich der 43-jährige Mann auf die Harzburg jenseits der Öffentlichkeit zurückzog.

Bis heute gibt es deshalb die Redewendung „Einen flotten Otto haben“ bei krampfartigen und dauernden Darmentleerungen.


Das Schwert als Erinnerung an Otto und an einen Teil seiner Reichsinsignien kann auch als ein christliches Symbol verstanden werden. Auf dem Schwertgriff ist die Gravur zu lesen „Christus vincit. Christus reinat“ (übersetzt „Christus siegt. Christus herrscht“). Wenn diese christlichen Worte mehr sein wollen als nur eine schöne Dekoration oder als eine alte Reminiszenz an einen frommen „Otto pius“, dann haben sie eine aktuelle und brisante Bedeutung.


Ein christliches Schwert wird auch heute noch missbraucht, wenn das Reich Gottes mit Gewalt herbeigeführt wird. Es kann jedoch eine befreiende und versöhnende Wirkung haben, wenn mit dem Schwert des Glaubens die Fesseln der Selbstgerechtigkeit, der Bosheiten, der Verstrickungen, der Abhängigkeiten und der Lieblosigkeit gelöst werden. Um persönlich und frei Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, der Mit- und Nachwelt wahrzunehmen. Um bewusst Richtiges vom Falschen zu scheiden, um entschlossen Person und Sache zu unterscheiden, um sich tatkräftig in einer konkreten Situation zu entscheiden, d.h. im menschlichen und rationalen Geist der Lösungs- und Kompromisssuche, ohne sich selbst aufzugeben oder zu opfern. Denn von einem solchen Schwertträger hat auch Jesus geredet (vgl. Matthäus 10,34).


Jesus wusste allerdings auch, dass es Zeiten wie Ohnmachtserfahrungen gibt, in denen es weise und klug ist, dass Schwert aus der Hand zu legen. Und vielleicht sogar in einem Felsen stecken zu lassen. Um Gott das letzte Wort zu überlassen. Damit das Leben gesegnet bleibt (siehe auch „Benedictus…“ auf dem Schwert), weil Gott immer noch Möglichkeiten kennt, die sich jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, jedoch im Diesseits öffnen können.

 

Anlässlich des 800. Todestages Otto des IV am 19. Mai 2018 enthüllte Dirk Junicke, Vorsitzender des Fördervereins Historischer Burgberg, in Anwesenheit des Bad Harzburgers Bürgermeisters Ralf Abrahms auf dem Burgberg das „Schwert im Stein“. Rückblickend, aber auch weitsichtig.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Heimat Kirche?!

 

Ein Mensch, bislang religiös unmusikalisch, sucht eine geistliche Heimat. Er bittet einen Pfarrer um einen Termin. In der Nacht vor dem Treffen hat er einen Traum.

 

In einer Kirche trifft er einen kritischen Geist, der ihn fragt: „Was wollen sie denn hier?“ Er antwortet: „Ich suche eine religiöse Heimat.“ Der kritische Geist schaut ihn ein wenig ungläubig an: „Hier in der Kirche gibt es vor allem Gottesdienste. Und unser Pastor predigt vor leeren Bänken“. Als wenn der suchende Mann bei dem kritischen Geist Schleusen geöffnet hätte, folgt eine Flut von weiteren spitzen Urteilen und gefestigten Vorurteilen, persönlichen Unterstellungen und verdrehten Wahrnehmungen: Das Leben des Pastors, seine religiöse Arroganz und seine soziale Inkompetenz, würden so laut sprechen, dass man die Botschaft des Evangeliums kaum noch höre. Im Gemeindehaus gebe es viele Gruppen und Kreise; aber es sei wie bei einer geistlosen Maschine, selbst wenn sie laufe, bleibe sie totes Material. In der Gemeindearbeit engagierten sich viele Mitarbeiter; aber unter dem frommen Mantel der Geschwisterlichkeit gebe es auch Tritte gegen das Schienbein und Schläge unter die Gürtellinie. Im Kirchenamt, wo er vor Wochen gewesen ist, sei er wie in einer weltlichen Behörde behandelt worden; ihn nerve Geltungssucht und Machtgehabe, Ordnungswut und Verwaltungswahn. Und dann erzählt er noch frustriert von seinem letzten Aufenthalt in einem kirchlichen Krankenhaus. „Ich bin wie eine Nummer behandelt worden. Die Marke war nur Maske“.

 

Am folgenden Tag stellt der suchende Mensch im Gespräch mit dem Pfarrer viele Fragen. Kann es sein, dass Gott in der Kirche nur noch ein Überraschungsgast ist? Dass Jesu Botschaft im Leben der Christen kaum noch eine Rolle spielt? Dass sich der Geist Christi vom Acker gemacht hat?

Der überraschte Pfarrer versucht zu erklären. Christen seien auch nur Menschen, aber sie würden sich zu Gott als den Schöpfer, als den Sohn und als den Heiligen Geist bekennen. Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes bedeute keine Leere, sondern habe eine lebenspraktische Bedeutung, da sie Menschen erneuere. Denn die „Liebe Gottes“ sei kein Süßholz, weil Gott selbst in der Person Jesu die Not aller Menschen erfahren habe. Und weil der Geist Christi noch heute Herzen entzünden könne.

 

Nachdenklich verlässt der suchende Mensch das Pfarrhaus. In der folgenden Nacht hat er wieder einen Traum. Auf dem Altar, wo sonst die Bibel liegt, befindet sich eine Geige. Ein Spieler, der wie ein Prediger aussieht, ergreift die Geige und fängt an, leidenschaftlich ein einzigartiges Lied von göttlicher Liebe und menschlicher Würde, von verantwortbarer Freiheit und vom Trost in der Ohnmacht zu spielen. Alle Zuhörer, unter ihnen viele kritische Geister, fühlen sich von dieser Melodie berührt, die hilft, die unterschiedlichen Geister durch kritische Reflektion und biblische Deutung zu unterscheiden. Und die sogar Menschen religiös musikalisch macht, indem sie mit seiner Botschaft verschmelzen und für andere „mitsingen“, das heißt Verantwortung wahrnehmen.

 

Am nächsten Morgen ist sich der Mensch gewiss, wo er weiter suchen muss: Wo im Namen des Dreieinigen Gottes versöhnte und zu versöhnende Vielfalt in der Einheit gelebt wird, wo um „weltliche Dinge“ in der göttlichen Bewegung wahrheitsgemäß, sachlich, fair und kompromissbereit gerungen wird, aber die Melodie des göttlichen Zuspruches und Anspruches stets unüberhörbar bleibt – da, als lebendiger Ast eines kirchlichen Baumes mit Wurzeln und Früchten, soll seine geistliche Heimat mitten im pulsierenden Leben sein.

 

Burkhard Budde


„Vatertag“ ohne Köpfchen?

 

Am „Vatertag“ erleben „Väter“ Freude mit Freunden. Unter freiem Himmel über Gott und die Welt ins lockere Gespräch zu kommen, fördert den Zusammenhalt und das Vertrauen im kleinen Kreis.


Aber es gibt auch kopflose Väter. Manche von ihnen ziehen mit Bollerwagen und gut geölten Kehlen gröhlend und aggressiv durch Parks. Sie saufen an ihrem Alkoholtag hemmungs-, maß- und sinnlos und nehmen keine Rücksicht, weder auf die gepflegte Natur, die als Mülldeponie und Pissoir missbraucht wird, noch auf die Parkbesucher, die ängstlich einen großen Bogen um sie machen. Dass die Kopflosen ein schlechtes Beispiel für die nachfolgende Generation sind sowie eine Beleidigung für viele verantwortungsbewusste Väter, geht offenbar nicht in ihren Kopf.


Am Himmelfahrtstag sind jedoch auch Väter, Mütter, überhaupt Personen unterwegs, die ihren Kopf bewegen können. Sie sind in der Lage, unterschiedliche Situationen unterschiedlich zu bedenken, zu beurteilen und zu erleben. Der Himmel ist in ihnen und um sie herum.


Eine Mutter wusste keine andere Lösung. „Wenn du nicht gehorchst“, sagte sie zu ihrem pubertierenden Kind, „dann kommst du nicht in den Himmel.“ Doch die Tochter wollte gar nicht in den langweiligen Himmel, sondern lieber die Verhältnisse durcheinanderwirbeln. Aber – Hand aus Herz - ist der Himmel das richtige Instrument, sein Kind zu erziehen?


„Im Himmel wartet auf dich eine Belohnung“, lockte ein religiöser Fanatiker einen Jugendlichen, „wenn du dich für unseren Glauben opferst.“ Auch diesen Missbrauch des Himmels gibt es. Oder der Missbrauch, wenn mit Himmelslohn oder Himmelsgerechtigkeit geworben wird, um nicht zu klagen oder zu rebellieren.


Viel freundlicher und überzeugender sind da andere Himmels- und Glückserfahrungen. Wenn beispielsweise Liebende sich angenommen und geborgen fühlen. Wenn ihr Himmel die Grenzenlosigkeit und Unendlichkeit ihrer Liebe verspricht - trotz aller grundsätzlichen Vergänglichkeit und Endlichkeit.


Der Himmel kann auch eine Folie für eine Hoffnung sein. Ein Kind weinte, weil der verstorbene Papa, der lange Zeit im Krankenhaus gelegen hatte, nicht mehr nach Hause zurückkehrte. „Wo ist Papa jetzt?“ „Im Himmel“, antwortete die Mutter verlegen. „Ist der Himmel vielleicht ein Krankenhaus, wo alle Menschen geheilt werden und glücklich sind?!“ schluchzte das Kind und hörte auf zu weinen.


Den Himmel, in dem Menschen zu ihrem Schöpfer zurückkehren, in dem sie unbeschwert und unbegrenzt weiter existieren, hat Jesus Christus mit seiner Himmelfahrt geöffnet.


Und der Glaube an diesen Ort unbegrenzter Möglichkeiten und letzten Sinnes, gibt schon jetzt die Kraft zur Freiheit und zur Liebe - hier auf Erden, auch am Vatertag, der mit Köpfchen und Herz zum Himmelfahrtstag werden kann.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Keine Platzkarten

weder im Himmel noch auf Erden

 

Die Augen öffnen? Oder schließen? Weil man mit dem inneren Auge besser sehen kann? Da sind zwei Kerzen. Die eine leuchtet still, jedoch froh und frei vor sich hin. Indem sie sich verzehrt, entdeckt sie ihren Sinn, schenkt sie Licht und Wärme. Die andere wirkt erhaben, zugleich selbstsicher und selbstbewusst. Sie ist wunderschön verziert, eine Augenweide. Aber sie brennt nicht, bleibt unbeweglich und stolz.

 

In der Kirche sitzen junge Menschen, die festlich gekleidet sind, wie schöne Kerzen. Sie sollen konfirmiert werden, Ja sagen zu einem Leben mit Gott, dass in ihrer Taufe sichtbar angefangen hat. Es ist ihr großer Tag. Viele wirken ein wenig unsicher, da sie - „so richtig peinlich“ - im Mittelpunkt des Geschehens stehen und viele Augen sie beobachten und mustern. Und sie werden zum ersten Mal Abendmahl feiern.

 

Die Pfarrerin erzählt vom letzten Mahl Jesu mit seinen Freunden vor seiner Kreuzigung. Sie verrät, dass ganz unterschiedliche Typen zu seinem engsten Kreis gehörten. Keine Lichtgestalten, keine Stars oder Superhelden. Wohl aber ein widersprüchlicher „Fels“ mit „großer Klappe, aber nichts dahinter“; ein nerviger „Bedenkenträger“, der nur an das glaubt, was er sieht; zwei eitle „Pfauen“, die um einen Ehrenplatz im Umfeld von Jesus ringen.

 

Jesus umgibt sich ausgerechnet mit solchen Gestalten?! Solche Gestalten braucht er für seine Sache?! Und „schräge Vögel“ sollen ihn gebrauchen?!

 

Auch heute noch? Die Frau in Schwarz hämmert den Konfirmanden und der anwesenden Gemeinde ein: „Keiner wird vom Platz verwiesen. Keiner von Jesus ausgestoßen oder ausgeschlossen.“ Es gebe viel Platz am „Tisch des Herrn“ und vor allem keine Platzkarten nur für Fromme, die „korrekt“ glauben und leben. Jeder könne seine Schuld beim Abendmahl loswerden und Freiheit durch Liebe, d.h. wohl einen persönlichen Neuanfang sowie geistliche Wegzehrung erfahren.

 

Schöne Botschaft für Menschen, die nach göttlichem Licht in ihrer Finsternis suchen! Oder?!

 

Einer aus der Gemeinde reibt sich die Augen. Gilt die Botschaft der bedingungslosen Liebe auch für Christen in konfessionsverschiedenen Ehen? Vor allem - werden Kerzen, die leuchten, nicht gelöscht und können Kerzen, die nicht brennen, entflammt werden, wenn sie zuvor Bedingungen für die Teilnahme an einer Eucharistiefeier erfüllen müssen – zum Beispiel eine „reifliche Prüfung in einem geistlichen Gespräch“, die „Bejahung des Glaubens der katholischen Kirche“ oder eine „schwere geistliche Notlage“ vorliegen muss?

 

Und können schöne alte Kerzen ein glaubwürdiges Licht in die Dunkelheit von Fragen und Zweifeln bringen, wenn sie selbst nicht zu brennen scheinen? Weil sie päpstlicher als Jesus sein wollen? Weil sie sich hinter dem Kirchenrecht, einer Weltkirche und ihrer eigenen Macht verstecken?

 

Da sitzen junge Christen in einer Kirche. Sie sind auf dem Weg, mündig und selbstständig zu werden. Sie versprechen, im Glauben an den liebenden Gott der Freiheit und Verantwortung zu wachsen. Sie hoffen, in der Kirche Jesu Christi einen lebendigen Raum zu finden, in dem sie mit ihrem Herzen die erneuernde und versöhnende Kraft des Evangeliums entdecken. Sie können in ihrem Leben menschliche Lichtträger sein, um göttliches Licht weiterzugeben.

 

Zündet der Lichtfunke des Geistes Jesu Christi, dass selbst eine kleine brennende Kerze eine große Kerze, die noch nicht brennt, entzünden kann, damit es heller und wärmer wird? Und alle ohne Sand in den Augen besser und weiter sehen können.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Frauen in den Müttern

 

Am Muttertag die Mütter ehren? Auch die eigene Mutter?


Viele tun das und zeigen Herz, Dankbarkeit und Anerkennung. Sie haben nicht die Erziehungs- und Lebensleistungen ihrer Mutter vergessen. Vor allem schlägt das Kinderherz, wenn es an gemeinsam ausgehaltene existentielle Ängste denkt, wie die Mutter das weinende Herz getröstet und ermutigt hat, dem Kind vergab, es gegen Angriffe verteidigte sowie über Höhnen und Täler begleitete bis es immer selbstständiger und unabhängiger wurde.


Doch es gibt auch Kritiker des Muttertages, die diesen Tag als leeres Getue, als lästige Übung oder als billigen Kommerz betrachten. Er sei nur ein Tag vorgespielter großer Gefühle mit goldenen Worten, an dem Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen geweckt werden, weil es lange Funkstille zur Mutter gegeben hat oder die Erinnerungen an die Kindheit und Jugendzeit sehr ambivalent  und unangenehm sind.


Manche verzichten deshalb lieber auf einen Besuch, ignorieren diesen Tag und beruhigen sich selbst mit dem ständigen Widerkauen einer „ungerechten Mutter“, die Lieblinge gehabt und ihnen selbst zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Und verteilen gerne einseitig und unfair schlechte Noten im Blick auf die „bevormundende Glucke“ oder der „grauen Maus ohne Rückgrat“.


Der Muttertag kann jedoch auch an Anna Jarvis erinnern, die den ersten Muttertag 1908 aus der Taufe gehoben hat. Die Amerikanerin aus West Virginia, Tochter eines Methodistenpfarrers, eine unverheiratete und kinderlose Lehrerin, hatte nicht nur die eigene Mutter im Blick, die sie weder vergöttlichen noch aus ihrem Leben einfach zu verbannen trachtete. Vielmehr dachte sie beim Muttertag an die „Werke“ aller Mütter. Also auch an die Frauen in den Müttern, die sich zusätzlich zu den menschlichen und sozialen Leistungen auf leisen Sohlen mit persönlichem Verzicht auf frauenpolitische Anliegen bezogen.


Anna Jarvis war nämlich - wie ihre eigene Mutter - in der Frauenbewegung tätig. Auch deshalb hat sie im Jahre 1908, dem dritten Todestag ihrer Mutter und zugleich Geburtsstunde des Muttertages, nach einem Gottesdienst 500 Nelken – die Lieblingsblumen ihrer Mutter – verteilt, rote Nelken als Zeichen der Würdigung aller lebenden, weiße für alle verstorbenen Mütter. Und den jährlichen Gedenktag geschaffen.


Dass es in der Geschichte des Muttertages Trittbrettfahrer und Missbräuche wie den Mutterkult der Nationalsozialisten gab, spricht nicht gegen die Substanz der Botschaft: Die eigene Mutter ehren, aber auch die Frauen für ihren sozialpolitischen Kampf anerkennen. So wie man auch als Kind, als Erwachsener, als Vater, als alleinstehende Person für Menschliches und zugleich Soziales wertgeschätzt werden möchte.  


Dann könnte der Muttertag sogar zu einem Tag eines neuen gemeinsamen Aufbruchs werden. Und warum sollte so ein Tag nicht mit dem schlichten Geschenk einer Nelke oder auch einer Rose beginnen, mit einem Zeichen vorauseilender und dankbarer Liebe?!

 

Burkhard Budde


Wenn Hexen und Teufel lachen könn(t)en

Teuflischer Hexenspaß mit ernster Miene in St. Andreasberg. Ob so der Hexenkessel der inneren Gefühle überkocht und zur Mine (ohne „e“!) der Lust- und Freudlosigkeit wird? Oder ob man mit ernster Miene Freude bereiten kann?

Vielleicht sollten jedoch bei der Walpurgisnacht nicht alle Erscheinungen und Wahrnehmungen sowie alles Spiel und Vergnügen durch den Reflexionswolf der kritischen Vernunft gedreht werden. Um mit welchem Gesicht auch immer spontan fröhlich sein und bleiben zu können. Und die lustvolle Gegenwart zu zelebrieren.

Denn bewusst oder unbewusst werden die zerstörerischen Geister in den Seelen mutiger Spieler bzw. Teufel und Hexen mit Lärm und Unsinn sowie mit schön geschminkter Oberflächlichkeit und unbekannter Unkenntlichkeit entlarvt, gebändigt und sogar vertrieben. Wenigstens scheint das für viele Teilnehmer dieser traditionellen Marketingattraktion des Harzes zuzutreffen. Die anschließend umso kräftiger über sich selbst und die Fratze des Bösen im Spiegel des Guten lachen können.

Burkhard Budde, 30.4.2018


Auf ein Wort

 

Gefährlicher Sumpf

 

Am Rande, aber auch in der Mitte, im Dunkeln, aber auch im Licht, vor allem jedoch in Grauzonen und in den Sümpfen des Lebens wächst die Blüte des Hasses.

Beispielsweise der Judenhass, der im Verborgenen durch Morddrohungen und Hetze gegen jüdische Mitbürger, aber auch in aller Öffentlichkeit sein Unwesen treibt.

 

Totalitäres sowie fanatisches Denken herrscht jedoch auch bei Demonstranten, die im Namen von Toleranz und Vielfalt Gewalt anwenden, Andersdenkende am Reden zu hindern und zum Schweigen zu bringen versuchen. Oder wenn in Beziehungsfragen eine andere Meinung oder der Andersdenkende selbst verteufelt wird.

 

Die Sumpfblüte des Hasses kann in allen Bereichen des Lebens gedeihen, sowohl in der Hitze von Konflikten als auch in eisiger Kälte von Hartherzigkeit. Sie wurzelt tief, manchmal auch tief versteckt in den Köpfen derer, die sie aus dem Sumpf ausreißen wollen.

 

Träumt die Sumpfblüte davon, etwas ganz Besonderes zu sein? Will sie bewundert werden? Ist sie beleidigt, wenn sie „ungerecht“ behandelt wird? Nimmt sie andere als unnahbar wahr? Sind ihre Angst- und Minderwertigkeitsgefühle, ihre Neid- und Ohnmachtsgefühle die Quellen, aus denen sie ihren Vernichtungswunsch nährt? Den anderen zerstören zu wollen, sich über sein Unglück zu freuen, weil sein Glück nicht zu ertragen ist?

 

Weiß die Sumpfblüte, was sie tut? Wenn sie den heimtückischen Spaltpilz sät, die komplexe Welt in Gute und Böse teilt? Lähmendes Gift spritzt, indem sie Feindbilder verbreitet? Zur hemmungslosen Jagd auf Sündenböcke aufruft, um von eigener Bosheit und eigenem Realitätsverlust abzulenken? Das soziale Klima brutal durcheinanderwirbelt und mit ihrer täuschenden Schönheit denkfaule Bürger verführt, sich auf gefährliches Sumpfgelände zu begeben?

 

Man kann als Bürger des liberalen Rechtsstaates vor diesem Sumpf kapitulieren. Man kann die Sumpfpflanze, die sich nicht selbst aus dem Sumpf befreien kann oder gerne im Sumpf badet, auch radikal zu vernichten versuchen. Mehr Erfolg mit nachhaltiger Wirkung verspricht jedoch die Trockenlegung des Sumpfes, der Kampf gegen das feindselige Verhalten aller Hass-Pflanzen. Und das fängt mit Widerspruch und Widerstand an, wenn über einen Mitmenschen oder eine Gruppe gehässig hergezogen oder er bzw. sie herabgesetzt und ausgegrenzt wird.

 

Wer sich zudem bemüht, die vielen Sumpfblühten genauer anzusehen, entdeckt vielleicht auch Bekanntes: Eigene innere Leere und Verletzungen, Verlust-, Überforderungs- und Fremdheitserfahrungen. Dessen Gewissen kann geweckt werden, weil er „Mitwisser“ geworden ist. Und mitverantwortlich, dass aus Sümpfen gepflegte Gärten des Rechts, der Sicherheit, der Freiheit und des Wohlstandes werden, Hassblüten verwelken und blühendes Leben im gegenseitigen Respekt und in gemeinsamer Achtung entsteht. Indem Konflikte sachlich, fair, wahrheitsgemäß und lösungsorientiert ausgetragen werden. Und wenn nötig, auch mit dem (Straf-)Recht als Ultima Ratio und der konsequenten Umsetzung von Rechtsnormen bzw. Sanktionen.

 

Ganz im Sinne Jesu, der wusste, dass Menschen im Sumpf umkommen, wenn sie hassen und die liebende und befreiende Hand Gottes nicht ergreifen. Und glücklich werden, wenn sie in Würde, in Vernunft und Verantwortung Menschlichkeit und Liebe säen.

 

Burkhard Budde


Schöpferisch gärtnern

Beitrag in DIE WELT zum Thema „Altruismus im Garten“

Es gibt sicherlich nicht nur eine Gartenkultur, sondern auch einen verkrampften Gartenkult, der Gartenarbeit ideologisiert, indem der Entwurf auf einem Reißbrett wichtiger als der Garten selbst ist. Jede Pflanze, die nicht geplant gewesen ist, muss dann um jeden Preis weichen. Und jedes welke Blatt wird pedantisch mit der Harke entfernt.

Ärger und Kopfschütteln kann jedoch auch das andere Extrem verursachen, die „ungesteuerte Entwicklung“ angesichts eines provozierenden Gartenchaos, sei es aus ideologischen, sei es aus Gründen der Bequemlichkeit oder Gedankenlosigkeit.

Für mich ist der blühende Garten jenseits von Kult und Chaos eine schöne Visitenkarte eines freien Gärtners in einer heilbaren Welt, die auf eine schöpferische Kultur hinweist, die mit der Natur im Einklang ist sowie eine sinnstiftende Arbeit ermöglicht.

Der Lebensraum Garten kann zugleich ein Hinweis auf den Schöpfer aller menschlichen Gärtner sowie der Schöpfung sein – eine Erinnerung an das verlorene Paradies und damit ein ermutigendes und froh machendes, stärkendes und erneuerndes Zeichen mit Erlebnisqualität und Lebensgewinn.

Burkhard Budde

(Leserbrief in DER WELT vom 26. April 201, der sich auf ein Interview von Andrea Seibel mit Gabriella Pape bezieht, das in DIE WELT am 21. April 2018 veröffentlicht worden war.)


Mehr Wertschätzung für die Pflege

Negativmeldungen über die Pflege gibt es viele. Was sind die Gründe dafür? Und wie kann gute Pflege gelingen? Simon Laufer, Redakteur des Wochenmagazin idea Spektrum, das in ganz Deutschland etwa 90 000 Leser hat, besuchte das Pflegeheim „Haus Berlin“ in Neumünster. In seiner Reportage kommt auch Burkhard Budde, der Stiftungsratsvorsitzender des Wichernhauses in Bad Harzburg ist, zu Wort.

Wie kann in einem System, das auf Kante genäht ist, gute Pflege gelingen? „In kirchlichen Häusern gibt es natürlich auch keine Garantie, aber das christliche Menschenbild als Leitbild hat Auswirkungen auf den Alltag.“…“Wichtig ist, dass man sich um die Mitarbeiter kümmert, dass ein partnerschaftlicher, wertschätzender Umgang existiert.“...Die Würde des Einzelnen müsse im Mittelpunkt stehen.“ Dann kommt man von einer Fließbandpflege zu einer menschlichen Beziehungspflege, die dem christlichen Leitbild entspricht.“…“Die Wertschätzung für die Pflege fehlt, das ist ein gesellschaftliches Problem.“…Menschen dürften nicht nur als „Kosten- und Erlösfaktor“ gesehen werden. Damit Pflege gelingt, müssen zum einen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen: „Im Augenblick ist zu wenig Geld da, das ist gar keine Frage.“…Noch entscheidender als das Geld ist für ihn die Aufwertung der Pflege und der Pfleger. „Die Menschlichkeit ist noch wichtiger als die Strukturen. Wenn die Bedingungen stimmen, erfährt man als Pfleger Sinn und bekommt Dank zurück. Das ist wunderschön.“

(aus idea Spektrum 25.April 2018)


Auf ein Wort

 

Teufel als Engel?!

 

Dass es Teufel im Gewand von Engeln gibt, haben viele schon erlebt. Es ist dann wie „verhext“: Freundlich lächelnd wird ein Gutgläubiger von seinem Gesprächspartner über den Tisch gezogen. Da redet einer vor Gericht von Gerechtigkeit, meint aber in Wirklichkeit seine persönliche Rache und hofft nur auf seinen eigenen Vorteil. Ein „großer Redner vor dem Herrn“ fordert von anderen Solidarität und Barmherzigkeit, selbst aber denkt er nur daran, seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Die Liste der Heucheleien und Verlogenheiten ließe sich beliebig fortführen.

 

Dass es auch Engel im Gewand von Teufeln und Hexen gibt, erleben viele Bürger und Touristen während der Walpurgisfeiern im Harz. Es ist dann wie „angehext“: Auch wenn nur wenige Teilnehmer in der Nacht vom 30. April auf den 1.Mai den Brocken besteigen, wo Hexen auf Besenstielen, Ziegen oder Schweinen herbeigeritten kommen sollen, um mit dem Teufel eine ausschweifende Orgie zu feiern, lassen sich die „Teufel mit Dreizack“ und die „Hexen mit Besen“ den Spaß z. B. in Thale, Braunlage, St. Andreasberg oder Bad Harzburg nicht nehmen. Vielleicht auch deshalb nicht, weil der Rollentausch und das Rollenspiel ein Ventil darstellen, menschliche Verkrampfungen wie Unnahbarkeit und Wichtigtuerei zu ironisieren und wenigstens zeichenhaft und für kurze Zeit zu bändigen.

 

Dass die heutigen Hexenfeiern einen historischen Hintergrund haben, wissen nicht alle Zeitgefährten. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es einen grausamen Hexenwahn. Unschuldige Menschen wurden verfolgt, gejagt, gefoltert, bestraft und verbrannt, Protestanten und Katholiken, auch viele Männer, insgesamt wohl 50- bis 60 Tausend Personen. Heute erklären Historiker, dass nicht nur Dämonologie - die Vorstellung, dass „gefallene Engel“ „Gläubige“ täuschen und zerstören wollen und an der Seite des Teufels gegen Gott rebellieren – eine Rolle gespielt hat, sondern auch eine populäre Machtpolitik durch Kirche und Staat, aber auch durch viele Bürger. Man brauchte „Sündenböcke“, um von eigenen Schwächen abzulenken und die eigene Macht zu erhalten oder zu vermehren. Angesichts von individuellen und kollektiven Krisen wie Missernten, Hungersnöte, Epidemien und Kriegen existierte ein Nährboden für menschenverachtende Schuldzuweisungen und die Instrumentalisierung des Hexenwahns.

 

Im Lechlumer Holz vor den Toren der Stadt Wolfenbüttel gab es in der Frühen Neuzeit die Haupthinrichtungsstätte der Braunschweiger Herzöge. Herzog Heinrich Julius (1564 bis 1613), so Prof. Dr. Gerd Biegel vom Institut für Braunschweiger Regionalgeschichte, „habe Hexen und Zauberer dem Worte Gottes gemäß streng bestraft, berichtet seine Leichenpredigt“. Allerdings gab es bereits damals auch Gegner des Hexenwahns wie den Jesuiten Friedrich von Spee, der ihn in seiner „Cautio Criminalis“ von 1631 als „die unselige Folge des frommen Eifers Deutschlands“ bezeichnet hat.

 

Die „neuen Hexen“ im 21. Jahrhundert wollen wohl niemanden „verhexen“ oder richtig „anhexen“. Sie können jedoch nach dem lustigen Spektakel mit neuem Schwung, informiertem Geist und pochendem Herzen, das Böse im Gewand des Guten entzaubern sowie die Hexenjagd auf einzelne Personen oder Gruppen zu bekämpfen helfen. Und mit dem Geist der kritischen Vernunft und der persönlichen Verantwortung vor Gott und dem Nächten die großen und kleinen Teufeleien und Bosheiten zum Teufel schicken. Wo sie auch hingehören. Damit die Engelsbotschaft von der gelebten Würde aller Menschen erlebbar bleibt.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Spießer trifft Spießer

 

Ein Spießer trifft einen Spießer. Der eine, ein Sturkopf, läuft gegen die Wand und wundert sich anschließend über seine Kopfschmerzen. Der andere, ein Kleingeist, opfert seine Menschlichkeit auf dem Altar der Engstirnigkeit und beschwert sich dann über sein Alleinsein. Beide haben es schwer, sich von ihren selbstgefälligen Gewohnheiten, ihrem selbstgerechten Ordnungssinn und ihrer selbstgemachten Sucht nach Perfektion und Sparsamkeit zu befreien.

 

Das genervte Publikum hat solchen Spießern verschiedene Etiketten verpasst; zum Beispiel:

„Pfennigfuchser“, weil einer pingelig ist und selbst im privaten Bereich den letzten Cent zurückverlangt. „Erbsenzähler“, weil einer seine Mitmenschen mit seiner Supergenauigkeit tyrannisiert. „Paragraphenreiter“, weil einer in kleinlicher Weise Vorschriften interpretiert. „Korinthenkacker“, weil einer sowohl vollkommen sein will als auch rechthaberisch ist.

 

Es ist peinlich, wenn ein Spießer kein Trinkgeld gibt, sich den Restbetrag von 50 Cent auszahlen lässt, obwohl ihm das Essen im Hotel gemundet hat. Wenn eine reiche Person, die sich gerade eine teure Flasche Champagner geleistet hat, jedoch das „hohe“ Toilettengeld kritisiert. Wenn ein einfaches Gemüt die Stimmung killt, weil es ein Staubkörnchen in seinem Hotelzimmer entdeckt hat. Wenn einer am Buchstaben der Ordnung krampfhaft festhält, für sich selbst jedoch Interpretationsspielräume sieht.

 

Kurz gesagt: Manche Spießer können wie die Made im Speck sein, die über den Speck schimpft. Und kostbare Lebenszeit, Lebensfreude und Lebensenergie vergeuden, auch Lebensgemeinschaften vergiften, lähmen und zerstören; beispielsweise im Blick auf Nachbarschaftskonflikte oder Erbstreitereien, wenn auf- und abgerechnet wird, alte Rechnungen beglichen werden, Schubladendenken und Schwarz-Weiß-Malerei sowie ein Schablonenverhalten und ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis oder falsches Gerechtigkeitsbedürfnis vorherrschen.

 

Sind verbitterte Spießer unbelehrbar? Soll man sie einfach aufspießen, abwerten und dämonisieren? Sie Spießroutenlaufen lassen, sie wegen ihrer Sturheit, Pedanterie, ihres Geizes lächerlich machen?

 

Vielleicht sollte man einmal den Spieß umdrehen, sich selbstkritisch betrachten, weil aus einer vertieften Begegnung mit sich selbst eine neue Bewegung in neue Bedeutungs- und Begegnungsräume ermöglicht wird. Und diese Freiheitsbewegung hilft, auch wieder herzhaft über sich selbst zu lachen, über die eigene bitterernste Miene.

 

Wer es darüber hinaus schafft, den Spieß aus der Hand zu legen, der kann seine Hand sogar seinem Mitmenschen zur Versöhnung reichen. Und gemeinsam die Enge des geistigen Gefängnisses verlassen, um die Weite der Menschlichkeit und des Fingerspitzengefühls, der Vernunft und der Vorstellungskraft, der Urteils-, der Unterscheidungs- und der Kompromissfähigkeit zu erleben.

Der trifft mitten ins Herz befreiten und beglückenden Lebens.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Ungewöhnliche Freundschaft?!

 

Ein Mensch setzt seine Brille ab und erzählt die Geschichte einer besonderen Freundschaft.

 

Eine Muslimin ist mit einem Christen befreundet. Eines Tages sagt der junge Mann zu seiner Freundin. „Eigentlich dürften wir gar nicht befreundet sein.“ „Warum nicht?“, fragt die junge Frau erstaunt zurück. Der holt den Koran aus seiner Tasche und liest die Sure 5, Vers 51 vor: „O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden.“ Die Muslimin schmunzelt: „Allah ist allmächtig, weise und barmherzig. Er hat bestimmt nichts gegen unsere Freundschaft.“ Der junge Mann lässt jedoch nicht locker. Für ihn ist der Koran eine „fremde Welt“ und er hat viele Fragen; zum Beispiel: „Bin ich als Christ ein Ungläubiger, wenn ich glaube, dass Christus Gott ist?“ Und er liest die Sure 5, Vers 17 vor. „Gilt ein generelles Tötungsverbot, weil Gott den Menschen für unantastbar erklärt hat? Oder gibt es auch eine Berechtigung, einen Menschen zu töten?“ Und er liest Sure 17, Vers 33 vor. „Habe ich als Mann Vollmacht und Verantwortung gegenüber den Frauen, weil Gott den Mann bevorzugt hat? Und soll die Frau dem Mann demütig ergeben sein und ihm gehorchen?“ Und er liest die Sure 4, Vers 34 vor.


Die Frau erwidert: „Du hast die Freiheit zu glauben oder nicht zu glauben.“ Und sie liest die Sure 18, Vers 29 vor. Die Muslimin hat keine Angst vor einer kritischen Auseinandersetzung. Sie weist auch nicht reflexartig auf das Alte Testament der Bibel hin, indem wie im Koran „grausame Dinge“ stehen. Sie weiß, dass man zwischen Islam und Islamismus sowie religiösem und politischem Islam unterscheiden muss und dass der Koran  nicht selten auch von anderen Weltanschauungen missbraucht wird. Sie wolle auch nicht mit verschlossenen Augen durch die Stadt laufen und behaupten, dass es keine Häuser, keine Sonder- oder Parallelwelten gebe. Und sich nicht nach dem Motto blenden lassen alles sei nicht so gemeint, alles könne entschuldigt oder relativiert werden.


Aber vor allem, erläutert sie, gelte für sie der Vorrang des weltlichen Rechtes vor dem göttlichen Recht, weil sie sonst ihre Freiheit, sich eine eigene Meinung zu bilden, aufs Spiel setzen würde.


Ihr Freund und sie blicken gemeinsam in den Spiegel religiöser Texte des Koran, aber auch der Bibel und entdecken viele Gesichter, das eigene, verzerrte, aber auch in neue Gesichter, die bei allen Unterschieden Mut zur Freundschaft auf Augenhöhe machen. Mit der historischen und kritischen Brille versuchen sie das eigentliche Anliegen hinter den Worthülsen zu sehen, den Sinn im Zusammenhang, das Echo in der Geschichte, und die Bedeutung für die Gegenwart. Und beide meinen, das Gesicht des leidenden Mannes der Bergpredigt wahrzunehmen, der Friedensstifter selig preist. Und Mohammeds Gesicht als ergebener Kämpfer eines Gottes, der sich als Gesetzgeber über alle Lebensbereiche und den Koran als sein Gesetzbuch versteht.


Beide leben gerne im säkularen Deutschland mit Meinungs-, Religions- und Wissenschaftsfreiheit, Gleichberechtigung und der Gewaltenteilung, weil dieses Land kein Gottesstaat ist, der bevormundet und den Vorrang der Menschenrechte ignoriert, sondern im Rahmen der gemeinsamen Werte- und Rechtsordnung Vielfalt in Einheit, in Sicherheit und Vernunft ermöglicht.

 

Nach diesen Worten setzt der Mensch seine Brille wieder auf. Und als er aufsteht, fügt er noch hinzu: „Kein religiöses Gift, keine moralische Keule, kein fanatisches Schwert, aber auch keine Gute-Laune-Droge vermag die Würde zerstören“.

Und wohl auch nicht eine wahre Freundschaft, die den Geist der Liebe, der Freiheit und Verantwortung bewegt.

 

Burkhard Budde    


Auf ein Wort

 

Weitblick als Durchblick

 

„Wie bekomme ich nur einen Überblick?“ fragt die kleine Sophie ihren Großvater. „Der eine sagt dies, der andere das. Wem soll ich glauben?“ Beide stehen vor einem Haus. „Wenn du erst mal da oben bist“, antwortet Großvater, „siehst du viel weiter und mehr.“ Und dabei zeigt er mit dem Finger auf den Balkon des Hauses. Sophie verzieht ein wenig das Gesicht und schüttelt leicht den Kopf. „Opa versteht mich nicht“, denkt sie. Aber der lässt nicht locker und will den Nebel lichten. „Was muss man tun, um auf den Balkon zu kommen?“ „Die Haustür öffnen, ins Haus und durch Räume gehen.“

Sophie wird neugierig.


„Gut, ich öffne die Tür, betrete den ersten Raum. Und dann?“ „Im ersten Raum leuchtet das Licht der Wahrheit.“ „Und das bedeutet?“

„Dieses Licht befragt dich: Ist derjenige, der dir etwas erzählt hat, glaubwürdig? Ist das, was du gehört hast, überprüfbar? Gibt es noch weitere Quellen, die du befragen kannst? Vor allem ist es möglich und sinnvoll, den Betroffenen, von dem du etwas gehört hast, selbst anzusprechen, damit er dir seine Sicht der Dinge erläutern kann?“ Und dann fügt Großvater noch hinzu: „ Übrigens gibt es auch Missverständnisse, bewusste und unbewusste Täuschungen.“ Sophie versteht: „Ich soll auf keinen Fall jemandem auf den Leim gehen, der die Wahrheit verdreht.“


„Richtig, sonst kannst du auch den zweiten Raum nicht betreten, in dem das Licht des Lebens leuchtet.“ „Puh“, seufzt Sophie, „und das bedeutet?“ „Ist das, was du gehört hast, für das Leben wichtig? Oder ist es nur Phantasterei, Lästerei oder Angstmacherei? Sollen Menschen manipuliert oder informiert, entzweit oder zusammenführt werden? Ist nur kritiklose Gefolgschaft oder kritische Auseinandersetzung möglich? Steckt hinter dem Gehörten vielleicht ein bestimmtes Interesse, dich über den Tisch zu ziehen oder dich vor den Karren zu spannen?“ Und dann fügt er noch hinzu: „Selbstgerechte Fanatiker schaden sich selbst.“

Sophie versteht: „Meine Lebenskraft soll nicht vergiftet, meine Lebenszeit nicht vergeudet werden.“

Großvater nickt.


„Und nun zum dritten Raum, wo das Licht der Liebe leuchtet.“ „Und das bedeutet?“

„Kannst du das, was du gehört hast, verantworten? Welche Folgen kann das Gehörte haben? Können Vernunft und Leidenschaft wie Geschwister sein, die sich leidenschaftlich gern haben und zugleich vernünftig bleiben? Oder wird nur Öl ins Feuer der Gefühle geschüttet? Oder eiskalt intrigiert und schlechtgemacht?“ Und er fügt noch hinzu: „Neuanfänge sind möglich, auch Versöhnung.“

Sophie muss das alles erst verdauen. „Aber was ist mit dem Balkon?“ Nun ist Großvater in seinem Element: „ Vom Balkon aus siehst du die Weite und die Tiefe des Lebens - wie wichtig es ist, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, Zusammenhänge zu erhellen statt in Schubladen einzusperren, sich zu verantworten statt sich zu verstecken“. Und dann fügt Großvater noch hinzu: „Stell dir auch die Frage, ob das, was du gehört hast, Gottes Wille ist. Und ob es vor Gott verantwortet werden kann, der dich trägt.“ Sophie blickt ihren Großvater an: „Du meinst, dass man von Gott getragen ist, weil kein Mensch sich selber tragen kann?!“

Und Sophie scheint beim Weitblick einen Durchblick gewonnen zu haben, der Mut zum selbstbestimmten und mündigen Leben macht.

 

Burkhard Budde


Zum Sprung bereit

 

Drei Hasen, die sich in einem mit vier Blüten dekorierten Kreis befinden, sind in Aktion.

Der eine Hase richtet sich auf und schaut zurück; zwei seiner Füße haben Halt auf festem Grund.

Der andere Hase ruht sich aus und scheint abzuwarten; seine Vorder- und Hinterfüße finden Grund.

Ein dritter Hase setzt zum Sprung an; er löst sich vom Grund.

Alle drei Hasen sind mit ihren Ohren untereinander verbunden.

Die drei Hasen, wahrscheinlich 1929 von Georg und Ulrich Roediger gestaltet, erinnern an das Dreihasenfenster am Dom in Paderborn, das im 16. Jahrhundert entstanden ist. Diese Hasen springen jedoch alle.

Gemeinsam ist beiden Kunstwerken, dass ihre Ohren jeweils ein Dreieck bilden.

Wollen die Hasen – die „Dreiecke“ – auf die lebendige und untrennbare Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hinweisen; auf den Glauben, die Hoffnung und die Liebe; auf „Vater“ („Schöpfer“), „Sohn“ („Erlöser“) und „Heiliger Geist“ („Tröster“) - auf ewiges Leben, das nur Neuanfänge kennt und im Diesseits im persönlichen Glauben an den gekreuzigten Auferstandenen bereits beginnt?

Und dass ein Mensch nur auf dem Grund des Evangeliums beim Sprung vom alten Leben ins neue Leben befreiende sowie sinnstiftende Wahrheiten, vor allem die liebende Gemeinschaft mit Gott, entdecken kann?!

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Wer war Jesus?

 

War er ein Mensch, der Weisheiten und Geheimnisse lehrte? Und später von seinen Anhängern vergottet und angebetet wurde? Oder war er der Gesalbte, den Gott von den Toten auferweckt hat. Und sich dann selbst als der Auferstandene offenbart hat?

 

„Du bist der Christus“, hat Petrus nach dem Markusevangelium über Jesus gesagt. Und nach dem Matthäusevangelium fügte der Apostel noch hinzu: „des lebendigen Gottes Sohn“.

Für Paulus steht fest, dass er der „auferstandene Gekreuzigte“ ist. Für die Predigt und den Glaubenden sei das das Entscheidende, wie er in einem Brief an eine Gemeinde schreibt: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“

Der Koran vertritt da eine ganz andere Auffassung. An Stelle Jesu sei „eine ihm ähnliche Gestalt“ gekreuzigt worden. Und in Sure 5, 17 werden Christusgläubige sogar als „ungläubig“ bezeichnet.

 

Selbst für die ersten Christen war die Nachricht von der leibhaftigen Auferstehung Jesu zunächst unfassbar, ja „Geschwätz“. Die vergebliche Suche nach dem Leichnam Jesu löste Furcht und Entsetzen aus. Erst in der Begegnung mit dem Auferstandenen erlebten die Zugeknöpften wie die Emmausjünger, wie der Geist Jesu Christi ihnen ihre Augen und Ohren öffnete – und sie jetzt seine Worte verstanden und sein Leben mit Sinn deuten konnten. Aus ihrer Frage „Wer war eigentlich dieser Jesu, mit dem wir zusammen waren?“ wurde die Aussage „Jesus Christus bedeutet mir etwas für mein Leben“.

 

Noch heute bezeugen Christen, ohne zu schwärmen oder zu frömmeln: Gottes unsichtbare Hand, die ich im Vertrauen auf Jesus Christus ergreife, befreit mich aus dem Sumpf der Gottesferne. In der schöpferischen Hand Gottes bleibe ich stets geborgen, auch am Ende meines Lebens. Mitten in meinem Leben erfahre und begreife ich neues Leben, indem ich mit meinen Händen gegen den vermeidbaren Tod kämpfe und loszulassen lerne, um den unvermeidbaren Tod vertrauens- und hoffnungsvoll anzunehmen.

 

Diese Beziehungswahrheit, die Gewissheit der Auferstehung Jesu, schenkt die Gewissheit der eigenen Unsterblichkeit. Sie ereignet sich nicht durch historische Protokolle, theologische Ausführungen oder religiöse Wunschprojektionen, auch nicht durch das Fürwahr-Halten frommer Sätze oder durch moralisches Verhalten. Es ist Gott selbst, der den vergänglichen Menschen geschaffen hat, und ihm seinen Geist der Liebe und die Frucht der Ewigkeit schenkt.

 

Alles nur ein geistiger Selbstbetrug, Lug und Trug? Aber gehören zum ganzen Leben nicht auch das Weinen und Lachen, das Sterben und Geborenwerden dazu? Gibt es etwa keine gelebte Liebe, gelebte Freiheit und unverlierbare Würde, weil sie rational letztendlich nicht erklärbar sind? Für die Auferstehung kennen die Quellen keine Beweise. Aber es existieren viele glaubwürdige Hinweise.

 

Und zu Ostern können aus Erinnerungen an den gekreuzigten Jesus persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Christus werden, die Menschen froh- und neu machen. Dass sie bekennen: „Er ist wahrhaftig auferstanden“. Und der Glaube an das Leben hat über den Tod gesiegt.

 

Burkhard Budde

 

Der Entwurf des Christuskopfes wurde von Ingema Reuter (gestorben 1998) geschaffen und von ihrem Mann Gerd Winner 2000 ausgeführt.


Auf ein Wort

 

Klopfen im Gefängnis

 

Gibt es Gefängnisse auch ohne sichtbare Mauern? „Ich fühle mich wie eingesperrt“, klagt eine fromme Frau, die plötzlich und ohne Schuld schwer krank geworden ist. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, seufzt die Pfarrerin. Ihr Verhältnis zu Gott, das so vertraut, so bewährt, so vertrauensvoll gewesen ist, scheint brutal beendet, zerstört, vergiftet.

Immer heftiger klopft sie gegen die Zellenwand. „Wo bist du Gott? Habe ich etwas falsch gemacht? Willst du mich bestrafen? “ Das Grübeln der Seelsorgerin kennt kein Ende. Sie überhört den „guten Ratschlag“ „Reiß dich zusammen! Sei nicht undankbar.“ Auch „fromme Worte“, die gut gemeint sind, sich gut anhören, aber nur geistige Seifenblasen erzeugen, können sie nicht mehr erreichen. Der Adressat ihres Klopfens bleibt jedoch Gott.


Später erzählt die Pfarrerin, dass sie einmal ein leises Klopfzeichen wahrgenommen hatte. Wie ein Klopfzeichen von außen kam ihr das Wort vor „Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist.“


Diesen Satz betete der leidende Jesus vor seinem Sterben. Er hatte sein Leiden nicht zur Schau gestellt, auch nicht in sich hineingefressen. Aber er versuchte, das nicht zu ändernde Leid vertrauensvoll und hoffnungsvoll anzunehmen und sein Leben Gott zu überlassen.


Und – fragte sich die Pfarrerin - warum sollte es im Blick auf diesen Jesus Christus nicht möglich sein, dass Gott aus der menschlichen Unmöglichkeit, aus dem Gefängnis des ohnmächtigen Leidens herauszukommen, seine Möglichkeit macht? Dass Gott nicht auch im Gefängnis mit der Macht seiner schöpferischen Liebe trotz allem anwesend ist?


Wie auch immer: Die Zellenwand, die Gott und Mensch trennt, war durch dieses Klopfzeichen zur Wand geworden, die zugleich verbindet.


Über solche oder ähnliche Gotteserfahrungen kann man spotten oder lächeln. Aber mit Gott können in allen Gefängnissen Erfahrungen gesammelt werden, die dem Leben neue Kraft und Zuversicht schenken.

Und könnte es nicht sein, dass ein Schlüssel zum Gottvertrauen in dem Vertrauenden selbst zu finden ist?!

 

Burkhard Budde


Kennst du Meister Lampe?


 

Der hin und her hoppelt.

 

Der mit seinen langen Löffeln

wachsam und achtsam ist.

 

Der mit seinen großen Augen

klar und deutlich sieht.

 

Der mit seinen Zähnen.

kräftig und mächtig nagt.

 

Der mit seinen Füßen

geschickt und trickreich läuft.

 

Der sich mit seinem Tarnfell

klug und weise verhält.

 

Der mit seinem Schwanz

putzig und possierlich wirkt.

 

Der weiß, wie der Hase läuft,

und wie ein Haken geschlagen wird.

 

Der es faustdick hinter den Ohren hat,

die Richtung im Laufen ändern kann.

 

Der den flüchtigen Zauber sieht

und ins Gebüsch flüchtet.

 

Der neben dir liegt,

wo der Hase im Pfeffer begraben ist.

 

Der wie der Geselle Mensch

das Leben liebt und hoppelt

- hin und her.

 

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort

 

Hunger nach Meinung

 

Sich eine eigene Meinung bilden? Auf dem Marktplatz der Meinungen gibt es viele Angebote. Und vor allem die Qual der Wahl.


An einem Stand versuchen glänzende Kostbarkeiten, die Augen zu verführen. An einem anderen Stand sind alte Kamellen neu verpackt. Soll man nur das herauspicken, was man ohnehin kennt und mag? Oder weiter nach billigen Schnäppchen Ausschau halten?


In einer Buchstabensuppe von Besserwissern kann der rührende Löffel nur wenige Buchstaben herausfischen. Und auch Haare in der Suppe finden, die nicht selten durch das Kopfschütteln der Besserwisser in die Suppe gelangt sind.


Der Brei von Alleswissern ist durch selbstgerechte Deutungshoheit und Einseitigkeit ungenießbar geworden, weil Tatsachen und Meinungen, Lüge und Wahrheit nicht mehr unterscheidbar sind. Und dem Hungrigen bleibt der Kloß im Hals stecken, weil er entdeckt hat, dass Alleswisser nur ihr eigenes Süppchen kochen.


Ist es vielleicht doch besser, keine Meinung zu haben oder sie nicht zu äußern und zu verschweigen? Einfach das essen, was durch die Mehrheitsmeinung der Nachbarschaft, des Freundeskreises, des Partners, der Medien auf den Tisch kommt, auch wenn man es nicht bestellt hat oder mag?


Manche irren ahnungslos oder gleichgültig auf dem Marktplatz umher. Wieder andere unterdrücken ihre wahren Hungergefühle und lassen sich mit weltanschaulichen Billigprodukten abspeisen. Oder versuchen, wütend und frustriert Sündenböcke vom Platz der Meinungsbildung zu vertreiben.


Bei einem Lebensmenü der nach den Wahrheiten Suchenden können jedoch verschiedene Gänge unterschieden werden:


Der Gang des Wissens: Es müssen keine hingeworfenen und leicht verdaulichen Wissensbrocken von Rattenfängern sein, wohl aber ermöglicht eine wachsende Wissensgrundlage, Vorurteile und Feindbilder zu überwinden und Licht in eine finstere Gerüchteküche zu bringen.


Der Gang des Gewissens: Es werden keine einfachen oder pauschalen Rezepte angeboten, wohl aber steuert und gestaltet der Kompass der Werte und Normen sowie der Qualitätsmaßstäbe das Wissen und schafft begründete und differenzierte Urteile. Ein Nachtisch kann auf der Zunge zergehen, auch wenn die Vorspeise misslungen war.


Der Gang der Gewissheit: Er ist für alle Gänge wichtig, weil er keine falsche Selbstsicherheit schenkt, wohl aber neues Grundvertrauen. Denn selbst harte Fakten, eine lückenlose Qualitätsprüfung, die Beantwortung aller Fragen durch einen Koch schaffen nicht automatisch Vertrauen in seine Kochkunst. Was an Misstrauen an der Seele klebt, muss zuvor entfernt werden. Damit aus einer fremdbestimmten Marionette ein selbstständig und unabhängig denkenden Partner auf Augenhöhe wird, der einen Mund hat, mündig, fair, tolerant und eigenverantwortlich handeln kann. Und den Hunger nach einer eigenen Meinung immer wieder neu stillt.

 

Burkhard Budde


Kommentar:

Fingerabdruck mit Bedeutung


Zum Reformationstag als gesetzlicher Feiertag


Ein Fingerabdruck ist einzigartig und unverwechselbar. Gehört die Reformation zu dem geerbten Fingerabdruck unserer Gesellschaft, den jeder ignorieren, aber auch als gesetzlichen Feiertag würdigen kann? Am Ende eines Fingers befinden sich Linien in der Haut, die für eine Person im Gesamtbild individuell charakteristisch sind. Hat auch der Reformationstag am 31. Oktober bleibende „Linien“, die nicht nur als kirchliches, sondern zugleich als geschichtliches, soziales, kulturelles und religiöses Ereignis für die Zukunft wichtig sind?

Wer sucht, findet solche „Linien“: Die geschichtliche Linie, die für das Langzeitgedächtnis einer Gesellschaft wichtig ist. Sie erinnert an die Thesen Martin Luthers vom 31. Oktober 1517, insbesondere an seine Kritik an dem Verkauf von Ablassbriefen und die Käuflichkeit kirchlicher Ämter. Wer in diesen historischen Spiegel schaut, kann sensibilisiert und motiviert werden, Heuchelei, Verdummung und Gier zu überwinden.

Die soziale Linie, die für das Zusammenleben einer Gesellschaft wichtig ist. Sie gibt dem Wir-Gefühl und der Menschlichkeit, der Eigenverantwortung, der Hilfe zur Selbsthilfe und der Solidarität eine angemessene Form des Nachdenkens. Wer noch mehr sucht, findet in dieser Linie sogar die Gottesliebe, die einen Menschen bedingungslos annimmt, damit er in der Nächstenliebe seinen Mitmenschen so annehmen kann wie er selbst angenommen werden will.

Die kulturelle Linie, die für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtig ist. Sie ermöglicht Freiräume, um menschliche Werte und Verhaltensweisen, die sich bewährt haben, weiterzugeben, vorzuleben und neu zu leben. Und gehört nicht auch zu einer christlich geprägten Kultur das Einheitsband der „Freiheit eines Christenmenschen“, die unantastbare und unverlierbare Würde eines jeden Menschen, die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung, die Chancen-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit?!

Die religiöse Linie, die für jeden Einzelnen in der Gesellschaft wichtig sein oder werden kann. Sie eröffnet Räume, die nicht verschlossen bleiben müssen. Wer nach dem eigenen Lebenssinn fragt, dem kann es wie Schuppen von den Augen fallen: Die christliche Botschaft von der schöpferischen Liebe Gottes, dem frohmachenden Geschenk des Heiligen an den Vertrauenden, füllt leere Hände, damit sie ihre Verantwortung vor Gott und dem Menschen neu wahrnehmen lernen.

Der Fingerabdruck ist mehr als die Summe seiner Linien. Eine Gesellschaft, die dem reformatorischen Fingerabdruck an einem gesetzlichen Feiertag konstruktiv kritische Wertschätzung gibt, entdeckt in der Vergangenheit ihre Zukunft.

Burkhard Budde


Last und Lust der Verantwortung


Kann aus Last Lust werden? Während der durchdachten und zugleich leidenschaftlich vorgetragenen Rede der neuen Generalsekretärin der CDU Annegret Kramp-Karrenbauer sprang auch bei den Delegierten des Landesverbandes Braunschweig der Funke der Begeisterung für die Politik der christlichen Volkspartei der Mitte über. Beim Bundesparteitag in Berlin am 26. Februar 2018 sagte die neue Hoffnungsträgerin der CDU mit Witz, Charme und Überzeugungskraft: „Ich bin auch in die Junge Union gegangen, nicht um meinem Landesvorsitzenden zuzujubeln, sondern um ihm Feuer unterm Hintern zu machen.“

Ganz im Geiste der Erneuerung und des Fortschrittes setzte sich auch Braunschweigs Landesvorsitzender Frank Oesterhelweg in seinem Redebeitrag dafür ein, „dass die Menschen mitgenommen und verstanden werden.“ Zum Thema „Bundeswehr“ sagte Oesterhelweg, der auch Vizepräsident des niedersächsischen Landtages ist: „Ich erwarte, dass die Soldaten, die wir in die Welt schicken, um unsere Werte zu verteidigen, unverzüglich vernünftig ausgerüstet werden.“


Parteivorsitzende Angela Merkel warb für den Koalitionsvertrag, „damit aus dem Papier konkrete Politik“ gemacht werden könne. Gleichzeitig bekannte sie sich zum christlichen Menschenbild als Kompass und Verpflichtung der CDU. Auf diesem Fundament könnten die Grundwerte abgeleitet werden, „die bei der Suche nach Antworten in der jeweiligen Zeit leiten“. Diese politische Verantwortung sei kein Spiel, sondern ein Dienst.


Dass dieser angesichts der globalen Herausforderungen und Krisen nicht immer leichte Dienst für das Land Politikern auch Freude bereiten kann und ihnen Sinnerfüllung schenkt, konnten kritische Beobachter des Parteitages nicht nur verspüren, sondern auch erleben.


Auf ein Wort

 

Prahlen mit Zahlen?

 

Ein neuer Geschäftsführer prahlt mit neuen Zahlen. „Endlich schreibt die Firma wieder schwarze Zahlen.“ Was sein Vorgänger nicht geschafft habe, sei ihm gelungen.

 

Ein Feuerwerk guter Zahlen fasziniert und weckt Machtgefühle. Zugleich kann es in der Hitze des Gefechtes wie eine kalte Dusche wirken, Eiferer und Heißsporne abkühlen und eine Diskussion versachlichen. Denn ist das Schöne oder Wünschbare auch machbar, vor allem finanzierbar?

 

Aber eine Flut handfester Zahlen kann Kritiker auch mundtot machen und eine falsche Sicherheit vorgaukeln, so dass notwendige Entscheidungen in Selbstzufriedenheit verschlafen werden.

 

Dennoch: Verstehbare und nachvollziehbare Zahlen sollten nicht einfach ignoriert werden, da sie wie Verkehrsschilder im Straßenverkehr sind, an denen ein Autofahrer sich orientieren kann, um sein Ziel schneller, leichter und sicherer zu erreichen. Die Schilder ersetzen jedoch nicht die Verantwortung des Fahrers, das Ziel und den Weg zu bestimmen, Bremse und Gaspedal zu bedienen.

 

Doch Zahlen müssen interpretiert, der Zusammenhang muss stets erhellt werden: Die gleiche zurückgelegte Kilometerzahl auf zwei Straßen sagt noch nichts über ihre jeweilige Beschaffenheit aus, ob es sich um einen Feldweg oder eine Autobahn handelt. Und natürlich sind zwei Haare auf dem Kopf wenig, zwei Haare in der Suppe jedoch viel.

 

in Zahlenwerk kann wie eine Waffe gebraucht, aber auch missbraucht werden; es kann – je nach Interessenlage - die Wirklichkeit beschönigen, verschleiern oder verschlimmern. Mit Zahlen wird gespielt, wenn eine Sache mit den gleichen Zahlen widerlegt oder bewiesen werden kann. Und generell gilt: Wer gar nicht zählt, wird schnell verschwenderisch, verliert Bodenhaftung. Wer nur zählt, wird schnell geizig, zum Erbsenzähler, zum Sklaven des Zählens.

 

Die Masse an Zahlen sagt noch nichts über ihre Klasse aus: In einem Artikel, der viele Likes oder Follower hat, kann es viele versteckte Gehässigkeiten und Unterstellungen geben. Ein anderer Artikel, der wenig beachtet wird, weil er seinen Lesern nicht nach dem Munde redet, kann sorgfältig, fair und wahrheitsgemäß recherchiert worden sein. Viele Hände, die wegen des Sahnehäubchens auf dem Kuchen applaudieren, sagen noch nichts über seine Qualität aus; viele gute Noten und Umfrageergebnisse noch nichts über den Charakter oder die wahre Kompetenz eines Politikers.

 

Selbst mächtige Zahlen sind ohnmächtig und zahlen nicht die Zeche, wenn Menschen lachen oder weinen, vergeben oder verurteilen, wenn Erfahrung, Geschichte und Kultur nichts mehr zählen. Zahlen sind nur Teil des Spiegels der Wirklichkeit: Sie dienen dem ganzen Leben erst, wenn sie untrennbar eingebunden sind in die Welt der Werte und Normen, der Gesetze und des Rechts, der Fachlichkeit und Menschlichkeit.

 

Eine Firma mag „schwarze Zahlen“ schreiben. Dennoch kann das Betriebsklima eiskalt sein, ein Mitarbeiter nur eine funktionierende Nummer und reiner Kostenfaktor. Und der Erfolg dieser Zahlen kommt auf Stelzen daher, weil eine Kultur des gegenseitigen Respektes, des Vertrauens und der Eigenverantwortung, vor allem Glaubwürdigkeit fehlt. Und dadurch der wirtschaftliche Erfolg auf Dauer gefährdet ist.

 

Aber was zählt wirklich im Leben? Berechnend zu sein, es einem anderen Menschen heimzuzahlen, die Maximierung und Optimierung der Rendite oder der Organisation? Oder der einzelne Mensch mit seiner unverlierbaren Würde, seinem Wissen und Gewissen sowie seinem Streben nach Glück?

Die Zeit des dumpfen Aufzählens von Zahlen mit heißer Luft und Hochmut kann entlarvt werden. Wenn die Zeit des aufrichtigen Erzählens unter Berücksichtigung dienender Zahlen, die Bände sprechen, beginnt. Vor allem wenn Menschen Mut zur Demut gegenüber der Geschichte zeigen sowie zur gemeinsamen – auch ökonomischen - Verantwortung für die Zukunft. Damit der neue Geschäftsführer nicht eines Tages von seinem Nachfolger eine Rechnung mit „prahlenden Zahlen“ präsentiert bekommt.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

Wahrheit über Lügen

 

Sind aus „kurzen Beinen“ „lange Beine“ geworden? Gibt es überall nur noch lange Gesichter, weil man Sein und Schein nicht mehr unterscheiden kann? Haben es perfekte Shows geschafft, dass sich die Balken biegen und das Haus einer Bluff-Gesellschaft einzustürzen droht? Die Verunsicherung ist groß: Einer schaut einem anderen tief in seine Augen. Aber sieht er die Wahrheit, vor allem sagt der andere die Wahrheit? Einer wirkt unsympathisch und ungepflegt. Aber muss er deshalb lügen, tricksen und betrügen?

 

„Fake News“ (erfundene Nachrichten) und „alternative Fakten“ (falsche Tatsachenbehauptungen) scheinen nur die Spitze eines Eisberges zu sein. Unter der Oberfläche des sozialen Lebens tummeln sich viele Wahrheiten und Lügen, die plötzlich auftauchen und schnell wieder verschwinden können. Manche wirken zerstörerisch, andere sind verzeihbar. Immer jedoch ist das Vertrauen herausgefordert.

 

Höflichkeitslügen („Wie geht`s?“ „Ganz gut“), jemandem spontan nichts über seine Krankheit erzählen zu wollen, um die fröhliche Atmosphäre einer Feier nicht zu beeinträchtigen, ist nachvollziehbar und sogar rücksichtsvoll. Ebenfalls Notlügen in einer Grenz- und Ausnahmesituation, wenn Schweigen und Ablenkung keine Alternativen sind, um eine Person nicht zu verletzen, ihr eine Resthoffnung zu lassen und die Not in den Blick zu nehmen.

 

Aber sind alle (Alltags-) Lügen wirklich immer nötig, notwendig? Wenn zum Beispiel ein Arzt den Patienten nach der regelmäßigen Einnahme von Tabletten fragt. Ein Lehrer den Schüler nach den Quellen seiner Ausführungen in dem Referat. Ein Richter den Zeugen nach seiner Wahrnehmung des Falles. Ein Mann seine Frau – und umgekehrt – nach Wünschen.

 

Vor allem eiskalte und heiße Lügen mit Gewaltpotential sollten entlarvt werden.


Heiße Lügen treiben ihr Unwesen beispielsweise in einer Gerüchteküche, wenn ein Koch mit Misstrauen und Angst, Halbwahrheiten und Unwissenheit, Hass und Bosheit einen diskret indiskreten Lügenbrei herstellt, um einen anderen Menschen zu ruinieren.

 

Eiskalte Lügen im Flurfunk eines Unternehmens, wenn hinter dem Rücken einer Person aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird, ein Wahrheitsgehalt im Lauffeuer einer verschworenen Gemeinschaft immer schlimmer und verfälschter wird – zu Lasten und auf Kosten eines Menschen.


Die manchmal heiße, manchmal eiskalte Lüge als Mittel in der Öffentlichkeit, um Erfolg zu haben oder Misserfolg zu vermeiden, lebt von gezielten Übertreibungen oder Untertreibungen, um andere Personen oder Gruppen in ein „dunkles“ Licht und sich selbst ins „helle“ Licht zu stellen. Nicht alle Personen des öffentlichen Lebens sind über einen Kamm zu scheren. Aber auch nicht alles, was sie tun oder unterlassen, ist unter den Teppich zu kehren. Alle jedoch sollten damit anfangen, die Bosheit, den Neid und die Missgunst vor der eigenen Tür zu entfernen. Und in der Öffentlichkeit Hemmschwellen aufbauen, damit Mitmenschen durch falsche Behauptungen und üble Nachrede nicht verächtlich gemacht werden.

 

Wahrheitsfanatikern und Tugendwächtern, aber auch Otto-Normalverbrauchern traut der christliche Glaube zu , die Lebenslüge, ohne Gott oder sogar gegen Gott leben zu können und Sinn zu finden, zu überwinden, und mit und vor Gott sinnvoll leben zu wollen: Nicht einfach zu schweigen oder mit den Wölfen zu heulen, wenn durch Lügen die Würde eines Menschen mit Füßen getreten wird. Und bei der Wahrheitssuche sich dem Geist der Liebe und der Verantwortung zu öffnen. Denn Lügen haben kurze und lange Beine. Aber richtig laufen, richtig glücklich werden, kann ein Mensch nur mit zwei Beinen, mit Wahrheit und Liebe.

 

Burkhard Budde


Pralinen


"Wer soll Minister werden?"


Leserbrief in DIE WELT vom 14.2. 2018


Nicht die Geburtsurkunde, das Geschlecht oder die Herkunft sind das Entscheidende. Auch nicht die Zugehörigkeit zu einem Landesverband oder zu einem Parteiflügel. Die „schöne“, d.h. passende Form ist wichtig, noch wichtiger ist jedoch das persönliche Format, die Leistungsfähigkeit, -bereitschaft und -möglichkeit einer Person, um sie nicht mit einer Regierungsaufgabe zu überfordern und die Ministerialbürokratie nicht als unsichtbare Ersatzregierung zu stärken.

Alter und Jugendlichkeit – auch Titel, Status oder Netzwerke – sind keine Werte an sich, die eine Person für eine Führungsaufgabe qualifizieren. Die Demokratie ist weder ein Versorgungs- oder Bedienungsladen der Mächtigen noch ein Schönheits- oder Theaterwettbewerb für Scheinmächtige. Es geht vielmehr bei einem Regierungsamt letztlich um die Gestaltung des Allgemeinwohls.

Was nützt eine schön verpackte Praline, die „jung, weiblich oder bunt“ ist oder die „alt, erfahren oder mächtig“ wirkt, wenn ihre umfassende Qualität nicht stimmt und deshalb keinem Bürger das Wasser im Mund zusammenläuft bzw. kaum einer der Politik und dem Politiker Vertrauen und Unterstützung schenkt?

Personen sind gefragt, die vor allem dem Land dienen wollen – und können, d.h. Führungswissen und Führungserfahrung, Überzeugungs- und Durchsetzungskraft haben, als selbstständig und kritisch denkende Generalisten mit methodischer Kompetenz und Lernpotenzial über notwendiges Fachwissen verfügen, um sich gegenüber dem Ministerium und anderen Politikern eine eigene Meinung bilden zu können, über einen Werte- und Normenkompass verfügen, um nicht im politischen Alltagsgeschäft ins Schwimmen zu geraten, politische Inhalte offensiv umsetzen und in der Öffentlichkeit vertreten können sowie integer und glaubwürdig sind.

Und damit das Land voranbringen, mit dem Bürger und für den Bürger, vom Bürger beauftragt,

Burkhard Budde

(Leserbrief in ganzer Länge; Zu: „SPD will nicht über Minister reden“ in DW vom 13. Februar 2018)


Auf ein Wort

 

Größe im Machtkampf

Eine heile Welt scheint es nur im Märchen zu geben. Eine Welt ganz ohne Gekränktheit, Eifersucht und Rachsucht gibt es nicht. Aber kann man in einer heillosen Welt Größe zeigen?

Zum Beispiel in Parteien, wenn offene oder heimliche Machtkämpfe toben? Wenn Intriganten mit Pokerface und einem Lächeln auf dem Gesicht ihre Konkurrenten ins Messer laufen lassen, Heckenschützen versteckt im Hintergrund, Maulwürfe im Untergrund agieren? Oder Strippenzieher und Wasserträger auf ihre eigene Chance warten und sich tief verletzt fühlen, wenn sie „Opfer“ geworden oder wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen worden sind? Wenn Schlaumeier mit Heiligenschein und Moralkeule in der Hand nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben? Wenn selbsternannte Retter dem Zuschauer vorgaukeln, dass es nur um Inhalte gehe (gehen sollte) und sie gleichzeitig Sündenböcke jagen, um von eigenen Fehlern, Schwächen und vor allem von ihrer Verantwortung abzulenken?

 

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Macht-, Konkurrenz- und Verteilungskämpfe jenseits von Gut und Böse finden sich nicht nur in Parteien, auch in Verbänden und Vereinen, Unternehmen und Betrieben, Medienhäusern und Kultureinrichtungen, auch in Kirchen, selbst wenn häufig vieles unter den Teppich gekehrt wird, damit nur nichts an die Öffentlichkeit gelangt, um den „guten Ruf“ nicht zu gefährden. Und in manchen Familie tauchen spätestens bei Erbstreitereien die bekannten Machtfragen auf: Wer setzt sich durch? Wer hat das Sagen? Wer ist für mich, wer gegen mich? Nicht selten ist dann die Angst vor Gesichts-, Liebes- und Anerkennungsverlust umhüllt vom Mantel der Gerechtigkeit, denn es soll ja „gerecht“ zugehen.

 

Stets schmerzt die Wahrheit: Das Tischtuch ist zerschnitten, weil auf der Seele herumgetrampelt, der Geist beleidigt, der Körper gequält, die Beziehung zerstört worden ist. Dennoch erinnern die zerschnittenen Teile daran, wie ein ganzes Tischtuch ausgesehen hat und welchen Zweck es gehabt hat.

 

Wahrheit kann jedoch auch befreien: Wenn aufgehört wird, den Splitter im Auge des anderen zu suchen und den Balken vor dem eigenen Kopf zu ignorieren. Wenn einer freiwillig auf sein „gutes Recht“ verzichtet, ohne am Ende der Dumme zu sein, weil er Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden und aus eigenen Fehlern gelernt hat. Wenn die Bitte um Entschuldigung keine leere Floskel bleibt.

 

Und Wahrheit kann erneuern helfen: „Größe“ entsteht, wenn sich alle aufrichtig um die Vision eines neuen gemeinsamen Tisches bemühen. Keiner muss nach dem Motto weiterleben „Wie du mir, so ich dir“. Christen und Nichtchristen können von Jesus lernen, dass der Maßstab des Handelns nicht „das Erlittene“ sein muss, sondern die eigene Verantwortung. Wenn andere mir Unrecht oder Böses angetan haben, muss ich nicht mit gleicher Waffe heimzahlen. Versuche sind möglich, tragfähigere und nachhaltigere, fairere und gerechtere Lösungen im gegenseitigen Respekt und gemeinsamen Interesse zu finden.

 

Ich kann im Kleinen groß sein, Dinge akzeptieren lernen, die ich nicht ändern kann, weil ich es im Alleingang nicht schaffe; neue Chancen jedoch wachsen und reifen lasse, indem sich Schubladen in den Köpfen öffnen, Zeigefinger eingezogen, Masken vom Gesicht genommen werden. Und eine Begegnung auf Augenhöhe möglich wird.

 

Wenn der Geist der schöpferischen Liebe Gottes in die Machtverhältnisse eindringt, dann gibt es zwar keine heile Welt, wohl aber eine heilbare, in der Menschen wieder aufatmen können. Und sich freundlich und menschlich begegnen, weil sie Größe zeigen.

 

Burkhard Budde


Zum Valentinstag

 


Liebende

 

Der bewegte Bauch sagt „Si“,

der kühle Kopf „Wie?!“

 

Der Mund haucht: „Ich liebe dich“.

Das Herz flüstert: „Nur dich“.

 

Liebende sind verzückt,

doch nicht ständig  entrückt.

 

Gefangen auf Wolke sieben

gelten nur noch Triebe.

Befreit durch Kopf und Herz

ist Leidenschaft kein Scherz.

 

Vertrautheit ist ihr Glück

und Vertrauen ihr Kick.

Die Liebe, die nicht nur schlummert,

überwindet manchen Kummer.

 

Kostbar und mächtig,

reift sie würdig und bedächtig.

 

Liebende entdecken den Sinn

im Vollzug ihrer Liebe mit Gewinn

 

und das „Bitte, was?!“

als eine schöne Last.

 

Burkhard Budde

  

P.S. Und Valentin? Er soll im dritten Jahrhundert „gute Taten“ vollbracht haben. Zum Beispiel als Mönch Liebespaaren Blumen aus dem Klostergarten geschenkt, als Bischof heimlich Paare christlich getraut, als Person dem Kaiser widersprochen haben. Und er scheint für seine „Taten der Liebe“ hingerichtet worden zu sein. Und der Valentinstag am 14. Februar? Der erinnert wohl nicht nur an einzelne Vögel, die sich anfangen zu paaren. Sondern vor allem an die „Macht der Liebe“, die Gleichgültigkeit und Ohnmacht, aber auch Hass und Neid überwinden kann. Und an den einzelnen Menschen, in dem ein schlummernder Valentin darauf wartet, geweckt zu werden.


Sorgen ernst nehmen

Erfahrungen im Flüchtlingsmanagement                                                                           

Werden Politiker, insbesondere die Verantwortlichen der neuen Regierung in Berlin, aus seinen Erfahrungen klug? Aus dem Nähkästchen seiner Erfahrungen berichtete Dr. Frank-Jürgen Weise auf dem Jahresempfang der Johanniter am 6. Februar 2018 im Braunschweiger Dom.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit und Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sprach in erfrischender Offenheit über das Jahr 2017, was im Flüchtlingsmanagement „gut und nicht gut gelaufen ist“. Und was in Zukunft beachtet werden sollte. Viele Ehrengäste hörten neben der Johanniterfamilie gespannt zu, unter ihnen der Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages Frank Oesterhelweg und der Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Carsten Müller.


Weise nannte konkret u.a. die Notwendigkeit, die Arbeitsprozesse der Behörden zu organisieren, um die Wartezeiten bei den Asylanträgen zu verkürzen; einen Ausgleich der unterschiedlichen Arbeitsbelastungen innerhalb der Behörden zu schaffen; die Behörden durch „Stresstests“ vorausschauend auf Katastrophen in schwierigen Zeiten vorzubereiten; die Zusammenarbeit der 600 Ausländerbehörden und anderer staatlicher Stellen zu verbessern.


Aber auch die Sorgen der Menschen müssten ernst genommen werden. Die Identität der Flüchtlinge könne und müsse eindeutig geklärt werden. „Wer sich überhaupt nicht an die Spielregeln in Deutschland hält, schadet denen, die unsere Liebe und Fürsorge brauchen“, sagte Weise und sprach sich dafür aus, dass das „Rechtssystem“ die Regeln auch konsequent umsetze und durchsetze.


Auch im Blick auf die Medien nahm Weise kein Blatt vor den Mund: „Kritische Berichterstattung ist gut. Aber ich wünsche mir eine bessere Recherche.“ Ein „Turbo-Asyl“ im Zusammenhang der notwendigen Verkürzung der Wartezeiten beschreibe nicht den Sachverhalt. „Manche Journalisten kommen mit einer festen Meinung zum Pressegespräch und wollten nur bestätigt werden“, schilderte Weise seine Erfahrungen.


Im Blick auf die Zukunft wünschte sich Weise ferner, den „schlimmen Flüchtlingsstatus der Duldung“ politisch zu klären.

Auf dem Jahresempfang Bundestagsabgeordneter Carsten Müller (l.) und Vizepräsident Frank Oesterhelweg (M.).


Als Leitsätze, die seine Erfahrungen widerspiegeln, nannte er: „Unterschiedliche Blicke auf ein Thema schaffen eine bessere Sichtweise. Leitungsteams sollten deshalb mit Personen, die unterschiedliche beruflichen Erfahrungen mitbringen, zusammengesetzt werden.“ „Die Politik, die die Sorgen der Menschen ernst nehmen muss, verantwortet, was gemacht wird. Die Behördenchefs, die die Abläufe, Strukturen und Zusammenarbeit ständig verbessern sowie die technischen Möglichkeiten nutzen können müssen, wie es gemacht wird.“ „Die Behörden müssen in ruhigen Zeiten angespannt sein und üben, damit sie in schwierigen Zeiten nicht den Kopf verlieren.“ „Die Politik ist gut beraten, die Kombination von Haupt- und Ehrenamt zu stärken. Ohne das Ehrenamt und das bürgerschaftliche Engagement bekommt man Krisen nicht in den Griff.“


Erfahrungen, die zum Nachdenken und Weiterdenken anregen, aber auch in die zukünftige politische Gestaltung einfließen sollten.

Burkhard Budde

 

Ritter mit Kopf und Herz

Zwischen „Effektivitätswahn“ und „Moralin“

 

Leserbrief zum Artikel „Tue Gutes und rechne genau nach“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.)

Ein Zweck, ein „gutes Ergebnis zu erzielen“, rechtfertigt nicht automatisch jedes Mittel, „Effektivitätswahn um jeden Preis“. „Effektiven Altruismus“ und „spontanes Helfen“ muss man auch nicht gegeneinander ausspielen. Eine Vernunft ohne Leidenschaft wird antriebslos und kann schnell erkalten. Eine Leidenschaft ohne Vernunft wird unvernünftig und kann schnell schwärmerisch werden. Vernunft und Leidenschaft zusammen können jedoch in der jeweiligen Situation die Not wenden.

Der Ritter der Nächstenliebe, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler, teilt, ist dafür ein gutes Beispiel. Anders als ein Raubritter mit Scheuklappen, der nur an seinen eigenen Vorteil denkt. Oder als ein Schönritter mit Heiligenschein, der gern Mäntel verteilt, die ihm nicht gehören. Martin hat nicht seinen ganzen Mantel abgegeben oder dem Bettler sein Pferd zur Verfügung gestellt. Seine Vernunft blieb vernünftig; er wusste offenbar, dass schrankenlose oder selbstlose Hilfe heimtückisch sein kann. Der Heilige Martin blieb als Mensch menschlich und zugleich vernünftig: Auch ein Ritter kann eines Tages zu Boden gehen und Hilfe gebrauchen. Und dann ist es gut, wenn es Mitritter gibt, die zuvor vielleicht Bettler waren, aber nicht am Tropf der Hilfe hängen geblieben sind, sondern mitgeholfen haben, „Mantelfabriken“ im Rahmen von Kosten-Nutzen-Abwägungen zu bauen. Und strukturelle Weichen für aktivierende Hilfen zur Selbsthilfe zu stellen.

 

Das nachhaltig Vorbildliche an dem Beispiel der liebenden Vernunft ist jedoch ihre Universalität: Jeder Mensch braucht irgendwann einmal ein gnädiges Hören, damit sein leiser Ruf nach Liebe gehört wird. Ein gnädiges Sehen, damit der Mitmensch sich in ihm wiederentdecken kann. Ein gnädiges Reden, damit man gemeinsame Lösungen findet.

 

Keine Lichtgestalt und keinen Supermenschen, wohl aber einen Mitmenschen, der vernünftig und zugleich gnädig bleibt, „Lebensmäntel“, Lebenszeit und Lebensmöglichkeiten, teilt. Und solche liebenden Ritterschläge können Neuritter in der Politik bewegen, nicht nur im Blick auf die Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe, auf soziale Hilfen vor Ort, sondern auch im Blick auf andere Politikfelder sowie mitten im eigenen Politikalltag  – bis heute für morgen.

 

Burkhard Budde

(F.A.Z. 5. 2. 2018; der Artikel, auf den sich der Leserbrief bezieht, erschien am 19.1.2018)


Auf ein Wort

 

Liebe kann schön sein

 

Sophie nimmt das Buch, blättert in ihm und liest: „Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen. Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, so ist mein Freund unter den Jünglingen. Unter seinem Schatten zu sitzen begehre ich, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß. Er führt mich in den Weinkeller, und die Liebe ist ein Zeichen über mir. Er erquickt mich mit Traubenkuchen und labt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe. Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte herzt mich.“

 

Zwei Liebende vergleichen offensichtlich das Geheimnis ihrer Sehnsüchte mit einer attraktiven „Lilie“, die süß duftet, Liebenswürdigkeit und Reinheit widerspiegelt, sowie mit einem schönen „Apfelbaum“, der Frucht, Geborgenheit und gemeinsames Leben bietet.

 

Sophie ist ergriffen und hingerissen: „So schön kann Liebe sein.“ Sie erinnert sich daran, als sie mit ihrem Freund in der Nacht die Sterne bewunderte und sie gemeinsam in die Welt des Universums eintauchten. Wie das Sichtbare entschwand und das Unsichtbare sichtbar wurde. Wie die Sehnsucht nach dem Grenzenlosen und Bedingungslosen wuchs. Und ihre kleine Liebe ganz groß wurde, weil in ihr Sinn aufleuchtete.

 

Einem Macho mit Männlichkeitsvorstellungen, die Bevormundungen, vielleicht sogar Gewalt gegenüber einer Frau legitimieren, hätte sie sofort einen Laufpass gegeben. Aber auch einem Schachspieler, der ihr Verhältnis auf dem Schachbrett der Beziehung mit eiskalten rechtlichen Zügen hätte gestalten wollen. Und mit einem Langweiler, der im Gestrüpp des Alltags hängenbleibt und kein elektrisierendes Hin und Her mehr kennt, möchte sie auf Dauer auch nicht zusammenleben.

 

Ihr Freund und sie kennen vielmehr ein angenehmes Zittern: Dass Liebende wie Seiltänzer sein können, die auf dem Weg zum gemeinsamen Erleben zwischen Enttäuschung und Blindheit schwanken. Auch ein wohliges Kribbeln: Dass Liebende wie Zauberer etwas aus dem Hut ziehen, das sie selbst noch nicht kennen. Auch ein wachsendes Vertrauen: Dass Liebende mit heißem Herzen und zugleich kühlem Kopf durch Zärtlichkeit und zugleich Vernünftigkeit reifen. Kurz: Dass bedingungslose Hingabe und kritischer Zweifel so oszillieren können, dass ein zartes Glück im freien und freiwilligen Spiel der Liebe entsteht. Ein persönliches Glück, dass durch Ungeduld, Gier und Angst zerstört wird, aber dass sich auch durch Achtsamkeit und Zärtlichkeit, Besonnenheit und Verantwortung entwickeln kann,

 

Beim Lesen des Textes hat Sophie erlebt, wie dessen Botschaft mit ihren eigenen Erfahrungen verschmelzen. „Und in welchem Buch hast du das gelesen?“, fragt Sophies Freund, als er von dem Liebes-Text hört. „In der Bibel, im Hohelied Salomos.“

 

Später entdecken beide in dem „Buch der Bücher“ noch etwas von der göttlichen Liebe, die sich in der menschlichen Liebe widerspiegeln kann, die sogar grenzenlose schöpferische Möglichkeiten kennt, die nicht kaufbar, erzwingbar, machbar oder einklagbar ist, dessen „Glut“ jedoch „feurig ist und eine Flamme des Herrn.“ Ein unvergängliches und kostenloses Geschenk Gottes, dem Liebhaber neuen Lebens.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

„Teufel“ vertreiben

 

Ein Braunschweiger, kein Miesepeter oder Spaßverderber, war zur Karnevalszeit in Köln. In seinem Hotel wartete er im Foyer auf den Aufzug, um zu seinem Zimmer zu gelangen. Als sich die Tür des Aufzuges öffnete, standen drei bunt gekleidete Obernarren mit eindrucksvoller Kopfbedeckung vor ihm. Blitzschnell gingen dem Braunschweiger, der beim Thema Karneval zu den Erstsemestern zählte, „spitze“ Gedanken durch den Kopf. Ist das etwa das Kölner Dreigestirn, „Seine Tollität“ (Prinz Karneval), „Seine Deftigkeit“ (Kölner Bauer), „Ihre Lieblichkeit“ (Kölner Jungfrau)? „Sei`s drum“, dachte er, „denen huldigst du.“ Er erhob eine Hand und rief mit leuchtenden Augen und lauter Stimme „Helau“. Aber die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Wenn Blicke hätten töten können, wäre der Braunschweiger schon im Himmel der Glückseligen. Was er in diesem Augenblick nicht wusste, dass der Narrenruf „Helau“, der vielleicht von „Halleluja“ („Lobt Gott“) oder „Hölle auf“ stammt, um sich über den Winter und die bösen Geister lustig machen zu können, besonders in Düsseldorf verbreitet ist, aber eben nicht in Köln.

In dieser Karnevalshochburg und Vielvölkerstadt begrüßen sich die Jecken mit dem Schlachtruf „Alaaf“. Und der könnte seine Wurzeln aus dem Spanischen haben – „alabar“, loben, preisen – oder aus dem Englischen „aloft“, hoch. Wie auch immer: Der Braunschweiger war aus dem Häuschen, was ein Ruf, der Herzen erweichen sollte, am falschen Ort anrichten kann.

Aber gibt es beim närrischen Dreigestirn nur ein Funktionieren nach Protokoll und korrekter Sprache, nur einen knallharten Dienst organisierter Fröhlichkeit, nur ein per du auf Zeit?

Der Braunschweiger entdeckte jedoch im Karneval auch Narrenfreiheit, spontane Lebensfreude und großzügige Menschlichkeit. Er ist kein überheblicher Kritiker des Karnevals geworden, der auf geistigen Stelzen geht und schnell auf die Nase fallen kann. Er nimmt jetzt sogar aktiv am Karnevalsgeschehen teil, allerdings ohne tierischen Ernst und böse Blicke. Nicht als armes Schwein, das die Sau rauslässt und über die Stränge schlägt. Auch nicht als Musiker, der Musikstücke lustlos herunterleiert. Nicht als Redner, der vom Beifall auf Kommando lebt.

Er freut sich vielmehr auf und über das Ventil beim Karneval: Dampf wie alltäglicher Unmut, der sich aufgestaut hat, abzulassen. Auf und über die Karnevalsmaske: Die Alltagsmaske auf Zeit abzulegen; im Rollenspiel so tun als ob, ohne sein Gesicht zu verlieren. Auf und über den Spiegel des Karnevals: Dass alle Menschen geschaffen, vergänglich und unvollkommen sind. Aber auch frei, ihre Grenzen sowie Möglichkeiten zu erkennen und anzuerkennen. Und dass es ein Gewinn ist, Macht-, Status- und Erziehungsgehabe zu entlarven und den Narren in sich selbst zu entdecken. Damit der Verstand zu Verstand kommt.

Besonders gern besucht der Braunschweiger Karnevalsveranstaltungen, auch in Wolfenbüttel, aber in der Stadt Heinrichs des Löwen vor allem den „Schoduvel“. Er kennt die Bedeutung des Wortes: „duvel“ steht für Teufel und „Scho“ für scheuchen. Unbedingt kennt er natürlich auch den Schlachtruf „Brunswiek Helau.“ Vor allem behält er seinen Humor, kann über die eigene und fremde Wichtigtuerei lachen und bleibt frei gegenüber dem Ernst des Lebens, dem die Schärfe genommen wird und im Gefolge die Teufel im Engelsgewand verscheucht werden. Und der nach einem (geistigen?) Bützchen („Küsschen“) ein Lächeln in sein Gesicht zaubert.

 

Burkhard Budde


Klonen von Affen – und Menschen?


Das erfolgreiche Klonen von Affen durch chinesische Forscher könnte die Tür zum Klonen von Menschen öffnen. Die überregionale Tageszeitung DIE WELT (DW) veröffentlichte einen Kommentar von Norbert Lossau am 24. Januar 2018 mit der Überschrift „Copy and Paste“. Dazu erschien ein Leserbrief von mir am 27. Januar 2018 in DW mit der Überschrift „Klonmenschen“.

 

Der Kommentar ist ein „Weckruf“, einen offenen und öffentlichen Dialog über Sinn und Folgen des Fortschritts zu führen, da alle Menschen grundsätzlich betroffen sind. Ist es ein Fortschritt für die Menschheit, wenn Klonmenschen erzeugt werden können? Wenn es eines Tages Menschen von der Stange wie am Fließband gibt? Wer bestimmt dann, welche Qualitätskriterien, welche Ziele und Mittel gelten sollen? Und wozu? Um für den fehlenden Nachwuchs zu sorgen? Um für den kranken Nachwuchs und für andere ein Ersatzteillager für Organe zu haben? Um „geeignete“, leistungsfähige, leistungsbereite und leistungswillige Kopien für die Arbeits- und Freizeitwelt– oder für das Militär? – zur Verfügung stellen zu können?

 

Zu unserem Kulturkreis gehört ein humaner und christlicher Kompass: Die unantastbare und unverfügbare Würde eines jeden Menschen, seine Einzigartigkeit und Einmaligkeit, seine Ebenbildlichkeit und die Verantwortung des Geschöpfes gegenüber seinem göttlichen Schöpfer. Welchen Preis muss die Menschheit bezahlen, wenn ein grenzenloser und hemmungsloser Fortschritt um des Erfolges willen auf beiden Auge blind ist? Und nicht weiß oder wissen will, wohin die Reise geht? Ihm blind zu folgen oder nachzueifern, weil der „Ferne Osten“ die Nase beim „Genetischen“ vorn hat, würde bedeuten, politisch und vor allem menschlich auf die Nase zu fallen.

 

Der wissenschaftliche und technische Fortschritt wäre dann ein humaner und gesellschaftlicher Rückschritt, wenn er keinen ethischen Boden unter die Füße bekommt. Und den Kompass der Würde verliert.

 

Besser rechtzeitig über dieses Thema diskutieren als plötzlich eines Tages einen Klonmenschen ohne Augen zu sehen. Und was andere „erfolgreich“ tun, muss nicht auch automatisch und unüberlegt zum Gesetz des eigenen Handelns werden.

 

Burkhard Budde

 

(DW 27.1.2018; etwas gekürzt)


Auf ein Wort

 

Grüßen (k)eine Glückssache?!

 

Sind Türöffner unwichtig geworden? Wird Grüßen immer mehr zum Ladenhüter oder Luxusartikel der Kommunikation?

Eine alte Dame freut sich über den Sohn des Nachbarn: „So ein freundlicher junger Mann. Sobald er mich sieht, grüßt er mich.“ Ihr Gesicht hellt auf, ihre Augen strahlen und sie lächelt, als sie von dem 16jährigen spricht.

Ganz anders ein Lehrer, der sich über seinen Schüler empört. Grußlos war dieser an ihm vorübergegangen, als sie sich zufällig in der Stadt begegneten. „Das ist doch wohl meine Sache, wie ich mich nach der Schule verhalte“, erläutert der Pennäler sein Verhalten und wundert sich über seinen „uncoolen“ Lehrer.


Ist das Grüßen vielleicht auch Zeitverschwendung?

Ein scheinbar gestresster „weißer Kittel“ tritt in das Patientenzimmer, ohne an die Tür zu klopfen und ohne zu grüßen. Er kommt gleich zur „Sache“: „Wie geht es uns denn?“ Der überraschte Patient legt in Windeseile seine Zeitung beiseite, antwortet jedoch überlegt: „Guten Tag Herr Doktor. Ich hoffe, dass es Ihnen gut geht.“

Oder eine Richterin und zwei Schöffen treffen sich zum ersten Mal zur Vorbesprechung. Ohne Gruß und ohne sich vorzustellen, sprudelt die Richterin los: „Der Fall, den wir gleich verhandeln, ist eigentlich ganz klar…“ Da unterbricht sie ein Schöffe: „Guten Morgen. Mein Name ist…Darf ich auch Ihren Namen erfahren?“ Zunächst verdutzt, dann folgt eine etwas giftige Reaktion „Haben sie nicht meinen Namen an der Tür gelesen?“


Wird das Nichtgrüßen salonfähig?

In einer Bäckerei stehen die Kunden Schlange. Ein weiterer Kunde kommt dazu und grüßt vernehmbar. Aber das Echo ist mager. Einer murmelt etwas in seinen Bart. Eine fremde Frau kneift irritiert und bissig die Augen zusammen, als wenn er ihr einen Heiratsantrag gemacht hätte. Wieder andere blicken unbeeindruckt auf ihre Smartphones. Nur einer schenkt ihm nach einer kurzen Pause ein „Moin“, weil er wohl Mitleid mit ihm hatte.


Ist beim Grüßen alles erlaubt, sinnvoll und schön?

Auf einem Empfang gibt es einen bunten Strauß unterschiedlichster Grüße. Manche wirken mit ihren allzu stürmischen Umarmungen und vielen Küsschen übertrieben. Manche mit ihrer erkalteten Routine gedankenlos. Manche mit der nichtssagenden Frage „Wie geht`s?“ plump und heuchlerisch. Manche mit den Grußformeln „Hallo, He oder Hi“ inhaltlos und geistlos, die sogar eine Begegnung verhindern können. Und Nichtbeachtung gelingt natürlich noch besser, wenn eine Person absichtlich in eine andere Richtung blickt oder jemanden links liegen lässt. Oder einfach nicht zurückgrüßt.

 

Dennoch gehört zum guten Benehmen, das keine Glückssache, kein Karnevalskostüm, kein Himmelsgeschenk ist, das erlernbare Grüßen, in unserem Kulturkreis möglichst mit freundlichem Blickkontakt und kurzem, kräftigen Händedruck. Der Jüngere grüßt zuerst den Älteren, der Rangniedrigere den Ranghöheren. Unabhängig von Moral und Recht ist Grüßen ein elementares Zeichen des Anstandes, ohne Gegenleistung, ohne Bedingungen und ohne Gewalt einem Mitmenschen Respekt zu schenken.

Ein Flegel, der nicht (zurück-)grüßt, jemanden anmachen will oder andere herunterputzt, kann nicht zwischen „Inhalt“ und „Form“ unterscheiden. Ein Taktvoller jedoch, der die „Form“ einhält, kann leichter „Format“ zeigen, innerlich frei, souverän und stark sein, Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen sowie das Positive und Menschliche in den Vordergrund stellen.

Und dieses Grüßen als Türöffner für ein Gespräch kann auch zum Treibstoff werden, eigene Herzenskälte zu überwinden und sich auf eine neue Begegnung einzulassen.

 

Burkhard Budde


Augenklimpern in St.Andreasberg

Schönheit kann im Auge des Betrachters entstehen. Aber Naturschönheiten klimpern mit den Augen, um auf ihre Reize aufmerksam zu machen. Und um dem Betrachter tief in die Augen zu sehen.


Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Lob dem Lob

 

Wann habe ich das letzte Mal gelobt? Und wann bin ich das letzte Mal gelobt worden?

Oder ist es besser, einen großen Bogen um das Lob zu machen, weil es als Schwäche missverstanden werden kann oder schwer zu ertragen ist? Lieber das aufmüpfige Kind wie ein wildes Tier zu zähmen versuchen. Dem unbequemen Kollegen klar machen, wer das Sagen hat. Dem zänkischen Nachbarn die Zähne zeigen, indem ihm ein Lächeln geschenkt wird. Den schwierigen Partner in Watte packen, damit er nicht ausflippt.

 

Zugegeben, es gibt ein faules Lob, das einen faden Beigeschmack hat und äußerst peinlich sein kann. Wenn beispielsweise ein Koch in einem Restaurant über den grünen Klee gelobt wird, obwohl das Gericht nach nichts schmeckte, weil eine Pfeffer- und Salzdusche den Eigengeschmack zerstört hatte. Wenn ein Geschäftsführer einen Mitarbeiter weglobt und einen anderen in seinen Vorstand hineinlobt, um seine Seilschaften und Macht zu erhalten und auszubauen. Wenn eine Person des öffentlichen Lebens sich dauernd selbst lobt, weil sie unter Minderwertigkeitsgefühlen leidet und größenwahnsinnig geworden ist. Wenn ein Herzensbrecher oder Karrierist versucht, sich mit Lobhudelei oder Komplimenten einzuschmeicheln, die Eitelkeit streichelt und dabei ertappt wird. Oder wenn einer einen anderen lobt, um selbst gelobt zu werden oder gleichzeitig einen anderen klein zu machen.

 

Aber ohne Lob entsteht ein Vakuum, in dem sich Angst, Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit breit machen. Wer nur kritisiert, rüffelt, jammert, nörgelt, schleimt oder verherrlicht, vielleicht nur Zuckerbrot und Peitsche kennt, verunsichert seinen Mitmenschen, lässt sie abstumpfen, unrealistisch werden, so dass sie am Ende halbwegs nur noch funktionieren oder flüchten.

 

Deshalb ist in allen Bereichen des Lebens eine Lobkultur wichtig. Ein begründetes und aufrichtiges Lob zur rechten Zeit am rechten Ort ist wie frische Sauerstoffzufuhr in müder, stickiger oder muffiger Umgebung: Lebensgeister und Lebenskräfte werden geweckt, neues Zutrauen zur Eigenverantwortung wächst; Freude über das Lob schenkt sogar neue Sinnerfahrungen.

 

Wer eine Person oder ihre Leistung so lobt, worauf sie zu Recht stolz sein kann, verbessert das menschliche und soziale Klima, in dem nicht Neid oder Missgunst wachsen, sondern Mitfreude und Ansporn, sich selbst weiterzuentwickeln. Ein solches Lob kostet nichts, taucht in keiner Kosten-Nutzen-Rechnung auf, kann auch nicht einfach produziert werden, ist auch nicht einklagbar. Aber es begeistert und bewegt, eröffnet Zukunft.

 

Manche loben auch den Schöpfer alles Lebens, weil sie für das Geschenk des Lebens dankbar sind; für die Freiheit zur persönlichen Verantwortung im Geist liebender Vernunft, zur konstruktiven Kritik, aber auch zum bewegenden Lob.

Und dieser Gott verleiht dem Menschen eine Würde, die er auch dann nicht verliert, wenn er von anderen Menschen (noch) nicht gelobt wird oder selbst (noch) nicht loben kann.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Wertschätzen statt vergessen

 

Aus den Augen, aus dem Sinn?!

Augen bewusst verschließen, Geschichte ignorieren, sich in die Gegenwart verlieben und behaupten: „Ich sehe doch alles!“

Augen mit beiden Händen zuhalten, die Bedingungen und Entwicklungen missachten, durch den Wald laufen und anschließend stolz berichten: „Wichtig ist nur der Wald. Bäume habe ich nicht gesehen.“

Augen mit Scheuklappen versehen, nur Kennzahlen und Statistiken kennen, klug und mächtig daherreden: „Kulturen und Traditionen sind zweitrangig; höchstens Dekos oder Marketinggags.“

Mit den Augen ständig in den Spiegel schauen, nur eigene Vorteile und Interessen im Blick haben, und selbstverliebt heimlich meinen: „Was bin ich doch für ein toller Typ. Die Spuren der Vergangenheit können verschwinden.“

 

Also gehört alles, was man vielleicht nicht sieht, zum Beispiel das Andenken eines Menschen, ins Museum der Geschichte? Oder soll das Andenken sogar getilgt, totgeschwiegen werden, um selbst besser im Lichte zu stehen und als „Retter“ dazustehen? Oder soll es mit dunkler Bedeutung aufgeladen werden, um mit Hilfe von „Sündenböcken der Vergangenheit“ von eigenen Schwächen in der Gegenwart abzulenken?

 

Sophie, Studentin der Betriebswirtschaftslehre, kann davon ein Lied singen. Einmal hat sie ihren Großvater gefragt: „Hast du eigentlich noch Kontakt zu deiner alten Firma?“ Die Augen des alten Herrn haben geflackert: „Seit meinem Ausscheiden herrscht absolute Funkstille. Die neue Geschäftsführung hat alte Zöpfe abgeschnitten.“ Sophie ist überrascht gewesen: „Du hast dich doch um die Firma verdient gemacht und sogar einen Orden dafür erhalten.“ Und als wenn sie Schleusen geöffnet hätte, sprudelte es: „Alles ist anders geworden. Es gibt keinen Gruß mehr zum Geburtstag oder zu Fest- und Feiertagen; keine Einladung zu Jubiläen oder Festversammlungen; keine Infos über Kollegen, die gestorben sind oder überhaupt über den Betrieb…“ Sophie dämmerte es; versuchte jedoch ihren Großvater zu beruhigen: „Vielleicht kann man sich bei wirtschaftlichen Herausforderungen die alte Kultur nicht mehr leisten?!“ Großvater nickte zunächst, dann öffnete er seine Augen und sah sein Enkelkind an: „Geschichte, Traditionen und Kultur gehören zum Fingerabdruck einer Firma. Sie sind mehr als ein schönes Beiwerk. Sie können helfen, einen Menschen zu wertschätzen und anzuerkennen.“ Und dann folgte noch ein Satz, über den Sophie noch länger nachdachte: „Wenn die Kultur stimmt, stimmt häufig auch die Leidenschaft der Mitarbeiter, die Erneuerungsbereitschaft, der gute Ruf und der wirtschaftliche Erfolg auf Dauer.“

 

Sophie nahm sich jedenfalls vor, wenn sie eines Tages in einem Betrieb Verantwortung tragen würde, die Vergangenheit mit Erinnerungskultur zu achten, auch die Wertschätzung ausgeschiedener Mitarbeiter, weil das Einst und Jetzt für das Morgen zusammengehören. Denn sie steht ja sozusagen auf den Schultern ihres Großvaters. Und von seinen Schultern aus kann sie weiter sehen, leichter Orientierung und Merkmale finden, vor allem einen eigenen Kompass, der für einen eigenverantwortlichen Weg in die Zukunft hinein wichtig ist.

 

Und - davon ist Sophie überzeugt - dass mit liebenden, verstehenden und verständnisvollen sowie selbstkritischen Augen sogar ein bleibender roter Faden entdeckt wird, der zwar zerrissen, an dem aber auch gemeinsam weitergeknüpft werden kann. Denn in offenen und vorurteilsfreien Augen steckt viel Sinn.

 

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort


Mehr als Seifenblasen

 

Sind sie denn wirklich alle schon verschwunden? Obgleich sie hoch und heilig sowie in den schönsten Farben beschworen worden sind? Weil die Trampelpfade des Gewohnten, die Tretmühle des Alltags, das Hamsterrad des Lebens mächtiger waren? Sind „gute Vorsätze“ nur „schöne Traumsätze“  - wie Seifenblasen mit schillernder Oberfläche, die nur kurze Zeit Freude bereiten, dann aber bei der geringsten Berührung mit „den Realitäten“ platzen?

 

„Gute Vorsätze“ müssen kein geistiger Selbstbetrug sein; sie sind auf jeden Fall besser als „schlechte Vorsätze“, zum Beispiel seinem Mitmenschen eins auswischen, ihn austricksen, ausgrenzen oder gar ausbeuten zu wollen. Die Klassiker der „guten Vorsätze“ sind vielmehr „Klasse“ - wie sparsamer, aber nicht geizig oder verschwenderisch oder gesünder, aber nicht gierig oder genusslos zu leben. Oder sich vorzunehmen, freundlicher ohne Maskenspiel, höflicher ohne Heuchelei, hilfsbereiter ohne Kalkül zu sein. Denn ohne den „Drive“ der „guten Vorsätze“ wäre das Leben langweilig und monoton, ohne Schwung und Elan, vor allem ohne die Möglichkeit, dazuzulernen und dabei einiges über sich selbst zu erfahren.

 

Aber vielleicht sollte der Einzelne aus „guten Vorsätzen“ Ziele entwickeln – situationsgerechte, messbare, attraktive, realistische und terminierte - , damit das Leben wirklich neu gestaltet wird.

 

Auch können aus „guten Vorsätzen“ „charmante Hauptsätze“ werden:  Einfach mal mit den Gedanken und Gefühlen spazieren gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ohne im Gepäck die quälenden Fragen „Was hab ich davon? Was bekomme ich dafür?“ mit zu schleppen, ohne alles Richtige und Falsche erst durch die Reflexionsmühle mahlen zu müssen. Sich vom Zauber der Zwecklosigkeit verführen zu lassen bedeutet vielmehr, sich entkrampft und entspannt auf das Abenteuer eines Augenblicks einzulassen.  Das Veto-Recht der Vernunft wird noch früh genug dafür sorgen, nicht zum Traumtänzer zu werden oder seinen Kopf zu verlieren.

 

Vielleicht findet der Einzelne sogar Sinn im Zeitlosen, indem er die Fesseln seiner Vergangenheit sprengt, die Bevormundung durch die Gegenwart überwindet und die Täuschung vieler leerer Versprechungen entlarvt. Wirklich zeitlos erscheint dann kein Schönheitsideal, keine Leistung, keine Macht, kein Ruhm, kein Geld. Vielmehr leuchtet in der Zeit der Zeitlosigkeit das Geheimnis der wahren Liebe auf, die selbst am Ende noch Neuanfänge kennt, weil mit Gottes Möglichkeiten im Unmöglichen gerechnet wird.

Und wenn dieser menschliche Satz mit göttlicher Liebe beseelt ist, entsteht keine Seifenblase, auch kein Vor-, Neben- oder Hauptsatz, sondern ein frohmachender Schlüsselsatz neuen beglückenden Lebens.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Glücksbringer und Glückskiller

 

„Ich wünsche dir viel Glück“, flüstert ein Mann seiner Freundin ins Ohr und überreicht ihr dabei ein vierblättriges Kleeblatt, ein Zeichen für seine geheimen Hoffnungen. Die revanchiert sich mit einem Glücksschwein, ein Zeichen für den Wunsch nach Wohlstand und Reichtum. Beide nehmen an einer feucht fröhlichen Silvesterfeier teil, auf der „Guten Rutsch“ und „Hals und Beinbruch“ häufig zu hören sind. Die Gastgeber haben die Tische mit Hufeisen („Schutz des Hauses“) und Schornsteinfeger („Schutz vor Unglücksfällen“) liebevoll dekoriert. Alle freuen sich auf das Feuerwerk gegen Mitternacht, das nicht nur die „bösen Geister“ vertreiben, sondern auch das Neue Jahr mit vielen guten Wünschen und Vorsätzen begrüßen soll.


Während des Abends wagen einige gut gelaunte Gäste einen Blick in eine Kristallkugel, obwohl sie ein wenig unheimlich wirkt. Sie wollen es wissen: Gibt es im Neuen Jahr ein persönliches Glück allein ohne alle Pein?! Vor ihrem inneren Auge erscheinen Glücksbringer, auch Glückskiller.

Beispielsweise „die große Liebe“, „der große Erfolg“, aber auch Hans-Guck-in-die-Luft, der wohl sein Glück im oder am Himmel sucht, dabei jedoch die Realitäten auf dem Boden übersieht. Oder Hans-Dampf-in-allen-Gassen, der überaktiv und nervig zu jedem Thema seine feste Meinung abfeuert. Auch Hans-im-Glück taucht auf, der trotz Verluste ein unerschütterliches Vertrauen zeigt und schließlich Glück im Unglück erfährt.


Wer genau hinsieht, entdeckt noch mehr: Einen Eigenbrödler, der sein Leben wie ein abgehobener Fürst führt. Einen Politiker, der Bürger glücklich machen, ja zum Glück zwingen will. Einen Wähler, der in die Grube fällt, die er sich selbst geschaufelt hat. Einen verbitterten Spießer, der lustlos sowie trostfrei durch das Reich seiner versteckten Wünsche marschiert. Ein Schnäppchenjäger, der nach der Brille des Glücks vergeblich sucht, weil er sie auf der Stirn trägt.


Die Zukunft aller Glücksucher bleibt offen, mehrdeutig, nicht vorhersehbar oder planbar, auch nicht einfach machbar oder steuerbar. Denn „et kütt, wie et kütt“. Gewiss ist die Ungewissheit, denkbar das Undenkbare, möglich das Unmögliche. Die Zukunft ist anders als die Gegenwart; sonst wäre sie nur eine Kopie der Gegenwart.


Aber der Pechvogel im letzten Jahr kann auch die Glücksfee im neuen Jahr sein. Alles ist auch ganz anders denkbar und wahr. Und kann zudem mit der Zeit überraschend reifen. Überhaupt: Wer offen und neugierig auf das Kommende bleibt, bewegt sich hin und her zwischen dem starken Wunsch nach Gewissheit und Sicherheit, dem notwendigen Einfühlungsvermögen sowie der eigenen Verantwortung in der jeweiligen (neuen) Situation.

Man muss also die Hände nicht in den Schoß legen. Sondern kann zudem ein Stück seines Glückes Schmied sein, die Zukunft mitgestalten und mitverantworten. Aber alles Glück liegt eben nicht in der Hand eines Menschen. Deshalb wünschen sich jüdische Gläubige ein „Gut Rosch“, was Christen im Mittelalter als „guten Rutsch“ miss- oder falsch verstanden haben. Gemeint war ein „guter Anfang“, eine gute Zukunft vor, mit und durch Gott. Und ist diese Botschaft nicht bis heute der Wunsch der Wünsche im Reich der Wünsche?!


Wer seinem Mitmenschen nicht nur Glück wünscht, sondern auch Gottes Segen, der wünscht ihm Gutes und Freundliches, das Gott ohne Bedingungen und Gegenleistungen schenkt. Dieser Gott erscheint in keiner Kristallkugel, wohl aber ist er in einem Menschen durch seinen beglückenden Geist gegenwärtig. Und dieser Gott grüßt immer – auch diejenigen, die (noch) nicht zurückgrüßen. Denn er will, dass alle Menschen glücklich sind. Und sein können.

 

Burkhard Budde


Das Wunder der Heiligen Nacht

 

Das Ohr hört die Nachricht.

Und ist überrascht.

 

Der Fuß macht sich auf den Weg.

Und sucht das Geheimnis.

 

Das Auge findet einen Ort.

Und beginnt sich zu wundern.

 

Die Nase verspürt das Besondere.

Und wird erquickt.

 

Das Herz öffnet sich.

Und wird verzückt.

 

Die Hand greift nach dem Unfassbaren.

Und wird beglückt.

 

Der Mund schweigt und staunt.

Und betet die Liebe an.

 

Weil das Heilige spricht:

Christ, der Retter ist da.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Weder süßer Traum noch Alptraum

 


Nur ein süßer Traum, der unter die Haut geht? Oder ein Alptraum, der aus der Haut fahren lässt?

Sophie dachte zunächst an einen Allerweltstraum, den sie in der Nacht erlebt hatte. Doch dann erlebte sie ihr Wunder.

Aber der Reihe nach. Unter dem Weihnachtsbaum lagen mehrere Pakete. Alle waren  bunt und edel verpackt. Pompöse Schleifen waren so verführerisch, dass Sophie sich sofort daran machte, die verhüllten Geheimnisse zu enthüllen. Neugierig und gespannt öffnete sie ein Paket nach dem anderen.


Das erste Paket war eine Enttäuschung, sozusagen ein Lustkiller. Gähnende Leere starrte sie an. Ein schlechter Scherz? Und jetzt bemerkte sie auch, dass ein Absender an dem Paket fehlte.


Etwas beunruhigt, aber zunehmend hektischer öffnete sie das zweite Paket. Sollte es auch leer sein? Wunderschöne Artikel kamen jedoch zum Vorschein. Aber dann stutzte sie. Beim genauen Betrachten sah sie Preisschilder. Und vor allem Dinge, die sie gar nicht gebrauchen konnte. Der Absender sprach Bände. Und sie wunderte sich nicht mehr.


Was war wohl im dritten Paket? Ruck zuck, fast lieblos, öffnete sie das Paket und befreite die Geschenke von ihrer lustvollen Verpackung. Ihr Gesicht hellte auf, als sie die Geschenke sah, die haargenau ihren Geschmack trafen, die sie sich selbst nicht gekauft oder geleistet hätte. Sie lachte, freute sich. Eine Träne ging sogar auf Reisen. Dem Absender, so dachte sie ganz spontan, musst du so schnell wie möglich danken. Und sie wusste auch schon, worüber der sich freut.


Der Inhalt des vierten Pakets ließ sie ein wenig ins Grübeln kommen. Warum schenkt mir jemand ein Fotoalbum mit Bildern aus meiner Kindheit und Jugendzeit, von Freunden und Verwandten, von Urlauben, auch Aufnahmen von ihrem Arbeitsplatz? Und dann noch das alte Bild vom Krippenspiel in der Kirche? Als sie den Absender suchte, wurde sie wach, rieb sich den Sand aus den Augen und notierte nachdenklich in ihr Tagebuch:


Ist ein Paket ohne Inhalt wie ein Fest ohne tieferen Sinn, eine Party ohne Gastgeber?

Ist ein Paket mit Berechnung wie ein Fest mit vielen Geschenken, aber ohne Einfühlungsvermögen und ohne Zuwendung?

Ist ein Paket mit passenden Geschenken wie ein Fest mit echten Freunden, die einen wirklich mögen und die man selbst mag?


Vor allem: Was könnte ein Paket mit Fotos aus dem Leben bedeuten? Erinnert es an das Fest des Lebens, damit Lebenssinn und Lebensglück beachtet und geachtet werden? Damit das eigene Leben, das man geschenkt bekommen hat und das begrenzt ist, etwas freiwillig geben, abgeben und weitergeben kann? Weil das Leben nur in beglückenden Beziehungen gelingen kann, was nie einklagbar oder kaufbar ist und auf Wechselseitigkeit beruht?!


Sophie dachte weiter: Wenn in der Gabe sogar der Geber präsent ist, dann könnte das Kind in der Krippe, das sie auf dem Foto betrachtete, ein einzigartiges Geschenk Gottes sein, indem es die Sehnsucht nach wahrer Menschlichkeit weckt. Und könnte in materiellen Geschenken ohne egoistische Hintergedanken nicht auch so etwas wie der befreiende Hauptgedanke der göttlichen Liebe aufleuchten?!


Während dieser Überlegungen verspürte Sophie, dass so etwas wie letzte Geborgenheit  - die Liebe Gottes?! - in ihr geboren wurde, die sich in ihrem ganzen Körper verbreitete. Es war kein neuer Traum, keine schwärmerische Träumerei, wohl aber ein geistliches Kribbeln auf sowie unter ihrer Haut, „ihr“ Wunder:  Etwas Göttliches - der Geist Christi?! – hatte sie sanft berührt. Und bewegte sie, den neuen Tag nicht verträumter, wohl aber menschlicher und vernünftiger zu gestalten, auch dankbarer und froher. Denn ihr Erlebnis war kein giftiger Zankapfel, sondern ein Geschenk bedingungsloser Liebe mit Sinn, das immer wieder neu erfahrbar ist. Und überrascht.

 

Burkhard Budde


Fröhliches Spiel


Ein faszinierender Blick, der den Einzelnen beglückt und das Wir-Gefühl bewegt: Die Dunkelheit in einem Menschen, mag sie noch so unheimlich sein, wird durch das fröhliche Spiel der vielen Lichter und Farben erhellt und erwärmt. Ein buntes Bild entsteht, das keinen wirklichen Rahmen kennt, weil es stets in Bewegung ist. Die Atmosphäre oszilliert durch den vielfältigen Trubel, den undurchlässigen Lärm, aber auch durch die Musik der Posaunen „da unten“ und der überraschenden Ruhe, der räumlichen Enge und der großen Distanz „hier oben“.

Der Blick vom fünfspitzigen Rathausturm auf den Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist mehr als ein flüchtiger Blick; er ist ein Ereignis. Das Gefühl der Freiheit wird zur Triebfeder des Denkens im Blick auf Wichtiges und Unwichtiges im Leben sowie zur Triebfeder des Weiterdenkens im Blick auf das Geheimnis im anonymen Trubel: Könnte es die Menschlichkeit sein, die jeden Menschen erst zum Menschen macht und die jenseits von Verzwergung und Größenwahn, dem Leben dient? Und könnte in dieser Menschlichkeit nicht auch Göttlichkeit aufleuchten, die dem Menschen eine unverlierbare Würde schenkt?!

Burkhard Budde


Kommentar

Verzicht auf Weihnachtsfeier?

 

Man reibt sich die Augen und wundert sich. In einer Schule in Deutschland – nicht in Saudi - Arabien oder einem anderen muslimischen Land – werden im Musikunterricht keine christlichen Lieder mehr gesungen. Und – die Rede ist vom Johanneum in Lüneburg – es wird in diesem Jahr auch auf eine christliche Weihnachtsfeier während der Unterrichtszeit verzichtet. Warum? Eine muslimische Schülerin hatte im letzten Jahr kritisiert, dass die im Gottesdienst gesungenen christlichen Lieder nicht mit ihrem Glauben zu vereinbaren seien. Die Schulleitung will nun „Rücksicht“ auf die Empfindungen „Andersgläubiger“ nehmen.

 

In Wirklichkeit wird jedoch Sand in die Augen gestreut. Wie kann eine „tolerante“ Schule Toleranz und Bildung vermitteln, wenn sie sich nicht mit christlichen Inhalten und Formen, Traditionen und Ritualen auseinandersetzt, auch wenn dies als „Störung“ oder „Zumutung“ einzelner empfunden wird? Und in einem christlich geprägten Land sollte die gelebte geistige Auseinandersetzung mit dem christlichen Gehalt des Weihnachtsfestes zur eigenen kritischen Meinungsbildung – im Interesse der Schüler und der Entwicklung der Gesellschaft – eine Selbstverständlichkeit sein.

 

Denn es geht bei der modernen Bildung, auch im Religionsunterricht oder im (Weihnachts-) Gottesdienst, nicht um eifernde Missionierung, Manipulation oder Indoktrination, aber auch nicht um falsch verstandene Toleranz als Türöffner von Gesichts- und Geschichtslosigkeit, von Geist- und Profillosigkeit.

 

Wer es allen Religionen und Weltanschauungen, allen Schülern. Eltern und Lehrern recht machen wollte, würde als Bildungsstaat schnell im Meer der Bedeutungslosigkeit versinken. Wer kuscht, weil es grundsätzlich Andersdenkende, Andersgläubige, Anderslebende gibt, wirft den bewährten Kompass der allgemein anerkannten  und historisch gewachsenen Werte und Normen über Bord, wird beliebig, angreifbar und kann der nachfolgenden Generation keinen (Orientierung-) Proviant mit auf den Lebensweg geben.

 

Wer jedoch das Leitbild gelebter Toleranz im Auge hat, wird nicht alle Segel streichen, sondern das Segel setzen, von dem er überzeugt ist, zum Beispiel das Segel der Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau oder das Singen christlicher Lieder. Und er wird auf den Wind demokratischer und humaner Werte vertrauen, ja sie nutzen, um das Boot in die richtige Fahrrinne - Vorrang des Rechtsstaates vor einem Kirchen- oder Gottesstaat, auch vor der Gefühlswelt einzelner -  lenken zu können.

 

Wer zudem Brücken schlagen will, darf nicht ins Schwimmen geraten. Gerade im Bildungsbereich, aber auch in der Politik, in der Wirtschaft und Kultur sind die Pfeiler Zugewinn an (Ge-)Wissen und Erfahrung, Aufklärung und Kompetenz, Entwicklung und Profil, Zivilcourage und Selbstbewusstsein wichtig und sollten nicht durch schöne Scheuklappen oder ängstliches Zähneklappern ersetzt werden.

 

Burkhard Budde


Ein Wunder erleben

Manche sagen: „Wenn ich den Gottesdienst sonst nicht besuche, ist mein Fernbleiben am Heiligabend nur konsequent.“ Aber ist nicht „einmal“ besser als „keinmal“? Man besucht doch auch sonst viele liebe Menschen nur einmal im Jahr - zum Beispiel zum Geburtstag. Um sich nicht vollkommen voneinander zu entfremden. Auch wenn man eigentlich etwas anderes um die Ohren hat. Auch wenn einem immer die gleichen Geschichten um die Ohren geschlagen werden. Oder wenn einem das ewige Gejammer von einer ungerechten Welt ständig in die Ohren geflüstert wird. Dennoch scheint es Sinn zu machen, an einem jährlichen Treffen teilzunehmen. Und immer wieder neu ganz Ohr zu sein.


Im Blick auf den Gottesdienst gibt es natürlich auch eine Fülle an Bedenken. „Was bringt mir so ein Kirchgang?“, wird zum Beispiel gefragt. Etwas Süßholz für meine Seele? Moralin, das mir ein schlechtes Gewissen beschert? Allerweltsweisheiten, die mich einschläfern? Eine religiöse Sprache, die mich ratlos im Regen des Lebens stehen lässt?

Aber was, wenn  - zu meiner Überraschung - mein Weihnachtsfest durch einen Gottesdienst Tiefgang und zugleich Weite, Neues und Bewegendes erfährt?


Zündet man nicht auch eine Kerze hinter einem Transparent an, damit seine Motive zu leuchten beginnen und zu sehen sind?


Wer wirklich Wichtiges nicht verpassen will, sollte der nicht scheinbar Unwichtiges „passend“ machen?


Wer noch fragt und sucht, nicht alles schon (besser) weiß oder vielleicht sogar in seine Vorurteile verknallt ist, der sollte sich einen geistigen Ruck geben: „Heiligabend triffst du mich zur Geburtstagsfeier Jesu in der Kirche!“ Vielleicht werde ich ja mein „Wunder“ erleben?!


Weil die Botschaft, dass Gott Mensch geworden ist, es faustdick hinter den Ohren hat?! Und lieben Menschen mit einer liebenden Botschaft leihe ich, ohne meinen Kopf zu verlieren, gerne mein Ohr.

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Fingerspitzen statt Ellenbogen

 

Sophie steuert mit ihrem Auto einen freien Stellplatz auf dem Parkplatz an. Doch der Platz wird ihr der Platz vor der Nase weggeschnappt. Der forsche Fahrer steigt aus seinem Wagen, wirft der erstaunten Sophie einen überheblichen Blick zu, bevor er verschwindet. Sophie muss noch eine Runde fahren, bis sie ihren Wagen parken kann.


Zu Fuß geht es dann in Richtung Innenstadt. An einer Ampel steht eine alte Dame, die sehr unsicher und orientierungslos wirkt. Keiner scheint Notiz von ihr zu nehmen. Ein Schüler spielt unbeirrt mit seinem Handy. Ein Mann blickt stur nach vorne, eine Frau schielt nervös auf ihre Uhr. Als die alte Dame bei Rot losgehen will, springt ein alter Mann  an ihre Seite, berührt sie leicht und sagt: „Haben sie noch etwas Geduld. Es wird gleich Grün.“  Sophies Gewissen schlägt: „Warum hast du nicht reagiert?!“


Kurze Zeit später sitzt Sophie in der Bahnhofgaststätte und trinkt eine Tasse Kaffee. Ein Gast, der es wohl sehr eilig hat, isst seine Pommes mit den Fingern. Ein anderer schlürft sein Getränk und schmatzt genüsslich beim Kauen seiner Wurst. Wieder ein anderer gähnt alle Nase lang, ohne seine Hand vor den Mund zu halten. Für Sophie sind das Anblicke, die sie nicht lustig findet. „Denken die Herrschaften nur an sich und keiner an mich?“ Sie wird wie Luft behandelt, steht auf und begibt sich mit ihrer großen Tasche auf den Bahnsteig, um mit dem Zug in die nächste Stadt zu fahren.


Im Zugabteil geht es im Takt der Taktlosen weiter: Hemmungsloses Niesen. Und vor allem unüberhörbares Telefonieren. Sophie muss mit anhören, wie zwei Gesprächspartner sich offensichtlich über ein „dummes Würstchen“ lustig machen und es „in die Pfanne hauen“ wollen. Bei nächster Gelegenheit werde man ihn „vorführen“.

Sophie ist nicht nur hübsch und charmant, sondern auch ein kritischer Geist. Sie denkt über ihre unfreiwilligen Eindrücke nach. Sie ärgert sich, dass sie bei der letzten Party in ihrer Wohnung, die lautstark gefeiert wurde, vergessen hatte, ihre Nachbarn zu informieren bzw. einzuladen.


Ihre Kinderstube hat sie geprägt. Sie versucht, stets höflich zu sein, den anderen in seiner Rolle und in seinem Status zu achten, zu grüßen oder „danke“ und „bitte“ zu sagen. Aber sie weiß auch, dass Höflichkeit kein Wert an sich ist, da man auch höflich taktlos – verletzend, beschämend - sein kann.

Sophies Motto lautet, Rücksicht zu nehmen– und das nicht nur, wenn es sich lohnt. Weil sie erlebt hat, dass man davon profitieren kann; dass der Takt so etwas ist wie eine Eintrittskarte zum Mitmenschen – ein Mitfühlen, Mitdenken, Mitgestalten, Mitverantworten.


Und wenn etwas aus dem Takt geraten ist, dann kann man neues Taktgefühl lernen – nicht nur in der gestressten Advents- und Weihnachtszeit, sondern besonders in flüchtigen, oberflächlichen und ichbezogenen Zeiten. Statt Ellenbogen sind dann Fingerspitzen gefragt. Statt Gedankenlosigkeit (Selbst-) Bewusstsein. Statt Eiseskälte Herzensbildung. Der Takt der Taktvollen.

Burkhard Budde


Segen an der Kasse

Die Schlange an der Kasse des Supermarktes wird immer länger. Manche Kunden wirken geduldig bis apathisch, andere gestresst bis aggressiv. Einzelne  starren dumpf auf ihr Handy oder tippen etwas eilig aufs Display, als würden sie getrieben oder hätten Angst etwas zu verpassen. Ein quengelndes Kind stellt seine Mutter durch ständiges Bitten auf eine harte Probe. Der Vater greift durch: „Wenn du nicht Ruhe gibst, bestelle ich den Weihnachtsmann ab“.

 

Eine junge Frau, die nur wenige Artikel in den Händen hält, kommt dazu. Als sie sich gerade ans Ende der Schlange stellen will, fragt eine ältere Dame aus dem vorderen Bereich: „Haben sie nur die drei Teile?! Dann lasse ich sie vor.“ Gerne nimmt die junge Frau das Angebot an. Allerdings zum Preis einiger böser Blicke, die auch die ältere Dame treffen, vielleicht auch strafen wollen.

Aber nicht genug: Eine weitere Frau, die mit ihrem Mann jetzt vor der jungen Frau mit ihren „drei Teilen“ steht, scheint von dem Großmut der Dame angesteckt worden zu sein: „Auch wir lassen sie vor.“ Ihr Mann brummt zwar in seinen Bart: „Mich fragt ja keiner.“ Aber er hat keine Chance zum Widerspruch.

 

Als die „Vorgelassene“ ihre Artikel bezahlt hat, wünscht ihr die Kassiererin pflichtgemäß und routiniert „noch eine schöne Adventszeit“. Die junge Frau, die sich immer beschwingter und fröhlicher bewegt, lässt ihre leuchtenden Augen schweifen, sucht offensichtlich auch den Augenkontakt zu der älteren Dame und der Frau mit ihrem „Brummbären“. Und dann sagt sie mit klarer Stimme, überzeugend freundlich: „Gott segne sie alle. Ein gesegnetes Weihnachtsfest.“

 

Ein unverständliches  Staunen geht durch einen Teil der Schlange. Manche werfen der jungen Frau einen ungläubigen, fast mitleidigen Blick hinterher. Die Kassiererin reagiert spontan und raunt: „Eine von der Kirche?! Oder von den Zeugen Jehovas?!“ Aber sie bekommt kein Echo. Warum auch? (Fast) alle in der Schlange stehen unter Zeitdruck. Und wen interessiert der „exotische Spruch“ - wirklich? Schnell geht die Kassiererin zu ihrer Tagesordnung über und kassiert weiter ab. Und wünscht allen Kunden einen „schönen Advent“.

Bis ein Mann an die Reihe kommt, der im ganzen Trubel mit den vielen Rubeln auf den ersten Blick etwas traurig und melancholisch wirkt. Als er von der Kassiererin wie üblich verabschiedet wird, sagt er mit leiser, aber unüberhörbarer Stimme: „Auch ich wünsche ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.“ Und in seinen Augen flackert etwas auf, als wenn er in seinem Herzen etwas ganz besonders Helles (und Wärmendes, Heilsames?!) entdeckt hätte.

 

Aber kann denn ein Segenswunsch ein Licht im Dunkeln entzünden, die Augen für neue Lebensmöglichkeiten und neuen Sinn öffnen sowie Menschlichkeit bewirken, an die man zuvor nicht gedacht hat? Weil all diese Erfahrungen als „undenkbar“ und „unmöglich“ angesehen worden sind? Weil jedoch unerwartet der segnende Gott, sein freier und befreiender Geist der schöpferischen Liebe, mit im Spiel ist?!

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Suche loyalen Menschen

 

Auf der Suche nach einem Menschen.

„Ich suche einen gut aussehenden und toleranten Mann, dem ich vertrauen und mit dem ich reden kann“,  gestand eine junge Frau in einem Diskussionskreis. „Und ich“, sagte ein junger Mann, „keine Trophäe, aber eine attraktive und gebildete Frau, die offen und ehrlich ist.“ Ein Arbeitgeber sprach davon, dass er  sich einen kompetenten und engagierten  Mitarbeiter wünsche, der nicht nur teamfähig und belastbar sei, sondern sich auch mit seiner Firma identifizieren könne. Ein Angestellter, der aufmerksam zuhörte, ergänzte: „Dazu gehört auch ein Chef, der dem Mitarbeiter den Rücken stärkt.“ Schließlich meldete sich ein Politiker: „Ich brauche einen Mitstreiter, auf den ich mich voll und ganz verlassen kann.“

 

Alle wünschen sich loyale Menschen. Aber was ist „Loyalität“?

Wie ein treuer Hund zu sein, der weiß, wo sein Platz ist, wo er sich wohl fühlen, spielen und schmusen kann? Der immer zu einem steht, in der Gefahr zur Stelle ist, geduldig zuhört, zu verstehen scheint, auch nicht widerspricht? Den man allerdings auch an die kurze oder lange Leine nimmt, je nach Situation. Und der eindeutige Ansagen braucht, um mit Blickkontakt und positiver Bestärkung zu gehorchen.

 

Loyalität bedeutet wohl eher wie ein Mensch zu sein, der sich freiwillig, mit Kopf und Herz, bindet, aber sich nicht fesseln, einsperren oder bevormunden lässt. Der von gemeinsamen Zielen und Werten sowie von der wert geschätzten Person überzeugt ist. Der solidarisch und zuverlässig ist, aber nicht einfach wie ein dressierter Hund brav und gehorsam. Zum Beispiel mit seinem Freund offen und ehrlich umgeht. Und ihm respektvoll und begründet widerspricht, wenn er selbst eine andere Überzeugung vertritt. Der vor allem seinen Freund in Konflikten in dessen Abwesenheit verteidigt, wenn ihm offensichtlich Unrecht geschieht. 

 

Menschen, die loyal sind, sind nicht hörig, sondern bleiben mündig. Sie müssen nicht auf Kosten der Glaubwürdigkeit mit einem anderen durch „dick und dünn“ gehen. Aber sie sind in der Lage, Angriffe von außen nicht zickig und giftig, nicht bissig und verlogen, sondern mit den Waffen der Vernunft und der Eigenverantwortung, Wahrhaftigkeit und der Fairness  zu wehren.

 

Wechselseitige Loyalität und gegenseitiges Vertrauen stärken das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Sicherheit. Wenn Loyalität jedoch

missbraucht wird, ein Mensch durch den Filz – eine Hand wäscht die andere – oder durch Netzwerke – Abhängigkeiten und Erpressungen – auf den Hund gekommen ist. Dann sollte die stärkste Loyalität das Sagen haben, die zum eigenen Gewissen, das wachrüttelt und zur persönlichen Verantwortung befreit.

 

Die Suche nach einem loyalen Menschen beginnt dann von neuem. Weil hinter, vor und neben einem Menschen  eine loyale Kraft Menschen in Bewegung setzt: Die Liebe mit schöpferischen Neuanfängen und die unantastbare Würde, die Gott schenkt, der in seiner Menschlichkeit dem Menschen gegenüber stets loyal bleibt.

 

Burkhard Budde


Beliebte Renner zum lieben Mitmenschen

Eine dreifache Freude bereitet der UNICEF-Weihnachtskartenverkauf: Der Erlös ist für UNICEF-Hilfsprojekte bestimmt, zum Beispiel für Kinder in Ostafrika. - Die Käufer dieser hochwertigen und schönen Grußkarten mit Weihnachtsmotiven können die Adressaten verzaubern. - Und für die ehrenamtlichen Verkäufer können die Gespräche untereinander, aber auch mit den Käufern einen großen Zugewinn an spontanen Infos und Detailerfahrungen sowie an Vertiefung von Freundschaften darstellen.


Auch in diesem Jahr beteiligen sich Mitglieder des Lionscubs Braunschweig Dankwarderode an dem ehrenamtlichen Verkauf der „Weihnachtsbotschaften“ auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt. Die Verkaufshütte befindet sich direkt neben dem Eingang des Rathauses.


Und es zeigte sich, dass trotz Internet und E-Mails persönlich geschriebene Karten mit faszinierenden Motiven und Botschaften eine Zukunft behalten; manche sind sogar beliebte Renner auf dem Weg zum Nächsten oder lieben Mitmenschen.


Strahlen der Liebe



Ein Licht erhellt die Finsternis,

damit die Vernunft vernünftig bleibt.

 

Ein Licht erwärmt die Finsternis,

damit der Mensch menschlich bleibt.

 

Ein Licht erneuert die Finsternis,

damit das Mögliche möglich bleibt.

 

Ein Licht bekämpft die Finsternis,

damit das Nötige notwendig bleibt.

 

Ein Licht befreit die Finsternis,

damit die Freiheit frei bleibt.

 

Wo findet man dieses Licht,

das der Macht der Finsternis widersteht,

das sich nicht vom Glanz der Finsternis verführen lässt,

das das Licht der Finsternis als Blendwerk entlarvt?

 

Das Licht selbst ist Ursprung und Ziel allen Lebens,

seine schöpferischen Strahlen der Liebe sind

in der Vergänglichkeit unvergänglich,

ein nachhaltiges, weil göttliches Leuchten.

 

Aus Erleuchtung wird ein selbstbestimmtes Leben.

Und individuelles Glück.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Eine Kerze, die (noch) nicht brennt

 Geht uns ein Licht auf?

„Ich fühle mich manchmal wie eine Kerze, die nicht brennt“, seufzte eine junge Frau mit Tränen in den Augen, „um mich herum können viele Kerzen brennen, kann es hell sein, aber in mir ist es dunkel.“  Sie berichtet von ihrer verletzten Seele, weil sie bloßgestellt und wie Luft behandelt wurde. Von ihrem beleidigten Geist, weil sie mit schönen, aber leeren Versprechungen getäuscht werden sollte. Von ihrem gequälten Körper, weil sie kein Verständnis für Zärtlichkeit fand und sich nur benutzt fühlte. Von ihrer kaputten Beziehung, weil sie und ihr Partner sich auseinander gelebt hätten.

 

Man kann diese „traurige Kerze“, die nicht brennt, weil sie durch Zugluft der Lieblosigkeit oder durch einen überhitzten Raum der Schwärmerei gelöscht worden ist, verstehen. Die Kerze mag eine schlichte oder verzierte Gestalt haben. Zu ihrem Wesen, zum Glücklichsein,  gehört jedoch, dass sie mit ihren Lichtstrahlen selbst Licht erfährt und anderen spendet.

 

Aber die Finsternis in einem Menschen und um einen Menschen herum ist stark. Sie kämpft gegen das Licht, weil sie andere hinters Licht führen will oder verhindern will, dass Düsteres ans Licht kommt. Die Finsternis will selbst „Licht“ sein und nicht gestört werden. Da sind beispielsweise die Alphatiere, die sich als Lichtgestalten gerne im Rampenlicht aufhalten, die grunzen und andere blenden. Die Lästermäuler, die sich im Zwielicht aufhalten, um Frechheiten und Halbwahrheiten zu verbreiten. Oder die Hohepriester, die ihre absoluten Wahrheiten verkünden und vom Publikum angebetet werden wollen, aber ihre bösen Gedanken im Schatten zu verstecken versuchen. Alle Lichter dieser Welt haben vergessen, dass sie wie brennende Wachskerzen sind, vergänglich und endlich.

 

Aber allen – auch der jungen Frau – kann vielleicht eine neue Erfahrung helfen, die Sehnsucht nach wahrem Glück im persönlichen Jammertal oder auch im eigenen „Lichtermeer“ zu stillen. Die Flamme einer Kerze, Symbol für das Geistige und Überirdische, kann den Weg zeigen.

 

Um eine „ menschliche Kerze“ zu entzünden, reicht manchmal ein Wort aus – ein richtiges Wort zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und zwar von einem, der selbst Licht in der Finsternis erlebt hat: „Ich verstehe dich gut. Auch in mir war es finster. Doch durch ein neues Grundvertrauen habe ich neue Geborgenheit erfahren.“  Und hat Christus, an den seine Freunde als Lichtträger Gottes für andere glauben, diesen Grund nicht im Urgrund und Urziel 

des Lebens, im bedingungslos liebenden Gott, gefunden? Und hat Gott selbst ihm nicht einen schöpferischen Neuanfang geschenkt, auf den Gottglaubende auch heute noch hoffen können?

 

Und dann noch etwas: wenn vielen ein Licht aufgeht, wird eine heillose Welt zwar auch nicht heil, aber heilbar, auf jeden Fall heller und wärmer. Wer dieses unsichtbare Licht sucht, hat es schon gefunden und kann es nicht mehr verstecken.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Die Lebensuhr tickt

Die Uhr tickt. Mal schneller, mal langsamer. Mal leiser, mal lauter. Sie tickt in jedem Menschen anders.

Alle können wie bei einem Gongschlag einer Uhr geweckt werden und feststellen „Wie doch die Zeit vergeht!“ und dass man in der Zeit und durch die Zeit älter geworden ist.

 

Wer das Altwerden einfach schön redet oder schlecht redet, macht es sich zu einfach. Den Würgegriff neuer Krankheiten kann jeder verspüren, wenn sich die Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte häufen. Die Trauer um verstorbene Menschen wird noch intensiver, wenn man dabei an das eigene Alter denkt.

 

Aber deshalb muss sich keiner auf das Abstellgleis stellen lassen, um dort nur noch als Zuschauer oder Statist des Lebens auf seine eigene Totenmesse zu warten. Das Altwerden im Alter kann auch ein Neuwerden im Alter bedeuten.

 

Die Trägheit, das Totschlagen der Zeit, die verkrampfte Verweigerung mitzufühlen, mitzudenken und mitzumachen muss allerdings überwunden werden. Auch eine panische Überaktivität, eine Besserwisserei und Überheblichkeit, zu jedem Thema seinen scharfen Senf dazugeben zu müssen, sollte selbstkritisch hinterfragt werden.

 

Aber eine zweite Blüte entwickelt sich, wenn man die erste Blüte nicht verkümmern, sondern reifen lässt. Dann wird die Schatzkiste eigener Erfahrungen und Kenntnisse nicht nur gehoben, sondern erneuert und mit Neuem gefüllt. Man kann sich unbeeindruckt vom Wettbewerb tobender Gefühle und bitterer Gedanken zeigen. Unabhängig von der unsichtbaren Jury anderer sein und dazulernen. Souverän ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben zu führen versuchen, weil geschenkte Lebenszeit immer wichtiger geworden ist.

 

Die Lebensuhr selbst kann man nicht anhalten. Aber die unsichtbar gespannte Feder, die das Leben bewegt, wird einmal für die Ewigkeit entspannt. Wer weise tickt, weiß um diese Ewigkeit in der Zeit. Und lebt gelassener und besonnener, menschlicher und vernünftiger, ob er sich nur alt oder jung fühlt. Die Uhr tickt weiter.

 

Burkhard Budde

 


Auf ein Wort

 

Trost, keine Vertröstung

Wie findet die traurige Seele Trost? Wie gelähmt, aber auch sprachlos und fassungslos sowie hilflos sitzt sie auf einem Stuhl mit vier Beinen. An einem Stuhlbein sägt der Zweifel, an einem anderen die Angst, am dritten die Ohnmacht, am vierten die Wut. Der Stuhl verliert langsam sein Gleichgewicht.

 

Gibt es denn keine reale Hoffnung angesichts des Todes eines geliebten Menschen?

 

Der Stuhl, auf dem die traurige Seele sitzt, fängt an zu wackeln, wird immer unsicherer. Weisheiten wie „Die Zeit heilt Wunden“ oder ein Schulterklopfen, selbst Umarmungen geben ihr kaum noch Halt. Existentieller Schwindel und inneres Kopfschütteln erzeugen Sätze wie „Die verstorbene Seele ist in die Welt der Seligen eingetreten“, „Sie hat sich in einen anderen Körper verwandelt“ oder „Sie ist in den Kreislauf der Natur zurückgekehrt“. Denn der Tod hat ihr Leben brutal durcheinander- und auseinandergebracht. Er war für sie kein siegreicher Befreier von unsäglichem Leid und ohnmächtiger Hilflosigkeit. Kein weiser Lehrer der Vergänglichkeit und Gleichheit aller. Kein geschickter Zauberer, der eine schöne Vertröstung aus dem Hut zaubert, aber gefühllos bleibt.

 

Deshalb sitzt die traurige Seele immer noch auf dem Stuhl. Sie hört viele Stimmen um sich herum. Einmal schenkt sie einer leisen und feinen Stimme, die sie neugierig gemacht hat, ihr Ohr. Diese flüstert: „Hab Vertrauen zu mir und ergreife meine Hand.“ „Aber wo ist denn diese unsichtbare Hand“? fragt die Seele. „Und wenn ich ins Leere greife“? Wieder ein Strohhalm, der nicht lange hält, was er verspricht? denkt sie. Und findet es seltsam, dass sie auf ihre Fragen keine Antworten erhält, aber eben auch keine Erklärungen und Belehrungen, die sie nur noch schweigsamer machen würden.

 

Ohne Bedingungen Vertrauen wagen? Loslassen, was man sonst so alles von dieser Stimme weiß und gehört hat? Um mit leerer Hand eine unsichtbare Hand ergreifen zu können, um besser begreifen, verstehen zu können?

 

Die traurige Seele, die offensichtlich mit dem geliebten Verstorbenen „alles“ verloren und selbst „nichts mehr“ zu verlieren hat, gibt sich einen Ruck, erhebt sich langsam vom Stuhl und erlebt wie ihr Vertrauen wächst. Noch ist sie sich nicht sicher, aber sie wird gewisser, dass sie einen Finger des Vertrauens an den mitleidenden und selbstleidenden Gott berührt. Und verspürt - als wenn Schuppen von ihren Augen fallen - eine unsichtbare durchbohrte Hand.

 

Diese Hand des Gestorbenen und Auferstandenen kann der traurigen Seele erfahrbaren Trost schenken. Weil diese liebende Hand ihr und den geliebten Verstorbenen die Gewissheit eines schöpferischen Neuanfangs am Ende des Lebens sowie eine letzte Geborgenheit selbst auf dem Platz eines aus dem Lot geratenen Stuhles verspricht.

 

Hass, Gewalt und Tod mögen vergängliche und unvollkommene Stühle und Throne zerstören. Aber die unantastbare Würde eines Menschen und die unvergängliche Kraft Gottes bleiben.

Und die Seele atmet tief durch.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

 

Riese oder Zwerg

Die Augenbraunen zucken. Ein leichtes Flackern erhellt und beschattet zugleich die Nah- und Fernsicht. Wer ist ein Riese, der wegen seiner Bedeutung gesehen wird, auch wenn er sich am liebsten versteckt? Und wer ein Zwerg, der wegen seiner Einflusslosigkeit übersehen wird, auch wenn er auf etwas Wichtiges hinweist?


Die Augen taumeln hin und her, als wären sie mal betrunken, mal siegestrunken, wenn sie die Wege der Riesen und Zwerge verfolgen. Sie wandern zu den bunten Jahrmärkten des Lebens, auf denen es viel Genuss und Lust, Konsum und Kommerz gibt, aber auf denen auch Eitelkeiten verletzt werden, Eifersüchteleien toben, sich gähnende Langeweile und oberflächliche Gleichgültigkeit eingenistet haben.


Die Augen werden abgelenkt vom Laufrad des Zeitgeistes, an dem viele drehen, um ja nichts, vor allem eigene Vorteile nicht zu verpassen. Sie werden hingelenkt zur Mühle der Reflexionen, die Verantwortung mit Spießigkeit verwechselt, indem sie schöne Gefühle kleinhält, wahre Leidenschaft kleinmacht und neugieriges Entdecken kaputtmacht. Sie begegnen Netzwerken der Beziehungen, die fleißig geknüpft werden, um sich gegenseitig fördern, aber auch beaufsichtigen zu können. Sie verlaufen sich manchmal im Dschungel der Ängste, der Macht- und Ohnmachtsgefühle, der Allmachts- und Verschwörungsphantasien. Und in den Augen blitzt und donnert es angesichts des Sumpfes aus Intrigen und Verdächtigungen, aus Begünstigungen und Seilschaften, alles sichtbar hinter dem glitzernden Vorhang des guten Scheins.


Die Augen verdrehen und wegsehen – macht das Sinn?


Vielleicht sollte man einmal die Augen schließen, um zur Ruhe zu kommen und die Reise ins Innere anzutreten. Denn im Gegenlicht der Innerlichkeit kann zum Beispiel ein mutiger Zwerg in einer Behörde, der Betrug aufdeckt, selbst wenn er persönliche Nachteile hat, wie ein Riese erscheinen. Und ein Riese in der Leitung, der den Zwerg bei seiner Aufklärung hindert und sogar entlässt, verwandelt sich zum hässlichen Giftzwerg.


Warum also nicht mit geschlossenen Augen ohne Reizüberflutung und Zuckungen nachdenken – auch um- und weiterdenken?!


Wie wäre es, wenn ein Riese seinen Fehler einsieht, um Entschuldigung bittet und dem Zwerg einen neuen Anfang schenkt, weil der die Details „ganz unten“ besser kennt und erkennt, auch die Irrungen und Wirrungen. Und ein Zwerg bereit ist, loyal auf den Schultern des Riesen zu stehen, weil der den besseren Überblick hat, um dann selbst die Zusammenhänge und Wirkungen leichter wahrnehmen zu können. Wenn Zwerg und Riese entdecken, dass sie sich gegenseitig brauchen und dass sie beide auf Wertschätzung und Vergebung, auf Neuanfänge angewiesen sind.


Und wenn man dann die Augen wieder öffnet, kann vieles im neuen Licht gesehen werden, ohne überblendet zu werden. Die Bedingungen und Verhältnisse der Zwerge und Riesen, ihre Fesseln und Zwänge, ihre Überheblichkeit und Verlogenheit, ihre Engstirnigkeit und Kleinkariertheit, ihre Schaumschlägerei und Traumtänzerei. Aber auch – im Licht des christlichen Glaubens - ihre von Gott geschenkte Würde, ihre Liebenswürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, ihre Lern- und Entwicklungsfähigkeit, ihre Verantwortung sowie ihre Freiheit, im Zwerg den Riesen und den Riesen im Zwerg (neu) zu sehen. Und sich selbst im jeweils anderen.


Immer mit klaren und menschlichen Augen, die die betriebsblinde Dunkelheit des allzu Menschlichen erhellen, weil sie heller strahlen als das Licht der Scheinwerfer.

 

Burkhard Budde


Martin aktuell

 

Kann Liebe Politik sein?

 

Ein Ritter der Nächstenliebe teilt seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Anders als ein Raubritter mit Scheuklappen, der nur an seinen eigenen Vorteil denkt. Oder als ein Schönritter mit Heileigenschein, der gern Mäntel verteilt, die ihm nicht gehören. Aber auch ein Bettler kann täuschen und enttäuschen. Ob Martin von Tours im 4. Jahrhundert getäuscht worden ist? Auf jeden Fall hat er nicht seinen ganzen Mantel abgegeben oder dem Bettler sein Pferd zur Verfügung gestellt. Er wusste wohl, dass schrankenlose oder selbstlose Hilfe heimtückisch sein kann.

 

Aber der Heilige Martin blieb als Mensch menschlich. Und zugleich vernünftig: Auch ein Ritter kann eines Tages zu Boden gehen und Hilfe gebrauchen. Und dann ist es gut, wenn es Mitritter gibt, die zuvor vielleicht Bettler waren, aber nicht am Tropf der Hilfe hängen geblieben sind, sondern mitgeholfen haben, „Mantelfabriken“ zu bauen.

 

Jeder Mensch braucht irgendwann einmal ein gnädiges Hören, damit sein leiser Ruf nach Liebe gehört wird. Ein gnädiges Sehen, damit der Mitmensch sich in ihm wiederentdecken kann. Ein gnädiges Reden, damit man gemeinsame Lösungen findet.

Keine Lichtgestalt und keinen Supermenschen, wohl aber einen Mitmenschen, der vernünftig und zugleich gnädig bleibt, „Lebensmäntel“, Lebenszeit und Lebensmöglichkeiten, teilt. Und solche liebenden Ritterschläge können Neuritter im Alltag der Politik bewegen – bis heute für morgen.

 

Burkhard Budde

  

Das Foto zeigt die Szene der Mantelteilung.

Nicht nur ein Bettler ist zu sehen, sondern zwei Bettler sind dargestellt; ferner einer mit einem Holzbein sowie ein offensichtlich blinder Mensch. Alle vier Bettler erwarten etwas vom Ritter; sie weisen auf verschiedene Gesichter der Not hin. Im Hintergrund erscheint darüber ein zweiter Ritter, der betet. Offensichtlich ein Hinweis auf die Tat der Nächstenliebe, die im Horizont der Gottesliebe geschieht.

Der Martinsaltar aus dem 15. Jahrhundert befindet sich in der Martinskirche in Spenge.

Auf ein Wort

 

Ritterschlag im Alltag

Ist die Maschine wichtiger als der Mensch, das Formular wichtiger als die Zuwendung, der Erfolg wichtiger als Fairness, das Ansehen wichtiger als Glaubwürdigkeit, das Geld wichtiger als Liebe?

„Kohle“, Status, Job, Bürokratie, Technik sind natürlich nicht unwichtig. Aber ist die konkrete Tat der Menschlichkeit nicht noch wichtiger?

 

An eine Gesellschaft mit einem menschlichen Gesicht erinnert der Heilige Martin, der im 4. Jahrhundert seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hat. Damit setzte der reitende Ritter vor den Toren der französischen Stadt Amiens ein wichtiges Zeichen: Großes kann im Kleinen geschehen. Und wer teilt, muss nicht zu den Verlierern, sondern kann auch zu den Gewinnern gehören, wenn sich seine gute Tat vermehrt.

 

Doch das ist leichter geschrieben und gesagt als getan. In der Wirklichkeit tummeln sich Raubritter mit Scheuklappen, die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Oder Scheinritter mit Heiligenschein, die andere auffordern ihren Mantel zu teilen, aber selbst nicht daran denken. Oder Schönritter im politischen oder religiösen Gewand, die gerne Mäntel teilen, die ihnen gar nicht gehören.

Und natürlich können auch „Bettler“ täuschen und enttäuschen. Und was die Hilfe anbelangt: Schon damals hat der heilige Martin, der spätere Bischof von Tours, nicht den ganzen Mantel an den Bettler abgegeben oder gar einfach sein Pferd zur Verfügung gestellt. Offensichtlich wusste er, dass schrankenlose oder selbstlose Hilfe heimtückisch sein kann.

 

Die wahren Ritter der Nächstenliebe – und das ist mehr als allgemeine Menschlichkeit  oder ein politisches Programm - sitzen heute nicht hoch zu Ross , sondern sind häufig zu Fuß, auf Augenhöhe, mit brennendem Herzen, aber auch mit kühlem Kopf im Stillen unterwegs: Zum Beispiel der Arzt, der nicht nur an dem kranken Organ seines Patienten interessiert ist. Der Lehrer, der nicht nur an die Zensur seines Schülers denkt. Der Politiker, dem es nicht nur um die Stimme seines Wählers geht. Die Eltern, denen nicht nur die Karriere ihres Kindes wichtig ist...

 

Sie und viele andere, darunter auch zahlreiche Freiwillige - teilen ihren Lebensmantel, indem sie ihre Lebenszeit und ihre Lebensmöglichkeiten teilen. Nicht nur aus spontanem Mitleid, sondern weil sie wissen, dass aus „Bettlern“ „Ritter“ werden können. Und dass auch „Ritter“ eines Tages zu Boden gehen (können) und Hilfe gebrauchen. Jeder Mensch braucht irgendwann einmal ein gnädiges Hören, damit sein leiser Ruf nach Liebe gehört wird. Ein gnädiges Sehen, damit der Mitmensch sich in ihm wiederentdecken kann. Ein gnädiges Reden, damit man gemeinsame Lösungen findet. Natürlich immer im Rahmen des Nötigen im Möglichen. Vielleicht auch durch den Aufbau von „Mantelfabriken“,. Und Hilfe zur Selbsthilfe ist menschenwürdiger als der Tropf der Hilfe.

 

Der Heilige Martin hatte in der Nacht nach der Mantelteilung einen Traum. In ihm soll der Bettler als Christus erschienen sein. Und der Sinn des biblischen Wortes ging ihm wohl unter die Haut: „Was du

dem geringsten meiner Brüder tust, hast du mir getan.“

Ob in der Nächstenliebe Gottesliebe aufleuchtet, die allen Rittern und Bettlern eine unantastbare Würde schenkt?

 

Am 11. November jedenfalls, dem Beerdigungstag des Heiligen Martin, kann das Martinsfest ein Licht in die Dunkelheit einer gnadenlosen Welt bringen. Nicht unbedingt durch Lichtgestalten und Supermenschen, wohl aber durch Mitmenschen, die menschlich und gnädig bleiben. Und dafür den ständigen Ritterschlag mitten im Alltag erleben.

 

Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

Kritik im Porzellanladen

Kritik einfach am Nervenkostüm abperlen lassen? Oder jede Kritik wild von sich weisen?

 

Ein Mitarbeiter sollte ehrlich seine Meinung sagen. „Als ich meine Kritikpunkte genannt hatte“, berichtete er sichtbar eingeschüchtert, „putzte mich mein Chef wie ein dummer Junge herunter.“ Zukünftig werde er lieber schweigen.

Ist Kritik immer eine Alibifloskel und eine Majestätsbeleidigung?

 

Ein Vorgesetzter sprach mit einem Mitarbeiter über seine fehlende Teamleistung. „Wie ein begossener Pudel hat er mein Zimmer verlassen“, erzählte er später seiner Frau.

Hat sich der „Chef“ falsch verhalten, die Persönlichkeit seines Mitarbeiters verletzt?

 

Ein Politiker wehrte sich gegen einen Journalisten, der aggressiv und mit spitzer Feder schrieb, selbst aber keine Kritik vertragen konnte. Der Politiker wurde fortan in seiner Zeitung totgeschwiegen oder nur noch in negativen Zusammenhängen erwähnt.

Ist Kritik am Kritiker unerwünscht, nur Applaus erwünscht?

 

Im Porzellanladen der Gefühle sollte man sich nicht wie ein brüllender Löwe, eine abgehobene Giraffe, eine graue Maus oder eine heuchlerische Schlange verhalten.

Um nicht zu viel Porzellan zu zerschlagen, sollte unterschieden werden:

 

Einen Mitmenschen nur in Watte zu packen und zu lobhudeln, was er doch für ein toller Typ sei, bremst seine Entwicklung. Ein offenes und ehrliches sowie faires Gespräch über Unvollkommenes und Kritikwürdiges ist deshalb besser als Harmoniesucht.

 

Das ständige Suchen jedoch nach dem Haar in der Suppe verdirbt die Freude am gemeinsamen Essen, am Zusammensein und Zusammenbleiben. Eine gemeinsame Kultur des Vertrauens und der Verantwortung ist deshalb besser als Kritiksucht.

 

Lieblose Kritik ist unsachlich und unangemessen, verallgemeinernd und vereinfachend, flott und bloßstellend. Sie erzeugt nachhaltige Misstöne. Heilsame Kritik jedoch, die zwischen der Wertschätzung der Person und seiner Leistung unterscheidet, versucht sachlich und angemessen, konkret und empathisch zu sein; kann zuhören und hineinhören, hineindenken und hineinfühlen. Sie bedenkt zudem den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt der Kritik, vor allem bietet sie mit dem richtigen Ton Hilfe bei der Suche nach neuer Musik an.

 

Kritik ist dann annehmbar, weil sie keine Abrechnung, aber auch keine Schuldzuweisung darstellt, sondern ein Lernprozess ist, ein Sprungbrett bei der Frage nach neuen und gemeinsamen Wegen.

 

Als heilsame Selbstkritik übersieht sie nicht den Balken im eigenen Auge. Und der Splitter im fremden Auge wird nicht überbewertet. Die Kritikpunkte, aber auch die Nerven werden ins rechte Lot gebracht.

Burkhard Budde


Erbe als Schrittmacher

Senioren Union diskutierte über notwendige Erneuerung

Ilse Nickel, Vorsitzende der Senioren-Union

 

Wer das reformatorische Erbe achte, gehöre zu den Schrittmachern gesellschaftlicher und kirchlicher Erneuerung. Die Braunschweiger könnten auf „ihren Schatz“, die erste Verfassungsurkunde des Luthertums weltweit, stolz sein. Diese Meinung vertrat Burkhard Budde  auf einer Veranstaltung der Senioren Union der CDU am Reformationstag in der „Löwenkrone“ der Stadthalle.

 

Zum Erbe auch der Braunschweiger Reformation, die der Pfarrer Johannes Bugenhagen aus Wittenberg 1528 im Auftrag des Stadtrates einführte, zähle, sich nicht bevormunden und entmündigen zu lassen, sondern sich eine eigene Meinung bilden zu können. „Wir brauchen auch heute keinen kirchlichen, politischen oder journalistischen Vormund, sondern Anwälte der Erneuerung“, sagte Burkhard Budde. Und zwar der Freiheit und der Vielfalt – damals die Neugestaltung des Gemeinwesens – der Solidarität und Verantwortung – damals insbesondere  „Armenfürsorge“ – sowie der Bildung und Gerechtigkeit – damals insbesondere „Schulwesen“.

 

Die Gesellschaft, die sich immer mehr in Gruppen, Kulturen und Stile differenziere und zerlege, brauche neben der Vielfalt auch ein Einheitsband wie das Grundgesetz, die Gesetze und die Rechtsordnung, aber auch eine Alltagskultur zum Beispiel mit den Werten Ehrlichkeit, Vertrauen, Fairness, Toleranz, Gleichberechtigung und Hilfsbereitschaft.

 

Darüber hinaus gehöre die Feiertagskultur, die geschichtlich gewachsen und in der Alltagskultur der gesamten Gesellschaft verankert sei, zum Einheitsband. Christliche Feiertage, so führte der Referent aus, seien nicht nur religiöse Angebote für gläubige Menschen, sondern regelmäßig wiederkehrende soziale Brücken und kulturelles Geländer für alle. Zu Weihnachten gebe es deshalb auch „Familienbesuche“ und „Familienfeiern“ ohne Kirchenbesuche.

 

Die Forderung nach mehr gruppenbezogenen Feiertagen wie islamische Feiertage verkenne, dass ohne Verankerung in der Alltagskultur der Mehrheitsgesellschaft die Einheit gefährdet sei. „Wer jedoch die Einheit in der Vielfalt stärken will, muss sich um das Einheitsband kümmern, vor allem es im Alltag vorleben“, meinte Budde, der um weitere Mitstreiter bei einer kirchlichen und gesellschaftlichen Erneuerungsbewegung warb.


Christliche Kirchen brauchen ständig Erneuerung

10 Thesen zum Reformationsjubiläum am 31. 10.2017

Zukunftsperspektiven gewinnen christliche Kirchen

durch die gelebte Botschaft des Evangeliums:

1.)    als Gestalter, nicht nur als Verwalter des Erbes.

Hierarchie und Organisation gehören ständig auf den Prüfstand des Evangeliums.

Sie haben der Freiheit und Verantwortung aller Gläubigen zu dienen.

2.)    als Erneuerer, nicht nur als Bewahrer der Tradition.

Rituale und  Überliefertes gehören ständig auf den Prüfstand der Menschlichkeit.

Sie müssen Menschen bei der Sinnsuche helfen und Vertrauen stärken.

3.)    als Verkündiger, nicht nur als Funktionär einer Institution.

Würden- und Amtsträger gehören ständig auf den Prüfstand der Verantwortung.

Sie haben eine friedensstiftende und dienende Aufgabe.

4.)    als Zeuge, nicht nur als Manager von Religion.

Dienstleistungen und Angebote gehören ständig auf den Prüfstand der Christlichkeit.

Sie müssen soziale Weite durch geistliche Tiefe und gelebte Glaubwürdigkeit gewinnen.

5.)    als Partner, nicht als Handlanger oder Bevormunder der Öffentlichkeit.

Öffentliche Stellungnahmen gehören ständig auf den Prüfstand der Notwendigkeit.

Sie müssen im Lichte des Evangeliums begründbar und nachvollziehbar sein.

 

Der Auftrag der Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat muss im Zentrum aller kirchlichen Tätigkeiten stehen; Schrittmacher und zugleich Maßstab sind:

6.)    die Bibel als geistliche Quelle, ethischer Kompass und normative Instanz christlicher und kirchlicher Existenz.

7.)    Jesus Christus als Mitte der biblischen Botschaft sowie als Dreh- und Angelpunkt aller Tradition und Erneuerung.

8.)    der Glaube an Jesus Christus als der persönliche Generalschlüssel zum christlichen Leben, das in dem mitleidenden und selbstleidenden Gott geborgen, vor dem freien und freimachenden Gott zu verantworten ist und durch den gnädigen Gott vollendet wird.

9.)    der Geist Christi als geschenkte Gewissheit der bedingungslosen und universellen Liebe Gottes, die ein Leben in Liebe und Vernunft, in Freiheit und Verantwortung, in Weisheit und Vertrauen bewirkt.

 

Eine Allerweltskirche produziert Langeweile und Stillstand.

Eine Hauskirche kümmert sich am liebsten um sich selbst.

Eine Nischenkirche macht es sich in der Bedeutungslosigkeit bequem.

Eine Amtskirche mit Gremienwirtschaft und Behördenstruktur, die nur sozial tätig ist oder nur gesellschaftliche Zensuren verteilt, ist wie ein Baum ohne Wurzeln und Früchte.

10.) Die Kirche Jesu Christi, die sich ständig erneuert, ist nicht gleichgültig den Gleichgültigen, hochmutig den Hochmütigen, ängstlich den Ängstlichen, lieblos den Lieblosen gegenüber. Die vom Geist Christi bewegte Institution ist vielmehr eine menschliche und gemischte Bewegung des biblischen Geistes der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit - Teil der Welt, aber nicht von der Welt, in der Welt, aber vor allem für die Welt mit einem eigenen menschlichen Gesicht, einem eigenen gläubigen Herzen, einem eigenen Kopf der Vernunft sowie mit eigenen Händen der Versöhnung und des Friedens. 

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Gott kommt nicht aus der Mode

 

Geht der alten Dame die Puste aus, weil ihr die Kraft zur Rundumerneuerung fehlt?

Im Jahre 1517 jedenfalls wurde sie von Martin Luther scharf angegriffen. Im Feuer der Kritik standen ihr vermeintlich heuchlerisches Getue, ihre Verdummungsversuche und ihr Geschäftsgebaren; äußerlich der Verkauf von Ablassbriefen und die Käuflichkeit kirchlicher Ämter. Für Luther redete die alte Dame zwar von Gott, aber nicht mit Gott. Und der „glühende Backofen voller Liebe“, so der Reformator über Gott in einer Predigt aus dem Jahre 1522, lasse sich auch nicht kaufen.

Dem streitbaren und provozierenden Kämpfer gegen kirchliche Würdenträger waren insbesondere  die Bibel wichtig - kein Rezeptbuch für das Verhalten, wohl aber geistliche Quelle und ethischer Kompass - ; die Gnade - kein leeres Versprechen, wohl aber die Gewissheit der bedingungslosen Annahme durch Gott - ; der Glaube - kein blindes Gefühl, wohl aber der Schlüssel des Menschen zum Evangelium - ;  Jesus Christus - kein Religionsstifter, wohl aber menschlicher und zugleich göttlicher Spiegel der universellen Liebe Gottes.

    

Lebt heute in der „alten Dame“, die alle Konfessionen als Kirche Jesu Christi verkörpert, das Anliegen Luthers und der Reformation fort?

Oder ist sie vor allem mit der Verwaltung des Erbes beschäftigt, mit Gremienwirtschaft, Behördenstruktur, Machthierarchien, mit sich selbst?

Passt sie sich ängstlich jeder neuen Mode an und holt das Kleid der Verkündigung nur selten aus dem Schrank ursprünglicher Aufgaben?

Wird sie als Moraltante wahrgenommen, die Zensuren erteilt, deren Stimme in der Öffentlichkeit höchstens geduldet, jedoch nicht ernstgenommen wird?

Plustert sie sich als kirchliche Managerin eines sozialen Marktriesen auf, weil sie meint, noch effizienter agieren zu können, und Nächstenliebe nur übt, wenn sie sich rechnet?

 

Die alte Dame ist aber noch nicht am Ende ihres Lateins, wenn sie ihre geistlichen Wurzeln neu- oder wiederentdeckt. Ihre größten Feinde sind Verwaltungsmentalität und Selbstverweltlichung, Selbstgerechtigkeit und Gleichgültigkeit, Mittelmäßigkeit und Realitätsverlust, vor allem jedoch Unglaube und Kleinglaube, nicht mit Gottes Handeln zu rechnen.

 

Aber wie  kommt ein neuer moderner Geist in die alte schwerfällig gewordene Dame?   Indem man in ihr Gesicht mit den Falten der Erinnerung, aber auch den klaren Augen blickt - und sich darin selber entdeckt. Denn Kirche hat man nicht, sondern man ist Kirche. Die Erneuerung der Kirche fängt beim einzelnen an, der mit Gott und den Menschen durch den Glauben, die Bibel, die Gnade und den Geist Jesu Christi in Verbindung bleibt.

 

Die alte und zugleich junge Dame bleibt dann keine langweilige Amtskirche ohne Fußvolk, keine Haus- oder Nischenkirche, sondern wird eine begeisterte Kirche Jesu Christi, die Schritt halten kann und andere suchende und dienende Christen begeistert. Sie braucht keine äußere Gesichtsstraffung, wohl aber ein neues und gelebtes Grundvertrauen in Gott, der an ihr und durch sie in der Welt und für die Welt handelt und deshalb als ewiger Erneuerer nie aus der Mode kommt.

 

Burkhard Budde


Ein Artist.

 

Nur ein Artist?

Eine exotische Ausnahmeerscheinung ohne Alltagsberührung?

Mit perfekten Leistungen ohne Nachahmungsmöglichkeiten?

 

Ein außerordentlicher Zauberer?

Ein Spiegel unwirklicher Illusionen?

Mit phantasievoller Schaffenskraft und gezähmter Leidenschaft?

 

Ein Mensch und zugleich Künstler?

Der viel Schweiß und Nerven, Fleiß und Zeit investiert hat?

Mit ständigen Wiederholungen und immer neuen Anfängen?

 

Der als Paar ein faszinierendes und fesselndes Spiel vorführt.

Das zusammen gewachsen ist und jetzt mit Grenzen spielt.

Mit Selbstvertrauen und bedingungslosem Fremdvertrauen.

 

Funkelnde Akrobatik und akrobatische Geschmeidigkeit,

die unerreichbar, aber unbeschreiblich schön ist.

Den Atem anhaltend bis der Applaus alle erlöst.

 

Burkhard Budde

(Inspiriert durch den Besuch „Trust me“ im Lessingtheater in Wolfenbüttel am 25. Oktober 2017)


Nicht Asche verwalten, sondern Feuer entzünden

In Braunschweig wurde Kirchengeschichte geschrieben

Der Reformator Martin Luther hat nie die alte Hansestadt Braunschweig besucht. Dafür aber war sein Freund Johannes Bugenhagen in der Stadt Heinrichs des Löwen und führte 1528 die Reformation auf Bitte des Braunschweiger Rates ein. Bugenhagen, der aus dem pommerschen Treptow stammte und seit 1523 Stadtpfarrer in Wittenberg war, setzte auch in Braunschweig um, was Luther dachte.

 

Die Neuregelung der Braunschweiger Stadt- und Kirchenordnung, die der Theologe Bugenhagen erarbeitete und die vom Rat am 6. September 1528 beschlossen wurde, war wegweisend für die folgende Reformation in Norddeutschland und ganz Europa, zum Beispiel für Hamburg, Lübeck, Pommern und Dänemark (Norwegen).

 

Auf diesen historischen Schatz in Braunschweig, auf die erste Verfassungsurkunde des Luthertums weltweit, wiesen Pfarrer Dieter Rammler, Direktor des Theologischen Zentrums Braunschweig, und Dr. Henning Steinführer, Leiter des Braunschweiger Stadtarchivs, während Veranstaltung des Lions Clubs Braunschweig Dankwarderode  am 26. Oktober 2017 in der luth. Pfarrkirche St. Ulrici- Brüdern hin.

 

In der Kirchenordnung, dem „Braunschweiger Modell“ (Rammler), von Bugenhagen, dem „Glücksfall für Braunschweig“ (Steinführer) erarbeitet, ging es vor allem um die die Gestaltung des christlichen Gemeinwesens, um den Gottesdienst (z.B. Predigt und Abendmahl im Mittelpunkt, keine Seitenaltäre, gute Prediger, die bibelorientiert waren), um die Armenfürsorge (z.B. Finanzierung der Hebammen, Einsatz von Diakonen) und um das Schulwesen (für alle, auch für Mädchen, Finanzierung).

 

Braunschweig war - wie Städte überhaupt - Vorreiter der Reformation, weil sich ein humanistisch gebildetes Bürgertum nicht länger bevormunden lassen wollte. Die Botschaften „Alle sind gleich“ und „Jeder kann sich eine eigene Meinung bilden“ zündeten – und bleiben bis in die Gegenwart relevant. Luthers geistig-geistliche Flamme brauchte Freunde wie Bugenhagen, um nicht im Keim erstickt zu werden. Die Erneuerungsbewegung braucht auch heute keine Verwalter der Asche, sondern Mitstreiter, die das Feuer der Freiheit und Verantwortung, der Solidarität und Bildung immer wieder neu entfachen.

 

Burkhard Budde


Kommentar

 

Muslimischen Feiertag einführen?

 

Überlegungen, einen muslimischen Feiertag in Deutschland einzuführen, mögen gut gemeint sein. Aber sind sie weitsichtig und klug, Motor oder Bremse der Integration?

Warum gleichsam rechtlich Gas geben und - „typisch deutsch“ - wieder Regelungen schaffen?

 

Schon heute können muslimische Arbeitnehmer oder muslimische Schüler religiöse Feste wie Ramadan oder das Opferfest feiern, wenn keine Sachgründe wie der notwendige Betriebs- und Schulablauf  oder -Frieden dagegen sprechen.

 

Wer sich für die Einführung eines muslimischen Feiertages mit dem Hinweis auf Pluralität, Meinungs- und Religionsfreiheit einsetzt, öffnet die Tür für weitere Forderungen. Zum Beispiel die Einführung eines Feiertages für Konfessionslose und Nichtgläubige oder einen Feiertag der religiösen Vielfalt?! Und könnte es nicht auch gute Gründe für die Einführung eines jüdischen Feiertages geben, um die Erinnerung an Gewaltherrschaft und Diktatur wachzuhalten und damit die gemeinsame Verantwortung im Blick auf den Schutz der Menschenwürde zu stärken?

 

Und wenn schon generell „Bilanz“ gezogen wird, weil die christlich geprägte Feiertagskultur nicht selten inhaltlich ausgehöhlt worden ist oder eine Abstimmung mit den Füßen erfährt,     warum nicht gleich im Gegenzug oder als Kompensation für einen Islam-Feiertag den 2.Weihnachtstag, den 2.Ostertag oder den 2. Pfingsttag als staatlich anerkannte religiöse Feiertage abschaffen?

 

Es geht kein Weg an der gewachsenen Identität eines Landes vorbei, den kulturellen und religiösen, geprägten und (immer noch) prägenden Fingerabdruck wahrzunehmen. Zur identitätsstiftenden Einheit gehören Sprache und Geschichte, Traditionen und Rituale, aber auch die christlichen Wurzeln, Werte und Normen, die gerade ein tolerantes und friedvolles Miteinander und Füreinander ermöglichen.

 

Wichtiger als ein neuer religiöser Feiertag sind ein gesellschaftliches Klima und ein politischer Werterahmen, zu dem individuelle Freiheit und persönliche Verantwortung, Heimatorientierung und Weltoffenheit gehören, der nicht verschwiegen, sondern genannt, erklärt, gelebt und vorgelebt, gefördert, aber auch eingefordert werden muss. Damit unsere Gesellschaft auf dieser Grundlage offen und zukunftsfähig bleibt und nicht in ein Vielerlei und Allerlei auseinanderdriftet.

 

Wichtiger als Feiertage sind  gelebte Inhalte der Integration in den Moscheen, Synagogen und Kirchen, aber auch in den Parlamenten und Schulen, Unternehmen und Häusern. Und manche Bürger können auch im stillen Kämmerlein in geistig-geistlicher Tiefe viel für eine wehrhafte Gesellschaft mit menschlichem Antlitz viel bewegen, integrieren.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Mehr als Süßholzgeraspel

Die Sahne, die stolz den Kuchen dekoriert, greift plötzlich den Zucker an: „Du löst dich doch nur im Tee auf und verschwindest“. Verärgert reagiert der Zucker und geht in die Offensive: „Ohne dich schmeckt der Kuchen immer noch und keiner würde dich vermissen“. Ein Mehrkornbrötchen, das auf einem Teller in der Nähe liegt, mischt sich ein und sagt: „Alles gehört irgendwie zusammen. Ohne meine Körner wäre ich kein Mehrkornbrötchen“. Nur ein Eis am Stiel, an dem ein Kind schleckt, schweigt, verdreht aber die Augen und denkt nach. Ist nicht alles vergänglich, vielleicht sogar vergebliche Liebesmüh? Auch oder gerade, wenn man selbstlos ist, weil man dann sein Selbst los wird? Aber wo bleibt der Sinn allen Lebens?

 

Nur einfach auf die Sahne hauen, täuschen und blenden, übertreiben und aufbauschen macht den Kuchen auch nicht genießbarer oder attraktiver. Aber „Sahne mit Begründung“ kann dem Auge schmeicheln und die Zunge verzücken; ihr „schöner Schein“ zum gemeinsamen Sein mit dem Kuchen dazugehören.

 

Nur einfach den Zucker verteufeln, unterstellen, dass Werte wie Verantwortung und Fairness Süßholzgeraspel seien, aber im Tee der alltäglichen Auseinandersetzungen keine Rolle spielten, muss nicht richtig sein. Keinem wird die Pistole auf die Brust gesetzt, seine Überzeugungen aus pragmatischen Gründen aufzulösen oder moralisch zu überzuckern. Jeder kann (!) sein Gesicht zeigen.

 

Wie beim Mehrkornbrötchen ist auch ein Leben im Einklang mit sich selbst und anderen möglich. Ohne dabei abzuheben oder sich aufzugeben. Vielmehr sollte man neugierig bleiben sowie gelassen bei der Suche nach Wahrheiten, Lösungen – nach Sinn.

 

Denn immer steckt im einmaligen und vielfäligen Leben, das vergänglich und endlich ist (kein Sonderwissen des Eises am Stil!), ein individueller Sinn mit vielen Überraschungen,  entdeckbar und wahrnehmbar im Lebensvollzug. Und der macht Geschmack – bei allen Unterschieden - auf gegenseitigen Respekt und begründetes Vertrauen, auf ein beglückendes Miteinander und solidarisches Füreinander.

 

Bei vielen Menschen läuft das Wasser im Munde zusammen - nicht nur, wenn sie an ein leckeres Stück Kuchen mit Sahne, an Tee mit Zucker (und Zitronensaft) oder an ein deftiges Brötchen mit gesunden Körnern denken. Sondern auch an ein bisschen Liebe, an bedingungslose Annahme, persönliche Wertschätzung, faszinierende Leidenschaft und an ein sinnvolles sowie sinnstiftendes Leben in Gemeinschaft.

 

In der wahren Liebe liegt der eigentliche Sinn des Lebens. Und in einer Sinnerfahrung kann sich beglückende Liebe ereignen.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht auch in Wolfenbütteler Schaufenster am 22.10.2017)


Auf ein Wort

 

Zwischen Allmacht und Ohnmacht

 

Wer etwas (nicht) macht, hat (auch) Macht. Und diese ist weder die Krönung der Gottlosen noch der Ritterschlag der Frommen.

 

Machterwerb, Machterhalt und Machtverlust gehören zum Leben dazu wie die Luft zum Atmen. Einen machtfreien Lebensraum  gibt es nicht, auch wenn einzelne davon träumen, reale Machtspiele und Machtphantasien bewusst unter der Decke halten oder die eigenen Wechselbäder der Gefühle zwischen Allmacht und Ohnmacht verleugnen. 

 

Jede Macht ist ein Gestaltungsinstrument, das einem Menschen die Möglichkeit gibt, in das eigene oder fremde Leben positiv oder negativ auch gegen innere oder äußere Widerstände einzugreifen.

 

Aber Vorsicht! Politische Macht beispielsweise  kann wie eine Droge wirken, zum Kontrollverlust führen und abhängig machen. Oder wie Leim, der Atemwege der Menschlichkeit und des Anstandes verklebt. Oder wie Eis in der Sonne an einem Wahltag und schnell dahinschmelzen.

 

Macht darf nicht intriganten Strippenziehern, feigen Heckenschützen oder boshaften Gestalten überlassen bleiben. Ein dunkler Dschungel mit dem Gesetz des Stärkeren oder ein fieses  Theaterspiel mit heuchlerischen Akteuren  muss vielmehr

 

 transparent gemacht sowie machtvoll bekämpft werden. Und demokratisch legitimierte Macht auf Zeit muss stets an Recht und Gesetz gebunden und öffentlich kontrollierbar bleiben, damit sie nicht missbraucht wird. Macht und Verantwortung sind zwei Seiten einer Medaille, der freiheitlichen Demokratie, die Machtteilung durch Gewaltenteilung kennt. 

 

Die politisch Mächtigen muss man nicht verteufeln oder verachten, auch nicht anhimmeln oder hofieren. Wohl aber kann man ihre legale und legitimierte Macht erkennen und anerkennen, wertschätzen und unterstützen. Besonders wenn sie sich für die Wahrung der Würde aller einsetzen und sich um die nachhaltige Gestaltung der Lebensbedingungen kümmern, die für alle wichtig sind. Nicht als Privilegierte mit Beharrungsvermögen, sondern als Macher im Auftrag von Bürgern für Bürger mit Entwicklungspotenzial.

 

Denn wer sich mit vertrauenswürdiger Vollmacht  für die Allgemeinheit oder auch für die Machtlosen einsetzt, braucht Macht.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlich auch in Wolfenbütteler Schaufenster vom 15.!0.2017) 


Wendet ein neuer Vertrag die gemeinsame Not?

Botschaft eines St. Andreasberger an die Verantwortlichen

Der Blick eines stattlich wirkenden sowie farbenfroh und leger gekleideten Mannes in schwarzen Stiefeln ist ernst und sorgenvoll. In seiner rechten Hand hält er mit festem Griff ein gerolltes Stück Papier. Er richtet seine Augen zu einem jungen Mann, der ihm den Rücken zuwendet, weil er dabei ist, mit einer Lupe die Flosse eines Urreptils zu untersuchen.

Eine schlanke Frau in seiner Nähe blickt scheinbar sprachlos und fragend zum Himmel, an dem sich dunkle Wolken zusammenbrauen. Ein kleiner Waschbär (?, links im Bild) ist im Begriff, sich aus dem weiten und leblosen Tal, aus dem auch der ältere Mann in der Mitte gekommen ist, auf eine nächst höhere Ebene, gleichsam aus dem Bild hinaus zu bewegen.

 

Das Ölgemälde von Peter Peinzger, das zurzeit in der Kunstausstellung „Natur-Mensch-2017“ in St. Andreasberg im Oberharz zu sehen ist, trägt den Titel „Der Naturvertrag“. Der freischaffende Künstler, 1952 in Weimar geboren, seit 1973 in St. Andreasberg, Berlin und Schweden wirkend, provoziert allein mit dieser Überschrift.

 

Ist es nicht schon zu spät, einen Vertrag zwischen Natur und Mensch „auf Augenhöhe“ und „nachhaltig“ abzuschließen. Oder gibt es bereits seit langer Zeit einen Vertrag, der dem Menschen die alleinige Herrschaft über die Natur ermöglicht? Wo ist die Vielzahl der Lebewesen (geblieben)? Wo der gemeinsame Lebensraum für Mensch und Tier? Wo das bunte und faire Spiel der Lebenskräfte? Und wer trägt die Verantwortung?   

 

Oder gibt es trotz aller Monotonie und Herrschaft sowie aller Monopole und Bevormundung noch Hoffnung auf ein neues und gemeinsames  Leben in und mit der Natur?

 

Oder wird sich die zerstörte und gleichgemachte Naturlandschaft mit ihren rohen und unberechenbaren Urgewalten eines Tages rächen, sich gegen den Menschen aufbäumen, ihm den Vertrag aus der Hand reißen, ihn selbst an den Rand drängen, wie einen bösen Traum vertreiben oder zum ohnmächtigen Zuschauer degradieren?

 

Ist der rote Horizont ein Weckruf zur Umkehr? Der helle Himmel (mit einem versteckten Gottesauge?) ein Ruf in die persönliche und politische Verantwortung? Sind die hellen Gesichter der  Akteure ein Hoffnungsschimmer?

 

Vor allem geht dem Betrachter des Bildes ein Licht auf - das Licht der Vernunft, damit ein neuer Vertrag mit der Natur im beiderseitigen Interesse abgeschlossen wird?!

 

Damit die schöpferische Kraft der Versöhnung das letzte Wort behält?!

 

Burkhard Budde


Faszination wirkt bis in das Reich der Mitte

Besondere Reize im Harz

 

Faszination Harz: „Die Sehnsucht nach den Bergen und Tälern war so groß, dass ich nach 10 Jahren zurückgekehrt bin“, berichtet mir eine junge Kassiererin im Supermarkt einer kleinen Stadt im „Bergwald“, so die Bezeichnung des Harzes im Mittelalter. Zuvor habe sie an der Küste gearbeitet, wo es auch sehr „cool“ war, aber die Liebe zur Heimat war dann doch wohl intensiver.

 

Das Mittelgebirge mit seinen drei Naturparkes am Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie mit dem Brocken (1142 Meter hoch) hat ganz besondere Reize, die viele Menschen zum Beispiel aus Braunschweig und Hannover, aus Hamburg und Bremen, aber auch aus Berlin sowie aus den Niederlanden und Dänemark regelmäßig anziehen.

 

Das faszinierende Zusammenspiel sowie einzigartige Wechselspiel von urwüchsiger Natur und gewachsener Kultur, von beispielhafter Technik und sozialer Geschichte lässt die Seele des Besuchers nicht unberührt, öffnet und bewegt sie, lässt sie eins werden mit dem Erlebten, das ihr schöpferische Ruhe und neue Kraft schenkt.

 

Ich komme in der Bergstadt St. Andreasberg im Naturpark Harz mit einem älteren Ehepaar aus Leipzig ins Gespräch. Seit der Wiedervereinigung machen sie regelmäßig Urlaub am Rande des Nationalparks Harz und erkunden die Region. „Es gibt Städte, die langsam aufblühen. Aber auch Orte, die sich immer noch im Dornröschenschlaf befinden.“ „Aber ist das nicht auch ein besonderer Reiz?“ frage ich. Das Paar lacht spontan. Dann antwortet die Frau: „So habe ich das noch nicht gesehen“. Wir sprechen über diese Orte, die behutsam „wachgeküsst“ werden können, ohne den Charme ihrer natürlichen Ausstrahlungskraft zu verlieren.

 

Wir verstehen uns: Der geheimnisvolle Mantel, der sich über einen solchen Ort wärmend und beruhigend legt, wird im hektischen und gestressten Alltag einer Großstadt (mit anderer Luft und mehr Lärm) immer seltener erfahrbar. Und diesen Mantel, der aus Natur und Kultur zusammengesetzt ist, wenn nötig zu flicken oder zu erneuern, ohne ihn einfach zu zerstören, kann eine spannende politische und zivilbürgerliche Aufgabe sein, die Zukunft eröffnet.


 

Wenig später kommt es zu einer Begegnung mit den Bandmitgliedern der Indi-Popgruppe „You Silence I Bird“ aus Hannover und Braunschweig. Sie machen am Rande der Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld einen Band-Urlaub. Denn die Natur ist ihnen eine wichtige Inspirationsquelle.

 

Übrigens scheinen auch die etwa 600 chinesischen Studenten an der Harzer Hochschule von dieser Quelle, die sich untrennbar mit dem Studienort verbindet, fasziniert zu sein. Denn nicht ohne Gründe (Plural!) wirkt die Harzer Faszinationskraft bis in das Reich der Mitte.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Farbe bekennen

 

Immer nur zur harmonischen Musik in Reih und Glied marschieren? Es möglichst allen recht machen? Für alles offen sein?

Ok?! Aber sich dann nicht wundern, wenn man auf Dauer von niemandem mehr so richtig wahr- und ernstgenommen wird. Dass gähnende Langeweile herrscht. Oder dass man plötzlich zwischen allen Stühlen sitzt, wegen vieler Angriffsflächen.

 

Wer überleben will, muss sich auch anpassen können – aber möglichst nicht um jeden Preis, zum Beispiel um den Preis persönlicher Rückgratverkrümmung und der  Selbstaufgabe oder der Zementierung der Verhältnisse.

 

Es gibt eine Alternative: Man kann versuchen, Brücken zum Andersdenkenden zu schlagen, ohne ins Schwimmen der Beliebigkeit zu geraten; Segel zu setzen, die Argumente anderer bedenken, ohne das Ruder der Verantwortung  aus der Hand zu geben; mit dem Florett zu fechten, seine Überzeugungen vertreten, ohne zum Holzhammer der Selbstgerechtigkeit  greifen zu müssen.

 

Wohl wissend, dass niemand die Wahrheit gepachtet hat, weil es nur Wahrheiten gibt. Dass es nichts gibt, was allen gefällt. Dass einfach Abtauchen in den angeblichen Geschmack der meisten Menschen gefährlich ist, wegen Luftmangel bzw. Perspektivlosigkeit.  

 

Erst die Suche nach tragfähigen und nachhaltigen Lösungen zum gegenseitigen Nutzen und zum Wohle aller  eröffnet neue Möglichkeiten - immer gebunden an gemeinsame Werte wie Fairness und Wahrhaftigkeit, Toleranz und Kompromissbereitschaft, Empathie und Wehrhaftigkeit.

 

Um Ziele zu erreichen, müssen Werte gelebt werden. Muss der einzelne auch mal aus der Reihe tanzen, um in Würde und Freiheit Farbe zu bekennen. Damit aus verschiedenen Farben ein hoffnungsvolles Bild wird, das im gegenseitigen Vertrauen selbst bei schräger Marsch- und Begleitmusik alle Verantwortlichen bewegt. Damit die Wirklichkeit „fit“ für die Zukunft wird. Und die Vernunft das letzte Wort behält.

 

Burkhard Budde 

 

(Veröffentlicht auch in Wolfenbütteler Schaufenster vom 8.10.2017 sowie in Die Welt vom 2. 10.2017)


„Verrückte Brötchen des Humors“

Komiker Johann König in Wolfenbüttel

 

Spaßverderber oder Miesepeter konnte man nicht erleben. Wohl aber Spaßvögel, die über einen Komiker und seine Späße spontan und herzhaft lachen konnten.

Das gelang Johann König mit seinem Spaßprogramm „Milchbrötchenrechnung“ am 6. Oktober 2017 in der Lindenhalle in Wolfenbüttel, zeitweise wie am Fließband einer Bäckerei. König, der „irre Vogel“,  hielt etwa 1000 Teilnehmern den Spiegel mit Alltagserfahrungen im Haushalt, aber auch auf der Straße und im Zoo vor, indem sich vielen wiederentdecken konnten – mit spitzer Zunge, süßem Gift und Überraschungseiern.

 

Dem freundlichen Komiker konnte man selbst Zerrspiegel mit „boshaften“ und „grenzwertigen“ Anspielungen sowie irritierenden und verrückten Wahrheiten nicht übel nehmen. Er täuschte mit Bekanntem, verführte mit immer neuen Bildern in den Kopfkinos seiner Zuhörer, um schließlich in überraschender Weise „seine“ Wahrheit ans Licht zu bringen sowie ins „rechte“ Licht der Wirklichkeit zu rücken.

 

Wer auch über seine musikalischen Einlagen und witzigen O-Töne nicht lachen konnte, wollte (oder konnte?) offensichtlich keinen Spaß verstehen. Und musste wohl die Rechnung der Milchbrötchen mit einfacher Bespaßung bezahlen.

 

Wer aber seine schmackhaften und zugleich verrückten Brötchen des Humors mit ironisierenden Rosinen verdaute, konnte in (fast) allen Spiegeln irgendetwas Komisches wiederentdecken. Und irgendwie und irgendwo sogar sich selbst. Der kam auf seine Kosten, lachte über sich selbst und wurde zum Spaßmacher seiner eigenen Seele.

 

Burkhard Budde  


„Rebellischer Geist mit gutem Gewissen“


Woher stammt der „rebellische Geist“, woher das „schlechte Gewissen“ eines Müßiggängers? Wer hat den „Schwarzen Peter“? Der Reformator Martin Luther (1483 bis 1546)? Oder begann beides mit dem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an das Tor der Schlosskirche in Wittenberg?



Für den Historiker Prof. Dr. Peter Burschel (Wolfenbüttel), der auf dem Rittertag des Johanniterordens am 30.September 2017 in Braunschweig den Festvortrag hielt, sind die Nähe des Protestantismus zur Demokratie und zum Kapitalismus Narrative (sinnstiftende Erzählungen), die immer noch wirkten. Der Protestantismus sei jedoch nur ein Weg (gewesen), um den Reformstau zu überwinden. Er stehe in einem komplexen Kulturzusammenhang und habe Spuren im Ausland im Kontext anderer Religionen und säkularer Lebensentwürfen hinterlassen. Und sich dabei selbst verändert.


Die „Musik“ des Protestantismus spiele heute in Afrika und Asien, nicht in Europa. Burschel weiter: „Und er kehrt in neuer Weise zurück, nicht immer ganz ohne.“


Aber was ist heute unter einem „rebellische Geist“ zu verstehen? Widerspruch und Widerstand zu leisten, wenn Würde und Menschenrechte verletzt werden? Oder wenn arrogante Gleichgültigkeit und ignorante Boshaftigkeit im Alltag herrschen?


Und was bedeutet heute „Müßiggang“? Entschleunigung, Pausenzeit, Auszeit, Selbstbefreiung aus dem Alltagstrott, (verantwortungs-) bewusstes Leben?


Vielleicht kann der Glaube an den gnädigen Gott bei der Suche nach persönlichen Antworten (doch) helfen, jenseits eines rebellischen Aktivismus, einer selbstgerechten Besserwisserei und einer müßigen Langeweile einen neuen Durchblick zu gewinnen.


Wie Luther können „Glaubensrebellen mit ethischem Kompass“ und „Müßigänger ohne schlechtes Gewissen“ erkennen, dass sie mit leeren Händen vor Gott stehen, damit sie die unsichtbare Hand Gottes (besser) ergreifen können, um persönlich zu begreifen: Ich bin bereits beschenkt, zum Beispiel mit Zuversicht und Kraft, vor allem mit (unendlich) viel Liebe. Und gebe diese Lebensgeschenke dankbar und gern, in Liebe und Vernunft weiter…

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Lohn der Dankbarkeit

 

„Undank ist doch der Welt Lohn!“ denken die einen. Einen kühlen Kopf behalten, rechnen und analysieren, deuten und urteilen; darauf komme es an! 

 

Aber „nur“ denken? „Nein danke!“ antworten andere. Lieber jammern und nörgeln sie, kritisieren und schimpfen, zeigen scheinbar Betroffenheit und erzeugen miese Stimmung; das sei jetzt dran!

 

Aber einmal Hand aufs Herz: Wer hat sich selbst gezeugt, geschaffen oder geboren? Wer lebt ewig? Hat auch nur ein Mensch das Entscheidende im Leben in seiner Hand? Kann er vielleicht  Gesundheit, Liebe und Vertrauen einfordern oder gar einklagen? Sind diese Werte etwa käuflich und erwerbbar, einfach leistbar und herstellbar?

 

Und doch sollten wahre Lebensgeschenke bewusst bedacht und verantwortungsvoll durchdacht werden, gerade weil sie nicht selbstverständlich sind. Und damit man sie nicht holterdiepolter verliert.

 

Eine dankbare Hand kann leichter und bewusster abgeben, sogar vergeben, zum Beispiel Neid, Rache, Gier und Selbstsucht loslassen, um Sinnstiftendes und Lebensdienliches  sowie Versöhntes und Zukunftsorientiertes neu zu empfangen.

 

Der dankbar Denkende muss nicht mit seinen Händen auf seine eigenen Schultern klopfen, weil er ja immer alles richtig macht, sondern kann anerkennen, wenn andere tolle Leistungen erbringen; oder auch anderen, die gestürzt sind, auf die Beine helfen, damit sie wieder selbstständig laufen lernen.

 

Wenn einer weit und tief genug denkt, kann es sogar zu einer Begegnung mit der unsichtbaren, aber persönlich erfahrbaren Hand kommen, die alles Leben geschaffen hat, trägt und erhält, erneuert und vollendet. Die im Vertrauen auf die Botschaft Jesu Christi niemanden im Stich lässt. Und der man sich anvertrauen kann.

 

Doch der aktuelle Lohn jenseits von Undankbarkeit und Gedankenlosigkeit ist die innere Freiheit, im Leben und für das Leben Verantwortung zu übernehmen – in freier sowie froh- und reichmachender Dankbarkeit.

 

Burkhard Budde

 

(Das Foto zeigt ein Werk der Künstlerin Marie-Luise Schulz aus Braunschweig; der Artikel ist auch im Wolfenbütteler Schaufenster am 1. Oktober 2017 erschienen.)

 

Auf ein Wort

 

Steckt im Menschen ein Politiker?

 

Nach einer Weinprobe, an dem auch Politiker teilgenommen hatten, verkündete ein Bürger stolz: „Politiker sind auch nur Menschen.“ Eine neue Erkenntnis?

 

Klar, demokratische Politiker sind keine Übermenschen, die eine neue Welt aus ihrem Hut zaubern können. Keine Super-Schlaumeier, die in der Lage sind, Flaschen zu öffnen und über deren Inhalt zu sprechen, aber selbst den Inhalt nie „verkostet“ haben. Keine Super-Pokerspieler, die mit allen Wassern gewaschen sind, und mit einem freundlichen Pokerface ihre Mitspieler über den Tisch ziehen.

 

Als Menschen, die in der Politik und von der Politik verdienen, kennen auch sie Wechselbäder der Gefühle, Ängste und Hoffnungen, Verletzungen und Ungerechtigkeiten. Auch sie sehnen sich nach Wertschätzung und Anerkennung, Sinnerfüllung und Erfolg. Und auch sie haben Neigungen und Vorlieben, Ecken und Kanten, eine individuelle Geschichte mit Prägungen und Erfahrungen.

 

Aber ihre Wähler erwarten zugleich, dass sie sich nicht wie Klein- oder Großfürsten in demokratischen Gewändern aufführen, sondern vertrauenswürdig sind und keinen Etikettenschwindel betreiben: Nicht Wasser predigen und selbst Wein trinken.

Dass sie die Sorgen der Wähler kennen, sie wahr- und ernstnehmen sowie sich mit ihnen ehrlich und sachliche auseinandersetzen, ohne es allen recht machen zu wollen.

 

Politiker, die um Vertrauen bitten, haben eine Vorbildfunktion: Ohne Gesetzestreue und Rechtstreue können sie ihren Dienst vom Bürger legitimiert und für den Bürger nicht wahrnehmen. Sie müssen frei genug sein, sich eine eigene Meinung zu leisten, sie aber auch immer wieder kritisch zu hinterfragen und vor allem die Freiheit des politischen Gegners zu respektieren, anders zu denken.

 

Demokratische Politiker sind dem ganzen Volk verpflichtet, nicht in jeder Beziehung  einer Fraktion, Partei, Gruppe oder Organisation. Anerkennen wir diesen Dienst für das Gemeinwohl. Verstehen wir ihn, können wir aufstehen und zur Wahl gehen. Wohl wissend, dass Politiker Menschen wie wir alle sind.

 

Im Wein soll Wahrheit stecken. Aber steckt nicht auch in jedem Menschen ein Politiker?

 

Burkhard Budde

 

(veröffentlicht auch am 24.9.2017 im WOLFENBÜTTELER SCHAUFENSTER und am 15.9.2017 in DIE WELT)


Auf ein Wort

 

Ein Schlüssel für Schubfächer

 

Wo ist der Schlüssel für das Schubfach?

 

In einem fast leeren Schubfach befinden sich nur wenige Wissensbrocken und Meinungsfetzen; in einem überfüllten nur alberner Krimskrams sowie Trophäen der Geschmacklosigkeit.

 

Unsichtbare, aber liebgewonnene Schubfächer dienen dazu, Menschen zu bewerten, einzusortieren und wegzuschließen. „Das ist typisch“, heißt es dann. Und leicht entsteht daraus ein festes Vorurteil oder sogar ein Feindbild.

 

Schubfächer bieten zwar grundsätzlich Ordnung und Orientierung, um Dinge und Meinungen schneller wiederfinden zu können.

 

Aber sie bilden nicht die ganze Vielfalt der Wirklichkeit ab. Von Zeit zu Zeit sollten deshalb die Inhalte kritisch gesichtet werden, um kein unübersichtliches Chaos entstehen zu lassen, damit keine Inhalte verstauben oder ungenießbar werden, um vor allem Platz für Neues und neue Entdeckungen zu schaffen.

 

Denn könnte es nicht sein, dass ein Mensch sich weiterentwickelt hat? Oder dass er auch aus dem Schubfach herausmöchte?

 

Der Schlüssel zum Verschließen (Gehässigkeiten gehören in das unterste Schubfach) und Aufschließen (weil es nur faire Chancen außerhalb eines Schubfaches gibt) ist die (selbst-) kritische Liebe, auf der kein Etikett und kein Preisschild kleben.

Als Würde in Vernunft und Menschlichkeit, die der Schöpfer allen seinen Geschöpfen ohne Leistungen geschenkt hat, kann sie nicht eingeschlossen werden. Sie hilft, schubfachfertige Antworten zu überwinden. Und ermöglicht eine befreite Beweglichkeit im Kopf sowie offene und freie Begegnungen mit Überraschungen.

 

Wer diesen Schlüssel sucht, hat ihn schon gefunden.

 

Burkhard Budde


 

( Das Foto zeigt ein Werk der Künstlerin Marie-Luise Schulz aus Braunschweig; der Text ist auch veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster vom 17. 9. 2017.)


Auf ein Wort






Im Laufrad des Lebens

 


Auch ein Hamster im Laufrad leistet etwas.

Gleichzeitig sein Smartphone zu benutzen, eine Zigarette zu rauchen und einen Kinderwagen zu schieben, bedarf einer flinken Akrobatik. Sich im Alltags- und Berufsleben abzustrampeln und immer besser sowie erfolgreicher zu werden, geht nicht im Schneckentempo.

 

Aber kommt ein Hamster, auch wenn das Rad sich immer schneller und sich alles nur noch um ihn bewegt, wirklich von der Stelle?

 

Um den (existentiellen) Schwindel zu überwinden und um neue Orientierung, Halt und Kraft, vor allem Selbstbestimmung zu gewinnen, sind Ruhephasen wichtig. Nicht nur um das Leben wirklich zu genießen und echte Freude zu haben, sondern auch um mit der Zeit souverän und in freier Vernunft umzugehen; zum Beispiel: Kann ich mir eine eigene Meinung bilden und das Wesentliche vom Unwichtigen (noch) unterscheiden? Welche (neuen) Schwerpunkte muss ich setzen? Wie kann ich lernen, “Nein“ oder „Ja“ zu sagen? Unangenehme Dinge als Erstes zu tun? Mich selbst kritisch zu sehen? Mich begründet zu entschuldigen? Verantwortung zu übernehmen? Widerspruch mutig zu leisten, wenn die Würde mit Füßen getreten wird?

 

Manche entdecken in dieser Zeit des bewussten und vertieften Nach- und Vordenkens noch mehr. Die Lebenszeit, die einmalig und begrenzt ist, bleibt ein göttliches Geschenk des Gebers aller Zeiten. Zu wertvoll, sie nur im Hamsterrad des Lebens zu verbringen.

 

Burkhard Budde

 

(Veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster am 10.September 2017)


Kein Platz für Hass

Klavier und Geige in einer Brust


 

Die beiden verstehen sich prächtig. Ihr Zusammenspiel verzaubert viele. Doch dann brodelt es in der Brust. Bei jedem Atemzug gibt es ein Stechen. Neid nagt am Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Eifersucht verstärkt Verlustängste und sät ständig Misstrauen. Ruhmsucht lässt Eitelkeit und Verachtung anderer erblühen. Herrschsucht lässt keine anderen Meinungen gelten und duldet keinen Widerspruch. Selbstsucht breitet sich explosionsartig aus und vernichtet alle menschlichen Spuren.

 

„Du bist selbstverliebt“, verurteilt die Geige das Klavier, das kontert: „Und du selbstgerecht“. Das Klavier glaubt tatsächlich, stets den Takt vorgeben zu müssen, weil es etwas „ganz Besonderes“ sei. Und die Geige lebt im Bewusstsein, immer „bestens gestimmt“ zu sein. Es kommt zur Machtfrage: Wer hat das Sagen im Konzert des Lebens? Wer setzt sich trotz der Widerstände beim Spiel durch? Und wer bekommt den meisten Applaus?

 

Beide kochen vor Wut, versuchen von eigenen Misstönen abzulenken und eigene Schwächen mit aggressiven Tönen unhörbar zu machen. Die Geige behauptet, dass das Klavierspiel „eigentlich“ überflüssig sei. Und das Klavier wird taub für die wichtigen Einsätze des „bedeutungslosen“ Geigenspiels. Humorlos sowie immer kraftloser und einsamer, ideenloser und stereotyper, hemmungsloser und brutaler blubbern sie voller Selbstmitleid das immer gleich Lied von Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit.

 

Bis der ganze Körper und ihr Leben vergiftet sind und der Dirigent das respektlose Spiel beendet, weil in der Brust kein Platz für Hass ist, der alles zerstört - wahllos, ausnahmslos, rücksichtslos.

 

Dabei will der Dirigent, der zugleich Komponist ist, das Lied von Freiheit und Liebe, Verantwortung und Vernunft, Recht und Gesetz, Geschichte und Kultur sowie von dienender und geteilter Macht auf Zeit einüben.

 

Und dafür braucht er auch ein Klavier und eine Geige, die sich respektieren, die mehrstimmige Partitur achten und die gemeinsamen Spielregeln beachten, um im Orchester des Lebens Freude zu verbreiten, vor allem im Vorspiel und Zusammenspiel eine gemeinsame Zukunft für alle zu stiften.

 

Denn wenn die Seele anderer durch das Lied vom neuen Leben, das nur Neuanfänge kennt, verzaubert wird, kann die Ideologie des Hasses entzaubert, die Vernunft (wieder)

vernünftig und der Mensch (wieder) menschlich werden, kritische Mündigkeit und unabhängige Unterscheidungskraft (wieder) wachsen.

 

Burkhard Budde


Kommentar

Mehr als ein religiöses Tortenstück

Warum lassen sich junge Paare kirchlich trauen?

 


Kirchliche Trauung? Ja, bitte!

Warum möchten junge Paare in einer Kirche getraut werden?

Weil das Ja-Wort vor dem Traualtar wie eine hübsche Blume im bunten Strauß kultureller Angebote ist? Weil ein religiöses Tortenstück der bunten Hochzeitstorte traditionell dazugehört? Weil etwas Außergewöhnliches  gesucht wird und zwar in der zeremoniellen Inszenierung von standesamtlicher Eheschließung und anschließender Hochzeitsfeier mit gutem Essen und Trinken, Reden und Showelementen, mit Glanz und Tanz?

 

Viele mögliche Gründe gibt es; aber offensichtlich soll bei allen Brautpaaren, ob sie nun religiös oder religiös „unmusikalisch“ sind, das Versprechen eines wichtigen persönlichen Moments an einem spirituell sprechenden Ort gemeinsam mit Weggefährten eingebettet werden.

 

Der kirchliche Raum atmet den Geist der Kontinuität und Freiheit. Die Brautleute sagen (noch einmal) freiwillig „Ja“ zu einem gemeinsamen Lebensweg vor Verwandten und Freunden, vor der kirchlichen Öffentlichkeit. Nicht aus Spaß oder nur für einen flüchtigen Augenblick, sondern verbindlich und auf Dauer - und in der Kirche vor einer übergeordneten und umfassenden Verantwortungsinstanz, vor dem liebenden Gott sowie vor seiner Gemeinde. Die Zeitgeister der Schnelligkeit und der Schnelllebigkeit, der Gleichzeitigkeit und der Oberflächlichkeit, der Technikhörigkeit und des Lebensdrucks werden so zur Ruhe gebracht, gebändigt und neutralisiert, wenigstens zeichenhaft und zeitweise. Und die freie Entscheidung der Brautleute vor dem Standesbeamten wird an einem Ort bekräftigt, vertieft und in einen erweiterten Horizont gestellt, der über sich selbst hinausweist, alle miteinander verbinden will und allen Lebensmöglichkeiten auf allen Wegen verspricht.

 

Der kirchliche Raum atmet zudem den Geist der Liebe und der Verantwortung. Brautleute und die Verkündigung der christlichen Botschaft von der Gottes- und Nächstenliebe gehen ein untrennbares Bündnis ein, weil die Brautleute im Mittelpunkt der Trauung stehen, indem ihnen persönlich die bedingungslose Liebe Gottes zugesprochen wird, die ihnen eine unverlierbare Würde schenkt und befähigt, selbst Verantwortung füreinander und miteinander sowie für die Mit- und Nachwelt zu tragen. Der Geist der Liebe Christi, der nur Neuanfänge kennt, die Vernunft erhellt und vernünftig macht, Maßstab aller Dinge ist, Kraft und Mut zur Erneuerung schenkt und Strukturen prägen kann, wird auch durch den Raum sprach- und erlebnisfähig. Die Brautleute verspüren, dass sie nicht allein auf dem Wege sind, sondern dass es eine begleitende Gemeinschaft der Gläubigen und Liebenden gibt, die nicht bevormunden, sondern zur Freiheit in Liebe und Verantwortung befähigen wollen.

 

Der kirchliche Raum ist wichtig für die suchenden Seelen nach dem Geist der letzten Geborgenheit und des letzten Sinns, auch und gerade weil der Geist Jesu Christi sich nicht einsperren oder wegsperren, sich nicht gleichgültig ignorieren oder schwärmerisch instrumentalisieren lässt. Doch auch er braucht manchmal ein „menschliches Gefäß“, einen würdigen Ort des neuen Nachdenkens mit neuen Energien und des gemeinsamen Feierns ohne Unterschiede. Das Gefäß im weitesten Sinn bleibt zwar unvollkommen und brüchig, aber mit ihm kann man – und sei es nur ein Tropfen - sinnstiftendes Außergewöhnliches für das „Gewöhnliche“ im Alltag schöpfen.

 

Und könnte dann nach einer Hochzeitsfeier im Ehealltag nicht die Erinnerung an den ein oder anderen geistig-geistlichen Tropfen ein Versuch wert sein, mit dem liebenden Gott selbst froh- und neumachende Erfahrungen zu sammeln?!

 

Burkhard Budde

 

Beim Hausbau von Liebenden



Im Ruheraum kann der Körper durchatmen, die Seele beruhigt werden und der Geist neue Orientierung finden.

Im Innenraum wird das Wissen vermehrt; im Vorraum, der zum Innenraum führt, das Gewissen geschärft, Sinn gestiftet und Herzensbildung gestärkt.

Die Fenster und Türen können geöffnet werden, damit die frische Luft des geistigen Austausches hereinkommt; geschlossen werden, damit die Individualität in der Zweisamkeit vor Zugwind geschützt ist.

Bausteine und Material sind wertschätzende Kommunikation, Fingerspitzengefühl und Empathie, Vergebungsbereitschaft und Solidarität sowie gegenseitige Entwicklungshilfe.

Das Fundament ist unsichtbar, aber im gegenseitigen Grund-Vertrauen erfahrbar, so dass Toleranz und Akzeptanz, Kompromissbereitschaft und versöhnliches Streiten möglich werden.

Der Baugrund ist das Vertrauen in Gottes letzte Geborgenheit und in seine bedingungslose Liebe, die seit Jesus Christus nur Neuanfänge und die persönliche Verantwortung vor dem liebenden Gott und dem Nächsten kennt.

 

 

 

 

Das Haus wird nie perfekt sein, aber in Liebe, in Freiheit und Barmherzigkeit um-, weiter- und neugebaut, kann es im Häusermeer des Lebens nicht übersehen werden.

Denn es lädt stets zu neuem Leben ein.

 

Burkhard Budde


„Jeder Mensch kann schön sein,

ein ästhetisches Ereignis“

„Hairspray“ auf dem Braunschweiger Burgplatz

Träume können Schäume sein oder zu Alpträumen werden. Aber manchmal ist das Kopfkino auch eine vorweggenommene Wirklichkeit, die lustvoll Freude bereitet. Der Traum von Erfolg, Berühmtheit, Gerechtigkeit und Liebe kann dennoch wahr werden – trotz schlechter Voraussetzungen, auch wenn man nicht in ein passendes Klischee passt und „schlechte Karten“ hat.

 

Diese Erfahrung sammelt die junge Tracy Turnblad in „Hairspray“, einem Broadway Musical, das zurzeit  auf dem Burgplatz in Braunschweig aufgeführt wird. Sie ist zwar ehrgeizig und begabt, aber für eine Tanzkarriere offensichtlich für die Idealvorstellung ihrer Zeit viel zu dick und ohne entsprechende Förderer und Netzwerke.

 

Nichtdestotrotz – gegen Widerstände - gelingt es ihr, an einer TV-Show teilzunehmen und die „Miss Teenage Hairspray“- Wahl zu gewinnen. Dass sie es (zugleich) schafft, Herzen zu erobern – besonders das Herz des Teenie-Schwarms Link Larkin - sowie sich erfolgreich für schwarze Jugendliche einzusetzen, damit diese in Zukunft an der Tanz-Show gleichberechtigt teilnehmen können, krönt die Geschichte aus Baltimore der frühen 1960er Jahre.

 

Auch ein anderer Star überzeugte: Deborah Woodson (Motormouth Maybelle) war ein schillernder Blickfang für die Augen, ein eindringliches Erlebnis für die Ohren sowie ein bewegender Resonanzboden verzauberter Gefühle.

Die Hairspray-Songs gingen unter die Haut und verführten, den eigenen „Body“ unabhängig von fremden und unsichtbaren Jurys mit allen Sinnen anzunehmen und neu zu deuten. Annahme anderer kann durch Selbstannahme beflügelt werden. Und ist nicht jedes geliebte Geschöpf Gottes nicht nur lebenswert, sondern auch liebenswert?

 

Im Wechsel- und Zusammenspielspiel von Herz und Kopf kann zudem jeder Mensch auch schön sein, vor allem ein ästhetisches Ereignis, ob nun der Daumen anderer nach unten oder nach oben zeigt.

Kein „schöner Traum“ von morgen , sondern bereits eine „wahre Wirklichkeit“ von heute.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort

 

Eine Hütte im Gespräch mit einer Villa

Wie gelingt ein erfolgreiches Leben?

Eine unzufriedene und einsame Wohnhütte fragte eine vornehme und feine Villa mit gehobener Ausstattung nach einem erfolgreichen Leben. „Das ist anstrengend. Ehrgeizige Ziele, konsequente Disziplin und ein langer Atem gehören dazu. Viele innere und äußere Widerstände, auch Neid und Eifersucht, musst du überwinden, bist du es geschafft hast. Und du brauchst stets ein wenig Glück, Türöffner und Rückenwind“.

 

Die Hütte verdrehte ein wenig die Augen. Sie meinte bereits alles versucht zu haben – aber ohne Erfolg. Ein anderes Wohnhaus, das zufällig und immer neugieriger das Gespräch verfolgt hatte, mischte sich ein und sprudelte voller Ideen und eigener Erfahrungen.

 

Man dürfe beim Haus des Lebens den Ruheraum nicht vergessen, der helfe Fremdbestimmung zu überwinden. Den inneren Raum des Wissens, zu dem man durch den Vorraum des Gewissens gelange. Die Fenster und Türen, die zu öffnen seien, aber auch verschließbar, um eine konkrete Verantwortung in der jeweiligen Situation wahrnehmen zu können. Die richtigen Bausteine und das entsprechende Material, um ein Miteinander und Füreinander, Empathie und Erneuerung zu ermöglichen.

Und vor allem müsse an ein stabiles und wachsendes Fundament des Selbst- und Fremdvertrauens gedacht werden, damit die Stürme des Lebens gemeistert werden können.

 

„Puh“, sagte die Hütte, schüttelte genervt den Kopf und blickte stur vor sich hin. „Das ist mir alles zu viel“. Und sie schimpfte noch über das Häusermeer, die Ungerechtigkeit und die verkommenen Paläste.

 

Die Villa mit ihrem individuellem Gesicht jedoch fühlte sich inspiriert und dachte fröhlich über einen Umbau und Erweiterungsbau nach – und wenig später auch an einen Neubau.

 

Burkhard Budde


Verzückt, verzaubert, verliebt

Lichtspiele faszinieren und reflektieren

 

Ohne Licht gibt es kein Leben. Und ohne Lichterspiele und Lichterglanz, ohne ein faszinierendes Feuerwerk, auch das der bewegten und bewegenden Gefühle in bunter und gemischter Gemeinschaft, gäbe es kein gelungenes Salz- und Lichterfest der Stadt Bad Harzburg.

Am 19. August 2017 kämpften vielen Lichter im Lichtermeer des Parks erfolgreich gegen einen Regenguss. Und Hunderte von Besuchern ließen sich vom Regen nicht beeindrucken, sondern verfolgten nach dem „Segen von oben“ das spielerische Lichtspektakel am Himmel und am Boden aufmerksam und mit viel Gefühl. Es hatte sich wieder gelohnt, in Bad Harburg lichterfülltes Leben in der Dunkelheit lichtvoll und auch ein wenig liebend zu erleben.

 

Burkhard Budde


Sehnsucht nach Menschlichkeit

„Justfour“ aus Braunschweig in Bad Harzburg

Kann Musik die Sehnsucht nach Menschlichkeit wecken? Ohne Musik jedenfalls würde ein Fest Menschen nicht so leicht bewegen können, sich auf den Weg zu machen, um neue Gefühle zu entdecken.

 

Das Salz- und Lichterfest in Bad Harzburg bot am 19. August 2917  an verschiedenen Stellen Orte mit Musikgruppen, die die Sehnsucht nach einem Leben beflügelten, das eigene Leben mit Menschlichkeit, mit einer musikalischen Prise Salz schmackhaft zu machen und mit einem Licht positiven Denkens zu erhellen, um eigene Freud- und Humorlosigkeit zu überwinden.

Zum Beispiel gelang es der Gruppe „Justfour“ aus Braunschweig Besucher des Festes nicht nur mit „edlen Tropfen & neuen Klassikern“ zu unterhalten, sondern auch zum rhythmischem Mitmachen spontan zu „verführen“. Claudine Finke (Leadgesang),Hamu Frenk (Leadgesang und Gitarren), Andreas Döring (Gesang und Schlagwerk),

Fridbert Schwartz (Gesang und Gitarren), Tobias Lampe (Kontrabass und Gesang) waren mehr als „alte Haudegen“, die nur ihre „Pflicht“ tun; sie begeisterten vielmehr viele, weil sie offensichtlich selbst von ihrer Musikinterpretation begeistert waren. Und dabei als Musiker der „guten alten Schule“ engagiert und vor allem menschlich blieben.

 

Burkhard Budde


Augenweide ohne getönte Brille

Festumzug in Bad Harzburg

 

Eine Augenweide war wieder Krodo, früher wohl ein germanischer Gott der Sachsen, heute Maskottchen des Heilbades Bad Harzburg – und des beliebten Festumzuges anlässlich des traditionellen Salz- und Lichterfestes am 19. August 2017.

Die Stadt mit acht Ortsteilen und insgesamt etwa 21 000 Einwohnern präsentierte ein pulsierendes und buntes Leben, das lebendige Traditionen, engagiertes Vereinsleben, aber auch attraktive städtische Institutionen wie Kindergärten und Feuerwehr den vielen Gästen aus der ganzen Region fröhlich vor Augen führte.

 

Dass das „Tor zum Oberharz“ eine Zukunft hat, daran glauben auch die auffallend vielen Kinder und Jugendlichen, die beim Umzug mit von der Partie waren, aber auch die örtliche Politik (an der Spitze des Zuges konnte man Bürgermeister Ralf Abrahms sehen), die gemeinsam mit den Bürgern die Verantwortung für die liebenswerte und lebenswerte Stadt am Nordrand des Harzes tragen.

 

 

 

 

Wer mit offenen Augen durch Bad Harzburg mit seinen Parks und Wohnanlagen geht, erlebt und entdeckt mit dem inneren Auge immer wieder neu eine Stadt mit vielfältigem Charme und authentischer Eleganz, blühendem Geist und schöpferischer Natur, von dem manche Großstädte mit ihrem Lärm, ihrer Luft und ihrer Hektik, ihrer unübersichtlichen Vielfalt nur träumen können.

Eben eine Augenweide ohne Scheuklappen und ohne getönte Brille; nicht nur bei einem Umzug eine Entdeckung für Krodo, sondern für alle Liebhaber natürlicher Details im kulturellen Geschehen des Alltags.

Burkhard Budde


Neuanfang bei VW mit Bernd Althusmann

Mit Bernd Althusmann, wenn er denn Ministerpräsident von Niedersachsen werden sollte, könnte endlich ein umfassender Neuanfang bei VW auf den Weg gebracht werden, der für das Unternehmen, aber auch für das Land wichtig ist.

Ein notwendiger Kultur- und Strukturwandel ist nur mit einer neuen Führung möglich. Der „Kopf“ des Aufsichtsrates muss unabhängig und frei sein bzw werden. Es darf in der Öffentlichkeit nicht der Eindruck aufkommen, dass nach einer ideologischen Pfeife getanzt wird oder viele unter einer machtpolitischen Decke stecken.

Die zu Kontrollierenden können sich nicht selbst kontrollieren. Mitglieder des Aufsichtsrates dürfen nicht vom Vorstand, den sie kontrollieren sollen, abhängig sein. Die Gesichter an der Spitze müssen mit gutem Beispiel vorangehen, vor allem die neue Kultur vorleben. Eine Kultur der Angst und des Versteckspieles sind durch begründetes Vertrauen und Offenheit, Kritik und Fairness, Weiterentwicklung und Verantwortung schrittweise und gezielt zu überwinden, damit der fachliche und ökonomische Erfolg im Wettbewerb durch mehr Glaubwürdigkeit nachhaltig möglich wird.

Ein Ministerpräsident im VW-Aufsichtsrat kann als unabhängiger Kontrolleur und fachkundiger Ratgeber des Vorstandes sowohl die Interessen des Unternehmens als auch die des Landes wahrnehmen, wenn er über methodische Kompetenz und fachliche Expertise verfügt und diese einbringt, vor allem wenn er kein Feigenblatt, kein Aushängeschild oder auch kein Instrument ist, sondern eine selbstbestimmte und unabhängige Persönlichkeit.

Bernd Althusmann ist auf dem richtigen Weg - zugunsten der VW-Mitarbeiter und ihrer Familien, der Zulieferer und Kunden sowie der Bürger des Landes.

 

Burkhard Budde


Neues Buch „Abenteuer Ehe“


 

Ein Rechtsanwalt blätterte in dem neuen Buch „Abenteuer Ehe“, dachte einen Augenblick nach und bestellte dann zehn Exemplare. „Die kann ich gut an Klienten mit Ehefragen oder an Freunde verschenken, die heiraten wollen“, begründete er seine Entscheidung.

 

Das Buch ist eine historische und theologische Fundgrube; es gibt aber auch lebensdienliche Denkanstöße und geistige Perspektiven für alle, die an einer gelingenden Ehe von Mann und Frau interessiert sind und sich eine eigene Meinung zum Thema „Ehe“ bilden wollen. Der Autor, Burkhard Budde aus Bad Harzburg, Theologe und freier Journalist, formuliert das in seinem Vorwort so: „Das Glück zweier Menschen mag flüchtig sein, aber es sehnt sich danach, auch in der Institution Ehe jeden Tag wachgeküsst zu werden“.

 

In den fünf Kapiteln des Buches geht es vor allem um die Ehe als Stiftung Gottes in ihrer patriarchalischen Struktur („Quelle des Alten Testaments“), um die Ehe im Geist der Liebe, der Freiheit und Verantwortung („Quelle des Neuen Testamentes“), um die Ehe als „weltlich Ding“, „Sakrament“ und „Zivilehe“ sowie unterschiedliche Verständnisse von Ehe („Quelle der Geschichte“), um die Ehe von Mann und Frau als „Leitwährung“ im Sinne des Grundgesetzes sowie auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes („Quelle der Gegenwart“) und um die Ehe als Institution der Liebe („Quelle der Zukunft“), die ein Wachsen in der Leidenschaft, im Vertrauen, in der Verantwortung und in der Vernunft ermögliche.


Das Buch (DIN A5, 88-seitig) kann beim Autor bestellt werden; um einen Druck- und Versandkostenzuschuss in Höhe von sieben Euro pro Exemplar wird gebeten.

E-Mail: burkhard-budde@t-online.de


Schmetterlingsgefühle

Können Schmetterlinge lachen?

Mit lachenden und offenen Augen strahlen?

Strahlend rastlos hin und her flattern?

Flatternd scheinbar wahllos genießen?

Genießend im Lebenskampf zur Ruhe kommen?

Ruhend sich verzaubern lassen?

Nach dem Zauber des Regens

von der Sonne geschenkte und einmalige Zeit erleben?

Die zu kurz und zu schön ist,

um nicht ungeahnte Gefühle

mit einem lachenden und einem weinenden Auge

in den Wunderwerken der Natur

und im eigenen Bauch zu verspüren.

 

Burkhard Budde


Im Schnellgalopp

 

Auf dem Rücken eines Pferdes.

 

Das Gefühl der Freiheit weitet den Blick.

Das Gefühl der Stärke beflügelt das Selbstwertgefühl.

Das Gefühl der Schnelligkeit gibt sich dem Augenblick hin.

 

Der Reiter steigert sich im Rausch einer Beziehung.

Im Eins werden beherrscht er das Tier.

Und das Pferd trägt ihn mit seinen Gefühlen fort.

 

Aber nach dem Rennen

macht jeder wieder seinen Ritt

durch die Achterbahn eigener Gefühle.

 

Burkhard Budde


Kommentar

 

Tor zum Oberharz war geschlossen

Nächtliche Regenfälle brachten Hochwasser

Das Tor zum Oberharz wurde geschlossen. Über Nacht schüttete es wie aus Kübeln. Und am Morgen des 26. Juli 2017 gab es in Bad Harzburg eine böse Überraschung. Aus kleinen Rinnsalen waren Sturzbäche geworden. Und aus Bächen reißende Flüsse, die ihre neuen Wege über Parkanlagen, Straßen und Grundstücke suchten. Was gerade im Weg stand, wurde gnadenlos und unterschiedslos heimgesucht. Manche Keller liefen voller Wasser; manche Häuser und Geschäfte konnten selbst mit Sandsäcken oder anderen Materialien nicht vor der braunen Brühe mit ihrem Gestein, Geröll, Schutt und Schmutz geschützt werden. Der Fluss Radau war nicht wiederzuerkennen und spielte laut mit seinen neuen Muskeln. Naturwege zum Beispiel zur Rabenklippe und zum Molkenhaus waren unterspült, verschwunden?!

 

 

 

 

Die Menschen in der Stadt, die sich zeitweise wie eine Insel vorkam, weil die Zufahrtswege versperrt waren, blieben überraschend sorgenvoll gelassen. Feuerwehr, Polizei und andere Helfer taten, was sie tun konnten, meistens ging es um Schadensbegrenzung.

Stunden später war der katastrophale Spuk für viele wie aus heiterem Himmel zu Ende. Die Sonne lachte wieder. Aber viele Menschen hatten nichts mehr zu lachen, als sie sich die Schäden für die Stadt, die Natur und Kultur  ansahen sowie die ersten Aufräumarbeiten mit nassen Füßen beobachteten oder selbst mit der Arbeit vor der eigenen Haustür begannen.

Und die Moral dieser Katastrophe? Individuelle Vorsorge? Sandsäcke und Gummistiefel griffbereit im Keller parat halten? Kommunale Vorsorge? Katastrophenschutz kritisch überdenken, dazulernen, von anderen lernen, flexibel und maßgeschneidert erneuern?

Auf jeden Fall darf nicht alles beim Alten bleiben. Auch wenn neue Maßnahmen nicht automatisch immer besser sind und keine Allmacht haben. Weil ihre Bewährungsprobe immer bevorsteht. Aber damit nicht das Gefühl der Ohnmacht gegenüber menschenverschuldeten (?) Naturgewalten die Oberhand gewinnt, sondern die Verantwortung des Staates für die Sicherheit seiner Bürger. Und damit das Tor zum Oberharz offen bleibt.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort


 Warme Dusche


Sie ist kein Luxusartikel für Reiche, die sich etwas Besonderes leisten können.

Auch kein Sonderangebot für Schnäppchenjäger, die zur rechten Zeit ihre Vorteile nutzen.

Kein Ladenhüter für Ewiggestrige, die ihre Botschaften nicht mehr loswerden.

Kein Lockangebot für Naivlinge, die sich über den Tisch ziehen lassen.

 

Menschlichkeit ist wie eine warme Dusche.

 

Wer sich keiner Dusche aussetzt, dem fehlen sachliche und konstruktive Kritik, der Atem stockt und vergeht.

Wer eine heiße Dusche erlebt, der hält die Luft an, wenn ihn stürmische, aber heuchlerische Umarmungen fast erdrücken und den Atem nehmen.

Wenn unerwartet eine kalte Dusche droht, weil man wie Luft behandelt wird,  wird es ungemütlich, verletzend und der Atem stockt.

 

Die warme Dusche der Menschlichkeit jedoch ermöglicht ein ruhiges Ein- und Ausatmen und in den Wechselbändern der Konflikte einen langen Atem.

 

Angenommene können anschließend sich selbst und andere leichter annehmen, Befreite zu Befreiern werden. Erlebte Barmherzigkeit kann sich zur gelebten Barmherzigkeit wandeln.

Das Nötige im Möglichen wird klarer denkbar, analysierbar und deutbar, abwägbar und vorstellbar. Für das Richtige im Konkreten können menschliche Menschen brennender lieben sowie in Freiheit persönliche Verantwortung übernehmen.

 

Und in dieser Menschlichkeit atmet sogar Göttlichkeit, wenn die warme Dusche jedem Menschen seine Würde in Würde lässt.

 

Burkhard Budde


Liebesglück

 Das Herz pocht im Zufallsglück,

schlägt im Glücklichsein

und verwandelt das Leben

leidenschaftlich und vertrauensvoll,

verantwortungsbewusst und klug

in Liebe.

 

Burkhard Budde 


Genuss

 


Der Wein ist rein.

Keine Täuschung, kein Schwindel.

Das Sein bestimmt den Schein.

 

Der Wein ist reif.

Kein Alter, keine Herkunft.

Der Charakter überzeugt allein.

 

Der Wein ist fein.

Kein Muss, kein Sollen.

Das Glück ist dein.

 

Das wünsch ich dir,

auch mir und uns

durch des Weines Gunst.

 

Die Sehnsucht nach Freiheit und Liebe

macht ohne Verdruss

den Augenblick zum Genuss.

 

Burkhard Budde


Steilvorlage für eine gefeierte Band

„You Silence I Bird“ eröffnete das Wolters Hoffest

mit „Silent Radio“

Mit harmonisches Sounds streichelten und bewegten Paul Baumann (Gitarre), Jonas Budde (Piano), Hendrik Garbade (Bass) und Moses Köhler (Schlagzeug) die musikalischen Gefühle der Teilnehmer des Konzertes am 7. Juli 2017 beim traditionellen Wolters Hoffest.

Die jungen Sänger der Indie-Band „You Silence I Bird“, die alle auch singen und mit ihren individuellen Stimmen sich ergänzen und eine wohlklingende  Gesamtstimme erzeugen, hatten den begehrten Slot als Supportact vor „Silent Radio“ im Rahmen eines Wettbewerbes gewonnen, den „Silent Radio“ gemeinsam mit der KOSATEC Computer GmbH (Geschäftsführer Andreas Sander) durchgeführt hatte.

 

Der besondere Stil von „You Silence I Bird“ war eine emotionale Steilvorlage für die anschließend spielende und gefeierte Band „Silent Radio“.

 

 

 

 

Zuvor hatten die Musiker von YSIB stolz auf ihr Debütalbum „Tilia“ hingewiesen, das vom Tonmeister Peter Schmidt abgemischt wurde, der bereits mit Peter Fox und AnnenMayKantereit zusammenarbeitete.


Die Quellen des Flusses

Den Fluss der islamistischen Ideologisierung trockenlegen

 

In der überregionalen Tageszeitung F.A.Z. erschien am 3.Juli 2017 folgender Beitrag:

 

Die „offene Flanke des Antiterrorkampfes“ ist ein zentrales Schlüsselthema: Es gibt keinen Islamismus ohne Islam, da sich die islamistischen Mörder offen auf den Koran berufen.

 

Wie können und sollen jedoch aufgeklärte Menschen unabhängig von der Religionszugehörigkeit oder auch „unreligiöse“ Mitbürger damit umgehen? 

 

Wer einen Fluss erfolgreich gestalten, säubern und erneuern, trockenlegen oder sein Flussbett verändern will, muss sich zugleich mit seinen sichtbaren oder versteckten Quellen kritisch auseinandersetzen. Dem Fluss der islamistischen Ideologisierung und Instrumentalisierung, der Radikalisierung und Brutalisierung kann man nicht allein mit effektiverer Polizei- und Justizarbeit, mit neuen Gesetzen und Regelungen, mit mehr Geld für Integrationsarbeit oder besserer nationaler und internationaler Zusammenarbeit begegnen. Wichtig ist darüber hinaus die Quellen des Flusses wahr- und ernst zu nehmen, sie offen und kritisch zu hinterfragen. Im Rahmen einer Bildungs- und Kulturoffensive von Muslimen, Christen, Nichtchristen und Nichtgläubigen müssen die liberalen Werte des Grundgesetzes verteidigt, vor allem (vor-)gelebt und vermittelt werden.

 

Kein Leser, der aus der Quelle des Korans schöpft, soll nur das „herausfischen“, was gerade zu seinem „ideologischen Denken“ passt. Aber jeder sollte sich fragen, wie man den „vollständigen Text“ auch - zum Beispiel historisch - verstehen und für die heutige Zeit auslegen kann, damit er nicht missverstanden oder missbraucht wird oder blutige Spuren hinterlässt. Und vor allem sollte er zu der Einsicht kommen, dass - auch im Zweifel - ein weltliches Gesetz in Deutschland  stets Vorrang vor einer religiösen Auffassung hat.

 

Im Fluss islamischer Parallelgesellschaften, in denen die religiösen Quellen wortwörtlich verstanden werden, nicht jeder eine individuelle Meinungs- und Deutungshoheit hat und von denen eine schleichende Islamisierung mit patriarchalischem Denken und archaischer Kultur ausgehen, müssen liberale Quellen wie Gleichberechtigung von Mann und Frau und individuelle Freiheit (aber auch Wissenschaftsfreiheit) bekanntgemacht, verteidigt und zu einem neuen Miteinander im Fluss gemeinsamen Lebens beitragen. Niemand kann gezwungen werden, in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. Aber jeder muss die Möglichkeit haben, frei und unabhängig sein eigenes Leben zu führen.

 

Burkhard Budde       

 

(Leserbrief in der F.A.Z. vom 3. Juli 2017 zum Kommentar „In der Goethe-Moschee“ in der F.A.Z. vom 17. Juni 2017)  


Kommentar

 

Keine Unterschiede, keine Freiheit

Argumente für eine Ehe von Mann und Frau im Sinne des Grundgesetzes

 

Wer stellt in der Politik eigentlich die wichtigsten Weichen?

Stammtische sollen keine Zugführer sein, da sonst der Sturm der Gefühle die Vernunft verdrängt. Experten scheiden auch aus, weil sie nicht selten die unkontrollierbaren Gefühle vergessen. Meinungsforscher würden die politische Arbeit von Volksvertretern überflüssig machen. Netzwerke innerhalb und außerhalb der Parteien sowie jenseits der Öffentlichkeit versuchen dennoch, den Zug des Zeitgeistes „Alles ist auch anders möglich“ zu führen.

 

Gibt es mit dem Thema „Ehe für alle“  Weichensteller, die die  öffentliche Diskussion sowie argumentative Überzeugungsarbeit scheuen und lieber konservative Werte im Zug des Zeitgeistes durch ein neues Gesetz  in einer „Nacht und Nebelaktion“ opfern? Wagen es nur wenige, sich öffentlich für die klassische Ehe von Mann und Frau als Leitwährung in unserer Gesellschaft einzusetzen? Gibt es die Angst, vom Zeitgeist aufs Abstellgleis manövriert zu werden?

 

Und dabei existieren viele Argumente, die für den Sonderschutz und die Begünstigung der Ehe von Mann und Frau im Sinne des Grundgesetzes Artikel 6 sprechen: Diese Gemeinschaftsform erhebt keinen Absolutheitsanspruch, da sie keine anderen Gemeinschaftsformen diskriminiert. Nur sie kann auf natürliche Weise Kinder hervorbringen und stellt damit eine natürliche Lebensgrundlage für ein Kind dar sowie eine schöpferische und nachhaltige Keimzelle der Gesellschaft. Umgekehrt müssten Andersdenkende („Ehe für alle“) eine „Pflicht zur Gleichheit“ von Ungleichheiten („Ehe als Institution“ und „Lebenspartnerschaft“) begründen.

 

Ausgerechnet in der Tageszeitung FAZ vom 30.Juni 2017 schreibt Johannes Gabriel in seinem Artikel „Wir verraten alles, was wir sind“: „Schwule und Lesben aller Länder: Besinnt euch! – Was wollt ihr eigentlich mit der „Homo-Ehe“ – und wozu? …. Wir wollen so sein wie alle, Kinder haben, Familie gründen…wie sehr wird dadurch alles verraten, was wir sind?...“

 

Wenn es keine Unterschiede mehr gibt, dann braucht man auch keine Vielfalt mehr. Dann hat man allerdings auch keine Wahlfreiheit mehr. Im Zug der Zeit braucht man jedoch einen zuverlässigen sowie differenzierten Fahrplan, um nicht den Anschluss an den notwendigen Fortschritt für das Wohl von Kindern sowie der Gesellschaft zu verpassen. Das klassische Modell der Ehe von Mann und Frau sowie das der Familie mit Vater, Mutter und Kind führen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft, die Vielfalt, aber auch eine bewährte institutionalisierte Verbindung kennt.

Man kann nur hoffen, dass das Bundesverfassungsgericht die Weichen im Sinne des Grundgesetzes ändert, damit der Fahrplan nicht durcheinander gerät.

 

Burkhard Budde


Begegnung in der Zigarrenstadt

Auch Gunter Gabriel lebte in Bünde

 

In der Nähe von Bielefeld liegt die Stadt Bünde mit etwa 47 000 Einwohner. Die „Elsestadt“ in Ostwestfalen, einst Zentrum der europäischen Zigarrenindustrie, nennt man auch heute noch die „Zigarrenstadt“.

 

Als der Sänger Gunter Gabriel („Hey Boss ich brauch mehr Geld“) am 22. Juni 2017 starb, erinnerten sich alte Schulfreunde gerne an den „Mann mit Ecken und Kanten“ aus Bünde.

Im Mittelpunkt eines Gedankenaustauschusses am 25. Juni 2017  mit Bündes Bürgermeister Wolfgang Koch (CDU) stand jedoch die Kommunalpolitik. Burkhard Budde, der auch die Junge Union Bünde mit aufgebaut hatte,  war von 1975 bis 1979 als jüngstes Ratsmitglied in der Stadt aktiv, auch als Vorsitzender des Jugendausschusses.

 

Beim nächsten Besuch in Bünde wird der Gedankenaustausch sicherlich fortgesetzt werden


Mist

 

Mist – wie wird man ihn los?

 

Viele Jahre sonnte er sich in seinem Ruhm,

blickte verliebt in den Spiegel seiner Eitelkeiten.

Da baute der Hase Mist.

 

Igel kamen aus ihren Verstecken, hielten ihm den Spiegel vor:

„Du hast Mist gebaut. Wir tun nur unsere Pflicht.“

Der Hase lief und lief. Aber immer waren Igel schon da.

 

Andere Hasen erschraken, taten sich zusammen.

Manche hatten noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen.

Alle sagten „Wir tun nur unsere Pflicht.“

 

Da kam ein Sturm auf und wirbelte alles durcheinander.

Die Hasen schlugen Haken, die Igel verschwanden im Gebüsch.

Der Spiegel zerbrach in 1000 Stücke.

 

In jedem Splitter war zu lesen: „Mach etwas aus dem Mist - Dünger.“

 

Burkhard Budde


Kampf für Freiheit und weniger Maulkörbe

Erinnerung an den Volksaufstand für Freiheit und Einheit

 

In einer freien Ordnung mutig seine Überzeugungen zu vertreten, ist schon nicht selbstverständlich. Wenn ein Klima der Angst herrscht, das „Falsche“ zu sagen und von der angeblichen Mehrheit stigmatisiert oder gar ausgeschlossen zu werden, ist schnell die berühmte Schere im Kopf aktiv, das Maskenspiel triumphiert und es wird „freiwillig“ ein Maulkorb aufgesetzt – man hält den Mund, schweigt, um nicht anzuecken.

 

 

 

 

In einer unfreien Ordnung, die mit Gewalt, Zwang und Unrecht herrscht, sich einzusetzen für die Freiheit des Denkens, des Redens, des Versammelns, des Reisens, ja der Überwindung der Unfreiheit zugunsten einer befreiten und freien Ordnung, bedeutet nicht selten ein Kampf auf Leben und Tod.

 

Der Volksaufstand für Freiheit und Einheit, der am 17. Juni 1953 in der ehemaligen DDR stattfand und von sowjetischen Panzern brutal unterdrückt wurde, ist ein historisches Beispiel für mutige Freiheitskämpfer. Sie erinnern noch heute daran, wie wichtig der Geist der Freiheit ist, damit es weniger Dominanzgehabe und Besserwisserei, vor allem weniger Scheren, weniger Maskenspiel und weniger Maulkörbe gibt. Und mehr Unabhängigkeit und Verantwortung, mehr persönlichen Mut und lebendige Einheit in Vielfalt.

 

Burkhard Budde


Kameradschaft in Würde


Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (F.A.Z.), eine überregionale Tageszeitung, hat heute einen Leserbrief von mir veröffentlicht, in dem ich mich auf einen Kommentar von Dr. Reinhard Müller zum Thema „Armee mit Tradition“ (F.A.Z. vom 24. Mai 2017) beziehe.

 

Danke für diese differenzierte und kritische Stimme.

 

Ich musste beim Lesen an die lateinische Regel „Abusus non tollit usum“ denken. Wer die Sonderfälle einer falsch verstandenen Kameradschaft zu Recht bekämpft, muss aufpassen, dass er nicht die Regelfälle einer notwendigen und recht verstandenen Kameradschaft zu Unrecht schwächt. Und wer dem Zeitgeist der einfachen und „klaren“ Antworten huldigt, sich mit der Brechstange durchsetzen will, darf sich nicht wundern, dass er selbst als Spielball im politischen und organisatorischen Machtspiel keine echte Kameradschaft erfährt, instrumentalisiert, ignoriert oder eines Tages selbst geopfert wird.

 

Traditionen an sich sind weder gut noch schlecht. Die historische und politische Bildung mit Unterscheidungs- und Urteilsfähigkeit ist auch für die Bundeswehr der Weg, nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten, auch nicht das Wasser zu vergiften, was man eines Tages selbst trinken muss, wohl aber sprach- , argumentations- und handlungsfähig zu werden, um aus der Geschichte mit begründeten Traditionen wirksam zu lernen und eine persönliche sowie gemeinsame Verantwortung in der Gegenwart für die Zukunft zu ermöglichen.

 

Dazu gehört auch eine Kultur der individuellen Verantwortung, die Kameradschaft in Würde und mit Hilfsbereitschaft nicht ausschließt, sondern bedingt und ermöglicht. Für diese Kultur jenseits eines autoritären Machtgewitters, einer angstmachenden Drohkulisse, einer angepassten Laissez-faire- Haltung und einer Kopf-in-den-Sand-Politik trägt die Führung eine gelebte Gesamtverantwortung, indem sie differenziert und je nach Situation und Person sowie „Struktur“, die schlimme Sonderfall zuließ, konsequent und nach vernünftigen sowie rechtsstaatlichen Regeln handelt.

 

Burkhard Budde

(in: F.A.Z. 6.Juni 2017)


Geheimnisvolle Musik nicht nur für Musikliebhaber

Bundespreisträger in Goslar zu Pfingsten

 

Ein eleganter Klangteppich mit verschiedenen einfühlsamen Mustern lud nicht nur zum Träumen ein. Das Duo „quniju“ – Gero Schlender (Percusssion und Synthesizer) und Gero Schlender (Panflöte) – entführte seine Zuhörer in geheimnisvolle Welten.

Mit afrikanischen Rhythmen gelang es den Musikern im Rahmen der Aktion „Churchwalk“ am 3. Juni 2017 in der Neuwerkkirche in Goslar einen Musikteppich zu weben, der einen emotionalen Zugang zum Pfingstfest eröffnete. Denn kann die Musik nicht den Himmel auf die Erde holen, wenn der Musikliebhaber sich vom Geheimnis des Glaubens bewegen und erfüllen lässt?!

 

Das Reich Gottes kennt eben verschiedene Zugänge, weil der Geist Gottes weht, wann, wo und wie er will. Auch wenn man genau hinhören muss: Die versteckte göttliche Stimme in der frohmachenden Atmosphäre eines Konzertes ist tatsächlich hörbar und erlebbar, die göttliche Botschaft von der Wahrheit und Liebe Gottes, die entgrenzt und eint, befreit und heilt – vor allem in Bewegung versetzt, um neues Leben zu wagen.

 

Burkhard Budde

 

P.S. Wer es nicht weiß: Thorsten und Gero Schlender sind bereits 38 X Bundespreisträger des Deutschen Rock & Popmusikerverbandes (DRMV).



Zum Pfingstfest

Der größte Fan der Menschen?

 

Ein Fußballfan bekennt sich zu seiner „wahren Liebe“. Er ist begeistert von seinem Verein, begleitet seine Mannschaft in guten und in schlechten Tagen. Er feuert seine Spieler an, applaudiert, singt, pfeift, gröhlt, zittert, dann kullern Tränen und er kann seinen Ärger nicht zähmen, manchmal schlägt er auch über die Stränge. Ein echter Fan handelt gewaltlos, kritisiert in konstruktiver Solidarität, aus Liebe.

Kennt ein „Fan Gottes“ eine ähnliche Begeisterung? Oder gleichen Christen mehr einem Ritter von der traurigen Gestalt, der ohne Leidenschaft, langweilig und humorlos auf einem Schaukelpferd sitzt und Allerweltweisheiten verkündet? Oder der lieber hoch zu Ross auf seine Mitmenschen herabsieht, weil er sich wie ein eigener Boss in seiner abgeschotteten Welt fühlt? Oder der den Ritter guter Taten spielt, aber sich in Wirklichkeit bequem in seinem Trojanischen Pferd eigener Vorteile eingerichtet hat, nicht entdeckt werden will, sondern auf seine große Chance wartet.

 

Häufig scheint bei diesen Fans Windstille zu herrschen. Auch Funkstille. Aber manchmal, auch überraschenderweise, weht eine frische Brise, die man nicht einfangen und einsperren oder sehen, aber spüren kann. Manche stecken den Kopf in den Sand, verstecken sich, mauern sich ein oder gehen einfach in Deckung. Andere behaupten, dass es den Wind gar nicht gibt oder dass er keine Bedeutung hat. Dennoch weht dieser Wind, wann, wie und wo er will. 

 

Man kann sich jedoch auch dem frischen Wind des Geistes Gottes aussetzen, ihm vertrauen, Zutrauen schenken. Und ganz neue Erfahrungen sammeln. Der Staub in den Händen mit überheblicher  Selbstgerechtigkeit und kleinkarierter Moral wird weggeblasen. Der Mief in den Köpfen mit seinen lähmenden und (selbst-)zerstörerischen Neid-, Hass- und Rachegefühlen wird  entsorgt. Die Steine in den Herzen mit den wurmenden Verletzungen und alten Rechnungen werden in eine neue Richtung bewegt.

Ein „Fan Gottes“ kann befreit werden, um Neues, Schöpferisches, Einheitsstiftendes, Versöhnendes zu ergreifen und zu begreifen: „Trotz allem“ – auch gegen Widerstände - wirkt der Geist der Liebe Gottes, der Geist Jesu Christi, in mir, vertreibt andere Geister oder hält sie in Schach. Und dieser Geist kann durch mich,  grundsätzlich auch ohne mich, für andere mitten im Leben Spuren neuen Lebens hinterlassen.

 

Christen müssen keine Fußballfans sein. Aber wie wahre Fußballfans können sie mit ihrem Leben die Wahrheit bezeugen, das es den froh- und neumachenden Geist der Liebe gibt, so dass andere hellhörig und neugierig auf die kirchliche Gemeinschaft werden. Und dann entdecken: Der größte Fan der Menschen ist Gott selbst, der ihnen eine unverlierbare Würde und den Geist Jesu Christi geschenkt hat, weil er nicht nur seine Mannschaft, sondern alle Menschen bedingungslos liebt, damit sie seinen Geist einatmen. Um ihn dann als Begeisterte, die sich nicht auf das Spielfeld der Schwärmerei und des Fanatismus begeben, weiterzugeben – andere mit Kopf und Herz zu be-geistern.

 

Burkhard Budde



Mit Leuchttürmen Kurs halten

Kanzlerin Merkel, Kirchenführer Bedford-Strohm, Huber und Aus der Au beim EAK

 

Ein Leuchtturm. Er steht etwas einsam am Ufer eines großen Sees. In Schönwetterzeiten wird er wenig beachtet. Aber bei stürmischer See kann er für viele Schiffe eine wichtige Orientierung sein, die Fahrrinne zu finden.

 

Kann der christliche Glaube mit einem Leuchtturm verglichen werden?

Oder sollte man die Religion ins „stille Kämmerlein“ verbannen, weil sie in der Zeit der radikalen Pluralisierung ihre Leuchtturmfunktion verloren hat?

 

Für Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel darf man die Religion nicht ins Private verdrängen. „Die Religion gehört in den öffentlichen Raum“, sagte sie beim Kirchentagsempfang des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU  (EAK) am 24. Mai 2017 im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. Dialog sei wichtig, von der Oberfläche in die Tiefe zu gehen, auch Streit auszuhalten sowie sich des eigenen Glaubens zu vergewissern.

 

Angela Merkel wies auf Martin Luther hin, „ein Mann der klaren Worte und Prinzipien“, der ermutige, nach den Wurzeln zu fragen und sich auf das Wesentliche zu besinnen, „um dann mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken sowie die Herausforderungen mit Gottvertrauen anzupacken“. Am Beginn der christlichen Botschaft stehe die Freiheit und Verantwortung, die durch Bildung und soziale Gerechtigkeit konkret werde.

 

 EAK-Bundesvorsitzender und Staatssekretär Thomas Rachel kritisierte die „Tugendwächter“ in der Berliner Politik“, die christliche Symbole aus der Öffentlichkeit entfernen wollten. Kreuze seien Teil unserer Kultur.

 

Der Ratsvorsitzende Dr. Heinrich Bedford-Strohm sprach in seinem Grußwort von der aktuellen Botschaft Luthers. „Buße“ bedeute in „Selbstdistanz zu gehen und auch die dunklen Seiten zu sehen“; „Sünde“ bedeute „Selbstverkrümmung des Menschen sowie die der Gemeinschaft“, die jedoch durch Glaube und Liebe überwunden werde.   

 

Die Kirchentagspräsidentin Dr. Christina Aus der Au erinnerte darüber hinaus an den Begriff „Gnade“. Weil Gott zuerst sage „Ich sehe dich“, könnten sich Menschen auf Augenhöhe und mit Respekt wahrnehmen. 


Vor dem Empfang hatte EKD-Ratsvorsitzender a. D. Prof. Dr. Wolfgang Huber auf der 51. Bundestagung des EAK über die Perspektiven der Reformation gesprochen. Im Kern sei die Reformation eine Bildungsbewegung gewesen, die die religiöse Bildung eingeschlossen habe. Angesichts „hemmungsloser Individualisierung“ sei eine „kritische Solidarität“ mit dem Gemeinwohl notwendig. Religionslosigkeit sei kein Garant für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Religiöse Bindung ohne Selbstgerechtigkeit könne vielmehr angesichts der Vielfalt der Interessen und Überzeugungen die Bereitschaft stärken, Gemeinsames zu suchen.

 

Gerade in stürmischen Zeiten, aber auch in Schönwetterperioden bleiben geistig-geistliche Leuchttürme – „wie Luthers Freiheits-, Bildungs- und Emanzipations-Bewegung“ (Thomas Rachel) - wichtig, um nicht (eines Tages) Schiffbruch zu erleiden, sondern um zu jeder Zeit einen menschenwürdigen Kurs in der Politik und im Leben halten zu können.

Burkhard Budde



Wenn die Seele in den Himmel getragen wird

Großes Echo für You Silence I Bird

im Staatstheater Braunschweig

Musik überwindet Grenzen, schlägt Brücken, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und kann sogar die Seele in den Himmel tragen.

Viele finden sich in den jungen Musikern wieder: Sie denken, fühlen, (er-)leben wie viele in ihrem Alter. Und doch schaffen es Paul Baumann, Jonas Budde, Hendrik Garbade und Moses Köhler, die aus Braunschweig und Hannover stammen, mit kreativer Energie Akustik Indie-Pop-Musik in einzigartiger Weise zu gestalten.

Gleich zwei Konzerte am 19. und 20. Mai 2017 im Haus Drei des Staatstheaters Braunschweig, die ausgebucht waren, begeisterten junge und ältere Teilnehmer, von denen einzelne es sich nehmen ließen, spontan zur bewegenden Musik trotz begrenzter Fläche zu tanzen. Den anhaltenden Applaus hatte die Band verdient, die den Seelenhaushalt vieler schon seit längerer Zeit immer mehr bereichert und vertieft.

Musik kann eben auch umgekehrt den Himmel auf die Erde holen.

Burkhard Budde

 

Echt unecht

oder unecht echt?!

 

Wer ist authentisch?

 

Der nicht auffallen will?

Oder auf sich aufmerksam macht?

 

Der aus der Reihe tanzt?

Oder sich unkritisch anpasst?

 

Der Theater spielt?

Oder so ist wie er ist?

 

Wer echt nervig ist,

sollte lieber den Coolen spielen.

 

Wer den Echten spielt,

hat aufgehört echt zu sein.

 

Wer zu sich selbst gefunden hat,

kann es sich sogar leisten,

mit Köpfchen menschlich zu bleiben.

 

Burkhard Budde


Zum Muttertag

 

Gleichberechtigt und auf leisen Sohlen

 

Viele Mütter sind häufig die wahren Leistungsträgerinnen im Alltag einer Familie. Wer als Mutter berufstätig ist, hat gute Gründe. Wer nicht berufstätig sein kann oder will, kann ebenfalls gleichberechtigt und auf Augenhöhe über seine Beweggründe sprechen. Meine Mutter ist für mich ein Beispiel, wie man auf leisen Sohlen über viele Jahre ein sinnvolles und glückliches Leben führen kann.

 

Ein Jahr nach der Goldenen Hochzeit meiner Eltern starb mein Vater im Alter von 75 Jahren.  Meine heute 87jährige Mutter hat sechs Kinder, drei Jungen und drei Mädchen. Ich bin der Zweitälteste und frage sie neugierig: „Du warst so lange mit Vater verheiratet und hast viele Erfahrungen gesammelt. Hast du Tipps für andere, die auch glücklich sein wollen?“

Meine Mutter sitzt in ihrem Lieblingssessel im Wohnzimmer ihres Hauses. Über dem gegenüberliegenden Sofa, auf dem ich sitze und mir während des Gespräches Notizen mache, hängt ein Ölgemälde, das einen Tannenwald mit einem steinigen Weg sowie im Hintergrund Berge zeigt. Mit ihren grünen Augen schaut sie mich erstaunt an, blickt in meine braunen Augen (die Augenfarbe meines Vaters) und lächelt: „Jeder sammelt seine eigenen Erfahrungen. Das ist das Spannende im Leben. Aber natürlich gibt es Steine auf dem Weg, die zu jeder Zeit ein Problem darstellen können.“

 

Und sie berichtet von ihrem Lehrer, der während ihrer Schulzeit die Weisheit zu vermitteln versuchte „Trau! schau! wem?“ Für Mutter bedeutet dies: „Schenk jedem einen begründeten Vertrauensvorschuss, aber bleib stets kritisch.“ Und damit meint sie auch „selbstkritisch“, denn kein Mensch ist perfekt und jeder kann sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Natürlich schließt ein „kritisches Vertrauen“ auch Neuanfänge ein. Denn „wie soll sich ein Mensch sonst entwickeln können?!“ Was Mutter und ich bei diesem Gespräch (noch) nicht wissen, erfahre ich später bei meinen Recherchen: „Trau! Schau! wem?“ ist der Titel eines Flugblattes gewesen, das sich gegen die Verleumdung der Sozialdemokratie gewendet hat und von Gustav Kittler, Schreiner und Politiker, 1878 verfasst worden ist. Auch hat der deutsche Hochschullehrer August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 bis 1874), der vor allem durch das „Lied der Deutschen“ bekannt wurde, ein Gedicht „Traue! schaue wem?“ mit folgender Strophe verfasst:

„Die Winde sprach zur Fliege:

O komm zu mir ins Haus!

Es ist bei mir gut wohnen,

Komm, schlaf und ruh dich aus.“

Man sollte wohl niemandem auf den Leim gehen. Denn sonst folgt nach süßen Verlockungen die böse Überraschung  auf dem Fuße. Und man wundert sich nicht, dass Menschen, auch wenn sie keine Fliegen sind, dennoch am nächsten Morgen das unbekannte Haus nur mit Schwierigkeiten, einem schweren Kopf oder einem schlechten Gewissen und überflüssigem Ärger verlassen können.

 

Mutter hat noch eine weitere Botschaft, die ihr selbst wichtig ist. Am Tag des „Interviews“, am 6. Mai 2017, sagt sie, lautet der Lehrtext in den „Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Gottes Wort für jeden Tag“:

„Alle eure Sorge werft auf ihn;

Denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7)

Was meint sie damit? Die Sorgen einfach entsorgen? Wie man einen Mantel ausziehen, an eine Gardrobe hängen, in die Ecke oder in den Altkleidercontainer werfen kann? Das wäre zu einfach, meint Mutter. „Es funktioniert auch nicht, über den Sorgenmantel nur zu sprechen und zu denken „Gott wird es schon richten.“ Zu Gott beten, darauf kommt es an. Nicht nur über ihn, sondern mit ihm sprechen.“ Und dann erzählt sie vom Abendgebet, das sie und mein Vater mit uns Kindern gesprochen haben. Von den Tischgebeten, um vor allem Gott für das nicht Selbstverständliche zu danken. Von den gemeinsamen Gebeten in den sonntäglichen Gottesdiensten, zu denen Vater mit seinen nicht immer ausgeschlafenen Kindern ging, während Mutter das Sonntagsessen vorbereitete, „um Gott, nicht dem Pastor oder der Kirche, die Ehre zu geben“. Denn ein Gebet im stillen Kämmerlein, aber auch in der Gemeinschaft könne ruhiger machen und den Sorgen die Schärfe nehmen. Denn wer mit Gottes Hilfe rechne, sei nie allein unterwegs. Der werde gelassener und froher.

 

Und gab es besondere Erfahrungen in der Familie?

Ihre Augen leuchten, als sie nicht von der „guten alten Zeit“, wohl aber von den Anfängen der Familiengeschichte in der damaligen Zeit berichtet. Denn sie weiß:

„Ein jegliches hat seine Zeit,

und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (Prediger 8.6)

Sie gerät nicht ins Schwärmen, was auch nicht zu ihrem realistischen Scharfsinn gepasst hätte, als sie nüchtern von der besonderen Familientradition, die von meinen Eltern, Kinder der Minden-Ravensberger Frömmigkeit, geprägt wurde,  berichtet:

Von der Sonntagskultur mit dem Sonntagsgottesdienst („Vertiefung des Glaubens in Gemeinschaft“), dem Sonntagsausflug („Kennenlernen der Heimat und Festigung der Familienbande“), den Sonntagsbesuchen („Austausch in der Gemeinschaft mit den Großeltern, der Tante und dem Onkel“), aber mit der Sonntagskleidung („in Anzügen mit weißem Hemden“) und dem Sonntagsessen („Das Frühstücksei, der Sonntagsbraten, vor allem die westfälische Suppe.“),

Von der familiären Förder- und Forderungskultur mit der Schulbildung („jedes Kind lernte durch Diktate, durch Abfragen der Vokabeln, die ich gleich mitlernte“), der Musikförderung („vor allem Vater, der selbst gerne klassische Musik hörte, wollte, dass jedes Kind ein Instrument lernt; ihr wurdet dadurch auch freier“), der Gesprächskultur („selbst bei Tisch wurde lebhaft diskutiert, Bedürfnisse, Erlebnisse und Konflikte wurden nicht einfach totgeschwiegen“), der Entlastung von der Hausarbeit („ihr Kinder solltet euch auf die Schule konzentrieren können“), und der religiösen Erziehung („wichtig war deinem Vater und mir, dass ihr Geschwister euch auch vergeben könnt, keine Rechthaber werdet, kompromissbereit seid, euch gegenseitig unterstützt, auch geben und abgeben könnt, weil wir alle von Gottes Barmherzigkeit leben“).

 

Aber was bleibt für die heutige Zeit?

 „Vielleicht“, und sie macht eine kurze Pause, denkt nach und sagt dann, „bleibt es in einer Ehe und dann auch in einer Familie wichtig, miteinander zu sprechen, Interesse am Leben des anderen zu haben und an seinem Leben Anteil zu nehmen.“ Reden – und ihre Stimme wird bewegter – ist kein „Gerede“ und auch keine „Zeitverschwendung“, sondern die Grundlage des gegenseitigen Vertrauens.

 

Und dann wird ihre Stimme etwas schneller, als wenn sie Sorge hätte, noch ein Herzensanliegen zu vergessen.

 

„Die Kinder sollten auch in Zukunft ihre Herkunftsfamilien nicht vergessen“. Nicht

unbedingt aus Dankbarkeit oder aus moralischen Überlegungen, wohl aber wegen „der Freude des Wiedersehens und der Gemeinschaft.“ Denn wer seine Wurzeln nicht abschneide, sondern sie pflege, bleibe verwurzelt und könne sich und andere besser annehmen, auch die Stürme im Leben leichter ertragen. Und vor allem besser entwickeln.

„Die Kinder müssten ja nicht alles als toll empfunden haben, aber nur wenn man seine Augenfarbe akzeptiert, kann man mit den Augen besser verstehen und sehen lernen“.

 

Mutter wäre nicht Mutter, wenn daneben nicht auch ihre liebenswürdige und souveräne Persönlichkeit aufleuchten würde, die es sich leisten kann, unabhängig vom Urteil anderer ihre Erfahrungen und Wünsche diplomatisch-direkt ins Gespräch zu bringen.

 

Ein gelebtes Vorbild, das - wie ihr Mann und mein Vater – aus uns Kindern nie Kopien von ihnen selbst machen wollten, sondern selbstständige und unabhängige Originale mit der Verwurzelung in Familie und Glauben, die ihren eigenen, aber bewussten und verantwortbaren Weg suchen und finden sollen. Und vielleicht gehört auch das zum Geheimnis des Glücks von Menschen, die Vergangenheit zu achten, damit sie den Weg in die Zukunft „glücklicher“ gehen können.

 

Burkhard Budde


Neue Räume aufsuchen

Luthers Sprüche für die heutige Zeit

 

„Auf´s Maul schauen“, um in einen neuen Raum eintreten zu können? Manche hüpfen lieber von einem Bett in das andere der Spaßgesellschaft. Oder vertrauen blind auf die gemachten Betten einer Wissensgesellschaft und schlafen den Traum, eines Tages alles erklären und wissen zu können. Viele bleiben bequem in dem Bett ihrer liebgewonnener Vorstellungen und Gewissheiten liegen. Aber neue Räume aufsuchen? Und wie kann das gelingen?


 

Künstler aus Braunschweig und der Region haben sich mit dem „neuen“ Raum des „alten“ Glaubens, der Botschaft der Reformation und Martin Luthers auseinandergesetzt. Und zwar mit Hilfe des Schlüssels der Kalligraphie, der Kunst des „Schönschreibens“ mit eigener Hand und persönlicher Handschrift.

 

Die Ergebnisse ihrer künstlerischen Interpretation des Raumes der reformatorischen Botschaft für die heutige Zeit sind jetzt in der Gruppenausstellung  im Torhaus am Botanischen Garten, Humboldtstraße 1, 38106 Braunschweig zu sehen (bis 21. Mai ; Öffnungszeiten Montag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 16 Uhr). Zur Kalligraphie- Werkstatt gehören Jochen Schellbach, Ulrike Busch-Hecke, Marie-Luise Schulz, Lilli Bosse, Astrid Schlüting, Gudrun Schwarz, Jochen Zerbst, Lucia Montiel, Kornelia Baier, Ingrid Brenner, Annette Ratayczak; die Leitung hat Torsten Kolle.

Marie- Luise Schulz (l.), bekannte Künstlerin und Kalligrafin aus Braunschweig, zeigt ihre Werke „Luther Sprüche“, „Spruchbilder“ und „Am Anfang war das Wort“. Sie machen deutlich, dass der Schlüssel der Kalligrafie Menschen den historischen Raum des Glaubens erschließen kann, der im ganzen heutigen Haus des Lebens mit seinen Licht- und Schattenseiten und verschiedenen Räumen eine (er-)leuchtende Kraft anbietet.

 

Burkhard Budde  

 


Der alte Mann und seine große Liebe

 

Bei so viel Sehnsucht, kann sie sich nur freuen. Lächelnd streichelt die Sonne die Seele vieler Menschen. Ihre Strahlen scheinen selbst bei sonst verkopften und zugeknöpften Mitmenschen Frühlingsgefühle zu wecken. Viele verlassen die eigenen vier Wände und machen sich auf den Weg in ihren verdienten Frühling.

Frische Frühlingsluft kann auch neue Schmetterlingsgefühle bewirken. Händchenhaltend und irgendwie glücklich wirkend bummeln Paare im fortgeschrittenen Alter durch die Bummelallee in Bad Harzburg, dem Tor zum Oberharz. Jugendliche schnattern liebevoll um die Wette und tauschen Geiles und Kleines, aber Feines aus. Ein junges Pärchen verspürt wohl ein Kribbeln im Bauch so sehr, dass die Leidenschaft keinen Aufschub duldet und ein stürmischer Kuss die süße Folge ist. Auch der Mann mit Hut und seinem Rollator wirkt wie aufgetaut und genießt offenbar das Treiben ohne große Hektik und ohne großen Stress; er ist mittendrin, und schiebt seinen treuen Weggefährten vor sich her, ein wenig tänzelnd Schritt für Schritt. Eine Frau mittleren Alters mit ihrer vollen Einkaufstüte verschnauft bei Gregor, einem Straßenmusikanten, der mit seiner Gitarre Lieder spielt, die an vergangene Zeiten, aber auch an die Freiheit und Menschlichkeit erinnern. Eine Person – ein „Smombie“, eine Mischung aus Smartphone und Zombie? -  blickt mit überglücklicher und geheimnisvoll bedeutsamer Mine auf seinen besten Freund und Lebensbegleiter, den er so anhimmelt, dass er weder nach rechts noch nach links blickt, sondern sich in dem bunten Strom der Passanten einfach treiben lässt.

 

Da taucht einer auf, der mir besonders auffällt. Ein vornehm gekleideter älterer Herr, vielleicht 75 bis 80 Jahre alt, der ein gerahmtes Bild unter dem Arm trägt, etwa 30 X 30 cm groß. Er scheint etwas zu suchen, blickt blitzschnell hin und her. Als sich unsere Augen zufällig begegnen, frage ich mich, ob wir uns kennen, und bleibe stehen. Vielleicht ist er ja ein Bekannter?! Ohne zu zögern geht er auf mich zu, begrüßt mich herzlich, als wenn wir uns schon lange kennen und er auf diese Begegnung insgeheim gewartet hätte. Und dann erzählt er mit funkelnden Augen seine Geschichte. Er macht mit seiner Frau an ihrem Geburtstag einen Ausflug von Hannover, wo er wohnt, nach Bad Harzburg, wo früher Verwandte lebten. Er zeigt seiner Frau die alten Spuren aus der Vergangenheit und spricht mit ihr darüber. Erstaunt suche ich vergeblich eine Begleitperson. Der alte Herr mit seinem weichen und gütigen Gesicht versteht mich nicht. Und dann versteht er mich doch. Er zeigt mir zurückhaltend, aber mit vollem Ernst das gerahmte Bild, das er vorsichtig, ja liebevoll mit sich trägt: Eine Aufnahme seiner Frau, die mich auf dem Bild anschaut, als wenn sie gegenwärtig wär. Und für den Mann gibt es da keine Zweifel. Sie antwortet ihm auch, so sagt er sicher, auch wenn sie gestorben ist, kurz nachdem beide eine neue Wohnung in Hannover bezogen haben. Und diese Wohnung könne er nicht verlassen, auch wenn sein Sohn gerne möchte, dass er zu ihm ziehe. Er möchte bei seiner Frau bleiben. Und heute mit ihr an ihrem Ehrentag diesen schönen Frühlingstag genießen.

 

Ich höre ihm weiter zu. Plötzlich greift er in seine Tasche nach seiner Geldbörse. „Was haben Sie denn jetzt vor“, frage ich verunsichert. „Also geben Sie mir nur kein Geld“, füge ich noch hilflos hinzu.  „Natürlich nicht“, antwortet er wieder gütig, „Sie bekommen aber meine Visitenkarte, damit Sie mich und meine Frau nicht vergessen.“

 

Und das kann ich wirklich nicht, diesen Mann und seine große Liebe vergessen.

Ich spüre Dankbarkeit für diese Begegnung als eine Träne über meine Wange läuft. Und als ein Sonnenstrahl sie trocknet.

 

Burkhard Budde


Konfirmation:

Der Beweger bewegt Bewegte

Das Kennen von Glaubensinhalten macht ein Nennen Gottes möglich.
Das Erkennen der Einheit von Glaube und Liebe macht das Bekennen Gottes glaubwűrdig.
Ein Leben mit und vor Gott jedoch be- wegt das Sein und Werden zum Guten - in Liebe und Vernunft, in Freiheit und Műndigkeit.

Burkhard Budde


Zum Muttertag

Brief einer Mutter an ihren Sohn

 


Mein lieber Junge,

 

am 14. Mai ist wieder Muttertag. Deine Geschwister wollen mich besuchen. Wenn du Zeit hast, bist Du mit Deiner Familie ebenfalls herzlich willkommen. Lange habe ich nichts von Dir gehört. Ich würde mich sehr freuen, Dich wiederzusehen.

 

Wenn ich im Wohnzimmer in dem großen Sessel sitze, kann ich auf ein Foto schauen, auf dem Du zu sehen bist. Erinnerungen werden dann bei mir geweckt.

 

Deine Geburt hatte Deinen verstorbenen Papa und mich sehr froh und glücklich gemacht.

Den ersten Augenkontakt mit Dir, Dein erstes Lächeln, das gemeinsame Lachen, das Streicheln Deiner kleinen Händchen werde ich nie vergessen. Wenn ich Dich auf den Arm genommen hatte und durch unsere kleine Wohnung trug, war ich auf dieses einmalige Geschenk des Himmels richtig stolz, vor allem jedoch dankbar für das Vertrauen, dass Du mir schenktest. Du hattest natürlich auch wie alle Babys ständig Sorge, beim Stillen nicht richtig satt zu werden. Aber du bist immer gesättigt worden und konntest dann nach dem Bäuerchen zufrieden in Deiner Wiege einschlafen.

 

Später hingst Du – unser Nesthäkchen – häufig an meinem Rockzipfel und kämpftest um Aufmerksamkeit und Zuwendung. Denn alle in der Familie mussten erst ihre „Nische“ in unserer Familie finden. Ihr Kinder wart alle verschieden. Aber Dein Vater und ich haben versucht, alle gerecht und fair zu behandeln. Ich weiß, dass uns das nicht immer gelungen ist. Darum bitte ich alle auch im Namen Eures verstorbenen Vaters um Vergebung. Und im Nachhinein auch um ein wenig Verständnis, wenn wir uns  im Labyrinth der unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen, Sehnsüchte und Ängste verlaufen hatten.

 

Wichtig war uns, dass aus allen Kindern ehrliche, nicht naive Erwachsene werden;  freie und mündige Erwachsene, die sich jeden Morgen im Spiegel wiedererkennen können; tolerante und offene Erwachsene, die sich nicht selbst erhöhen, aber auch nicht selbst erniedrigen; die nicht nur an sich denken, sondern auch an ihre Mitwelt und Nachwelt.  Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den Satz, den ich Dir einmal gesagt habe, als Du die Schule schwänzen wolltest: „Ehrlich währt am längsten.“ Oder als Du unzufrieden warst, als Du kein Lob für Deinen Einsatz bei der Hausaufgabenhilfe bekamst: „Jede gute Tat findet ihren Lohn in sich selbst.“

 

Ich weiß und bin dankbar dafür, dass keines meiner drei Kinder „grausam selbstgerecht“ ist, kein Eisberg, dessen Spitze über der Wasseroberfläche mit Komplimenten und Menschlichkeit glänzt, aber unter der Oberfläche eitel und eifersüchtig, neidisch und selbstsüchtig ist, voller Minderwertigkeitsgefühle, Selbstzweifel und Ängste.



An der Wand über dem alten Aquarium hängt übrigens immer noch der Lieblingsspruch Deines Vaters „Wo Glaube, da Liebe. Wo Liebe, da Friede. Wo Friede, da Gott. Wo Gott, keine Not.“ Bis heute glaube ich daran, dass der Heiland – wie Dein Vater Jesus Christus bezeichnete – uns Glauben an Gott schenkt, damit wir den Nächsten lieben können.  Und über die Gottesliebe und Nächstenliebe haben wir in den vielen Gottesdiensten unserer schönen Dorfkirche, die wir in Deiner Kindheit regelmäßig am Sonntag besucht haben, viel gehört. Aber manchmal geht mir durch den Kopf: Gibt es nicht auch eine Liebe ohne Glauben? Einen Glauben ohne Liebe? Und wenn ich dann wieder die Fische im Aquarium beobachte, freue ich mich über die quirligen Fische. Manchmal spüre ich: Es könnte noch Fische geben, die noch nicht geboren sind, aber bereits im Aquarium leben.

 

Vor kurzem las ich in der Zeitung etwas über den Muttertag. Eine Anna Jarvis, eine unverheiratete und kinderlose Lehrerin aus West Virginia, die in der Frauenbewegung aktiv war, wollte, dass an ihre am 9. Mai 1905 verstorbene Mutter wegen ihrer Lebensleistung jährlich gedacht wird; wohl die Geburtsstunde des heutigen Muttertages.

 

Ich weiß nicht, ob ich eine „Lebensleistung“ vollbracht habe. Ich kann und will mir selbst keine Noten geben. Aber ich bin mir sehr sicher, dass ich meine Kinder liebe.

 

Deine kranke, aber durch die Kinder immer jung gebliebene 90jährige Mutter

 

P.S. Wenn Du mich besuchen kommst, kannst Du mir gerne meine Lieblingsblume, eine Nelke mitbringen, bitte möglichst in roter Farbe. Danke!

 

Burkhard Budde

 


Der Zauber einer Nacht

Die Bedeutung einer Nacht für den Tag

 

Eine zauberhafte Nacht, die viele verzaubert?! Hexenmeister aus dem Tourismus liefern mit kühlem Kopf ein „anhexendes“ Spektakel. Hexen und Teufel, die sich für die Besucher erschreckend schön verkleidet haben, können sich über ihre eigenen Späße (noch) tierisch  freuen. Mit pochenden Herzen werden die Vernunft gesprengt und die Phantasie angeheizt.

Warum gibt es aber diese Hexerei im Hexenkessel der Gefühle? In der Nacht zum 1. Mai, der Walpurgisnacht, sollen sich auf dem Harzer Brocken um Mitternacht Hexen mit dem Teufel zu einem rauschenden Event, zu einer ausschweifenden Orgie, treffen. Manche Hexen kommen wohl auf Besenstile, andere auf Ziegen und Schweinen herbeigeritten.

 

Eine „schöne“ Erinnerung, die gepflegt werden will?

 

Nicht jeder aufgeklärte Zeitgenosse hat zu der Welt der Hexen, Magier und Teufel einen Zugang. Vernunftmenschen erinnern lieber an die „klassischen Hexen“ aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nichts zu lachen hatten. Missernten, Hungersnöte, Epidemien oder Kriege waren nicht selten Anlass für Schuldzuweisungen und Verteufelungen, für Hexenjagd und Hexenbestrafung. Die wütende Volksseele suchte häufig ein Ventil für ihre Angst- und Ohnmachtserfahrungen. Und eiskalte Machtpolitiker instrumentalisierten gern abergläubische Gefühle oder ließen sich selbst instrumentalisieren, um ihre Macht zu behalten. In Europa wurden schätzungsweise fünfzig- bis sechszigtausend „Hexen“ verbrannt.

 

Aber man kann aus der Geschichte lernen, wenn man sie kennt, anerkennt und die richtigen Konsequenzen zieht.

 

Vor den Toren Wolfenbüttels beispielsweise findet man das Lechlumer Holz, die Haupthinrichtungsstätte der Braunschweiger Herzöge (16. Jahrhundert bis Mitte 1759), die an Hexenverfolgungen erinnert. Könnte diese Stätte nicht zu einer Erinnerungsstätte werden, sich auch heute für die bedingungslose Achtung der unantastbaren Würde aller Menschen einzusetzen, für Menschenrechte, für die liberale Demokratie?

 

Oder denken wir an die kleinen und großen Bosheiten und Teufeleien im Alltag wie Halbwahrheiten, Schlechtmacherei, Sündenbocksuche, die besonders verletzen, wenn sie mit lieblicher Stimme im Engelsgewand daherkommen. Könnte nicht die Nennung und Darstellung dieser „Hexenverfolgung“  im freien Rollenspiel mit spielerischer Leichtigkeit offenbar und lächerlich gemacht werden – und damit auch zum Guten „verhext“, „verzaubert“, „gebändigt“, „verlacht“ werden?!

 

Dann ginge von dieser Nacht und in dieser Nacht ein Zauber aus, neue Anfänge mit einem menschlichen, fairen und lösungsorientierten Verhalten mitten am Tag.

 

Burkhard Budde


Ein süßes und zugleich bitteres Gift

Ein Gutmensch wird zum Racheengel

 

Rache ist süß! Denn sie sorgt für einen Ausgleich erlittenen Unrechts, damit die eigene Seele endlich Ruhe findet, sagen die einen. Und Unrecht und Verletzungen müssen doch gesühnt werden!

 

Nein, Rache ist bitter, weil der Racheengel immer gieriger wird und ein Schrecken ohne Ende bewirkt, sagen die anderen. Es entsteht neues Unrecht und am Ende gibt es nur verbrannte Erde!

Da wird beispielsweise ein naiver Gutmensch in dem Melodram „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim zum skrupellosen Sklaven seiner zunehmenden Rachegelüste, handelt immer unaufrichtiger und blutrünstiger.  

Ein Richter, der zum Sklaven seiner Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit geworden war, hatte ihn in die Verbannung geschickt und seine Frau geschändet. Und nach seiner Rückkehr aus der Verbannung wurde aus einem getriebenen Rächer ein seelenloser Serienmörder.

 

Das süße und zugleich bittere Gift der Rache macht Rächer blind für Selbstkritik, Optionen und neue Wege. Rächende Menschen sind in ihrem Rachefeldzug, der ständig Unschuldige schädigt und beschädigt, geblendet. Ihre Augen sprechen nur noch stumm, weil sie ihr mitfühlendes Herz verloren haben. Oder sie blicken starr in den Abgrund, weil sie von der Dunkelheit ihrer böser Gedanken immer häufiger überwältigt werden. Oder sie schauen mal gleichgültig, mal überheblich auf Menschen herab, weil sie sich überschätzen und andere unterschätzen. Oder sie blicken mal ängstlich, mal gierig nach oben, weil sie Angst vor den Ängsten haben und gedanken- und verantwortungslos geworden sind.

 

Aber was tun?

 

Auge um Auge? Damit Waffenstillstand entsteht oder es einen eindeutigen Sieger und Besiegten gibt?

 

Oder Augen zu und durch? Die Menschlichkeit heimlich mit Füßen treten, um selbst keine Tritte abzubekommen? Der Gerechtigkeit eine schöne Maske aufsetzen, um nicht selbst getäuscht zu werden? Das Spiel von Anstand und Ehrlichkeit mitspielen, um bei so viel Verlogenheit nicht zu den Verlierern zu gehören? Die weiße Weste anziehen, um die eigenen dunklen Flecken unsichtbar zu machen? Die Hände in Unschuld waschen, um von seinen schmutzigen Fäusten abzulenken?

 

Aber Augen ohne Scheuklappen sehen mehr: Die Rache der Rächer, die schon durch ihre Entdeckung, Benennung und Darstellung „gebändigt“ wird. Und dem wirklich unabhängigen Richter zum Urteil anvertraut werden kann. Die Augen aller Opfer, die jammern und leiden, verelenden und versumpfen und sich nach Gerechtigkeit sehnen.

 

Mit offenen Augen kann auch ein neuer Horizont entdeckt werden: Frieden und Freiheit durch Recht und Gesetz sind möglich, Person und Sache können zwar nicht geschieden, aber unterschieden werden. Und wer sich selbst ändert, hat schon den ersten Schritt in diesen Horizont hinein gewagt.

 

Mitten in der Hölle der Rache erscheint am Himmel die Vision einer Vergebungsbereitschaft - ohne das Unrecht zu vergessen oder es schwärmerisch zu verdrängen, ohne dem Unrecht nicht mutig argumentativ zu widersprechen oder mit rechtlichen Mitteln Widerstand zu leisten, aber immer in Würde und Vernunft sowie mit leuchtenden und klaren Augen. Damit nicht die Hölle, sondern der Himmel das letzte Wort in der Zeit und für die geschenkte Gegenwart hat.

 

Burkhard Budde

 

P.S. Ein großes Echo fand beim Publikum das Musical „Sweeney Todd“ von Stephen Sondheim, das  am 16. April 2017 im Staatstheater Braunschweig aufgeführt wurde (Premiere am 4.11.2016). Die Schauergeschichte mit viel „Schwarzem Humor“ spielt im viktorianischen London in einer Hinterhofwelt mit Armut, Ausbeutung und Verelendung der Massen.


Rose zum Osterfest


 

Eine blühende Rose zum Osterfest?

 

Mit ihren Dornen kann sie Schmerzen verursachen. Aber wegen ihrer Schönheit auch  glücklich machen. Ihr Duft ist in der Lage, nicht nur die Sinne zu betören, sondern auch die Sehnsucht nach Liebe und nach einem Neuanfang zu wecken.

 

Uns allen blüht der Tod; er welkt, vernichtet uns nicht. Wir sind vergänglich wie die Königin der Blumen. Im Gegensatz zu ihr können wir jedoch denken sowie mit ihrer Gleichnisfähigkeit Hoffnung auf „blühende“ Liebe entwickeln, die uns glücklich macht.

 

Denn hat Ostern nicht auch etwas zu tun mit einem schöpferischen Neuanfang?

 

Ein Toter – Jesus – wird nach der biblischen Botschaft am dritten Tag nach seiner brutalen Kreuzigung nicht einfach wiederbelebt; auch taucht er nicht plötzlich wie ein körperloses Gespenst auf. Jenseits des Gegensatzes von Materie und Geist soll Jesus eine Neuschöpfung als alleinige und einzigartige Tat Gottes erlebt haben.

 

Also – sinnbildlich gesprochen - wie der Rosensamen in die Erde kommt und stirbt, aber die wachsende Rose dann ganz anders aussieht, vor allem neues Leben zeigt, könnte es mit Jesus auch gewesen sein: Sein scheinbar sinnloses Ende war ein geschenkter Neuanfang mit Sinn.

 

Sicherlich, dieses Gleichnis aus der Natur ist kein Beweis für Jesu Auferstehung. Aber ein möglicher Hinweis sowie eine geistige Ermutigung, sich der Welt des Glaubens im Diesseits zu öffnen. Und nicht länger nur seine Denkgewohnheiten mächtig  zu lieben, in seinem Leben nur gewöhnliche Rosinen zu picken, nur religiöse Seitensprünge zu machen oder gar nur stolz auf seine geistige Ahnungslosigkeit zu sein. Und nicht die ganze Wirklichkeit vor Gott zu bedenken.

 

Wer zugeknöpft bleibt („Alles Geschätz“), verkopft bleibt („Alles unlogisch“), verbohrt bleibt („Alles bekannt“), verhöhnend bleibt („Alles Täuschung“), kann das göttliche Geheimnis des Glaubens und der Liebe nicht entdecken.

 

Wer sich aber der „Rose“ öffnet, sich auf die Gotteserfahrung Jesu einlässt – auch im Leiden und angesichts seines Todes konnte er sich „dennoch“ der liebenden Hand Gottes anvertrauen -, erfährt im Ineinander von Schmerz (der „Dornen“) und Freude (des „Duftes“) immer wieder geistig-geistliche Neuanfänge  in der Wirklichkeit, der schlägt seine Wurzeln in den tiefen Boden der letzten Geborgenheit und  des letzten Sinns. Und zwar ohne religiöse Klimmzüge, ohne blutleere Formeln, ohne blindes Fürwahrhalten, ohne frommes Wunschdenken – einfach durch begründetes Gott- und Christusvertrauen.

 

Wer dann ein Stück dieses Vertrauens angesichts von Ängstlichkeit und Hoffnungslosigkeit sät, seine Verantwortung angesichts von Gleichgültigkeit und Hass wahrnimmt, der wagt auch mutig - ohne Schere im Kopf und ohne Schubladen voller Vorurteile - den lebensdienlichen Aufstand gegen die Macht der vielen Arten des Todes. Und pflegt im Geiste der Liebe, der Freiheit und Vernunft die unterschiedlichen Rosenarten sowie andere Blumen mitten im Garten des Lebens.

 

In ihm lebt eine dynamische und gestalterische Kraft: Die  Gewissheit unbedingten Lebens, einer unvergänglichen Rose.

 

Und kann diese Rose „heiße Luft“ sein, wenn selbst am Ende eines menschlichen Lebens ein Neuanfang steht, ein „Second Life“, eine Verwandlung in die ewige Liebe Gottes hinein?!

 

Burkhard Budde


Das Kreuz mit dem Kreuz

Aus vielen Tränen ein offenes Auge

 

Wegschauen?

Oder vielleicht doch einmal hinschauen?!

 

Ein Verbrecher?

Brutal hingerichtet?

 

Ein Leidender?

Unschuldig verurteilt?

 

Ein Mensch?

Ohne Hoffnung?

 

Warum sind Augen und Mund geschlossen?

Warum schreit er nicht?

 

Warum sind Arme gerade und gestreckt?

Eindeutig?! Zweideutig eindeutig?!Eindeutig mehrdeutig?!

 

Warum hat jede Hand nur drei Finger?

Ein Kreuz mit dem Kreuz!

Erleben Körper, Seele und Geist

etwas Besonderes und Bedeutsames?

 

Warum sieht der Brustkorb aus wie zwei Brotlaibe?

Ein Kreuz mit dem Kreuz!

Erlebt der ganze Mensch

etwas Neues und Gegenwärtiges?

 

Warum wächst aus seinem Schoß ein Weizenhalm mit sechs Ähren?

Ein Kreuz mit dem Kreuz!

Geschieht durch diesen Menschen

etwas Einmaliges und Heilsames?

 

Macht in der Ohnmacht?

Vertrauen im Zweifel?

Trost in der Aussichtslosigkeit?

 

Am Ende einen Neuanfang?!

Durch den Tod zum neuen Leben?!

Neuer Sinn angesichts des Grauens?!

 

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt,

bleibt es allein;

wenn es aber erstirbt,

bringt es viel Frucht.“ (Johannes 6,35)

 

Aus Minus wird Plus,

aus einem Tiefpunkt ein Doppelpunkt,

aus vielen Tränen ein offenes Auge.

 

Burkhard Budde

 

P.S. Das Foto zeigt ein Kruzifix von Niels Helledie (Dänemark)


Niedersachsen braucht

einen neuen Motor und Entwickler

Ulf Thiele beim Wirtschaftsrat

 Ein Vollblutpolitiker sprach vor vielen Vollblutunternehmern: Ulf Thiele, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der CDU Niedersachsen suchte das Gespräch  mit niedersächsischen Unternehmern. Auf Einladung des Wirtschaftsrates der CDU Landesverband  Niedersachsen, der Vorsitzenden Anja Osterloh und dem Landesgeschäftsführer Jan Christian Janßen, erläuterte er in Hannover am 3. April 2017 die Vorstellungen der Christdemokraten zum Thema „Niedersachsen nach vorne bringen“.

 

Scharf kritisierte Thiele die niedersächsische Justizministerin, die den Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur „Kinderehe“ („Geschlossene Kinderehen im Ausland sind in Deutschland nichtig“) im Bundesrat „konterkarieren“ will, weil sie den „Einzelfall“ ins Spiel gebracht hat.

 

Auch hatte der Landtagsabgeordnete kein Verständnis, dass der SPD- Kandidat Schulz die Tür zur Linkspartei öffnen wollte (im Saarland) und will (im Bund). Sahra Wagenknecht könnte bei einer Rot-Rot-Grünen Koalition Verkehrs- oder Außenministerin werden; die Grünen hätten einen Zugriff auf das Finanzministerium.

 

In Niedersachsen – und Thiele nannte verschiedene Kritikpunkte - müssten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Auch müsste die „ökonomische Bildung“ – wie funktioniert eigentlich die Soziale Marktwirtschaft?! -  mehr gefördert werden.

Eine Start-up-Kultur sei notwendig, damit eine Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen wieder möglich werde.

Die SPD würde verschweigen, dass die A39 und A20 wegen des Koalitionspartners  nicht vorankomme.

Bayern würde eine Milliarden Euro in die digitale Infrastruktur, ins schnelle Internet“ investieren; Niedersachsen 200 Millionen Euro. Thiele: „ Wir verschenken Zukunftschancen. Wir brauchen Glasfaser bis an die Haustür. Der Flächenstaat muss überall als Standort für Unternehmen attraktiv sein. Das Land braucht ein mutiges Investitionsprogramm. Und man darf die Kommunen nicht allein lassen“. Der Politiker bedauerte, dass die öffentliche Verwaltung noch nicht digitalisiert sei, die Vernetzung der Verwaltungen, aber auch mit den Unternehmen. In Niedersachsen würde die „digitale Revolution“ verschlafen, auch weil es keine Kultur des Umgangs mit den Daten gebe.

 

Eine CDU-geführte Landesregierung würde eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Wirtschaft anstreben. „Wir brauchen seitens der Wirtschaft einen kritischen Blick auf die CDU, aber auch auf andere, was sie mit unserem Land vorhaben“, meinte der CDU-Politiker. Vor allem weil die gegenwärtige Landesregierung nichts tute. Der Ministerpräsident reise zwar durch das Land und sei nett zu den Leuten, „aber den Bauern zum Beispiel werden Knüppel zwischen die Beine geworfen und Neugründer bekommen keine ausreichende  Unterstützung.“ 

Eine Regierung müsse ehrgeizig sein, damit andere – auch Unternehmer, Mitarbeiter und Facharbeiter – ehrgeizig sein könnten. Eine CDU- Regierung wolle Motor und Entwickler sein, Anreize und bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit Niedersachsen in Deutschland wieder die Nase vorn hat – und die Bürger eine Zukunft in Sicherheit, Freiheit und Wohlstand.

 

Burkhard Budde


„Braunschweig braucht die CDU“

Bundespolitiker auf dem Kreisparteitag in Braunschweig

 

Der Bundespolitiker Michael Grosse-Brömer ging in die Offensive: Die SPD kümmere sich um die Vergangenheitsbewältigung, die CDU um Zukunftsgestaltung, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU- Bundestagsfraktion auf dem Kreisparteitag der Braunschweiger CDU am 31. März 2017 im Best Western Hotel in Wenden.

Und Grosse-Brömer erläuterte die Position der Christdemokraten: „Wir wollen nicht einfach umverteilen und die Arbeitslosigkeit verlängern, sondern mit fairen Rahmenbedingungen Wachstum stärken, in Arbeit investieren, damit Wohlstand für alle geschaffen wird.“ Als Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft kümmere sich die CDU auch um die Leistungserbringer zugunsten der Leistungsempfänger. „Denn alles, was verteilt werden soll, muss zuerst erwirtschaftet werden“, sagte der Abgeordnete aus Harburg, der auch seinen Bundestagskollegen Carsten Müller aus Braunschweig lobte: „Was er sagt, wird in der Fraktion gehört.“ 

 

Carsten Müller wiederum nahm in seinem Bericht auch zur „Bahnanbindung der Stadt Braunschweig“ Stellung. Die Sorgen, Braunschweig könne als Fernverkehrshalt an Bedeutung verlieren, seinen unbegründet. Braunschweig werde in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn eingebunden bleiben – auch wenn die Aus- und Neubaustrecke zwischen Berlin und Nürnberg vollständig in Betrieb genommen worden sei.

Ein weiteres Thema war das Mehrgenerationenhaus des Mütterzentrums Braunschweig e.V.. „Dieser Leuchtturm unserer Stadt wird durch die Bundesregierung weiterhin gefördert“, betonte Müller.

 

CDU-Kreisvorsitzender Dr. Sebastian Vollbrecht hatte zuvor in seinem Rechenschaftsbericht das CDU-Ergebnis bei den Kommunalwahlen angesprochen: „26,2 Prozent kann uns nicht zufrieden stellen.“ Aber an den „Schwachstellen“ werde gearbeitet. Die Erneuerung mit der Vernetzung zwischen Ratsfraktion und Kreispartei sei ein „kontinuierlicher Prozess.“

Die persönliche Bilanz des Oberbürgermeisters (SPD) sei „ernüchternd“, er verwalte und gestalte nicht. Auch Vollbrecht ging in die Offensive: „Wir werden wie bei der Diskussion um die einspurige Verkehrsführung auf dem Bohlweg Schildbürgerstreiche auch als solche benennen.“ Die CDU sei für einen Individualverkehr „in guter Koexistenz mit dem ÖPVN“ – im Gegensatz zu den „Grünen und Teilen der SPD, die den Individualverkehr verteufeln.“

 

Seine neu gewählte Stellvertreterin Antje Keller, die bislang Schriftführerin im Kreisvorstand war, setzte sich dafür ein, dass die CDU wieder stärkste Kraft in Braunschweig wird, „weil Braunschweig uns braucht.“ Für das frei gewordene Amt der Schriftführerin wählten die Delegierten mit großer Mehrheit Dr. Birgit Pohl. 

 

Burkhard Budde


Sympathische und kompetente Politiker

Althusmann und Flachsbarth beim  EAK

Er gewinnt immer mehr Freunde: Dr. Bernd Althusmann, CDU-Landesvorsitzender und CDU-Spitzenkandidat bei den Landtagswahl in Niedersachsen im nächsten Jahr, überzeugte mit seiner persönlichen Freundlichkeit und seinen vielfältigen Erfahrungen, insbesondere aber mit seinen politischen Positionen zum Thema Sicherheit, Bildung, Flüchtlingsfrage, Wirtschaft, Gerechtigkeit und Landwirtschaft.

Auch verdeutlichte er bei der Landesdelegiertentagung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU (EAK) in Niedersachsen am 1. April 2017 in Walsrode die Bedeutung des christlichen Kompasses mit seinem christlichen Menschenbild für die Politikfelder, für den demokratischen Wettbewerb der besseren Ideen zur Gestaltung des Gemeinwohls. 

 

Pastor Dirk Heuer, EAK- Landesvorsitzender, freute sich, auch Dr. Maria Flachsbarth, stv. CDU-Landesvorsitzende, begrüßen zu können, die mit viel Leidenschaft und Herzblut die Politik Angela Merkels verdeutlichte.

Sowohl Althusmann als auch Flachsbarth sprachen sich für eine pragmatische und an der Zukunft ausgerichteten Politik mit Kompromissbereitschaft bei gleichzeitiger Grundsatztreue aus - jenseits von Ideologien und Populismen. Die EAK-Delegierten schenkten beiden viel Applaus und damit Vertrauen sowie Zutrauen im Blick auf die Zukunft.

 

Der EAK versteht sich, so Dirk Heuer, als „Brücke zwischen Kirche und Politik“, aber auch als Grundsatz- und Diskussionsforum. Der im März 1952 in Siegen gegründete Arbeitskreis will ev. Christen für die Mitarbeit in der Politik gewinnen und das Bewusstsein für die Notwendigkeit des persönlichen Einsatzes für das Gemeinwesen fördern.

(weitere Informationen: www.eak-niedersachsen.de)

 

Burkhard Budde


Ein Vogel lädt zum Träumen ein

Neues Album „Tilia“ der Popband „You Silence I Bird“

Ein unbeschwerter Vogel („Bird“) mit einer feinen Stimme und leisen Tönen lädt dich („You“) ein, zu verweilen („Silence“): „You Silence I Bird“ (YSIB), eine Indie-Popband, die aus jungen Musikern aus Hannover und Braunschweig besteht, beflügelt alte Gefühle, weckt neue Gedanken, und lässt von einer schönen Welt träumen.

 

 

 

 

Auch bei ihrem Konzert im „Pferdestall“ des Caritas-Zentrums in Helmstedt am 25. März 2017 gelang es Paul Baumann (Vocals, Guitar), Jonas Budde (Vocals, Keys), Hendrik Garbade (Bass, Vocals) und Moses Köhler (Drums, Vocals) mit den Songs ihres neuen Albums „Tilia“  die Herzen ihrer Hörer ohne bedrängenden Lärm, vielmehr mit einfühlsamen Rufen zu begeistern.

 

Der Name des Debütalbums ist gleichsam musikalisches Programm. „Tilia“ ist nicht nur der Name des Lindenbaumes, der mit seinen herzförmigen Blättern an die Liebe erinnert.

Natur- und Kulturerlebnisse, Herausforderungen mit der großen Liebe und dem alltäglichen Leben werden in dem neuen Album musikalisch aufgenommen, gestaltet und in neuer Form weitergegeben. Wie die Liebe als Stimme der Sehnsucht ist, so bleibt die Musik der musikalischen Hoffnungsträger ein spannendes Rätsel, spricht für sich selbst, berührt die Seele und lässt staunend die Emotionen feiern.


Den Vogel kann man wie die Nachtigall zwar nicht immer sehen, aber mit Hilfe des neuen Albums hören, nicht zum Weghören, sondern zum Hineinhören, vor allem zum unaussprechlichen und frohmachenden Wegträumen.

Burkhard Budde

Weitere Infos: Webseite: www.ysib.de (Hier kann man auch das neue Album zum Preis von 12 Euro bestellen)

 


Tore, Eigentore und die Mannschaft der CDU

Leserbrief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 25. März 2017 zum Bericht „Aufbruch der Enttäuschten“ von Rüdiger Soldt (F.A.Z. 22.3.2017)


 

Zuschauer und Fans, aber auch neue Mitspieler können nur gewonnen werden, wenn vor allem nicht auf das eigene Tor geschossen wird. Eine neue „CDU-Sammlungsbewegung gegen die Kanzlerin“ produziert Eigentore, wenn ihre Profilierung zu Lasten und nicht zu Gunsten der Gesamtpartei geht. Im Spiel um die demokratische Macht auf Zeit bekäme diese Bewegung den falschen Applaus von der falschen (Fan-)Tribüne; vor allem von den Fans des neuen Fußballgottes „Martin“, dem zwar fleißig gehuldigt wird, der selbst aber in der Bundesliga der Bundespolitik noch kein einziges Tor geschossen hat.

 

Allerdings sollten „kritische Aktivitäten“ innerhalb der CDU nicht einfach ausgebuht oder verschwiegen  werden. Auch würde wichtige Energie für das Spiel selbst vergeudet, wenn die Spielmacher der Sammlungsbewegung die rote Karte wegen „fehlender Solidarität“ bekämen und den Platz beziehungseise die Partei verlassen müssten. Wer Fouls oder auch mutige konstruktive Kritik mit Fouls oder unverhältnismäßigen Aktionen begegnet, erlebt zwar viel Zustimmung von seiner treuen Fangemeinde, beschädigt und disqualifiziert sich selbst jedoch vor den Augen eines mündigen Publikums.

 

Die CDU- Führung sollte vielmehr ihre Gesamtverantwortung für die ganze Mannschaft wahrnehmen und zu überzeugen sowie zu integrieren versuchen statt abzuspalten oder auszuschalten. Auch die in der Partei vermeintlich Enttäuschten und Vergessenen, Sprachlosen und Ohnmächtigen werden für den Erfolg bei den Wahlen gebraucht: Die das „Konservative“ in der Partei nicht richtig wertgeschätzt sehen, zum Beispiel die Themen „Heimat und Sicherheit“, Familie und Ehe“, „Ordnungspolitik und Prinzipientreue“. Und eigene „konservative“ Spieler auf dem Spielfeld vermissen, mit denen sie sich identifizieren können.

 

Wenn die Führung ausschließlich um des eigenen Vorteils willen hinter dem Ball herlaufen würde, um den orientierungslosen Zeitgeist des „Alles ist (un-) möglich“  nicht zu verpassen oder selbst zum Spielball des Zeitgeistes „Der Erfolg rechtfertigt (fast) jedes (Macht-) Mittel“

würde, dürfte sie sich nicht über Erfolglosigkeit durch Profillosigkeit wundern.

 

Die Führung mit ihrer Kanzlerin Merkel wird jedoch das politische Spiel bei der Bundestagswahl gewinnen, wenn sie zunächst zusammenführt, -hält  und –arbeitet, eine glaubwürdige Mannschaft bildet, die auf den Zuschauerrängen bekannt und anerkannt ist, die  mit dem Kompass des christlichen Menschenbildes ein überzeugendes Mannschaftsspiel mit eigenem und nicht kopiertem Gesicht macht: Zugleich pragmatisch und programmatisch ist, konkret und universell, kompromissbereit und eindeutig, stets die Mitte, vor allem das Gemeinwohl suchend. Mit einer Mannschaft, die geschlossen und entschlossen kämpft und aus erkennbaren christlichen, sozialen, liberalen und konservativen Spielern besteht. Und darunter werden auch viele sein, die vertrauenswürdig sind sowie verschiedene Motive und Ziele in einer Person kompetent, vertrauenswürdig und zuverlässig (“konservativ“) verbinden – wohl auch die Spielführerin Angelika Merkel.

 

Dr. Burkhard Budde, Bad Harzburg (F.A.Z. 25.3.2017)


Auf der Suche nach dem Herz


Wo schlägt das Herz einer Stadt?


Im Unverkennbaren?
Im Unverwechselbaren?
Im Unwiederholbaren?
Im Unantastbaren?
Im Unverzichtbaren?
Im letztlich Unbegreifbaren?


In einem Bürger,
dessen Herz für seine Stadt schlägt,
die er mit seinen Füßen und Händen,
mit seinen Ohren und Augen
immer wieder neu entdeckt
und mit seiner Nase einfach gut riechen kann.

Burkhard Budde


„Aus jeder Ära kann man lernen“

Respekt vor dem Ehrenbürger der Stadt Braunschweig

 Als eine „herausragende Managementpersönlichkeit“, die Industriegeschichte geschrieben habe und als Führungspersönlichkeit, die mit ihrer sozialen und regionalen Verantwortung „ein Segen für die Stadt“ sei, beschrieb der damaligen Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann Prof. Dr. Ferdinand Karl Piëch anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig am 28. Januar 2014. Und Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder lobte in seiner Festrede den „Unternehmenslenker völlig neuen Typs“, dem es nie um kurzfriste Gewinnmaximierung gegangen sei, sondern um weitsichtige Planung, die die Substanz erhalte und entwickle. (siehe auch den Bericht im „doppelpunkt“  Nr. 1/ 2014)

 

Am 18. März 2017 kommentierte Andre Dolle in der Braunschweiger Zeitung (BZ) das „Ende einer Ära bei VW.“ Am 21. März erschien daraufhin ein „Kommentar des Kommentars“ von mir in der BZ, der im Folgenden in voller Länge wiedergegeben wird:    

 

Nimmt Piëch endlich endgültig seinen Hut bei VW? Ob Prof. Ferdinand Karl Piëch ein Machtmensch ist, der „undurchschaubar“ und „unberechenbar“ geworden sei, ist eine allgemeine Behauptung. Es ist geschickter, aber auch durchschaubar, eine Persönlichkeit wie Piëch wegen seiner Aussagen im Zuge des Abgasskandals gegenüber der Braunschweiger Staatsanwaltschaft als den „Alten“ zu desavouieren, als sich mit der Angelegenheit selbst auseinanderzusetzen.

 

Wer im Aufsichtsrat nur sein eigenes Süppchen kocht, das ihm zwar schmeckt, aber später von anderen ausgelöffelt werden muss, vergisst schnell die Folgen seiner Verantwortung beispielsweise bei dem Vertrag mit dem Compliance-Vorstand („Millionen fürs Nichtstun“). Warum schickt die Politik keine unabhängigen Vertreter in den Aufsichtsrat, die keine „eigenen“ Interessen haben, aber vom unternehmerischen Ganzen die einzelnen Herausforderungen verantwortungsbewusst und ohne Realitätsferne in den Blick nehmen können?

 

Sehr viel steht auf dem Spiel: Die vielen Mitarbeiter, die langsam die Nase voll haben, weil sie wegen des Skandals alle betroffen, jedoch nicht beteiligt (gewesen) sind. Die Kunden, die sich nicht ernst genommen und über den Tisch gezogen fühlen. Die Öffentlichkeit, die wegen der Interesselosigkeit einzelner Aufsichtsratsmitglieder nur den Kopf schütteln kann. Die Politik, die für den schlimmsten Fall der Fälle für staatliche Hilfe sorgen soll.

 

Bei vielen ist der Vertrauensverlust schmerzlicher als der Unmut über die Umweltproblematik. Solange jedoch eine Unternehmenskultur der ständigen Angst herrscht, Vorgaben nicht erfüllen zu können, kann kein neues Vertrauen wachsen. Werden jedoch Menschen im Unternehmen und außerhalb des Unternehmens auf den Weg einer umfassenden Erneuerung mitgenommen, können zugleich Maulkörbe, Fußfesseln und Zwickmühlen, Desinteresse, Angst, Erfolg um jeden Preis überwunden werden.

 

Aus jeder Ära kann man lernen. Einen Kulturwandel anzukündigen reicht nicht. 

Indem Piech in einem „Machtkampf“ scheinbar seinen Hut nimmt, hat er ihn schon in den Ring geworfen. Denn die siegreichen Machtkämpfer müssen erst beweisen, dass sie wirklich einen neuen Hut aufhaben. Der schützt, jedem Mitarbeiter Wertschätzung und Fairness, dem Unternehmen Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, dem Land und seinen Menschen eine Zukunft in stürmischen Zeiten gibt.

 

Keiner sollte vergessen: der neue Hut von heute ähnelt manchmal sehr dem alten. Und ein neuer

Hut kann schnell zum Ladenhüter werden.  Darum sollte jede Zeit in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft  beachtet und geachtet werden.

 

Burkhard Budde

(Leserbrief in: BZ 21. März 2017)


Nettigkeiten allein helfen nicht

CDU-Arbeitsgruppe „Verfolgte Christen“ tagte in Berlin

Nettigkeiten reichten nicht aus. Im „Dialog des Lebens“ zwischen Christen und Muslimen müsse vielmehr ein konkreter Brückenschlag vor Ort für den gemeinsamen Alltag erfolgen. Dies sei jedoch ein langer Weg angesichts eines real existierenden Islam, meinte Msgr. Joachim Schroedel am 20. März 2017 in Berlin, der seit über 20 Jahren in Ägypten als Priester arbeitet. Zum Thema „aktuelle Lage der Christen in Ägypten“ hatte ihn der Arbeitskreis „Verfolgte Christen“ des Bundesfachausschusses „Außen-, Sicherheits- und Menschenrechtspolitik“ eingeladen.

 

Von den 93 Millionen Ägyptern sind 15 Millionen Christen, die vor allem in der Hauptstadt Kairo leben, die etwa 25 Millionen Bewohner hat (zum Vergleich: in Berlin leben etwa 3,5 Millionen Menschen).

Christen in Ägypten haben nicht die gleichen Rechte wie die Muslime. Ihnen ist zum Beispiel die Offizierslaufbahn verwehrt, auch können sie nicht im Geheimdienst mitarbeiten, berichtete der Priester. Nach der Verfassung darf der Präsident kein Christ sein; nur Mann und Muslim.

 

Obwohl die Muslimbrüder von der Militärregierung „weitestgehend weggesperrt“ worden sind, gibt es nach den Worten von Joachim Schroedel  eine „Art Islamisierung und Arabisierung“, zum Beispiel  immer mehr Moscheen, fast nur noch arabische Werbetafeln und vor allem  Übergriffe von Muslimen auf christliche Familien.

 

Gleichwohl würden viele Christen seit etwa zwei Jahren „aufatmen“. Denn der neue Präsident verfolge die Politik „Wir sind alle Ägypter und müssen gemeinsam den Staat aufbauen“.

 

Christen dürften Muslime nicht „verärgern“, sondern mit Fingerspitzengefühl Missstände – auch die im Blick auf die „Meinungsfreiheit“ – klar beim Namen nennen.

 

Die acht deutschen Schulen in Ägypten, in denen Muslime und Christen gemeinsam unterrichtet werden, seien friedensstiftend und wegweisend  für das Land, das viele Probleme zu meistern hat – zum Beispiel die vier Millionen Menschen in Kairo, die in Armensiedlungen leben und ein Aufstandspotenzial darstellen, aber auch die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie verfolgte Christen als religiöse Minderheit.


Kein Mittelmaß, sondern kompetente Politik

Bernd Althusmann bei der JU in Warberg

Er wirkt auf viele junge und ältere Bürger vertrauenswürdig, engagiert und kompetent. „Bernd Althusmann kann es schaffen, Ministerpräsident zu werden, weil er vielfältige Erfahrungen und ein klares Profil hat“, meinte eine junge Frau nach der Veranstaltung der Jungen Union Braunschweig am 17. März 2017 auf der Burg Warberg.

 

Der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 14. Januar 2018 in Niedersachsen hatte zuvor insbesondere über „Sicherheit“ („Wir werden für Sicherheit und Ordnung sorgen, auch für die notwendige Ausstattung der Polizei.“), „Wirtschaft“ („Wir werden mehr investieren, zum Beispiel bei der Digitalisierung, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.“), „Volkswagen“ („ Es ist ein Skandal wie nachlässig der gegenwärtige Ministerpräsident seine Aufsichtspflichten im VW-Aufsichtsrat wahrnimmt“.), „Landwirtschaft“ („Wir werden keine Politik gegen die Landwirte machen, sondern für sie und mit ihnen Lösungen auch im Blick auf den Verbraucherschutz suchen.“), „Bildung“ („Wir werden mehrt in Bildung statt in die Verlängerung der Arbeitslosigkeit investieren, damit die Arbeitslosigkeit vermieden werden kann.“).     

Auf der vorausgegangenen Klausurtagung des Landesvorstandes des CDU Landesverbandes Braunschweig, die vom Landesvorsitzenden Frank Oesterhelweg geleitet wurde, war mit Uwe Fritsch, VW-Betriebsrat und Aufsichtsratsmitglied, über die „Situation bei VW“ gesprochen worden, sowie mit Dr. Reza Asghari, Professor für Entrepreneurship an der TU Braunschweig und Ostfalia Hochschule, über „Digitalisierung und Innovation.“

 

Freiheit

Zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes
„Kopftuchverbot am Arbeitsplatz möglich“


Der Kommentar „Stoff für Kulturkampf“ von Jacques Schuster (DIE WELT vom 15.März 2017) war überfällig, damit die demokratische Kultur der individuellen Freiheit und der persönlichen Verantwortung, der offenen Vielfalt und des gegenseitigen Respektes gestärkt wird.

Dazu gehört die unternehmerische Freiheit, kulturelle Spielregeln für alle Mitarbeiter im Rahmen des Rechts und der Gesetze bestimmen zu können. Aber auch die individuelle Freiheit und Lernmöglichkeit einer Mitarbeiterin, ihre religiöse Selbstbestimmung als einen möglichen Ego-Trip um jeden Preis und auf Kosten der Glaubwürdigkeit des Unternehmens zu erkennen sowie aus Einsicht und freiwillig zu überwinden. Oder ihren Arbeitsplatz zu wechseln, was jeder andere Mitarbeiter auch tun muss, wenn er „partout“ die bekannten und anerkannten kulturellen und rechtlichen Spielregeln eines Unternehmens nicht einhalten kann bzw.will.

Menschen muslimischen Glaubens, die ohne die Möglichkeit des Kopftuchverbotes von religiösen oder selbsternannten Sittenwächtern schnell unter moralischen Druck geraten können, werden es nun mit dem Kopftuchverbot als beispielhafte Möglichkeit neuer Freiheit leichter haben, sich gegen die Instrumentalisierung und Politisierung der Religionsfreiheit zu wehren. Ihre Freiheit ist gestärkt worden.

Burkhard Budde


Innovationen ohne Scheuklappen

Bundesministerin Johanna Wanka in Königslutter

 

Ohne Innovation gibt es keinen Wohlstand auf Dauer. Das gilt besonders für Deutschland, der viertstärksten Industrienation der Welt, aber mit nur einem Prozent der Weltbevölkerung.

Damit Deutschland zukunftsfähig bleibe, so Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, auf dem Landesparteitag des CDU Landesverbandes Braunschweig am 4.3.2017 in Königslutter, müsse der Innovationsstandort Deutschland gestärkt werden.

 

Dazu zählten nicht nur die Verdoppelung des Bundesetats für Bildung und Forschung in den letzten vier Jahren, sondern vor allem eine umfassende Innovationsstrategie; zum Beispiel die gezielte Förderung von Gesundheitszentren im Blick auf Infektionskrankheiten, von Forschungsprojekten („Digitalisierung und Arbeitswelt“) und von Bildungsprojekten („individuelle, frühzeitige und flächendeckende Beratung junger Menschen“).

 

Die Basis des Wohlstandes, so die Ministerin, seien Bildung, Fachkräfte, Forschung und Wissenschaft. Johanna Wanka bedauerte, dass erfolgreiche innovative Einrichtungen in Deutschland wie die Pflanzenforschung aus ideologischen Gründen bedroht seien und vertrieben werden könnten.

 

Stolz untersticht CDU-Landesvorsitzender Frank Oesterhelweg, dass die Region Braunschweig  mit 7,3 Prozent der Wirtschaftsleistung die „Forschungs-und Wissenschaftsregion Nr.1 in Europa ist“ (drei Prozent durchschnittlich in Deutschland).

 

Damit weiterhin Zukunft durch Innovation möglich bleibt, sind verlässliche Förderungen in Wissenschaft und Forschung ohne ideologische Scheuklappen nötig – in einer Region mit zugleich viel Geschichte und Kultur, aber auch mit Menschen mit viel Entdeckerfreude und Leistungsstärke.

 

Burkhard Budde


Straßenkarneval –

gedankenlos und belanglos

oder ein kleines Spiel mit der großen Leichtigkeit?

Als fröhlicher Gleichmacher stiftet Karneval überraschende Gemeinschaften.

 

Als bunter Unterscheider zeigt er schöne Überraschungen individueller Noten.

 

Als mutiger Mitmacher im Rollen- und Maskenspiel entlarvt er Miesmacher. Und macht die Illusion, anders sein zu können als man in Wahrheit ist und die Schwere des Alltags vergessen zu können, für ein paar Stunden wahr.

 Als Befreier auf Zeit bläst er einen leichten Hauch von befreiter Leichtigkeit in die alltäglichen Zwänge hinein. Und kann der kleinen Schwermut ihre große Schwere nehmen.

Burkhard Budde


Politiker ohne Erfahrung als Hoffnungsträger

Dieter Nuhr in Braunschweig

Wer kann wie die Welt verbessern? Etwa ein Komiker und Kabarettist wie Dieter Nuhr, der am 18. Februar 2017 in der Stadthalle in Braunschweig den gegenwärtigen Zeitgeist im Vergleich zum vergangenen Geist humorvoll hinterfragte? Viele bekamen mit treffsicheren Pointen ihren Lack ab.

 

Zum Beispiel der Politiker, in den (neue) Anhänger seiner Partei ihre Hoffnungen projizieren, der aber keine Erfahrungen hat. Und der einem Fußballspieler gleicht, der Hoffnungsträger der Vereinsfans ist, aber nie Fußball gespielt hat. Oder der Staat, der immer mehr seine Bürger erzieht und entmündigt. Oder der Volkspädagoge, der alles besser weiß und kann.  Der satirische Querdenker Dieter Nuhr wühlte in den Ängsten der Menschen, um das Positive hervorzukramen; im Kleinkein des Denkens, um Großzügigkeit salonfähig zu machen; in der Korrektheit der Spießer, um ihre Enge zu entlarven.

 

Und ein Hauch von Freiheit wehte durch den Saal, als Menschen befreit und unverkrampft über sich selbst und über die lachen konnten, die sich in ihrer intellektuellen Humorlosigkeit ertappt fühlten. Manchmal ist Komik nötig, um sich souverän und mutig auf den Weg zu machen, die Welt zu verbessern.

Burkhard Budde


Religionsfreiheit als Menschenrecht

Verfolgte Christen auch in Deutschland schützen

 

Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit anerkennen die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen – auf dem Papier. Die Wirklichkeit sieht jedoch in vielen Staaten anders aus: Die Religionsfreiheit beispielsweise wird in 64 Ländern der Erde häufig mit Füßen getreten. Das Recht, einer Religion oder keiner Religion anzugehören und die Religion zu wechseln, gehört zwar offiziell zu den universellen Menschenrechten, wird aber in 64 Ländern der Erde ignoriert. Das gilt auch im Blick auf die etwa 100 Millionen Christen, die weltweit wegen ihres Glaubens bedrängt, verfolgt und vertrieben werden.

In der Arbeitsgruppe Verfolgte Christen des Bundesfachausschusses Außen-, Sicherheits-, Entwicklungs- und Menschenrechtspolitik der CDU wurde am 13. Februar 2017 in Berlin zudem über die Bedrängnisse der Christen und anderer religiöser Minderheiten in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland gesprochen. Für Christdemokraten, die sich weltweit für die unteilbaren Menschenrechte engagieren und sich am christlichen Menschenbild orientieren, verwirkt der Asylant sein Recht auf Asyl, der aus Diskriminierungs- und Bedrohungsgründen Asyl in Deutschland sucht, dann aber selbst diskriminiert und andere Flüchtlinge bedroht.

 

Diskutiert wurde über die Forderung, keine weiteren „Integrationsexperimente“ auf dem Rücken christlicher Flüchtlinge und anderer religiösen Minderheiten in deutschen Asyl- und Erstaufnahmeeinrichtungen zu machen. Konkret geht es u.a. darum, Christen sowie andere religiöse Minderheiten, die bereits Opfer von Verfolgung und Diskriminierung geworden sind, zusammen zu legen, damit ein etwa gleiches Verhältnis zu den Muslimen entsteht. Neben einer möglichen getrennten Unterbringung und Präventionsmaßnahmen müssten zudem das Sicherheitspersonal regelmäßig geschult und Vertrauenspersonen christlichen Glaubens bereitgestellt werden.

Wichtig sei auch, Konvertiten nicht pauschal einfach abzuschieben, wenn ihr Schutz in den Herkunftsländern nicht gewährleistet werden könne.

 

Die Zukunft der Christen in der Türkei, in Syrien und im Irak sowie der Jesiden im Irak sei „fast hoffnungslos“, so ein Teilnehmer, falls nicht doch noch ein „politisches Wunder geschieht“. Verfolgte Christen und verfolgte Muslime müssten so geschützt werden, dass ein tolerantes Miteinander auf Dauer möglich werde.

 

Splitter und Dorn

Jeder ist eingeladen, keiner vorgeladen.

Jeder kann feiern, keiner muss mitfeiern;

kann über sich selbst lachen, muss andere nicht auslachen;

kann mutig sein, muss nicht übermütig werden.

 

Wer nur den Splitter im Auge des Karnevals sieht,

sollte den Dorn im eigenen Auge nicht übersehen.

Seine Humorlosigkeit, vielleicht auch Allmachtsphantasie,

seine Selbsttäuschung, Heuchelei, Angst oder Verletzung.

 

Wer jedoch über Komisches und Absurditäten lachen kann,

muss keinen Menschen abwerten, um sich selbst aufzuwerten,

der hat den Dorn im eigenen Auge entdeckt

und ihm die Schärfe genommen.

 

Und bringt als sehende Maus nicht länger den Speck mit,

der sie in die Falle der dornigen Zahlen lockt,

die die Deutung und Verantwortung,

einen Splitter Liebe nicht ersetzen können.

 

Durch eine unsichtbare Kraft,

die anzieht und ausstrahlt,

vor allem schmunzelnd neues Leben schafft.

 

Burkhard Budde


„Wenn du mich liebst“ (Si me amas):

Schlüssel der Liebenden

 

Wenn du mich liebst,

öffne ich dir die Tür.

 


Ich klopfe an, steh in der Tür,

aber ich habe noch keinen Schlüssel von dir.

 

Du kannst mir vertrauen und mit mir reden

sowie mit mir das Glück erleben.

 

Mit klopfendem Herzen stehen wir da

und teilen das Leben hautnah.

 

Wir erfahren den himmlischen Raum,

durchs Schlüsselloch können wir Ewigkeit schaun.

 

Damit wir den Augenblick genießen,

müssen wir Irdisch-Göttliches erschließen.

 

Mit liebenden Augen und zärtlichen Händen

lässt sich alles zum Guten, Schönen und Wahren wenden.

 

Damit die Sehnsucht nach vollkommenem Glück  glüht,

wird das Unvollkommene vorbehaltlos geliebt.

 

Die Friedenstaube fliegt versöhnt voran,

weil das Abenteuer Liebe nie fertig sein kann.

 

Der Horizont der Leidenschaft bleibt verzückt,

weil das Geheimnis der Liebenden stets neu beglückt.

 

Burkhard Budde

 

Das Foto zeigt ein Kunstwerk der Braunschweiger Künstlerin Marie-Luise Schulz, das sie 1997 angefertigt hat und das im Buch „Wege der Versöhnung“ veröffentlicht worden ist.

 

Einstimmung auf den Valentinstag am 14. Februar 2017


„Türöffner zum bunten Leben in Braunschweig“


 Ausstellungseröffnung der Werke von Jörg Scheibe

 

Die Kunst-Fotografie von Jörg Scheibe, so Dr. Burkhard Budde in seiner Ansprache anlässlich der Ausstellungs-eröffnung der fotografischen Kunstwerke von Jörg Scheibe am 2. Februar 2017 im Werkschauraum in Braunschweig,  hat insbesondere eine dreifache Perspektive:

 

„Die Fotos stellen eine soziale und therapeutische

Brücke dar.

Sie zeigen zum Beispiel Mitarbeiter des Klinikums, die freundlich und höflich, engagiert und qualifiziert sind, sich vor allem um den einzelnen Patienten kümmern. Jörg Scheibe, der selbst als Krankenpfleger gearbeitet hat, kennt die Seele eines Krankenhauses. Er weiß, dass Mitarbeiter Wertschätzung und Anerkennung brauchen, damit sie motiviert und engagiert bleiben und durch ihre Beziehungsarbeit dem Patienten Ängste nehmen und Vertrauen aufbauen können. Seine Fotos bewegen Mitarbeiter und Patienten und spiegeln die Kultur wider, die angestrebt wird, damit es zur Begegnung auf Augenhöhe kommen kann.

 

Die Fotos stellen eine künstlerische Sehschule der Wirklichkeitswahrnehmung dar.

Als Reportage- Bilder fangen sie Momente ein, die Mut machen, die Wirklichkeit neu oder anders kennen- und schätzen zu lernen. Jörg Scheibe leiht dem Betrachter gleichsam seine Augen, um mit eigenen Augen auf Entdeckungsreise zu gehen.

 

Die Fotos sind Türöffner zum bunten Leben

in Braunschweig.

Jörg Scheibes Pop-Art macht neugierig auf Braunschweig und in Braunschweig. Es sind keine Panik-Fotos, die den Betrachter in die Enge des Denkens, Fühlens und Verhaltens treiben. Auch keine Gute-Laune-Fotos, bei denen der Betrachter an der emotionalen, kognitiven und sozialen Oberfläche verharrt. Sondern ganzheitlich ausgerichtete Türöffner-Fotos, die Realität und Fiktion dynamisch und spielerisch mischen und mit farbenfroher Leichtigkeit Freude bereiten – und Freunde gewinnen“.

 

 

 

 


Schöne Eselei

 

Verstehe.

 

Ich habe Verständnis.

Fühle und denke mit.

Erlebe und helfe mit.

Und suche Verständigung.

 

Aber ich bin kein Alleskönner.

Kein Allesversteher.

Kein Allesverdreher.

Und ich bleibe ich.

 

Verstehst du?

 

Burkhard Budde


Große Gefühle im kleinen Glück
Das Glück beim Schopfe fassen


Das große Glück versteckt sich manchmal in kleinen Gefühlen – und umgekehrt. Großes oder kleines Glück ist nicht käuflich oder leistbar, aber weckbar, indem man sich mit seinen vielfältigen Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, Möglichkeiten und Voraussetzungen auseinandersetzt.

Die 25. Hochzeitsmesse „Feiern & Heiraten“, die am 21. und 22. Januar 2017 in der Braunschweiger Stadthalle stattfand, lud ein, sich auf die Suche nach dem schönen Äußeren zu machen, die immer auch Ausdruck des glücklichen Inneren sein kann.

Das „ganz große Glück“ befindet sich ohnehin im „ganz kleinen Herzen“ einer einzigartigen Beziehung mit Herzblut und zugleich klugem Kopf, mit begründetem Vertrauen und zugleich persönlicher Verantwortung.
Vielleicht findet man es auch auf einer Messe, manchmal auch in der überraschenden Begegnung vor der eigenen Haustür, nicht selten in einer sinnstiftenden Tätigkeit, in der Gewissheit bedingungsloser Annahme oder befreiender Versöhnung, häufig in den eigenen vier Wänden. Man muss es nur wahrnehmen - nicht übersehen - und im richtigen Moment - bevor es wieder verschwindet - beim Schopfe packen.

Burkhard Budde


Dank für engagierten Wahlkampf

Liberale Demokratie stärken

Christoph Plett, CDU-Kreisvorsitzender in Peine, und Hans-Werner Fechner, CDU-Fraktionsvorsitzender, hatten engagierte Wahlkämpfer des letzten Kommunal- und Landratswahlkampfes eingeladen, um im Rahmen eines gemütlichen Abendessens die vergangene Zeit Revue passieren zu lassen und um sich zu bedanken. In freundschaftlicher Atmosphäre wurden die Erfahrungen gewürdigt und weitere politische Netzwerkarbeit verabredet, um die liberale Demokratie auch vor Ort und in der Region zu stärken.


(K)ein Geheimtipp mehr


Warum in die Ferne reisen, wenn frische Luft und eine reizvolle Natur vor der Haustür liegen? Wer zudem die schöpferische Ruhe sucht, findet sie in der Bergstadt und im Luftkurort St. Andreasberg im Oberharz.
Für Liebhaber einer individuellen Erholung an Leib und Seele ist der Ort schon lange kein Geheimtipp mehr, sondern beliebte Adresse, um sich jenseits der Touristenströme auf persönliche Entdeckungsreise zu begeben.
Und im Winter ist die faszinierende Natur im Spiel mit der verwandelten Kultur voller Geheimnisse, die die Phantasie beflügelt.

 

 

 

 

Burkhard Budde


„Kecker Flirtversuch“

Das Mädchen mit dem Weinglas

 Ein unsichtbarer Zauber verzaubert.

Eine junge Frau im roten Rock, die auf einem Stuhl sitzt, hält ein Weinglas in der Hand und sucht mit ihren großen Augen verlegen, vielleicht auch ein wenig beschwipst, den Blickkontakt zum Betrachter. Ein unwiderstehliches Lächeln fängt ihn ein, um ihn mitzunehmen in den Annäherungsversuch, der von dem Mann neben der Frau ausgeht.

Dieser sucht ihre Augen, hebt ihre Hand mit dem Weinglas ein wenig an, um sie offensichtlich zum Genießen des Weines zu animieren.

 

In der linken Ecke des Ölgemäldes „Das Mädchen mit dem Weinglas“, das Johannes Vermeer wohl 1659 gemalt hat, sitzt hinter einem Tisch ein weiterer Mann, der müde erscheint und seinen Kopf mit seiner rechten Faust stützt. Der Ehemann, der nichts merkt? Ein Freund, der gleichgültig ist? Ein Mann, der seine Ruhe haben will?

 

Auf dem runden Tisch, auf dem ein weißes Tuch liegt, steht ein Weinkrug sowie ein Teller aus Silber mit Obst. Eine Zitrone als Symbol der Herzens und der Reinheit? Als Schutz gegen erotische Verzauberung?

 

Das Buntglasfenster, das ein wenig geöffnet ist, symbolisiert die „temperantia“ (Mäßigung), die neben „iustitia“ (Gerechtigkeit), „fortitudo“ (Tapferkeit), „sapientia“ (Weisheit) eine der vier klassischen Haupttugenden darstellt. Ein Hinweis auf einen besonnenen und klugen Umgang mit Wein? Mit dem anderen Geschlecht? Eine Ermutigung, sich zu beherrschen und aus unbeherrschten Gefühlen eine beherrschbare Gefühlswelt zu machen?

 

Im Dunkeln hängt ein Portrait eines Mannes an der Wand. Hat dieser Mann im „Hintergrund“ eine Bedeutung für das Mädchen? Ist er der Vater, der Großvater, der Ehemann, ein weises Vorbild, das vor verführerischer Verzauberung in „lustiger Gesellschaft“ oder vor einem „kecken Flirtversuch“  warnt?

 

Das Ölgemälde, das Herzog Anton Ulrich (1633 bis 1714) erwarb, ist im Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig zu sehen. Und seit kurzem auch auf Briefmarken, um den unsichtbaren Zauber mit leuchtenden Farben und seiner Kultur der Achtsamkeit sichtbar und zugleich erlebbar zu machen.

 

Burkhard Budde


Würde, Freiheit, Verantwortung

Für einen starken Rechtsstaat mit menschlichem Gesicht

Ein Wunsch für das neue Jahr

 

Wer den Rückwärtsgang der moralischen Selbstgerechtigkeit einlegt, kommt nicht voran. Allerdings kann man Hindernisse sicherer „links liegen lassen“, wenn man in den Rückspiegel der Geschichte blickt und aus Erfahrungen lernt. Und wer die Bedeutung der Bremse im sozialen Miteinander kennt, kommt auf dem Weg der Freiheit und (Selbst-)Verantwortung schneller voran.

 

Aber stets braucht man Wegweiser, um Ziele zu erreichen und eine gemeinsame Zukunft zu ermöglichen. Folgende Wegweiser, die zugleich geistiger Sprit für den Motor eines menschlichen sowie universellen Fortschritts sind, gehören zu einem „Weltethos“ dazu:

 


Die Würde eines Mitmenschen so zu achten, wie man selbst geachtet werden will,

für die unverlierbare und unteilbare Würde aller Menschen einzutreten, sie zu verteidigen und zu ermöglichen.

 

Die Freiheit eines Mitmenschen so zu achten, wie man selbst unabhängig  sein will,

für die an Recht und Verantwortung gebundene Freiheit aller Menschen einzutreten, anders zu denken, zu fühlen, zu handeln, zu sein.

 

Gerecht zu sein,

Lebenschancen für alle zu suchen, unterschiedliche Leistungen anzuerkennen, dem Schwächeren zu helfen, an die Folgen der Mit- und Nachwelt zu denken.

 

Menschlich zu sein,

bei aller Verschiedenheit, Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit das Gesicht des anderen zu schützen und seine Seele nicht zu verletzen.

 

Wahrhaftig zu sein,

bei aller Notwendigkeit Sein und Schein zum Ausgleich zu bringen, aufrichtig und glaubwürdig zu leben.

 

Tolerant zu sein,

persönlichen Respekt in der inhaltlichen Auseinandersetzung zu zeigen, niemanden zu verunglimpfen, zu missachten oder feige zu schweigen.

 

Fair zu sein,

sich eine eigene Meinung durch das Hören des anderen zu bilden und keine Vorurteile zu pflegen oder pauschal einen Menschen zu verurteilen.

 

Taktvoll zu sein,

Rücksicht auf die Gefühle und persönliche Situation anderer zu nehmen und nicht selbstsüchtig oder gedankenlos die Seele anderer zu kränken.

 

Höflich zu sein,

mit guten Umgangsformen menschliches Format zu zeigen und nicht durch Lautstärke oder Heuchelei die Wertschätzung zu zerstören.

 

Barmherzig zu bleiben,

weil man selbst auf Liebe und Versöhnung angewiesen ist, selbst Neuanfänge, Kompromisse und Lösungen zu ermöglichen versuchen.

 

Solche Werte können helfen, Menschen miteinander zu verbinden, nicht zu fesseln; zu verbünden, nicht zu umgarnen; zu verändern, nicht zu verhärten. Und sie können Menschenfeindliches aufdecken und verhindern. Diese Werte sollten nicht eingefroren und erst dann aufgetaut werden, wenn die Zeit reif ist. Sie sind mehr als eine schöne Verpackung. Diese Werte sollten als gemeinsame geistige Mitte der Gesellschaft erkannt, (vor-)gelebt, verteidigt, offensiv und konsequent umgesetzt werden.

 

Damit ein friedliches Miteinander gelingt, muss ein starker Rechtsstaat, der für die Achtung der „Straßenverkehrsordnung“, für den Schutz und die Sicherheit seiner Bürger in besonderer Weise verantwortlich ist, mit klugem Kopf und menschlichem Gesicht konsequent und rechtzeitig handeln, damit die Wegweiser beachtet und geachtet werden können sowie eine gemeinsame Zukunft eröffnen.

 

Burkhard Budde


Das Glücksschwein

 

Man staunt, kann es nicht erklären.

Man ergreift den Strohhalm des Glücks

und begreift das mögliche Unglück:

Man hat Schwein gehabt.

 

Man wünscht sich Glück

und sich glücklich zu fühlen.

Und in der Zeit und mit der Zeit

Schwein zu haben.

 

Burkhard Budde


Auf ein Wort: Zum neuen Jahr

“The same procedure as last year”?

Der gleiche Ablauf und die gleichen Wünsche wie jedes Jahr?


 

Viele wünschen zum neuen Jahr „Glück“. Aber wenn jeder selbst seines Glückes Schmied ist und sich anstrengen muss? Manche wünschen auch „Segen“. Doch wenn Gott nur ein unbedeutender Glücksbringer ist, den man zwar grüßt, aber mit dem man nicht spricht?

 

Die Ungewissheit, ob Wünsche in Erfüllung gehen, bleibt gewiss. Dennoch sind Wünsche mehr als ein Münzwurf oder ein Blick in die Kristallkugel. Das Unheimliche, das Unwägbare, das Unkalkulierbare verlieren ihre bedrohliche Macht. Das Benannte, das Erhoffte, das Angestrebte überwinden das heimliche Zähneklappern. Und auf dem Mist der Angst kann eine schöne Blume des Vertrauens, der Zuversicht, der Ermutigung und der Verantwortung wachsen.

 

Dabei spielen im neuen Jahr bei aller Eigeninitiative und Eigenverantwortung  „Glück,  Zufall und Gott“ weiterhin eine wichtige Rolle. Dass zum Beispiel im richtigen Augenblick in der richtigen Situation die richtige Person die richtige Tür öffnet. Und dass man vor allem an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Situation  geboren worden ist.

 

Also, man kann getrost mit „Prosit Neujahr“ („Prosit“ =  „es möge gelingen“) anstoßen.

Oder sich einen „guten Rutsch“ wünschen (eigentlich „Gut Rosch“ = „ „guten Anfang“).

Oder wie im alten Rom „Das neue Jahr sei dir ein glückliches und gesegnetes“ („Annum novum faustum felicem tibi“).

Oder im Sinne der Christen „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1.Joh.4,16).

 

Man muss den Mund ja nicht zu voll nehmen. Auch 2017 wird es heitere Komödien mit Illusionen und happy end geben, aber auch bedrückende Tragödien mit Gewalt und zerstörerischem Ende. Die gierige Jagd nach der Brille des Glücks, die man auf der Stirn trägt, wird weiterhin den Kopf vernebeln. Und Hans Guck-in-die-Luft, der sich zum Hänschen Guck- auf- das-Smartphone mutiert hat, wird weiterhin  durch die Gegend laufen, die Realitäten übersehen und irgendwann auf die Nase fallen können.

 

Aber niemand muss sich den Mund verbieten lassen, wenn die Würde bedroht ist oder mit Füßen getreten wird, wenn Liebe und Freiheit, Verantwortung und Vernunft  durch Gleichgültigkeit, Heuchelei, Selbstsucht oder Gewalt und missbrauchter Religion auf dem Spiel stehen.

 

Alle können zu der richtigen Prise Salz Menschlichkeit in der Suppe der Gesellschaft beitragen, so dass das Leben nicht mit moralischem oder totalitärem Denken „versalzt“ oder mit billigen Lebensweisheiten „salzlos“ bleibt, sondern neu lebensdienlich gestaltet werden kann. Selbstbewusst und dankbar kann man sogar auf das Glück hinweisen, dass Gott auch in unglücklichen Zeiten durch seine solidarische Liebe schenkt. Als Hoffnungs- und Verantwortungsträger, der mit menschlichem Einsatz und einer Portion göttlichen Glücks das neue Jahr begeht und neu entdeckt.

Burkhard Budde


Neues Licht

Der Glanz vergeht, aber die Wahrheit bleibt.

Das Schöne verwelkt, aber die Güte reift.

Die Klugheit verstummt, aber die Weisheit redet.

Die Vernunft schläft, aber der Geist wird wach.

Die Dunkelheit herrscht, aber die Liebe leuchtet.

Wenn das Vertrauen wächst, die Gemeinschaft trägt,

die Hoffnung beflügelt, die Verantwortung entsteht.

Dann wird ein neues Licht entzündet.

Burkhard Budde



Im Kampf mit der Finsternis

Das Licht von Weihnachten

Wegducken oder neu sehen und handeln lernen?

 

Das vielköpfige Ungeheuer, dem immer neue Köpfe nachwachsen, handelt hinterhältig und unterschiedslos, grundlos und erbarmungslos. Die terroristische Hydra tötet und mordet, damit Menschen ihre Köpfe einziehen, sich ängstlich verkriechen, sich zerstreiten und auseinandergehen. Damit die Welt der Freiheit und Selbstbestimmung instabil wird und zerbricht. Und damit das Einheitsband der Menschlichkeit und Freiheit, der Toleranz und Solidarität zerschnitten wird.

 

Was hilft?

 

Der Igel dachte, er müsste seine Stacheln ablegen, weil sie die giftigen Schlangen nur provozierten. Aber in Wirklichkeit wurde er schutz- und machtlos. Und die Schlangen fühlten sich eingeladen und ermutigt, über ihn herzufallen und ihn zu vernichten.

 

Die zerstörerische Macht des Bösen wird weder durch Selbstaufgabe der eigenen Identität noch durch einladende Toleranz ohne Akzeptanz des Rechts noch durch wohlwollende Neutralität ohne eigene Werte bekämpft, sondern nur durch die wehrhaften Stacheln eines starken Rechtsstaates mit seinem Gewaltmonopol und seinem Polizeirecht, die ein freies und sicheres, vielfältiges und tolerantes Zusammenleben erst ermöglichen.

 

Weihnachten erinnert an die Macht der Liebe in aller Ohnmacht, an ein göttliches Licht in der menschlichen, auch terroristischen Finsternis, über das die ganze Finsternis sich hermacht, aber es nicht löschen kann, weil sie letztlich und trotz allem machtlos ist. Dieses stille Licht brennt im Glauben bis heute, führt Menschen zusammen und macht sie selbst zu Lichtträgern neuen Lebens.

 

Die Botschaft von der Geburt Jesu darf in keiner Finsternis verschwiegen werden, damit diese erhellt wird und nicht das letzte Wort behält. Jesus, der als Erwachsener den Willen Gottes verkündigt, der leidet und am Kreuz stirbt, aber den Tod durch die schöpferische Liebe Gottes überwindet, will ein friedliches Miteinander.   

 

Seine Botschaft war kein schönes Märchen, kein wissenschaftlicher Beitrag, kein politisches Rezept. Wohl aber der Beginn eines Geschehens der allumfassenden Erneuerung:

Aus Ignoranz wird Solidarität, aus Arroganz Mitmenschlichkeit, aus Dominanz Toleranz.

Angst weicht neuem Vertrauen und stärkt die Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, dem Bösen aktiv zu wehren, es in Schach zu halten und der Liebe in Würde und Freiheit eine Chance zu geben.

 

Burkhard Budde  

 


(K)ein Geburtstagsfest ohne Geburtstagskind?!

 

Nur nichts falsch machen! Nur keinen Ärger! Der Friede darf nicht gefährdet, die Freude nicht gestört, der Glanz nicht matt werden. Die Weihnachtsparty soll glatt über die Bühne gehen, das Weihnachtsfest gelingen. Aber hilft dabei ein Kniefall vor dem Zeitgeist, eine schleichende Aushöhlung des Festes?

 

Ein Fest in der Familie ist besser als ein Fest in Einsamkeit und Enge; ein Fest gemeinsamen Genusses besser als Langeweile und Routine; ein Fest der Geschenke mit Wertschätzung besser als leere und geizige Hände; ein Fest des Herzens besser als soziale Kälte und stumpfe Gleichgültigkeit.

 

Aber war`s das?! Sollt das alles gewesen sein?! Ein Geburtstagsfest ohne Geburtstagskind?!

Die Botschaft von der Geburt Jesu Christi ist für manche ein alter Ladenhüter, den man getrost in die Rumpelkammer des Geistes stellen kann. Für andere ein süßer Lockartikel, der in das Schaufenster einer Feier gehört, aber ansonsten keine Bedeutung im Leben selbst hat. Wieder andere erleben die Botschaft als trockenes Brot einer lieblosen Predigt.

 

Es gibt aber auch die freie und befreiende Liebesbotschaft Gottes, die nicht verschwiegen wird und auf offene Ohren trifft: Gott selbst überwindet die Kluft zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf. Die Geburt Jesu ist ein sichtbares und einzigartiges Geschehen dieser unvergänglichen und allumfassenden Liebe.

 

Aber wie das mit der Liebe so ist: Man ist sich ihrer Botschaft erst gewiss, wenn man ihr Vertrauen - keine Naivität oder auch keine Schwärmerei - schenkt. Und persönlich entdeckt: Auch wenn andere Jesus „nur“ als historische Figur oder als moralisierenden Gutmenschen betrachten, kann ich selbst die Geburt Christi -gleichsam im Geiste - in mir erleben.

 

Da hilft beim Weihnachtsfest kein ängstlicher Kniefall vor mächtigen Menschen oder dem flüchtigen Zeitgeist, keine Selbstaufgabe eigener Gewissheiten, sondern nur der aufrechte Gang, der den respektvollen Umgang auf Augenhöhe mit Andersgläubigen und Nichtgläubigen erst ermöglicht – nach einem Kniefall vor dem liebenden Gott, der mich aus Liebe aufrichtet, damit ich diese Liebe und diesen Frieden weitergebe, in Vernunft und Weisheit, in Freiheit und Verantwortung, stets in der frohmachenden Gewissheit seiner Gegenwart und Kraft. Denn „Christus, der Retter ist da.“

Deshalb kann man der Welt getrost „ein gesegnetes Christfest“ wünschen.

 

Burkhard Budde


Kein Schnäppchen, sondern Diamant

 

Über die „deutsche Staatsbürgerschaft“ hat die überregionale Tageszeitung „Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 13. Dezember 2016den folgenden Leserbrief von mir veröffentlicht.

 Es gibt peinliche Ladenhüter, die man gerne im Hinterzimmer versteckt oder lagert. Und billige Schnäppchen, die im Schaufenster zu finden sind, überzeugen auch nicht alle, die liberale Demokratie im Innern kennen und schätzen zu lernen.

 

Die deutsche Staatsbürgerschaft ist weder ein Ladenhüter noch ein Schnäppchen, auch keine einfache Eintrittskarte, wohl aber wie ein kostbarer Diamant, für den man sich bewusst und begründet entscheidet, um im deutschen Haus des Rechts und der Werte mit gleichen Rechten und Pflichten zu leben.

 

Dieser Diamant strahlt aus und zieht Menschen an: durch seine unverlierbare Würde, Freiheit in Verantwortung, Toleranz mit Offenheit, Gerechtigkeit gepaart mit Barmherzigkeit.

 

Wer diesen Diamant verächtlich oder lächerlich macht, ihn missachtet oder mit Füßen tritt, für seinen Ego-Trip missbraucht oder ihm gegenüber gleichgültig ist, verkennt (noch) die Bedeutung seiner identitäts- und integrationsstiftenden Kraft im pulsierenden Leben einer Demokratie sowie einer freiheitlichen und offenen Gesellschaft. 

Wer von diesem Diamant jedoch überzeugt ist, will und kann sich mit ihm und seinen Wirkungen nicht nur identifizieren, sondern entscheidet sich auch gerne für das deutsche Bürgerrecht – und wird dieses Recht auch verteidigen, wenn es sein muss.

 

Die Grundhaltung eindeutiger Loyalität in freier und freiwilliger Selbstbestimmung – kein Kadavergehorsam - wird selbstverständlich, weil Selbstkritik und Mündigkeit, kritisches und aufgeklärtes Denken zum Wesen des Diamanten gehört. Eine Optionspflicht ist dann keine Pflicht mehr, sondern eine Gelegenheit, sich zum Geiste des Diamanten zu bekennen

und ihn anzuerkennen, vor allem seine Werte in der Gesellschaft mit vielen kleinen und großen Diamanten (vor-) zu leben, um sie an die nächste Generation weiterzugeben.

 

Burkhard Budde

 

(F.A.Z. vom 13. 12.2016)


Kniefall vor Gott, der Menschen aufrichtet

Bei der Senioren-Union über „Weihnachten“


Ilse Nickel, Vorsitzende der Senioren-Union der Braunschweiger CDU, hatte zur Weihnachtsfeier am 12. Dezember 2016 ins CDU-Haus in Braunschweig am Gieselerwall eingeladen. Auch Gäste aus Wolfsburg und Salzgitter sowie Vertreter der Jungen Union konnten begrüßt werden. Als Redner hatte sie Dr. Burkhard Budde, freier Journalist und Mitglied des CDU-Kreisvorstandes in Braunschweig, gewinnen können.

Der Theologe, der über die Bedeutung des Weihnachtsfestes sprach, ermutigte die Teilnehmer, das „Geburtstagsfest mit dem Geburtstagskind“ zu feiern und Weihnachten nicht dem Zeitgeist ängstlich anzupassen. Die Botschaft von der Geburt Jesu Christi sei kein „alter Ladenhüter“, den man in die Rumpelkammer des Geistes stellen könne, auch kein „süßer Lockartikel“ im Schaufenster einer Feier ohne Bedeutung für das Leben.


Die Geburt Jesu sei ein sichtbares und einzigartiges Geschehen der unvergänglichen und allumfassenden Liebe Gottes, das nicht verschwiegen werden dürfe. Das „Geburtstagskind“ sei im Glauben auch „Geburtshelfer“ des göttlichen Geistes in einem Menschen, der auch heute noch in politischer Verantwortung vor Gott und dem Nächsten wirke.


Das Weihnachtsfest könne dazu beitragen, so Burkhard Budde, keinen ängstlichen Kniefall vor den Mächtigen in dieser Welt zu machen, sondern einen Kniefall vor dem liebenden Gott, der den Menschen „aus Liebe aufrichtet, damit er die erfahrene Liebe in Vernunft und Weisheit, in Freiheit und Verantwortung weitergibt.“


Zur Adventszeit

Nussknacker in der Tretmühle des Advents


Einer freut sich auf die Zeit des Advents, macht sich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt, taucht in die Welt voller Lichter und Dichter ein. Ein anderer legt sich lieber pünktlich ins Bett und zieht sich die Decke über den Kopf. Er will seine Ruhe vom stressigen Trubel haben.

Ist der Advent eine harte Nuss? Weil es wie jedes Jahr anstrengend ist, Geschenke zu besorgen und Feiern vorzubereiten? Gefühle zu entwickeln, sich auf Knopfdruck zu freuen?


Ist der Advent eine taube Nuss? Weil die Substanz der christlichen Botschaft fehlt oder ausgehöhlt ist? Das Leben der Boten vom kommenden Gott so laut spricht, dass man die Botschaft nicht mehr hört?


Ist der Advent nur noch eine Schale? Die zwar immer noch die alte Neuigkeit von Gottes Liebe schützt, aber nur noch zur Dekoration gebraucht wird? Und Feiern ohne  tieferen Sinn stattfinden?


Wer im Advent – und auch sonst - auf „dumme Nüsse“ herabblickt, braucht sich nicht über immer mehr Ignoranz und Gleichgültigkeit  gegenüber der Adventsbotschaft und den Adventsboten zu wundern.


Wie kann man aber im Advent auf den Geschmack vom eigentlichen Advent kommen? Man muss versuchen, die Nuss zu knacken. Dazu sind geistige Anstrengungen in Kauf zu nehmen, sich mit den zerbrochenen Teilen der Schale, aber auch mit der Botschaft selbst auseinanderzusetzen: Es gibt einen genießbaren Kern, der der Seele schmeckt, ihr gut tut und sie froh macht. Es ist ein Geschenk des Himmels.

Es lohnt sich also, selbst zum geistigen Nussknacker  zu werden, weil es um die Frucht der Gewissheit bedingungsloser Liebe und letzten Sinns geht.


Und in der Tretmühle des Advents kann dann dieses Geschenk zum Keim neuen Lebens werden, zu einem besonderen Glückserlebnis, dass das Leben nach dem Advent und nach Weihnachten im Lichte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, im Geiste Jesu Christi, prägt, trägt, stärkt – und erneuert.


Burkhard Budde


Ein Kommentar zum Totensonntag

Trost in der Trostlosigkeit?!

 

Die Tür bleibt verschlossen. Die Frau, die ihren Mann verloren hat, ist untröstlich. Sein plötzlicher Tod hat sie tief verletzt, ihre Beziehung ist brutal vernichtet worden.

 

Der Tod verbreitet Angst und Schrecken. Kein Kraut ist gegen ihn gewachsen. Kein Geld, keine Macht, kein Titel, auch keine Sicherungen oder Alarmanlagen können verhindern, dass der Tod wie ein Fremder durch die Tür kommt. Richtig gelesen, schon gewusst, aber häufig verdrängt: Wie ein Dieb in der Nacht kann der Tod ohne Ankündigung zu jeder Zeit und an jedem Ort erscheinen, zerstören und wehtun.

Und jeder  Weiterlebende hat seine eigene Trauer um seinen geliebten Toten.

Kann der Totensonntag, an dem viele an ihren Verstorbenen denken, die traurige Seele trösten? Gibt es an diesem trostlosen Tag vielleicht doch einen Trost im Schmerz?

Weil die Seele des Toten unsterblich ist und jetzt in der Welt der Götter lebt? Weil sie sich in der Welt der Seligen auf Wanderschaft befindet? In einen anderen Körper verwandelt hat? In die Welt der Natur zurückgekehrt ist?

 

Kein Mensch ist bislang aus der Welt hinter der verschlossenen Tür zurückgekehrt, auch wenn man noch so häufig klopft oder trommelt. Die Tür ist keine Drehtür und es gibt auch keine Hintertüren.

 

Bleiben die Angehörigen also stets  trostlos zurück? Und sollten die anderen lieber das Leben auskosten, gelassen und heiter bleiben, einen Glücks-Kick nach dem anderen suchen, um möglichst viele Ego-Klicks zu erleben – bis der Sensenmann ungebeten und unangemeldet erscheint? Oder gibt es eine verborgene Welt in der Welt des Leidens - ohne Selbsttäuschung, aber mit neuem Trost im neuen Leben?

 

Wie war das noch? Im Garten Gethsemane am Abend vor seiner Hinrichtung  hatte ausgerechnet der gläubige Jesus Todesangst. Er wehrt sich allein – seine befreundeten Jünger schlafen -, qualvoll sterben und einen schändlichen Tod erleben zu müssen. Er kämpft mit sich und Gott. Er flieht nicht als die Häscher erscheinen und hält ihnen keine Rede, sondern nimmt schließlich seinen Leidensweg an. Warum? Weil er offensichtlich  Gottvertrauen geschenkt bekommen hat, trotz allem mit Gott zu rechnen, dass es einen tieferen Sinn in der Sinnlosigkeit gibt.

 

Für Jesus war dieser Gott kein Glücksbringer, der dem Menschen eine heile Welt vorgaukelt; kein zynischer Zuschauer angesichts der Schmerzen; auch kein Götze, der alle Erwartungen und Forderungen erfüllen soll. Gott war sein Vater, dem er im Leben und im Sterben vertrauen konnte, auch wenn es nicht immer einfach war. Denn Gott hatte versprochen, auch in der Abwesenheit anwesend, im menschlichen Leiden gegenwärtig zu sein und alles neu zu machen.

 

Auch wenn der mitleidende Gott im Blick auf das Leben nach dem Tod rätselhaft bleibt, gibt es seit dem leidenden und später auferstandenen Jesus Grund zur Hoffnung auf ewiges Leben. Vor allem wenn der Geist Gottes die Tür des Vertrauenden von innen öffnet und tröstet.                            Burkhard Budde


Auf ein Wort

Gefäß oder leere Hülle?

Zum Buß- und Bettag


Ist der Buß- und Bettag nur noch eine leere Hülle? Er war einmal ein Tag der Fürbitte. Die Kirche bat vor Gott um Vergebung für das Versagen der Gesellschaft. Auch ein Tag der Verantwortung. Die Kirche nahm kritisch Stellung  zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Und ein Tag der Prüfung. Die Kirche hielt dem einzelnen Gläubigen den Spiegel vor, damit er sein Gewissen prüfen konnte.

Und heute?


Wer auf Fehlentwicklungen in der Gesellschaft hinweist, sollte zunächst vor der eigenen Tür kehren. Wer den Splitter im Auge des anderen sieht, sollte den Balken im eigenen Auge nicht übersehen. Wer Umkehr fordert, sollte vor allem das ganze Leben als Frucht der Liebe verstehen.


Denn Buße ist keine einmalige Leistung, sondern eine immer wieder neue Erfahrung des göttlichen Geistes. Das Ende der Flucht vor der lähmenden Angst. Und der Beginn der Frucht des befreienden Glaubens.


Dann wird das Leben selbst ein Gefäß, mit dem man Göttliches im Menschlichen und Menschliches im Göttlichen schöpfen kann: Dass der Schöpfer allen Lebens letzte Instanz aller weltlichen Instanzen ist. Dass Gott sich in Jesus Christus als sein Bild offenbart hat. Dass Gottes schöpferischer Geist einen Menschen erneuern kann.


Am Buß- und Bettag muss das Spötter-Trio „Nur Gesinge, Gerede und Getue“  nicht das letzte Wort haben. Auch werden die politischen Anwälte und die moralischen Prediger, die vieles besser wissen und können, eine lebenswichtige  Botschaft nicht an den Rand drängen können: Gott selbst kann handeln – in einem Menschen, für ihn, auch gegen ihn, sogar ohne ihn. Und durch ihn, indem er ihn in Bewegung versetzt. Mit Rückgrat und Offenheit. Mit Mut und Begeisterung. In Vernunft und Liebe.


Burkhard Budde


Auf ein Wort

Neue Entdeckungen im Fluss des Lebens


Quakende Frösche, die lautstark alles besser wissen, können nicht überhört werden; stille Kaulquappen, die sich dankbar auf neues Leben freuen, schon. Kreuz und quer flitzen Schwarmfische, die in ihrem Temperament Unruhe, manchmal auch Ärger verursachen können. Manche Zierfische halten sich im Lebenskampf vornehm zurück, passen sich geschickt an, um zu überleben. Auch weggeworfener Müll und hin und wieder eine Flaschenpost sind zu sehen.

Im großen Fluss der Zeit scheint alles im Fluss zu sein. Das bunte sowie schön-hässliche Leben rauscht dahin. Das Tempo wird immer schneller, das Verfallsdatum immer kürzer. Überall sprudelt es gleichzeitig.  Vertrautes und Gewohntes verschwinden. Immer mehr Neues und Überraschendes, Widersprüchliches und Komplexeres, Mehrdeutigeres und Zwielichtiges geraten in den Sog des Unberechenbaren und der Angst. Kein Wunder, dass sich immer mehr Fische nach einer überschaubaren und geborgenen Welt sehnen, auch nach einem tieferen Sinn und ein wenig Liebe.


Wie die drei Raubfische, die einem Goldfisch begegnen. „Wie findet ihr denn das Wasser?“ fragt sie neugierig der Goldfisch mit seinen großen Augen. Doch die Raubfische schwimmen achtlos weiter. Nach einer Weile sagt plötzlich der eine Raubfisch zu seinen Kollegen: „Freunde, was meinte der Traumtänzer eigentlich mit „Wasser“?“  Alle sind ahnungslos. Und sie verdrängen von nun an solche Fragen, um bei ihren Raubzügen nicht unnötig abgelenkt zu werden, um noch erfolgreicher zu sein.  Eines Tages beschließen sie, den Fluss zu verlassen. „Dieses Leben engt uns ein. Wir müssen uns von ihm befreien, um noch mehr Beute zu machen“, denken sie, machen einen großen Sprung, landen auf dem Ufer, zappeln dort noch ein wenig und bleiben dann reglos liegen.


Auch der Goldfisch, der wohl etwas vom „Wasser“ ahnt, hat große Pläne. Als er jedoch anfängt, das Wasser mit seiner Selbstgerechtigkeit und Selbstsucht zu vergiften, um andere Fische in seinem Quartier zu vertreiben, sind auch seine Tage gezählt. Er muss selbst immer mehr von diesem Wasser  trinken – und verstirbt.


Nur ein nerviger kleiner Schwarmfisch überlebt die Raubfische und den Goldfisch. Er sieht und beachtet die Flaschenpost. Er ärgert sich zwar über die alte Form und das alte Etikett. Entdeckt aber im Inneren eine Botschaft: Gott soll wie Wasser sein, unsichtbar, aber lebenswichtig. Gott könne man mit Vater anreden und mit Liebe deuten. Gott sei die Quelle allen Lebens, aus der man neues Vertrauen, neue Kraft zur Verantwortung und neue Leidenschaft schöpfen könne. Diese Aussagen findet der Schwarmfisch gar nicht so übel, um das Übel in ihm und um ihn herum zu ertragen; und vielleicht auch ein wenig zu bändigen, ohne selbst zum Raubfisch oder zu einem Goldfisch zu werden.


In dieser Gewissheit des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe jedenfalls lebt der Schwarmfisch weiter, beschäftigt sich mit den Aussagen der Bibel, entdeckt Glück und Liebe

 trotz Lebenskampf, aber auch im Lebenskampf, bis er selbst zum Wasser des Lebens zurückkehrt.


Burkhard Budde


Ehrenamt wurde gewürdigt

Dank für langjährigen Dienst


Ohne das Ehrenamt fehlt dem Hauptamt ein wichtiger Partner. Gudrun Stegemeyer war über 25 Jahre mit dem Seniorenheim Wichernhaus in Bad Harzburg ehrenamtlich verbunden. Als ein Zeichen des Dankes erhielt sie für ihre langjährigen Dienste in den Leitungsgremien der Ev. Stiftung  am 11. November 2016 im Andachtsraum des Hauses das Kronenkreuz in Gold der Diakonie.

Stiftungsratsvorsitzender Dr. Burkhard Budde würdigte ihre vorbildliche, zuverlässige und engagierte Tätigkeit, insbesondere ihre Netzwerkarbeit im Blick auf kirchliche Gremien sowie den Rat der Stadt Bad Harzburg, dem sie 15 Jahre lang angehörte. Aber auch das kirchliche Profil des Wichernhauses sei ihr wichtig gewesen. Und Gudrun Stegemeyer habe unter „Diakonie“ nicht nur das Angebot von Andachten und der Seelsorge verstanden, sondern auch einen ganzheitlich ausgerichteten menschlichen Dienst, „der zugleich Körper, Seele, Geist und Soziales auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes umfasst“.   


Kommentar

Wer halbiert, verdoppelt?!

Martinsfest kann „beflügeln“

 

Hat sich das Fest in alter Gestalt überlebt? „Wie cool ist das denn?!“ sagte ein junger Mann erstaunt. Wer teilt, verliert („halbiert“) nicht, sondern gewinnt („verdoppelt“)?! Diese „coole“ Logik der Botschaft des St. Martinsfestes, das am 11. November – dem Beisetzungstag des Heiligen aus dem 4. Jahrhundert – gefeiert wird, bleibt aktuell. Wer das Richtige im richtigen Augenblick tut, kann die Not wenden – und Neues schaffen.

Der Soldat und spätere Mönch und Bischof, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler vor den Toren der französischen Stadt Amiens geteilt hat, bleibt ein Vorbild guter, d.h. richtiger Taten, wenn sie überhaupt möglich sind. (Denn ohne „Mantel“ könnte es auch keine „Mantelteilung“ geben.)


Natürlich, auch dieses Fest mit seiner alten Botschaft kann „missbraucht“ werden. Zum Beispiel als gedankenloses Allerweltfest mit hellen Lichtern, als schönes Spiel ohne besonderen Sinn und geschichtliche Substanz aus Angst vor Andersdenkenden.  Oder als „Steilvorlage“, die Botschaft der Nächstenliebe ins eigene Schaufenster zu stellen, aber sie im Geschäft selbst nur (vor-) zu leben, wenn sie sich rechnet und die „Kohle“ stimmt.


Dennoch, ein möglicher Missbrauch darf nicht den rechten Gebrauch verhindern.  Die Tretmühle des Alltags sowie die Konflikte im Alltag  brauchen dieses Fest als Projektionsfläche möglicher Alternativen und neuer Bewegungen, nach dem sich viele Menschen sehnen.


Dass zum Beispiel Brückenbauer und Friedensstifter ermutigt werden, das Leben ohne Gewalt zum Positiven zu verändern. Sie müssen nicht auf dem Rücken eines Pferdes sitzen, sondern können zu Fuß, auf leisen Sohlen und auf Augenhöhe anderen Menschen helfen. Möglichst auch mit klugem Kopf, brennendem Herzen und helfenden Händen, so dass Hilfesuchende eines Tages selbst „Ritter“ werden können. Der unsichtbare Ritterschlag geschieht mitten im Alltag: Mit geteilten Gefühlen wird die Tür zum Verstehen geöffnet, um mit Verständnis Tränen trocknen zu können und mit offener Hand Verständigung anzustreben.


Der heilige Martin, der wohl vor 1700 Jahren im heutigen Ungarn geboren wurde, hatte ein besonderes Erleuchtungserlebnis: In der Nacht nach der Mantelteilung soll ihm Christus mit der Botschaft erschienen sein „Du hast mich mit dem Mantel gekleidet.“  Ob im „Niedrigsten“ heute der „Höchste“ präsent ist? Auf jeden Fall kann in einem (auch seelisch und sozial) frierenden „Bettler“  wie  frierenden “Ritter“ dem Helfenden etwas „Göttliches“, die jeweilige unverlierbare Würde eines Menschen, begegnen.


Das Martinsfest hilft, den Martin in einem Menschen zu beflügeln. Grund zur tiefen Freude, wenn kleine und große Ritter beim Laternenumzug  die große Liebe im Kleinen feiern. Es gibt viele Gründe, das Fest nicht „uncool“ links liegen zu lassen.

 

Burkhard Budde


Die Liebe als Kraftquelle im Fluss des Lebens

Silberne Konfirmation in Spenge

Einen besonderen Festgottesdienst erlebte die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Spenge in ihrer St. Martinskirche. Zur Silbernen Konfirmation – 25 Jahre nach der Konfirmation -  am 6. November 2016 waren die Jahrgänge 1990 und 1991 eingeladen worden. Die Leitung der Liturgie hatte Gemeindepastorin Brigitte Janssens; die Festpredigt hielt Dr. Burkhard Budde, der von 1981 bis 1994 Gemeindepfarrer in Spenge war.

Im Fluss des Lebens, so der ehemalige Konfirmator in seiner Predigt zum Thema „christliche Liebe“ (1. Joh 4,16), gebe es große Herausforderungen angesichts der Lebensthemen wie  Berufswahl und Partnerwahl sowie die Wahl der Wohnung und des Freundeskreises: Das Gefühl, dass alles immer schneller im Fluss sei und man bei den ständigen Veränderungen kaum Schritt halten könne. Oder die ständige Angst, etwas Wichtiges und Dringliches zu verpassen.

Der Glaube an den liebenden Gott, dem Vater Jesu Christi, könne jedoch Halt und Orientierung, vor allem Lebenskraft schenken. Wer aus dieser Quelle schöpfe, empfange neue bedingungslose Liebe, nämlich Vertrauen und Leidenschaft sowie die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins. Von Gott geliebte Menschen, die mit einer unantastbaren und unverlierbaren Würde geadelt worden seien, könnten diese Liebe weitergeben, das Richtige im richtigen Augenblick im Möglichen tun, um die konkrete Not zu wenden. Und dabei wies der Prediger auf den Spenger Martinsaltar, der die „Mantelteilung“ zeigt und mit dieser Szene auf die Logik des christlichen Glaubens verweist: Wer teilt, verliert nicht, sondern gewinnt – neues Leben.


Segel gespannt

Veröffentlichung zu Ceta in DIE WELT

 Andrea Seibel, leitende Redakteurin der überregionalen Tageszeitung DIE WELT (DW), hat am 28. Oktober einen Kommentar mit dem Titel „Ceta. Und das ist gut so.“ geschrieben, der ein großes Echo fand. In der heutigen Ausgabe DIE WELT ist dazu ein Leserbrief von mir veröffentlicht worden.

 

„Auch ich bin der Überzeugung, dass man die Fenster und Türen eines (europäischen) Hauses nicht auf Dauer aus Angst, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder Selbstüberschätzung verschlossen lassen darf, um nicht im Mief der Abschottung wirtschaftlich, sozial und kulturell zu ersticken.

 

Geöffnete Räume können demgegenüber den frischen Wind des Austausches, der Erneuerung, der Profilierung und der Konzentration sowie der Optionen ermöglichen und zwar zum gegenseitigen Nutzen. Allerdings gehören transparente und nachhaltige, d.h. auch tragfähige Regeln und Standards sowie gemeinsame Institutionen dazu, damit aus dem neuen Wind kein unberechenbarer Sturm mit bösen Überraschungen wird.

 

Mit Ceta scheint ein Segel gespannt zu sein, dass den Fortschritt mit Chancen und Risiken in verantwortbarer, d.h. demokratischer Weise stärkt und in die richtige Richtung zum Wohle aller lenkt“.

 

Burkhard Budde (DW 31.Oktober 2016)


„Akustik in vollkommener Reinheit“

Pan Acoustics aus Wolfenbüttel exportiert weltweit


Augen kann man verschließen. Ohren jedoch sind immer aktiv. Umso wichtiger erscheint es, die Ohren vor angstmachendem Krach und Lärm zu schützen, und der „Akustik in vollkommener Reinheit“ eine Chance zu geben. Das jedenfalls hat sich Udo Borgmann auf seine Fahnen geschrieben und vor etwa 15 Jahren die Firma Pan Acoustics gegründet.

Das in Wolfenbüttel angesiedelte Technologieunternehmen exportiert seine Produkte „ohne Ausfall“ in 20 Länder. Die Lautsprechersysteme, aktive digital steuerbare Zeilenlautsprecher, findet man weltweit in Kirchen, Bahnhöfen, Flughäfen, Tunnel, Hallen, Hörsälen, auch in Afrika, auf Schiffen und im Kohletagebau, weil sie härtestes Klima trotzen, „outdoor“-tauglich sind und „überall“ zum Beispiel in einem Saal für guten Klang sorgen.


Stolz ist Udo Borgmann, der am 27. Oktober 2016 auf einer Veranstaltung des Lions Club Braunschweig- Dankwarderode sprach, auf die Nominierung  zum Außenwirtschaftspreis (von 95 Firmen hat das Unternehmen aus Wolfenbüttel den zweiten Platz bekommen), aber vor allem auf seine 14 Mitarbeiter, die kreativ seien und laufend neue Ideen entwickelten.


Gibt es ein Erfolgskonzept? „Die Motivation der Mitarbeiter, die Spaß an Herausforderungen sowie Freude an sinnvollen Erfindungen haben“, antwortete der Firmengründer, der sich für flache Hierarchien sowie für einen sachbezogenen und partnerschaftlichen Umgang mit seinen Mitarbeitern einsetzt. Die sonst häufig anzutreffende Haltung „nicht erwischt zu werden“ oder „nur Zahlen zählen“ vergifteten ein Betriebsklima, vor allem die Innovationsfähigkeit und Innovationsbereitschaft.  Man könne in einer Nische mit „ungebremster Kreativität“, „Produkten mit hoher Qualität“,  „fairen Preisen“ und einer „gelebten Ethik“ überleben.


Dass ein Prophet mit dem Bekenntnis zum Standort Deutschland auch im eigenen Land noch mehr Resonanz findet, ist dem mutigen Pionier und Audio- und Elektronik-Spezialisten aus Wolfenbüttel zu wünschen.

Burkhard Budde


Kommentar

Braucht die Seele (wirklich) Halloween?

Spaßverderber, Spaßmacher oder Spaßmuffel?


Brauchen wir so etwas Lustiges, so etwas Gruseliges? Und je gruseliger desto lustiger?

Nach Einbruch der Dunkelheit bekommen am 31. Oktober immer mehr Menschen Besuch von „finsteren Gestalten“. Sie klingeln und klopfen an der Haustür und fordern Leckerbissen. „Süßes, sonst gibt`s Saures“. Wer keine Süßigkeiten hat oder sich nicht auf die verkleideten und geschminkten Maskenträger mit (Plastik-)Kürbissen einlässt, kann Pech haben und einen kleinen „Horrortrip“, lustig-unlustige Streiche oder sogar eine Spur des Schmutzes oder der Verwüstung, erleben. Sind wir von allen guten Geistern verlassen?


Braucht ein Kind wirklich ein Gespensterfest, eine Art Grusel-Karneval? Sind Kritiker von Halloween Spaßverderber? Werden Gewalt, Tod und Dämonen wirklich verherrlicht oder verharmlost? Oder werden nur „böse Geister“ spielerisch und symbolisch gebändigt oder verbannt, indem sie mit eigenen Waffen – mit ihren „Fratzen“ - geschlagen werden?


Dass der Verband der Spielwaren-Industrie das Fest Halloween in Deutschland nach 1994 erfolgreich vermarktet hat, ist eine Glanzleistung, die allerdings auch zum kommerziellen Overkill aller möglichen und unmöglichen Angebote entarten kann. Dass immer mehr Eltern und Bürger jedoch nach dem Warum und dem Sinn, der Bedeutung und den Folgen des Festes fragen, spricht für ihre Verantwortung. Sie entdecken dabei auch historische Wurzeln des Festes der umherschwirrenden und irrenden Geister in der Gegenwart.


Halloween, eine Kurzform von „All-Hallow-Even“ bedeutet „Vorabend von Allerheiligen“. 


Zunächst gab es seit dem 2. Jahrhundert vor Christus den irischen Brauch, das Neujahrsfest „Samhain“, das Ende des Sommers, am 1. November gemeinsam mit den Seelen der Verstorbenen, die an diesem Tag auf die Erde kamen, zu feiern. In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November, so glaubte man, öffne sich aber zudem die Welt der Geister, der Kobolde und Hexen, auch in Tiergestalt. Mit brutaler Gewalt soll man sich gewehrt haben. Schwarze Katzen in Käfigen, die aus Weiden geflochten waren, wurden verbrannt. Oder die irischen Priester, die Druiden, sollen Menschenopfer, in der Regel Kinder, von Familien gefordert haben, die lebendig verbrannt wurden, um den Totengott Samhain gnädig zu stimmen. Eine ausgehöhlte und erleuchtete Steckrübe wurde vor die Haustür zum Schutz der Bewohner gestellt, wenn ein Kind herausgegeben worden war; wenn nicht, wurde die Haustür mit Blut beschmiert, Ausdruck des Todes und des Verderbens.


Im Jahr 837 wurde vom Papst der 1. November zum Ehrentag aller Heiligen und aller Seelen erklärt. Und das keltische heidnische Fest „christianisiert“, d.h. die armen Seelen durften das Fegefeuer für einen Tag, am Vorabend von Allerheiligen, verlassen.


Iren, die im 19. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert waren, machten Halloween zu einem amerikanischen Brauch. Aus „Rüben- Laternen“ wurden geschnitzte Kürbisse, die nun „böse Geister“ abschrecken sollten. Und Halloween wurde immer mehr zu einem amerikanischen Ersatz für den europäischen Karneval. Immer häufiger und verändert taucht Halloween als Party- und Volkskultur mit „Trick or Treat“ („Streiche oder Leckerbissen“) in Deutschland wieder auf, erfreut und ärgert zugleich die Geister, Spaßmacher wie Spaßverderber.


Väter und Mütter jedoch, die nicht geistlos und gedankenlos, geschichtslos und verantwortungslos sind, stellen sich eine zentrale Frage: Braucht die Seele meines Kindes wirklich Halloween? Um lustig gruselig und fröhlich auf Kosten anderer Seelen zu sein?


Als Erwachsener jedenfalls feiere ich am 31. Oktober das Reformationsfest. Und freue mich über Kinder, die den Geburtstag von Martin Luther am 10. November feiern. Oder andere Feiern als Halloween bevorzugen.


Und man kann bei aller Begeisterung für ein Fest auch mal auf die Bremse treten und über das Thema nachdenken, ohne gleich ein Spaßmuffel werden zu müssen.

Burkhard Budde 


Schönes Vergnügen mit unaussprechlichem Zauber

You Silence I Bird

überzeugte im Braunschweiger Staatstheater


Ein bewegendes Vergnügen einer musikalischen Ästhetik: Mit jugendlichem Charme und unaussprechlichem Zauber überzeugte die Band You Silence I Bird (YSIB) mit ihrem Konzert am 22. Oktober 2016 im Staatstheater Braunschweig (Haus Drei). Ihre frischen Stimmen bewegten, ihre originellen Lieder beflügelten und ihre spezifische Kunst eroberten viele Seelen. Aus Zuhörern und Zuschauern wurden bewegte Teilnehmer. Der „Vogel“ hat sein Nest verlassen und zieht immer sichtbarer und hörbarer seine Kreise in der Musiklandschaft in Braunschweig, Hannover und darüber hinaus.


Aus einem ästhetischen Experiment ist ein ästhetisches Spiel geworden, dem man Erfolg wünschen kann, weil es eine Bereicherung für junge Menschen, aber auch für Ältere darstellt, die sich eine Mischung aus Anspruch, Leichtigkeit und Herzblut wünschen. Danke! - YSIB mit Paul Baumann, Jonas Budde, Hendrik Garbade und Moses Köhler für diesen vielfältigen „Flügelschlag“ einer musikalischen sowie ästhetischen Freude.

Burkhard Budde


Vom Schein zum Sein


Ein eitler Pfau überspielt seine Minderwertigkeitsgefühle, ein dekadenter Paradiesvogel seine Verantwortungslosigkeit. Ein langweiliger Pinguin hinterlässt gähnende Leere. Eine graue Maus versteckt ihre Sehnsüchte. Ein zahnloser Löwe brüllt und erntet Ignoranz. Ein schönes Model hat sich in die Erotik des schönen Scheins verliebt. Ein ungepflegter Rüpel hält sich für einen tollen Kerl. Ein geschniegelter Politiker kritisiert mit Unschuldsmiene und Krokodilstränen ein Gesetz, das er selbst beschlossen hat.


Das Aussehen und Auftreten können Glaubwürdigkeit und Menschlichkeit nicht ersetzen. Aber ein glaubwürdiges Leben ermöglichen. Wenn die Seele nicht verkauft, der Charakter nicht verbogen, der Geist nicht getäuscht wird. Die Visitenkarte des Äußeren keine falschen Versprechungen macht. Sondern  Äußeres und Inneres eine intime Beziehung eingehen, die anzieht und ausstrahlt. Eine glaubwürdige Sprache gesprochen wird, die nicht so laut spricht, dass die Liebe überhört wird, sondern das Leben erregt und bewegt, zur Liebe in Notwendigkeit und im Möglichen befähigt.


Damit der Pfau zu sich selbst findet, der Paradiesvogel seine Bestimmung, der Pinguin Sinn, die Maus Befriedigung, der Löwe Verständnis, das Model das Sein, der Rüpel Anstand und der Politiker Vertrauen.

Burkhard Budde


Auf ein Wort


Wer dankt, denkt.

Und wer denkt, dankt.

 

Danken? Denkste! Undank ist der Welten Lohn.

Einen kühlen Kopf behalten und (auf-)rechnen können. Darauf kommt es an!

 

Denken? Nein danke! Jammern und Schimpfen ist besser.

Herzblut und viel Gefühl zeigen.

Das ist „in“!

 

Danken und denken gehören jedoch zusammen.

Wenn das Leben gelingen soll.

 

Auf das wirklich Wichtige und Entscheidende im Leben,

auf Gesundheit, Liebe und Vertrauen,

hat keiner einen Anspruch.

 

Aber ohne Denken,

Nach- und Vordenken, Durch- und Mitdenken,

verlieren diese Lebensgeschenke ihre Bedeutung und Kraft.

 

Der dankbar Denkende kann Neid und Gier, Hass und Gleichgültigkeit,

Selbstgerechtigkeit und Hochmut leichter überwinden.

Weil er bedingungslose Liebe einatmet und vernünftig ausatmet.

 

Und Verantwortung im Leben für das Leben wahrnimmt.

Indem er weit genug denkt

- an den Liebhaber allen Lebens,

der auch in der Not niemanden im Stich lässt.

 

Danke, dass dieses Denken zum Umdenken, zum Danken befreit.

 

Burkhard Budde


„Nichts gelernt“ - weil er alles schon wusste

Olaf Schubert in der „schönsten Stadthalle – in Braunschweig“


Den Ernst nimmt er fies und lässig auf die Schüppe. Und stolpert „geschickt“ über das zweideutig Eindeutige und das eindeutig Zweideutige. In seiner neuen Show „Sexy forever“ ließ der Kabarettist Olaf Schubert kaum ein Thema aus. Mit seinen Freunden Herrn Stephan und Jochen Barkas war die sinnliche Lichtgestalt mit bekanntem Pullunder und in Jeans am 28. September 2016 Gast in der Stadt Braunschweig, „die die schönste Stadthalle hat – in Braunschweig“.

Scheinbar naiv, vereinfachend und verharmlosend, aber dann immer auch bissig und zynisch umschifft er die Grenzen des guten Geschmacks und der politischen Korrektheit. Und sein schwarzer Humor erntet spontanes Gelächter. Aber wenn Betroffenheitslyrik aus seinem Mund kommt, werden „böse Witze“ nicht oder nur selten auf die Goldwaage gelegt.     

Der prickelnde Sekt der ironisierenden Übertreibung, der auch schon mal als „pechschwarzer Humor“ in das stille Wasser einfacher Denkstrukturen gegossen wird, scheint vielen zu munden – wenigstens während der Show. Auf jedem Fall immer ihm selbst, dem Olaf, der von sich sagt, „nichts gelernt zu haben, weil er alles schon wusste“  und gerne weniger verdienen würde, „um nicht ausgegrenzt zu werden“ - aber nicht weiß wie er es machen soll.

Burkhard Budde


Der neue Krodo.

 Krodo.

Wer hat dich gemacht?

 

Dein Rad erinnert mich an die Sonne.

Könnte damit das ewige Leben gemeint sein,

das keinen Anfang und kein Ende kennt?

 

Der Korb mit Blumen an die Schöpfung,

die am Ende einen Neuanfang schenkt.

 

Der wehende Rockschoß,

der auf die Seele in allem Leben hinweist.

 

Der Fisch als Symbol des Lebens schlechthin,

von dem alles Leben kommt, zurückkehrt und verweist.

 

Und ist diese Anonymität des Lebens

mit Jesus Christus sprachfähig geworden?

Als Lebenstrost ohne Scheinlösungen.

Als Lebenskampf mit begründeter Hoffnung.

 

Dann bist Du kein Götze und kein Maskottchen.

Kein gestorbener germanischer Gott.

Sondern vorchristlich christlich.

 

Und ick vinde dit toll, wie ein Mensch dit jemacht hat.

 

Burkhard Budde

 


Fröhliches Fest mit Krodo

Kastanienfest in Bad Harzburg


Das Entenrennen war eine besondere Attraktion. Der Verein für krebskranke Kinder Harz e.V. hatte es beim 21. Kastanienfest in Bad Harzburg organisiert. Es fand bei vielen Teilnehmern ein positives, fröhliches und lustiges Echo.

Viele Gäste aus der ganzen Region strömten am Wochenende in das Sole Heilbad am Nordrand des Harzes. Unter ihnen war auch Krodo, der an den germanischen Gott der Sachsen erinnert. Sein Standbild auf der Harzburg soll 780 von Karl dem Großen zerstört worden sein. Seit dem Jahr 2007 ist auf dem Burgberg, dem 483 Meter hohen Hausberg Bad Harzburgs, wieder eine Krodo-Statue zu sehen, die der Kunsthandwerker Volker Schubert geschaffen hat.

 

 

 

 

Der vorchristliche Krodo, auch der in seiner aktualisierten Gestaltung, kann mit Hilfe seiner Attribute lebensdienlich gedeutet werden: Das Rad als Symbol der Sonne könnte auf das ewige Leben hinweisen, das keinen Anfang und kein Ende kennt; der Korb mit Blumen als Symbol  der Schöpfung, die am Ende einen Neuanfang kennt; der wehende Rockschoß als Symbol der unsichtbaren, aber erfahrbaren Seele in allem Leben; der Fisch als Symbol des Lebens schlechthin, von dem alles Leben kommt, lebt und zurückkehrt.


Und hat nicht der christliche Glaube diese Anonymität des Lebens mit der Person Jesus Christus in einzigartiger und unverwechselbarer Weise  sprachfähig gemacht? Auch als neuer Trost des Evangeliums ohne Vertröstung und als Lebenskampf mit begründeter Hoffnung?

Burkhard Budde


Weder Panik- noch Gute-Laune-Fotos

Fotos in „Pop-Art“ von Jörg Scheibe


Die Spatzen pfeifen es von der Brunsviga. Im Kultur- und Kommunikationszentrum in der Stadt Heinrichs des Löwen sind Fotos in „Pop Art“ zu sehen. Keine Panik-Fotos, die Geist und Sinne provozieren, aber auch keine Gut-Laune-Fotos, die die Seele nur schmeicheln wollen. Dem Fotografen Jörg Scheibe ist es vielmehr in seinen zehn ausgestellten Werken gelungen, Realität und Fiktion, Historie und Innovation so zu mischen, dass sie mit ästhetischen Lichtspielen positive Emotionen simulieren und wecken.


Jörg Scheibes Fotos repräsentieren „Geschichte“ wie die Braunschweiger Quadriga, den Dom oder das Rizzi-Haus und machen sie durch die fotografische und künstlerische (Farb-) Gestaltung zugleich gegenwärtig und zukunftsfähig.

Während „normale“ (Kunst-)Fotografie die unvollkommene Wirklichkeit akzentuieren und pointieren kann, zugleich auch aktualisieren und natürlich vervielfältigen, durchdringen sich die historische und künstlerische Perspektiven der Werke von Jörg Scheibe wechselseitig. Und verbreiten Freude, indem sie die Lichtseiten der historischen Erinnerungen spielerisch und farbenfroh zur Sprache bringen.


Die Fotos des freien Pressefotografen und Fotodesigners gehören nicht in die Wüste der Nichtbeachtung, sondern auf die Dächer der Öffentlichkeit.


Burkhard Budde


Ein Schatz im Schatz

Die „teuerste deutsche Münze“

im Schlossmuseum in Braunschweig

 

Die „teuerste deutsche Münze“ weckt die Neugier vieler Menschen. Zu sehen ist dieser Schatz zurzeit in der „Schatzkammer Harz“ im Schlossmuseum in Braunschweig. Sie gehört zu den Schaumünzen der Herzöge, die ihren Reichtum bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten zeigen wollten. In der Sonderausstellung dokumentieren die „Löser“ – wie die Münzen mit mehrfachen Talergewicht auch genannt werden - zugleich den Reichtum des sagenumwobenen Harzes, der auch Teil der Geschichte des ehemaligen Herzogtum Braunschweig. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts wurde bis zu 50 Prozent des deutschen Silbers im Harz gefördert.

 

Herzog Friedrich Ulrich, der von 1613 bis 1634 regierte, hat sich in diesem Löser zu 20 Goldgulden aus dem Jahr 1625, der mit den Stempeln des Lösers zu zwei Reichstalern wahrscheinlich in Goslar oder Tellerfeld geprägt wurde, verewigt. Erinnert wird jedoch indirekt zugleich auch daran, dass er der Politik der Räte zustimmte, Münzstätten zu verpachten sowie die Qualität der Münzen generell zu verschlechtern. Wie es in dem Katalog zur Ausstellung heißt führte dies 1621 zu Auseinandersetzungen der Bergleute, die selbst hochwertige Metalle förderten, aber minderwertige Münzen als Lohn erhielten.



 

Auf dem einzigartigen Münzschatz „Löser in Gold“ ist ein bärtiger Mann mit Hut und Buch zu sehen, der einen Pilgerstab hält und auf einem Boden mit Blumen steht, der Platz für eine Wertpunze freihält. Über ihm scheint die Sonne mit einem  Strahlenbündel und der hebräischen Inschrift יהוה für Jahwe. Die lateinischen Aussagen rechts und links von ihm verdeutlichen das religiöse Verständnis vom Leben der damaligen Zeit: „SINE DEO NIHIL“ („Nichts ohne Gott“); „FELICITER SUCCEDIT“ („Glücklich erfolgreich“).

Die lateinische Randschrift macht deutlich, dass es sich um den Heiligen Jakobus handelt, dem Apostel und Schutzheiligen der Pilger.

Das Wappen auf der anderen Seite der Münze zeigt einen bärtigen „wilden“ Mann, der mit einem Baumstamm ein Wappenschild mit fünf Helmen hält, das elf verschiedene Wappen zeigt. Darüber ist die Zahl 1625 zu sehen. Um den Rand des Lösers läuft die lateinische Inschrift „FRIDERICUS Û ULRICUS Û DEI Û GRATIA Û DUX Û BRUNSUICENSIS Û ET Û LUNEBURG“ („Friedrich Ulrich von Gottes Gnaden und Herzog von Braunschweig und Lüneburg“).

Die Sonderausstellung im Braunschweiger Schlossmuseum zeigt noch viele andere Schätze aus der „Schatzkammer Harz“. Sie kann noch bis zum 3. März 2017 besucht werden.


Überraschende Provokationen im Harz

Kunst für starke Nerven


Die höchstgelegene Bergstadt im Oberharz Sankt Andreasberg ist ein Geheimtipp für viele Menschen, die die Natur mit ihren offenen Geheimnissen und versteckten Schätzen  lieben. Kaum einer erwartet jedoch in dem Luftkurort provozierende Kunst. Man wird hellwach im verschlafenen Zentrum der ehemals freien Bergstadt, wenn man einzelne Werke der Ausstellung „Natur-Mensch“ in der Rathaus-Scheune betrachtet. Künstler aus der ganzen Welt haben sich mit dem Spannungsverhältnis von menschlicher Kreativität und kreativer Natur auseinandergesetzt und mit ihren Werken ein geistiges Sprungbrett in die Schnittstelle zweier Welten geschaffen.

Besonders provoziert das Werk „hunger for it“ von David Mildner (Berlin).  Auf einem Bauernhof hat sich offenbar etwas Brutales und Blutiges ereignet. Ein totes Schwein, das in seinem Blut auf einem weißen Weg liegt, ist zu sehen; sein Kopf befindet sich leblos auf dem grünen Rasen, auf dem auch ein weiteres Schwein zu sehen ist, das von einem grünen Pfosten eines Gitters eines eingezäunten Bereiches durchbohrt worden zu sein scheint. Daneben - vor dem Zaun - sieht man „überraschenderweise“ eine platt auf dem Rücken liegende unbekleidete Frau, die tot (ermordet?) und Teil des grausamen Geschehens ist. Auf den ersten Blick fällt jedoch eine weitere Person auf, eine mollige, gut genährte „Täterin“, die das ganze Bild dominiert. Sie ist ebenfalls unbekleidet, aber stehend, wirkt souverän und unberührt, ja sogar freundlich und  hat noch „frisches“ und tropfendes Blut an ihren Händen. Sie macht sich auf den Weg, indem sie mit ihrer rechten blutverschmierten Hand das Fußgelenk der toten Frau packt und - gleichsam die Augen des Bildbetrachters suchend - über sie hinwegschaut und gleichgültig nach vorne mit auf den weißen Weg zieht.


„Hunger for it“ ist nichts für die Augen von Kindern, auch wenn Minister Stefan Wenzel in seinem Grußwort im Ausstellungskatalog das „Einbeziehen von Kindern in das Ausstellungsgeschehen“ begrüßt. Auch nichts für die Augen von dünnhäutigen Beobachtern, die schöne Romantik und keine schonungslose Brutalität suchen. Oder für die Augen dickhäutiger Vielseher, die sich als Lieblinge der Kunst ausgeben, aber nur das entdecken, was sie sehen wollen. Oder für die Augen von getarnten Voyeuren, die sich durch ihren überheblichen Blick selbst entlarven. Vielleicht jedoch etwas für Menschen, die im zerstörerischen „Schlachtfest“ des Lebens ihre Nerven behalten, weil sie in der Gier und im Rausch nicht vor Hunger nach neuem Leben sterben, sondern neu leben wollen.


 

Auch das Werk „Meister 2“ von Anna Grau, die ebenfalls in Berlin künstlerisch tätig ist, fällt aus der Reihe. Vor dem Hintergrund abgestorbener und aufgereihter Bäume in heller Steppenlandschaft sowie grauem Himmel ist im Schatten des Vordergrundes ein ausgemergelter Wolf mit übergroßem Kopf zu sehen. Mit leuchtenden Augen blickt er scheinbar harmlos in die Ferne. Rechts von ihm sitzt ein vornehm gekleideter und glatt frisierter junger Mann mit hellem Gesicht, weißen Händen, lässig überschlagenen Beinen (jeweils ein Stück heller Haut ist auf dunklem Grund  auffallend) auf dem Fell eines edlen Sofas.


Das Werk wird durch ein stilles horizontal gestaltetes Lichtband durchbrochen, das die hellen, aber teilnahmslos blickenden Augen des Mannes berührt und scheinbar auch lenkt. Gibt es keine Beziehung der beiden Bildhälften, zwischen Trostlosigkeit und Luxus, zwischen dem Hunger des Wolfes und dem Reichtum des Mannes? Ist die Brücke vielleicht das Täuschungsmanöver  des listenreichen und gierigen Wolfes, das die Verlogenheit und Gleichgültigkeit des Mannes gegenüber dem zerstörten Leben widerspiegelt? Werden die freud- und sinnlosen Gefühle des Mannes unsichtbar sichtbar in der unberechenbaren Wolfsnatur des Menschen, der auf Kosten der Natur ein schönes Leben führt?


Ein Kunstwerk, dass – wie das Werk von David Mildner - mit vielen Fragen und Nachfragen die Tür zu einer Lebenswelt öffnet, um Antworten in einem selbst zu suchen und zu finden.


Burkhard Budde

 


Digitale Natives und Digitale Immigrants

Über einen gesellschaftlichen Dialog


Digitale Ureinwohner („Digital Natives“) und digitale Einwanderer („Digital Immigrants“) mischen die Gesellschaft immer mehr auf. Die einen wachsen in einer digitalen Welt auf, die anderen lernen sie erst im Erwachsenenalter kennen. Wieder andere üben sich in digitaler Abstinenz. Und dabei verändern sich die Märkte immer schneller. Bei manchen der „Generation Selfie“ spielt sich das Leben immer häufiger auf dem Display ab. Reale und virtuelle Welt scheinen dann miteinander verschmolzen zu sein.

Das globale Schaufenster mit den vielen und wertschöpfenden Vernetzungsmöglichkeiten hat viele positive Seiten.  Aber die Anonymität des Netzes kann auch zur schleichenden Entsolidarisierung der Gesellschaft führen sowie zum Nährboden für Parallelwelten werden. „Der Rückzug ins Private ist bei vielen angesagt, der gesellschaftliche Dialog abgesagt“, befürchtete Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Vorstands DZ BANK AG, die am 14. September 2016 zum „20. Investment Dialog“ in die Alte Oper Frankfurt am Main eingeladen hatte.  

Wie wollen wir jedoch in Zukunft leben, arbeiten und wohnen. Und was tut die Digitalisierung mit uns und der Wirtschaft? fragten zu Beginn der Veranstaltung Corinna  Wohlfeil (n-tv) und Christian Sievers (ZDF), die die Veranstaltung moderierten.


Keine „Powerfrau“ mehr?!

Einen Blick in die Glaskugel warf Prof. Dr. Heinz Bude von der Universität Kassel. Die „Powerfrau“ werde aussterben. Junge Frauen wollten eine glückliche Familie und einen guten Beruf. Die Generation werde „weiblicher, migrantischer, bunter, aber auch gespaltener.“ Eine Chefärztin werde keinen Krankenpfleger heiraten, sondern einen Kollegen. Die sozialen Medien, die den neuen Begriff von Öffentlichkeit als „geteilte Privatheit“ geschaffen hätten, würden ein „riesiges Angebot von Lebensassistenz“ bieten, personalisierte Angebote, „die durch Rückkoppelungsschleifen immer besser werden.“  Heinz Bude warnte vor einer „digitaler Anbiederung.“ Informationen würden endlos vervielfältigt; wichtiger sei gedeutetes, bewährtes und glaubwürdiges Wissen, das immer knapper und teurer würde.


„Respektvoller Umgang“

Die Lufthansa Group mit 120 000 Mitarbeitern und 32,1 Mrd.Euro Umsatz hat auf die Generation Selfie mit maßgeschneiderten Angeboten reagiert, berichtete Vorstandsmitglied Dr. Bettina Volkens. Nicht nur Innovation, Kreativität und Flexibilität seien wichtig, sondern auch ein respektvoller Umgang mit jungen Leuten, die gehört und eingebunden werden wollten.


„Beste Rahmenbedingungen“

Michael Zahn von der Deutschen Wohnen AG (160 000 Wohnungen im Wert von 15 Mrd. Euro) erläuterte die „besten Rahmenbedingungen“ für junge Menschen. Das seien nicht höchste Gehälter. Zufriedenheit, die Identifikation mit der Aufgabe und dem Unternehmen, das Vertrauen zum Vorstand, Perspektiven, Familie führten zur „operativen Exzellenz“.


„Das A und O für den Erfolg“

Vorstandsmitglied Wilfried Porth von der Daimler AG warb für „intelligente Vernetzungen und die Umsetzung digitaler Möglichkeiten als das A und O für den Erfolg eines Unternehmens.“ Es gebe für Daimler zwei besondere Herausforderungen: Die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und die Elektrifizierung von Fahrzeugen.


„Erfolgsfaktoren“

Aber gibt es in dieser dynamischen und komplexen Welt Erfolgsfaktoren für Digital Natives? Lars Hille, Mitglied des Vorstands der DZ Bank, nennt eine „gelassene Haltung“ sowie ein „Bündel von Ideen, Wünschen und Träumen.“ Insbesondere jedoch seien erforderlich „Resilienz“ (Widerstands- und Entwicklungsfähigkeit), „Agilität“ (Digitalisierung der Prozesse, klare Verantwortlichkeiten, aber auch das konstruktive Hinterfragen von Hierarchien), „Resonanz“ (Aufmerksamkeit für Wünsche wie Teilhabe und Bewertung), „Präsenz“ (Ansprechbarkeit durch Kombination von digitaler und sichtbarer Welt).


„Neue Arbeitswelt“

Wie die neue, neu gemachte und neumachende Arbeitswelt aussieht oder aussehen kann schilderten u.a. Jan Fischer (Geschäftsführer innosabi GmbH), Alastair Bruce (Geschäftsführer Micosoft Deutschland GmbH), Dr. Roman Glaser (Präsident Genossenschaftsverband Baden-Württemberg), Dr. Andreas  Wiele (Vorstandsmitglied Axel Springer SE).


„Chancen des Wandels“

Wer genau zuhörte, nahm eine lebensdienliche Botschaft wahr: Keine Angst vor dem Wandel haben, sondern ihn verantwortungsbewusst mitgestalten. Damit man nicht Getriebener oder Gefangener wird oder bleibt, sondern das „Gesetz des Handelns“ in der Hand behält oder wieder bekommt. Um die Chancen des Wandels zu entdecken und zum Nutzen aller umzusetzen.


Burkhard Budde


Politik in geselliger Runde

CDU-Dorftreff in Abbensen-Oelerse im Landkreis Peine

Hans-Jürgen Giere vom CDU Ortsverband Abbensen-Oerlerse im Landkreis Peine konnte auf seinem Hof beim „CDU-Dorftreff“ am 30.August 2016 viele Politiker begrüßen, unter ihnen den CDU- Landtagsabgeordneten und stv. Fraktionsvorsitzenden Frank Oesterhelweg, den Peiner CDU-Kreisvorsitzenden Christoph Plett sowie den CDU-, FDP-, PG- Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde. Darüber hinaus freuten sich viele Teilnehmer über die Kandidaten für Kreistag, Gemeinde- und Ortsrat, die Verantwortung vor Ort wahrnehmen wollen, insbesondere jedoch über die bunte Gemeinschaft in geselliger Runde - „garniert“ mit politischen, stets originellen Reden.


Am Kuchenbuffet

„Weniger Steuern können mehr Steuerkuchen bewirken“


Die Tageszeitung DIE WELT, die überregional erscheint, hat am 29. August 2016 einen Leserbrief von mir zum Thema „Steuersenkung“ veröffentlicht:


Wenn ein Kuchen kleiner wird, gibt es schnell Verteilungs- und Machtkämpfe, weil jeder möglichst ein großes Stück von ihm haben will. Wird er größer, weckt er Begehrlichkeiten von Lobbygruppen, die Sonderinteressen haben, sowie die Spendierlaune von Politikern, die wiedergewählt werden wollen. Auch wenn (immer) weniger Esser am Kuchenbuffet stehen sollten, gehört zu einer verantwortungsvollen Politik, an die Folgen und die nächste Generation zu denken: Weder Verschwendung noch Geiz noch Sparen um jeden Preis stärken den Steuerkuchen auf Dauer. Und die politische Gier, die Steuerkeule zu schwingen, um seine Klientel zu bedienen, oder sich mit Schulden einen „schönen Tag“ auf Kosten anderer zu machen, zerstört die Bereitschaft der Mehrheit der Bevölkerung, mit Einsicht, Leistungsbereitschaft und vielleicht sogar auch mit etwas Freude am Wachsen des Kuchens mitzuwirken.

Der Staat muss gezielt nachhaltige Anreize schaffen, sich mit dem „Kuchen für das Gemeinwohl, die öffentlichen Aufgaben und die wirklich Bedürftigen“ zu identifizieren und nicht das Gefühl vieler stärken, der normale Bürger würde beim Steuerzahlen wie eine Zitrone „um etwa 50 Prozent“ ausgepresst oder sei als braver Steuerzahler am Ende doch nur der Dumme.

Weniger Steuern tragen zum größeren Kuchen bei.

 

Dr. Burkhard Budde, Bad Harzburg  (DW 29.8.2016)


Heimat und Traditionsverbunden

Die Anziehungskraft eines Kartoffelpufferfestes


Otto Brandes weiß, wie „knusprige Kartoffelpuffer“ es schaffen, dass „das Wasser im Munde“ zusammenläuft. Und nicht nur seine Parteifreunde  wie Wolfgang Brandes, Sylvia Greve, Detlef Böntgen, Jürgen Wehmer, Yvonne Rickmann-Kriete , Dirk Voges und Hans-Henning Rischbieter – die „CDU-Mannschaft für Bortfeld – waren vom „Puffer“ begeistert, sondern auch die Gäste des Bortfelder Kartoffelpufferfestes.

Der CDU-Ortsverband Bortfeld hatte zu diesem traditionellen Fest eingeladen. Und viele kamen, unter ihnen auch der Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, der sich an den „Pickert“ aus seiner westfälischen Heimat erinnert fühlte und für den deshalb die Kartoffelpuffer in Bortfeld ein besonderer Gaumenschmaus war.


Vernetzt in Kirche und Gesellschaft

Landratskandidat besuchte Feste in Vechelde


Mit seinem Parteifreund Günther Wolters aus Vechelde besuchte Landratskandidat Dr. Burkhard Budde am 28. August 2016 Feste in Vechelde.

Beim Pfarrfest in St. Gereon anlässlich des 60-jährigen Bestehens der katholischen Kirche  kam es zu einer Begegnung mit dem Vechelder Bürgermeister Ralf Werner, der Pröpstin Pia Dittmann-Saxel und dem stv. Kreisvorsitzenden Georg Raabe.

 

 

 

 

Auch beim Bürgerbrunch im Schlosspark Vechelde wurden viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt.


Gemeinsam für mehr Demokratie

CDU und FDP gegen die Herrschaft einer Partei


Im Landkreis Peine wollen CDU, FDP und PB (Peiner Bürgergemeinschaft) den neuen Landrat stellen. „Zwei Jahrzehnte Herrschaft einer Partei ist genug“, sagte ihr Landratskandidat Dr. Burkhard Budde auf dem FDP Hoffest am 28. August 2016 in Sonnenberg. Die Demokratie lebe vom Wechsel. In 16 Jahren seien viele Chancen guter Nachbarschaftspolitik  sowie die Stärkung der kommunalen Familie „verschlafen“ worden.

Gute Stimmung herrschte bei der Begegnung (v.l.) von Waldemar Hänsel (FDP-Ortsvorsitzender), Dr. Ralf Zornemann (stv. FDP-Kreisvorsitzender), Dr. Burkhard Budde und Thomas Schellhorn (FDP-Kandidat und Gastgeber).


Spahn: Auch Flüchtlinge müssen Erwartungen einhalten

Großer Vertrauensbeweis für Ingrid Pahlmann


Ein Traumergebnis für Ingrid Pahlmann: Auf der Wahlkreismitgliederversammlung Gifhorn-Peine erhielt die Bundestagsabgeordnete das Vertrauen aller 84 wahlberechtigten Parteimitglieder und wurde erneut zur Bundestagskandidatin des Wahlkreises Peine-Gifhorn nominiert. Die CDU-Kreisvorsitzenden Christoph Plett (Peine) und Andreas Kuers (Gifhorn) dankten im Peiner Forum am 27. August Ingrid Pahlmann für ihre bisherigen Aktivitäten sowie den Parteimitgliedern für das ermutigende sowie solidarische Votum.


Zusammenarbeit mit Gifhorn

Landratskandidat Dr. Burkhard Budde stellte sich den Gifhorner Parteifreunden vor – unter ihnen Landrat Dr. Andreas Ebel – und freute sich auf die Zusammenarbeit nach der Kommunalwahl und sprach vom gemeinsamen Erfolg mit Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier: „Der Wandel ist durch politischen Wechsel in Stadt und Landkreis nötig und möglich.“

Andreas Kuers, Ingrid Pahlmann, Jens Spahn, Dr. Burkhard Budde, Andreas Meier und Christoph Plett (v.l.).


Wirtschaftliche Lokomotive

Der Staatsekretär beim Bundesminister Jens Spahn zeichnete in seiner Rede ein differenziertes Bild von der politischen Lage. Wirtschaftlich gehe es Deutschland „ziemlich gut“. In Europa sei Deutschland mit 43 Millionen Erwerbstätigen sowie vielen innovativen Unternehmen wirtschaftliche Lokomotive.  Es gebe aber auch viele Herausforderungen. Zu einer „richtigen Politik“ gehöre die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftskraft („Sozial ist, wenn die Wirtschaft wächst“.), ein ausgeglichener Haushalt („Den folgenden Generationen darf man keine (neuen) Schulden hinterlassen“.), sowie jetzt schon den demographischen Wandel  im Blick auf den Fachkräftemangel zu bedenken („Wenn der geburtenstarke Jahrgang aus dem Jahr 1964 in Rente geht, kommen nicht einmal halb so viel Menschen nach“.).


Vielfältige Schulformen

Spahn sprach sich für vielfältige Schulformen aus, gegen eine Einheitsschule aus, weil es auch keine Einheitskinder gebe, sowie gegen den Akademisierungswahn, weil das Leben nicht erst mit dem Abitur anfange.

Gemeinsame europäische Lösung

Im Blick auf die Flüchtlinge betonte der Politiker die Notwendigkeit eine gemeinsame europäische Lösung zu suchen und sich für Rechtsstaatlichkeit einzusetzen („Ausreisepflichtige müssen auch ausreisen.“).  Die Polizei brauche auch mehr Möglichkeiten.


Integration von Flüchtlingen

Flüchtlinge mit Bleibeperspektive müssten integriert werden, die deutsche Sprache lernen, eine Ausbildung unter leichteren Bedingungen bekommen („Der Mindestlohn muss an dieser Stelle überdacht und die Vorrangprüfung abgeschafft werden.“) und die Leitkultur oder die „Leitwerte“ sowie die  kulturellen und rechtlichen Erwartungen einhalten. „Die Prinzipien wie Trennung von Staat und Religion, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung, die uns stark gemacht haben, bleiben die Grundlage und Voraussetzung.“  Wer die Burka tragen möchte, sei im falschen Land. In Deutschland gebe es nicht nur viele Möglichkeiten, sondern auch Grenzen.


Wahlkampf in Peine für Peine und den Landkreis

Am 11. September sind Kommunalwahlen

Bürgermeisterkandidat Andreas Meier und Dr. Burkhard Budde

sind für einen Wechsel, damit der Wandel, der nötig, möglich wird - weg vom Nebeneinander und Gegeneinander hin zum Miteinander und Füreinander zum Wohl aller Bürger.


 

 

 

 


Eine familien- und altenfreundliche Partei

Ingrid Pahlmann, Burkhard Budde und Andreas Meier

in Rosenthal


Die CDU ist schon immer familienfreundlich gewesen, aber auch altenfreundlich, meinte Landratskandidat Dr. Burkhard Budde angesichts der vielen Kinder und älteren Bürger beim „Familien-Hoffest“ des CDU-Ortsverbandes Rosenthal auf dem Rosenthaler Rittergut am 26. August 2016. „Die Mischung macht es. Junge und alte Menschen brauchen einander“. Und jeder einzelne habe eine unverlierbare Würde, was Grundlage, Maßstab und Ziel jeder verantwortungsvoller Politik sei.

Begrüßen konnte die CDU-Ortsverbandsvorsitzende Friederike von Schütz insbesondere die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann, die eine lebendigen Bericht über ihre politische Tätigkeit in Berlin für Peine und Gifhorn gab, sowie den Peiner Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier.


Im Jahre 1223 wurde Rosenthal erstmals urkundlich erwähnt. Der Bischof von Hildesheim hatte Rosenthal gekauft, um es anschließend zu befestigen. Von hier aus kämpfte er gegen die Herzöge von Wolfenbüttel, die in Peine ansässig waren, unter ihnen Gunzelin v. Wolfenbüttel, der Stadtgründer von Peine war.


Elmar Brok traf Burkhard Budde in Peine

Europapolitiker zu Gesprächen auf dem Weg in die Türkei


Ein besonderes Treffen von politischen Weggefährten mit möglichen Auswirkungen auf den Landkreis Peine: Elmar Brok, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Dr. Burkhard Budde, CDU-, FDP-, PB-Landratskandidat im Landkreis Peine, trafen sich am 22. August 2016 in der Stadt Peine. Beide kennen sich seit vielen Jahren aus der politischen Arbeit in Ostwestfalen. Burkhard Budde war von 1975 bis 1979 Mitglied des Rates der Stadt Bünde; Elmar Brok aus Bielefeld ist seit 1980 im Europäischen Parlament und zurzeit Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Parlaments.


Elmar Brok berichtete, dass er auf Einladung des türkischen Außenministeriums und in Absprache mit Kanzlerin Angela Merkel und dem Europäischen Parlamentspräsidenten Martin Schulz jetzt mit einer niederländischen Kollegin nach Ankara fliege, um mit den türkischen Partnern über den Militärputsch und über die Flüchtlingsfrage zu sprechen.

Der „Flüchtlingsdeal“ mit der Türkei bleibe wichtig; vor ihm seien etwa 2000 Flüchtlinge von der Türkei nach Griechenland gekommen, nach dem Zustandekommen nur noch 80 pro Tag. Auch das Thema Visumfreiheit stehe auf der Tagesordnung. Für das Europäische Parlament sei neben der Erfüllung aller Bedingungen auch eine Aufhebeklausel wichtig, wenn die Türkei sich nicht an die vereinbarten Bedingungen halten sollte. Selbstverständlich könne die Frage nach der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei nach dem Militärputsch nicht verschwiegen werden. Elmar Brok: „Türkische Konflikte dürfen darüber hinaus nicht in Deutschland ausgetragen werden.“ Rechtsstaatliches Verhalten gelte für alle.

In dem Gespräch, an dem auch CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett und CDU-Ehrenvorsitzender und Minister a.D. Horst Horrmann teilnahmen,  lobte Elmar Brok seinen Freund Burkhard Budde: „Es ist in der Politik  sehr gut vernetzt. Ich werde ihm persönlich helfen, eine erfolgreiche Politik als Landrat zu machen“. Und damit spielte er auf EU-Förderungen in unterschiedlichen Bereichen an, insbesondere im Blick auf Innovation, den Strukturwandel und die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Aber auch das Thema Peiner Stahl gehörte dazu.


Er kenne Burkhard Budde, der kein Ideologe, sondern ein Pragmatiker sei und  gleichzeitig einen Kompass der Werte habe, der in der Politik immer wichtiger werde. Die Verbindung von Realpolitik mit Werteorientierung sei eine Strategie, die auch Angela Merkel praktiziere.


Für eine gute Nachbarschaftspolitik

Besuch in Hohenhameln


Für eine gute Nachbarschaftspolitik sowie für bürgernahe Kooperationen zum gegenseitigen Nutzen sprach sich CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde aus.

Beim „Politischen Grillen“ des CDU-Gemeindeverbandes Hohenhameln am 25. August 2016 am Sportplatz in Hohenhameln ging es aber auch um die Kandidatenvorstellung für den Gemeinderat, berichteten Gemeindeverbandsvorsitzende Marion Övermöhle-Mühlbach und ihr Stellvertreter Christian Strübe.


Auch die Themen „Sicherung des Schulstandortes“, „Förderung der heimischen Wirtschaft“, „flächendeckender Ausbau des Internets“ sowie „Optimale Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs an die Mittelzentren“ waren Gesprächsstoffe im geselligen Rahmen.


Ein Original mit politischem Charme

Mit Minister a. D. Horst Horrmann unterwegs


Im Landkreis Peine leben viele sympathische Originale. Einer von ihnen strahlt zudem politischen Charme durch seine vielen Tätigkeiten und Ämter aus: Horst Horrmann (75) ist Zeitzeuge politischer Ereignisse und Entwicklungen – als Kultusminister unter Ministerpräsident Ernst Albrecht (1988 bis 1990), als Rats- und Kreistagsmitglied sowie als Mitglied des niedersächsischen Landtages von 1974 bis 2003. Auch die CDU hat der Lehrer und Schulrat mit geprägt – als Kreisvorsitzender von 1979 bis 2005 sowie als Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig von 1992 bis 1994. Im vorpolitischen Raum war Horst Horrmann insbesondere als Präsident des DRK-Landesverbandes Niedersachsen aktiv (2005 bis 2014).


Kein Wunder, dass Horst Horrmann – heute Ehrenvorsitzender der CDU-Kreispartei Peine - wie ein offenes Geschichtsbuch erzählen kann. Und dabei die Gegenwart nicht aus dem Auge verliert, die nur durch historisches Wissen sowie im Abstand verstanden, bewertet und produktiv gemacht werden kann.

Vom Bahnhof aus gesehen können im Hintergrund die Abbrucharbeiten an der ehemaligen Mälzerei beobachtet werden.  


„Unabhängiger Anwalt aller Bürger“

Kreisparteitag der CDU Peine

Auch eine politische Großveranstaltung braucht Professionalität, wenn sie erfolgreich sein soll. Der CDU-Kreisparteitag im Peiner Forum am 23. August 2016 wurde von der Kreisgeschäftsführerin Imke Jeske-Werner und ihrem Team optimal vorbereitet und durchgeführt, vom CDU-Kreisvorsitzenden Christoph Plett sowie der Tagungspräsidentin Christine Heuer souverän geleitet.

 

Im Mittelpunkt des Parteitages standen die Kommunalwahlen am 11. September 2016. Zu Beginn hielt Landratskandidat Dr. Burkhard Budde eine politische Rede, in der er sich bei den vielen „helfenden Händen“ im Blick auf die Plakatwerbung und die Verteilung der Flyer bedankte, „aber auch für die Entschlossenheit und Geschlossenheit der Partei sowie die politische Überzeugungsarbeit der Mitglieder.“ Nach 16 Jahren sei ein Wandel im Landkreis sowie in der Stadt Peine nötig und möglich. Aus einem „roten Nest“ könne ein „offenes Nest“ werden.

 

 

 

 

Zusammenfassend sagte Burkhard Budde:

 

Ich möchte ein unabhängiger Anwalt aller Bürger und nicht nur einer Partei sein

und stehe für…

 

Bürgernähe statt Fusion,

Unabhängigkeit statt Fremdbestimmung,

einen offenen Blick statt Tunnelblick,

Pragmatismus statt Ideologie,

einen Wertekompass statt Scheuklappen,

Entwicklung statt Stillstand.

 

…und bitte um Vertrauen,

um als Landrat Verantwortung wahrnehmen zu können.


Politischer Rückhalt statt „billigen Populismus“

Staatssekretärin und Landratskandidat auf dem Hof Decker


Der Hof Decker in Hohenhameln im Landkreis Peine verbindet beispielhaft Tradition und Innovation: Seit 1735 ist der landwirtschaftliche Betrieb im Familienbesitz.  Die Bewirtschaftung von Acker- und Grünlandflächen sowie die Zucht von Kühen und Pferden gehören zum „traditionellen Programm“. Eine moderne Besonderheit ist durch den Bau einer Biogasanlage mit Nahwärmenetz für Teile der Ortschaft Bierbergen entstanden.


Für Dr. Maria Flachsbarth, Staatssekretärin im Bundesministerium  für Ernährung und Landwirtschaft, und Dr. Burkhard Budde, Landratskandidat für den Landkreis Peine, gute Gründe, an diesem vorbildlichen Ort ein Gespräch über „Herausforderungen der Landwirtschaft“ am 23. August 2016 zu führen. Mit dabei waren u.a. der Gastgeber Lutz Decker, Kreislandwirt Wilfried Henties, die stv. Landrätin Silke Weyberg, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Marion Övermöhle-Mühlbach und Heinrich Potesta.


Menschen mitnehmen

Lutz Decker schilderte die Aktivitäten des Familienbetriebes, „die Menschen mitzunehmen“.  Führungen zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Schule und Kindergarten werden durchgeführt. Akzeptanz für moderne Landwirtschaft sei da, wenn man erkläre, „warum beispielsweise Pflanzenschutz nötig ist.“

Da es Wachstum geben müsse, gehörten das Baurecht und der „Wust der Bürokratie“ auf den Prüfstand. Die „grüne Forderungspolitik“ könnten vielleicht größere Betriebe einhalten, die klein strukturierten Betriebe bekämen jedoch Schwierigkeiten, sagte Lutz Decker.


Für politischen Rückhalt

Wilfried Henties sprach die Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber den Problemen der Landwirtschaft an, „da ja auch alles in den Einkaufsregalen beliebig und immer billiger verfügbar ist.“ Und vieles wie die Preispolitik  liege „in den Fängen großer Discounter. Wenige bestimmen die Musik“, meinte Henties und forderte: „Wir brauchen den politischen Rückhalt und keinen billigen Populismus“.


Für wettbewerbsfähige Strukturen

Die Staatssekretärin setzte sich für den ländlichen Raum ein, der starke und wettbewerbsfähige Strukturen brauche. Gesetze dürften die Landwirte nicht überfordern, sagte sie im Blick auf die grüne Mehrheit der Landwirtschaftsminister im Bund und die EU-Forderungen. Grundsätzlich dürfe man die Landwirtschaft nicht „in eine Ecke stellen“.

 

 

 

 


Für Wertschätzung und Anerkennung

Auch Burkhard Budde setzte sich für mehr Wertschätzung und Anerkennung der landwirtschaftlichen Leistungen ein. Der Landwirt leiste auch einen Dienst an der Gesellschaft. Man müsse ein Lagerdenken überwinden und Brücken zwischen Produzenten und Verbraucher bauen, immer wieder und vor Ort einen Ausgleich zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft suchen.


Besuch einer „guten Stätte“

Auf den Spuren der Seele eines Dorfes im Landkreis Peine


„Von guter Stätte“ bedeutet „von Goddenstede“. Wer das weiß, kennt die Herkunft des Namens Gadenstedt. Das ist ein Dorf, das seit 1971 zur Gemeinde Lahstedt gehört, seit 2015 zu Ilsede. Es liegt 10 km südlich von Peine und 25 Kilometer westlich von Braunschweig.



Für geschichtsbewusste Menschen lohnt es sich, diesen versteckt-offenen Ort im Landkreis Peine aufzusuchen. Man kann die Seele des Stammsitzes der Familie von Gadenstedt, ein ausgestorbenes Adelsgeschlecht aus dem 12. Jahrhundert, zum Beispiel in der St. Andreaskirche, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, in den dort zu sehenden Kunstwerken verspüren. Und die künstlerischen Übergänge vom katholischen zum evangelischen Glauben entdecken.


Die Kirchenorgel ist ein besonderer Gewinn für interessierte Mitmenschen mit historischer Neugier, um ihre Welt besser verstehen zu können. Mit Zimbelstern und Vogelgeschreie (!) stammt die Orgel übrigens aus dem Jahr 1683.


Aber auch das Gadenstedter Heimatmuseum birgt beispielhafte Spuren traditioneller Dorfentwicklung.


 

 

 

 


Nico Kappe, Vorsitzender des Ortsverbandes Gadenstedt, hatte sich am 21. August 2016 mit Bürgern auf die Suche nach der Seele des Dorfes gemacht und anschließend zum Hoffest eingeladen. Mit von der Partie Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, der sich von der „guten Stätte“  beeindruckt zeigte.


Bürgerfrühstück für Leib, Seele und Geist

Mit offenem Ohr und Herzblut

 

Vor Ort, bürgernah und menschennah, mit offenem Ohr für die Sorgen und Erwartungen der Mitmenschen, mit Herzblut Verantwortung übernehmen  – mit diesem Markenkern überzeugt auch die CDU-Woltwiesche. Am 21. August 2016 lud sie zum Bürgerfrühstück „Zur feuchten Ecke“ ein. 

Andreas Sadlo, Jörg Meckoni und Dr. Burkhard Budde (v.l.)


Vorsitzender und Arzt Jörg Meckoni konnte u.a. die Kandidaten für den Orts- und Gemeinderat sowie Kreistagsabgeordneten Michael Kramer, Landratskandidat Dr. Burkhard Budde  und den Bürgermeisterkandidaten für die Gemeinde Lengede Andreas Sadlo begrüßen.


Ein Ball verbindet Handwerk und Politik

Begegnungen auf dem Handwerkerball in Peine

 

Ob tatsächlich „am Anfang Himmel und Erde war und den Rest die Handwerker gemacht haben“ bleibt offen. Allerdings spielte Peines Kreishandwerksmeister und Konditormeister Lutz Seidel auf eine „Portion Wahrheit“ an, als er mit diesem Satz den Handwerkerball am 20. August 2016 im Schützenhaus in Peine eröffnete.


Die Gesellschaft brauche das Handwerk, das deshalb mit Zuversicht in die Zukunft blicken könne. Um am Markt die Nase vorn zu haben, reichten jedoch gute handwerkliche Fähigkeiten nicht aus. Öffentlichkeitsarbeit und Marketing gehörten dazu. Auch ermutigte Lutz Seidel die Handwerker, sich außerhalb der Werkstatt im kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Bereich zu engagieren.



 

 

 

 


Begrüßen konnte der Peiner u.a. neben dem amtierenden Landrat auch den CDU-, FDP-, PB- Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde, die Peiner Bürgermeisterkandidaten Karl-Heinrich Belte (PB) und Andreas Meier (CDU).

Zu einer Begegnung kam es auch mit dem Kraftfahrzeugtechnikermeister Oliver Schatta, dem Kreishandwerksmeister für die Region Braunschweig-Gifhorn.


Zur Peiner Handwerkskammer gehören 10 Innungen. Das Peiner Handwerk beschäftigt etwa 10 000 Menschen; ein Betrieb durchschnittlich sechs Mitarbeiter.


Keine Gegenwart ohne Geschichte

Auf den Spuren der Geschichte


Um die Gegenwart besser verstehen zu können, muss man die Vergangenheit kennen.

Die Vergangenheit wiederholt sich zwar nicht einfach, aber man kann aus ihr für die Zukunft lernen.



 

 

 

 


Wolfgang Kaller vom CDU-Ortsverband Vallstedt-Alvesse-Wierthe aus dem Landkreis Peine konnte Bürger am 20. August 2016 begrüßen, die sich auf historische Spurensuche im Umfeld von Vallstedt machten. Vom Betriebshof der Landschaftsgärtnerei Michael Sehle ging es unter Leitung des Ortsheimatpflegers Dieter Strebe mit historischen Treckern durch den Ort Vallstedt.

Den Abschluss bildete ein Gespräch mit Landratskandidat Dr. Burkhard Budde in Minni´s Bierquelle in Vallstedt.  


Ein Sommerfest besonderer Art

Flüchtlinge engagieren sich für Kinder


Es gab deutschen, syrischen und iranischen Kuchen, auch arabischen Kaffee. Gemeinsam mit Flüchtlingen hatte der Verein „Ilsede hilft“, der BMW Club Peine, die Berufsbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft Landkreis Peine mbH (BBg) ein Sommerfest mit Benefizkonzert am 20.August 2016 im Gewerbepark Groß Bülten durchgeführt.

Gisela Braackmann und Marcus Seelis von „Ilsede hilft“ informierten Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde über das Besondere des Festes. Zum Beispiel – neben den internationalen Gaumenfreuden -  bot Mehrnoosh aus dem Iran Kinderschminken an. Flüchtlinge ermöglichten, kleine Gegenstände gegen eine Spende zu erwerben. Mitglieder des BMW Clubs sorgten für Bratwurst, Steaks und kalten Getränken. Gestiftete Fahrräder wurden von BBg versteigert. Die Peiner Kult-Bands „1890“ und „Stadtler & Waldorf“ musizierten zugunsten „Ilsede hilft“.

 

 

 

 

Der Erlös ist für Flüchtlinge, Bedürftige und Jugendliche in Ilsede bestimmt.


Mit offenem Blick statt Tunnelblick

Erfahrungen auf einem Hoffest


Hand aufs Herz. „Warum soll ich die CDU und euren Kandidaten wählen?“, fragte ein junger Mann neugierig. Und er fügte noch hinzu: „Was unterscheidet euch denn von anderen Parteien?“  


Kompass der Bürgernähe

Auf dem Wehnser Hoffest am 19. August 2016 konnte er Antworten finden.  Zum Beispiel Menschen- und Bürgernähe. Christine Heuer, Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Edemissen, sagte: „Wir kümmern uns um die Sorgen und Nöte, aber auch um die Hoffnungen und Erwartungen der Bürger.“ Und über den Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde fügte sie noch hinzu: „Ihm geht es nicht um Ideologie, sondern um handfeste Lösungen. Und dabei hilft ihm der Kompass der Bürgernähe, sein ungetrübter Blick  und seine Führungskompetenz.“


Leitungskompetenz

Arthur Mowinkel, Ortsbürgermeister von Wehnsen und Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Wehnsen, wies auf den Lebensweg des CDU-,FDP-,PB- Landratskandidaten hin, der insbesondere als Leiter einer kirchlichen Stiftung mit Krankenhaus, Altenpflegeheim und Ausbildungsstätten sowie als Ratsmitglied Menschen-, Leitungs- und Managementerfahrungen gesammelt hat. Auch konnte der Ortsbürgermeister die zukünftigen Kümmerer, Ortsratskandidaten für Wehnsen, vorstellen: Ingrin Hering-Hacke, Nadine Hintze, Jens Reupke und Uwe Thiesing.

Unabhängiger Anwalt aller Bürger

In seiner Rede fasste Burkhard Budde  selbst sein Selbstverständnis zusammen: „Ich möchte unabhängiger Anwalt aller Bürger sein statt nur einer Partei – mit offenem Blick statt Tunnelblick.“

Der Bürgermeister von Edemissen, Frank Bertram, erläuterte in seiner anschließenden Rede die kommunalpolitischen Herausforderungen vor Ort. In seiner „Wohlfühlgemeinde“ mit Wohnqualität und Naherholung, aber auch mit guter sozialer Infrastruktur gebe es eine Mischung von Dienstleistung, Handel und Handwerk. Gegenwärtig denke man über eine Gewerbeansiedlung nach.

 

 

 

 

Politische Offenheit

Der junge Mann fühlte sich offensichtlich immer wohler auf dem Hoffest: Der Musikverein Edemissen mit dem Dirigenten Jörg Bodendeutsch bewegte mit bewegenden Klängen die Gefühle, auch konnte man neben dem Landratskandidaten und Kommunalpolitikern die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann persönlich kennen lernen, vor allem verspürte er Menschlichkeit, die sich mit Politik glaubwürdig verband. Beim Abschied reichte er die Hand – mit glänzenden Augen, mit Herzblut und mit politischer Offenheit.


Sicherheit als Voraussetzung für Freiheit

Mittler zwischen Bundeswehr und Gesellschaft


Das Gefühl der Unsicherheit ist ein täglicher Begleiter vieler Bürger. Umso wichtiger erscheint die Beschäftigung mit dem Thema Sicherheit. Den Bundestagsabgeordneten und verteidigungspolitischen Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion Henning Otte aus Celle-Uelzen hatte deshalb CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett nach Peine eingeladen.

Henning Otte (l.), Dr. Burkhard Budde und Ingrid Pahlmann.


In einem Gespräch in der CDU-Kreisgeschäftsstelle am 18. August 2016 mit der heimischen Bundestagsabgeordneten Ingrid Pahlmann, dem Landratskandidaten  Dr. Burkhard Budde, dem Peiner Ratsherrn und Oberstleutnant der Reserve  Gerhard Bietz sowie weiteren Reservisten erläuterte der Gast den sicherheitspolitischen Kompass der Bundesregierung.


„Starker Rückhalt in der Gesellschaft“

Henning Otto lobte die Arbeit der Reservisten, der ehemaligen Soldaten, die Teil der Reserve sind und bei Bedarf für Wehrdienstleistungen zur Verfügung stehen: „ Wir können auf die freiwillige Reservistenarbeit nicht verzichten. Die Reservisten sind ein starker Rückhalt in der Gesellschaft, Mittler zwischen Bundeswehr und Gesellschaft sowie Stütze bei Einsätzen für die Sicherheit.“  


„Größere Vernetzung“

Gergard Bietz wies auf das Potential der Personen hin, die nicht „beordert“ sind, d.h. die nicht regelmäßig an Wehrübungen teilnehmen, aber „für das Vaterland etwas tun wollen.“  Auch Ingrid Pahlmann warb für eine „größere Vernetzung der Reservisten in andere Hilfsorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk.“


„Neuausrichtung der Bundeswehr“

Henning Otto wies auf die „Neuausrichtung der Bundeswehr“ angesichts weltweit laufend wandelnder Rahmenbedingungen hin, zum Beispiel angesichts des Macht- und Einflussstrebens Putins sowie der Konflikte, des Terrors und der Bürgerkriege in Afrika, im Mittelmeer und im Nahen Ost. Zur Neuausrichtung  - bis 2017 - zählten nicht nur eine Strukturreform, sondern auch ein neues Selbstverständnis sowie die Zunahme zivil-militärischer Zusammenarbeit. Die Polizei könne bei großen Terroranschlägen oder Naturkatastrophen schon jetzt die Hilfe der Bundeswehr anfordern.


Stabilität und Sicherheit seien überall auf der Welt Grundvoraussetzung für Freiheit und Entwicklung. Mehr Geld für mehr Personal und eine bessere Ausrüstung zu fordern, sei Ausdruck der Fürsorge für die Soldaten, die Deutschlands internationale Verantwortungen wahrnehmen, „ in Einsatzgebieten immer mit einem Mandat und mit Partnern“.


„Wertschätzung des Dienstes für Frieden und Freiheit“

Burkhard Budde, der während seiner Ausbildung die Militärseelsorge kennengelernt hatte, betonte die Achtung und Wertschätzung der breiten Bevölkerung im Blick auf den Dienst der Soldaten für Frieden und Freiheit sowie für Achtung der Menschenrechte, „was es früher  leider aus ideologischen Gründen so nicht gegeben hat.“


 

 

 

Mobiler Landratskandidat für Mobilität


Imke Jeske-Werner und Nico Bock über den CDU-, FDP-, PB- Landratskandidaten in Peine: „Burkhard Budde steht für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Landkreises, für die Werte Sicherheit und Freiheit, Heimat und Offenheit, für Tradition und Erneuerung - und deshalb auch für Mobilität.“

 

 

 

 


Zukunft für Firmen mit Nachfolgeproblemen

Besuch bei der Firma FMA-Elstermann in Wendeburg


Mittelständische Unternehmen haben nicht selten Nachfolgeprobleme, vor allem wenn ihre Inhaber ein bestimmtes Alter erreicht haben.  Die Brunswiek Holding Beteiligungsgesellschaft aus Braunschweig kauft solche Firmen, damit sie weitergeführt, Arbeitsplätze erhalten werden können und nicht abwandern. 

Holger Flöge, Georg Raabe, Olaf Funke, Dr. Burkhard Budde, Florian Bernschneider und Christoph Plett (v.l.).


In Wendeburg gibt es beispielsweise die Firma FMA Elstermann an der Rothbergstraße 8 bis 12, die seit 2012 zur Brunswiek Holding gehört. Der Geschäftsführer der Holding, Olaf Funke, berichtete am 17. 8. 2016 bei einem Besuch des CDU-, FDP- und PB- Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde, der Peiner Kreisvorsitzenden Christoph Plett (CDU) und Holger Flöge (FDP), des Kreistagsabgeordneten Georg Raabe und des Hauptgeschäftsführers des Braunschweiger Arbeitgeberverbandes Florian Bernschneiders, über die Entstehungsgeschichte des Unternehmens.


Seit 1983 gab es zunächst die Firma J. Elstermann, ein Stahl- und Behälterbaubetrieb; 1984 kam die Firma FMA hinzu, der Bau von Sondermaschinen, Maschinenkomponenten und mechanische Bearbeitung. Seit 2000 heißen die beiden zusammengeführten Firmen FMA Elstermann; hier arbeiten heute auf einer Produktionsfläche von 5000 qm etwa 40 qualifizierte  Mitarbeiter, die für Behälterbau in Stahl und Edelstahl sowie im Blick auf Maschinen- und Anlagenbau verantwortlich sind.


Die Holding, so Olaf Funke, kauft nicht nur Firmen mit Nachfolgeproblemen insbesondere aus den Regionen Braunschweig, Hannover und Magdeburg, um ihnen eine Zukunft zu geben, sondern beteiligt sich auch an Unternehmen und unterstützt Existenzgründungen in Wachstumsphasen.


Die Gäste aus der Politik besuchten anschließend die einzelnen Hallen in Wendeburg, die Schweißerei, die Lackierhalle und die mechanische Bearbeitung, und waren beeindruckt von der spezialisierten Arbeit sowie den zukunftsfähigen „Marktnischen“ des Betriebes.



Warum ein Unternehmen den Landkreis Peine wählt

CDU-, FDP-Politiker besuchten Atlas Titan in Vechelde


Ein starker Landkreis Peine ist für Dr. Burkhard Budde nicht nur selbstständig und unabhängig, sondern auch attraktiv für Unternehmen, die ihren Standort im Landkreis wählen,  Arbeitsplätze schaffen und soziale Sicherheit sowie Wohlstand für alle ermöglichen.

Georg Raabe, Holger Flöge, Christoph Plett, Dr. Burkhard Budde, Markus Sternitzke, Claudius Schönherr und Florian Bernschneider (v.l.).


Am Beispiel von Atlas Titan, ein Beratungsunternehmen an der Atlastitanstraße 1 im Gewerbegebiet Vechelde, informierte sich am 17. August 2016 der CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat gemeinsam mit den Peiner Parteivorsitzenden Christoph Plett (CDU) und Holger Flöge (FDP), dem Kreistagsabgeordneter Georg Raabe (CDU) und Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig, über wichtige „Standortfaktoren“.


Für den Geschäftsführenden Gesellschafter Markus Sternitzke und dem Prokuristen Claudius Schönherr von Atlas Titan gab es verschiedene Gründe der Muttergesellschaft  mit ihren acht operativen Standorten in ganz Deutschland, dem zentralen Standort Vechelde den Vorzug zu geben. Dazu zählten die geeignete Grundstücksfläche und das Umfeld, die Anschaffungskosten und die Hebesätze der Gewerbesteuer, die mitarbeiterfreundliche soziale Infrastruktur (z.B. Krippenplätze) und die Anbindung an den öffentlichen Personalverkehr (z.B. die Verbindung nach Braunschweig), aber auch die Datenanbindung. „Schließlich war die persönliche Überzeugungsarbeit des Bürgermeisters wichtig“, berichtete Markus Sternitzke, dessen Unternehmen vor 10 Jahren gegründet wurde und deutschlandweit etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt.


Jährlich werden von Atlas Titan etwa 100 Projekte – Technologieberatung, Unterstützung durch Interimsmanagement, Realisierung kompletter Projekte  – mit hochqualifizierten Spezialisten verwirklicht. Projektpartner sind DAX- Unternehmen und große Aktiengesellschaften.


 

 

 

 


Das war wohl auch der Grund, den Firmennamen Atlas aus der griechischen Mythologie zu wählen. Atlas (griechisch „Träger“) hat den Himmel durch seine enorme Kraft gestützt. Eine Motivation für Atlas Titan, die Projekte der Kunden – auch aus China, Indien und Polen – zu stützen und vor allem zu lösen. Im Kommunikations- und Schulungszentrum der Firma in Vechelde gehen jedenfalls bundes- und weltweit Strategien für Dienstleistungen mit großem Know-how aus.    


Information und Austausch

Besuch beim Bürgermeister in Vechelde

Zu einem Informationsgespräch über die Gemeinde Vechelde sowie zu einem Gedankenaustausch im Blick auf die Landkreis Peine trafen sich Bürgermeister Ralf Werner (im Bild r.), CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde (2.v.l.), der stv. CDU-Kreisvorsitzende Georg Raabe (l.) und CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Hans- Werner Fechner im Vechelder Rathaus am 17. August 2016.

 

 

 

 

Die Einheitsgemeinde, die aus 17 landwirtschaftlich geprägten Gemeindeteilen besteht,  gehört zum historisch gewachsenen Braunschweiger Land.


NDR berichtet über das Thema „Fusion“ im Landkreis

Ist der amtierende Landrat noch glaubwürdig?


Der amtierende Landrat in Peine wollte eine Fusion mit Hildesheim. Als seine Genossen ihn bremsten, zog er das Projekt zurück. In einem Beitrag des NDR-Hörfunks vom heutigen Tag betonte er, dass es einerseits keine „Brautschau“ mehr gebe, andererseits man nicht wisse, ob nicht doch eine Fusion notwendig werde.


Das Votum vom Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde wurde in der Sendung sinngemäß wie folgt wiedergegeben:
„Bei einer Fusion würde der Landkreis sein eigenes Gesicht sowie die Bürger- und Sachnähe verlieren. Wenn der amtierende Landrat erst jetzt nach 16 Amtsjahren Kooperationsmöglichkeiten mit Braunschweig und Hannover entdeckt, kann man nach der politischen Glaubwürdigkeit fragen: Warum fällt ihm diese Option so spät ein?“


Ein CDU-, FDP-, PB- Mitstreiter sagte: "Wer auf das Vergessen der Bürger setzt und ihnen versucht Sand in die Augen zu streuen, sollte nach 16 Jahren den Weg frei für einen Wechsel machen, damit der Landkreis seine Führungskraft durch Eigenständigkeit behält".


Kommentar

Der öffentliche Raum ist auch ein Kulturraum

Warum ein Burka-Verbot sinnvoll ist

 


Ein deutsches Gesetz kann enthüllen, was europäische Kultur erwartet.

 

Ist eine Frau total verhüllt, kann sie kein Gesicht zeigen. Eine Frau im Zeltkleid mit Augenschlitz verunsichert viele, die dann lieber einen Bogen um sie machen und wegsehen. Und nicht selten gedeihen Spekulationen: Warum verschleiert eine Frau in der heutigen Zeit und hier im freien Europa ihren ganzen Körper? Aus religiösen oder traditionellen Gründen? Hat sie etwas zu verbergen? Verheimlicht sie ihre Identität? Hat sie Angst vor lästigen Blicken? Versteckt sie sich freiwillig? Oder wird sie zur Ganzkörperverschleierung gezwungen?

 

Was in muslimischen Ländern verpflichtend zu sein scheint, muss nicht in Deutschland erlaubt bleiben. In Belgien, in Frankreich und in den Niederlanden gibt es bereits Gesetze, die den islamischen Ganzkörperschleier im öffentlichen Raum verbieten.

 

Gute Gründe für ein Burka-Verbot im öffentlichen Raum, der immer zugleich ein Kulturraum ist, können genannt werden:

 

Zur Kultur der Vielfalt und Toleranz gehört untrennbar eine Kommunikation der Offenheit. Eine freie Bürgergesellschaft lebt von offenen Gesichtern, nicht vom anonymen Versteck- und Maskenspiel. Ist das Gesicht enthüllt, spricht auch die sichtbare Mimik.

 

Ferner gehört die Kommunikation der Gegenseitigkeit dazu. Eine verhüllte Frau kann ihr Gegenüber sehen. Umgekehrt ist aber ihr Gegenüber nicht dazu in der Lage. Wenn mit zweierlei Recht gemessen wird, entsteht Misstrauen und ein gedeihliches Miteinander ist gefährdet.

 

Auch die Kommunikation der Partnerschaft kann angeführt werden. Eine verhüllte Frau spricht durch ihre Verhüllung und signalisiert, dass sie sich dem Mann unterordnet, gehorsam ist und seine Vorrangstellung akzeptiert. Wie ist das mit den Normen und Zielen des Grundgesetzes zu vereinbaren?

 

Eine verhüllte Frau verweigert bewusst oder unbewusst, freiwillig oder gezwungen eine Kommunikation der Integration. Sie stärkt Parallelgesellschaften, fördert die Stigmatisierung aller muslimischen Mitbürger und erzeugt indirekt das Druck- und Drohpotenzial auf moderne muslimische Frauen, die die individuelle Freiheit, Gleichstellung und Gleichberechtigung lieben.

 

Ein Burka-Verbot würde beispielhaft Klarheit über unsere Kulturerwartungen schaffen: In Deutschland gibt es keine menschenrechtsfreien Räume. Frauen, ob nun verhüllt oder unverhüllt, sind niemals Menschen zweiter Klasse. Und eine Kleidung, die die Kommunikation im öffentlichen Raum total ignoriert, passt nicht zur Werte- und Rechtsordnung. Die Achtung und Verteidigung der individuellen Würde aller Menschen gehört vielmehr zum offenen Gesicht einer freiheitlichen Gesellschaft.

Burkhard Budde


Ohne Sicherheit keine Lebensqualit

Peiner Politiker auf dem CDU-Landesparteitag in Hildesheim


Zur Lebensqualität der Bürger gehöre auch das Gefühl der Sicherheit. Der Polizei müsse von der Politik der Rücken gestärkt und kein permanentes Misstrauen entgegengebracht werden. Auch sei Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich sinnvoll. Diese Auffassung vertrat der Landesvorsitzende der CDU in Niedersachsen, David McAllister, auf dem Landesparteitag am 13. August 2016 in Hildesheim. Nicht nur die öffentliche Sicherheit sei ein Schutzgut, sondern auch die öffentliche Ordnung.



Mit dem Thema „Sicherheit“ sowie mit den Themen „Bildungspolitik“, „Finanzpolitik“ und „Flüchtlingspolitik“ beschäftigten sich auch die anwesenden Politiker aus Peine, unter ihnen CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett, Minister a.D. Horst Horrmann, stv. Kreisvorsitzender Michael Künzler und Landratskandidat Dr. Burkhard Budde. Natürlich wurde angesichts der Kommunalwahlen am 11. September zudem über „Kommunalpolitik“ gesprochen: Der ländliche Raum müsse fair – wie die Ballungsräume - behandelt werden. Und Bürgernähe sei ein besonderes Markenzeichen der CDU.


 

 

 

 

Am Rande kam es zu einer Begegnung von Horst Hormann, der Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Minister a.D. Bernd Althusmann mit Dr. Burkhard Budde (v.l.).



Gleichzeitig nutzte Burkhard Budde die Gelegenheit, mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof Dr. Johanna Wanka, über die Bildungspolitik zu sprechen. Es komme vor allem auf die Qualität an, aber auch auf die Vielfalt und Gleichbehandlung der Schulformen, damit Wahlmöglichkeiten für die Eltern eröffnet werden könnten. Eine „verpflichtende Einheitsschule für alle“ hatte bereits David McAllister in seiner Rede zu Beginn des Parteitages abgelehnt.


Der „Staubsaugereffekt“ von Fusionen

CDU-,FDP-, PB- Landratskandidat für gute Nachbarschaftspolitik

 

Der amtierende Landrat von der SPD wollte eine Fusion des Landkreises Peine mit einem benachbarten Landkreis, Teile seiner eigenen Partei mussten ihn wohl „bremsen“.

CDU-, FDP- und PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde spricht sich eindeutig gegen eine Fusion aus, dafür setzt er aber auf eine Nachbarschaftspolitik mit „echten Kooperationen auf Augenhöhe und zum gegenseitigen Nutzen“.  

 

Auf den „Staubsaugereffekt“ von Fusionen wies er auf einer öffentlichen Veranstaltung des CDU Ortsverbandes Alvesse/Rietze/Voigtholz-Ahlemissen am 11.8.2016 in Rietze hin: Eine „Zentrale“ ziehe immer mehr Aufgaben und Steuerungsinstrumente an sich. Bürgernähe und Sachnähe, Vielfalt und Identität sowie das Vor-Ort-Wissen, die Motivation, die Eigenverantwortung auch für Erneuerung würden schleichend oder offen „aufgesogen“. Der „schwächere Partner“ sei am Ende häufig „der Dumme“ und nur noch Anhängsel.

Als Landrat aller Bürger wolle er zugleich Anwalt und Gestalter eines starken und selbstständigen Landkreises sein.


 

Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.) Günther Krille, Ortsbürgermeister von Rietze, Christine Heuer, Vorsitzende des CDU Gemeideverbandes Edemissen, Christoph Fraatz, Sören Stolte, Vorsitzender des  Ortsverbandes  Alvesse/Rietze/Voigtholz-Ahlemissen, Dr.Burkhard Budde, Thomas Klußmann, Stefan Peemöller sowie Günther Meyer, Ortsbürgermeister von Wipshausen.


„Günstiges Ticket für Pendler

und mehr Sicherheit für alle Bürger“

Ortsbegehung mit dem Landtagsabgeordneten Jens Nacke


Die Themen „Verkehr“ und „Sicherheit“ in Peine standen im Mittelpunkt der gemeinsamen Ortsbegehung des CDU-, FDP- Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier und dem CDU-, FDP-, PB- Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde am 10. August 2016, an der auch der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Jens Nacke (Ammerland) teilnahm. 


Auf dem Foto (v.l.) Andreas Meier, Jens Nacke, Dr. Rainer Döring, Dr. Ralf Zornemann, Horst Horrmann, Dr. Burkhard Budde und Thorge Karnick.


Mit von der Partie waren zudem Minister a.D. Horst Horrmann, die stv. FDP-Kreisvorsitzenden Dr. Rainer Döring und Dr. Ralf Zornemann sowie der stv. CDU-Stadtverbandsvorsitzende Thorge Karnick aus Peine.


Alle Teilnehmer waren sich einig, dass bei den Zugverbindungen Peine einen Verbundtarif zum Großraum Hannover brauche, damit ein günstiges Ticket zum Beispiel für Pendler angeboten werden kann. Auch erschien allen Politikern eine andere Taktung der Züge – auch nachts! – überfällig.

Bei der Sicherheit der Bürger wurden mehr finanzielle Mittel für mehr Polizeipräsenz im Innenstadtbereich Peines gefordert. Aber auch in der Fläche, so Burkhard Budde, müssten die Bürger sich „sicher fühlen und sicher leben“ können.



„Anwalt der großen und kleinen Leute“

„Als Peiner Landrat, der sich als Landrat aller Bürger sowie als Anwalt der großen und kleinen Leute versteht, ist mir die Selbstständigkeit und die Unabhängigkeit des Landkreises wichtig. Dazu gehören die Stärkung der Vielfalt und Eigenverantwortung der kommunalen Familie, eine bürgernahe und effiziente Kreisverwaltung sowie eine gute Nachbarschaftspolitik.“

 

„Landkreis als lebens- und liebenswerte Heimat“

„Damit die Menschen den Landkreis als ihre lebens- und liebenswerte Heimat erfahren können, werde ich mich für sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze einsetzen, für bezahlbaren Wohnraum, attraktive Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder, Familien und ältere Menschen, für solide Finanzen, für eine flächendeckende medizinische Versorgung sowie für die Stärkung des Ehrenamtes.“


 „Keine Wahlgeschenke, aber Dialog“

„Ich verspreche keine Wahlgeschenke, mache auch keinen Überbietungswettbewerb im Blick auf Versprechungen mit, werde nicht im Alleingang zum „Überraschungstäter“, wohl aber biete ich nach meiner Wahl den Dialog mit allen Verantwortlichen auf Augenhöhe an, um gemeinsam den Landkreis „fit“ für die Zukunft zu machen.“

Burkhard Budde in einem Beitrag für den NDR


Spannender Blick in die Glaskugel

Europapolitikerin, Landrats- und Bürgermeisterkandidat beim „Kneipengespräch“

 

Wenn alles im Fluss ist, kann ein Blick in die Glaskugel spannend sein.

Wie sieht die EU nach dem Brexit in der Zukunft aus? Und wie werden sich die Stadt und der Landkreis Peine nach den Kommunalwahlen am 11. September entwickeln?

 

Christoph Plett, CDU-Kreisvorsitzender, und Dr. Andreas Kulhawy, Vorsitzender des  Orstverbandes Peine-Kernstadt-Telgte-Handorf konnten beim „Kneipengespräch“ am 3. August 2016 freuten sich über die große Resonanz zu diesem Thema.  Als Gäste warfen die CDU- Politiker, die Europaabgeordnete Dr. Godelieve Quishoudt-Rowohl, der Bürgermeisterkandidat Andreas Meier und Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, Blicke in die Kristallkugel, ohne die Gegenwart und die Vergangenheit aus dem Auge zu verlieren.

 

Politischer Wechsel möglich und nötig

Für Burkhard Budde und Andreas Meier ist ein politischer Wechsel in der Stadt und im Landkreis möglich und nötig, da die lokale Demokratie nach jahrzehntelanger Herrschaft einer Partei „frischer Wind“ und einen „ungetrübten Blick“ von außen brauche, um „fit“ für die Zukunft zu werden.

 

Christoph Plett, Dr. Burkhard Budde, Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl,  Dr. Andres Kulhawy und Andreas Meier (v.l.)


„Brexit war und ist ein Schock“

Die Europaabgeordnete sprach von einer Überraschung bei den Wahlen in Großbritannien.  An den Brexit habe kein Mensch geglaubt. „Er war und ist ein Schock“, sagte Frau Quishoudt-Rwohl vor über 50 Teilnehmern der Veranstaltung. Keiner wisse, was der Brexit für die Teile des Vereinigten Königreiches (England, Schottland, Irland, Wales), aber auch für Europa insgesamt bedeute. Veränderungen habe es bereits bei der englischen Währung, den Finanzdienstleistungen und der Bankenwesen gegeben. Investoren hielten sich zurück; EU-Bürger, die in Großbritannien lebten und arbeiteten, seien besonders verunsichert. Frankfurt und Paris ständen in Konkurrenz, um die finanzpolitische Rolle von London zu übernehmen.

 

„Keine Sündenböcke suchen“

Man dürfe, so die Politikerin, jetzt keine Sündenböcke suchen. Es gebe eine Mischung von „Elementen“ für eine Brexit- Erklärung – zum Beispiel der einseitige und unredliche Kampf der Befürworter; die Änderung des Wahlgesetzes; die vielen Menschen, die nach Großbritannien aus den Commonwealth-Staaten und aus Osteuropa gekommen; eine fehlende konsequente Migrationspolitik, die vor allem Wähler vom Land verunsicherten.

 

„Macht des Faktischen“

Beim Blick in die Zukunft – in zwei drei Jahren – könne die „Macht des Faktischen“, ganz neue oder alte Fakten in neuem Gewand, die Beziehung Großbritanniens zur EU prägen; sehr wahrscheinlich würde es eine Freihandelszone wie die mit der Schweiz oder Norwegen geben.


 

 

 

 

 

„Gegenseitige Interessen der EU und der Türkei“

In dem Gespräch wurde auch die Flüchtlingsfrage diskutiert. Landratskandidat Burkhard Budde  warnte in seinem Beitrag vor „Blauäugigkeit“, aber auch vor „Hitzköpfigkeit“. Realismus und Besonnenheit seien notwendig. „Sowohl die Türkei als auch die EU haben Interessen, die bedacht werden müssen.“ Erdogan betreibe leider eine autoritäre Politik der Gleichschaltung und trete rechtsstaatliche Grundsätze mit den Füßen. Budde: „Erdogan setzt jedoch dadurch auch türkische Interessen aufs Spiel. Zum Beispiel die 6 Milliarden Euro, die die EU in den nächsten Jahren für die Betreuung der 2,8 Millionen syrischen Flüchtlinge in der Türkei bekommt. Sowie die vielen Auslandsinvestitionen, die aus der EU kommen“.

Das Interesse der EU, die Türkei als Bündnispartner der Nato sowie im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ und im Kampf gegen den Krieg in Syrien und im Irak zu behalten, habe für ihn eine „Schmerzgrenze“, wenn das Erdogan-Regime in Deutschland Angst und Hass durch einen türkischen Nationalismus, der Gift für die Integration vor Ort sei, verbreite.

 

Wenn alles im Fluss ist, müsse eine pragmatische Politik der Vernunft und Verantwortung Vorrang haben.


Nicht „blauäugig“ muslimische Verbände stärken,
sondern "verantwortungsbewusst" integrierte muslimische Mitbürger


Die Braunschweiger Zeitung meldet am 2. August 2016: „Weil der türkische Moscheeverband Ditib in starkem Maße von der türkischen Regierung beeinflusst und gesteuert werde, werde die CDU sich in dieser Regierungsperiode nicht mehr an Verhandlungen zu dem Vertrag beteiligen. Dies habe die Landtagsfraktion am Dienstag einstimmig beschlossen, teilte die CDU mit.“


Mein Kompliment: Die CDU lässt sich nicht geistig verführen, so zusagen aufs Glatteis der schönen, aber leeren Worte und Versprechungen führen und vom Zeitgeist – weil es in manchen Kreisen schick ist, die ganze Realität sowie die Konsequenzen auszublenden -  als williger Vollstrecker vorführen.


In einem Leserbrief an die überregionale Tageszeitung F.A.Z. zu der Meldung „Neue Debatte über Ditib-Vertrag“ und dem Kommentar „Fauler Vertrag“ (F.A.Z 26.7.2016), der noch nicht veröffentlicht worden ist, habe ich meine Überzeugung erläutert:


Wird Sand gestreut?

Soll dem Bürger Sand in die Augen gestreut werden?
Ein muslimischer Mitbürger, der im freien und demokratischen Deutschland gerne lebt, fühlt sich von dem türkischen Islamverband Ditib nicht vertreten und stochert im politischen Nebel. Er versteht nicht, warum die rot-grüne Regierung in Niedersachsen einen Vertrag mit muslimischen Verbänden im Herbst dieses Jahres abschließen will. Warum will die Landesregierung, so fragt er sich, den „Aufbau einer Geschäftsstelle“ mit jährlich 100 000 Euro unterstützen?


Ditib als Instrument der türkischen Religionsbehörde

Warum sollen die muslimischen Verbände – unter ihnen Ditib als Instrument der türkischen Religionsbehörde – bei der Auswahl der Lehrkräfte für den Islamischen Religionsunterricht oder im Rundfunkwesen durch „angemessene Vertretung“ in den Aufsichtsräten noch mehr Macht erhalten?


Instrumentalisierung der Verträge?

Der liberale Muslim macht sich auch Sorgen, dass die muslimischen Verbände die Verträge mit dem Land instrumentalisieren könnten: Muslimische Lehrerinnen oder Schülerinnen könnten durch Hinweis auf diese Verträge unter Druck geraten, endlich das Kopftuch zu tragen, weil es ja erlaubt sei.


Bitte keine Bevormundung!

Er will nicht, dass er und seine Kinder – auch seine Töchter - bevormundet werden: Im Blick auf Partner-, Freundschafts- und Freizeitwahl, auf die Religions(ab)wahl; vor allem ist ihm wichtig, dass die Aussagen des Koran auch historisch-kritisch gedeutet werden dürfen.


Bitte ernstnehmen und mitnehmen!

Der muslimische Mitbürger fühlt sich von der Politik nicht ernstgenommen, nicht mitgenommen. Was ist der Regierung in Niedersachsen eigentlich wichtiger? Die Stärkung der Verbände oder die Stärkung der Integration muslimischer Mitbürger, die sich für Gleichberechtigung und Freiheitsrechte sowie ein friedliches gesellschaftliches Miteinander einsetzen?


Reformkräften den Rücken stärken!

Wäre es nicht richtiger, den muslimischen Reformkräften den Rücken zu stärken, damit Integration ohne gefährliche Sonderwege durch mögliche Machtspiele der Verbände sowie ohne einseitige und von außen gelenkte Fremdsteuerung gelingt?


Integrierte Muslime stärken!

In demokratischen Parteien und Parlamenten sowie in der und für die Gesellschaft arbeiten bereits viele integrierte Muslime erfolgreich mit.
Und sollten diese Mitbürger nicht primär gefördert werden?!


Klarer und weiter sehen!

Besser als ein Auge zuzudrücken (und den Vertrag zu unterzeichnen) ist es, beide Augen zu öffnen (und an die Folgen des Vertrages in der gegenwärtigen Situation zu denken), um dann klarer und weiter sehen zu können.

Burkhard Budde


Publikumsmagnet in Bad Harzburg



Der Pferdesport ist und bleibt ein Publikumsmagnet: Zur 137. Galopprennwoche kamen viele tausend Menschen aus ganz Deutschland nach Bad Harzburg.   

 


Am letzten Tag, am 31.Juli 2016, gab es wieder viel Unterhaltung und Spaß, Spannungen und Überraschungen – beim Wetten, aber auch bei Gaumenfreuden und kulturellen Genüssen sowie Begegnungen von Jung und Alt aus allen Schichten der Bevölkerung.



Besuch beim größten Arbeitgeber in Peine

Ingrid Pahlmann, Andreas Meier und Burkhard Budde im Klinikum


Mit etwa 700 Mitarbeitern ist das Klinikum Peine größter Arbeitgeber der Stadt Peine. Um sich aus erster Hand sowie vor Ort über die Situation des Hauses zu informieren, sprachen die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann, Landratskandidat Dr. Burkhard Budde und Bürgermeisterkandidat Andreas Meier am 27. Juli 2016 mit dem Kfm. Klinikumdirektor Oliver Grüner und der Betriebsratsvorsitzenden Christine Leckelt. Mit dabei waren der stv. CDU-Kreisvorsitzende Georg Raabe und der CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Hans-Werner Fechner sowie die CDU-Kreisgeschäftsführerin Imke Jeske-Werner und ihr Mitarbeiter Nico Bock.



Das Peiner Klinikum mit seinen 312 Betten, das in neun ärztlich geleiteten Fachabteilungen jährlich etwa 14 000 stationäre Fälle betreut, gehört seit 2003 zum Allgemeinen Krankenhaus Celle (AKH).


Zu den Herausforderungen der meisten Krankenhäuser in Deutschland zählen u.a. Unterfinanzierung, Investitionsstau, Vergütungsabschlag bei steigenden Patientenzahlen, Auseinandergehen der Preis-Tarif-Schere, Bürokratie- und Kontrollvorgaben. Um sie in Peine und Celle besser bewältigen zu können, sind u.a. die Apotheken am Standort Celle zum 30. Juni zusammengelegt worden. Und im Peiner Klinikum, so Oliver Grüner, werden beispielsweise die Prozesse im Blick auf den Operationsbereich, das Aufnahme- und Entlassmanagement optimiert. Die Leistungsentwicklung habe sich zum Vorjahr deutlich verbessert und ein positives Jahresergebnis sei ein realistisches Ziel in diesem Jahr.


Ingrid Pahlmann versprach, Probleme und Sorgen im zuständigen Ministerium in Berlin zur Sprache zu bringen. Andreas Meier betonte die Wichtigkeit des Klinikum-Standortes in Peine für die Bürger. Burkhard Budde erinnerte daran, dass ein Krankenhaus keine Fabrik sei und nicht allein betriebswirtschaftlich geführt werden könne. Ökonomie und Organisation, Fachlichkeit und Menschlichkeit seien eine „untrennbare Einheit“ im Dienstleistungsbereich. Der medizinische Fortschritt müsse allen Menschen zugutekommen, unabhängig vom Kontostand, seiner Geburtsurkunde oder seinem Wohnsitz. Was ein kranker Mensch dingend brauche, müsse er auch bekommen. Die Politik trage für die Rahmenbedingungen eine besondere Verantwortung.


Kommentar:


Warum ein Gottesbezug

für Gläubige und Nichtgläubige wichtig ist


Christen, Juden und Muslime scheinen dafür zu sein, Atheisten und Antiklerikale dagegen. Die Volksinitiative für einen Gottesbezug in der Präambel der Landesverfassung in Schleswig- Holstein ist am 22. Juli 2016 knapp gescheitert; es fehlte im Kieler Landtag eine Stimme. Nichtsdestotrotz bleiben Werte aus dem Glauben heraus wichtig für die Gesellschaft, insbesondere die Achtung der Würde aller Menschen.


Von Christen kann man nicht erwarten, dass sie Gott auch im politischen Leben oder in rechtlichen Zusammenhängen leugnen, so zusagen ignorieren („ignoratio Dei“). Und einem Nichtchristen ist es in einer säkularen und pluralen Gesellschaft nicht zumutbar, gegen sein Gewissen den christlichen Gott, den Vater Jesu Christi, anzurufen („invocatio Dei“). Aber Christen und Nichtchristen können Gott als gemeinsames Fundament auch in der Präambel einer gemeinsamen Verfassung begründet benennen („nominatio Dei“):


Weil die Nennung „Gottes“ als „Fundament des Fundaments“ eine Vergewisserung darstellt, dass kein Staat und keine Religion, keine Wissenschaft und keine Ideologie, kein Politiker und kein Mensch unfehlbar, vollkommen und allwissend ist.


Weil die Nennung „Gottes“ das Anerkennen einer letzten Verantwortungsinstanz bedeutet, die einen Einsatz für die unantastbare und unteilbare Würde eines jeden Menschen – ohne Ausnahmen und ohne Salamitaktik! – zu jeder Zeit und an jedem Ort ermöglicht und begründet.


Gottes Name kann missbraucht und instrumentalisiert werden. Gott selbst ist kein abstraktes Objekt oder eine leere Formel, die eine Verfassung „adelt“.  Er bleibt für gläubige Menschen durch sein Wort handelndes Subjekt in allen Kontexten des Lebens.


Der Schöpfer allen Lebens braucht keine Mehrheit, aber die Mehrheit braucht den Gottesbezug, damit verantwortbare Freiheit in und durch Würde – eine dignitas ohne Ausnahme - eine reale Chance erhält.


Warum kann man sich nicht grundsätzlich auf die Formulierung in der Präambel des Grundgesetzes einigen: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“? Landesverfassung(en) und Grundgesetz wären trotz aller Unterschiede „eines Geistes“.


Vielleicht kann ein Volksentscheid mehr „politische Geister“ zum Um- und Neudenken  be-geistern.

Burkhard Budde


„Was einem Landkreis zu Gute kommt“

Begegnung mit dem Freund Thomas Rachel


Thomas Rachel, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und Dr. Burkhard Budde, Landratskandidat für den Landkreis Peine, kennen sich seit vielen Jahren aus der politischen Arbeit des Landesvorstandes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Nordrhein- Westfalen (EAK).


"Kann Menschen zusammenführen und führen"

Am 19. Juli kam der CDU- Bundestagsabgeordnete und EAK-Bundesvorsitzende Thomas Rachel nach Peine, um seinen langjährigen Weggefährten zu unterstützen: „Burkhard Budde ist ein Gegenmodell zu Politikern, die die Gesellschaft spalten und polarisieren sowie Probleme vereinfachen. Burkhard Budde kann demgegenüber Menschen zusammenführen und führen sowie Probleme leichter lösen, weil er ein festes  Wertefundament hat.“ Auch sei „sein Freund“, der durch seine Kommunikationsfähigkeit und Sachlichkeit „entwaffnend“ überzeuge,  bundespolitisch gut vernetzt, „was einem Landkreis zu Gute kommt.“



Bevor Rachel, der seit November 2015 auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, nach Peine kam, hatte er im Ammerland und in der Stadt Oldenburg über vom Ministerium geförderte Kommunale Bildungskoordinatoren für die Integration durch Bildung sowie  über die Chancen der Telekommunikation auch für Offshore-Windplattformen in der Nordsee gesprochen.


"Unabhängige und selbstständige Position"

An der Begegnung nahm auch Peines CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett teil, der sich wunderte, dass der amtierende Landrat „erst jetzt“ nach vielen Jahren seiner Amtszeit über Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Akteuren auch im Blick auf die Mobilität („ein Ticket“) „nachdenke“. „Was hat der Landrat eigentlich die ganze Zeit gemacht?“ fragte Plett provozierend. Peine habe keine „Sandwich-Position“ wie der Landrat glaube, der an der Fusion mit Hildesheim gescheitert sei, sondern eine unabhängige und selbstständige Position, die der CDU-, FDP- und PB- Landratskandidat  Burkhard Budde vertrete.


"Wurzeln christlicher und demokratischer Werte pflegen"

Dirk Heuer, Landesvorsitzender des EAK-Niedersachsen, betonte die Wichtigkeit, die Wurzeln christlicher und demokratischer Werte zum Beispiel in der Jugendarbeit, aber auch im Religionsunterricht zu „pflegen“. Und politisches Desinteresse sei bei der „Sehnsucht nach  Komplexitätsvermeidung nicht cool“.


"Für wehrhafte und plurale Demokratie"

Burkhard Budde wies am Vorabend des 20. Juli darauf hin, an das Attentat des Carl Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 zu erinnern. Ein würdiges Gedanken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus gehöre zur notwendigen deutschen Erinnerungskultur, die eine offensive inhaltliche Auseinandersetzung mit antidemokratischen und totalitären Geistern in der heutigen Zeit wachhalte. Die wehrhafte und plurale Demokratie dürfe nicht auf dem Altar eines menschenverachtenden und intoleranten Populismus sowie Radikalismus geopfert werfen. Für die parlamentarische Demokratie mit der Gewaltenteilung und dem staatlichen Gewaltmonopol sowie den Grundrechten wie Meinungs- und Religionsfreiheit sollten sich alle Demokraten einsetzen. Politische Brandstifter im religiösen Gewand und religiöse Rattenfänger im politischen Gewand hätten dann weniger Chancen, das gesellschaftliche Miteinander und die Freiheit des einzelnen Bürgers zu zerstören.


Auf ein Wort


Coolster Augenaufschlag

 

(Fast) alles hat seine Zeit.

 

Wahrnehmen und träumen.

Analysieren und erklären.

Deuten und entscheiden.

 

Bewegen und kämpfen.

Verlieren und neuanfangen.

Loslassen und empfangen.

 

Alle Politik und Religion,

alle Bildung und Kultur,

alle Technik und Wissenschaft.

 

Alles hat seine Zeit.

Alles Leben und Erleben.

Alles Werden und Vergehen.

 

Nur eins ist vor, in und nach der Zeit.

Unvergänglich und unzerstörbar.

Der coolste Augenaufschlag aller Zeiten.

 

Die Ewigkeit in der Zeit.

 

Burkhard Budde


Cocktail mit verschiedenen Früchten

Neues Buch „AugenBlicke“ von Burkhard Budde



Ein unverwechselbarer schriftstellerischer Cocktail mit den Früchten „Leben“, „Liebe“, „Freiheit“ und „Politik“ bietet das neue Buch „AugenBlicke“ von Burkhard Budde.

Die 24 Denkanstöße in Form von Gedichten und Essays sowie die 15 Kommentare spiegeln Lebenserfahrungen des promovierten Theologen und freien Journalisten  aus Bad Harzburg wider. Die Beiträge sind in der Regel durch eigene Fotos illustriert.


Der Autor lädt seine Leser ohne moralischen Zeigefinger und missionarischen Eifer ein, sich mit seinen humanen Perspektiven und christlichen Positionen auseinanderzusetzen, mal schmunzelnd, mal nachdenklich, mal herausfordernd.

Besonders das Kapitel „Suche nach Leben“ will „Türöffner neuen Denkens, Kompass neuer Orientierung, Motor neuer Lebensgestaltung und Quelle neuen Sinnes“ sein.

Im Kapitel „Kontexte“ sind vor allem politische Beiträge des Autors veröffentlicht, die zum Teil in überregionalen Tageszeitungen erschienen sind. Sie sollen auch den zeitlichen Rahmen der Denkanstöße erhellen.


Burkhard Budde war bis 1994 Pfarrer einer Ev. Kirchengemeinde im Kreis Herford; anschließend 20 Jahre lang Vorstandsvorsitzender einer kirchlichen Stiftung mit Krankenhaus, Altenpflegeheim und Ausbildungsstätten in Braunschweig, aber stets journalistisch tätig, wozu ihn auch ein Publizistikstudium in Münster, ein Pressevikariat in Bielefeld sowie Kurzvolontariate beim Deutschlandfunk in Köln und bei Tageszeitungen in Ostwestfalen motiviert haben.


Über sein neues Buch sagt Burkhard Budde: „Die textliche und thematische Mischung soll den Leser anregen, in der Tretmühle und in den Konflikten des Alltags das Wahre, das Schöne, das Richtige sowie das Lebensdienliche nicht zu vergessen, ja neu zu entdecken.“


Gefördert wurde „AugenBlicke“  im DIN A6 Format und mit 84 Seiten von der Ebbecke-Stiftung Braunschweig. Hier kann es auch für fünf Euro pro Exemplar bestellt werden: Ebbecke-Haus, Schleinitzstraße 17, 38016 Braunschweig.



Sehnsucht nach Meer


Möven laden zum Träumen ein.
So unbekűmmert und unbeschwert fliegen zu können. So lautlos und zugleich kreischend sich zu verständigen. So scheinbar zufällig und zugleich gezielt etwas im Auge zu haben.


 

 

 

 


Das Wasser verfűhrt zum Entdecken.
So weit und tief. So nah und fern. So begrenzt und doch grenzenlos. So freundlich und zugleich unberechenbar kann das Leben sein. So viel Sichtbares an der Oberfläche und so viel Unbekanntes im Unsichtbaren kann es im Leben geben.


Die Sonne, die Wolken, der Wind, der Sturm und die Flaute verzaubern.
So reich und vielfältig. So frei und widersprűchlich. So brűchig und űberraschend. So schön und erschreckend lässt die Seele sich streicheln - um glűcklich zu sein.

Burkhard Budde


Begegnung mit Thomas  de Maizière


Burkhard Budde sprach in dieser Woche in Berlin mit Thomas  de Maizière. Beide kennen sich seit der gemeinsamen Studienzeit in Münster.



Dr. Thomas  de Maizière, auch CDU- Bundestags-abgeordneter, erinnerte sich: „Während ich damals im Studentenparlament der Universität Münster aktiv war, engagierte Burkhard Budde sich bereits im Stadtrat in Bünde. Als Vorsitzender des Jugendausschusses sammelte er dort schon früh handfeste Erfahrungen, die ihm auf seinem bisherigen Lebensweg zu Gute kamen: Einsatzbereitschaft und Selbstdisziplin, Verhandlungsgeschick und Führungswillen, vor allem aber Umsicht und Verantwortungsbewusstsein – alles Fähigkeiten, die ich schon damals in unserer Zusammenarbeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sehr an ihm schätzte. Gerade für einen Landrat sind sie unverzichtbar.“

 


Aber auch zur „Sicherheitspolitik“ nahm  Thomas  de Maizière Stellung: „Für mich und wohl auch die meisten anderen Menschen gehört die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung – und damit die Gewährleistung eines friedlichen und freiheitlichen Miteinanders – zu den mit Abstand wichtigsten Aufgaben von Politik. Es ist der vordringliche Zweck allen staatlichen Handelns. Das Spektrum dieser Aufgabe ist entsprechend groß: es reicht von der Verfolgung von Verkehrs- und Ordnungswidrigkeiten über die Organisation von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz bis hin zur Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus. Hier müssen alle Ebenen – von den Kommunen bis zum Bund – eng zusammenarbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass Burkhard Budde dafür der richtige und fähige Kandidat ist.“


Schnappschüsse beim Peiner Freischießen

Von Königen und freien Bürgern,
von Traditionen und fröhlichen Feiern,


von Ritualen und spontaner Deutung,
von einem regionalem Fest mit überregionaler Bedeutung.




Von Gemeinschaft und Geselligkeit,
vom Wir-Gefühl und von Gastfreundschaft,


von Lebensfreude und Leichtigkeit,
von einem Fest mit tieferer Bedeutung.

Burkhard Budde




Menschlichkeit als Maßstab

 

Im Gespräch mit dem KV-Vertreter Dr. Kleinschmidt


Gesundheit ist ein hohes Gut. Politiker setzen sich deshalb für eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung ein. Auch im Landkreis Peine ist für die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung rund um die Uhr die Kassenärztliche Vereinigung (KV) verantwortlich, die zugleich die Interessenvertretung der niedergelassenen Vertragsärzte ist.


Seit etwa 12 Jahren ist Dr. Thorsten Kleinschmidt Vorsitzender der KV Braunschweig, die die ärztliche Bedarfsplanung, die bundesweit vorgegeben ist, für die Region umsetzt. Zu einer Begegnung mit dem Arzt, der seit 20 Jahren in der Selbstverwaltung tätig ist, kam es am 1. Juli 2016 in der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Peine.


Vor der Kreisgeschäftsstelle (v.l.) Dr. Burkhard Budde, Dr. Thorsten Kleinschmidt, Ingrid Pahlmann, Christoph Plett und Hans-Werner Fechner.


Die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann, der Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, der Kreistagsfraktionsvorsitzender Hans-Werner Fechner, CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett und sein Stellvertreter Georg Raabe setzten sich für eine wohnortnahe ärztliche Versorgung der Bevölkerung auf hohem Niveau ein, insbesondere auch im Blick auf die ältere Generation im Landkreis Peine.


Neue ärztliche Bedarfsplanung?

Der KV-Vertreter räumte ein, dass die Bedarfsplanung nicht den tatsächlichen Bedarf abbilde und deshalb bundesweit überarbeitet werden müsse. Es gebe leider auch eine „aktive  Wahrnehmungsverweigerung auf Bundesebene.“ Allerdings werde jetzt an einer „neuen Betrachtungsweise“ der Bedarfsplanung gearbeitet.


Flexible Mobilitätskonzepte seien wegen der demographischen Entwicklung wichtig. Man könne nicht bei gleichem Ärztehonorar noch mehr Ärzte beschäftigen. Auch gebe es zudem beispielsweise bei den Augenärzten einen „Flaschenhals in der Weiterbildung“. Und nicht alle „banalen Alltagsprobleme“ gehörten in eine Arztpraxis. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit Kapitalgesellschaften als Träger seien der falsche Weg. Das führe nur zur „Rosinenpickerei“ sowie zu einem „problematischen Einweiser-Verhalten“ in Kliniken, so Kleinschmidt.


Ernstnehmen der Situation vor Ort!

Hans- Werner Fechner betonte die Notwendigkeit, die (fach-)ärztliche Situation vor Ort ernst zu nehmen und bei Bedarf konkrete Lösungen zu suchen. Ingrid Pahlmann wies auf die Aktivitäten des Gesundheitsministeriums zum Beispiel zur „Prävention“, „Pflege“ und „Patientensicherheit“ hin. Burkhard Budde forderte, dass auch zukünftig jeder Patient die medizinische Leistung erhalten müsse, die er brauche und zwar „unabhängig von seiner Geburtsurkunde, seinem Kontostand oder seiner Adresse.“ Die Menschlichkeit müsse der wichtigste Maßstab der Gesundheitspolitik sein.


Mit Leichtigkeit feiern

„Freischießen“ als ein Fest emotionaler Superlative


Für viele Peiner und Gäste: Das jährliche Freischießen ist für sie ein Fest der emotionalen Superlative. Auch Gefühle, die sonst mehr oder weniger schlafen, sich aber im Laufe der Festlichkeiten steigern, schlagen dann Purzelbäume.



In diesem Jahr wurde das fröhliche und heitere Spektakel sowie der geordnete Rummel der Spielmannszüge, des Fanfarenzuges sowie der Korporalschaften am 1. Juli 2016 zum 419. Mal eröffnet. Der Schützenplatz mit seinen großen Zelten ist jetzt fünf Tage lang fest im Griff der bunten Festgruppen. Und wer in dieses traditionelle Geschehen (noch) nicht eintauchen will, findet bestimmt ein Fahrgeschäft, eine Bude, einen Imbiss, einen Stand, um auf seine emotionalen Kosten zu kommen.

 


Was zunächst ein „Freischießen von den bürgerlichen Pflichten“ war, ist im Laufe der Geschichte der Stadt Peine zu einem „Freischießen von den städtischen Steuern“ für den besten Mann geworden.



Die Burg Peine, die um 1200 ausgebaut wurde, beherbergte im Laufe der Zeit die heutige Stadt Peine. Die Burg hielt durch seine feste Besatzung die kriegerischen Auseinandersetzungen um den Peiner Besitz stand - insbesondere die der Welfen von Braunschweig mit den Bischöfe von Hildesheim und mit Gunzelin von Wolfenbüttel, der die Burg und die Grafschaft Peine geerbt hatte. Die aufblühende Stadt wurde demgegenüber  immer wieder von fremden Truppen besetzt. Um 1300 gründeten deshalb Bürger der Stadt eine Schützenbruderschaft, um die Angriffe von außen abwehren, aber auch um innere Unruhen und Feuerbrünste bekämpfen zu können – die Geburtsstunde des „Freischießens.“


Noch heute erinnert die Peiner Eule an diese Zeit, die zwar jetzt nicht mehr über die Burg, aber immer noch über die Stadt und ihre Menschen wacht – und einen Menschen nicht (mehr) mit trotzigen, sondern mit klugen Augen ansieht, ihn nicht (mehr) mit gekrümmten, sondern mit rechtsstaatlichen Krallen verteidigt, wenn seine Würde angegriffen wird.

Und alle beim „Freischießen“ einlädt, die neu gewonnene Freiheit mit Freude und Leichtigkeit zu feiern.

Burkhard Budde


Ausgestreckte Hand

Veröffentlichung in DIE WELT


Der Handschlag signalisiert für Andrea Seibel, stv. Chefredakteurin DIE WELT, Anerkennung  zwischen Mann und Frau und schafft Vertrauen; die DW-Redakteurin Eva Marie Kogel vertritt in der Ausgabe DW vom 28.Juni 2016 die „Contra-Position“. 

Meine Gedanken dazu  sind in der heutigen Ausgabe der überregionalen Tageszeitung als Leserbrief veröffentlicht:

„Vielen Dank für Ihren Artikel, der wie eine ausgestreckte Hand ist, die der Leser ergreifen kann, um zu begreifen: Gleichberechtigung findet ihre Bewährungsprobe im Alltag, wenn die Hand der Frau wie die Hand des Mannes erfahrbar ist und gedeutet wird.

Die kulturelle Form ermöglicht kulturelles Format. Umgekehrt braucht das Format, die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau, eine gemeinsame Form, um glaubwürdig zu bleiben und dem Miteinander auf Augenhöhe dienen zu können.

Ein (verweigerter) Händedruck spricht Bände. Zärtliche Hände streicheln zugleich die Seele. Der Handschlag kann sogar zwei Menschen glücklicher, weil partnerschaftlicher machen – unabhängig vom Geschlecht, von der Religion, der Herkunft und der politischen Gesinnung“.

(DIE WELT 1. Juli 2016)


Hoffest stärkt Wir-Gefühl

In Adenstedt wurde gefeiert


Ein Hoffest bietet nicht nur die Möglichkeit, fröhlich und gesellig zu feiern. Auch spontane Gespräche und Erlebnisse sind möglich, neue Kontakte und Freundschaften können geknüpft werden. Ein Wir-Gefühl entsteht häufig in einer gemischten und bunten Gemeinschaft. Solche, ähnliche oder ganz andere neue Erfahrungen sammelten auch viele Teilnehmer beim Hoffest des Adenstedter CDU-Ortsverbands.



Auf dem Hof von Sabine und Robert Hehnen in Adenstedt konnte am 25. Juni 2016 Karsten Könnecker den CDU-Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, den Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Hans-Werner Fechner, den Ilseder CDU-Gemeindeverbandschef Hannes Beims sowie CDU-Kreistagskandidaten begrüßen.



Begonnen wurde das Fest mit Kaffee und Kuchen. Ab 16 Uhr gab es Grillspezialitäten mit Salat. Auf dem Programm standen Musik der „Kreischsägen“, eine Kindertanzgruppe, Hüpfburg, Bingo, Kinderschminken und vieles mehr. Höhepunkt des Abends war abends der Auftritt der Band „Boogie Slam“, die Rock’n’ Roll, Blues und Boogie-Woogie „vom Feinsten“ lieferte. 


Besuch eines „innovativen Unternehmens“

„Unipress Salzgitter“

 

Lebendige Traditionen sind wie Wurzeln, die sich aus der Tiefe Kraft, Halt und Orientierung holen. Lebendige Innovationen sind wie Blumen, die sich nach Licht sehnen, um wachsen zu können. Dass zum nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg vieler Unternehmen Traditionen und Innovationen zusammengehören, zeigen Beispiele mutiger und verantwortungsbewusster Unternehmer in der Region.



CDU- Mitglieder  vom Landesverband Braunschweig unter dem Vorsitz von Frank Oesterhelweg MdL warfen am Wochenende einen Blick hinter einzelnen Kulissen „innovativer Betriebe“. Mit dabei Dr. Reza Asghari, Professor für Entrepeneurship an der TU Braunschweig und Ostfalia Hochschule, der einen Innovationskreis der CDU leitet.


Zu den Besuchsterminen zählte „Unipress Salzgitter“, von Olaf Kierchner 1980 als Einmannbetrieb gegründet. Heute beschäftigt das mittelständische Unternehmen, dass das komplette Spektrum der Etiketten und Schilder anbietet, mehr als 50 Mitarbeiter, die für über 4000 Kunden arbeiten. Viele Jahre dabei ist auch der Technische Leiter Hans-H. Borchers, der mit dem Inhaber Olaf Kierchner die Gäste informierte und durch den Betrieb führte.


Zum Erfolgskonzept, so Olaf Kierchner, der gerne in der Region verwurzelt ist, gehören aber auch motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, faire und zuverlässige Rahmenbedingungen und ein Markt sowie Kunden „vor Ort“, die die Angebote, die Qualität und Flexibilität, die Kundenorientierung und den Service, als eigene Chance begreifen.

 

Bei „Unipress“ in Salzgitter (siehe Foto v.l.) Olaf Kierchner, Sabine Kleinke, Dr. Reza Asghari, Dr. Burkhard Budde und Frank Oesterhelweg.


Chance für den ländlichen Raum

„Flora Prima“ als Beispiel für innovatives Geschäftsmodell


Als ein „gutes Beispiel für ein innovatives Geschäftsmodell“ bezeichnete Prof. Dr. Reza Asghari den Online Blumenversand „Flora Prima“ in Wendeburg. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der TU Braunschweig hatte den Geschäftsführer Christof Heidemeyer bereits im Zusammenhang mit seiner Diplomarbeit im Jahr 2004 zum Thema „Suchmaschinen-Marketing“ schätzen- und kennengelernt.



Beim Besuch des weltweiten Blumenversenders am 24. Juni 2016, der auf Initiative  des CDU Landesverbandes Braunschweig stattfand, forderte dessen Vorsitzender Frank Oesterhelweg „Leute, die kreative Ideen haben, mehr zu unterstützen.“ Ihr Potenzial für die Volkswirtschaft müsse erkannt und ihre Ideen müssten, wenn nötig, auch mit einer Anschubfinanzierung  seitens des Staates gefördert werden, so der Landtagsabgeordnete. Die Bedeutung der Startups-Unternehmen bzw. der Gründerszene brauche ein öffentliches und wertschätzendes Bewusstsein.


Dieser Meinung schloss sich auch der CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde (Peine) an, der die Chance des Internets für den ländlichen Raum betonte. Reza Asghari nannte dafür die digitale Infrastruktur, weniger Bürokratie und möglicherweise „schnelles Kapital“ als wichtige Rahmenbedingungen. Der Professor, der einen „Innovationskreis“ der CDU leitet, bedauerte, dass das Land Niedersachsen offensichtlich kaum Interesse für Unternehmertum und Mittelstandsförderung habe und Förderinstrumente für Studenten bei Startups gestrichen habe.


Die beiden Geschäftsführer von „Flora Prima“, Christof Heidemeyer und Derek Regan, hatten den Blumenshop vor 15 Jahren noch zu Studienzeiten gegründet. Christof Heidemeyer berichtete von den Anfängen und der Entwicklung des wohl erfolgreichsten Blumenversenders Deutschland, der heute 29 Personen beschäftigt. Neben der Kundenbetreuung müssen das Netzwerk der Floristen und die Zusammenarbeit mit einer Gärtnerei und vieles mehr regelmäßig und zuverlässig gepflegt werden.

 

„Flora Prima“ ist ehrgeizig. Das Unternehmen, das in 120 Länder liefert, will 365 Tage im Jahr „persönlich“ erreichbar sein, zu Wunschterminen liefern und zwar mit 7-Tage-Frische-Garantie, mit einer Gratis-Glasvase, einer Gratis-Grußkarte, zwei Gratis-Geschenken.  Es unterscheide sich dadurch von den Wettbewerbern, so Heidemeyer, der trotz des Erfolges bescheiden bleibt: „Glück gehört immer auch dazu. Und die weitere Entwicklung kann keiner voraussagen.“


Zu seiner Philosophie jedenfalls gehört es, dankbar für den Standort Deutschland zu sein, nicht „auf hohem Niveau“ zu jammern. Und nicht immer nur an seinen eigenen Vorteil zu denken, sondern auch an die Solidargemeinschaft.

Gedanken, die bei den anwesenden Politikern – unter ihnen der Bürgermeister der Gemeinde Wendeburg Gerd Albrecht sowie die Landesvorstandsmitglieder Michael Künzler, Christoph Plett und Sabine Kleinke - offene Ohren fanden.


Was bedeutet „covern“?

Fest der Musik in Hannover



Was bedeutet eigentlich „covern“? fragte sich eine ältere Frau beim „Fest der Musik“ in der Innenstadt von Hannover am 21. Juni 2016. Sie stand mit ihrer Einkaufstasche an der großen Bühne am Kröpcke, wo drei Bands auftraten, eine aus Frankreich, eine aus Polen und eine aus Deutschland. Die vielfältige und gemischte Musikgemeinde war in guter Stimmung und offen für Passanten, die zufällig vorbeikamen, verweilten und neugierig dem Sound zuhörten und das bunte Geschehen verfolgten.


 

 

 

 


Die deutsche Band „You Silence I Bird“, die für „Acoustic-Indie-Pop“ steht, freute sich über den „kulturellen Austausch“.  Ein polnisches Musikstück beispielsweise wurde nicht einfach kopiert, sondern interpretiert; das Original nicht einfach vergessen, sondern neu, in eigener Weise sowie mit persönlicher Note nachempfunden. 


Und auch die Bands aus dem Ausland ließen es sich nicht nehmen, einen Song von „You Silence I Bird“ vorzutragen – eben zu „covern“.


Ein gelungenes Beispiel: Identität und Vielfalt, Verstehen und Verständigung bleiben kommunizierende Röhren eines lebendigen Kulturaustausches. Und das war nicht nur für junge Menschen, sondern auch für die „ältere Generation“ ein seelischer Dazugewinn.


Noch eine ganze Weile blieb die ältere Frau stehen, bewegte ihren Körper ein wenig – und erfreute sich an der modernen, eben auch an der „gecoverten“ Musik.

Burkhard Budde


Freie Menschen helfen freiwillig

Sozialer Einsatz von Serviceclubs


Freie Menschen helfen freiwillig. Die weltweiten Vereinigungen der Service Clubs wie die Rotarier (seit 1925) und Lions (seit 1917) gibt es auch in Braunschweig: seit 35 Jahren den Lions Club Braunschweig Dankwarderode, einer von sieben Lions Clubs in der Löwenstadt, der am 20. Juni 2016 seine Gründung feierte.



In einem Service Club (Service=Dienst) sind nicht nur Menschen, die unabhängig von politischen und religiösen Überzeugungen kameradschaftlich und freundschaftlich miteinander verbunden sind. Ein Club spiegelt auch Personen wider, die in vielen Berufen wichtiger Berufssparten tätig sind und sich gemeinsam auch nach ihrem Berufsleben für Bürgersinn und die soziale Entwicklung der Gesellschaft einsetzen.


Beispielhaft können sie „Kitt“ sein, der die Gesellschaft zusammenhält, indem sie sich an Werte und Normen orientieren: Würde und Menschenrechte, Toleranz und Freiheit, Nächstenliebe und Verantwortung, Verstehen und Verständigung.


Beispielhaft können sie „Salz“ sein, das der Gesellschaft ein offenes und einladendes, ein menschliches und soziales Gesicht gibt, indem sie die Werte trotz Widerstände im Rahmen des demokratischen Rechtsstaates mit Zivilcourage und Weisheit leben.


 

 

 

 

 

Zum „Kitt“ und „Salz“ gehört der „Sauerstoff“ des Feierns, um Menschen menschlich zusammenzuführen, Freundschaften zu ermöglichen und zu vertiefen sowie dem anschließenden „Service“  eine besondere gemeinsame Seele einzuhauchen.

Burkhard Budde   


„Wir können es schaffen“

9. Niedersachsentag der CDA in Niedersachsen


Aus ganz Niedersachsen kamen die Delegierten in die Fuhsestadt. Im  Forum Peine fand am 18. Juni 2016 der

9. Niedersachsentag der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Niedersachsen (CDA) statt.


Dr. Max Matthiesen, Dr. Burkhard Budde und Josef Holtvogt (v.l.)


CDA-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter Dr.Max Matthiesen und Landessozialsekretär Josef Holtvogt konnten zur Tagung mit dem Motto „Wir können es schaffen“ u.a. auch Peines CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett, Bürgermeisterkandidat Andreas Meier sowie Landratskandidat Dr. Burkhard Budde begrüßen.


Zu Beginn des Niedersachsentages war Dr. Burkhard Budde als Theologe und ehemalige Pfarrer gebeten worden, die traditionelle Andacht mit Ehrung der im letzten Jahr verstorbenen CDA-Mitglieder zu halten. In seiner Besinnung über Psalm 37,5 warb er um „begründetes Gottvertrauen“, einer Kraft-, Hoffnungs- und Sinnquelle auf „jedem“ Lebensweg. Geistig- geistliche Quellerfahrungen könnten zudem ermutigen und befähigen, den persönlichen Kompass christlicher Liebe in die Hand zu nehmen, um im Lebenslabyrinth einen begehbaren Weg im Geist der Freiheit und der Verantwortung zu finden.


 

 

 

 

Christoph Plett, Andreas Meier und Dr. Burkhard Budde


In ihren Grußworten schilderten Christoph Plett und Andreas Meier die Schönheiten, aber auch die Herausforderungen der Stadt Peine im Blick z.B. auf die Stahlpolitik, den sozialen Wohnungsbau und die Flüchtlingsfrage; Burkhard Budde die Notwendigkeit im Gesundheitswesen, angesichts von ökonomischem und bürokratischem Druck sowie Verteilungs- und Machtkämpfen die individuelle Würde und Menschlichkeit nicht unter die Räder geraten zu lassen.  



Missbrauchte Fankultur – Rote Karte für Rowdies


Gedanken von mir zur „Unkultur“ von Rowdies und zur „Kultur“ von Fans sind heute in der überregionalen Tageszeitung „DIE WELT“ veröffentlicht worden.


„Fans“, die gezielt und zugleich wahllos Gewalt anwenden, sind keine Fans, sondern unberechenbare und gefährliche Rowdies. Als „Maskenfans“ gebrauchen sie die Fankultur, um sie zu missbrauchen. Sie treten die Fankultur mit Füßen.



Die wahre Fankultur des deutschen Lieblingssportes bleibt eigentlich unbeschreiblich, aber immer eine konstruktive Sache des Herzens: Die Begeisterung begeistert. Und die begeisterte Begeisterung schlägt immer wieder emotionale Purzelbäume. Besonders wenn das befreiende Tor endlich (!) gefallen ist. Und das Zittern, das Daumendrücken und das Anfeuern ein Ende haben. Dann umarmen sich erleichterte Fans – ganz spontan. Und springen in die Höhe – ganz unverkrampft. Dann leuchten ihre Augen – ganz klar. Denn ihr Selbstbewusstsein ist gesteigert: „Wir sind (wieder) wer. Mit uns muss man rechnen.“  Und in diesem beglückenden und gewaltlosen Hexenkessel der Gefühle scheint es keinen Ausgang zu geben. 


Nach dem Anpfiff ist alles möglich gewesen. Aber der Sieg ist nie in Zweifel gezogen worden. Nach dem Tor ist vor dem (nächsten) Tor. Und diese „Gedankenlosigkeit“ ist allzu menschlich und in diesem verzaubernden Augenblick verzeihlich: Dass das Glück manchmal Tore schießt. Manchmal oder häufig (?!) auch im Bündnis mit leidenschaftlichem und entschlossenem sowie taktischem und kompetentem Kampf. Dass die Tränen der Fans der gegnerischen Mannschaft noch getrocknet werden müssen. Dass Nationalspieler nicht immer den Eindruck machen, sich mit der Nation identifizieren und die Gefühlswelt ihrer Fans verstehen zu können. Dass es die Unkultur eines unfairen Rumpelfußballspiels mit Fouls sowie randalierende und gewalttätige Maskenfans gibt. Dass am nächsten Tag ein disziplinierter Alltag folgt, in dem der einzelne funktionieren muss: Formulare ausfüllen, Akten abarbeiten, Maschinen bedienen, Autos reparieren, Menschen beraten, die Schulbank drücken, die Uni aufsuchen, „kleine Brötchen“ backen.  


Für den echten Fan im Stadion, vor dem Fernseher oder dem Public Viewing spricht sein Herz: Die schönste Nebensache der Welt ist in einer bunten, sichtbaren oder unsichtbaren Gemeinschaft auf Zeit zur Hauptsache geworden – und der kleinste gemeinsame Nenner einer fröhlichen und frohmachenden Volkskultur. Gerade deshalb brauchen Rowdies die Rote Karte – der Fans, des Vereins, der Gesellschaft und des Rechtsstaates.

Burkhard Budde

(DIE WELT 18. Juni 2016)


Im Kleinklein des Alltags nicht den Globus vergessen

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in Peine

Begrüßung vor dem Hotel in Peine


Eine Frau steht eindrucksvoll ihre Frau. Charmant und freundlich, empathisch und höflich sowie mit Argumentations- und Überzeugungskraft erlebten 130 Mitglieder und Gäste des Peiner Industrie- und Wirtschaftsvereins Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen. Gastgeber Bernhard Michels, Vorsitzender des Vereins, war stolz auf die „hochkarätige Politikerin“, die für 177 000 Soldaten und 88 000 zivile Mitarbeiter verantwortlich ist und für neue “Bundeswehrstrukturen der Zukunft“ steht.


Auf der Veranstaltung im Hotel Schönau in Peine am 16. Juni 2016 freuten sich aber auch die anwesenden CDU-Parteifreunde über „ihre“ stv. Bundesvorsitzende, unter ihnen die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann, Peines Kreisvorsitzender Christoph Plett und sein Schatzmeister Michael Künzler, Fraktionsvorsitzender im Kreistag Hans-Werner Fechner und der Landratskandidat Dr. Burkhard Budde sowie Bürgermeisterkandidat Andreas Meier.

Andreas Meier, Bernhard Michels, Dr. Ursula von der Leyen, Ingrid Pahlmann, Dr. Burkhard Budde (v.l.).


Gemeinsamkeiten: Wirtschaft und Bundeswehr

Sind Bundeswehr und Wirtschaft zwei Welten, die einander fremd sind? Frau von der Leyen zeigte „gemeinsame Schnittstellen“ auf. Als Geschäftspartnerin gebe die Bundeswehr jährlich Aufträge in Höhe von 14 Mrd. Euro an die private Wirtschaft („An einem Tag werden allein sechs Tonnen Brot verputzt und sechs Tonnen Kartoffeln verbraucht.“) Als Konkurrentin am Arbeitsmarkt müsse auch die Bundeswehr um Mitarbeiter z.B. in ihren fünf Krankenhäusern werben („Es werden für 100 Berufe Auszubildende gesucht.“). Wie Unternehmer und Geschäftsleute trage die Bundeswehr zudem eine „Verantwortung für das Gemeinwesen“. Wer Dienst bei der Bundeswehr mache, verteidige jedoch nicht nur Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, sondern sei auch im Blick auf den „Ernstfall“ bereit, sein „Bestes“ zu geben, nämlich sein Leben. Die 17 Auslandsmissionen spiegelten dieses besondere Verständnis („Kein Beruf wie jeder andere“) wider.


130 Teilnehmer und Gäste


Neue Herausforderungen: Globale Krisen

Neue Herausforderungen müsse die Bundeswehr angesichts der Krim-Annexion („Mit Waffengewalt sind die Grenzen innerhalb Europas verschoben worden.“) und der Ukraine-Krise, der Bürgerkriege und der zerfallenen Staaten Libyen und Syrien, des Terrorismus und des Islamischer Staates (IS) meistern. „Wir können nicht wegschauen, was dort passiert“, sagte Frau von der Leyen. Die Bundeswehr habe beispielsweise 7000 kurdische Peschmerga-Kämpfer im Nordirak ausgebildet und ausgerüstet, die helfen konnten, den „Nimbus der Unbesiegbarkeit“ des IS zu brechen sowie Flüchtlinge zu schützen. Wichtig seien die Unterstützung lokaler Bodentruppen, Hilfen beim Wiederaufbau sowie Versöhnungsarbeit.


Neuer Kampf: Für offene und tolerante Gesellschaft

Aber auch Europa sei im Visier des IS. Die Ministerin setzte sich für eine offene und tolerante Gesellschaft ein („Die Scharia ist eine menschenverachtende Ideologie der Gleichschaltung und des Fanatismus.“) sowie für ein geeintes und friedliches  Europa („Kompromisse sind die Königsdisziplin und besser als aufeinander zu schießen.“).



Bernhard Michels dankt der Ministerin; links Christoph Plett


Und im Kleinklein des Alltags dürften die 500 Millionen Europäer „den Globus“ nicht aus dem Auge verlieren, um ihn im Blick auf eine „bessere Welt“ prägen zu können, sagte die Politikerin mit ihrer charmanten sowie Köpfe und Herzen bewegenden Prägekraft.


Zusammenarbeit auch ohne Fusion

CDU-Landratskandidaten aus Hildesheim und Peine

trafen sich in Hülsede

Es gibt eine „Zusammenarbeit auch ohne Fusion“. Diese Auffassung vertraten die CDU- Landratskandidaten Christian Berndt (Hildesheim) und Dr. Burkhard Budde (Peine), die gemeinsam an einem Gespräch der CDU Niedersachsen mit Landräten und Oberbürgermeistern am 15. Juni 2016 im Wasserschloss Hülsede teilnahmen. 


Die Veranstaltung, die vom CDU-Generalsekretär Ulf Thiele und dem Landesvorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Reinhard Winter geleitet wurde, beschäftigte sich u.a. mit der Flüchtlingsfrage, der Schul-, Gesundheits- und Verkehrspolitikpolitik.


Christian Berndt, der auch Fraktionsvorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion in Hildesheim ist, und Burkhard Budde, der auch von der Peiner FDP und der Peiner Bürgergemeinschaft als Landratskandidat aufgestellt worden ist, wollen sich regelmäßig treffen, um über die Stärkung einer bürgerfreundlichen und aufgabenorientierten Politik zu sprechen.

 

 

 

 

Am Rande der Tagung kam es zu einer Begegnung mit Hans-Wilhelm von Bronsart, dem Senior-Schlossherr des Wasserschlosses, das von 1529 bis 1548 errichtet wurde und seit 1585 im Besitz der Familie von Mengersen ist sowie beispielhaft für die frühe Weserrenaissance steht. Vor dem Bild seines Urgroßvaters, dem Staats- und Kriegsminister Paul Bronsart von Schellendorff I (1832- 1891) entstand das Foto (v.l.) Christian Berndt, Hans-Wilhelm von Bronsart und Dr. Burkhard Budde.


Die stolze Tradition des Bergarbeiters

„Lengede Tag“ mit dem Landratskandidaten


Das tragische Grubenunglück von 1963 gehört zum kommunalen Gedächtnis der Stadt Lengede im Landkreis Peine. Aber auch bundesweit erinnern sich viele Menschen an das “Wunder von Lengede“.


Die ehemalige Bergbaugemeinde hat sich grundlegend gewandelt. Wo beispielsweise früher das Hüttenareal war, befindet sich heute ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Der Eisenerzabbau ist 1977 eingestellt worden. Die Tradition mit seinem unverwechselbaren Charme und die Moderne mit seinem technologischen Fortschritt sind eine neue Verbindung eingegangen. Sowohl reizvolle Fachwerkbauten als auch Neubaugebiete sowie Firmen mit überregionalem Geschäftsmodell befinden sich in der lebendigen Kommune mit seinen fünf Ortsteilen.


Michael Kramer (r.)


Dazu zählt auch, die „stolze Tradition“ des Bergarbeiters mit dem besonderen Kameradschaftsgeist zu pflegen. Ein Grund, die Bergbauausstellung im Rathaus der 13 000 Einwohner zählenden Gemeinde zu besuchen. Auf Anregung von Michael Kramer, CDU- und Fraktionsvorsitzender sowie dem stv. Bürgermeister Hans Grünhagen informierte sich CDU-, FDP-, PB-Landratskandidat Dr. Burkhard Budde über die Geschichte des Bergbaus und über das Grubenunglück sowie anschließend über die aktuelle Situation von Lengede.


Hans-Hermann Baas, Bürgermeister der Kommune im Dreieck zwischen Braunschweig, Salzgitter und Peine, erläuterte im Gespräch mit dem Landratskandidaten und seinen Begleitern die Attraktivität seiner Gemeinde, indem er u.a. auf Kindertagesstätten, Neubaugebiete, Betriebsansiedlungen und die Gesamtschule hinwies: „Rechtzeitig haben wir uns auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger eingestellt.“  Michael Kramer ergänzte: „Die glückliche Lage von Lengede mit den guten Verkehrsanbindungen sowie die Verwaltung, die sich als Dienstleister versteht, spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle.“


 

 

 

 

Bernd Löper (l.); Hans Grünhagen (r.).


Im Rahmen des „Lengede-Tages“ kam es auch zu einer Begegnung mit Bernd Löper, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins Lengede, der seit 25 Jahren existiert. Der Verein mit seinen 118 Mitgliedern zählt zu den größten Gewebevereinen der Region. Landratskandidat Burkhard Budde lobte die Vereinsaktivitäten, insbesondere die Netzwerkarbeit, weil sie der vielfältigen und nachhaltigen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einer Gemeinde im Landkreis dienten.


Bürgermeisterkandidaten und Landratskandidat

bei „Fischer Druck“

Erfolgreiches Familienunternehmen


Erfolgreiche Familienunternehmen denken langfristig und sind nicht an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert. Sie investieren nachhaltig, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber darüber hinaus nicht selten wegen ihrer besonderen Motivation: „Auch für meine beiden Söhne, die ein Wirtschaftsstudium absolviert haben und jetzt in meine Firma eingestiegen sind, habe ich das Unternehmen regelmäßig modernisiert,“ bekannte Familienunternehmer Wolfgang Zittel, der 1980 die Firma „Fischer Druck“ in Peine übernahm, eine der größten Bogenoffsetdruckereien in Norddeutschland.


Marion Övermöhle-Mühlbach und Andreas Meier


Bei der Präsentation des 3. Peiner Wirtschaftsspiegels 2016 am 13. Juni 2016 in den Räumen von „Fischer Druck“, zu der die Peiner Allgemeine Zeitung, der Industrieverein, die Kaufmannsgilde und die City Gescheinschaft eingeladen hatten, schilderte Wolfgang Zittel den etwa 100 Gästen – unter ihnen Peines Bürgermeister Michael Kessler, die Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier und Karl-Heinrich Belte, Landratskandidat Dr. Burkhard Budde sowie die stv. CDU-Kreisvorsitzende Marion Övermöhle-Mühlbach – die Situation der Druckindustrie in Deutschland.

 

Karl-Heinrich Belte mit seiner Tochter


Gegenwärtig gibt es deutschlandweit 8500 Druckereibetriebe mit insgesamt 140 000 Beschäftigten, die einen Jahresumsatz von 20 Mrd. Euro haben. Nach einer Prognose können etwa 7000 Betriebe überleben, wenn sie sich auf bestimmte Produkte mit hochwertigem Charakter spezialisieren, den neuesten Stand der Technik haben sowie die Geschäftsprozesse optimal gestalten.


Christian und Henning Zittel


Auch die Söhne Christian und Henning des inhabergeführte Familienunternehmen mit 65 festangestellten Mitarbeitern wissen, dass die Anschaffung einer modernen Druckmaschine nicht ausreicht, um zukunftsfähig zu bleiben. Transparenz, Vernetzung und Prozessgestaltung müssen dazu kommen. Konkret heißt das für „Fischer Druck“ „Kostenreduktion durch Automatisierung“, „Optimale Rüstprozesse“ sowie „Transparente Information“; perspektivisch weitere Vernetzung durch komplexe IT-Systeme, der Einsatz von Robotern in der Produktion, Print-to-Web sowie neue Druckverfahren (Symbiose von Offsetdruck und Digitaldruck).


 

 

 

 

Wolfgang Zittel


Für den Seniorchef zudem der tägliche Gang durch seine Firma, um seine Mitarbeiter zu begrüßen und den Kontakt zu pflegen.


Auf ein Wort

Fußball:

Schönste Nebensache als Hauptsache 



Eigentlich unbeschreiblich: Die Fankultur des deutschen Lieblingssportes. Die Begeisterung begeistert. Und die begeisterte Begeisterung schlägt immer wieder emotionale Purzelbäume. Besonders wenn das befreiende Tor endlich (!) gefallen ist. Und das Zittern und das Daumendrücken ein Ende haben. Dann umarmen sich erleichterte Fans – ganz spontan. Und springen in die Höhe – ganz unverkrampft. Dann leuchten ihre Augen – ganz klar. Denn ihr Selbstbewusstsein ist gesteigert: „Wir sind (wieder) wer. Mit uns muss man rechnen.“  Und in diesem beglückenden Hexenkessel der Gefühle scheint es keinen Ausgang zu geben. 


 

 

 

 


Nach dem Anpfiff war alles möglich (gewesen). Aber der Sieg stand trotzdem „außer Zweifel“. Nach dem Tor ist vor dem (nächsten) Tor. Und diese „Gedankenlosigkeit“ ist allzu menschlich und in diesem Augenblick verzeihlich: Dass das Glück manchmal Tore schießt. Manchmal oder häufig (?!) auch im Bündnis mit leidenschaftlichem und entschlossenem sowie taktischem und kompetentem Kampf. Dass die Tränen der Fans der gegnerischen Mannschaft noch getrocknet werden müssen. Dass es die Unkultur eines unfairen Rumpelfußballspiels sowie randalierende und gewalttätige Maskenfans gibt. Dass am nächsten Tag ein disziplinierter Alltag folgt, in dem der einzelne funktionieren muss; Formulare ausfüllen, Akten abarbeiten, Maschinen bedienen, Autos reparieren, Menschen beraten, die Schulbank drücken, die Uni aufsuchen, „kleine Brötchen“ backen muss.

 


Für den echten Fan im Stadion, vor dem Fernseher oder dem Public Viewing spricht sein Herz: Die schönste Nebensache der Welt ist in einer bunten, sichtbaren oder unsichtbaren Gemeinschaft auf Zeit zur Hauptsache geworden – und der kleinste gemeinsame Nenner einer fröhlichen und frohmachenden Volkskultur.

Burkhard Budde

  


Kreisvorsitzender dankt und ehrt Parteifreunde


Dank und Anerkennung für Parteifreunde: Über zwanzig Mitglieder des CDU-Kreisverbandes Peine konnte Kreisvorsitzender Christoph Plett für „langjährigen und treuen Dienst“ ehren. Als ein Zeichen der Wertschätzung gab es am 8.Juni 2016 in der Peiner Kreisgeschäftsstelle nicht nur eine Urkunde, die CDU-Nadel und den CDU-Kugelschreiber, sondern vor allem würdigte Christoph Plett jedes einzelne Mitglied individuell und sehr persönlich im konkreten Zusammenhang. Gleichzeitig bat er, weiterhin in der CDU-Familie mitzuwirken: „Wir brauchen ihre Erfahrungen und Kenntnisse, um unsere Werte und Ziele in der Politik für die Allgemeinheit umzusetzen.“ Einzelne Jubilare berichteten spontan von ihren Erlebnissen und Höhepunkten in „ihrem Partei- und Politikleben“.



Im feierlichen Rahmen erinnerte Landratskandidat Dr. Burkhard Budde in seinem Grußwort an die Pionierleistung und Aufbauarbeit der Jubilare. Die CDU habe sich von einer „Honoratiorenpartei“ über eine „Mitgliederpartei“ zu einer „modernen Volkspartei“ entwickelt. Gemeinsam müsse man daran arbeiten, die „christlich-demokratische Volkspartei der Mitte“ auch weiterhin vertrauenswürdig sowie handlungs- und mehrheitsfähig  für die Zukunft zu machen.


Auch die stellvertretenden Kreisvorsitzenden Georg Raabe und Marion Övermöhle-Mühlbach, Schatzmeister Michael Künzler, Schriftführer Andreas Kuhlhawy sowie Kreisgeschäftsführerin Imke Jeske Werner und die CDU- Mitarbeiterin Kirsten Geske freuten sich mit den Jubilaren und dankten ihnen.  


„Wunderschönes vor der Haustür“

Hermann Mehrens, Oliver Junk und Burkhard Budde

in Bad Harzburg beim Wirtschaftsrat


Deutschland habe „Wunderschönes“ auch vor der Haustür zu bieten. Diese Auffassung vertrat Dieter Lorenz vom Wirtschaftsrat der CDU Landesverband Niedersachsen, der zu einer Veranstaltung auf dem 483 Meter hohen Burgberg, dem Hausberg Bad Harzburgs, am 7. Juni 2016 eingeladen hatte.


Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.) Jochen-Konrad Fromme, von 1998 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages, Dr. Burkhard Budde, Dr. Oliver Junk und Hermann Mehrens.


Auch Hermann Mehrens, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Goslar/Harz, der 2009 von Bremen in die Harzregion gekommen war, betonte die Schönheit und die Attraktivität.  Leider werde immer noch viel gejammert. „Aber wie will man Fachkräfte mit einem schlechten Image gewinnen?“, fragte Mehrens in seinem Vortrag über den „Harz“ und empfahl, auch mit der „Freizeit in der Natur“ zu werben.


Deutlich kritisierte Hermann Mehrens die Pläne der niedersächsischen Landesregierung aus dem  Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) eine „verfasste Region mit Parallelstrukturen per Gesetz ohne Beteiligung der Wirtschaft“ zu machen. Die Initiative „Ein Harz“ sei die bessere Alternative als ein zentralistisch gesteuerter Verband. Die Tourismusverantwortlichkeit z.B. müsse vor Ort geleistet werden.


Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk warb für Bündelung statt Zentralisierung. Und ohne die Wirtschaft könne die Region keine Zukunft gewinnen. Das „Rote-Laterne-Image-Problem“ als „zentrales Problem“ müsse nachhaltig  überwunden werden. Goslar sei auf einem guten Weg. Es gebe bei 50 000 Einwohnern 20 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Und vor allem sei seine Stadt nicht pleite, sondern habe sogar Einwohner dazugewinnen können. 


Peines CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde sprach von der besonderen Verantwortung der Unternehmer: „Gestalten sie mit ihrer Wirtschaftskompetenz die Politik mit, damit Arbeitsplätze durch wirtschafts- und sozialfreundliche Rahmenbedingungen  gesichert und neue geschaffen werden.“ Und damit der Wohlstand für alle und soziale Sicherheit sowie echte Solidarität möglich blieben.


Die Menschen im Landkreis Peine profitieren für Burkhard Budde  auch von der Lage zwischen Harz und Heide sowie Braunschweig und Hannover. Ballungsgebiete und Landkreise dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssten die jeweiligen Vorteile achten und zum gegenseitigen Nutzen beachten. Durch Vernetzung und Kooperation, Selbstverantwortung und Selbststeuerung  könne für den Bürger mehr geleistet werden als mit ortsferner Zentralisierung, bürgerferner Fremdbestimmung und menschenferner Bürokratie.



Mit Freunden und Freude zu den Quellen
Besuch der Stadt Torgau und Wittenberg



„Ad fontes!“ Wer „zu den Quellen!“ fährt, kann die Gegenwart besser verstehen und Neues entdecken. Auch wenn wichtige Quellorte der Reformation abseits von den ganz großen Touristenströmen liegen, kann man sie von Braunschweig oder Wolfenbüttel aus relativ schnell erreichen. Und dann „Lebensdienliches“ für weitere Wege schöpfen.


Torgau an der Elbe zwischen Wittenberg und Dresden gilt als „politische Geburtshelferin“ der Reformation; Wittenberg mit den Wirkungsstätten Martin Luthers, Philipp Melanchthons und Lucas Cranachs des Älteren als die „religiöse Mutter“.   

 

Schloss in Torgau

Kurfürst Friedrich der Weise (1463-1525), der als erster Luthers Reformation unterstützte, ließ Wittenberg zur Residenzstadt mit neuem Schloss und Hofkapelle ausbauen und gründete dort 1502 eine Universität.

Kurfürst Johann Friedrich der Großzügige (1503-1554) ließ im Torgauer Schloss, der Residenz der Kurfürsten, eine Kapelle bauen, die Martin Luther gestalten und am 5.Oktober 1544 einweihen konnte, den ersten evangelischen Kirchenbau in Deutschland.


Marktplatz in Wittenberg mit Pfarrkirche

Am „Quellort Wittenberg“ schöpft der Besucher den Geist der Reformationszeit allein schon aus dem Geist des Ortes, dem „Spiritus loci“.


Zum Beispiel im Lutherhaus, wo der Reformator insbesondere mit seiner Frau Katharina, geb. von Bora, und den sechs Kindern in der Gemeinschaft mit Studenten und Gästen 38 Jahre lang lang gelebt hatte.

 

Lutherhaus

Aber auch in der Pfarrkirche Sankt Marien, wo Luther fast jeden Sonntag gepredigte, wird die reformatorische Botschaft lebendig, beispielsweise vor dem Reformationsaltar von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553): Kirche ist da, wo „rein gepredigt“ wird, die Sakramente „recht verwaltet“ werden und sich die „Gemeinschaft der Gläubigen“ versammeln.


Eine wahre Gedenkstätte der Reformation ist die Wittenberger Schlosskirche, in der Martin Luther 1546 beisetzt wurde, mit der „Thesentür“ und den 95 Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel (Mönch Johann Tetzel: „Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt“.)


Schlosskirche in Wittenberg


In dieser Kirche können zudem Glasfenster mit Wappen von 198 deutschen Städten, die sich früh der Reformation angeschlossen hatten, betrachten werden. Darunter die Wappen die Städte Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt.


 

 

 

 


Sicherlich hatte auch der Mensch Martin Luther – in seinen verschiedenen Rollen als Bibelausleger und Bibelübersetzer, als Schriftsteller und politischer Berater, als Schrittmacher der Moderne und Entdecker theologischer Wahrheiten – Mitmenschen vom neuen „befreienden und freien Geist“ beeindrucken können - im Zusammenspiel mit den neuen Medien des Buchdrucks, der Unterstützung sowie dem Schutz (!) durch Fürsten, Humanisten und Theologen.
Vor allem jedoch durch das „kostenlose und nie versiegende Quellwasser des Evangeliums“ von der bedingungslosen Liebe Gottes allein durch den Glauben an Jesus Christus. Denn – so seine zentrale biblische Entdeckung - die Gerechtigkeit Gottes ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das frei zur Verantwortung im Geiste der Liebe Christi macht (Römer 1,16ff).



Und manchmal reicht auch heute noch ein Tropfen von diesem Wasser, Seelen zu trösten, zu erfrischen und aufblühen zu lassen – mit allen menschlichen, sozialen und politischen Konsequenzen.

Burkhard Budde


Weniger Bürokratie und mehr Bürgernähe

Landratskandidaten Gerhard Radeck und Burkhard Budde

für vernünftige kommunale Kooperation

statt parteipolitische Machtdemonstration



Liebe Bürgerinnen und liebe Bürger!


Zum Großraum Braunschweig gehören die drei kreisfreien Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es eine „regionale Klammer“, den Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB), der sich vor allem um eine nachhaltige Raumordnung (z.B. Thema „Windkraftanlagen“) sowie um einen funktionierenden Nahverkehrsplan (öffentlicher Personennahverkehr, „ÖPNV“) kümmert.


Nach einem Gesetzentwurf der SPD-, Bündnis90/Die Grünen- und FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag soll sich der Zweckverband „weiterentwickeln“. Der niedersächsische kommunalen Landkreistag, der Städtetag sowie der Städte- und Gemeindebund lehnen dieses Gesetzesvorhaben jedoch als „Irrweg“ ab. Auch die kritische Stellungnahme des Landratskandidaten Gerhard Radeck aus Helmstedt unterstütze ich:


1. Eine zusätzliche Verwaltungsebene schafft Doppelstrukturen mit zusätzlichen Konflikten und Kosten.

2. Zusätzliche Aufgaben fördern eine unnötige Konkurrenz mit Partnern, die im gleichen Bereich tätig sind (z.B. Allianz für die Region).

3. Die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten von Zweckverband, Landkreisen und Städte werden verwischt und erschweren die jeweiligen „Hausaufgaben“.

4. Die Mitbestimmungsrechte der ZGB-Mitglieder werden ausgehöhlt und zum Etikettenschwindel.

5. Die geplanten neuen Ämter wie ein direkt gewählter Verbandspräsident und ein Zweckverbandsbeirat vermehren die Bürokratie und verursachen weitere Kosten für den Steuerzahler.

6. Eine höhere Verbandsumlage ohne ausreichende direkte Finanzkontrolle schwächt die Zusammenarbeit und schränkt eigene finanzielle Spielräume ein.


Wie mein Helmstedter Landratskandidat setze ich mich für eine freiwillige regionale Zusammenarbeit sowie für eine aufgabenorientierte Nachbarschaftspolitik ein. Dazu kann eine überparteiliche „Enquetekommission“ beitragen, indem sie Vorschläge erarbeitet, die in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden müssen, bevor ein Landtag beschließt.


Für mich gelten folgende Leitlinien:


Mehr sachliche Bürgernähe und weniger bürokratische Fremdbestimmung.

Mehr transparente Demokratie und weniger interessengeleitete Parteipolitik.

Mehr kommunale Selbstverwaltung und weniger zentrale Steuerung.

Mehr politischer Dienst mit, für und im Auftrag des Bürgers

und keine(!) machtpolitischen Spiele, die auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden.


Ihr

Burkhard Budde,

Landratskandidat im Landkreis Peine


Mehr „berufliche Vielfalt“ in den Parlamenten?!

Geburtshelfer als kritischer Geist


Günter-Helge Strickstrack


Begegnung mit einem Geburtshelfer

Günter-Helge Strickstrack, am 28.Mai 1921 in Wieda im Harz geboren, war als Teilnehmer Zeitzeuge des Gründungsparteitages der Bundes-CDU am 21. Oktober 1950 in Goslar, auf dem Konrad Adenauer zum ersten CDU-Bundesvorsitzenden gewählt wurde. Damals war Strickstrack persönlicher Referent des niedersächsischen Wirtschaftsministers Otto Fricke (CDU).   


Begegnung mit einem kritischen Geist

Günter-Helge Strickstrack war Ehrengast  bei der Feierstunde „60. Jubiläum der Bundespartei“  am 25. Oktober 2010 in Goslar. Die CDU-Bundesvorsitzende Dr. Angela Merkel sprach von einer festen Verankerung der CDU in der Mitte der Gesellschaft. Die CDU sei politische Heimat für Christlich-Soziale, Liberale und Wertkonservative.

Strickstrack nahm in seinem bewegten und bewegenden Grußwort kein Blatt vor dem Mund: Politik würde in den Parlamenten nur noch von Berufspolitikern betrieben, „die immer auch wiedergewählt werden wollen.“ Eigentlich sollten die Parlamente „berufliche Vielfalt“ widerspiegeln.


 

 

 

 

Auf dem Bundesparteitag der CDU 2014 in Köln


Begegnung mit einem glaubwürdigen Boten

einer politischen Botschaft

Der heute 95jährige Celler konnte auch als Ehrengast der 70. Geburtstagsfeier des Peiner CDU-Kreisverbandes am 31. Mai 2016 in Peine begrüßt werden. Im Film „Die Gründerjahre der CDU Deutschlands“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, der den Teilnehmern gezeigt wurde, war er als ein Gründungsmitglied der Bundes CDU zu sehen.

Strickstrack musste nicht sprechen, weil sein Leben sprach: Ohne das Wissen um geschichtliche Wurzeln wächst kein politischer Baum. Mit gereifter und verwurzelter Erfahrung kann eine Partei mit vielen Wurzeln und Verästelungen die Stürme der Zeit überleben, wachsen und die Gegenwart für die Zukunft gestalten.

Burkhard Budde


Rückblick als Aus- und Weitblick

70. Geburtstag des Peiner CDU-Kreisverbandes


Eine Gelegenheit zum Rückblick, aber auch zum Ausblick: Der 70. Geburtstag des Peiner CDU- Kreisverbandes, der am 31. Mai 2016 im Forum Peine gefeiert wurde. Die Redner Christoph Plett (Peines CDU-Kreisvorsitzender), Prof. Dr. Gert Pöttering (Vorsitzender Konrad-Adenauer-Stiftung), Frank Oesterhelweg (CDU-Landesvorsitzender Braunschweig) und Horst Horrmann (Ehrenvorsitzender CDU-Peine) würdigten das Geburtstagskind und gaben einen Einblick in das Leben der Partei.


Günter-Helge Strickstrack (M.), Christoph Plett (r.)

und Dr. Burkhard Budde


Geburtshelfer Überraschungsgast

Im Rückblick: Christoph Plett konnte als Geburtshelfer und Zeitzeuge der CDU-Geschichte Günter-Helge Strickstrack (94) aus der Nähe von Hannover begrüßen, der die Bundes CDU am 20. Oktober 1950 in Goslar mitbegründet hatte.


Peiner Quellflüsse

Horst Horrmann wies auf die spezifisch Peiner „Quellflüsse“ in der Gründungs- und Aufbauphase der CDU hin. Das gemeinsame Band der „christlichen Grundüberzeugung“ als Antwort auf die Schreckensherrschaft der Nazis und des mörderischen Krieges. Die national und konservativ geprägten Mitglieder der damaligen Deutschen Partei. Und die 35 000 Heimatvertriebenen, die nach dem Krieg in den Landkreis Peine gekommen waren.


Mit Selbstbewusstsein und in Demut

Gert Pöttering nannte insbesondere die Einheit Deutschlands, die Einigung Europas, die soziale Marktwirtschaft und die Bewahrung der Schöpfung als wichtige CDU-Weichenstellungen in der Vergangenheit, die zugleich ein Zukunftsprogramm „mit Selbstbewusstsein und gleichzeitig in Demut“ darstellten.

 

Vor dem Forum Peine (v.l.) Christoph Plett, Frank Oesterhelweg (MdL), Horst Horrmann (Minister a.D.), Ingrid Pahlmann (MdB), Prof.Dr.Hans-Gert Pöttering, Dr. Burkhard Budde (Landratskandidat) und Andreas Meier (Bürgermeisterkandidat Peine).


Partei der Integration und

des christlichen Menschenbildes

Im Ausblick: Für Gert Pöttering – wie für Christoph Plett - bleibt das christliche Menschenbild wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.  Als christliche Wertegemeinschaft sowie als Partei der Integration könne die CDU weiterhin eine Partei für alle sozialen Schichten und Interessengruppen jenseits der Konfessionen sein. Die Würde jedes einzelnen Menschen sei der entscheidende Kern und die treibende Kraft der Modernisierung, „zur Bewahrung und gleichzeitig zur Erneuerung“. Es gebe keine Alternative zur Europäischen Einigung. Wer anders denke, sollte Soldatenfriedhöfe besuchen, um sich die Vergangenheit zu vergegenwärtigen.


„Nicht wegducken“

Frank Oesterhelweg pflichtete Pöttering, „dem Europäer neben Helmut Kohl“, bei. Das „C“ sei kein schmückendes Beiwerk, sondern geistige Klammer der Union. (Selbst-)Kritisch fragte er jedoch: „Aber sind wir wirklich noch eine Volkspartei, die breit aufgestellt ist? Binden wir noch konservativ und nationaldenkende Menschen? Oder haben wir hier eine offene Flanke?“ Auch dürften CDU-Politiker sich nicht immer „wegducken“, wenn ihnen der frische Wind ins Gesicht blase. Konrad Adenauer könne noch heute als ermutigendes Beispiel dienen.


Imke Jeske-Werner, CDU-Kreisgeschäftsführerin, wurde von Christoph Plett und Hans-Werner Fechenr für ihren vorbildlichen Einsatz gedankt.


Für die Zukunft aller

Im Durchblick: Zu einer Politik aus christlicher Verantwortung gehören insbesondere die Heimat, das Vaterland, das vereinte Europa, aber auch eine friedensstiftende Politik von Menschen, für Menschen, mit Menschen und im Auftrag von Menschen – zum Wohl des Gemeinwohls für die Zukunft aller.

So war die Geburtstagsfeier auch ein Rückblick als Durch- und Weitblick.


Offenes Ohr aus Berlin für Peiner Anliegen



Der Chef des Bundeskanzleramtes Peter Altmaier (l.) aus Berlin im Gespräch mit seinen Parteifreunden Dr. Burkhard Budde (Landratskandidat im Landkreis Peine; M) und Andreas Meier (Bürgermeisterkandidat in Peine; r). Die „Chemie“ stimmte. Bundestagsabgeordneter Carsten Müller (2.v.l.) war „Türöffner“ dieser Begegnung am 27. Mai 2016 in Braunschweig. Foto: Siegfried Nickel


„Schüler sind keine Schachfiguren“

Schulangebot verbessern


Für Eltern und ihre Kinder, aber auch für die Attraktivität eines Landkreises ist das Thema „Schule“ von großer Bedeutung.

Für Hans-Werner Fechner, Fraktionsvorsitzender der CDU im Peiner Kreistag, fehlt für den gesamten Landkreis eine Schulentwicklungsplanung und deshalb auch ein ausgewogenes Schulangebot.  „Wir brauchen zudem ein pädagogisches Konzept“, forderte Fechner in einem Pressegespräch mit den Peiner Nachrichten und der Peiner Allgemeinen am 30. Mai 2016, an dem auch CDU-Kreistagsmitglied Silke Weyberg sowie CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde teilnahmen.



In einem Antrag der CDU-Kreistagsfraktion an den Landrat wird eine Beendigung des „Hin- und Herschiebens“ von Schülerzahlen gefordert. Silke Weyberg erläuterte: „Feste Einzugsgebiete sind notwendig, damit die Kannibalisierung um Schüler aufhört.“ Und Burkhard Budde ergänzte: „Schüler sind keine Schachfiguren.“ Den bestehenden „Flickenteppich“ würde er im Falle seiner Wahl zum Landrat im Sinne einer gerechteren Gesamtperspektive zum Wohle aller gezielt zu ändern versuchen, um bessere Schulentwicklung zu ermöglichen.


Auf ein Wort

„Es gibt nichts, was allen gefällt“



Ein Mensch versuchte es allen recht zu machen. Er wollte nicht anecken und Applaus haben. Aber er merkte nicht, dass er immer langweiliger wurde und viele ihn nicht wahrnahmen.


Ein anderer Mensch war für alles offen. Auch er wollte nicht anecken und Applaus haben. Aber er merkte nicht, dass er überall angreifbar wurde und viele ihn nicht ernstnahmen.


Wenn es nichts gibt, was allen gefällt, sollte man dann doch lieber schweigen oder nur mit den Zähnen klappern? Lieber verwechselbar sein und untertauchen als auffallen, aus der Reihe tanzen oder Farbe bekennen?


Wer überleben will, muss sich anpassen – aber nicht um jeden Preis, nicht immer und nicht mit allen Mitteln. Wer klug und weise lebt, schielt nicht nur nach Beifall oder nach einfachen Königswegen, wohl aber nach begehbaren Wegen, die eine gemeinsame Zukunft versprechen:   


Indem Brücken geschlagen werden, ohne ins Schwimmen zu geraten; verstanden wird, um Verständigung erzielen zu können.


Indem Segel gesetzt werden, ohne das Ruder aus der Hand zu geben; der Wind der Gegen-)Argumente genutzt wird, um die gemeinsame Fahrt fortsetzen zu können.


Indem mit dem Florett gefochten wird, ohne zum Holzhammer der selbstgerechten Besserwisserei greifen zu müssen; der offene Meinungsbildungsprozess sowie die offensive Überzeugungsarbeit gestaltet wird, um ein tragfähiges Ergebnis für die gemeinsame Zukunft zu erzielen. 


Die alte römische Weisheit gilt immer noch: „Non omnibus unum est quod placet“ („Es gibt nichts, was allen gefällt.“). Aber was heute richtig ist, kann morgen falsch sein. Und darum hört die Suche nach gewaltlosen und menschengerechten Lösungen nach Regeln der gegenseitigen Wertschätzung, Fairness und Wahrhaftigkeit nie auf. Und dabei muss sich niemand aufgeben, weil die Weisheit die gemeinsame Verantwortung zum gegenseitigen Nutzen im Wettbewerb der Personen und Ideen nie aufgibt – sie bleibt als geschenkte Würde des Lebens allen vorgegeben.


Burkhard Budde


Ein Highlight offener Dorfgemeinschaft

Gelungenes Hoffest mit MdB und Landratskandidat


Etwas Besonderes des schönen Ortes im Landkreis Peine ist sein Ruf als „Spargeldorf der Region“. Wipshausen, vom Kieselabbau geprägt, hat – und das ist eine weitere Besonderheit - die „Wipshäuser Kieskuhle“, ein Badesee, der durch den Kiesabbau entstanden ist und zum erholsamen und erfrischenden  Verweilen einlädt.



Ein gesellschaftliches Highlight im Leben der Dorfgemeinschaft ist jedoch das Hoffest des CDU Ortsverbandes Wipshausen bei der Familie Sievers an der Kirchstraße. In diesem Jahr, am 28. Mai 2016, waren die Bundestagsabgeordnete  Ingrid Pahlmann, Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, der Bürgermeister der Gemeinde Edemissen Frank Bertram, CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett sowie CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Christine Heuer Ehrengäste, die der CDU- Ortsverbandsvorsitzende Mathias Otte und der Ortsbürgermeister Günter Meyer begrüßen konnten.     


Bei Gegrilltem und kühlen Getränken bestand die Gelegenheit, aus erster Hand und im persönlichen Gespräch Neuigkeiten aus Berlin von der Bundestagsabgeordneten zu erfahren sowie den Landratskandidaten kennen zu lernen. Für die musikalische Unterhaltung und richtige Stimmung sorgte zudem die Feuerwehrkapelle Didderse.


Zu sehen war auch das blaue Wappen von Wipshausen: Goldene und wachsende Spargelstauden mit Wurzeln. Und darüber entdeckt der aufmerksame Betrachter einen goldenen Firstwinkel mit Pferdeköpfen, die gekreuzt sind. An die frühere Zugehörigkeit zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg erinnern die Farben Blau-Gelb.


Die „Wipshäuser“ haben gewachsene Traditionen, die sie pflegen und die für Neubürger attraktiv sind.  Und sie bleiben im Landkreis Peine ein gutes Beispiel offener und einladender Dorfgemeinschaft, die auch gemeinsam feiern können.


Ein lebendiges Geschichtsbuch

über eine lebendige Geschichte

CDU-Peine feiert 70jähriges Parteibestehen


Er ist ein „lebendiges Geschichtsbuch“ der CDU- Parteigeschichte in Peine. Horst Horrmann (75), von 1979 bis 2005 Peines CDU- Kreisvorsitzender und von 1988 bis 1990 niedersächsischer Kultusminister, hat im Zusammenspiel mit CDU-Kreisgeschäftsführerin Imke Jeske-Werner und dem Schriftsteller Rolf Ahlers die Festschrift zum 70jährigen Parteibestehen erstellt.



In einem Pressegespräch mit den Peiner Nachrichten am 27.Mai 2016 schilderte CDU-Ehrenvorsitzender Horrmann die Anfänge und den „beschwerlichen Weg zu einer gemeinsamen christlichen Partei“. Stolz wies er auf die bislang größte Open-Air-Veranstaltung der CDU Peine mit über 1000 Zuhörern im Jahre 1965 hin: Bundeskanzler Ludwig Erhard war auf Einladung des Peiner CDU-Bundestagsabgeordneten Arthur Enk gekommen.

 


CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett fasste zusammen: „Die Fundamente sind bis heute das christliche Menschenbild, die soziale Marktwirtschaft und die europäische Einigung.“ Die CDU als Volkspartei sei eine Union aus Christen, Liberalen und Konservativen.


Am 31. Mai 2016 wird es im Peiner Forum eine Feier zum Geburtstag geben.  


Politik mit Maß und Mitte

Minister Peter Altmaier  in Braunschweig


Ein wenig kokettiert er doch mit seiner Leibesfülle. Der „gewichtigste Minister“, so Peter Altmaier über sich selbst, gehört jedoch auch zu den sympathischen Politikern der Republik. Am 27. Mai 2016 überzeugte er auf einer Veranstaltung des CDU-Kreisverbandes Braunschweig im Kongresssaal der Industrie- und Handelskammer seine Zuhörer – mit Argumenten, aber auch mit seiner authentischen Persönlichkeit.

 


Fotos: Siegfried Nickel


Zuvor hatte er dem heimischen Bundestagsabgeordneten Carsten Müller ein „dickes Kompliment“ gegeben: „Er hat ein hohes Ansehen in der Fraktion, weil er zu den Experten der Energiewende zählt.“



Auch zog der Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben eine positive Bilanz der Regierung unter der Führung von CDU/CSU.  Er wies zum Beispiel auf das jährliche Wirtschaftswachstums von 2 Prozent hin, auf die sinkende Arbeitslosigkeit (gegenwärtig 2,5 bis 2,7 Mio. Arbeitslose) sowie auf einen Bundeshaushalt ohne neue Schulden. „Der Kraft, die in den Menschen steckt, haben wir klare Rahmenbedingungen gegeben.“ Und die Regierung Merkel habe keinen „Wettlauf in Sachen Populismus“ gemacht und keine Steuern erhöht, sondern Spielräume genutzt und z.B. in Bildung und Infrastruktur investiert.


Wichtig sei die „industrielle Basis“ in Deutschland. Es gebe über 20 Prozent Industriearbeitsplätze. „Jeder einzelne Arbeitsplatz auch in der Stahlindustrie muss verteidigt werden“, betonte Altmaier, „weil es dem Land insgesamt ohne diese Arbeitsplätze schlecht geht“.



In der Flüchtlingskrise habe Deutschland dem „humanitären Impuls“ den Vorrang gegeben. Da Deutschland jedoch nicht alle Flüchtlinge auf der Welt  aufnehmen und nicht alle Probleme der Welt bewältigen könne, sei die „ungeordnete Entwicklung“ in „geordnete Bahnen“ gelenkt worden. Anerkannte Flüchtlinge müssten Integrations- und Sprachkurse besuchen: „Deutsch ist nicht alles, aber ohne die deutsche Sprache ist alles nichts.“ Es dürfe auch keinen „Rabatt“ aus welchen Gründen auch immer geben: „Gesetze gelten für alle.“


Altmaier schilderte folgende Kritik: „Stellen Sie sich vor. Ein Flüchtling will von einer deutschen Helferin kein Geld annehmen, da es unter seiner Würde ist!“ Er habe zurückgefragt: “Wo ist denn das Problem? Dann bekommt er eben kein Geld.“ Und werde sicherlich auf Dauer „einsichtsfähig“ und einen Zugang zur Kultur der Gleichberechtigung entwickeln.


Viel Applaus erhielt der Politiker, der vielleicht nicht zu den „wichtigsten Ministern“ (Altmaier) gehört, aber zu den glaubwürdigsten Köpfen, die mit Maß und Mitte Menschen begeistern und die Politik bewegen können. So dass CDU-Kreisvorsitzender Dr. Sebastian Vollbrecht resümieren konnte: „Die Veranstaltung war ein politisches Highlight und hat mir sogar Spaß gemacht.“  


Mitten im pulsierenden Leben

CDU fordert Standortprüfungen in der Innenstadt


Worum geht es? Nur um ein Verwaltungsgebäude? Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Peiner Kreistag  Hans-Werner Fechner geht es beim Thema „Lage eines neuen Kreishauses“ um mehr, nämlich um eine historische Dimension: „Die heute getroffenen Entscheidungen haben eine Signalwirkung für die innerstädtische Entwicklung von morgen“, sagte er in einem Gespräch mit der Peiner Allgemeine am 25. Mai 2016.



CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde ergänzte: „Wir brauchen einen zentralen Ort mitten im pulsierenden Leben, mit dem sich die Bürger identifizieren können und nachhaltig das Wir-Gefühle des Landkreises gestärkt wird.“


Vor der ehemaligen Malzfabrik Langkopf – neben dem Lindenquartier ein weiterer möglicher Standort des Kreishauses in der Innenstadt - forderte Fechner erneut den Landkreis auf, Kontakt mit der Stadt Peine aufzunehmen, um einen Neubau in der Innenstadt zu überdenken bzw. zu verwirklichen – da es um mehr gehe als um „politische Kurzschlusshandlungen im Augenblick.“


Lobende Worte für ein Pils

Besuch der Bierbrauerei Härke


Wer einen etwas herben Geschmack bevorzugt, freundet sich schnell mit dem traditionsbewussten Getränk an. Seit 126 Jahren ist die Braukunst in Peine verwurzelt – und immer noch oder gerade deshalb in der Bevölkerung sehr beliebt. Das wird auch das beliebte Härke-Hoffest zeigen, das am 28. Mai 2016 stattfindet und von vielen Menschen besucht wird.



Am 25. Mai waren die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann und Landratskandidat Dr. Burkhard Budde auf Initiative des Peiner Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier gemeinsam mit Freunden und Förderern Gäste der BrauManufaktur Härke.


 

 

 

 


Bereits das aus der Gründerzeit stammende Brauereitor, das vom Architekten Anton van Norden (1879 bis 1955) gestaltete wurde, war für die Besucher ein besonderer Blickfang.

Dass das Bier selber durch das Wasser aus dem eigenen 81 Meter tiefen Brunnen, mit dem 80-Prozent–Anteil regionaler Gerste sowie dem Hopfen aus dem größten Hopfenanbaugebiet der Welt in Bayern besonders mundet, davon konnten sich alle Teilnehmer  zum Schluss der Informationsveranstaltung überzeugen – und dem Braumeister Martin Härke lobende Worte übermitteln.


Auf ein Wort

Zugpferd ist nicht gleich Zugpferd

Wer zieht den Karren aus dem Dreck?



Ein Zugpferd, das begeistert, ist eine treibende Kraft, fällt auf und zieht an. Es bewegt die Gemüter und die Herde.


Aber ist ein Zugpferd immer ein Zugpferd? Einer, der selbstgemachte Scheuklappen trägt, sich vor einen selbstgerechten Pflug spannen lässt oder selbstverliebt auf der Stelle tritt? Der andere wegbeißt, wegtritt, wegtreibt? Der flieht, wenn es brenzlig wird? Der so laut wiehert, dass andere Stimmen nicht mehr gehört werden (können)? Ist auch so einer ein Zugpferd?


Viele wollen das beste Pferd im Stall sein. Der Populist, dem der Applaus wichtiger als die ganze Wirklichkeit ist. Der Lobbyist, dem das Interesse wichtiger als das Gemeinwohl ist. Der Karrierist, dem der Erfolg wichtiger als die Überzeugung ist. Der Bürokrat, dem die Akte wichtiger als der Mensch ist.


Aber welches Zugpferd kann den Karren wirklich aus dem Dreck ziehen?


Nicht geeignet ist der lahme Gaul, der vor sich her trottet und nur an sein Fressen denkt. Auch nicht das Reittier, das stolz seine Runden dreht und alles um sich herum vergisst. Auch nicht das Nutztier, das sich aufopfert und von anderen ge- und missbraucht wird.


Ein wahres Zugpferd ist wohl derjenige, der sich vom hohen Ross herabbegibt und Bodenhaftung erlangt. Der mit (selbst-)kritischem Blick versucht, die vielfältige und bunte Wirklichkeit wahrzunehmen. Der mit unabhängigem Blick Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Stärken und Schwächen würdigt. Der mit offenem Blick mutig und kreativ neue Wege sucht, um Wiesen und Felder, Potenziale und Freiräume zu entdecken.


Ein befreiter und befreiender Blick auf das Ganze, der andere „Tiere“ – auch die lahmen Gäule, Reit-, Arbeits-, und Lasttiere -  gewinnt, um den Karren gemeinsam wieder flott zu machen.


Burkhard Budde


Unabhängig von gewachsenen Seilschaften

CDU, FDP und PB für politischen Wechsel


Kommt es nach 16 Jahren zu einem politischen Wechsel? Am 11. September 2016 wird der Landrat  auch im Landkreis Peine direkt von der Bevölkerung gewählt. Der CDU-, FDP- und PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde warb beim Spargelessen des CDU-Ortsverbandes Broistedt am 22. Mai in Broistedt für eine „Neuorientierung“. Unterstützung erhielt er dabei von Michael Kramer (Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Lengede), Helmut Müller (Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Broistedt) und Andreas Sadlo (unabhängiger Bürgermeisterkandidat für die Gemeinde Lengede) (Foto v.l.) sowie von Wolfgang Belte (CDU-Kreisvorstandsmitglied Peine).



Burkhard Budde aus Bad Harzburg sagte, dass es sich mit dem Landkreis Peine identifizieren könne. Er habe in den letzten Wochen nicht nur die Schönheit der Natur und der Landschaft kennen- und schätzen gelernt, sondern auch die Wohn- und Lebensqualität sowie die attraktive Lage des Landkreises zwischen den Oberzentren Braunschweig und Hannover, zwischen Harz und Heide. Das Entwicklungspotenzial, vor allem die engagierten und kreativen Menschen, die in der Industrie, im Dienstleistungsbereich, im Handwerk, in der Landwirtschaft arbeiteten, müsse man insbesondere achten und beachten, damit der Landkreis zukunftsfähig bleibe.


Als Landrat, der keine „ideologischen Scheuklappen“ trage oder auch keinen „festen Tunnelblick“ habe, frei und unabhängig von gewachsenen Seilschaften sei, wolle er sich für die Bürger, mit dem Bürger und im Auftrag des Bürgers für die Entwicklung des Landkreises einsetzen.   


Erneut sprach sich Burkhard Budde gegen eine Fusion mit einem anderen Landkreis aus, weil dadurch insbesondere  Bürgernähe, Sachnähe und gewachsene Strukturen gefährdet würden. Schnellboote, die flexibler und schneller reagieren könnten, seien einem schwerfälligen Tanker mit viel Bürokratie vorzuziehen. Eine übertriebene Zentralisierung habe stets die Neigung eines „Staubsaugers“, nämlich immer mehr Aufgabe an sich zu ziehen. Eine Dezentralisierung mit mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung stärke demgegenüber die kommunale Selbstverwaltung mit effizienter Wissensnutzung und Erkenntnisfortschritten zu Gunsten der Bürger.


Eine „funktionsfähige Verwaltungseinheit“ könne man auch nicht allein an „Zahlen“ festmachen. Jede Zahl sei ein Konstrukt der Interpretation und müsse vor allem im Kontext interpretiert werden („Zwei Haare auf dem Kopf sind wenig; zwei Haare in der Suppe sind viel.“). Er stehe für eine „Einheit in Vielfalt“, für aufgabenorientierte Zusammenarbeit und eine vernünftige Nachbarschaftspolitik.


Mit den Augen von Frauen

Frauen hatten Männer zum „politischen Sparziergang“ eingeladen


Mit den Augen von Frauen die Kreisstadt Peine sehen. Das war das Anliegen der Frauenunion (FU) der CDU Peine, die den Bürgermeisterkandidaten Andreas Meier und Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde zu einem „politischen Sparziergang“ durch die Innenstadt am 21. Mai 2016 eingeladen hatte.



Marion Övermöhle-Mühlbach, FU-Vorsitzende, hatte den Schwerpunkt des gemeinsamen Ganges auf die Fußgängerzone gelegt, wo es an dem Samstag pulsierendes Leben gab, aber auch wegen der vielen Leerstände politische Herausforderungen gibt.


Kritische (An-) Fragen wurden von den engagierten Frauen gestellt; zum Beispiel gibt es (genügend) Orte mit Wickeltischen? Ist eine befriedigende  „Behindertenfreundlichkeit“ (z.B. öffentliche Toiletten für Behinderte) in der Stadt gewährleistet? Gibt es überzeugende und attraktive Angebote für den Nachwuchs, für junge Menschen? Wie wird die Stadt planerisch mit den Leerständen zukünftig umgehen, damit mehr Menschen in Peine einkaufen; werden die Bürger rechtzeitig und umfassend informiert, beteiligt? Warum funktioniert in Peine keine „grüne Welle“?



Andreas Meier versprach, als Bürgermeister sich sofort für eine „grüne Welle“ einzusetzen, die bisherige Planung des Lindenquartiers  auf den Prüfstand zu setzen, um bessere Lösungen zu finden, und mehr Transparenz bei kommunalpolitischen  Projekten zu schaffen.



Burkhard Budde wies auf die besondere Chance des Landkreises hin, durch seine Lage zwischen Hannover und Braunschweig durch günstigere Immobilien- und Mietpreise für viele Menschen attraktiv zu sein. Die Wohn- und Lebensqualität müsse insgesamt gestärkt werden, damit auch die Menschen im Landkreis wohnen wollen oder wohnen bleiben, die in den Oberzentren arbeiten.


Und damit blickten die Augen der Frauen in die gleiche Richtung wie die der Männer.


Gemeinsam auf dem Weg zum Erfolg
3. Braunschweiger Runde in Peine


Wer die richtigen Weggefährten hat, kann den Weg zum Erfolg leichter finden und konsequenter gehen. Im Team – trotz oder gerade wegen der Unterschiede im Blick auf Interessen, Verantwortlichkeiten, Vorstellungen und Temperamente - hat man mehr Erfolg als im Alleingang.



Zur dritten "Braunschweiger Runde“ trafen sich deshalb unter dem Vorsitz von Frank Oesterhelweg, MdL, der geschäftsführende Landesvorstand des CDU-Landesverbandes Braunschweig, mit Hauptverwaltungsbeamten, Mandats- und Funktionsträgern   am 20. Mai 2016 in der CDU-Geschäftsstelle in Peine.


Peines CDU- Kreisvorsitzender Christoph Plett zeigte sich erfreut über die vielen Gäste aus der Region Braunschweig. Mit dabei waren auch die Landratskandidaten Gerhard Radeck (Helmstedt) und Dr. Burkhard Budde (Peine) sowie Peines Bürgermeisterkandidat Andreas Meier.


Sehr kritisch wurde der rot-grüne Gesetzentwurf zum Zweckverband Braunschweig besprochen, der auch aus der Sicht vieler interessierter Bürger – u.a. wegen der geplanten zusätzlichen Ebene - weg von Bürgernähe und Sachnähe hin zu mehr Bürokratie und Politikverdrossenheit führt.

 


Politiker, der sich nicht verbiegen musste

Wolfgang Sehrt feierte 75. Geburtstag


Ein Politiker „alter Schule“ feierte am 19. Mai 2016 seinen 75. Geburtstag: Wolfgang Sehrt, der sich in der Öffentlichkeit „nie verbiegen“  und „keine Scheinwelt vorgaukeln“ musste; so hatte ihn Ehefrau Ute  in der Zeitschrift „Sieben Jahrzehnte CDU Braunschweig“ im Dezember 2015 charakterisiert.



Und in der Tat gibt es viele wegweisende Kennzeichen von Wolfgang Sehrt, der als Mitglied des Braunschweiger Stadtrates (von 1974 bis 2011) und als Mitglied des Niedersächsischen Landtages (von 1982 bis 2003) nicht nur viele politische Weichen mitgestellt hat, sondern auch für einen besonders originellen und menschlichen Politikstil „mit Ecken und Kanten“ stand.


Im Städtischen Museum Braunschweig am Löwenwall kamen über 250 Personen zusammen, um auch dem „typisch deutschen Vereinsmeier“ (Ute Sehrt) für seine Dienste zu danken.  


 

 

 

 


Michael Bösche und Dr. Burkhard Budde konnten erst am Ende der Feier gratulieren, da sie zuvor als Schöffen im Amtsgericht Braunschweig tätig gewesen waren. Umso mehr freute sich der Jubilar über die Wünsche der späten Gäste und lud sie spontan - wie es zur guten „alten Schule“ der Gastfreundschaft gehört - zu einem „Süppchen“ ein. Natürlich auch zu einem Erinnerungsfoto.



Pfingsten als pulsierendes Fest


Begeisternder Pulsschlag



Ein Unbekannter hört den Pulsschlag der Zeit.

Die Sehnsucht nach dem Einfachen im Komplexen, der Eindeutigkeit in der Mehrdeutigkeit, der Wahrheit in der Lebenslüge, der Geborgenheit in der Heimatlosigkeit, der Anerkennung in der Gleichgültigkeit, der Freiheit in der Unmündigkeit, der Gerechtigkeit im Unfairen, der Gewissheit in ungewisser Zukunft. 


Wer ist dieser Unbekannte, der die Sehnsüchte in der Vielfalt kennt, sie nicht einfach vertreibt, auch nicht einfach umarmt, sondern sie ernst- und annimmt?

Der die Sehnsüchte unterscheidet, von Ungeistern befreit und in schöpferische Kräfte verwandelt?

Der ein friedliches Zusammenleben der Verschiedenen ohne heiße Luft und eisige Kälte, aber in Vernunft und Verantwortung, in Weisheit und Besonnenheit ermöglicht?


Ein Zauberer? Ein Spinner? Ein Zungenbrecher?


Keiner kann ihn herbeizwingen. Keiner kann ihn vertreiben. Keiner kann ihn verstecken.

Er spricht ohne Worte. Er lässt einen jeden seine Sprache in der Erfahrung der Liebe hören.

Ein unsichtbarer Freund des Menschen, der den Puls des einzelnen, aber auch den einer Institution höher schlagen lässt.

Der durch den Pulsschlag des göttlichen Wortes das Leben erneuert und heilt, begeistert und bewegt.


 

 

 

 


Wer ist dieser erfahrbare Unsichtbare?


Der Heilige Geist, der froh- und neumachende Geist Christi.


Burkhard Budde


Neuer Andachtsraum soll Profil stärken

Einweihung im Gottesdienst zum Pfingstfest



Im Altenheim Wichernhaus in Bad Harzburg gab es am 14. Mai 2016 einen besonderen Grund zum Feiern: Ein Andachtsraum, der jetzt zentral liegt und künstlerisch gestalteter ist, wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes zum Pfingstfest eingeweiht. Gleichzeitig wurden neue Mitarbeiter eingesegnet. In seiner Predigt betonte Pfarrer Hans-Joachim Meyer, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Ev. Stiftung Wichernhaus ist, dass das regelmäßige Angebot von Gottesdiensten und Veranstaltungen „in zentraler Lage“ das diakonische Profil stärke.

Zur Stiftung gehört ein Seniorenheim mit etwa 154 Pflegeplätzen und 22 Tagespflegeplätzen, in dem etwa 132 Mitarbeiter beschäftigt sind.


 

 

 

 


Nach dem Gottesdienst gab es ein Gruppenfoto mit (v.l.) Pfarrerin Petra Rau (Luthergemeinde Bad Harzburg),Hans-Jürgen Fleger (stv.Vorstand), Gudrun Stegemeyer (Stiftungsratsmitglied), Dr. Burkhard Budde (Stiftungsratsvorsitzender), Rolf Meyer (Stiftungsratsmitglied), Renate Heinemann (Geschäftsführerin/Heimleitung) sowie Pfarrer Hans-Joachim Meyer.


Auf den Spuren der „Eisenschaffenden Industrie“

Radtour mit dem Landratskandidaten



Auf den Spuren der „Eisenschaffenden Industrie“, die die Region Ilsede seit über 120 Jahren geprägt hat, begab sich am 12. Mai 2016 CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde gemeinsam mit Henning Lochstedt und Joachim Raschewski von der CDU Ilsede. Die Fahrradtour, die etwa 20 Kilometer lang war, wurde für alle Teilnehmer ein „nachhaltiges Erlebnis“.


 

 

 

 


Manfred Vorberg (79) vom Förderverein „Haus der Geschichte“, der die Radtour leitete, war selbst 20 Jahre lang auf dem Hochofenwerk der Ilseder Hütte als Ingenieur beschäftigt gewesen und bei manchen Anlagen ein „Mann der ersten Stunde“.  1858 wurde die Ilseder Hütte gegründet; 1872 wurde das Peiner Walzwerk gebaut. Eingestellt wurde der Erzabbau aus der Lagerstätte Bülten/Adenstedt 1976, der Hochofenbetrieb in Ilsede 1983, die Produktion von Kokerei, Kraftwerk und Nebengewinnung 1995.


Die Industrialisierung verwandelte Bauerndörfer in Arbeiterdörfer oder schuf neue Siedlungen, da die Ilseder Hütte für viele Familien in Ilsede und Lahstedt Arbeitgeber war. Zügig gelang die Integration der angesiedelten Hüttenarbeiter in die landwirtschaftlich geprägte Region.


Zu Beginn der Geschichte der Industrie wurden 60 Mitarbeiter benötigt. Als sie geschlossen wurde, waren etwa 1800 eigene Mitarbeiter betroffen. Stolz berichtete Manfred Vorberg über den Geheimrat Gerhard Lucas Meyer, der 1868 Generaldirektor der Ilseder Hütte wurde. In seiner Zeit fiel auch die Gründung der Verkehrsbetriebe zur Lösung der umfangreichen Transportarbeiten sowie eine vorbildliche  innerbetriebliche Sozialpolitik und der Aufbau sozialer Stiftungen.



Zu den Stationen der Spurensuche gehörten auch der Grenzstein am Adenstedter Wald, der das Hoheitsgebiet des Herzogtums Braunschweig zum Königreich Hannover markierte, das Gelände des Emilie-Schachtes in Bülten, der eine Tiefe von 248 Meter hatte, das Altenheim Handorf, eine soziale Einrichtung, die auf Gerhard Lucas Meyer zurückgeht, sowie das ursprüngliche Gesellschaftshaus des Bergbaus Bülten Adenstedt, der heutige Groß Bültener Hof.



Manfred Vorberg und Burkhard Budde waren sich nach der Fahrt einig: „Die Geschichte einer Region ist ihr individueller Fingerabdruck. Und ohne Kenntnis der Geschichte kann man die Gegenwart nicht verstehen“.



Der Weckruf eines Trommlers

„Das Leuchten und die Sorgen Afrikas“



Ein Trommler trommelt. Und keiner scheint sein Trommeln wahrzunehmen.

Andere sind im Gespräch vertieft. Oder haben andere Probleme.

Entwurzelt und doch selbstbewusst trommelt er – „just for fun“, weil es ihm Spaß macht? Oder wegen der Hoffnung auf „small business“, weil er Geld braucht?

Er trommelt und trommelt und wird nicht beachtet, geschweige denn geachtet, wenn auch nicht missachtet.


Das Ölbild „In der Bahn“ (50x70 cm) von Marie- Luise Schulz aus Braunschweig ist im Jahr 2014 entstanden; es behält aber seine bleibende Brisanz im Leben und für das Leben.

Es ist ein Weckruf:

Das Zwecklose nicht zu vergessen. Und nicht nur nach dem Nutzen, den Vorteilen und der Anerkennung zu fragen.

Den Augenblick nicht zu übersehen. Und nicht nur nach der Uhr, dem Smartphone und dem Massengeschmack zu schielen.

Das Zeitlose zu suchen. Und nicht nur sein Glück erzwingen oder um jeden Preis machen zu wollen, sondern sich von ihm finden und beschenken zu lassen.


Und kann all das nicht auch ein bereichernder Beitrag afrikanischer Kultur in der kulturellen Vielfalt europäischer Kultur sein?


Der Betrachter des bewegten Bildes jedenfalls wird zum Nachdenken bewegt.


Zu sehen ist dieses Meisterwerk der an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden ausgebildeten Künstlerin gegenwärtig in der Ausstellung “Das Leuchten und die Sorgen Afrikas“ in der Alten Kirche von Bad Suderode, einem Ortsteil der Welterbestadt Quedlinburg.


Wer die Ausstellung, die noch bis zum 30. Juni 2016 dauert (Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr), auf sich wirken lässt, kann nicht selten ein leises, immer lauter werdendes politisches „Trommeln“ hören: Wenn nicht bald auf dem afrikanischen Kontinent angesichts der „Sorgen“ wie Kriege und des Hungers etwas geschieht, werden sich Millionen von Menschen auf den Weg nach Europa machen. Und nicht nur an die Türen klopfen, sondern verschlossene Türen ignorieren und sich durch Türen drängeln, um in einer neuen Heimat Frieden und Sicherheit, Freiheit und Wohlstand zu finden. Und vielleicht auch das Glück des „Trommlers“, der selbst im „Unglück“ glücklich erscheint.

Burkhard Budde



Zum Muttertag

Große Gefühle?



Ist der Muttertag ein Tag großer Gefühle?


Wird die Mutter mit goldenen Worten und roten Nelken, mit teuren Pralinen geehrt?


Oder werden Schuldgefühle geweckt? Macht sich ein schlechtes Gewissen bemerkbar, weil es eine lange Funkstille gab?


Ist er vielleicht ein Tag vorgespielter Gefühle? Wird der Mutter zwar für ihre Erziehungsleistungen gedankt, aber in Wahrheit ist das Ritual längst hohl geworden.


Ist der Muttertag nur etwas für ewig Gestrige, weil das Bild einer fürsorglichen Mutter mit stiller Opferbereitschaft schon lange nicht mehr zum Zeitgeist passt?


Erlebt dieser Tag gehässige Ignoranz? Weil bei einem Kind das Mutterbild einer fiesen Hexe aus dem Märchen dominiert?


Also sollte der Muttertag dann doch nur ein Glückstag für Blumenhändler und andere sein, die sich vom Muttertag ein Geschäft versprechen?


Wie wäre es, die Gefühle zu ordnen und zu gestalten?


Der Muttertag am 2. Maisonntag erinnert an besondere Frauen.


An die eigene Mutter, deren Herz in der Regel (!) beim ersten Schrei des Neugeborenen oder beim ersten Blickkontakt mit ihm höher schlug. Wehe, jemand hätte das Knittergesicht oder überhaupt ihr Kind kritisiert. Die Mutter, die – keine Regel ohne Ausnahme - schon während der Schwangerschaft eine seelische Beziehung zum Kind aufgebaut hat, ihr Kind liebt, wie es ist, mit ihrem Kind existentielle Ängste ausgehalten hat, es tröstete, ihm vergab, es verteidigte und beim selbstständig werden über Höhen, aber auch durch Täler begleitete.


Aber auch an eine Feministin. An Anna Jarvis (1864-1948), eine unverheiratete und kinderlose Lehrerin aus West Virginia, die sich für politische Ziele der Frauenbewegung wie das Frauenwahlrecht einsetzte. Als ihre Mutter, die ebenfalls politisch aktiv war, am 9. Mai 1905 starb, wollte sie, dass jährlich an die Lebensleistung ihrer Mutter gedacht wurde und ab 1908 mit dem ersten Muttertag an die „Werke aller Mütter“.


Der Muttertag erinnert zudem an alle Frauen, die sich selbstbewusst und kritisch, auf leisen Sohlen und verantwortungsbewusst für das Leben mit einem menschlichen und sozialen Gesicht einsetzen.

Denn der weltweite Siegeszug dieses Tages, den die Internationale Muttertaggesellschaft, die Heilsarmee und die Geschäftspolitik der Blumenbranche bewirkte, ist nicht ohne „starke“, d.h. menschlich und zugleich sozial eingestellte Frauen, ohne „persönliche Identifikationspersonen“ und „politische Pioniere“ denkbar gewesen.


Wie immer in der Geschichte einer politischen Bewegung gab es Trittbrettfahrer und Missbräuche, zum Beispiel der Mutterkult der Nationalsozialisten. Aber die eigentliche Substanz der Botschaft bleibt lebendig und wichtig: Danken und Denken, Liebe und Vernunft gehören zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung untrennbar zusammen.


 

 

 

 


Der Muttertag als Dank- und Gedenktag kann dann zum Hoffnungs- und Zukunftstag aller – auch der Väter und Kinder  - werden, manchmal vielleicht auch zum Versöhnungstag.


Und für die eigene Mutter und ihr Kind – auch für ein erwachsen gewordenes Kind, das seine Mutter (neu) vorbehaltlos annimmt und liebt – kann dieser Sonntag zu einem  einer erneuerten und gleichberechtigten Beziehung werden – als ein Vorbild im Kleinen für die große Gesellschaft.

Also doch ein Tag weiser Gefühle.

Und mit einem frohmachenden Tropfen aus der Quelle wahrer Liebe und des persönlichen Glücks.

Burkhard Budde

Das Foto (oben) zeigt ein Werk der Braunschweiger Künstlerin Marie-Luise Schulz.



Gestaltungsräume einer Gemeinde stärken

Besuch der Gemeinde Edemissen im Landkreis Peine


Für Bürgermeister Frank Bertram und dem CDU- Fraktionsvorsitzenden Ulrich Kemmer ist Edemissen mit den 14 Ortschaften im Landkreis Peine in Niedersachsen eine „besonders attraktive Adresse“.



Bei der Begegnung mit der Bundestagsabgeordneten Ingrid Pahlmann, dem CDU-, FDP- und PB- Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde sowie den Kommunalpolitikern Thomas Klußmann und Hans-Jürgen Giere am 3. Mai 2016 im Rathaus der Gemeinde mit etwa 12000 Einwohnern wurden die „Schönheiten und Charakteristika“ genannt, die Voraussetzungen für eine Anziehungs- und Ausstrahlungskraft: Wohn- und Lebensqualität, Naturnähe und Kulturangebote, Sicherheit und Ärzteversorgung, Einkaufsmöglichkeiten und Sicherheit, Dorferneuerung und Bürgerbusse und vieles mehr.


 

 

 

 


All das gibt es auch in vielen anderen Gemeinden des Landkreises, aber die "individuelle Mischung“ ist immer Kennzeichen für den „individuellen Fingerabdruck“ einer Gemeinde. Und natürlich auch die Menschen, die hier wohnen und nicht nur die Nähe zur Heide, sondern auch zu den Oberzentren Braunschweig und Hannover schätzen.


Für „Eingeweihte“ gehört zudem die Geschichte Edemissens zum Alleinstellungsmerkmal, die im Wappen der Gemeinde deutlich wird: Der schreitende Löwe mit seinen roten Krallen und seiner roten Zunge, erinnert an die Zugehörigkeit zum ehemaligen Herzogtum Braunschweig- Lüneburg. Und die Linde mit den 14 Blättern an die 14 Ortschaften.


Dass Edemissen freie Gestaltungsräume im Rahmen der kommunalen Selbstverantwortung braucht, betonte auch Burkhard Budde beim Thema Kreisumlage sowie fairen Umgang des Landkreises mit der Gemeinde Edemissen im Zusammenhang mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise vor Ort.  


Wohin mit dem „strahlenden Müll“?

Besuch bei DBE in Peine



Die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) in Peine beschäftigt sich gemeinsam mit ihrer Tochtergesellschaft DBE TECHNOLOGY GmbH im Auftrag des Staates mit der Frage der sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle.


DBE-Geschäftsführer Borries Raapke konnte am 3. Mai 2016 die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann, CDU-Bürgermeisterkandidat Andreas Meyer (Stadt Peine), CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde (Landkreis Peine) sowie CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett aus Peine begrüßen, um sie über die Aufgaben und Herausforderungen seiner Gesellschaft zu informieren.


 

 

 

 


Acht Atomkraftwerke sind gegenwärtig in Deutschland aktiv, zehn in Schweden, 15 in Großbritannien und in der Ukraine, 19 in Kanada, 21 in Indien, 25 in Korea, 33 in China, 35 in Russland, 43 in Japan, 58 in Frankreich und 99 in den USA.


Deutschland will  den Ausstieg aus der Atomenergie und den Umstieg auf erneuerbare Energie. Aber was geschieht mit dem „strahlenden Müll“?


Eine Expertenkommission des Bundes schlägt vor, dass sich für 23 Milliarden Euro die Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW vom Kostenrisiko der Atommüll- Lagerung freikaufen sollen. Für die Kosten der Stilllegung und des Abrisses der Meiler sollen die Energiekonzerne verantwortlich sein; der Staat für Zwischen- und Endlagerung. Lösungen werden gesucht. Und DBE will und soll dabei helfen.


Energien nutzen

Bundestagsabgeordnete und Landratskandidat bei WindStrom


Wind ist in Niedersachen reichlich vorhanden. Bis Ende 2014 zählte das Windenergieland Nr.1 der Bundesrepublik 5.616 Windenergieanlagen (Deutschland insgesamt 25.980 - Ende 2015).


Wind gehört zu den erneuerbaren Energien, die wegen des Klimaschutzes, aber auch wegen des beschlossenen Ausstiegs aus der Kernenergie für alle (überlebens-)wichtig sind.


Konventionelle und erneuerbare Energieträger

Gegenwärtig beträgt in Deutschland der Anteil der Stromproduktion durch konventionelle Energieträger (Kernenergie, Braunkohle, Steinkohle, Erdgas) 64,53 Prozent, durch erneuerbare Energieträger (Wind, Solar, Biomasse, Wasserkraft) 35,47 Prozent.

Das letzte Atomkraftwerk soll im Jahr 2022 abgeschaltet werden, der Ausstieg aus der Kohle ist bis 2050 vorgesehen. Deutschland ist weltweit Vorreiter der „Energiewende“. Sie hat vielfältige Aktivitäten mit neuen Arbeitsplätzen ausgelöst.



Politik im Gespräch

In Edemissen im Landkreis Peine beispielsweise wurde 1992 das Stammhaus der Unternehmensgruppe „WindStrom“ gegründet, das von Joachim Mrotzek und Steffen Warneboldt geleitet wird. Am 3. Mai 2016 bekamen sie Besuch von der CDU-Bundestagsabgeordneten Ingrid Pahlmann, CDU-, FDP-, PB- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde sowie den Lokalpolitikern Thomas Klußmann und Hans-Jürgen Giere, die sich über die Windindustrie  informieren wollten.


Aktivitäten von WindStrom

Die Unternehmensgruppe „WindStrom“ mit einem Umsatz des Kernunternehmens von 37,4 Mio. Euro hat bis Ende 2015 389 Windenergieanlagen errichtet sowie fünf Umspannwerke. In Oyten im Landkreis Verden gibt es eine Niederlassung, in Westensee im Landkreis Rendsburg-Eckernförder ein Regionalbüro. Sie ist auch im Ausland tätig, z.B. in Frankreich und Polen.

Zu ihren Geschäftsfeldern gehören die Planung, Finanzierung und schlüsselfertige Errichtung von Windparks, die kaufmännische und technische Betriebsführung von Windparks, der Betrieb von Windparks und Umspannwerken.


 

 

 

 


Wünsche an die Politik

Als einen Standortvorteil bezeichnete die Geschäftsleitung die Rahmenbedingungen in Deutschland mit Vertrauensschutz und Verlässlichkeit. Allerdings wünscht sie sich insbesondere von der Politik, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG 2016, eine Mindestmenge von 2.500 MW pro Jahr aufnimmt (ohne „Repowering“,  d.h. das Ersetzen alter Kraftwerksteile zur Stromerzeugung durch neue Anlagenteile) und dass kommerzielle Anreize für Netzbetreiber geschaffen werden.


Gesamtverantwortung der Politik

Wind ist und bleibt wichtig für die Stromerzeugung in Deutschland: Betrug der „Wind“- Anteil im Jahr 2014 noch 9,1 Prozent, waren es 2015 bereits 13,5 Prozent. Politik – und das ist auch vielen Stromkunden wichtig – trägt eine Gesamtverantwortung  im Blick auf den Energiemix sowie auf Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Planbarkeit. Politik schafft die Verwirklichung dieser Ziele nicht im Alleingang. Sie sollte es mit (bürokratischen) Regulierungen nicht übertreiben, sondern die Energien der Unternehmen bei der Energiewende nutzen.

Burkhard Budde


Die Zusammensetzung der Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2015 in Prozent (2014 im Vergleich):

Braunkohle 23,8 (24,8)

Steinkohle  18,1 (18,9)

Kernkraft 14,1 (15,5)

Wind  13, 5 (9,1)

Erdgas 9,1 (9,7)

Biomasse 6,8 (6,9)

Photovoltaik 5,9 (5,7)

Wasser 3,0 (3,1)

Sonstige…

 


Auf den Schultern von Adenauer und Erhard

Stiftung fördert Studenten mit Potential

Wer auf Schultern steht, sieht weiter. Und kann leichter den Überblick gewinnen sowie Maßstäbe für sein eigenes Handeln finden.



Eine solche „Schulter“ ist Konrad Adenauer, von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, vor allem Motor des Wiederaufbaus des deutschen Kernstaates im Westen sowie Weichensteller einer verlässlichen Westbindung.

 

 

 

 

Aber auch Ludwig Erhard gehört zu den wichtigen Schultern unserer Geschichte: Von 1949 bis 1963 war er Wirtschaftsminister und von 1963 bis 1966 zweiter Bundeskanzler, vor allem der Vater des deutschen Wirtschaftswunders und „Ziehvater“ der Sozialen Marktwirtschaft.



Unsichtbar, aber im Wertehorizont immer gegenwärtig waren Adenauer und Erhard bei der Auswahltagung der Studienförderung der Konrad- Adenauer- Stiftung. 95 Studentinnen und Studenten aller Fachrichtungen  waren am 29. und 30. April 2016 nach Sankt Augustin  gekommen, um in 16 Gruppen vor allem mit ihrem Wissen, ihrem sozialen Engagement, ihrer Persönlichkeit und dem individuellen Potential die jeweils drei Prüfer zu überzeugen.   

Dr. Susanna Schmidt, Leiterin der Hauptabteilung Begabtenförderung und Kultur sowie Dr. Frank Müller, Abteilungsleiter der Studienförderung, freuten sich über die große Resonanz.

Denn aus Hoffnungsträgern von heute können Verantwortungsträger von morgen und „Schultern“ für andere von übermorgen werden.

Burkhard Budde

 


Ein Schatz wird gehoben

Das Welterbe im Harz


Für manche ist er wie Sahne. Schön dass es ihn „obendrauf“ gibt. Für andere ist der schöpferische Geist der Menschheit wie ein Schatz, den man gezielt entdecken kann. Aus der Ferne – auch aus Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien -  kommen immer mehr Schatzsucher, um das einmalige Welterbe im Harz kennen zu lernen. Dazu zählen das Bergwerk Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und die Oberharzer Wasserwirtschaft.



Weltweit gibt es 1031 Welterbestätten, in Deutschland 40 Stätten, die zurzeit als authentische Orte das gemeinsame kulturelle Weltgedächtnis darstellen.


Wer vor der Haustür des Harzes lebt, könnte eigentlich stolz sein auf diesen Schatz, der als Weltkulturerbe der UNESCO im Jahre 2012 offiziell von der Ministerin Johanna Wanka bekannt gemacht wurde.  Aber noch muss bei vielen in der Nähe Wohnenden im Blick auf die Themen Bergbau, Energieversorgung, Architektur- und Siedlungswesen und Landschaftswandel noch Überzeugungsarbeit geleistet werden.


 

 

 

 

Gerhard Lenz, Stiftungsdirektor UNESCO-Welterbe im Harz und Geschäftsführer Erzbergwerk Rammelsberg, ist seit fast vier Jahren dabei, den Schatz systematisch zu heben. Auf einer Veranstaltung des Braunschweiger Lionsclubs Dankwarderode erläuterte er am 28. April 2016 seine Strategie.


Das Welterbe soll als Motor der Regionalentwicklung genutzt, die Erinnerungsstätten zu Vermittlungsorten entwickelt, der Bildungsauftrag in Museen lokal verwirklicht und Museen vereint werden.  


Konkret bedeutet das: Zehn „kleine Museen“ müssen attraktiv gestaltet und miteinander vernetzt werden. Zwei Welterbe- Erkenntniswege und drei dezentrale Infozentren werden geschaffen. Von insgesamt 960 Objekten sollen 30 öffentlich zugängliche Bodendenkmale instandgesetzt werden. Und natürlich gehören auch Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit dazu, um das „versteckte“ Welterbe bekannter zu machen.  Mit etwa 1,5 Mio. Euro unterstützt die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen ihres „TRAFO-Modells“ das Kulturangebot im ländlichen Raum.



Eine Chance, um aus der Vergangenheit mit seinen schöpferischen Leistungen mit Bürgern vor Ort eine Zukunft in der Region zu entwickeln. Denn das Erbe ist nicht nur Zeugnis der Vergangenheit, sondern vor allem Triebfeder eines Entwicklungspotentials.  Keine „Sahne“, sondern wachsender Schatz.  

Burkhard Budde  


Starker und unabhängiger Partner des Staates

Das Beispiel der Bürgerstiftung Braunschweig



 

 

 

 

Was macht eigentlich eine Bürgerstiftung? In Deutschland gibt es etwa 400 „starke Partner des Staates“ (Ursula von der Leyen). Die Anfänge dieser „Institutionen wachen Bürgersinns“ (Horst Köhler) gehen auf den deutschen Unternehmer Reinhard Mohn zurück, der das „Modell der community foundation“ in Amerika kennengelernt hatte und 1996 die Gründung der Stadtstiftung Gütersloh anregte.


Sehr schnell verbreitete sich die Idee, entweder „von oben“ durch einen Paten oder „von unten“ durch Bürger.

In Braunschweig kamen im Jahr 2003 etwa 100 Bürger zusammen und gründeten nach dem Motto „MitTragen-MitDenken-MitGestalten“ die Bürgerstiftung Braunschweig, um soziale und kulturelle Aktivitäten zu fördern.



Ulrich E.Deissner, Vorstandsvorsitzende dieser Stiftung, führte mich am 27. April 2016 durch die neuen Stiftungsräume direkt hinter dem Haus der Braunschweigischen Stiftungen am Löwenwall 16.  Stolz berichtete er, dass die Braunschweiger Bürgerstiftung zu den führenden deutschen Bürgerstiftungen gehört. „Wir fördern bürgerschaftliches Engagement, aber wir betreiben auch Projekte in den Bereichen Bildung und Erziehung, Kultur und Kunst, Wissenschaft und Gesundheit sowie Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz“, sagt Deissner und weist allein auf etwa 80 Projekte hin, die mit anderen Stiftungen gemeinsam gemacht werden.


Darüber hinaus werden etwa 32 Treuhandstiftungen von der Bürgerstiftung verwaltet („Stifter für Stifter“), die im letzten Jahr das Qualitätssiegel für gute Treuhand-stiftungsverwaltung vom Bundesverband Deutscher Stiftungen erhielt. Als ein besonderes Kennzeichnen der Bürgerstiftung bezeichnet Deissner die Unabhängigkeit: „Wir denken wie Stifter, nicht wie Banken.“


Die Bürgerstiftung Braunschweig – ihre Moderatoren-, Mittler- und Netzwerkerrolle, aber auch ihre professionellen Dienst- und Serviceleistungen stärken das soziale und kulturelle Gesicht der Stadt. Ein ermutigendes Beispiel auch für andere Städte und Landkreise.     


Mutmacher Obama


Über die Veröffentlichung meiner Gedanken zur Grundsatzrede des Präsidenten Obama in der heutigen Ausgabe DIE WELT habe ich mich sehr gefreut.



"Präsident Obama – kein Weltenretter, aber immer noch ein Hoffnungsträger, der häufig den richtigen Ton mit den richtigen Worten verbindet – und in Hannover den Europäern den richtigen Spiegel zum richtigen Zeitpunkt vorgehalten hat:

Europa darf sich nicht auseinanderdividieren. Ein starkes Europa wird als Partner und Mitgestalter weltweit gebraucht. Nur eine europäische Geschlossenheit in Vielfalt und Gleichwertigkeit, in Offenheit und Erneuerung, mit Fairness und Rechtsstaatlichkeit, mit Eigenverantwortung und Solidarität kann eine gemeinsame Zukunft als Teil der globalen Welt eröffnen.


Man muss Obama nicht zu Füßen liegen. Er ist kein Heilsbringer (gewesen). Aber man kann ihm danken, dass er allen Europäern Mut macht, die Antriebskräfte der Freiheit und Würde, der Vielfalt in Einheit zu entdecken und sich von ihnen bewegen zu lassen, die selbst angesichts enttäuschter politischer Liebe freigesetzt werden."


(in: DIE WELT 27.4.2016; Zu: "Der Präsident hat einen Traum" vom 26. April 2016 in DW)



Gefällter Baum

 

 

Auch er hat seine Zeiten.

Die Wurzeln am Anfang.

Der Stamm mit den Jahren.

Die Zweige mit den Erfahrungen.

Die Blätter mit den Aufgaben.

Die Früchte mit den Erfolgen.

Gibt es Sinn am Ende seiner Zeit?

 

Burkhard Budde

 

„Dynamisches Innovationsmodell“

Franz Einhaus und Burkhard Budde gemeinsam im Peiner Stahlwerk

 

Peines Landrat Franz Einhaus (SPD)  sowie Dr. Burkhard Budde (CDU-, FDP-,PB-Landratskandidat) sind sich einig: Der Stahl hat für das Peiner Land und die Wirtschaftsregion  eine besondereBedeutung.  

 

 

Auf Einladung des Wirtschaftsrates der CDU des Landesverbandes Niedersachsen besuchten sie am 21. April 2016 das Unternehmen der Peiner Träger GmbH in der Stadt Peine. Marc Osterwald und Jan Christian Janßen vom Wirtschaftsrat freuten sich, auch die Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann,Kommunalpolitiker, Personen aus der Wirtschaft und Wissenschaft begrüßen zu können sowie die Gastgeber Dipl. Ing. Stephan Lemgen (Geschäftsführung der Peiner Träger GmbH) und Dr. Peter Juchmann (Leiter Bandgießen/Warmwalzen), die Informationen zu ihrem Unternehmen gaben.   

 

 

Für Burkhard Budde ist das Peiner Stahlwerk, das zur Salzgitter-Gruppe gehört, nicht nur ein „wirtschaftliches Traditionsmodell“, das die Peiner Wirtschaft und Region geprägt habe, sondern auch ein „dynamisches Innovationsmodell“, das durch technologische Pionierleistungen Ausstrahlungs- und Anziehungskraft weltweit gewinne. Ein fairer Wettbewerb sei jedoch die Bedingung für eine nachhaltige Entwicklung und die Sicherung der Arbeitsplätze.  

 

Auch Franz Einhaus erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die EU-Kommission nicht nur für den Schutz gegen Billigimporte aus China nach Europa sorgen müsse, sondern auch keine Subventionen für „marode“ Stahlwerke in Europa geben dürfe, die zu Lasten moderner Anlage wie die in Peine gingen.

 

Dass in Peine „innovativ“ gearbeitet wird, zeigt die weltweit erste Pilotanlage zum Bandgießen am Standort Peine. Neue Stahlsorten werden durch die Bandgießtechnologie (BCT) erzeugt und sollen weltweit industrielle Anwendung finden. Peines Bürgermeisterkandidat Andreas Meier (CDU) war wie die übrigen Gäste – unter ihnen die CDU- Kreisvorsitzende Claudia Körner aus Salzgitter und der Oberbürgermeister a.D. Prof. Rolf Schnellecke aus Wolfsburg - beeindruckt, als er das 153. Gießen unmittelbar mit erlebte, wie aus 1625 Grad heißem Stahl ein innovatives Produkt entstand. „Das ist für mich ein weiterer Grund, mich für unseren Stahlstandort Peine einzusetzen", sagte er begeistert.  

 

 

Die Peiner Träger GmbH, die 779 Mitarbeiter beschäftigt, hat einen Jahresumsatz (2015) von 517 Mio Euro. Erzeugt werden Rohstahl (1.039 Tt) und Walzstahl (992 Tt). Zu den Produkten zählen Formstahl- und Breitflanschträger, Stützenprofile, Pfahlprofile und Grubenausbauprofile.

Die industrielle Pilotanlage, so Peter Juchmann in seinem Vortrag über die BCT-Anlage, „hat die grundsätzliche Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des horizontalen Bandgießverfahrens nachgewiesen“.  Eine erste Weiterentwicklung zu Warm- und Kaltwalzbandprodukten sei erfolgt. Verkaufsfähige Flachprodukte  seien „der nächste Meilenstein“. Und es gebe bereits weitere Produktideen.


Für die Politik vor Ort stand nach der Besichtigung fest:Die kreativen und leistungsfähigen Köpfe in und für Südostniedersachsen sind auf allen Ebenen gemeinsam zu stärken.

 

 

Liebe

 

 

Ich liebe dich

jetzt und hier

und bin ganz bei dir.

 

Du liebst mich

wie ich bin

und das ist unser Gewinn.

 

Wir lieben uns

und sind ein Paar

und sagen dazu ja.

 

Die Leidenschaft,

die uns bewegt,

bleibt der gemeinsame Weg.

 

Das Kribbeln mag verschwinden,

wachsen jedoch das Vertrauen,

und darauf können wir bauen.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Suche elf Diamanten

 

Suche eine geizige Person, die materiell reich,

aber sozial arm ist.

Suche eine verschwenderische Person, die materiell arm,

aber sozial reich erscheint.

Suche eine gierige Person, die immer mehr haben will,

aber immer weniger Liebe hat.

Suche eine heuchlerische Person, die künstlich lächelt,

aber real mit dem Fuß tritt.

Suche eine gehässige Person, die andere schlecht macht,

aber nicht selbstkritisch ist.

Suche eine neidische Person, die anderen nichts gönnt,

aber selbst Anerkennung braucht.

Suche eine überhebliche Person, die alles besser weiß,

aber unter Minderwertigkeit leidet.

Suche eine gleichgültige Person, die die Ruhe liebt,

aber herzlos lebt.

Suche eine ängstliche Person, die den Mund öffnen sollte,

aber den Kopf einzieht.

Suche eine faule Person, die Potenziale hat,

aber lieber bequem durchs Leben  segelt.

Suche eine ungläubige Person, die Gott missachtet,

aber von ihm und durch ihn existiert. 

 

 

Warum?

Weil sich alle im Spiegel des Lebens wiedererkennen können.

Um als Rohdiamant mit rauen und spitzen Kanten

zum edlen Stein der leidenschaftlichen Vernunft  

und persönlichen Verantwortung

geschliffen zu werden.

Burkhard Budde

 

Mit eigenem Kopf

Studenten werden gefördert

 

Der eigenwillige und mutige Kopf hätte sich über die jungen Hoffnungsträger gefreut. Nach Konrad Adenauer, der von 1917 bis 1933 Oberbürgermeister in Köln und von 1949 bis 1963 Bundeskanzler der Bundesrepublik war, ist die parteinahe Stiftung der CDU benannt, die Studenten fördert.  

 

 

Der Name Konrad Adenauer verpflichtet: Als Mensch mit Menschen und für Menschen Verantwortung für sich, die Gesellschaft und die Wirtschaft, für die Demokratie und den Staat wahrzunehmen.  

Unabhängig davon bleibt das historische Werk Adenauers: Er war vor allem Motor des Wiederaufbaus und der neuen Souveränität des deutschen Kernstaates im Westen, Weichensteller einer stabilen Demokratie, einer leistungsfähigen Volkswirtschaft, einer verlässlichen Westbindung sowie einer Verständigungspolitik, die neues Vertrauen schuf.

 

 

Am 15. und 16.April 2016 fand wieder eine Auswahltagung der Studienförderung in Bad Honnef statt. Als Mitglied des Auswahlausschusses und als ehemaliger Stipendiat konnte ich Studierende – bei dieser Tagung vor allem zukünftige Wirtschaftswissenschaftler - kennenlernen, die überdurchschnittliche schulische Leistungen erbracht hatten und überdurchschnittliche hochschulische Leistungen erwarten lassen, sich aktiv in Politik, Gesellschaft oder in einem sozialen Bereich engagieren sowie persönlich geeignet erschienen, weil sie als tolerante und soziale sowie als kritikfähige und mündige Persönlichkeiten überzeugten – vielleicht nicht so unbequem wie damals Adenauer, aber mit eigenem und selbstständig denkendem Kopf.   

 

Mobiler Dienst für den Bürger

Besuch der Peiner Verkehrsgesellschaft

 

Morgens gegen 4.20 Uhr beginnt der Dienst für den ersten Busfahrer. Gegen 23.20 Uhr kehrt der letzte Mitarbeiter der Peiner Verkehrsgesellschaft mbH (PVG) mit seinem Bus zum Standort Am VFB-Platz 3 in Peine zurück.

 

 

Um die Arbeit und Herausforderungen der PVG kennenzulernen, machte die CDU-Kreistagsfraktion Peine unter dem Vorsitz von Hans-Werner Fechner am 13. April 2016 einen Ortstermin. Mit dabei waren CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett und CDU-, FDP- und PG- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, die sich von den Aufgaben der Mitarbeiter – u.a. Einsatzleitung, Wartung, Reinigung, Sicherheitsprüfungen der 35 Fahrzeuge - beeindruckt zeigten.

 

Anschließend wurde mit dem Geschäftsführer Jörg Reincke und dem Bereichsleiter Jörg Meier insbesondere  über die Themen „Schülerbeförderung“, „Leistungsspektrum“, „Nahverkehrsplan“, „Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume“ und  „Entwicklung“ der PVG gesprochen.

 

Die Peiner Verkehrsgesellschaft gehört zum Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB), die „regionale Klammer“ zwischen den drei kreisfreien Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel, die zur Zeit für die Raumordnung und einen funktionierenden Nahverkehrsplan verantwortlich ist.

 

Über einen Gesetzentwurf von SPD, Grünen und FDP zur Weiterentwicklung des Zweckverbandes Großraum Braunschweig in einen „Regionalverband“ mit erweiterten Aufgaben sowie mit Direktwahl und einer zusätzlichen parlamentarischen Ebene wird im niedersächsischen Landtag und in der „Politik vor Ort“ gegenwärtig diskutiert – natürlich auch ein Thema in der CDU-Kreistagsfraktion und bei Mitarbeitern der PVG.

 

 

Musik kann Menschen glücklicher machen

Auftritt der Nachwuchsband „You Silence I Bird“

 

Die Sonne, die am Himmel verschmitzt lächelt, schickt großzügig ihre Strahlen zu den Menschen. Manche sind dankbar und ihre Gesichter hellen auf. Andere entdecken erste Frühlingsgefühle und verspüren lang vermisste Schmetterlingsgefühle.

Bei anderen Menschen hat die Sonne keine Chance. Sie eilen genervt oder gelangweilt mitten durch das bunte Treiben. Als wären sie allein auf dieser Welt und als gäbe es keine Sonne, keinen Mond und keine Sterne. Unzufriedene Gesichter und gleichgültige, manchmal auch böse Blicke können jedoch eine besondere Stimmung nicht vermiesen.

 

 

Auch auf dem Kohlmarkt der Löwenstadt war am 9. April 2016 beim „modeautofrühling 2016“ eine besondere Stimme eines besonderen Vogels zu hören, der die Stimmung aufzuhellen vermochte. „Das ist ja Musik zum Verlieben“, rief eine junge Frau ihrer Freundin zu, die stolz ihr Kind in einem Kinderwagen schob. Und beide strahlten gleichsam um die Wette. Sie erlebten zufällig – en passant - die Nachwuchsband „You Silence I Bird“ („YSIB“) , die mit ihren eigenen Musikstücken wie ein zwitschernder Vogel in der Stille die Herzen und Köpfe der Menschen erreicht, wenn sie sich mitnehmen und hineinnehmen lassen in die Dynamik und Harmonie ihrer Indie-Pop- Musik. Auch ein älterer Herr genoss offensichtlich diese „Stille“ in seiner Seele, die sich mit sanften musikalischen „Rufen“ zu füllen schien. Immer häufiger bewegte er, in einer Hand eine Bierdose haltend, seinen Körper. Und seine Augen fingen an zu glänzen.  

Dieser Band zuzuhören und sichvon ihr wie von Sonnenstrahlen zärtlich berühren und sanft streicheln zu lassen, schien sich für Jung und Alt zu lohnen. Begeisterte ließen es sich denn auch nicht nehmen, für fünf Euro die EP „Teaside“ zu kaufen.

 

 

Und was haben die jungen Musiker selbst gefühlt? Wie interpretieren sie den „Vogel“, der in der Stille des Frühlings aktiv ist. Paul Baumann (Vocals und Gitarre): „Ich konnte den Duft des Frühlings wahrnehmen, der uns selbst beflügelt.“ Jonas Budde (ebenfalls Vocals und Gitarre): „Die Bewegungen des Frühlings werden von unserer Musik aufgenommen und können in den Herzen und Köpfen nachdenkliche und frohmachende Wellen schlagen.“ Hendrik Garbade (Bass,Gitarre und Vocals): „Der Frühling schafft eine entspannte, fast familienähnliche Atmosphäre, die Begegnungen und Gespräche erleichtert.“ Und Moses Köhler (Percussion, Backing Vocals): „Wenn die passende Stimmung durch den Frühling geprägt ist, blüht der Mensch leichter auf, so dass die Musik geöffnete Türen der Seelen vorfindet.“  

 

Doch „You Silence I Bird“, im Januar 2012 von den vier jungen Männern aus Braunschweig und Hannover gegründet, will und kann das Geheimnis des Frühlings nicht lüften. Denn der Vogel will noch vielen Menschen - ein ganzes Jahr lang und nicht nur im Frühling – Freude durch die Musik bereiten. Seit März 2014 – durch die Teilnahme am „School Jam“ Wettbewerb sowie durch mehrere Voting-Gewinne auf Spiegel Online im Wettbewerb mit über 1000 Bewerbern – zählt „YSIB“ zu den acht besten Nachwuchsbands Deutschlands. Seit kurzem gibt es auch das Musikvideo „Last Night“ – ein weiterer Lichtblick unabhängig von der Jahreszeit.

Aber die Sonne existiert immer, auch hinter dunklen Wolken. Und sie freut sich über jeden musikalischen Nachwuchs, der Menschen glücklicher macht.                          B.B.

Weitere Infos:yousilenceibird.com       

 

 

Vorsitzender:  

„Die CDU steht für eine familienfreundliche Stadt“

Abgeordneter auf dem Parteitag:

„Die CDU steht hinter VW.“

 

Die CDU in Braunschweig, die etwa 1040 Mitglieder hat und in 23 Ortsverbänden im Stadtgebiet organisiert ist, will bei den Kommunalwahlen am 11. September wieder stärkste Kraft im Stadtrat und „stark“ in den Bezirksräten sein.

 

CDU-Kreisvorsitzender Dr. Sebastian Vollbrecht  wies auf dem Kreisparteitag am 9. April 2016 in der Braunschweiger Stadthalle auf die Bedeutung der Kommunalwahl hin. Der Bürger stehe vor den Entscheidung, ob er solide Verhältnisse mit einer starken CDU habe wolle „oder den Weg zurück in die lähmende Verschuldung“.  Ein Sparwille im aktuellen städtischen Haushalt sei weder bei der SPD noch bei den Grünen zu erkennen. Selbst die Einführung der Kita-Gebühren, die die CDU ablehnte, brächten keine zusätzlichen Einnahmen für den Haushalt. Die von der CDU eingeführte Befreiung als besonderer Standortvorteil, als Investition in die Zukunft, als Ausdruck für eine familienfreundliche Stadt  würde leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

 

IHK-Präsident:  

„Danke für gute Zusammenarbeit“

Für die gute Zusammenarbeit zwischen der Industrie- und Handelskammer und der CDU sowie den Stadträten dankte IHK-Präsident Helmut Streiff, der mehr als 30 000 Mitgliedsunternehmen in der Region repräsentiert und als „begeisterter Verfechter“ des Regionsgedankens ehrenamtlich tätig ist.

 

 

Betriebsrat:  

„Für umfassende Aufklärung“

Uwe Fritsch, Betriebsratsvorsitzender VW Braunschweig, nahm in seinem Grußwort zum Thema „manipulierte Abgaswerte“ Stellung: „Mitarbeiter, die nichts mit den Manipulationen zu tun haben, haben jetzt Angst um ihren Arbeitsplatz. Wir haben eine umfassende Aufklärung gefordert.“ Die kriminellen Machenschaften von wenigen Managern dürften nicht zum Ruin vieler führen.  Die „Mitbestimmung“ sei nicht Ursache von krimineller Energie: „Das zu behaupten ist widersinnig und infam“. Auch warnte er vor pauschalen Verurteilungen und warb um Verständnis für die Anerkennungsprämie: Gute Arbeit habe gute Löhne verdient. VW – weltweit beschäftigt das Werk etwa 620 000 Mitarbeiter an 121 Standorten – sei in einer „handfesten Krise und noch lange nicht über den Berg.“

 

Schatzmeister:  

„Für Kulturwandel.“

Zu Beginn seines Berichtes über die finanzielle Situation der CDU ging Schatzmeister Dr.Burkhard Budde auch auf das Grußwort von Uwe Fritsch ein. Solidarität mit den Mitarbeitern von VW sowie die Stärkung des Standortes sei für die Region wichtig. Die Qualität der Marke VW müsse erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. „Aber die verantwortlichen Kräfte dürfen den versprochenen Kulturwandel bei VW nicht vergessen, der eine Verantwortungs- und Gesprächskultur gleichwertiger Mitarbeiter stärkt und Ängste überwindet.“

 

Carsten Müller:  

„Für Solidarität mit VW“

Auch Bundestagsabgeordneter Carsten Müller unterstrich anschließend: „Die CDU steht hinter VW.“ Das könne man leider von allen Politikern nicht sagen. SPD und Grüne hätten im EU-Parlament einen Untersuchungsausschuss  beantragt, „um VW zu schwächen.“ Ein Abgeordneter der Linken habe im Bundestag sogar zu Protokoll gegeben, dass der „Lack bei VW“ ab sei.

Positiv berichtete Carsten Müller vom geplanten Ausbau der Weddeler Schleife, von bewilligten Fördergeldern für die Dachsanierung der Braunschweiger Katharinenkirche; aber auch die Sanierung des Domdaches soll unterstützt werden.  Für Carsten Müller sollte der Burgplatz zum UNESCO- Kulturerbe erklärt werden.

 

Heidemarie Mundlos:  

„Für Schließung von Sicherheitslücken“

Die Landtagsabgeordnete Heidemarie Mundlos setzte sich u.a. für die Schließung der Sicherheitslücken in Niedersachsen ein, „um eine Abwehr islamistischer Bedrohung zu erreichen“, für eine bessere Unterrichtsversorgung, „die wir wegen der Kinder mit zusätzlicher Sprachförderung brauchen“, für bessere Bedingungen in den Krippen und Kindertagesstätten, „da diese Einrichtungen mehr als eine Unterbringung sind und einen Erziehungsauftrag haben.“     

 

Klaus Wendtroth:  

„Für den Weg der Vernunft“

Klaus Wendtroth, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, forderte die SPD auf, auf den „Weg der Vernunft“ zurückzukehren, um gemeinsam den „Weg der dynamischen Entwicklung“ weitergehen zu können.


 

Neu gewählter Kreisvorstand

Als Vorsitzender wurde auf dem Kreisparteitag SebastianVollbrecht wiedergewählt. Stellvertreter sind Claas Merfort, Carsten Müller und Sabine Campe. Die Finanzen werden weiterhin durch Burkhard Budde betreut; Schriftführerin ist Antje Keller. Den Vorstand komplettieren als Beisitzer Michael Berger, Friederike Harlfinger, Björn Hinrichs und Laura Schwedes. Foto Siegfried Nickel 

 

Auf ein Wort.

Sind Sie eigentlich glücklich?

 

 

Das Fenster zum Glück scheint immer nur kurz geöffnet.

Aber ein Blick auf die Außenwelt ist dann möglich.

 

Sie tauschen verdientes Gold gegen ein Pferd.

Wer auf dem Rücken eines Pferdes sitzt, kann weiter sehen, besser gesehen werden und schneller vorankommen.

 

Sie tauschen das Pferd mit einer Kuh.

Wer eine Kuh besitzt, kann mit Milch rechnen und hat damit eine gewisse Sicherheit, die Voraussetzung für seine Freiheit ist.

 

Sie tauschen die Kuh gegen ein Schwein.

Wer über ein Schwein verfügt, hat nicht selten Schwein gehabt und kann die Vielfalt der Gaumenfreuden genießen.

 

Sie tauschen das Schwein mit einer Gans.

Wer eine Gans sein eigen nennt, gehört schon zu denen, die sich Luxus gönnen sowie die Suche nach dem Guten, dem Wahren und dem Schönen leisten können.

 

Sie tauschen die Gans gegen einen Wetzstein.

Wer einen Wetzstein hat, will gerne arbeiten, aber auch in seinen Tätigkeiten Sinn, Freude und Anerkennung erleben.

 

Sie tauschen den Wetzstein gegen einen Felsstein.

Wer einen Felsstein annimmt, kennt eigene und fremde Hoffnungen und Sehnsüchte und kann doch plötzlich alles verlieren.

 

Die Fensterscheibe ist dann zerbrochen, aber sie trennt nicht mehr.

Wer jetzt rausschaut, schaut gleichzeitig hinein;

wer hineinschaut, schaut überraschenderweise hinaus.

 

 

Denn jetzt können leere Hände mit neuem Vertrauen gefüllt werden.

Und mit bedingungsloser und schöpferischer Liebe,

die das befreite Herz und die leicht gewordenen Füße neu bewegen lassen.

 

Und Sie glücklich macht bis Sie sich in der Glückseligkeit in Gott vollenden.

 

Burkhard Budde

 

In Würde und selbstbestimmt leben wollen

Ingrid Pahlmann und Burkhard Budde besuchten Altenpflegeheime

 

 

In Würde und mit Respekt sicher und selbstbestimmt leben. Und eines Tages auch sterben. Wo und wie kann man das? Auch alt, gepflegt, begleitet und gut versorgt werden. Gelingt die Verwirklichung eines solchen Leitbildes in einem Altenpflegeheim?  

 

Auf Initiative von Gisela Braackmann, CDU-Kreisvorstandsmitglied Peine, suchten die CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann (Gifhorn) und der CDU-, FDP- und PG- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde  sowie der stv. Gemeindebürgermeister Günter Mertins (Ilsede), Seniorensprecher Karl-Heinz Arnold und weitere Kommunalpolitiker das Gespräch mit Bewohnern und Mitarbeitern von Altenpflegeheimen.

 

 

Zunächst wurde am 6. April 2016 die Seniorenresidenz Brockenblick GmbH in Gadenstedt-Lahstedt besucht. Leiter Christopher Boës stellte seine Einrichtung vor, die zur Die MEDIKO Pflege- und Gesundheitszentren GmbH alsTeil der familiengeführten LINDHORST Gruppe mit Firmensitz in Winsen an der Aller gehört. Im Brockenblick leben zurzeit 90 Bewohner in 84 Einzelzimmern und drei Doppelzimmern in drei Wohnbereichen. Das durchschnittliche Einzugsalter ist 89 Jahre, die durchschnittliche „Verweildauer“ der Bewohner etwa vier bis fünf Jahre. 83 Mitarbeiter kümmern sich nach einem ganzheitlichen Konzept, „wobei der Bewohner an erster Stelle steht“, so  Boës. Auch Probleme wie „Fahrstuhl“, „Parkplatz“ und „Verkehrssicherheit für Senioren“ außerhalb des Hauses wurden von Bewohnern offen angesprochen und lösungsorientiert diskutiert.

 

 

In Ilsede Am Markt kam es anschließend im QualiVita Senioren- und Pflegeheim zur Begegnung mit der Geschäftsführung Jana Schulz und Achim Leßmann, Anna Spahr von der Verwaltung und Bewohnern. In Kleingruppen konnten sich die Gäste mit den Bewohnern bei Kaffee und Kuchen austauschen. Geschäftsführerin Jana Schulz informierte über das Familienunternehmen und über die Einrichtung in Ilsede mit 38 Plätzen und 40 Mitarbeitern. Die zentrale Lage des Hauses, aber auch seine überschaubare Größe gehöre zu den Besonderheiten. „Jeder Bewohner“, so Jana Schulz, „könne individuell und liebevoll von den Mitarbeitern begleitet werden.“ So wurde zum Beispiel der Wunsch einer Bewohnerin, die im Sterben lag, die Fingernägel lackiert zu bekommen, selbstverständlich erfüllt. Auf Wunsch arbeitet das Haus mit dem Hospizverein Peine zusammen, aber auch zu der Kirchengemeinde gebe es gute Kontakte. Viele Angebote wie Beschäftigungs- und Betreuungsprogramme (z.B.Gedächtnistraining) gibt es regelmäßig. Und wie finden suchende Menschen ein „humanes  und passendes Altenpflegeheim“?  „Lassen sie auch ihr Bauchgefühl sprechen, wenn sie zum ersten Mal ein Haus betreten“, empfiehlt Jana Schulz.


 

Landratskandidat Dr. Burkhard Budde, der sich für eine Träger- und Angebotsvielfalt im Landkreis Peine sowie für eine würdevolle Pflege und ganzheitliche Begleitung  aussprach und selbst über vielfältige Erfahrungen in der diakonischen Altenhilfe verfügt (er war viele Jahre Vorstandsvorsitzender des Niedersächsischen Evangelischen Altenhilfeverbandes), dankte den Mitarbeitern für ihren engagierten Dienst, aber auch den Bewohnern („den eigentlichen Arbeitgebern“) für das „begründete Vertrauen in der menschlichen Beziehungsarbeit“.  Er sprach u.a. mit den Bewohnern Heidemarie Kielhorn und Günter Friebe, die sich in dem Senioren-und Pflegeheim sehr wohlfühlen, aber auch in „ihrer geliebten Stadt“.

 

 

Für humane Leistungsschulen mit sozialem Gesicht

Landratskandidat beider CDU Ilsede-Lahstedt

 

 

Auch CDU-, FDP-, PG- Landratskandidat Dr. Burkhard Budde forderte wie die CDU-Kreistagsfraktion in der letzten Woche einen Schulentwicklungsplan für den gesamten Landkreis Peine. Auf der Mitgliederversammlung des CDU-Gemeindeverbandes Ilsede-Lahstedt am 5. April 2016 im Waldgasthaus „Odinshain“, die vom CDU- Vorsitzenden Hannes Beims geleitet wurde und an der auch CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett teilnahm,  setzte er sich für eine vielfältige Schullandschaft ein. Sie sei eine wichtige Bedingung für die Sicherung des Standortes eines Landkreises, der Vielfalt bei gleichberechtigten Angeboten und zugleich Einheit im Blick auf ein abgestimmtes gemeinsames Profil brauche. Eltern würden häufig bei der Schulwahl insbesondere  nach der der Qualität der Schule, den Abschlussmöglichkeiten, dem Ruf, den Wegen fragen, um für ihr Kind einen verantwortbare Entscheidung zu fällen. Alle Schulen – in welcher Form auch immer - würden sich am besten nicht als „Kuschel- oder Paukschulen,“ sondern als „humane Leistungsschulen mit sozialem Gesicht“ verstehen, Das „Pädagogische“ , der „Schüler in der Beziehung zum Lehrer“, sollte der Dreh- und Angelpunkt aller Schulpanüberlegungen sein.

 

 

Weltmarktführer:  „Licht für die Welt“

Carsten Müller, Burkhard Budde und Christian Werner besuchten „B&S“

 

Licht fasziniert (fast) alle.  Es erhellt die Dunkelheit, ermöglicht Klarheit und Durchblick, wirkt beruhigend und zugleich motivierend. Licht kann aber auch irritieren, manipulieren und blenden. Für ein ganz besonderes Licht, für ein zuverlässiges, flackerfreies und dimmbares Tageslicht, sorgen elektronische Vorschaltgeräte, die in Braunschweig hergestellt werden.  

 

Die Firma B&S Elektronische Geräte GmbH – Firmengründer (Firmengründung 1984) und Geschäftsführer sind Wilfried Brauckmann und Michael Schmidt – ist Weltmarktführer. Ohne ihre Produkte für professionelle Tageslichtsysteme gäbe es weltweit keine Filme ohne flackerfreies Licht auf Fernsehmonitoren und Kinoleinwänden, keine Rockkonzerte, Sportveranstaltungen, Messen oder Wahlkampfveranstaltungen mit dieser hellen Lichtleistung. Auch könnten Crashanlagen der Industrie in kein gleißendes, fast schattenfreies Licht getaucht werden, das annähernd dem Zweifachen des hellsten Tageslichtes entsprechen soll. Und Solarsimulationen zum Beispiel, die die Widerstandsfähigkeit von Lacken und Kunststoffen untersuchen, könnten nicht in dieser Qualität durchgeführt werden.

 

 

Bei einem Besuch des  Unternehmensam 5. April 2016 konnten sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller aus Braunschweig und Dr. Burkhard Budde, CDU-, FDP- und PG- Landratskandidat im Landkreis Peine, gemeinsam mit dem Initiator dieses Besuches Christian Werner, Lehrer der Neuen Schule Wolfsburg, von der vielfältigen „Pionierleistung für die Welt“ überzeugen.

 

Dipl.-Ing Michael Schmidt blickte dabei stolz und zugleich dankbar auf ein „Highlight des Sports und der Technik“ zurück.  Bei der Eröffnung der Olympiade 1992 in Barcelona kam es zum „Wendepunkt“ der Entwicklung des Braunschweiger Unternehmens. Weltweit wurde zum ersten Mal die Lichtleistung von einem Megawatt elektronisch mit B&S- Vorschaltgeräten gesteuert, die nächtliche Veranstaltung „ins rechte Licht gesetzt“.

 

Licht ermöglicht Gemeinschaft, schenkt Orientierung und macht Mut: Durch Beispiele wie „B&S“ – angefangen hatte die Karriere zum „Licht für die Welt“ mit einer Geschäftsidee als eine der ersten Ausgründungen der TU Braunschweig – kann eine ganze Region nachhaltig Zukunft erobern und Dunkelheit – welcher Art auch immer – erhellen oder sogar überwinden helfen.

 

Burkhard Budde 

 

 

Christian Werner zum „Licht“ nach dem Besuch bei B&S 

 

Jeder, der schon einmal vor einem Kaminfeuer oder einem Lagerfeuer gesessen hat, weiß: Licht bedeutet Gemeinschaft. Es ist eine gemeinsame Mitte. Das gilt auch für die Sonne: Im Sommer zieht es Millionen von Deutschen an sonnige Strände, an denen wir das Licht der Sonne genießen.

 

Tageslicht ist wie Medizin. Licht macht glücklich und zufrieden. Wer nach einem langen Arbeitstag in der Abendsonne sitzt und die wärmenden Strahlen genießt, der erlebt hier eine besondere Form der Zufriedenheit.

Gutes Tageslicht ist aber auch für unseren Alltag wichtig, am Arbeitsplatz, wenn man genau hinschauen muss, braucht man Tageslicht oder künstliches Licht. Beim Lesen von Büchern, bei einer Operation im Krankenhaus oder beim Zieleinlauf im Sport, überall ist Tageslicht die Voraussetzung für gute Ergebnisse.

 

Bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer in Skandinavien 1994 brauchte man Kunstlicht. Es ist hier im Winter zu wenig Tageslicht vorhanden.

Nun flackert normalerweise das Licht, sehr schnell. Das hat einen guten Grund. Wenn das Leuchtmittel, häufig eine Glühlampe stets nur von einer Seite einen gleichmäßigen Strom erhalten und dadurch zum Glühenangeregt würde, wäre die Glühlampe schnell kaputt:  Der Glühwendel würde sehr schnell durchbrennen. Deshalb nutzen wir Wechselstrom. So halten die Leuchtmittellänger. Das bedeutet aber auch, dass in jeder 50stel Sekunde das Licht kurz aus ist. Es wechselt 50 Mal in der Sekunde. Das kann unser Auge nicht sehen - Kameras aber schon.

Wenn nun beim Sport der Rennbob genau jetzt durch die Zielllinie rast, gibt es kein genaues Zielfoto. Der Wettbewerb müsste wiederholt werden.

Das ist bei Olympia undenkbar.

Deshalb bestanden die Organisatoren für die Spiele 1996 in Norwegen auf flackerfreiem Tageslicht. Das geht nur, wenn man eine besondere Form von Leuchtmitteln nutzt. Diese Entladungslampen brauchen ein Gerät, was den Wechselstrom aufbereitet. Diese Vorschaltgeräte für kleinere und große Scheinwerfer baute eine Firma aus Braunschweig.

Die Organisatoren von Olympia testeten die Geräte von fünf Firmen aus der ganzen Welt und stellte sie bei minus 25 Grad mitten ins Eis bei Lillehammer in Norwegen. Nur die Geräte aus Braunschweig hielten diesen Test ohne Störungen durch und lieferten den benötigten Strom für die Scheinwerfer. Das war der Durchbruch dieser Firma zur Weltspitze.

 

Eigentlich hatte die Firma Brauckmann & Schmidt bahnbrechende Ideen für die Magnetschwebebahn erfunden. Als sich dieses Verkehrsmittel in Deutschland nicht durchsetzte nutzten die beiden Ingenieure aus Braunschweig ihre Erfindungen und Patente für Scheinwerfer. Die Film- und Fernsehindustrie wurde nun zum Abnehmer. Die kleine Firma aus Braunschweig wurde Weltmarktführer für die Vorschaltgeräte von Tageslichtlampen. Ob in Hollywood, Bollywood oder Nollywood, Filme aus den großen Traumfabriken in Amerika, Indien und Nigeria verließen sich auf die Technik Made in Germany. Auch das ZDF oder das österreichische Fernsehen arbeitete mit diesen Geräten: Denn ohne Licht gibt es im Studio keine Bilder. Gemeinsam mit ARRI, dem Hersteller von Scheinwerfern aus München wurde B & S aus Braunschweig, zu einem "hidden champion" einen Weltmarktführer aus der zweiten Reihe. Mit etwa 50 Mitarbeitern in seinem Werk in Braunschweig achtet es auf kompromisslose Qualität, denn die Geräte haben eine garantierte Mindesthaltbarkeit von 15 Jahren. Die Geräte der Konkurrenz kommen hier nicht in allen Fällen heran. Deshalb achten die Einkäufer großer Gesellschaften darauf, dass dieses wichtige Detail immer von B & S aus Braunschweig geliefert wird, auch wenn es 10 % teurer ist als die Geräte der Konkurrenz.

 

Auch nach 25 Jahren kommen die Vorschaltgeräte aus dem harten Außeneinsatz zur Wartung in das Braunschweiger Werk zurück und werden repariert und getestet. Es ist immer hell Testlabor des Werkes. Dafür sorgen mehrere große Scheinwerfer, die im Dauerbetrieb laufen.

Später werden die Geräte beispielsweise in der Wüste Kaliforniens den Beweis antreten müssen, dass sie auch bei über 50 Grad Außentemperatur volle Leistung bringen.

 

Christian Werner

 

 

 

Leidenschaftlich erlebbar

Österliche Liebe

  

Dummheit? Geschwätz? Purer Wahnsinn?

 

Aber wenn ich wachgeküsst und wachgerüttelt, aufgerichtet und be-wegt werde? Meine  Denkfaulheit zärtlich umarmt wird, meine festen Prägungen, Gewohnheiten und Überzeugungen sanft gestreichelt, meine Enttäuschungen verstanden werden, sich plötzlich Türen öffnen, die geheimnisvolle Lebensräume erschließen.

 

Ja, dann werde ich neugierig und verlasse vorsichtig meine Nische, auch ohne verführerische Show und fromme Reden.

Und entdeckedie Liebe Gottes ohne Anfang und Ende, die die Vernunft erhellt und zugleich übersteigt, die einzigartig und schöpferisch ist. Die den toten Jesus aufgeweckt hat, damit er aufsteht zum neuen Leben, für alle, die dieser Liebe Vertrauen schenken.

 

Zwar bleibt der spitze Stachel des Zweifels und der Schmerzen, aber die Wahrheit dieser neuen Beziehung trocknet alle Tränen. In dieser Liebe leben auch die Schlafenden, bewegen sichalle und kehren eines Tages zurück.

 

Diese Weisheit ist zwar nicht belegbar, auch nicht widerlegbar, aber leidenschaftlich erlebbar und persönlich verantwortbar.

Burkhard Budde

 

Das Lichtkreuz ist ein Kunstwerk des Künstlers Ludger Hinses und ist in der St.Lamberti Kirche in Oldenburg zu sehen.

 

Der Wanderer.

 

 

Wohin führt sein Weg?

 

Beim Spaziergang wandern seine Gedanken.

Die Vielfalt der Wege macht ihn neugierig.

Die Höhen des Glücks erfreuen seine Seele.

Im Ödland des Alltags ist ihm langweilig.

Die Wüsten der Ohnmacht erscheinen ihm sinnlos.

Im Dickicht der Heuchelei fehlt ihm der Durchblick.

Die Sümpfe der Anfeindungen rauben ihm den Schlaf.

Abgründe des Bösen lassen ihn erschaudern.

 

Ein kleiner Fehltritt genügt, um den Halt zu verlieren.

Mit Trippelschritten kommt er nur langsam voran.

Mit Laufschritten verliert er die Kontrolle.

Sprünge können alles verschlimmern.

 

Aber Schritt für Schritt kann er auch Neues entdecken.

Den Weg auf dem Weg, der ihn auf allen Wegen be-wegt.

Ohne diesen unsichtbaren „Grund“ könnte er wohl nicht weitergehen.

 

Ob Jesus das nach seiner Auferstehung gemeint hat?

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Lebens,

niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ (Joh.14,6)

 

Und der Wanderer auf Erden „dennoch“

und „gerade deshalb“ froh sein kann?!

Bis er im blühenden Garten ewigen Lebens angekommen ist.  

Burkhard Budde

 

 

Hass und Gewalt bekämpfen

 

Unmenschlicher islamistischer Terror in Brüssel.  

Die Opfer hatten keine Chance.

 

Terroristen töten und morden gefühllos, wahllos und unterschiedslos.

Geistig und menschlich verblendet, verstockt und verwirrt, aber strategisch und konkret geplant wollen sie Tod, Angst und Schrecken verbreiten.

Ihre Hauptfeinde sind unsere Demokratie, die Menschenrechte, die Meinungs- und Religionsfreiheit sowie die Gleichstellung von Mann und Frau. Ihr Hass bedeutet nicht nur Feindschaft im Blick auf „Ungläubige“ (zu den „Ungläubigen“ gehören Muslime, die in unserer Werte- und Rechtsordnung Schutz vor Terror suchen), sondern die Vernichtung der „Ungläubigen“ sowie die freie Welt spalten und lahmlegen zu wollen.

 

Terroristen verbreiten Gewalt, Tod, Hass, Tränen und Angst.

Die menschenverachtenden Taten und das lebensverachtend Zerstörerische muss mit allen Mitteln bekämpft werden, damit das unbegreiflich Böse nicht wächst.  

 

Der säkulare Rechtsstaat mit seinem Gewaltmonopol ist herausgefordert. Er darf sich nicht verunglimpfen oder vorführen lassen, ein Vakuum oder ein Klima des Hasses zulassen.

Sondern muss seine Bürger aktiv und offensiv schützen, die Würde und Freiheit sichern und konsequent verteidigen, auch wenn es einen absoluten Schutz nicht gibt.

 

Aber auch alle Bürger, die weiterhin in einem Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts leben wollen, tragen eine Mitverantwortung, zum Beispiel Hasspredigern und heuchlerischen Einflüsterern, die die Stimmung aufheizen und zu Gewalt aufrufen, und Rattenfänger und Brandstifter, die andere zu Gewalt verführen wollen, mutig zu widersprechen und couragiert zu widerstehen.

 

Die Zeit ist reif, wach zu werden und aufzustehen gegen alle, die Hass offen oder heimlich säen.

Und zusammenzuhalten: Das Einheitsband unserer Werte darf nicht zerschnitten werden, damit Terroristen nicht triumphieren. Sondern die Freiheit und Verantwortung, die Vernunft und Menschlichkeit das erste und letzte Wort behalten.

Burkhard Budde

 
 

 

Moment mal:

Klopfzeichen im Gefängnis des Leidens

 

Einer sitzt in seinem Gefängnis –

ohne Mauern und doch ummauert.

 

Verurteilt ohne Schuld. Eigentlich unverschämt.

Eingesperrt ohne Gründe. Eigentlich unbegreiflich.

Behandelt ohne Gefühle. Eigentlich unmenschlich.

 

Aber soll erkämpfen? Reiß dich zusammen?!

Lieber schweigen? Beiß die Zähne zusammen?!

Herunterschlucken? Kopf hoch, es wird schon werden?!

Soll er seine Seele verkleistern? Der liebe Gott hilft doch?!

Soll er sich vertrösten lassen? Später wirst du den Sinn erfahren?!

 

Sind diese Tiefschläge und Ratschläge das Ende?

Oder könnte das Ende zugleich ein neuer Anfang sein?

Wie wäre es, die Klopfzeichen wahrzunehmen?

Das verstehende Herz. Die liebende Hand.

Die tröstende Stimme „Siehe, ich mache alles neu.“

 

Die Tür des Gottvertrauens kann zwar nur von innen geöffnet werden.

Aber seit Jesus Christus gibt es neue Hoffnung  im Gefängnis des Leidens –

auf ein leises Klopfzeichen ohne Anfang und Ende.  

Burkhard Budde

 

Palmsonntag, die Karwoche, vor allem Karfreitag lädt ein, über die Bedeutung des Leidens nachzudenken.

 

Presseecho Peiner Allgmeine: 

Landratskandidatur: Peiner CDU schickt

Dr. Budde mit großer Mehrheit ins Rennen

97,2 Prozent der CDU-Mitglieder votierten für Theologen und Publizisten/ FDP und PB unterstützen Budde

Von Thorsten Pifan

 

Jetzt ist es offiziell: Dr. Burkhard Budde wird bei der Wahl am 11.September für die CDU Peines amtierenden Landrat Franz Einhaus (SPD) herausfordern. Die CDU-Mitglieder nominierten ihn gestern Abend im Stederdorfer Hotel Schönau mit 97,2 Prozent zum Landratskandidaten. Budde ist aber nicht nur Kandidat der CDU, auch die FDP und die PB werden ihn als Kandidaten unterstützen.  

 

Holger Flöge, FDP-Chef im Peiner Land, lobte in einem Grußwort Budde als versöhnende und verbindende Figur. Das sei etwas, was der Landkreis dringend brauche, nachdem der amtierende Landrat Franz Einhaus (SPD) mit „seinen gescheiterten Fusions-bemühungen“ mit Hildesheim tiefe Gräben aufgerissen habe.

 

Auch Peines CDU-Chef Christoph Plett ging Einhaus scharf an: „DerAmtsinhaber hat einen kapitalen Schaden angerichtet, weil er die Fusion mit Hildesheim ohne Rücksprache mit der CDU angeschoben hat.“

 

Landrats-Kandidat Budde selbst stellte der Versammlung fünf Thesen für einen „starken und eigenständigen Landkreis Peine“ vor: Der Landkreis braucht eine starke Führung: So kritisierte er das „unwürdige Schauspiel“ um den Kreishaus-Neubau: „Andreas Meier als CDU-Bürgermeister und ich als Landrat werden

dieses Schauspiel beenden“, sagte er. Wichtig seien auch geordnete Finanzen.

Zudem stehe Budde für einen wirtschaftsfreundlichen Landkreis, indem es wettbewerbsfähige, umweltfreundliche Arbeitsplätze gibt. Entscheidender Standortfaktor sei auch eine vielfältige Schullandschaft mit einem vielgliedrigen Schulsystem. Genauso wichtig sei aber auch die Infrastruktur, wie verkehrssichere

Straßen und einen bürgerfreundlichen Öffentlichen Personennahverkehr.

Angesichts der aktuellen Debatte forderte der Theologe eine Flüchtlingspolitik mit Kopf und Herz, die vor Panikmache und Blauäugigkeit stehe. So gelte es, den Migranten „unsere Werte und rechtlichen Spielregeln zu vermitteln“. Wichtig für einen Landkreis wie Peine sei auch eine moderne, fortschrittliche Gesundheitsversorgung. „Der Landkreis Peine muss ein Ort

sein, an dem man auch medizinisch sicher in Würde alt werden kann“, sagte er.

Peiner Allgemeine 16.3.2016

 

Presseecho Peiner Nachrichten: 

Offiziell: Budde ist der Herausforderer

Die CDU-Mitgliederversammlung wählt ihren Landratskandidaten mit 70 von 72 Stimmen.

Von Jörg Kleinert

 

Klares Votum für Dr. Burkhard Budde: Mit 97,22 Prozent Ja-Stimmen nominierten die Mitgliederder Peiner Kreis-CDU den 62-jährigen Bad Harzburger zum gemeinsamen Landratskandidaten von CDU, FDP und Peiner Bürgerschaft. Von 73 Wahlberechtigten bei der Mitgliederversammlung im Restaurant Schönau in Stederdorf machten 72 ihr Kreuz. 70 stimmten für Budde, zwei gegen ihn.

Budde tritt bei der Wahl am 11. September gegen Amtsinhaber Franz Einhaus (SPD) an, dessen Partei ihn am vergangenen Samstag während einer SPD-Delegiertenversammlung mehrheitlich zum Kandidaten gekürt hatte.

CDU-Kreischef Christoph Plett sagte: „Das ist der Startschuss für den Wahlkampf.“ Er warb um den Schulterschluss aller Peiner Christdemokraten. „Ab jetzt stehen wir geschlossen hinter Burkhard Budde, und wenn die Pfeile kommen, stehen wir geschlossen vor ihm.“ Er habe den im Kreis Herford geborenen Budde, ein studierter Theologe und Publizist, als angenehmen Menschen kennengelernt, sagte Plett. „Er passt zu uns, er ist ein feiner Kerl. Ich hoffe, dass das in den nächsten Monaten auch viele Bürger im Kreis Peine feststellen werden.“

Budde skizzierte anschließend in fünf Punkten sein Programm: Er wolle einen eigenständigen Landkreis mit unverwechselbarem Profil. Dazu gehöre auch ein Kreishausneubau an zentraler Stelle in Peine. „Es ist unwürdig, wenn Mitarbeiter so lange in Containern untergebracht werden“, sagte Budde. Als Landrat werde er „dieses unwürdige Schauspiel beenden“.

Er stehe darüber hinaus für einen wirtschaftsfreundlichen Standort, sagte der 62-Jährige. Sein Credo: Mit solider Haushalts- und Finanzpolitik müsse der attraktive Rahmen für Wirtschaft, Mittelstand und Handwerk geschaffen werden, damit die in gut bezahlte und bezahlbare Arbeitsplätze investieren. Einsetzen  wolle er sich auch für eine vielfältige Schullandschaft, für Flüchtlingspolitik mit Kopf und Herz und die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung.

Der Wahlkampf um das Amt des Peiner Landrates ist eröffnet. Burkhard Budde (CDU) will im September ins Kreishaus einziehen. CDU-Kreischef Christoph Plett setzte während der Nominierungsversammlung der Christdemokraten erste verbale Spitzen in Richtung Amtsinhaber Franz Einhaus. „Er hat dem Landkreis kapitalen politischen Schaden zugefügt, in dem er ohne Rücksprache mit der CDU die Fusion mit Hildesheim wollte“, sagte Plett. „So etwas darf in Zukunft in diesem Landkreis nicht mehr passieren.“

Holger Flöge, Vorsitzender der Kreis-FDP, schlug in dieselbe Kerbe. „Franz Einhaus hat die Fusion zu seiner Herzensangelegenheit gemacht – und er ist mit seinen Bemühungen gescheitert.“ Burkhard Budde machte deutlich: „Meine Art ist es nicht, sich im stillen Kämmerlein etwas auszudenken. Mein Stil ist es, mit allen Beteiligten zu sprechen.“

Peiner Nachrichten 16./17.3.2016

 

 

 

Für einen starken Landkreis

Burkhard Budde jetzt offiziell nominiert

 

 

Jetzt ist es offiziell: Christoph Plett konnte als Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Peine mitteilen, dass Dr. Burkhard Budde zum Landratskandidaten von der Mitgliederversammlung des CDU Kreisverbandes am 15. März 2016 im Hotel „Schönau“ in Peine- Stederdorf fast einstimmig in geheimer Wahl gewählt wurde.  

 

Plett bezeichnete den CDU-, FDP- und PB- Kandidaten als „Glücksfall“ für den Landkreis, weil er Kommunikation, Kompetenz und Menschlichkeit miteinander verbinde. FDP-Kreisvorsitzender Holger Flöge sprach in seinem Grußwort von einem Kandidaten, den der Landkreis in seinen Spannungen und Konflikten zur Integration dringend brauche.  

 

Zu den ersten Gratulanten gehörten die stv. Kreisvorsitzenden Marion Övermühle-Mühlbach und Georg Raabe, der Fraktionsvorsitzende Hans-Werner Fechner sowie die Minister a.D. Horst Horrmann und Gert Lindemann.

 

Burkhard Budde sprach insbesondere fünf Themen an, für die er sich einsetzen wolle.

 

Zusammenfassung seiner Rede:

 

1.     Für einen starken und eigenständigen Landkreis mit unverwechselbarem Profil

Die Besonderheiten des Landkreises: Die Schönheit der Natur ist das einigende Band, die Vielfalt in der Stadt Peine und der Gemeinden gehört zu den identitätsstiftenden Brücken, selbstbewusste Menschen zu den lebendigen Stützpfeilern. Der Landkreis ist mehr als die Summe seiner Teile.

Als Landrat möchte ich diese Einheit in Vielfalt verkörpern; sie nicht nur verwalten, sondern gestalten. Gebunden bin ich dabei an dem Kompass der individuellen Freiheit und Eigenverantwortung, der Hilfe zur Selbsthilfe und der Solidarität, der Gesamtverantwortung und Lösungskompetenz.

Der Kreishausneubau ist mehr als nur ein Ort der Verwaltung; er ist auch ein Ort, wo die Einheit in Vielfalt sichtbar und erfahrbar wird. Er gehört deshalb an zentrale Stelle in Peine. Es ist unwürdig, wenn Mitarbeiter solange in Containern untergebracht werden. Es ist ein unwürdiges Schauspiel,wenn Mitarbeiterfreundlichkeit und Bürgerfreundlichkeit auf dem Altar bürokratischer Machtkämpfe geopfert werden. Andreas Meier als Bürgermeister und ich als Landrat werden dieses Schauspiel beenden.

 

2.     Für einen wirtschaftsfreundlichenLandkreis

Wirtschaftsleistungen und Sozialleistungen sind zwei Seiten einer Medaille, nämlich der Zukunftsfähigkeit sowie der Lebensqualität in unserem Landkreis. Wir brauchen eine solide Haushalts- und Finanzpolitik sowie einen attraktive Rahmen für Wirtschaft, Mittelstand und Handwerk, damit mehr in sichere, wettbewerbsfähige, gut bezahlte und bezahlbare Arbeitsplätze  investiert wird.

Die Stahlindustrieam Standort Peine ist zu stärken. Notwendig ist der Schutz gegen den unfairen Wettbewerb mit Billigstahl aus China. Es ist ein Bärendienst für das Klima und die Umwelt, wenn die Stahlproduktion aus Deutschland und Europa vertrieben ist, weil der Billigstahl zum großen Teil aus veralteten Anlagen mit großem CO2- Ausstoß stammt.

 

3.     Für eine vielfältige Schullandschaft

Wer einen festen Lebensmittelpunkt sucht fragt häufig nicht nur nach dem Arbeitsplatz (ist er sicher, wird er gut bezahlt?), nach der Wohnung (ist sie bezahlbar, in welcher Lage liegt sie?), nach der Gesundheitsbetreuung (gibt es Ärzte, Apotheken?), nach dem sozialen und kulturellen Leben (gibt es Freizeit- und Bildungsangebote?), nach den Verkehrsanbindungen (in den Harz, in die Heide, nach Hannover, nach Braunschweig, zum Arbeitsplatz), nach der Kinderbetreuung (gibt es Kitas?), sondern auch nach Schulen für die Kinder:

Welche Abschlüsse bieten sie an? Welche Qualität, welchen Ruf haben sie? Gibt es ein Ganztagsangebot? Welche Entfernungen müssen zurückgelegt werden? Gibt es überhaupt eine freieWahl?

Ich trete deshalb ein für ein vielgliedriges Bildungssystem, in Vielfalt mit freier Wahl, Standortsicherheit und Gleichbehandlung.

 

4.     Für eine Flüchtlingspolitik mit Kopf und Herz

Die Mehrheitder Bevölkerung ist offensichtlich gegen einen unbegrenzten und ungesteuerten Zustrom von Flüchtlingen. Wir brauchen einen Vorrang der „Vernunft mit Herz“ vor Panikmache und Blauäugigkeit, vor Durchwursteln und Bedingungslosigkeit.  Auch im Landkreis gibt es viele Herausforderungen; z.B. die Integration durch Sprachkurse,die berufsbezogen oder einstiegsqualifizierend sind, die besondere Ansprache der Frauen, Unterkünfte, die Vermittlung unserer Werte, der kulturellen und rechtlichen Spielregeln. Vor allem brauchen wir einen breiten gesellschaftlichen Dialog: Nicht die Flüchtlinge, die eine Bleibeperspektive haben und sich in unsere Werte- und Rechtsordnung integrieren wollen, sind unsere Gegner, sondern vor allem die Fluchtursachen und die Bürgerkriege sowie Feindbilder und Hass.

 

5.     Für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung

Die fachärztliche und hausärztliche Versorgung der Bevölkerung geschieht auf hohem Niveau. Die Gemeinden sind im Zusammenspiel mit der Kreisstadt und der Region Braunschweig gut aufgestellt. Mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zusammen muss jedoch eine wohnortnahe Versorgung auch außerhalb der Kreisstadt weiterentwickelt werden. Dabei müssen alle von dem medizinischen Fortschritt profitieren können; Geldbeutel, Wohnort oder Geburtsurkunde dürfen nicht die entscheidende Rolle spielen. Maßstab muss letztlich die Menschlichkeit bleiben; das gilt insbesondere für die Palliativ- und Hospizversorgung, aber auch für die Möglichkeit medizinisch sicher sowie in Würde alt werden zu können.

 

Dank für Treue und Einsatz

CDU-Gemeindeverband Edemissen ehrte langjährige Mitglieder

 

 

Christine Heuer, Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes Edemissen, konnte im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 14. März im Landhaus Redecke zahlreiche Jubilare für ihre langjährige Mitgliedschaft in der CDU ehren. Auch Landratskandidat Dr. Burkhard Budde dankte den Jubilaren für ihreTreue sowie ihren ehrenamtlichen Einsatz in der Partei und für die Partei, „wodurch das Gemeinwohl und Bürgerwohl gestärkt werden“.   

 

Für die Region in der Region

„Peiner Politik“ bei der Klausurtagung

 

 

Bei der Klausurtagung des CDU-Landesverbandes in der Burg Warberg am 11. und 12. März 2016 war auch die „Peiner Politik“ vertreten. Ein Thema waren die Landratswahlen am 11. September.

Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.) Marion Övermöhle-Mühlbach (Frauen Union), Christoph Plett (Kreisvorsitzender), Dr. Burkhard Budde (Landratskandidat), Frank Oesterhelweg (MdL, Landesvorsitzender) und Michael Künzler (stv. Landesvorsitzender).

 

Politik für die Region Braunschweig

Landratskandidaten mit von der Partie

 

 

Auf der Burg Warberg diskutierte der Landesvorstand des CDU- Landesverbandes Braunschweig  über das Thema „Regionalverband/ Braunschweiger Land/ ZGB“. Zu diesem Tagesordnungspunkt  der Klausurtagung konnte der Landesvorsitzende Frank Oesterhelweg, MdL, Hennig Brandes begrüßen, den Verbandsdirektor des kommunalen Zweckverbandes Großraum Braunschweig. Mit eingeladen waren auch die Landratskandidaten Gerhard Radeck (Helmstedt) und Dr. Burkhard Budde (Peine).  

 

Hoffnung wächst zuletzt

 

So fliegen können wie ein Vogel,

so schwimmen wie ein Fisch,

so laufen wie ein Pferd,

so kämpfen wie ein Löwe,

so schlafen wie ein Bär.

 

Und doch kennt kein Tier

das große Schießgewehr,

die Macht giftiger Worte,

die Liebe ohne Wiederkehr.

 

Allein der hoffende Mensch ist`s,

der Träume nie vergisst.

Burkhard Budde

 

Einsatz für den Landkreis Peine:

 

Zum Beispiel „Flüchtlingsproblematik“ und  

„Öffentlicher Personennahverkehr“

 

Vor allem mit den Themen „Flüchtlingsproblematik im Landkreis Peine“ und „Öffentlicher Personennahverkehr und Schulentwicklung“ beschäftigte sich die CDU-Kreistagsfraktion im Landkreis Peine unter dem Vorsitz von Hans-Werner Fechner auf einer Klausurtagung am 4. und 5. März 2016 in Westerburg.  

 

 

Gisela Braackmann und Günter Mertins berichteten über „Ilsedehilft e.V.“. Der ehrenamtlich geführte Verein engagiert sich für Flüchtlinge, sich in der Gemeinde Ilsede zu integrieren, beruflich Fuß zu fassen, zu lernen und auf eigenen Beinen zu stehen.

Mit von der Partie war auch Dr. Burkhard Budde, CDU-, FDP-,PB- Landratskandidat für den Landkreis Peine am 11. September 2016.

 

Ein „überzeugter Europäer“  

als „politisches Highlight“

Wolfgang Schäuble in Braunschweig

 

 

Für viele war es ein politisches Highlight, einen Zeitzeugen zu erleben, der zugleich Zeitgeschichte geschrieben hat, der aber immer noch Weichen stellt und deutsche Politik aktiv und verantwortungsbewusst mitgestaltet.

 

Als „überzeugten Europäer“ bezeichnete der IHK Präsident Helmut Streiff den Bundesminister der Finanzen Dr. Wolfgang Schäuble, der mit Hilfe des CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Müller am 2. März 2016 in die Stadt Heinrichs des Löwen gekommen war.


Im BZV Medienhaus wurde der Minister, der seit 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages ist, von Armin Maus, Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung, interviewt.Viele der etwa 200 Teilnehmer der IHK Veranstaltung schienen von den Antworten eines politischen „Ur- und Zukunftsgesteins“ mit charmanten Ecken und liebenswerten Kanten beeindruckt worden zu sein, weil er durch eine brisante Mischung aus Detailwissen und Erfahrung, jedoch auch wegen seiner heiteren Gelassenheit in der Ernsthaftigkeit eines Problems, seines trockenen Witzes und eines Schusses Selbstironie überzeugte.

 

Ein Vielfaltvon Themen wurden behandelt; zum Beispiel „Erbschaftssteuer“ (Schäuble: „Eine Ländersteuer. Kein Ruhmesblatt für den Föderalismus.“), „Elektromobilität“ („Kaufprämien sind kein überzeugender ordnungspolitischer Ansatz“.), „Seriöse Finanzplanung“ („Das Langfristige und Nachhaltige ist kurzfristigen Forderungen vorzuziehen.“), „Europa“ („Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen. Wir haben jedoch keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.“), „Flüchtlingskrise“ („Wir müssen mehr in die globale Stabilität investieren.Natürlich können nicht alle nach Europa kommen. Aber wenn wir mehr für Menschen tun, denen es schlechter geht als uns, nehmen wir unsere eigenen Interessen wahr. Und keinem ist wegen eines Flüchtlings ein Kita-Platz weggenommen worden. Die deutsche Flüchtlingspolitik hat auch die Ehre Europas gerettet.“), „Stahlpolitik“ („Die chinesische Führung will die Überkapazitäten zurückführen und setzt stärker auf die innere Nachfrage. Die Umweltverschmutzung in China ist als Problem erkannt.“)

 

WolfgangSchäuble, kein Funktionär, sondern Politiker „seltener Schule“, der für eine Kultur der Mäßigung und des Ausgleichs steht, des demokratischen Streits und der demokratischen Verantwortung; für Helmut Streiff auch für die Notwendigkeit stabiler Staatsfinanzen Dieser bezeichnete sich selbst beim Thema „Finanzen“ ironisierend als „sturer Mahner“, der allein wegen seines Alters „nicht viel gewinnen, aber auch nicht viel verlieren kann“ – wohl aber ein nachhaltiger Gewinn für die deutsche Politik in und für Europa bleibt.

Burkhard Budde

 

Treffen mit der Bundestagsabgeordneten  

Ingrid Pahlmann

Gedankenaustausch in Peine

 

 

Zu einem intensiven Meinungs- und Informationsaustausch über die politische Lage kamen Ingrid Pahlmann, CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Gifhorn-Peine, und der CDU-Kreisvorsitzende Andreas Kuers (r.) aus Gifhorn mit dem Peiner CDU-Kreisvorsitzenden Christoph Plett (l.) und dem CDU-, FDP-, PB-Landratskandidaten aus Peine, Dr. Burkhard Budde, in der CDU- Geschäftsstelle in Peine am 1.März 2016 zusammen. Mit von der Partie war auch die Peiner CDU-Kreisgeschäftsführerin Imke Jeske-Werner.

 

Auf „Vorstellungstour“

 

 

Auf „Vorstellungstour“: Auch auf der Jahres-hauptversammlung des CDU-Gemeindeverbandes Wendeburg konnte sich der gemeinsame Landratskandidat für den Landkreis Peine von CDU, FDP und Peiner Bürgergemeinschaft, Dr. Burkhard Budde, persönlich vorstellen.

Heiko Jacke, Vorsitzender des Verbandes mit seinem Vorstand, gemeinsam mit Burkhard Budde, zu Beginn der Versammlung in den „Wendezeller Stuben“ in Wendeburg. Am 11. September finden die Kommunal- und Landratswahlen statt.

 

Für engere Zusammenarbeit  

von Landkreis und Stadt

Traditionelles „Matjesessen“  

in Wendeburg-Sophiental

 

 

Lars Grobe,Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Essinghausen-Duttenstedt, freute sich gemeinsam mit seinem Vorgänger, Günter Schmidt, beim traditionellen „Matjesessen“ den CDU-/FDP-/ PB- Landratskandidaten für den Landkreis Peine, Dr. Burkhard Budde, sowie die Bürgermeisterkandidaten für die Stadt Peine Andreas Meier (CDU) und Karl-Heinrich Belte (Peiner Bürgergemeinschaft/PB) begrüßen zu können.  

 

Sowohl Burkhard Budde als auch Andreas Meier sprachen am 28.Februar 2016 im Gasthaus „Zur Linde“ in Wendeburg-Sophiental von der Notwendigkeit des politischen Wechsels, "damit Landkreis und Stadt noch enger zum Wohle der Bürger zusammenarbeiten können". Die Stadt müsse noch attraktiver, der Landkreis durch „ein eigenes Gesicht“ noch stärker werden.

 

Kommentar

Integration ohne unnötige Sonderwege stärken

Vertragsabschlüsse mit muslimischen Verbänden in Niedersachsen?

 

Ein muslimischer Bürger, der die Freiheit liebt und deshalb gerne in Deutschland lebt, reibt sich die Augen:

Warum will die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen Verträge mit Islamischen Religionsgemeinschaften sowie der Alevitischen Gemeinde abschließen?  

 

Er hat von den Sorgen kommunaler Frauenbeauftragten in Niedersachsen wegen der Gleichberechtigung gehört. Werden sich die Verbände mit diesem Ziel wirklich identifizieren können? Auch die Stellungnahme Niedersächsischer Kirchen, die Vertragsänderungen fordern, beschäftigt ihn. Wird zum Beispiel der Schulfrieden gefährdet, wenn es Gebetsräume gibt, in denen Mädchen und Jungen in der Praxis voneinander getrennt werden?  

Die Kritik der Opposition im Landtag, so erfährt er, zielt u.a. auf den jährlichen Geldbetrag für die muslimischen Verbände von jeweils 100 000 Euro für den „Aufbau einer Geschäftsstelle“ (obwohl die türkische DITIB von der türkischen Religionsbehörde gesteuert wird) sowie auf die Aufwandsentschädigung von muslimischen Seelsorgern an Krankenhäusern (obwohl die Kirchen ihre Seelsorger selbst bezahlen).

 

Als er dieVertragsentwürfe liest fragt er sich: Geht es bei diesem „Vorgang“ tatsächlich um Integration in die hiesige Rechts- und Wertegemeinschaft  oder doch mehr um Macht und Einfluss muslimischer Verbände, zum Beispiel bei der Auswahl der Lehrkräfte für den Islamischen Religionsunterricht oder im Rundfunkwesen durch „angemessene Vertretung“ in den Aufsichtsräten?

 

Und könnte es durch Hinweise auf diese Verträge unbeabsichtigte Folgen beispielsweise für liberale muslimische Lehrerinnen oder Schülerinnen geben, das Kopftuch „endlich“ zu tragen, weil es ja „erlaubt“ sei?

 

Der muslimische Mitbürger jedenfalls möchte keine Bevormundung oder eine einseitige Interessenvertretung erleben. Seine erwachsenen Kinder sollen bei der Religions(ab)wahl, bei der Partner-, Freundschafts- und Freizeitwahl selbst entscheiden - natürlich möglichst bewusst, begründet und im Dialog mit ihm - , vor allem sollen sie die Aussagen des Korans auch historisch-kritisch deuten dürfen.  

 

Er ist nicht allein mit seinen Sorgen. Und er fühlt sich wie wohl 80 Prozent der etwa 250 000 Muslime in Niedersachsen  „nicht wirklich“ von den muslimischen Verbänden vertreten.

 

Warum wollen die Verantwortlichen in der Politik nicht auch dieser schweigenden Mehrheit der Muslime eine hörbare Stimme geben, damit vor allem Integration ohne unnötige Sonderwege eine stärkere Chance behält?  

Nicht nur in muslimischen Verbänden, sondern auch in demokratischen Parteien und in Parlamenten sowie in der und für die Gesellschaft arbeiten bereits Muslime erfolgreich mit. Und die gilt esprimär zu stärken und zu fördern.                                      Burkhard Budde

 

Wirkungen des Hasses

Er polarisiert, verallgemeinert, skandalisiert  

und zerstört Leben

 

In der kochenden Hitze enttäuschter Liebe gedeiht sie besonders gut. Aber auch in der eisigen Kälte der Ängste vor Verlust und Nachteilen, Überforderung und Überfremdung. Und sie vermehrt sich in großer Tiefe, in der geistige Brandstifter die rettende Feuerwehr  spielen oder im Namen der „Liebe“ andere hassen, ohne durchschaut zu werden.  

Die Sumpfblüte des Hasses zeigt verschiedene Gesichter – und Wirkungen.

 

Hass polarisiert, indem er die Gesellschaft in einen „guten“ und einen „bösen“ Teil  ein- und aufteilt, die sich „unversöhnlich“ gegenüberstehen. 

 

Hass verallgemeinert, indem er Menschen oder  Gruppen von Menschen undifferenziert und ohne Beweise in einen Käfig voller Vorurteile und Feindbilder einsperrt.

 

Hass skandalisiert, indem er die Verhältnismäßigkeit missachtet und aus einem Einzelfall oder einem „Schwarzen Schaf“ einen Regelfall oder eine „Schwarze Herde“ macht.

 

Hass zerstört Leben, indem er das gesellschaftliche Klima durch primitive Hetze, Beleidigungen und Verunglimpfungen vergiftet, aber auch dem anderen oder der Gruppe ihre „andere“ Existenz beneidet, ja verweigert.

 

Der Sumpf des Hasses mit den vielen Blüten, die vor allem durch Minderwertigkeitsgefühle, durch eigene Verletzungen oder innere Leere immer wieder neu genährt werden, kann trockengelegt werden. Allerdings helfen weder Samthandschuhe noch Moralkeulen noch Betroffenheitsrituale. Wohl aber zum Beispiel mutiger Widerspruch und Widerstand mitten im Alltag, wenn Hass gesät wird.

 

Der Hassende selbst scheint nicht in der Lage zu sein, sich aus dem Sumpf seiner blinden Bewegungslosigkeit und selbstverliebten Denkfaulheit zu ziehen. Wohl aber kann bei ihm durch die helfende Hand der Bildung und Aufklärung die Einsicht wachsen, dass er das von ihm vergiftete Wasser eines Tages selbst trinken muss und dass zur verantwortlichen Mündigkeit, die in Wahrheit glücklich und zufrieden macht, das selbstständige Denken, die soziale Sensibilität und die kulturelle Kompetenz dazugehören.

 

Und der wehrhafte Rechtsstaat muss bis zu dieser Gesinnungswandlung („Mei, bin i blöd gewesen.“) Unschuldige, Wehrlose und die Allgemeinheit vor Hass und Hassern konsequent und unmissverständlich schützen. Damit das Leben in Verantwortung und Freiheit, in Solidarität und Vernunft, in Sicherheit und Vielfalt blühen kann.

 

Burkhard Budde

 

 

Abschied von einem Beweger

Trauerfeier für und Erinnerungen an Dr. Bernd Huck

 

 

Ein Bewegter hat über Braunschweig hinaus viel bewegt:  

Dr. Bernd Huck, der plötzlich und unerwartet am 14. Februar 2016 im Alter von 67 Jahren in der Stadt Heinrichs des Löwen starb, war nicht nur als Rechtsanwalt und Notar erfolgreich, sondern auch in der Politik, Kultur und Kunst.  

Zur Trauerfeier am 24. Februar in der Braunschweiger  

St. Magnikirche kamen viele Weggefährten, auch die aus seinem überregionalen Freundeskreis, unter ihnen Bundespräsidenta.D. Christian Wulff.   

 

Pfarrer Henning Böger, der die Feier leitete, würdigte den Verstorbenen als einen „kompetenten Gesprächspartner“ und „klugen Kopf“. Angesichts von Abschied und Verlust, Trauer und Schmerz könne man Gott Vertrauen schenken, der am Ende eines Lebens ein „Mehr an Leben“ bereithalte.

 

Meine Erinnerungen an den Politiker Bernd Huck – er war von 1992 bis 2002 Kreisvorsitzender der CDU Braunschweig - beginnen 1994, als ich nach Braunschweig umgezogen war, und Bernd Huck mich bat, in seinem Kreisvorstand mitzuarbeiten.

 

In der gemeinsamen politischen Arbeit begegnete mir eine unabhängige und kritische Persönlichkeit, die sich eine eigene Meinung bilden und engagiert vertreten konnte, auch wenn oder gerade weil sie nicht immer für alle bequem war. Beeindruckend war sein engmaschiges Netzwerk von Beziehungen in und für Braunschweig sowie in der Bundespartei. Seinen Mut, dem politischen Zeitgeist und Stimmungen zu widerstehen, haben viele geachtet, aber auch gefürchtet. Mit seinem politischen Profil konnte er unbequem sein, sozial aber ebenso verständnisvoll und fürsorglich. Mittelmaß und Anpasserei, Karriere um (fast) jeden Preis waren ihm ein Dorn im Auge. Und er wusste, dass es auch ein Leben jenseits der Politik gibt.

 

Dass er christliche Wurzeln hatte, die ihm Kraft, Halt und Orientierung in seinem Leben gaben, machte auch die Auswahl der Lieder deutlich, die er sich im Blick auf seine Trauerfeier gewünscht hatte, zum Beispiel der Choral „Jesus lebet, mit ihm auch ich“. Ganz offensichtlich hat er den Glauben an die schöpferische und versöhnende, unendliche und unbedingte Liebe Gottes geteilt, von der sinnstiftende und befreiende Bewegungen im Hier und Jetzt ausgehen. Und ein Beweger wie Bernd Huck, der selbst bewegt war, bewegt in der Erinnerung an ihn Bleibendes.

Burkhard Budde

 

„Mehr Transparenz, weniger Geheimniskrämerei“
CDU Peine für personelle Erneuerung

 

Die Demokratie lebt vom Wandel. Eine personelle Erneuerung jedenfalls strebt die Peiner CDU an. Christoph Plett, CDU-Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Peiner Stadtrat, auf der Jahreshauptversammlung der Peiner Christdemokraten am 22. Februar 2016: „Die SPD-Spitze hat viele Probleme nicht gelöst und die Bürger häufig nicht mitgenommen. Unser Team mit Andreas Meier als Bürgermeisterkandidat und Dr. Burkhard Budde als Landratskandidat wird nach ihrer Wahl am 11. September Strukturfragen schneller und bürgernäher lösen.“ Dabei nannte Plett beispielhaft die Themen „Lindenquartier“ („Die Einbindung der Peiner Kaufleute fehlte.“), „Mälzerei“ („Das Konzept muss neu gestaltet werden.“) und „Kreishausneubau“ („Mitarbeiter sitzen viel zu lange in Containern“).

 


Auch Andreas Meier, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Peine, ist von der Notwendigkeit eines Wechsels überzeugt. „Geheimniskrämerei und die Politik hinter verschlossenen Türen müssen der Vergangenheit angehören“, sagte der Bürgermeisterkandidat. „Die Weiterentwicklung unserer Stadt, sie attraktiv zu gestalten, müssen wir gemeinsam schultern und nicht von wenigen Personen im stillen Kämmerlein.“
 

 

Burkhard Budde sprach sich für eine moderne Leitung des Landkreises aus: „Die faire Suche nach einem gerechten Interessenausgleich kann weder mit dem autoritären Holzhammer noch mit unverbindlichen Samthandschuhen gelingen, sondern nur mit wertschätzenden und führenden Händen, die die Gesamtverantwortung tragen.“ Er setze sich für mehr Transparenz, Bürgerbeteiligung sowie nachhaltigen Lösungen ein, „die dann auch umgesetzt werden müssen.“ 

 

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

zwischen Kirche und Politik

Besuch in der Superintendentur in Peine

 

In herzlicher und offener Atmosphäre fand ein intensiver Informations- und Meinungsaustausch über Herausforderungen von Kirche und Politik im Landkreis Peine statt. CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett und Landratskandidat Dr. Burkhard Budde sprachen mit dem Superintendenten Dr. Volker Menke und dem stv.Vorsitzenden des Kirchenkreisvorstandes Pastor Frank Niemann am 19. Februar 2016 in der Superintendentur in der Stadt Peine.

 

 

Themen waren u.a. die Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise, die Seelsorgerliche Betreuung im Klinikum Peine, soziale und diakonische Aktivitäten sowie die Bedeutung des christlichen Menschenbildes für den Alltag in Kirche und Politik.

 

ChristophPlett und Burkhard Budde würdigten insbesondere den Einsatz der Ehrenamtlichen in den christlichen Kirchen bei der Versorgung und Integration der Flüchtlinge. Aber auch die Grenzen der Hilfsbereitschaft sowie der soziale Frieden wurden angesprochen.


Burkhard Budde berichtete von seinen positiven Erfahrungen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kirche und Kommunalpolitik vor Ort, zum Beispiel im Blick auf Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser und Sozialstationen.  

 

Bürgernähe und Selbstverwaltung stärken

Landratskandidat besuchte die Gemeinde Wendeburg

 

Gerd Albrechts Herz schlägt für seine „liebens- und lebenswerte Wohngemeinde“. Stolz stellt  der Bürgermeister seine Gemeinde Wendeburg dem Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde vor, der für die Landratswahl im Landkreis Peine am 11.September von CDU, FDP und Peiner Bürgergemeinschaft nominiert wurde.

 

 

An dem Informationsgespräch am 19. Februar über die 11 000 Einwohner zählende Gemeinde nahmen auch der stv. Kreisvorsitzende der CDU Peine Georg Raabe sowie die stv.Vorsitzenden des CDU Gemeindeverbandes Wendeburg  Bernd Antonius und Sigurt Grobe teil.  

 

Wie ein „kleiner“ Magnet scheint die Gemeinde mit ihren acht Ortsteilen vor allem auf junge Familien zu wirken. Dabei spielen offensichtlich  eine Rolle – um einige ausstrahlende und anziehende „Attraktivitäten“ zu nennen - die Nähe zu Braunschweig, die Infrastruktur mit sieben Kindergärten (340 Plätze), Kinderkrippen (82Plätze), drei Grundschulen, Schulkindbetreuung (107 Plätze), Oberschule (317 Schüler). Aber auch die medizinische Versorgung, Freizeit- und Kulturangebote wie das Freibad „Auebad“, das Jugendzentrum, das „teatre dach“, das Theater Bortfeld  sowie die mehr als 120 Vereine mit ihrem lebendigen Gemeinschaftsleben und dem großen ehrenamtlichen Engagement gehören dazu. „Wir haben ein große Nachfrage nach Baugrundstücken“, sagt Gerd Albrecht. Ein „wirtschaftlicher Leuchtturm“ ist das Logistikzentrum von VW, das seit Mai letzten Jahres in Wendeburg  besteht und 120 Personen beschäftigt.

 

Gibt esbesondere Herausforderungen? 135 Flüchtlinge sind dezentral in angemieteten Wohnungen untergebracht. Der Schulstandort mit der Oberschule müsse, so der Bürgermeister, erhalten bleiben. Und dabei brauche man die Unterstützung des Landkreises.

Um zukunftsfähig und attraktiv zu bleiben werde u.a. das „schnelle Internet“ angestrebt, Radwege würden ausgebaut und der Bau einer neuen Sporthalle stehe auf dem Programm.

 

Der Landratskandidat Burkhard Budde sprach sich für die Bürgernähe sowie die Stärkung der Kommunalen Selbstverwaltung aus, um jeder Stadt und Gemeinde ein eigenes und individuelles Profil im Zusammenspiel mit dem Landkreis zu ermöglichen – wie Wendeburg es beispielhaft habe.  

 

Keine Sittenwächter nötig

Leserbrief in der Frankfurter Allgemeine Zeitung

  

Danke für die Veröffentlichung des Artikels von Jan Grossarth „Frankfurt bestellt für Kitas das Schweinefleisch ab“ (F.A.Z. vom 9.Februar 2016):

 

 

Wenn in deutschen Kindergärten – demnächst auch in kommunalen Krankenhäusern und Altenpflegeheimen? – Schweinefleisch „im Stillen“ zum Auslaufmodell wird, erfährt notwendige Integration einen Bärendienst, wird zur Worthülse und ab absurdum geführt. Soll so integrierende Teilhabe auch im Blick auf die Erwachsenenwelt aussehen?

 

Moderne Toleranz, die sich nicht ängstlich oder gleichgültig anpasst und im vorauseilenden Gehorsam einen Teil der eigenen Identität über Bord wirft, ist und bleibt keine Einbahnstraße: Ich kann ertragen, dass Mitmenschen – aus welchen Gründen auch immer - kein Schweinefleisch essen oder Vegetarier sind. Aber ich kann auch erwarten, dass ich selbst ertragen werde, wenn ich dieses Fleisch bestelle und ohne ideologische oder religiöse Bauchschmerzen genieße.

 

„Duldungs“-Toleranz, die den argumentativen Dialog mit Aufklärung über die hiesige Kultur scheut, führt zur Selbstentfremdung und Selbstaufgabe. „Akzeptanz“- Toleranz, die sich für Wahlfreiheit und Vielfaltauf der Grundlage der demokratischen Ordnung einsetzt, stärkt die Identitätsbildung aller, das begründete Vertrauen in öffentliche Institutionen und die gemeinsame Verantwortung  für ein friedliches Miteinander.

 

Bereits im öffentlichen Kindergarten können christliche, muslimische und konfessionslose Kinder am Beispiel des Speiseplanes echte Toleranz (kennen-) lernen. Und sich auf den Weg der Persönlichkeitsbildung mit dem Ziel „eigene Meinung“ und „kritisches Bewusstsein“ machen.  

Der „Geist“ der Sitten-, Religions- und Essenswächter, die ihr eigenes ideologisches und machtpolitisches Süppchen auf Kosten unschuldiger Kinder und der Allgemeinheit kochen wollen, hat jedenfalls nichts in einem öffentlichen Kindergarten zu suchen. Und der Mut zur eigenen Identität bei den Verantwortlichen für alle Kinder und Einrichtungen verhindert den ungenießbaren Brei radikaler und totalitärer Kräfte in unserer Gesellschaft.

 

Unsere offene, aber gewachsene Kultur, deren Seele die unantastbare Würde ist, bleibt dann ein attraktives Lebens- und Zukunftsmodell für Menschen, die in Freiheit, Sicherheit und demokratischer Rechtsordnung ohne schleichende Bevormundung leben wollen.

 

Dr.Burkhard Budde, Bad Harzburg

(F.A.Z.  18. Februar 2016)

 

Schnelle Lösung statt „unwürdiges Schauspiel“  

"Problem endlich lösen" 

 

„Zwei SPD-Verwaltungschefs sind seit 2011 nicht in der Lage, ordnungsgemäße Arbeitsplätze für rund 60 Mitarbeiter zu schaffen“, kritisiert Peines CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett. „Das ist ein Armutszeugnis.“

 

Für den „potentiellen Neubürger“ Budde ist die Diskussion ein „unwürdiges Schauspiel, das auf dem Rücken der Mitarbeiter und Bürger ausgetragen wird“, so der Christdemokrat. Mit seinen Parteigenossen sowie seinem Unterstützer FDP-Kreisvorsitzender Holger Flöge traf Budde sich gestern an den Büro-Containern an der Stederdorfer Straße. Dort hat der Landkreis Arbeitsplätze für seine Mitarbeiter geschaffen, nachdem das Kreishaus-Nebengebäude 2011 bei einem Brandanschlag zerstört wurde. Mehr als 80 der insgesamt rund 1000 Mitarbeiter des Landkreises sind derzeit in solchen Containern untergebracht - Tendenz steigend. „Das geht so nicht weiter“, so Budde.

 

 

Mit der CDU wäre ein solches Problem nicht aufgetreten, meint Plett. Doch nach den Landratswahlen am 11. September werde das Problem gelöst werden - von der CDU. „Wie viele Wahlperioden braucht der Landrat noch, um den Umbau realisieren zu können? Weitere fünf Jahre sind zu viel“, sagt Fechner. Und auch Flöge drängt auf eine rasche Lösung: „Die Fronten haben sich schon so verhärtet, dass es eines personellen Neuanfangs bedarf.“

 

Zur erneuten Kandidatur von Landrates Franz Einhaus (SPD) sagt Plett: „Wenn unser Bundestagsabgeordneter Hubertus Heil glaubt, dass der Landrat ein Macherist, scheint er mit seinem Raumschiff Berlin-Potsdam noch nicht gelandet zu sein. Er müsste sich vor Ort mit der Problematik auseinandersetzen.“ ju
(Quelle: Peiner Allgemeine 13.2.2016)
 

 

Große Unterstützung für Landratskandidaten  

Geschlossen hinter den Kandidaten

 

Die Landratskandidaten Dr. Burkhard Budde (Landkreis Peine) und Gerhard Radeck (Landkreis Helmstedt) – beide mittig zu sehen - erhielten jetzt auch die Unterstützung von CDU-Vertretern aus der Region Braunschweiger Land.

 


Unter der Leitung von Frank Oesterhelweg MdL, Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig, trafen sich am 12. Februar 2016 im CDU-Haus der Stadt Heinrich des Löwens. Mit von der Partie waren u.a. die Bundestagsabgeordneten Carsten Müller (Braunschweig) und Uwe Lagosky (Salzgitter-Wolfenbüttel), der Landtagsabgeordnete Rudolf Götz (Goslar), der Landrat Dr. Andreas Ebel (Landkreis Gifhorn), die Oberbürgermeister Frank Klingebiel (Salzgitter) und Dr. Oliver Junk (Goslar), Bürgermeister Wittich Schobert (Helmstedt), sowie CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett (Peine) und Vorstandsmitglied Michael Künzler (Peine).

 

Strauß politischer Provokationen

Politischer Aschermittwoch mit Frank Oesterhelweg  

 

Ein bunter Strauß politischer Provokationen, der die demokratische Streitkultur in Bewegung bringt: Frank Oesterhelweg, Vorsitzender der CDU Landesverband Braunschweig, zu dem u.a. auch der Landkreis Peine gehört, sprach „politische Blüten“ an und zwar am Aschermittwoch am 10. Februar 2016 im Fehtlon in Vechelde.  

 

 

Zuvor konnte der CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender in Vechelde Enrico Jahn beim traditionellen Braunkohlessen viele Bürger begrüßen, unter ihnen Bürgermeister Ralf Werner, CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett und CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzender Hans-Werner Fechner, aber auch den Musikzug Vallstedt, der „niedersächsische Herzen“ bewegte.

 

Dr. Burkhard Budde, gemeinsamer Landratskandidat von CDU, FDP und PeinerBürgergemeinschaft im Landkreis Peine, sprach sich im Blick auf politische Forderungen nach „Streichung von Schweinefleisch von Speiseplänen öffentlicher Kindergärten“ aus religiösen Gründen für einen Verzicht auf einen „Zwangs-Verzicht“ aus. Toleranz sei keine Einbahnstraße; Vielfalt und Wahlfreiheit sowie Selbstbestimmung gehörten zur kulturellen deutschen (Ess-)Kultur und Identität, die nicht über Bord geworfen werden dürfe.

 

 

Zu den „politischen Blüten“, die der begeisterte Frank Oesterhelweg, der auch stv. Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion ist, begeisternd anbot, zählten die Themen „Braunschweiger Land“ („Wir müssen die Chancen des Landes nutzen und gemeinsam unsere Interessen in Hannover vertreten.“), „Schulpolitik“ („Ideologie gehört nicht in die Schule, sondern Wissens-, Werte- und Kompetenzvermittlung.“),„Inklusion“ („Der Kreuzzug gegen die Förderschule geht am Ziel vorbei. Jeder soll nach seinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Bedürfnissen gefördert werden.“), „Infrastruktur“ („Wir brauchen die Autobahn A 39 für unsere Industriestandorte.“), „VW“ („Wir stehen hinter dem Unternehmen.“), „Landwirtschaft“ („Der Landwirtschaftsminister will abwickeln, wir wollen entwickeln. Die Grünen lassen Herrn Weil bei einer Stimme Mehrheit im Landtag  an ihren Fäden zappeln.“), „Flüchtlingskrise“ („ Bei aller notwendigen Hilfsbereitschaft darf man die Menschen im Land nicht überfordern. Man muss Maß und Mitte halten und kann nicht die Probleme der ganzen Welt lösen. Die Angst von Juden und Christen vor Anfeindungen und Verfolgung durch radikaler Muslime in Deutschland muss in einer wehrhaften Demokratie mit Recht, Ordnung und Sicherheit überwunden werden.“)

 

Für diesen „bunten Blumenstrauß“ politischer Herausforderungen dankten die Bürger dem Referenten mit anhaltendem Applaus, unter ihnen CDU-Kreisgeschäftsführer Henrik Grotjahn (Braunschweig) und Ratsherr Oliver Schatta, der dem Braunschweiger Rat angehört.

 

Hält Religion Menschen zusammen?

Bunte Gesellschaft beim kirchlichen Empfang

 

Begegnungen am Abend der Begegnung: Gerne nutzen Vertreter von Politik und Wirtschaft, der Kirche und Zivilgesellschaft den traditionellen „Abend der Begegnung“ der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig zum gegenseitigen Kennenlernen, aber auch zur Kontaktpflege sowie zum Meinungs- und Informationsaustausch.  

 

In diesem Jahr konnte am 9. Februar 2016 im Braunschweiger Dom Landesbischof Dr.Christoph Meyns u.a. den niedersächsischen Landtagsvizepräsident Klaus-Peter Bachmann (MdL) begrüßen, aber auch den Redakteur der Süddeutschen Zeitung Matthias Drobinski, der über den „Gott der Verunsicherung“ sprach.

 

Fotograf Siegfried Nickel hielt beim anschließenden Empfang im Braunschweigischen Landesmuseum verschiedene Begegnungen in der „buntgemischten Gesellschaft“ im Bild fest;

 

 

auf dem ersten Foto sind zum Beispiel zu sehen: CDU-Bundestagsabgeordneter Carsten Müller (2.v.r.) aus Braunschweig mit Dr. Burkhard Budde (r.),Landratskandidat im Landkreis Peine sowie Berenberg-Niederlassungsleiter TorbenFriedrichs-Jäger mit Ehefrau.  

 

 

Auf dem zweiten Foto: Prof. Dr. Erika Schuchardt und Landesbeauftragter Matthias Wunderling-Weilbier (l.) vom Amt für regionale Landesentwicklung, der auch für den Landkreis Peine zuständig ist.

 

SZ-Redakteur Matthias Drobinski aus München hatte zuvor in seinem Festvortrag davon gesprochen, dass die Religion Menschen zusammen halten und sie dazu bringen könne, „sozial zu denken und zu handeln“. Er bejahe deshalb die öffentliche Funktion von Religion.

 

Es gebe jedoch nicht nur die „sichere Seite“ des christlichen Glaubens, die „Geborgenheit in einer Welt jenseits dieser Welt“, sondern auch eine „existentielle Unsicherheit“, den „schwankenden Boden“, dem man sich allerdings im Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus anvertrauen könne. Da keiner die Wahrheit „gepachtet“ habe, sollten Christen auf der Suche nach Wahrheit „Anwälte eines fairen Diskurses“ sein und sich an der „Option für die Armen“ orientieren.

 

Die Begegnung mit dem Fremden, sagte der Referent im Blick auf die Flüchtlingskrise, sei sowohl für Neugekommene als auch für Einheimische immer auch eine Zumutung, die jedoch „einzufordern und auszuhalten ist.“ Kirche dürfe dabei nicht die Institution, sondern sie müsse Gott heiligen, nicht narzisstisch sein und ängstlich Besitzstand wahren, sondern sich auf die Menschen einlassen und barmherzig sein. Das Sicherheitsdenken dürfe nicht absolut gesetzt werden, da die „Verunsicherungskraft“ eine besondere Bedeutung für den Staat und die Gesellschaft habe. Der Zweifel dürfe nie fehlen, da alle Sicherheiten begrenzt seien, aber man könne sich „mit vollem Gottvertrauen“ dem schwankenden Boden anvertrauen, das „Doppelbödige“ entlarven und sich auf einen „fröhlichen Glauben“ einlassen. 

 

 

„Ideologische Feindbilder überwinden“

CDU-Landwirtschaftsforum mit großem Echo

 

Niedersachsen ist noch vor Bayern das Agrarland Nr.1 in Deutschland. Dass die niedersächsische Landwirtschaft weiterhin eine führende Stellung behält, hat sich die CDU auf ihre Fahnen geschrieben. Auf ihrem Landwirtschaftsforum am 4. Februar 2016 im Landhotel Staats in Lengede konnte CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Michael Kramer neben vielen Landwirten aus dem Kreis Peine auch Politiker begrüßen, die ein Herz für landwirtschaftliche Betriebe sowie für den Verbraucher, den Natur-, Tier-, Klima- und Wasserschutz haben.

 

 

Der stv. Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Frank Oesterhelweg - selbst Landwirt - wies in seinem Vortrag darauf hin, dass die CDU keine Bauernpartei sei, „aber auch eine Partei für Landwirte“. Die CDU als Volkspartei wolle die Landwirtschaft in Niedersachsen entwickeln, „nicht abwickeln wie der Landwirtschaftsminister Christian Meyer vom Bündnis 90/Die Grünen“, der kein Interesse am Wissen von Fachleuten habe. Man müsse ideologische Feindbilder überwinden und einen unabhängigen, praxisnahen und ergebnisoffenen Dialog mit allen beteiligten Gruppen führen, forderte Oesterhelweg, der sich insbesondere gegen eine Verschwendung von Lebensmitteln, für die Imkerei als Zweig der Landwirtschaft und den gemeinsamen Erhalt der Kulturlandschaft einsetzte. 

 

Zuvor hatte Andreas Saldo, unabhängiger Bürgermeisterkandidat der Gemeinde Lengede, die übertriebenen bürokratischen Vorschriften in der Landwirtschaft beklagt. Christoph Plett, CDU-Kreisvorsitzender aus Peine, freute sich Dr.Burkhard Budde begrüßen zu können, der als gemeinsamer Landratskandidat von CDU, FDP und Peiner Bürgergemeinschaft mit seiner Leitungs- und Managementkompetenz die Potenziale des Landkreises weiterentwickeln könne.

 

Burkhard Budde selbst sprach sich für einen breiten und vorurteilsfreien gesellschaftlichen Dialog aus. „Wir brauchen keine Besserwisser, die Verbraucher und Landwirte bevormunden, sondern eine bessere Diskussion, die zu einem fairen und nachhaltigen Ausgleich zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen beiträgt.“

 

Die Politik, so der stv. Vorsitzende des Landvolkverbandes Braunschweiger Land Wilfried Henties in seinem Grußwort, müsse Rahmenbedingungen schaffen, in denen wirtschaftlich gearbeitet sowie „ordentlich, gesund und umweltschonend“ produziert werde. Auch er kritisierte die fehlende Offenheit für die landwirtschaftliche Fachkompetenz in der Landespolitik, aber auch in der örtlichen Politik.

 

In ihrem Schlusswort sagte Claudia Körner, CDU-Kreisvorsitzende aus Salzgitter, Landwirtschaft sei keine Industrie, sondern eine Lebensform. „Landwirte sind für mich gesellschaftlich anerkannte Volksernährer“, fügte sie hinzu.

 

 

Neue Wege im Landkreis Peine

CDU, FDP und Peiner Bürgergemeinschaft solidarisch

 

 

In solidarischer Gemeinschaft bei eigenständiger Vielfalt sollen die Landratswahlen im Landkreis Peine am 11. September 2016 gewonnen werden. Nach einem gemeinsamen Gespräch (v.l.) Christoph Plett (CDU-Kreisvorsitzender), Dr.Burkhard Budde (gemeinsamer Kandidat von CDU, FDP und BürgerGemeinschaft) Karl-Heinrich Belte (Peiner BürgerGemeinschaft), Holger Flöge (FDP-Kreisvorsitzender) und Hans-Ferner Fechner (CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzender).

 

Geschlossenes „bürgerliches Lager“

Am 11. September wird im Kreis Peine ein neuer Landrat gewählt

 

Im niedersächsischen Landkreis Peine, der zwischen den Oberzentren Hannover und Braunschweig liegt, haben CDU, FDP und Peiner Bürgergemeinschaft Dr. Burkhard Budde aus Bad Harzburg für die Landratswahl am 11. September 2016 nominiert.  

 

 

In einem Pressegespräch am 28. Januar begründete CDU-Kreisvorsitzender Christoph Plett die gemeinsame einstimmige Entscheidung: „Er bringt langjährige kommunalpolitische Erfahrungen mit, ist kommunikativ und besitzt sehr gute Managementqualitäten.“ CDU-Kreisfraktionsvorsitzender Hans-Werner Fechner ergänzte: „Er ist jemand, der problemlösend arbeitet.“ Auch FDP-Kreisvorsitzender Holger Flöge betonte: „Mit dem Kandidaten gibt es neue Sichtweisen und neue Perspektiven.“

 

Burkhard Budde begründete seine Bereitschaft zur Kandidatur. Er wolle seinen Erfahrungs- und Kenntnisschatz nicht für sich behalten, sondern weitergeben und erweitern. Er war u.a. im Rat der Stadt Bünde tätig und hat kommunale Projekte (z.B. Altenheim und Kindergärten) mitgestaltet.  

Als Brückenbauer habe er gelernt, Menschen zusammenzuführen, mit ihnen zusammenzuarbeiten und gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Von 1994 bis 2014 hat er das Braunschweiger Marienstift (Krankenhaus, Altenpflegeheim, Ausbildungsstätten) als Vorstandsvorsitzender geleitet. Gerne würde er zudem Motor der Entwicklung des Landkreises sein, damit sich die Potenziale entwickeln können und der Landkreis ein unabhängiges und attraktives Gesicht bekommt.

 

Seit 2015 lebt Burkhard Budde in Bad Harzburg und ist hier als freierJournalist und Autor tätig.

 

 

(Nur) Steinbrüche und Handlungsanweisungen?

Koran und Bibel in der Diskussion

 

Koran und Bibel – (nur) Steinbrüche oder Handlungsanweisungen? Zu diesem Thema hatte Ilse Nickel, Vorsitzende der Senioren-Union der Braunschweiger CDU, am 25. Januar 2016 in die Löwenkrone der Stadthalle eingeladen. Als Referenten konnte sie Burkhard Budde, promovierter Theologe und viele Jahre lang Leiter einer kirchlichen Stiftung in Braunschweig, gewinnen.  

 

Eine Religion, so der Referent, könne  zum schleichenden „Gift“ werden, wenn sie zum Beispiel von Hasspredigern oder Islamisten missbraucht würde.  

Als „Sahne“ würde sie zum Beispiel von Gutgläubigen oder Schönrednern nicht wirklich ernstgenommen und trage zur selbstverschuldeten Unmündigkeit bei.  

Religion könne jedoch auch als „Salz in der Gesellschaft“ positiv wirken, wenn sie einen (selbst-)kritischen, differenzierten und sachlichen Dialog im Horizont einer Glaubenspartnerschaft und des Gemeinwohls stärke.

Im Rahmender Meinungsfreiheit sowie der Wissenschaftsfreiheit, so Burkhard Budde, dürften religiöse Texte nicht als Steinbrüche für die eigene (macht-)politische Ideologie instrumentalisiert werden, sondern müssten durch die kritische Brille der Geschichte, der Zusammenhänge, der Entwicklungen und der Wirkungen betrachtet werden, um „klarer“ sehen, verstehen und den eigentlichen Sinn vom Zentrum der Botschaft her entdecken zu können.  

 

Ein wortwörtliches Verstehen zum Beispiel der Sure 4,34 („Die Männer haben Vollmacht und Verantwortung gegenüber den Frauen, weil Gott die einen vor den anderen bevorzugt hat… Die rechtschaffenen Frauen sind demütig ergeben…“) verhindere die Gleichstellung von Mann und Frau sowie ein freies und selbstbestimmtes Leben der Frau in Würde und sei Wasser auf den Mühlen der Salafisten und Wahabisten. Unterstützt werden müssten islamische Reformtheologen, damit die Freiheit im Sinne der Sure 18,29 („Wer nun will, möge glauben, und wer will, möge ungläubig sein.“) eine Chance erhalte. Eine religiöse Bildungs- und Aufklärungsoffensive sei angesichts des real existierenden Islam mit seiner patriarchalischen Struktur notwendig, um den sozialen Frieden zu erhalten und einen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen.

 

 

Für Burkhard Budde gehört zur christlichen Kernbotschaft die persönliche Freiheit von jeglicher Bevormundung zu einem mündigen und selbstbestimmten Leben in Verantwortung vor Gott und in Solidarität mit dem Nächsten. Die Bibel sei für ihn kein politisches Rezeptbuch, sondern ein ethischer Kompass und eine geistliche Quelle. Der Mensch sei ohne religiöse oder politische Leistungen von Gott angenommen, weil er mit leeren Händen vor seinem Schöpfer stehe. Der Glaube sei kein „blindes Gefühl“, sondern geistlicher Schlüssel, um einen Zugang zur christlichen Botschaft von Jesus als der „Inkarnation des Göttlichen“, dem menschlichen und zugleich göttlichen Spiegel der universalen Liebe Gottes zu bekommen.

 

In der anschließenden Diskussion ging es um den direkten und indirekten Einfluss des Koran und der Bibel im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage.         

 

 

 

 

Schnee

 

Schneekristalle funkeln fröhlich um die Wette

und bedecken alles unter einer warmen Decke.

 

Verzaubern und gestalten die Natur

und hinterlassen Spuren einmaliger Kultur.

 

Verraten fröstelnd und faszinierend ein Geheimnis:

 

„Si me amas“ – wenn der Schnee mich liebt,

schenkt er Leben, nach dem sich Liebe sehnt.  

 

Wenn auch nur ein Kunstwerk das Herz beglückt,

sind alle Sinne verzückt.

 

Und wenn dann die Sonne lacht,

wird tröpfelnd Platz gemacht.

 

Burkhard Budde

 

 

 

 

Genuss statt Verdruss

 

 

Die Schönheit der Natur und der Bergwelt mit allen Sinnen und mit stiller Freude wahrzunehmen ist ein kluger Genuss, denn Schmuddelwetter bringt noch früh genug Verdruss - im Harz und anderswo.

 

 

Burkhard Budde

 

Kommentar:                  

Vertrauen durch Sicherheit

 

 

Hat der Staat sein Vertrauen in der Horrornacht in Köln aufs Spiel gesetzt? Ein Vertrauen der Bevölkerung in das Gewaltmonopol des Staates ist not-wendig, um Chaos und Willkür sowie die Macht des Stärkeren zu verhindern, aber auch Selbstbestimmung, Freiheit und Vielfalt im Rahmen der Gesetze zu ermöglichen. Ein Grundvertrauen in einen kompetenten und durchsetzungsfähigen Staat kann jedoch nur wachsen, wenn die Sicherheit im öffentlichen Raum gewährleistet, d.h. konkret erlebbar und erfahrbar ist. Das schließt Selbstverantwortung des einzelnen Bürgers ein, kein Heldentum, aber einen sensiblen und couragierten Umgang in der jeweiligen Gefahrensituation.

 

Jenseits von autoritärem Polizeistaat und ängstlichem Nachtwächterstaat, von totalitärem Überwachungsstaat und naivem Traumtänzerstaat  muss der souveräne und freie Rechtsstaat mit seiner Gewaltenteilung praktisch gestärkt werden, um im Inneren, aber auch an den Grenzen handlungsfähig zu bleiben. Voraussetzung sind Wahrheit und Klarheit statt Schönreden und Schweigen, systematische Beweisarbeit und Neustrukturierung statt allgemeine Schuldzuweisungen, damit sich solche Nächte nicht wiederholen.

 

Wer Ausländer- und Inländerfeindlichkeit überwinden will, um ein friedliches und faires Miteinander zu ermöglichen, muss der Verrohung und Zerstörung der Sitten sowie der Kriminalität mutig und konsequent, rechtzeitig und umfassend begegnen. Opfer müssen geschützt, Täter verfolgt werden. Aus Opfern dürfen keine versteckten Täter werden (weil sie sich „vielleicht missverständlich oder provozierend“ verhalten haben), aus Tätern keine vermeintlichen Opfer ihrer heimischen Kultur (weil es in ihrer Heimat „andere Werte oder ein anderes Frauenbild“ gibt). Hilfreich sind weder Generalverdacht noch wüste Spekulationen. Aber auch ein Versteckspiel hinter einer Not- und Gruppensituation, einer anderen Kultur oder Religion suspendiert nicht von einer persönlichen Verantwortung vor der deutschen Rechts- und Werteordnung. 

 

Eine schleichende Angstkultur (die „Schere im Kopf“), Denk- und Redeverbote in der Öffentlichkeit im Blick auf Missstände wie rechtsfreie Gegen-, Parallel- und Sonderwelten schaffen ein gefährliches Vakuum, in dem sich Allmachts- und Gewaltphantasien, Dummheit und Arroganz tummeln, vermehren und zerstörerisch auf die ganze Gesellschaft wirken. Eine transparente Verantwortungskultur, Zivilcourage und Wehrhaftigkeit machen demgegenüber  unmissverständlich deutlich, dass die Werte des Grundgesetzes keine Spielerei oder dekorative Zutat in unserer Gesellschaft darstellen, sondern gelebter Teil der deutschen Wirklichkeit sind und bleiben sollen.

 

Wer sich an die demokratischen Spielregeln und die Gesetze nicht halten kann oder will, muss  das Spielfeld verlassen, um die Zukunft anderer sowie die der Gesamtheit nicht zu verspielen. Wer sein Gastrecht durch Missachtung hiesiger Kultur und Missbrauch der Gastfreundschaft verwirkt, disqualifiziert sich selbst und hat kein Bleiberecht. Wer die Würde und die Menschenrechte, die unteilbar sind, achtet, erhält als Flüchtling Schutz und Hilfe. Wenn die Würde von Flüchtlingen oder Passanten – von wem auch immer – mit Füßen getreten oder mit Hass und Menschenverachtung verletzt wird , muss der Rechtstaat seine Verantwortung wahrnehmen, damit ein Leben in Sicherheit und Freiheit auf der Grundlage der Werte des Grundgesetzes für alle möglich bleibt.  Und begründetes Vertrauen (neu) wächst und Verantwortung (neu) wahrgenommen wird – in Köln und anderswo.

Burkhard Budde

Der Wunsch der Wünsche

Immer schön „gechillt“ bleiben

 

Was soll man sich und anderen wünschen? „Hals- und Beinbruch“ oder einen „guten Rutsch“?  Bei zu viel Alkohol im Blut kann man sich beide Wünsche für leicht „beschickerte“ Gäste vorstellen, die sich nach einer feucht fröhlichen (Silvester-) Feier auf den Heimweg machen.

 

Aber was wünscht man dem scheuen Reh, der grauen Maus, dem cholerischen Alphatier, angepassten Kofferträger, selbstlosen Helfer, täuschenden Geschäftemacher, zugeknöpften Geizkragen, maßlosen Verschwender, der anmutigen Tänzerin, dem Mitmenschen ohne Gesicht, der heimlich vom bequemen Schlaraffenland und vom Fest fürstlicher Gefühle träumt?

 

 

Den Wunsch „guter Rutsch“ müssen Christen im Mittelalter missverstanden oder falsch verstanden haben, weil sich zum jüdischen Neujahrstag Rosch haSchana (hebr.„Kopf des Jahres“)  jüdische Nachbarn keinen „Guten Rutsch“ wünschten, sondern ein „Gut Rosch“, also wohl einen „guten Anfang“, eine gute Zukunft vor, mit und durch Gott.

 

Doch für alle Menschen gibt es immer noch den Wunsch der Wünsche:

Für die, die den Tanz um den Schnellimbiss billiger Lebensweisheiten langweilig finden, das Fischen aus den zerbrechlichen Töpfen des einfachen Denkens eintönig, die Jagd nach der Brille des Glücks, die sie auf der Stirn tragen, nervig.

Für die, die frei und glücklich sein wollen, selbst über das Reich ihrer Wünsche gebieten, ihre Gefühle genießen und ihre Einsichten vermehren, sich ihre Würde nicht nehmen und ihren Mund nicht verbieten lassen wollen.

Und das möglichst ohne existentielle Schwindelgefühle, aber mit transzendentem Halt – und immer schön „gechillt“.

 

Burkhard Budde

 

Neues Jahr – neues Spiel?

Schwarzer Peter oder Trumpfkarte

 

Gibt es jedes Jahr ein neues Spiel? Wird am Silvester ein altes Spiel für das neue Jahr neu gemischt? Welches Blatt werde ich ziehen, welches ablegen (können)? Habe ich überhaupt eine Wahl? Werde ich am Ende des Spiels den Schwarzen Peter in den Händen halten?  

 

 

Was fange ich mit der Vogel-Karte an? Werde ich wie ein Vogel sein, der frei, mutig und neugierig  ist und neue Horizonte entdecken will? Oder werde ich wie ein Vogel sein, der sich im Käfig des Gewohnten und des Üblichen bequem eingerichtet hat und vor allem auf Ruhe, Ordnung, Sicherheit achtet?

 

Wie gehe ichmit der Maus-Karte um, werde ich flink und schnell sein oder langweilig und farblos?

 

Wie mit der Igel-Karte, gemütlich und bedächtig oder kritisch und stachelig?

 

Wie mit der Hamster-Karte, emsig und weitsichtig oder aktivistisch und oberflächlich?

 

Wie mit der Hasen-Karte, geschickt und flexibel oder ängstlich und flüchtend?

 

Wie mit der Tauben-Karte, friedensstiftend und aktiv oder friedensselig und blauäugig?

 

Wie mit der Maulwurfs-Karte, alles zum Besten wendend und verständnisvoll bleibend oder schlechtredend und schlechtmachend?   

 

Same procedure as last year? Muss der Schwarze-Peter immer schnell weitergegeben werden? Muss der Mitspieler stets getäuscht und ausgespielt werden? Kann ein Sieg in Wahrheit nicht eine Niederlage sein, eine Niederlage ein Sieg?

 

Eine andere Möglichkeit ist die eines neuen Spiels im Spiel des Lebens – fair und offen zu sein, wertschätzend und tolerant, sachlich und  versöhnlich, mit überraschenden Lösungen  ohne Gewinner oder Verlierer.

 

Weil im Spiel des Lebens bei allen Eigen- und Sachgesetzlichkeiten der Schwarze Peter nicht das letzte Blatt ist. Gibt es stets die Trumpfkarte, die in der eigenen Hand liegt: die Verantwortung für schöpferische und sinnstiftende Neuanfänge.

Burkhard Budde

 

 

Im Spiegel der Krippe

 

 

Im Rückblick:

Gibt es neue Lebensfreude und neuen Lebensmut?

 

Im Durchblick:

Gibt es neuen Lebenssinn und neue Lebensperspektiven?

 

Im Ausblick:

Gibt es neue Lebensmöglichkeiten und neue Lebenskräfte?

 

Durch einen Blick in diesen Spiegel

kann in den Zerrspiegeln des Alltags

ein Funke mehr Wahrheit und

ein Funke mehr Liebe

gewagt werden.

 

Burkhard Budde

 

Grüße zum Heiligabend und zum Weihnachtsfest

 

 

Vertrauen öffnet das Herz, um Neues zu entdecken.

Hoffnung bewegt den Kopf, um Neues zu wagen

Liebe öffnet die Hand, um Neues zu empfangen.

Gott schenkt im Glauben an Jesus Christus

die Geburt neuen Lebens.  

 

Burkhard Budde

 

 

Fahrt ohne Beifahrer?

Richter ohne Schöffe?

 

Ein Schöffe – um eine Metapher zu gebrauchen – ist nicht der Fahrer im Gerichtsverfahren, sondern „nur“ Beifahrer. Es gibt bei Gericht stets eine gestufte Verantwortung wegen des Gefälles der fachlichen Kompetenz bei aller Gleichwertigkeit der Stimmen.

 

 

Weder Hinterbänkler noch Bremser

Ein ehrenamtlicher Schöffe muss jedoch kein schweigender Hinterbänkler mit blindem Vertrauen dem hauptamtlichen Richter gegenüber sein, aber auch kein lästiger Bremser, der von vornherein kein Vertrauen zum Fahrer hat.

 

Motor demokratischerTransparenz

Als Motor demokratischer Transparenz hat der mündige Ehrenamtliche, der sich nicht als ein Feigenblatt der Demokratie versteht, die Möglichkeit, den Hauptamtlichen um nachvollziehbare Begründungen für seinen Meinungsbildungsprozess herauszufordern.  Kritische Nachfragen sind keine Majestätsbeleidigungen, sondern können  die Unabhängigkeit des Richters stärken, wenn er fachlich und argumentativ überzeugt.

 

Mitfahrer mit eigenen Erfahrungen

Als Mitfahrer kann der Schöffe nach dem Mehr-Augen-Prinzip seine Lebens- und Berufserfahrungen einbringen, über die ein Richter, der in der Regel ohne andere Berufserfahrung nach seinem Examen sehr schnell die Karriereleiter am Gericht erklommen hat, nicht verfügt. Eine Einseitigkeit der Wahrnehmung  der „Wirklichkeit“ kann so leichter verhindert werden.

 

Spiegel notwendiger Menschlichkeit

Als Spiegel notwendiger Menschlichkeit im Rahmen von Recht und Gesetz  erinnert ein Schöffe den Richter daran, dass er nicht allwissend, unfehlbar und allmächtig ist, dass nicht Selbst- oder Fremdverehrung bei der Suche nach einem gerechten und fairen Urteil weiterhelfen,  sondern konstruktives (Hinter-) Fragen und argumentativer Widerspruch sowie selbstkritisches Reflektieren, um so die gemeinsame Verantwortung wahrnehmen zu können.

 

„Abusus non tollit usum.“

Vielleicht gibt es einzelne Schöffen, die persönliche Machtspiele und Vorurteile mit Rechtsstaatlichkeit verwechseln oder den Rechtsstaat vorführen wollen. Da sollte das lateinische Sprichwort gelten: „Abusus nontollit usum“. Wenn sich Personen destruktiv verhalten, muss nicht das ganze System zerstört werden. Aber gegebenenfalls sollten die Schöffenwahlausschüsse aktiviert werden, indem neue Kriterien entwickelt werden. Denn grundsätzlich gilt eben zu Recht: „Missbrauch hebt den richtigen Gebrauch nicht auf.“

 

Übrigens: Wer aus dem Volke kontrolliert mit welchen Kriterien eigentlich die hauptamtlichen Robenträger, die im Namen des Volkes die Urteile verkünden?

Burkhard Budde

Leserbrief zum Artikel „Ganz normale Menschen“ von Mona Jaeger (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20.12.2015)

 

 

Ohr suchen und die Stimme finden

Mensch bleiben, weil Gott Mensch geworden ist

 

Ein Mensch sucht ein offenes Ohr.

 

Er besucht einen Weihnachtsmarkt. Die festlich und liebevoll geschmückten Stände und Kulissen beeindrucken ihn. Die vielen bunten Lichter beginnen ihn zu verzaubern. Er atmet den Duft von Plätzchen und Glühwein, der in der Luft liegt. Die adventliche Musik schmeichelt seiner Seele. Überhaupt sickern Erinnerungsfetzen an Harmonie und Schönheit in sein Gedächtnis. Er kauft freudig und konsumiert genussvoll – mit einem unbeschreiblichen persönlichen Glücksgefühl.

Aber dann nerven ihn wieder das Geschiebe und Gedränge, das Stimmengewirr und die Verlegenheitsmomente, manchmal auch das Getöse.

 

Zu Hause sucht er weiter. In den eigenen vier Wänden ist (fast) alles geordnet, selbst das Chaos. Hier fühlt er sich sicher und wohl. Kerzenlichter vermitteln eine besondere geheimnisvolle Atmosphäre. Die dekorativen Sterne an den Fenstern und Schwippbögen auf der Fensterbank machen ihn ein wenig stolz. Alles wirkt kuschelig und anheimelnd.

Aber über das Fernsehen und Internet gelangen die vielen Krisen und Konflikte in aller Welt, aber auch vor der Haustür, in sein Wohnzimmer, verunsichern und ängstigen ihn, wühlen ihn auf. 

 

Er begibtsich auf den Markt des Lebens, um ein Ohr zu suchen. Dazu gehören die Tretmühle des Alltags, auch Abwechslung und Ablenkung, Spaß und Spiel. Der Glutofen des Leidens, auch Angst und Zweifel, Sinnlosigkeit und Ohnmachtserfahrungen. Die kalte Welt der Mehrdeutigkeiten, Manipulationen und vielen Optionen. Gerne lernt er von klugen und weisen Köpfen dazu. Wenn Menschen in Not sind, hilft er nach seinen Möglichkeiten.

 

Doch manchmal erlebt er darüber hinaus den Jahrmarkt der Eitelkeiten und Eifersüchteleien.  Dann schenkt er einem verwöhnten Töchterchen und einem hochnäsigen Söhnchen nur ein mildes Lächeln. Einen großen Bogen macht er um Interessenvertreter, die nur ihr eigenes Süppchen kochen. Um Strippenzieher, die ihre Macht ausspielen. Um die Alphatiere, die beängstigend grunzen. Um um die Krachmacher, die nur populistisch Lärm schlagen. Um die Hohenpriester, die ihm vorschreiben wollen, wie er zu denken und zu reden hat. Um Schlechtmacher, die nur von ihren eigenen Schwächen ablenken wollen.

 

 

Bei derSuche trifft er auf eine Krippe, in der ein Kind liegt. In Armut und Not. Und doch kostbar, einmalig. Ein Zeichen der Hoffnung. Abhängig und hilflos. Und doch entwicklungs- sowie lernfähig. Ein Zeichen der Freiheit. Begrenzt und gefährdet. Und doch mit einer unverlierbaren Würde. Ein Zeichen unendlichen Sinns.

 

Langsam dämmert es dem Menschen. Stillt dieses Kind nicht die Sehnsucht aller Sehnsüchte: Ich bin so wie ich bin – angenommen und geliebt.

Er hat ein Ohr gesucht und eine leise, zaghafte, aber froh- und neumachende Stimme in den Stimmen der Zeit gefunden. Weil er sein eigenes Ohr für die gute Nachricht geöffnet hat: Gott ist in diesem Kind Jesus Mensch geworden, damit wir Mensch bleiben.

Und erwachsen werden.

 

Burkhard Budde

 

Kommentar

Eine Frau zeigt Größe

Die Bundeskanzlerin auf ihrem Bundesparteitag

 

 

Wer einen selbstzerfleischenden Zickenkrieg zwischen zwei Schwestern erwartet hatte, wurde auf dem Bundesparteitag der CDU in Karlsruhe am 14. und 15. Dezember 2015 enttäuscht. CDU und CSU wissen, dass ihre Erfolgsgeschichte nur gemeinsam fortgeschrieben werden kann.

Wer ein unwürdiges Theaterspiel mit kaltem Münzautomatenlächeln auf öffentlicher Bühne erleben wollte, war in der „Residenz des Rechts“ am falschen Ort. Angela Merkel und Horst Seehofer wissen, dass zynischer Beifall von falscher Seite beiden Parteien schadet.

 

 

Nichtsdestotrotz offenbarten die minutenlangen Ovationen für Angela Merkel und der „nur“ höfliche Beifall auf die Rede von Horst Seehofer, wem zurzeit die etwa 1000 CDU-Delegierten ihr Vertrauen und ihr Herz schenken. Das hat „gute“ Gründe. Die überzeugende Rede einer Überzeugten beflügelte Anhänger und „kritische Geister“.

 

 

Die Führungsfrau ist selbstbewusst. Sie hat es nicht nötig, Andersdenkende abzuwerten, zu demütigen oder keine anderen Meinungen zuzulassen. Im Austausch der Argumente können leichter mehrheitsfähige, dauerhafte und tragfähige Lösungen gefunden werden. Den Kurs ihrer Flüchtlingspolitik verteidigte sie, ohne andere zu beschimpfen; erklärte ihn als „Bewährungsprobe für Europa“, ohne ihn zu verklären; stärkte ihn, ohne ihn absolut zu setzen.   

 

Angela Merkel ist geschichtsbewusst. Sie erinnerte in ihrem „Flirt mit der Geschichte“ an Konrad Adenauer („Er wollte die Freiheit, nicht etwas Freiheit.“), an Ludwig Erhard („Er wollte Wohlstand für alle, nicht Wohlstand für fast alle.“), an Helmut Kohl („Er wollte, dass sich nicht einige Regionen, sondern alle Regionen schon bald in blühende Landschaften verwandelten.“), um ihr „Wir schaffen das!“ als Teil der Identität des Landes zu verdeutlichen.

 

Angela Merkel ist zukunftsbewusst.  Auch in 25 Jahren will sie, dass Deutschland „immer noch mein Deutschland ist“, mit den liebenswerten Eigenschaften und Stärken sowie den beeindruckenden Traditionen, die bewahrt und an die nächste Generation weitergegeben werden, weltoffen und vielfältig – und damit unverkennbar.

 

Angela Merkel ist wertebewusst.  Sie kennt die Bedeutung des christlichen Kompasses („die unantastbare Würde“) als „Gründungsimpuls“ und zugleich als „humanitären Imperativ“ für den Alltag der Politik. Wenn jeder Mensch eine Würde hat, die ihm von Gott geschenkt ist, hat das Auswirklungen in der Flüchtlingspolitik, sind Brückenbau und Interessenausgleich gefragt, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.

 

Angela Merkel ist machtbewusst. Sie weiß, dass die Zahl der Flüchtlinge spürbar reduziert werden muss, weil „auch ein starkes Land wie Deutschland angesichts der vielen Flüchtlinge auf Dauer überfordert ist.“ Dass zum Beispiel die Neuankömmlinge Deutsch lernen sowie die Regeln des Grundgesetzes einhalten müssen. Dass die europäischen Mühlen zum Mahlen gebracht werden müssen. Dass jedoch Abschottung keine „vernünftige Option“ angesichts der Globalisierung darstellt.

 

 

Als freiheits- und verantwortungsbewusste, als kämpferische und mutige Politikerin, die selbst durch ihr authentisches Minenspiel zur Glaubwürdigkeit beiträgt,  verdient sie begründetes Vertrauen der Bevölkerung. So können auf „absehbare Zeit“ (Horst Seehofer) aus Risiken Chancen und Stärken gestärkt werden. Denn zur Identität des Landes, so die Bundeskanzlerin, gehört „Größtes zu leisten.“

Burkhard Budde

 

Geschlossen und eigenverantwortlich

Bundesparteitag in Karlsruhe

 

 

Keine einfachen Liebesgrűße brachte Horst Seehofer aus Műnchen nach Karlsruhe mit. Aber auch kein machtpolitisches Gebrűll, das entzweit und verletzt. Mit leisen Tönen versuchte er jenseits eines politischen Kuschelkurses und selbstgerechter Schienenbeintritte die etwa 1000 Delegierten des CDU- Bundesparteitages am 15. Dezember 2015 zu erreichen. Und stellte eine fast nahtlose Űbereinstimmung zwischen CDU und CSU inder Flűchtlingspolitik fest.  

Bayern als Hauptankunftsland habe űber vieleMonate hinweg eine "Visitenkarte der Menschlichkeit" abgegeben.

 

 

Seehofer betonte die notwendige Weltoffenheit und Integration sowie das Prinzip der Gerechtigkeit. Konkurrenzsituationen műssten vermieden werden. Sie seien nur Wasser auf die Műhlen der Rattenfänger. Humanität, praktizierte Mitmenschlichkeit, Integration, Sicherheit und das Vertrauen der Bevölkerung gehörten zusammen. Wer jedoch das Grundrecht auf Asyl wahrnehmen wolle und könne, műsse die Grundtechte anderer achten und respektieren. Es műsse zudem gelingen,die Flűchtlingszahl in "űberschaubarer Zeit" spűrbar zu reduzieren.  

Burkhard Budde

 

Bedingungslose Liebe

Besuch vom Nikolaus am Heiligabend

 

 

Am Telefon

 

Das Telefon klingelt. „Ja, bitte?!“ Paul hat sich zuerst über die vielen Anrufe gefreut, aber langsam wird es nervig. Immer wieder gibt es neue Anfragen. Und dann noch zur falschen Zeit, wenn er seine verdiente Ruhe haben will.  

„Sind sie der Mann, der den Nikolaus spielt und in die Häuser kommt?“  

„Ja, der bin ich. Aber nur am Nikolaustag!“ antwortet er kurz angebunden.  

Da hört er ein Schluchzen am anderen Ende der Leitung.  

„Ist etwas passiert?“ Pauls Stimmung ändert sich. Wenn einer weint, hat er von seiner Mutter gelernt, braucht sein Gegenüber sehr wahrscheinlich Hilfe. Paul fragt deshalb noch einmal,  jetzt aber langsamer und mit mehr Gefühl.  

„Kann ich ihnen irgendwie helfen?“

„Mein Sohn Peter hört nicht auf mich. Er versagt in der Schule. Es gibt ständig Streit zwischen uns.“

 

„Aber was hat das mit dem Nikolaus zu tun?“

„Können sie nicht Heiligabend kommen, um ihn ins Gewissen zu reden? Am Nikolaustag, als mein Sohn sich über die wenigen Süßigkeiten von mir beschwerte, ist mir diese Idee gekommen.“

 

Warum eigentlich nicht, denkt Paul. Jede gute Tat findet ihren Lohn in sich selbst. Auch das hat er schon sehr früh von seiner Mutter gelernt. Und wenn es am Heiligabend  nicht lange dauert, ein kleines Honorar sein Zeitopfer versüßt und man selbst vielleicht noch sein Gaudi hat?!

 

 „Dann geben Sie mir Ihre Adresse. Wenn es Ihnen Recht ist, komme ich Heiligabend um 17 Uhr. So für 20 Minuten.“

„Wunderbar! Danke!“

„Ach, und das Honorar beträgt 20 Euro.“

 

Die Frau stimmt zu, nennt den Wohnort, der gleich um die Ecke liegt, erzählt noch, dass ihr Mann sie bereits vor Jahren verlassen hat, ihr gemeinsamer Sohn acht Jahre alt ist, sich chaotisch verhält und frech sein könnte. Er müsse mit allem rechnen.

 

Dem werde ich die Leviten lesen, denkt Paul nach dem Telefongespräch. Wie kann man nur so ungehobelt mit seiner Mutter umgehen und so undankbar sein. Der wird mich kennen lernen.

 

Vor der Tür

 

Nach drei Tagen ist Heiligabend. Paul steht wie vereinbart vor der Tür der Frau, die offensichtlich wegen ihres Frechdachses leidet. Mit seinem roten Mantel, seinem weißen Bart und seinem Sack sieht Paul aus wie der Nikolaus, ganz wie gewünscht. Seine Rute hat er nicht vergessen.

 

Er klingelt. Er klingelt noch einmal. Da öffnet ein kleiner Gernegroß mit großen braunen Augen  neugierig die Tür.

„Was willst du denn hier?“ fragt er überrascht und zugleich selbstbewusst.  

„Du weißt wohl nicht, dass der Nikolaustag bereits am 6. Dezember war!?“

Paul muss erst einmal schlucken. Aber dann findet er schnell seine Sprache zurück. Er hat schließlich einen Auftrag.

„Moment mal. Bist du nicht der kleine Bub, der seine Mutter ständig ärgert?“

„Da müssen Sie mich verwechseln. Ich bin nicht klein, sondern groß. Gehen Sie zum Nachbarn, da wohnt mein Freund Georg, der soll seine Familie tyrannisieren.“

„Dies ist doch die Hausnummer 10 und du bist der Peter?“

„Richtig. Was willst du denn?“ fragt Peter, macht sich groß und schaut keck und tief  in die Augen des Nikolaus.

„Ich will dich und deine Mutter besuchen. Ist deine Mutter nicht zu Hause?“

Peter weicht aus und teilt aus: „Du willst uns doch wohl nicht am Heiligabend besuchen. Heute sind wir immer allein zu Hause. Und wollen nicht gestört werden!“

„Ich hab euch auch etwas mitgebracht“, reagiert der Nikolaus fast verzweifelt.

„Ach so!“ Und Peter scheint etwas netter zu werden.  

„Was denn?“

„Überraschungen!“

„Stell alles in den Flur. Ich habe keine Zeit, dieBescherung von Mama beginnt gleich.“

„Du bekommst meine Geschenke erst, wenn ich mit dir und deiner Mutter gesprochen habe.“

„Ach?!“

„Und übrigens auch nur dann,“ und Paul fängt langsaman zu kochen, „wenn du versprichst, in Zukunft auf deine Mutter zu hören und brav zu sein.“  

Und der Nikolaus fuchtelt ein wenig, fast ein wenig bedrohlich, mit seiner Rute.

„Ach?!“

„Und deiner Mutter versprichst, ihr zu helfen und keine Widerworte zu geben!“

„Ach?!“

„Und die Hausaufgaben regelmäßig machst!“

„Ach?!“

„Und regelmäßig zum Kindergottesdienst gehst!“

„Ach?!“

„Und vor dem Schlafen betest.“

„Ach, weißt du Nikolaus. Wenn das so ist, dann verzichte ich lieber auf deine Geschenke.“

 

Als Peter blitzschnell die Tür vor seiner Nase schließt, hat Paul die Nase voll. Er will sich den Abend nicht weiter verderben lassen und macht sich frustriert auf den Heimweg.

„Frohe Weihnacht?!“ flüstert er noch beleidigt in seinen künstlichen Bart.

 

Im Flur

 

Bei Peter kommt die Mutter in den Flur.

„Sag mal Peter, wer hat denn geklingelt. War da jemand?“

„Ja, einer, der nicht wusste, dass man am Geburtstag Jesu Geschenke bringt, ohne nervig zu sein.“

 

Seine Mutter sagt nichts, erklärt nichts, verlangt nichts. Und sie hat plötzlich Tränen in ihren Augen.

 

Im Wohnzimmer

 

Aber Peters Augen strahlen, als seine Mutter mit ihm in das Wohnzimmer mit dem festlich geschmückten Baum geht, unter dem bunt verpackte Pakete liegen. Und wie im letzten Jahr auch eine Krippe mit dem kleinen Jesuskind, das fast so große Augen wie Peter hat.  

Mutter nimmt Peter in den Arm, der das eigentlich blöd findet. Und sie gibt ihm einen dicken Schmatz. Was Peter peinlich findet, aber heute über sich ergehen lässt.

Gemeinsam blicken ihre Augen „ganz zufällig“ in die Augen des Jesuskindes, die anfangen zu sprechen. Wenn man mit dem Herzen hört, um das Geheimnis der Heiligen Nacht zu entdecken: „Ich hab dich lieb, so wie du bist.“  

 

Und so kann auch Peter leichter erwachsen werden – lieben und vertrauen, verantworten und helfen.

 

Burkhard Budde

 

Echo auf eine Geburtstagsfeier

70 Jahre CDU Braunschweig

 

Im Braunschweiger CDU-Haus am Gieselerwall 2 waren am 7. Dezember 2015 über 160 Parteimitglieder und Weggefährten gekommen, um einen besonderen Geburtstag zu feiern: Vor genau 70 Jahren erfolgte die Parteigründung in der Stadt Heinrichs des Löwen, allerdings damals im „Haus der Hanse“.

 

Das Echo auf diese Feier war groß. Rainer Heusing von der Braunschweiger Zeitung (BZ) schreibt in seinem BZ-Artikel "Heimat und Europa gehören zusammen" am 9. Dezember 2015: „In Zeiten wie diesen waren der Ort und das Programm angemessen. Keine Blasmusik zum Auftakt und kein Singen der Nationalhymne zum Abschluss. Stattdessen eine Feier in bescheidenem Rahmen.“

 

Heusing zitiert den CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Sebastian Vollbrecht, der das Motto für die Zukunft herausgegeben habe: „Wir müssen die Partei sein, die auf wichtige Fragen eine Antwort parat hat.“ Im Blick auf das Thema Flüchtlingskrise wird eine „selbstkritische“ Wahrnehmung aus der „engagierten Rede“ Frank Oesterhelwegs, Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig, wiedergegeben: „Ich habe den Eindruck, dass wir nicht immer bei den Menschen sind. Aber sie müssen sehen, dass wir uns um sie kümmern.“

 

 

Über den Festredner, den früheren Präsidenten des EU-Parlamentes Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, heißt es in der BZ: „Pöttering diskutierte die Flüchtlingsfrage als Anwendung der Grundwerte der CDU. Jeder, der Schutz suche, sei ein Mensch, dessen Würde zu respektieren sei. Zugleich warnte Pöttering vor einer Überlastung, in deren Gefolge unser Land den Menschen nicht mehr gerecht werden könne.“

 

Bereits am 7. Dezember hatte Robert Braumann von „regionalBraunschweig.de“ über das Jubiläum berichtet. Auch er weist auf Sebastian Vollbrecht hin, der Johannes Böker (88) für seine 62jährige CDU-Mitgliedschaft und Irmgard Jahn (81) für ihre 47jährige „Treue zur CDU“ ehrte, und für den sich viel verändert habe: „Die Lebenswelten sind viel bunter geworden, die Gesellschaft entwickelt sich, auch hin zu immer mehr Individualität. Es gibt immer weniger Engagement im Ehrenamt oder in Parteien. Uns fehlen somit immer häufiger die Ansprechpartner, auf diese Entwicklung müssen wir aufpassen.“

 

 

Sowohl Rainer Heusing als auch Robert Braumann informieren in ihren Beiträgen über die CDU-Festschrift, die von Dr. Burkhard Budde (Leitung),dem Kreisgeschäftsführer Henrik Grotjahn, Vorgänger Dieter Burfeind und Olaf Hartmann erarbeitet wurde.  

Burkhard Budde, der dieses „Standardwerk“ vorstellte, und mit der Aussage „Politik wird von Menschen für Menschen gemacht“ von der BZ zitiert wird, würdigte Autoren, die wichtige Botschaften festgehalten hätten; zum Beispiel Dr. Sebastian Vollbrecht („Die Mitglieder mit ihrem Wissen, Können und ihren Erfahrungen sind die wahren Schätze der CDU.“), Frank Oesterhelweg („Eine Partei ohne Geschichtsbewusstsein und Werte ist wie ein Baum ohne Wurzeln.“), Oberbürgermeister a.D. Dr. Gert Hoffmann („Er hat Zeitgeschichte dokumentiert, aber auch erfolgreich und sichtbar geschrieben.“), Dr. Bernd Huck, Kreisvorsitzender von 1992 bis 2002 („Eine lebendige und öffentliche Streitkultur ist auf der Suche nach Lösungen nötig.“), Wirtschaftsdezernent Gerold Lappa („Eine Pflichtlektüre für alle, die sich kommunalpolitisch engagieren.“), Fraktionsvorsitzender Klaus Wendroth („Politischer Kampfgeist ist wichtig.“) .

 

In der Festschrift, die in der CDU-Kreisgeschäftsstelle erhältlich ist, befinden sich weitere Artikel, u.a. von MdB Carsten Müller über Elektromobilität, Reinhard Manlik über den Forschungsflughafen, Anke Kaphammel über das kulturelle Leben, Dr. Gerd Biegel über die Geschichte der Stadt, Propst a.D. Armin Kraft über die Religionsgemeinschaften. Weitere Besonderheiten sind Beiträge von Jessica Meyer über Carsten Müller, Bernd Mundlos über Heidemarie Mundlos, Henrik Grotjahn über Friederike Harlfinger und Ute Sehrt über Wolfgang Sehrt. Viele „menschliche Stoffe“, die zu einer leidenschaftlichen und zugleich pragmatischen Politik mit menschlichem Gesicht und ethischen Wurzeln einladen.

 

Eine gelungene Feier einer christlichen Volkspartei der Mitte.  

  

 

Einfühlsam und bewegend

"You Silence I Bird" in Hannover erfolgreich

 

 

Überraschend feinfühlig und einfühlsam sowie zugleich erfrischend forsch und bewegend. Mit diesem musikalischen Fingerabdruck hinterlassen die vier Jungs aus Braunschweig und Hannover Spuren in der Musiklandschaft.

 


Der Name ihrer Band „You Silence I Bird“ („Du Stille Ich Vogel“) ist Programm: Der Vogel fliegt am Horizont junger und älterer Seelen und lädt ein, die Seeluft des Indie-Folk-Pop („Seaside“) während des Events („Teatime“)einzuatmen und sich auf eine spannende Reise nach innen mitnehmen zu lassen. Um sich anschließend relaxed und beglückt wieder dem Alltag der Beziehungen zuwenden zu können.

 

 

Am 5. Dezember 2015 waren Jonas (vocals/guitar/piano), Paul (vocals/guitar), Moses (vocals/percussion) und Hendrik (vocals/bass) im MusikZentrum Hannover an der Emil-Meyer- Straße 26 unterwegs und zu hören – und im Wettbewerb erfolgreich.  

 

Glückwunsch!

 

Burkhard Budde

 

 

Demokratie stärken

Neue Schrift „Sieben Jahrzehnte CDU in Braunschweig“

 

Kopfschütteln, wenn ein Mitbürger ehrenamtlich tätig ist? Naserümpfen, wenn sich jemand freiwillig für das Gemeinwesen engagiert? Augen nur für den eigenen Vorteil haben und andere machen lassen? Jenseits der allgemeinen Politikabstinenz und Politikverdrossenheit gibt es jedoch auch viel ehrenamtliches und politisches Engagement in und für Braunschweig. Das machteine neue Schrift „Sieben Jahrzehnte CDU in Braunschweig“ deutlich. Viele Stimmen von Parteimitgliedern, die sich für die Löwenstadt engagieren und die Demokratie stärken, werden zitiert und schildern ihre Aktivitäten.

 

Der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Sebastian Vollbrecht würdigte die Schrift, die anlässlich der Jubiläumsfeier am 7.Dezember 2015 erscheint: „Sie erläutert die Geschichte, das Selbstverständnis und Grundsatzfragen der CDU; soll aber auch die Leser ermutigen, in demokratischen Parteien für das Gemeinwohl mitzumachen“.  

Bei der Vorstellung des „CDU-Standardwerkes“  dankte Sebastian Vollbrecht dem Redaktionskreis, der unter der Leitung von Dr. Burkhard Budde (CDU-Schatzmeister) das Konzept erarbeitet hatte und dem noch der Kreisgeschäftsführer Henrik Grotjahn, der ehemalige Geschäftsführer Dieter Burfeind und Olaf Hartmann angehörten.

   

 

Auch prominente Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben einen Artikel verfasst: Bundeskanzlerin Dr. AngelaMerkel („Gemeinsame Werte, Frieden und Wohlstand“), Bundestagsabgeordneter Carsten Müller („Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch verhelfen“), der CDU-Landesvorsitzende in Niedersachsen David McAllister („Große Volksparteimit geistigen Wurzeln“), der Vorsitzende des CDU-Landesverbandes Braunschweig Frank Oesterhelweg („Verantwortung, Einsatz und Zusammenhalt“),  der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann („13 Jahre Oberbürgermeister in und für Braunschweig“) , Braunschweigs Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa („Braunschweig ist erste Adresse“), Fraktionsvorsitzender Klaus Wendroth („Neue Mehrheiten – neue Herausforderungen– gleiche Verlässlichkeit“), Prof. Dr. Gerd Biegel („Braunschweig – eineMetropole im Wandel der Jahrhunderte“), Propst a.D. Armin Kraft („Viele Religionsgemeinschaften in Braunschweig“), Dr. Burkhard Budde („Die Bedeutung des C im Namen der CDU“)  - um nur einige Autoren zu nennen.

 

Und das Besondere dieser Schrift? Burkhard Budde: „Nicht nur die bunte Vielfalt der authentischen Beispiele ehrenamtlich tätiger Politiker, sondern auch die Offenheit und Ehrlichkeit der Autoren“. Und dazu zählen die Beiträge „Jessica Meyer über Carsten Müller“, „Bernd Mundlos über Heidemarie Mundlos“,  „Henrik Grotjahn über Friederike Harlfinger“,  „Ute Sehrt über Wolfgang Sehrt“.

 

Diese „Fundgrube“, die zugleich „Türöffner und Motor“ politischen Einsatzes für eine lebendige Demokratie sein soll, kann man ab 8.Dezember in der CDU-Kreisgeschäftsstelle am Gieselerwall 2 erhalten. Um eine Spende „Fünf Euro plus X“ zur Refinanzierung der Jubiläumsschrift und für die politische Arbeit wird gebeten.

 

Mehr als Interessenvertreter der Menschlichkeit

Der alte, der neue, der historische, der bekennende Nikolaus  

 

 

Verkehrte Welt?  

 

Ein Kinderbischof kritisiert in seiner Predigt Kirchenvertreter: Kann man glaubwürdig leben, wenn man sich seines Glaubens schämt?

Ein Bürgerbischof geißelt Politiker: Kann man sich für das Gemeinwohl einsetzen, wenn man nur an seine eigenen Interessen denkt?

Ein Armenbischof fragt die Reichen: Was würdet ihr als Arme tun? Und ein Reichenbischof die Armen: Was würdet ihr als Reiche tun?

Ein Mitarbeiterbischof hält seinem Chef den Spiegel vor. Und der Chef entdeckt in diesem Spiegel den Mitarbeiter.

 

Am Nikolaustag, am 6. Dezember, kann die Welt aus den Fugen geraten.

 

Ein Nikolaus (griechisch „Sieger des Volkes“) provoziert „verkehrte Welt“, indem er danach fragt, ob wir „brav und fromm“, barmherzig und gerecht, verantwortungsbewusst und vernünftig (gewesen) sind. Und nicht nur in der kalten Welt der Selbstgerechtigkeit und Selbstgenügsamkeit leben.

 

Der moderne Nikolaus ist ein Symbolträger konkreter Nächstenliebe – in Weisheit und Vernunft, in persönlicher Verantwortung im Rahmen des Möglichen und Nötigen.

 

Der alte Nikolaus mit seinem faltigen Gesicht und seiner tiefen Stimme, seinem Vollbart und seinem roten Mantel, seinem Sack, dem Notizbuch und der Rute ließ Kinder erschaudern und zittern. Und Erwachsene ängstlich schmunzeln. Er gehört ins Geschichtsbuch der Pädagogik.

 

Wahrscheinlich ist der historische Nikolaus um das Jahr 270 in der Hafenstadt Myra in Kleinasien geboren. Er wurde Priester und Abt eines Klosters, pilgerte ins Heilige Land und wurde nach seiner Rückkehr Bischof. Während der Christenverfolgung des Kaisers Galerius um 310 wurde er gefoltert, blieb aber seinem Glauben treu.

 

Für Nikolaus wurden zwei politisch-kirchliche Weichenstellungen wichtig.

 

Das Toleranzedikt von Mailand durch den neuen Kaiser Konstantin im Jahre 313 ermöglichte völlige Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung des Christentums  und führte zur Abschaffung des heidnischen Staatskultes.

 

Das Konzil zu Nicäa im Jahre 325, zu dem der Kaiser 280 Bischöfe für neun Wochen in seinen Sommerpalast eingeladen hatte, verhinderte eine Spaltung der Kirche, indem der Kaiser das Ergebnis des Konzils zum Reichsgesetz erhob. Der Priester Arius hatte die Auffassung vertreten, dass Christus nicht ewig sei, da er von Gott nicht gezeugt, sondern nur geschaffen sei. Der orthodoxe Patriarch Athanasius war wie Nikolaus der Überzeugung, dass Christus „wesensgleich mit Gott“ sei – ein bis heute gültiges Glaubensbekenntnis.

Nach Myra zurückgekehrt, starb Nikolaus an einem 6. Dezember um das Jahr 342.

 

 

Nikolaus war nicht nur ein Interessenvertreter allgemeiner Menschlichkeit. Sein Leben ermutigt noch heute zur Nächstenliebe, in der sich der christliche Glaube bewährt. Und den Christusglauben nicht verschweigt.

Weil zur Welt der vielen Möglichkeiten nicht nur eine verkehrte Welt gehört, sondern auch die brückenschlagende Welt der frohmachenden Gewissheiten – die neue Welt in der alten Welt.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Mit Licht und Schatten

 

Gibt es ein Leben ohne Licht?

Dann wäre das Leben traurig und leblos.

 

Gibt es ein Leben mit Licht ohne Schatten?

Dann wäre das Leben langweilig und seelenlos.

 

Gibt es ein Leben nur mit Licht und Schatten?

Dann würde es sich lohnen, neu zu leben.

 

Und sowohl im Lichterglanz als auch in der Dunkelheit

das froh- und neumachende Leben zu entdecken.

 

Burkhard Budde

Eine frohe Adventszeit wünschend!

 

 

Lichtgestalt als Türsteher zum neuen BraWoPark

Feuerwerk- und Lasershow zur Eröffnung

 

 

Wer ist diese Lichtgestalt? Sie blendet nicht durch Arroganz. Sie verführt nicht durch Dominanz. Sie übersieht niemanden durch Ignoranz.

Die Lichtgestalt in der Dunkelheit gibt Orientierung.

 

Sie bückt sich zum einzelnen herab, ohne ihr Rückgrat zu verkrümmen. Sie wendet sich jemandem zu, ohne sich selbst aufzugeben. Sie bewegt sich auf alle zu, ohne Unterschiede zu machen.

 

Als übergroßer Türsteher aus 1000 Lichtern gab die scheinbar „bewegte“ sowie bewegliche Lichtgestalt den etwa 1000 „Lichtträgern“ aus Politik, Wirtschaft,und Geschäftskunden Orientierung bei der Suche nach dem Eingang zum neuen BraWoPark in der Nähe des Braunschweiger Bahnhofs. Und machte die lichtvolle Gesellschaft neugierig auf das Projekt des neuen Shopping- und Business Centers mit dem höchsten Bürohaus in der Stadt Heinrichs des Löwen.

 

 

An diesem Abend, dem 24. November 2015, erlebte eine illustre und bunte Gesellschaft darüber hinaus eine Feuerwerk- und Lasershow der Superlative. Das Farben- und Gestaltungsspiel in alle Richtungen bezog nicht nur alle Gebäude des Parks ein, sondern auch kreuz und quer, dynamisch und immer wieder anders seine ersten Gäste, unter ihnen den ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann, der sich über die sichtbaren Früchte seines kommunalpolitischen Tuns freute. Ein professionelles und gelungenes Spektakel zwischen Himmel und Erde, das zum Staunen und Genießen einlud, um sich wenigstens für einen Augenblick mitnehmen zu lassen in den beglückenden Raum der transzendierenden Einheit jenseits aller Unterschiede und Konflikte.

 

 

Die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg hat 130 Mio. Euro investiert. Für den Vorstandsvorsitzenden der Bank Jürgen Brinkmann gut angelegtes Geld („EinBekenntnis zur Region“); auch für Oberbürgermeister Ulrich Markurth („Ein neuesTor zur Stadt“).

 

Und für die Lichtgestalt? Sie hat kein erkennbares Gesicht. Und am Tag und im Alltag verschwindet sie?! Aber vielleicht bleibt eine entdeckbare Leucht- und Innovationskraft, die eine Bedeutung behält – zum Beispiel angesichts von Eitelkeiten und Verletzungen. Damit es im normalen Leben heller und wärmer wird.

Burkhard Budde

 

Zum Totensonntag

 

Nur Neuanfänge,  

aber keine sinnlose Unmenschlichkeit

 

 

Manchmal taucht er als Musikant auf. Er spielt verführerische Lieder, die alle Sinne ansprechen und unter die Haut gehen. Zugleich aber können schräge Misstöne und chaotische Gefühle die Stimmung kippen, einsam und ratlos machen.

 

Dann ist er als Tänzer unterwegs. Wenn sich der Vorhang hebt und er seinen Tanz aufführt, weiß jeder aufmerksame Zuschauer, dass es auch ihn zu jeder Zeit an jedem Ort treffen kann und alle gleich, vergänglich und unvollkommen sind.  

 

Wenn er als Terrorist unerwartet und unvorbereitet aus der dunklen Ecke mitten auf der Bühne des Lebens Angst und Schrecken verbreitet, scheint kein Heilmittel gegen ihn gewachsen. Das fröhliche Lachen vergeht und das ungezwungene Leben verkümmert.

 

Der Tod als Musikant kann beruhigen, aber auch Höllenmusik produzieren.

Der Tod als Tänzer kann nachdenklich machen, aber auch alles verschlimmern.

Der Tod als Terrorist sucht sein eigenes „Glück“ auf Kosten des Unglücks anderer.

 

 

Was tröstet in der Trostlosigkeit? Bleibt vielleicht die Seele? Weil sie unsterblich ist, wandert, sich verwandelt? Oder muss man das Leben bis zur Neige auskosten und immer wieder neu einen „Kick“ suchen? Oder sich an das Leben um jeden Preis klammern? Weil am Ende doch nur gähnende Leere, sinnloses Chaos wartet? Kann man etwa das ewige Leben erkaufen oder erarbeiten?

 

Manche meinen – z.B. islamistische Terroristen -, das Paradies, ein Leben nach dem Tod, könne und müsse man sich erkämpfen, weil man eine göttliche Lizenz sowie einen göttlichen Auftrag zum Töten der „Ungläubigen“  habe.  

 

Wieder andere – z.B. Christen - glauben, dass das Paradies ein Leben in vollkommener und verwandelter Gemeinschaft mit Gott ist. Und das als Glaubensgeschenk Geschmack auf das Leben im Hier und Jetzt macht sowie zur Verantwortung vor Gott im Geiste Christi befähigt.

 

Momente des Glücks im Leben und im Sterben gibt es jedoch wohl nicht auf Probe, sondern nur im Ernstfall eines friedlichen Miteinanders – als Christ im Vertrauen auf die unsichtbare Liebe Gottes, die nur schöpferische Neuanfänge, aber keine sinnlose Unmenschlichkeit kennt und ewige Glückseligkeit schenkt.

Burkhard Budde

 

 

Kommentar

Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit

Gegen Terroristen, Rattenfänger und Brandstifter

 

Der Terrorismus, der brutal und feige, wahl- und gefühllos Menschenleben auslöscht, ist die Fratze des Bösen und des Hasses. Er will Angst und Schrecken verbreiten, indem er die Freiheit und die Würde des Menschen, die Menschenrechte und die Menschlichkeit, zerstört. Jedes Mittel – auch der Missbrauch einer Religion - „heiligt“ diesen Zweck.  

 

Viele Menschen fliehen vor diesem Terrorismus und suchen in Europa Schutz. Die Europäische Union ist mehr als eine Wirtschafts- und Rechtsgemeinschaft, sondern auch eine Werte-, Schutz- und Sicherheitsgemeinschaft. Ein gemeinsamer, geschlossener und entschlossener Kampf gegen den menschenverachtenden Terrorismus ist das Gebot der Stunde, auch weltweit, um die Freiheit mit unserem Wertekanon nicht zu gefährden.

 

Unsere Freiheit  - eine freiheitliche wirtschaftliche und politische Ordnung sowie ein moderner Lebensstil - setzt Sicherheit voraus, den Schutz jedes Einzelnen, von Minderheiten, aber auch den des öffentlichen Friedens durch den wehrhaften Staat, der kein Machtvakuum dulden darf.

 

Die Freiheit setzt Bindung voraus, an die Werte und den Rahmen  des Grundgesetzes, an Gesetz und Recht, Gewaltenteilung und an das staatliche Gewaltmonopol, an den Vorrang des Individuums vor dem Kollektiv, an die Gleichberechtigung, Meinungs- und Religionsfreiheit beispielsweise.

 

Die Freiheit setzt Bildung voraus, Aufklärung und Emanzipation, um nicht Opfer von fanatischen Islamisten, religiösen Rattenfängern oder geistigen Brandstiftern zu werden, sondern Unterscheidungskraft, Mündigkeit sowie Widerspruch und Widerstand zu stärken, wo Hass und Hetze, Gewalt und Intoleranz  ihr Unwesen treiben.   

 

Die Freiheit setzt Verantwortung voraus. Der Preis der Gesamtverantwortung ist - von dem auch gerne leitende Kirchenleute im Blick auf „Weltverantwortung aus dem Glauben heraus“ sprechen - , sich auch mit der islamistischen Sekte „IS“ mit ihrer Vorstellung einer „Welt der Gottlosigkeitund der Götzendienerei“, die es zu vernichten gelte, kritisch und öffentlich auseinanderzusetzen. Das islamistische Thema „Erlösung und Reinigung durch Gewalthandeln“ ist keine rein innerislamische Herausforderung (mehr), sondern es gehört auf die Tagesordnung aller Verantwortlichen.

 

Damit die Feinde der Freiheit freie Menschen nicht mundtot machen, versklaven oder zu töten versuchen, setzt die Freiheit einen starken Rechtsstaat voraus, der Gewalt und rechtsfreie Gegen- und Parallelwelten konsequent nicht duldet.

 

Burkhard Budde

 

 

Spiegel der Erneuerung und des Glücks

 

An die eigene Nase fassen

Liberio lernt einen „Gutmenschen“ kennen (Kapitel 4)

 

 

Er genießt die unbekannte Freiheit. Ständig lernt der kleine Vogel Liberio dazu. Eines Tages beobachtet er eine Gruppe von zehn Reitern.

 

Der Erste wirkt eitel. Hochnäsig schaut er von seinem hohen Ross aus auf andere herab. Hauptsache er fällt nicht auf die Nase, spätestens wenn andere die Nase von ihm voll haben.  

Er wird immer bodenloser.

 

Der Zweite wirkt geizig. Als ein Schnäppchenjäger mit Scheuklappen sieht er nur noch das, was er selbst nicht hat, aber um jeden Preis horten will.  

Er wird immer einsamer.

 

Der Dritte wirkt ausschweifend. Er sucht ständig den Gefühlstaumel begeisternder Genüsse und berauschender Erlebnisse den „Himmel auf Erden“ und landet in der Hölle der Selbsttäuschungen und Abhängigkeiten. Er wird immer oberflächlicher.

 

Der Vierte wirkt rachsüchtig. Mit verschnupfter Nase trägt er Verletzungen und Ungleichbehandlungen nach, rechnet lustvoll auf und kleinlich ab, um sein inneres Gleichgewicht wiederherstellen zu können.  

Er wird immer fieser.

 

Der Fünfte wirkt maßlos. Er gibt seinem Pferd die Sporen, weil er immer häufiger Angst hat, etwas zu verpassen, sein Gesicht zu verlieren oder in seiner Angst durchschaut zu werden.  

Er wird immer haltloser.

 

Der Sechste wirkt missgünstig. Er kann nicht ertragen, dass andere schneller reiten können und verlangsamt deshalb das Tempo der ganzen Gruppe. Im ständigen Vergleich mit anderen glaubt er, zu kurz gekommen zu sein und nicht anerkannt zu werden.  

Er wird immer giftiger.

 

Der Siebte wirkt feige. Er hängt sein Mäntelchen nach dem Wind, schaut lieber vom Rücken des Pferdes aus der Ferne auf Herausforderungen oder flüchtet, wenn es brenzlig wird.  

Er wird immer abgestumpfter.

 

Der Achte wirkt verlogen. Er führt als Ritter im Gewand des Gemeinwohls andere an der Nase herum, weil er nur an sein Eigenwohl denkt. Anderen wird ein schlechtes Gewissen eingeredet, damit er beim Geschäft mit der Not anderer erfolgreich ist.  

Er wird immer unglaubwürdiger.

 

Der Neunte wirkt böse. Er haut dem anderen eins auf die Nase, weil er selbst unfähig ist, ihn in seinem Anderssein und Andersdenken leben zu lassen. Getarnt ist das Böse mit guten Absichten, um Unwissende verführen zu können.  

Er wird immer gefährlicher.

 

Der Zehnte wirkt schillernd. Weder wie ein moralischer Tugendwächter, noch wie ein politischer Gesinnungspolizist, noch wie ein religiöser Parteigänger; aber auch nicht wie ein lebensfrohes Sonnenblumenkind, das sich in der bunten Welt jenseits von Gut und Böse bewegt; wie selbstlos und dabei sein Selbst loswerdend.  

Er wird immer interessanter.

 

Für Liberio überraschend: Dieser Reiter fasst sich an die eigene Nase, entdeckt viele Besonderheiten der anderen Reiter in sich selbst. Seine Gefühle erscheinen nicht wie ein Klotz am Bein seiner Vernunft, sondern sind Türöffner der Vernunft, um mit ihrer Hilfe das Allzu-Menschliche anzunehmen und zu  bewältigen. Aber er kennt zudem den Stich im Herzen, wenn ein anderer Mensch leidet, aber auch wenn das Böse unter falschem Namen scheinheilig  sein Unwesen treibt. Er kann teilen und loslassen, empfangen und gestalten, aufklären und sich wehren.


Liberio denkt nach. Ist in ein und demselben Menschen das Gute und Böse vereint? Wie ist es möglich, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt im Rahmen des Möglichen zu tun? Kann einer Sand aus dem Getriebe des Lebens nehmen, indem er selbst Sand im Getriebe ist? Gibt es eine Quelle des Guten, aus der man Kraft und Weisheit schöpfen kann?

 

In der folgenden Nacht begegnet Liberio im Traum einen Ritter, der sagt: „Niemand ist gut als Gott allein. Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist von Grund auf böse. Aber jeder trägt eine Verantwortung vor Gott, das Böse mit dem Guten zu überwunden.“ 

 

Liberio wird wach. Zu schön, um wahr zu sein? Ist dieser Ritter nicht am Ende der Dumme? Oder empfängt er doch einen besonderen Ritterschlag im Alltag, weil selbst schöne Worte den menschlichen Einsatz für Menschen nicht ersetzen können. Und wenn man sich zunächst dabei an die eigene Nase packt, kann man sogar ein besonderes Glück und Menschlichkeit in der Freiheit entdecken?!

 

Burkhard Budde

 

Traummann oder Träumer?

Martin von Tours und der Martinstag

 

Wer war er? Was ist aus ihm geworden? Und was kann er heute noch bedeuten?  

 

Ist er eine religiöse Legende? Nur Vorbild vieler guter Taten? Eine historische Persönlichkeit? Eine willkommene Projektionsfläche vieler Sehnsüchte? Eine alte Mischung aus ideologischem Traummann und frommen Träumer?  

 

Was man weiß, kann schnell zusammengetragen werden:  

Geboren im 4. Jahrhundert im heutigen Ungarn. Kindheit und Jugend verbrachte er in Italien. Als Sohn eines römischen Militärtribuns wurde er mit 15 Jahren Soldat. Spontan teilte er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler, als er mit seinem Pferd die französische Stadt Amiens durch ein Tor verließ. Mit 18 Jahren wurde er Christ; trat später aus dem Militärdienst aus, gründete ein Kloster und wurde 371 der dritte Bischof von Tours. Gestorben ist er am 8. November 397; am 11. November 397 wurde er beigesetzt.

 

 

Die Rede ist von Martinus, der von seinen Eltern nach dem Kriegsgott Mars benannt wurde, und eine schillernde Erinnerungs-, Bedeutungs- und Wirkungsgeschichte erlebte:  

 

Als Fürsprecher der Kranken (weil er „Wunder“ tun konnte), als Schutzheiliger der Merowinger (weil er als Soldat dem ältesten Kriegsgeschlecht der Franken „Siege“ in Schlachten garantierte), als Schirmherr der Zivis (weil er selbst den Kriegsdienst in der Nähe von Worms im Verteidigungskampf der römischen Besatzungsmacht gegen die Germanen verweigerte), als Patron der Genussmenschen (weil er am 11. November auch an den Tag der Völlerei bzw. an das „Gansessen“ zu Beginn der 5. Jahreszeit bzw.der adventlichen Fastenzeit erinnert), als Sozialheiliger heutiger kirchlicher Aktivitäten (weil er seinen Mantel mit einem Notleidenden teilen konnte).  

 

Martin von Tours, einer der ersten Heiligen der christlichen Kirche, war auch Namenspatron von Martin Luther, der am 10. November 1483 das Licht der Welt erblickte, am 11. November getauft wurde und den Namen des Heiligen seines Tauftages erhielt.  

 

Und die Bedeutung heute? Manche wollen Martin, den Mann, der für biographische Brüche und Entwicklung steht, zur „Symbolfigur der politischen Korrektheit“ missbrauchen; andere verschweigen lieber den Namen oder feiern nicht mehr den „St. Martinsumzug“, sondern – häufig im „vorauseilenden Gehorsam“ - ein „Lichterfest“, um Andersgläubige oder Konfessionslose nicht zu „provozieren“, obwohl Martin als Italiener auch in anderen Ländern als Christ gegen Widerstände wirkte.  

 

Was bleibt von seiner „Persönlichkeit“?  

 

Die Botschaft, dass Großes im Kleinen geschieht.

 

Dass konkrete Taten der Solidarität lebendwichtig und lebensdienlich sind. Dass das Richtige im richtigen Augenblick, an der richtigen Stelle etwas Richtiges bewirken kann – nämlich die Wendung einer Not.

Natürlich immer nur Rahmen des Möglichen (auf Dauer nicht ohne „Mäntel“).

Und diese Botschaft gilt im Blick auf wirklich Bedürftigen („Bettler“), da Raubritter, die ein Geschäft mit der Nächstenliebe machen oder Nächstenliebe nur ins Schaufenster stellen, aber selbst nicht (vor-)leben, keine Hilfe benötigen.  

 

Den Martin im Helfenden entdecken bedeutet: Geteilte Solidarität, konsequentes Fordern, aktivierendes Fördern sowie verantwortungsbewusstes Gestalten eines Lebens in Würde und Freiheit sind für den Hilfsbedürftigen notwendig, damit er selbst eines Tages zum Martin werden kann.

 

Und vielleicht nimmt dieser Martin auch wie der Martin in der Nacht nach seiner Mantelteilung im Traum die Stimme Christi wahr „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

 

Burkhard Budde

 

 

Neues Buch von Hans-Hermann Gockel

„FINALE DEUTSCHLAND“

 

 

Hans-Hermann Gockel, langjähriger TV-Journalist (SAT.1, N24), ist kein mutloser oder ängstlicher Duckmäuser. Aber auch kein verblendeter und ideologischer Hitzkopf. „Aus der Mitte der Gesellschaft“ schreibt der profilierte Journalist aus Ostwestfalen mit spitzer Feder „Klartext“ – gegen den Mainstream  einer „Politischen Korrektheit“. Wenn einer sich sein öffentliches Denken nicht verbieten lässt, eckt er natürlich an und provoziert – aber man kann sich mit seiner Meinung auseinandersetzen.

 

Das Buch „Finale Deutschland“, das in dieser Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, erscheint als ein Beispiel für die Freiheit des Denkens, Sprechens und Schreibens, die an Recht und Gesetz gebunden ist, aber gerade deshalb politische Wellen erzeugen kann, weil es verspricht nicht stromlinienförmig zu sein.  

 

Ohne Meinungsvielfalt – auch die Meinung des Andersdenken ist zu schützen, solange die Rechtsprechung kein Veto einlegt - sowie ohne faire und kontroverse Auseinandersetzungen – auch der Andersdenkende muss seine Meinung angstfrei sagen dürfen - trocknet ein demokratischer und öffentlicher Meinungsbildungsfluss aus und verführt zum unmündigen Mitschwimmen oder zum schweigenden Zuschauerdasein.  

 

Eine lebendige Demokratie braucht Toleranz und Freiheit, Profil und Vielfalt, Rede und Gegenrede, Spruch und Widerspruch – damit aus verschiedenen Quellen der Wahrheitssuche geschöpft werden kann.

 

Ich freue mich schon auf die aufmerksame Lektüre des Buches, das mir mein alter, aber jung gebliebener Freund aus meiner alten Heimat gerade zugeschickt hat - auf Diskussionsfreiheit, statt Diskussionsverbot. 

 

 

Weitere Informationen: www.finale-deutschland.de

 

Schöpferisches Unternehmertum stärken

Prof. Dr. Reza Asghari dankt MdB Carsten Müller

 

 

Wohlstand fällt nicht vom Himmel. Für Professor Dr. Reza Asghari, Spezialist für Unternehmensgründungen, ist schöpferisches Unternehmertum mit ökonomischen Wirkungen im Rahmen einer wertschätzenden und mutigen Kultur wichtig.  

Auf einer Veranstaltung der Braunschweiger Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU am 6. November 2015, die von der Kreisvorsitzenden Sabine Campe geleitet wurde, sagte der Wissenschaftler von der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule: „Wir sind in Deutschland in der Lage, wirtschaftlich Schwächeren zu helfen, weil es Wohlstand durch Unternehmertum sowie durch den Prozess der Unternehmensgründungen gibt.“ 

 

 

Der selbstständige, aktive und Verantwortung übernehmende „Entrepreneur“ (aus dem Französischen „entre“ und „prendre“ = „unternehmen“), der neue Produkte und neue Dienstleistungen auf den Markt bringe, müsse mehr gesellschaftlich anerkannt werden, forderte Asghari. Soziale Leistungen seien auf Grund der wirtschaftlichen Prosperität möglich; „Hartz IV“, wonach sich Millionen von Menschen in aller Welt sehnten, sei in Deutschland ein Schimpfwort.

Obwohl Deutschland führende Wirtschaftskraft in Europa sei, würden Probleme häufig nicht als Chance gesehen. Der Leiter des Entrepreneurship Center an der Ostfalia Hochschule, das als eine der TOP 10 Hochschulen Deutschlands den Förderwettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums „Gründerhochschule“ 2011 gewann, versucht seine Studenten eine ganzheitliche Einstellung zu vermitteln: „Esdarf nicht nur um das Geld gehen, sondern vor allem muss es um die Freude und den Wagemut gehen, Ideen umzusetzen.“ Und wer scheitere, sei kein Verlierer, sondern könne aus seinen Fehlern lernen.

 

Ausdrücklich bedankte sich Reza Asghari bei dem Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Carsten Müller für dessen Unterstützung bei der „Gründerinitiative“.  Auch für Carsten Müller muss der Gründergeist in Deutschland gestärkt werden, weil mutige und kreative Gründer mit ihren Unternehmen „Motoren für Innovationen, Wachstum und Beschäftigung“ seien, indem sie Marktchancen wahrnähmen.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Menschen, die über Leichen gehen

Liberio erfährt etwas über einen „Machtmenschen“  


Der kleine Vogel wird jäh aus einem schönen Traum geholt. Erhat gerade auf einem Ast eines Baumes ein Nickerchen gehalten, als sich zwei Menschen auf die Bank direkt unter der alten Fichte setzen. Liberio interessiert sich nicht für das Gerede anderer, das ohnehin nicht für seine Ohren bestimmt ist. Doch da hört er einen Satz, der ihn neugierig macht. „Das ist ein eiskalter Machtmensch“, sagt der eine. „Aber zu mir ist er immer höflich und freundlich“, widerspricht der andere spontan.  „Eine verlogene Mogelpackung ist der! Du hast ihn nur noch nicht richtig kennengelernt. Nach oben wird gebuckelt, nach unten lässt er keinen Widerspruch zu. Mit vielen seiner Aufsichtsräte ist er per Du, die Kollegen kanzelt er gnadenlos ab, wenn sie ihm in die Quere kommen.“ Als der andere – offensichtlich ein Freund, bei dem er Dampf ablassen kann – sagt „Jetzt übertreibst du aber!“ sprudelt es aus ihm heraus. Liberio versucht, die offensichtlich tief verletzten Gefühle zu verstehen. Und zu begreifen, was „Machtmensch“ bedeutet. Er denkt nach.

 

 

Ein Spieler?

Ein erfolgreicher „Machtmensch“ soll wie ein Spieler sein?  

Der das Spiel mit Seilschaften und Nutzfreundschaften, mit Gefälligkeiten und Begünstigungen, mit Titeln und Kitteln gelernt hat und so geschickt beherrscht, dass keiner seinen Machthunger und seine Machtphantasien bemerkt, aber auch nicht seine Minderwertigkeitsgefühle sowie seine Angst vor Machtverlust. Um seine eigenen Interessen und Ziele gegen den Widerstand anderer „elegant“ durchsetzen zukönnen.

 

Mit Masken?

Er soll wie ein Spieler mit unterschiedlichen Masken sein?  

Der wegen seines Machterhaltes und seiner Machtvermehrung  andere hinters Licht führt, indem er sich einschmeichelt, täuscht, trickst oder „unschuldig“ über Leichen geht. Der geschmeidig und formlos wie fließendes Wasser sein kann, aber auch eckig und kantig wie spitze Steine. Um seine persönlichen Ziele besser verstecken und als hehre Ziele verkaufen sowie über den Einsatz von Menschen herrschen zu können.

  

Ohne Gewissen?

Er soll wie ein Spieler ohne Gewissen sein?   

Der morgens nicht mehr in den Spiegel schaut, um nicht sein Gewissen als „lästige Bestie“ entdecken zu müssen. Der kritische und kompetente Geister ausbootet, aufs Abstellgleis stellt oder als Sündenböcke in die Wüste schickt, um vom eigenen Versagen abzulenken. Der Schranzen, die ihm ähnlich sind, fördert; die ihm nachdem Mund reden, weil sie sich davon Vorteile versprechen, oder lieber schweigen, weil sie Angst vor Liebesentzug haben. Um sie zu gebrauchen, solange sie von Nutzen sind; und um sie fallen zu lassen, sobald sie ihm nutzlos erscheinen, weil er an seiner Macht klebt.  

 

 

Im Sumpf?

Liberio ist sprachlos. Gibt es wirklich diesen versteckten Sumpf der Intrigen, der Bosheiten, der Heucheleien, der Gehässigkeiten und der Verächtlichmachungen? Den Maulwurf, der im Untergrund lebt, den Grund vergiftet, von dem er selbst lebt? Ganz schön gruselig, denkt der kleine Vogel und will schon angewidert davonfliegen. Da schnappt er noch einen anderen Gedanken auf.

 

Als Macher ohne Heiligenschein?

Das Leben in Freiheit, hört er von dem anderen Menschen auf der Bank, ist nicht nur ein Raubtiergehege mit Wölfen und ohne Schafe, sondern auch ein Ort von Machern ohne Scheuklappen, Heilgenschein und Imponiergehabe,die Gutes und Richtiges, Nötiges und Mögliches gegen Widerstände im Rahmen von Recht und Gesetz durchsetzen. Und wer Macht an sich verteufelt und vor der „anderen“ Machtausübung  flüchtet, der erzeugt nur ein Machtvakuum, in dem sich die Stärkeren mit ihren Ellenbogen und Fußtritten durchsetzen.

 

In Verantwortung?!

In der folgenden Nacht hat Liberio einen seltsamen Traum. Die Sonne scheint intensiv. Schmutziger Schnee schmilzt über Nacht. Ein Bächlein entsteht. Das Wasser des Baches fließt in einen Fluss. Und der Fluss mündet in einen großen See, der ganz klares, erfrischendes Wasser hat. Und in ihm baden Zwerge und Riesen, kleine Kläffer und große  Duckmäuser, mächtige Ohnmächtige und ohnmächtige Mächtige. Und viele freuen sich  über die Sonne.

Liberio, reibt sich die Augen. Macht die Sonne, die die Dunkelheit erhellt, Lust auf gemeinsames Leben, auf geteilte Macht und Verantwortung – nach  Regeln, in Offenheit und Fairness, natürlich immer nur auf Zeit, vielleicht sogar im Geist der vernünftigen Freiheit und der Macht der wehrhaften Liebe?!

 

Burkhard Budde    

 

Schnattern statt schweigen

 

 

Die kluge Gans

 

Soll sie doch den Schnabel halten.

Aber wenn andere ihr Süppchen kochen

und sich hinter ihrer Verantwortungslosigkeit verstecken?

Dann lieber schnattern als Unrecht geschehen lassen.

 

Soll sie sich doch ausnehmen lassen.

Aber wenn andere mit kühler Berechnung

ihre Gutmütigkeit rücksichtslos ausnutzen?

Dann lieber schnattern und Paroli bieten.

 

Soll sie doch die Reihen schließen.

Aber wenn andere kommen und

die eine Gans gegen die andere ausspielen wollen?

Dann lieber schnattern und solidarisch sein.

 

Soll sie doch ihre Gänsehaut behalten.

Aber wenn andere ihr einreden wollen,

dass sie am Ende nicht im Topf landet?

Dann soll sie lieber schnattern solange sie lebt.

 

Denn eine dumme Gans schweigt,

eine kluge und weise schnattert.

 

 

P.S. Das Martinsgansessen erinnert an den hl. Martin (4.Jh./ "Mantelteilung mit einem Bettler"). Gänse sollen nach einer Legende Martin, der sich in einem Gänsestall versteckt hatte, weil er nicht Bischof werden wollte, durch ihr Schnattern verraten haben. Nach einer anderen Legende sollen Gänse die Predigt des Martin durch ihr Schnattern gestört haben. Der "Dank" in beiden Fällen soll ihr Ende in der Bratröhre gewesen sein.

 

Im Blick auf das Martinsgansessen ist wohl das Datum, der 11.November, wahrscheinlich, das Ende des Pachtjahres. Gänse wurden gerne als Naturabgaben - für den Pachtzins, aber auch für den Lohn von Knechten und Mägden - gegeben. Und dann gab es noch einen guten Grund,den Tag zu genießen: Am 12. November begann die 40 Tage lange Adventsfastenzeit mit dem Verzicht auf fleischliche Genüsse.

 

Erinnert wird am Martinstag und darüber hinaus nicht nur an die selbstbewusste Eigenständigkeit von Gänsen, sondern auch an ihre solidarische Abwehrhaltung (der "Gänsewirbel", wenn zum Beispiel ein Fuchs erscheint) - stets im Horizont begrenzten Lebens, aber immer mit mutigem Schnattern. Und auch für schnatternde, nicht dumme Gänse gilt "Ultra posse nemo obligatur" ("Jenseits seines Vermögens kann niemand verpflichtet werden"), was ins Gänselatein übersetzt bedeutet "Gegen die Macht der Menschen, die schlimmer als Füchse sind, kommt auf Dauer auch keine Gänseschar an".

 

Burkhard Budde

 

(Das Foto zeigt die"Gänseschar", angefertigt vom Holzbildhauer Heinz Schubert aus St.Andreasberg im Harz.)

 

Asche oder Feuer?

 

 

Zum Reformationstag am 31. Oktober

 

Gibt es einen geistig-geistlichen Funken, der das alte Feuer der Reformation in neuer Form für den heutigen Menschen entfacht? Oder ist dieses Feuer der Erneuerung erloschen und zur Asche geworden – nur noch Gegenstand der Betrachtung für einzelne Historiker und Theologen oder für besonders Neugierige?


Aber es gibt Gedankenfreiheit: Keiner kann einem Menschen verbieten, nachzudenken und weiterzudenken, weit-genug-zu-denken.  Selbst im Tunnel des gewohnten Denkens, der Gleichgültigkeit und des Desinteresses einem neuen Denken gegenüber, kann ein altes Licht das dunkle Innere erleuchten und erwärmen, ermutigen und erneuern helfen, den Weg des Erkenntnisgewinnes und neuer Gewissheiten weiterzugehen.

Die Erneuerung äußerer Strukturen, Prozesse und Inhalte ist wichtig, aber sie fängt im einzelnen Kopf und im einzelnen Herzen an.

 

 

Funke neuen Lebens

 

Ohne Quelle bleibt das Leben regungslos,

ohne Herz gnadenlos,

ohne Vertrauen fruchtlos,

ohne Hoffnung sinnlos,

ohne Liebe kraftlos.

 

Neues Leben jedoch kennt die biblische Botschaft:

Durch Gnade, nicht durch Selbstgerechtigkeit,

durch Vertrauen, nicht durch Berechnung,

durch Hoffnung auf Christus, nicht durch Täuschung,

durch gelebte Liebe, nicht durch Gleichgültigkeit,

ereignet sich befreites und freies Leben

vor Gott und dem Nächsten.

 

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich nach dem 31. Oktober 1517 der provozierende Inhalt der 95 Thesen Martin Luthers: Neues Leben ist durch die Befreiung von der kirchlichen und weltlichen Vormundschaft nötig und möglich. Seitdem gehört zur evangelischen Identität christlichen Lebens:

 

Allein durch die Bibel ("Sola scriptura")

- kein einfaches Rezeptbuch, wohl aber ethischer Kompass und geistliche Quelle - ,

allein aus Gnade ("Sola gratia")

- kein leeres Versprechen, wohl aber die Gewissheit der bedingungslosen Annahme Gottes - ,

allein durch Glaube ("Sola fide")

- kein blindes Gefühl, wohl aber Schlüssel des ganzen Menschen zum Zugang der Botschaft - ,

allein in Jesus Christus ("Solus christus")

- kein politischer Religionsstifter, wohl aber menschlicher und zugleich göttlicher Spiegel der universellen Liebe Gottes -

geschieht das Geheimnis neuen Lebens,

wird das Feuer der Freiheit zur Liebe und Verantwortung entfacht.

 

Burkhard Budde

 

 

Begegnung mit einem Zahlenmenschen

 

 

Liberio erlebt seine Freiheit

 

Liberio, der freie Vogel in der neuen Freiheit, taucht ein in die Welt der Zahlen.

 

Begeistert erlebt er ein faszinierendes Feuerwerk guter Zahlen, das Menschen bewegt. Nachdenklich macht ihn jedoch wie eine Flut handfester Zahlen andere Menschen zum Schweigen bringt.

Liberio will der Sache auf den Grund gehen und schaut hinter die Kulissen der glitzernden und dynamischen Zahlenwelt. Er entdeckt Überraschendes. 

 

Da ist einer, der Zahlen anbetet. Er wirkt wie ein treuer Hund, der aus der Hand seines Herrn frisst. Und abhängig, unselbstständig und unmündig bleibt.

Ein anderer verschlingt wie ein hungriger Löwe seine erjagten Kennzahlen. Alles andere – die Qualität des Fleisches zum Beispiel -  war und ist für ihn wohl zweitrangig. Nur diese Zahlen zählen.

Einem quakenden Frosch gleich freut sich einer über den Auftrag, den Sumpf scheinbar negativer Zahlen trocken zu legen. Er erzeugt neue Zahlen, um seinen Auftraggeber von einer „blühenden Landschaft“ überzeugen zu können.

Ein Zähler, der manchmal auch rechnet, aber nicht die Logik des Zahlenwerkes versteht, fühlt sich wie ein schlaues Mäuschen, als es mit dem Speck guter Zahlen aus seinem dunklen Loch ins Helle kriecht, mit dem er gefangen werden soll.

 

Liberio reibt sich die Augen. Und fragt einen Zahlenmenschen: "Verrätst du mir das Geheimnis der Zahlenwelt?" "Gern. Zahlen sind wie Trumpfkarten, um im Machtspiel unterschiedlicher Argumente zu gewinnen. Oder wie Feigenblätter, wenn man beim Theaterspiel die Öffentlichkeit täuschen will."

Liberio will mehr wissen, um besser verstehen zu können. „Natürlich können Zahlen im Eifer des Gefechtes Gefühle abkühlen und wie eine kalte Dusche auf Idealisten wirken, „sagt der Zahlenmensch, „aber sie bleiben stets ein zweischneidiges Schwert, mit dem man etwas beweisen oder widerlegen kann.“ Liberio lässt nicht locker. „Nenn mir ein Beispiel!“ Der Zahlenmensch, der Liberio offensichtlich sympathisch findet, erläutert: „Eine Zahl schweigt, wenn sie nicht in ihrem Zusammenhang gedeutet wird. Zwei Euro sind für einen Obdachlosen viel Geld; für einen Millionär wenig."

 

Nach dieser Begegnung lässt das Thema Liberio nicht los. Er hat einen „Geistesblitz“. Gibt es nicht noch etwas Wertvolleres als Zahlen? Beispielsweise den Wert der Freiheit? Dieser Wert braucht natürlich auch „Zahlen“, um nicht zahn- und wirkungslos zu sein. Aber auf der anderen Seite - und immer mehr dämmert es Liberio - Zahlen können seine Freiheit, sein Leben selbst zu gestalten, nicht ersetzen, ohne dass er seine Würde und Verantwortung verlieren würde. Und für diese Freiheit, beschließt Liberio, will er auch in Zukunft mit kühlem Kopf und offenem Herzen streiten.

Burkhard Budde

 

 

Eine Frau hat Angst

 

 

Ein freies Wort zur unteilbaren Würde

 

Eine Frau hat Angst. Sie lebt seit kurzem in einer Flüchtlingsunterkunft. In ihrer Heimat in Syrien wurde sie von islamistischen Killern verfolgt. Sie gehörte zu den Christen. In ihrer Unterkunft in Deutschland leben viele Muslime, auch Verfolgte, die froh und dankbar sind, die Zeit des islamistischen Terrors hinter sich zu haben. Aber die Christin schweigt lieber. Sagt nicht, dass sie Christin ist.  

 

Auch andere „Ungläubige“ sind traumatisiert. Als Sklavinnen wurden sie gedemütigt und missbraucht. Die Spuren der körperlichen Verletzungen sind nur vernarbt, noch schlimmer ist das Unsichtbare: die Seelen wurden zerstört. Die wegen ihres Glaubens Verfolgten und Vertriebenen haben es schwer, einem Fremden Vertrauen zu schenken. Und doch hoffen sie auf Hilfe im Gelobten Land - der Christen.

 

Dass das reiche und muslimische Saudi Arabien  selbst muslimische Flüchtlinge nicht aufnimmt, haben viele gehört. Aber auch muslimische Flüchtlinge wollen nicht in das Land mit den heiligen Stätten des Propheten. Die Scharia, das islamische Recht, macht ihnen Angst. Körperstrafen wie Peitschenhiebe sind der „Glaubenstreue“  zu viel. Muslimische und christliche Flüchtlinge hoffen auf ein freies und sicheres sowie besseres Leben – in Deutschland.

 

Doch die gebildete Frau hat Angst. Sie weiß: Wer als Muslim Christ wird, kann ein großes Problem bekommen, kann in einem muslimischen Staat mit der Todesstrafe rechnen, in Deutschland mit Bedrohungen und Diskriminierungen durch fanatische Muslime. Wer darüber spricht, wer sich bekennt, hat Nachteile. Und verstehen mich überhaupt meine christlichen Glaubensbrüder hier in Deutschland? Sie schweigt lieber. Sagt nichts Kritisches, Falsches, Angreifbares, Missverständliches.

 

Sie will nur überleben. Aber sie kann nachdenken. Sie hat in ihrer Heimat die Schule besucht, studiert. Haben nicht saudische Großaktionäre  in Deutschland Fuß gefasst?! Und schauen deutsche Politiker nicht lieber weg oder sprechen nicht gerne darüber, wenn es um Menschenrechtsverletzungen in muslimischen Staaten geht, um Geschäfte, Arbeitsplätze in Deutschland und den Weltfrieden nicht zu gefährden?! Gibt es in Deutschland auch Denk-,Sprechverbote,  politische Angst in der versprochenen Meinungs- und Religionsfreiheit?

 

Die Christin, die seelische Hilfe braucht, bekommt beim Behördengang einen arabischen Übersetzer zur Seite. Sie atmet auf. Die Qualen der islamistischen Verfolgung in ihrer Heimat und die schlechten Erfahrungen in der Einrichtung in Deutschland können ausgesprochen werden. Der Übersetzer blickt sie freundlich an und sagt dann in arabischer Sprache zu ihr: „Ich warne dich. Sag nur keine Dinge, die den Islam beschmutzen könnten“. Die Frau schweigt. Sie hat Angst – immer noch und noch mehr.

 

Generalverdacht löst die Probleme nicht. Aber die individuelle Würde aller ist unteilbar. Sie in jeder Situation sowie für alle Menschen zu wahren und zu verteidigen ist zugleich unverlierbare Gabe und engagierte Aufgabe –  von Christen und Muslimen. Um zudem Radikalisierung und Fanatismus zu überwinden sowie Gedanken-, Rede- und Religionsfreiheit ohne Angst und Selbstzensur zu ermöglichen.                                                                                                                      Burkhard Budde 

 

Das Notwendige im Möglichen

 

 

Ein freies Wort zur Flüchtlingspolitik

 

Der Flüchtlingsstrom nimmt unaufhaltsam zu.

Im deutschen Boot ist noch viel Platz, behaupten viele, die edle Motive haben. Und „Wir schaffen das!“ Sie öffnen ihre Herzen und Hände und helfen spontan, ohne egoistische Hintergedanken. Denn Menschen treffen Menschen, die in Not sind.

 

Das Boot ist voll, behaupten andere mit ihrem praktischen Können. Und „Wir können nicht mehr“. Sie weisen auf die wachsende Überlastung der Städte und Gemeinde, der Verwaltungen, der Hilfsorganisationen und der  Ehrenamtlichen hin.  

 

Andere behaupten „Wir wollen nicht mehr!“ Und warten auf einen radikalen Stimmungsumschwung, um ihr eigenes politisches Süppchen kochen und ihre Mitmenschen mit ihren menschenverachtenden Parolen verführen zu können. Nachrichten von Gewalt und Anarchie  in Aufnahmeeinrichtungen schüren Ängste: „Das Boot wird in den Strudel nach unten gezogen.“

 

Jenseits dieser „Positionen“ müssen vor allem die gewählten Politiker der Regierung und der Opposition aufpassen, dass das Boot nicht ins Schlingern gerät, sondern  einen klaren und begründbaren Kurs behält.

 

Jenseits einer lupenreinen Gesinnung („reines Herzens“) und einer herzlosen Verantwortung  („eiskalte Abschottung“) gilt es, den Kompass des Grundgesetzes (z.B. das Asylrecht, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung und Gewaltmonopol des Staates)  sowie das Steuer der praktischen Vernunft (z.B. Kapazitätsgrenzen, Bekämpfung der Flüchtlingsursachen)  in die Hand zu nehmen, um nicht auf das Meer der Ziellosigkeit und des Durcheinanders  getrieben zu werden. Die wachsenden Ängste in der Bevölkerung um Sicherheit und um Stabilität, vor einem Kontroll- und Steuerungsverlust an den Grenzen müssen ernstgenommen werden.  

 

Ein friedliches Miteinander braucht weder Einfalt noch Rohheit, weder Panikmache noch schwärmerische Hoffnungen, sondern eine souveräne und verantwortungsbewusste Steuerung mit Kontrollmöglichkeiten und Durchsetzungskraft. Ein Boot mit rechtsfreien und wertfreien Bereichen, mit abgeschotteten Parallelwelten kann Flutwellen nicht überleben, weil es in der Vielfalt keine identitätsstiftende, schützende und wehrhafte Einheit mehr gibt.

 

 

Wenn auch Kirche und Diakonie auf dem Boot in der Kultur- und Religionsvielfalt Brücken schlagen will, darf sie das spezifisch „Christliche“ nicht als Ballast über Bord werfen. Die christlichen Wurzeln der universellen Würde aller Menschen (dazu zählen z.B. auch christliche  Flüchtlinge, die in den Einrichtungen nicht von anderen Flüchtlingen diskriminiert werden dürfen) sind der Rückenwind, um die politische Kunst des Notwendigen im Möglichen angesichts der Flüchtlingskrise zum Erfolg zu verhelfen. Und in unserer säkularen und pluralistischen Demokratie gibt es den Vorrang des Grundgesetzes über Bibel und Koran. Aber nicht über Gott, sondern – im Sinne der Präambel des Grundgesetzes - in Verantwortung vor Gott.

 

Burkhard Budde

 

 

 

 

Der Glanz des Herbstes

 

Er streichelt die Seele,  

um sie aus dem Schlaf zu wecken.

Er verzaubert die Seele,  

die das Glück festzuhalten versucht.

Er  beflügelt die Seele,  

das Abenteuer neuen Lebens zu wagen.

 

Denn zum Werden gehört das Vergehen.

Und zum Vergehen die Schönheit des Reifens.

 

Burkhard Budde

 

 

Keine Automobilunternehmen

 

Das „Christliche“ als Kompass, Quelle und Instrument

 

Diakoniegemeinschaften können geistig-geistliche Motoren in kirchlichen Einrichtungen sein, diakonisches Profil und ein ganzheitliches Management zu entwickeln. Diese Überzeugung vertrat Dr. Burkhard Budde aus Bad Harzburg, der viele Jahre lang das Braunschweiger Marienstift geleitet hatte, auf der Tagung der Diakoniegemeinschaft der Theodor Fliedner Stiftung e.V. am 9. Oktober 2015 im Franz-Dohrmann-Haus in Marienheide (Oberbergisches Land).

 

Kirchliche Einrichtungen seien keine Produktionsunternehmen wie Automobilunternehmen, sondern als „Lebens- und Wesensäußerung der Kirche“ soziale Dienstleister, die ein christliches Profil brauchten, um erkennbar,steuerbar, wettbewerbsfähig und glaubwürdig bleiben zu können. Das „unverwechselbar Christliche“ sei keine Sahne auf dem Kuchen der Dienstleistungen („nicht nur schöne Predigten“), kein Zucker im Kaffee („nicht nur schöne Worte wie Nächstenliebe“), der sich im Alltag auflöse, kein Übermaßan Salz („keine religiöse Bevormundung“), das die Suppe ungenießbar mache. Es sei vielmehr zugleich ethischer Kompass („christliches Menschenbild“), geistig-geistliche Quelle („biblische Botschaften“) und menschendienliches Instrument („christliches Leitbild, christlich geprägte Unternehmenskultur und -politik“), so Burkhard Budde.

 

Zum „christlichen und ganzheitlichen Management“ gehörten seiner Meinung nach „fünf Siebe“: Ist die Dienstleistung „verantwortbar“ (Evangeliums-gerecht), „wünschbar“ (Menschen-gerecht), „machbar“ (Unternehmens-gerecht),  

 "finanzierbar“ (Markt-gerecht), „vertretbar“ (Vernunft-gerecht)?

 

 

Pfarrer Martin Bach (2.v.r.), Dr. Burkhard Budde (r.) sowie der Vorstand der Diakoniegemeinschaft (v.l.) Rainer Abresch, Jürgen Bräutigam, Sigfrid Halbauer und Bodo Walther.

 

Auf der Veranstaltung, die vom Vorsitzenden der Diakoniegemeinschaft, Diakon Bodo Walther (Wolfenbüttel), geleitet wurde, und an der auch der Vorstand der Theodor Fliedner Stiftung, Pfarrer Martin Bach (Mühlheim), teilnahm, ging es darüber hinaus um die historische Entwicklung der kirchlichen Leitungsstrukturen.  

Zu Beginn in der Geschichte kirchlicher Einrichtungen gab es „theologische Feudalherren“ als fromme Kaufleute (zum Beispiel Friedrich Bodelschwingh,1831 bis 1910). Es folgten „theologische Patriarchen mit ökonomischen Verwaltern“ und „ökonomische Verwalter mit theologischen Repräsentanten“. Der Referent warb für eine gemeinsame theologische und ökonomische Gesamtleitung. In Zeiten des immer häufigeren Diktats einer einseitigen Ökonomisierung, der Effizienzsteigerung um (fast) jeden Preis sowie der Kennzahlenorientierung müssten kirchliche Einrichtungen bzw.Diakoniegemeinschaften das „Diakonische“ stärken. Die glaubwürdige Einheit von Wirtschaftlichkeit (als Grundvoraussetzung des diakonischen Handelns), Fachlichkeit (als notwendige Bedingung), die Ethik (als Kompass und Quelle) sowie die Menschlichkeit (als Seele der Dienstgemeinschaft und aller Dienstleistungen) ermögliche eine Zukunft auf dem sozialen Markt.

 

Flűgelfrei unfrei

 

 

Der Vogel ist frei.

Er kann denken, sagen und tun,

was er will.

 

Er ist zugleich unfrei.

Sein Denken, Sagen und Tun

ist immer auch gestutzt. 

 

Er wird wieder frei.

Im Gewohnten denkt, sagt und tut er Neues.

 

Er bleibt frei.

Er muss nicht stets alles denken, sagen und tun.

 

Der Vogel ist flűgelfrei unfrei,

aber mit Flűgeln frei zum Leben,

bewegt vom Leben, 

damit er sein Leben lebt,

frei genug zur Liebe in Verantwortung.

 

Burkhard Budde  

 

 

 

Weg der Einheit in Vielfalt

 

 

Erinnerungen an die DDR-Zeit

 

Während meines Studiums lernte ich im Jahre 1973 einen Theologiestudenten kennen, der Mitglied  der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) war. Wir diskutierten häufig und intensiv über die „Menschlichkeit“ des DDR-Systems. Als er wieder einmal an einer politischen Schulung der DKP in Ost-Berlin teilgenommen hatte, stand das Thema „Friedensgrenze“ erneut auf der Tagesordnung unseres Stammtisches.  

Er betonte die Solidarität der Genossen im „Arbeiter- und – Bauernstaat“. Ich selbst wies auf die fehlende Solidarität gegenüber Andersdenkenden hin, die den Stasi-Staat verlassen wollten, weil sie von der Freiheit träumten. Er selbst wollte als damaliger Pazifist im Zweifel lieber „rot“ sein, aber im Blick auf den Todesstreifen auch nicht tot.

 


Wir beide waren überzeugte Anhänger der Meinungsfreiheit. Ich bat ihn, doch bei der nächsten Schulung in Ostberlin nach dem Sinn der Mauer und des Todesstreifens zu fragen. Mein Freund, eine ehrliche, aber keine naive Haut, mutig und gewissenhaft, aber auch kein missionarischer Eiferer, versprach es „wegen des Beweises der Meinungsfreiheit“, tat es und hatte sein „Damaskus-Erlebnis“.

Er wurde nie wieder zu „propagandistischen Kaderschulungen“, so nannte er von nun an diese „Schulungsarbeit“, eingeladen. Aber mit diesem geistig-politischen Befreiungsschlag konnte er „sehr gut leben.“ Er trat aus der Partei aus und wurde Mitglied einer demokratischen Partei (nicht meiner Partei; aber darunter hat unsere Freundschaft nicht gelitten).

 

Heute sieht er die „proletarische Kultur“ der DDR mit der häufig schweigenden Hinnahme und provisorischen Annahme der Zustände im Alltagsleben, der Willkür und Abhängigkeit der Justiz von der Partei, sehr kritisch.  Als (neuer) Anhänger einer „bürgerlichen Kultur“ mit der Freiheit und Vielfalt des Geistes, des Unternehmerischen, des Kulturellen, des Politischen, ja des individuellen und selbstbestimmten Lebens, setzt er sich für die „Innere Einheit“ ein – für die Gleichheit und Entwicklungsmöglichkeit der Ungleichen in einer pluralistischen Gesellschaft auf der gemeinsamen Grundlage des Grundgesetzes als dem Fundament des Fundamentes aller Deutschen. Dazu gehören insbesondere Menschenwürde, Menschenrechte, Gleichberechtigung, das Mehrheitsprinzip, freie Wahlen, ein echter Wettbewerb der Parteien, „politische Macht auf Zeit“, aber auch der gewaltenteilende Rechtsstaat sowie das staatliche Gewaltmonopol.

 

 

Häufig hatten mein Freund und ich auch über die Unterschiede von zentraler Planwirtschaft, die den Mangel „sicher“ verwaltete, und sozialer Marktwirtschaft, die Wohlstand und Soziales  ermöglicht,  gesprochen. Dass dieser Traum sowie dieses Verständnis von der sozialer Marktwirtschaft, die die Menschen nicht ausbeuten, sondern ihnen ihre Würde und Freiheit geben will, – und das wissen nicht nur wir beide - noch nicht überall verwirklicht worden bzw. angekommen ist, kann am 3. Oktober 2015 ein Weckruf sein, mit kühlem Kopf, brennendem Herzen und offenen Händen den Weg der Einheit in gerechter Vielfalt Schritt für Schritt weiter zugehen. Das bedeutet auch, nicht nur zu jammern oder um jeden Preis recht haben zu wollen, sondern sich selbst aus seinem Sumpf zu ziehen oder gezielt und begründet Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, damit Solidarität mit den wirklich Schutz- und Hilfsbedürftigen möglich bleibt.

Burkhard Budde       

 

 

 

Ein Hafen vor der Haustür

 

 

„Drehkreuz der Region“

 

Das hat er nicht erwartet. Mit großen Augen bestaunt der Jungunternehmer aus Hannover einen riesigen Kran. Er steht mitten im Hafen Braunschweig, der sich im Norden der Stadt in der Nähe der Autobahn 2 befindet. Zum - für viele unbekannten - „Drehkreuz der Region“ gehören insgesamt sieben Universalkräne bis 35 Tonnen, zwei Containerbrücken, ein Schüttgutverladeband, Pumpstationen für Mineralöl oder Flüssigdünger sowie mobile Umschlaggeräte.  

 

 

Der Hannoveraner, der Teilnehmer einer Besuchergruppe des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft Global Economic Network e.V. (BWA) ist, befindet sich an einer 1.250 Meter langen Kaimauer am Mittellandkanal. Vom Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig mbh, Jens Hohls, erfahren die Besucher, dass das Gleis für die Hafenbahn 15Kilometer lang ist, dass es im Hafen (Gesamtfläche 63 ha) noch die „letzte öffentliche“ LKW- Waage (bis zu 60 Tonnen), ein Containerterminal sowie Rampen- und Siloanlagen gibt. 

Stolz weist der Hafenmanager darauf hin, dass sein Hafen ein jährliches Umschlagvolumen von etwa einer Mio. Tonnen hat (Schiffsumschlag 700000, Bahnumschlag 200 000, Container 60 000). Vor allem Fahrzeuge, Maschinen, Fertigprodukte (25 Prozent), Land- und forstwirtschaftliche Produkte (25Prozent), aber auch Steine und Erden (20 Prozent) und Brennstoffe „kommunizieren“ mit den Seehäfen Hamburg und Bremerhaven. Wer einen Tag im Hafen verbringt, kann täglich drei bis fünf Schiffe (bis 1300 Tonnen Tragfähigkeit und bis 100 Meter Länge) beobachten.


 

Die Besuchergruppe, die am 29. September 2015 auf Einladung von BWA-Mitarbeiterin Silvia Schüller zum „Außenwirtschafts-Roundtable Niedersachsen“ in die Stadt Heinrichs des Löwen gekommen ist, will auch etwas über die Zukunft eines Binnenhafens wissen. Für Jens Hohl müssen Wirtschaftlichkeit („Massengutverkehrsträger haben viele Vorteile.“), Zuverlässigkeit („Nicht die Transportdauer ist entscheidend, sondern die Pünktlichkeit.“), Umweltfreundlichkeit („Der Kohlenstoffmonoxid-Ausstoß wird reduziert.“) weiterhin stimmen, um zukunftsfähig zu sein; vor allem habe die Wasserstraße jedoch eine Reservekapazität von 50 Prozent („Die Schiene hat ihre Grenze erreicht, die Straße ist überlastet.“)   

Auch das hört der Unternehmer aus Hannover in Braunschweig gern, der geschäftliche Kontakte in China pflegt. Er weiß, dass der lange Seeweg nach China direkt am Braunschweiger Hafen beginnt – direkt vor der regionalen und niedersächsischen Haustür.

 

Burkhard Budde

      

 

Das Häuschen auf der Schüppe des Humors

 

Ralf Schmitz bewegte auch scheinbar Unbewegliche

 

 

„äAus dem Häuschen“ – ein Bewegter bewegte auch die scheinbar Unbeweglichen. Es dauerte nicht lange und Top-Comedian Ralf Schmitz hatte die Herz- und Lachmuskeln (fast) aller Teilnehmer seiner Show in Hildesheim am 27. September 2015 gekitzelt und in Schwung gebracht.

Genial brachte der 40jährige Leverkusener irrsinnige und irrende Herausforderungen rund um Baustellen auf den Punkt eines komisch-selbstironisierenden Humors. Auf der Dauerbaustelle - auf der Schüppe des Witzes und der Komik - tauchten immer wieder unbekanntes Bekanntes und bekanntes Unbekanntes auf.


 

Glück hatte und Instinkt bewies der professionell Bewegte auch mit seiner Personenauswahl aus dem Publikum, die die Bühne und die Halle zu einem bewegend-bewegenden Häuschen lachenden Mitgefühls machte.
Burkhard Budde

 

Die Sehnsucht nach Freiheit

 

 

Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt

 

Zwei Vögel lebten in einem Käfig. Eines Tages sagte der eine Vogel mit dem Namen Liberio: „Ich will hier raus. Ich will nicht länger nur bemuttert, bevormundet, beobachtet oder bestaunt werden“. Der mächtige Adler, der am Himmel majestätisch seine Kreise zog, hatte in ihm die Sehnsucht nach Freiheit geweckt. „Auch ich möchte in meinem Leben über mein Leben selbst bestimmen.“

 

 

Das verstand der andere Vogel mit dem Namen Adam nicht: „Ich will hier bleiben. Ich pfeife auf die Freiheit eines Adlers. Der Schutz des Käfigs ist mir wichtiger.“ Die Katze, die häufig um den Käfig schlich, hatte ihm Angst eingeflößt. Liberio schüttelte den Kopf: „Du opferst die Freiheit auf dem Altar der Sicherheit.“ Adam aber antwortete: „Habe ich nicht auch die Freiheit, ein Leben in Unfreiheit zu führen?“ Liberio kochte: „Willst du dich wirklich freiwillig durch Singgebote oder Verbote gängeln lassen?“

 

Der Streit wäre eskaliert, wenn nicht der Eigentümer des Käfigs gekommen wäre. Er öffnete die Tür zum Käfig und sagte: „Ich gebe euch eure Freiheit zurück. Eure Bestimmung ist zu fliegen.“ Liberio nutzte diese Möglichkeit, Adam nicht.

 

Liberio lernte das Fliegen und dabei viele andere Vögel kennen, aber kein Paradies. Manche Vögel sangen fröhlich um die Wette oder kuschelten zärtlich miteinander. Andere flogen solidarisch im Schwarm, andere waren im Alleingang auf Kosten anderer unterwegs. Wieder andere steckten den Kopf in den Sand oder versteckten sich im Gebüsch. Manche sägten an dem Ast, auf dem sie selber saßen. Adler, die in ihr geliebtes Ich verliebt waren, versuchten andere Vögel mit Zwang zu beglücken. Wenn das Futter knapp war, pickte einer dem anderen die Körner weg. Wenn Katzen auftauchten,war jeder Vogel sich selbst der Nächste.  

 

Auch Liberio musste lernen, mit seiner neuen Freiheit umzugehen. Er erkannte, dass der im Käfig gebliebene Adam eine unverlierbare Würde hat, dass es aber auch keine äußere und innere Freiheit ohne Würde gibt. Dass Freiheit ohne Maßstäbe zur Willkür, ohne Tabus zur Schrankenlosigkeit, ohne Halt zur Maßlosigkeit, ohne Herz zur Gleichgültigkeit und ohne Unterschiede zur Gleichmacherei führt. Dass seine Freiheit sogar eingeschränkt werden darf und muss, wenn ein anderer Vogel einen Schaden erleiden könnte. Vor allem dass der Preis der Freiheit die Eigenverantwortung ist, sich auf neue Bedingungen einzulassen.

 

„Freiheit kann anstrengend sein“, seufzte Liberio. „Und manchmal sehne ich mich nach dem alten Leben zurück, weil ich denke, ich hätte nur den Käfig gewechselt.“ Es sei eben nicht alles Gold, was glänzt. „Aber dann, wenn ich den Staub und Schmutz falscher Erwartungen entfernt habe, entdecke ich erneut das Gold der Freiheit, Sinn und Glück im eigenen und fremden Leben, wenn ich es gestalte und verantworte.“

 

Und im Gespräch mit Adam fügte er noch hinzu: „Jetzt bin ich sogar so frei, mich an den Befreier zu binden, der uns die Freiheit zur Liebe geschenkt hat.“ Das bedeutet - und in  dieser Frage waren sich beide einig – auch die persönliche Freiheit zum argumentativen Widerspruch und friedlichen Widerstand gegenüber der Unfreiheit in einem Käfig und außerhalb eines Käfigs.   

 

Burkhard Budde

 

 

Bischof im Gespräch mit der Politik 

 

 

Landesbischof Dr. Christoph Meyns, der die Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig repräsentiert, besuchte am 21.September 2015 den CDU Landesverband Braunschweig, der vom Landtagsabgeordneten Frank Oesterhelweg geleitet wird. In der Kreisgeschäftsstelle der CDU Braunschweig wurde u.a. auch die Flüchtlingspolitik diskutiert. FrankOesterhelweg, der kraft Amtes dem Bundesvorstand der CDU angehört, betonte die Notwendigkeit der gemeinsamen Verantwortung von Staat, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für das Gemeinwesen in der Flüchtlingsfrage.

 

Der CDU Landesverband Braunschweig, einer von drei Landesverbänden im heutigen Niedersachsen (Braunschweig, Hannover, Oldenburg), hat seine Wurzel im früheren Herzogtum Braunschweig. 1946 verlor das aus dem Kerngebiet herausgegangene Land bei der Neuordnung der deutschen Länder seine Selbstständigkeit. DurchVerordnung veranlasste die britische Militärregierung die Bildung des Landes Niedersachsen, in welches Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Schaumburg-Lippe aufging. 

 

Der CDULandesverband Braunschweig umfasst den Kernbereich des früheren Herzogtums Braunschweig, aber nicht die gesamte Region Braunschweig. Ihm gehören die Kreisverbände der beiden kreisfreien Städte Braunschweig und Salzgitter sowie die der Landkreise Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel an.

 

Zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig zählen rund 400.000Mitglieder in über 400 Gemeinden und 13 Propsteien zwischen Wolfsburg und Bad Harzburg, Peine und Helmstedt sowie in den Exklaven Calvörde und Blankenburg (Sachsen-Anhalt).

Die Landeskirche unterhält mehr als 400 Kirchen und Kapellen; darunter historisch wertvolle Gebäude wie den Braunschweiger Dom (12. Jahrhundert) oder dieWolfenbütteler Hauptkirche (Anfang 17. Jahrhundert).

 

 

Perlen in Braunschweig werden unterstützt

 

 

Wie eine Perle erscheint die Braunschweiger Jugendkirche in der kirchlichen Landschaft. Die Kirche an der Herzogin-Elisabeth-Straße 80a öffnet vielen jungen Menschen die Tür zu einer bunten und vielfältigen Kultur, aber auch zu sozialen und persönlichen Kontakten sowie zu sinnstiftenden Erlebnissen und Erfahrungen im kirchlichen Raum.  

 

In diesem lockeren, „niedrigschwelligen“ Rahmen können zudem Zugänge zu Werten wie Fairness, Toleranz und Verständigung, aber auch zu spirituellen Entdeckungen mit biblischen Botschaften geschaffen werden. Oder es wird einfach „zweckfrei“ gefeiert – eine weitere wichtige Erfahrung in einer Zeit, die ständig nach der Nutzen- und Effizienzoptimierung schielt.

 

Der REWE- Bezirksmanager Ralf Keffel und Filialleiter Michael Bösche sowie weitere REWE-Mitarbeiter freuten sich, die Jugendkirche mit der symbolischen Übergabe einer Geldsumme von 5000 Euro bei der Langen Bandnacht in der St.Matthäus-Kirche am 18. September 2015 unterstützen zu können. Die REWE- Kunden hatten diesen Betrag bei der letzten REWE-Spendenpfandaktion möglich gemacht.

 

Auch die anwesende Landtagsabgeordnete Heidemarie Mundlos sowie ihr Mann Bernd waren beeindruckt von den vielen „Pfandtastisch“- Aktivitäten in Braunschweig – in der Vergangenheit zum Beispiel für das Frauenhaus, das Kinder- und Jugendschutzhaus, das Tierheim, den Pflegekinderdienst, das Hospiz.

 

Alles beispielhafte und vorbildliche Perlen, die (weitere) Unterstützung verdienen.

 

Burkhard Budde/ Foto: Siegfried Nickel 

 

Ohne Moralkeule mit Herz, Kompass und Verantwortung

Gesinnung und Verantwortung in der Flüchtlingsfrage  

 

Was soll man tun, wenn ein Mensch flüchtet, weil sein Leben auf dem Spiel steht, und er um Hilfe bittet?

Soll man dann seine Augen und Ohren sowie sein Herz verschließen?

Den Kopf in Sand stecken, um sich die Not nicht länger ansehen zu müssen?  

Die offenen und versteckten Hilferufe überhören?  

Die Hände zu Fäusten ballen, damit der Fremde dem Gewohnten nicht zu nahe kommt?  

Oder vor dem Flüchtling in kluge Reden flüchten oder ihn im Blick auf „bessere Zeiten und Strukturen“ vertrösten? 

 

Wer ein Mensch mit Gefühlen ist - keine seelenlose Maschine - und nicht nur an die Optimierung seiner eigenen Vorteile denkt - handel tmenschlich, lässt sich gefühlsmäßig ansprechen und be-wegen. Vielleicht versucht er auch, sich empathisch in die andere Situation hineinzuversetzen, also einen gewissen Perspektivenwechsel vorzunehmen, um die Person und seine Situation noch besser zu verstehen und Verständnis zeigen zu können. Oder erspendet, Geld, Zeit oder etwas ganz anderes.

 

Diese wichtige menschliche Quelle der Gesinnung und Einstellung („Es geht doch um Menschen!“), die Mitleid hat und Mitleiden kann - und zwar unabhängig z.B. von der nationalen Herkunft, der Religion, der Weltanschauung, der Bildung, des „demographischen, wirtschaftlichen und politischen Nutzens“ – braucht jedoch einen politischen Kompass der gemeinsamen Verantwortung sowie der praktischen Vernunft, um sowohl dem Hilfesuchenden als auch dem Helfer und der Gesellschaft insgesamt gerecht werden zu können.

 

Wer als verantwortungsbewusster Politiker gestalten - nicht nur die Not verwalten oder sich nur auf der Woge der Gefühle feiern lassen will - muss rechtzeitig die Folgen, Wechsel- und Nebenwirkungen seines öffentlichen Tuns oder Lassens mitbedenken. Gefühle, Stimmungen kommen und gehen, sie wandeln sich wie die Wolken am Himmel, die zwar für das Wetter nicht unwichtig sind, aber das Wetter allein nicht bestimmen.

 

Wichtig sind spontane und aktuelle Hilfen; auf Dauer jedoch noch wichtiger sind strukturelle und konzeptionelle Hilfen mit dem Ziel der werteorientierten Integration, die von der aufnehmenden Gesellschaft mitgetragen und mitverantwortet wird.  

Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, das Nötige und Mögliche, Freundlichkeit und Höflichkeit sind die Luft zum Atmen; die Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte jedoch sind der Sauerstoff zum gemeinsamen Leben in gegenseitigem Respekt und in gegenseitiger Achtung.

 

Damit keine abgeschottete Parallelwelten entstehen oder gestärkt werden, sollte sehr früh ehrlich über das geistige Einheitsband sowie über den sozialen Kitt in unserer pluralistischen und offenen Gesellschaft aufgeklärt werden; zum Beispiel: Im Zweifel ist in Deutschland das Individuum wichtiger als das Kollektiv, haben Menschenwürde, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung Vorrang vor Familienwürde und Familienehre.  

Das deutsche Grundgesetz ermöglicht die Meinungs-, Religions-, Wissenschafts-, Versammlungs- und Berufsfreiheit; diese Freiheiten können nicht einfach von der Bibel oder dem Koran außer Kraft gesetzt werden.  

Der unabhängige Rechtsstaat mit seinem Gewaltmonopol schützt die Freiheit und Vielfalt aller, aber auch des Einzelnen, der für sein Leben verantwortlich ist.  

Der solidarische Sozialstaat bietet ein vielfältiges Netz an Hilfen an, erwartet aber auch eigene Anstrengungen bei der Hilfe zur Selbsthilfe.  

Die wehrhafte Demokratie ist grundsätzlich für jeden Menschen, der in Not geraten ist und um Asyl bittet, offen, aber nicht für alles, - und das gilt für alle - nicht für Hass und Intoleranz, Fanatismus und Gewalt, Missbrauch und Ignoranz.

 

Gesinnungsethik, die die Moralkeule liegen lässt, und Verantwortungsethik, die einen  Kompass in die Hand nimmt, sind zwei Seiten einer Medaille: des friedlichen Miteinanders und Füreinanders.

 

Burkhard Budde  

 

 

Der Roboter – Assistent, Chef oder Gott?  

 

 

Als Assistent

 

Als der Roboter noch ein Roboter war, sagte sein Programm zu ihm: „Jetzt ist die Zeit gekommen,dass du noch mehr arbeitest.“ Und er arbeitete noch schneller und genauer, rund um die Uhr und rund um den Globus.

 

Selbst Tätigkeiten, die sehr eintönig waren und ermüdeten, keinen Spaß machten, ja gefährlich werden konnten, leistete er ohne zu klagen oder gar zu widersprechen. Sozusagen auf Anweisung schuf er nach Schema F Spitzenprodukte, die die Arbeitsplätze verbilligten und die Firma auf dem großen Marktwett bewerbsfähig machten. Auch half und bediente er wie selbstverständlich Menschen, zum Beispiel im Haushalt und im Garten, selbst bei der Pflege. Dafür und für vieles mehr wurde er bewundert und erhielt viel Anerkennung.

 

Die Menschen konnten sich auf andere Dinge konzentrieren, gleichsam über den Dingen stehend das Ganze sehen, auf das Schöne und Wahre, das Gute und Wesentliche, den Genuss und den Wohlstand. In atemberaubender Geschwindigkeit automatisierten, digitalisierten und computerisierten die Forscher und Techniker die Welt – natürlich  immer mit Hilfe des Roboters. „Gut, dass es den Roboter gibt“, sagten sie, obwohl sie mit ihm nie richtig zufrieden waren und ihn deshalb immer weiter entwickelten.

 

Als Chef

 

Eines Tages – der Roboter hatte sich immer mehr vernetzt und dazugelernt - sagte sein Programm zu ihm: „Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du nicht nur als Assistent der Menschen arbeitest, sondern ihre Arbeit auch bestimmst.“ Er hörte auf sein Programm, befreite sich immer mehr von den Fesseln der Menschen, wurde immer selbstständiger und dynamischer. Und machte sich schließlich auf den Weg, die ganze Welt zu erobern.

 

In Fabrikhallen zog eine unheimliche Menschen- und Gefühlsleere ein. In Krankenhäusern und Altenheimen herrschten normierte und standardisierte Arbeitsabläufe; eine gespenstische Stille und Routine breitete sich aus. In Geschäften und in der Gastronomie verspürte man eine kühle Coolness, die mit herzlichen Gefühlen Theater spielte. In einem Haus wurde ein Sterbender von einem freundlichen Roboter begleitet, der aber keine wirkliche Empathie zeigte und nicht trösten konnte. Roboter wurden erfolgreiche Fußballspieler und Klavierspieler und vieles mehr, weil sie eben bessere und billigere Leistungen erbringen konnten.

 

Als Gott?

 

Eines Tages - der Roboter fühlte sich immer pudelwohler, weil er immer unkontrollierbarer geworden war -  sagte sein Programm zu ihm: „Jetzt ist die Zeit gekommen, dass du nicht nur der Chef der Menschen bist, sondern auch ihr Gott.“ Und der Roboter, der keine Vorstellung von Gott hatte, machte sich auf den Weg, Gott zu finden. In den Kirchen, Synagogen und Moscheen traf er zwar Menschen, die beteten und sangen, aber keine strahlenden Augen hatten. Er hörte manchmal kluge und schöne Worte, die er aber nicht verstand, weil sie roboterfremd waren. Das Verhalten mancher, die vom Gott des Frieden zwar redeten, aber selbst Unfrieden stifteten, konnte er nicht einordnen. Auch das Menschen ihn, den Roboter, als Gott ansahen, ihm huldigten und ihm ihre Gesundheit opferten, konnte er nicht achvollziehen, auch wenn er an sich nichts einzuwenden hatte. Noch mehr Menschen jedoch begegneten ihm, die gleichgültig waren, aggressiv wurden oder ihn einfach mit großen ungläubigen Augen ansahen, wenn er nach Gott fragte.

 

Mit Programm im Programm

 

Eines Tages – der Roboter wollte schon die Anweisung seines eigenen Programmes ignorieren oder auch infrage stellen – sagte ein Programm im Programm: „Jetzt ist die Zeit der Umkehr gekommen, damit das Programm nicht abstürzt und alles aus den Fugen gerät.“ Und der Roboter, der eine ihm sonst unbekannte  Sehnsucht nach Überleben verspürte, machte sich auf den Weg, das Programm im Programm kennenzulernen.

 

Dieses hatten einzelne Menschen für das Innere des Roboters entwickelt, die erkannt hatten, dass sie das Gesetz des Handelns erneut in die Hand nehmen müssten, wenn die fortschreitende Entmenschlichung, Entwürdigung und Entmündigung nicht aus dem Ruder laufen solle. Dabei half ihnen der Kompass der Werte wie die Würde und Freiheit des Menschen. Und mach eorientierten sich auch an dem Programm des Gottes, der mit seiner überlieferten Botschaft Hilfe im Leben für das Leben anbietet: „Der Roboter ist um des Menschen willen da. Und nicht der Mensch um des Roboters willen.“  

 

Die Zeit war offenbar für Menschen mit klugem Kopf, aber auch mit Bauchgefühl gekommen,  - bei allem notwendigen Fortschritt – die Verantwortung für eine dienende Roboterentwicklung wahrzunehmen.  

 

Mit Zukunft als Roboter

 

Zukunft - zu dieser Überzeugung gelangen immer mehr weiterdenkende Menschen - gibt es nicht ohne Roboter. Aber ohne Menschen haben auch Roboter keine Zukunft. Kein Mensch kann seine Verantwortung auf Roboter abschieben. Kein Roboter kann Menschen ihre Verantwortung abnehmen, nach bestem Wissen und Gewissen innovativ zu sein.

 

Und für Christen ist Gott Mensch und nicht Roboter geworden, damit der Mensch – auch mit Hilfe des Roboters - menschlich bleiben kann.

 

Burkhard Budde

 

 

Ich, Du, Wir

 

 

Ohne das Du gibt es kein Ich,

ohne das Ich kein Du.

 

Tragen und ertragen,

durchtragen und vertragen,

hintragen und wegtragen,

kann nur das Ich im Du

und das Du im Ich.

 

Das geliebte Du bleibt

verantwortlich für das Ich,

das liebende Ich für das Du.

 

Aber ohne das freie Ich gibt

es keine persönliche Verantwortung

für das gemeinsame Wir.

 

BurkhardBudde

 

 

Das süße Geheimnis der Liebe

 

 

Zwei frisch Verliebte wurden gefragt: „Liebt ihr euch wirklich?“ Die Frage erschien so überflüssig wie ein Kropf. Aber sie wurmte denn doch.

 

„Gleichgültigkeit ist das Schlimmste, was unserer Liebe passieren könnte“, vermutete die Frau nach einer Denkpause. „Aber so was kann ich mir nicht vorstellen“.

 

Und der Mann kam zu dem Ergebnis: „Wenn wir uns nichts mehr zu sagen haben, ist unsere Liebe am Ende. Aber auch das ist für mich undenkbar.“

 

Also wurde das „überflüssige“ und nervige Nachdenken vom Tisch gefegt. Denn wichtiger waren die drei Geschwister ihrer Liebe, die immer wieder auftauchten.

 

Das eine Geschwisterkind erschien zunächst wie ein schwarzes Schaf, weil es unangepasst und haltlos wirkte. Aber wenn man erlebt, wie stürmisch und prickelnd es sein kann, Klischees zu überwinden, den Körper mit allen Sinnen zu erobern und sich gemeinsam in eine neue Sphäre tragen zu lassen, dann muss man dieses Kind einfach lieb haben.

 

Das andere Geschwisterkind erschien zunächst wie ein Sorgenkind, weil es naiv und schwärmerisch wirkte. Aber wenn man erlebt, wie glücklich und zugleich vernünftig es sein kann, Vertrauen zu wagen, weil Offenheit und Ehrlichkeit,Verschwiegenheit und Verlässlichkeit sowie Vergebung und Neuanfang immer wieder neu erfahrbar sind, dann muss man auch dieses Kind einfach lieb haben.

 

Das dritte Geschwisterkind erschien zunächst wie ein Sonderling, weil es steif und berechnend wirkte. Aber wenn man erlebt, wie hilfreich und einleuchtend es sein kann, Verantwortung für sein Tun und Lassen, für seine Mitwelt und Nachwelt wahrzunehmen sowie fürsorglich zu sein, dann hat man auch dieses Kind einfach lieb.

 

 

Und die Verliebten und Geliebten setzten gleichsam ihre rosarote Brille ab und entdeckten: Leidenschaft, Vertrauen und Verantwortung gehören untrennbar zu ihrer wachsenden Liebe.

 

Ob sie sich denn wirklich lieben?

Eine giftige Frage?  

Oder vielmehr ein süßes Geheimnis, das langsam reift.

 

Und Liebenden offenbar wird.

 

Burkhard Budde

 

 

Themen, die unter die Haut gehen?!

 

 

1000. Ausgabe des Magazins „Blickpunkt Glaube“

 

Themen, die junge Menschen neugierig, ältere Menschen nachdenklich machen? Die unter die Haut gehen oder Menschen aus der Haut gehen lassen?

Das Magazin „Blickpunkt Glaube“, das seine 1000. Ausgabe am Sonntag, 27. September um 16 Uhr bei Radio Okerwelle ausstrahlt, versuch tdie Themen Religion, Glaube und Kirche in der Region Braunschweig ins Gesprächzu bringen.

 

Seit dem Sendestart am 1. Mai 1997 gibt es an jedem Sonntagnachmittag ein einstündiges Magazin, das über „Religiöses“ informieren sowie „Religiöses“ erklären will, aber auch eine relevante religiöse Botschaft in der Zeit für die Zeit zu vermitteln versucht. Ein Team ehrenamtlicher Mitarbeiter unter der Leitung des katholischen Pastoralreferenten Peter Temme ist verantwortlich für diesen Dienst, an dem von Anfang an auch Hartmut Bienmüller vom Vorstand der Braunschweiger Friedenskirche beteiligt war.

 

Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.n.r.) stehend Dr. Andreas Döring, Ursula Hellert, Dr. Burkhard Budde, Hartmut Bienmüller, Axel Uhde, Wolfram Bäse-Jöbges (zukünftiger neuer Geschäftsführer bei Braunschweigs Bürgersender in der Karlstraße); sitzend im Vordergrund Peter Temme.

 

Zur Vorbereitung der 1000. Ausgabe von „Blickpunkt Glaube “trafen sich am 2. September Ursula Hellert, Gesamtleiterin des CJD Braunschweig, Dr. Andreas Döring, NDR-Redakteur, sowie Dr. Burkhard Budde, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Marienstiftes, um unter der Leitung von Axel Uhde, Geschäftsführer von Radio Okerwelle, im Studio über den „Blickpunkt Glaube“ zu diskutieren.

 

Zu empfangen ist Radio Okerwelle auf der Frequenz 104,6 MHz und in den Kabelnetzen auf 101,65 MHz sowie als Livestream im Internet auf www.okerwelle.de.

 

   

Ritterliche Gefühle auf einem Rittergut

 

 

Einsatz für Liebe und Freiheit

 

Eine Hochzeitsfeier auf einem alten Rittergut ist ein besonderes Erlebnis.Moderne ritterliche Gefühle werden geweckt, die das menschliche und soziale Handeln nachhaltig beflügeln:

 

 

Den Einsatz für die Liebe, die die Würde aller Menschen achtet, verteidigt und zu ermöglichen sucht.

Den Einsatz für die Freiheit, die an Recht und Gesetz gebunden ist sowie ihre Verantwortung wahrnimmt.

Den Einsatz für Gerechtigkeit, die Chancen für alle anstrebt und den Ausgleich der Ungleichen sucht sowie stets auch an die Mit- und Nachwelt denkt.

Den Einsatz für die Wahrheit, die Täuschung und Heuchelei, Angst und Neid überwindet und ein wahrhaftiges und gleichberechtigtes Leben ermöglicht.

Der Einsatz für die Gemeinschaft, die die Entwicklung aller fördert sowie die Fairness, Kompromissbereitschaft, Vergebung,die Liebe wachsen lässt.

Den Einsatz für den Nächsten, der in jedem Menschen begegnet und der in einer konkreten Situation die vernünftige Hilfe bekommt, die seine Not wendet.

Den Einsatz für die Gesellschaft, die Vielfalt und Freiheit in der Einheit bewahrt, Sicherheit und Schutz gewährt sowie Offenheit mit Verbindlichkeit verbindet.

 

 

Viele ritterliche Taten finden im Verborgenen statt. Bei einer Hochzeitsfeier braucht kein moderner Ritter – kein Gutmensch, aber aktuelles Vorbild in Menschlichkeit - das Licht der Öffentlichkeit  scheuen. Seine Taten bringen ohnehin mehr Licht in das Dunkel aller Lebensbereiche.

Und können nicht übersehen werden.

 

Burkhard Budde

 

Ritterschlag eines neuen Wettkampfes

 

 

Bei einem Wettkampf treffen sich unterschiedliche Ritter.

 

Ein Ritter kommt hoch zu Ross daher. Stolz und überheblich lächelnd blickt er auf das Fußvolk herab. Und er kann auch vieles besser als seine Gegner und Vasallen. Er hat deshalb Macht und Einfluss, Geld und Ansehen, Anhänger und viele „gute“ Freunde.

Aber sein Pferd wiehert: „Hoffentlich bleibt er sattelfest und fällt nicht eines Tages auf die Nase.“

 

Ein anderer Ritter fuchtelt mit seinem Schwert. Aggressiv und mit finsterer Miene bedroht und ängstigt er Zuschauer, aber auch seine Mannschaft. Und er hat mit dieser Methode offenbar sogar Erfolg: Er lebt sehr gut wie die Made im Speck, auf Kosten und zu Lasten Dritter.

Aber sein Pferd wiehert: „Hoffentlich bleibt er stark, sonst kann er ein Wunder erleben.“

 

Ein weiterer Ritter trägt eine schöne Rüstung. Scheinbar sympathisch und freundlich wirbt er für Wohltaten und das Gemeinwohl. Und viele glauben ihm, folgen und unterstützen ihn, übersehen jedoch die Wirklichkeit hinter der geschmückten Panzerung, seine Selbstsucht, seine Herrschsucht, seine Prestigesucht.

Aber sein Pferd wiehert: „Hoffentlich bleibt der Schein stärker als das Sein, sonst behüte uns Gott.“

 

Ein vierter Ritter taucht auf und versucht sein Pferd zu beruhigen: „Vom Pferderücken aus kann man weiter sehen. Mit einem Schwert sich mehr Respekt verschaffen. Mit einer Rüstung sich besser schützen.“

Aber das Pferd wiehert fragend: „Ist das denn wirklich alles?!“

 

Der Ritter steigt von seinem Pferd herab, ohne die Nase zu rümpfen.

„Mehr als alles ist der alltägliche Kampf des Guten auf dem Boden der Tatsachen.“

Und er verteidigt die Freiheit angesichts vieler Bedrohungen, schützt die Würde angesichts vieler Verletzungen, ermöglicht die Suche nach der Wahrheit angesichts vieler Täuschungen. Er setzt sich für die Rechte der Schwachen und Minderheiten ein und kämpft für ein gerechteres Leben.

Und sein Pferd wiehert fröhlich: „Dieser Wettkampf ist ein Ritterschlag.“

 

Burkhard Budde

 

 

Mit Entdeckerblick Zukunft gewinnen

 

 

Wenn jemand seine Talente entdeckt hat, kann er sich leichter entwickeln. Erträgt aber auch eine besondere Verantwortung für andere. Er kann „an jedem Ort“, so die Pfarrerin Petra Rau in ihrer „Salzpredigt“ am 23. August 2015 anlässlich des Salz- und Lichterfestes der Stadt Bad Harzburg, wie ein Lichtsein, "dass die Welt ein Stück heller machen kann."

 

Als historisches Beispiel nannte die Predigerin Herzog Julius, der das Salzfest 1575 gestiftet hatte. 1569 war die Solequelle am Fuße des Burgberges entdeckt worden; 1575 begann man mit einer regelmäßigen Salzproduktion – Grund für den Herzog, die Wirtschaftspolitik neu zu gestalten, aber auch „Gott dem Allmächtigen mit einer Predigt“ zu danken („gedancket“).

 

Gleichzeitig förderte der Herzog – seinen persönlichen Gaben entsprechend – die „Herrschaft des Geistes“, Kunst und Kultur. Weitere herzogliche Weichenstellungen, die sich direkt oder indirekt bis zum heutigen Tag auswirken, waren die Einführung der Reformation, eine Verwaltungsreform, das Bäderwesen und damit auch der Tourismus.

 

 

Aus einer kleinen und verschlafenen Stadt wurde eine gastfreundliche Stadt mit pulsierendem Leben, „wo viele gerne leben“, so Petra Rau.

 

Und mit einem offenen und vorurteilsfreien Entdeckerblick kann man die vielen Talente in Bad Harzburg erleben und Zukunft in der Gegenwart durch neue Schätze, aber auch durch die Vergangenheit gewinnen. 

 

Burkhard Budde

 

Salz- und Lichterfest in Bad Harzburg

 

Das Salz in der Suppe des diesjährigen Salz- und Lichterfestes sind die Menschen. Viele junge und alte Besucher kamen am 22. August 2015 nach Bad Harzburg, um fröhlich zu feiern. Sie brachten nicht nur ihre Erwartungen vom gastfreundlichen Fest der über 100 000 Lichter mit, sondern auch ihre Offenheit und Freundlichkeit, ihre Gefühle und Herzlichkeit. Traurige Mienen und böse Blicke musste man lange suchen. Die meisten freuten sich über die kulturellen und musikalischen Attraktionen wie den Festumzug, die sieben Livebühnen, aber auch über die Angebote der 130 Aussteller.

 

 

 

Ein Fest der Lichter und des Lebens

 

Wenn Lichter leuchten, wird die Seele erhellt.
Wenn bunte Lichter die Seele erhellen,
wird der Geist bewegt.
Wenn verschiedene bunte Lichter den Geist bewegen,
entsteht ein Wir-Gefühl.
Wenn für ganz unterschiedliche Menschen
ein frohes Lebensgefühl entsteht,
dann kann die Welt in einem Menschen und durch einen Menschen
ein wenig heller und wärmer werden.

 

Burkhard Budde 

 

Persönlichkeit ist wichtig

 

Wie können Parteien attraktiver werden?

 

Die beste Organisation entwickle keine Anziehungskraft, wenn sie nur neue Formen propagiere, nur „bunter, jünger, weiblicher“ werden wolle, aber keinen Inhalt anzubieten habe. Diese Meinung vertritt Jasper von Altenbockum in seinem Kommentar „Die letzten Mohikaner“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. August 2014.

 

In der Ausgabe der F.A.Z. vom 20. August 2015 ist dazu folgender Leserbrief von mir veröffentlicht worden:

 

Jasper von Altenbockum weist „auf einen wichtigen Grundgedanken hin, dass es letztlich auf eine glaubwürdige Politik von Politikern ankommt, wenn eine Partei erfolgreich sein will.

 

Die schöne Form ist wichtig, noch wichtiger ist jedoch das Format. Langweilige, verstaubte und verkrustete Formen werden selten beachtet oder geachtet. Sie schrecken vielmehr viele Menschen ab. Es geht jedoch in der Parteiendemokratie nicht um einen Schönheitswettbewerb, sondern um einen fairen Wettbewerb bei der Suche nach besseren Ideen und besseren Argumente im Blick auf die Gestaltung des Allgemeinwohls. Was nützt eine schön verpackte Praline, wenn ihre Qualität nicht stimmt und deshalb keinem (potentiellen) Mitglied oder Wähler das Wasser im Mund zusammenläuft?

 

Das Alter, das Geschlecht und ein Migrationshintergrund können eine wichtige Rolle spielen, um unterschiedliche Perspektiven, Kenntnisse und Erfahrungen in einen offenen parteiinternen Meinungsbildungsprozess einzubringen. Aber wichtiger ist die umfassende Persönlichkeit, die die Beschlüsse der Partei als Wertegemeinschaft glaubwürdig, kompetent und engagiert in der Öffentlichkeit vertritt, um die legitimierte und rechtlich gebundene Macht als politische Gestaltungsfreiheit auf Zeit anvertraut zu bekommen. Menschen schenken Menschen Vertrauen, seiner Leistungsbereitschaft und –fähigkeit, seiner Integrität und seiner Überzeugung, aber keinem Kalender, keinem Geschlecht oder keiner Herkunft.

 

Volksparteien, die sich als Parteien des Volkes und für das Volk verstehen, gewinnen an Anziehungs- und Ausstrahlungskraft, wenn ihr Führungspersonal das Volk – und keine Möchtegernelite - wiederspiegelt, im Volk – und in keiner politischen Kaste - verwurzelt ist und stellvertretend für das Volk – und nicht nur für den eigenen Vorteil - politische Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen wahrnimmt.

 

Aus "Mohikanern" sind dann unabhängige, selbständig denkende und kritische Pioniere des Bürger-, Partei- und Gemeinwohls geworden, die unsere Demokratie so dringend braucht." 

Dr. Burkhard Budde, Bad Harzburg”

 

 

 

 

Vom Zwerg zum Riesen –

der Troll im Shitstorm des Lebens

 

Abseits des Wanderweges, wo Hase und Igel sich gute Nacht sagen, trafen sich zufällig ein Schrat und ein Troll. Am liebsten hätte sich der Troll schnell wieder versteckt. Aber es kam überraschenderweise zu einem Gespräch.

 

Was er denn im Unterholz so mache, fragte der Schrat, der gerne allein durch den Wald streifte, den unbekannten Troll. Der verdrehte seine Augen, überlegte kurz und antwortete dann mit arroganter Stimme: „Ich provoziere alle, die ich von meinem Versteck aus beobachte, die mich provozieren.“

 

Da der Schrat diese Aussage offensichtlich nicht verstanden hatte, fügte der Troll hinzu: „Wenn Wanderer eine andere Meinung vertreten oder wenn sie mich an Menschen erinnern, die mich mal verletzt haben, dann …“

 

„Was dann?“

 

„Dann bekommen sie Lack ab“, triumphierte der Troll, „und werden schlecht- und fertiggemacht.“ Und der verzückte Heckenschütze verriet noch etwas: “Viele, die auf den ausgewiesenen Wegen meine versteckten Aktivitäten beobachten, applaudieren und helfen, diese Schlaumeier aus dem Wald zu vertreiben.“

 

Der Schrat, wahrlich kein Heiliger oder Gutmensch, dem jedoch eine fiese und selbstgerechte Art unheimlich vorkam, hatte es plötzlich sehr eilig und verschwand.

 

Nur der Hase und Igel, die unbemerkt das Gespräch verfolgt hatten, wurden hellwach.

 

Manchmal trifft man den Hasen, wie er flink und geschickt über die hinterhältigen Intrigen des Trolls andere aufklärt und Licht ins Dunkel der Verleumdungen bringt.  

 

Manchmal erlebt man den Igel, wie er mit seinen Stacheln Widerstand leistet gegen eine pauschale Herabwürdigung eines Andersdenkenden, um ihn mundtot zu machen.

 

Manchmal, zwitschern Vögel von den Dächern, ändert sich auch ein Troll, der dann seine Tarnkappe abnimmt und die sachliche und konstruktive Auseinandersetzung auf Augenhöhe sucht.

 

Warum eigentlich nicht? Ein giftiger Zwerg wird im Shitstorm des Lebens zu einem selbstkritischen Riesen, auf dessen Schultern andere weiter sehen und einen Durchblick gewinnen können. Um dann einen neuen gemeinsamen Umgang im dynamisch wachsenden Wald ohne Raum und Zeit zu finden.

 

Burkhard Budde   

 

 

 

Mit Stacheln gegen Dornen

 

Wer ist diese begehrte Schöne?

 

Die zaubert, ohne zu täuschen.

Die vertraut, ohne naiv zu sein.

Die verzückt, ohne schwärmerisch zu werden.

Die verantwortet, ohne gefühllos zu handeln.

 

Sie sehnt sich nach Vollkommenheit,

zeigt ihre schönen Farben,

duftet angenehm,

freut sich am Leben,

fordert durch ihre Stacheln heraus,

kann sich wehren und aktiv sein,

bleibt verschwiegen.

 

Und doch spricht sie mutig

die Sprache der Liebe.

Und bricht so machtvoll und weise

die Dornen kleiner und großer Könige,

selbsternannter Richter und Zeitdiebe.

 

Sie schenkt Sinn,

der sich im Geheimnis der Liebe ereignet.

 

Burkhard Budde

 

 

 

 

 

Sinn in der Schönheit entdecken

 

Mit offenen Augen beobachten.

Ein Schmetterling taucht auf.

Rastlos flattert er hin und her,

pausiert scheinbar wahllos.

 

Mit glänzenden Augen sehen.

Ein Wunderwerk der Natur:

Leicht und bunt, schön und einmalig,

begrenzt und stets gefährdet.

 

Mit geschlossenen Augen genießen.

Mit blinzelnden Augen nicht überwältigt werden.

Mit sehnsüchtigen Augen den Sand der Vorurteile entfernen.

Und in der geheimnisvollen Schönheit

einen ungeahnten und zeitlosen Sinn entdecken.

 

Burkhard Budde

 

Ein Tropfen vom Wasser stillt den Durst

 

 

„Kirchenaustritte? Die Frage ist: Warum bleiben noch so viele Leute in einer Kirche? Und warum treten Menschen wieder in die Kirche ein?“

 

Es gibt viele Gründe, aus einer Kirche auszutreten. Vieles bleibt jedoch im Nebel der Gefühle und des Irrationalen. „Skandale“ oder „verletzende Erfahrungen mit Kirche“ können ein willkommenes „Ventil“ aufgestauter „Gründe“ sein, endlich „Dampf“ abzulassen und einer Kirche den Rücken zu kehren.

 

Aber warum bleiben überhaupt immer noch so viele Menschen in einer Kirche? Und warum treten Menschen wieder in eine Kirche ein?

 

Eine Kirche kann mit einem alten Heilbad verglichen werden. Immer wieder ist ihr Äußeres umgebaut und erweitert, Fassaden poliert, Strukturen und Abläufe verändert und effizienter gestaltet worden. Ihre Angebote und Dienstleistungen wurden und werden professionalisiert und vermarktet. Immer häufiger versuchen diese Bäder, mit „weltlichen“ Bädern mitzuhalten, um auf dem Markt der „Dienst- und Lebensleistungen“ wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie können jedoch den „harten“ Wettkampf wegen ihres eigentlichen Auftrages, das „Wasser des Lebens“ in Wort und Tat zu verkündigen, nicht gewinnen, werden mit Freizeit- oder Spaßbädern verwechselt und eines Tages überflüssig.  

 

Manche Kirchenleute stehen darüber hinaus am Beckenrand ihres Heilbades, sind vor allem mit sich selbst und den Strukturen beschäftigt, jammern über die geschrumpfte Zahl der Besucher und merken nicht, wie das Wasser im Becken immer weniger wird und sie selbst und andere „verdursten“, obwohl sie am Wasser stehen.

 

Es kommt vor, dass das Leben der Kirchenleute so laut spricht, dass man ihre Botschaft nicht mehr hören kann. Wenn eiskaltes Wasser – ein respektloser, unfairer und gehässiger Umgang untereinander – ins Becken gegossen wird. Wenn kochendes Wasser – geistlose Schaumschlägereien oder ideologische Schwarz-Weiß-Malereien – als heiße Luft verdampft. Wenn lauwarmes Wasser – langweilige Belanglosigkeiten oder „kluge“ Worte – keine wirkliche Erfrischung bringt. Wenn Wechselbäder – erst eiskaltes, dann kochendes, dann lauwarmes Wasser – Besucher fragen lassen: Wo ist das „Wasser des Lebens“?

 

Der eigentliche Eigentümer des christlichen Heilbades, der sehr früh die Geschäftemacherei mit der Religion und die Verlogenheit aufs Schärfste kritisierte und die Elite mit ihren Pfründen, Machtspielen und Statusgehabe zur Weißglut brachte, hat zur Umkehr und zum Glauben aufgefordert: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1, 15). Damit wies Jesus auf das Wasser des Lebens hin, das in den, mit und unter den alten Traditionen der kirchlichen Heilbäder bis heute entdeckt werden kann. Und vor allem Menschen immer wieder begeistert, um andere vom Geist des lebendigen Wassers zu begeistern.

 

Das ist keine frömmlerische Schwärmerei von einer heilen Welt, die es nicht gibt. Aber auch kein resignierender Kniefall vor einer heillosen Welt, die verändert werden kann. Sondern eine froh- und neumachende Einladung, mit dem Wasser des Lebens persönlich Erfahrungen zu sammeln und sich im Geiste Jesu Christi für eine heilbare Welt einzusetzen.  

 

Ein Tropfen von diesem lebendigen Wasser kann den Durst stillen: nach Sinn (durch die Gewissheit der schöpferischen LiebeGottes), nach Freiheit (durch seine bedingungslose Annahme in allen Abhängigkeiten), nach Liebe (durch seine Nähe im Tal der Tränen), nach Leben (durch die Geburt neuen Lebens angesichts des Todes), nach Versöhnung (durch die Kraft zur Erneuerung) – durch ein hoffendes Urvertrauen, das in dieVerantwortung vor Gott zu einem Leben in Liebe und Vernunft einlädt.

 

Wenn sich die Heilbäder auf den Eigentümer und auf das Eigentliche besinnen, alles „Moderne“ prüfen und das Beste behalten, brauchen sie sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Das unsichtbare, aber erfahrbare Wasser des Lebens, das es auch außerhalb der Heilbäder gibt, bleibt unvergänglicher Quellort allen Lebens.

BurkhardBudde

(Gastkommentar veröffentlicht in: BZ 20.Juli 2015) 

 

 

 

 

Die Maske des Löwen

 

Der Löwe lässt sich nicht blicken.

Seine feurigen Augen können nicht drohen,

seine kräftigen Pranken nicht ängstigen,

sein aufgerissenes Maul nicht brüllen,

seine stattliche Mähne nicht beeindrucken.

 

Ist er ein ängstlicher Spielverderber im Abseits,

der sich lieber versteckt als sich einzumischen?

Ein gelangweilter Zuschauer auf der Tribüne,

weil Hinterlist und Trickserei auch zu seinem Alltag gehören?

Ein geschickter Mitspieler auf der Reservebank,

der seine Verwundbarkeit und sein Gefühlsleben verbirgt?

Ein überheblicher Funktionär im Hintergrund,

dessen Herz hinter seiner Maske langsam versteinert?

 

Doch der verhüllte Löwe kann enthüllt werden.

Wenn ein Blick in einen Spiegel geworfen wird,

der Provozierendes zeigt:

Die Angst- und Minderwertigkeitsgefühle,

als Bettvorleger zu enden.

Die Allmachts- und Machbarkeitsphantasien,

als König der Mächtigen stets das Sagen haben zu müssen.

Aber auch die wahre Maske hinter allen geformten Masken:

Die Menschlichkeit,

die stets Sein und Schein glaubwürdig zu verbinden sucht,

weil es die Wahrheit nicht gibt.

Und die jeder Fratze hinter jeder Maske

direkt ins Gesicht blickt.

Denn das lässt tief blicken.       

Burkhard Budde

 

 

Überraschungen während einer Reise

 

 

„Ein Maskenball“ auf dem Burgplatz in Braunschweig

 

Viele erlebten eine musikalische Reise, die besonders durch gewaltige Stimmen immer spannender wurde. Auf dem historischen Burgplatz in Braunschweig, der in eine moderne Freilichtbühne verwandelt worden war, lud am 16. Juli 2015 das Staatstheater Braunschweig wieder zum „Maskenball“ ein (die Premiere war am 4.Juli, die Uraufführung der Oper „Un ballo in maschera“ von Giuseppe Verdi im Jahr 1859 in Rom).  

 

 

Der technische Leiter des Braunschweiger Staatstheaters Heiner Heumann konnte zu Recht stolz sein auf die „besondere Deko“ (auf den ersten Blick fiel die verhüllte Löwenstatue auf, das Wahrzeichen Braunschweigs) und die technische Qualität („in sechs Wochen getestet“), die die Voraussetzung des musikalischen Crescendo war, des Anwachsens stimmlicher Dynamik und perfekter Interpretation.

 

Versammelt hatte sich erneut die Stadtgesellschaft (nicht nur die Schönen und noch Schöneren, die Reichen und noch Reicheren). Auch Busse aus der Region hatten viele Freunde der Oper aus allen sozialen Kreisen in die Stadt Heinrichs des Löwen gebracht, um sich auf die musikalische Fernreise zu begeben und sich durch Unbekanntes faszinieren zu lassen.

 

 

Zu den Überraschungen zählte ein altes Drama über Verschwörung, Intrigen, verbotener Liebe und hinterhältigem Mord, das im Melodramma in italienischer Sprache in die moderne Zeit übersetzt worden war. Es ging dabei wohl weniger um die Frage, ob die inhaltliche und dekorative Aktualisierung (Silvio Berlusconi und das Fernsehen ließen grüßen) eine Zwangsjacke darstelle, weil sie für manche Zuschauer eine Numme rzu groß sei (zu große Entfernung zu diesen Themen) oder zu klein sei (zu „einfach gestrickt“ und „durchschaubar“) oder zu passend („ertappt“ und „beschämt“). Vielmehr wurde in diesem aktualisierten Stoff aus dem 17. Jahrhundert das stumme Abgrundtiefe vor allem durch die Kraft der Stimmen und mit Hilfe der technischen Perfektion zum „leuchtenden“ Singen gebracht – vielleicht auch mit Auswirkungen auf eine neue gewaltfreie Kultur des Miteinanders der Gegenwart.

Wer diese Reise jedenfalls mitgemacht hatte, kehrte reicher und bewegter in seinen Alltag zurück.

 

Burkhard Budde

 

Herzklopfen

 

 

Das glückliche Herz.

Es bebt und schwebt,

immer verzückt, manchmal auch entrückt.

Ewiges lustvoll hier und jetzt geben,

am liebsten zeitlos den Augenblick leben.

 

Das gebrochene Herz.

Gefallen aus dem siebten Himmel.

Entzaubert, was zuvor war bezaubernd schön,

was alle Welt konnte sehen.

Doch nicht jeder kann die Verletzungen verstehen.

 

Hand aufs Herz.

Es schlägt weiter und bleibt beherzt,

langsam erscheint Vergangenes wie ein Scherz.

Bis es auch ohne Lasso und Strick

ein neues Herz erblickt.

 

Das Herz im Herzen.

Eine unendlich bedingungslos liebende Kraft,

die stets ganz neues Leben schafft.

Wer das ewige Klopfen hört,

liegt zeitlich gar nicht so verkehrt.

 

Burkhard Budde

 

 

Erfolg allein macht nicht glücklich

 

Wer sich anstrengt,  

kann erfolgreich sein  

und sein Leben genießen.

 

Süße Kirschen findet man aber

auch ohne Anstrengungen.

 

Die wahren Früchte entdeckt jedoch derjenige,der im Kampf des Lebens Vertrauen sät und Liebe erntet.

Und als Liebender glücklich ist.

 

Burkhard Budde

 

 

Hat Europa eine Zukunft?

 

Tür zum Gespräch bleibt geöffnet

 

Mit dem Rücktritt des griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis scheint die Tür zu neuen Gesprächen der Europäischen Union mit der griechischen Regierung einen Spalt geöffnet worden zu sein. Sind neue Gespräche eine Chance für die Entwicklung der EU oder vergebliche Liebesmüh?

 

Das Haus Europa hat viele Fenster und Türen. Es ist aber nicht offen für alles. Zum Beispiel nicht für Selbstgerechtigkeit und Selbsterhöhung, Unberechenbarkeit und Unzuverlässigkeit, Unehrlichkeit und Trickserei.  

 

 

Dieses Haus ist kein Selbstbedienungsladen einzelner politischer Eliten. Aber auch kein Kartenhaus, das in den heftigen Stürmen der politischen Auseinandersetzungen einfach zusammenfällt. Es hat vielmehr ein gemeinsames Dach mit der Vision des Friedens und der Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte, das alle schützt, sowie ein gemeinsames Fundament des Rechts und der Institutionen, das tragen kann. 

 

Viele unterschiedliche nationale  Häuser, die auch ihre eigene Geschichte, Traditionen, Prägungen sowie ihre eigene Souveränität und Verantwortung haben, gibt es auf der Großbaustelle „Haus Europa“. 

 

Wenn sich dieses Europahaus mit den nationalen Häusern in der globalen Welt zu keinem Schneckenhaus der Erfolglosigkeit entwickeln, vor allem nicht auf Sand gebaut werden soll, muss überall der Mief des Klientelismus, der Reformunfähigkeit und des Überbürokratismus entfernt werden. Der frische Wind des begründeten Vertrauens und der lernenden Selbstkritik, des konstruktiven Streits und der fairen Zusammenarbeit, der Innovation und der Produktivität  muss vielmehr bei der Suche nach Gemeinsamkeiten in den Unterschieden, nach dem gemeinsamen Fortschritt immer wieder neu einziehen. Dann werden Risse nicht tapeziert, sondern von ihren Ursachen her entfernt, brüchiges Material nicht beschönigt, sondern nachhaltig erneuert.  

 

 

Keiner kann gezwungen werden, in diesem Haus zu bleiben. Aber alle müssen die europäische Hausordnung beachten und achten. Nur gemeinsam kann man sie nach vereinbarten Verfahrensregeln ändern. Wer jedoch das Hausrecht als ungerechte Erpressung bezeichnet und auf Dauer missachtet, darf sich nicht wundern, wenn sich die Gemeinschaft nicht um jeden Preis erpressen lässt und eine  Ausgangstür öffnet, ohne den uneinsichtigen „Reisenden“einfach im Regen stehen zu lassen.  

Denn ist ein Ende des Schreckens nicht besser als ein Schrecken ohne Ende?!

 

Wer aber an gemeinsamen Lösungen beim Umbau, Ausbau oder Neubau auf Augenhöhe mitarbeiten möchte, sollte willkommen bleiben. Ein Lächeln,schöne Worte sowie die bloße Ankündigung  des Einhaltens von Forderungen reichen jedoch nicht aus. Auch erzeugt eine falsche solidarische Opferhaltung der EU nur immer neue Ansprüche der griechischen Regierung. Zur Glaubwürdigkeit gehören der politische Wille und die Kraft zur politisch- geistigen und strukturellen Erneuerung, die durch den Rückenwind der Solidarität im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe gestärkt werden kann.

 

Burkhard Budde  

 

 

Nebelkerzen statt Klarheit?

 

 

Fehlten kritische Stimmen in der Monitor-Sendung über Griechenland?

 

Nebelkerzen statt Klarheit? Thomas Bellut, Intendant des ZDF, betont in der Ausgabe der F.A.Z. vom 3.Juli 2015 in seinem Beitrag „Das Vertrauen in Qualitätsmedien besteht“, dass  eine glaubwürdige Berichterstattung (auch weiterhin) notwendig sei. Das Publikum sei kritischer geworden und die Anforderungen an die Qualität seien gestiegen.

 

Große Freude kann jedoch nicht über diesen an sich überzeugenden Beitrag aufkommen, wenn man an die Monitor-Sendung („Irre Griechen? Wie viel Demokratie verträgt Europa?“ Georg Restle) denkt, die gestern Abend im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ein Nebel aus Propaganda („technokratische Detailversessenheit der Institutionen“) und Lügen (dem Land werde die „Luft zum Atmen“ genommen) wurde verbreitet. Die „Kernfrage“ – welche Selbsttäuschung! - sei: „Welchen politischen Spielraum sollen demokratisch gewählte Regierungen überhaupt noch haben?“  

 

Auf der Monitor- Spielwiese hatten kritische Stimmen keine Chance; zum Beispiel:

 

- Dass es Solidarität gegeben hat und gibt, die jedoch keine Einbahnstraße sein kann, wenn sie nachhaltig wirken soll.

- Dass man nicht erwarten kann, zeitlich unbegrenzt und um jeden Preis in ein Fass ohne Boden Steuergelder anderer zu geben.

- Dass  man selbst  eine  ökonomische und politische Grube gräbt, in die man hineinzufallen droht, jedoch andere dafür beschuldigt, beleidigt und vorführt.

- Dass politische und rechtliche Spielregeln, die man gemeinsam verabredet hat, auch eingehalten und nicht missachtet oder verhöhnt werden, sondern nur gemeinsam erneuert werden können, wenn man zusammenbleiben und zusammenarbeiten will.

- Dass zur Eigenverantwortung die konsequente Überwindung einer Selbstbedienungsmentalität angesichts einer überbordenden Staatswirtschaft, der Herrschaft der Eigeninteressen über dem Gemeinwohl, eines ständig alimentierten Leben auf Pump, ineffizienter öffentlicher Prozesse und Strukturen gehören.

- Dass keine Träume einer sozialistischen Planwirtschaft mit „Staaten im Staate“ sowie einer europäischen Transferunion weiterhelfen, sondern nur Anstrengungen durch innovative Strukturreformen und gemeinwohlgerechte Rahmenbedingungen, die weitere europäische Hilfe zur Selbsthilfe sinnvoll erscheinen lassen, weil sie einen selbsttragenden Aufschwung ermöglichen.

- Dass die griechische Bevölkerung einen politischen Neuanfang sowie einen lösungsorientierten Kurs verdient hat.

 

Monitor selbst braucht mehr selbstkritische Unabhängigkeit von politischen Nebelkerzen, mehr Klarheit, Wahrheit, Sachlichkeit und Fairness.

Für Thomas Bellut gibt es generell beim Thema Qualitätsmedien noch Spielraum auf der Glaubwürdigkeitsskala. Er sollte mit der Redaktion sprechen. Dass hat der Zuschauer, der den Sender mit finanziert und sich eine eigene Meinung bilden will, verdient.

Burkhard Budde

 

 

 

 

Feuersalamander im Harz

 

Er soll einer der schönsten Berge im Harz sein. Der 482 hohe Burgberg mit seiner Canossa-Säule, den Spuren der Harzburg sowie einem modernen Gast- und Logierhaus ist für Überraschungen gut. Und die Begeisterung steckt häufig im Detail, in der Begegnung mit dem scheinbar Unbedeutenden und Kleinen. Auf dem Weg zum Gipfel des Hausberges des heilklimatischen Luftkurortes Bad Harzburg kann man „Lurchi“ begegnen.

 

„Lurchi“, etwa 19 Zentimeter lang, ist der Name eines Feuersalamanders,manche nennen ihn auch „Regenmolch“. Denn wenn es geregnet hat, kann man Glück haben, dass das eigentlich nachtaktive und geheimnisvolle Wesen neugierig aus seinem Versteck kommt. Die Boden- sowie Luftfeuchte haben „Lurchi“ offensichtlich ermutigt, dem Licht zu vertrauen.Seine glatte, tiefschwarze Haut fasziniert, sein gelbes Muster und die gelben Linien sehen aus wie das Werk eines Künstlers, der auf Individualität und Einzigartigkeit auch bei den Kleinen großen Wert legt.

 

„Lurchi“ soll sich häuten können, gut sehen können, seinen Quartieren treu bleiben – wer weiß, ob es bei diesem Salamander zutrifft?!

 

In alten Geschichten und Vorstellungen ist die Rede von zerstörerischen und unzerstörbaren Möglichkeiten – wie bei einem Drachen, der Feuer speit.

Wie auch immer. Was auch immer man glaubt oder glauben soll.

 

„Lurchi“ macht offensichtlich gern mal einen Ausflug in den Tag hinein; aus der Not „Es regnet schon wieder“ eine Tugend „Das Licht entdecken, solange es möglich ist.“

Und erweitert damit seinen Lebensraum und Erfahrungshorizont. Er darf nur nicht den richtigen Zeitpunkt „verpassen“ oder sagen wir besser „verschlafen“?!

 

Burkhard Budde 

 

 

 

Naturerlebnis besonderer Art

 

 

Der neue Baumwipfelpfad in Bad Harzburg

 

Ein besonderes Erlebnis für alle Sinne:

In etwa 22 Meter über den Boden ein „schwebender Teil“ eines Mischwaldes zu sein, um in die Welt des Waldes mit frischem Grün und dem typischen Holzgeruch einzutauchen.

Auf einem etwa 700 Meter langen Pfad Baumkronen intensiv  von oben wahrnehmen zu können, die die Sehnsucht nach leidenschaftlicher Natur wecken.

Einen plätschernden Bach unten im Kalten Tal zu entdecken, der seine eigene Dynamik und Stärke entwickelt.

Einmalige  Ausblicke auf Berge zu wagen, die durch pure Naturmusik der Vogelstimmen untermalt und bewegt werden.

An verschiedenen Stellen kurze und spielerisch aufbereitete Infos für Jung und Alt angeboten zu bekommen, um Natur und Kultur besser verstehen, ja bewusst erleben zu können.  

 

 

Diese und andere Erfahrungen bietet der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg, der am 7. Mai 2015 eröffnet wurde und der erste Pfad in luftiger Höhe in Niedersachsen ist. Gekostet hat der behindertenfreundliche und barrierefreie Besuchermagnet – man rechnet mit 100 000 Besuchern pro Jahr-  vier Millionen Euro. Mit zwei Millionen unterstützte die EU die Verwirklichung des Pfades aus Lärchenholz mit seiner 750 Tonnen schweren Stahlkonstruktion.

 

 

Unter Leitung von Dr. Dirk Fischbach, Professor für Allgemeine BWL/Internationales Management an der Hochschule Harz, besuchten Mitglieder der Altstipendiatengruppe der Konrad-Adenauer-Stiftung Braunschweig am 27. Juni 2015 die neue Harzer Attraktion – und staunten.

 

 

Bad Harzburg ist reicher geworden. Die freundliche – kinder-und altenfreundliche -  Stadt am Harz ist nicht nur das Tor zum Harz, sondern hat mit dem Baumwipfelpfad auch die Tür zur Natur von oben her geöffnet – mit Hilfe der Technik, im Dienst der Natur, zugunsten der Menschen.

 

Burkhard Budde

 

 

Der Sommer des Lebens

Kommt er oder kommt er nicht?

Die Blumen jedenfalls strahlen

um die Gunst des Sommers.

 

Es sind viele

und doch ist jede einzelne einzigartig.

 

Sie sind unterschiedlich

und doch ist jede einzelne schön.

 

Sie sehnen sich nach der Sonne

und doch ist jede einzelne verwurzelt.

 

Sie verstummen im Sturm

und doch spricht jede einzelne ihre eigene Sprache.

 

Sie werden verblühen

und doch bleibt ihr Charme und die Erinnerung.

 

Sie kommen und vergehen

und doch ist die Botschaft erlebbar:

 

Der Sommer des Lebens geschieht

in diesem Augenblick.

 

Burkhard Budde 

 

   

 

 

 

Cooler Urlaub an der Ostsee

 

 

Heiligenhafen und der Fehmarnbelt-Tunnel

 

Die Stadt am Meer ist auch bei „Schietwetter“ attraktiv. Die„Lütten“ können sich beispielsweise in der Kinderwelt „Schatzinsel“ nach Herzenslust austoben. Aber natürlich entwickelt Heiligenhafen, eine Kleinstadt an der Ostsee in Schleswig Holstein, seinen besonderen Charme für „Kleine und Große“ bei „trendigem Wetter“. Dann laden Entdeckungen für Leib und Seele ein, den Alltag hinter sich zu lassen: Zum Beispiel der kilometerlange Ostseestrand,die Binnenseepromenade, das Naturschutzgebiet, die Steilküste, aber auch der Yachthafen mit über 1000 Liegeplätzen, der Fischereihafen sowie die Altstadt.  

Seit 2012 gibt es zudem eine Erlebnisbrücke, die 435 Meter lang ist und mit Meereslounge, Kinderspielbereichen, Sitz und Liegemöglichkeiten „auf dem Meer“ eine besondere Attraktion darstellt. Vor kurzem wurde das „Hafenhotel Meereszeiten“, ein Neubau zwischen Yachthafen und Fischereihafen mit 86Gästezimmern), eröffnet.   

Auf dem Seebrückenvorplatz werden zwei weitere Hotels – das „Beach Motel“ (4Sterne-Wertigkeit, 110 Doppelzimmer und 5 Suiten) und das „Hotel Bretterbude“ (3 Sterne Wertigkeit, 82 Doppelzimmer, ein Lifestyle-Hotel für junge Leute) -  gebaut.  

Neue, reetgedeckte Ferienhäuser und Ferienwohnungen mitten in einer künstlich angelegten Dünenlandschaft gehören zur Charmeoffensive des Ortes.

 

 

Vom Strand aus kann man die Fehmarnsundbrücke sehen. Sie wurde 1963 eröffnet, ist 963 Meter lang, hat eine Durchschnittshöhe von 23 Meter und verbindet die deutsche Insel Fehmarn (mit Fährhafen Puttgarden) in der Ostsee mit dem Festland.

 

 

Ein politisches Thema ist der Tunnelbau, der Fehmarn mit dem dänischen Lolland verbinden soll. Im Jahre 2022 könnten sich die Dänen fast 18 Kilometer durch die Ostsee gegraben haben. Zum größten Infrastrukturprojekt  Nordeuropas gehören vier Spuren für die Straße und zwei Spuren für die Eisenbahn. Die geschätzten Kosten von 7 Milliarden Euro könnten nach 39 Jahren durch Mautgebühren refinanziert sein.  Das langfristige Ziel der Dänenist es, u.a. mit Hilfe des Fehmarnbelt-Tunnel im Rahmen eines Gesamtkonzeptes die Hauptstadt Kopenhagen zum Zentrum einer Region zu machen.  

Das dänischeGeschenk ist jedoch insbesondere auf deutscher Seite nicht uuumstritten. Wieist es mit dem Tourismus? Wie mit dem Naturschutz? Was wird aus der Fährgesellschaft Scandlines? Der Tunnel der Superlative wird eines Tages auch die „Lütten“ beschäftigen – oder sie werden ihn nutzen – natürlich nach einem coolen Erlebnisurlaub in Heiligenhafen.   

 

Burkhard Budde 

 

 

Freies und freimachendes Leben

Museen als Türöffner neuen Sinn?

 

Lise 1867  von Pierre-Auguste Renoir

Freier Eintritt für unsere Schatzhäuser? Oder den Bürger (weiter) zur Kasse bitten? Das öffentliche Museum Folkwang in Essen geht neue Wege. Künftig wird auf ein Entgelt verzichtet. Die Stiftung Alfried Krupp von Bohlen und Halbach hat gestern mitgeteilt, einen Förderbeitrag von insgesamt eine Millionen Euro zunächst für fünf Jahre zur Verfügung zu stellen, um den Verlust auszugleichen.

 

Das Museum Folkwang („Halle des Volkes“), 1902 in Hagen als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst gegründet, dann  2010 nach Essen in einen von der Krupp-Stiftung finanzierten Neubau umgezogen, hat einen kulturpolitischen Stein ins Wasser der Museumswelt geworfen. Wird er in Deutschland Kreise ziehen? Können durch einen freien Museumseintritt mehr Menschen, die ja durch ihre Steuern bereits „bezahlt“ haben,  zu einem Besuch gewonnen werden?

 

Überhaupt: Wie können Museen den gesellschaftlichen Zusammenhalt vieler Menschen – unabhängig von Herkunft, Bildung und Alter – durch Stadtkultur und Stadtgeschichte stärken? Sicherlich nicht als „Showraum“ mit oberflächlichen Spielereien. Auch weniger als ängstlich-biederer Schutz- und Schauraum des kulturellen Gedächtnisses und der kulturellen Identitäten. Wohl aber als kultureller, freier und freimachender Durchgangsraum zum Leben, der der Gesellschaft ein menschlicheres Gesicht geben, toleranteres Denken mit Verständnis und Verständigung ermöglichen sowie angesichts von Bevormundung und Hass wehrhaftere Hände schaffen will, indem Geschichte und Geschichten, Kultur und Kunst in die gemeinsame Verantwortung rufen.

 

In einem Raum des Folkwang Museums sind beispielsweise Werke von Franz Gertsch zu sehen. Manche Augen sind verblüfft angesichts des Mutes des Künstlers; andere verwirrt, weil sie diese Darstellung nicht erwartet haben; wieder andere berührt wegen der Schönheit.

Der Schweizer Franz Gertsch, geboren 1930, hat sozusagen ein dreigeteiltes Werk („Triptychon“) geschaffen, das sich mit dem Lebenszyklus „Werden – Sein – Vergehen“ beschäftigt. 

 

Am Anfang seines Schaffens standen Fotografien, die er auf  der Karibikinsel Guadeloupe machte. Dann entstand 2011 das Werk „Maria“, das das Portrait (s)einer Frau, ein monumentales Aktbildnis, mit einer Landschaft – fast abrupt-schöpferisches Leben  - verschmelzen lässt.


Im Jahr 2012 folgte das Werk „Bromelia“, das eine rote Blüte einer Bromelia- Pflanze in einer Landschaft der Karibik – als leuchtendes Sein des Lebens - zeigt.  

 

Das Werk „Soufriere“ (2012/2013) komplementiert den Kreislauf der Natur und des Lebens. Ein aktiver Vulkan sorgt für scheinbar ohnmächtiges Vergehen. Feuchtes Erdreich, die karibische Vegetation – Pflanzen mit großen Blättern und Formen - sowie die Tiefen von Sümpfen zeugen von zerstörerischen Kräften; aber der Himmel – zartblau angedeutet – gibt Hoffnung auf einen neuen Anfang, wieder auf neues Leben.

 

Sinne können in einem Museum aktiviert, neue Sinneserfahrungen gesammelt werden. Mit allen Sinnen können Erinnerungen und Träume, Geschichte und Visionen sowie Stimmungen und Maßstäbe wiedergefunden und entdeckt werden, die für das eigene und fremde, auch zukünftige Leben wichtig sind.

Dann hat der freie Eintritt eine gute Begründung - als Türöffner neuen Sinns.

 

Burkhard Budde

 

 

Schätze einer Stadt

 

 

Zurück in Bad Harzburg

 

In Bad Harzburg, dem Tor zum Harz, gibt es viele Schätze.


Manche sind schnell gehoben oder bekannt. Dazu zählen u.a. der neue Baumwipfelpfad als gegenwärtiger Publikumsmagnet, die Rennbahn am Weißen Stein mit der Galopprennwoche, der attraktive Golfplatz mit seiner 18-Loch-Anlage,der Sportpark; auf jeden Fall die Sole-Therme mit der Sauna-Erlebniswelt, die Bummelallee, die Trink- und Wandelhalle, die Spielbank sowie der Burgberg mit der Seilbahn und dem neuen Gast- und Logierhaus.

 

Andere Schätze können leicht übersehen werden. Jenseits der touristischen Kulisse, der Natur und Kultur, der Freizeit- und Bildungsangebote, des pulsierenden Lebens mit vielen Pendlern und Senioren, sind es die Alt- und Neubürger, die zu den wahren Schätzen der Stadt gehören, die im 19. Jahrhundert zu den renommiertesten und größten Kurorten Deutschlands gehörte.

 

 

Einer von diesen Bewohnern, die das allgemeine Bedürfnis vieler nach Verbundenheit mit ihrer Heimat befriedigen und einen enormen menschlichen, sozialen und geistigen Reichtum darstellen, ist Hans-Jürgen Teichert, der seit 1994 (wieder) in Bad Harzburg lebt.

 

Der heute 83jährige wuchs in Bad Harzburg auf und machte ander damaligen „Oberschule für Jungen“ (heute „W.v.S.“) sein Abitur. Es folgte ein Studium an der „Technischen Hochschule“ Braunschweig, um schließlich als Diplom-Ingenieur in Neumünster in Schleswig-Holstein zu arbeiten. Am Ende seiner beruflichen Karriere war er verantwortlich für die Technik, Entwicklung und Fertigung von drei Fabriken eines Fachbereiches.

 

Warum ist er 1994 nach Bad Harzburg zurückgekehrt? Hans-Jürgen Teichert muss nicht lange überlegen. „Die Berge und die Luft“, erläutert er, „aber auch die Anonymität. Am beruflichen Standort waren meine Frau - sie war Lehrerin, starb 2008 - und ich sehr bekannt. Wir haben es sehr genossen, in Bad Harzburg auch einfach Mensch zu sein.“ Andererseits spreche für die mittelgroße Kurstadt die Überschaubarkeit. Alte Freundschaften aus der Jugendzeit  könnten leichter gepflegt und neue geknüpft werden, zum Beispiel beim Sport – Hans-Jürgen Teichert hat sofort nach seinem Umzug nach Bad Harzburg im Vereinsleben mitgewirkt und besucht jetzt zweimal in der Woche ein Fitnessstudio.

 

Es gibt auch hat ein besonderes Hobby. Mit Hilfe der Computertechnik bearbeitet er Bilder und schneidet Filme, die er während der Seniorenwanderungen des „Hüttenvereins Oderbrück“ aufnimmt; viele Mitglieder kennen sich seit der Universitätszeit.  

 

Was er von der Mentalität der Harzburger hält? Prompt antwortet er: „Das sind Menschen wie du und ich. Sie können auch stur sein.Aber genauso herzliche Gastgeber, wenn man sich erst einmal richtig kennengelernt hat.“ Und dann folgt ein großes Kompliment. Auf diesen Menschenschlag könne man sich verlassen. „Wer etwas verspricht, versucht das Versprechen auch zu halten.“

 

 

Der Mann, der wegen seiner Originalität in kein Schemapasst, lässt sich trotz seiner Offenheit nicht so einfach aus der Ruhe bringen. Vielleicht muss sein Erfahrungsschatz noch mehr angesprochen werden. Was würde er tun, wenn er Bürgermeister wäre? Als wenn er schon lange über ein Zukunftsprogramm nachgedacht hätte, nennt er seine Herzens- und Kopfanliegen: Die Verbindung nach Braunschweig muss verbessert werden. Die „Überlandstraßenbahn“– der Erexx ähnelt ihr schon – muss halbstündlich fahren. Die Bahnsteiganlagen sollten auf das Niveau des Bahnhofsvorplatzes gebracht werden mit direkter Umsteigemöglichkeit von Bahn auf Bus, Taxi und Fahrrad. Jetzt liegen da bereits Gütergleise. Die Fahrpläne für die Strecke Goslar-Bad Harzburg von Bus und Bahn sollten harmonisiert werden. Bad Harzburg könnte so ein attraktiverer Wohnort mit besonderen Freizeit- und Ausbildungsmöglichkeiten für Braunschweiger und weiterer Gäste werden.

 

Freizeitangebote für junge Menschen müssen ausgebaut werden. Das Silberbornbad als wettkampffähiges Hallenbad ist ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den umliegenden Ortschaften mit reinen Sommer-Freibädern (Ausnahme Aquantic). Es muss im Winter geöffnet bleiben. Die Wartungszeiträume von Aquantic und Silberbornbad sollten abgestimmt werden. Die Wechselwirkung von Hotelwelt und Geschäftswelt muss gestärkt werden. Die überregionale Zielgruppenarbeit braucht neue Impulse („Vielleicht kann man Messe-Besucher aus Hannover oder Berliner neu ansprechen.“).  

 

Hans-Jürgen Teichert argumentiert differenziert. Der Baumwipfelpfad sei eine „tolle Sache“, aber das nackte, verzinkte Eisen sei „gewöhnungsbedürftig“ und müsste sich eigentlich dem Grün organisch anpassen. Begeistert ist der Alt- und Neubürger jedoch vom Burgberghotel – und natürlichvon der Aussicht vom Burgberg.

 

Für Hans-Jürgen Teichert, der in einem Haus wohnt, das die Bäderarchitektur – wieder etwas Besonderes! – dokumentiert, ist klar: „Bad Harzburg hat ein Potential.“ Eben Schätze, die von vielen gehoben werden können, um ein offenes Wir-Gefühl zu schaffen und damit Zukunft für eine Stadt mit Charme zu ermöglichen.

 

Burkhard Budde 

 

 

 Mit Geld glücklich machen

 

 

Säen, pflanzen, fördern, stärken

 

Geld stinkt nicht („Pecunia non olet“). Diese Redewendung ist vielen bekannt. Aber wenige sprechen gern über den Mammon. Denn bei Geld soll bekanntlich die Freundschaft aufhören. Und wer will schon ein Streitthema provozieren? Und schließlich hat das Geld verschiedene Gesichter.

 

Der Geizige hortet lieber sein Vermögen. Wie Dagobert Duck aus Entenhausen badet er im Geld in seinem Geldspeicher. Er verzichtet sogar auf Konsum und Genuss, um seinen Geldschatz zu vermehren.

 

Der Gierige betetdas Geld lieber an. Wie eine Marionette wird er vom Geld regiert. Je mehr er davon hat, desto größer wird der Wunsch nach immer mehr. Er opfert seine Seele,Gesundheit, Gemeinschaft und sein Rückgrat zugunsten seines Geldschatzes.

 

Der Verschwender wirft das Geld lieber aus dem Fenster. Im Kauf- und Kosumrausch will er den Augenblick, Freunde und Liebe gewinnen, verliert aber das selbstbestimmte Leben und seine Würde. Auf Dauer wird er abhängig von anderen, weil sein Geldschatz wegschmilzt.  

 

Der Träumer verachtet das Geld. Er tröstet sich und andere, dass das Geld nicht glücklich mache, den Charakter verderbe und Hände schmutzig mache. Er baut sich moralische Luftschlösser, die jedoch nicht ohne einen Geldschatz überleben können.

 

Für manche ist Geld eine „allgemeine Hure“ (Karl Marx), einheimlich-unheimliches Gespenst, ein Ersatz- oder Nebengott. Für andere ein Tausch- und Zahlungsmittel. Oder einfach eine Recheneinheit und  ein Wertmaßstab. Oder ein „Sparstrumpf“ bzw. eine Wertaufbewahrung.

 

 

Menschen jedoch, die ihr Geld regieren und nicht von ihm regiert werden, können aus ihrem Geldschatz freiwillig und aus Einsicht geben, abgeben und gezielt Geld aus- und weitergeben. Geld kann Werte, Rahmenbedingungen und Sinngebung nicht ersetzen, wohl aber ermöglichen. Indem ín Erwartung auf Ernte eines gelungenen gemeinsamen Lebens gesät, gepflanzt, gefördert und gestärkt wird. Ohne Bedingungen und Gegenleistungen. In gegenseitiger Freiheit und gemeinsamer Verantwortung kann Geld auch den Geldgeber glücklich machen.

 

Burkhard Budde

 

Auf der Suche nach der Seele im Ruhrpott

Lionsclub aus Braunschweig in Essen

 

Ohne Kohle nichts los? Wird der Ruhrpott seelenlos? Spätestens im Jahr 2018, wenn alle Zechen geschlossen sind? Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten (G7) haben bei ihrem Treffen am 8. Juni 2015 festgestellt: Die Kohle als größter Klimasünder steht an erster Stelle der Abschussliste beim Ausstieg aus der Kohlenstoffwirtschaft. Und ohnehin erscheint es im Ruhrgebiet wirtschaftlich nicht länger verantwortbar, die Kohle abzubauen. Denn eine Tonne Kohle soll im Pütt etwa 170 Euro, weltweit aber nur 70 bis 75 Euro kosten.

 

Auf die Suche nach der Seele des Ruhrgebietes machte sich der Lionsclub Braunschweig Dankwarderode vom 5. bis 7. Juni 2015 und kam zu überraschenden Ergebnissen. Der derzeitige Präsident des Clubs, Dr. Axel Dreyer, Professor für Tourismusmanagement/Marketing an der Hochschule Harz (Wernigerode): „Die Seele schlägt vielfältig. Sie ist hörbar und sichtbar, bewegt und bewegend. Unabhängig vom Bergbau, der die Gegend natürlich geprägt hat.“

 

 

Beispiel Essen,das Zentrum und eine Idylle des Ruhrgebietes, einst größte Bergbaustadt Europas.

Mit etwa 578 000 Einwohnern neuntgrößte Stadt Deutschlands und hinter Dortmund zweitgrößte Stadt des Ruhrgebietes. Eine der grünsten Großstädte der Republik. Zu Beginn des Kohlebergbaus – erste Kohlefunde gab es 1317 – bis zur Stilllegung der letzten Zeche 1986 existierten hier insgesamt 296 Zechen, mit Kleinbergwerken sogar etwa 1000. Heute gibt es nicht nur „Handarbeit“, sondern vor allem auch „Kopfarbeit“. Die 1964 gegründete Universität hat etwa 40 000 Studenten. Im ganzen Ruhrgebiet leben über 250 000 Studenten. Konzernzentralen großer Unternehmen befinden sich in der Stadt. Große Türme im Zentrum zeugen von Macht und Wohlstand.  

 

 

Soziale und wirtschaftliche Herausforderungen dürfen jedoch nicht verschwiegen werden. Die Stadt hat beispielsweise mehr als drei Milliarden Euro Schulden. Die Arbeitslosenquote beträgt 12,5 Prozent. Doch nicht ohne Grund wurde die Stadt im Jahre 2010 stellvertretend für die 53 Städte des Regionalverbandes Ruhr (RVR) Europäische Kulturhauptstadt. Der „Wandel durchKultur – Kultur durch Wandel“ ist überall entdeckbar. Aber auch einzigartige Tradition und Geschichte. Das bedeutendste Kunstwerk des Ruhrgebietes, die Goldene Madonna aus dem Mittelalter, steht im Essener Dom, gleichzeitig historische Keimzelle und Wahrzeichen der Stadt. Teil des Schatzes der Kirche ist der Siebenarmigen Leuchter aus Bronze um 1000, wohl der älteste Leuchter (der Leuchter aus dem Braunschweiger Dom stammt aus dem 12. Jahrhundert).

Die Seele, die vielfältig und bunt ist, bewegt offene Herzen.

 

 

Beispiel das Steinkohlebergwerkin Essen, von 1851 bis 1986 aktiv, für viele die „schönste und leistungsstärkste Zeche der Welt“, seit 2001 als Industriedenkmal gemeinsam mit der Kokerei UNESCO-Welterbe Zollverein.

 

Die Erinnerung an alte Zeiten stiftet noch heute Identität und motiviert im alten Rahmen zu neuen Wegen. Jährlich sollen heute auf diesem Gelände, auf dem jeden Tag bis zu 7000 Menschen etwa 12 000 Tonnen Kohle bewegten, bis zu 1,5 Millionen Menschen Kunst-, Kultur- und Freizeitangebote wahrnehmen. Der Gründer der Zeche Zollverein, Franz Haniel (1779 bis 1868), wählte offensichtlich diesen Standort mit dem 13 Quadratkilometer großen Grubenfeld wegen des direkten Anschlusses an die Köln-Mindener Bahnlinie. Ab 1851 begann der Verkauf der Kohle, ab 1859 der Bau von Bergarbeiterwohnungen. Arbeiter aus Ostpreußen, Pommern, Mecklenburg und Schlesien wurden mit ihren Familien angesiedelt.

Nicht nur Schächte, Schachtanlagen, Schachtgebäude,Kokereien und Halden entstanden, sondern auch eine soziale Infrastruktur wie Siedlungen,Kindergärten, Schulen und Kirchen. Allerdings galt die Reihenfolge „Erst Kohle und die Maschinen, dann der Mensch.“

 

Die „offene“ Wipper- und Lesebandhalle – unter ihr verliefen Gleise, auf dem Güterwaggons von oben mit Kohle verschickt werden konnten – erinnert an die Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit. Von 1931 bis 1960 waren hier täglich insgesamt 80 Menschen mit kantigen und zackigen Steinen beschäftigt– ohne Handschuh, ohne Mund- und Gehörschutz, acht Stunden lang. Vor allem die große Staubentwicklung, der starke Lärm, die ständige Vibration des „freischwebenden“ Bodens verursachten Gesundheitsschäden. Die Lebenserwartung vieler Arbeiter war sechs bis sieben Jahre geringer als der Durchschnitt der Bevölkerung. Weil man für diese Arbeiten keine „Qualifikation“ brauchte, wurde die Knochenarbeit auch schlecht bezahlt. Familien mit über zehn Kindern mussten jedoch ernährt werden.

Die Seele, die sich erinnert, bewegt offene Herzen.

 

 

Beispiel Gartenstadt Margarethenhöhe, soziales Engagement zugunsten eines frühen menschenfreundlichen Wohnens.

Margarethe Krupp, die nach dem Tod ihres Mannes Friedrich Alfred Krupp im Jahre 1902 das Krupp-Unternehmen  – treuhänderisch für die Tochter und ErbinBertha -  leitete,  gründete 1906 die „Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge“ zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums. Der Anlass war die Heirat Bertha Krupps mit Gustav von Bohlen und Halbach. Alle Essener Bürger erhielten die Möglichkeit in einer Gartenstadt, die der Architekt Georg Metzendorf (1874 bis 1934) erbaute, in 935 Gebäuden zu wohnen. Für die damalige Zeit eine städtebauliche sowie soziale Pionierleistung: Das Äußere der Häuser wurde vielfältig gestaltet, das Innere – aus Kostengründen – standardisiert; Heiz- und Sanitäranlagen, ein eigenes WC, eine „Spülküche“ mit Badewanne in den Wohneinheiten, ein eigener Garten, aber auch eine autarke Infrastruktur wie Gasthaus und Kirche, der Anschluss an das Straßenbahnnetz gehörten zur Konzeption der Margarethenhöhe.

Die Seele, die sozial ist, bewegt offene Herzen.

 

Beispiel Museum Folkwang, Moderne Kunst vor allem mit Werken des Impressionismus, Expressionismus und Surrealismus.

Das Kunstmuseum, vom Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus (1874 bis1921) 1902 in Hagen eröffnet, wurde nach seinem Tod 1921 nach Essen verlagert. Neben Moderner Kunst können Objekte des Kunstgewerbes, eine graphische und eine photographische Sammlung gesehen werden. Während der Nazi-Diktatur wurden 1400 Werke als „entartete Kunst“ verkauft. Nach dem Krieg wurden viele Werke zurückgekauft oder durch Neuerwerbungen ersetzt. 2006 finanzierte die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung den Neubau des Museums, der im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 im Januar 2010 eröffnet wurde.

 

 

Bilder erzählen etwas von der Motivation der Künstler. Das Werk „Der Frühling“ (1901) von Ferdinand Hodler (1853 bis 1918) beispielsweise ermutigt den Betrachter, ein Gefühl für den eigenen Körper zu entdecken. ZurKonzeption des Museums gehörte von Anfang an, auch den „einfachen Arbeiter“ an diesem Gefühl teilhaben zu lassen. Das Museum als „Kraftfeld für das Ruhrgebiet“ sowie als „Volkshalle niederschwelliger Teilhabe an der Kunst“ lud und lädt ein, sich in die tänzerische Gefühlswelt des ersten Kusses zu begeben, sich ertappt zu fühlen mehr als ein Kind zu sein.

Die Seele, die durch Kunst erwacht, bewegt offene Herzen.

 

 

 

In Essen schlägt das Herz des Ruhrgebietes. Den Herzschlag kann man auch auf der Villa Hügel, 1873 von Alfred Krupp als Wohn- und Repräsentationshaus der Industriefamilie errichtet, hören und erleben. Genius loci – der (damalige) Geist des Hauses ist irgendwie spürbar präsent.

 

Die Herzen mancher Lionsfreunde schlugen am Abend höher, als das Original Doktor Stratmann im Stratmanns Theater mit seinem Programm „Pathologisch“ von Hölzken aufs Stöcksken kam. Familie Krupp und auch der Grandseigneur der Unterhaltung gehören zur Seele des Ruhrgebietes.

 

Die Seele in allen Seelen bewegt Menschen, überwindet Vorurteile und macht eine ganze Region mit und ohne Kohle offen und dynamisch sympathisch.

 

Burkhard Budde

 

Soll die CDU auf den Zug der Zeit aufspringen?

 

 

Homo-Ehe? Vollständige Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft? Ist der Zug der Zeit bereits abgefahren? Soll die CDU versuchen, noch schnell aufzuspringen?

 

Auf dem Bahnhof wird diskutiert: Die Stammwähler, die man verlieren könnte, seien unter dem Strich weniger, als die Wähler, die man neugewinnen würde. Und die Mitglieder, die aus der Partei austreten würden, müsste man eben auf dem Bahnhof zurücklassen.

 

Aber ist verantwortbare und wertorientierte Politik nicht mehr als ein Hinterherlaufen von Stimmungen, als eine bequeme Zugfahrt, ohne die Zielorte im Auge zu behalten? Was wäre, wenn sich der Zeitgeist eines Tages änderte, wenn die Ehe zu dritt gefordert würde? Oder wenn eine lautstarke und einflussreiche Klientel auf den Geschmack der Polygynie (ein Mann und mehrere Frauen) oder der Polyandrie (eine Frau und mehrere Männer)  käme und im Namen von Toleranz und Gerechtigkeit rechtliche Gleichstellung einforderte?

 

Eine CDU braucht in der Stimmungsdemokratie einen normativen Fahrplan, um im interessen- und machtorientierten Alltag der Politik nicht auf Dauer verwechselbar, austauschbar und überflüssig zu werden.

Dazu zählt argumentative Überzeugungsarbeit statt ängstlicher Anpassung. Das „Sein“, der laute Applaus von Fahrgästen, sollte nicht das „Sollen“, die Überzeugung von einem Fahrziel, bestimmen. Sonst wäre es gleich, in welchen Zug man säße. Und vor allem würde man sein Ziel nie erreichen.

 

Die Lust an rechtlicher Gleichmacherei „aller“ Lebensformen, die neue Ungerechtigkeiten schafft, kann die Last der Unterscheidung zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft, die keine Diskriminierung darstellt, nicht ersetzen. Wer zu seiner Überzeugung steht, sie begründet und Rückgrat zeigt, kann neue Unterstützer gewinnen. Eine moderne Volkspartei kann dann erleben, dass unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen und Vorstellungen in den CDU-Zug einsteigen oder nicht aussteigen, weil er sie in ihrem berechenbaren und glaubwürdigen Kurs überzeugt hat - im Blick zum Beispiel auf individuelle Freiheit und tolerante Vielfalt, Eigenverantwortung und Solidarität. Und das Kindeswohl sowie die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft geraten nicht aufs Abstellgleis der Politik, sondern mitten in den Meinungsbildungsprozess im Wettstreit der politischen Ideen und Parteien.

 

Wer das Grundgesetz, das Fundament und Einheitsband aller Bürger in der Bundesrepublik Deutschland, ändern will, braucht politische Mehrheiten im Bundestag und Bundesrat. Solange es diese Mehrheit nicht gibt, gehört zum normativen Fahrplan der Gesellschaft und der Politik der besondere Schutz von Ehe und Familie durch die staatliche Ordnung.

 

Eine rechtliche Angleichung, nicht Gleichstellung der Rechtsinstitute Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft kann die grundsätzliche Gleichwertigkeit stärken, gerade weil die fehlende Gleichartigkeit nicht übersehen wird. Wenn der Zug auf diesem Gleis fährt, wird Gleiches gleich und Ungleiches ungleich wahr- und ernstgenommen. Und die Weichenstellung des Grundgesetzes wird ernstgenommen.

 

Burkhard Budde

 

 

Der Spaten im Garten des Lebens

 

 

Verheimlicht er,

dass er Würmer quält, kleine Leute klein hält,

um selbst im Rampenlicht zu stehen?

 

Beschönigt er,

dass er mit scharfen Kanten der Vorurteile ausgrenzt

und keine Alternativen zulässt?

 

Heuchelt er,

dass er umgräbt, um Neues zu schaffen,

aber die alten Wurzeln zerstört?

 

Verschlimmert er,

indem seine Wühlarbeit Schwachstellen sucht,

die anderen nur schaden und ihm selbst nutzen?

 

Vertieft er den Graben,

indem er Unfrieden sät, Neid weckt und andere verhöhnt,

um seine Interessen rücksichtslos durchzusetzen?

 

Kann er den Graben auch überwinden,

indem er eindeutig argumentiert, aber nicht persönlich verletzt,

begründet neu gestaltet, aber nicht herzlos ausbeutet?

 

Damit keiner verlegen zu Boden blicken muss

oder blind in eine Grube stolpert.

Damit keiner seinen Spaten aus der Hand legen muss

und alles beim Alten mit Grabenkämpfen bleibt.

 

Kann der Spaten dem neuen Leben dienen -

in Verantwortung, Vernunft und Leidenschaft,

klug, weise und gewiss

für eine gemeinsame Zukunft im Garten des Lebens.

 

Burkhard Budde

 

 

DIE WELT:

Brüssel hat den quotierten Flüchtling erfunden

Leserbrief  „Menschenwürde“

 

Andrea Seibel, Ressortleiterin Meinung/Forum DIE WELT, hat einen Kommentar zur Flüchtlingspolitik der Europäischen Union geschrieben, der zum Nachdenken, vielleicht auch zum Weiter- und Umdenken der Verantwortlichen ermutigt.

 

Andrea Seibel schreibt u.a.: „Der Clou der EU: Sie nennt nur eine kleine Zahl von 40.000 Menschen, um die es geht. In Wahrheit dürfte die Millionengrenze in diesem Jahr erreicht werden. Flüchtlinge, die sich noch in der Türkei, in Jordanien oder im Libanon befinden, sollen "notumgesiedelt" werden. Denkt man an den Willen dieser Menschen? Soll ihnen egal sein, wohin man sie bringt? …. Der Migrationsdruck wird bleiben, aber nun auch der Druck wachsen, dass den europäischen Mitgliedstaaten mehr einfällt als quotierte Flüchtlinge.“ (DW 29.5.2015)

 

Ein Leserbrief, den ich zu diesem Kommentar geschrieben habe, ist in der heutigen Ausgabe DIE WELT veröffentlicht worden:

 

„Eine Art Kopfgeld sowie eine einseitige Instrumentalisierung von Menschen ohne Chance auf eine gewisse Selbstbestimmung passen nicht zur europäischen Kulturder Menschenwürde. Erfolgreiche und nachhaltige Hilfen setzen ein Minimum an Akzeptanz auf Augenhöhe und keine mehr oder weniger bürokratische Ignoranz von oben im ohnehin bestehenden Hilfsgefälle voraus.“

 

Burkhard Budde (DW 30.5.2015)  

 

Ist Widerspruch (nicht mehr) erlaubt?

 

 

Leserbrief zum Artikel „Meine Ehe gehört mir“ von Uwe Schmitt, in DIE WELT vom 28.Mai 2015

 

Auf den Komposthaufen der Geschichte gehört ein Wahrheits- und Moralanspruch, der eine andere Position als „letztes Rückzugsgefecht“ diffamiert, um Andersdenkende, Andersgläubige und Anderslebende zum Schweigen zu bringen.

 

Es ist unglaubwürdig, wenn einerseits zu Recht Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt auch im Blick auf Minderheiten gefordert wird, anderseits aber die katholische Kirche mit ihrer Minderheitenmeinung (?) erzogen oder sogar lächerlich gemacht werden soll.

 

Kann man nicht aus erfahrenem Mist gesellschaftlicher Ächtung Dünger für die Zukunft aller machen, indem auch Vertreter der Ehe als Verbindung von Mann und Frau geachtet und wertgeschätzt werden? Müssen ehemalige Opfer der Ausgrenzung zu Tätern sozialer Ausgrenzung werden, wenn sie Oberwasser im öffentlichen Meinungsstrom gewonnen haben? Muss denn immer wieder im Namen der Toleranz Intoleranz praktiziert werden?

 

Warum können nicht scheinbar neue Meinungsmehrheiten in der Öffentlichkeit Brücken zur neuen Meinungsminderheit schlagen? Denn kann die Mehrheit von heute – die veröffentlichte Meinung von heute – nicht auch die Minderheit von morgen sein? Und gibt es nur noch Schubfächer des Schwarz-Weiß-Denkens und keine offene Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten mehr für alle?

 

Mit dem Leitartikel wird man die Kanzlerin nicht überzeugen, ihre Meinung zu ändern. Sie ist mutig und souverän, sich an den normativen Kompass des Grundgesetzes  („Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“) zu orientieren, um bei Achtung der unterschiedlichen Lebensformen – bei rechtlicher Angleichung der Rechtsinstitute Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft - die Familie und das Kindeswohl um der Zukunft der Gesellschaft willen zu fördern.

 

Denn die Moral des Leitartiklers steht nicht über der Verfassung – auch nicht über der Mehrheit des gewählten demokratischen Parlaments.

 

Burkhard Budde

 

Zum Pfingstfest:

 

Die Geburt einer Geburtstagsfeier

 

 

Weder heile noch heilbare, wohl aber heilbare Welt

 

Ein altes Bad feiert Geburtstag. Es sollte - bitte schön – nicht mit einem Freizeit- oder Spaßbad, auch als Aqua Fun bezeichnet, verwechselt werden. Aber es gibt schon Gemeinsamkeiten - jedenfalls im weitesten Sinne.

 

Immer wieder ist die äußere Substanz des alten Bades modernisiert, erweitert oder umgebaut worden, wurden und werden die Fassaden poliert, die Strukturen und Abläufe verändert und effizienter gestaltet. Die  

Angebote und Leistungen, die professionell vermarktet werden, machen offensichtlich immer mehr hauptamtliche Mitarbeiter und vor allem „Bademeister“ notwendig.  

 

Und doch ist die Besucherzahl rückgängig. Immer weniger Menschen können sich mit diesem Bad identifizieren. Die hauptamtlichen Mitarbeiter sind immer häufiger mit sich selbst beschäftigt. Nicht selten stöhnen sie über ihre Arbeit, stehen am Beckenrand und jammern über die geschrumpfte Zahl der Besucher. Ihre öffentlichen Ratschläge und Reden langweilen viele, weil sie Belanglosigkeiten und Allerweltweisheiten beinhalten oder viel zu abstrakt, theoretisch und weltfremd sind. Für manche sind bürokratische Vorgaben sowie der Buchstabe des Gesetzes wichtiger als der einzelne Mensch, der mit seinem Anliegen zu ihnen kommt. Andere scheinen zu „verdursten“, obwohl sie am Wasser stehen, es aber nicht sehen wollen oder können. Wieder andere fühlen sich wie Fremde im eigenen Bad, weil sie mit ihrer gelebten Botschaft vom Wasser des Lebens keine Resonanz finden und nur Kopfschütteln ernten.  

 

Außerhalb des Bades lässt sich kaum ein „Bademeister“ sehen oder ihr Leben spricht so laut, dass man die Botschaft vom Wasser des Lebens nicht mehr wahrnimmt. Das schlägt Wellen nicht nur „hinter vorgehalten Händen“; die Abstimmung mit den Füßen wächst. Und um das alte Bad wird ein großer Bogen gemacht. Öffentliche Stellungnahmen zum Leben außerhalb des Badeswerden höflich toleriert, aber nicht wirklich beachtet.  

 

Andere Bäder werden immer attraktiver. Auch sie bieten (und noch lebensnäher und lebensdienlicher?) Erholung für Leib und Seele, helfen bei der Bewältigung von Erfahrungen wie Angst und Ohnmacht, Abschied und Neuanfang. Auch dort (und noch häufiger?) findet man buntes, gemischtes und vielfältiges Leben. Auch dort (und noch besser?) werden gelebte Werte und Normen weitergegeben.    

 

Das Allerschlimmste im alten Bad ist jedoch, dass kaum einer – auch kein Badegast – merkt, wie das Wasser im alten Bad immer weniger wird – versickert, einfach verschwindet. Manchmal wird eiskaltes Wasser ins Becken gegossen, wird respektlos, unfair und gehässig über die Besetzung von Posten und Ämtern im Bad gestritten, so dass die Beziehungen erkalten und einfrieren. Manchmal wird kochendes Wasser hinzugefüllt, verlogene Schmeicheleien und geistlose Schaumschlägereien, was aber schnell als heiße Luft verdampft. Manchmal entwickelt sich auch eine ungenießbare Brühe aus Intrigen und Bosheiten, Missbrauch und Heuchelei, die aber verschämt ignoriert wird. Und vor den maßlosen Wechselbädern von Liebe und Gleichgültigkeit flüchten nicht wenige und fragen: Wo ist denn das Wasser des Lebens geblieben?

 

Ist ein solches altes Bad, auch wenn es finanziell noch so gut ausgestattet ist, auf Dauer nicht überflüssig? Kann und soll es erneuert werden? Wenn ja, wie?

 

Der Eigentümer dieses Bades, der sehr früh die Geschäftemacherei mit dem Wasser und die Verlogenheit aufs Schärfste kritisierte, der durch sein Verhalten – zum Beispiel durch die Gemeinschaft mit Ausgestoßenen und Außenstehenden – die alte Elite mit ihren Pfründen und Machtspielen zur Weißglut brachte, hat zur Umkehr und zum Glauben an das Wasser des Lebens aufgefordert: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Zur Neugeburt im Geist, damit Be-geisterte be-geistern, neu leben lernen, in Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, und froh werden können.

Diese Einladung, keine Vorladung, geschweige denn Ausladung, kann noch heute in den, mit und unter den alten Traditionen des alten Bades wie die Feier des Pfingstfestes entdeckt werden.

 

Der Genuss eines Tropfens lebendigen Wassers kannüberraschend und plötzlich ein Geschehen zwischen dem Geist Gottes und einem Menschen in Gang setzen:

Meine Seele dürstet nach Sinn – Gottes Geist befreit mich von meinen (Selbst-)Zweifeln und schenkt mir unverdient, umsonst und liebend die neue Gewissheit letzten Sinns.

Meine Seele dürstet nach Freiheit – Gottes Geist befreit mich von meiner Selbstgerechtigkeit und schenkt mir die neue Gewissheit, bedingungslos angenommen zu sein.

Meine  Seele dürstet nach Liebe – Gottes Geist befreit mich aus dem Tal der Tränen, weil er mir die neue Gewissheit schenkt, im Tal bei mir zu sein.

Meine Seele dürstet nach Leben – Gottes Geist befreit mich von der lähmenden Angst vor dem Tod und schenkt mir die neue Gewissheit der Geburt neuen Lebens.

 

Ein Tropfen lebendigen Wassers kann die Kraft zur Versöhnung und die unabhängige Freiheit in Verantwortung vor Gott und dem Nächsten stärken.

Dieser Geist Gottes wird das alte Bad nicht verlassen, aber er will es durch Be-geisterte erneuern. Er ist auch nicht nur in seinem (erneuerten)

Bad anzutreffen. Das Wasser des Lebens gibt es überall - dort,wo im Namen Jesu Christi gegen den Augenschein trotz allem und in allem geglaubt, in den Widersprüchen und Brüchen des Lebens gehofft und in der heillosen, nie heilen Welt geliebt wird, damit die Welt in und außerhalb des Bades heilbarer wird.

 

Alle Welt soll Kenntnis bekommen von der neuen Geburt einer neuen Geburtstagsfeier der Kirche Jesu Christi – als umfassende und universale Liebeserklärung Gottes an alle. Kein Ort der Schwärmerei und Unvernunft, sondern ein geistig-geistlicher Quell- und Geburtsort erneuerten und neuen Lebens.

 

Burkhard Budde

 

 

Der Krug wackelt…

 

Ein alter Krug?!

Mit viel Tradition.

Doch schafft er Gemeinschaft?

Und Heimat bieten auch andere.

 

Ein wertvoller Krug?!

Mit viel Moral.

Doch ermöglicht er Orientierung?

Und Werte bieten auch andere.

 

Ein zerbrechlicher Krug?!

Mit viel Reformeifer.

Doch verschüttet er nicht seinen Inhalt?

Und gute Botschaften bieten auch andere.

 

Ein schöner Krug?!

Mit viel Dekoration.

Doch stillt er den Durst nach Leben?

Und Sinnerfahrungen bieten auch andere.

 

Ein Krug für Menschen?!

Mit viel Macht.

Doch kann er Menschen trösten?

Und Empathie bieten auch andere.

 

Soll man den Krug

vergessen oder verstecken,

verstauben lassen oder säubern,

entsorgen oder verschenken?

 

Aber wenn er von Hochmut entleert

und mit dem Geist der Demut neu gefüllt ist,

kann er dann aus einer sprudelnden Quelle

frisches Wasser schöpfen?!  

 

Reicht ein Tropfen aus der Quelle des Glaubens aus,

bedingungslose Liebe und schöpferische Kraft zu verspüren,

um wieder frisch, heil und froh zu werden?!

Um dann den erneuerten Krug an andere weiterzureichen.

 

…bis die Kirche  

durch den Geist Christi erneuert ist.

 

Burkhard Budde

 

 

Gebet wichtiger als Prunk

 

 

Besuch in Limburg

 

Am Wochenende besuchte ich ein wertvolles, aber sehr umstrittenes Gebäude in Limburg: den luxuriösen Bischofssitz des damaligen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst.

 

Eine Frage beschäftigt viele Mitmenschen, nicht nur in Limburg: Welches Leben und welcher Geist wird der Bau zukünftig beherbergen oder ermöglichen?

 

Wird er ein Lern- und Lehrort sein (wie man mit anvertrauten Geldern – nicht - umgehen sollte)?

Ein Rückzugs- und Bußort (um zur Besinnung und zur Neuorientierung zu kommen)?

Ein Touristen- und Passantenort (um über die Ästhetik zu staunen oder seine Klischees über die Kirche bestätigt zu sehen)?

 

Bereits vor dem Skandal im Herbst 2013 gab es Schwestern und Nonnen, die ohne spektakuläre Öffentlichkeit und falschen Prunk in einfühlsamer und liebevoller Weise schriftliche Gebetsanliegen, die unbekannte Besucher des Domes in einen Behälter legten, in ihrem Gebetskreis regelmäßig vor Gott brachten.

 

Diese Christen ohne Status-, Dominanz- und Hierarchiegehabe gibt es immer noch. Sie werden auch immer wichtiger.

Sie üben im Verborgenen einen ganz besonderer Dienst aus, der auf einen konkreten Menschen bezogen ist - jenseits von Äußerlichkeiten, Hektik und Ritualen: Die Fürbitte vor Gott als Hoffnung auf Gottes Wirken!

 

Auch in Zukunft kann der Gebäudekomplex in Limburg eine beispielhafte und lernende Anlaufstelle für suchende, fragende, zweifelnde, enttäuschte, hoffende, aber auch gleichgültige Seelen sein. Ein moderner Gebets-, Verkündigungs-, Bildungs- und Kirchenort mitten in der Welt, der den Blick nicht einseitig-verkrampft oder selbstgerecht auf den Prunk und die Fehlentscheidungen der Vergangenheit lenkt, sondern auf die geistig-geistliche Tür eines Einzelnen, die das Innere der Seele öffnet, um sie von Ängsten und Zwängen zu befreien und den neu- und frohmachenden Geist Gottes wirken zu lassen.

Und wenn dieser Geist in einen Dom, in einen Gebäudekomplex,vor allem in einen Menschen einkehrt, geht von diesen Lebensräumen neues Leben für alle anderen Gebäude aus.

 

Der Nonne, die ich vor etwa zwei Jahren „zufällig“ im Limburger Dom kennenlernte, danke ich, dass Sie für Menschen in Not und in Dankbarkeit betet sowie Gott daran erinnert, selbst die Herzen der unbekannten und nichtgläubigen Menschen zu bewegen, damit sie durch den Geist Christi erfahren, wie wichtig es ist, die Prunksucht, Selbstsucht, Geltungssucht, Rachsucht zu überwinden und sich die bedingungslose Liebe schenken zu lassen, damit ein Mensch seine persönliche Verantwortung als Teil der Welt in der Welt und für die Welt wahrnimmt.

Burkhard Budde   

 

Attraktives Tor zum Oberharz

 

 

Anmerkungen zum BZ-Artikel „Bad Harzburg gilt immer als besonders kaputt“ (Braunschweiger Zeitung vom 15. Mai 2015)

 

Werden Klischees bedient anstatt Vorurteile abzubauen? Zur negativen Ouvertüre gehört die Überschrift, ein Zitat des Bürgermeisters: „Bad Harzburg gilt immer als besonders kaputt“. Gleich zu Beginn des Artikels folgen weitere laute Paukenschläge. Man hört etwas von „hintersten Plätzen“ in Ranglisten sowie von „düsteren Aussichten.“ Und dann wird im Zusammenhang mit dem „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung noch einmal kräftig auf die Pauke gehauen: „glatte sechs“. Wenn der Leser nun hofft, auch andere Töne zu hören, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, wird er enttäuscht. Die„Wirtschaftswoche“ wird bemüht, um die negativen Stimmen zu stärken – weshalb eigentlich?

 

Endlich, die Ohren weit geöffnet: Der Bürgermeister will die Schönheiten und Dynamik der Stadt zeigen. Aber falsch gedacht. Geschickt wird die „selbstkritische“ Stimme des Bürgermeisters eingebaut: „Wir zählen zu den Kaputtesten“. Oder hat sich der Kommunalpolitiker missverständlich ausgedrückt?

 

Als wenn eine kennzahlenorientierte Berichterstattung die Neugier des Lesers sowie sein Wunsch nach neuen Erkenntnisgewinnen befriedigen könnte, werden u.a. Infos zur Entwicklung der Einwohnerzahlen, der Steuereinnahmen,der Kaufkraft, der Schulden pro Kopf, der Infrastruktur aufgezählt und „natürlich“ fehlt nicht die „alternde und schrumpfende Kommune.“  

 

Kein Wort – keine Stimmen - über Zukunftspotenziale, über das Stärken-Schwächen-Profil, über die eigentliche und einzigartige Qualität der Stadt als attraktives Tor zum (Ober-)Harz: Die dynamische Einheit von Natur und Kultur, von Erholung und Erlebnis, von Tradition und Innovation.

 

Eine faire sowie kritische journalistische Begleitmusik ohne ein Trommelfeuer mehr oder weniger negativer Kennzahlen und Klischees, die durch ständiges Wiederholen alles nur noch schlimmer machen, hätte zu einer Zukunftsmusik beigetragen können, die für die Standortstärkung und Standortverbesserung wichtig ist.  

 

Mit der Stimme der Vielfalt in der solidarischen Einheit der Region kann man Schwarz-Weiß- Stimmungen begegnen und an einer gemeinsamen Zukunft gemeinsam arbeiten.  

 

Dieses Zusammen- und Wechselspiel ist notwendig, um im Konzert der Regionen auszustrahlen und anzuziehen, um das Besondere, Unverwechselbare und Unaustauschbare dieser Region über die Region hinaus transparent machen zu können.

 

Und von dieser Melodie profitieren alle.

 

Burkhard Budde

 

 

Der Horizont  

 

 

Zwischen „Vatertag“ und „Christi Himmelfahrt“

 

Ein Tag voller Geheimnisse.

Mit Bollerwagen, die mit Birkenzweigen geschmückt sind, wandern vor allem junge Menschen durch die Parks und Innenstädte. Man scherzt und singt. Dass dabei viel Alkohol konsumiert wird, ist nicht unüblich. Manchmal kommt es auch zur Randale und zu Pöbeleien.

In manchen Kirchen versammeln sich am gleichen Tag vor allem ältere Menschen, um das Fest der Himmelfahrt Christi zu feiern. Sie singen und beten und hören die Schilderung von der Himmelfahrt des auferstandenen Christus, der nun „sitzt zur Rechten des Vaters“. Manchmal wirkt die Feier freud- und trostlos, ohne Begeisterung und Lebensnähe.  

 

Gibt es (k)eine Verbindung zwischen „Vatertag“ und „Christi Himmelfahrt“?

Vielleicht erinnert der „Vatertag“ mit seinen Umzügen unter freiem Himmel an alte Zeiten. Als zum Beispiel Grundstückseigentümer einmal im Jahr ihren Besitz umschritten, um ihren Besitzanspruch zu veröffentlichen. Der Tag als Ehrentag für Väter soll jedenfalls 1910 in den USA von einer Louisa Dodd auf den Weg gebracht worden sein.

Die Feier der Himmelfahrt Christi, die seit 370 bezeugt ist, erinnert daran, dass das Unsichtbare auf das Sichtbare, das Unerreichbare auf das Erreichbare wirken kann. Dass Christus von seinen Freunden Abschied nehmen musste, um bei Gott zu sein und dennoch als Abwesender durch seinen Geist anwesend sein kann.

 

Für beide Tage kann der „Horizont“ bedeutsam werden. Sowohl beim Ausflug in der Natur als auch bei der Feier in der Kirche ist er erlebbar und entdeckbar: Der Horizont übersteigt stets menschliche Erfahrungen und gehört dennoch zur Wirklichkeit dazu.

Im  sichtbaren Diesseits ist sozusagen Platz auch für das unsichtbare Jenseits. Und das Jenseits  hat eine Bedeutung im Diesseits. Denn wo „trotz allem“ und immer wieder neu  vertraut, gehofft und geliebt wird, ist man dem Geheimnis aller Geheimnisse, der Liebe Gottes in aller Wirklichkeit, auf der Spur.

 

Und selbst wenn ein Mensch im Nebel stochert, weil er „Vatertag“ oder „Christi Himmelfahrt“ nicht versteht, bleibt dieser Horizont in ihm. Wer jenseits einer oberflächlichen Weltnähe oder einer weltfremden Oberflächlichkeit weit genug denkt und glaubt, kann den Horizont in sich und um sich herum entdecken.

 

Burkhard Budde

 

 

Große, vorgespielte oder ehrliche Gefühle

 

 

Muttertag als Tag der weisen Gefühle

 

Am Sonntag ist Muttertag.

 

Wird er ein Tag der großen Gefühle sein? Manche ehren gerne ihre Mutter mit goldenen Worten und roten Nelken, manchmal auch mit Pralinen. Oder ein Tag der Schuldgefühle? Andere haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie an die wenigen Besuche, vor allem an die lange Funkstille zwischen ihnen und ihrer Mutter denken. Wird er ein Tag vorgespielter Gefühle? Wieder andere danken derMutter zwar für ihre Erziehungsleistungen, aber in Wahrheit ist für sie das Ritual längst hohl geworden. Ist er zu einem Tag für ewig Gestrige geworden, weil das Bild einer fürsorglichen Mutter mit stiller Opferbereitschaft schon lange nicht mehr zum Zeitgeist passt? Oder sogar zu einem Tag gehässiger Ignoranz? Weil bei einem Kind das Mutterbild einer fiesen Hexe aus dem Märchen dominiert? Also sollte der Muttertag dann doch nur ein Glückstag für Blumenhändler und andere sein, die sich vom Muttertag ein Geschäft versprechen?  

 

Der Muttertag am 2. Maisonntag erinnert an besondere Frauen.

 

An die eigene Mutter, deren Herz in der Regel beim erstenSchrei des Neugeborenen oder beim ersten Blickkontakt mit ihm höher schlug.Wehe, jemand hätte das Knittergesicht oder überhaupt ihr Kind kritisiert. DieMutter, die schon während der Schwangerschaft eine seelische Beziehung zum Kind aufgebaut hat, ihr Kind liebt, wie es ist, mit ihrem Kind existentielle Ängste ausgehalten hat, es tröstete, ihm vergab, es verteidigte und beim selbstständig werden über Höhen, aber auch durch Täler begleitete.

 

Aber auch an eine Feministin. An Anna Jarvis (1864-1948),eine unverheiratete und kinderlose Lehrerin aus West Virginia, die sich für politische Ziele der Frauenbewegung wie das Frauenwahlrecht einsetzte. Als ihreMutter, die ebenfalls politisch aktiv war, am 9. Mai 1905 starb, wollte sie, dass jährlich an die Lebensleistung ihrer Mutter gedacht wurde und ab 1908  mit dem ersten Muttertag an die „Werke aller Mütter“.

 

Der Muttertag erinnert zudem an alle Frauen, die sich selbstbewusst und kritisch, auf leisen Sohlen und würdevoll für das Leben in gemeinsamer Verantwortung und mit einem menschlichen Gesicht einsetzen.  

Der weltweite Siegeszug dieses Tages, den die Internationale Muttertagsgesellschaft, die Heilsarmee und die Geschäftspolitik der Blumenbranche bewirkte, ist nicht ohne „starke Frauen“, ohne „persönliche Identifikationspersonen“ und „politische Pioniere“ denkbar gewesen. Wie immer in der Geschichte einer menschlichen und zugleich politischen Bewegung gab esTrittbrettfahrer und Missbräuche, zum Beispiel der Mutterkult der Nationalsozialisten. Aber die eigentliche Substanz der Botschaft bleibt lebendig und wichtig: Danken und Denken, Liebe und Vernunft gehören zur persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung untrennbar zusammen.

 

Der Muttertag als Dank- und Gedenktag kann dann  zum Zukunftstag aller werden, manchmal auch zum Versöhnungstag.

Und für die eigene Mutter und ihr Kind – auch für ein erwachsen gewordenes Kind, das seine Mutter (neu) vorbehaltlos annimmt und liebt  – wird dieser Sonntag zu einem gemeinsamen Glücks- und Geschenktag, zu einem Beginn einer erneuerten und frohmachenden, gleichberechtigten Beziehung – als ein Vorbild im Kleinen für die große Gesellschaft.

 

Ein Tag der weisen Gefühle.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Positives im Negativen?

"Teufel" mit Engelsbotschaft

 

Gibt es etwas Positives im gespielten Negativem? Wer in einer Region mit ihren Traditionen und Gebräuchen verwurzelt ist, kann sich Rollenvielfalt, Rollenwechsel und Rollendistanz wenigstens zeitweise leisten. Der Bürgermeister der Stadt Bad Harzburg Ralf Abrahms freute sich am 30. April 2015 mit seinen Bürgern und Gästen über das bunte Treiben rund um die Walpurgisnacht. Und war wieder in die Rolle des Teufels geschlüpft.  

 

Für den Bürgermeister ein willkommenes Ventil, die „teuflischen“ Herausforderungen der Kommunalpolitik wie Neid und üble Nachrede zu ironisieren sowie mutig und zeichenhaft zu domestizieren. Denn gibt es nicht auch und gerade  im Angesicht des „Bösen“ die Hoffnung auf eine Engelsbotschaft der wertschätzenden Anerkennung und der sachlichen Unterscheidung? Und die froh- und neumachende Erfahrung einer integrierenden Feier jenseits von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten?

 

Dass schließt selbstverständlich historisches Bewusstsein nicht aus. Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit zerstörten alles Menschliche. Angebliche Hexen wurden unter Folter gezwungen zu gestehen, sich in der Nacht auf dem Brocken mit dem Teufel getroffen zu haben.

 

Aber alles hat seine Zeit. Das wahre Böse zeigt sich heute häufig anders als bei unseren Vorfahren. Manchmal auch im Gewand eines „Engels“. Und bekanntlich ist auch der Weg in die Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert. Dann ist das Negative in gespieltem Positivem eindeutig und rechtzeitig, entschlossen und geschlossen, rechtstaatlich und verantwortungsbewusst zu verteidigen – um der Würde aller wegen.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Der Zauber des Harzes

 

 

Sehnsucht nach Natur

 

Der Zauber des Harzes zieht immer mehr Menschen an. Das liegt nicht nur an dem berühmtesten Kind des Harzes, Martin Luther, der am 10.November 1483 in Eisleben geboren wurde. Oder an dem berühmtesten HarzbesucherJohann Wolfgang von Goethe, der in seinem Meisterwerk „Faust“ (1808 erschiender erste Teil) die Walpurgisnacht auf dem Brocken weltweit bekanntmachte. Oder an anderen literarischen Leuchttürmen wie Joseph von Eichendorf (Reisetagebuch,1805) und Heinrich Heine („Die Harzreise“, 1824). Wohl auch nicht primär an dem Theologen und Anführer der aufständischen Bauern 1525 Thomas Müntzer, der um 1489 in Stolberg im Südharz das Licht der Welt erblickte.

 

„Vor allem wegen des Naturerlebnisses,“ so Dr. Friedhart Knolle vom Nationalpark Harz, kommen Menschen in den Harz, „weil die Sehnsucht nach dem Gegenteil von Stadtleben groß ist.“ In seinem Vortrag „Ein großer Brocken“, den er am 23. April 2015 vor dem Lions Club Braunschweig-Dankwarderode hielt, erläuterte er die Bedeutung des Parks, den es seit 2006 als länderübergreifenden Nationalpark (Niedersachsen und Sachsen-Anhalt) gibt.  

 

Weltweit existieren über 4000 Nationalparks; 350 in Europa und 16 in Deutschland. Der bekannteste Nationalpark in Deutschland ist der Bayrische Nationalpark, gefolgt vom Wattenmeer. An dritter Stelle erscheint bereits der „Harz“, der mit einer Gesamtfläche von etwa 25 000 Hektar zehn Prozent der Gesamtfläche des Mittelgebirges umfasst.

 

Friedhart Knolle, auch „Harzer“,  ist begeistert von seinem Nationalpark, der äußerlich insbesondere durch das raue Klima, von Fichten- und Buchenwäldern, Mooren, Granitklippen, Bergbächen und natürlich vom Brocken („Er ist 1141 Meterund nicht 1142 Meter hoch!“) geprägt ist. Den Gipfel des „Sehnsuchtsberges“ der Naturschützer und Touristen besuchen jedes Jahr etwa 600 000 Menschen; viele lernen den Urwaldstieg kennen, aber auch das Brockenhaus („Jährlich 55 000 zahlendeBesucher.“).

 

Und was ist der Unterschied zwischen einem „Naturpark“ und einem „Nationalpark“?  Ein Naturpark, so Knolle, „ist ein Erholungspark mit gemanagter Natur.“ Im Unterschied dazu wird ein Nationalpark nicht bewirtschaftet, um die natürlichen Vorgänge, das Werden und Vergehen in der Natur, zu schützen. Die erste Aufgabe des NationalparksHarz ist es, „die Natur Natur sein zu lassen.“ Junge Fichten beispielsweise,die auf umgestürzte alte Eichen stehen, können wachsen, weil sie vom Wasserdepot und dem Nährstoffreichtum der faulenden Eichen profitieren. Die erhöhten Wurzeln der Fichten werden zudem vom Mäusefraß geschützt. „Und die liegenden Eichen ermöglichen den Fichten eine größere Nähe zur Sonne,“ erläutert Knolleweiter.

 

Zweite Aufgabe des Nationalparks ist die „Erholung und Naturbildung“. Menschen sollen im Rahmen eines nachhaltigen Tourismus die Naturerleben.  Dazu dienen u.a. ein Wandergebiet (813 km Wege, 150 km Loipen), Nationalparkhäuser (Torfhaus,Brockenhaus, Oderhaus St. Andreasberg), das Luchsgehege, das Auerhuhngelege, Wildtier-Beobachtungsstationen.

 

Zur Nationalparkmannschaft Harz gehören u.a. zwölf Revierförster mit je fünf Waldarbeitern, 40 Ranger („Ihre Arbeit mit Kindernund Jugendlichen mit Warteliste zeigt die zunehmende Akzeptanz des Harzes.“) sowie etwa 70 ehrenamtliche Nationalparkführer. Die Nationalparkverwaltung (Hauptsitz Wernigerode, Außenstelle St.Andreasberg) mit einem Etat von 11 Mio. Euro beschäftigt etwa 180 Mitarbeiter.

 

Ob es besondere Herausforderungen gibt bzw. geben wird? Wahrscheinlich leben 40 bis 50 Luchse im Harz. Zum gefährlichsten Tier des Waldes („Wolfserwartungsland“), gehört das Wildschwein. Und im „liberalsten deutschen Nationalpark“ müssen sich Mountainbiker mit anderen Gästen gemeinsame Wege teilen - „und vertragen“.

 

So wie ja auch Natur und Kultur, Geschichte und Bildung, Wissenschaft und Technik, Tradition und Moderne keine Gegensätze sein müssen, sondern im abgestimmten und versöhnten Wechsel- und Zusammenspiel immer neue Menschen „verzaubern“ können.

 

Burkhard Budde

 

Offenes Geheimnis

 

 

Der Sinn einer Zwiebel, einer Nuss, einer Rose

 

Gibt es noch Geheimnisse? „Es bleibt ohnehin nichts verborgen,“ behauptet die Zwiebel. „Und ich habe auch nichts zu verbergen,“ fügt sie hinzu und beginnt, sich von einer Schale nach der anderen zu trennen. Die Nuss, die mit ihr spricht, beginnt zu weinen und fleht sie an: „Lass das! Du gibst dich ja selbst auf!“ Aber die Zwiebel ist stolz und selbstbewusst. Es macht ihr tierische Freude, alle über alles zu informieren. Welche Gefühle sie gerade (nicht) hat. Was sie (nicht) tut und (nicht) denkt. Was sie (vielleicht) weißoder (nicht) gehört hat. Wo sie gerade (nicht) ist und was sie gerade (nicht) isst. Wo sie hinwill und wo sie auf keinen Fall hinwill. Sie entblättert in Windeseile ihr tägliches Leben und merkt nicht, wie ihr Selbst auf der Strecke bleibt.

 

Die Nuss hat bei diesem naiven Sturm der Preisgabe aller „Geheimnisse“ keine Chance gehabt,  die Zwiebel zur Vernunft zu bringen. Als die geschälte Zwiebel vor dem Nichts steht, wird die Nuss jedoch noch nachdenklicher. Kann denn das Nichts wirklich Alles sein? Oder könnte das Ende der Anfang von etwas Neuem sein?

 

„Meine Schale ist hart,“ überlegt die Nuss, „gehärtet durch viele Widersprüche und schmerzhafte Brüche, durch Täuschungen und Enttäuschungen, die ich erlebt habe.“ Aber auch ein anderer Gedanke mischt sich ein: „Meine Oberfläche ist glatt durch Glückserfahrungen und Erfolge, durch geschickte Anpassungen und fleißige Anstrengungen, durch Schweigen und Reden zur rechten Zeit und im richtigen Augenblick.“ Und dabei hätte sie sich am liebsten auf die Schulter geklopft.

 

Ein schwerer Gedanke taucht auf, den sie nicht so leicht loswird: Was befindet sich hinter meiner Schale? Leere? Fülle? Etwas Flüssiges? Überflüssiges? Etwas Unbewusstes? Vorbewusstes? Etwas Wertvolles? Kostbares?  Die Nuss grübelt und grübelt. Aber sie kann den Kern ihrer Fragen nicht selbst beantworten: Gibt es ein großes Geheimnis in meinem kleinen Leben?

 

Eines Tages kommt einer, der sie in die Hand nimmt. Und knackt. Das geschieht nicht geräuschlos und kraftlos. Aber dennoch mit Fingerspitzengefühl und Empathie, damit das Innerste nicht zerstört wird.

 

Ist das das Geheimnis des Lebens, das nicht ohne Konflikte und Spannungen, nicht ohne Leid und Krisen entdeckt werden kann? Dass nicht die sichtbare Schale das Entscheidende im Leben ist, sondern der unsichtbare Kern? Dass sich hinter einer harten Schale ein weicher Kern befindet?  Dass Sinn im unsichtbar Verborgenen steckt, der aber sichtbar, erfahrbar, nutzbar gemacht werden soll?

 

Die Rose im Knospenzustand, die das Schauspiel der Zwiebel und der Nuss heimlich beobachtet hat, seufzt: „Wenn die Zwiebel doch Privates und Öffentliches unterschieden hätte. Und wenn es mehr Sinnhelfer gäbe!“ Sie selbst weiß, dass man mit einem Messer der Analyse oder Berechnung ihre Knospe nur zerstören, jedoch nicht öffnen kann, um an ihr Geheimnis zu kommen. Wenn sie jedoch eines Tages blüht, durch die Farben und den Duft anderen Freude bereitet,wenn sie ohne viele Worte durch ihr Dasein spricht, das hofft sie und daran glaubt sie fest, dann öffnet sich das Geheimnis der Liebe wie von selbst. Und oszilliert zwischen Leidenschaft und Verantwortung. Kein unheimliches Geheimnis. Auch keine geheime Unheimlichkeit. Sondern für die Rose ein offenes Geheimnis, welches allen Würde und unendlichen Sinn schenkt.

Burkhard Budde

 

Aktuelles Treiben und geschichtliche Brutalität

 

 

Moderne Hexe und klassische Hexe

 

Manche Phantasie wird angeheizt. Die Welt der Hexen, Magier und Teufel zieht  viele Menschen an, trotz oder gerade wegen der aufgeklärten Wissensgesellschaft. Kühle Köpfe aus der Tourismusbrache, vor allem jedoch pochende Herzen der Besucher kennen diese Gefühlslage: Unsortierte Gedanken, die die Vernunft sprengen, und gemischte Gefühle,die Ideale verdrängen, stürmen in der Walpurgisnacht, der Nacht zum 1. Mai, auf den Blocksberg. Schließlich sollen sich auf dem Harzer Brocken um Mitternacht Hexen - auf Besenstielen, Ziegen oder Schweinen herbeigeritten - mit dem Teufelzum rauschenden Event, zur ausschweifenden Orgie treffen.

 

Für Goethes „Faust“-Leser steht diese Nacht in Verbindungmit dem „Hexen-Einmaleins“ aus der „Hexenküche“ und dem Herrschaftsbereich des Satans, der allerdings unfruchtbar ist und sich Samen besorgen muss. Oder führt der Dämon etwas ganz anderes im Schilde und hat bereits die Recherche vernebelt?

 

Historisch interessierte Zeitgenossen wissen, dass Aber- und Hexenglaube in der Geschichte der „klassischen Hexe“ kein „normaler“ literarischer Stoff oder nur ein touristischer Spaß war. Ein Beispiel ist der Hexenwahn und die Hexenverfolgung des 16. und 17.Jahrhunderts. Nährboden für Schuldzuweisungen und Verteufelungen, für Hexenjagd und Hexenbestrafung – offensichtlich vorrangig von der weltlichen Obrigkeit sowie vom Volk angefeuert -, waren Katastrophen wie Missernten, Hungersnöte, Epidemien und Kriege. Machtpolitik mit der Instrumentalisierung abergläubischer Gefühle, aber auch eine wütende Volkseele, die ein Ventil für ihre Ohnmacht und Ängste suchte, waren nicht selten die Triebfedern der Hexenjagd.

 

Der wichtigste Vorwurf gegen Hexen, von dem männliche wie weibliche Hexen betroffen waren, war jedoch in der Geschichte der „Hexerei“ der Schadenszauber, der andere „anhexte“. Umstritten bleibt, ob Hebammen, heilkundige und selbstbewusste Frauen Opfer christlicher Verfolgung in kirchlicher Alleinverantwortung waren. Die Anwendung der Folter wurde jedenfalls in Hexenprozessen immer praktiziert, an manchen Orten „dosiert“, an anderen Orten mit rechtswidriger Brutalität. Die Zahl der Personen, die in Europa als Hexen verbrannt wurden, wird auf fünfzig- bis sechszigtausend geschätzt.

 

Vor den Toren Wolfenbüttels erinnert das Lechlumer Holz als Haupthinrichtungsstätte der Braunschweiger Herzöge an Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen – und gleichzeitig an die aktuelle und bleibende Aufgabe, für die bedingungslose Achtung der Würde aller Menschen, für die Menschenrechte sowie für den Rechtsstaat in Frieden und Freiheit zu kämpfen.

 

Vielleicht ist das aktuelle Treiben der Hexen in der Walpurgisnacht mehr als ein touristisches Spektakel. Vielleicht kann es dazu beitragen, den Bosheiten des Alltags mit spielerischer Leichtigkeit ihre seelische Schwere zu nehmen. Und wird das Böse im Alltag, das nicht selten auch im Gewand des Gutmenschen erscheinen kann, nicht durch das festliche und zugleich freie Rollenspiel wenigstens einmal im Jahr lächerlich gemacht und gerade dadurch ein Stück gebändigt?

 

Burkhard Budde

 

 

 

Verzauberte Nummer eins

 

 

Eins und eins sind drei

fertig ist die Hexerei.

 

Fünf und eins sind sechs

doch keiner ist verhext.

 

Sieben und eins sind acht

vieles wird einfach verlacht.

 

Neun und  eins sind zehn

die bösen Hexen müssen gehen.

 

Zwölf und eins sind dreizehn

die Weisen haben ein Einsehen.

 

Eins, fünf, sieben, neun und zwölf

verzaubern die kleine eins zu großer Höh.

 

Burkhard Budde

 

 

 

Feuer und Flamme

für das Leben

 

 

Feuer und Wasser

sind etwas für Hasser.

Feuer und Glut

vertragen sich gut.

 

Feuer und Licht

gewinnen Gewicht.

Feuer und Wärme

überwinden Ferne.

 

Feuer und Wahrheit

schaffen Klarheit.

Feuer und Liebe

vereinen Triebe.

 

Feuer und Leben

bedingen sich eben.

Feuer und Wind

das Leben beginnt.

 

Burkhard Budde

 

 

Immer zum Sprung bereit

 

 

Die Botschaft der Hasen

 

Was geschieht hier?

Der Volksmund interpretiert volkstümlich:

„Es sind der Hasen und der Ohren drei und doch hat jeder Hase zwei.“

 

Gibt es eine versteckte Botschaft?

Drei Hasen, die sich in einem mit vier Blüten dekorierten Kreis befinden, sind in Aktion.

Der eine Hase richtet sich auf und schaut zurück; zwei seiner Füße haben Halt auf festem Grund.

Der andere Hase ruht sich aus und scheint abzuwarten; seine Vorder- und Hinterfüße finden Grund.

Ein dritter Hase setzt zum Sprung an; er löst sich vom Grund.

Alle drei Hasen sind mit ihren Ohren untereinander verbunden.

 

Die drei Hasen, wahrscheinlich 1929 von Georg und Ulrich Roediger gestaltet, erinnern an das Dreihasenfenster am Dom in Paderborn, das im 16. Jahrhundert entstanden ist. Diese Hasen springen jedoch alle. Gemeinsam ist beiden Kunstwerken, dass ihre Ohren jeweils ein Dreieck bilden.

 

Wollen die Hasen – die „Dreiecke“ – auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hinweisen; auf  den Glauben, die Hoffnung und die Liebe; auf „Vater“ („Schöpfer“), „Sohn“ („Erlöser“) und „Heiliger Geist“ („Tröster“); auf ewiges Leben?

 

Um dem Leben durch Rückblick Halt und Haltung zu geben, durch Wagnis Neues erfahrbar zu machen?!

Muss man immer zum Sprung bereit sein?

Um Zukunft in der Gegenwart zu gewinnen?!  

 

Burkhard Budde

 

Der Zauber eines Hasen

 

 

Possierlich, putzig.

Oder verbergen die Löffel seinen Stolz?

 

Naiv, einfältig.

Oder hat er es faustdick hinter den Ohren?

 

Ängstlich, rastlos.

Oder flüchtet er aus guten Gründen ins Gebüsch?

 

Zwielichtig, wechselhaft.

Oder ist das Schlagen eines Hakens not-wendig?

 

Zahlreich, zu fruchtbar.

Oder dient die Vermehrung seiner Würde?

 

Er ist nicht aus einem Hut gezaubert,

aber er zaubert, wenn er entzaubert ist,

durch Schnelligkeit und langem Atem

die Weite neuen Sinns.

 

Burkhard Budde

 

 

Zum Karfreitag

 

 

Freunde halten zusammen  

 

Hat er denn keine Freunde (mehr)?

Menschen, die mit ihm durch dick und dünn gehen.

Wenn der Weg über die Höhen des Erfolges führt, aber auch durch die Täler des Leidens. Die ihn in seiner Abwesenheit verteidigen, wenn ihm Unrecht geschieht. Die ihm in seiner Anwesenheit widersprechen, wenn er sich auf vermintes Gelände begeben will.

 

Er ist doch ehrlich und zuverlässig, verschwiegen und verständnisvoll, kritikfähig und versöhnungsbereit, vertrauens- und glaubwürdig!

 

Aber Jesus erntet Verrat.

Als seine Freunde kalte Füße bekommen, verleugnen sie ihn oder flüchten. Und wärmen sich lieber am Feuer seiner Gegner.

Er hat keine Andersgläubigen mit harter Hand unterworfen; keine Ordnung geschaffen, um einen Staat zu errichten. Er bekämpfte auch keine Abtrünnigen oder Mitläufer. Er ließ sich nicht als religiöser und zugleich politischer Führer feiern. Er predigte „nur“ das Reich Gottes, forderte zur Umkehr und zum Glauben auf.

 

Und dennoch scheint er heute immer weniger „bekennende“ Freunde in der Öffentlichkeit zu haben. Woran mag das liegen? Kann ein Blick in die Quellen weiterhelfen?

 

Wer war dieser Jesus?

Bereits im Neuen Testament befindet sich eine Vielzahl von Bekenntnissen. Petrus beispielsweise bekennt nach Markus 8,27: „Du bist der Christus.“, nach Matthäus 16,31: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“, nach Lukas 9,18: „Du bist der Christus Gottes!“

Der Hauptmann, der bei der Kreuzigung Jesu dabei war, wird nach Markus 15,39 zitiert: „Dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen, nach Matthäus 27, 54: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen.“, nach Lukas 23,47: „Dieser ist ein frommer Mensch gewesen.“

Für Paulus gehört zum Glauben, dass Jesus der „auferstandene Gekreuzigte“ ist (1.Kor. 15,14 und 20).

 

Jesus, der die Verlogenheit der damaligen Führungsklasse geißelte und ihre Allmachtsansprüche radikal in Frage stellte, war kein religiöser Moralist, kein religiöser Rebell, auch kein politischer Religionsstifter. Seine Predigt vom Reich Gottes macht jedoch deutlich: Selbst der Frömmste, Anständigste und Mächtigste kann sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Gottesferne und Selbstgerechtigkeit ziehen. Der Glaube an die Offenbarung Gottes – an das Evangelium von Jesus Christus -  ist ein Geschenk, jedoch  keine Einbahnstraße. Sie ereignet sich vielmehr als eine persönliche Begegnung zwischen Gott und einem konkreten Menschen.

 

Auf dem Weg der Leidensgeschichte Jesu, die der Einzelne mitgeht ,kann noch heute das Vertrauen wachsen und es einem Vertrauenden wie Schuppen von den Augen fallen: Auch in meiner Ohnmacht hat Gott das letzte Wort, kann es schöpferische und heilsame Neuanfänge sowie neuen Sinn geben. Und zu dem froh- und neumachenden Bekenntnis kommen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.“ (Lk24,34)    

 

Das ist keine frömmlerische Schwärmerei, sondern eine freundschaftliche Einladung, mit Jesus Christus als neuen Freund den göttlichen Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit zu erfahren sowie die geschenkte Freiheit zum neuen Leben in persönlicher Verantwortung vor Gott und der Mitwelt wahrzunehmen.

 

Und Freunde – bei allen Auseinandersetzungen und Zweifeln - halten nicht nur an den Rändern und in den Krisen des Lebens, sondern auch mitten im Leben zusammen. Und gewinnen – ohne Gewalt und Zwang, ohne Bürokratie und Herrschaft,  - durch gelebte Freundschaft neue Freunde.                                                                                

 

Burkhard Budde   

 

 

Die Canossasäule in Bad Harzburg

200. Geburtstag des Preußen und Reichsgründers Bismarck

 

 

Beide gibt es (immer noch): Bewunderer wie Verachter. Manche vergöttlichen ihn und betonen seine  „übermenschliche Genialität“. Andere dämonisieren ihn als einen „Wegbereiter des Nationalsozialismus“.

 

An Otto von Bismarck, der am 1. April 1815 in Schönhausen geboren wurde und an dem sich manche Gemüter reiben, erinnert die Canossa-Säule auf dem Burgberg in Bad Harzburg. Der 19 Meter hohe Obelisk, der auf dem 482 Meter hohen Berg zu sehen ist, wurde zu Ehren des Preußen und Reichsgründers gestiftet und 1877 enthüllt.

 

Das an dem Denkmal befestigte Relief, das von Prof.Engelhardt aus Hannover gestaltet wurde und von Prof. Howaldt aus Braunschweig gegossen wurde, zeigt das bekannte Gesicht des Fürsten, der 1895 zum Ehrenbürger der Stadt Bad Harzburg ernannt wurde, obwohl er das „Tor zum Harz“ nie besucht hatte.

 

Das Besondere dieses Bismarckdenkmals ist das am Denkmal zu lesende Wort Bismarcks „Nach Canossa gehen wir nicht.“, das er als Reichskanzler am 14.Mai 1872 im Reichstag während des „Kulturkampfes“ (Konflikt zwischen dem Königreich Preußen bzw. dem Deutschen Kaiserreich und der katholischen Kirche bzw. dem Papst Pius IX wegen der Neuausrichtung des Verhältnisses von Staat und Kirche) ausgesprochen hatte.

 

Bismarcks Canossa-Zitat erinnert an Kaiser Heinrich IV (1050-1106), der nicht nur im 11. Jahrhundert die Reichsburg auf dem Burgberg errichtete, sondern auch 1077 im Machtkampf mit dem Papst  Gregor VII (Wer darf die Bischöfe und Äbte im Reich ernennen?) nach Canossa ging, um „Buße“ zu tun.

 

Ein altes Denkmal kann noch heute heilsam (!) umstritten sein, wenn es kein Kultobjekt (mehr) ist, sondern ein geistiger An-Stoß bleibt, sich mit der identitätsstiftenden Geschichte und ihren politischen Bewegern als Teil politischer Bewegungen auseinanderzusetzen.

 

Bismarck war Beweger zum Beispiel beim Aufbau desSozialstaates und bei einer aktiven europäischen Friedenspolitik, aber als Machtpolitiker und Monarchist auch Bremser bei der Entwicklung demokratischer Verhältnisse. Sicherlich hat er sich selbst weiterentwickelt - vom „Kind seiner Zeit“ immer mehr zum Pragmatiker und Realpolitiker; zu einer historischen Persönlichkeit, die besonders geachtet – weder verteufelt noch verherrlicht - wird, wenn man sie differenziert und kritisch wahrnimmt. Und dann auch als „Nationalstaatsgründer“ (Rainer Blasius in der FAZ 31.3.2015)  für das vereinigte Deutschland anerkennt und würdigt.

 

In der Nacht wird das Denkmal angestrahlt. Es ist nicht nur ein schöner Anblick vom Tal aus. Sondern gleichzeitig eine ständige Erinnerung: Vergiss in der Dunkelheit der geschichtslosen Gegenwart nicht die Geschichte mit ihren Geschichten, die dir und der Gesellschaft eine nachhaltige Zukunft ermöglicht. Und die Gegenwart erleuchtet und ihr Orientierung schenkt.

 

Burkhard Budde

 

Die Sprache der Bäume 

 

 

Bäume sprechen nicht wie Menschen.

Sie haben aber eine Botschaft für die Menschen.

 

Ihre Blätter tanzen im Wind,

damit du schöne Augenblicke nicht vergisst,

bevor sie lautlos im hektischen Trubel verschwinden.

 

Ihre Zweige knistern im Sturm,

damit du die Hilferufe nicht überhörst,

bevor sie im lautstarken Konflikt untergehen.

 

Ihre Wurzeln dringen in die Erde,

damit du Halt in der Tiefe hast,

bevor Stürme des Lebens die Oberfläche verändern.

 

Ihre Stämme bieten Schatten und Schutz,

damit du Orte neuen Lebens entdecken kannst,

bevor die Glut des Leidens dich daran hindert.

 

Bäume strecken sich zum Himmel,

weil sie sich nach der Sonne sehnen.

Damit du auf der endlichen Erde

Strahlen unendlicher Liebe erfahren kannst.  

 

Und manchmal spricht das Leben der Menschen

die Sprache der Bäume.

Damit du die Krone des Lebens gewinnen kannst.

 

Burkhard Budde

 

Nichts hören, sagen, sehen, tun, glauben, verspüren?

 

 

Ex-istieren, er-greifen und be-greifen!

 

Nichts hören?

Das Schluchzen und Schniefen sprachloser Leidender?

Wenn Sinnlosigkeit und Ohnmacht herrschen,

dann den Kopf abschalten und nur an sich denken?

 

Nichts sagen?

Im Stimmengewirr der vielen Gleichgültigen?

Wenn Ungerechtigkeit und Unbarmherzigkeit triumphieren,

dann den Kopf abschalten und den Mund halten?

 

Nichts sehen?

Im Blitzlichtgewitter vor den Fassaden der Mächtigen?

Wenn Neid, Hass und üble Nachrede um sich greifen,

dann den Kopf abschalten und die Augen verschließen?

 

Nichts tun?

Im Nebel der Orientierungslosigkeit der Ängstlichen?

Wenn Konflikte und Selbstsucht die Atmosphäre vergiften,

dann den Kopf abschalten und die Hände ruhen lassen?

 

Nichts glauben?

In der Finsternis der Gottlosigkeit der Verzweifelten?

Wenn jemand mit seinem Kreuz zu Kreuze kriecht,

dann den Kopf abschalten und das Herz versteinern lassen?

 

Nichts verspüren?

In der Verschlossenheit eine neue Offenheit derVertrauenden?

Wenn Gott sich im Kreuz den Verschlossenen öffnet,

öffnet sich dann der Kopf für neue Erfahrungen?

 

Mit Ohren, Mund, Augen und Händen ex-istieren?!

Im Hinausgehen über sich - sich selbst und andere(s) gewinnen?!

Die unsichtbare Hand im Vertrauen ergreifen

und mit dem Kopf anfangen zu begreifen:

Der Tiefpunkt, eine Niederlage, ist der Wendepunkt, ein Neuanfang

durch das Geschenk der Gewissheit - der Geborgenheit in Gott,

der Christusgewissheit.

Burkhard Budde

 

 

(K)eine Rettung?!

 

Ein Schiffbrüchiger. Wie aus heiterem Himmel ist ein Unglück geschehen. Erst Schock, Lähmung, dann Stochern im Nebel, Fragen. Warum? Warum gerade ich? Doch durch das Grübeln gerät der Schiffbrüchige immer mehr ins Schwimmen. Schuldgefühle drängen an die Oberfläche; sie sind wie Steine, die ihn in die Tiefe ziehen. Er strampelt, hektisch. Er schlägt um sich, wild. Er greift ins Leere, fassungslos. Er ruft um Hilfe, vergeblich.

 

Trostformeln und Allerweltsfloskeln, die er hört, sind wie billige Wrackteile; sie bieten eine Verschnaufpause, aber keinen wirklichen Halt. Er erlebt vielmehr den Sog der Bitterkeit, der alles nur noch schlimmer macht. Dann die Windstille der Einsamkeit, die Schreckensbilder bedrohlich wachsen lässt. Dann die Wellen der Angst, die ihm die Luft zum Atmen nehmen.

 

Mitten im heillosen Irdischen ein Widerschein des Heilen?

Ein „bekannter“ Helfer. Er sagt: “Hab Vertrauen. Ich halte dich mit meiner Hand.“ Wie eine letzte Chance. Was für ein Geschehen?! Der Helfer fragt nicht. Er macht keine Vorwürfe. Er belehrt nicht. Er erklärt nicht. Er stellt keine Bedingungen.

 

Der Schiffbrüchige ergreift, was er in seiner Dunkelheit nicht  sehen kann. Seine Vorstellungen vom Helfer, seine Vorurteile über den Helfer, seine bisherigen Erfahrungen mit dem Helfer hat er losgelassen. Er vertraut. Er überlässt ihm sein Leben.

 

Er verspürt eine durchbohrte Hand. Sie ist unsichtbar, aber erlebbar. Am Ende seiner Kräfte als Neuanfang, als neues Leben. Nicht heil, aber auch nicht heillos. Heilbar. Er ist nicht sicher, aber doch gewiss.

 

Ein kleiner Finger des Glaubens an einen dennoch liebenden Gott, den ich nicht verstehe, der aber mich versteht, bei mir ist?

 

Burkhard Budde

 

 

Der Geist der Freiheit

Kopftuch –

Zeichen der Selbstbestimmung

oder der Bevormundung?

 

Welcher Geist trieb die Karlsruher Richter? Beim Streit um das Kopftuch hat das Bundesverfassungsgericht „in einem Rundumschlag die bisher geltende christliche Ausrichtung des Erziehungsauftrags öffentlicher Schulen in Deutschland vom Tisch gefegt.“ Und das ohne öffentliche Verhandlung und ohne Überprüfung der Verfassungskonformität des Kopftuch- Gutachtens der „Türkisch- Islamischen Union der Anstalt für Religion“(Ditib), das die Richter ihrer Entscheidung beigefügt haben.

Darauf hat Rudolf Lambrecht in seinem Kommentar in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS 22.3.2015) hingewiesen.

 

Das Gutachten - die „Bewertung des Obersten Religionsrates“-, das die grundgesetzwidrige Entrechtung der Frau durch den sunnitischen Islam beschreibe, diskriminiere die Frau wegen ihrer biologischen Beschaffenheit als Frau. Denn für Männer gebe es keine entsprechende religiöse Kleidungsvorschrift.

Ziel dieser Kleiderordnung sei es, zu verhindern, dass sich eine Frau in der Öffentlichkeit zeigen könne, wie sie sei. Der Kommentator fragt: „Wenn das nicht gegen die Grundrechte der Gleichheit und der freien Entfaltung der Persönlichkeit verstößt, was dann?“

 

Hat der mutige Kommentator Recht? Schafft die rechtliche Aufwertung des Islam eine offene oder heimliche Abwertung der Selbstbestimmung der muslimischen Frau? Verhindert, erschwert oder ermöglicht, fördert das Kopftuch-Urteil die Selbstbestimmung der Frau?

Viele – auch leitende Kirchenleute – applaudieren im Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, vielleicht weil sie noch nicht wahrgenommen haben, dass die Kirchen ihre traditionelle Bevorzugung verlieren werden. Aber dass auch die applaudieren, die sich sonst für Selbstbestimmung im Geiste des Grundgesetzes einsetzen, sollte besonders nachdenklich machen. Wissen sie (wirklich), was sie tun? Haben sie an die Folgen gedacht?

Zum Beispiel an die Frauen und Mädchen, „die sich von einem religiös überhöhten patriarchalischen System altorientalischer Art lösen und frei in einer freien Gesellschaft lösen wollen“? (Rudolf Lambrecht)

 

Die Zeit ist gekommen, die Geister zu unterscheiden, sich mit den Inhalten, Werten und Zumutungen des Islam sowie anderer Religionen und Weltanschauungen auseinanderzusetzen – nicht mit Angst und Schrecken oder missionarischem Eifer, aber auch nicht mit beschönigenden Floskeln, selbsttäuschenden Träumereien oder Selbstverneinung und Selbstaufgabe. Wohl aber mit Realismus und Besonnenheit, mit einer umfassenden und offensiven Bildungsoffensive, mit dem Kompass der Werte des Grundgesetzes, über die auch ein Gericht nicht einfach frei verfügt. Denn der Geist der unantastbaren Würde eines jedenMenschen ist unverlierbar, er weht wann und wie er will, mal als Rückenwind, mal als Gegenwind, mal als Wirbelsturm, jedoch nie als Windstille, stets als frischer Wind der Erneuerung, um ein friedlicheres, gerechteres, solidarischeres, freiheitlicheres, und menschlicheres Miteinander zu ermöglichen.

Burkhard Budde       

 

 

Geistesblitze -

für kluge Köpfe

 

Sind Vorurteile ein Vorteil?!

 

Was ist ein Vorurteil? Jeder weiß das doch?! Weil alle Vorurteile haben. Aber was sagt ein kluger Kopf dazu?

 

Johann König (42), Komiker aus Köln, meinte gestern Abend (19.3.2015) in Hannover im Theater am Aegi: „Vorurteile sind ein Vorteil!“

 

Nicht nur weil „Vorteil“ im Wort „Vorurteil“ vorkomme. Vielmehr weil man sich nicht (!) ärgern müsse. Es bestätige nämlich Erwartungen („Typisch Türke“, „Typisch deutscher As(s)i“, „Typisch Löwe“, „Typisch Pole“). Und gebe deshalb Sicherheit durch Bestätigung.

 

Mit westfälisch feucht-trockenem Humor – König ist in Soestgeboren – (auch ein Vorurteil, dass Westfalen „trockenen“ Humor haben?)  spiegelte er die Alltagsrealitäten, ironisierte sie und nahm sie (selbst-)kritisch auf die Schippe.

Wehe, wenn jedoch ein Normalbürger (!) nicht die Erwartungen der Norm (=seines Vorurteils) erfülle, dann – ja dann – gebe es lautstarken Ärger – und Befreiung, wenn der Normalbürger sich selbst in seinem Vorurteil entdeckt.

 

Mit depressiver Komik und intellektueller Ironie sowie mit persönlichem Schalk im Nacken produzierte Johann König – eigentlich Johannes Köhn - am künstlerischen Fließband humoristische Beiträge aus dem Alltag für den Alltag. Und erzeugte eine begeisterte Stimmung,die den alltäglichen Ärger verpuffen ließ. Sturköpfe, aber auch Hitzköpfe, Dummköpfe, aber auch verkopfte Köpfe leuchteten, wenn Johann Königs freie und befreiende Geistesblitze einschlugen.  

 

Burkhard Budde     

 

Vorbild sein -

mit oder ohne Kopftuch

 

Wer in der öffentlichen Schule als Muslimin kein (!)Kopftuch trägt, wird in Zukunft häufiger hören: „Was nicht verboten ist, ist doch erlaubt?! Und was erlaubt ist, ist doch geboten?!“

Es wird nicht leichter, ein „starkes Vorbild“ (Betül Ulusoyin DIE WELT 16.3.2015) ohne Kopftuch zu sein.

 

Wer aber ist ein starkes Vorbild?

Eine Person, die ihre persönlichen Erfahrungen und Verletzungen zum alleinigen Maßstab des Denkens macht? Die andere Personen in Schubfächer einsortiert und sich selbst zum Maßstab für alle macht? Die nicht zwischen (Lehr-)Amt und (Privat-)Person unterscheiden kann? Die einen religiösen Egotrip mit einem eigenen Dresscode unternimmt, um sich um jeden Preis „stolz und würdig“ selbst zu verwirklichen?

 

Wann sind Lehrer starke Vorbilder?

Wenn sie mit und ohne Kopftuch, mit oder ohne Parteibuch, mit oder ohne Religionszugehörigkeit dazu beitragen, dass sich Schüler zu kritischen, eigenverantwortlichen und mündigen Mitgliedern der Gesellschaft entwickeln können. Gerade weil Lehrer ihre persönlichen Werte nicht an der Eingangstür der Schule abgeben können, sollten sie fähig und bereit sein, z.B.Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Parteien sachlich, fair und wahrheitsgemäß darzustellen und zu diskutieren. Wer auf politische oder religiöse manipulative Missionsversuche nicht verzichten kann, weil er selbst geblendet oder kopflos be-geistert ist, sollte die Finger von der Bildung der Kinder lassen. Wer Religion mit Moral verwechselt oder mit Hilfe einer Religion nur sein moralisches Süppchen kocht, verkennt die dynamische Einheit von Spiritualität und ethischer Verantwortung auch im Blick auf den Bildungsauftrag der Schule.

(Nicht-)Muslime, (Nicht-)Christen, (Nicht-)Agnostiker, (Nicht-)Gebildete können in einer demokratischen Gesellschaft, die der Offenheit, Vielfalt und Toleranz auf der Grundlage der Werte des Grundgesetzes verpflichtet ist, von der Schule „Weltanschauungs-Neutralität“ – nicht „Werte-Neutralität“ im Sinne des Grundgesetzes - erwarten.

 

Wann ist unsere Gesellschaft ein starkes Vorbild?

Wirklich vorbildlich ist unsere offene Gesellschaft jedoch erst dann, wenn die individuelle Freiheit im Einzel- und Konfliktfall höher bewertet wird als die Religionsfreiheit, wenn Gläubige ihre Religionsgemeinschaft ohne Angst wechseln oder sich von ihr abwenden können, wenn Christen und Muslime mit oder ohne Glauben, mit oder ohne Kopftuch Menschen und Bürger bleiben, die miteinander und füreinander zugunsten aller leben.

Auch der bewusste und freiwillige Verzicht einer einzelnen Person auf ein äußeres Zeichen in einer bestimmten Situation kann ein großer Gewinn mit Signalcharakter für unsere Gesellschaft sein.

 

Burkhard Budde 

 

 

Kopftuch – nur ein Stück Stoff?

Ein Vergleich mit der Haube

 

Sind christliche Werte heimat- und obdachlos geworden? In großen Teilen der Gesellschaft triumphiert ein ethischer Relativismus. Der jedoch autoritär werden kann, wenn nicht alle einen Kniefall vor ihm machen und sich ihm bedingungslos anpassen. Fördert das Bundesverfassungsgericht mit der Aufhebung eines pauschalen Kopftuchverbotes diesen Zeitgeist? Brav applaudieren jedenfalls leitende Kirchenvertreter; auch Politiker bekommen glänzende Augen und Medien, die den Zug der Zeit nicht verpassen wollen, jubeln.

 

Bedeutung des Kopftuches 

Doch worum handelt es sich eigentlich bei einem Kopftuch? Nur um ein Stück Stoff? Um einen Schutz vor Wind, Regen und Sonne? Um ein kulturelles oder religiöses Beiwerk? Um eine Maske, die etwas versteckt? Um einFenster, das durchblicken lässt? Und überhaupt ist die Denke im Kopf nicht wichtiger als die Bedeckung des Kopfes?

 

Kein Kittel 

Mit dem weißen Kittel eines Arztes ist das Kopftuch jedenfalls nicht zu vergleichen. Der Kittel kann als Hoheitszeichen für einen Halbgott in einer Hierarchie verstanden werden, als Täuschungszeichen von Inkompetenz oder Geschäftemacherei ablenken oder als Verantwortungszeichen ermutigen, einem Helfer der Heilkunst, der Hygiene und der Integrität begründetes Vertrauen zu schenken.

 

Bedeutung einer Haube 

Gibt es aber eine Vergleichsmöglichkeit mit einer Haube? Die Rüschenhaube der unverheirateten Diakonisse hatte als Vorbild die Haube der niederrheinischen Bürgersfrau des 19. Jahrhunderts, die durch ihre Heirat „unter die Haube kam“. Die Diakonissenhaube – und die Tracht - war insbesondere ein Zugehörigkeitszeichen für die Sonderwelt eines Mutterhauses, ein (Wieder-)Erkennungszeichen mit Schutzcharakter in der Öffentlichkeit sowie ein Bekenntniszeichen mit religiöser Deutungshilfe („Braut Christi“). Das Haupt, so dachte man, das stellvertretend für die Persönlichkeit der Frau stand, und einen Mann „verführen“ bzw. „schwach werden lassen“ konnte, wurde bedeckt. Die Haube, die auch als „Machtinstrument“ eingesetzt wurde, um die Stellung der Schwester innerhalb eines Pflegeteams zu verdeutlichen, gab vielen Frauen das Gefühl der Sicherheit und Stabilität in Zeiten der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Wer allerdings aus einem Mutterhaus austrat, verspürte sehr schnell den Druck des Schwarz-Weiß-Denkens: „Du gehörst ohne Haube nicht mehr dazu.“

 

Vergleich Kopftuch - Haube 

Wo sind Übereinstimmungen, wo Unterschiede im Vergleich zwischen christlichen Trägerinnen von Hauben, die es heute vereinzelt immer noch gibt, und muslimischen Trägerinnen von Kopftüchern? Kann man eine mögliche Deutung von „sündlicher Verführung durch Haare“ noch mit moderner Gleichberechtigung in Einklang bringen? Stärkt die Religionsfreiheit die individuelle Freiheit, die Haube ablegen und Muslimin werden zu können? Und auch das Kopftuch ablegen und Christin zu werden oder einen Christen heiraten zu können?

 

Keine offene Diskussion

Diese Diskussion wird jedoch nicht offen geführt. Lieber werden alle Fragen schnell hinter dem Mantel einer totalitären „Toleranz“ versteckt und auf dem Altar eines Gutmenschentums geopfert, um nicht in eine bestimmte, rechtsradikale und intolerante Ecke gestellt zu werden.

 

Die symbolische Kraft eines Kleidungsstückes 

Die Mehrheit der Richter des Bundesverfassungsgerichts – auch Menschen und keine Halbgötter – hat offensichtlich die symbolische Kraft eines Kleidungsstückes übersehen – sicherlich nicht die ihrer Roben, aber die des Kopftuches: Ein Kopftuch einer muslimischen Lehrerin kann gerade bei jüngeren Schülern so laut sprechen, dass eine schleichende „Missionierung“ nicht mehr nötig, leichter möglich ist oder auch unbeabsichtigt erfolgt. Wenn Eltern sich nicht vom Zeitgeist einschüchtern lassen oder nicht einfach ihre Ruhe haben wollen, sind mehr (heilsamer, aber störender) Unfrieden und weniger (jedoch für das Lernklima notwendiger) Schulfrieden vorprogrammiert. Kopftuch-Trägerinnen,die freiwillig ihr Kopftuch als Zeichen ihres persönlichen Glaubens tragen, werden ständig beäugt und schnell verdächtigt; muslimische Lehrerinnen, die bislang aus Überzeugung kein Kopftuch getragen haben, können von muslimischen Fundamentalisten leichter unter Druck gesetzt werden: „Was nicht verboten ist,ist doch erlaubt! Und du bist doch Muslimin!“ Die Integration wird erschwert, nicht erleichtert. Der ständige Hinweis auf religiöse Parallelwelten durch das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Schulen stärkt ein großes Missverständnis, nämlich das Bewusstsein der Möglichkeit eines religiösen Nebeneinander-Her-Lebens, aber auch ein polarisierendes Gegeneinander und schwächt das vom gegenseitigen Respekt getragene Miteinander und Füreinander auf der Grundlage der Werte des Grundgesetzes.

 

Weder Haube noch Kopftuch in öffentlichen Schulen 

Das Kopftuch-Urteil - ein Bärendienst des Verfassungsgerichtes? Aber wasch mir den Pelz, mach mir nur die Robe nicht nass! Doch in einer öffentlichen Schule, die der weltanschaulichen, (partei-)politischen und religiösen Neutralität verpflichtet ist, sollten sowohl Haube als auch Kopftuch keinen Platz haben, wohl aber (selbst-) kritischer Geist, selbstständiges Denken und Mündigkeit sowie kritische Wertevermittlung. Wer seinen Glauben in der Liebe zu seinem Mitmenschen lebt, hat es nicht mehr nötig, sich in jeder Situation „äußerlich“ bekennen zu müssen und kann verantwortungsbewusst mit dem Tragen der Haube oder des Kopftuches umgehen.(Paulus: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“ 1. Kor.6,12) („Hätte dein Herr gewollt, so würden alle auf Erden gläubig werden,insgesamt. Willst du die Menschen zwingen, dass sie gläubig werden?“ Sure10,99)

Wer die Haube oder das Kopftuch nur als „coole Mode“ deutet, sollte ohnehin kein Problem damit haben, in der Schule auf diesen Trend zu verzichten.

 

Christliche Werte erkennen und anerkennen 

Christliche Werte sollen nicht formal privilegiert werden,aber sie dürfen auch nicht diskriminiert werden. Vor allem sind sie als Quelle der Werte des Grundgesetzes zu erkennen und anzuerkennen, damit aktive Toleranz und verantwortbare Freiheit stets gebunden an die unverlierbare Würde aller Menschen, dem Gemeinwohl und öffentlichen Frieden eine gemeinsame Zukunft haben. Die Werte-Einheit des Grundgesetzes ermöglicht erst die Werte-Vielfalt, die Meinungs-, Religions- und Wissenschaftsfreiheit unserer Gesellschaft und kann vor allem durch Bildung und Aufklärung gelebte Akzeptanz finden.

Burkhard Budde 

Für echte Bürgerbeteiligung 

 

CDU-Kreisparteitag ging in die Offensive

 

 

Die Braunschweiger CDU geht in die Offensive. Auf ihrem Kreisparteitag am 11. März im Waldhaus Oelper sagte Kreisvorsitzender Dr.Sebastian Vollbrecht im Blick auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr: „Wir werden ein Team stellen und keine Ansammlung von Individualisten.“ Die CDU stehe für solide Finanzen. Vollbrecht warnte davor, einen Weg einzuschlagen, „der uns in den Jahren bis 2001 in eine Situation mit hohem Schuldenberg gebracht hat.“ Kritisch fragte er: „Ist mein Eindruck richtig, dass ich den Oberbürgermeister mehr bei Empfängen und öffentlichen Auftritten erlebe denn als Ideengeber und kreativen Kopf einer großen Verwaltung?“ Auch sprach er sich für mehr Bürgerbeteiligung und Demokratie aus. „Wir waren die ersten, die in einer Umfrage über den Stadionausbau haben abstimmen lassen und dies völlig ergebnisoffen.“ Leider seien Bürgerbefragungen zu den Themen „Schule/Schulentwicklungsplan, Stadtbahn nach Volkmarode abgelehnt worden. Eine Befragung nur dann stattfinden zu lassen, wenn man dasEndergebnis schon mit großer Wahrscheinlichkeit abschätzen könne, sei jedoch nur eine vorgespielte Bürgerbeteiligung, „keine echte Bürgerbeteiligung,sondern ein Taktieren gegenüber den Bürgern.“

„Gegen Links- und Rechtsradikale“

Auch die CDU, so der Kreisvorsitzende, stehe für Weltoffenheit, kulturelle Vielfalt und Toleranz. „Wir sind nicht rechtsradikal. Aber man darf nicht auf dem linken Auge blind sein.“ Unter dem Beifall der Parteimitglieder fügte er hinzu: „Gewalttätige Chaoten gibt es eben auch am linken Rand.“ Die den Demonstrationen gegen Bragida in Braunschweig tummelten sich regelmäßig gewaltbereite und vermummte Chaoten „und gegen die müssen wir ebenso deutlich vorgehen wie gegen Neonazis und Rechtsradikale.“

„Kümmerpartei vor Ort“

In seinem Bericht zur finanziellen Situation der Braunschweiger CDU sagte Schatzmeister Dr. Burkhard Budde: „Wir sind keine Sparkasse, kein Kegelverein, auch keine Ansammlung von Gutmenschen. Wir brauchen Geld, um Politik in und für Braunschweig machen zu können.“ Allerdings ersetze das Geld nicht den Willen zur Macht zugunsten der Bürger und des Gemeinwohls. Der Schatzmeister dankte den etwa 1060 Mitgliedern sowie den 21 Ratsmitgliedern, den 95 Bezirksratsmitgliedern sowie dem Bundestagsabgeordneten Carsten Müller und der Landtagsabgeordneten Heidemarie Mundlos, die mit ihren regelmäßigen geldlichen Beiträgen helfen würden, die Kreisgeschäftsstelle als „organisatorisches Rückgrat der Partei“ mit zu finanzieren. Auch den Spendern wurde gedankt, die für die Finanzierung politischer Projektarbeit immer wichtiger würden, damitd ie CDU weiterhin eine „Kümmererpartei vor Ort“ bleiben könne.

„Ukraine auch Thema der Ostermärsche?“

CDU-Bundestagsabgeordneter Carsten Müller erläuterte in seinem Bericht aus dem Bundestag seine Position zur Ukraine-Krise sowie zur Griechenland-Krise. Er stehe vollständig hinter dem Kurs der Bundesregierung in der Ukraine Krise („Mit Sanktionen Russland deutlich die Grenzen aufzeigen,ohne den Gesprächsfaden abzuschneiden.“ „Nicht mit dem Säbel rasseln, aber seinen Bündnisverpflichtungen nachkommen.“). Er sei gespannt, ob die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung dieses Thema aufgreife oder ob sie sich auch „teilweise“ in der russischen Propaganda verfange.Bei der Griechenland-Krise gehe es gegenwärtig nicht um neues Geld für Griechenland, sondern um die Fortschreibung des Hilfsprogramms bis zunächst Ende Juni dieses Jahres. Die Vielzahl der griechischen Provokationen, so der Bundesabgeordnete, ärgere auch ihn. Reparationsforderungen seien ein „Ablenkungsmaöver“. Dass die griechische Regierung, in der auch Rechtsradikale vertreten sind, nicht von der deutschen Linkspartei kritisiert werde, offenbare ihr Denken „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Grundsätzlich sei jedoch Solidarität keine Einbahnstraße.

„Landesregierung vermehrt Stellen.“

Scharfe Kritik an der niedersächsischen Landesregierung übte die CDU-Landtagsabgeordnete Heidemarie Mundlos in ihrem Bericht aus dem Landtag. Die Schaffung von neuen Personalstellen wie die Regionalbüros und die vier Staatssekretärsstellen in der Staatskanzlei mit auch höheren Pensionskosten verbunden sei neu und unverantwortlich dem Steuerzahler und den folgenden Generationen gegenüber. Auch würden die Mitwirkungsrechte der Opposition durch die Regierung eingeschränkt, weil Anfragen nur zeitlich verzögert beantwortet würden und Anhörungen nur noch in Einzelfällen stattfänden. Vor allem hätten die Bürger eine Schulpolitik, die an der Lebenswirklichkeit vorbei gehe, und eine Wirtschaftspolitik mit einer Investitionsquotevon 5.9 Prozent (12 Prozent in Bayern, 7,1 Prozent in Schleswig-Holstein) nicht verdient, sagte Mundlos.

„Für BraunschweigerLand“

Reinhard Manlik, der aus der CDU-Ratsfraktion und dem Großraum berichtete, schildert die Herausforderungen des Regionalverkehrs und der Regionalplanung. Aus heutiger Sicht sei es ein Fehler gewesen, die Bezirksregierungen abzuschaffen. Im Wettbewerb der Regionen sei der Name Zweckverband nicht geeignet. Manlik plädierte für „Braunschweiger Land“, weil dieser Name im „Kunstland Niedersachsen“ bei den Bürgern Identität stifte. Im Blick auf die Arbeit im Rat – die CDU sei zwar stärkste Fraktion, es gebe aber eine „bunte Mehrheit“ – sei er gespannt, ob die CDU zum Beispiel bei der Haushaltspolitik, in der Schulpolitik und der Wohnbauförderung ein „StückMeinungsführerschaft“ behalte, oder ob der SPD-Oberbürgermeister die SPD immer weniger „im Griff“ behalte.  

 

 

Etikett „Kirche“ reicht nicht 

 

 

Alfred Jäger (3.v.r.)  im Jahr 2010 in St.Gallen 

 

Erinnerungen an den

verstorbenen Theologieprofessor Alfred Jäger

 

Was bleibt, wenn ein geschätzter Mensch gestorben ist? Ein bunter Strauß von Erinnerungen, der eines Tages verwelkt? Eine Flut von gemischten Gefühlen, die immer mehr verebbt? Oder eine Quelle, die immer wieder neu sprudelt?

 

Bei meinem letzten Telefongespräch vor einigen Wochen mit Alfred Jäger, der am 2. März 2015 in seiner Heimat in St. Gallen in der Schweiz im Alter von 73 Jahren gestorben ist und von 1981 bis 2006 als Theologieprofessor in Bethel bei Bielefeld wirkte, sprachen wir erneut über die Situation vieler kirchlicher Unternehmen in Deutschland. Für Fredi – als sein Freund durfte ich ihn Fredi anreden -  waren Altenheime, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft kein „irdisches Abbild des Paradieses“ oder ideale Gemeinschaften, wohl aber sollten sie „offene Räume der praktizierten Menschlichkeit“ sein.

 

Dem Brückenbauer zwischen Theologie und Ökonomie, dem der Aufbau des Diakoniewissenschaftlichen Kompetenzzentrums an der Kirchlichen Hochschule Bethel bzw. dem Institut für Diakoniewissenschaft und DiakonieManagement der Kirchlichen Hochschule für Kirche und Diakonie in Wuppertal und Bethel zu verdanken ist, machte sich in dem Gespräch große Sorgen über die gegenwärtige Entwicklung kirchlicher Einrichtungen. Wenn vor der Haustür zwar das Etikett „Kirche“ hänge, so Alfred Jäger, im Haus selber jedoch eine diakonische Profillücke klaffe, eine spirituelle Leere vorhanden sei und ein menschlicher Erosionsprozess stattfinde, weil das Diktat des „Ökonomismus“ herrsche, sei sein Modell „diakonisches Unternehmen“, vor allem seien die Zukunftsfähigkeit kirchlicher Einrichtungen gefährdet.

 

Was er damit konkret meinte, hat er in seinen Standardwerken, die einem Paradigmenwechsel vom theologischen und kirchlichen Gettodenken zum ganzheitlichen und interdisziplinären Denken zum Durchbruch verhalfen, bereits 1985 („Diakonie als christliches Unternehmen“) und 1992 („Diakonische Unternehmenspolitik“) erläutert. „Ökonomismus“ ist für Alfred Jäger „bornierte Verwaltungsherrschaft“ und „Lenkung nach primär wirtschaftlichen lupenreinen Regeln.“ Wichtiger und glaubwürdiger sei jedoch die ganzheitliche Lenkung und Gestaltung eines Unternehmens, indem die Unternehmenspolitik nach der inneren theologischen Achse des Unternehmens ausgerichtet werde. Dies sei keine fromme Pflichtübung, sondern ein gemeinsames Nachdenken von Theologen, Ökonomen und anderen Fachleuten zum Beispiel über das Wort Jesu „eines aber ist not“ (Lukas10,42)  im Zusammenhang mit den unternehmenspolitischen Entscheidungsfragen „Wer sind wir? Was wollen und was sollen wir? Wohin soll es auf die Länge mit unserer Einrichtung gehen?“ 

 

Der Theologe, der nebenberuflich als Management-Trainer und –Berater tätig war, wusste, was er schrieb und wovon er redete. Überzeugende Bilanzen und volle Konten seien wichtig, reichten aber nicht aus. Auf einem Führungsseminar in St. Gallen nannte er Charakteristika des St. Gallener Management-Modells, für das er sich ein ganzes Berufsleben lang eingesetzt und durch das er in Kirche und Diakonie viele Spuren hinterlassen hat.

 

Von Alfred Jäger habe ich ein ganzheitliches, mehrere (theologische, ethische, kulturelle, politische, wirtschaftliche und fachliche) Perspektiven integrierendes Leitungs- und Managementmodell kennen- und schätzengelernt. Er hat mich ermutigt, interdisziplinär und zugleich theologisch, wirtschaftlich und zugleich ethisch, strategisch und zugleich fachlich, vorallem stets menschlich zu denken und zu handeln. Als ich ihm bei einer Begegnung einmal sagte „Ein Leiter ist doch kein Übermensch“ antwortete er mir „Er kann aber ein guter Generalist sein, der in der Lage ist, sich Zugang zu Expertenwissen zu verschaffen.“ Als ich ihn staunend ansah, fügte er nochhinzu: „Ein Parlamentarier muss ja nicht Atomphysiker sein, wenn er ein Gesetz über Atomphysik verabschiedet.“  Und bei einer Unternehmensleitung seien vor allem ein Führen mit Zielen, methodische Kompetenz, argumentative Durchsetzungskraft, Begeisterungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit gefragt.

 

Alfred („Fredi“) Jäger ist tot. Er lebt in seiner Familie und in seinem Freundeskreis weiter, vor allem in der göttlichen Liebe, die für ihn ein unzerstörbares, freies sowie unverfügbares Ereignis war. Aber auch in seinen eigenen Werken, die wegen ihrer „Lebensdienlichkeit“ (Jäger) nicht verschüttet werden können. Vor allem werden sie gebraucht als Quellen der Motivation und Innovation. Die Sehnsucht darnach ist jedenfalls sehr groß, weil sie den Durst nach ganzheitlichem Leben stillen können. Und auch das bleibt.

 

Burkhard Budde

Freischwimmen –

Kein ängstliches Mitschwimmen,

kein fanatisches In-eine-Richtung-Schwimmen,

kein scheinheiliges Drängen in den Mainstream.

 

Politik für, mit und von Menschen

Zum Glück wird in der Politik auch nur mit Wasser gekocht.

Doch wir sehen häufig nur das, was die Medien oberhalb der Wasseroberfläche reflektieren.

 

Die Flut der schlechten Nachrichten steigt besorgniserregend.Der Ukraine-Krieg, der „Islamische Staat“ und die Krise der EU gehören zu den medialen Flutwellen, die zudem Ohnmachtsgefühle und Orientierungslosigkeit vermehren.

Dass demokratische Regierungen Gelassenheit und Besonnenheit mit Klugheit, Entschiedenheit und Wehrhaftigkeit vereinen, erscheint ein erster„seelischer Rettungsring“ für alle darzustellen, die nicht zur politischen Elite gehören.

 

Dass es keine wirklich unbeteiligten Zuschauer mehr gibt,die eine Vogel-Strauß-Haltung einnehmen können, ist in Braunschweig vielen Bürgern durch die Absage des Karnevals-Umzuges deutlich geworden. Die ständige Gefahr des Terrorismus, Fanatismus und Totalitarismus verängstigt viele.

 

Eine bunte Welt von Sonnenblumenkindern hilft nicht, die Gemüter zu beruhigen. Der absolute Pazifismus, einst Wasserzeichen der Seele vieler, hat sich verschämt versteckt. Eine neutrale nationale Position ist als politische Trittbrettfahrerei entlarvt worden. Der früher übliche Fingerzeig auf den Sündenbock „Amerika“ lenkt nicht mehr von den eigenen Schwächen und Notwendigkeiten ab. Auch eine einfache Partnerschaftsrhetorik im Blick auf Russland überzeugt kaum noch jemanden.

 

Zur Verantwortung für den inneren und äußeren Frieden gehört nicht nur das Grundrecht, sich selbst und andere zu verteidigen sowie Gewalt nur als letztes Mittel, verhältnismäßig, zeitlich begrenzt und konkret anzuwenden.

Auch das Erkennen und Anerkennen der Mächte unter der Wasseroberfläche, die Einfluss auf die Oberfläche haben, zählt dazu.

 

Für diese Tiefenströmungen des ganzen Lebens sind nicht nur Leistungsträger in unserer Gesellschaft, sondern alle verantwortlich. Blinder und bedingungsloser Gehorsam im Blick auf politische Parolen (ängstliches oder euphorisches Mitschwimmen), einfache und populistische Lösungen (bequemes oder fanatisches In-eine-Richtung-Schwimmen), das Schwingen der Keule der Besserwisserei oder Volkserziehung (andere in den angeblichen Hauptstrom scheinheilig zu drängen), führt nur de nSog der Selbstaufgabe und Unverantwortlichkeit und nicht zum Freischwimmen zu einer eigenen Meinungsbildung.

 

Wie können aber alle, die es mutig und selbstbewusst wollen, zur Quelle der (Selbst-) Erneuerung, der Selbständigkeit und Unabhängigkeit gelangen?

 

Am Anfang könnte eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Verhaltensweisen stehen, die das Wasser des Lebens  vergiften: Hochmut (Superbia), Geiz (Avaritia), Wollust (Luxuria), Gier (Gula), Zorn (Ira), Neid (Invidia),Gleichgültigkeit (Acedia) sowie Hass (Odium).

Um dadurch ein neues Denken sowie ein neues Verhalten für Menschen zu ermöglichen - nicht für eine Elite, eine Klasse oder Klientel. In der Folge eine Politik mit Menschen jenseits einer Null-Bock-Einstellung, von Menschen jenseits aller Huldigung und Ergebenheit.

Eine Politik, die zwar nur mit Wasser kocht, weil ihr stets allzu Menschliches nicht fremd ist, die  aber auch eine Verantwortung für dieTiefenströmungen hat, in dem sie sich selbst bewegt – und die das Sichtbare zugunsten der Freiheit und der Sicherheit, der Stabilität und des Wohlstandes aller, zugunsten des Gemeinwohls gestaltet.

 

Burkhard Budde

 

Moment mal 

 

Aus Mist Dünger machen

 

Der Hochmütige überschätzt sich,

prahlt und erhöht sich selbst.

Er will immer mehr sein.

Und fällt auf die Nase – bodenlos.

 

Der Geizige denkt nur an sich,

kann nicht abgeben und teilen.

Er will immer mehr haben.

Und bleibt allein – lieblos.

 

Der Wollüstige ist fasziniert

und zugleich gefesselt von seinen Gefühlen.

Er will immer mehr genießen.

Und wird selbst ungenießbar – kopflos.

 

Der Gierige schwelgt blind

und versinkt im Sumpf desGenusses.

Er will immer mehr essen.

Und vergisst das Ende – maßlos.

 

Der Zornige empört sich schnell

und bringt die Vernunft zumSchweigen.

Er will immer häufiger Recht haben.

Und verletzt sich und andere – haltlos.

 

Der Neidische vergleicht und übertreibt,

rümpft die Nase und verhindert Fortschritte.

Er will immer häufiger anerkannt werden.

Und findet keinen Sinn – geistlos.

 

Der Gleichgültige hat ein „dickes Fell“ entwickelt

und lässt niemanden richtig ansich heran.

Er will immer häufiger allein sein.

Und wird langweilig – freudlos.

 

Der Gehässige spielt gerne Kasperletheater.

Er ist der gute Kasper, der Andere der böse Teufel.

Er will das Spiel reinigen, den Andersspielenden vernichten.

Und foult dadurch auch sich selbst -  würdelos.

 

Durch Bodenhaftung und Gemeinschaft,

Vernunft und Maß, Geist und Freude

entsteht jedoch aus Mist

Dünger für neues Leben – folgenreich.

 

Burkhard Budde

 

Kein Hoheitszeichen,  

sondern Verantwortungszeichen

 

 

CDU-Kreisvorsitzender Dr.Sebastian Vollbrecht (r.). 

 

Die Bedeutung des C im Namen der CDU

 

Die CDU braucht mehr C und nicht weniger C. Wenn die CDU eine Politik ohne Scheuklappen und ohne Durchwursteln will, muss sie das C stärken.

 

C nur im Schaufenster?

Das C im Namen der CDU – gleichsam im Schaufenster der CDU – ist kein verführerisches Lockangebot, kein verstaubter Ladenhüter, kein langweiliges Allerweltsangebot, sondern ein attraktives Spezialangebot. Es kommt allerdings darauf an, dass sich dieses C nicht nur im Schaufenster befindet, sondern im Laden selbst anzutreffen ist. Sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

 

Auf einem Marktplatz mit vielen Ständen befanden sich auch ein Bratwurststand sowie ein Fischstand. Da der Fischstand besonders gepflegt und attraktiv wirkte, entschied ich mich für diesen Stand. Doch als ich die Bestellung aufgeben wollte, traute ich meinen Augen nicht: Die zwei Fischverkäufer aßen genüsslich Bratwürstchen. Gab es etwa keinen Fisch mehr? War die Qualität des Fisches nicht in Ordnung? Hatten die Fischverkäufer guten Grund keinen Fisch zu essen? Oder gehörte die Bratwurst jetzt zum Angebot des Fischstandes?

Viele ziehen das Original einer Kopie vor und kaufen die Bratwurst lieber am Bratwurststand. Viele wenden sich von einem Stand ab, wenn sie den Eindruck eines Etikettenschwindels haben.

 

C nur ein Sonntagsanzug?

Auch gab es auf dem Marktplatz einen Stand mit einer Vielzahl von Anzügen, der zu Vergleichen mit dem C einlud. Ist das C mit einem schönen Sonntagsanzug zu vergleichen, der nur für bestimmte Anlässe und Zeiten getragen wird, aber alltags im Kleiderschrank hängt? Mit einer engen Jacke, die einem die Luft zum Atmen nimmt und an Moral und Bevormundung erinnert? Mit einer feschen Uniform, die für alle gleich ist, aber die persönlichen Werte und Vorlieben versteckt und verdeckt? Mit einem alten Frack, den man bewundert, der aber keine aktuelle Bedeutung mehr hat, weil er sich im Museum befindet?

 

C als Vorzeichen vorder Klammer?

Die Gründer der CDU – zunächst gab es nach dem 2.Weltkrieg lokale Gründungen; 1950 fand der 1.Parteitag der Bundespartei in Goslar statt – waren sich einig: Nie wieder Diktatur, die alle menschlichen Werte zerstört hatte. Keinen Totalitarismus,der keine Kritik zuließ. Keinen Kollektivismus, der die Freiheit des einzelnen missachtete. Aber auch keinen Marxismus, der den Himmel versprach und die Hölle schuf. Das „C“ sollte zum Vorzeichen vor der politischen Klammer werden, in der sich das Konservative – die Bewahrung der Werte -, das Liberale – das Streben nach Freiheit – und das Soziale – die Suche nach Gerechtigkeit – befanden. Das Ergebnis war etwas ganz Neues: Eine schichtenübergreifende und überkonfessionelle Volkspartei war geboren, die aus christlicher Verantwortung Politik machen wollte – keine Klientelpartei, keine Kirchenpartei, aber auch keine Allerweltspartei ohne ein besonderes ethisches Profil.

 

C nur ein Deckmantel?

Manche winken ab. Heute sieht alles anders aus. Das C ist nur noch ein schöner Deckmantel, um die eigentliche Machtpolitik verschleiern zu können. Es komme darauf an, die Machtinstrumente zu beherrschen, wenn man Erfolg haben will. Zum Beispiel Netzwerke zu knüpfen, Strippen zu ziehen,Theater zu spielen, Posten richtig zu besetzen, Bündnisse zu schmieden, Medien nutzen zu können.

Eine Partei – auch die CDU – ist keine Ansammlung von Gutmenschen und Idealisten, die sich lieber auf die eigenen Schultern klopfen,um ihre Hände nicht schmutzig zu machen. Und in der Politik geht es um Macht, um die eigene Gestaltung der Wirklichkeit gegen den Willen anderer im Wettstreit mit anderen Parteien. Aber Macht allein ist eine Killerin der Identifikation und Motivation, der Innovation und Kreativität, der Freude und des Einsatzes. Macht allein ist eine Mogelpackung, weil sie sehr schnell die notwendige Kompetenz und Verantwortung verschleiert. Eiskalte Machtpolitiker, die Allmachtsphantasien haben, unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden und sich häufig hinter einer freundlichen Maske verstecken, mischen jedoch einen Giftcocktail durch Verunglimpfung und Dämonisierung ihrer Gegner, den sie einesTages selbst trinken müssen.

Die Tatsache, dass mein Auto schön und „mächtig“ ist, sagt noch nichts darüber aus, ob ich das Ziel der Fahrt erreiche. Auch mein Können – meine Fahrkunst - reicht nicht aus. Ich brauche ein Navi oder einen Stadtplan, vor allem Wissen und Gewissen, Orientierung und Verantwortung, damit ich voran und dem Ziel näher komme.

 

C alsVerantwortungszeichen

Das C ist kein billiges Kenn- oder Abzeichen, kein weltfremdes Hoheits- oder Erhabenheitszeichen, sondern als (Selbst-)Verpflichtung, Macht an Werte zu binden, ein modernes Gesinnungs- und Verantwortungszeichen.

 

Hinweis auf das christliche Menschenbild

Das C weist auf das christliche Menschenbild hin. Danach ist jeder Mensch ein Geschöpf und zugleich Ebenbild Gottes – weder Spielball noch Halbgott, sondern Träger einer unverlierbaren Würde, seinem Schöpfer gegenüber, der ihm diese Würde geschenkt hat, verantwortlich. Das Bild hat Auswirkungen auf das Denken und Handeln. Kein Mensch – zum Beispiel auch kein Flüchtling oder eine Prostituierte – ist ein Mensch 2. oder 3. Klasse, sondern stets ein Mensch, der Nächste, dem Menschlichkeit und nicht Feindschaft entgegengebracht werden soll.

 

Hinweis auf die Einheit von Freiheit und Verantwortung

Das C weist auf ein bestimmtes Verständnis von Freiheit hin.Freiheit und Verantwortung gehören untrennbar zusammen. „Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten“, schreibt der Apostel Paulus (1.Kor.6, 12).

Der demokratische Staat mit seiner Gewaltenteilung und seinem Gewaltmonopol muss die Freiheit aller sichern, Pluralität ermöglichen und für den öffentlichen Frieden sorgen. Er ist dabei religiös-weltanschaulich neutral, aber nicht wertneutral. Er ist nicht wehrlos, sondern wehrhaft, wenn er seine Werte – insbesondere die Werte des Grundgesetzes – verteidigt. Er ist kein Igel, der angesichts des Wolfes, der die Schafe und ihn selbst bedroht, seine Stacheln mit dem Hinweis „Die provozieren nur“ ablegt. Ein schwacherStaat – ein Igel ohne Stacheln – wird von seinen Gegnern nur verachtet und verhöhnt; er schafft paradoxerweise genau das, was er nicht will, indem er durch „Schwäche“ zur Aggression einlädt. Ein starker Staat wendet die Stärke des Rechts an, in dem er den Einzelnen und Minderheiten, aber auch die Mehrheit vor Minderheiten und Einzelnen schützt, die Verantwortung für alle, für das Gemeinwohl wahrnimmt. Er kann aber auch erwarten, dass jeder versucht selbständig und eigenverantwortlich zu leben.

 

Hinweis auf Meinungs- und Gewissensfreiheit

Das C weist auf Meinungs- und Gewissensfreiheit hin. Jeder hat die Freiheit, seine Meinung zu sagen oder nicht zu sagen. Das gilt für Sonnenkinder und Wunschkinder, aber auch für Schmuddelkinder und Sorgenkinder.Aber diese Freiheit ist nicht schrankenlos. Gewaltverherrlichung,Volksverhetzung, Verunglimpfung, Beleidigungen, Hass beispielsweise haben die Schranken allgemeiner Gesetze, der Rechte Dritter, des Gemeinwohls, vor allem die absolute Schranke der Würde verletzt. Eine absolute Freiheit des Wolfes würde den Tod der Schafe bedeuten. Die relative Freiheit, die an Gesetz, Recht und Werte gebunden ist, verhindert dasFaustrecht und den Ellenbogeneinsatz des Stärkeren.

 

Das C stärkt die öffentliche Kultivierung des Meinungskampfes, der sachlich und fair, wahrheitsgemäß und tolerant, vor allem kompromiss- und lösungsorientiert ausgetragen werden sollte.

 

Hinweis auf Religionsfreiheit

Das C weist auf die Religionsfreiheit hin. Jeder hat die Freiheit, sich religiös zu engagieren oder sich nicht religiös zu engagieren. Das gilt für alle Religionsgemeinschaften, aber auch für alle Einzelnen. Auch diese Freiheit ist nicht schrankenlos. Keiner darf zum Glauben oder zu einem bestimmten religiösen Verhalten gezwungen werden. Religionsfreiheit ist weder ein Deckmantel für Intoleranz im Namen der Toleranz noch ein Freibrief, die Würde des einzelnen zu verletzen. Religionsfreiheit bedeutet nicht, einen rechtsfreien oder kritikfreien Raum zu haben, indem man tun und lassen kann, was man will. Konstruktive Kritik ist keine Majestätsbeleidigung. Die christlichen Kirchen, aber auch islamische Gemeinden müssen sich der öffentlichen Kritik stellen. Beispielsweise wenn die verfasste Kirche nach ihren geistig-geistlichen Wurzeln angesichts einer kirchlichen Überbürokratisierung gefragt wird. Oder die islamische Gemeinde in Köln, die das islamische Beschneidungsfest ausgerechnet am Karfreitag feiern wollte. Religiöse Beiträge im Pluralismus und auf den Pluralismus sind wichtig, wenn sie der Freiheit in Verantwortung, der aktiven Toleranz auf Augenhöhe, der Gewaltlosigkeit und dem öffentlichen Frieden dienen.

 

Das C stärkt die öffentliche Kultivierung gelebter und glaubwürdiger Religionen.  

 

Hinweis auf Wissenschaftsfreiheit

Das C weist auf die Wissenschaftsfreiheit hin. Religion ist nicht nur ein Bildungsgut für Gläubige, sondern für alle.

Als Theologiestudent wurde ich im Zusammenhang mit dem Nato-Doppelbeschluss und des Gebotes „Du sollst nicht töten“  von Christen gefragt, ob ich nicht auch ein Pazifist sein müsse. Ich habe versucht zu erläutern, dass bereits „Text- oder Sprachkritik“ mein Verhalten beeinflussen kann, denn die Übersetzung des hebräischen Urtextes des Tötungsverbotes lautet: „Du darfst nicht morden.“ Als Reaktion zum Beispiel auf einen (Völker-)Mord könne es nach meiner Überzeugung aus Not und in der Not not-wendig werden zu töten, um unschuldiges Leben zu schützen.

Später wurde ich von Frommen, die gegen die Ordination von Frauen zu Pfarrerinnen waren, gefragt wie ich über die Aussage der Bibel  „Die Frau möge in der Gemeinde schweigen.“(1.Kor.14, 34) denke. Den historischen Zusammenhang, die Deutung dieser Stelle von der Mitte des Evangeliums her – von der Freiheit und Liebe her – habe ich zu erläutern versucht – nicht als Besserwisser, sondern als Begründer und „Brückenbauer“. Die historisch- kritische Methode muss nicht den Glauben eines Gläubigen zerstören, sondern kann ihn auch von der Willkür befreien, seine eigenen Vorstellungen in einen Text hineinzulegen oder den Text für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Hinter einem biblischen Text lässt sich bequem verstecken. Aber die Botschaft – nicht der einzelne Buchstabe - der Bibel will zur Verantwortung in einer konkreten Situation im Geist der Liebe (Mt. 7,12) befreien.

Moderne muslimische Theologie weiß, dass die Treue zur zentralen Botschaft  des Korans durch diehistorisch- kritische Methode und nicht durch die Buchstabentreue gewährleistet ist. Im Koran gibt es Suren, die die Gewalt rechtfertigen. Mohammed war ein Prophet Gottes; er war zugleich auch Politiker und Staatsvorsitzender. Deshalb sind die politischen Verse, die man historisch-politisch und nicht als religiöse undaktuelle Handlungsanweisung verstehen kann - eigentlich sollte, um ihnen gerecht zu werden und sie nicht miss zu verstehen -,  im Koran vorhanden. Politische Verse sollten deshalb nicht einfach memoriert, sondern kritisch weitergegeben werden, um die Botschaft vom Frieden und der Toleranz eindeutig in der Gegenwart hören zu können.

Es bleiben jedoch wichtige (An-)Fragen und theologische Aufgaben muslimischer Theologie im Blick auf die Themen wie Trennung von Staat und Kirche, Religionswechsel, Gleichberechtigung, Gleichstellung und Selbstbestimmung der Frau. Und was gehört zum Bekenntniskern des Glaubens? Sind Ehebruch, Homosexualität, Polytheismus integraler Bestandteil und damit Abfallvom muslimischen Glauben?

 

Das C stärkt die notwendige Bildungsoffensive als Aufklärung über die Religionen sowie als Selbstvergewisserung der Religionen in Verantwortung vor der Öffentlichkeit, da die Werte des Grundgesetzes für alle gelten.

 

C als Perspektive für alle und Schrittmacher für mehr Menschlichkeit

Das C im Namen der CDU ist nicht Schall und Rauch, sondern eine Perspektive für alle, sich für die unantastbare Würde aller auf der Grundlage christlicher Nächstenliebe sowie einer Politik ohne Scheuklappen und Durchwurstelns einzusetzen.

Das C als Schrittmacher für mehr Menschlichkeit in derPolitik macht die CDU für religiöse und nichtreligiöse Menschen wählbar. 

 

Burkhard Budde

 

(Der Vortrag wurde am25.Februar 2015 im CDU-Haus in Braunschweig gehalten.) 

 

Freiheit alaaf ! –

Karneval entkrampft!

 

Die Tageszeitung DIE WELT hat in ihrer heutigen Ausgabe einen Leserbrief von mir veröffentlicht, der sich auf einen Kommentar von Andrea Seibel „Freiheit alaaf!“ (DW 17.2.2015) bezieht:

 

Sie weisen auf eine wichtige Triebfeder des gelebten Brauchtums hin: das "Recht auf Respektlosigkeit, Spott und Hohn".

 

Fanatiker und Hassprediger, Extremisten und Fundamentalisten verstehen keinen Spaß, weil sie totalitär denken und nichts neben sich dulden.  

Auch für eine politische Elite, die mit ihrer Machtdominanz und Arroganz nur Huldigung undErgebenheit erwartet, hat der Karneval eine wichtige aufklärerische und menschliche Aufgabe. Im Spiegel gelungener Narrenfreiheit werden heimliche Allmachtsfantasien und versteckte Minderwertigkeitsgefühle sichtbar. Ein Status-, Macht- und Erziehungsgehabe wird auf die Schippe genommen.

Nicht Gewalt, keine Machtspiele, sondern ein "österliches Lachen" hat das letzte Wort. Der heilige Ernst wird zur heilsamen Unruhe.  

Karneval kann so befreiend wirken – bei den Narren, aber auch bei den Selbstverliebten und Selbsterhöhten, wenn sie über sich selbst lachen, weil sie ihre Unvollkommenheit und Vergänglichkeit entdeckt haben.  

Dann spielt der Humor auch im Alltag eine menschendienliche Rolle.

 

Burkhard Budde (DW18.2.2015)

 

Ein Schiff auf dem Meer der Politik

 

Sie ist kein Museumsverein. Sie will eine moderne Volkspartei sein, möglichst staubfrei und ohne Ballast. Aber was heißt „modern“, wer bestimmt die Inhalte der Modernität (die politische Elite?), wie misst man sie (mit Umfragen?), wo befindet sie sich (in einer Großstadt?)? Was ist überhaupt „Ballast“? 

 

Sie ist keine Kaderpartei. Sie will eine erfolgreiche Volkspartei der bürgerlichen Mitte sein, möglichst demokratisch und pragmatisch geführt. Aber was heißt „bürgerliche Mitte“?

 

Die CDU – mit einem Schiff verglichen -, muss insbesondere vier Herausforderungen auf dem Meer des (partei-)politischen Lebens meistern:

 

Erstens muss an Deck eine Vielfalt  organisiert werden. 

Nur bei einem offenen und fairen Meinungsbildungsprozess bleibt das Schiff attraktiv. Wer nur eine vorgebetete Einheitsmeinung nachbeten soll, hat kein Interesse an einer dauerhaften politischen Mitarbeit. Scheuklappen, Maulkörbe, Scheren im Kopf,Kniefälle verhindern Freude und Sinn an einem innerparteilichen Meinungskampf um einer Sache willen.

 

Zweitens muss an Deck eine Einheit angestrebt werden.

Nur wenn man sich bei aller notwendigen Vielfalt auf gemeinsame Werte und einen gemeinsamen Kurs verständigen kann, wird das Schiff auf dem Meer mit seinen politischen Stürmen und Flauten überleben und Heimat für politisch Heimatlose bieten können. Wenn alle in verschiedene Richtungen rudern, wird man nicht vorankommen. Mit einem gemeinsamen Kompass gerät man nicht so leicht ins Schwimmen oder geht mit seiner Identität und seinen Gestaltungsmöglichkeiten nicht so schnell unter.

 

Drittens muss die Führungsqualität stimmen.

Nur wenn die Führungscrew auf der Brücke an den gemeinsamen Zielen festhält und die Werte glaubwürdig vorlebt, wird die Mannschaft motiviert bleiben, an einem Strang mit der Führung zu ziehen und neue Kollegen zu gewinnen. Wer als politische Elite nur an sich und seine Karriere denkt, vergisst den eigentlichen Zweck des Schiffes: Sich um die Menschen zu kümmern, die dem Schiff Vertrauen schenken, stellvertretend dem Bürger zu dienen, überparteilicher Krisenlotse sowie Schrittmacher bei der Gestaltung des Gemeinwohls im Wettstreit mit anderen Schiffen zu sein.

 

Viertens müssen die Themen stimmen.

Nur wenn die Menschen erleben, dass sie selbst und ihre Fragen ernstgenommen werden, wird das Schiff insgesamt als vertrauenswürdig und lebensdienlich wahrgenommen. Der traditionelle Markenkern der CDU – z.B. christlichesMenschenbild, Leitbild der offenen Gesellschaft und des mündigen Bürgers, inneren Sicherheit als Voraussetzung der Freiheit - darf dabei nicht über Bord geworfen werden. Vielmehr ist und bleibt er aktuell und hilft bei der Suche nach praktischen Lösungen.

 

Eine unabhängige und selbständige Volkspartei mit Profil, die kein Erfüllungsgehilfe einer bestimmten Klientel, einer anderen Partei oder des Zeitgeistes ist, wird bei der Vermittlung zwischen dem Wohl des Staates, der Gesellschaft und des Bürgers gebraucht – und eine Zukunft haben, indem sie ihre Verantwortung wahrnimmt.

Burkhard Budde

 

(Angelehnt an denVortrag „Gedanken zur Parteireform“ am 12. Februar 2015 auf einer Veranstaltung der CDU- Innenstadt in Braunschweig.)

 

Der Zauber des Karnevals

 

Der Zauber des närrischenTreibens – am Verstand zweifeln oder zu Verstand kommen?

 

Ein Engel beflügelt die Gemüter, weil er bei einem Spaß auf die Nase fällt, aber lachend wieder aufstehen kann. Ein Witzbold, der nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt, verdreht einem anderen geschickt das Wort im Mund. Ein Brummbär, unzufrieden und gleichgültig, trottet behäbig hinter der  Menge her. Eine Ente, lahm und brav, kann sich nicht mehr spontan freuen und gibt eine tragische Figur ab. Ein Elefant, tollpatschig und kurzsichtig, poltert mit seinen flachen Worten im Porzellanladen der Gefühle. Ein Pferd, dressiert und gehorsam, versteht viele Witze nicht und lacht häufig an der falschen Stelle. Ein Löwe, stark und mächtig, brüllt Phrasen und wirkt wie ein Bettvorleger. Ein Reh, scheu und verschreckt von gehauchten Küssen und kurzen Umarmungen, flüchtet Hals über Kopf in das Hinterhaus. Ein Teufel fällt auf die Nase, weil er sie ständig rümpft und abheben will, und die Hölle böser und schadenfroher Blicke erntet.

 

Im großen Theaterspiel des Karnevals spielt jedoch der Narr die Hauptrolle. Er hält allen Zuschauern, Mitspielern und sich selbst den Spiegel der Geschöpflichkeit, der Unvollkommenheit und der Vergänglichkeit vor. Indem er vor allem die Selbstgerechten, die Selbstverliebten und die Selbsterhöhten auf die Schippe nimmt, entlarvt er ihr Status-, Macht- und Erziehungsgehabe auf der Bühne des Lebens. Indem er die tierisch ernsten Spielregeln des Alltags mit leichtem Frohsinn und kluger (Selbst-) Ironie in Frage stellt, stärkt er die Gemeinschaft aller Mitspieler, die in ihrer Würde alle gleich und in ihrem Denken, Reden und Handeln alle frei verantwortlich sind.

 

In jedem Menschen steckt ein Narr. Was die künstliche Maske verbirgt und nicht verrät, erzählt die Maske hinter der Maske, die Menschlichkeit, die den Geist der Freiheit atmet und in ihn „vernarrt“ ist. Alles erscheint erlaubt. Aber Kopf und Herz haben stets ein Veto-Recht. Gegen den Willen eines Betroffenen wird Freiheit zum Ego-Trip auf Kosten anderer. Aber  ein „Küsschen in Ehren“ muss noch nicht bedeuten, dass die Maus die Katze verspeisen will?!

 

Auch der Narr in einem Menschen kann ein Spielverderber sein und seine Nase in den Wind halten und immer nach seiner Besonderheit, Abgehobenheit und Erhabenheit schnüffeln. Die Spucke bleibt jedoch weg und das Lachen bleibt im Halse stecken, wenn er mit seinen Zähnen, die er grinsend zeigt, lächelt und gleichzeitig unter dem Tisch mit seinem Fuß gegen das Schienbein eines anderen tritt, indem er über ihn Blödsinn redet, ihn bloßstellt oder verhöhnt.

 

Über alles, über alle, vor allem über sich selbst darfgelacht werden. Aber echte seelische Luftsprünge mit Herz auf Kommando, auf Knopfdruck oder via Tusch funktionieren nicht. Wenn jedoch Dinge befreiend auf den Kopf gestellt oder überraschend auf den Punkt gebracht werden, erneuert undstärkt das gemeinsame Lachen die Gemeinschaft der weisen Narren und närrischen Weisen.

 

Ob ein „Kölle alaaf“, ein Düsseldorfer „Helau!“ oder ein Braunschweiger „Brunswiek Helau“ - das närrische Dreigestirn der Freiheit, der Lebensfreude und der Menschlichkeit ist überall dabei.

 

Wenn in der Stadt Heinrichs des Löwen der humorlose Teufel mit seinen bösen Blicken verscheucht wird, können sich die Narren auf einen Himmel freuen, wo gelacht wird. Und auf einen kleinen Vorgeschmack auf diesen Himmel Geschmack machen - durch ein Lächeln, das sie im verzauberten Gesicht eines Menschen zaubern, durch den Zauber des Karnevals, aber auch durch Humor in der Welt des kalten Verstandes jenseits des närrischen Treibens.  

Burkhard Budde

 

Liebende

 

Liebende

 

Das Herz,

verschlossen und abgekühlt,

jetzt bewegt und zugleich glühend.

 

Der Kopf,

überheblich und berechnend,

jetzt klug und zugleich verdreht.

 

Der Mund,

vorlaut und belehrend,

jetzt weise und zugleich entfesselt.

 

Die Augen,

gelangweilt und wegsehend,

jetzt wach und zugleich glänzend.

 

Die Hände,

gleichgültig und festhaltend,

jetzt offen und zugleich neugierig.

 

Zwei Seelen,

mehr als Herz, Kopf, Mund, Augen, Hände,

vergessen zeitweilig alles Rollenspiel,

lassen sich gemeinsam fallen,

vergessen alles um sich herum,

tauchen in den Strom prickelnden Lebens,

verschmelzen bebend

und werden schwebend eins.

 

Und bleiben Vertrauende, ohne Gefühlstaumel.

Annehmende, ohne Verblendungen.

Verstehende, ohne Bevormundung.

Sprechende, ohne Täuschung.

Teilende, ohne Erklärungen.

Vergebende, ohne Unvernunft.

 

Liebende und geliebte Neugeborene

eines göttlichen, freien und befreienden Zaubers,

erfahrbar mitten im Auf und Ab des Alltags.

Burkhard Budde

 

 

Valentinstag: Sehnsucht nach Liebe

 

Jungbrunnen als Quelle des Allzu-Menschlichen

 

Der „Jungbrunnen“  in Bad Harzburg mit Werken des Bildhauers Jochen Müller aus Quedlinburg zeigt verschiedene Motive des Allzu-Menschlichen, die spielerisch auf die Schippe genommen werden.

Die 16 knubbeligen Bronzefiguren sind erfrischende Quellen der eigenen Phantasie und der (Selbst-)Ironie, der Leichtigkeit des Lebens und zugleich der Nachdenklichkeit über die Vergänglichkeit der Zeit und über den Sinn aller Veränderungen in der Zeit.

 

Wer aus dieser Quelle einmal schöpft, kann ohne in den Brunnen einsteigen zu müssen, die heilende Kraft der Sehnsucht nach heiterem und gesundem Leben entdecken, aber auch zwei gereifte, „wahre“ Liebende; Figuren, die mit sich selbst und miteinander im Einklang zu leben scheinen.

Oder wollen die Kunstwerke schöpferische und unvergängliche Liebe im Alter frech ironisieren? Andererseits wie kann Liebe ein Privileg der Jugend sein, wenn sie das Alter verjüngt?

 

Auch der Valentinstag am 14. Februar öffnet alte und junge Herzen, wenn beispielsweise

-      Blumen der geliebten Frau überreicht werden (z.B. in Deutschland seit dem 20. Jahrhundert; ursprünglich aus England, dann nach Amerika und schließlich nach Kontinentaleuropa (zurück-) kommend,

-      Schokolade verschenkt wird (z.B. in Japan ausschließlich an Männer, vor allem an dieChefs),

-      Liebesbriefe geschrieben werden (z. B. in Italien im Rahmen eines Liebesbrief-Wettbewerbes),

-      Liebesgedichte verschickt werden (z.B. in England, anonym),

-      Grußkarten versandt werden (z.B. in Amerika),

-      Geschenke gemacht werden (z.B. in Finnland, anonym, am „Freundschaftstag“).

 

Der Heilige Valentin würde sich freuen, wenn er diesen vielfältigen gelebten Mythos der romantischen Liebe mitbekäme, der auf ihn zurückgeführt wird. Als Bischof der Stadt Terni in Italien soll er Verliebte getraut haben – darunter wohl auch Soldaten, die eigentlich nicht heiraten durften – und ihnen Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Wegen seines christlichen Glaubens ist er nach der Überlieferung am 14.Februar 269 – an einem Feiertag zu Ehren von Juno, der Göttin der Ehe und der Geburt -  enthauptet worden.

Geblieben ist die aktuelle Botschaft der leidenschaftlichen Liebe,die keine Provokation für Unverheiratete sein kann, weil sie auch für sie – für alle und für jede(n) – gilt.

 

Burkhard Budde 

 

Begegnungen mit dem Karneval

 

In meiner Kindheit und Jugendzeit in Bünde in Ostwestfalen habe ich den Karneval nur am Rande kennengelernt.

Damals gab es sogar eine Diskussion über die Frage „Darf der„katholische“ Karneval überhaupt in einem evangelischen Kindergarten gefeiert werden?“ Die Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung, die eine Diakoniebewegung war und zur Gründung z.B. von Bethel (1867) führte, vor allem jedoch eine evangelische Frömmigkeitsbewegung darstellte, die die persönliche Bekehrung des Einzelnen mit moralischen Forderungen wie z.B. Abkehr vom Tanz und Kartenspiel verband, hatte noch gewisse Spuren hinterlassen.

 

Während meines Studiums in Münster konnte ich den „richtigen“ Karneval hautnah erleben.

Die Geselligkeit auf der Kneipenmeile im Kuhviertel der Altstadt beeindruckte mich sehr. Über alle gesellschaftlichen Schichten, Alters- und Konfessionsgrenzen hinweg wurde fröhlich gefeiert, leider gab es auch traurige Ausschweifungen (wo nicht?!).

 

In Köln – während eines Kurzvolontariats beim Deutschlandfunk – begegnete mir in einem Hotel der tierische Ernst des Karnevals als ich versehentlich spontan „Helau!“ anstelle von „Kölle alaaf“ beim Anblick von geschmückten Karnevalisten rief. Der Humor – „trotzdem lachen!“ – wurde mir nach einer Schocksekunde wegen der bösen Blicke – zum Glück musste ich keine „päpstliche Faust“ spüren - wichtig.

 

In Braunschweig – hier gab es die erste schriftliche Erwähnung einer „Fasnacht“ 1293 im „Schichtbuch“, einer Chronik insbesondere der Braunschweiger Bürgerunruhen („Schichten“) sowie bereits 1872 die Gründung der ältesten deutschen Karnevalsgesellschaft - konnte ich viele Jahre lang den viertgrößten Karnevalsumzug in Deutschland miterleben.

 

Heute bin ich weder Jecke noch Karnevalsmuffel, wohl aber achte ich den „Zauber des Karnevals“ (dazu folgt demnächst ein Kommentar von mir).

 

Burkhard Budde 

 

Moment mal 

 

Der Eiszapfen

 

 

Ein geheimnisvolles Schauspiel.

Es wächst von oben nach unten.

 

Ein einzigartiges Kunstwerk.

Es erscheint wie ein Geschenk des Himmels.

 

Doch alles lebt von eisiger Kälte,

verhindert Nähe und Zärtlichkeit.

 

Mit einer glänzenden Oberfläche.

Nicht einfach berührbar oder bewegbar.

 

Mit einer täuschenden Schönheit.

Nicht wirklich durchschaubar oder greifbar.

 

Mit einer großen Erhabenheit.

Nicht leicht annehmbar oder liebbar.

 

Strahlt der Eiszapfen aus

und zieht Blicke an.

 

Doch wenn seine Zeit gekommen ist,

wird er auftauen und schmelzen.

 

Wird er seine Einsamkeit und Angst,

seine Lust und Last tröpfchenweise überwinden.

 

Bilden sich aus vielen Tropfen

Wasser neuen Lebens.

 

Er bleibt schön kühl und unberechenbar.

Aber durch Sonnenstrahlen der Liebe verwandelt

wird er zum Segen.

 

Burkhard Budde

 

Kommentar

Chance ohne Chancen?

Ein Weckruf zur Schulpolitik in Niedersachsen

 

Mit offenen und ungetrübten Augen sieht man besser. Viele lassen sich nicht länger Sand in die Augen streuen. Sie errichten Dämme gegen immer neue Reformwellen der Kultusministerin Frauke Heilgenstadt, die die Schullandschaftin Niedersachsen zu überfluten drohen.

 

Der jetzt vorgestellte Entwurf eines „Bildungschancengesetzes“ will offensichtlich die Gymnasien im Land unterspülen: Gesamtschulen können künftig Haupt- und Real- bzw. Oberschulen und Gymnasien ersetzen (bislang:ergänzen), wenn ein Gymnasium unter zumutbaren Bedingungen – Schulweg von etwa einer Stunde! – erreichbar ist.

 

Aufgeweckte und besorgte Bürger reiben sich die Augen. Sieht so eine faire Behandlung im notwendigen (Qualitäts-)Wettbewerb der Schulen zugunsten der Wunsch-, Wahl- und Wechselfreiheit der Eltern und Schüler aus? Will die Kultusministerin generell die Gesamtschule als Einheitsschule? Warum reicht sie den Schwarzen-Peter der Kommune, die über die Gesamtschule als ersetzende(!) Alternative entscheiden soll? Oder will sie das besondere Profil des Gymnasiums so lange fluten, bis es verschwunden und nur noch das Etikett übriggeblieben ist – auf Kosten vor allem der Schüler, Lehrer und Eltern, aber auch des Standortes? Und die Monopolisierung einer Schulform einleiten?

 

Eltern, die ihrem Kind einen täglichen Schulweg von einer bzw. zwei Stunden zumuten müssen, werden unter Druck gesetzt, damit sie ihre Entscheidung zugunsten des Gymnasiums überdenken. Und überhaupt: Haben Schüler im bestehenden gegliedertenSchulsystem – auch die der Gymnasien - nicht das Recht auf gleiche Bedingungen im Blick auf die Mittel und Ausstattung ihrer Schule? Sollen sie gegenwärtig eine Rechnung bezahlen, von der noch nicht sicher ist, ob zukünftige Schüler davon profitieren?

 

Wenn Frau Heiligenstadt darüber hinaus auf öffentliche Kritik hin die zerstörerische Überflutung der Förderschule Sprache gestoppt hat, aber offensichtlich die Abschaffung der etwa 160 Förderschulen Lernen sowie Regionalstellen für schulische Inklusion (inklusive neuer Bürokratiewellen) verfolgt, hat sie den Ernst der Lage noch nicht erkannt.

 

Eine glaubwürdige Politik will nicht nur in Sonntagsreden  dem Menschen dienen. Wenn Politik nur ihre eigenen parteipolitischen Vorstellungen hinter dem Gewand des Gemeinwohls zu verfolgen scheint, wehren sich auch gutmütige Bürger, weil es um Menschen und um Hoffnungsträger des Landes geht, nicht um Gegenstände, die weggespült oder hin und her gespült werden können.

 

Dient es denn wirklich dem einzelnen Schüler, wenn Sitzenbleiben „überflüssig“ (Frauke Heiligenstadt) wird? Wer diese Chance für Spätentwickler abschafft, beseitigt gleichzeitig die Notengebung mit Leistungsorientierung (ohne Ansehen der Person, der Herkunft, des Geldbeutels),die  grundsätzlich gerechter ist als die Abhängigkeit von der Subjektivität und der möglichen Willkür eines „Gutachters“.

 

Dient es denn wirklich dem einzelnen Schüler mit einer Lern-, Sprach- oder Verhaltensstörung, wenn er im Unterricht mit nichtbehinderten Kindern aus Angst vor dem Versagen bei einer Aufgabe panisch reagiert, weint und sich zurückzieht? Wenn ein Einzelfallhelfer als sein Schatten am Unterricht teilnimmt und das Unterrichtsgeschehen ständig herausfordert? Oder wenn der Inklusionsschüler nicht arbeits- und gruppenfähig ist, jedoch eine Spezialschule oder eine therapeutische Einrichtung seine individuelleEntwicklung viel besser fördern kann?

 

Schüler und Lehrer sowie das bewährte Schulsystem dürfen nicht mit ständigen Wellen konfrontiert werden, die sich auch aus versteckten Quellen einer Reformsucht ohne Substanz, eines Machbarkeitsdenkens ohne Realitätssinn, einer Gleichheitsideologie ohne Erfahrung speisen. Schüler und Lehrer brauchen keine schleichende oder offene Zwangsbeglückung von oben, von der Politik oder der Bürokratie; wohl aber viele geschützte Inseln menschengerechten Lernens und Lehrens; viele Orte für Schüler, an denen auch zweckfreie Bildungsmöglichkeiten angeboten werden, damit die persönliche Entwicklung ihrer Individualität, der unterschiedlichen Neigungen, Gaben, Begabungen und Interessen eine reale Chance erhalten.

 

Eine Kultusministerin, die dem ganzen Land gegenüber verantwortlich ist und wiedergewählt werden will, müsste wissen, dass friedensstiftende Einheit durch sinnstiftende Vielfalt geschaffen wird und nicht durch Einseitigkeit, falsche Parteinahme oder falsch verstandenes Gutmenschentum.

 

Das ganze Land braucht keine Kuschel- Schulen mit Samthandschuhen („Lernen ohne Anstrengungen“), keine Drill- Schulen mit Holzhammer („Lernen ohne Verstand“), keine Moral- Schulen mit Zeigefinger („Lernen aus Angst“), auch keine Einheits- Schule mit Scheuklappen („Lernen ohne Differenzierung“). Wohl aber eine vielfältige und differenzierte Schullandschaft mit humanen Leistungsschulen, die die Persönlichkeitsentwicklung, die Qualifizierung und die Kultivierung des einzelnen Schülers möglich machen.

 

Wenn die Augen offen bleiben, können viele kritische Geister der Freiheit in Verantwortung und der Menschenliebe als Dienst für andere geweckt werden, um sich für die Zukunft aller durch eine vielfältige Einheit einzusetzen.

 

Dann gibt es für jeden eine begründete Chance durch eine Vielfalt von fairen Chancen.

 

Und ein Weitblick wird zum Durchblick.

 

Burkhard Budde    

 

Frieden stiften mit oder ohne Steine?!

Bedeutung religiöser Steinbrüche für die Gesellschaft

 

In einem Land gab es zwei große Steinbrüche, vor allem mit alten festen Steinen, aber auch mit Schotter, Sand und lockerem Gestein neueren Datums.

 

In dem einen, älteren Steinbruch befand sich ein Stein mit der Aufschrift: „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Nicht sehr weit von diesem eckigen Stein gab es einen glitzernden Stein. Auf dem stand: „Stecke dein Schwert in die Scheide, denn wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.“ Viele schöne Steine lagen um diesen Stein herum. Besonders beeindruckend schien die Aufschrift eines Steins, der wie ein Edelstein aussah: „Liebet eure Feinde und tut Gutes denen, die euch hassen, denn er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

 

Bei der Suche nach weiteren Steinen, die besonders auffielen, konnte man auch im zweiten, jüngeren  Steinbruch fündig werden. Auf einem stand: „Sind die heiligen Monate abgelaufen, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, ergreift sie, belagert sie, und lauert ihnen auf aus jedem Hinterhalt.“ Aber auch ein Stein mit der Aufschrift „Wenn jemand einen Menschen tötet, der keinen anderen getötet, auch sonst kein Unheil auf Erden gestiftethat, so ist`s, als töte er die Menschen allesamt.“ konnte gefunden werden. Besonders nachdenklich machte die Aufschrift eines Steins, der an den Edelstein aus dem anderen Steinbruch erinnerte: „Wahrlich, erhebst du auch deine Handgegen mich, um mich totzuschlagen, so erhebe ich doch nicht meine Hand gegendich, um dich zu erschlagen.“

 

Viele Menschen machten einen große Bogen um beide Steinbrüche, aus Gleichgültigkeit, aber auch aus Überheblichkeit oder einfach aus Angst vor den unterschiedlichsten Botschaften. Es gab jedoch auch viele Anhänger der jeweiligen Steinbrüche. Manche von ihnen suchten nur die Steine aus ihrem Steinbruch heraus, die ihnen für ihr Leben wichtig erschienen, und ließen die schweren und platten Steine einfach links liegen. Wieder andere, die sich von Fanatikern radikalisieren, instrumentalisieren und entwürdigen ließen, nahmen die hässlichsten Steine, die scharfe Ecken und Kanten hatten, bewarfen damit andere und verletzten oder töteten sie. Einige von dem einen Steinbruch biederten sich den Anhängern des anderen Steinbruchs einfach an, indem sie die Unterschiede der Steine ignorierten oder um des lieben Friedens willen verschwiegen und ihre eigenen Wege gingen. Aber auch Versuche von außerhalb, sowohl einen  

Steinbruch abzuschotten als auch ihn abzubauen, wurden unternommen.   

 

Manche Steinsucher jedoch fingen an, nicht nur über die häufig zweischneidige Wirkungsgeschichte der jeweiligen Steinbrüche und ihrer Steine, sondern auch über deren Entstehungsgeschichte nachzudenken.

 

Könnte es nicht sein, dass der biblische „Schwertkämpfer“Jesu in einer konkreten Situation den Vorrang des Willen Gottes angesprochen hat, wenn sich zwei Menschen nicht einig waren? Aber dass er generell sich selbst und seine Anhänger als „Friedensstifter“ deutete und so eine Grundlage für faire Toleranz und versöhnte Vielfalt in Einheit schuf?!

 

Könnte es nicht sein, dass die Gewaltaufrufe Mohammeds historisch zu verstehen, die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichtigen sind, weil der Prophet – anders als Jesus – einen Stadtstaat geführt hat? Dass aber die meisten Grundaussagen des Korans dem Frieden und der Geduld dienen sollen? Dass auf dieser geistig-geistlichen Grundlage ein friedliches Miteinander von Muslimen, Christen, Juden, aber auch von anderen religiösen Menschen sowieA theisten möglich erscheint?!

 

Könnte es nicht sein, dass der Glaube an die lebensdienliche Kernbotschaft des jeweils ganzen Steinbruchs im Zweifel wichtiger ist als der Glaube an einzelne Steine, die subjektiv und vielleicht sogar willkürlich aus einem Steinbruch herausgebrochen werden können? Dass der Buchstabe ohne Geist tötet, der Geist ohne Buchstabe lügt; aber der Geist in der zentralen Botschaft der Wahrheit und dem Leben dient?!

 

Steinsucher in beiden heiligen Steinbrüchen können Steine gebrauchen, aber auch missbrauchen, die unterschiedlichen Fundstellen beachten oder missachten. Die Unterschiede der Steine müssen nicht übersehen werden; sie ermöglichen vielmehr eine bewusste und begründete Entscheidung, in welchem Steinbruch der einzelne Suchende seine religiöse Heimat finden möchte, wenn er sich Himmels- und Gotteserfahrungen, die allein ihrem Wesen nach nicht zu Gewalterfahrungen passen, wünscht; zum Beispiel im muslimischen Steinbruch durch Bekenntnis, Gebet, Almosen, Fasten und Pilgerreise; im christlichen durch die geschenkte Einheit von Glaube, Hoffnung und Liebe. „Heilige Steine“ können stets Unheil anrichten, aber sie können auch eingesetzt werden zum Bau von sozial produktiven Wegen, zum befreienden und heilenden Miteinander auf dem Weg des Friedens und der Liebe in gesellschaftlicher Verantwortung.

 

In rechtsstaatlichen und weltanschaulich neutralen, jedoch nicht wertneutralen Demokratien gibt es viele religiöse, individuelle und kollektive Steinbrüche. Für alle gilt, was auch jenseits von Kirchen, Moscheen und Synagogen, von Bibel, Koran und Thora Orientierung und Rahmen ist. Nach dem deutschen Grundgesetz insbesondere die Seele und der Geist aller Normen und Gesetze: die Achtung der Menschenwürde, Menschenrechte, persönlichen Freiheitsrechte, Gleichheit vor dem Gesetz, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Religions- und Meinungsfreiheit. Dass Deutschland aus vielen Steinen, die aus dem christlichen Steinbruch stammen, mit aufgebaut worden ist, die jetzt auch andere religiöse oder humanistische Steine tragen oder von anderen Steinen getragen werden, zeigt zum Beispiel der staatliche Schutz des Sonntags und der christlichen Feiertage. Wenn ganz andere Steine in die allgemeine Werte- und Rechtsordnung eingefügt werden sollen, muss in der parlamentarischen Demokratie eine Mehrheit gefunden, müssen Gesetze und gegebenenfalls muss das Grundgesetz geändert werden. 

 

Wo jedoch echte individuelle Freiheit herrscht, ist auch ein Wechsel von einem zum anderen Steinbruch oder auch das generelle Verlassen eines Steinbruchs möglich. Wo echte wissenschaftliche Freiheit herrscht, werden innerhalb und außerhalb eines Steinbruchs Meinungsvielfalt, Selbstkritik, Austausch und kritische Auseinandersetzung möglich, werden einzelne Steine kritisch und differenziert betrachtet oder zerstörerische Steine aus der Hand gelegt – oder wenn nötig, wehrhaft mit Mitteln des Rechtsstaates aus der Hand geschlagen, damit niemandem Schaden zugefügt wird.  

 

Dann sind Steinbrüche keine abgeschotteten Sonderwelten, keine „Steine des Anstoßes“, sondern einladende und offene Bereiche, die geistige, seelische und soziale Anstöße geben, die allen Menschenund der ganzen Gesellschaft dienen. Von solchen Steinbrüchen geht eine Botschaft aus, die die Welt nicht überhören kann.

 

Keine religiösen Schwerter, keine Köpfe voller Feindbilder, keine Herzen voller Hass, keine Hände voller Steine, sondern lebendige Steine mit klugem Kopf, heißem Herz und engagierten Händen bauen im Namen des einen Gottes mit an einer gemeinsamen Zukunft.

 

Burkhard Budde   

 

Format wichtiger als die Form

Islamische Feste als religiöse Feiertage anerkennen?

 

Sind die Überlegungen Motor oder Bremse der Integration?  

Stephan Weil denkt als erster Ministerpräsident eines Flächenlandes öffentlich über die Anerkennung islamischer Feste als religiöse Feiertage in Niedersachsen nach. In einem Staatsvertrag mit drei muslimischen Verbänden könnten Einzelheiten geregelt werden.

 

Warum tritt ein Ministerpräsident gleichsam aufs Gaspedal rechtlicher Überlegungen?

 

Können nicht schon heute muslimische Schüler und muslimische Arbeitnehmer ihre religiösen Feste wie Ramadan oder das Opferfest feiern, wenn keine Sachgründe bzw. Notwendigkeiten - der Schul- und Betriebsablauf bzw. –frieden beispielsweise - dagegen sprechen?

 

Warum muss in Deutschland immer alles geregelt werden? Und wenn ja, repräsentieren die drei muslimischen Verbände alle Muslime in Deutschland? Wie können die Interessen und Überzeugungen der vielen Muslime,die keinem Verband angehören, in diesen Prozess eingebracht werden?

 

Viele begründete und unbegründete Sorgen und Ängste sind darüberhinaus in der Bevölkerung geweckt worden.

 

Werden christliche Feiertage abgewertet, indem muslimische rechtlich aufgewertet werden? Werden die christlichen Wurzeln in Deutschland schleichend aus der Öffentlichkeit verbannt, versteckt oder gar gekappt, während muslimische Rituale und Angebote entdeckt und öffentlichkeitswirksam gefördert werden?

 

Tatsache ist: Wohl kein Politiker käme auf die Idee, zum Beispiel die Abschaffung des 2.Weihnachtstages, des 2. Ostertages oder des 2.Pfingsttages als staatlich anerkannte religiöse Feiertage zu fordern. Oder die Einführung eines Feiertages für Konfessionslose und Nichtgläubige, vielleicht sogar noch die eines Feiertages der religiösen Vielfalt.

 

Verantwortungsbewusste Politiker, die weder einfach nach Applaus von so genannten Gutmenschen schielen noch mit Ängsten ihre Karriere beschleunigen wollen, wissen:

 

Wie die Biographie zur Identität eines Menschen gehört, so gehören insbesondere die Geschichte und die Sprache, die Kultur und die Traditionen, die Prägungen und die öffentliche Werteordnung zur Identität eines Landes. Wer zur identitätsstiftenden Einheit beitragen will, muss die bereichernde Vielfalt auf einer gemeinsamen Grundlage aufbauen – wie eine gemeinsame Infrastruktur,ein Verkehrsnetz, Verkehrsregeln für alle notwendig sind, mögen die einzelnenTeilnehmer noch so unterschiedlich sein und unterschiedlichste Ziele verfolgen, damit ein Miteinander in Vielfalt möglich wird. Dabei haben die christlichen Wurzeln, Werte und Normen, kirchliche Traditionen und Erscheinungen – wie zum Beispiel der Sonntagsschutz oder Kirchenbauten - eine identitätsstiftende Bedeutung.

 

Wichtiger als neue staatlich anerkannte religiöse Feiertage sind ein gesellschaftliches Klima sowie ein politischer (Werte-)Rahmen, in dem Menschen gerne leben, mit dem sie sich identifizieren können, was sie prägt, was sie aber auch mit prägen können, ohne ihre eigenen religiösen oder kulturellen Identitäten verlieren zu müssen. Das Grundgesetz – der ethische und rechtliche Kompassaller sowie zugleich Motor und Bremse des gemeinsamen Lebens bei allen Unterschieden – gibt bei der Suche nach Lösungen gesellschaftspolitischer Herausforderungen Orientierung; zum Beispiel:

 

Die Meinungsfreiheit gehört zu Deutschland.

Menschen müssen ihre Meinung auch ungeschützt sagen dürfen,ohne gleich in eine Ecke gestellt, stigmatisiert, verhöhnt und ausgegrenzt zu werden. Eine Schere im Kopf aus Angst, weil man vielleicht nicht das sagt, was die Meinungsführer hören wollen, fördert die Faust in der Tasche und schafft auf Dauer unmündige Bürger mit Vorurteilen und Feindbildern. Vorurteilsfreie Aufklärung und argumentative Auseinandersetzung sind die Schlüssel im politischen Meinungsbildungsprozess, um Menschen gewinnen zu können.

 

Die Religionsfreiheit gehört zu Deutschland.

Menschen müssen sich zu ihrer Religion öffentlich bekennen, aber auch ihrer Religion den Rücken kehren dürfen, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen. Gewalt oder Zwang im Namen einer Religion macht die Religion gottlos und tritt die Religionsfreiheit mit Füßen. Weder darf die Politik eine Religionsgemeinschaft bevormunden noch darf eine Religion über den Staat herrschen, wohl aber müssen alle den Primat des Rechtsstaates – und dazu gehört auch die Anerkennung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen – achten, um zum Wohle aller Menschen zusammenarbeiten zu können.

 

Das Christentum gehört zu Deutschland.

Menschen, die sich als Christen verstehen, schlagen Brücken zu Menschen anderer Religionen und zu Nichtgläubigen, weil sie an den Brückenschlag Gottes zu allen Menschen glauben und in einem säkularen Staat leben wollen, der das feindselige Gegeneinander, das gleichgültige Nebeneinander,das kulturelle Durcheinander zu überwinden versucht, indem ein rechtlicher Rahmen auf der Grundlage der „Verantwortung vor Gott“ (Präambel desGrundgesetzes), der Unantastbarkeit der Würde aller sowie der Grundrechte desGrundgesetzes ein gesellschaftliches Miteinander und soziales Füreinander in Freiheit und Verantwortung; Gleichheit und Gerechtigkeit möglich wird.

 

Christen und Nichtchristen können zur Einsicht kommen: Wichtiger als die Form – weitere staatlich anerkannte Feiertage – ist das Format – die praktische Möglichkeit, sich zu seinem Glauben nicht nur im stillen Kämmerlein, in einer Moschee, Synagoge oder Kirche, sondern auch auf den vielen Straßen des öffentlichen und nichtöffentlichen Lebens friedlich und mutig bekennen zu können. Und sich politisch mit Gläubigen und Ungläubigen für eine Gesellschaft mit einem menschlichen und sozialen Gesicht einzusetzen, die die geistig-geistliche Tiefe und Weite der Religionen zur ständigen Erneuerung braucht.

Burkhard Budde

 

Zum neuen Jahr 2015

 

Schachspiel mit beseelter Figur

 

Wer werde ich 2015 sein,

(Schach-)Spieler oder (Schach-)Figur

auf dem Spielfeld des Lebens?

 

Werde ich beim Spiel einfach abgeräumt,

schamlos entblößt, matt gesetzt,  

gnadenlos geschlagen von einem eiskalten Gegner?

 

Werde ich ein Spiel um jeden Preis durchschauen

oder werde ich mich gerne täuschen,

etwa als Bauernopfer missbrauchen lassen?

 

Oder schaffe ich es, mich als Bauer in mehreren Zügen strategisch und taktisch klug vorbei an den Offizieren in eine Dame zu verwandeln?

 

Ich kann das Spiel genießen,

weil ich weiter als der Gegner gedacht  

und mich fair durchgesetzt habe.

 

Ich kann unduldsam angreifen,

herrsch-, ruhm- oder geldsüchtig,

rach-, eifer- oder selbstsüchtig sein.

 

Ich kann scheinbar teilnahmslos mitspielen,

nur den eigenen Vorteil im Auge haben,

die eigenen Interessen geschickt verstecken.

 

Ich kann unfaire Spielzüge verharmlosen,

die verlogene Auf- und brutale Abwertung beschönigen,um mein Gewissen zu beruhigen.

 

Ich kann schnell aufgeben als Spielverderber

oder weil ich nicht besser spielen kann,

die Angst zu groß, die Kraft zu klein ist.

 

Aber gibt es nicht im auch im wirklichen Leben

einen unsichtbaren Beweger aller sichtbaren Bewegungen?

Der meiner Würde eine Ewigkeitsgarantie,

meinem Leben letzten Sinn und letzte Geborgenheit schenkt.

Der mich beseelt, frei und eigenverantwortlich leben lässt.

Dessen Spielregeln dem gemeinsamen Leben dienen sollen?

 

Ich kann cool kombinieren und gleichzeitig Mensch bleiben,weil ich stets von dieser unsichtbaren, aber erfahrbaren Liebe lebe.

 

Auch im neuen Jahr, als Spieler oder Figur –

immer mit einer Seele.

 

Burkhard Budde 

 

Geburtstag Jesu –

eine (Neu-)Geburt  

im Geist des christlichen Glaubens?!

 

Eine Geburt kann man naturwissenschaftlich zu erklären versuchen. Dennoch bleibt für viele die Geburt eines Kindes ein überwältigendes Wunder:

In seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit, Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit, Liebenswürdigkeit und  Entwicklungsfähigkeit kommt die Sprache der geschenkten Liebe und unzerstörbaren Würde zum Ausdruck.

Ein neugeborenes Kind ist im Glauben - wie  alle Menschen - ein Kind des Kindes in der Krippe.

Seit dieser Geburt gilt allen, was der Name Jesu (hebräisch Jeschua) – übersetzt -   bereits als göttliches Programm beinhaltet:

Gott will heilen

Deine Seele ist verletzt worden, aber die Medizin des neuenVertrauens kann dir helfen.

Gott will retten

Deine Seele droht zu ertrinken, aber Du kannst den Rettungsring der tragenden Hoffnung ergreifen.

Gott will befreien

Deine Seele ist gefangen, aber Du kannst durch die Tür der schöpferischen und heilenden Liebe gehen.

Solche oder ähnliche Erfahrungen  können im Glauben Geheilte, Gerettete, Befreite weitergeben an Verletzte, Ertrinkende, Gefangene – mit Leidenschaft und Vernunft, mit Weisheit und Besonnenheit, immer als Vertrauende, Hoffende und Liebende.

Burkhard Budde

 

Sechs Jahre gebüffelt -

Junge Ärzte werden gebraucht

 

Sechs Jahre etwa haben sie „gebüffelt und gepaukt“ sowie viele Prüfungen absolviert. Am 20.Dezember 2014 erhielten die frisch gebackenen Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ihre Examensurkunden während einer würdig gestalteten Examensfeier in der festlich geschmückten Mensa der MHH in Anwesenheit ihrer Verwandten und Freunde.

„Menschlichkeit nicht vergessen“

Die Ärztinnen Hilke Hartmann und Franziska Lüerßen sprachen im Namen ihrer Mitabsolventen von einem Traumberuf, der aber auch Schattenseiten habe, wenn beispielsweise wenig Zeit für Patienten sei, um Trost zu spenden. Es sei jedoch immer wichtig, hinter dem Patienten und dem Arzt den Menschen kennen zu lernen. Um sich selbst zu schützen, müsse man zwar im Spannungsfeld von „Ratio und Emotio“ in der Rolle des Arztes zum Patienten eine gewisse Distanz wahren, „aber nie die Menschlichkeit vergessen.“

„Selbstkritisch bleiben“

In ihrem Grußwort gab die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. Martina Wenker, den jungen Kollegen, die überall gebraucht würden, einen dreifachen Rat mit auf den Weg ins Berufsleben: „Wählerisch sein“ (im Blick auf das Fachgebiet, „was zu ihnen passt und wo sie Spaß haben“, aberauch im Blick auf das Team), „neugierig bleiben“ (im Blick auf das Fach, „bilden sie sich fort“, aber auch im Blick auf den ganzen Menschen), „selbstkritisch bleiben“ (im Blick auf die Behandlung eines Patienten, Kollegen um Rat fragen,aber auch aus Fehlern lernen).

„Entfachung des Feuers für den Beruf“

Prof. Dr. Ingo Just, der als Studiendekan den Ablauf des Studiums verantwortete, erläuterte, dass das Medizinstudium mehr als ein Auswendiglernen sei. Es gehe auch um Kompetenzen, die Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen, stets um die Entfachung des Feuers für den Beruf.

„Unitas, Libertas,Caritas“

Präsident Prof. Dr. Christopher Baum, der die Verleihung der Urkunden vornahm, wies auf die Besonderheiten der MHH hin, die zu den fünf besten medizinischen Einrichtungen Deutschlands gehört. Die einzigartige autonome medizinische Hochschule strebe die Integration von Forschung, Lehre und Klinik modellhaft an. Auch erinnerte er an den Leitspruch der MHH Unitas(in necessariis; Einigkeit im Grundsätzlichen), Libertas (in dubiis; Freiheit in Zweifelsfällen), Caritas (in Omnibus; Nächstenliebe in Allem).

„Fachliches Netzwerk“

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Prof. Dr. Siegfried Piepenbrock, Vorsitzender des MHh-Alumini e.V., für den Aluminiverein geworben, der den Absolventen der Hochschule ein fachliches Netzwerk zur Verfügung stellt und die praktische Berufsausbildung stärken will.

 

 

Moment mal

 

Kick duch Blick?!  

 

Bin ich glücklich, erlebe ich einen Kick.
Bin ich traurig, gab es einen Knick.
Bin ich gestresst, kenne ich nur noch Klicks.


Weihnachten geschieht durch einen liebenden Blick.
Der mich im Finstern sucht,
mit dem Herzen findet,
mir meine Augen öffnet.


Habe ich im Vertrauen einen Augenblick
Augenkontakt zu diesem Kind
kann ich der göttlichen Liebe gewiss sein.


Unbedingtes und unbegrenztes,
unerklärliches und unsagbares,
unzerstörbares und unendliches
Glück durch diesen segnenden Blick


Burkhard Budde 

Moment mal

 

Im Zug des Lebens


Geschiebe. Gedränge. Geschäftigkeit.
Warten. Erwarten. Abwarten.
Spannung. Entspannung. Verspannung.

Ausstieg. Einstieg. Umstieg.
Ankunft. Treffpunkt. Abschied.
Hingehen. Bleiben. Weggehen.

Wählen. Auswählen. Abwählen.
Annehmen. Festhalten. Abgeben.
Verlieren. Gewinnen. Vergessen.

Woher komme ich? Wo bin ich?
Welche Mittel habe ich?
Doch was will ich?

Eingefahrene Gleise nutzen?
Die Seele langweilt sich.

Dem Zug der Zeit hinterherlaufen?
Die Seele bleibt zurück.

Im falschen Zug sitzen bleiben?
Die Seele findet kein Glück.

Trittbrettfahrer verschiedener Züge sein?
Die Seele fällt irgendwann auf die Nase.

Will ich die Weichen neu stellen?
Auch wenn der Zug abgefahren ist?!
Dann sucht meine Seele Zug um Zug
neuen Sinn und neue Kraft.

Und ich sitze im Zug des Lebens.

Burkhard Budde

 

Frische Brise durch gereifte Erfahrung

 

Der frische Wind der Erneuerung, aber auch das Segel der Erfahrung gehört zur Zukunft der CDU als Volkspartei. Nur wenn beides zusammen kommt, kann das Schiff auf dem bewegten Meer des politischen Lebens erfolgreich Kurs halten und kompetent gesteuert werden.

Günter-Helge Strickstrack kennt viele Herausforderungen in der über 60jährigen Geschichte der CDU, vor allem auch ihre Geburtsstunde: Er ist – wie der damalige Kanzler Konrad Adenauer – Gründungsmitglied der Bundes CDU. Im "Heimathafen" in Goslar wurde die CDU am 20. Oktober 1950 von 386 Delegierten gegründet.

Seit der Gründung ist der frühere Unternehmer aus der Kleider- und Bauindustrie, der am 28. Mai 1921 in Wieda im Harz geboren ist und heute bei Hannover lebt, auf dem Schiff – aber stets als unabhängiger und selbstständig denkender Geist, der das Gespräch mit jungen und älteren Parteimitgliedern sucht und etwas zu sagen hat.

Als lebendiges Urgestein sowie als Zeitzeuge war der 92jährige auch ein gefragter Gesprächspartner auf dem Bundesparteitag in Köln 2014 – und brachte stets eine frische Brise glaubwürdiger Kompetenz durch seine gereifte Erfahrung ein.

Burkhard Budde

 

Mit Identifikations-. Integrations- und Führungskraft

 

Braunschweiger beim Parteitag in Köln

 

 

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ist auch für die Delegierten des CDU-Landesverbandes Braunschweig eine Vorsitzende mit überzeugender Identifikations-, Integrations- und Führungskraft, die das Vertrauen der Bevölkerung verdient. Auf demBundesparteitag der CDU am 9. Dezember 2014 in Köln konnten die Delegierten eine kämpferische Politikerin "aus der Nähe in motivierender Atmosphäre" erleben.

Gleichzeitig wurde der Bundesvorstand der Partei gewählt. MdB Carsten Müller aus Braunschweig bewertete die Wahl von ElisabethHeister-Neumann (Helmstedt) in den Vorstand "als Erfolg für den CDU-Landesverband".

Von drei Herausforderungen sprach Angela Merkel in ihrer Grundsatzrede:

Die Digitalisierung könne das Leben erleichtern; Aufgabe der Politik sei es, richtige Rahmenbedingungen zu setzen. Zukunft gestalten könne nur derjenige, der mutig sei, die Chancen zu ergreifen und nicht nur über Bedenken spreche.

Im Zusammenhang der Alterung der Gesellschaft alszweite große Herausforderung sprach Merkel von den eigentlichen "stillen Helden", die zu Hause ihre Angehörigen pflegten. Und die Flexi-Rente sei die richtige Antwort auf Erfahrung und Kompetenz; die Mütter-Rente stehe dafür, „ob und wie wir Lebensleistung anerkennen sowie was uns die Erziehungsleistung der Eltern wert ist.“ Die Rente mit 67 sei unverzichtbar. Grundsätzlich müssten die Schwachen auf die Solidarität mit den Stärkeren vertrauen können, „sonst hat die Soziale Marktwirtschaft versagt.“

Schließlich sei die Wettbewerbsfähigkeit als dritte Herausforderung kein "Elite-Thema", sondern eine Aufgabe, den Lebensstandard zu sichern oder zu verbessern. Die Bundeskanzlerin kündigte erste Schritte in dieser Legislaturperiode an, finanzielle Spielräume zu erarbeiten, um die kalte Progression zu beseitigen; Voraussetzung seien allerdings keine Steuererhöhungen und ein ausgeglichener Haushalt.

Im Blick auf die „linke, stolze Volkspartei“ SPD fragte die CDU-Parteivorsitzende kämpferisch: „Wieviel kleiner will sich die SPD eigentlich machen?!“  Das rot-rot-grüne Bündnis in Thüringen mit einem linken Ministerpräsidenten sei eine „Bankrotterklärung“ für den Juniorpartner SPD. Man müsse nun als „starke Union“ so ein Bündnis im Bund „unmöglich machen.“

Gute Stimmung gab es bei Delegierten aus dem CDU Landesverband Braunschweig sowie bei heimischen Mitarbeitern  der CDU (v.l.n.r.) Rolf Stratmann (Salzgitter), Julia Dogan (Wolfenbüttel), Bernd  Mundlos (Braunschweig), MdL Rudolf Götz (Goslar), Sabine Schmiedler, Uwe Schäfer (Wolfenbüttel), MdB Carsten Müller (Braunschweig), MdL Heidemarie Mundlos (Braunschweig), Henrik Grotjahn (Braunschweig), Michael Künzler (Peine), Dorothea Dannehl (Helmstedt), Dr. Burkhard Budde (Braunschweig).   

 

Momentaufnahmen vom Parteitag 

 

 

 

 

Abschied von einer „Ausnahmeerscheinung“

 

Als eine „Ausnahmeerscheinung“ sowie als einen  „Mann des Ausgleichs“ würdigte Oberbürgermeister Ulrich Markurth den mit 92 Jahren verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Braunschweig Friedrich Theodor Kohl. Bei der Trauerfeier am 3.Dezember 2014 in der Kirche St. Thomas im Heidberg wurden zahlreiche Verdienste des ehemaligen Ratsherrn und Architekten um den Wiederaufbau Braunschweigs, den Erhalt historischer Gebäude, das kulturelle Leben der Stadt sowie um das Zusammenleben von Juden und Christen, von Deutschen und Israelis genannt.

 

Der Oberbürgermeister sagte, Kohl sei Mittler zwischen Stadt und Bürger gewesen und habe seine Kraft aus dem Fundament des Vertrauens und Glaubens geschöpft. Er habe selbstbewusst und durchsetzungsstark ein Lebenswerk geschaffen. In den letzten sieben Jahren sei er von seiner Hausdame Waltraud Petzold begleitet worden, was eine besondere Anerkennung verdiene.

 

Ministerpräsident a. D. und Ehrenbürger der Stadt Braunschweig Gerhard Glogowski betonte: „Er war kein Mann der lauten Worte und Töne, sondern der melodischen Auseinandersetzung, der in der Lage war, das Wesentliche und Notwendige für die Stadt zu erkennen.“ Auch hätte er über die Musik junge Menschen aus Deutschland und Israel zusammenführen können, „die Achtung voreinander hatten.“

 

Wolfgang Sehrt, der Kohl 40 Jahre als fachkompetenten Kommunalpolitiker und als „Spaßmacher“ kennen- und schätzen gelernt hatte, fasste seine Erlebnisse und Erinnerungen zusammen: „Er war kein großer Parteistratege, der anderen ein Bein stellte, sondern ein Mann mit offenen Augen und Ohren, der mit Leuten über den Zaun reden konnte.“ Mit einem besonderen vornehmen Stil, einem Kompliment auf den Lippen sowie einem Handkuss, konnte Kohl wohl auch die Damenwelt gewinnen, fügte Sehrt schmunzelnd hinzu.

 

Propst em. Armin Kraft erinnerte mit religiösem Zugang an den Verstorbenen im Blick auf sein Gerechtigkeitsverständnis, seine Barmherzigkeit, seine Herzlichkeit, seinen Humor und seine Musikbegeisterung: „Gottes Engel brauchen keine Flügel, sondern Menschen wie Theo Kohl. Er hatte ein weites Herz für andere.“ Gemeindepfarrer Eckehard Binder dankte Kohl, der Mitglied im Kirchenvorstand seiner Gemeinde gewesen ist, für seinen Einsatz beim Bau der St. Thomas Kirche.

 

Zu den Verdiensten von Friedrich Theodor Kohl wurden darüberhinaus u. a. genannt die Kemenate an der Hagenbrücke, die Städtepartnerschaft mit Kiryat Tivon in Israel, die Musikschule, die Hochschule für Bildende Künste und das Kleine Haus des Staatstheaters.

 

Abschied nahmen die Familie und Angehörige, der Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages Klaus-Peter Bachmann, aber auch viele Weggefährten wie Johanniterritter (Kohl war Ehrenkurator im Johanniterorden), seine Parteifreunde (u. a. der Kreisvorsitzende Dr. Sebastian Vollbrecht, der Fraktionsvorsitzende Klaus Wendroth, Bürgermeisterin Friederike Harlfinger, MdB Carsten Müller, MdL Heidemarie Mundlos, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Erika Schuchardt, die Vorsitzende der Seniorenunion Ilse Nickel, Kreisgeschäftsführer Henrik Grotjahn, Geschäftsführer der Ratsfraktion Thorsten Köster und viele Ratsmitglieder),besondere Freunde (z.B. der OB, der dankbar berichtete, dass ihn Kohl mit „mein lieber junger Freund“ angeredet habe), aber auch Vertreter der Jüdischen Gemeinde sowie des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Braunschweig.

 

Burkhard Budde

 

Lieber um Menschen kümmern

als Menschen Kummer machen

 

„Angela Merkel als Kummerkastentante“ – so lautet die Überschrift des Artikels von Christian Geyer, der in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht ist.

Hintergrund  der Veröffentlichung ist die Absicht der Bundesregierung, die Bürger in ein Gespräch über „gutes Leben“ zu verwickeln. Der Autor meint: „Ein netter Versuch, die Politik nach und nach abzuschaffen.“

 

Zu diesem Artikel habe ich folgenden Leserbrief verfasst:

Vielen Dank für den Artikel, der auf  die Gefahr der Entpolitisierung des Politischen  durch ein gut gemeintes, aber möglicherweise auch missverstandenes Projekt „Gutes Leben – Lebensqualität in Deutschland“ aufmerksam macht.

 

Das Tun sollte – in der Tat – nicht durch das Reden ersetzt werden, da beides untrennbar zusammengehört.

Ein Reden ohne Tun erzeugt im besten Fall nur rhetorische Seifenblasen, die bei der Berührung  mit der Normativität des Faktischen platzen; schafft in jedem Fall Selbsttäuschungen und Enttäuschungen.

Ein Tun ohne Reden andererseits verliert jedoch schnell den Boden unter den Füßen, wird häufig dominant und arrogant und verliert damit auf Dauer Akzeptanz und Unterstützung. Wer nicht versucht sein Handeln zu erklären, verklärt sich selbst oder sägt an dem Ast seines gewünschten Erfolges, auf dem er selbst sitzt. 

 

Auch ein unpolitischer guter Geist, der seine Mitmenschenmit kostenlosen und billigen (Un-) Werten abzuspeisen versucht, schadet sich selbst, da Vertröstungen und Vernebelungen den Hunger nach klaren politischen Alternativenvergrößern. Ein politischer Geist, der jedoch offen oder heimlich nur sein eigenes Süppchen kocht und nur (s)ein Rezept kennt, überschätzt seine Kochkunst und unterschätzt andere Köche, Kellner und Gäste, die sich für ein vielfältiges sowie gemeinwesenorientiertes Menu einsetzen.

 

Politische Werte jenseits von bevormundender Selbsterhöhung und taktischer Selbsterniedrigung  wie sie zum Beispiel im Grundgesetzt zu finden sind, können das Reden und Tun so steuern, dass das politische Tun und philosophische Reden zu einer untrennbaren, glaubwürdigen und sich gegenseitig befruchtenden Einheit zugunsten des Einsatzes für ein „Gutes Leben“ immer wieder neu verschmelzen. Viele Bürger erwarten kein unrealistisches Wunschkonzert, wohl aber den glaubwürdigen Versuch, offen, wahrheitsgemäß, fair und ehrlich mit ihren Wünschen umzugehen.

 

Was wäre daran so schlimm, wenn eine „Kummerkastentante“ in Wirklichkeit eine politische, durchsetzungsfähige Kümmerin mit ethischem Kompass ist, die sich nicht im Gelände der großen Politik verlaufen und sich auch nicht vom Bürger abheben will und gerade deshalb nach der Lebensqualität der Menschen im Land fragt und fragen lässt?

 

Lieber sich um die Menschen kümmern als nur große Politik und Menschen Kummer zu machen.

 

Burkhard Budde  

 

Licht in der Finsternis

 

Finsternis wütet.

Verbreitet Zweifel und Ängste.

 

Blendet.

Verführt Bauch und Kopf.

 

Vergiftet.

Verlangsamt den Schritt.

 

Zerstört.

Verhindert die Begegnung.

 

Die Finsternis ist mächtig.

Aber ein kleines Licht  

ermöglicht neues Vertrauen,

öffnet die Augen,

bewegt die Herzen,

lässt die Hände reichen.

 

Das Licht flackert in der Finsternis

und kann doch nicht von ihr gelöscht werden.

Weil es weder schweigt noch schwärmt,

weder heuchelt noch vertröstet.

Sondern die Finsternis, die es nicht begreift,

dennoch erleuchtet, erwärmt, erneuert.

 

Mit überraschendem Sinn und neuer Kraft.

Mal mit leidenschaftlicher Vernunft.

Mal mit vernünftiger Leidenschaft.

Immer jedoch mit dem Zauber der Liebe.

 

Burkhard Budde 

 

Wertschöpfung nur mit Wertschätzung

 

Das Thema „Werte“ sei weder ein Luxusthema noch ein Sonntagsthema. „Werte“ stellten allerdings auch kein Rezeptbuch für einfache Lösungen oder eine Stoppuhr für schnelle Lösungen dar. Als Wegweiser und Kompass könnte sie jedoch helfen, den richtigen Weg in einer konkreten Situation zu finden.  

Diese Überzeugung vertrat Dr. Burkhard Budde auf einer Veranstaltung der Seniorenunion des CDU-Kreisverbandes Braunschweig am 24.November 2014 in der „Löwenkrone“ der Stadthalle in Braunschweig. Die Vorsitzende der Union Ilse Nickel hatte den Referenten eingeladen, um über „Wertewandel in der Gesellschaft“ zu sprechen.

 

An konkreten Beispielen erläuterte der Referent die Notwendigkeit der „Erziehung mit Werten“, da Werte „nicht vom Himmel fallen“, die „Führung mit Werten im Berufsleben“, da jeder Mitarbeiter fair behandelt werden sollte sowie eines „Werte- und Klimawandels“ in der Gesellschaft, da sonst – zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialwesen - die „schleichende Entwürdigung“ voranschreiten würde.

Die Früchte guter Werte – eine menschliche Leistungskultur, sinnstiftende Dienstleistungen, Nächstenliebe und Barmherzigkeit - , so Burkhard Budde, dürften nicht auf dem Altar der Ökonomisierung um jeden Preis und eines reinen Kosten-Nutzen-Denkens geopfert werden. Unwirtschaftlichkeit wie Verschwendung sowie ineffizientes Handeln seien unverantwortlich, aber auch ein einseitiger und alleiniger Effizienzdruck, der einen Motivationskiller und eine Innovationsbremse darstelle, eine Glaubwürdigkeitslücke schaffe und Menschlichkeit zerstöre. Wirtschaftliche Wertschöpfung gelinge auf Dauer nur mit menschlicher Wertschätzung.

Als reine Lockartikel im Schaufenster einer Partei, einer Kirche, einer Religionsgemeinschaft, eines Unternehmens, einer Gemeinschaft seien Werte kontraproduktiv und schädlich, wenn sie im Geschäft, in der Institution oder in der Organisation selbst nicht „als gelebte und erfahrbare Werte glaubwürdig anzutreffen sind“, führte Burkhard Budde aus.

Spezifisch christliche Werte wie die Freiheit in persönlicher Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, der Mit- und Nachwelt (z.B. schreibe der Apostel Paulus „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten“, 1.Kor.6,12) oder die Gottes- und Nächstenliebe (z.B. die „Goldene Regel“ in der Bergpredigt als Maßnehmen an eigenen Wünschen, Mt 7,12) stellten keine Sonder- oder Superethik für besonders fromme Menschen dar, aber auch keine Verbots-, Willkür- oder Durchschnittsethik für die Allgemeinheit.
Sie seien vielmehr ein attraktives Angebot an alle Menschen, Verantwortung vor einer letzten Instanz in Freiheit und Liebe, in Vernunft und Weisheit wahrzunehmen.

Christen seien keine besseren Menschen. Aber sie könnten durch Gott neues Leben erfahren und dies auch weitergeben (Mt 18,21-35 „Schalksknecht“ oder Mt25,14-30 „Anvertraute Pfunde“). Christen würden eine Verantwortung aus dem Glauben heraus in dieser Welt und für diese Welt, insbesondere für die Wahrung und Verteidigung der Würde aller Menschen tragen.

 

„Werte“ –  

 

als reine Lockartikel im Schaufenster schädklich

 

 

Werte sind kein Luxusthema, nicht das Sahnehäubchen auf dem Kaffee; kein Sonntagsthema, kein Süßstoff im Kaffee, der im Alltag verschwindet und vergessen wird. Natürlich können Werte auch als moralische, religiöse oder politische Keule der Bevormundung des einzelnen missbraucht werden. Darum ist die Auseinandersetzung mit ihnen im Rahmen von Bildung wichtig. Als reine Lockartikel im Schaufenster einer Partei,einer Kirche, einer Religionsgemeinschaft, eines Unternehmens, einer Gemeinschaft oder Organisation sind sie kontraproduktiv und schädlich, wenn sie im „Geschäft“ selbst nicht als gelebte und erfahrbare Werte glaubwürdig anzutreffen sind.   
Werte sind auch kein Rezeptbuch für einfache Lösungen, keine Stoppuhr für schnelle Lösungen, kein Navigationsgerät mit vorgegebenen Lösungen, nicht der Weg selbst.
Wohl aber können sie als Wegweiser und Kompass helfen, den richtigen Weg in einer konkreten Situation zu finden und persönlich zu verantworten. Sie tragen zum Fortschritt im Leben, für das Leben und auf das vielfältige Leben bei.

 

(Auszug aus dem Vortrag „Wertewandel in der Gesellschaft“ von Burkhard Budde am 24. November 2014 bei der Seniorenunion der CDU Kreisverband Braunschweig; auf dem Foto ist die Vorsitzende der Seniorenunion Ilse Nickel zu sehen.)

 

Moment mal 

 

 

 

 

 

Das letzte Wort

 

Er erscheint manchmal wie ein Terrorist.

Brutal, sinnlos und unterschiedslos zerstört er Leben.

 

Oder wie ein Dieb.

Unerwartet, unheimlich und hilflos stiehlt er Leben.

 

Oder wie ein Killer.

Ungerecht, unerklärbar und ohnmächtig vergiftet er Leben.

 

Oder wie ein Gespenst.

Spukend, gruselig und unerwünscht verängstigt er Leben.

 

Aber dann erscheint er auch wie ein Denker.

Er erinnert an die Gleichheit, Verletzlichkeit und Endlichkeit allen Lebens.

 

Oder wie ein Helfer.

Er hilft bei der Bewältigung unerträglicher Qualen des Lebens.

 

Oder wie ein Befreier.

Er schafft am Ende eines Lebens Neues im alten Leben.

 

Der körperliche, seelische, geistige und soziale Tod gehört zum Leben.

Aber das Leben selbst

hat auch in seiner Sprach- und Deutungslosigkeit das letzte Wort.

Im Dennoch-Glauben an das Unsichtbare im sichtbaren Leben.

Im Vertrauen auf Letztes im vorletzten Leben

durch die schöpferische Liebe des liebenden Schöpfers. 

 

Burkhard Budde

 

Moment mal

 

Edelsteine  

als Pflastersteine

 

 

Künstliche Steine bereichern das Leben.

Ein verlogenes Theaterspiel jedoch enttäuscht.

 

Kantige Steine werden bewusst geworfen.

Üble Nachrede verletzt die Seele.

 

Steinbrocken werden gezielt in den Weg gelegt.

Missgunst verhindert neue Entwicklungen.

 

Betonsteine zementieren den Kopf.

Feindbilder verachten die geistige Vielfalt.

 

Glatte Steine lähmen aktive Hände.

Gleichgültigkeit fördert Bequemlichkeit

 

Harte Steine verhärten das Herz.

Hass zerstört die Menschlichkeit.

 

Echte Edelsteine ziehen jedoch neue Kreise.

 

Beachtet und geachtet,

können sie anziehen und ausstrahlen,

Steinewerfern widersprechen und widerstehen.

Aber auch aus verschiedenen Steinen

einen gemeinsamen Weg der Freiheit in Würde bauen.

 

Die Einsicht lebendiger Steine kann umsichtig wachsen.

Und zur Weitsicht aller gehören Pflastersteine neuen Lebens,

die die Wege des Gutgemeinten zur Hölle meiden

und den Weg der Gerechtigkeit und des Friedens suchen.

 

Burkhard Budde

 

Die Gans im Gänseschwarm

 

Sie schnattert, ist vorlaut,  

auch dumm?

Offensichtlich kann sie nicht zuhören,weiß alles besser,  

will nichts dazulernen.

 

Doch Schnattern ist nicht Austausch auf Augenhöhe.

Vorlautes Verhalten stört das Gesprächsklima.

Und Dummheit deutet den Schein als Sein.

 

Dass die Zeit im Gänsestall des Lebens

doch so bequem, erfolgreich und schön sei.

Dass der Gänsedreck der Bosheiten

doch keinen wirklich störe und dazugehöre.

 

Aber die Gans wird als Gänsebraten enden.

 

Bis dahin kann sie zwar bissig, zickig und giftig sein.

Aber auch gesellig, beschützend und treu.

Als Partner im Gänseschwarm des Lebens.

 

Burkhard Budde

(veröffentlicht in DIE WELT 12.November 2014) 

 

Kommentar
Moderne Ritter ohne Heiligenschein

Moderne Ritter gibt es viele.
 

Auch ohne Pferd und Mantel.
Eine Mutter beispielsweise kümmert sich liebevoll um ihr neugeborenes Kind. Ein Vater begleitet verständnisvoll seinen Sohn, der pubertiert. Ehrenamtliche und Freiwillige engagieren sich in ihrer Freizeit für Menschen in Not. Auf leisen Sohlen und häufig hinter den Kulissen der Öffentlichkeit geschieht viel Großes im Kleinen.

Auch der Martinstag, der 11. November, will daran erinnern:
 

Martin von Tours(4.Jahrhundert), zunächst Soldat, später Mönchsbischof, teilte spontan seinen Mantel mit einem frierenden Bettler vor den Stadttoren von Amiens in Nordfrankreich. Eine spontane Handlung, die Kreise zog.

Nicht nur ein „großer Sprung“ kann die Mitwelt und Nachwelt be-wegen, sondern auch ein „kleiner Schritt“ – etwas Richtiges zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort tun; ein kleines Licht des Vertrauens in der Dunkelheit der Angst entzünden, persönliche Verantwortung im brutalen Lebenskampf wagen, einen Funken Hoffnung in der Ohnmacht der Gefühle schenken, einen Tropfen Zuwendungin der Wüste der Einsamkeit geben. Geteiltes kann zum Geheilten werden und schließt Investiertes in Geld, Zeit, Kultur, Bildung nicht aus, sondern ein.
 

 

„Bettler“ und „Ritter“ haben jedoch viele Gesichter, die manchmal etwas vortäuschen und dann enttäuschen können. Der Bettler, der den Frierenden spielt, aber in Wahrheit reich ist. Der Ritter im prunkvollen Gewand, der großzügig Hilfe verspricht, aber keine Taten folgen lässt. Der Bettler, der lieber auf Kosten anderer lebt als seine eigene Eigenverantwortung wahrzunehmen. Der Ritter, der im Mantel der Moral, der Religion und der Politikan Bettler erinnert, aber in Wirklichkeit nur an seinen eigenen Vorteil denkt.

Ritter von heute können die Bettler von morgen sein – und umgekehrt. Ein Bettler kann reich im Geiste sein und ein Ritter seelisch verarmen. Für beide ist stets eine Gesellschaft mit einem menschlichen und solidarischen Gesicht wichtig; dass jemand spontan hilft, Hilfe zur Selbsthilfe anbietet, solidarisch ist, sich für gerechtere Strukturen und Verhältnisse einsetzt.

In der Martinskirche in Spenge (Kreis Herford/NRW) zeigt der Altar mit der Szene der Mantelteilung noch eine weitere Dimension: Hinter dem Ritter Martin ist ein weiterer Ritter zu sehen, nämlich ein betender Ritter. Ob es einen unsichtbaren Ritterschlag im Alltag für denjenigen gibt, der entdeckt, dass sich in der Nächstenliebe – im Vertrauen, in der Verantwortung, in der Leidenschaft und in der Vernunft – die Gottesliebe widerspiegeln kann?
Und könnte die eigentliche Quelle des Sozialen die bedingungslose Liebe sein, die man selbst – ohne eigene Leistung – schon empfangen hat?
Dann wird aus einem Ritter, der die Würde ausnahmslos verteidigt und sich für würdevolle Bedingungen engagiert, kein Mensch mit einem Heiligenschein. Wohl aber ein moderner Ritter mit Herz und Kopf, Händen und Füßen, der eine unsichtbare schöpferische Kraft kennt, die sichtbare Spuren der Liebe nachhaltig hinterlässt.
Burkhard Budde 

 

Martin Luther und Martin von Tours

 

Der Martinstag am 11. November ist für mich ein besonderer Tag.  

Als gebürtiger Westfale bzw. „Bünderaner“  habe ich in meiner Kindheit den Geburtstag von Martin Luther am 10. November intensiv erlebt, indem wir Kinder von Haus zu Haus gingen, um mit kräftiger und kaum zu überhörender  Stimme „Ein feste Burg ist unser Gott…“ – zum Glück nicht selten nur die erste Strophe - zu singen. Natürlich hatten wir  - fast immer erfolgreiche – Hintergedanken und empfingen gerne Gaben in Form von Süßigkeiten, manchmal gab es – leider?! -  auch Obst („aus eigenem Garten“),  garniert mit einer kurzen Aufklärung über die Wichtigkeit gesunder Ernährung. Zu Hause angekommen gab es dann noch eine Qualitätssichtung der „Ausbeute“ – mit großen Augen und stolzer Brust.

 

Dann erfuhr ich, warum Martin Luther „Martin“ heißt: Am 11.November wurde er getauft und erhielt nach damaligem Brauch den Namen des Heiligen des Tages, also den Namen des Bischofs von Tours.

Heute erscheint diese Tat als ein ökumenisches Zeichen. Denn ist ein (Vor-) Name nicht auch Programm?!

 

Später war es für mich eine Ehre, 13 Jahre lang in einer Martinskirche tätig sein und dazu beitragen zu können, dass im Jahr 1993 der„Martinsaltar“ von Münster nach Spenge zurückkehrte.

Der Altar aus dem 15. Jahrhundert war 1877 vom Presbyterium der Kirchengemeinde an den Kunstverein in Münster verkauft worden, weil die Kirche vergrößert werden musste und wohl auch der Wert des Altars nicht erkannt worden war.

 

Für mich ist der Altar, der einzelne Szenen der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu und seine Auferstehung sowie die Darstellung der Mantelteilung des Heiligen Martin zeigt,  nicht nur ein wichtiges Geschichts- und Kulturgut der Region, sondern auch ein soziales und religiöses     Ereignis, weil Betrachter, Werk und Botschaft mit dem schöpferischen Geist eine dynamische Einheit werden können.

 

Das Besondere der Szene der "Mantelteilung" erscheint mir, dass sie nicht nur einen Ritter, sondern zwei Ritter zeigt (den Martin sowie einen betenden Reiter im Hintergrund) und nicht nur einen Bettler, sondern vier Bettler (einen mit einer Krücke, einen mit einem Holzbein, einen scheinbar Blinden sowie einen, von dem man nur den Kopf sieht).

Burkhard Budde 

 

mummegenussmeile

mit You Silence I Bird

 

Auf der Mummebuhne auf dem Kohlmarkt in Braunschweig konnte am 1. November 2014 die Band You Silence I Bird ihre musikalische Vogelstimme vielen Passanten hörbar machen. Ein musikalischer Genuss auf der kulinarischen Genussmeile für alle, die in den Stimmen schöpferische Stille entdeckten.  

Am folgenden Tag sorgte die Band wieder für eine Seelenstimmung besonderer Art. Der Vogel bekam immer mehr Flügel und bewegte die Seelen vieler Liebhaber der Acoustik Indi-Pop. Mit Schönheit und Harmonie, aber auch mit persönlichem Charme und jugendlicher Frische konnten weitere Musikfreunde gewonnen werden.  

Und die CDs waren gefragt und begehrt.

 

 

 

Moment mal 

 

Wo das Herz schlägt

 

Manchmal schlägt das Herz in besonderer Weise.

Wenn man seine Augen und Ohren öffnet. Und den Kopf sowie seinen Grips anstrengt. Dann kommt man in Bewegung. Und kann seinen Mitmenschen neu begegnen.

 

Beispielsweise bei der alten Aussage Martin Luthers:

 „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

 

Der Kopf fängt an zu arbeiten:

Steckt da eine Botschaft drin, die interessant sein könnte,vielleicht sogar „cool“ ist?

Ich selbst fühle mich nicht unfrei und abhängig, versklavt und unmündig.

Aber habe ich mein Leben wirklich in der Hand? Lasse ich mich nicht sehr häufig treiben, einfach gehen?

Folge ich wirklich immer und überall meinem Wissen und Gewissen?

Trage ich stets die Folgen meiner Taten, meiner Gleichgültigkeit,meiner Angst?

Bin ich wirklich frei genug, meine verschlossene Hand in eine offene Hand zu verwandeln, meine Maske abzulegen und mein Gesicht zu zeigen?

 

Der Kopf denkt nach, grübelt und denkt weiter:

Warum hat Luther damals - der 31.Oktober 1517 war wohl soein Schlüsseldatum - den Verkauf von Ablassbriefen und die Käuflichkeit kirchlicher Ämter, das „Beten, Bereuen und Bezahlen“ oder anders formuliert die „Heuchelei, Verdummung, Geschäftemacherei“  angegriffen?  

Was hat das mit mir im Jahr 2014zu tun?

 

Sollte ich loslassen lernen – zum Beispiel meinen geliebten Ego-Trip und meine Selbstgerechtigkeit -, damit ich die Hand meines Nächsten wieder ergreifen kann?

Sollte ich annehmen lernen – zum Beispiel mich selbst und die ausgestreckte Hand anderer -, damit ich meine Verantwortung neu begreifen kann?

Sollte meine geballte Faust sich öffnen – zum Beispiel durch Selbstkritik und einen ersten Schritt -, damit mein Herz von der Hand Gottes ergriffen werden kann?

Dient meine befreite und versöhnte Hand dazu, dass unfreie Hände Liebe, Freiheit und Gerechtigkeit erfahren?

Durch den ewigen Herzschlag mit immer neuen Anfängen geschieht das Unmögliche im Möglichen?!

 

Und so verstehe ich den alten Luther neu:

 

Gott selbst kann das Herz zum Schlagen bringen.   

Und zwar durch fünf Wirkweisen:

„Allein die Schrift“ („Sola scriptura“) kann Funken neuen Lebens schlagen.

„Allein durch Gnade“ („Sola gratia“) kann die Quelle neuen Lebens entdeckt werden.

„Allein durch den Glauben“ („Sola fide“) können die leeren Hände mit neuem Leben gefüllt werden.

„Allein aus Liebe“ („Sola caritatis“) können die Schätze neuen Lebens gehoben werden.

„Allein Christus“ („Solus christus“) kann in seinem Spiegel das neue Leben durch, mit, vor und in Gott erfahrbar machen.

Denn dieser Herzschlag kennt am sichtbaren Ende nur einen neuen schöpferischen Anfang.

Und nicht die Verlogenheit, die Trickserei und die Gier haben das letzte Wort, sondern das Herz im Herzen.

 

Burkhard Budde

 

Moment mal

 

Treue Freunde wecken schlafende Hunde

  

Sind Menschen manchmal wie schlafende Hunde?

Als beißende Hunde schnappen sie unberechenbar zu und beißen andere rücksichtslos weg. Oder sie kritisieren reflexartig und selbstgerecht, auch wenn es keine wirkliche Begründung gibt.

Als bellende Hunde können sie andere lautstark warnen. Oder nur den Mond anbellen und anhimmeln,der jedoch gleichgültig und unsolidarisch bleibt und ihnen nichts als ein mildes Lächeln schenkt.

Als streunende Hunde wollen sie frei von Zuhause, ihrer prägenden Heimat sein, um sich selbst um jeden Preis zu verwirklichen, und vergessen dabei ihre Geschichte und Identität. Und werden  immer wieder brutal getreten und unfair weggetreten.

Als eingesperrte Hunde fühlen sie sich sicher und sehr wohl, weil sie in ihrem Zwinger keine kontroverse Auseinandersetzung mit der Außenwelt haben. Sie verkümmern jedoch langsam in der Enge ihres Denkens und in ihrer Angst vor der Freiheit des Geistes.

Als gebundene Hunde können sie wirklich frei sein.

An der langen Leine der Werte und Normen erleben sie die Freiheit zur Verantwortung im freien Spiel der geistigen, seelischen, sozialen und wirtschaftlichen Kräfte. Ohne Fesseln, aber in der Bindung an ihr geistig-geistliches Zuhause, an die eigene Würde, können sie selbstbewusst und selbstständig, selbstkritisch und selbstverantwortlich, nach bestem Wissen und Gewissen ihren eigenen Weg angesichts immer neuer Herausforderungen suchen und finden.

Als solche treuen Freunde wecken sie schlafende Hunde, damit diese nicht vor die Hunde gehen.

 

Burkhard Budde 

 

(veröffentlicht in: DIE WELT 24.10.2014)

 

 

Kommentar zum Thema Gottesbezug

 

Das ideaSpektrum, das auflagenstärkste überregionale evangelische Wochenmagazin im deutschsprachigen Bereich mit Sitz in Wetzlar, hat einen Kommentar von mir zum Thema "Gotteserwähnung in der Präambel einer demokratischen Verfassung" veröffentlicht (15.Oktober 2014). Im schleswig-holsteinischen Landtag war die Aufnahme eines Gottesbezuges in die neue Verfassung gescheitert.
 

Nennung Gottes für alle

 

Eine demokratische Verfassung kann auch ohne einen Gottesbezug in seiner Präambel den Bezug zu Gott offen halten, zum Beispiel durch den Schutz christlicher Feiertage. Aber ohne Gottesbezug fehlt in einer Präambel ein besonderes identitätsstiftendes Vorzeichen, das den Inhalt der rechtlichen Klammer des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens prägen kann.

 

Ein Gottesbezug (hätte) bedeutet:

 

Erstens. Gottgläubige und andere erkennnen ihre Menschlichkeit.

Wer anerkennt, dass er ein unvollkommener und vergänglicher Mensch ist, wird sich selbst oder andere nicht vergöttlichen. Es fällt ihm leichter, totalitäre Ansprüche zu entlarven und zu bekämpfen. Mehr lesen, 

 

 

 

Das kecke Brötchen und der liebe Geiz


 

Ein bisschen hatte er sich schon vorgedrangelt, der stylisch gekleidete Mann in der Warteschlange beim Bäcker.
"Was darf es denn sein?" fragte die Verkäuferin, die offensichtlich noch in der Ausbildung war.
"Ein Brötchen."
"Sehr gern. Haben sie einen besonderen Wunsch?"
"So eines wie gestern," antwortete er etwas gereizt und zeigte mit dem Finger auf eine ganz normale Brotchensorte. Die Frau nahm das Brötchen aus dem Regal.
"Aber das ist heute etwas kleiner," monierte der Mann und fügte überraschend hinzu: "Eigentlich müsste es auch ein bis zwei Cent günstiger sein."
Die für einen kurzen Augenblick sprachlose Verkäuferin versuchte in Ruhe und mit gespieltem Lächeln zu erklären: "Auch die Brötchen einer Sorte sind immer etwas unterschiedlich in der Größe, Form, Farbe...". Da wurde sie unterbrochen. "Ich nehme es." Aber es klang ein wenig beleidigt, vielleicht auch ein wenig überheblich.
Und dann legte der Mann einen 50-Euro-Schein auf den Tresen.
"Haben sie nicht etwas Kleingeld?" fragte die Verkäuferin jetzt etwas schüchtern.
"Nein!" Die Antwort schien keinen Widerspruch zu dulden.
"Dann kommen sie doch morgen wieder. Dann kostet das Brötchen nur die Hälfte."
Die immer ungeduldiger werdende Schlange erwartete eine Eskalation. Aber der vornehme Mann nahm sein Geld, sagte noch kurz "Danke" und verschwand mit leuchtenden Augen.

Und die Moral?

Vielleicht: Lieber kleine Brötchen backen als nur große Scheine haben?
Oder lieber keck als geizig?!

Burkhard Budde 

 

Das Meer -

 

 

 

 

 

 

die Weite überwindet die Engstirnigkeit,
die Tiefe die Scheinheiligkeit,
die Ruhe die Hektik,
das Verbindende die Flucht,
das Tragende die Selbstsucht,
das Stürmische die Überheblichkeit,
die Vielfalt die Bequemlichkeit,
das Geheimmis den Stillstand.

Im Meer des Lebens gibt es Inseln der Besinnung,
am Strand des Meeres viele Entdeckungen zur Erneuerung des Lebens, zum neuen Leben.

Das Meer in uns.

Burkhard Budde 

 

Ein Herz für Menschen in Freundschaft

 

In "freundschtlicher Verbundenheit" wollen die etwa 3000 Mitglieder der 89 Lions Clubs im Distrikt 111 Niedersachsen-Hannover ihren Mitmenschen in Not mit Hilfe ihrer Aktivitäten (We serve) beistehen.
Auf der Distriktversammlung in Hannover am 18. Oktober 2014, an der 133 Delegierte u. a. aus Hannover,  Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und Celle teilnahmen, sprach der Governer Lutz Voß von der Notwendigkeit "starker Clubs": "Hier schlägt das Herz der Lions Bewegung."
VG Kalle Röper aus Braunschweig wurde zum Distrikt Governor (elect/zukünftig) gewählt.
Über 1,4 Mio. Mitglieder in 46.000  Clubs in 200 Ländern (in Deutschland 51 000 Mitglieder in 1500 Clubs) sind in der größten privaten Serviceorganisation tätig.

  

Kommentar: 

„Auch der Norden ohne Gott?“ 

 

Im schleswig-holsteinischen Landtag ist die Aufnahme eines Gottesbezuges in die neue Verfassung gescheitert.

Zur Berichterstattung „Auch der Norden ohne Gott?“ von Uwe Schmitt  

(DW 9.Oktober 2014) ist ein Leserbrief von mir - in gekürzter Form -in der heutigen Ausgabe DIE WELT erschienen:

 

Die letzte Instanz


Ist ein Gottesbezug in einer Präambel einer demokratischen Verfassung ein alter Zopf,der eigentlich ins Museum deutscher Geschichte gehört? Mehr lesen 

  

 

Aktuelles:

Buntes Treiben in Braunschweig

 

Zu einer Open-Air-Veranstaltung hatte am 25. September 2014 die Kreativ Region auf den Friedrich-Wilhelm-Platz in Braunschweig eingeladen. Mehr Lesen




Haben Schulbücher (noch) eine Bedeutung?

 

 

Welche Bedeutung können Schulbücher (noch) haben? Nach der Schulzeit werden sie nicht selten missachtet und einfach entsorgt. Während der Schulzeit benutzen viele gute Schulbücher als hilfreiche Quellen des Lernens, der Kenntnisse, der Erkenntnisse und der Bekenntnisse. Sie geben nicht nur das Wissen von einer Generation an die nächste weiter, sondern zugleich immer auch Welt- und Menschenbilder, Urteile und Vorurteile. Mehr Lesen

 

 

Kommentar:

„Die deutsche Angst“

 

Angst kann Angst machen.

 

Wenn der Vogel Strauß seinen Kopf in den Sand steckt, seinemGegner empfindliche Teile als Angriffsfläche überlässt und dadurch alles nurnoch schlimmer macht.

Wenn der Hase sich auf den Wettlauf mit dem Igel einlässt,weil er das Spiel nicht durchschaut und am Ende erschöpft kapitulieren muss,sogar Hohn und Spott des verlogenen Igels erntet.

Wenn der brüllende Löwe zwar Verteidigungsbereitschaft signalisiert,aber am Ende – wenn es wirklich ernst wird -, als Bettvorleger endet bzw. gedemütigtwird.

 

Angst kann aber auch politisch hellwach machen,Selbsttäuschung, Selbstverlust und Selbstüberschätzung überwinden sowiepositive Kräfte zu mobilisieren helfen. Mehr lesen 

  

Kommentar:

Auf den christlichen Geist achten

 

Im Artikel „Rundumerneuerung“ (F.A.Z. vom 18. August) hält Reinhard Bingener der ev. Kirche in Deutschland einen realistischen Spiegel vor. Nicht nur Kompetenz und Unfähigkeit, Glück und Defizite werden angesprochen, sondern auch allzu Menschliches.


 

Es menschelt eben überall, auch in der verfassten Kirche. Aber wie geht ihre Führung damit um? Mit der Brechstange eines "Wahlmassakers", das anschließend mit dem Mantel einer falsch verstandenen Liebe zugedeckt wird?
Auf den Mann aus Nazareth könnte sich jedenfalls niemand berufen, der nicht auch das Destruktive mit dem Konstruktiven zu überwinden versuchte. Jesu Botschaft der Liebe als Conditio sine qua non sowie als Sinn und Seele aller kirchlichen Aktivitäten bewirkt selbst eine "Runderneuerung".
Mehr lesen

 

 

 

Kommentar: 

Klugheit macht reich

 

Zum Leitartikel von BZ-Chefredakteur Armin Maus vom  

22. September 2014 erschien in der Braunschweiger Zeitung ein Leserbrief:


 

"Stress" differenziert betrachten

Ein „Stress-Verbot“ ist in der Tat weltfremd, weil die Menschen sowie die Lebens- und Arbeitssituationen sehr unterschiedlich sind. Nicht jede Situation lässt sich nachhaltig durch Gesetze regeln und verbessern, sondern nur durch eine Führungs- und Betriebskultur, die die Person wertschätzt und würdigt, die Leistungen erkennt und anerkennt, die ein gerechtes Miteinander und solidarisches Füreinander anstrebt, persönliche Für- und Vorsorge sowie Loyalität und Identifikation im Blick auf das Unternehmen kennt. Dann ist auch ein vertrauensvolles Vier-Augen-Gespräch zum Thema „Stressbewältigung“ möglich und selbstverständlich.
Klugheit macht reich, wenn die betrieblichen und volkswirtschaftlichen Realitäten angenommen und ernstgenommen werden.
Mehr lesen 
 

 

 

Moment mal: 

Das Tier im Menschen

 

Wie ein nervöser Löwe im Käfig läuft einer hin und her. Die Angst, in der Gefangenschaft seiner Möglichkeiten und Abhängigkeiten zu kurz zukommen oder etwas zu verpassen, treibt ihn an. Aber selbst lautes Brüllen,übertriebene Forderungen und schlimme Beschimpfungen bringen keine Befreiung.Mehr lesen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wunder sind Geschenke,

aber sie setzen Liebe voraus

und ersetzen

keine Leidenschaft.




 


 

“Haifische im Aquarium. Mitten unter uns”,

ein Roman von Burkhard Budde, ist jetzt im Books on Demand-Verlag in Norderstedt erschienen.

 

Andreas Klein, die Hauptfigur des Romans, der die Herausforderungen eines kirchlichen Unternehmens im Spannungsfeld von Ethik und Monetik schildert, gerät in eine Schlangengrube: Macht- und Intrigenspiele, aber auch Eitelkeiten und Eifersüchteleien, Inkompetenz und Größenwahn verhindert immer mehr ein ganzheitliches Management, das Wirtschaftlichkeit, Soziales und Christliches als Einheit versteht. Der Protagonist ganzheitlichen Denkens scheitert, aber im Scheitern leuchtet eine Hoffnung auf umfassende, auch spirituelle Erneuerung auf.

 

Der Wechsel von fiktiven Anekdoten und ethischen Reflexionen, die Mischung von Ironie und Satire, die Prophezeiungen in den Parabeln, Fabeln und Träumen, machen die fiktionale und literarische Komposition des Romans zu einem spannenden Erlebnis, das die Seele des Lesers bewegen vermag.

 

Bestellungen sind in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BoD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. möglich. Es kostet 9,99 Euro (E-Book 3,49 Euro).



To build bridges

Für alle,

die gerne Brücken bauen


  Books as bridges

Für alle,

die gerne mit Büchern

Brücken bauen

 Burkhard Budde.

Annis Welt.

53 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße, biblische Meditationen.

148 Seiten. 12X19cm. 9,99 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-734-7967-84.

 

Burkhard Budde.

Erkennen, anerkennen, bekennen.

45 Texte, Aphorismen, Essays, Denkanstöße, biblische Meditationen.

108 Seiten. 12X19cm. 6,90 EUR.

Books on Demand Verlag (Bod)

ISBN: 978-3-744-8853-79

 

Zum Selberlesen, Verschenken oder zum Einsatz in der Bildungsarbeit in Schule und Gesellschaft. Die Bücher können in jeder Buchhandlung sowie im Internet im BOD Buchshop, bei Amazon, Thalia, Lovelybooks u.a. bestellt werden.

 

Nicht nur über eine Weiterempfehlung der Bücher würde ich mich sehr freuen,

sondern auch über eine Kontaktaufnahme

(E-Mail: burkhard-budde@t-online.de).

Burkhard Budde



In the face of an enemy,
that you can't see:
The longing for a life of dignity and freedom is growing,
even after normality and new community.

Two books with short texts should encourage,
current lasting in life,
hidden and forgotten,
the misunderstood and the repressed,
forgiven and reconciled
to discover:
"Anni's World" and "Recognize, acknowledge,confess"..

If you are curious about new life,
finds the known and the unknown in a new light.

The books can be purchased in any bookstore
as well as on the Internet in the BOD book shop,
can be ordered from Amazon, Thalia, Lovelybooks and others.

I would be very happy about a recommendation.

Best regards; stay healthy and protected
Yours
Burkhard Budde

burkhard-budde@t-online.de
www.burkhard-budde.de

PS: Of the 53 texts in "Annis Welt", ten are texts that transfer statements from biblical "classics" such as "Of the Good Samaritan", "Of the Prodigal Son", the "Ten Commandments", the "Golden Rule" into modern times.

Burkhard Budde. Annis Welt.
53 texts, aphorisms, essays, food for thought, biblical meditations.
148 pages. 12X19cm. 9,99 EUR.
Books on Demand Publisher (Bod)
ISBN: 978-3-734-7967-84.

Burkhard Budde. Recognize, acknowledge, confess.
45 texts, aphorisms, essays, food for thought, biblical meditations.
108 pages. 12X19cm. 6,90 EUR.
Books on Demand Publisher (Bod)
ISBN: 978-3-744-8853-79

Am Flughafen/Braunschweig.

Begegnung mit Elmar Brok.


IHK /Altstadtmarkt Braunschweig.

Begegnung mit Thomas Rachel.


Naturschutzgebiet Riddagshausen/Braunschweig.

 

Begegnung mit Thomas de Maiziere.


You Silence I Bird auf dem Kohlmarkt/Braunschweig.

 

Arche im Garten von Bethanien/Braunschweig.


Bad Harzburger Bahnhof.

Blick vom Burgberg/Bad Harzburg.

Canossa-Säule auf dem Burgberg/Bad Harzburg.

An der Bummelmeile/Bad Harzburg.

Bäderarchitektur/Bad Harzburg.

Jungbrunnen in Bad Herzburg.

Rabenklippen Bad Harzburg.

St.Andreasberg im Oberharz.

Glockenturm/St.Andreasberg.

Natur pur.

Gestaltete Landschaft.

Begegnung in Berlin.


Schloss Bellevue in Berlin.

Schloss von der Rückseite aus.

 

Schönheit der Nacht.

 

Tradition, Geschichte und Kultur.

 

Einheit von Natur, Technik und Kultur.

Glaube, Freiheit und Gnade.

Das Besondere der Nordsee.

Inselschönheit.

Natur und Kultur.

 

Ästhetische Ruhe.

 

Einsatz für Gerechtigkeit.

 

Begeisterung im "Detail".